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Schleswig-Holstein geht einen großen Schritt in Richtung klimaneutrales Industrieland 2040: Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) und Vertreter von Schleswig-Holsteins größten Industrieunternehmen aus den Bereichen Chemie, Zement und Raffinerie haben vergangene Woche eine Realisierungsvereinbarung zur klimaneutralen Transformation der Industrie an der Westküste unterzeichnet.
In der Vereinbarung halten die Unternehmen Covestro Deutschland, Holcim Deutschland, Linde, Raffinerie Heide, Sasol Germany, Yara Brunsbüttel und die Landesregierung fest, wie die mit dem Klimaschutzprogramm gesetzten Ziele im Sektor Industrie bis 2030 erreicht werden. „Mit der Realisierungsvereinbarung zeigen wir auf, wie Treibhausgase eingespart werden und gleichzeitig die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen gestärkt wird, für Wohlstand, Wertschöpfung und Versorgungssicherheit“, sagte Günther.
„Mit dieser Vereinbarung schmieden wir ein Industriebündnis für Klimaneutralität hier in Schleswig-Holstein. Wirtschaft und Politik senden damit ein Signal der Entschlossenheit und Zuversicht. Die Erneuerbaren Energien, der Zugang zu internationalen Seewegen und der Anschluss an das Wasserstoffkernnetz machen Schleswig-Holstein zu einem Top-Standort für klimaneutrale Industrie. Das Land wird die Rahmenbedingungen hier verbessern, etwa durch den Aufbau einer regionalen Wertschöpfungskette für Grünen Wasserstoff. Gleichzeitig werden wir uns im Bund und bei der EU dafür starkmachen, dass unsere Unternehmen einen Marktrahmen erhalten, der ihnen Rückenwind auf dem Weg zur Klimaneutralität gibt“, sagte Goldschmidt.
Ein Meilenstein für die Klimaneutralität bis 2040 ist laut Günther die Maßnahme aus dem Klimaschutzprogramm der Landesregierung, dass die Industrie bis 2030 die Treibhausgase um mindestens 1,5 Mio. t CO2-Äq gegenüber dem Mittel der Jahre 2017 bis 2019 reduziert. Allein durch bereits geplante oder schon umgesetzte Dekarbonisierungsprojekte sind Minderungen in der Größenordnung von etwa 1,2 Mio. t CO2 pro Jahr ab spätestens 2030 zu erwarten.
Künstliche Intelligenz, Spotspraying, Automatisierung, Direktsaat oder neue Wege in der Tierhaltung: Bei den Grünen Innovationstagen des Vereins Ziel.SH tauchten vorige Woche rund 450 Besucher auf dem Erdbeer- und Himbeerhof Steinwehr, Kreis Rendsburg-Eckernförde, an zwei Tagen in die Welt der Landwirtschaft von morgen ein. Deutlich wurde dabei, dass vieles schon heute keine Zukunftsmusik mehr ist, sondern bereits funktionierende Praxis. Partnerland des zweitägigen Formates war das Königreich Dänemark.
„Durch Innovationen entstehen nachhaltigere und resilientere Anbau- und Haltungssysteme, die helfen werden, Erträge abzusichern“, unterstrich Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU). Diese würden Umwelt und Tierwohl dienen und letztlich die Einkommen auf den landwirtschaftlichen Betrieben auch in Zukunft stabilisieren.
„Viele Gründe sprechen dafür, dass der Pflanzenbau der Zukunft anders aussehen muss als heute“, blickte Schwarz nach vorn. Besonders Erosion, Bodendruck, Resistenzen und Wirkstoffverluste, aber auch mangelnder Züchtungsfortschritt und Beschränkungen der Düngermenge seien akute Herausforderungen der Praxis. Unter Verweis auf gestiegene gesellschaftliche Anforderungen bei Umweltschutz und Tierwohl, beim Klimaschutz oder durch zunehmende Wetterextreme und einen hohen bürokratischen Aufwand sieht der Minister die Landwirtschaft vor enormen Herausforderungen, die sich nicht unbedingt mit traditionellen Techniken lösen ließen.
Um Bürokratie abzubauen, arbeite das Kieler Landwirtschaftsministerium an der Identifikation konkreter Punkte, um diese „im Sinne von Augenmaß und pragmatischer Umsetzung“ zu verändern. Zur Bewältigung der anderen Herausforderungen würden innovative Techniken, Digitalisierung und KI einen wichtigen Beitrag leisten können und leisten müssen. Im besten Fall könnten betriebliche Entscheidungen künftig genauer und effizienter werden.
Mikkel Hagen Hess, Botschaftsrat und Leiter der Handelsabteilung DACH der Königlich Dänischen Botschaft Berlin, blickte auf die gemeinsame Geschichte Dänemarks und Schleswig-Holsteins. Diese sei auch eine Geschichte der Innovationen in der Landwirtschaft: „Wir wollen heute auf den aktuellen Stand der Benutzung digitaler Anwendungen im Agrarsektor in Dänemark und Deutschland schauen.“ Bereits jetzt ermöglichten fortschrittliche Lösungen den Landwirten, „präziser und grüner“ zu arbeiten, so der Botschaftsrat. Der Agrarsektor stellt für Hess eine Quelle ständiger Entwicklung und Verbesserung dar mit dem Ziel, eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu schaffen. Man stehe heute erst am Anfang einer erfolgreichen landwirtschaftlichen Zusammenarbeit beider Länder. Im Herbst werde dazu eine Delegation nach Dänemark eingeladen. Der Botschaftsrat appellierte, voneinander zu lernen und Neuentwicklungen zu schaffen: „Lassen Sie uns Innovationen säen und Erfolg ernten.“
In verschiedenen Foren zu Themen rund um Ackerbau, Tierhaltung und Technik, bei Demonstrationen im Feld und auf der Innovationsmesse mit rund 50 dänischen und deutschen Unternehmen und Insitutionen aus den Bereichen Landwirtschaft, Klima und Erneuerbare Energien informierten sich die Besucher über innovative Lösungsansätze und ihren Weg in die Praxis.
Ein Video zu einigen der vorgestellten Innovationen ist abrufbar unter t1p.de/5yysh
Die Landwirtschaft über Grenzen hinweg voranbringen – Dänemark als Partnerland der Grünen Innovationstage in Steinwehr
„Deutschland ist ein sehr wichtiger Zusammenarbeitspartner für uns“, sagt Anne Dalsgaard Jensen. Der Begriff Innovation bedeutet für die Sektorexpertin für die dänische Landwirtschaft an der Königlich Dänischen Botschaft in Berlin vor allem, miteinander zu reden und gemeinsam weiterzukommen. „Es wäre schade, dies nur innerhalb Dänemarks oder nur innerhalb Deutschlands zu tun“, betonte Jensen. Die Digitalisierung in der Landwirtschaft eigne sich für eine Zusammenarbeit beider Länder ganz besonders.
Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Regulierungsvarianten in Dänemark und Deutschland arbeite die Königlich Dänische Botschaft auch daran, den Behördenaustausch zwischen den Ländern zu fördern.
Bei den Grünen Innovationstagen sähen die Besucher die Landwirtschaft von morgen, sagt Anne Dalsgaard Jensen: „Was dabei ganz wichtig ist: Man bekommt Miteinfluss. Hier ist es erlaubt mitzureden, und mein Eindruck ist, dass man auch gehört wird.“ Dänen und Deutsche miteinander ins Gespräch zu bringen, ist Anne Dalsgaard Jensen dabei ein besonderes Anliegen: „Wenn ich sehe, wie hier alle miteinander im Austausch sind, freut mich das wirklich außerordentlich.“ Beide Seiten sollten voneinander lernen und auch in Wirtschaftsfragen künftig enger kooperieren. Die Bundesrepublik sei schließlich Dänemarks nächstgelegener Nachbar.
Im Vergleich beider Länder sei der Umgang der Menschen in Dänemark untereinander jedoch tendenziell informeller. Wissenschaft, Verwaltung, Firmen und Interessenvertreter redeten sehr eng miteinander: „Man merkt in Dänemark, dass sich die Leute kennen. Genau das habe ich hier auch gespürt und möchte dies gern weiterfördern“, erläuterte Anne Dalsgaard Jensen.
Die Botschaftsmitarbeiterin betont darüber hinaus die Wichtigkeit, vonseiten der Politik das Gespräch mit der Praxis zu suchen: „Wenn wir nicht mit den Landwirten reden, kommen wir nur schwer weiter. Die Innovationen müssen am Ende von ihnen umgesetzt werden und sich auch auszahlen. Da lohnt sich Zusammenarbeit immer.“
Am Sonntag ist EU-Wahl. Mit ihrem Kreuz bestimmen die Bürger der Europäischen Union über die künftige Zusammensetzung des Europäischen Parlaments. Wir wollten wissen, warum Landjugendliche am 9. Juni ihr Kreuz auf dem Wahlzettel setzen und sprachen mit Lisa Tedsen, Johann Schmidt, Wiebke Wendt, Mirco Engelbrecht und Michelle Gabor.
Lisa Tedsen von der Insel Pellworm (27) hat früh von den Eltern, die beide Landwirte sind, vorgelebt bekommen, dass Wahlen die erste Möglichkeit sind, sich einzubringen und mitzubestimmen, ob im Verein, in der Kirche oder bei der Kommunalwahl. „Ich habe drei Schwestern und früher sind wir zusammen mit unseren Eltern zum Wahllokal auf der Insel geradelt“, erzählt die Steuerfachangestellte, die seit der Konfirmation Mitglied bei der Laju Pellworm ist. Diesmal ist Lisa froh, dass auch die Briefwahl möglich ist. Das sei praktisch, weil sie am Wochenende auch beim Lauf zwischen den Meeren mitmacht und dabei gleich auf zwei Strecken mit insgesamt 18 km antritt. Der begeisterten Joggerin ist es wichtig, trotzdem ihr Wahlrecht wahrzunehmen.
Johann Schmidt aus Brunsbek-Papendorf im Kreis Stormarn (20) kommt von einem Milchviehbetrieb mit Ackerbau und wollte nach der Schule etwas mit Mathematik und Arbeit an der frischen Luft machen. Jetzt ist er in der Ausbildung zum Vermessungstechniker. Im vergangenen Jahr gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Laju Südstormarn und ist inzwischen im Vorstand des Kreisverbandes der Stormarner Landjugend. Auch, wenn er Kommunalwahlen interessanter finde, sei es für ihn keine Frage, am Sonntag zur EU-Wahl zu gehen. „Das betrifft uns ja auch und ist eine Möglichkeit, Einfluss darauf zu nehmen, dass die Europapolitik so ist, wie man sie gern hätte.“ Der Hobbyimker kann sich gut vorstellen, später selbst in der Politik mitzumischen. Als Sprecher der Jugendfeuerwehr für die Kreise Lauenburg und Stormarn war er schon bei „Jugend im Landtag“. Außerdem ist er im Landesvorstand der Schülerunion.
Mirco Engelbrecht aus Bokhold-Hanredder im Kreis Pinneberg (23) hat die Höhere Landbauschule abgeschlossen und will den Familienbetrieb mit Milchviehhaltung und Ackerbau übernehmen. Mit 17 Jahren hat der zweite Vorsitzende des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein 2018 bei den Kommunalwahlen gewählt, und zwar per Briefwahl, denn er war im dritten Lehrjahr auf einem Ackerbaubetrieb in Mecklenburg-Vorpommern. Am Sonntag wird er selbst ins Wahllokal gehen. „Für mich waren Wahltage schon immer anders als ein gewöhnlicher Sonntag. Wir sehen auf jeden Fall zu, dass wir uns nicht zu viel vornehmen. Wenn es passt, geht unsere ganze Familie zusammen zum Wahllokal, aber dieses Mal sind meine beiden jüngeren Geschwister als Wahlhelfer eingesetzt. Abends schauen wir meistens zusammen die ersten Hochrechnungen.“ Wählen sei für ihn wichtig, um die eigene Meinung zu vertreten. Es wäre schade, diese Chance nicht zu nutzen. Sein Kreuz bei der Wahl zu setzen, sei nicht aufwendig und dazu der erste Schritt, Probleme anzugehen, die man vor Ort habe. Für ihn sei bei der EU-Wahl aus agrarwirtschaftlicher Sicht wichtig, dass Landwirtschaft in Europa wieder eine tragbare Konkurrenzsituation erreiche.
Wiebke Wendt, Agrarausschusssprecherin des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein aus Westermoor im Kreis Steinburg (26) war knapp zu jung, als das erste Mal ab 16 gewählt werden durfte, und war dann mit 20 Erstwählerin. „Briefwahl wäre mir zu viel Zettelkram“, sagt die Agrarbetriebswirtin. Wählen sei für sie sehr wichtig. „Ich finde es schwierig, wenn man sich nur aufregt über Dinge, die nicht gut laufen. Ich versuche die Partei zu wählen, die meine Interessen am besten vertritt. Bei Treffen der Landjugend mit Politikern und durch den Steinburger Junglandwirteabend konnte ich mich dafür ganz gut informieren.“ Ihre Zukunft sieht Wiebke auf dem Milchviehbetrieb ihrer Eltern, den sie übernehmen wird. Gerade nimmt sie mit ihrer jüngeren Schwester in der Landwirtschaftskammer am Kurs zur Bauernhofpädagogikteil. „Es wäre schön, wenn wir das dann zusammen auf dem Hof etablieren könnten“, so ihre Pläne.
Michelle Gabor aus Wiershop im Kreis Herzogtum-Lauenburg (18) wird ihre Eltern am Sonntag im Wahllokal treffen, denn sie ist Beisitzerin bei der Wahl in ihrem Heimatdorf. „Wählen ist für mich wichtig, seitdem ich 16 war, denn die Wahlen bestimmen meine Zukunft. Auch wenn ich nur eine Stimme von ganz vielen bin, kann diese Stimme etwas verändern. Mir ist es wichtig, Verantwortung zu übernehmen, indem ich durch mein Kreuz auf dem Wahlzettel meine Zukunft und die meiner späteren Kinder mitgestalte“, so die Schülerin der Alfred-Nobel-Schule Geesthacht.
Eine Premiere erlebte der Sportschützenverein Nienborstel. Zum ersten Mal war eine Gruppe von LandFrauen zu Gast. Die Vereinsvorsitzende Dörte Buhk freute sich, dass 18 Mitglieder des OV Legan und Umgebung im Rahmen des Aktivtages das Angebot nutzen, sich im Bogenschießen auszuprobieren. Buhk sagte eingangs, sie hoffe, dass es ein gelungener Abend werde, sodass auch andere Vereine dem Beispiel folgen würden.
Um es vorwegzunehmen: Es wurde ein gelungener Abend. Zunächst wurden die Frauen in die Kunst des Bogenschießens eingewiesen und durften dann jeweils zu dritt am Bogen üben. Bevor ein Pfeil auf die Zielscheibe fliegen konnte, wurden fleißig und in vielen Durchgängen das Spannen des Bogens und das Zielen trainiert. Nachdem alle etwas Sicherheit im Umgang mit Pfeil und Bogen gewonnen hatten, durften die LandFrauen im angrenzenden Wald beim Schießen auf dort aufgestellte Tierattrappen testen, wie gut sie die schon mit Pfeil und Boden umgehen konnten. Drei Gruppen gingen „auf die Pirsch“. Neben vier Einweisern unterstützten weitere Mitglieder der Bogenschießsparte die Übungseinheit, denn einige Pfeile mussten im Laub und Unterholz gesucht werden, da sie ihr Ziel verfehlt hatten.
Zwischenzeitlich stärkten sich die Teilnehmer beider Vereine an dem Buffet. Dafür hatten die LandFrauen Fingerfood mitgebracht. Zum Abschluss wurde ein Schießwettbewerb auf Ballons durchgeführt, den Josie Rohwer gewann.
Die diesjährige NordArt in Büdelsdorf, eine der größten jährlichen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa, ist seit Freitag vergangener Woche eröffnet und feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums werden in diesem Jahr anstelle eines Länderschwerpunkts Werke von Preisträgerinnen und Preisträgern der vergangenen Jahre gezeigt. Aber auch neue Objekte, Skulpturen, Gemälde und Installationen von Künstlern aus aller Welt sind zu bestaunen. Sie inspirieren, regen zum Nachdenken, Träumen oder Schmunzeln an, laden auf eine Fantasiereise ein und lassen den Alltag für eine Weile vergessen.
Die ehemaligen Hallen der Gießerei Carlshütte bieten immer wieder eine imposante Kulisse und verleihen vielen der Objekte mit dem morbiden Charme verfallener Industrie einen ganz besonderen Rahmen, setzen sie zwischen bröckelndem Beton und herausstechenden Bewehrungen oder vor dem Kupolofen in Szene. Dabei haben Chefkurator Wolfgang Gramm und seine Frau und Kuratorin Inga Aru jedes Jahr aufs Neue die Qual der Wahl, wenn sie aus 3.000 Bewerbungen gut 200 Werke von Künstlerinnen und Künstlern auswählen. Diese ausgewählten Werke erzählen eine gemeinsame Geschichte unserer Zeit. In 25 Jahren haben zahlreiche Ereignisse die Welt geprägt, viele der Geschehnisse spiegelten und spiegeln sich auch in den Arbeiten der NordArt-Künstler wider und machen diese zu unvergesslichen Zeitzeugen und Botschaftern. In ihrer ganz eigenen bildhaften Sprache versuchen die Kunstschaffenden, Erklärungen zu finden, wo einem oft die Worte fehlen. Um einzuordnen, zu mahnen, zu vergessen, zu rebellieren, zu banalisieren, zu kritisieren oder augenzwinkernd zu karikieren. Viele der älteren preisgekrönten Werke der NordArt haben mitunter nichts an Aktualität verloren oder erscheinen angesichts aktueller weltweiter Geschehnisse in einem neuen Kontext.
„Kunst kann die Seele träumen lassen und Zuversicht schaffen – in einer Sprache, die alle Menschen verstehen“, beschreibt es Wolfgang Gramm im Vorwort des umfangreichen Ausstellungskataloges. Seit 2010 sind insgesamt 57 Preisträger ausgezeichnet worden. Diese bilden 2024 mit ihren Werken in und um die Carlshütte den Fokus der Jubiläumsausgabe der Ausstellung. Erneut können sich die Besucher auf die gesamte Bandbreite an zeitgenössischer Kunst freuen. Oft skurril, immer wieder beeindruckend, vielfältig, kreativ, einfallsreich und jedes Werk für sich einzigartig. Oder wie Wolfgang Gramm es nennt: „Ein Blick zurück auf eine wunderbare Reise durch die Kunst.“ Ein Teil der Ausstellung ist der Mongolei gewidmet, mit der seit zehn Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit besteht. Langjährige Kontakte bestehen auch zur chinesischen Kunstszene, unter den Preisträgern sind elf Künstler aus China, in der aktuellen Ausstellung sind 26 chinesische Künstlerinnen und Künstler vertreten.
Aktiv mit Hand anlegen dürfen die Besucher beim Begraben eines Kriegbeils, indem sie eine Handvoll Erde auf die große steinernde Axt mit der Bezeichnung „Hier ruht der Krieg, R.I.P.“ des franzöischen Künstlers Gilles T. Lacombe werfen. Sie erfahren bei der Installation der finnischen Künstler Teija und Pekka Isorättyä „Lilia‘s Garden“, was es mit den Infusionsschläuchen auf sich hat, und können per Knopfdruck die zwölf kinetischen Werke des Sonderprojekts „Von der Wiege bis zur Bahre“ von Willi Reiche in Bewegung setzen. Ein weiteres Sonderprojekt stellt „A Sense of Place“ von Paul Critchley dar, der mit seiner skurrilen Installation die Illusion eines Hauses erschafft. Weitere Infos unter nordart.de
Der Gänsefraß bei Karsten Alberts, Landwirt in Westerhever auf Eiderstedt, Kreis Nordfriesland, hat extreme Ausmaße angenommen. Aufgrund der Lage im Vogelschutzgebiet hat er wenig Hoffnung auf Besserung, trotz der Versprechungen von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), die Gänsefraßproblematik zur „Chefsache“ zu machen.
Alberts hält 85 Fleischrinder, die im Winter aufgestallt werden und im Sommer auf die Weide kommen. Die Futtergrundlage für die Rinder bilden 50 ha Grünland inklusive Mähweiden sowie 11 ha Ackerland, wovon sich 8,5 ha im Vertragsnaturschutzmuster (VNS) „Ackerlebensräume“ befinden.
Futter zukaufen
Der Landwirt sorgt sich, dass vor allem die Nonnengänse, die von Ende September bis Mitte Mai auf den Flächen äsen, die Tierhaltung immer weiter verdrängen. „Mittlerweile sind die Gänse weg, aber die Schäden sind noch weithin sichtbar“, erklärte er Ende Mai gegenüber dem Bauernblatt.
Versuche der Landwirtschaftskammer haben gezeigt, dass die Gänseschäden auf intensiv genutztem Grünland bis zu 1.200 €/ha betragen. Die mindere Futterqualität der späteren Schnitte durch höheren Rohfaseranteil, starke Verunkrautung (unter anderem Distel, Vogelmiere, Löwenzahn), Kot sowie die Verschlechterung der Grasnarbe seien da noch gar nicht eingerechnet. „Maßnahmen zur Grasnarbenerneuerung sind nicht gewollt beziehungsweise nicht erlaubt“, stellt Alberts klar. Teils muss er zukaufen oder Futter aus dem vergangenen Jahr zufüttern, das aber eben von späteren Schnitten stamme und daher nicht an die Qualität eines ersten Aufwuchses herankomme. Alberts fühlt sich machtlos den Gänsen ausgeliefert. Er beschreibt das so: „Es ist, als wenn sich jemand anderes aus deinem Kühlschrank bedient und du den Kühlschrank nicht abschließen kannst.“
Das VNS-Muster „Rastplätze für wandernde Vogelarten“ entschädige zwar mit bis zu 350 €/ha (Grünland), ist aber mit Auflagen verbunden. Dazu gehört, dass man die Gänse dulden muss und nicht vergrämen darf. „Deswegen machen viele Landwirte nicht mit, damit sie wenigstens die arrondierten Flächen für ihr Milchvieh von Gänsen frei halten und produktionsorientiert wirtschaften können“, erläutert Alberts.
Aus seiner Sicht war früher die Unterschutzstellung richtig, aber mittlerweile gebe es einfach zu viele Gänse und die Politik reagiere nicht. Allein in Westerhever hielten sich jährlich mindestens 65.000 Gänse auf. Da hülfen auch Bejagung und die wahrscheinlich kommende Jagdzeitenverlängerung nicht mehr viel. Der Druck auf die Fläche in Westerhever werde dadurch voraussichtlich sogar noch verstärkt, weil es einen Vergrämungseffekt aus Gebieten gebe, die kein Vogelschutzgebiet sind.
Auch die Gelege anzupiksen oder Eier einzusammeln helfe bei den Nonnengänsen nicht viel, eher bei den Graugänsen. Diese Maßnahme ist zudem in Vogelschutzgebieten ebenfalls verboten.
Auflagen abschreckend
Milderung für die Landwirte soll eigentlich der sogenannte Flächenpool bringen. Die Stiftung Naturschutz kauft dabei Flächen, die geschädigten Landwirten als Futterersatz zur Verfügung gestellt werden. Aber auch für die Teilnahme am Flächenpool gebe es strenge Auflagen, die viele Landwirte abschreckten. „Aktuell gibt es noch acht Landwirte in Westerhever. Nur einer macht beim ,Flächenpool‘ mit“, schildert Alberts. Hauptgrund sei meistens, dass Landwirte auf eigenen Flächen die Vergrämung komplett einstellen müssten.
Auf den Flächen in Westerhever zeigt sich, dass Nonnengänse hauptsächlich in der Mitte von Parzellen äsen. „Andere Wiesenbrüter werden in die Randbereiche gedrängt und dort eher Opfer von Prädatoren, die die Gelege leer machen“, beobachtet der Rinderhalter. Er fragt sich: Wo sind die jungen Austernfischer, Wiesenschnepfen, Küstenseeschwalben? Die Gänse sind nach seiner Einschätzung ein Problem für die anderen Wiesenvögel. Er betont: „Wo viele Gänse sind, geht das Brutgeschehen anderer Wiesenvögel zurück.“
Ein weiteres Problem für die Artenvielfalt sei die zunehmende Eintönigkeit der Landschaft und der Bewirtschaftung als Folge des Natuschutzes. „Momentan gibt es hier intensiv genutztes Grünland, Ackerbau, extensiv genutztes Grünland und Weidehaltung mit verschiedenen Tierarten. Wenn die Landwirte verschwinden und die Stiftung nur noch gleichzeitige Pflegeschnitte durchführt, verödet die Landschaft“, warnt Alberts.
Anpassen oder aufgeben
Der Bürgermeister der Gemeinde Westerhever, Olaf Dircks, erklärt: „Das Problem mit den Nonnengänsen besteht schon viele Jahre.“ Landwirte könnten dadurch nicht mehr vernünftig wirtschaften und würden verdrängt. „Sie haben sich angepasst oder aufgegeben“, so Dircks.
Jegliche Kreativität bei der Vergrämung der Gänse sei müßig. Nach wenigen Tagen stellte sich jedes Mal ein Gewöhnungseffekt ein. „Drohnen dürfen im Vogelschutzgebiet nicht fliegen“, beschreibt er eine weitere Einschränkung in Sachen moderner Vergrämungsmethoden. „Für uns geht es eigentlich nur noch um eine unbürokratische angemessene Entschädigung“, berichtet Dircks. Unabhängige Sachverständige müssten Schäden begutachten, direkt wenn sie einträten. Er nutze auch den Gänsemelder, aber die Handhabung sei kompliziert, wenn man nicht regelmäßig melde. Außerdem behindere die oft schlechte Verbindung bei der Meldung.
Dorfleben leidet
Der Bürgermeister warnt vor negativen Effekten auf das Dorfleben, sollten Landwirte weiter verdrängt werden. Er beschreibt: „Niemand kann dann mal schnell mit dem Traktor vorbeikommen, um kleine Hilfsarbeiten zu leisten.“ Auch Feuerwehr und andere Ehrenämter würden oft von Landwirten besetzt oder zumindest unterstützt. Der Bürgermeister berichtet: „Wenn die Landwirte gehen, kaufen oft Städter die Höfe, renovieren und bauen Ferienwohnungen.“ Das sei zwar hübsch, aber es gebe kaum Einbindung in das Dorfleben und im Winter stehe alles leer. Die Folge: Die Dorfgemeinschaft leidet.
„Ministerpräsident Daniel Günther hat die Gänseproblematik zur Chefsache erklärt, aber nichts passiert“, so Dircks. Das frustriere. Er könne sich einen Küstenstreifenfonds vorstellen für besonders betroffene Gebiete, die zusätzlich im Vogelschutzgebiet lägen und die durch die Jagdzeitenverlängerung noch stärker unter Druck gerieten. „Für neue Ranger ist doch auch Geld da“, argumentiert Dircks.
Jagd- und Schonzeiten
Die Jagd- und Schonzeitenverordnung in Schleswig-Holstein wird angepasst. Das Anhörungsverfahren dazu endete am 31. Mai. Für Nonnengänse soll laut Verordnungsentwurf in der Zeit vom 1. Oktober bis 28. Februar (aktuell 15. Januar) in allen Kreisen eine Bejagung möglich sein, soweit diese mit den Einschränkungen außerhalb Europäischer Vogelschutzgebiete erfolgt. Laut Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) ist damit die bisherige Kulisse, die aus den Kreisen an der Westküste bestand, entfallen, was einer langjährigen Forderung des Berufsstandes entspreche und insofern positiv zu bewerten sei.
Kritisch sieht der BVSH, dass die Jagd weiterhin nur zur Schadensabwehr auf gefährdetem Acker- und Grünlandkulturen durchgeführt werden darf, wenn sich der Grundeigentümer nicht vertraglich zur Duldung von Gänsen verpflichtet hat. Da die Notwendigkeit zur Abwehr erheblicher Schäden vorab weiterhin durch einen anerkannten Sachverständigen festgestellt werden müsse, sei das Verfahren aufwendig und kaum praxisgerecht. Der BVSH fordert, dass auf das Sachverständigenverfahren insgesamt verzichtet wird.
Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein schlägt in seiner Stellungnahme eine grundsätzliche Abschaffung von Einschränkungen bei der Jagd auf Nonnengänse, Graugänse, Kanadagänse und Blässgänse vom 1. August bis 31. Januar vor. Zur Schadensabwehr sollte eine Bejagung der genannten Gänsearten zudem vom 16. bis 31. Juli und 1. bis 28. Februar ermöglicht werden.
Angemerkt: Vergrämte Landwirte
Die Gänsefraßproblematik in Schleswig-Holstein bleibt ungelöst. Die politisch Verantwortlichen schaffen es nicht, den wachsenden Gänsepopulationen einen Ordnungsrahmen zu geben, der für alle Betroffenen akzeptabel ist. Daran werden auch verlängerte Jagdzeiten wenig ändern. Insbesondere Tierhalter in Vogelschutzgebieten müssen fast handlungsunfähig mitansehen, wie ihr hochwertigstes Grundfutter Jahr für Jahr den Gänsen zum Opfer fällt. Der psychologische Aspekt ist dabei nicht zu unterschätzen. Die betroffenen Landwirte sind frustriert und verlieren die Motivation für ihren Beruf. Hier sind unbürokratische Hilfen gefordert.
Seit Ende Februar steht der Vereinigungspreis für Schlachtschweine unverändert bei 2,20 €/IP. Trotz einer zwischenzeitlich recht sommerlichen Witterung und einer belebten Grillfleischnachfrage blieb der Basispreis stabil.
Die Marktlage wird jedoch weiterhin als freundlich beschrieben. Ein knappes Angebot trifft auf eine stetige Nachfrage der Schlachtereien.
Das Angebot an Schlachtschweinen hat sich in Deutschland seit dem Jahresbeginn weiter verringert. In diesem Jahr liegen die Schlachtungen um 1,8 % unter den Vorjahreszahlen. Aus dem Fleischhandel wird berichtet, dass der Anstieg des Grillfleischabsatzes nicht immer die Erwartungen erfüllt hat. In vielen Regionen in Deutschland war es zu kühl und zu nass. Somit war aus Sicht der Schlachtbetriebe kein Spielraum für höhere Schweinepreise vorhanden. Jetzt hofft die Branche auf den Beginn der Fußball-Europameisterschaft und die vollen Schlachtwochen im Juni.
In der Schlachtbranche setzt sich die Konsolidierung fort. Durch die geringeren Schweinebestandszahlen kommt es zu weiteren Standortschließungen. Im Jahr 2023 wurden gegenüber dem Vorjahr 7 % weniger Schweine geschlachtet. Dennoch konkurrieren die Unternehmen um die Tiere. Die aktuellen Schweinekurse liegen zwar unter den Rekordmarken des Vorjahres, doch sind auch einige Aufwandspositionen wie Futtermittel und Energie günstiger geworden. Dies hat den Bestandsabbau etwas gebremst. Dennoch bleibt die Stimmung in der Branche getrübt. Politik und Lebensmittelhandel erhöhen laufend die Anforderungen an die Haltungsbedingungen in der Schweinehaltung. Dazu kommen zum Beispiel auch erhöhte Emissionsauflagen. Dabei sinkt die Nachfrage nach Schweinefleisch im Inland. Für Exporte ist hiesiges Schweinefleisch zu teuer. Wenn die Schweinehaltung in Deutschland eine Zukunft haben soll, muss der Handel für hiesige Schweine aus höheren Haltungsstufen auch entsprechende Preisaufschläge zahlen – so die Meinung vieler Experten.
Zehn Jahre ist es her, dass sich Landwirte mit kleineren Betrieben und Höfen in Schleswig-Holstein zum Verein Nordbauern zusammengeschlossen hatten. Im Freilichtmuseum Molfsee wurde das Jubiläum im Rahmen eines Tages der Direktvermarkter gefeiert.
In Regie von Ernst Schuster von der Obstquelle in Raisdorf ist mit den Nordbauern ein breites Netzwerk entstanden, das sich starkmacht für seine Mitglieder – in ganz praktischer Weise, aber auch politisch. Deutlich wurde diese Funktion des Verbundes in der Feierstunde im Freilichtmuseum Molfsee als Tag der Direktvermarkter.
Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) betonte das große Engagement der Mitglieder, die mit viel Herzblut ihre Betriebe entwickelten. Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, und der Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Einkaufen auf dem Bauernhof des Deutschen Bauernverbandes, Anders-Maximilian Gyllenstig, hoben vor allem die Netzwerkarbeit des Vereins hervor.
Werner Schwarz würdigte die Verdienste des Vereinsvorsitzenden. Vor allem durch seinen Einsatz sei eine starke Gemeinschaft entstanden. „Ernst Schuster ist das Gesicht der Nordbauern“, sagte Schwarz und rückte ein wichtiges Anliegen der Nordbauern in den Fokus: den Austausch zwischen der Politik und den Produzenten – gebe doch der Tag der Direktvermarkter ein praktisches Beispiel, wie der Verein die Erzeuger des Landes, die Verbraucher und die Politik zusammenbringe.
Zuvor hatte sich der Minister mit einer Schulklasse aus Bordesholm über Landwirtschaft früher und heute ausgetauscht. Bemerkenswert für ihn: Die Zehntklässler zeigten sich vor allem über die politischen Themen der Landwirtschaft gut informiert, etwa über die gesellschaftliche Diskussion um den Einsatz von Glyphosat oder die Agrarprämien. „Da wurden durchaus auch kritische Fragen gestellt. Wenn wir solche jungen Menschen haben, blicke ich ohne Sorge in die Zukunft“, so Schwarz.
Für Kammerpräsidentin Ute Volquardsen bedeuten zehn Jahre Nordbauern „auch zehn Jahre Netzwerkarbeit“. Der Verein mit Mitgliedern aus allen landwirtschaftlichen Bereichen habe den Landwirten nicht nur eine Stimme gegeben, sondern auch eine Gemeinschaft geschaffen. Die sei in schnelllebigen Zeiten, in denen Digitalisierung, sich ständig ändernde Marktbedingungen und wachsende Bürokratie eine zusätzliche Bürde für die Landwirte darstellten, wichtiger denn je. Volquardsen bedankte sich beim Minister dafür, dass er sich für die Entbürokratisierung in der Landwirtschaft starkmachen werde.
Beeindruckt von der „Nähe zu den Mitgliedern“ zeigte sich Anders-Maximilian Gyllenstig vom Deutschen Bauernverband. Er unterstrich unter anderem die Bedeutung der Direktvermarkter, die „den ländlichen Raum prägen, aber auch in den Städten präsent sind und Brücken zwischen Stadt und Land bauen“. „Die Nordbauern vertreten ihre Mitglieder auf politischer Ebene und repräsentieren gleichzeitig die Qualität ihrer Erzeugnisse“, so Gyllenstig. Für ihn sei die Direktvermarktung eine nachhaltige Bewirtschaftung, die die Zukunft der Betriebe sichere.
Doch bei allen Lobpreisungen ließ der Vereinsvorsitzende Ernst Schuster keinen Zweifel daran, dass es noch Verbesserungsbedarf gebe. Themen wie Steuerfreiheiten oder die differenzierte Betrachtung der Betriebe bei Vorgaben des Veterinärwesens waren da nur einige Beispiele.
Schuster wünscht sich noch mehr Mitglieder. Die Zahl der Nordbauern liegt derzeit bei 40 – zu wenig für das ganze Land Schleswig-Holstein, findet er: „Wir sind noch nicht stark genug!“ Im Verein sind viele Gewerke vertreten – Landwirte, Bäcker, Schäfer, Brenner, Käsereien – unabhängig von Bio- oder konventioneller Landwirtschaft.
Für Kirsten Möllgaard von der Käserei Möllgaard, Hans Möller von der Meierei Horst und Ralf Stelzer von der Brennerei Altenhof gibt es keine Alternative zum Verbund der Nordbauern. „Der Einzelne schafft es heute nicht mehr, sich über alles zu informieren. Da ist der Austausch im Verein wichtig, um auf dem Laufenden zu sein. Auch die Vernetzung bei der Logistik ist eine große Hilfe“, sagte Stelzer.
Eine Form der praktischen Hilfe gab es gleich zu Beginn der Tagung: Oliver Ohm, Leiter der BBE-Handelsberatung Hamburg, stellte eine Machbarkeitsstudie zum Thema Automatenverkauf vor, die er im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erarbeitet hatte. Gerade unter dem Aspekt der Personalknappheit sei dies eine sinnvolle Investition. Auch in anderen Fachvorträgen konnten sich an diesem Tag die Mitglieder informieren. Allerdings musste krankheitsbedingt die Vorstellung des neuen Arbeitskreises Direktvermarktung der Landwirtschaftskammer verschoben werden.
Besonderer Dank ging an Kerstin Pöhls, Leiterin des Freilichtmuseums Molfsee. Sie schaffe in ihrem Museum die Verbindung von Landwirtschaft früher und heute und biete eine Plattform für den Austausch, sagte der Landwirtschaftsminister. Auch das Programm mit Diskussionsrunden und Vorträgen in den Räumen des Museums zeigte die enge Verbundenheit zwischen Nordbauern und Museum.
Ernst Schuster verwies in diesem Zusammenhang auf den Nordbauernmarkt, außerdem ist der Verein Partner beim Herbstmarkt des Museums, den jährlich 50.000 Menschen besuchen. „Die Nordbauern sind ein Aushängeschild der Direktvermarkter im Land, ein Fenster für die Betriebe, um sichtbar zu sein“, so der Vereinsvorsitzende.
Am vorigen Sonntag fand auf dem Gestüt Tasdorf bei Neumünster die traditionelle Big Challenge statt. Gut 80 Teilnehmer aus Schleswig-Holstein radelten nach Begrüßung durch Dietrich Pritschau, Vizepräsident im Landesbauernverband, 35 km über Land. Neben dem sportlichen Aspekt geht es bei Big Challenge vor allem darum, Geld für die Krebsforschung und -therapie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) zu „erfahren“. Von der Aktion „Agrill“ überreichte Sönke Hauschild vom Bauernverband 500 € an Pritschau. Insgesamt hat die Big Challenge über die Jahre mehr als 110.000 € an das UKSH übergeben. Im kommenden Jahr wird die Ausfahrt in Westerrade, Kreis Segeberg, stattfinden.
Gesunde Pferdefütterung ist kein Selbstverständnis. Der Einsatz verschiedener Futtermittel wirft Fragen auf. Welches Grundfutter ist neben Gräsern und Kräutern auf der Sommerweide das Beste für Pferde? Ob Teilzeitweide, Winterfutter mit Paddockauslauf oder Boxenhaltung – Heu gewinnt eindeutig das Rennen.
Eigentlich sollte außer Frage stehen, welches Futter sich neben gesundem Weidegang am besten eignet. Heu von hoher Qualität darf als erste Wahl für die Grundfutterration angesehen werden. Doch es stellen sich anschließend zahlreiche Fragen: Wie sieht es bei unterschiedlicher Fütterung von Heu oder Heulage und Silage im Pferdemagen und im -darm mit den ph-Werten aus? Welche Werte dürfen als gesund angesehen werden und wie hoch sollte der messbare ph-Wert im Pferdeapfel liegen? Was sind die Folgen einer mittel- und langfristigen Übersäuerung?
Was dürfen Pferdehalter, Einsteller und Futtermeister mit gutem Gewissen tolerieren und dem Pferd anbieten? Kann eine Heulage, die aus witterungstechnischen und wirtschaftlichen Gründen gewonnen wurde, guten Gewissens Pferden als Grundfutter gereicht werden? Was ist mit den sogenannten Kotwasserpferden, die empfindlich reagieren? Dazu ist zu klären, wie es mit den Fruktangehalten, Schnittzeitpunkten oder bakterieller Belastung und einer Kontamination mit Staub und Schimmel aussieht.
Heulage als Alternative
In der Frage, ob sich besonders im Winterhalbjahr etwa Heulage oder gar Silage als gute Alternativen zum Heu anbieten, lautet die Antwort: eine gute Heulage ja, Silage keinesfalls. Heulage sollte unter besten Bedingungen hergestellt und gelagert sein, staubarm, ohne Fremdbestandteile wie Hundekot oder Kadaverteile, mit einem angenehmen, an Milch und feines Wiesenheu erinnernden Geruch. Wird sie nach Anbruch bald verbraucht (in zwei bis drei Tagen), spricht besonders bei ungünstigen Erntebedingungen für die Heugewinnung wenig gegen die Gewinnung von Heulage als zeitlich begrenzter Alternative. Heu oder Heulage ist besonders im Winterhalbjahr als Grundfutter unverzichtbar und sollte bei Heufütterung mindestens mit 1,5 kg pro 100 kg Lebendgewicht in der Gesamtration berücksichtigt werden. Für einen 1,65 m großen und 550 kg schweren Warmblüter sind das etwa 8,25 kg Heu als Erhaltungsfutter.
Bei freiem Zugang zu Heu steigt der ph-Wert des Pferdemagens von sehr sauren 2,0 auf etwa 5,5. Einen nicht unerheblichen Anteil daran haben die gründliche Einspeichelung und Zerkleinerung des Grundfutters. Hierbei wird säureregulierendes Bicarbonat gebildet. So wird einer Übersäuerung des Magens vorgebeugt. Dieser Ausgleich ist wichtig, denn eine anhaltende Ansäuerung des Dünn- und Dickdarms bleibt nicht ohne negative Folgen für den Pferdekörper. Erhöhte Milchsäureanteile der Futterration und des Verdauungstrakts können mittelfristig zu erheblichen Störungen des Stoffwechselhaushalts führen.
Der pH-Wert im Kot von Pferden liegt im Schnitt zwischen 6,8 und 8. Untersuchungen haben ergeben, dass es hierbei keinen signifikanten Unterschied zwischen Heulage- und Heufütterung gibt. Bei hohen Kraftfuttergaben oder Dysfermentation (krank machende Fehlverdauung) im Dickdarm sinkt allerdings der pH-Wert. „Auch im Dickdarm konnten keine Unterschiede des pH-Wertes bei Heu- oder Heulagefütterung nachgewiesen werden“, erklärt Tierarzt Björn Teegen aus der Pferdeklinik Bockhorn in Niedersachsen. Er fügt hinzu: „Das Kotwassersyndrom tritt aus unserer Erfahrung vermehrt bei Heulagefütterung auf, wobei wir es auch bei reiner Heufütterung beobachten.“ In Untersuchungen wurde bei Heulagefütterung eine geringere Zerkleinerung von Futterpartikeln beobachtet. Diese binden im Dickdarm weniger Wasser. Eiweißprodukte, die während des Silierungsprozesses entstehen, stehen weiter im Verdacht, die Wasserabsorption im Dickdarm nachteilig zu beeinflussen.
Sorgsame Ernte und Lagerung
Auch der nicht immer verantwortungsvolle Umgang mit dem Futter wirft eine Vielzahl von Fragen auf. Das mag manchem Pensionsstallbetreiber sauer aufstoßen, was die Sache allerdings nicht besser macht. So manche Kolik oder Kotwasserauffälligkeit könnte durch sorgsam geerntetes und bestens aufbereitetes und gelagertes Heu vermieden werden, auch wenn die Ursachen nicht allein in der Fütterung begründet sein müssen. Denn eine der häufigsten Ursachen von länger anhaltendem Kotwasser ist neben anderen Faktoren wie Stress und Bewegungsmangel eine schlechte Raufutterqualität. Pilze und Schimmel begünstigen die durch Kotwasser erkennbaren Darmstörungen. „Die Sachlage ist komplizierter als man denkt“, sagt Teegen. „Es scheint weniger eine Frage zu sein, ob Heu oder Heulage das bessere Futter ist, sondern vielmehr ist die Qualität von entscheidender Bedeutung.“
Gleich ob Heu, Heulage oder Futterstroh und Einstreu, es hilft, die eigene Nase hineinzustecken. Staubt das Heu schon beim Aufschütteln deutlich, riecht es muffig, sind gar Erdklumpen und andere Verunreinigungen bis hin zu Schimmel vorhanden? Hinterlässt der Geruch der Heulage ein säuerliches Kitzeln in der Nase?
Im Lager ein stabiles Produkt
Ist es einmal trocken eingelagert, ist Heu ein sehr stabiles Produkt. Es sollte allerdings nicht zu früh nach der Ernte verfüttert werden. Ein sechs- bis achtwöchiges „Ausschwitzen“ des Heus muss zwingend eingehalten werden. Während dieser Zeit kommt es zu einer starken Vermehrung von Bakterien und einer Erwärmung des Heus. Der dabei entstehende Wasserdampf kondensiert an der Oberfläche und der Wassergehalt des Heus wird reduziert. Wird Heu in dieser Phase verfüttert, kann der erhöhte Keimgehalt zu erheblichen und gefährlichen Verdauungsstörungen führen.
Unsachgemäße Lagerung, wie eine zu enge Lagerung mit wenig Durchlüftung oder Bodenfeuchte, ist häufig an einer Schimmelbildung erkennbar. Auch Kontaminierung im Lager, etwa durch Tierkot und Urin, tritt nicht selten auf. Solches Futter gehört nicht auf den Futtergang oder in die Raufe, sondern auf den Misthaufen.
Heulage wird nach einer Anwelk- und Trockenphase unter Luftabschluss konserviert. Durch mikrobiell gebildete Milchsäure fällt der pH-Wert unter 5. Eine starke Verdichtung und ein möglichst schneller Sauerstoffabschluss sind wichtig für eine gute Konservierung. Bei einer Verletzung der üblichen Wickelfolien kommt es rasch zu einem aeroben Verderb. Dabei können Schimmelpilze, Bakterien und Hefen zu ernsthaften Problemen im Verdauungstrakt bis hin zu schweren Koliken führen. Vor allem Mykotoxine (hier Schimmelpilzgifte) schädigen nicht nur die Darmwand, sondern können auch zu Leber- und Nierenschäden führen. Es ist besonders auf die Kontaminierung der Heulage mit dem Bakterium Clostridium botulinum durch Tierkadaver oder mit größeren Erdbeimengungen zu achten. Keime und Toxine können bereits in kleinen Mengen unter anderem zu lebensbedrohlichen Nervenschädigungen führen.
Zu viel Zucker macht krank
Auf die Gesundheit der Pferde wirkt sich auch der Fruktangehalt in Gras und Heu aus. Fruktan ist ein langkettiges Zuckermolekül. Zu viel Zucker macht krank, das wissen auch Pferdehalter. Allerdings: Die Dosis macht das Gift. Ein besonderes Augenmerk sollte daher auf das Weidemanagement gelegt werden, vor allem bei Pferden, die gegenüber Fruktan empfindlich sind. Dazu zählen hufrehegefährdete Pferde sowie Pferde, die unter EMS (Equines Metabolisches Syndrom), Cushing, Sommerekzem oder einer instabilen Darmflora leiden. Sie sollten nur bei fruktanarmer Witterung auf die Weide gelassen werden. Zudem sollte der Koppelgang nur für eine begrenzte Zeit oder mit Fressbremse erfolgen. Abrupte Futterumstellungen sind zu vermeiden.
Beim Abbau in der Darmpassage kann Fruktan zu negativen Veränderungen der Darmflora führen. Hierbei sind auch krankhafte Symptome der Darmschleimhaut zu beobachten. Die Folge können Immunschwäche, Durchfall oder Kotwasser sein. Außerdem können Abbauprodukte des Fruktans zu einer vermehrten Belastung der Leber führen. Selbst vermehrter Juckreiz in der Weidesaison muss seine Ursache nicht immer im Reich der Insekten haben, da auch die Haut als Entgiftungsorgan für Abbauprodukte dient.
Einfluss auf den Fruktangehalt des Grases haben vor allem Temperatur, Licht, Jahreszeiten, Grassorten und Düngung. Faustregel: je niedriger die Temperaturen, desto höher der Fruktangehalt. Das macht sich besonders bei Nachtfrösten im Frühjahr und Herbst bemerkbar, wenn die Tage sonnig sind. Maximale Fruktangehalte entstehen zu Zeiten eingeschränkten Wachstums. Tageszeitlich steigen die Fruktangehalte im Laufe des Tages und erreichen meist mittags und am späten Nachmittag das Maximum.
Der Fruktangehalt im Heu variiert je nach Schnittzeitpunkt. Für stoffwechselkranke Pferde ist ein Heu zu empfehlen, das zwischen dem Ende des Rispenschiebens und dem Anfang der Gräserblüte geschnitten wurde. Sehr früh im Jahr geschnittenes Heu oder auch ein kurzer zweiter Schnitt weisen regelmäßig höhere Fruktangehalte auf. Der Mitte Juni einsetzende Frühsommer bietet sich mit einer früh am Tag erfolgenden Mahd für eine optimale Heugewinnung an.
Fruktangehalte gezielt steuern
Ein Stück weit kann der Fruktangehalt einer Wiese über die Wahl der Gräser gesteuert werden. Fruktanarme Gräser sind zum Beispiel das Knaulgras, Rotschwingel und Wiesenlieschgras. Zu den fruktanreichen Gräsern zählen Wiesenschwingel und das Deutsche Weidelgras. Für eine lebendige und schmackhafte Gräser- und Kräutervielfalt bieten sich Ergänzungen mit Schafgarbe, Wiesenkümmel, Wiesenknopf, Wilder Petersilie, Fenchel, Dill, Wegwarte, Spitzwegerich und Wilder Möhre an.
„Der Teufel steckt im Detail und die Frage nach einem optimalen grasbasierten Grundfutter fängt nicht nur für Pferde viel eher an als bei der Mahd des wertvollen Ernteguts Gras“, sagt der Diplom-Ingenieur Andreas Krallinger, Saatgut- und Pflanzenbauexperte von der Deutschen Saatgutveredelung. „Bislang auf die Milchwirtschaft ausgelegte Wiesen mit ihrem hohen Anteil weicherer Süßgräser liefern zwar für die Rinderhaltung zu begrüßende hohe Eiweißanteile, für die Pferdewirtschaft allerdings häufig zu wenig strukturreiche Obergräser und Kräuter.“
Gründliches, etwa einstündiges Wässern und Auswaschen kann den Fruktangehalt im Heu deutlich senken. Jedoch werden hierbei auch Vitamine ausgewaschen. Außerdem ist eine zügige Verfütterung angeraten, da die mikrobielle Aktivität im nassen Heu schnell steigt. Als Positiveffekt sinkt durch das Wässern die Staubbelastung. Auch einige Heubedampfer liefern gute Ergebnisse.
Unbeachtet bleiben an dieser Stelle die Haltung der Pferde mit oder ohne Weidegang, das soziale Gefüge und Zusammenleben der Pferde oder das Maß der täglichen Arbeit. Allein Letzteres übt einen hohen Einfluss auf die Futteransprüche aus.