Start Blog Seite 6

Würdigung der Ehrenamtsarbeit

0

Das Ehrenamt mit Leben füllen, sich engagieren, erfolgreich zusammenarbeiten, die Verbandsarbeit zukunftsweisend gestalten – das macht die LandFrauen aus.

Auf der diesjährigen Vertreterinnenversammlung in Neumünster wurden auch in diesem Jahr wieder zahlreiche LandFrauen für ihr besonderes Engagement ausgezeichnet.

Grüne Ordner für die neuen Ortsvorsitzenden und Teamvorstände: Anja Moczkuhn, Sybille Bourjau, Elfriede Gessinger, Annegret Wegner, Birgit Bracker, Tanja Schmidt, Carmen Srugis, Meike Gille, Lisa-Marie Illgner, Andrea Vollert, Tanja Langner, Yvonne Stenzel, Katrin Carnitz, Annemarie Blas, Heike Drews, Silke Rückheim, Tanja Zimmer, Maike Bustorff, Astrid Stemke und Regina Schütt (nicht alle im Bild)

„Unsere Arbeit ist von unschätzbarem Wert, sie prägt das Leben auf allen Ebenen. Lasst uns stets achtsam miteinander umgehen und positive Zeichen setzen“, gab LandFrauenpräsidentin Claudia Jürgensen den ausgezeichneten Ehrenamtlerinnen und den fast 300 anwesenden LandFrauen in Neumünster mit auf den Weg. Erfreulicherweise konnten auch gleich 20 neue Ortsvorsitzende beziehungsweise neue Orts-Teamvorstände auf der Bühne in den Holstenhallen in ihren neuen Ämtern begrüßt werden. Landesverbands-Geschäftsführerin Ninette Lüneberg erhielt zudem einen großen Blumenstrauß anlässlich ihres 15-jährigen Jubiläums in der Geschäftsstelle des Landesverbandes.

Hohe Ernteschätzung in Russland

0

Im Vermarktungsjahr 2025/26 dürfte die globale Erzeugung von Futtererbsen deutlich zu­legen. Davon geht nach Angaben der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (Ufop) zumindest der Internationale Getreiderat (IGC) aus.

Die Londoner Analysten rechnen mit einer Erntemenge von 15,2 Mio. t; im Vergleich zu 2024/25 wäre das ein Plus von 6,3 %. Die Erzeugung würde damit nach Recherchen der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) auf ein Acht-Jahres-Hoch steigen.

Laut Ufop basiert die IGC-Prognose hauptsächlich auf einer höheren Ernteschätzung für Russland. Dort wird für 2025/26 ein Aufkommen an Futtererbsen in Höhe von 4,7 Mio. t erwartet; das wären rund 900.000 t oder 23,7 % mehr als im vergangenen Jahr. Begründet wird diese optimistische Schätzung mit einer Ausweitung der Anbaufläche, ausgelöst durch eine lebhafte Exportnachfrage. Russland würde damit unangefochten der weltweit größte Futtererbsenproduzent bleiben.

An zweiter Stelle der Erzeugerländer wird voraussichtlich auch 2025/26 Kanada liegen. Der IGC rechnet mit einer Produktionsmenge von 2,8 Mio. t, womit das Vorjahresergebnis allerdings um 200.000 t oder 6,7 % verfehlt würde. Das historisch niedrige Ernteergebnis von 2,2 Mio. t in der Saison 2021/22 würde aber übertroffen. Sofern die derzeitigen Handelsunsicherheiten anhalten, könnte die Aussaatfläche in Kanada nach Einschätzung der Londoner Marktexperten noch reduziert werden, sodass die kommende Futtererbsenernte deutlich geringer ausfallen würde als bisher erwartet.

Mit einer Produktion von voraussichtlich 2,2 Mio. t und einem Plus von rund 100.000 t liegt die EU-27 an dritter Stelle. Dahinter folgt Indien mit unverändert 1,0 Mio. t. Etwas schwächer als 2024/25 wird dem IGC zufolge mit 700.000 t das Futtererbsenaufkommen in den USA ausfallen; dies wäre ein Minus von rund 100.000 t. Die Futtererbsenerzeugung der Ukraine wird stabil bei 500.000 t gesehen. age

Neue Waldschäden durch Käfer an Eichen

0

Die zurückliegenden Jahre waren auch für die Eichen in unseren Wäldern mit erheblichem Stress durch
Trockenheit verbunden. In Niedersachsen, Hessen und in Sachsen-Anhalt werden seit Jahren verstärkte Absterbeerscheinungen bei Eichen durch den Eichenprachtkäfer und in der Folge eine Besiedlung durch den Eichenkernkäfer beobachtet. So stirbt nicht nur der Baum, sondern es kommt auch zu einer starken Holzentwertung, wenn die Bäume nicht vor der Besiedlung durch den Kern­käfer genutzt werden.

Erste Befallsherde sind mittlerweile auch in Schleswig-Holstein zu finden. Nach Einschätzung der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) besteht hier jedoch noch die Chance, ein größeres Eichensterben zu verhindern oder zumindest einzudämmen. Hierfür ist es jedoch erforderlich, betroffene Bäume schnell zu erkennen und möglichst schnell zu ernten, bevor weitere Bäume befallen werden können und die Holzentwertung weiter voranschreitet.

Einbohrloch des Eichenprachtkäfers (Agrilus biguttatus)

Um diese Thematik aufzugreifen, führte die Lehranstalt für Forstwirtschaft (LAF) kürzlich eine Fortbildungsveranstaltung im Kreis Herzogtum Lauenburg durch. Hier trafen sich rund 40 forstlich interessierte Fachleute unterschiedlichster Waldbesitzarten sowie der Holzindustrie mit den beiden Experten der NW-FVA, Dr. Rainer Hurling und Christoph Hein.

Den Einstieg bildete ein Vortrag der Forstwissenschaftler der NW-FVA zur Schaddynamik des Eichenprachtkäfers. Hier wurde deutlich, dass sich der Käfer nach den sehr trockenen Jahren 2017 und 2018 stark in Hessen, Sachsen-Anhalt und im südlichen Niedersachsen ausbreitete. Der Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus) tritt bevorzugt in lichten Eichen- und Eichenmischwäldern auf und lebt in allen Altersklassen ab Stangenholz, bevorzugt jedoch stärkere Bäume. Er ist ein sogenannter Frischholzbesiedler und grundsätzlich ein Sekundärschädling, der aber durch vitalitätsmindernde Faktoren der Eiche starke Massenvermehrungen aufbauen kann. Je nach Befallsdichte sterben Eichen mehr oder weniger schnell ab. Dies kann bis zur Auflösung ganzer Bestände führen.

Die Forstwissenschaftler erläuterten den Teilnehmenden der Fortbildungsveranstaltung anschließend die Befallsansprache und die Bekämpfbarkeit von Eichenprachtkäfern in der Theorie. Auch wurden verschiedene Gegenmaßnahmen und deren Wirksamkeit im Plenum diskutiert. Ziel sollte immer die langfristige Gesunderhaltung der Alteichenwälder gegen Prachtkäfer sein. Schlussendlich wurden noch die Schäden in Eiche durch Kernholz besiedelnde Käferarten besprochen, die zu einer erheblichen Holzentwertung führen.

Vorsichtiges Anhacken und Anschneiden legt die flachen Gänge der Prachtkäferlarven frei.

Nach der Theorie im Saal und einem stärkenden Mittagsimbiss ging es dann in den Wald der Kreisforsten des Herzogtums Lauenburg. In der Försterei Brunsmark zeigte Revierleiter Thomas Schwichtenberg einen Alteichenbestand mit erheblichem Befall durch Eichenprachtkäfer und Eichenkernkäfer. Für die Teilnehmenden wurde in der Praxis deutlich, wie schwierig es ist, diesen Befall zu erkennen, einzugrenzen und anschließend zu bewerten und zu entscheiden, wie mit dem Eichenbestand weiter umgegangen werden soll.

Fazit

Es konnte für alle Beteiligten festgehalten werden, dass es sich mit fortschreitendem Klimawandel lohnt, die alten Eichenwälder im jeweiligen Zuständigkeitsbereich genau im Auge zu behalten und, wenn nötig, ein festes Monitoring anzulegen, um dem sich anbahnenden Schadgeschehen zuvorzukommen.

Gesundheit durch konstante Rationen

0

Es gibt viele Möglichkeiten, Futterrationen zu optimieren. Rationsberechnungen bilden die Grundlage, aber genauso essenziell ist das Fütterungscontrolling. Ein gutes Fütterungscontrolling hilft, die Kühe gesund zu erhalten, liefert eine konstante Ration über den gesamten Futtertisch und spart außerdem Futterkosten ein. Weiterhin wird Selektion vermieden und das Controlling liefert viele wichtige Informationen zum Beispiel über die Qualität des Futters und den Gesundheitszustand der Kühe. Ziel des Fütterungscontrollings sind gesunde und leistungsfähige Kühe, optimale Nutzungsdauer, Reduzierung von Abgängen und Minimierung der Futterkosten.

Fütterungscontrolling beginnt bereits auf dem Feld. So lassen sich frühzeitig die Qualität und Quantität steuern. Exakte Aussagen über die Erntemenge sind bei einem ordentlichen Controlling auf dem Feld inbegriffen, genauso wie Informationen über die genaue Futteraufnahme und die Restmengen. Ein großer Punkt ist die Rationskontrolle des Fütterungscontrollings. Hier geht es um Tierbeobachtung, Beurteilung der Ration auf dem Futtertisch über sensorische Prüfung und mithilfe einer Schüttelbox sowie die Beurteilung der Gesundheit der Kühe unter anderem über Kot, Milchinhaltsstoffe und Blutproben.

Fütterungscontrolling auf dem Feld

Die einwandfreie Ernte und Einlagerung des Ernteguts sind entscheidend für die Qualität des Futters. So können schon auf dem Feld einige Mengen an Futter durch falsche Techniken verloren gehen, zum Beispiel zu tief eingestellte Erntemaschinen, wodurch der Ascheanteil im Futter steigt. Auch im Silo können erhebliche Verluste durch beispielsweise Nacherwärmung entstehen. Entscheidend ist hier unter anderem die richtige Technik des Abdeckens und Einsilierens. Die Verluste durch Nacherwärmung beziehen sich meistens auf Stärke und Zucker, wodurch die Rationen mit anderen, teureren Futtermitteln aufgewertet werden müssen. Um später eine Selektion zu vermeiden, ist unter anderem auch die Schnittlänge von entscheidender Bedeutung. Die Fasern sollten nicht zu lang sein (maximal 20 bis 45 mm).

Fütterungscontrolling auf dem Futtertisch

Der erste Schritt des Fütterungscontrollings im Stall ist die Beurteilung der gesamten Futterration. Das Futter sollte zuerst auf Geruch, Schimmelbildung, Temperatur und Trockenmassegehalt überprüft werden. Es sollten kein wahrnehmbarer Schimmelgeruch beziehungsweise ersichtliche Schimmelstellen in der Ration zu finden sein.

Wenn man das Futter in die Hand nimmt, sollte keine Nacherwärmung spürbar sein. Andernfalls müssen am Silostock Maßnahmen zur Vermeidung von Nacherwärmung getroffen werden, zum Beispiel ein vermehrter Vorschub. Zusätzlich können Maßnahmen am Futtertisch getroffen werden, wie ein kürzeres Fütterungsintervall. Die Futterration sollte einen Trockenmassegehalt zwischen 35 und 45 % aufweisen. Zu trockene Rationen führen zu Entmischung der Komponenten und schränken ebenso wie zu feuchte Rationen die Futteraufnahme ein.

Die Trockenmasseaufnahme der Kühe ist ein entscheidender Faktor für ihre Gesundheit.

Gängige Futterrationen auf den landwirtschaftlichen Betrieben sind totale Mischrationen. Das Grundfutter wird hierbei mit Kraftfutter aufgewertet. Entscheidend ist eine sehr gute Durchmischung der Komponenten, da die Kühe sonst anfangen zu selektieren, da sie das Kraftfutter lieber fressen. Fällt dies über einen längeren Zeitraum nicht auf, kann es zu Pansenazidosen führen. Bei der Verwendung von Futtermischwagen ist deshalb eine ausreichende Mischdauer von großer Wichtigkeit. Voraussetzung dafür ist die regelmäßige Wartung und Kontrolle des Futtermischwagens. Zur Überprüfung der Partikelgrößenverteilung auf dem Futtertisch kann eine Schüttelbox als Controllingelement zu Hilfe genommen werden. Dafür werden zirka 500 g einer frisch vorgelegten Ration vom Futtertisch entnommen und in der Schüttelbox nach einem vorgegebenen, standardisierten Schema durchmischt. Wichtig ist die Entnahme einer repräsentativen Probe. Dafür sollte die Futterprobe an mehreren Stellen aus der Mitte der vorgelegten Ration entlang des gesamten Futtertisches entnommen, anschließend vermischt und dann in die Schüttelbox gegeben werden.

Fütterungscontrolling an den Tieren

Die Kühe selbst geben ­zahlreiche Hinweise über die Futterration. So spiegelt das Wiederkauverhalten die Rohfaserversorgung wider, das zirka 60 Kauschläge pro Bissen betragen sollte. In der Herde sollten mehr als 50 % der liegenden Tiere wiederkauen. Liegen die Kauschläge unter 50, deutet dies auf einen Rohfasermangel hin. Kauschläge über 60 deuten wiederum auf einen Rohfaserüberschuss hin.

Auch die Hungergrube der Kühe ist ein wichtiger Controllingpunkt. Sie sollte nicht eingefallen sein. Es ist essenziell, dass die Kühe ausreichend fressen. Je mehr gefressen wird, desto mehr Milch kann produziert werden und desto gesünder ist der Stoffwechsel der Kühe.

Die Kotbeschaffenheit kann viele Informationen über den Gesundheitsstatus der Kühe liefern sowie Auskunft über die gefütterte und aufgenommene Futterration geben.

Die Kenntnis über die tatsächliche tägliche Futteraufnahme ist ein entscheidender Punkt. Über den Kot der Kühe lassen sich Aussagen über die Verdaulichkeit der Ration treffen. Dafür wird der frische Kot mehrerer Kühe gesammelt und durch Kotsiebe oder ein einfaches Küchensieb gewaschen. Beurteilt werden dabei die Rückstände. Besondere Beachtung finden Stärkekörner, Faserreste und Schleimhautablösungen. Zu viele Stärkekörner im Kot deuten auf eine zu geringe Kornzerkleinerung hin. Sind ganze Fasern von zum Beispiel Silomais zu finden, hat keine ausreichende Restpflanzenverdauung stattgefunden.

Zusätzlich gibt die Rohfaserverdauung Aufschluss über den pH-Wert im Pansen. Je niedriger, also saurer er ist, desto mehr unverdaute Pflanzenreste tauchen im Kot auf. Gründe könnten ein zu hoher Anteil an schnell verfügbarer Energie, Rohfasermangel oder zu hohe Kraftfuttergaben sein. Schleimhautablösungen im Kot deuten meistens auf eine Dünndarm- oder Dickdarmazidose hin. Zusätzlich zum Sieben kann man den Kot zunächst visuell beurteilen. Zu dünner bis zähflüssiger Kot könnte ein Anzeichen für Rohfasermangel, Zucker- oder Stärkeüberschuss, Rohproteinüberschuss, Mineralstoffüberschuss oder Schadstoffbelastungen sein. Zu fester oder dicker Kot kann auf einen Rohfaserüberschuss, Rohproteinmangel, Wassermangel oder Stärkemangel hindeuten.

Die Messung der Ketonkörper kann einen Fütterungscontrollingpunkt darstellen. Je höher der Gehalt an Beta-Hydroxybutyrat (BHB) im Blut ist, desto höher die Ketosebelastung. Als Prophylaxe ist das Verfüttern von Propylenglykol gängige Praxis auf den Betrieben.

Infos aus dem Kuhalltag

Die Auswertung des Rückberichts der Milchleistungsprüfung (MLP) liefert wichtige Informationen, zum Beispiel über die Milchleistung und den Milchfettgehalt, der ein Spiegelbild der Rohfaserverdauung ist, den Milcheiweißgehalt, der Informationen über die Proteinsynthese im Pansen liefert und den Fett-Eiweiß-Quotienten, der ebenfalls einen Hinweis auf ein Ketoseaufkommen darstellen kann. Zusätzlich können die Beurteilung der Körperkondition, der Lahmheitsscore, die Klauengesundheit, das Lauf- und Liegeverhalten sowie Blutparameter neben der Beurteilung der Futterration Hinweise auf den fütterungsbedingten Ernährungs- und Gesundheitszustand der Kühe liefern.

Fazit

Das Fütterungscontrolling bezieht sich nicht nur auf die Kontrolle oder Überprüfung der vorgelegten Futterration, sondern beginnt schon auf dem Feld und schließt auch direkt gemessene Parameter an den Kühen ein. Ein gutes Fütterungscontrolling kann dazu beitragen, gesunde Kühe zu halten, und reduziert die Futterkosten.

CSU übernimmt Agrarressort

0

Das Bundeslandwirtschaftsministerium kommt künftig wieder zur CSU. Dies geht aus dem Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD hervor, den die Parteivorsitzenden Dr. Markus Söder, Friedrich Merz, Lars Klingbeil und Saskia Esken (v. li.) am Mittwoch in Berlin vorgestellt haben. Danach erhält das Ressort neben Ernährung und Landwirtschaft die Zuständigkeit für den Bereich „Heimat“. Dies könnte bedeuten, dass die Abteilung „Heimat, Zusammenhalt, Demokratie“ vom Innenministerium in das Agrarressort wechselt. Entgegen anderslautender Meldungen im Vorfeld geht das Umweltministerium an die SPD. Ihm wird neben dem Naturschutz auch wieder der Klimaschutz zugeordnet.

Die Parteichefs ließen bei der Pressekonferenz zum Koalitionsvertrag offen, wer künftig an der Spitze der Ministerien stehen wird. Ihre Personalentscheidungen wollen alle drei Parteien erst dann öffentlich machen, wenn die Zustimmung zur Koalitionsvereinbarung vorliegt. Die SPD will dazu einen Mitgliederentscheid durchführen. Als Favoritin für die Besetzung des Bundeslandwirtschaftsministeriums gilt die bayerische Ressortchefin Michaela Kaniber.

Bekräftigt wird im Koalitionsvertrag unter anderem das bereits im Sondierungspapier verankerte Vorhaben, die Agrardieselrückvergütung vollständig wieder einzuführen. Zudem wollen Union und SPD den Einsatz alternativer Kraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft von der Energiesteuer befreien. Gleichzeitig bleibt es bei dem Ziel, den gesetzlichen Mindestlohn 2026 auf 15 € anzuheben. Nahezu unverändert geblieben sind die Ausführungen zur Tierhaltung. Für sie werden verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit angestrebt. Genehmigungsrechtliche Hürden beim Stallbau sollen abgeschafft werden.

Eine ausführliche Berichterstattung mit Reaktionen aus Politik und Verbänden folgt in der kommenden Ausgabe.

Grünlandbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels

0

Auch wenn sie mittlerweile schon einige Zeit zurückliegen, sind die Jahre 2018, 2019, 2020 und 2022 den Landwirten noch in leidvoller Erinnerung, denn sie waren geprägt von verdorrten Grünland- und Ackerfutterflächen sowie Futtermangel. Im letzten Jahrzehnt häufen sich lang ­anhaltende ­Trockenperioden, das ist nicht von der Hand zu weisen.

Selbst wenn das letzte Jahr mit gut aufgefüllten Bodenwasserreserven in die Vegetationsperiode startete und die meist kontinuierlichen Niederschläge vielerorts eine gute Grundfutterernte bescherten, trocknet der Oberboden vor allem im Nordwesten Deutschlands seit dem Februar zunehmend aus. Die Bodenwasserspeicher konnten aufgrund der geringen Winterniederschläge nur unzureichend aufgefüllt werden. Daher bleibt nur zu hoffen, dass die so notwendigen Niederschläge im April und Mai einsetzen.

Klimaexperten prognostizieren vage eine weitere Zunahme der Temperaturen bei nahezu gleichbleibenden Niederschlägen – die allerdings vermehrt in der zweiten Vegetationshälfte beziehungsweise im Winter und häufiger als Starkregen niedergehen werden. Bestimmte Wetterlagen (heiß/trocken beziehungsweise kühl/nass) halten sich über längere Zeiträume.

Trockenheit schwächt Grasnarbe

Doch welche Auswirkungen haben zunehmende Trockenperioden mit teils extremer Hitze und Sonneneinstrahlung auf das Grünland? Ganz klar: Sie führen zu einer großen Schwächung der Grasnarben. Wertvolle Futtergräser (vor allem Weidelgräser, Wiesenschwingel, Wiesenlieschgras) haben einen gravierenden Nachteil: Sie wurzeln sehr flach und können kein Wasser aus den unteren Bodenschichten erschließen. Deshalb zeigen sich die ersten Trockenschäden auch schon nach kurzer Zeit. Trockentolerantere Arten wie Wiesenrispe, Knaulgras und Rotschwingel halten etwas länger durch. Das „Supergras“ sowohl in Sachen Trockentoleranz als auch Staunässe ist der Rohrschwingel, der demzufolge einen regelrechten Boom erfährt.

Die Anzahl an gelisteten Sorten steigt stetig und die Gräserzüchter versuchen durch die vermehrte Züchtung sanftblättriger Sorten, gleichzeitig Attraktivität und Futterwert zu erhöhen. Inwieweit dies die Trockentoleranzeigenschaften beeinflusst, bleibt abzuwarten. Mit einer Futterwertzahl von vier gilt Rohrschwingel als eher minderwertiges Gras mit geringem Energiegehalt. Diese Einstufung stammt aber noch aus einer Zeit, bevor sich die Züchtung der Verbesserung des Futterwertes widmete, und ist somit für neuere Sorten nicht mehr aktuell. Bei entsprechend früher Nutzung sind kaum Unterschiede in der Verdaulichkeit der organischen Substanz gegenüber anderen Grasarten feststellbar. Wird der optimale Schnittzeitpunkt hingegen verpasst, lagert Rohrschwingel schnell hohe Rohfasergehalte ein, wodurch Verdaulichkeit und Energiegehalt sinken. Generell ist der Rohrschwingel vor allem für die Schnitt- und weniger für die Weidenutzung zu empfehlen.

Auch die Festulolium (Wiesenschweidel)-Sorten der Kreuzung Weidelgras mit Rohrschwingel zeigten in Versuchen während Dürrejahren gute Ergebnisse.

Futterwert sinkt bei Trockenheit

Neben Ertragseinbußen haben lange Trockenperioden auch negative Wirkungen auf den Futterwert von Grünland. Die Gründe sind vielseitig, so spielen vor allem die schnellere Alterung des Bestandes beziehungsweise bereits abgestorbene Pflanzenteile, die Verschiebung der Bestandeszusammensetzung hin zu Pflanzen mit geringerem Futterwert sowie die durch Trockenheit eingeschränkte Verfügbarkeit bestimmter Nährstoffe im Boden eine Rolle. Während Gräser in Trockenjahren im Gegensatz zu wüchsigen Jahren meist höhere Rohproteingehalte bei geringeren Anteilen an Zellwandsubstanzen aufweisen, reagieren kleinkörnige Leguminosen eher mit einem verminderten Proteingehalt, der vermutlich auf eine geringere N-Fixierungsleistung zurückzuführen ist.

Profiteure der Trockenheit: Zichorie, Orientalische Zackenschote sowie Disteln. Foto: Dr. Tina Baumgärtel

Wer allerdings im Grünland massiv von Trockenperioden profitiert, das sind die typischen unbeliebten Wurzelunkräuter wie Ampfer, Distel, Klette, Brennnessel, Orientalische Zackenschote wie auch die Quecke. Lücken, die durch das Nachlassen der Grasnarbe entstehen, füllen sie schnell aus. Besonders kritisch ist in einigen Regionen auch die Ausbreitung des giftigen Frühlings-/Jakobskreuzkrautes zu sehen. Das heißt im Klartext, die Grünlandbestände werden zunehmend geschwächt und verschieben sich in Richtung ungewollter Pflanzen, deren Bekämpfung schwierig ist und viel Ausdauer erfordert.

Die gute Nachricht: Nach einsetzendem Regen regenerieren sich die meisten Gräser schnell, wie im September 2022 sehr gut zu beobachten war. Die Grünlandbestände standen im Oktober 2022 ähnlich grün und üppig da, wie man es vom Mai kennt, sodass vielerorts noch ein relativ ertragreicher letzter (zweiter) Aufwuchs geerntet werden konnte. Das höchste Regenerationsvermögen haben die Weidelgräser, aber auch Wiesenrispe und Knaulgras erholen sich meist schnell wieder. Wer angesichts einer augenscheinlich verdorrten Grasnarbe mit dem Gedanken spielt, eine Grünlanderneuerung (Neuansaat) vorzunehmen, sollte das berücksichtigen und dem Grünland eventuell noch ein bisschen Zeit geben. (Grünland-)Pflanzen verfügen auch über gewisse Anpassungsstrategien. Sie bilden unter und nach Trockenstress mehr Wurzelmasse und lagern auch mehr Reservestoffe ein. Auf diese Weise und in Kombination mit dem Effekt, dass bei feuchter Witterung wieder mehr Stickstoff im Boden verfügbar wird, sind sie in der Lage, den vorherigen Ertragsausfall in gewissem Rahmen zu kompensieren.

Reduzierter Beweidungs­druck schont Grünland

Um dem Grünland die Trockenstressphasen erträglicher zu machen, gilt es einiges zu beachten:

Als erste stressbegrenzende Maßnahme auf Weiden ist der Beweidungsdruck zu reduzieren. Dies kann sowohl über die Anpassung der Besatzdichte als auch über die Verkürzung der Beweidungsdauer erfolgen. Eine durch Tritt und tiefen Verbiss zusätzlich geschwächte Grasnarbe reagiert deutlich empfindlicher auf Trockenstress. Gleiches gilt für die Schnittnutzung. Auch hier sollte die Schnitthöhe entsprechend angepasst werden (mindestens 8 cm), um ein stärkeres Austrocknen der Stoppeln zu verhindern. Zudem bilden Gräser bei größerer Nutzungshöhe auch mehr und tiefere Wurzeln aus.

Grünlandnarben verfügen meist über ein enormes Regenerationsvermögen, wie diese extensiv genutzte Wiese (zweiter Aufwuchs nach Heuschnitt im Juni) während und nach der Trockenperiode 2022. Aufnahmen v. li.: 22. Juni 2022, 27. Juli 2022, 21. September 2022. Fotos: Dr. Tina Baumgärtel

Der Aufwuchs in Dürreperioden ist meist nicht schnittwürdig. Die Gräser, die noch nicht vertrocknet sind, gehen sehr schnell in die generative Phase und bilden nur Samentriebe, die weder Masse noch einen nennenswerten Futterwert aufweisen. Um bei einsetzendem Regen wieder einen gleichmäßigen und hochwertigen Aufwuchs zu gewinnen, sollten solche dünnen, durchgeschossten Bestände gemulcht oder gemäht werden. Dieser Reinigungsschnitt wirkt auch dem Aussamen und somit der Ausbreitung von Unkräutern entgegen, die durch die langen Schnittzeitspannen zur Samenreife gelangen können. Gemäht werden sollte vor der Samenreife und das Mahdgut ist nach Möglichkeit abzufahren (Vorsicht! Samennachreife in abgestorbenen Pflanzen).

Wichtig ist auch, in trockenen Hitzeperioden auf eine Gülledüngung im Grünland zu verzichten. Die Pflanzen haben aufgrund des stark eingeschränkten Wachstums keinen N-Bedarf und die Ammoniakverluste sowie die Gefahr von Ätzschäden sind sehr hoch. Auch nach einer im Spätsommer einsetzenden Regenphase hat das Grünland keinen zusätzlichen Düngebedarf, da noch im Boden vorhandener N in ausreichenden Mengen wieder mobilisiert wird.

Lücken in der Grasnarbe schließen

Die durch die Trockenheit entstandenen Lücken in der Grasnarbe müssen schnellstmöglich durch eine Nachsaat geschlossen werden. Voraussetzung für das Gelingen der Nachsaat ist eine ausreichende Bodenfeuchte, daher sollte gewartet werden, bis Niederschläge in Sicht sind, damit die Keimlinge nicht gleich wieder vertrocknen. Grundsätzlich ist eine Nachsaat bis Ende September, in den Mittelgebirgslagen bis Mitte September möglich. Für die Nachsaatmenge gilt die Faustregel: Lückenanteil in % geteilt durch 2 ergibt die Saatmenge in kg/ha. Bei einem Lückenanteil von mehr als 20 % kann dies als Übersaat (Dünger- oder Universalstreuer) erfolgen, bei unter 20 % Narbenlücken ist eine Durchsaat (Schlitz-, Rillen-, Bandfrässaat) günstig. Anwalzen nach der Saat ist unerlässlich.

Für Nachsaaten auf intensiv genutzten Flächen eignet sich, trotz der genannten Nachteile, das Deutsche Weidelgras am besten, da es überaus schnellwüchsig und konkurrenzstark ist. Auf sehr trockenen und extensiver genutzten Flächen kann auch Knaulgras oder Glatthafer nachgesät werden. Wer seine Mähflächen mit zusätzlichem Protein aufwerten will, kann auf niederschlagsreicheren Standorten Rotklee einsäen. Ein günstiger Zeitpunkt dafür ist im August/Anfang September. Da Rotklee aber nur wenig ausdauernd ist, muss die Nachsaat alle paar Jahre wiederholt werden.

Auf trockenen, kalkreicheren Standorten und bei extensiverer Mähnutzung eignen sich auch Luzerne und Hornklee für eine Einsaat. Weißklee ist aufgrund seiner flachen Wurzeln nicht trockenheitsverträglich, regeneriert sich aber mithilfe seiner Kriechtriebe meist schnell wieder. Er ist fester Bestandteil intensiver, weidelgrasbetonter Weideflächen, für Mahdflächen jedoch nicht geeignet. Tief wurzelnde Futterkräuter wie Zichorie oder Spitzwegerich sind zunehmend in angebotenen Saatmischungen zu finden, lassen sich aber nur schwer etablieren und sind eher zur Nachsaat oder Neuansaat von intensiv geführten Weideflächen geeignet.

Anpassungsmaßnahmen an zunehmende Dürrephasen

Gleich vorweg: Es gibt kein allumfassendes Rezept, wie das Grünland fit für den Klimawandel gemacht werden kann. Vielmehr gibt es eine Reihe an unterschiedlichen Maßnahmen, die je nach Standort und Nutzungsintensität das Grünland zumindest etwas resilienter – oder auf gut Deutsch stressunempfindlicher – gegen künftige Trockenperioden machen können. Empfehlenswert ist es auf jeden Fall, eigene Erfahrungen und Beobachtungen zu machen, zu dokumentieren und im besten Fall die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Dauergrünlandgesellschaften sind über viele Jahre entstanden und im stetigen Wandel begriffen. Eine Anpassung an sich ändernde Klimaverhältnisse liegt somit in der Natur der Sache und geschieht (fast) von selbst. An einigen Stellschrauben kann allerdings gedreht werden, um die Anpassungen gezielt zu steuern und unerwünschten Entwicklungen entgegenzuwirken.

Generell kann und sollte ein Grünlandumbau, wenn überhaupt, nur sukzessive erfolgen. Von einem Umbruch mit Neuansaat trockentoleranter Gräser wie Rohrschwingel und Knaulgras ist schon wegen der Futterwertverminderung abzuraten. Zudem ist es schwierig, in solchen Beständen nachfolgend wertvollere Gräser zu etablieren. Sinnvoll ist es, sich standortabhängig von reinen (Weidel-)Grasbeständen zu verabschieden und stattdessen aus Gründen der Risikostreuung vermehrt auf Mischungen zu setzen, auch wenn damit keine Höchsterträge und beste Futterqualitäten erreicht werden. Mischungen zeigen sich in Extremjahren meist deutlich stresstoleranter. Dies bestätigen auch Thüringer Ergebnisse aus Anbauversuchen mit „trockenresistenten“ Mischungen, deren Erträge in den letzten Trockenjahren mit zunehmenden Grasanteilen in der Mischung deutlich geringer ausfielen.

Sortenempfehlungen der Länderdienststellen

Die Länderdienststellen prüfen Sorten sowie Saatmischungen für Neuansaaten oder Nachsaaten von Grünland und geben im zweijährigen Turnus ihre Sorten- und Mischungsempfehlungen für unterschiedliche Anbaugebiete (unter anderem auch für sommertrockene Lagen = Anbaugebiet 6) heraus. Alle darin empfohlenen Sorten haben unter den jeweils vorherrschenden Standortbedingungen hinsichtlich Ertrag und Ausdauer am besten abgeschnitten.

Auf geeigneten Standorten (wüchsige Lagen mit schneller Erwärmung im Frühjahr) kann es ratsam sein, auf frühe Arten oder Sorten zurückzugreifen (zum Beispiel Knaulgras in Kombination mit frühem Weidelgras), da der erste Schnitt unter Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit dort früh erfolgen und noch vor dem Einsetzen der Frühsommertrockenheit ein zweiter Aufwuchs geerntet werden kann. Generell gilt es zu beachten, dass Arten und Sorten zur Nutzung und zum Standort passen. So sollten beispielsweise weidelgrasbetonte Bestände auch intensiv genutzt und entsprechend gedüngt werden.

Dort, wo es für Milchviehbetriebe strategisch und standortmäßig Sinn hat und ausreichend arrondierte Flächen zur Verfügung stehen, kann auch in Erwägung gezogen werden, die Grünlandflächen vermehrt durch Beweidung beziehungsweise für die Frischfuttergewinnung zu nutzen. Bei gutem Management sind dies die verlustärmsten Nutzungsverfahren im Hinblick auf Ertrag und Futterqualität, wohl wissend, dass dieses Verfahren auch nicht für Dürrephasen geeignet ist.

Futterbilanz als Voraussetzung für Planung

Die Erstellung einer Futterbilanz sollte fester Bestandteil des betrieblichen Managements sein und ist Voraussetzung für jede Futterplanung. Die Erschließung möglicher Reserven – beispielsweise Nachsaatmanagement, Optimierung des Schnittzeitpunktes, Minimierung der Silierverluste – setzt die Erfassung des Ertrages sowie der Futterqualität der Grünlandflächen sowie die Erfassung der tatsächlich gefressenen Silagemengen voraus.

Wer nichts erfasst, erkennt auch mögliche Potenziale beziehungsweise Fehlerquellen nicht oder jedenfalls nicht sofort. Sicherlich überflüssig an dieser Stelle ist zu erwähnen, dass in wüchsigen Jahren ausreichend Reserven angelegt werden sollten, um den Futtermangel eines folgenden Trockenjahres zumindest etwas zu entschärfen.

Fazit

Lang anhaltende Trockenperioden machen der Grünlandnarbe schwer zu schaffen, wobei die wertvollsten Futtergräser am empfindlichsten reagieren, sich nach einsetzendem Regen aber meist auch sehr schnell wieder regenerieren. Trockentolerantere Gräser wie Knaulgras und Rohrschwingel haben geringe Nutzungsspannen und geringere Futterwerte. Ein Umbau der Grünlandflächen will jedoch gut überlegt sein. Die gewählten Grasarten beziehungsweise -sorten sollten zum Standort und zum Nutzungsregime passen. Geeignete Sorten beziehungsweise Mischungen sind den Empfehlungen der einzelnen Bundesländer zu entnehmen. Ein Reinigungsschnitt durchgeschosster Bestände stellt zwar zusätzlichen Aufwand dar, lässt die Grasnarbe nach einsetzendem Regen aber schneller wiederergrünen. Auf Düngergaben kann dann jedoch verzichtet werden. Ansonsten gilt es, durch gutes Management jegliche Reserven auszuschöpfen und in guten Jahren ausreichende Reserven anzulegen.

Bischöfin besucht Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp

0

Nora Steen ist die Bischöfin für den Sprengel Schleswig und Holstein. Mit Landwirtschaft hat die Wahl-Nordfriesin von Hause aus wenig zu tun und so lud Kammerpräsidentin Ute Volquardsen sie kürzlich zu einem informativen Gedankenaustausch ins Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) Futterkamp ein.

Futterkamper Kuh vor dem automatischen Melksystem

Ute Volquardsen stellte zusammen mit dem Leiter des LVZ, Claus-Peter Boyens, die Aufgaben der Kammer vor. Tierwohl und Digitalisierung seien die aktuellen Herausforderungen. Die Praxis erwarte von der zuständigen Institution für Ausbildung und Beratung, immer einen Schritt voraus zu sein. Es müsse nach vorn gehen, denn Stillstand sei Rückschritt.

Und deshalb wurde beim späteren Rundgang über das Versuchsgut auch alles an Umbauten und technischen Errungenschaften gezeigt. Die Abkalbung in Separees, die Gruppenhaltung von Kälbern und das AgriSkills Lab gehörten dazu. In Letzterem können die Auszubildenden stressfrei an sehr lebensnahen Modellen enthornen, Ferkel kastrieren, ein Kalb auf die Welt holen oder nottöten. Die Bischöfin erfuhr Anspruch und Ziel der Kammer: eine individuelle, an den Standort angepasste neutrale Beratung anhand von unabhängigen Versuchsergebnissen.

Die Gruppenhaltung von Kälbern mit Ad-Libitum-Station begeistert die ­Kirchenfrau.

Nora Steen zeigte sich interessiert und sagte: „Es ist wichtig, dass man als Kirche gute Beziehungen zur Landwirtschaft hat. Sie hält das Leben im Dorf aufrecht und ist wichtig für Schleswig-Holstein. Kirche und Landwirtschaft sind die beiden Standbeine in Schleswig-Holstein.“

Ute Volquardsen sieht viel Verbindendes. Kirche und Landwirtschaft kümmerten sich um die Schöpfung und müssten sich ständig an die sich wandelnde Gesellschaft anpassen. Viele landwirtschaftliche Familien seien religiös. So sei für sie auch der Erntedank ein ganz besonderer Tag. „Unser täglich Brot gib uns heute“ aus dem Vaterunser sei mehr als ein Satz in einem Gebet: Bauern wüssten, was es bedeute, wenn das Wetter die Ernte vernichte. Auch der Aspekt der Nächstenliebe verbinde Landwirtschaft und Kirche, denn unter den Bauern sei die Anzahl der Menschen mit Ehrenamt oder denen, die bei Notlagen wie Hochwasser helfen, groß.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Konflikte zwischen Landwirtschaft und Kirche. Die Präsidentin merkte an, dass einige Kirchengemeinden am liebsten nur an Biobetriebe verpachten wollten und den Maisanbau ablehnten. Wichtig sei vor diesem Hintergrund, dass man im Dialog bleibe. Dafür war der Besuch in Futterkamp eine gute Gelegenheit.

Fazit

Bischöfin Nora Steen hat Ende März das LVZ Futterkamp der Landwirtschaftskammer besucht. Dort war sie mit Kammerpräsidentin Ute Volquardsen unter anderem im Rinderstall und im AgriSkills Lab. Kirche und Landwirtschaft hätten vieles gemeinsam, stellten beide fest: Die Institutionen wollen den ländlichen Raum erhalten, sind geprägt vom Ehrenamt und müssen mit gesellschaftlichen Änderungen umgehen.

Der informative Rundgang führte auch ins moderne AgriSkills Lab, hier stellt Dr. Sophie Diers (r.) den Geburtssimulator vor. Sie ist stellvertretende ­Leiterin des LVZ.

Hommage an ein Meisterstück der Evolution

0

Leicht wie eine Feder, federführend, sich mit fremden Federn schmücken – im Sprachgebrauch ist die Feder allgegenwärtig und auch im Alltag sind Federn immer da und irgendwie selbstverständlich. Sie stecken unter anderem als Daunen in Jacken oder Kissen, sind schmückendes Element an Hüten oder in einer Boa. Doch welch multifunktionales Meisterwerk die Evolution aus Keratin geschaffen hat, erschließt sich einem erst bei genauerem Hinschauen.

Das vielfach preisgekrönte Fotografenpaar Heidi und Hans-Jürgen Koch hat genauer hingeschaut und präsentiert nun in einer Wanderausstellung außergewöhnliche Feder-Fotografien von Vogelarten weltweit. „Federn – ein poetisches Meisterstück der Evolution“ lautet der Name der Ausstellung, die am Freitag vergangener Woche im Naturwissenschaftlichen Museum auf dem Museumsberg in Flensburg eröffnet wurde.

Das vielfach preisgekrönte Fotografenpaar Hans-Jürgen und Heidi Koch
Foto: Iris Jaeger

Federn sind komplex gebaute Gebilde, stabil und biegsam, robust und leicht zugleich. Farben und Struktur der Federn spielen für die Vögel eine wichtige Rolle – bei der Tarnung, Partnerwahl sowie bei der Kommunikation. Federn verleihen den Vögeln ihr Aussehen, schützen, wärmen, senden Signale. Und bei den meisten Arten ist die Evolution noch einen Schritt weiter gegangen und hat ihnen die Fähigkeit zum Fliegen verschafft.

Heidi und Hans-Jürgen Koch fangen in ihren Fotografien die Einzigartigkeit einer jeden Feder in allen ihren Facetten ein und ergänzen die Ausstellung durch kurzweilige, fundierte Texte über die Wissenschafts- und Kulturgeschichte des Phänomens Feder. Das Museum steuert Vogelpräparate bei, „damit die Besucher sehen und erkennen, wo die jeweiligen Federn sitzen und welche Funktion sie haben“, erklärte Museumsleiterin Kerstin Meise. Dabei wollte das renommierte Fotografenpaar, das unter anderem weltweit für große Magazine arbeitet, sich zunächst gar nicht dem Thema Federn widmen.

Doch je weiter man etwas von sich schiebt, desto vehementer drängt es zurück. Oder wie Hans-Jürgen Koch es beschreibt: „Das Schicksal hat Humor.“ So war es auch mit den Federn. Das Magazin, das das Thema zunächst ablehnte, wollte genau das: Federn. Und auch zwei Mitarbeiter im Museum für Naturkunde in Berlin schlugen den beiden etwas vor: Federn. „Was uns unsere Entscheidung erleichterte, war der Umstand, dass wir wegen Corona nicht reisen konnten und entsprechend Aufträge fehlten. Wir suchten nach einem coronakonformen Projekt, das wir von zu Hause aus bearbeiten konnten“, so Hans-Jürgen Koch. Seine Frau Heidi ergänzt: „Uns war bewusst, dass in dem Moment, wo wir zusagen, wir sehr lange damit beschäftigt sein werden. Und so war es auch.“ 2020 starteten sie das Projekt. Zwei Jahre und 19.000 Belichtungen später war genug Material zusammen, um daraus auch ein Buch zu machen. Wieder wollte es das Schicksal, dass der für die Texte vorgesehene Autor nicht mehr zur Verfügung stand und die beiden ihre Texte dann selbst formulierten: „Was im Nachhinein betrachtet ein Glücksfall war, weil wir die Texte so schreiben konnten, wie wir es für richtig halten, auch inhaltlich – verständlich, kurzweilig und fundiert.“

Durch die intensive Recherche lernten die beiden die Federn noch einmal auf ganz anderen Ebenen kennen und wertzuschätzen. Ihre Lieblingsfedern? „Die von Paradiesvögeln sind am schönsten“, antwortet Heidi Koch auf die Frage. Die wertvollsten Federn fotografierten sie noch vor Ort in Berlin, um die 150 weitere von gut 50 verschiedenen Vogelarten wurden ihnen unter strengen Handhabungs-Anweisungen vom Museum für Naturkunde Berlin zur Verfügung gestellt. „Wir wollten jede Feder in Form, Farbe und Struktur so exakt wie möglich abbilden, ohne Unschärfen. Die Federn sollten für sich selbst sprechen“, so das Fotografen-Paar. So eine gewaltige Tiefenschärfe mit brillanter Klarheit funktioniert mithilfe des Focus-Stacking: Eine auf einem computergesteuerten Schlitten befestigte Kamera fertigt schrittweise Belichtungen in verschiedenen Schärfeebenen an. Eine Software setzt anschließend die Einzelbelichtungen zu einem tiefenscharfen Bild zusammen. „So die Theorie. Die Praxis sah in den zwei Jahren gern auch anders aus, aber wir waren froh, als alles vorbei war und wir es geschafft hatten.“

Nach Magazinen und Buch folgt nun die Ausstellung. Bis zum 7. September ist sie in Flensburg zu sehen, bevor sie dann deutschlandweit auf Reise geht.

Weitere Infos unter ­naturwissenschaftliches-museum.de

Federn – Poetisches Meisterstück der Evolution
Foto: Heidi und Hans-Jürgen Koch, Repro: Iris Jaeger
Federn – Poetisches Meisterstück der Evolution
Foto: Heidi und Hans-Jürgen Koch, Repro: Iris Jaeger
Federn – Poetisches Meisterstück der Evolution
Foto: Heidi und Hans-Jürgen Koch, Repro: Iris Jaeger
Federn – Poetisches Meisterstück der Evolution
Foto: Heidi und Hans-Jürgen Koch, Repro: Iris Jaeger
Federn – Poetisches Meisterstück der Evolution, auch in Alltagsdingen
Foto: Iris Jaeger
Blick in einen der Ausstellungsräume im Naturwissenschaftlichen Museum Flensburg
Foto: Iris Jaeger


Zarte Motive aus Flora und Fauna

0

Wenn der Januar beginnt, ist das der Startschuss für Christa Krohn, rund ums Ei kreativ zu werden. In ihrer Malwerkstatt entstehen
bis in den April hinein etwa 70 neue Werke in filigraner Handarbeit. Ihre Dekorationen präsentiert die Hobbykünstlerin anschließend beim Internationalen Ostereiermarkt im Tönninger Packhaus. Erstmals war sie in diesem Jahr auch als Ausstellerin beim traditionellen Ostereiermarkt „Rund ums Ei“ im Heikendorfer Künstlermuseum mit dabei.

„Es bereitet mir viel Freude, wenn ich sehe, dass auch andere Leute meine Eier mögen, ihnen Beachtung und Wertschätzung schenken“, meint die 73-Jährige, während sie in ihrer Malwerkstatt am Schreibtisch sitzt, um sich der Acryl­malerei auf dem Ei zu widmen, genauer gesagt, dem Gänseei. Das ist ihr nämlich von allen das liebste. „Es liegt so wunderbar in der Hand. Dagegen ist ein Hühnerei winzig“, schmunzelt sie.

Ein bezaubernder Blickfang ist dieses Straußenei mit einer Stiefmütterchen-Bordüre und Schmetterling.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Ansonsten verziere sie gern Straußeneier oder Doppeldottergänseeier. Hühnereier bemale sie eher selten, meist nur, wenn sie ein schönes Geschenk oder Mitbringsel für einen lieben Menschen brauche. „Ich war schon immer kreativ und fing früh mit dem Zeichnen und Malen an. Als Kind erkrankte ich an Asthma und verbrachte deshalb viel Zeit im Bett. Da war das eine willkommene Abwechslung und Beschäftigung“, blickt sie zurück. Später als Erwachsene besuchte sie Volkshochschulkurse zur Bauernmalerei, bildete sich in diesem Bereich fort, gab sogar selbst Kurse und ging mit ihren Kreationen auf regionale Ausstellungen. Nach einer längeren Pause knüpfte die Mutter eines erwachsenen Sohnes mit dem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2018 an vergangene kreative Zeiten an. „Irgendwann kam ich dabei auch aufs Ei und wurde auf die liebevoll-nostalgischen Illustrationen aus der bekannten ‚Häschenschule‘ aufmerksam. Diese bannte ich als Erstes aufs Oval“, erinnert sich die gelernte Einzelhandelskauffrau.

Als sie feststellte, dass es bereits mehrere Eierkünstlerinnen gab, die sich diesen Motiven aus dem Bilderbuchklassiker von Fritz Koch-Gotha und Albert Sixtus verschrieben hatten, erweiterte sie den Horizont und schwenkte um. Originalgetreue zarte Motive aus Flora und Fauna sowie maritime Motive nach eigenen Entwürfen sind heute das Markenzeichen ihrer Unikate.

Ob Schneeglöckchen, Krokus oder Stiefmütterchen, ob Pferd, Schmetterling oder Eisvogel, ob Leuchtturm oder Segelschiff, Christa Krohn verewigt sie alle. „Dabei möchte ich auf meinen Eiern, die ich immer rundherum von vorn und von hinten bemale, eine kleine Geschichte erzählen“, sagt sie und holt ein kunstvolles Straußenei aus einem Karton hervor. Auf ihm hat sie einen roten Leuchtturm und zwei Möwen am Meer gemalt – eine maritime Idylle pur, mit Akkuratesse und Detailliebe gestaltet.

„Einmal konnte eine Besucherin auf dem Ostereiermarkt kaum glauben, dass ich meine Eier tatsächlich selbst von Hand bemale. Sie vermutete, ich würde die Serviettentechnik anwenden, bei der man die oberste, dünne Schicht einer bedruckten Serviette mit Leim auf einen Gegenstand klebt.“ Mittlerweile schreibe sie unten auf ihre Exponate „handgemalt Christa Krohn“.

Inspirationen aus der Natur

Anregungen für Motive findet die begeisterte Hobbykünstlerin in Zeitschriften, Büchern, Kalendern, auf Postkarten und bei Spaziergängen in der Natur. „Mit meinem Mann fahre ich oft nach Dänemark. Dort genieße ich Strand und Meer und hole mir Inspirationen, die ich vor Ort gleich mit der Kamera festhalte“, verrät sie. Zu Hause setze sie die gesammelten Ideen für die Eiergestaltung dann in die Tat um. „Eigentlich kann ich aber gar nicht all meine Ideen umsetzen. Es sind einfach zu viele“, bemerkt sie mit einem Lächeln.

Impression aus der Malwerkstatt: Bei Christa Krohn dauert die Ostersaison von Januar bis in den April. Danach widmet sie sich der Bauernmalerei.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Welche einzelnen Arbeitsschritte sich hinter der Eikunst verbergen, möchte sie jetzt an dem „halbfertigen“ Ei demonstrieren, das gerade vor ihr liegt. Auf ihm hat sie bereits einen blauen Himmel und eine grüne Wiese mit lila Krokussen gemalt. Nun will sie einen Osterhasen als Hauptmotiv ergänzen.

Zunächst schildert sie anschaulich, wie viele Vorarbeiten bis zu diesem aktuellen Arbeitsschritt nötig waren. „Zuerst reinigte ich den Rohling und vergrößerte die vom Händler gebohrten Ausblaslöcher, damit ich dort später als Aufhänger ein Schleifenband durchziehen kann. Anschließend trug ich eine Grundierung in der Farbe Weiß auf. Als diese getrocknet war, bearbeitete ich die Oberfläche noch mit einer feinen Schleifmatte“, zählt sie auf. Danach fing sie mit dem Erstellen des Hintergrunds an, den sie mit einem dünnen Bleistift vorskizzierte. Für das Hauptmotiv zeichnete sie auf Transparentpapier einen Hasen vor, dessen Konturen sie mit einer Blaupause aufs Ei übertrug.

Nun soll es also mit dem Schaffensprozess weitergehen. Christa Krohn wählt dafür aus einer Vielzahl von Pinseln ein weiches Exemplar aus Rotmarderhaar aus. Sie mischt sich aus dem reichen Fundus ein wenig hellbraune Acrylfarbe in einem Deckel an, tunkt den Pinsel hinein und malt auf dem Ei mit ruhiger Hand einen niedlichen Osterhasen. Dabei fällt auf, wie hauchdünn und fein der Pinsel ist, mit dem sie Meister Lampe Schritt für Schritt zum Leben erweckt.

Mit einem feinen Rotmarderpinsel zaubert Christa Krohn ein Osterhäschen aufs Ei.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Um genau und exakt arbeiten zu können, nutzt sie eine Holzschiene als Malhilfe, auf der sie das rechte Handgelenk etwas erhöht ablegen und stabilisieren kann. Da sie es während des Bauernblattbesuchs nicht mehr schaffen wird, das Ei gänzlich fertig zu gestalten, steckt sie es nach einer Weile schließlich zum Trocknen auf einen Holzspieß. „Wenn das Ei fertig gemalt und getrocknet sein wird, werde ich abschließend Schutzlack auftragen und ein farblich passendes Schleifenband sowie eine Holzperle anbringen“, beschreibt sie die noch folgenden, letzten Handgriffe.

„Ich vergesse Zeit und Raum“

Wie lange sie insgesamt an einem Ei arbeite? Christa Krohn schaut aus dem Fenster, denkt kurz nach und meint: „Das kann ich gar nicht beantworten. Wenn ich am Nachmittag oder frühen Abend zum Eierbemalen in meine Werkstatt gehe, mir Musik anmache und anfange zu arbeiten, denke ich gar nicht an die Uhr. Ich vergesse Zeit und Raum, fokussiere mich auf das Ei, komme dabei herrlich zur Ruhe und schalte komplett ab.“ Manchmal sei es schon vorgekommen, dass es zwei Uhr nachts wurde, bis sie wieder auf die Uhr schaute.

Weitere Infos und Anfragen: christa.r.krohn@gmail.com

Um mit ruhiger Hand kleinste Motive exakt zu gestalten, nutzt Christa Krohn eine Holzschiene, auf der sie ihr rechtes Handgelenk ablegen und stabilisieren kann.
Foto: Silke Bromm-Krieger
Motive aus Flora und Fauna sind zum Markenzeichen der Eierkünstlerin geworden.
Foto: Silke Bromm-Krieger
Auf einem Straußenei hat die Hobbykünstlerin eine idyllische Strandszene mit Möwen verewigt.
Foto: Silke Bromm-Krieger


Mit Gelassenheit gegen Trumps Zollchaos

0

Donald Trump überzieht die Welt mit Zöllen. Der US-Präsident begründet das mit „unfairen“ Handelsbilanzüberschüssen anderer Länder gegenüber den USA. Importe aus der EU sind daher ab sofort mit Zusatzzöllen in Höhe von 20 % belegt. Tatsächlich lag der Handelsbilanzüberschuss der EU für Waren im Jahr 2023 bei 157 Mrd. €. Um ein vollständiges Bild zu erhalten, muss man aber auch den Handel mit Dienstleistungen einbeziehen. Hier hat die EU gegenüber den USA ein Defizit in Höhe von 109 Mrd. €. Es bleibt also lediglich eine Lücke von 48 Mrd. €, was rund 3 % des gesamten Handelsvolumens in Höhe von 1,60 Bio. € im Jahr ausmacht. Relativ betrachtet ist das wenig.

Dennoch stehen die Zeichen derzeit auf Ausweitung des Konflikts. Einen Vorschlag der EU zur Aufhebung der Zölle auf Industriegüter hat Trump Anfang dieser Woche abgelehnt. Er fordert, dass die EU beispielsweise mehr Energie aus den Vereinigten Staaten importiert. Europa reagiert bislang verhalten und sucht weiter den Verhandlungsweg. Erste Gegenzölle sind zwar angekündigt. Doch diese greifen erst stufenweise, lassen also Spielraum für Gespräche. Das ist der richtige Weg – vielleicht auch um Zeit zu gewinnen, mit anderen Handelspartnern Vereinbarungen zu treffen und Warenströme gegebenenfalls langfristig umzulenken.

Andere Länder wie China gehen den Weg der Eskalation und verhängen gegen Importe von US-Waren Gegenzölle im gleichen Volumen wie die USA (34 %). Als Reaktion kündigte Trump weitere drastische Erhöhungen von Zöllen für Einfuhren aus dem Reich der Mitte an. Eine gewisse Gelassenheit tut der EU also gut, zumal der Druck auf Trump im eigenen Land steigt. So haben beispielsweise die Bank J.P. Morgan und der Vermögensverwalter Blackrock die US-Zollpolitik bereits als „Unsicherheitsfaktor für die Weltwirtschaft“ bezeichnet. Auch die großen Tech-Unternehmen wie Google, Meta und Microsoft fürchten um ihre Gewinne, da sie den größten Teil ihres Umsatzes im Ausland machen.

Bei den US-Landwirtschaftsverbänden gibt es keine einheitliche Linie. Während die American Farm Bureau Federation (AFBF) und die National Farmers Union (NFU) die US-Zollpolitik kritisch sehen, begrüßte der Verband der Rinderhalter (NCBA) die Maßnahmen. AFBF-Präsident Zippy Duvall sieht in den Zöllen eine Bedrohung der ökonomischen Nachhaltigkeit der US-Farmen. Ihm zufolge stammen mehr als 20 % der landwirtschaftlichen Einkommen aus dem Export. Zudem seien die US-Farmer bei wichtigen Gütern wie Dünger und Spezialwerkzeugen auf Importe angewiesen. Auch laut NFU-Präsident Rob Larew tragen die US-Farmer und Viehzüchter die Hauptlast eines globalen Handelskrieges. Zusätzlich werde die Zollpolitik die Kosten für Verbraucher erhöhen und die Auswahl in den Supermärkten verkleinern. NCBA-Vizepräsident Ethan Lane erklärte hingegen, Trumps Maßnahmen würden dazu führen, zahlreiche Handelshemmnisse zu beseitigen, die Verbraucher in Übersee daran hinderten, hochwertiges amerikanisches Rindfleisch zu essen.

Die Verwerfungen auf den Agrarmärkten halten sich derzeit noch in Grenzen. Das wird hoffentlich aufgrund der besonnenen EU-Verhandlungsstrategie so bleiben.

Ohnehin richtet sich der Blick der Landwirte momentan vor allem nach oben. Der laut Deutschem Wetterdienst trockenste März seit Aufzeichnungsbeginn hat die Böden stark ausgetrocknet und ergiebiger Niederschlag ist erst einmal nicht in Sicht.