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Wenn das „System“ zum Feind wird

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„Wir lassen uns nicht in die rechte Ecke stellen“ protestieren diejenigen, die bei aktuellen Demonstrationen die Landvolkfahne zeigen. Der Themenabend zur historischen Landvolkbewegung, den die Landeszentrale für politische Bildung und die Beratungsteams gegen Rechtsextremismus im Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf veranstalteten, machte deutlich: Antidemokratisch und antisemitisch war die Landvolkbewegung sehr wohl.

Schon seit einiger Zeit wird darüber gestritten, ob die Landvolkbewegung als Wegbereiter des Nationalsozialismus bezeichnet werden kann. Tatsächlich, so führte der Historiker Prof. Marc Buggelin von der Europa-Universität Flensburg aus, war und wurde das Landvolk als Organisation nicht Teil der NSDAP, wenn auch viele seiner Mitstreiter später in die Partei eintraten und einige dort Karriere machten, etwa der „Erfinder“ der Fahne, Peter Petersen.

Zu Anfang gab es durchaus Differenzen mit der NSDAP, der das Landvolk zu anarchistisch war, doch später nahm sie Forderungen der Landvolkbewegung auf. Sie unterstützte zum Beispiel deren Führungsfigur Claus Heim bei seinem Prozess 1930 durch einen großen Aufmarsch und das Angebot eines Reichstagsmandats. Heim hingegen wollte nichts mit den Nazis zu tun haben und wurde 1933 sogar verhaftet. Ein „taktisches Verhältnis“ zur Landvolkbewegung bescheinigte die anwesende Filmemacherin Quinka Stoehr der NSDAP.

Als bedeutender wertete Buggelin die Parallelen in der Gesinnung: „Von Anfang an war die Landvolkbewegung antidemokratisch, antisemitisch und völkisch. Die Regierung der Weimarer Republik wurde als feindliches System bezeichnet, das von Juden gesteuert werde.“ Diese Haltung sei damals weit verbreitet gewesen. – „Um rechtsextrem zu sein, musste man nicht in der NSDAP sein“, gab die anwesende Mitarbeiterin des Regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus zu bedenken, deren Name zum Personenschutz nicht genannt wurde. Fotos waren im Saal auch nicht zugelassen.

Spätestens als Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm „Stumpfe Sense, scharfes Schwert“ der Historikerin Quinka Stoehr gezeigt wurden, in dem sie 1990 Zeitzeugen befragte, wurde die, wie sie formulierte, „unzweifelhafte ideologische Nähe zu den Nazis“ deutlich. So äußerte Margarethe Hamkens, die Witwe der Führungspersönlichkeit der Landvolkbewegung, Wilhelm Hamkens, noch 45 Jahre nach Kriegsende ungeschminkt ihre antisemitische Einstellung zu einem „jüdischen System“, das die Wirtschaft gesteuert habe.

Auch auf jüngsten Demonstrationen wurde immer wieder die Landvolkfahne gezeigt. Foto: Tonio Keller

Spannend wurde es, als auf dem Podium und mit dem Publikum Parallelen zur Gegenwart gezogen werden sollten – wird ja die Landvolkfahne seit einigen Jahren bei Demonstrationen von Bauern und aus dem ländlichen Bereich wieder gezeigt. Noch spannender hätte es werden können, wenn die Moderatorin Freya Elvert, Referentin beim Landesbeauftragten für politische Bildung, nicht von vornherein bestimmte Beiträge ausgeschlossen und dies insbesondere bei Publikumsäußerungen immer wieder eingefordert hätte. So sollte etwa die gegenwärtige Agrarpolitik nicht thematisiert werden. Wie dann aber eine Brücke zur Gegenwart schlagen?

Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, hielt sich denn auch nicht an diese Vorgabe. „Wenn die demokratischen Parteien angesichts der gegenwärtigen Krisen keine Lösungen bieten, wenn die Politik uns nicht hört und Vorschläge immer wieder zurückweist, führt das zu Frustration und Wut. Dass Menschen in dieser schwierigen Zeit nach einfachen Lösungen suchen, kann ich nachvollziehen. Nicht alle haben das politische Wissen. Wenn Menschen sich überfordert fühlen, fallen sie auf Demagogen herein, Das macht mir Sorgen.“

Zugleich distanzierte sich Lucht stellvertretend für seinen gesamten Verband deutlich von jeglichem Radikalismus. „Wir sind als Verband demokratisch und überparteilich. Wir reden mit allen demokratischen Parteien, wir führen auch mit Naturschutzverbänden einen vernünftigen Dialog. Und wenn auf unseren Demonstrationen die Landvolkfahne auftaucht, diskutieren wir mit den Leuten und sagen ihnen: ,Nehmt die Fahne bitte runter.‘“ Lucht äußerte ebenso wie die anderen Redner seine Sorge über eine zunehmende Verrohung der Sprache in den Sozialen Medien. Eine Parallele zu heute sah auch Buggelin: „Noch 1919 hatten die Kleinbauern mehrheitlich linksliberal gewählt. Die Bewegung entstand aus der wirtschaftlichen Situation. Die Regierung wurde nicht als Vertretung des Volkes angesehen, sondern als ,das Andere‘, als ,die da oben‘, als das feindliche ,System‘.“

Wie kann ein gesellschaftliches Abrutschen in Rechtsextremismus vermieden werden? „Es ist wichtig, dass auch in Krisen ein Interessenausgleich in der Bevölkerung stattfindet“, meinte Quinka Stoehr. Die Verankerung in der Gesellschaft zu fördern, schlug die Mitarbeiterin des Beratungsteams gegen Rechtsextremismus vor: Man müsse „den Menschen vermitteln, dass sie dazugehören“. Eine gewisse Ratlosigkeit räumte sie gleichwohl ein – eine ehrliche Aussage, die wohl insgesamt zutraf.

Stoffgans Martin stellte sich zur Verfügung

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Besonders Halter von Geflügel im Freiland – etwa in Hühnermobilen – legen Wert darauf, dass die Tiere ihr Leben vor Ort beenden und so möglichst wenig Stress bekommen. Doch wie funktioniert eine mobile Geflügelschlachtung?

Am Tag des offenen Hofes auf Hof Schmörholm in Leck, Kreis Nordfriesland, wurde mobile Geflügelschlachtung von Ove und Gönke Johannsen von der Firma Deichgans aus Emmelsbüll-Horsbüll den Besuchern demonstriert.

Ove Johannsen steckt die Stoffgans kopfüber in die Schlachtanlage. Fotos: Tonio Keller

Natürlich ließ bei der Gelegenheit kein echtes Tier sein Leben: Zur Demonstration diente die Stoffgans Martin der Tochter des Ehepaars. Ove legt das Plüschtier mit dem Kopf in eine v-förmige Elektrode, sodass dieser ruhig liegt und die Gans mit einem Stromstoß betäubt wird. Dann kommt sie kopfunter in einen Trichter, aus dem der Kopf unten herausragt. Ein Schnitt durch die Kehle – und die Gans oder das Huhn ist tot. Das Blut fließt direkt unten ab.

Für den nächsten Schritt steht ein Tiegel mit heißem Wasser bereit, dieses löst das Gefieder von der Haut. Besonders eindrucksvoll ist die darauf folgende Rupfmaschine: Der Vogelkörper rotiert schnell zwischen Gumminoppen. „Bei Hühnern genügt das zum Rupfen, Gänse müssen anschließend durch eine Behandlung in einer Nachrupfmaschine ihre Federn vollständig verlieren“, erklärt Ove. Durch eine Durchreiche kommt der Körper in den Weißbereich des Schlachtmobils, wo er von Gönke Johannsen ausgenommen wird. Vom lebenden bis zum fertigen Tier dauert es für ein Huhn rund 6 min, für eine Gans 10 bis 15 min. Auf diese Weise werden pro Stunde etwa 50 Hühner oder 25 Gänse verarbeitet.

Kinder und Erwachsene beobachteten gespannt die Demonstration, Tränen gab es dabei nicht. Es floss ja auch kein Blut. Und ein weiterer Vorteil: Die Stoffgans Martin kann beliebig oft verwendet werden.

Das Gütezeichen in den Citti-Märkten

Regionale Produkte werden von Verbrauchern immer mehr nachgefragt. Auch im Lebensmitteleinzelhandel bieten regionale Produzenten vermehrt ihre Produkte an, so auch in den Citti-Märkten in Flensburg, Lübeck und Kiel.

Frische Milchprodukte aus Schleswig-Holstein konnten am Stand von Hans Möller von der Meierei Horst probiert werden. Foto: Cindy Jahnke

Um genau darauf aufmerksam zu machen, fanden vom 6. bis 8. Juni die Regionaltage in den Citti-Märkten statt. Allein in Kiel stellten rund 40 Betriebe an kleinen Infoständen Ihre Produkte aus. Darunter waren zum Beispiel der Kartoffelbetrieb Linnauer Ackerfrüchtchen, die Meierei Horst, der Backensholzer Hof, die Nordseekäserei und die Schlachterei Burmeister – alle ausgezeichnet mit dem Gütezeichen „Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein“. Die Kunden konnten während des Einkaufs mit den Produzenten ins Gespräch kommen und probieren. Cindy Jahnke informierte am Gütezeichenstand über das regionale Qualitätszeichen „Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein“. In allen drei Märkten gab es je eine GüteTüte mit regionalen Spezialitäten im Wert von je 100 € zu gewinnen.

Das gesamtbetriebliche Haltungskonzept

Eine Kommission aus Fachleuten hat sich mit der Frage beschäftigt, wie man Milchkühe tiergerecht, umweltverträglich und wettbewerbsfähig halten kann. Antworten dazu finden sich in der Broschüre „Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind – Milchkühe“. Die Experten haben drei Ställe entwickelt, je einen für Tierwohl, Ökologie und Ökonomie. In der Zusammenführung aller Kriterien und Argumente ist dabei als Ergebnis der „Kompromissstall“ entstanden.

Grundlage des Kompromissstalles waren die in den jeweiligen Fachgruppen entwickelten Hauptaugenmerke. Dies waren in der Fachgruppe Ökologie der Flächenbedarf und die Reduzierung der Emissionen. Den größten Wert legte die Fachgruppe Tierwohl auf die Größe und die Zusammenstellung einer festen Gruppe, die Außenklimareize und die tierwohlorientierten Potenziale der Automatisierung. Der Fokus im Bereich Ökonomie lag ebenfalls auf der Automatisierung vor dem Hintergrund, dass Arbeitszeit und -qualität positiv beeinflusst werden. Auch auf Tierwohlaspekte wurde Wert gelegt, um Tiergesundheit und Leistung zu erhalten und somit der Wirtschaftlichkeit zu entsprechen.

Stallform

Entstanden ist ein mehrhäusiger Liegeboxenlaufstall mit integrierten Laufhöfen, planbefestigten Laufgängen und Fressständen. Durch die offene Bauweise erhalten die Tiere ganzjährig Außenklimareize. Durch die Strukturierung in Liegeboxen werden die Emissionsflächen effektiv verringert. Das geplante Gründach schützt vor übermäßiger Sonneneinstrahlung und Hitze, zudem bindet es Regenwasser und verbessert die Klimabilanz der versiegelten Fläche. Zusätzlich soll eine Photovoltaikanlage auf das Dach gebracht werden, um ein schlüssiges Gesamtenergiekonzept zu fördern.

Tiefboxen, Fressplätze und integrierte Laufhöfe – so ähnlich soll der Kompromissstall aussehen. Fotos: Ronja Mau

Strukturierung

Der für 240 Kühe geplante Stall wird in zwei Abteile geteilt, in denen laktierende und trockenstehende Kühe aus Tierwohlgründen gemeinsam in festen Gruppen gehalten werden. Die beiden Gruppen werden gespiegelt dargestellt, um leichte Erweiterung zu ermöglichen. Zentral im Stallinneren werden klassische Zweiflächenbuchten für die Abkalbung geplant. Als Grundlage für die Dimensionierung der Funktionsbereiche Liegen und Bewegen werden die Vorgaben der Haltungsstufe 3 zugrunde gelegt.

Stalleinrichtung

Um Tierwohl und Tiergerecht­heit zu optimieren, werden im gesamten Stall Tiefboxen geplant sowie zumindest teilweise verformbare Laufflächen. Die Laufflächen sollen aus Emissonsgründen mit Kot und Harn trennenden Bodenbelägen versehen werden. Die Reinigung der Laufflächen erfolgt mit Kotkollektoren oder Gülle aufnehmenden Systemen. Dies fördert zum einen Trittsicherheit und Klauengesundheit, zudem reduziert es Ammoniakbildung und -emission wirkungsvoll.

Fütterungssystem

Als Fütterungssystem wird auf den klassischen Futtertisch zurückgegriffen, hier in Kombination mit einer automatischen Futtervorlage. Die Fressstände verfügen über eine trockene, leicht verformbare Standfläche. Durch den Einsatz von Abtrennungen gehört der Bereich der Fressstände nicht zur Emissionsfläche, was ökologische Vorteile hat.

Die festen Tiergruppen stellen die Fütterung vor eine große Herausforderung, dieser soll mit intelligenten Fressgittern begegnet werden. Noch gibt es diese nicht, es wird jedoch gehofft, dass die Industrie hier kurzfristig praktikable Lösungen anbieten kann. Mindestens für die Maislagerung soll mit Hochsilos gearbeitet werden, da sie Vorteile in den Bereichen Flächenbedarf, Arbeitskraft, -aufwand und -zeit haben. Auch das Thema verunreinigtes Regenwasser wird dadurch deutlich reduziert.

Melksysteme

Als Melksystem wird mit Melkrobotern gearbeitet. Der Vorteil von automatischen Melksystemen (AMS) wird nicht nur in der Reduzierung der Arbeitszeit und -qualität gesehen, sondern auch im Bereich Tierwohl. Tiere können sich je nach Melkleistung und Laktationsstand mehrfach täglich melken lassen.

Grafik: Skizze des Kompromissstalls:„Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind – Milchkühe“

Fazit

Der Kompromissstall lässt sich mit folgenden Merkmalen beschreiben und zusammenfassen:

mehrhäusiger Liegeboxenlaufstall mit integrierten Laufhöfen

Gründach mit Photovoltaik

feste Kuhgruppen inklusive Trockenstehern

zentrale Abkalbebuchten

Tiefliegeboxen, planbefestigte Laufflächen mit Kot-Harn-Trennung

klassischer Futtertisch mit Fressständen und Fütterungsroboter

Hochsilos mindestens für Maissilage

automatisches Melksystem

Damit die Wirkung auch erzielt wird

Die Ausbringtechnik hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Steuerungen über Isobus sowie automatische Teilbreitenschaltung sind in der breiten Praxis angekommen. Ob die Einstellungen passen, kann aus der Kabine allerdings nicht immer ausreichend beurteilt werden. Anpassungen können nötig sein.

Section Control beziehungsweise automatische Teilbreitenschaltung zählt sicherlich zu den ersten und verbreitetsten Technologien, die unter den Begriff „Precision-Farming“ fallen. Dabei ist gemeint, dass mithilfe von Positionsdaten von GNSS-Systemen wie GPS zentimetergenau nachvollzogen werden kann, wo sich eine Maschine gerade befindet. Verknüpft man die Informationen von Antennenposition, Maschinenbreite, Drehpunkt und Versatz, können moderne Systeme exakt beurteilen, wo sich die Maschine aktuell aufhält und wo sie schon gewesen ist beziehungsweise wo eine Bearbeitung stattgefunden hat.

Mithilfe der Informationen aus den Positionsdaten können anschließend automatisiert Teilbreiten geschaltet werden – so wie es bei vielen Spritzen der Fall ist. Dabei kommt es neben der Entlastung des Bedieners, der sonst manuell die Teilbreiten schalten müsste, zu Einsparungen an Pflanzenschutzmitteln durch weniger Überlappungen. Je kleiner die einzelnen Teilbreiten und je unförmiger die Flächen sind, desto größer ist das Einsparpotenzial.

Bei angebauten Neumaschinen liegt der Anteil von mit Section Control ausgelieferten Spritzen in Deutschland bei über 80 %, bei gezogenen Maschinen regional sogar bei bis zu 100 %. Ein Faktor für die Entwicklung ist hier unter anderem das Investitionsprogramm Landwirtschaft gewesen, das bei Pflanzenschutzspritzen die automatische Teilbreitenschaltung verpflichtend vorsah.

In der Regel wird bei der Auslieferung von Neumaschinen zusammen mit dem örtlichen Servicepartner eine Einweisung vorgenommen und alle Einstellungen werden im praktischen Einsatz überprüft und bei Bedarf angepasst, unter anderem auch die Ein- und Ausschaltpunkte der automatischen Teilbreitenschaltung.

Sitzt die GNSS-Antenne für die Teilbreitenschaltung auf der Spritze und wird das System unabhängig vom Schlepperpositionssignal (vorausgesetzt der Schlepper verfügt über ein Lenksystem) gefahren, ist bei einem Schlepperwechsel davon auszugehen, dass die eingestellten Werte für andere Traktoren passen. Wird hingegen das Empfängersignal für die Position des schleppereigenen Parallelfahrsystems genutzt und ein Schlepperwechsel vollzogen, ist es sehr wahrscheinlich, dass die eingestellten Parameter für das Ein- und Ausschalten der Teilbreitenschaltung nicht mehr übereinstimmen. Unerwünschte Überlappungen oder Fehlstellen sind die Folge.

Werden Gebrauchtmaschinen mit entsprechender Ausstattung angeschafft, gilt es ohnehin, die Einstellungen zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Einstellungen der Überlappung einmal pro Saison zu überprüfen.

Überprüfen der Ein- und Ausschaltzeitpunkte

Zum Einstellen der Ein- und Ausschaltzeitpunkte der Teilbreitenschaltung von Spritzen sollte zu zweit gearbeitet werden. Die Pflanzenschutzspritze sollte im Vorfeld mit Wasser gespült und für das Einstellen befüllt worden sein. Da immer noch Pflanzenschutzmittelreste in der Spritze sein können und ein gewisser Platzbedarf für das Einstellen nötig ist, sollte eine zum Betrieb gehörige Acker- oder Grünlandfläche zum Einstellen ausgewählt werden.

Vorzugsweise ist der Aufwuchs auf der Fläche überschaubar. Bestellte Flächen sind weniger gut, im Zweifelsfall aber auch zur Verwendung geeignet. Das Einstellen funktioniert mit einem Parallelfahrsystem deutlich einfacher, ist aber grundsätzlich auch ohne schlepperseitiges Lenksystem möglich. Anhand von Flachstrahldüsen lassen sich die Schaltpunkte besser beurteilen als mit aktivierten Doppelflachstrahldüsen, die nach vorn und hinten strahlen. Die Auswahl von Düsen mit einfachem, senkrechtem Strahl ist daher zu empfehlen.

Die Ein- und Ausschaltzeitpunkte der automatischen Teilbreitenschaltung sind in der Bedienung bei den Einstellungen der Spritze im Terminal zu finden. Neben dem einstellbaren Überlappungsgrad, also ab wann die Spritze beim Verlassen einer bearbeiteten Fläche eingeschaltet wird (Werte von 0 – 100 %), und der Überlappungstoleranz, ab welchem Abstand eine Teilbreite bei Überlappung geschaltet wird, kann in der Regel auch die sogenannte Trägheit der Maschine beim Ein- und Ausschalten eingestellt werden. In dem auf den Bildern dargestellten System ist die Trägheit in Millisekunden (ms) einstellbar. Um die Trägheit zu überprüfen, ist wie folgt vorzugehen: Mit eingeschalteter Spritze sollte eine gerade Bahn auf einer betriebseignen Fläche gefahren werden. Während des Befahrens zeichnet die Maschine die bearbeitete Fläche automatisch auf. Zwischendurch sollte innerhalb der Bahn, am besten nicht ganz am Ende, angehalten und mit Markierungsstäben die Arbeitsbreite auf einer Seite der Maschine abgesteckt werden.

Passt die Schaltgenauigkeit nicht, lässt sich diese über die Trägheit anpassen.

Fotos: Alexander Czech
Neben der Trägheit können bei diesem Modell auch der Überlappungsgrad sowie die Überlappungstoleranz eingestellt werden.

Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Arbeitsbreite nicht auf Höhe der letzten Düse endet, sondern in Abhängigkeit von der Gestängehöhe über dem Boden auch darüber hinausgeht. Bei einem üblichen Düsenabstand von 50 cm mit klassischen 120°-Düsen sollte der Zielflächenabstand etwa 50 cm betragen. Demzufolge ist die reale Arbeitsbreite in etwa 25 cm entfernt von der äußersten Düse zu Ende. Durch die Überlappungsbereiche im Randbereich der Düsen wird eine Ausbringmenge über die gesamte Gestängebreite von 100 % erreicht.

Neben der Markierung der äußeren Arbeitsbreite empfiehlt es sich, je zwei Stäbe links und rechts in einem Abstand von je 50 cm zu platzieren. Diese dienen nachher beim Ein- beziehungsweise Ausfahren in oder aus dem bereits bearbeiteten Bereich als optische Hilfe für die dabeistehende Person zur Beurteilung der Präzision der Schaltpunkte. Nach dem Abstecken wird die Bahn weiter mit eingeschalteter Spritze zu Ende gefahren.

Zum Einstellen des optimalen Ausschaltzeitpunktes muss nun mit eingeschalteter Spritze im 90°-Winkel zur bereits bearbeiteten Fläche gefahren werden. Dabei sollte eine Geschwindigkeit gewählt werden, die beim Einsatz auf dem Betrieb üblich ist. Sie schwankt häufig zwischen 8 und 12 km/h. Zum genauen um 90° versetzten Fahren ist ein Lenksystem äußerst hilfreich, da hierüber mithilfe der Funktion A + Richtung eine genau um 90° zur vorherigen versetzte Spur angelegt werden kann. Manuell ist dies deutlich schwieriger umsetzbar, wenngleich nicht unmöglich.

Im Optimalfall ist die Position der Stäbe so gewählt, dass diese beim Einfahren in die bearbeitete Fläche für die zweite Person gut sichtbar sind, am besten im Randbereich der Arbeitsbreite. Die zweite Person auf dem Acker steht beim Einfahren in den bearbeiteten Bereich auf Höhe der Markierungsstäbe und kann genau erkennen, wie weit der Ausschaltzeitpunkt vom mittleren Markierungsstab (effektive Arbeitsbreite der vorherigen Spur) entfernt ist.

Die im 50-cm-Abstand aufgestellten Stäbe helfen bei der Einschätzung. Eine Videoaufnahme während des Überprüfens hilft, dabei den genauen Zeitpunkt der Teilbreitenschaltung festzuhalten. Daher empfiehlt es sich, das Smartphone für diesen Zweck zu verwenden. Ist der Ausschaltzeitpunkt zu früh, muss der Schaltpunkt später erfolgen beziehungsweise die Trägheit weiter verzögert werden. Für den Fall, dass die Steuerung zu spät greift und der Überlappungsbereich zu groß ist, muss der Schaltpunkt früher gesetzt beziehungsweise die Trägheit kürzer gewählt werden.

Am mittleren Stab sollte die Spritze bei passend eingestelltem Section Control die Spritze automatisch ausschalten.

Hat eine Veränderung der Einstellung stattgefunden, gilt es diese selbstverständlich zu überprüfen. Der Ablauf ist dabei identisch mit dem oben Beschriebenen: Mit eingeschalteter Spritze eine Bahn fahren, mit Stäben die Arbeitsbreite und je 1 m links und rechts im 50-cm-Abstand abstecken, um 90° gedreht zur bearbeiteten Fläche in die Fläche einfahren und die Schaltpunkte von außen durch eine Person beobachten, besser noch videografisch mit dem Smartphone festhalten lassen.

Ist der Ausschaltzeitpunkt passend, gilt es, den Einschaltzeitpunkt zu definieren. Dabei wird genauso vorgegangen wie beim Ausschalten, mit dem Unterschied, dass im 90°-Winkel aus der bearbeiteten Fläche herausgefahren wird. Auch hier gilt: Ein zu früher Einschaltpunkt bewirkt Trägheit beziehungsweise Distanzverzögerung/-verlängerung; ein zu später bewirkt Trägheit oder Distanzverkürzung.

Häufig wird auf dem eigenen Betrieb immer derselbe Schlepper für den Einsatz mit der Pflanzenschutzspritze verwendet. Kommt es hingegen zum Wechsel, ist es wichtig, die Einstellungen wie Trägheit et cetera wieder anzupassen. Notizen oder Bilder von den Einstellwerten helfen hierbei, sofern ein häufigerer Wechsel stattfindet.

Bei der Einstellung von Schaltpunkten für die automatische Teilbreitenschaltung bei Pflanzenschutzspritzen ist es wichtig, mit üblichen Betriebsgeschwindigkeiten zu arbeiten und die Zeitpunkte präzise zu kontrollieren. Das Nutzen von Lenksystemen hilft dabei, im passenden Winkel zur bearbeiteten Fläche zu fahren und genaue Einstellungen vorzunehmen.

Sicherlich beanspruchen Einstellungen durchaus Zeit, dennoch lohnt sich der Aufwand nicht nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht, sondern auch im Sinne der Umwelt, indem nur die Menge an Pflanzenschutzmitteln ausgebracht wird, die notwendig ist.

Holsteiner Pferdetage in Elmshorn

Auf der Anlage des Holsteiner Verbandes in Elmshorn wurden an vier Tagen die Holsteiner Landeschampionate, Auktionen, die Verbandsstutenschau und schwerer Sport im Viereck und Parcours ausgetragen. Alte und neue Champions bevölkerten den Herbert-Blöcker-Platz und begeisterten Züchter, Reiter und Fans.

Am Donnerstag begann die Veranstaltung auf dem Herbert-Blöcker-Platz mit den Dressurprüfungen. Drei- und vierjährige Reitpferde hatten die Möglichkeit, sich für die Bundeschampionate zu qualifizieren. Am Ende bekamen drei von ihnen ein Ticket für das Turnier in Warendorf: der dreijährige Eindrucksvoll von Escolar-Connor aus der Zucht (Z.) von Peter Böge aus Schönhorst, Kreis Rendsburg-Eckernförde, die ebenfalls dreijährige Ocara von Chezarro-Quo Vados I von der Züchtergemeinschaft (ZG) Schacht aus Kollmar, Kreis Steinburg, und die vierjährige Nikita S von Zackery-Damon von der ZG Sudeck aus Uetersen, Kreis Pinneberg.

Zur neuen Landeschampionesse der fünfjährigen Dressurpferde wurde Elfensymphonie gekürt. Sie siegte unter Markus von Holdt in der Dressurpferdeprüfung der Klasse L. Die Dunkelfuchsstute von Vitalis-Fürstenball stammt aus der Zucht von Caroline van Zele. Auf Platz zwei kam My Romanciera von Fürst Romancier-Aljano mit Christina Ellendt (7,84). Die Stute der ZG Ellerbrock avancierte 2022 zur dressurbetonten Siegerin der Verbandsstutenschau in Elmshorn. Marc Anthony EA von Maracaná-Donnerhall und Swantje Peters sicherten sich Bronze im Championat der Fünfjährigen. Die Drittplatzierte stammt aus der Zucht von Elisabeth C. Ahn-Ballies aus Grebin, Kreis Plön.

Elfensymphonie von Vitalis tanzte ihrem Namen gleich zum Sieg im Landeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde. Foto: Janne Burgtrup

Nach seinem Sieg im Landeschampionat der sechsjährigen Dressurpferde, einer Dressurpferdeprüfung der Klasse M, sagte Reiter Jonas Juhl: „Er ist das ehrgeizigste Pferd, das ich bei mir im Stall habe.“ Er sprach über den Quantensprung-Casall-Sohn Quibbel J aus der Zucht von Dr. Eva-Maria Junkelmann, die sich riesig über den Erfolg ihres Holsteiners freute: „Er hat sehr viel Energie, die er heute positiv umsetzen konnte“, so die stolze Züchterin und Besitzerin. Der in Dänemark von Birgit Joergensen gezogene Cadeau von Clarksville-Lorentin I und Anna Metzler gewannen Silber (7,66). Auf die Bronzeposition (7,44) kamen Bentley JG von Bon Coeur-Hofrat und Joana Graf aus Bargfeld-Stegen, Kreis Stormarn, die den Wallach selbst gezogen hat.

Ahlmann punktet vierfach

Am Freitag fanden die ersten Qualifikationen der Landeschampionate der Springpferde statt. Hannes Ahlmann aus Reher, Kreis Steinburg, konnte an diesem Tag drei Siege für sich und seine Pferde verbuchen. „Löppt“, sagte er anschließend mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Und es lief auch noch am Sonnabend. Mit der Qualifikationssiegerin Cimarosa von Comme il faut-Cormint siegte Ahlmann in der Springprüfung der Klasse S*. Die Stute aus der Zucht von Jürgen Böge aus Bunsoh, Kreis Dithmarschen, wurde damit Landeschampionesse der siebenjährigen Springpferde.

Hannes Ahlmann gewann am Freitag gleich drei goldene Schleifen. Mit Cimarosa von Comme il faut siegte er auch im Finale der siebenjährigen Springpferde. Foto: Janne Bugtrup

„In der Qualifikation hatte ich schon ein Supergefühl. Dass Cimarosa an diese Form im Finale anknüpfen konnte, freut mich sehr“, strahlte Hannes Ahlmann im Anschluss. Mit mehr als 3 s Abstand galoppierte das Paar vor Rolf-Göran Bengtsson und Davis von Diarado-Casall (Z.: Timm Peters aus Bargenstedt, Kreis Dithmarschen) über die Ziellinie. Der dritte Platz ging an Lars Bak Andersen und Leviathan HS von Livello-Casall (Z.: Jan Herbert Detjens aus Seestermühe, Kreis Pinneberg).

Für das Finale der vierjährigen Springpferde hatten sich 28 Nachwuchstalente empfohlen. Die Qualität dieser jungen Springpferde war beeindruckend: 20 von ihnen erhielten eine Wertnote von 8,0 und besser. Den Sieg trug am Ende eine Holsteinerin davon, die im vergangenen Jahr den Herbert-Blöcker-Platz als Siegerin der Elitestutenschau verlassen hatte: Quinta von Casall-Corofino I aus der Zucht des vor wenigen Monaten verstorbenen Günther Fielmann aus Schierensee, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Mit dem zweifachen Derbysieger Marvin Jüngel im Sattel galoppierte Quinta mit der Traumnote 9,2 zum Titel. „Quinta ist ein Pferd, das jeden Tag Spaß bringt. Ihre Ausstrahlung, ihre Grundrittigkeit und ihr Springen sind etwas ganz Besonderes. Auf dem schönen Platz hier in Elmshorn fühlt sie sich wohl. Quinta ist einfach als Turnierpferd geboren“, kam Jüngel regelrecht ins Schwärmen.

Marvin Jüngel pilotierte die Siegerstute 2023, Quinta von Casall, zum Sieg im Landeschampionat der vierjährigen Springpferde. Foto: Janne Bugtrup

Die Silbermedaille sicherte sich Carl Arthur von Casall-Cento (Z.: Gerd Ohlsen, Föhr) mit Reiterin Antonia Selina Brinkop. Ein glattes Sehr gut war den Richtern die Vorstellung des Wallachs wert. Bronze gewann Creativ von der Söhr von Cayado-Quickly de Kreisker. Jan-Pierre Fromberger setzte den gekörten Hengst aus der Zucht von Christian Schröder aus Bargteheide, Kreis Stormarn, in Szene.

Ring frei für die Stuten

Am Sonntagvormittag gehörte der Herbert-Blöcker-Platz den besten Stuten der Jahrgänge 2020 und 2021. Über die Körbezirke hatten sich 35 Holsteinerinnen für die Verbandsstutenschau qualifiziert. Sie traten in vier springbetonten und einem dressurbetonten Ring gegeneinander an.

Zur springbetonten Siegerstute avancierte Operetta von Crack. Foto: Janne Bugtrup

Als springbetonte Siegerin stellte die Bewertungskommission Operetta von Crack-Casall heraus. Sie stammt aus der Zucht und dem Besitz von Wendy Davis Gerrish, die eigens aus den USA angereist war und die Ehrung entgegennahm. „Was für eine Stute!“, sagte Stephan Haarhoff voller Euphorie. Als erste Reservesiegerin verließ Ophelia VI von Conthargos-Cascadello I (Z.: Günther Fielmann) den Platz. Die großlinige Stute ist mit ganz viel Kadenz und weiblichem Überguss ausgestattet und weiß sich perfekt zu präsentieren. Zur zweiten Reservesiegerin avancierte Olivia AK von Milbridge-Crusander aus der Zucht von Anke Kindt aus Mönchneversdorf, Kreis Ostholstein. „Olivia ist sehr korrekt in der Aufmachung und weiß ihren Körper sehr gut zu benutzen. Ich hoffe, dass sie der Holsteiner Zucht erhalten bleibt“, gab Stephan Haarhoff der Eigentümerin mit auf den Weg.

Zum Sieg der Bewegungsstuten tanzte Odorata von Franz Joseph Junior-Catoo aus der Zucht und dem Besitz von Elisabet Wiemann aus Lutzhorn, Kreis Pinneberg. Die bereits leistungsgeprüfte Dreijährige sei „ein Pferd, das keine Wünsche in der Körperharmonie offenlässt“, hob der Zuchtleiter die Vorzüge der dressurbetonten Siegerin hervor. Ebenfalls mit der Staatsprämie ausgestattet ist die Reservesiegerin der Dressurstuten, Oviera von Jovian-Zack. Sie stammt von der ZG Ellerbrock aus Kayhude, Kreis Segeberg.

Zur dressurbetonen Siegerstute wurde Odoretta von Franz Joseph Junior gekürt. Foto: Janne Bugtrup

Traditionell hat der eingeladene Berichterstatter vor der Proklamation der Siegerstuten das Wort. In diesem Jahr hatte Neel-Heinrich Schoof aus Hedwigenkoog, Kreis Dithmarschen, diese Aufgabe übernommen. Der studierte Agrarwissenschaftler warb für eine breite Akzeptanz bei den Züchtern, ihre Stuten auf Sammelplätzen bei der Eintragung vorzustellen. Vor allem im direkten Vergleich werde das gesamte Spektrum an Typ, Gebäude und Qualität eines Stutenjahrgangs deutlich. „Halten Sie an Ihrer Verbandsstutenschau fest. Sie ist etwas ganz Besonderes“, gab der Zuchtleiter und Geschäftsführer des Trakehner Verbandes den Holsteinern mit auf den Weg.

Ehrung für Orchidee V

Seit dem vergangenen Jahr wird anlässlich der Holsteiner Pferdetage die Stute des Jahres gekürt. Diese Ehre wurde nun Orchidee V von Lorentin-Caletto II zuteil. Die heute 25-jährige Stute hat in ihrem Leben 16 Fohlen zur Welt gebracht, zehn von ihnen sind im Sport erfolgreich. Der erfolgreichste unter ihnen ist Nickel von Numero Uno. Das international erfolgreiche Vielseitigkeitspferd von Julia Krajewski ist in diesem Jahr bereits für die Olympischen Spiele qualifiziert. Für die Erfolge von Orchidee V wurde ihr Züchter und Besitzer Claus-Heinrich Petersen aus Ahrenviöl, Kreis Nordfriesland, mit der Medaille der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Gold ausgezeichnet.

Mit spannenden Finalprüfungen in den Landeschampionaten der fünf- und sechsjährigen Springpferde gingen die Holsteiner Pferdetage in Elmshorn am Sonntag zu Ende. Das Finale der fünfjährigen Springpferde wurde in einer Springpferdeprüfung der Klasse M* mit zwei Umläufen entschieden. Bereits in der Qualifikation hatte Chavaros II aus der Zucht von Reimer Detlef Hennings aus Bendorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, mit einem Sieg geglänzt. Auch im Finale sprang der einstige erste Reservesieger seiner Körung mit seinem Ausbilder Philipp Schulze souverän (8,8 und 9,0) und siegte. Schulze saß auch im Sattel von Donata Regina von Diamant de Semilly-Cornet Obolensky. Die Stute aus der Zucht von Günther Fielmann rangierte mit den Bewertungen 8,4 und 9,2 knapp hinter Chavaros II. An dritter Stelle (8,8 und 9,2) platzierte Antonia-Selina Brinkop die Casall-Tochter Mississippi R aus der Zucht von Magnus Redderberg aus Ahrensbök, Kreis Ostholstein.

Tomtes Sieg begeistert

„Er ist eines der besten Pferde, die ich je hatte“, sagte Rasmus Lüneburg über den Toulon-Sohn Tomte, der aus der familieneigenen Zuchtstätte in Hetlingen, Kreis Pinneberg, hervorging. Der Sechsjährige hat eine staatsprämierte Carthago-Mutter und „hat in diesem Jahr und überhaupt in seiner Karriere bisher alles richtig gemacht“, wie sein Reiter berichtete. Im vergangenen Jahr wurde er in Elmshorn Vizechampion, hat in dieser Saison noch keinen einzigen Springfehler gemacht und sich bereits dreifach für das Bundeschampionat qualifiziert. Trotz all der Erfolge war die Spezialspringpferdeprüfung der Klasse M** mit Stechen dennoch eine Premiere: „Ich habe ihn noch nie zuvor so schnell geritten, aber ich bin begeistert, wie er alles umgesetzt hat. Einfach traumhaft“, so der stolze Reiter.

Er ist eines der besten Pferde, die ich je hatte“, sagte Rasmus Lüneburg über den Toulon-Sohn Tomte, der den Titel bei den Sechsjährigen holte. Foto: Janne Bugtrup

Zu Silber sprang der Holsteiner Verbandshengst Vigado von Vigo d’Arsouilles-Quo Vados I aus der Zucht der Witt Pferdezucht GbR aus Wellinghusen, Kreis Dithmarschen, mit Lucas Wenz im Sattel und einer blitzsauberen Runde. Bronze erreichten Nisse Lüneburg und Mr. Cash. Der Sohn des Million Dollar aus einer Liostro-Mutter stammt aus der Zucht von Jan Bruhn aus Dätgen, Kreis Rendsburg-Eckernförde. pm

Spargelanbauer in Schleswig-Holstein überwiegend zufrieden

Die meist direkt vermarktenden Spargelanbauer in unserem Land ziehen eine zufriedenstellende Bilanz der diesjährigen Spargelsaison.

Traditionell wird zu den Feiertagen (Ostern, 1. Mai, Christi Himmelfahrt, Muttertag und Pfingsten) mehr Spargel nachgefragt, damit sind das Vermarktungshöhepunkte in der Saison. Da diese Tage in diesem Jahr alle im April und im Mai lagen, war der weitere Verlauf der Spargelsaison unklar. Aber auch in der Zeit nach den Feiertagen traf eine noch ausreichende Nachfrage auf ein reduziertes Angebot, sodass sich die meisten Spargeldirektvermarkter auch mit dieser Phase zufrieden zeigten. Relativ gleichmäßige, moderate Temperaturen mit wenigen heißen Tagen sorgten für sehr gute Qualitäten und kontinuierliche Mengen über die ganze Saison.

Nur vereinzelte kleinere Mengen konnten in Schleswig-Holstein vor Ostern geerntet werden. Das lag zum einen an dem frühen Zeitpunkt (Ostersonntag am 31. März) und zum anderen an der nassen Witterung vor der Saison. Allerdings war es trotzdem noch ein relativ früher Saisonbeginn für das nördlichste Bundesland.
Nach kühleren Tagen im April mit schwankenden Absatzmengen sorgte das teilweise sonnige Wetter für die nötigen Kaufanreize und die Betriebe zeigten sich mit dem Absatz bis hin zu den klassischen Festtagen, an denen oft Spargel gegessen wird (1. Mai, Muttertag, Christi Himmelfahrt, Pfingsten), zufrieden mit den Umsätzen. In Schleswig-Holstein werden zirka 90 % des erzeugten Spargels direkt vermarktet. Die Nachfrage passte also im Saisonverlauf 2024 gut zu den produzierten Mengen.

Die meisten Betriebe in Schleswig-Holstein haben dann nach Pfingsten einige Flächen aus der Produktion genommen. Da die Saison relativ früh begonnen hat, war das für die früheren Anlagen auch der richtige Zeitpunkt. Sie wurden nicht mehr beerntet und die auswachsenden Spargeltriebe sorgen für eine ausreichende Nährstoffeinlagerung in den Wurzeln. Natürlich verringert sich nach Pfingsten auch erst einmal die Kauffreude der Spargelkunden, aber von einem Nachfrageeinbruch konnte nicht die Rede sein. Deshalb passten auch in dieser Phase Angebot und Nachfrage gut zusammen.

Auch in diesem Jahr war die Herausforderung neben der Anpassung des Absatzes durch Mengenregulierung an das jeweilige Kaufverhalten, ausreichend viel Personal für Ernte und Aufbereitung sowie Verkauf zur Verfügung zu haben. Vor allem das Management des Verkaufspersonals ist in den letzten Jahren wesentlich aufwendiger geworden. Das hat auch zu Veränderungen der Öffnungszeiten von beispielsweise Verkaufsständen geführt. Auch setzt sich der Trend weiter fort, dass Spargel überwiegend am Wochenende konsumiert wird.

Die Preise blieben über den gesamten Saisonverlauf relativ stabil auf dem Vorjahresniveau. Einerseits ist diese Stabilität ein positives Signal, andererseits steigen die Kosten für Material und Personal weiter kontinuierlich an, sodass nur durch Effizienzsteigerung ein zumindest gleichbleibender Gewinn zu sichern ist.

Aufgrund des frühen Saisonbeginns in diesem Jahr ist zu erwarten, dass nicht alle Spargelerzeuger im Land bis zum Johannistag (24. Juni) Spargel ernten werden, denn sie achten darauf, dass die Spargelpflanzen rechtzeitig in die Austriebsphase des Laubs kommen, damit sie auch im Folgejahr kräftig austreiben, ein gutes Aroma entwickeln und Spargelstangen in guten Mengen produzieren können.

Laut Statistikamt Nord erzeugten 2023 in Schleswig-Holstein 44 Betriebe auf zirka 400 ha knapp 2.000 t Spargel. Für dieses Jahr wird mit ähnlichen Zahlen gerechnet.

Sanftes Wogen im Wind

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Mit Leichtigkeit punkten die dekorativen Rispen von Federgras und Co. derzeit im Garten. Wegen ihres zarten Erscheinungsbildes wird diese Gräser-Gruppe manchmal auch als „Haargräser“ bezeichnet. Sie lassen sich wunderbar mit blühenden Nachbarn arrangieren und erfordern nur wenig Aufmerksamkeit.

Das Zarte Federgras lässt sich gut mit trockenheitsverträglichen Nachbarn im Kübel arrangieren. Foto: Karin Stern

Beginnen wir unseren Rundgang durch die Welt der Haargräser mit dem Zarten Federgras (Nasella tenuissima, oft auch Stipa tenuissima). Kaum eine Gartenschau oder ein Mustergarten verzichtet auf dieses überaus wirkungsvolle Gras, das auch in jedem Privatgarten eine gute Figur macht. Es stammt aus Mexiko und liebt daher einen Platz in voller Sonne mit durchlässigem, trocken-steinigem und humusarmem Boden. Die leicht überhängenden Halme erreichen eine Höhe von etwa 50 cm. An deren Enden erscheinen silbrig-weiße, haarartige Rispen, die ab Juni blühen. Häufig erinnert das Erscheinungsbild der Grannen an eine leicht zerzauste Frisur. Besonders wirkungsvoll fällt die Anordnung in größeren Gruppen oder Bändern aus. Die farbenfrohen Blüten von Purpursonnenhut (Echinacea), Mannstreu (Eryngium) oder Schafgarbe (Alchemilla) stechen in direkter Nachbarschaft deutlich hervor. Empfehlenswert ist auch die Gemeinschaft mit leuchtstarken Einjährigen wie Feuersalbei (Salvia splendens) oder Zinnien (Zinnia elegans). Doch auch als Unterpflanzung für mehrstämmige Gehölze bietet sich das Federgras an. Hier wirkt es mit seinen weichen Umrissen sehr natürlich. Auch im Kübel macht das Gras eine tolle Figur. Die Topfgröße sollte jedoch mindestens 5 l Erdvolumen umfassen. Tipp: Das etwas kurzlebige Zarte Federgras erhält sich zuverlässig über die Selbstaussaat.

Schön zur Geltung kommt hier das Federgras zwischen einjährigem Sonnenhut, Feuersalbei und weißblühendem Fuchsschwanz. Foto: Karin Stern
Federgras als dezenter und wirkungsvoller Vermittler zwischen blühenden Nachbarn. Foto: Karin Stern


Etwas höher wächst das Reiher-Federgras (Stipa barbata). Äußerst dekorativ wirkt es mit seinem horstartigen Wuchs, eingestreut in Steppenpflanzungen, gemeinsam mit Dunkler Blaunessel (Agas­tache-rugosa-Hybride), Färberkamille (Anthemis tinctoria), Junkerlilie (Asphodeline lutea) oder trockenheitsverträglichem Kugelköpfigen Lauch (Allium sphaerocephalon). Diese Nachbarn kaschieren ab Ende August, dass seine Attraktivität nach der Blüte etwas verloren geht. Tipp: Stipa barbata sollte einen etwas geschützten Standort erhalten.

Die Pflanzung als Band hebt die Wirkung des Federgrases noch hervor. Foto: Karin Stern

Das Flausch-Federgras (Stipa pennata) trägt seinen Namen vollkommen zu Recht, denn die Blütenstände wirken tatsächlich wie flauschige Federn. Manchmal wird es auch als Mädchenhaargras angeboten. Die bis zu 50 cm hohe Art kommt in Kies- und Steppenpflanzungen am besten zur Geltung. Die langen, silbrigen Blütenstände fallen nicht nur wegen ihres kleidsamen Aussehens auf, sondern auch weil sie straff aufrecht in dichten Horsten erscheinen. Tipp: Immer in Gruppen von mindestens drei Exemplaren als Akzentpflanze setzen.

Auch der Gigant unter den Federgräsern darf nicht unerwähnt bleiben. Das Riesen-Federgras (Stipa gigantea) heitert mit seinen lockeren Blütenrispen besonders naturhafte Anlagen auf. Optisch erinnern sie an die Blütenrispen von Hafer, schweben aber in bis zu 180 cm Höhe elegant über dem dichten, graugrünen Horst. Dieser bleibt deutlich niedriger, daher versperrt das Riesen-Federgras auch keineswegs den Blick. Am besten kommt diese Art neben niedrigeren Nachbarn wie dem Fiederpolster (Cotula potentillina), Katzenminze ‚Superba‘ (Nepeta racemosa) oder dem Silberpolster-Ehrenpreis ‚Silberteppich‘ (Veronica spicata) zur Geltung. Aber vielleicht darf es auch ein anderer Effekt sein? Wie wäre es mit silbrigen Blütenrispen, die sich beim Abblühen auf dekorative Weise ineinander verdrehen? Dann greife man zum Büschel-Federgras (Stipa capillata), einer straff aufrecht wachsenden Art mit 30 bis 80 cm Höhe. Es macht sich in kleinen Gruppen ebenso gut wie einzeln in der Nachbarschaft der Astlosen Graslilie (Anthericum liliago) oder des Gelben Sonnenhutes (Echinacea paradoxa).

Haargräser eignen sich prima zur Auflockerung und als Füllpflanzen.
Foto: Karin Stern

Federgräser brauchen nur wenig Aufmerksamkeit. Zum Erhalt ihrer „Frisur“, aber auch um den Blattschopf vor zu viel welkender Blütenlast zu schützen, kann man die Horste im späten Herbst mit einer Harke oder einem Laubbesen ausrechen. Ein Rückschnitt ist an sich nicht notwendig, denn im Frühjahr erscheint ein frischer, grüner Austrieb von innen heraus. Die genügsamen Federgräser pflanzt man am besten im Frühjahr in lockeren, humusarmen Boden ohne Staunässe.

Weitere, zart wirkende Sommergräser:

Rosa Haargras (Muhlenbergia capillaris): rosafarbene Blüten von August bis zum Herbst, nur an trockenen, vollsonnigen Standorten winterhart

Mähnen-Gerste (Hordeum jubatum): hellrosa, weiche Ährenblüten, wirkt verspielt, toll zu Stauden und Sommerblumen und in Blumensträußen

Neuseeland-Segge ‚Bronze Form‘ (Carex comans): dichter, überhängender Schopf mit rotbraunen Blättern, für feuchte Böden, toll im Topf

Die opulente Wirkung des Riesen-Federgrases kommt hier neben dem kurz gehaltenen Rasen und der Katzenminze hervorragend zum Ausdruck. Foto: Karin Stern

Welterzeugung von Biodiesel steigt auf Rekordniveau

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Die steigende Produktion von Sojaschrot in den USA und Südamerika treibt die Verwendung in Biokraftstoffen und lässt das globale Angebot von Biodiesel auf Rekordhöhe steigen.

Der Internationale Getreiderat IGC schätzt auf Basis amtlicher Daten, privater Quellen und Prognosen die weltweite Produktion von Biodiesel, inklusive Hydriertem Pflanzenöl (HVO), für 2023 auf einen Rekordwert von 71,5 Mio. t. Das ist ein Anstieg von 11 % gegenüber dem Vorjahr und basiert nahezu ausschließlich auf Zunahmen in Nord- und Südamerika sowie in Asien.

An der Spitze bleibt die EU-27, obwohl sich die Produktion gegenüber dem Vorjahr kaum verändert hat. 2024 wird die Weltproduktion voraussichtlich einen Höchststand von 76,3 Mio. t erreichen und damit das Vorjahresergebnis um 7 % übersteigen. In den vergangenen Jahren haben vor allem die USA, Brasilien und Indonesien ihre Biodieselproduktion ausgebaut, sodass diese drei Länder nun fast 60 % der Weltproduktion abdecken. Vor zehn Jahren waren es gerade einmal 35 %. Allein in den USA hat sich die Produktion von Biodiesel und HVO seit 2020 auf knapp 20 Mio. t fast verdoppelt. Für 2024 wird mit einem weiteren Anstieg auf voraussichtlich 21 Mio. t gerechnet.

Unter den eingesetzten Rohstoffen spielt in Nord- und Südamerika Sojaöl eine wichtige Rolle. Sojaschrot dagegen ist mit einem Eiweißanteil von etwa 80 % in der Bohne bei einem Preis von zirka 420 €/t der ökonomische Treiber für die Vorzüglichkeit des Anbaus und nicht das Sojaöl, das hierzulande mit zirka 935 €/t gehandelt wird. Das mit der Sojaschroterzeugung einhergehend stetig steigende Angebot von Sojaöl hat global zu einem deutlichen Anstieg der industriellen Nachfrage geführt, die 2024/25 einen Höchststand von 6,4 Mio. t (Vorjahr: 5,9 Mio. t) erreichen dürfte. Die gestiegene Nachfrage nach Sojaschrot zieht eine Ausdehnung der Anbaufläche nach sich. Im Gegensatz dazu blieb der Verbrauch von Sojaöl als Lebensmittel nach Recherche der AMI Agrarmarkt Informations-Gesellschaft nahezu unverändert.

Der Sojaschrotexport der USA könnte 2024/25 mit 15,7 Mio. t (Vorjahr: 14,3 Mio. t) ebenfalls ein Rekordvolumen erreichen, und dies obwohl die Exportpotenziale durch den steigenden heimischen Verbrauch begrenzt werden. In Brasilien reichen die großen Ernten dagegen für die nationale Nachfrage und den Export aus.

Zu beachten ist, dass Brasilien seit Jahrzehnten eine Kraftstoffstrategie fördert, die vorsieht, dass der Pkw-Bereich ausschließlich mit Benzin/Bioethanol und der Schwerlastverkehr mit Diesel/Biodiesel betrieben werden. Mit der Anhebung der Beimischungsquote um weitere 2 %-Punkte auf B14 (14 % Biodiesel) wird der Inlandsverbrauch im Schwerlastverkehr entsprechend steigen. Deshalb ist Brasilien als Biodieselexporteur, im Gegensatz zu Argentinien, am Weltmarkt von vergleichsweise geringer Bedeutung.

Trotz der kleinsten Ernte seit mehr als zwei Jahrzehnten war Argentinien 2022/23 immer noch mit Abstand der größte Exporteur für Sojaschrot und folglich auch für Sojaöl. Für 2023/24 und 2024/25 wird infolge der absehbar größeren Ernten mit einem soliden Anstieg der Sojaöl- und Sojaschrotexporte gerechnet. Der Export von Sojaprodukten ist für das Land ein überaus wichtiger Devisenbringer. Ufop

Ägypten hebt Preise für

subventioniertes Brot an

Die ägyptische Regierung habe zum ersten Mal seit Jahrzehnten den Preis für das am meisten konsumierte subventionierte Brot erhöht, berichtet der Nachrichtendienst Reuters. Das wird als politisch heikle Entscheidung gewertet, die seit Jahren aufgeschoben worden sei.

Ägypten war bis vor wenigen Jahren der größte Weizenimporteur weltweit. Brot ist ein Grundnahrungsmittel in Ägypten mit einer Bevölkerung von 106 Millionen Menschen, von denen 60 % unter oder nahe der Armutsgrenze leben. Viele sind auf Brot angewiesen, um sich zu ernähren.

Subventioniertes Brot wird im Rahmen eines Programms geliefert, das Nahrungsmittelsubventionen und Brotzuschüsse kombiniert. Inhaber einer Subventionskarte erhalten pro Familienmitglied und Tag fünf „Baladi“-Brote.

Der Preis wurde am 1. Juni von 0,05 EGP (Ägyptische Pfund; 0,0011 US-$) auf 0,20 EGP (0,0042 US-$) pro Laib erhöht. Inhaber von Subventionskarten erhalten außerdem 50 EGP pro Familienmitglied und Monat, um andere Lebensmittel wie Pflanzenöl, Zucker und Mehl zu subventionierten Preisen zu kaufen. Auch für nichtsubventioniertes Brot von privaten Bäckereien ist der Preis ist in den vergangenen zwei Jahren gestiegen.

Nach Angaben des ägyptischen Versorgungsministeriums produziert die Regierung im Rahmen des Subventionsprogramms jährlich etwa 100 Milliarden Laibe Brot – rund 250 Millionen pro Tag. Dafür werden etwa 8,5 Mio. t Weizen pro Jahr benötigt. Die Regierung importiert rund 5,5 Mio. t pro Jahr über Ausschreibungen der staatlichen Einkäuferin, der General Authority for Supply Commodities (GASC).

Der Privatsektor importiert jährlich gut 5 Mio. t. Außerdem bezieht die Regierung aus der ägyptischen Ernte rund 3,5 Mio. t Weizen von einheimischen Landwirten. Ägypten importierte 2023 etwa 10,88 Mio. t Weizen, was einem Anstieg von 14,7 % gegenüber 9,48 Mio. t im Jahr 2022 entspricht. bb

Rindfleisch – Aufwärtstrend bei Schlachtkühen vorerst gestoppt?

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Die Preise für Schlachtkühe kennen seit Anfang des Jahres nur eine Richtung: Es geht von Woche zu Woche bergauf. Gründe dafür waren das knappe Angebot an weiblichen Schlachttieren und saisonbedingte Ausrichtungen der Fleisch verarbeitenden Unternehmen: Mit dem Beginn der Grillsaison wird eher Verarbeitungsware und somit preiswerteres Rindfleisch nachgefragt. Ebenfalls preisstützend wirkten sich die deutlich niedrigeren Rindfleischimporte aus. Im ersten Quartal dieses Jahres reduzierte sich die Importmenge um 15 %. Doch es mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Spitze nun erreicht sein könnte. So lag der Preis für die O3-Schlachtkuh in Schleswig-Holstein in der KW 23 bei 4,15 €/ kg SG und notierte damit erstmals unverändert zur Vorwoche. Auch in der aktuellen Woche verharren die Kühe bei dieser Notierung. Ein Grund liegt in der Annäherung an den O3-Jungbullenpreis. Dieser lag in der vorigen Woche bei 4,45 €/kg SG und somit nur noch 0,30 € unter den Kuhpreisen dieser Handelsklasse. Bei einer weiteren Annäherung werden die Käufer irgendwann ausweichen.

EU-weit uneinheitliche Entwicklung

Die Preisnotierungen für Schlachtkühe bewegen sich innerhalb der EU stark unterschiedlich. Auf dem Niveau der Vorwoche verharrten nach Angaben der EU-Kommission in der Berichtswoche vom 20. bis 26. Mai die Preise in Belgien, Frankreich und Italien, während O3-Kühe in Irland um 0,2 % preiswerter gehandelt wurden. In Dänemark und Polen legten die Notierungen um 0,9 % und 0,3 % zu. In Österreich und Spanien gab es überdurchschnittliche Preisaufschläge von 2,7 % und 2,6 %. Preisstützend verhalten sich hier die deutlich gestiegenen EU-Rindfleischexporte, die im ersten Quartal dieses Jahres trotz sinkender Tierbestände um 9 % zugelegt haben.

Haltungsform-3-Aufschlag

Die Aufschläge für Schlachtkühe aus der Haltungsform 3 liegen zurzeit bei 0,15 €/kg SG und im Jungbullenbereich bei 0,25 €/ kg SG. Während im Milchviehbereich die Anforderungen dieser Haltungsstufe relativ einfach umzusetzen beziehungsweise auf vielen Betrieben diese Kriterien bereits Standard sind, sieht es im Jungbullenbereich gerade in Schleswig-Holstein anders aus. Hierzulande wird Bullenmast zu einem großen Anteil noch in Altgebäuden betrieben. So lässt sich zwar die Forderung nach einem erhöhten Platzbedarf durch Herausnahme einzelner Tiere noch relativ einfach umsetzten, doch bei den Anforderungen zum Außenklima durch einen Laufhof oder einen Offenfrontstall winken die meisten Bullenmäster ab. Hier würde dann nur ein Neubau infrage kommen. Da liegt der Ball dann wieder beim Lebensmitteleinzelhandel, der nicht nur laut nach mehr Tierwohl rufen sollte, sondern dies auch durch langfristig deutlich höhere Aufschläge planbar und finanzierbar machen muss. Momentan wird die Nachfrage auf der HF3-Schiene im Jungbullenbereich hierzulande nach übereinstimmenden Aussagen des Viehhandels kaum bedient.

Ausblick

Aktuell spricht einiges dafür, dass die Schlachtkuhpreise zwar nicht mehr anziehen werden, sich aber eine vorerst stabile Seitwärtsbewegung einstellen wird. Das Schlachtkuhangebot wird weiterhin knapp bleiben, da der Milchmarkt momentan freundliche Tendenzen aufweist und daher jede Milchkuh in den Betrieben gebraucht wird. Somit steht dem knappen Angebot eine saisonbedingt erhöhte Nachfrage gegenüber. Auf der anderen Seite steigt das Angebot an Jungbullen, was hier, ebenfalls saisonbedingt, auf eine niedrigere Nachfrage stößt. Dies engt den Spielraum für weitere Preisaufschläge bei den Schlachtkühen deutlich ein.