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Kaum eine Branche ist so stark vom Wetter abhängig wie die Landwirtschaft. Schon eine Frostnacht im Frühjahr kann desaströs wirken. Zusätzlich zu solchen normalen Wetterkapriolen sind immer mehr auch die Folgen des Klimawandels zu verkraften. Mit „Klima“ ist nicht das tagesaktuelle Wetter gemeint, sondern der mittlere Zustand der Atmosphäre, der über mindestens 30 Jahre hinweg beobachtet wird. Die Parameter sind dieselben, die auch das Wetter kennzeichnen, also Temperatur, Niederschlag, Wind, Feuchte und Strahlung. Verändern sich deren Mittelwerte und häufen sich Extremereignisse, wird dies als Klimawandel bezeichnet wie in Deutschland, wo seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 die Jahresdurchschnittstemperatur steigt.
Das bleibt nicht ohne Folgen. Milde Winter begünstigen die Verbreitung neuer Schädlinge und Unkräuter. Auch ein Effekt der steigenden Temperaturen: Viele Landwirte können – oder müssen – neue Kulturpflanzen anbauen: Der Weinbau etwa wandert mit dem Klimawandel nach Norden, auch das Sortenspektrum verschiebt sich. Hinzu kommt, dass die Vegetationsperiode immer länger wird. Seit den 1960er Jahren haben Pflanzen über zwei Wochen mehr Zeit, um zu wachsen, was grundsätzlich erfreulich sein könnte. Treiben Pflanzen aber zu früh aus, können Spätfröste immense Schäden anrichten: Erfrieren beispielsweise bei Obstbäumen die Blüten und Knospen, ist die gesamte Ernte gefährdet.
Weniger ukrainischer Mais
Mit steigenden Temperaturen nehmen Hitzewellen und Dürreperioden zu. Fällt ein solches Ereignis in die sensiblen Entwicklungsphasen einer Pflanze, sind die Folgen sehr schnell sehr drastisch: Schon wenige extrem heiße Tage während der Getreideblüte können die Kornanlagen irreversibel schädigen und den Ertrag erheblich schmälern. Dies ist in diesem Jahr mit dem Körnermais in Südosteuropa geschehen: Extrem hohe Temperaturen während der Blüte haben die Pollen verbrannt, sodass weniger Maiskolben ausgebildet wurden. Die prognostizierte ukrainische Maisernte muss deshalb aktuell um mindestens 6 Mio. t nach unten korrigiert werden.
Der Klimawandel macht sich weltweit auf Lebensmittelmärkten bemerkbar. Für Olivenöl steigen die Preise, während die Qualität abnimmt. Olivenbäume, die eigentlich an Hitze und Trockenheit angepasst sind und deshalb am Mittelmeer angebaut werden, leiden unter den dortigen inzwischen regelmäßigen extrem hohen Sommertemperaturen. In Spanien wurden 2023 nur 50 % eines normalen Jahresertrages eingebracht, dies dazu in schlechter Qualität, weil die Olivenfrüchte nicht komplett ausgebildet wurden. Auch für die Schokoladenfreunde gibt es schlechte Nachrichten: In der Elfenbeinküste und Ghana in Westafrika, die 60 % des weltweiten Kakaos ernten, beeinträchtigt der Klimawandel den Anbau erheblich. Häufiger werdende Extremwetterereignisse wie lange Dürreperioden oder Starkregen haben der Qualität des Kakaos geschadet, Erträge reduziert oder Ernten völlig zerstört. Dies hat zu einer Verdoppelung des Preises für Kakaobohnen innerhalb von nur zwölf Monaten geführt.
Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz
Um diesem jetzt schon realen Geschehen auf den Agrarmärkten entgegenzuwirken, haben deutsche Land- und Forstwirte bereits erfolgreich zum Klimaschutz beigetragen. So seien seit 1990 die Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft um 16 % gesenkt worden, wie der Deutsche Bauernverband mitteilt. Der Einsatz der Bioenergie im Verkehrs-, Wärme- und Energiesektor ersetzt fossile Energieträger und vermeidet Emissionen in Höhe von knapp 60 Mio. t CO2-Äquivalenten, so der DBV, wobei gleichzeitig Erträge verbessert worden seien. Die CO2-Vermeidung durch Bioenergie könnte allerdings weiter ausgebaut werden. Der Deutsche Bauernverband sieht eine Verdopplung der CO2-Vermeidung durch Bioenergie bis 2030 gegenüber 2010 als realistisch und zielführend für den Klimaschutz an. Die deutsche Landwirtschaft setzt sich auch das Ziel, die CO2-Aufnahmeleistung in landwirtschaftlichen Böden und Forstwirtschaft zu erhalten und auszubauen.
Das Kieler Landwirtschaftsministerium (MLLEV) hat in der vergangenen Woche gemeinsam mit dem Bildungsministerium den ersten Bildungskatalog im Rahmen der Bildungsoffensive Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz (BiLEV) in Kiel vorgestellt, der zum Start des vor Kurzem begonnenen Schuljahres an den Schulen im Land verteilt werden soll.
Das Programm umfasst aktuell 185 Bildungsangebote, die unter wissenschaftlicher Begleitung der Europa-Universität in Flensburg (EUF) und gemeinsam mit einem breit aufgestellten Akteursnetzwerk entwickelt worden sind. Es richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen I und II.
110 Betriebe dabei
Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) betonte: „Ich freue mich, dass unser deutschlandweit einzigartiges Bildungsprogramm nun richtig Fahrt aufnimmt und kontinuierlich aufwächst. Das ist sowohl für die Landwirtschaft, die ihr tägliches Tun vermitteln kann, als auch für kundigere Verbraucherinnen und Verbraucher ein Riesenerfolg.“ Seit dem Start des Pilotprojekts 2022 gebe es bereits 110 teilnehmende Betriebe aus ganz Schleswig-Holstein – mehr als doppelt so viele wie in der Pilotphase.
Die Schülerinnen und Schüler erwarteten an authentischen Lernorten unterschiedlichste Bildungseinheiten. Sie könnten vor Ort erleben, was eine nachhaltige Ernährungsweise kennzeichne, unter welchen Standards und wie Lebensmittel verarbeitet würden oder welche Bedeutung die heutige Landwirtschaft für Ernährungssicherung, den Klima- und Artenschutz sowie den Erhalt unserer Kulturlandschaft habe. Die EUF habe die Lerninhalte gezielt auf die Unterrichtsfächer ausgerichtet.
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) erklärte: „Die Bildungsoffensive mit ihrem Bildungskatalog ist ein guter weiterer Baustein für das Bildungs- und Erziehungskonzept ,Bildung für Nachhaltige Entwicklung´. Es unterstützt Schülerinnen und Schülern darin, ihre Rolle in einer Welt komplexer Herausforderungen zu reflektieren, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen und sich trotz Widersprüchen und Unsicherheiten an Gestaltungsprozessen im Sinne nachhaltiger Entwicklung zu beteiligen.“ Zentral dabei seien die außerschulischen Lernorte. Sie machten den Jugendlichen vor Ort Zusammenhänge unmittelbar erfahrbar und ermöglichten den Schülern eine größere Wirksamkeitserfahrung ihres Lernens.
Zusammenhänge verstehen
Von Mathematik, Biologie und Physik über Wirtschaft und Politik bis hin zu Kunst und Fremdsprachen – die Bildungsangebote im Rahmen der BiLEV können an eine Vielzahl von Schulfächern angebunden werden. So geht es bei dem Modul „Mathematik im Alltag – Dreisatz, Prozentrechnung und Mengenumrechnung in der Backstube“ beispielsweise darum, über die praktische Anwendung von mathematischen Kenntnissen die schulischen Leistungen im Fach Mathematik zu stärken. Neben dem mathematischen Bezug lernen die Schülerinnen und Schüler zudem die Zutaten und den Herstellungsprozess von Brot kennen.
Aber auch Experimente zu naturwissenschaftlich-technischen Themen wie Biogasgewinnung und -nutzung oder verbraucherorientiertem Lernen anhand der Wertschöpfungskette von Lebensmitteln, die Auseinandersetzung zu Tierhaltung oder Pflanzenanbau im regionalen und globalen Kontext stünden bei dem umfangreichen Bildungsprogramm im Fokus, so das MLLEV.
Viele junge Verbraucher hätten nur noch wenig Bezug zur modernen landwirtschaftlichen Produktion. „Hier setzt unsere Bildungsoffensive bei dem Weg vom interessierten zum informierten Bürger an. Wir bringen Schulen, Bildungsakteure und Betriebe zusammen“, schilderte Schwarz. Ziel sei es, die jungen Menschen in die Lage zu versetzen, mündige Entscheidungen als Verbraucherinnen und Verbraucher hinsichtlich ihrer Ernährungsweise und ihres Konsumverhaltens in Kenntnis der Wirkung auf Produktion, Verarbeitung und Vermarktung zu treffen. „Denn nur wer wirklich weiß, wie es funktioniert und wie die Zusammenhänge sind, kann sich ein eigenes Urteil bilden“, so Schwarz.
Grafik: Das BiLEV-Akteurs-Netzwerk im Überblick (Quelle: MLLEV)
Anne Benett-Sturies zur BiLEV im Interview
„Erfolg dank Akteurs-Netzwerk“
Die Bildungsoffensive für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz (BiLEV) ist ein Element der Umsetzung des Dialogprozesses zur Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein. Anne Benett-Sturies, Staatssekretärin im Kieler Landwirtschaftsminsiterium, sprach über die Entwicklung der BiLEV mit dem Bauernblatt.
Mit der Vorstellung des neuen Bildungskatalogs hat die BiLEV ihre Pilotphase beendet. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?
Wir haben in der Pilotphase ein großes Akteurs-Netzwerk gewonnen. Das hat auch für die ersten Lerninhalte gesorgt. Mittlerweile sind ökologisch wirtschaftende Betriebe, konventionelle Betriebe, Bäckereien, verarbeitendes Gewerbe und Gastronomie dabei. Die Europa-Universität Flensburg hat enorm unterstützt. Wir haben zudem flächendeckend Regionaltreffen durchgeführt vom südlichsten Dithmarschen bis ganz in den Norden nach Flensburg.
Wie sehen Sie die BiLEV im Vergleich zur Aktion „Schulklassen auf dem Bauernhof“?
Das Projekt „Schulklassen auf dem Bauernhof“, das durch die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein begleitet wird, ist ein ganz entscheidender Sockel für den Kita- und den Grundschulbereich. Die BiLEV wendet sich dann mit sehr spezifischen Lerninhalten an die Sekundarstufen I und II. Aber die Basis wird durch „Schulklassen auf dem Bauernhof“ hervorragend gelegt. Die Landwirtschaftskammer ist zudem auch Teil unseres BiLEV-Akteurs-Netzwerks.
Wie groß ist das Interesse aus der Landwirtschaft, an der BiLEV teilzunehmen?
Es gab schon zuvor Formate für Lehrkräfte, die unter anderem der Bauernverband initiiert hatte. Auch der Tag des offenen Hofes ist eine Aktion, die dazu beiträgt, dass sich Betriebe auf den Weg machen, um etwas für die Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Wir sind mit der BiLEV gezielt in die Fläche gegangen und haben zusammen mit der Europa-Universität auf Regionaltreffen informiert. Bei Landwirtinnen und Landwirte spüren wir grundsätzlich ein hohes Eigeninteresse, in der BiLEV mitzuarbeiten. Viele haben Lust, ihr Wissen zu vermitteln und ihre Arbeitsweisen zu präsentieren.
Was stimmt Sie optimistisch, dass die BiLEV-Angebote von den Lehrkräften angenommen werden?
Es ist doch herausragend, dass die Bildungsministerin zusammen mit dem Landwirtschaftsminister einen riesengroßen ersten Bildungskatalog präsentiert. Das ist ein wunderbares Signal und ein Appell an die Schulen, das qualitativ abgesicherte Angebot der BiLEV zu nutzen. Ich denke, wir werden alle gemeinsam – und deshalb ist das Akteurs-Netzwerk so wichtig – dazu beitragen, die BiLEV bekannt zu machen. Ich bin mir sicher, dass Lehrerinnen und Lehrer den Bildungskatalog entdecken und nutzen werden. Ich möchte auch die teilnehmenden Betriebe herzlich bitten, selbst auf Schulen zuzugehen, ihr Angebot vorzustellen und in Vorgespräche mit den Lehrkräften zu gehen.
Anne Benett-Sturies (Mitte) übergab ein „Wir vermitteln“-Schild an die Vertreterinnen des Bauernverbandes, Dr. Susanne Werner (li.) und Maike Schwerdtfeger.
Maschinen sollen die landwirtschaftliche Arbeit im Stall oder auf dem Feld erleichtern. Doch nicht immer entsprachen die Vorstellungen der Hersteller denen der Bauern. Also wurde selbst Hand angelegt und das Gerät oder die Maschine für den entsprechenden Bedarf umgebaut. Dabei entstand so manch kurioser historischer Eigenbau. Mit einem Aktionstag am Sonntag, 13. Oktober, sowie einer Sonderausstellung, beides unter dem Titel „Eigenbau & Eigenartiges – Kurioses in der Landwirtschaft“, zeigt das Schleswig-Holsteinische Landwirtschaftsmuseum in Meldorf eine Zusammenstellung von merkwürdig anmutenden Fahrzeugen und Geräten – Staunen, Wundern und Kopfschütteln inklusive.
Kombi Rekord der Firma Schmotzer mit Präzsionsdrillmaschine
Die Idee für diese Ausstellung entstand bei einem Blick in den museumseigenen Fahrzeugbestand. Dort im Depot stehen einige einzigartige Gerätschaften und Maschinen, die es wert sind, gezeigt zu werden. Der Werkstattleiter des Museums, Lutz Christansen, brauchte nicht lange, um Museumsleiter Alexander Eggert von einer Sonderausstellung zu überzeugen, und ließ darüber hinaus seine Kontakte zu Landwirten, Lohnunternehmen, Privatsammlern und Vereinen wie den Alttraktorenfreunden Westküste spielen. „So manch einer hat in seiner Scheune noch Schlepper oder Gerätschaften der Marke Eigenbau zu stehen, mitunter auch Eigentümlichkeiten, die auf den ersten Blick nicht selbsterklärend sind“, so Alexander Eggert. Sie werden nun zusammengetragen und mit den museumseigenen Kuriositäten zur Sonderausstellung zusammengestellt.
Aber auch moderne Landtechnik werde es an dem Aktionstag zu sehen geben, „denn vieles von dem, was damals konstruiert, erfunden oder umgebaut wurde, sich aber nicht durchsetzte und belächelt wurde, dient heute als Basis für die moderne Landtechnik“, so Lutz Christiansen. Eigenbauten habe es schon immer gegeben, oft blieb Landwirten nichts anderes übrig als zu improvisieren. Vor allen Dingen im Osten habe man viel mehr selbst gebaut als im Westen, so Christiansen. Doch auch hier habe es findige Landwirte gegeben, die mit handwerklichem Geschick und Einfallsreichtum sich zu helfen wussten. Entweder weil die Maschine im Einkauf zu teuer war oder am Bedarf vorbei konstruiert wurde und einer bedarfsgerechten Anpassung bedurfte.
Aus einem Eicher-Stapler wurde die Mistkanone.
So wie bei der Mistkanone. „Die Firma Eicher hatte eigentlich einen Gabelstapler, gebaut, der in erster Linie Landwirten dienen sollte. Doch ließ er sich nicht so recht vermarkten“, erzählt Lutz Christiansen. Dann merkte man, dass sich der Stapler gut zum Entmisten eignete, da er schmal und niedrig gebaut war. „Damals hatte man noch Festmist, der in einem Mistgang im Stall zusammengeschoben wurde, um ihn dann nach draußen auf den Haufen zu befördern. Allerdings war der Arm zu kurz, um den Mist auf den Haufen zu befördern.
Also baute man eine große Feder ein, die sich beim Heben der Schwinge spannte, gleichzeitig befand sich eine zweite Rückwand in der Schaufel, die nach vorne schnellte, wenn man an einem Seil zog, das die Feder entspannte. Auf diese Weise wurde der Mist von der Schaufel auf den Haufen geschleudert. „Das Ganze war eine mehr als gewagte Konstruktion und würde heute wohl keiner Prüfung durch die Berufsgenossenschaft standhalten. Durch die Dreirädrigkeit war das Gefährt instabil und ist ständig umgekippt. Und doch findet man noch einen Aufkleber der Berufsgenossenschaft auf dem Gerät, was mich persönlich am meisten fasziniert“, so Christiansen.
Auch Hersteller wollten durch pfiffige Innovationen glänzen, konstruierten aber mitunter am Bedarf oder an der Zeit vorbei. Wie die Firma Winterhoff, die den „Hackteufel“ zum Unkrauthacken oder Rübenverziehen auf den Markt brachte und grandios damit scheiterte. Zapfwellengetriebene, schwingende Hackmesser sollten die Arbeit erleichtern. Die Mitarbeiter brauchten die Stiele mit den selbstschwingenden Messern nur hin- und herzuführen. Und damit sie nicht hinterherlaufen mussten, hatte man zusätzlich vier Sitze angebracht. „Allerdings haben die Mitarbeiter nach spätestens einer halben Stunde gestreikt, da ihnen durch die Vibrationen die Handgelenke und Arme wehtaten, sodass sie die Stiele der Hacken nicht mehr halten konnten“, erzählt Christansen. Das Gerät wurde abgestellt und die Felder mit einer konventionellen Hacke weiterbearbeitet.
Am Bedarf vorbei ging der „Hackteufel“ der Firma Winterhoff. Das Schwingen der Hacken verursachte Schmerzen in den Armen der Bediener.
An der Zeit vorbei konstruierte die Firma Buschhoff aus Ahlen in Westfalen die selbstfahrende Dreschmaschine. Diese wurde seinerzeit erst durch Pferde, dann Dampfmaschinen und später von Treckern von Hof zu Hof gezogen, um vor Ort zu dreschen. Um den Transport zu erleichtern, wurde aus der Dreschmaschine ein Selbstfahrer. „Allerdings waren da schon moderne Mähdrescher auf den Feldern unterwegs.“ Als Buschhoff 1960 die Buschhoff PD 10 SHS auf einer Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft präsentierte, war Hersteller Claas aus dem Nachbarort Harsewinkel bereits Weltmarktführer im Mähdrescherbau. Dreschmaschinen hatten ausgedient. Und auch technisch sei der Selbstfahrer eine glatte „Sechs“ gewesen, denn man hatte für die 8,5 t schwere Maschine nur einen 37 PS starken Motor verbaut, inklusive Schaltgetriebe aus einem VW-Käfer.
Mit einem Gerät gleich mehrere Tätigkeit gleichzeitig ausführen –diese Idee hatte die Firma Henri Lüdemann aus Hamburg in den 1940er Jahren. Sie bot diversen Schlepperherstellern ein Kombi-Sägerät mit Pflug, Packer, Saatkiste, Egge und Düngerstreuer mit Anbaumöglichkeit an fast allen Schleppern an. Damals setzte sich das Prinzip nicht so richtig durch, heute gehört es zum Standard, in nur einer Überfahrt mehrere Arbeiten gleichzeitig auszuführen. Diese und weitere spannende Geschichten zu kuriosen Maschinen sowie ein buntes Veranstaltungsprogramm gibt es am 13. Oktober im Landwirtschaftsmuseum in Meldorf. Weitere Informationen unter landwirtschaftsmuseum.sh
Die Firma Buschhoff baute die selbstfahrende Dreschmaschine in einer Zeit, in der bereits moderne Mähdrescher im Einsatz waren. Foto: Iris JaegerAuf der Idee eines Kombi-Sägeräts der Firma Lüdemann basiert die heutige moderne Landtechnik. Foto: Iris JaegerLutz Christiansen (li.) und Hauke Mehlert zeigen eine Dengelmaschine der Marke Eigenbau zum Schärfen von Sensenblättern . Als Antrieb dient ein Waschmaschinenmotor. Foto: Iris JaegerEin Schwadleger für Raps von der Firma Hesston Foto: Iris Jaeger
Unsere Kulturlandschaft in Schleswig-Holstein wird durch Knicks geprägt, das Knicknetz hat aber auch eine wichtige ökologische Bedeutung. Daher sind Knicks gemäß Bundes- und Landesnaturschutzgesetz geschützte Biotope. Um den Lebensraum Knick zu erhalten, müssen die Vorschriften der Knickpflege beachtet werden.
Das schleswig-holsteinische Knicknetz erstreckt sich in etwa über eine Länge von 55.000 km und nimmt dabei zirka 1 % der Landesfläche ein. Ein Knick besteht üblicherweise aus einem Erdwall, der meist 0,8 bis 1 m hoch und je nach Standort mit verschiedenen buschartigen Gehölzen und Bäumen bewachsen ist. Gemeinsam ist allen Knicks ihre linienartige Gestalt, die sich durch die Landschaft Schleswig-Holsteins zieht. Hierdurch entstehen einzigartige Lebensraumkorridore.
Die Wallhecken dienten traditionell der Abgrenzung einzelner Parzellen voneinander sowie der Rohstoffnutzung. Aus heutiger Sicht kommen Funktionen hinzu, die sich von dem Bereich Naturhaushalt, Klima- und Bodenschutz bis zum prägenden Landschaftsbild und zur Naherholung erstrecken.
Hervorzuheben ist die Funktion als Lebensraum für zum Teil gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Die Struktur eines Knicks ähnelt zwei zusammengefügten Waldrändern mit einer Baum-, Strauch- und Gräserzone. So gedeihen mehrere Hundert Pflanzen- und etwa 7.000 verschiedene Tierarten in dem Lebensraum Knick.
Um den Knick selbst mit seiner vielfältigen Struktur als Lebensraum zu erhalten, ist die Knickpflege unerlässlich. Die besondere Struktur soll durch das Auswachsen der Sträucher nicht verloren gehen. Bei der fachgerechten Knickpflege sind die Vorschriften sowohl des Bundes- als auch des Landesrechts zu beachten, Verstöße in diesem Bereich gelten ebenfalls als Verstöße gegen die Konditionalität und können Sanktionen der Agrarzahlungen zur Folge haben.
Regularien der Knickpflege
Für den Erhalt der Funktionsfähigkeit als vielfältiger Lebensraum ist das regelmäßige sogenannte Auf-den-Stock-Setzen der Knicks notwendig. Diese traditionellen Gehölzpflegearbeiten dürfen in Schleswig-Holstein in dem Zeitraum vom 1. Oktober bis zum letzten Tag des Monats Februar bei Erhalt der Überhälter und Entfernung des Schnittgutes vom Knickwall durchgeführt werden. Das umgangssprachliche „Knicken“ der Gehölzpflanzen darf frühestens alle zehn Jahre und sollte alle zehn bis 15 Jahre vorgenommen werden.
Das Knicken der Gehölze erfolgt etwa eine Handbreit über dem Erdboden, um das Austreiben der Bäume zu erleichtern. Glatte und nicht ausgefranste Schnittflächen wirken sich vorteilhaft auf die Stockausschlagfähigkeit aus. Die Sicherstellung einer guten Stockausschlagfähigkeit ist vorgeschrieben, weshalb sich das händische Nachsägen als durchaus hilfreich erweisen kann. Nach guter fachlicher Praxis sollten Gehölzarten mit einem geringen Ausschlagvermögen (Buche, Ilex) stehen gelassen werden. Grundsätzlich sind großräumige Kahlschläge innerhalb einer Gemarkung zu vermeiden.
Knickwall und Schutzstreifen
Zum Schutz von an Ackerflächen angrenzenden Knicks muss ein mindestens 50 cm breiter Schutzstreifen, gemessen vom Knickwallfuß, eingehalten werden. Es gilt ein ackerbauliches Nutzungsverbot, das die einzigartige Flora und Fauna des Knicks vor den Einwirkungen von Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen sowie von Bodenbearbeitung und Aussaat von Kulturpflanzen schützt.
Die Pflege des Schutzstreifens ist ganzjährig durch Mahd und Mulchen möglich, dennoch sollte aus Artenschutzgründen der Zeitraum von Mitte Juli bis Ende Februar hierfür präferiert werden. Eine weitere Pflegemaßnahme ist das gelegentliche Grubbern des Schutzstreifens, das etwa alle drei Jahre möglich ist. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass nicht etwa durch zu tiefes Grubbern die krautige Vegetation zerstört wird. Auf Grünlandflächen ist ein Schutzstreifen nicht notwendig und die Beweidung kann bis an den Knickwallfuß durchgeführt werden. Eine Durchweidung ist nicht gestattet, da durch das Vieh Trittschäden am Knick entstehen könnten.
In dem Zeitraum vom 15. November bis einschließlich des letzten Tages des Monats Februar dürfen die Knickwallflanken fachgerecht durch Mahd und Mulchen gepflegt werden. Das Anpflanzen von nicht heimischen Pflanzen sowie die nicht nur vorübergehende Ablagerung von Schnittgut sind auf Knickwall und Schutzstreifen verboten. Jedoch ist in Regionen mit einer hohen Wilddichte eine leichte Abdeckung der auf den Stock gesetzten Gehölze zur Vermeidung von Verbissschäden möglich. Ebenfalls verboten sind die Errichtung von Stückgutlagern und Baustellen, das Versiegeln sowie die Lagerung von Silo- und Strohballen, wenn der Mindestabstand von 1 m vor dem Knickwallfuß unterschritten wird.
Management der Überhälter
Gemäß der Biotopverordnung muss beim Auf-den-Stock-Setzen alle 40 bis 60 m ein Überhälter stehen gelassen werden. Die Bezeichnung „Überhälter“ bedeutet, dass ein Baum mindestens 1 m Stammumfang, gemessen in 1 m Höhe über dem Erdboden, erreicht hat. Sind keinerlei einstämmige Überhälter auf einem 40 bis 60 m langen Knickabschnitt vorhanden, können mehrstämmige Bäume als Überhälter gelten, wenn die Summe der Stammumfänge der zwei stärksten Stämmlinge, gemessen in 1 m Höhe über dem Erdboden, mindestens 1 m ergibt.
Das Fällen von Überhältern ist ausschließlich im Zuge des Knickens und nur dann zulässig, wenn mindestens ein weiterer Überhälter in dem Abschnitt des Knicks von 40 bis 60 m erhalten bleibt. Überhälter, die einen Stammumfang von mindestens 2 m, gemessen in 1 m Höhe über dem Erdboden, erreicht haben, sind dauerhaft geschützt und dürfen nicht gefällt werden.
Seitlicher Rückschnitt
Der seitliche Rückschnitt der Knickgehölze ist senkrecht in einer Entfernung von 1 m vom Knickwallfuß bis zu einer Höhe von 4 m möglich. Ist kein Knickwall, sondern ein ebenerdiger Knick vorhanden, ist das Einkürzen oder Aufputzen unter Beachtung eines Mindestabstands von 1 m vom Wurzelhals der am Rand der Gehölzstreifen angepflanzten Gehölze zulässig.
Das erstmalige Einkürzen ist frühestens drei Jahre nach dem Knicken und danach ebenfalls nur in mindestens dreijährigem Abstand zulässig. Der Zeitraum, in dem der seitliche Rückschnitt durchgeführt werden darf, ist der 1. Oktober bis zum letzten Tag des Februars.
Der sogenannte schonende Form- und Pflegeschnitt bildet dabei eine Ausnahme. Er ermöglicht die Rücknahme ausschließlich des diesjährigen Zuwachses auch in den Sommermonaten. Es müssen auch hier zuvor drei Jahre Wartezeit eingehalten worden sein. Damit startet der dreijährige Ruhezyklus erneut, daher dürfte die Maßnahme nur in seltenen Fällen zielführend sein. Ganzjährig ist die händische Herausnahme einzelner Zweige möglich, etwa zum Freihalten von Einfahrten oder Weidezäunen.
Ausblick auf das Jahr 2025
Der seitliche Rückschnitt ist bisher nur vom 1. Oktober bis zum 28. Februar (29. Februar) erlaubt. Wie Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) kürzlich auf dem Landesbauerntag in Rendsburg ankündigte, soll das seitliche Einkürzen ab 2025 bereits ab dem 15. September möglich sein. Der Erlass einer entsprechenden Regierungsverordnung ist bereits angestoßen.
Fazit
Knicks prägen die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins. Durch ihre besondere Struktur bieten sie einen Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten. Die fachgerechte Knickpflege dient der Erhaltung der vielfältigen Funktionen des Knicks. Hierbei sind die Vorschriften des Bundes- und Landesrechts einzuhalten.
Nicht ordnungsgemäße Knickpflege ist eine Ordnungswidrigkeit und führt zu Bußgeldverfahren sowie zu Sanktionen der Agrarförderungen. Voraussichtlich ab 2025 wird der seitliche Rückschnitt bereits ab dem 15. September möglich sein. Im Einzelfall können auch zweistämmige Bäume als Überhälter definiert werden (Summe der Stammumfänge der zwei stärksten Stämmlinge über 1 m).
Der Fachbereich Umwelt steht über Knick@lksh.de für weitergehende Beratung zur Verfügung.
Automatische Melksysteme sind mittlerweile nahezu in jeder Region etabliert, und das seit Jahren. Aber auch bei der Futtervorlage steigt die Nachfrage nach automatischen Fütterungssystemen (AFS). Gründe hierfür sind vor allem Arbeitserleichterung, Zeitersparnis und flexiblere Arbeitsvorgänge.
Mit Blick auf die Tiere bedeuten AFS vor allem eine häufigere Vorlage kleinerer Futtermengen, homogenere Rationen, womöglich weniger Selektion und Futterreste, das Füttern mehrerer Tiergruppen und damit das Erstellen zahlreicher Rationen, die den physiologischen Bedürfnissen des Einzeltieres besser gerecht werden.
Auch könnte eine erhöhte Fütterungsfrequenz zu einer gleichmäßigeren Verteilung der Futteraufnahmen über den Tag hinweg und eventuell zu höheren Futteraufnahmen führen. Schlussendlich dürften vor allem rangniedrigere Tiere profitieren, da sie die Möglichkeit einer ungestörteren Futteraufnahme erhalten. Das wiederum dürfte eine ruhige Atmosphäre im Stall fördern.
Interessant ist hierbei, ob und, wenn ja, wie sich eventuell Verhaltensweisen der Tiere ändern, wenn von einer konventionellen ein- oder zweimaligen Futtervorlage am Tag zu einer automatisierten und damit häufigeren Futtervorlage gewechselt wird. Diese Fragestellung war Gegenstand einer insgesamt sechsmonatigen Untersuchung (30. August 2023 bis 28. Februar 2024) auf Gut Hülsenberg.
Der in den ersten zwei Monaten nach der Umstellung registrierte Rückgang der Futteraufnahme in allen vier Kuhgruppen lässt vermuten, dass sich (der Mensch und) die Tiere an das neue System gewöhnen mussten.
Betriebliche Situation
Am 1. November 2023 wurde auf Gut Hülsenberg in Wahlstedt ein AFS in Betrieb genommen. Die 220 Milchkühe wiesen im Jahresabschluss 2023 eine Milchleistung von 12.989 kg mit 3,90 % Fett und 3,37 % Eiweiß auf. Im betrachteten Zeitraum wurden im Durchschnitt 195 Kühe durch vier vollautomatische Lely-Melkroboter A5 gemolken. Jeder der Melkroboter ist für eine separate Gruppe zuständig (drei Gruppen mit Mehrkalbskühen, eine Gruppe mit Erstkalbskühen), da jede Kuh ausschließlich zu einem der Roboter Zugang hatte. Dementsprechend ergeben sich vier unterschiedliche Gruppen im Betrieb, eine der vier Gruppen besteht nur aus Erstkalbskühen.
Vor der Umstellung auf das AFS (Modell Lely Vector) erfolgte die Fütterung der Milchkühe einmal täglich mit einem Selbstfahrer. Das vorgelegte Futter wurde im zweistündigen Abstand mit dem Anschieberoboter Lely Juno nachgeschoben. Mit dem Lely Vector erfolgte dann eine durchschnittlich sechs- bis achtmalige frische Futtervorlage am Tag. Auch das Futternachschieben geschah automatisch mit dem Lely Vector.
Rationsgestaltung im Detail
Die drei Gruppen der Mehrkalbskühe erhielten stets die gleiche Ration. Sie wurde für die Erstlaktierenden geringfügig modifiziert, mit etwas geringerem Stärke- und leicht erhöhtem Fasergehalt. Außer der Umstellung auf das automatische Fütterungssystem am 1. November 2023 fanden jeweils am 18. September 2023, 27. November 2023 und am 23. Januar 2024 Rationsveränderungen statt (Tabelle 1).
Darüber hinaus erhielten die Kühe in Abhängigkeit von ihrem Laktationsstadium über einen Flüssigdosierer am Melkroboter ein Ergänzungsfutter, bestehend aus Glycerin, Propylenglycol und Isomaltulosemelasse, beginnend mit 700 g und bis zum 120. Laktationstag schrittweise auf 250 g pro Kuh und Tag reduziert.
Ergebnisse im Überblick
Die Datenerhebung erstreckte sich über einen Zeitraum von sechs Monaten, von denen die Monate September und Oktober 2023 die Zeitspanne vor der Umstellung darstellten.
Die Futteraufnahme wurde während des betrachteten Zeitraums täglich (im Gruppenmittel), unter Berücksichtigung der täglichen Restfuttermenge und der tierindividuellen Leistungsfuttergabe im Melkroboter, erfasst.
Die durchschnittliche Futteraufnahme der Milchkühe betrug in den letzten beiden Monaten vor der Umstellung 23,35 kg TM je Kuh und Tag (±1,54 kg TM). In den ersten beiden Monaten nach der Umstellung nahmen die Tiere mit 22,34 kg TM je Kuh und Tag (± 2,02 kg TM) signifikant weniger Futter auf (p = 0,003). Auch waren die Schwankungen der täglichen Futteraufnahme nun größer als zuvor. Nach den Beobachtungen im Betrieb waren diese Reaktionen vor allem der Anpassung und dem Einfahren des neuen Systems geschuldet.
Letztlich unterstützte die Umstellung von einer einmaligen Futtervorlage am Tag auf eine mit dem automatischen Futtervorlagesystem verbundene sechs- bis achtmalige frische Futtervorlage eine Steigerung der Futteraufnahme.
In Tabelle 2 sind die Futteraufnahmen jeder der vier Kuhgruppen zum einen für den gesamten Untersuchungszeitraum, zum anderen für die Zeitspanne der zwei Monate vor der Umstellung auf das AFS und dann für die vier Monate nach der Umstellung dargestellt.
In den Monaten Januar und Februar 2024 wurde dann mit 26,06 kg TM je Kuh und Tag (± 2,81) wieder eine signifikant (p < 0,001) höhere Futteraufnahme im Durchschnitt aller Kühe verzeichnet als in den beiden Monaten vor der Umstellung und in den beiden Monaten unmittelbar nach der Umstellung auf das AFS. Auch nahmen die Futteraufnahmeschwankungen wieder ab, was die Annahme einer gewissen Gewöhnung der Tiere an dieses neue Futtervorlagemanagement unterstützt. 
Die Erstkalbskühe reagierten in den ersten beiden Monaten nach der Umstellung mit einer deutlicheren Futteraufnahmedepression auf diesen Wechsel als die älteren Kühe. In den beiden nachfolgenden Monaten Januar und Februar stieg dann aber, wie auch bei den Mehrkalbskühen, deren Futteraufnahme wieder an (Abbildung 1).
Bei der Interpretation der Futteraufnahme dieser Milchkuhherde muss zum einen jedoch berücksichtigt werden, dass auch weitere Faktoren Einfluss auf die Futteraufnahme genommen haben, beispielsweise die Rationsgestaltung. So erfolgten im Verlauf des Betrachtungszeitraums drei Rationsumstellungen (siehe Tabelle 1). Auch muss beachtet werden, dass die TM-Aufnahme jeder Gruppe einen Gruppenwert darstellt, der nicht auf tierindividuellen Futteraufnahmemessungen basiert.
Futteraufnahme- und Wiederkaudauer
Im Durchschnitt hat jede Kuh der Herde über den Zeitraum der Datenerhebung 324 min und somit 5,4 Stunden am Tag Futter aufgenommen. Vor der Umstellung auf die häufigere Futtervorlage mittels AFS betrug dieser Wert 303 min (± 23 min), in den ersten beiden Monaten danach (November/Dezember) 339 min (± 13 min) und in den Monaten Januar/Februar 332 min (± 11 min).
Die etwas längere Futteraufnahmedauer nach der Umstellung auf das AFS deutet darauf hin, dass sich die Tiere mehr mit dem Fressen beschäftigten. Hingegen nahm die Wiederkaudauer, auch bedingt durch die erst einmal reduzierte Futteraufnahme, zunächst ab. Nach der Gewöhnungsphase in den ersten beiden Monaten erreichte dann das Wiederkauverhalten der Kühe (Monate Januar und Februar) aber wieder annähernd das Niveau aus dem Zeitraum vor der Umstellung.
Die durchschnittliche Wiederkaudauer betrug über den gesamten Betrachtungszeitraum hinweg 558 min, also 9,3 Stunden pro Kuh und Tag. Vor der Umstellung auf das AFS kauten die Kühe durchschnittlich 568 min (± 19 min) am Tag wieder, in den beiden Monaten unmittelbar nach der Umstellung 543 min (± 13 min) und in den Monaten Januar und Februar 564 min (± 14 min).
Erstkalbskühe zeigten im Vergleich zu den Mehrkalbskühen im gesamten Versuchszeitraum eine um 22 % längere Futteraufnahmedauer und eine um 6 % längere Wiederkaudauer (Tabelle 3).
Ergebnisse zur Milchleistung
Die Milchleistung der Kühe betrug im gesamten Zeitraum durchschnittlich 40,62 kg ECM je Kuh und Tag (± 2,03 kg), in den letzten zwei Monaten vor der Umstellung auf das AFS 39,17 kg ECM, in den ersten beiden Monaten nach der Umstellung (November und Dezember) 39,99 kg ECM und in den nachfolgenden zwei Monaten Januar und Februar 42,79 kg ECM (Abbildung 2). Diese Unterschiede waren stets hochsignifikant (p < 0,001).
Fazit
Die Umstellung von einer einmaligen Futtervorlage am Tag auf eine mit dem automatischen Futtervorlagesystem verbundene sechs- bis achtmalige frische Futtervorlage unterstützte eine Steigerung der Futteraufnahme bei den Mehrkalbskühen. Bei den Erstkalbskühen zeigte sich dieser Effekt im Durchschnitt der viermonatigen Beobachtungszeit nach der Umstellung (noch) nicht. In den ersten zwei Monaten nach der Umstellung war jedoch in allen Kuhgruppen ein Rückgang der TM-Aufnahme zu verzeichnen, vermutlich bedingt durch die Anpassung an das neue System. Ab Januar/Februar, also im dritten/vierten Monat nach der Umstellung, wurde aber in allen Gruppen, also auch bei den Jungkühen, eine deutliche Futteraufnahmesteigerung beobachtet. Jedoch muss hierbei berücksichtigt werden, dass im gesamten Versuchszeitraum auch drei Rationsumstellungen erfolgten, die zusätzliche Auswirkungen auf die Höhe der Futteraufnahme und die Milchleistung gehabt haben. Unabhängig davon zeigte sich, dass kurz nach der Einführung des neuen Futtervorlagesystems Veränderungen im Fress- und Wiederkauverhalten der Kühe zu beobachten waren. Nach einer Gewöhnungsphase jedoch passten sie sich anscheinend an das neue Fütterungssystem an.
Im Ackerbau greift die Anforderung der Düngeverordnung (DÜV) zur streifenförmigen Aufbringung von Wirtschaftsdüngern für bestelltes Ackerland bereits seit 2020. Auch im Grünland ist mit dem Ende der Sperrfrist im Frühjahr 2025 die Aufbringung über emissionsärmere Techniken vorgeschrieben. Dies kann durch streifenweise, bodennahe Ablage oder durch Injektion mit Schlitzgeräten erfolgen. Damit ist eine Breitverteilung durch Schwenk- oder Prallkopfverteiler auf dem Grünland nicht mehr zugelassen.
Eine Befragung auf dem Grünlandportal SH im Jahr 2023 ergab, dass von den 366 Teilnehmenden über 40 % auf Grünland vorwiegend den Breitverteiler einsetzten. Knapp 10 % arbeiteten mit einem Schlitzgerät, und jeweils knapp ein Viertel wendete Schleppschuh oder -schlauch an. Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich auch in Befragungen im Rahmen der Pflichtberatungsseminare für Betriebe mit Flächen in der N-Kulisse.
Durch die Vorgaben der DÜV zur Düngeplanung und noch mehr durch die um 20 % zu reduzierenden N-Düngemengen sowie die zusätzlichen Einschränkungen der 170-kg-Obergrenze in der N-Kulisse steigt die Anforderung jeder Wirtschaftsdüngergabe hinsichtlich des Zeitpunktes, der Mengenverteilung, insbesondere aber auch im Hinblick auf die Optimierung der Ausbringtechnik, um durch Ammoniakverluste fehlenden Düngestickstoff zu vermeiden.
Es ist auch Vorgabe der EU durch die NEC-Richtlinie, die klimaschädigenden Ammoniakverluste deutlich zu reduzieren. Die Ausbringung von Wirtschaftsdünger ist dabei eine der wesentlichen Stellschrauben.
Jede Geruchsbelästigung durch ausgebrachte Wirtschaftsdünger ist nicht nur ärgerlich für Anwohner, sondern weist auch auf Prozesse hin, die N-Verluste in Form von klimaschädlichem NH3 verursachen.
Warum streifenweise und bodennah?
Durch eine streifenweise Ablage wird die Oberfläche, auf die die Gülle nach der Ausbringung einwirken kann, erheblich verringert. Bei der Breitverteilung ist das Sprühen der Gülle durch die Luft schon ein erheblicher Verlustfaktor. Durch das Besprühen des gesamten Grasbestands wird jedoch weit mehr als 1 m² Grasoberfläche je 1 m² Boden benetzt. Dies haftet lange Zeit an den Gräsern.
Daher ist die Aufbringung mit Minipralltellern an Schlauchausläufen eines Schlauchverteilers auch als Breitverteilung zu sehen und auf Grünland ab 2025 nicht mehr zugelassen, auch wenn die Querverteilung und Windabdrift durch diese Technik zweifelsohne sehr viel besser ist als beim Schwenkkopf- oder Prallkopfverteiler.
Bei einer streifenweisen Ablage mit einem üblichen Reihenabstand von 25 cm werden hingegen nur etwa 20 % der Fläche benetzt. Bei Schlitzgeräten ist es noch weniger. Die kleinere Oberfläche ist eine Ursache für die geringeren gasförmigen N-Verluste. Die bodennahe Ablage unter das Grasdach ist eine weitere Ursache, weil dadurch der Luftaustausch reduziert und das Eindringen in den Boden verbessert wird.
Welche Technik steht zur Verfügung?
Beim Schleppschlauchverteiler drücken die über den Pflanzenbestand gezogenen Schläuche die Gräser ein wenig zur Seite und legen die Gülle im Band ab. Zumeist bleibt das Gras an den Stellen jedoch unter der Gülle. Wenn es nach der Applikation trocken bleibt, kann das Band auch bei nachfolgendem Regen unter Umständen nicht mehr aufgelöst werden. Dann wächst die Gülle mit dem Gras hoch und gelangt anteilig in die Silage.
Solche Futterverschmutzungen sind unbedingt zu vermeiden. Die Gefahr ist bei der Güllegabe zum ersten Schnitt weit weniger gegeben als zum zweiten oder dritten Schnitt, denn dann ist es wärmer, trockener, die Zeit bis zur Ernte kürzer, und die Grasstoppeln lassen nach einem Schnitt den Schlauch häufig nicht tiefer einsinken. Je nachdem welche Bedingungen vorherrschen, sind durch Schleppschlauchaufbringung auf Grünland gegenüber einer Breitverteilung 10 bis 30 % der gasförmigen Verluste vermeidbar, wie die Tabelle zeigt.
Schleppschlauchverteiler haben unter den Verteilgeräten je 1 m Arbeitsbreite das geringste Gewicht. Sie sind in allen Arbeitsbreiten bis 36 m erhältlich und können in allen Kulturen angewendet werden, außer vielleicht in höherem Raps.
Schleppschuhverteiler – so geht’s!
Die beim Schleppschlauch genannten Probleme der Applikation treten beim Schleppschuh weit weniger auf. Da die Gülle hier nicht frei aus dem Schlauch läuft, sondern aus einer federbelasteten Kufe austritt, ist das Band zum einen schmaler, zum anderen kann die Kufe an den Grasstoppeln vorbei auf den Boden geführt werden. Die gemessenen Verlustreduktionen liegen hier bei 40 bis 60 % (Tabelle).
Die besten Ergebnisse lassen sich bei frisch ausgetriebener Grasnarbe nach einem Schnitt erzielen, da neue Blätter dann den Luftaustausch reduzieren. Ist der Neuaufwuchs bereits kräftig etabliert, drückt der Schuh die Blätter herunter. Da auch bei höherem Kufendruck die Blätter nicht durchtrennt werden, liegt die Gülle dann darauf. Dann sind dieselben Probleme wie beim Schleppschlauch festzustellen.
Der übliche Reihenabstand ist 25 cm. Einige Hersteller bieten einen Doppelschuh an. Dadurch werden Reihenabstand und Gülleband halbiert, was die Gefahr einer Futterverschmutzung reduziert.
Schleppschuhverteiler sind gegenüber dem Schleppschlauch schwerer, brauchen je nach Kufendruck und Reihenabstand mehr Zugkraft und werden nur bis 24 m Arbeitsbreite gebaut. Sie können auch gut in wachsendem Getreide oder Raps eingesetzt werden. Dies gilt aber nicht als Einarbeitung auf unbewachsenem Boden.
Unterschiedliche Schlitzgeräte
Es gibt einscheibige Geräte, die in den Boden einen Spalt drücken, der so tief geführt wird, dass die gesamte applizierte Gülle darin abgelegt wird. Bei diesem Verfahren sind jeweils zwei Scheiben an einem Arm schwenkbar montiert, was eine Kurvenfahrt vereinfacht.
Eine andere Ausführung arbeitet mit zwei schräg gestellten selbstschärfenden Scheiben, die einen ebenso großen Spalt öffnen. Bei diesem Verfahren gelingen das Eindringen in den Boden und das Abschneiden der Blätter etwas besser. Bei sehr trockenem Boden wird auch hier nur der Boden angeritzt, was aber gegenüber Schleppschlauch und Schleppschuh, gerade bei Gaben zum zweiten und dritten Schnitt, die Futterverschmutzung deutlich reduziert, ein Eindringen der Gülle in den Boden verbessert und weniger Ablüftung zulässt.
Daher wurde bei diesem Verfahren eine Reduktion der gasförmigen Verluste um 60 bis 80 % erreicht (Tabelle). Da bei jeder Überfahrt Boden geöffnet wird, kann bei diesem Verfahren durch Zugabe von beispielsweise 5 kg/ha Deutschem Weidelgras in das Güllefass eine Nachsaat vorgenommen werden, die gut gelingt.
Der höhere Wirkungsgrad von Schlitzgeräten gegenüber den beiden anderen Verfahren bedingt, dass sie schwerer und teurer je 1 m Arbeitsbreite sind. Hinzu kommt, bedingt durch geringere Arbeitsbreiten, eine geringere Flächenleistung.
Verfahren der Ansäuerung
Mit der Zugabe von 3 bis 5 l Schwefelsäure je 1 m³ Gülle oder Gärrest kann eine pH-Wert-Absenkung auf unter pH 6,5 erreicht werden. Dadurch wird der Übergang von Ammonium zu Ammoniak stark reduziert. Gegenüber einer Schleppschlauchausbringung ohne Ansäuerung können durch Säurezugabe noch zusätzlich 50 % der gasförmigen Verluste vermieden werden, insbesondere bei Gaben zum zweiten und dritten Schnitt. Dadurch wird eine ähnliche Verlustreduktion wie beim Schlitzen erreicht. Durch die Schwefelsäure kann in den meisten Fällen auf eine Schwefeldüngung über Mineraldünger verzichtet werden.
Auch frische Gülle aus dem Rinderstall hat durch enthaltene organische Säuren einen niedrigeren pH-Wert, der durch längere Lagerung jedoch ansteigt.
Ertragswirkung der Aufbringverfahren
Die Reduktion der gemessenen Ammoniakverluste führt auch tatsächlich zu höheren Erträgen. Die Ergebnisse eines Versuchs in Schuby sind in der Grafik dargestellt. Dabei wurde zu den ersten beiden Schnitten Gülle in ortsfesten Parzellen mit den genannten Verfahren ausgebracht. Wird der Ertragseffekt aus der mineralischen Ergänzungsdüngung herausgerechnet, ergibt sich gegenüber der Breitverteilung ein relativer Ertragsvorteil beim Schleppschlauch von 4 %, beim Schleppschuh von 9,3 % und beim Schlitzen von 17,4 %.
Es wird erkennbar, dass der Ertrag zunimmt, je tiefer die Gülle abgelegt wird und je weniger damit dem Wind und der Sonne ausgesetzt ist. Je verlustmindernder die Technik ist, umso besser gelingt es, mit den Einschränkungen durch die DÜV, insbesondere in den Roten Gebieten, klarzukommen und die steigenden Kosten der Ausbringung zu tragen.
Verschmutzung von Futter
An einigen Stellen wurde bereits auf eine mögliche Futterverschmutzung hingewiesen. Dabei geht es darum, dass Gülle und gegebenenfalls auch Gärreste Clostridien und Kolibakterien enthalten können, die bei der Ausbringung nicht auf den Boden gelangen und am Gras antrocknen. Wenn dann kein ausreichender Niederschlag folgt, um die Gülle aufzuweichen und abzuwaschen, werden Teile der Gülle mit der Silage geborgen und landen auf dem Futtertisch.
Solche Silage kann die Gesundheit der Rinder gefährden und ist zu vermeiden. Dies kann durch Einschlitzen und Schleppschuhausbringung beim Durchgrünen der Narbe geschehen und natürlich bei bevorstehendem Regen. Aber auch durch die Struktur der Gülle kann eine Ablage mit schnellem Eindringen in den Boden erreicht werden. Bei vergorener Gülle, scharfem Cutter, ganz besonders durch Separieren, lassen sich die langen Fasern bei der Aufbringung vermeiden, durch die die Gülle an dem Pflanzenbestand festhängt.
Die streifenweise Aufbringtechnik
Die Anpassung an die künftigen technischen Anforderungen kann darin bestehen, einen Lohnunternehmer oder den Maschinenring zu beauftragen, eventuell auch nur bis die neue Technik geliefert wird. Aber auch die Maschinengemeinschaft kann eine Lösung sein, mit der vorhandene Technik zur Zubringung genutzt werden kann.
Bei einer Nachrüstung des vorhandenen Güllewagens ist zu beachten, dass das beladene Güllefass mit Ausbringtechnik auf der Straße teilweise nur weniger als 12 t bei Zugmaulkupplung und 14 t bei K80-Kupplung auf die Waage bringen darf. Daher ist auf das zulässige Gesamtgewicht zu achten. Wenn ein schweres Ausbringgerät an einem Einachser mit relativ weit vorn liegender Achse angebracht wird, kann es bei Leerfahrt zu negativem Kupplungsdruck kommen, was zu vermeiden ist.
Neben den genannten Verteiltechniken sind auch andere Techniken auf dem Markt, die ebenfalls bodennah streifenweise applizieren. Die Technikförderung des Bundeslandwirtschaftsministeriums über die Rentenbank ist nun ausgelaufen und wird nicht wieder aufgelegt.
Fazit
Ab Februar 2025 dürfen Gülle und Gärreste auf dem Grünland nur noch bodennah und streifenweise aufgebracht werden. Dazu stehen verschiedene Techniken zur Verfügung. Die Verlustminderung gelingt umso besser, je tiefer die Gülle unter dem Grasdach abgelegt werden kann. Damit steigen die Kosten, aber die Wirtschaftlichkeit wird auch durch die N-Ausnutzung des Wirtschaftsdüngers bestimmt.
Weiterbildungsseminar am 21. November 2024
Welche Gülleausbringtechnik für meinen Betrieb? So lautet das Seminarthema am Donnerstag, 21. November. Es wird auch praktische Anschauung geboten und die im Artikel angesprochenen Themen sollen vertieft und diskutiert werden. Anmeldungen dazu im Agrarterminkalender.
Bestimmt hat schon jedes Mitglied im Bauernverband mit seiner Kreisgeschäftsstelle zu tun gehabt, und sicherlich ist ihm oder ihr dort bei dem Anliegen geholfen worden. Doch was umfasst eigentlich das gesamte Spektrum einer Kreisgeschäftsstelle, und wie sieht ihr Alltag aus? Das Bauernblatt hat sie besucht, heute: die Kreisgeschäftsstelle für den KBV Ostholstein-Lübeck in Lensahn.
Der Kreis Ostholstein bezeichnet sich gern als „den schönsten in Schleswig-Holstein“. In der Tat: Er hat im Bundesland die längste Ostseeküstenlinie mit ihren Seebädern, die Holsteinische Schweiz und angrenzend die Weltkulturerbestadt Lübeck. Doch „wo die Landschaft anfängt, hört die Landwirtschaft auf“, sagt Holger Schädlich, der seit 2004 Kreisgeschäftsführer ist. Das gilt vor allem für die waldigen und seenreichen Hügel der Holsteinischen Schweiz.
Allerdings profitiert auch die Landwirtschaft zum Teil vom Tourismus – durch Vermietung von Ferienwohnungen, Campingplätzen, Direktvermarktung, insbesondere von Sonderkulturen. „Der Tourismus bringt auch Wirtschaftskraft, mit vereinzelten Störungen können die Bauern leben“, sagt Schädlich.
Kein Brotweizen mehr
Was sich aus seiner Sicht schlimmer auswirkt, sind die Einschränkungen durch die Düngeverordnung. „Sie lässt uns so wenig Spielraum, dass wir kaum Brotweizen produzieren können, hatten historisch schlechte Rapsernten, Gerste lohnt nicht mehr.“ Ostholstein ist ein Ackerbauland, nur rund 50 Betriebe halten noch Milchvieh, auf Fehmarn nur einer, die Schweine „sind weggebrochen“. Da wird man noch nicht einmal Futtergetreide los. Die Geschäftsstelle berät, wie Ausfälle kompensiert werden können durch Fruchtfolge, Prämienstrategie, Diversifizierung. Aber natürlich ist das zuvorderst ein politisches Thema.
Dabei sind die Böden sehr gut, etwa in dem Gürtel, wo die großen Güter liegen – von Wagrien in den Plöner Bereich bis Eckernförde, auf Fehmarn, aber auch auf Lübecker Gebiet bei Travemünde. Windkraft ist ebenfalls ein wichtiger Faktor in Ostholstein.
Lebensader mit Engpässen
Die wirtschaftliche Lebensader im Kreis ist die A 1. Die zieht aber auch städtische Themen weit ins Land hinein: Leute mit Hunden, die über die Felder gehen, die kritische Blicke auf Güllewagen werfen, aber auch Flächendruck durch Immobilienkauf und Gewerbegebiete. Und nicht nur die Autobahn, auch die Ostseeküstenleitung und die Bahntrassen liegen entlang dieser Linie – mit Engpässen zwischen Scharbeutz und Haffkrug, wo kein Ausweichen in die beginnenden Hügel möglich ist, und auf der Großenbrodener Halbinsel, dem Endstück des Festlandes vor Fehmarn.
Drei große Infrastrukturprojekte benennt Schädlich und beginnt mit dem kleinsten, der 380-kV-Ostseeküstenleitung, die aus zwei Strängen besteht: Ein Erdkabel bringt Windstrom von Fehmarn, ein anderes, größeres über das Baltic-Kabel aus Skandinavien, kommt bei Travemünde aufs Festland. Sie vereinigen sich in Stockelsdorf-Pohnsdorf und führen weiter nach Henstedt-Ulzburg. Da gibt es viel zu tun mit Grundstücksverhandlungen (siehe Kasten nächste Seite). „Mit dem damaligen grünen Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck haben wir verhandeln können, dass Masten auf Antrag auch auf Knicks stehen können“, sagt Schädlich.
Platz für mehr Verkehr
Ein zweites Projekt ist der Ausbau des restlichen Stückes Bundesstraße von Puttgarden nach Heiligenhafen zur A 1. Die Fehmarnsundquerung wird für Autobahn und Bahn als Tunnel abgesenkt – ebenso wie bei der Fehmarnbeltquerung, dort ein dänisches Projekt. Die Schächte für die Tunnelein- und -ausgänge sind Baustellen mit riesigem Flächenbedarf.
Und noch viel mehr für das dritte, das größte Projekt: die Schienenhinterlandanbindung für die Fehmarnbeltquerung! Von den rund 100 km bis Lübeck werden 70 km komplett neu gebaut und mit anderem Verlauf. Nur bei 30 km genügt es, neben das vorhandene ein zweites Gleis zu legen. Der Grund: Es ist ein Teil des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN) für Hochgeschwindigkeitszüge (im Schnitt 160 km/h mit Spitzen bis 200 km/h), zweigleisig und ohne höhengleiche Übergänge. Bei der Streckenplanung spielte auch eine Rolle, dass so wenig wie möglich besiedeltes Gebiet berührt wird, „und da sind dann die Bauern“. Wichtiges Thema: Was wird aus Querungen zu Ackerflächen?
Fast 2.000 ha Ausgleichsfläche sind für die gesamte Bahnanbindung vorgesehen – ohne die genannten Tunnelbaustellen. „Das Projekt wird die Region verändern“, ist sich Holger Schädlich sicher. Einen Zugewinn erhofft er durch einen wirtschaftlichen Aufschwung, auch für die Landwirtschaft. Im Übrigen weiß der Kreisgeschäftsführer: Mehr als die Hälfte der Gesamtbaukosten geht inzwischen in den Umweltschutz – für Gutachten, Ausgleichskäufe, Grünbrücken und Ähnliches.
280 Eigentümer am Moor
Abseits von Straßen, Schienen und Leitungen darf ein anderes Projekt nicht vergessen werden: die Wiedervernässung des Oldenburger Grabens im Rahmen der Niederungsstrategie der Landesregierung. Rund 4.000 ha sind betroffen, davon rund 2.500 ha Moor. Vom Umweltministerium gefördert werden Gutachten für Bodenbeschaffenheit, Flächeneignung oder hydrologische Maßnahmen. Ein zweites Projekt, als EIP-Leuchtturmprojekt vom Landwirtschaftsministerium gefördert, soll die rund 280 betroffenen Eigentümer in einer zu gründenden Gemeinschaft zusammenbringen. Ziel ist, dass durch Ausgleich für jeden die gleichen Pachtpreise gelten sollen. „Das bekommt bundesweit Aufmerksamkeit“, betont Schädlich. „Bisher sind große Vernässungsprojekte nur gelungen, wenn es wenige oder staatliche Eigentümer gab.“
Fläche für das Umspannwerk
Christian Ehler in Pohnsdorf ist dankbar für die Hilfe bei der Flächenumschreibung im Zuge des neuen Umspannwerkes.
Das Anwesen von Christian Ehler im Stockelsdorfer Ortsteil Pohnsdorf grenzt direkt an das große Umspannwerk, Leitungen führen über sein Land, Masten stehen darauf. Im Zuge der Ostseeküstenleitung wird das Umspannwerk jetzt auch noch erweitert. Ehler hat dafür 18 ha an die Energiefirma TenneT verkauft, von dem Erlös konnte er gutes Land im Süden von Lübeck erwerben. „Kreisgeschäftsführer Holger Schädlich hat all die Verträge nachkontrolliert, allein hätten wir das nie geschafft“, betont Christian Ehler. Vor allem die Flächenumschreibung konnte so bei den Behörden beschleunigt werden.
Die Auszahlungspreise der schleswig-holsteinischen Meiereien sind im Monat August um durchschnittlich 1,53 ct/kg angestiegen. Die Milchanlieferung liegt weiter unter Vorjahresniveau.
Die Auszahlungsgrundpreise bewegen sich hierzulande zwischen 43 und 50 ct/kg. Somit hat sich die Spanne im Vergleich zum Vormonat deutlich nach oben vergrößert. Der Durchschnitt liegt hier in Schleswig-Holstein bei 46,07 ct/ kg und damit über dem Rest des Bundesgebiets. In Süddeutschland bleibt die Spanne nach wie vor zwischen 43 und 48 ct/kg, im Osten erhöht sie sich leicht auf nun 44 bis 45 ct/kg und in Westdeutschland auf nun 43 bis 46 ct/ kg Milch.
Milchanlieferung weiter rückläufig
Die Milchanlieferung liegt weiterhin unter Vorjahresniveau, in der letzten Augustwoche betrug der Rückstand zur Vorjahreslinie 1,3 %. Als Grund hierfür wird zum einen das warme Augustwetter, aber zum anderen auch die teilweise gravierenden Auswirkungen der Blauzungenkrankheit gesehen. Über den Zeitraum Januar bis August gesehen lieferten die Milcherzeuger 0,1 % weniger Milch an die Meiereien als im Vorjahreszeitraum. Die Meiereien beklagen nach wie vor die sehr niedrigen Inhaltsstoffe der angedienten Rohmilch. Dementsprechend ist der Fettmarkt durch die niedrige Rohstoffverfügbarkeit der Hauptpreistreiber. Hier haben besonders die Notierungen für abgepackte Butter in der ersten Septemberhälfte einen kräftigen Sprung nach oben gemacht und damit sogar die historischen Höchststände vom Mai 2022 übertroffen. Es mehren sich aber die Anzeichen dafür, dass im Butterbereich die Spitze erreicht ist. Vereinzelt wird bereits von einer Marktüberhitzung gesprochen. Im Bereich der abgepackten Butter sind längerfristige Abschlüsse zu deutlich höheren Kursen zustande gekommen, bei Blockbutter zeigt die Käuferschaft eine abwartende Haltung, da hier bereits eine leicht fallende Tendenz erkennbar ist. Allerdings ist in diesem Bereich auch kaum Ware verfügbar.
Pulvermarkt fester
Die Nachfrage nach Magermilchpulver hat sich nach dem Ende der Ferienzeit wieder etwas belebt, auch kommt es vermehrt zu Abschlüssen mit leicht steigenden Preisen. Allerdings gibt es sowohl auf der Käufer- als auch auf der Verkäuferseite eine abwartende Haltung, da noch eine hohe Unsicherheit bezüglich der verfügbaren Mengen besteht. Die Kurse für Magermilchpulver an der EEX in Leipzig haben sich seit Mitte August ebenfalls freundlich entwickelt. Der meistgehandelte Oktober-Termin kletterte von gut 2.500 auf knapp 2.700 €/t. Für Vollmilchpulver setzt sich der Preisanstieg der vergangenen Wochen unvermindert fort. Allerdings ist das Angebot begrenzt, die Produktion erfolgt meist auftragsgebunden zu kontinuierlich höheren Preisen. Im gesamten Pulverbereich herrscht momentan kein Verkaufsdruck, da der knappe Rohstoff bevorzugt in andere, lukrativere Bereiche gelenkt wird.
Käsemarkt ebenfalls freundlicher
Auch Käse geht momentan sehr gut in den Markt. In allen Bereichen wird von einer sehr hohen Nachfrage berichtet. Die verfügbaren Mengen auf der Angebotsseite sind allerdings begrenzt, sodass die Ware jung die Werke verlässt. Bei Neuabschlüssen werden die höheren Preisforderungen der Meiereien größtenteils akzeptiert.
Dieser positive Trend am Milchmarkt wird auch durch den aktuellen ife-Rohstoffwert Milch untermauert, er liegt für den Monat August bei knapp unter 49 ct/kg. Der in die Zukunft gerichtete ife-Börsenmilchwert prognostiziert für die nächsten Monate einen weiteren deutlichen Anstieg von aktuell 49 ct auf über 55 ct im Oktober und verbleibt langfristig knapp über der 50-ct-Marke. Auch der Milchpreis auf dem Spotmarkt ist in der letzten Augustwoche auf über 60 ct/ kg Milch geklettert und liegt damit deutlich über den Auszahlungspreisen. In der aktuellen Berichtswoche scheint er sich auf diesem Niveau zu stabilisieren.
Kirche und Landwirtschaft prägen das Land, sie stehen aber auch beide im kritischen Blick der Öffentlichkeit und sind mit Vorurteilen konfrontiert. Wie sehen sich beide gesellschaftlichen Gruppen selbst, und wie werden sie von außen gesehen? Das war das Thema der diesjährigen Veranstaltung Landwirtschaft und Kirche in Schleswig.
Bischöfin Nora Steen
„Wir sind da, und wir gestalten das Land“, sprach Bischöfin Nora Steen für beide gesellschaftlichen Gruppen. „Wir haben viel mit Bildern von außen zu tun und müssen aufpassen, dass wir uns nicht polarisieren lassen.“ Ein Bild von Kirche machten sich viele allenfalls am Sonntag Morgen beim Gottesdienst, wenn überhaupt. Moralischer Zeigefinger sowie Skandale täten dem Image der Kirche nicht gut. Dabei stünden Seelsorger sieben Tage die Woche bereit, und viele ihrer Tätigkeiten seien leiser Natur, etwa Krankenbesuche.
Bauernpräsident Klaus-Peter Lucht
Die Landwirtschaft werde von vielen als Umweltschädiger und Tierquäler gesehen, sagte Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein. Dabei seien die Bauern angesichts der Herausforderungen der Zeit wie Klimawandel und Tierwohl Lösungsanbieter. „Wenn wir keine Lösungen finden würden, müssten wir zumachen!“
ZukunftsBauer Jörg Struve
Selbstbild und Fremdbild sind zwei Säulen des Projektes ZukunftsBauer des Deutschen Bauernverbandes (das Bauernblatt berichtete in einer Serie). Jörg Struvertritt das Projekt für Schleswig-Holstein auf Bundesebene. In Nübel nördlich von Schleswig führt er den Pilotbetrieb Strohschweine für Edeka Nord. Grundlage des Projektes ZukunftsBauer ist eine Studie, die der DBV in Auftrag gegeben hatte. Durch Umfragen bei Landwirten und Nichtlandwirten hat sie herausgearbeitet, welchen Eindruck Landwirtschaft bei Verbrauchern macht und wie Landwirte sich selber sehen. „Allein als Ernährer kommt Landwirtschaft nicht mehr an, sie muss auch Lösungsanbieter sein“, ist ein Resultat der Studie.
Auf die Frage aus dem Publikum, was denn der Unterschied zwischen Bauer und ZukunftsBauer sei, antwortete Struve: „Der ZukunftsBauer sucht Veränderung bei sich selbst. Wer die Schuld nur bei anderen sucht, ist kein ZukunftsBauer“, und: „Wenn ich Verständnis für mich erwarte, muss ich auch Verständnis für andere aufbringen.“
Pastor Malte Thiel
Pastor Malte Thiel, seit Kurzem in Viöl tätig, hatte zuvor wenig Kontakt zu Landwirten. „Wäre ich in der Stadt geblieben, hätte ich den Wandel in der Landwirtschaft nie erlebt.“ Es habe ihn beeindruckt, wie Familien vom Strukturwandel betroffen seien, die in langen Generationenfolgen auf ihrem Hof lebten. „Das ist nicht nur ein Wohnort, das ist ein Vermächtnis.“
Die Brücke zwischen Selbstbild und Fremdbild ist Kommunikation – die dritte Säule des Projektes ZukunftsBauer. Dazu wurden in der Runde viele Formen vorgeschlagen. Auf einem ehemaligen Hof richten Pfadfinder ihre Camps aus. Dorffeste werden mit Interviews mit örtlichen Bauern angereichert. Anwesende Landwirte, die in ihren Kirchengemeinderäten sitzen, regten an, sich dort zu engagieren. Präsident Lucht kündigte an, auf der nächsten Norla einen Rundgang für Pastoren anzubieten.
Ein häufiger Streitpunkt sind Bewirtschaftungsvorgaben bei der Pacht von Kirchenland. Bischöfin Steen betonte, dass die Kirchengemeinden da selbstbestimmt seien. Auch hier also Gesprächsbedarf. „Greift zum Äußersten, redet miteinander!“, schlug Helgo Jacobs,Probst für Angeln und Schleswig, vor. “
Angeregte Gespräche vor dem Schleswiger Dom.Fotos: Tonio Keller
Topinambur, Helianthus und Yacon wurden bereits von den Ureinwohnern Nord- und Südameikas wegen ihrer nahrhaften und gesunden Wurzelknollen geschätzt und kultiviert. Die Korbblütler sind verwandt mit Sonnenblumen, Alant und Dahlien und reichern in den Knollen statt Stärke Inulin an.
Topinambur ist sehr anspruchslos und pflegeleicht und gedeiht auch auf kargen Böden. Er wächst in Mittel- und Nordamerika wild und war dort schon seit jeher ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Nach Europa kam die Knolle im 17. Jahrhundert und wurde in der Folge auch hier als Nahrungsmittel und Futterpflanze angebaut, bis die länger lagerfähige Kartoffel an ihre Stelle trat. Auch Schnaps wurde und wird bis heute aus den Knollen gebrannt. Inzwischen ist Topinambur auch in Mitteleuropa vielerorts verwildert.
Botanisch zählt Topinambur (Helianthus tuberosus) zu den Sonnenblumen. Seine Blätter und Blüten ähneln denen von Staudensonnenblumen. Unterirdisch bildet Topinambur Rhizome, an deren Ausläufern zahlreiche unregelmäßig geformte Knollen wachsen, je nach Sorte nahe oder in größerer Entfernung von der Mutterpflanze (Streuung). Es gibt Sorten mit weißer, bräunlicher oder rötlich-violetter Schale. Das knackig-feste Fruchtfleisch der Knollen ist weiß bis cremefarben.
Topinambur ist eine Sonnenblumenart. Fotos: Anke Brosius
Robust und durchsetzungsfähig
Weil Topinambur zum Verwildern neigt, ist er nicht überall gern gesehen. Er sollte gleich einen Platz bekommen, an dem er für die nächsten Jahre nicht stört, und besonders in kleineren Gärten sind kompakt wachsende Sorten gegenüber solchen mit weiter Streuung zu bevorzugen. Der beste Pflanzplatz für Topinambur ist am Rand des Gartens, man sollte aber darauf achten, dass er nicht nach draußen „entkommt“. Die hoch wachsenden Stauden, die auch Schatten vertragen, eignen sich zudem gut als Sichtschutz am Zaun oder vor einer „Schmuddelecke“.
Vor der Pflanzung wird der Boden spatentief gelockert. Im Abstand von 50 cm kommen die Knollen bis zu 10 cm tief in die Erde, das fördert später die Standfestigkeit. Je nach Sorte können die Pflanzen 2 bis 3 m hoch wachsen. Auf lehmhaltigen Böden ist Topinambur ertragreicher, dafür lassen sich die Knollen in leichten Böden einfacher ernten. Sandige Böden kann man vor der Pflanzung mit etwas Kompost anreichern. Stärkere Düngung fördert zwar das Wachstum der Blätter und Blüten, mindert aber den Ertrag.
Nach dem Pflanzen kann man Topinambur weitgehend sich selbst überlassen. Jäten ist bei den durchsetzungsstarken Stauden nur selten nötig, Gießen nur auf leichten Böden und bei anhaltender Trockenheit. Statt mit wildem Aufwuchs können die Zwischenräume zwischen den Pflanzen auch mit einer Mischkultur gefüllt werden, etwa Bohnen, die die hohen Triebe als Kletterhilfe nutzen. Allerdings erhöht ihr Gewicht die Gefahr, dass die Stängel bei starkem Wind umkippen.
Helianthus ist mit Topinambur eng verwandt.Topinamburpflanzen wachsen fast ohne Zutun.
Zahlreiche Sorten
Während die meisten Zuchtsorten Wert auf geringe Streuung legen, wird in Österreich die stark streuende Sorte ‚Gföhler Rote‘ traditionell zur Begrünung von Hühnerausläufen verwendet. Die Knollen der ‚Gföhler Roten‘ sind vergleichsweise klein, dafür aber schon früh erntereif. Das Gegenstück ist die ebenfalls rotschalige Sorte ‚Violo‘, die große, knubbelig-kugelige Knollen bildet, die spät reifen und wenig streuen. Ein Klassiker ist die weißschalige, sehr ertragreiche ‚Gute Gelbe‘, die ebenfalls große, schwere Knollen hervorbringt, die stärker verästelt sind. ‚Topinanka‘ bildet gedrungene, violettschalige Knollen, ‚Bianca‘ längliche weiße, die als besonders aromatisch gelten.
Die gelben, sternförmigen Korbblüten erscheinen meist ab September oder Oktober. ‚Bianca‘ blüht bereits ab August, die Sorte ‚Sonnenstrauß‘ oft sogar schon Ende Juli. Die verzweigten Blütenstängel sind eine Bereicherung für bunte Sommersträuße, allerdings kommen nicht alle Sorten der Kurztagspflanze bei uns überhaupt zum Blühen. Keimfähige Samen bildet Topinambur selten, in unseren Breiten fast nie.
Helianthus wird manchmal unter den Topinambursorten gelistet, eigentlich handelt es sich aber um eine eigene Art (Helianthus strumosus). Oberirdisch sind die Pflanzen kaum zu unterscheiden. Helianthus-Knollen sind länglich, spindelförmig und unverzweigt und schmecken etwas milder als Topinamburknollen. Die Streuung der Knollen ist relativ groß. Sorten gibt es von Helianthus nur wenige: Die ‚Blaue Französische‘ besitzt anders als die weißschalige Wildform eine rötliche Schale, die Sorte ‚Blauauge‘ violette Streifen und Ringe um die Augen herum.
Die Knollen lassen sich in feuchtem Sand überwintern.
Topinambur und Helianthus sind ganz winterhart und können ab Oktober nach Bedarf geerntet werden, sofern der Boden nicht gefroren ist. Was nach der Ernte im Boden verbleibt, wächst im Frühjahr zu neuen Pflanzen heran. Um die Ausbreitung zu verhindern, kann man Topinambur auch in großen Gefäßen kultivieren, die man zur Ernte dann einfach nur ausleeren muss.
Leider lieben auch Wühlmäuse und Wildschweine die nahrhaften Knollen. Wo von dieser Seite her Gefahr droht, kann es deshalb ratsam sein, die Knollen im Herbst vollständig zu ernten und im Keller oder Schuppen zu überwintern. Topinambur und Helianthus halten sich gut in feuchtem Sand, der nicht austrocknen darf, weil die Knollen leicht welken und dann nicht nur an Geschmack verlieren, sondern auch im Frühjahr nicht mehr austreiben.
Frostempfindliche Inkaknolle
Die Yacon (Smallanthus sonchifolius), auch Inkaknolle genannt, wurde von den südamerikanischen Ureinwohnern kultiviert und ist vor allem auf den Hochebenen und in den Tälern der Anden eine wichtige Kulturpflanze. Ihre Knollen ähneln denen von Dahlien, mit denen die Yacon eng verwandt ist. Es gibt braun- und weißschalige Sorten, das Fruchtfleisch ist weiß oder gelblich.
Anders als Topinambur ist die Yacon frostempfindlich und darf erst nach den Eisheiligen ins Freie. Deshalb werden die Knollen ab Ende März in nicht zu kleinen Töpfen im Haus vorgetrieben. Weil sie schnell wachsen, brauchen die jungen Pflanzen von Beginn an nährstoffreiche Erde und regelmäßige Wassergaben.
Die Yacon ist eine Gemüsepflanze aus den Anden.Yacon-Knollen schmecken süßlich.
Im Beet benötigt jede Pflanze 50 bis 80 cm Platz in alle Richtungen. Optimal ist ein freier Stand mit voller Sonne, aber auch im Halbschatten gedeihen die Pflanzen meist gut. Der Boden sollte mit Kompost angereichert, gelockert und tiefgründig sein. Wichtig ist eine gute Wasserversorgung, ansonsten ist die Kultur pflegeleicht. Auch bei der Yacon sollte Überdüngung vermieden werden, weil das Aroma der Knollen sonst leidet. Bei ungünstigen Bodenverhältnissen lässt sie sich auch in mit Komposterde gefüllten flachen Hochbeeten oder großen Kübeln ziehen. Bei Trockenheit muss man dann allerdings besonders viel gießen.
Wenn die Pflanzen anfangs sehr langsam wachsen, ist das normal. Meist legen sie erst ab Mitte Juli bis August richtig los und wachsen bis September zu 1,50 m bis 2 m hohen Büschen heran. In der Zwischenzeit eignen sich Salat oder frühe Buschbohnen gut als Mischkultur beziehungsweise zur Unterpflanzung. Auch Kapuzinerkresse und Süßkartoffeln, die den Boden bedecken, sind gute Partner.
Wie Süßkartoffeln bildet auch Yacon erst ab August Knollen, die bis zum ersten Frost wachsen dürfen. Bei frühen Frösten kann man durch eine Vliesabdeckung das Absterben der Pflanze hinauszögern und so die Wachstumsphase der Knollen verlängern. Danach holt man sie mit einer Grabegabel vorsichtig aus der Erde und lässt sie noch einige Tage in der Sonne liegen, was die Aromabildung fördert. Bei Regenwetter funktioniert das auch im kühlen Keller, dann sollte man für die Nachreife aber mehrere Wochen einplanen. Unbeschädigte Knollen können im kühlen, dunklen, ausreichend luftfeuchten Keller mehrere Monate gelagert werden.
Beim frostfreien Überwintern der Wurzelstöcke für das Folgejahr sollten neben den Triebknospen auch einige fingerdicke Knollen an der Pflanze belassen werden. Ab Februar kann man die Rhizome – immer noch in kühler Umgebung – dem Tageslicht aussetzen, um den Neuaustrieb zu fördern. Wer auf den Geschmack gekommen ist oder die großen Wurzelstöcke nicht überwintern möchte, kann auch bereits im Sommer Stecklinge schneiden und aus diesen neue Pflanzen heranziehen.
Inulin für Darmflora und Immunsystem
Die Knollen aller drei Korbblütler enthalten den Ballaststoff Inulin, der aus Fruktose besteht und leicht süß schmeckt, den Blutzuckerspiegel aber nicht ansteigen lässt. Außerdem sind die Knollen reich an Eiweiß und Mineralstoffen wie Kalium und Phosphor. Weil Inulin den Stoffwechsel der Darmbakterien fördert, können beim ungewohnten Genuss anfangs Blähungen auftreten. Deshalb sollte man mit kleinen Mengen beginnen und sich langsam an größere Portionen herantasten.
Nach oben der Sonne entgegen: blühende Helianthus-Pflanzen
Während Topinambur und Helianthus nur abgebürstet beziehungsweise gewaschen werden müssen, sollte die Yacon vor dem Verzehr besser geschält werden, weil das harzige Aroma der Schale sonst dominiert. Alle drei Knollengemüse sind auch roh genießbar und eignen sich, in dünne Scheiben geschnitten oder geraspelt, als Zutat in Salaten. Topinambur und Helianthus schmecken darüber hinaus im Ofen gebacken, in der Pfanne geschmort oder als Gratin. Wer sie wie Kartoffeln in Wasser kocht, wird enttäuscht sein, denn dann verlieren die Knollen ihr fein-nussiges Aroma und schmecken fade.
Die Yacon besitzt ein fruchtiges, süßes Aroma, das gut zu Obstsalaten passt. Die Knollen eignen sich auch zum Backen, Braten und Frittieren. Außer den Wurzeln sind die Blätter essbar und werden in Südamerika zu Tee verwendet, der bei Magen-, Darm-, Leber- und Hautproblemen getrunken wird und zudem den Blutzuckerspiegel senkt. Aus den Knollen lässt sich ein Sirup, ähnlich dem Apfeldicksaft, herstellen, der auch im Handel erhältlich ist und zum Süßen verwendet werden kann.