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Wirtschaftsjahr bleibt positiv

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Aus der Zusammenarbeit der Rinderspezialberatung und der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein ist der Rinder-Report 2022/2023 entstanden. Betrachtet wird das Wirtschaftsjahr vom 1. Mai 2022 bis 30. April 2023.

Berücksichtigt und ausgewertet wurden die Vollkostenauswertungen von 548 Betrieben der Rinderspezialberatungsringe. Die Daten von 348 Betrieben wurden mit dem Segeberger Programm und die der verbleibenden 200 Betriebe mithilfe des Programms BZA-Office der act GmbH Kiel ausgewertet.

Die Berechnungen betriebswirtschaftlicher und produktionstechnischer Kennzahlen basieren auf dem DLG-Modell. Mithilfe dieses Modells wird es möglich, Betriebe mit unterschiedlicher Rechtsform, Arbeitsstruktur sowie Eigentums- und Kapitalverhältnissen vergleichend zu betrachten. Grundlegend für die Betriebszweigauswertung (BZA) ist die Gegenüberstellung von Kosten und Leistungen des Betriebes. Im Betrieb anfallende Kosten, die beispielsweise über Rechnungen einem Betriebszweig zuzuordnen sind, fließen direkt in die Kalkulation der Kosten ein. Aufbauend auf dem betriebswirtschaftlichen Jahresbuchabschluss, unter Berücksichtigung produktionstechnischer Daten, erfolgt die Auswertung.

Der Erlös aus dem Milchverkauf stieg trotz ebenfalls steigender Produktionskosten auch in diesem Jahr wieder an. Foto: Dr. Laura Maxi Stange

Das Ergebnis der Vollkostenauswertung ermöglicht die Bewertung der Wirtschaftlichkeit des Betriebes. Die BZA spiegelt immer das abgeschlossene Wirtschaftsjahr wider und kann als zuverlässige Datengrundlage für betriebliche Planungen und Kostenkalkulationen herangezogen werden.

Strukturwandel bleibt sichtbar

Die produktionstechnischen Kennzahlen ermöglichen die genauere Beschreibung der ausgewerteten Betriebe. Dem Strukturwandel in der Landwirtschaft folgend, wurden in diesem Auswertungsjahr erneut weniger Betriebe berücksichtigt, die sinkende Zahl passt zu dem anhaltenden Trend von Betriebsaufgaben in der Milchviehhaltung.

Im Bereich der produktionstechnischen Kennzahlen liegen die Betriebe im Vergleich zu den ökonomischen Auswertungen deutlich enger zusammen. Auch sind die Kennzahlen bei der Betrachtung über die vergangenen Jahre relativ stabil und nur langsame Entwicklungen erkennbar (Tabelle 1).

Die Herdengröße ist in der vorliegenden Auswertung um durchschnittlich zwölf Kühe gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Ebenso ist die durchschnittliche Milchmenge erneut gestiegen und liegt bei 9.496 kg ECM pro Kuh. Gleichzeitig ist der Kraftfuttereinsatz im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen, auf nun 301 g KF FM EIII/ kg ECM. Die Veränderung der Lebenstagsleistung, trotz gestiegener Leistungen und stabiler Nutzungsdauer, liegt eher in der veränderten Grundgesamtheit der Betriebe be­gründet.

Leistungen bleiben steigend

Die Ergebnisse der betriebswirtschaftlichen Auswertungen (Tabelle 2) repräsentieren die Bedingungen, die dem Wirtschaften im Auswertungsjahr zugrunde liegen. Auffallend sind die weiterhin steigenden Leistungen. Der Durchschnitt der Betriebe erzielte 52,14 ct/kg ECM aus dem Milchverkauf. Ebenso zeigen sich die Leistungen aus dem Kuhverkauf mit 3,35 ct/kg ECM und die Summe der Leistungen steigend. Insgesamt wuchs die Summe der Leistungen im Vergleich zum Vorjahr um 7,63 ct/kg ECM.

Wie im Vorjahr zeigen die Produktionskosten auch in diesem Jahr eine zunehmende Tendenz. Der Vergleich weist einen Anstieg um 2,55 ct/kg ECM auf nunmehr 34,54 ct/kg ECM aus. Dieser ist in weiterhin steigenden Kosten von Grund- und Kraftfutter begründet. Die Betrachtung der Direktkostenfreien Leistungen offenbart dennoch einen Anstieg um rund 5,09 ct/kg ECM auf 22,98 ct/kg ECM. Mit dem größten Anteil an den Gemeinkosten zeigen sich die Arbeitserledigungskosten ebenfalls steigend, sodass sich dies auch in der Summe der Produktionskosten widerspiegelt. Hier liegt der Durchschnitt der Betriebe bei 49,18 ct/kg ECM.

Im Durchschnitt aller Betriebe verbleibt nach Auswertung der Erlös- und Kostenseite ein positives kalkulatorisches Betriebszweig­ergebnis, das 8,33 ct/kg ECM beträgt. Die aus ökonomischer Sicht besten Betriebe erreichten ein Betriebszweigergebnis von 15,95 ct/kg ECM. Auffallend ist das nur noch leicht negative Betriebszweig­ergebnis der weniger erfolgreichen Betriebe, das nunmehr bei –0,25 ct/kg ECM liegt. Die Differenz zwischen den beiden Gruppen zeigt sich in diesem Jahr folglich etwas weniger ausgeprägt. Auch hier ist in den vergangenen Jahren eine Entwicklung zu verzeichnen, wie die Abbildung aufzeigt.

Das im Jahr 2022 erstmalig positive durchschnittliche Betriebszweig­ergebnis konnte folglich in diesem Jahr gehalten und noch einmal gesteigert werden.

Einordnung der Ergebnisse

Basierend auf den Buchführungsabschlüssen der landwirtschaftlichen Betriebe ermöglicht die vorliegende Auswertung die retrospektive Betrachtung des abgeschlossenen Wirtschaftsjahres. Der damit einhergehende Zeitverzug bedeutet auch, dass positive wie negative Entwicklungen von Leistungen und Kosten entsprechend erst mit diesem Zeitverzug deutlich werden.

Schon im Wirtschaftsjahr 2021/2022 zeichneten sich steigende Produktionskosten, aber auch Erlöse ab. Dies wird im vorliegenden Wirtschaftsjahr 2022/2023 ebenfalls deutlich. So ist der Erlös aus dem Milchverkauf 2021/2022 mit 44,55 ct/kg ECM noch hinter den Erwartungen zurückgeblieben, schloss aber auch nur den Anfang des Jahres 2022 mit ein. Im nun ausgewerteten Wirtschaftsjahr 2022/2023 stieg der Erlös aus der verkauften Milch erwartungsgemäß an auf nunmehr 52,14 ct/kg ECM. Dieser Steigerung auf der Erlösseite steht wiederum eine Steigerung aufseiten der Produktionskosten gegenüber.

Fazit

Der Rinder-Report 2023 basiert auf den Betriebszweigauswertungen von 548 Betrieben. Der hohe Milchpreis des Jahres 2022 wirkt sich hier stark auf das im Vergleich zum Vorjahr nochmals gesteigerte kalkulatorische Betriebszweigergebnis aus, trotz weiter gesteigerter Produktionskosten. Der Rinder-Report 2022/2023 kann auf der Seite der Landwirtschaftskammer abgerufen werden.

Mineralfutterpreise gehen durch die Decke

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Die Mineralfutterpreise sind zum Wochenanfang auf einen Schlag teilweise um bis zu 25 % gestiegen. Dabei kommt die Preissteigerung hauptsächlich aus dem Vitamin-Bereich. Hier ist es Ende Juli bei der BASF in Ludwigshafen zu einem Lösungsmittelaustritt und infolgedessen zu einer Explosion mit anschließendem Brand in der Produktionsanlage unter anderem für Vitamin A, Vitamin E und Carotinoid-Produkte gekommen. Die Anlage musste nach dem Brand komplett heruntergefahren werden. Die BASF erklärte daraufhin „Force Majeure“, also höhere Gewalt, für die Lieferungen der entsprechend betroffenen Produkte.

Der Vitaminmarkt

Im Bereich der Futtermittelzusatzstoffe machten die Vitamine im vergangenen Jahr einen Marktanteil von 5,2 % aus, Tendenz deutlich steigend. Es wird mit jährlichen Wachstumsraten von 4,3 % in den nächsten fünf Jahren gerechnet. Global gesehen hat der asiatisch-pazifische Markt den höchsten Marktanteil mit 32 %, gefolgt von Nordamerika mit 25,6 % und Europa mit 23 % Anteil am Absatzmarkt. Unter den Vitaminen ist Vitamin E in der Tierernährung das am häufigsten nachgefragte Vitamin aufgrund seiner Bedeutung im Geflügelfutterbereich. Aufgeteilt in landwirtschaftliche Sektoren ist der Geflügelbereich bei den Futtervitaminen mit einem Marktanteil von 45 % mit Abstand der größte Absatzmarkt.

Deutliche Vitaminverknappung

Der Produktionsausfall in Ludwigshafen spiegelt sich aktuell in einem deutlichen Engpass in der Vitaminverfügbarkeit bei den Mineralfutterherstellern wider. Zwar gehört die BASF weltweit gesehen nicht zu den fünf Konzernen in der Vitaminproduktion, die sich die Marktführerschaft in diesem Bereich teilen, trotzdem konnte sie ihren Marktanteil in den vergangenen Jahren hier deutlich ausbauen und somit in die globalen Top Ten vorstoßen. Dabei ist die Produktion besonders von Vitamin E relativ aufwendig. Hinzu kommt die eingeschränkte Lagerfähigkeit von Vitaminen, die sich in ihrer begrenzten Haltbarkeit begründen. Auch ist dieser Markt zu einem großen Teil in Lieferverträgen gebunden, sodass die Kunden der BASF nicht unbedingt in vollem Umfang auf andere Hersteller ausweichen können und der Markt auch nicht über freie Kapazitäten in diesem Ausmaß verfügt. Vonseiten des Herstellers wurde nun damit begonnen, vorhandene Mengen zu rationieren und auf den Kundenstamm aufzuteilen.

Wie geht es weiter?

Da es durch das Brandereignis zu einer enormen Schädigung der entsprechenden Anlagen gekommen ist, sind die Reinigungs- und Reparaturarbeiten auch entsprechend umfangreich. Die aufwendigen Reinigungsarbeiten scheinen aktuell bereits abgeschlossen zu sein. Die BASF rechnet damit, dass die Anlage zur Vitaminproduktion im Januar 2025 wieder hochgefahren werden kann. Bis alle globalen, regionalen und lokalen Lagerbestände wieder aufgefüllt sind und somit eine reibungslose Lieferung und Verfügbarkeit wiederhergestellt ist, können dann noch weitere Monate verstreichen. Es bleibt also abzuwarten, ob der Markt dieses Zeitfenster mit freien Kapazitäten überbrücken kann und vor allem zu welchem Preis.

Auch beziehen nicht alle Mineralfutterhersteller ihre Vitamine von der BASF. Es ist daher mit unterschiedlich schnellen und unterschiedlich starken Preiserhöhungen im Mineralfutterbereich zu rechnen.

Paula de Boer-Schwarz holt sich den Titel

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Das Landesturnier in Bad Segeberg ist bekannt für ein vielseitiges Programm von früh bis spät, von Donnerstag bis Sonntag. Über 600 Teilnehmer mit knapp 1.000 Pferden kamen auf den Landesturnierplatz, um sich in den 41 Prüfungen zu messen. Drei neue Landesmeister wurden ermittelt und diverse andere Titel vergeben, unter anderem der des Reitpferdechampions. Die Veranstalter zogen ein positives Fazit.

An der Bande des großen Hauptplatzes in Bad Segeberg war kein Platz mehr zu bekommen, als am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein das erste Highlight des Landesturniers gefeiert wurde. Denn Familien, Freunde und Fans waren gekommen, um die Abteilungen im Juniorenwettkampf beim großen Aufmarsch zu bejubeln. Der Reitsportverein (RSV) Lübeck-Wulfsdorf freute sich über den Gewinn der Landesstandarte. „Wir trainieren seit vielen Jahren und waren hier in Bad Segeberg immer gut. Aber jetzt haben wir es zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte geschafft, ganz vorn zu stehen. Das ist ein tolles Gefühl, denn wir halten es wie die Musketiere: Einer für alle, alle für einen. Deshalb haben wir heute allen Grund, stolz zu sein“, sagte Mannschaftsführerin Tabea Petersen glücklich. Platz zwei belegte die Turniersportgemeinschaft Westerdeich mit Mannschaftsführerin Julia Müller-Feil vor dem Reit- und Fahrverein Bad Segeberg unter der Leitung von Anne Brauer.

Schleswig-Holsteins Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU) war ebenfalls nach Bad Segeberg gereist, um dem eindrucksvollen Abteilungsaufmarsch vor der historischen Tribüne beizuwohnen. Die Politikerin erklärte: „Das ist immer ein besonderes Bild, wenn die Abteilungen im Reiterland Schleswig-Holstein aufmarschieren. Ihr seid tolle Nachwuchsreiter! Denkt immer daran, dass euer Pferd euer Partner ist und an erster Stelle steht. Und so soll es in unserem Reiterland auch bleiben.“

Die Reiter des RSV Lübeck-Wulfsdorf mit Mannschaftsführerin Tabea Petersen siegten im Landeswettkampf der Juniorenabteilungen.Fotos (3): RathmannVerlag/Malina Blunck

Gold, Silber, Bronze

Die ersten Medaillenentscheidungen fielen im Parcours in der Landesmeisterschaft der Damen. Zwar hatte Paula de Boer-Schwarz aus Stipsdorf, Kreis Segeberg, die ersten beiden Teilprüfungen gewonnen, da sie aber auch in der Großen Tour an den Start ging, wurde ihre Teilnahme in dieser Aufgabe außer Konkurrenz gewertet. In der Springprüfung der Klasse S* traten 14 Reiterinnen über 1,40 m mit Stechen an. Vier von ihnen hatten in den ersten Prüfungen nur jeweils einen Zeitstrafpunkt kassiert, es wurde also spannend.

Paula de Boer-Schwarz hatte mit ihrem KWPN-Wallach Jerry Lee einen Fehler und war nicht im Stechen dabei. Das wurde zwischen Ellen Krezl vom Reitverein (RV) Breitenburg mit ihrem Holsteiner Wallach Constanzenhof’s Barcley und Janne Ritters vom RV Concordia an der Miele mit ihrer bewährten Holsteiner Stute Ditmarsia ausgetragen. Die 23-jährige Krezl absolvierte das Finale mit ihrem vierbeinigen Partner sehr souverän und gewann. Außerdem wurde sie mit der Goldmedaille in der Meisterschaft der Damen ausgezeichnet. „Ich bin zum ersten Mal in der Damentour mitgeritten. Meine Saison war ein Auf und Ab und ich hätte nie damit gerechnet, dass es hier so gut läuft. Aber Barcley hat einfach ein wahnsinniges Springvermögen“, freute sich die Siegerin.

Vizelandesmeisterin wurde Sarah Pröpper vom Schubyer RV mit ihrer Holsteiner Stute Clarivelle W von Clarimo. Lediglich zwei Zeitfehler musste das Paar in den drei Wertungen hinnehmen. Bronze sicherte sich Jule Lena Marsau vom Reit- und Fahrverein (RFV) Kropp mit ihrem Oldenburger Cascan.

Noch mehr Abteilungen

Nach der ersten Meisterschaftsentscheidung paradierten erneut die Abteilungen. Dieses Mal versammelten sich Sieger und Platzierte im Landeswettkampf der Reit- und Fahrvereine Schleswig-Holsteins auf dem Landesturnierplatz. Angeführt wurden sie im Graf-Brockdorff-Ahlefeld-Gedächtnis-Preis vom Fehmarnschen Ringreiterverein mit Mannschaftsführerin Inga Czwalina. Der Verein konnte seinen Titel aus dem vergangenen Jahr erfolgreich verteidigen. Platz zwei belegten die Sportler vom RFV Zarpen um Ariane Denker. Auf der dritten Position rangierte wie bei den Junioren der RFV Bad Segeberg mit Mannschaftsführerin Anne Brauer.

Die 23-jährige Ellen Krezl vom RV Breitenburg lief in Bad Segeberg zur Hochform auf und gewann mit ihrem Holsteiner Constanzenhof’s Barcley Gold in der Wertung der Damen.

Schleswig-Holsteins Innen- und Sportministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack (CDU) war beim Abschluss in Bad Segeberg mit dabei. Sie sagte: „Für mich ist der Aufmarsch der Abteilungen jedes Jahr ein Höhepunkt des Landesturniers, das mit einem vielseitigen Programm punktet. Als begeisterte Reiterin bin ich sehr gern hierhergekommen, genauso wie die vielen pferdeverrückten Menschen im Norden. Ich freue mich, dass es wieder faire Wettbewerbe gab. Gerade bei der aktuellen Diskussion um den Reitsport in Deutschland und Europa ist es wichtig, beste Bedingungen für unsere Pferde zu schaffen.“

In der Dressur gab es an dem Bad Segeberger Wochenende kein Vorbeikommen an Felix Kneese. Der Landesmeister von 2021 und 2022 gewann mit seinem Oldenburger Wallach San Simeon OLD gleich die ersten beiden Wertungen. Auch in der Grand-Prix-Kür der besten sechs war der Ausbilder vom Hof Etzer Heide in Appen, Kreis Pinneberg, mit seinem Rappen von Sir Donnerhall das Maß der Dinge. So machte Kneese das Goldmedaillentriple mit einer Gesamtpunktzahl von 222,61 Punkten perfekt.

Verdienter Sieg

Über Silber freute sich Anna-Lena Kracht aus Hamburg mit ihrem selbst ausgebildeten, 14-jährigen Hannoveraner Wallach Florinio von Floriscount. Mit der Bronzemedaille verließ Anna-Lisa Wehr aus Neustadt, Kreis Ostholstein, mit ihrem Quintessenz BS den Segeberger Landesturnierplatz. Auch Paula de Boer-Schwarz war in der Dressur am Start. Mit dem Trakehner Hengst Herakles wurde sie Siebte und Achte in den Wertungsprüfungen.

Die Entscheidung im Parcours fiel traditionsgemäß in der dritten Wertung der Großen Tour, einer Springprüfung der Klasse S** über 1,45 m mit Stechen. Elf Landesmeisterschaftsheroen traten an. Auch hier hatten sich vier Athleten in den vorangegangenen sportlichen Herausforderungen nur je einen Zeitstrafpunkt zuschulden kommen lassen. Dazu gehörte Paula de Boer-Schwarz, die sich den Sieg in der zweiten Wertungsprüfung gesichert hatte. „Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie toll es hier für mich läuft“, strahlte sie. „Ich wohne ja nur zehn Minuten von hier, wahrscheinlich habe ich einen Heimvorteil.“

Die Favoritin, die im vergangenen Jahr Silber gewonnen hat, saß im Sattel ihrer erst zehnjährigen Oldenburger Stute My Miss Marpel und war eine von drei Stechteilnehmerinnen. Ihre tadellose Leistung im fehlerfreien Umlauf machte sie verdient zur Goldmedaillengewinnerin 2024. Der Fanklub jubelte und die Reiterin fiel ihrem Pferd um den Hals: „Du bist die Allerbeste der Welt. Diese Decke und Schärpe wollte ich schon immer haben.“

Zur goldenen Schleife im Großen Preis sprangen Linn Hamann vom RV Ahrensburg-Ahrensfelde und der Holsteiner Wallach Cool Fox. Mit diesem Triumph sicherten sie sich Silber in der Meisterschaftswertung. Die Bronzemedaille wurde dem Portugiesen Ricardo Alexandre Valadas Coelho vom RV Havighorst mit seinem Belgischen Warmblutwallach Orion ter Doorn überreicht.

Felix Kneese wurde mit seinem San Simeon OLD souverän Landesmeister in der Dressur. Foto: PhotoRocket

Positives Fazit

Traditionell wird im Rahmen des Landesturniers auch das Landeschampionat der Reitpferde gefeiert. Bei den Dreijährigen avancierte die Rheinländer Stute Darjeeling MH mit ihrer Besitzerin Dr. Helena Wald aus Nordrhein-Westfalen zur Championesse. Die Stute stammt aus der Zucht von Mirko Hellmold aus Fehrenbötel, Kreis Segeberg. Der Name Hellmold ist nicht unbekannt auf dem Landesturnierplatz. Mirkos Schwester Birgit Hellmold organisiert seit Jahren die Betreuung der Ehrengäste und die Helferversorgung.

Bei den vierjährigen Kandidaten wurde die Oldenburger Stute Valerie Gold mit Nazila Natasha Lotz für die Note 8,4 mit der Siegerschärpe dekoriert. Sie stammt aus der Zucht und dem Besitz von Carolin Heyser. Die Pferdewirtschaftsmeisterin aus Halstenbek, Kreis Pinneberg, sagte: „Ich bin mehr als glücklich, ein so besonderes Pferd an meiner Seite zu haben.“

Nach so vielen strahlenden Gesichtern und glänzenden Medaillen fiel das Fazit des Vorsitzenden des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein (PSH), Dieter Medow, und des Präsidenten der Reit- und Fahrvereine Hamburgs, Franz Peter Bockholt, mehr als zufrieden aus: „Super Wetter, super Besuch, fröhliche Menschen, fröhliche Reiter und tolle Pferde – das war eins der besten Landesturniere der jüngeren Vergangenheit. Und obwohl wir auf unseren Nachwuchs verzichten mussten, der bei der Deutschen Jugendmeisterschaft in Riesenbeck erfolgreich war, sind wir dankbar, dass es so gut gelaufen ist.“

In diesem Jahr hatten die Veranstalter einige Prüfungen für Reiter aus anderen Bundesländern geöffnet. Das scheint noch nicht bei allen angekommen zu sein, daher ist für das kommende Jahr noch Luft nach oben bei den Nennzahlen.

„Zum Schluss bleibt uns nur noch, Danke zu sagen“, befand Medow und sprach allen ehrenamtlichen Helfern und hauptamtlichen Mitarbeitenden seine Wertschätzung für ihre Unterstützung und ihr Engagement bei „unserem großen sportlichen Fest im Norden“ aus.
pm

Reifeprüfung Silomais – zweite Mitteilung

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Die bis zum zweiten Septemberwochenende anhaltende trockene, sommerlich heiße Witterung mit viel Sonnenschein führte zu ordentlichen Reifefortschritten der Maispflanzen. Trotz einsetzender Niederschläge, zurückgehender Tagestemperaturen und kühler Nächte ab Anfang der zweiten Septemberwoche gab es im Mittel einen wöchentlichen Reifefortschritt der Silomaispflanzen von über 2 %.

Abnehmende Tageslängen, kühle Nächte und weiter zurückgehende Tagestemperaturen können zu verhaltenen Reifefortschritten der Silomais-Gesamtpflanze führen. Bei nassen Witterungsbedingungen kann die Restpflanzenabreife bei noch grünen Pflanzen stagnieren, aber auch rückläufig sein, da wieder Wasser in die intakten Zellen eingelagert wird. Die Kornabreife beziehungsweise Kornfüllung hingegen schreitet voran, da die Stärkeproduktion und Stärkeeinlagerung der Körner weiter vorangehen.

Momentan zeigen sich Ackerflächen mit Maispflanzen einerseits noch grün und vital, andererseits auch schon gelb und/oder verbräunt. Die letztgenannten Silomaisbestände sollten zügig gehäckselt werden, falls noch nicht geschehen. Bei der Silagebereitung solch trockener Bestände ist das Augenmerk auf gute Verdichtbarkeit des Häckselgutes zu legen. Bei noch grünen und vitalen Maispflanzen ist im Moment von einem weiten Erntefenster zum Häckseln auszugehen.

Jetzt ist es wichtig, die Flächen regelmäßig hinsichtlich der Abreife zu kontrollieren. Vorzeitiges oder zu frühes Häckseln ist zu vermeiden, Qualitätsverluste bei der Konservierung gehen damit einher. Über die Häckselhöhe kann Einfluss auf Trockenmasse (TM)-Gehalt und Qualität des Erntegutes genommen werden. Bei Anhebung der Stoppelhöhe um 10 cm nimmt der TM-Gehalt um etwa 1 % zu, die Energiekonzentration steigt um rund 0,1 MJ NEL/ kg Trockenmasse, auch der Stärkegehalt wird angehoben und der Sickersaftanteil kann vermindert werden. Allerdings sinken Strukturwirkung im Futter und Masseertrag.

Wird zur Silomaisernte ein Trockenmassegehalt der Gesamtpflanzen von 32 bis 35 % erreicht, werden geeignete Voraussetzungen für gute Futterqualität bei guter Silierbarkeit, hohem Energieertrag, guter Verdaulichkeit und hohem Stärkegehalt geschaffen. Mit Blick auf die aktuell gemessenen Werte zur Abreife für Maisbestände (Tabelle) lässt der Beginn der Silomaisernte vielerorts nicht mehr auf sich warten.

Die hier aufgeführten Ergebnisse der Reifeprüfung Silomais können lediglich der Orientierung dienen. Die regional zum Teil doch erheblichen Entwicklungsunterschiede der Maisbestände erlauben es nicht, die hier aufgezeigten Abreifedaten als Richtwerte für eigene Maisflächen anzusehen. Eine Prognose der Reifeentwicklung für die kommende Woche liefert das Modell „Maisprog“. Die Aussage dieses Modells verfolgt eine regionale Vorhersage der Maisabreife. Dabei bezieht sich das Prognosemodell auf das Erreichen angestrebter Gesamttrockenmassegehalte. Der in den Grafiken 1 und 2 als gelber Punkt eingezeichnete Prognosewert zeigt bis zur nächsten Reifeprüfung einen wöchentlichen Trockensubstanz-Zuwachs von 1,3 % im Norden und 1,1 % im Süden (www.maisprog.de).

In der kommenden Woche wird nur noch auf ausgewählten Versuchsstandorten im Norden eine Reifeprüfung durchgeführt.

Städtische Anforderungen an das Land

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Bestimmt hat schon jedes Mitglied im Bauernverband mit seiner Kreisgeschäftsstelle zu tun gehabt, und sicherlich ist ihm oder ihr dort bei dem Anliegen geholfen worden. Doch was umfasst eigentlich das gesamte Spektrum einer Kreisgeschäftsstelle, und wie sieht ihr Alltag aus? Das Bauernblatt hat sie besucht, heute: die Kreisgeschäftsstellen für Pinneberg und Steinburg in Breitenburg-Nordoe bei Itzehoe.

Es sind Nachbarkreise, und für ihre Geschäftsstellen teilen sich die beiden Kreisbauernverbände (KBV) die Räumlichkeiten in Breitenburg-Nordoe, verkehrsgünstig gelegen an der Ausfahrt Itzehoe-Süd der A 23. So können sich die Geschäftsführer – Peer Jensen-Nissen für Pinneberg und Ida Sieh für Steinburg – quasi über den Flur besprechen, koordinieren und beraten und arbeiten eng zusammen. Natürlich verteten sie sich auch gegenseitig, aber, so betonen sie: „Die Mitglieder sind klar zugeordnet und werden getrennt behandelt!“

Urbane Aufgaben

Die Eigenheiten der beiden Kreise sind teils ähnlich, teils sehr verschieden. Pinneberg ist der flächenmäßig kleinste und zugleich der bevölkerungsreichste Kreis. Die Nähe zu Hamburg wirkt sich natürlich stark aus, etwa durch die Wohnbebauung. So haben viele Landwirte Mischbetriebe, etwa mit Wohnimmobilien, Vermietung von Gewerberäumen, Lagerraum und Winterquartieren für Wohnmobile oder Boote. Auch Pferdewirtschaft ist stark vertreten. Das ermöglicht viele Einkommensalternativen, zieht aber auch Besonderheiten bei Hofübergaben und Erbschaftsfällen nach sich. „Ein bunter Blumenstrauß“, sagt Jensen-Nissen.

„Wir müssen hier auf dem Land auch urbane Aufgaben umsetzen.“ Ein Beispiel sind neu einzurichtende Wasserschutzgebiete für die Versorgung der Metropole, die in Konflikt mit der landwirtschaftlichen Nutzung geraten. Wer sich darunter aber nur ein verlängertes Hamburg vorstellt, quasi eine Schlafstadt, der täuscht sich. Die Landwirtschaft ist gleichwohl stark vertreten. Die Region gliedert sich in die Marsch weitgehend mit Ackerbau und die Geest mit Rinderhaltung. Berühmt ist der Kreis Pinneberg für seine Baumschulen und die Rosenzucht. Der Tourismus hingegen spielt, anders als vielleicht erwartet, kaum eine Rolle.

Kersten Schrader (im Bild) bildet mit Corinna Schneider die Geschäftsstellenassistenz für den KBV Pinneberg, Bärbel Gadermann für den Kreis Steinburg. 

Trennende Autobahn

Ein Problem ist die schlechte Verkehrsinfrastruktur. „Von Schleswig nach Husum komme ich in 20 Minuten. Im Kreis Pinneberg schaffe ich in 20 Minuten manchmal nur drei Kilometer“, sagt Jensen-Nissen. Aber auch im Kreis Pinneberg ist der Mähdrescher unterwegs. Da gilt es, die Landwirte besonders für den Verkehr zu sensibilisieren. Die A 23 Hamburg-Heide ist zugleich pulsierende Lebensader und trennendes Element, auch für die Landwirtschaft. Zwischen hüben und drüben gibt es kaum eine Verbindung. Und wenn die A 20 kommt – „Wenn sie denn kommt!“ –, rechnet Jensen-Nissen mit weiteren Infrastrukturproblemen. „Wir können uns den Themen nicht verschließen, aber wir versuchen uns so einzubringen, dass landwirtschaftliche Bewirtschaftung weiter möglich ist.“

Im Kreis Steinburg, obwohl ebenfalls zur Metropolregion Hamburg gehörig, ist die Großstadt gefühlt schon viel weiter weg. Das Land ist weitläufiger, auch strukturschwächer. Auch hier wird klassische Landwirtschaft auf Marsch und Geest betrieben: Ackerbau, Milchvieh, wenige Schweine, um Hohenlockstedt eine kleine „Kartoffelhochburg“. Wasserwirtschaft, gerade angesichts des Klimawandels und drohenden Meeresspiegelanstiegs, ist ein großes Thema – in der Wilstermarsch befindet sich die tiefste Stelle Deutschlands mit 3,54 m unter Null.

Leitungsknoten

Kaum ein Gebiet in Schleswig-Holstein ist so vom Leitungsneubau betroffen wie der Kreis Steinburg – mit all den schädlichen Nachteilen für die Landwirtschaft (das Bauernblatt berichtete). Nicht nur der NordOstLink von Heide in die Nähe von Schwerin führt hier entlang, gegen dessen Bau als Erdkabel derzeit Landwirte protestieren und von dem alle Südkreise betroffen sind, sondern auch der SüdLink zweisträngig durch die Wilstermarsch und in Höhe Wewelsfleth unter der Elbe hindurch. Dazu kommen der Korridor B mit ähnlichem Verlauf und die CO2-Leitung vom Zementwerk Holcim in Lägerdorf bis Brunsbüttel, nicht zuletzt die Erdgastransportleitung (ETL) 180 vom LNG-Terminal Brunsbüttel nach Hetlingen im Kreis Pinneberg.

In Bahrenfleth wurde 2022 ein Abschnitt der Erdgasleitung in Windeseile verlegt. Die Rückverfüllung des Grabens hat bis jetzt noch nicht stattgefunden. Foto: Ida Sieh

Sechs bis sieben geplante oder begonnene Fernleitungen zählt Geschäftsführerin Ida Sieh auf, drei davon mit Tunnelbau unter der Elbe, dazu kommen Verstärkungen bestehender Stromleitungen von 125 auf 380 kV. „Und wo ein Kabel liegt, kommt schnell noch eines dazu.“ In einer Woche Anfang August hatte Ida Sieh drei Termine zu Leitungsbauthemen.

„Es gibt kaum Landwirte, mit denen wir uns nicht über Dienstbarkeiten und Entschädigungen unterhalten“, sagt sie und kritisiert: „Man brüstet sich mit der schnellen Durchführung, der Deutschland-Geschwindigkeit, besonders beim Bau der Gasleitung, als im Winter 2022/23 eine Energiekrise befürchtet wurde. Aber es geht auch um Schadensbegrenzung und Regelung der Baufolgen.“ Die Rekultivierung sei schwierig und schleppend, bei der Gasleitung stehe immer noch die Rückverfüllung aus.

Tischlein, deck dich

Wo auch „gebuddelt“ wird, aber eher aus freudigem Anlass, ist das Gelände des Wacken Open Air, einer Institution im Kreis Steinburg. Seit Jahrzehnten arbeiten und feiern hier Heavy-Metal-Fans und Dorfeinwohner gemeinsam. Landwirte stellen ihre Flächen zur Verfügung, und bei schweren Wetterlagen helfen sie, die Fahrzeuge aus dem Schlamm zu ziehen.

Im Kontakt mit der Bevölkerung haben die Kreisverbände einige Aktivitäten entfaltet. Beim KBV Pinneberg gibt es die Aktion „Tischlein, deck dich“, in der Schülern auf einem Bauernhof der Weg von der Milch zur Butter oder vom Raps zum Honig dargestellt wird. Vom KBV Steinburg wird regelmäßig im Feriendorf des Kreisjugendringes die Landwirtschaft vorgestellt. Die Aktion „Pausenapfel“, vom früheren Kreisvorsitzenden Peter Lüschow initiiert, wird regelmäßig zusammen mit den LandFrauen weitergeführt.

Lebensberater

„Wir kennen unsere Mitglieder, ihre Familien und ihre Höfe“, betont Peer Jensen-Nissen. Ida Sieh bestätigt: „Weil wir zu unseren Mitgliedern ein persönliches Verhältnis haben und ihnen gut helfen können, bleiben sie auch bei uns. Wir sind Lebensberater.“

Mit Hartnäckigkeit zum Altenteilbau

Thies und Petra Harder vor ihrem neu gebauten Altenteilhaus.

Da ihre Tochter Sonja den landwirtschaftlichen Betrieb in Gribbohm, Kreis Steinburg, übernimmt, planten Thies und Petra Harder schon vor zwei Jahren den Bau eines Altenteilhauses. Den Bauantrag lehnte das Bauamt jedoch zunächst ab. Es hatte fachliche Bedenken gegen die Standortwahl, es würde in Ausdehnung des Dorfes eine Baulücke entstehen. Kreisgeschäftsführerin Ida Sieh nahm sich der Sache an, und von Lena Preißler-Jebe vom Landesbauernverband wurde ein Widerspruch formuliert. Auch dieser wurde abgelehnt. Nach einem weiteren Widerspruch machte das Bauamt den Vorschlag eines anderen Standortes, weiter von der Ortsgrenze entfernt. „Mit dem sind wir jetzt sogar zufriedener!“ 

Moderation am Familientisch

Elisabeth von Bothmer vor der Reithalle mit neuer Fassade.

Elisabeth von Bothmer übernimmt den Betrieb in Langeln, Kreis Pinneberg, von ihrer Mutter – Pensionspferdehaltung mit 26 ha Acker und 22 ha Grünland. Damit dabei alle Geschwister ein gutes Gefühl haben, waren aus dem Gesamtvermögen mit weiteren Immobilien vier „Pakete“ zu schnüren. „Auch wenn wir in der Familie alle im guten Einvernehmen sind, waren doch viele Fragen zu klären. Da war es Gold wert, dass Kreisgeschäftsführer Peer Jensen-Nissen mit Blick von außen eine Moderation mit der ganzen Familie am Tisch anbot“, sagt Elisabeth von Bothmer. „Wir konnten frei diskutieren, aber zum rechten Zeitpunkt war es wichtig, dass es Jensen-Nissen auf den Punkt brachte: Es lag bereits alles da.“ 

Telemetrie-Systeme helfen bei der Dokumentation

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In einer Zeit, in der die Landwirtschaft vor immer größeren Herausforderungen steht, rückt die Digitalisierung als Schlüssel­technologie für nachhaltige und effiziente Lösungen in den Fokus. Ein zukunftsweisendes Beispiel hierfür ist das Projekt „DigiZert“ der Fachhochschule Kiel.

Dieses Vorhaben zielt darauf ab, digitale Zertifikate entlang der Kartoffel-Wertschöpfungskette zu etablieren und die Klima- und Umweltschutzmaßnahmen zuverlässig zu dokumentieren. Durch die Integration moderner Telemetrie-Systeme (Exatrek) kann die Landwirtschaft nicht nur effizienter, sondern auch transparenter und nachhaltiger werden.

Mithilfe der eingesetzten Telemetrie-Systeme können schon jetzt zahlreiche Dokumentationspflichten auf landwirtschaftlichen Betrieben und Lohnunternehmen erfüllt werden und bei der Effizienzsteigerung helfen. Auch für die Erstellung von Zertifikaten, die automatisch entlang der Wertschöpfungskette weitergegeben werden können, sind die erfassten Daten essenziell. Welche Anforderungen die Landwirte wie auch die Teilnehmer aus der Wertschöpfungskette an solche Zertifikate haben und wie diese in der Praxis umsetzbar sind, ist ein Kernelement des Projektes.

Moderne Landmaschinen liefern heutzutage allerhand wissenswerte Daten, beispielsweise den Dieselverbrauch oder Aufwandmengen von Pflanzenschutzmitteln. Um diese Daten effizient nutzen können, müssen sie zugänglich und auswertbar sein. Diesen Mehrwert bieten hauseigene Telemetrie-Systeme der Maschinenhersteller, die allerdings an eine Felgenfarbe gebunden und somit häufig nicht mit den anderen im Betrieb vorhandenen Maschinen kompatibel sind.

Das Projekt „DigiZert“ nutzt eine herstellerunabhängige Lösung, die alle relevanten Daten von Traktoren und Anbaumaschinen liefert. Mit standardisierten Kabeln für einzelne Gerätekombinationen ist es möglich, nahezu jede Maschine mit Isobus auszurüsten und in den Datenstrom zu integrieren. Mittels dieser Technik können alle Arbeitsschritte der Kartoffelproduktion aufgezeichnet werden. Die Daten können anschließend zur Verbesserung der Betriebsabläufe und zur Erstellung von definierten Zertifikaten verwendet werden.

Das sogenannte T3-Modul ist eine entscheidende Technologie für die automatische Datenerfassung auf Traktoren. Es wird direkt am Traktor installiert und arbeitet nahtlos mit einem an den Anbaugeräten angebrachten Geräte­beacon zusammen. Diese Kombination ermöglicht eine präzise Erfassung der Arbeitsgänge auf dem Feld.

Alle erfassten Daten werden in einem webbasierten Auswertungstool gespeichert und analysiert. Das T3-Modul zeichnet dabei nicht nur Daten über den Canbus des Traktors, wie Dieselverbrauch und Motordrehmoment, auf, sondern nutzt auch ein integriertes GNSS-Modul zur Erfassung von Informationen wie der Fahrspur. Bei Vorhandensein eines Lenksystems wird das Signal erfasst und das eigene überschrieben, was für präzise Anwendungen wie Pflanzenschutz erforderlich ist.

Darüber hinaus erfasst das Modul bei Einsatz von isobusfähigen Anbaugeräten sämtliche Isobus-Nachrichten, wodurch eine Aufzeichnung von Pflanzenschutz-, Dünger- oder Erntemengen ermöglicht wird.

Telemetrie-Modul (Exatrek) zur Befestigung in der Treckerkabine. 

Virtuelle Betriebsanalyse wird erstellt

Nachdem eine Arbeit auf dem Feld beendet wurde, erstellt das System eine Aktivität mit den aufgezeichneten Daten. Dabei werden Stand-, Wende- und Arbeitszeiten erfasst und zueinander ins Verhältnis gesetzt. Die Kosten für Maschinenabschreibung und Dieselkosten sowie der Stundenlohn des Fahrers werden addiert und in Summe angegeben.

Für mehrere erfolgte Aktivitäten kann eine Auswertung nach verschiedenen Kriterien erfolgen. Beispielsweise kann der Anwender alle Arbeitsgänge einer Maschine mit denen einer anderen Maschine vergleichen. Dies ermöglicht eine präzise Auswertung der erfolgten Arbeiten, wodurch sich mögliche Einsparpotenziale und Verbesserungsmöglichkeiten identifizieren lassen. Das System zeigt eine Auswertung über alle erfolgten Arbeitsschritte eines Feldes an, wodurch eine Vergleichbarkeit der Flächen untereinander möglich wird. Aufwandmengen und Erträge können verglichen und gegebenenfalls den Standortverhältnissen angepasst werden.

Mit wenigen Klicks lassen sich Ertragskarten aus vorhandenen Ertragsmessungen erstellen, die dann wiederum für Applikationskarten im nächsten Jahr dienen. Eine Übertragung dieser Karten erfolgt dabei in beide Richtungen, entweder vom Traktor zur Plattform oder von der Plattform auf den Traktor. Eine Datenübertragung an das Terminal wird per mitgeliefertem USB-Kabel vereinfacht.

An festgelegten Orten im Betrieb kann automatisch ein Eingabefenster in der App aufgehen, sobald der Traktor sie durchfährt. Die Erfassung von Tank- und Wiegevorgängen wird dadurch digital dokumentiert, Tankbücher und Wiegescheine sind nicht mehr nötig.

Beim Einfüllen der Pflanzenschutzmittel in die Spritze ist eine Erfassung der Spritzmittel über die App möglich (QR-Code scannen oder per Hand eintragen). Eine automatische Erfassung der Aufwandmengen und Wirkstoffe in Kombination direkt während der Arbeit ist somit möglich. Dokumentationspflichten für Pflanzenschutz oder auch organischer Dünger können somit zukünftig direkt erfüllt werden (meist keine nähere Definition, nur zeitnahe Dokumentation verpflichtend). Alle Abläufe in der Außenwirtschaft können nahezu vollständig automatisiert erfasst werden.

Weitergabe der erfassten Daten

Automatisch erfasste Daten bieten den Betrieben eine enorme Erleichterung der Dokumentation. Doch diese Daten entfalten nur bei automatisierter Weitergabe ihren vollen Nutzen. In der Kartoffelbranche haben Handel und Verarbeitung oft jeweils eigene Systeme entwickelt, um die notwendigen Produktionsdaten von den Landwirtinnen und Landwirten zu erhalten. Diese Systeme unterscheiden sich jedoch erheblich, was die Kompatibilität zwischen ihnen nahezu unmöglich macht. Am Ende müssen die Landwirtinnen und Landwirte die relevanten Daten doch wieder manuell in Excel-Tabellen eingeben oder handschriftlich für jeden Abnehmer notieren, wodurch die angestrebte Arbeitserleichterung letztlich zunichtegemacht wird.

Um diesen Insel-Lösungen in der Kartoffelbranche entgegenzuwirken, zielt das Projekt darauf ab, eine einheitliche Lösung für alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette zu entwickeln. Die automatisch erfassten Daten dienen der Erstellung von Klima- und Umweltzertifikaten, die auf einer gemeinsamen Plattform zugänglich sind. Dadurch wird nicht nur die Dokumentation vereinfacht, sondern auch die Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette gestärkt.

Die ersten Ergebnisse des Projekts zeigen, dass insbesondere für Landwirte ein Zertifikat zur Ausweisung des CO2-Fußabdrucks von großem Vorteil wäre. Darüber hinaus wird die Möglichkeit der Dokumentation von Abständen zu Nichtzielorganismen wie Knicks, Gewässern oder Saumbiotopen als sinnvoll und wünschenswert von der Praxis bewertet.

Für den Kartoffelhandel und die weiterverarbeitenden Unternehmen steht vor allem das Thema Nachhaltigkeit im Vordergrund. Aber auch der Wasserverbrauch und die Wassereffizienz spielen eine zentrale Rolle und dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Durch das Portal können diese Aspekte umfassend abgebildet werden, was es den Betrieben ermöglicht, ihren Beitrag zu nachhaltiger Landwirtschaft und Ressourcenschonung nachzuweisen und kontinuierlich zu verbessern.

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.

Fazit

Das Projekt „DigiZert“ zeigt, wie Digitalisierung in der Landwirtschaft nicht nur zur Effizienzsteigerung, sondern auch zur Förderung von Nachhaltigkeit beiträgt. Durch die Implementierung moderner Telemetrie-Systeme und die Entwicklung eines einheitlichen Zertifizierungssystems entlang der Kartoffel-Wertschöpfungskette wird es möglich, Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen transparent und verlässlich zu dokumentieren. Die enge Zusammenarbeit mit den Akteuren der Branche gewährleistet, dass die entwickelten Lösungen praxisnah und umsetzbar sind. Damit leistet „DigiZert“ einen wertvollen Beitrag zur Digitalisierung der Landwirtschaft und zur Erreichung von Klimazielen.

Trotz 100 Jahren nichts an Frische und Relevanz verloren

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Ein Berg in der Schweiz, ein Lungensanatorium, ein Besuch – aus diesen scheinbar belanglosen Begebenheiten schuf Schriftsteller Thomas Mann einen 1.000 Seiten umfassenden Weltbestseller. „Der Zauberg“ feiert in diesem Jahr den 100. Geburtstag. Aus diesem Anlass sind in Lübeck, der Geburtsstadt von Thomas Mann, gleich zwei eindrucksvolle Ausstellungen im Museumsquartier St. Annen zu sehen, ergänzt um ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm.

Mit Betreten der Sanatoriumswelt wird es zeitlos.

Als Thomas Mann 1912 seine Frau Katia im Davoser Lungensanatorium besucht, inspiriert ihn das zu einem kleinen Essay, aus dem Jahre später der Roman „Der Zauberberg“ entsteht. 1924 erscheint das Werk und erlangt als „Magic Mountain“ Weltruhm. In dem Roman wird die Geschichte des jungen Hamburgers Hans Castorp erzählt, der für  drei Wochen Urlaub in ein Schweizer Lungensanatorium fährt und am Ende sieben Jahre dort bleibt. Der Roman spielt am Vorabend des Ersten Weltkrieges „und wäre ohne die Weimarer Republik und die Zeitenwende von 1914 bis 1918, die Thomas Mann erlebt hat, nicht denkbar gewesen“, ist sich Dr. Caren Heuer, Direktorin des Buddenbrookhauses, sicher.

Sieben ist die magische, strukturgebende Zahl, sowohl in dem Roman als auch in der kulturgeschichtlichen Ausstellung „Thomas Manns Der Zauberberg. Fiebertraum und Höhenrausch“ des Buddenbrookhauses, die wegen der Umbauarbeiten im St. Annen-Museum zu sehen ist. Tod, Leben, Begehren, Liebe, Politik und die Fragen nach der Zeit und dem Sinn des Lebens sind die bestimmenden Themen in dem Buch, das selbst nach 100 Jahren nicht an Aktualität verloren hat. Eine Welt im Wandel, Kriege, Hass, Nationalismus weisen Parallelen auf, die die Ausstellung mit aufgreift. Die Exponate stellen auch immer wieder einen Bezug zur Gegenwart her.

Das erste Röntgengerät, seinerzeit eine medizinische Sensation

Die Besucher der Ausstellung begeben sich auf eine Reise durch sieben Ausstellungsstationen mit Beginn im Arbeitszimmer von Thomas Mann, wo die Geschichte entstand. Von da aus geht es mit der Romanfigur Hans Castorp auf Reise nach Davos ins Lungensanatorium Berghof, wo sich die tuberkulosekranke Elite Europas trifft. Von der Diagnose bis zur Therapie erfährt man den realen, aber auch literarisch-medizinischen Kontext der Tuberkulose.

Wie in einem Traum bewegen sich die Besucher durch die Gefühlswelten Hans Castorps. Vier Ausstellungsabschnitte sind seinem Innenleben gewidmet, es geht um Endlichkeit, Tod, Erotik und Begehren, gesellschaftliches Miteinander und Gewalt sowie die Sehnsucht nach einem Sinn. Die Ausstellung endet wie „Der Zauberberg“ mit Gewalt und Krieg. Das Publikum ist aufgefordert, interaktiv eine Antwort auf die Frage „Wird aus diesem Weltfest des Todes einmal die Liebe steigen?“ zu finden.

Die Zeit und das individuelle Erleben von Zeit spielen ebenfalls eine große Rolle in dem Roman und werden in der Kunsthalle St. Annen von der britischen Künsterlerin Heather Phillipson in ihrer Inszenierung „Extra Time“ aufgegriffen. Darin wird die ehemalige Kirche des St. Annen-Klosters zum Portal für Träume und Visionen einer alternativen Gegenwart und möglicher Zukünfte. Phillipson stellt Krähen, wie sie auch an zahlreichen Plätzen in Lübeck zu finden sind, als Hauptakteure in den Mittelpunkt der Installationen.

Krähen in einem Protestcamp – eine der Inszenierungen in der Ausstellung „Extra Time“ von Heather ­Phillipson

Inspiriert durch Stadtspaziergänge und entsprechend ihrer Arbeitsweise, für jeden Ausstellungsort eigene Ausstellungen zu entwickeln, hat sie die Bilder, Geräusche, Gerüche und Geschichten auf sich wirken und in ihre mitunter raumgreifenden Kompositionen einfließen lassen. Die Besucher wandeln über drei Etagen durch mit Orangen übersäte Fußballfelder, zwischen umgedeuteten mittelalterlichen Kruzifixen und Protestcamps. Krähen gelten als intelligent, mystisch und als Vorboten großer Umbrüche. In der Ausstellung kommen sie in Massen zusammen, schwärmen aus, beobachten, beraten, protestieren und träumen.

„,Der Zauberberg‘ ist ein Werk von unglaublicher sprachlicher Schönheit, von erzählerischer Raffinesse, er ist witzig, ironisch, aber auch traurig und von großer philosophischer Tiefe. Trotz der 100 Jahre hat er nichts an seiner Frische und Relevanz verloren. Das wollen wir hier zum Ausdruck bringen – mit dem Ziel, dass die Besuchenden Lust bekommen, den Roman zu lesen oder wieder zu lesen“, so Caren Heuer. Weitere Informationen unter derzauberberg.de

Proträt Thomas Manns von Max Liebermann
Foto: Iris Jaeger
Der Bleistift – Thoman Mann mach das schlichte Schreibgerät zu einem Leitmotiv in seinem Roman.
Foto: Iris Jaeger
Sputumfläschchen mit dem Spitznamen „Blauer Heinrich“, um 1900
Foto: Iris Jaeger
Das gesellschaftliche Miteinander im Sanatorium ist eines der Themen im Zauberberg
Foto: Iris Jaeger
Stahlhelm Deutsches Reich mit Splitterschaden, 1916 – Mit glühendem Gesicht unter dem Helm kämpft Romanfigur Hans Castorp an der Westfront des Ersten Weltkrieges. Sein Überleben bleibt ungewiss.
Foto: Iris Jaeger
Die hitzigen Debatten der intellektuellen Ratgeber von Hans Castorp, Settembrini und Naphta, gipfeln in ein Duell, bei dem Naphta sich selbst tötet, nachdem Settembrini sich weigert, auf ihn zu schießen.
Foto: Iris Jaeger
Krähen stehen bei den Inszenierungen der Künstlerin Heather Phillipson in der Ausstellung „Extra Time“ im Mittelpunkt.
Foto: Iris Jaeger
Krähen auf einer Knochenwippe
Foto: Iris Jaeger
Fliegende Krähen
Foto: Iris Jaeger
Szene aus „Extra Time“ von Heather Philippson
Foto: Iris Jaeger
Foto: Iris Jaeger
Foto: Iris Jaeger


Erster Platz für Milchteam Müller aus Riepsdorf

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Das Milchteam Müller aus dem Riepsdorfer Ortsteil Koselau, Kreis Ostholstein, gewinnt mit seinem Projekt „Ganzheitlich mit Engagement, Leidenschaft und Grillkäse“ den VR-Förderpreis Landwirtschaft. Auf den Plätzen zwei und drei folgen der in Ottendorf ansässige Hof Wasserblöcken, Kreis Rendsburg-Eckernförde, und der Olderuper Milchviehbetrieb Nöhren, Kreis Nordfriesland.

Insgesamt 15 Bewerbungen, drei Finalisten und am Ende eine denkbar knappe Entscheidung: Am Dienstag (17. September) haben die schleswig-holsteinischen Volksbanken Raiffeisenbanken in Kooperation mit dem Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) und unter der Schirmherrschaft von Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) zum zweiten Mal den VR-Förderpreis Landwirtschaft verliehen. Wie im Vorjahr wurden die finalen Platzierungen durch eine Fachjury und ein online durchgeführtes Publikumsvoting festgelegt, bei dem fast 2.000 Menschen mitgemacht haben.

Ehrung durch Landwirtschaftsminister

In der Feierstunde in Molfsee lobten Schwarz, BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht und Vertreter der Volksbanken Raiffeisenbanken den Ideenreichtum und die Innovationskraft der teilnehmenden Betriebe. „Alle drei Betriebe richten sich zukunftsfähig aus“, betonte Schwarz. Auch die Politik habe verstanden, dass sie ihren Teil zur Zukunftsfähigkeit der Branche beitragen müsse, indem überflüssige Bürokratie abgebaut werde. Dem pflichtete Lucht bei: „Wir leben in einer Zeit, in der sich Rahmenbedingungen innerhalb weniger Jahre stark ändern können. Darunter leidet die Planungssicherheit.“ In Schleswig-Holstein sei es aber gelungen, einige Punkte zu identifizieren, die teilweise auch schon abgearbeitet seien. Mit Blick auf die Preisträger erklärte der BVSH-Präsident: „Wir brauchen Projekte, mit denen wir in die Öffentlichkeitsarbeit gehen können, um unsere Vielfalt und unser Können zu präsentieren.“

Der VR-Förderpreis Landwirtschaft war 2023 ins Leben gerufen worden, um besondere Leistungen und innovative Konzepte der Landwirtinnen und Landwirte im Norden zu würdigen – dazu zählen technische Neuerungen oder der richtungsweisende Umgang mit der Digitalisierung, aber ebenso kann der Förderpreis für zukunftsgerichtete Nachfolgeplanungen, vorbildliche Familienleistungen, besondere Qualifizierungs- und Ausbildungskonzepte oder beispielhafte Kooperationen mit anderen Betrieben oder Vermarktern verliehen werden.

Tolles Konzept für Direktvermarktung

Übergabe des symbolischen Schecks an die Gewinner-Familie Müller (v. li.): Lars Nissen (Vorstand VR-Bank), Klaus-Peter Lucht, Wolfgang Müller, Heike Müller, Kai Müller, Laura Müller und Werner Schwarz.

Den ersten Platz und einen Gewinnerscheck über 6.000 € sicherte sich das Milchteam Müller. Der zwölf Mitarbeiter und gut 300 Kühe starke Milchviehbetrieb von Tim Müller, der aus privaten Gründen nicht zur Siegerehrung kommen konnte, setzt seit einem Jahr voll auf die Direktvermarktung seiner Waren. Im Mittelpunkt steht dabei der selbst produzierte Grillkäse. Er wird unter anderem bei den einmal im Monat stattfindenden Käsenachmittagen verkostet und verkauft. Besucher erfahren hier mehr über die Hintergründe der Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft. Darüber hinaus verkauft das Milchteam Müller seine Erzeugnisse in einem Hofladen. Ein Online-Shop befindet sich aktuell im Aufbau. Ihr Preisgeld will Familie Müller in den Ausbau der Direktvermarktung investieren.

Hof Wasserblöcken wird Publikumsliebling

Platz 2 erreichte Familie Sager aus Ottendorf.

Der zweite Platz und ein Gewinnerscheck über 5.000 € gehen an den familiengeführten Hof Wasserblöcken der Familie Sager, der das Publikumsvoting für sich entschieden hatte. Mit ihrem Projekt „Bauernhofpädagogik aus Überzeugung“ haben die drei Schwestern Anna-Lena, Madlen und Charlott Sager ein besonderes Lernangebot für Schulklassen geschaffen, das Teil der Bildungsoffensive Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz (BiLEV) ist. Auf dem Hof Wasserblöcken erleben Schülerinnen und Schüler die Landwirtschaft hautnah und erfahren alles über Landtechnik oder über den Anbau von Getreide und Zuckerrüben. Darüber hinaus gibt es Bildungsangebote in den Bereichen Verbraucherbildung, Gesundheit und Fremdsprachen. Das Preisgeld will Familie Sager in den Umbau des alten Schweinestalls investieren. Dort sollen ein Schulungsraum und eine Hackschnitzelheizung entstehen.

Mit Energie und Tierwohl auf Platz drei

Platz 3 ging an Familie Nöhren aus Olderup.

Der mit 4.000 € dotierte dritte Platz ging an den Milchviehbetrieb von Timo Nöhren und das Projekt „Energieoptimierung und Tierwohl“. Eine betriebseigene Photovoltaikanlage liefert auf dem Hof klimaneutralen Strom für die vielen bereits elektrifizierten Maschinen – sowohl der Futtermischwagen, die Einstreumaschine und der Spaltenroboter als auch der Futteranschieberoboter sind bereits mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet. Nachhaltigkeitsaspekte stehen auch bei der Fütterung der Tiere im Vordergrund: Um die Stickstoffabgabe pro Kuh und somit die Umweltbelastung zu verringern, werden die derzeit 160 Milchkühe mit proteinreduziertem Futter versorgt. Um den Stress der Milchkühe und infolgedessen den Antibiotika­einsatz zu verringern, wurde die Laktation deutlich verlängert. Das Preisgeld will Familie Nöhren in die Renovierung des Stalls investieren, um das Tierwohl weiterzusteigern.

Schalkholzer Feuerwehr gewinnt Sonderpreis

Die Vertreter der Feuerwehr freuten sich über den Sonderpreis.

Neben den drei Hauptpreisen wurde in diesem Jahr erstmals ein Sonderpreis vergeben: Die Freiwillige Feuerwehr Schalkholz, Kreis Dithmarschen, die in diesem Jahr Weiterbildungen zur Rettung bei Unfällen mit Mähdreschern durchgeführt hat, konnte sich für ihr Engagement über ein Preisgeld in Höhe von 1.500 € freuen.

Die diesjährige Wettbewerbsrunde zeichnete sich laut den Veranstaltern abermals durch die hohe Qualität der Bewerbungen aus – alle Beteiligten sind sich deshalb einig, dass der VR-Förderpreis Landwirtschaft im kommenden Jahr zum dritten Mal ausgelobt werden soll. 

Wenig bekannte Krankheit öffentlich gemacht

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Mit dem Fotoprojekt „Endoschwestern“ möchte Andrea Lang auf das Thema Endometriose aufmerksam machen. Die Unwissenheit über diese Krankheit auch im Gesundheitssystem, aber vor allem in der Gesellschaft habe sie dazu bewogen, die Problematik in ihrer Fotografie aufzugreifen.

Für Andrea Lang ist Fotografie mehr als ein Bild. Ihre Bilder haben eine Mission. „Meine Fotos erzählen immer eine Geschichte“, sagt die Fotografin.

Die heute 42-Jährige wurde in den Vier- und Marschlanden südlich der Elbe geboren. Das ländlich geprägte Gebiet ist für seine Natur, den Obst- und Gemüseanbau sowie die Blumenzucht im Osten Hamburgs bekannt. Nach 19 Jahren Zwischenstopp in Hamburg lebt Lang nun wieder mit ihrer Familie auf dem Land. „Ich wollte wieder ins Grüne“, sagt die Mutter einer zweijährigen Tochter.

Kein Wunder, dass sie auch LandFrau ist. Sie wuchs in Neuengamme, einem Hamburger Ortsteil der Region auf. Hier legte sie den Realschulabschluss ab und machte ihr Fachabitur. Schon in der Schulzeit entdeckte sie ihre Liebe zur Fotografie. „Ich wollte auf jeden Fall kreativ sein“, sagt sie.

Inzwischen ist sie freiberufliche Fotografin. Am liebsten arbeitet sie außerhalb ihres Studios. Von der Kleidung, dem Styling bis hin zur Location – die gesamte Organisation nimmt sie am liebsten selbst in die Hand.

Andrea Lang arbeitet deutschlandweit und zeichnet sich durch ihre individuelle Konzeptfotografie aus. „Ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst“, sagt sie. Zudem gibt sie Fotokurse und Coachings für Fotografie. Auch bei den LandFrauen hat sie bereits einen Kurs für Smartphone-Fotografie gegeben.

Foto zum Thema „Endometriose, die unerkannte Krankheit“. Foto: Andrea Lang

Jede zehnte Frau ist von der Unterleibserkrankung Endometriose betroffen, und dennoch ist die Krankheit kaum bekannt, weiß Andrea Lang. Unerfüllter Kinderwunsch, das Entfernen der Gebärmutter, künstlicher Darmausgang und Schwerbehindertenausweis sind nur einige Stichworte, die mit der Krankheit verbunden sein können. „Über viele Jahre hinweg wird den Betroffenen Gesundheit attestiert, weil die Ärzte nichts finden können, während die Frauen leiden, Schmerzen haben, verunsichert sind, an sich selbst zweifeln und der Selbstwert darunter leidet“, so Lang. Bei dem Fotoprojekt soll nicht eine klassische Darstellung von Schmerzen und der Verletzlichkeit Betroffener im Vordergrund stehen, sondern viel mehr ihre Stärke, aber auch die Heilung und die zurückgebliebenen Narben. Die Fotografin möchte dafür sorgen, dass die Krankheit künftig schneller erkannt wird.

Lang ist selbst von der Krankheit Endometriose betroffen. „Sieben Jahre lang bin ich von Arzt zu Arzt gelaufen“, erinnert sie sich, bis eine Bauchspiegelung die Diagnose brachte. „In Gesprächen mit betroffenen Frauen hörte ich derart bewegende Geschichten, dass ich eine Gänsehaut bekam. Ich musste einfach etwas für die Öffentlichkeitsarbeit tun.”

Ärzte und beratende Stellen müssen besser informiert und sensibilisiert werden, um Hilfestellung geben zu können. Denn gerade für Betroffene, die vielleicht selbst noch nie etwas von dieser Erkrankung gehört haben, aber auch für Angehörige, die sich hilflos fühlen, ist der Umgang mit Endometriose und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sehr wichtig. „Ich möchte, dass die Gesellschaft das Thema kennt und Frauen nicht abgestempelt werden“, sagt Andrea Lang. Ein Medikament gebe es noch nicht.

Die Norla als Feuertaufe

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Als ich zum 1. August meine Stelle als neue Landesbildungsreferentin beim Landjugendverband angetreten hatte, war schnell klar, dass mein erster Monat in einem Jahreshighlight der Landjugend münden würde, und auch für mich sollte die Messeerfahrung einen Höhepunkt in der noch kurzen Zeit meiner bisherigen Arbeit darstellen.

Die neue Bildungsreferentin Merle Maas. Foto: ljv

Bereits im Vorfeld der Messe wurde es wuselig in der Geschäftsstelle, denn alle Mitarbeitenden waren mehr oder weniger in die Vorbereitungen involviert, trugen Messeartikel umher, organisierten, telefonierten und koordinierten die notwendigen Arbeiten. Es ist schön zu sehen, wenn all diese Energie in eine Veranstaltung fließt und etwas Großartiges daraus wird.

Im Zuge der Vorbereitungen konnte ich unseren ehrenamtlichen Vorstand und viele weitere helfende Hände besser kennenlernen und mich in das Geschehen einbringen. Der Einstieg wurde mir durch die offene und herzliche Art aller Landjugendlichen sehr leicht gemacht.

Ursprünglich komme ich aus der Pfadfinderarbeit, wo mich das Gemeinschaftsgefühl immer sehr berührt hat. Ich glaube, die Landjugend zeichnet sich ebenfalls dadurch aus. Es war besonders schön, neben den alltäglichen Bürotätigkeiten mit all den Landjugendlichen zusammenzuarbeiten, erste Gesichter aus unterschiedlichen Ecken Schleswig-Holsteins kennenzulernen und beobachten zu können, wie Hand in Hand ohne große Worte angepackt wird – mit viel Geduld und Liebe zum Detail beim Kinderschminken, mit dem richtigen Augenmaß für die perfekte Teigportion im Waffeleisen, bei der Renovierung des Pavillons im Vorwege der Norla, bei der Verpflegung der Helfenden oder mit Herz und Verstand bei der Vorbereitung der Politikaktion.

Die Norla konnte mir einen guten Eindruck vermitteln, was mich in meinem Beruf erwartet. Darauf freue ich mich sehr!