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Fortbildungen finanzieren

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Eine Fortbildung zum Eigenbestandsbesamer wird ebenso gefördert wie ein Motorsägenkurs. Die Kursliste wird permanent weiterentwickelt.

Der Qualifizierungsfonds Schleswig-Holstein finanziert Fortbildung aller Art, wie Führerschein, Maschinenwartung, Rinderbesamung oder digitaler Schreibtisch für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Kostendruck, Arbeitskräftemangel, Qualitätssicherung, Digitalisierung sowie die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben – die Anforderungen an die Betriebe sind hoch und verlangen ein Höchstmaß an Flexibilität und Engagement. Die vorhandenen Arbeitskräfte müssen so intelligent und effizient wie möglich eingesetzt werden. Viel Fingerspitzengefühl ist nötig, damit die hohen Anforderungen und Erwartungen nicht auf Kosten von Gesundheit oder Motivation bei Arbeitnehmenden und Betriebsleitern gehen oder sogar zur Flucht zum Betrieb nebenan führen.

Fortbildung kann unterstützen

Ein unterschätzter Lösungsansatz ist die Fortbildung der Mitarbeiter und der Betriebsinhaber selbst. Für fast alles gibt es Fort- und Weiterbildungen, von Führerscheinen über Baumsägekurse, Digitalisierung im Büro bis zu Bauernhofpädagogik oder technischen Weiterbildungen. Das Gespräch mit den Mitarbeitern kann helfen, Bedarfe aufzudecken oder auch Interessengebiete herauszufinden, die zum Beispiel in dem anscheinend etwas müde gewordenen Mitarbeiter plötzlich die Leidenschaft wecken. Beide, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, können sowohl in betrieblicher als auch persönlicher Hinsicht von der Weiterbildung profitieren. So kann auch eine Fortbildung in einem Bereich erforderlich sein, in dem sich der Arbeitnehmende an sich gar nicht auskennt und wofür er nicht eingestellt wurde, die ihm und dem Betrieb aber eine neue Perspektive gibt. Hier ist in arbeitsrechtlicher Hinsicht genau darauf zu achten, ob diese Tätigkeiten dann auch vom Arbeitsvertrag miterfasst sein können.

Beispiel 1: Durchführung vorgeschriebener Wartungen

Die Wartung von Maschinen wird in der Regel durch Fremdfirmen erledigt, die zurzeit lange Wartezeiten haben und deren Preiserwartung stark gestiegen ist. Allerdings kann die vorgeschriebene Wartung von Maschinen, wie von Abscheideranlagen, oft auch durch betriebseigene Mitarbeiter durchgeführt werden, die wie die sogenannten Eh-da-Kosten eh da sind und bezahlt werden. Die Ausbildung für diese Wartungen kann der Qualifizierungsfonds übernehmen. Oft rechnen sich diese Fortbildungen schon nach dem ersten oder zweiten Prüfintervall, für das dann gerade keine Fremdfirma mehr beauftragt werden muss.

Beispiel 2: Reparatur von Betriebstechnik

Es vergeht wohl kein Tag auf einem Betrieb, an dem nicht irgendein elektrisches Gerät ausfällt und so den Betriebsablauf stört. Je länger es dauert, bis ein Elektriker kommen kann, desto teurer wird es für den Betrieb. Die Ausführung einfacher, häufig wiederkehrender Elektroarbeiten auf den Betrieben ist oft ein Hindernis im Betriebsablauf. Durch die Qualifizierung für festgelegte Tätigkeiten im Elektrofach dürfen die ausgebildeten Mitarbeiter elektrische Arbeiten in einem genau festgelegten Bereich übernehmen.

Beide Beispiele zeigen, dass Fortbildung eine Investition in die Zukunft sein kann, da sich der Betrieb dadurch zeitlich und finanziell unabhängig von Fremdfirmen macht.

Aber auch bei den Auszubildenden lohnen sich zusätzliche Fortbildungen. Denn zum Beispiel T-Führerscheine ermöglichen den Auszubildenden oft erst die aktive Mitarbeit im Betrieb und sind gleichzeitig ein großer Motivator. Der Qualifizierungsfonds übernimmt einen Großteil der Kosten.

Mit einer Fortbildung zur Wartung verschiedener Maschinen kann ein betriebseigener Mitarbeiter dazu beitragen, Kosten zu sparen. Fotos: Imago

Die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen ist ein Kostenfaktor. Der Fonds unterstützt hier mit großzügigen Fördermöglichkeiten. Er finanziert Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen mit forst- oder landwirtschaftlichem Bezug, um wettbewerbsfähige Voll- und Teilzeitarbeitsplätze in der Land- und Forstwirtschaft zu erschließen und zu sichern.

Träger des Qualifizierungsfonds sind:

der Arbeitgeberverband der Land- und Forstwirtschaft in Schleswig-Holstein,

der Landesverband der Lohnunternehmen Land- und Forstwirtschaft sowie

die Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt.

Diese drei Verbände haben als Tarifvertragsparteien im Jahr 1995 den Qualifizierungsfonds gegründet. Damit sollte ein gemeinschaftlicher Beitrag von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zur Sicherung von Arbeitsplätzen in der Land- und Forstwirtschaft geleistet werden, der beiden Seiten gleichermaßen nutzt. Dieser Tarifvertrag wurde für allgemeinverbindlich erklärt. Daher profitieren alle Betriebe mit mindestens einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten von den Fördermöglichkeiten.

Jeder Betrieb muss entsprechend dem Tarifvertrag seine sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer an den Qualifizierungsfonds melden. Pro Monat fallen dann je Beschäftigtem 5,11 € an. Die Anmeldepflicht besteht wegen des Solidarprinzips grundsätzlich für alle, egal, ob tatsächlich Förderungen in Anspruch genommen werden oder nicht. Dafür profitieren diese und ihre Mitarbeitenden dann von den umfangreichen Fördermöglichkeiten.

Zur Erhaltung der Arbeitsplätze

Auf der Internetseite des QLF unter www.qlf-sh.de ist eine Übersicht der bisher geförderten Kurse hinterlegt. Die Kursliste ist nicht abschließend, sondern entwickelt sich entsprechend den Bedarfen der Betriebe, sofern der land- und forstwirtschaftliche Bezug erkennbar ist beziehungsweise der Kurs für die Betriebsführung oder -änderung erforderlich und sinnvoll ist. Neue Kurse werden gern aufgenommen. Voraussetzung ist, dass es sich um eine förderfähige Fortbildungsmaßnahme handelt und der Antragsteller seine sozialversicherungspflichtig versicherten Arbeitnehmer beim Qualifizierungsfonds angemeldet hat. Betriebe, die keine sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten haben, sind nicht beitragspflichtig, können aber auch nicht von einer Förderung durch den Qualifizierungsfonds profitieren.

Gefördert werden die Maßnahmen für die Arbeitnehmenden, die Auszubildenden und auch für die mitarbeitenden Familienangehörigen und die Betriebsinhaber selbst. Nicht gefördert werden allerdings Maßnahmen, die zu weitergehenden Berufsabschlüssen führen, wie zum Beispiel Meisterkurse. Die Förderung ist durch den Arbeitgeber vor Maßnahmenbeginn, spätestens am Tag der Maßnahme selbst, zu beantragen.

Ein Antrag lohnt sich immer

Ein Mitarbeiterjahresbetrag beim Qualifizierungsfonds sind 61,32 € (5,11 € x 12 Monate).

Beispielförderungen:

Kurs zur Rinderbesamung: zurzeit 500 €

T-Führerschein: zurzeit 1.000 €

Kurs Motorsägen am Baum: zurzeit 70 % beziehungsweise 100 % bei Auszubildenden

Der Antrag beim Qualifizierungsfonds lohnt sich also in jedem Fall. Weitere Informationen sind erhältlich auf der Internetseite des Quali-Fonds unter www.qlf-sh.de. Dort findet sich auch ein Antragsformular zum Ausfüllen direkt am PC.

Bei Fragen wende man sich direkt an Birga Katins oder Alice Arp (Tel.: 0 43 31-12 77 26).

Kurz gefasst

Weiterbildung ist wesentlich für die Zukunft der Betriebe.

Der Quali-Fonds unterstützt land- und forstwirtschaftliche Weiterbildung finanziell.

Alle Betriebe müssen ihre Mitarbeitenden beim Quali-Fonds anmelden. Kosten: 5,11 € je Monat und Mitarbeiter.

Die Anmeldung lohnt sich schon ab der ersten Fortbildung.

Der Förderkatalog ist nicht abschließend, sondern richtet sich nach den betrieblichen Bedarfen.

Die Zitzenkondition im Blick haben

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Eine gute Zitzenkondition kann die Mastitishäufigkeit verringern. Ein entscheidender Einflussfaktor ist die Melktechnik. Im folgenden Beitrag wird dargestellt, welche Parameter zu beachten sind.

Die Zitze der Milchkuh ist die Eintrittspforte für Mastitiserreger. Eine gute Zitzenkondition kann die Mastitishäufigkeit verringern, eine unzureichende hingegen zu Störungen der Eutergesundheit führen. Die Zitzenkondition hängt von Melkarbeit und Haltungsbedingungen ab, aber auch von der Melktechnik. Die technischen Parameter sollten so gewählt werden, dass möglichst nur geringe melkabhängige Störungen der Zitzenkondition auftreten. Doch durch das komplexe Zusammenspiel der melktechnischen Variablen ist es nicht einfach, die Zitzenkondition durch eine Optimierung der Einstellungen zu verbessern.

Mastitisrisiko und maschineller Milchentzug

Bei der Entstehung der Faktorenkrankheit Mastitis kann der maschinelle Milchentzug eine zentrale Rolle spielen. Um Risiken zu vermeiden, soll er schonend, vollständig und zügig ablaufen. Im Zusammenhang mit dem Zweiraummelkbechersystem können verschiedene Mechanismen die Neuinfektionsrate beeinflussen:

Wulstartige Ringe an der Zitzenbasis treten auf, wenn die Dimensionierung der Zitzengummis nicht zu den Zitzenmaßen passt.

Direkte Einflüsse wie der Transport von Bakterien, Kreuzkontamination oder sogenannte Impacts. Sie entstehen durch massive Druckdifferenzen und transportieren Erreger über den Zitzenkanal in die Zitzenzisterne. Sie bewirken eine Zunahme der Zitzenkontamination mit krank machenden Mikroorganismen. Dieses Risiko lässt sich durch Melkhygiene deutlich reduzieren.

Indirekt können maschinelle Melksysteme die Neuinfektionsrate beeinflussen, indem sie die Gesundheit von Zitzenkanal, -gewebe und -haut beeinflussen und die lokalen Abwehrsysteme im Zitzenbereich nachhaltig schädigen oder durch ein unvollständiges Ausmelken gute Wachstumsvoraussetzungen für Mastitiserreger schaffen.

Wissenschaftler nehmen an, dass die Melkmaschine zu je 10 % direkt und indirekt zur Entstehung neuer Infektionen beiträgt.

In der Praxis gelingt es oft noch, übermäßige Zitzenkonditionsstörungen zu erkennen. Doch wegen der Komplexität der Zusammenhänge fehlen klare Ableitungen, um den maschinellen Milchentzug zu verbessern, indem man die melktechnischen Variablen entsprechend optimiert.

In konventionellen Systemen können die Melker die Zitzen der Kühe zwei- bis dreimal täglich beurteilen. Beim automatischen Melken entfällt das. Hier ist das Fixieren im Fressgitter die einzige Möglichkeit, größere Anteile der Herde zu beurteilen. Dabei lassen sich allerdings nur langfristige Veränderungen der Zitzen kontrollieren. Kurzfristige Veränderungen direkt nach dem Melken sind so nicht erfassbar.

Zitzenkondition und Störungen

Die Zitzenkondition beschreibt den beobachtbaren und fühlbaren Zustand der Zitze. Zitzen sollten nach Abnahme des Melkzeuges genauso aussehen wie vor dem Melken: rosafarbig, glatt und trocken. Alle Anzeichen einer eingeschränkten Blutversorgung der Zitze sind unerwünscht und weisen auf ein erhöhtes Risiko für die Anheftung an und den Eintritt von Mastitiserregern in die Zitze hin. Man unterscheidet zwischen

Kurzzeitveränderungen, die als Reaktion des Gewebes nach nur einer Melkzeit zu beobachten sind

Reaktionen, die innerhalb weniger Tage bis Wochen in Erscheinung treten

Langzeitveränderungen, deren Entwicklung zwei bis acht Wochen braucht

Wenn mehr als 20 % der Kühe im Betrieb entsprechende Veränderungen zeigen (bei Blutungen maximal 10 %), liegt ein Zitzenkonditionsproblem vor. Das beeinflusst das Melken nachteilig und erhöht das Risiko für Euterentzündungen erheblich, da Mikroorganismen bessere Bedingungen zur Anheftung finden.

In solch einem Fall ist eine Ursachenforschung nötig. Für aussagekräftige Informationen über den Einfluss des maschinellen Melkens auf die Zitzenkondition sollte bei mindestens 10 % der Tiere einer Herde, beziehungsweise mindestens zehn Tieren, eine Kontrolle durch Besichtigung und Tastbefund stattfinden. Bei der Tierauswahl sollte man berücksichtigen, dass chronische Zitzenkonditionsstörungen meistens erst ab dem 100. Laktationstag auftreten.

Hyperkeratosen (hier geringgradig) sind Langzeitveränderungen nach wiederholter, länger andauernder mechanischer Belastung.

Akute Veränderungen, die bei der Untersuchung auftreten können und als mastitisfördernd angesprochen werden müssen, sind:

palpierbare Ödeme an Zitzenschaft und -kuppe (normal oder fest)

Petechien (punktförmige Einblutungen)

Farbabweichungen, eingeteilt in normal, gerötet und blau

Ringbildungen an der Zitzenbasis, die als sogenannter Ringwulst auftreten können

Läsionen und kleine Wunden als Folge der maschinellen Milchgewinnung

Diese Parameter werden innerhalb etwa 1 min nach Abnahme des Melkzeuges erfasst. Als Langzeitveränderungen sind vor allem Hyperkeratosen anzusehen, die infolge wiederkehrender, länger andauernder mechanischer Belastung entstehen. Fühlbare Verhärtungen der Zitzenspitze sind ebenfalls Zeichen einer chronischen Gewebsschädigung.

Einflussfaktoren für die Zitzenkondition

Folgende melktechnische Parameter können die Zitzenkondition beeinflussen:

Dauer des Melkvakuums: Wie lange das Melkvakuum auf die Zitzen wirkt, beeinflusst die Zitzenkondition. Während der Milchabgabe mildern die in das Melksystem eintretende Milch und die entstehende Vakuumabsenkung die Dauerbelastung der Zitzen durch das Melkvakuum. Wenn der Milchfluss sinkt, aber der maschinelle Milchentzug nicht beendet und das Melkzeug nicht vom Euter abgenommen wird, liegt das Melkvakuum in voller Höhe an der Zitze an. In dieser Phase ist die mechanische Belastung besonders hoch (Blindmelken).

Die Zitzen sollten mit einem geeigneten Tool vermessen werden.

Vakuumstärke: Durch die Druckdifferenz zwischen anliegendem Vakuum und atmosphärischem Druck entsteht beim Melken die Kraft, die auf das Zitzengewebe einwirkt und damit die Zitzenkondition verändert. Insofern lässt sich die Krafteinwirkung durch die Vakuumstärke beeinflussen. Ein stärkeres Vakuum führt dazu, dass die Melkgeschwindigkeit maximiert und das Zitzengewebe kräftiger massiert wird. Es hat aber auch eine stärkere Gewebsbelastung zur Folge.

Pulsierung: Die Vakuumapplikation führt zur vermehrten Ansammlung von Gewebeflüssigkeit in der Zitzenspitze. Das massierende, zyklische Öffnen und Schließen des Zitzengummis (Pulsierung) wirkt dem entgegen. Gelingt keine effektive Pulsierung, können maschinelle Melksysteme die Zitzen nachhaltig schädigen. Die Pulsierung wird neben Zitzenlänge und -durchmesser von technischen Parametern der Melkanlage (Zitzengummityp, Vakuumversorgung, Pulsations-Charakteristik) beeinflusst. Selbst wenn sie optimal ist, lässt sich die dauerhafte Integrität des Zitzengewebes nur dadurch sicherstellen, dass die Anwendung des Vakuums zeitlich begrenzt ist.

mechanische Einwirkung: Wie stark die mechanische Einwirkung auf das Zitzengewebe ist, hängt davon ab, welche Materialeigenschaften das Zitzengummi hat, wie stark es im eingebauten Zustand gedehnt wird und wie groß die Druckdifferenz zwischen Zitzengummiinnenraum und Pulsraum ist. Nicht zuletzt spielt auch das Verhältnis der einzelnen Phasen der Pulsation eine Rolle, da sie die mechanische Einwirkung zeitlich steuern.

Durch die vakuumabhängige Bewegung des Zitzengummis wird die Kraft, die durch die Druckdifferenz zwischen Pulsraum und Zitzengummiinnenraum des Melkbechers entsteht, auf das Zitzengewebe übertragen. Ein Einfaltdruck von über 13 bis 14 kPa führt zur Bildung von Hyperkeratosen und damit dazu, dass sich die Kondition der Zitzenenden verschlechtert. Ein Einfaltdruck von unter 8 kPa ist dagegen zu niedrig, um der Entstehung von Kongestionen und Ödemen entgegenzuwirken. Der Einfaltdruck ist natürlich in Kombination mit der Vakuumstärke zu betrachten.

Die Gewichtslast, die während des maschinellen Milchentzuges an der Milchdrüse wirkt, kann ebenfalls das Melkverhalten (Melkgeschwindigkeit, Positionierung) und somit die Zitzenkondition beeinflussen.

Konditionsstörungen und ihre Ursachen

Euterviertel mit ausgeprägten Hyperkeratosen (Grad 3 bis 4) an der Zitzenkanalöffnung finden sich häufiger bei längeren Zitzen, geringeren Vakuumschwankungen im kurzen Milchschlauch, bei Wechseltakt und bei spitz zulaufenden Zitzen.

Rote oder blaue Verfärbungen der Haut nach dem Melken treten häufiger bei niedrigen Einfaltdrücken des Zitzengummis auf.

Zur Kongestion (Flüssigkeitsansammlung) in der Zitzenspitze als Ausdruck einer unzureichenden Massage des Zitzengewebes kommt es häufiger bei langer Melkdauer und längeren A-, B- und D-Phasen des Pulsationszyklus. Seltener tritt sie bei kürzerer Zyklusdauer, höheren Einfaltdrücken der Zitzengummis, einer größeren Zitzendicke und einem niedrigeren Betriebsvakuum auf.

Das Melkanlagenfabrikat ist hierbei unerheblich und die Auswahl der Komponenten (Melkzeug, Zitzengummi) und Einstellungen (Vakuumhöhe, Pulsation) entscheidend.

Abläufe beim maschinellen Milchentzug

Beim maschinellen Milchentzug wird die Kraft eines Vakuums genutzt, um den Zitzenkanalwiderstand zu überwinden. Das Melkzeug für Kühe besteht aus vier Zweiraummelkbechern mit je einem kurzen Milchschlauch, einem kurzen Pulsschlauch und dem Sammelstück (nicht bei AMS). Die Melkbecherhülse und ein in sie eingezogenes Zitzengummi bilden den Zweiraummelkbecher.

Im Zitzengummiinnenraum besteht kontinuierlich ein Unterdruck, während im Pulsraum (dem Raum zwischen Melkbecherhülse und Zitzengummi) Unterdruck (Betriebsvakuum) und atmosphärischer Druck zyklisch wechseln. Dieser periodische Druckwechsel führt zur Bewegung des Zitzengummis, das sich abwechselnd öffnet und schließt.

Die Öffnungs- und Offenphase wird dabei als Saugphase bezeichnet, die Schließ- und Geschlossenphase als Druckphase. Findet dieser Druckwechsel auf allen vier Melkbechern gleichzeitig statt, spricht man von simultaner Pulsation (Gleichtakt). Bei alternierender Pulsation (Wechseltakt) befinden sich je zwei von vier Melkbechern wechselweise in der Saug- beziehungsweise Druckphase.

Fazit

Verschiedene melktechnische Parameter beeinflussen die Zitzenkondition.

Um Hyperkeratosen, Kongestionen und Ringe an der Zitzenbasis zu verhindern, muss die Dimensionierung der Zitzengummis (Länge, Schaft- und Kopföffnungsdurchmesser) zu den Zitzen passen.

Der Einfaltdruck des Zitzengummis sollte ausreichen, um Ödeme und Kongestionen zu minimieren, aber nicht so groß sein, dass er die Bildung von Hyperkeratosen unterstützt.

Um Kongestionen zu vermeiden, ist eine möglichst kurze Melkdauer anzustreben. Der Pulsationszyklus sollte tendenziell 1 s dauern und das Betriebsvakuum nicht zu stark sein (unterer Wert der Herstellerangabe). Um Hyperkeratosen (Stufe 3 und 4) zu reduzieren, sollte der Anteil an Tieren mit spitzen Zitzen gering (Zucht) und die Fluktuation im kurzen Milchschlauch beim höchsten Milchfluss ausreichend groß sein.

Wertvolle Nährstoffe effizient nutzen

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Feste Wirtschaftsdünger machen einen Anteil von zirka 10 % der ausgebrachten organischen Dünger aus. Diese werden vorwiegend mit Universaldungstreuern ausgebracht. Was hierbei zu beachten ist, wird in dem Beitrag dargestellt.

Die Ansprüche an die Ausbringung von festen, nährstoffhaltigen Streugütern steigen. Neben dem Festmist aus der Rinder- und Schweinehaltung müssen auch Geflügelmist, separierte Feststoffe, Kompost und abgepresste Kalkschlämme mit dem Universalstreuer ausgebracht und gleichmäßig verteilt werden. Jeder Dünger besitzt aufgrund der unterschiedlichen Partikelgröße, des Feuchtegehaltes und der Dichte unterschiedliche Flug- und somit Streueigenschaften. Dies gilt es bei der Auswahl des Streuers und dessen technischer Einstellmöglichkeiten zur Optimierung der Verteilgenauigkeit zu berücksichtigen.

Hochlader beherrschen den Markt

Im Hinblick auf die Anordnung und Form der Laderäume wird zwischen Hoch- und Tiefladern unterschieden. Hochlader weisen in Deutschland die größere Verbreitung auf. Bei ihnen ist der Laderaum über den Rädern angeordnet, während er sich bei Tiefladern zwischen den Rädern befindet. Hauptunterschiede zwischen Hoch- und Tiefladern sind der niedrigere Schwerpunkt und der kleinere Laderaumquerschnitt der Tieflader.

Dies hat Vorteile beim Einsatz in stark hängigem Gelände. Der verringerte Laderaumquerschnitt erhöht bei der Ausbringung von nährstoffkonzentrierten Streugütern, mit nur geringen Streumengen je Hektar, die Dosier- und damit die Verteilgenauigkeit. Kaufentscheidend für die Wahl eines Hochladers dürfte das zulässige Gesamtgewicht bei Straßenfahrten sein. Tieflader sind bei gleichem Ladevolumen gegenüber dem Hochlader in der Regel nur mit einer Achse ausgestattet. Die Tandemachsen des Hochladers können mehr Zuladung aufnehmen, und die Gefahr einer Überladung ist hier deutlich geringer.

Materialbeschaffenheit und Streuwerkseinstellung beeinflussen die Streuweite.

Ladevolumen der Streuer steigt

Größere Streubreiten erfordern auch höhere Ladevolumen der Streuer, um die entsprechenden Feldlängen mit nur einer Überfahrt düngen zu können. Aufgrund der enger werdenden Ausbringzeitfenster, der Verschiedenartigkeit der Streugüter und der erhöhten Ansprüche an die Verteilgenauigkeit hat der Einsatz von Universalstreuern mittels Dienstleister einen großen Marktanteil.

In der Regel kommen hier Streuer mit einem Gesamtgewicht von 20 bis 24 t zum Einsatz. Im Rahmen der Eigenmechanisierung werden aufgrund kleinerer Ausbringmengen eher kleinere Größenordnungen von 12 bis 18 t Gesamtgewicht gekauft. In diesem Segment wird vorwiegend strohhaltiger, kompakter Stallmist ausgebracht. Dieser kann auch mit den „klassischen Festmiststreuern“ mit stehenden Fräswalzen, ohne Breitstreuwerk ausgebracht werden. Die Festmiststreuer sind zwar in der Anschaffung günstiger, dies geht aber zulasten der Streubreite.

Bei senkrechten Fräswalzen hängt die Arbeitsbreite von deren Anzahl und Durchmesser ab. Streuwerke mit vier Walzen haben eine Arbeitsbreite von zirka 5 bis 7 m. Bei Miststreuern mit zwei stehenden Walzen ist deren Durchmesser größer, wodurch der Mist, auch aufgrund der darunter angeflanschten Streuteller, breiter gestreut werden kann. Hier liegt die Arbeitsbreite bei zirka 12 m. Universalstreuer mit Breitstreuwerk kommen beim Stallmist, je nach Ausführung und Positionierung der Streuteller, auf 12 bis 19 m Arbeitsbreite. Bei seitlich aufgestellten Streuscheiben sind auch größere Breiten von über 30 m möglich.

Wiegestäbe ermöglichen die gewichtsabhängige Dosierung. Die Herausforderung liegt aber in der Herausfilterung von Störeffekten während der Ausbringung.

Ausbringmenge regulieren

Um die vorgesehene Mistgabe ausbringen zu können, müssen die Mistzufuhr zum Streuwerk, die Stellung des Stauschiebers, die Fahrgeschwindigkeit und die Arbeitsbreite aufeinander abgestimmt werden. Herstellerseits werden hierzu Streutabellen für die verschiedenen Streugüter zur Verfügung gestellt. Diese erleichtern gerade bei einfachen Streuern ohne elektronische Regelung die Einstellung der Parameter. Für die elektronisch geregelten Streuer gibt es im System hinterlegte Voreinstellungen für zum Beispiel die Dichte des Streugutes, die optimale Stauschieberöffnung und die zu erwartende Arbeitsbreite des auszubringenden Streugutes.

Die Findung der optimalen Einstellungen ist mitunter sehr komplex und bedarf in der Regel einiger Nachjustierungen. So ist zum Beispiel die Kratzbodengeschwindigkeit nicht direkt auf den Materialvorschub des Streugutes übertragbar. Hier gibt es einen Schlupf, der je nach Streugut und dessen Beschaffenheit unterschiedlich hoch ausfällt. Zusätzlich beeinflusst noch die Höhe des Stauschiebers die Durchflussraten beziehungsweise die Ausbringmengen.

Bei der Ausbringung von Stallmist sollte sich der Stauschieber im oberen Öffnungsbereich befinden. Er dient hier der Glättung und Einebnung der Mistoberfläche. Ein stärkerer Materialrückhalt ist nicht erwünscht, da er bei sehr kompaktem Stallmist zur Blockierung des Kratzbodens führen kann.

Anders sieht es bei lockeren, rieselfähigen und nährstoffreicheren Streugütern aus. Hier verhindert ein tiefer eingestellter Stauschieber das impulsartige Abbrechen der „Fräswand“, sorgt für einen kontinuierlicheren Materialfluss und erhöht die Dosiergenauigkeit bei der Ausbringung kleinerer Streugutmengen. Unter optimalen, auf das Streugut abgestimmten Einstellungen können homogene und rieselfähige Materialien durchaus auch in einer Menge von 2 bis 3 t/ha mit entsprechender Verteilgenauigkeit ausgebracht werden.

Durch aufgestellte Schalen können die ausgebrachte Menge und die Querverteilung ermittelt werden.

Die Regulierung der Ausbringmenge kann entweder rein manuell oder über eine elektronische Gewichtserfassung erfolgen. Im manuellen Modus wird eine feste Kratzbodengeschwindigkeit vom Fahrer vorgegeben. Dichteunterschiede innerhalb des Streugutes werden hierbei nicht berücksichtigt.

Beim statischen Wiegen wird das Gewicht des Streuers vor und nach der Beladung ermittelt. Bei bekanntem Ladevolumen kann daraus die Streugutdichte ermittelt und die Kratzbodengeschwindigkeit dementsprechend eingeregelt werden. Wichtig bei dieser volumetrischen Dosierung ist, dass der Streuer immer mit dem gleichen Ladevolumen beladen wird, da es ansonsten zu einer verfälschten Dichtebestimmung kommt.

Während mit dem statischen Wiegen nur eine komplette Streuerladung bei der Ausbringung geregelt werden kann, ermöglicht das dynamische Wiegen eine kontinuierliche Gewichtserfassung während der Ausbringung. Es erfolgt ein ständiger Abgleich der ausgebrachten mit der berechneten Sollmenge. Hierdurch soll gerade bei inhomogenen Streugütern die Dosierung der ausgebrachten Streumenge verbessert werden.

Die Herausforderung beim dynamischen Wiegen ist die Programmierung der Software zur Gewichtserfassung, denn in einem sich bewegenden Wiegesystem treten nicht nur senkrechte Gewichtskräfte auf. Die Wiegestäbe werden durch den Ausbringprozess, Bodenunebenheiten und geneigtes Gelände auch mit seitlichen Gewichtskräften belastet. Diese störenden Einflüsse gilt es für eine aussagefähige Mengenerfassung herauszufiltern.

Verteilgenauigkeit ist entscheidend

Voraussetzung für eine optimale Quer- und Längsverteilung ist eine gleichmäßige Beladung ohne Hohlräume. Bei inhomogenen Stallmisten kann zudem durch eine versetzte, schichtweise Befüllung eine günstigere Verteilung der Stroh- beziehungsweise Kotanteile erreicht werden. Während der Ausbringung können diese Unterschiede nur bedingt wieder ausgeglichen werden.

Eine gute Querverteilung hängt von der Streugutbeschaffenheit und der Arbeitsbreite ab. Wurfweite und die Flugrichtung werden durch verschiedene Parameter beeinflusst. Entscheidend sind hier die Teilchengröße, deren Form, Dichte und Feuchtegehalt. Aber auch die Gestaltung und Anordnung der Streuteller mit den angebrachten Wurfflügeln sind von Bedeutung.

Durch die nach hinten beziehungsweise seitlich angestellten Teller, ihren Durchmesser und die Anordnung der Wurfflügel werden Reibungskräfte, Abwurfgeschwindigkeit und damit die Flugbahn beeinflusst. Außerdem sind noch die Durchsatzleistung und die herrschende Windgeschwindigkeit zu beachten. Streugüter mit einem größeren Partikeldurchmesser, einer höheren Dichte und höherem Feuchtegehalt (Stallmist, Hühnertrockenkot, abgepresster Kalk) haben daher eine längere Flugbahn beziehungsweise größere Streubreite als separierte Feststoffe und Komposte. Zudem sind Letztere bei der Ausbringung deutlich anfälliger für eine Abdrift.

Die Streuflügel auf dem Wurfteller sollten rechtzeitig erneuert werden, um eine gute Verteilung des Streugutes zu gewährleisten.

Da die ausgebrachte Materialmenge bei der Querverteilung von der Fahrspur zur Seite hin abnimmt, muss bei der nächsten parallelen Fahrt mit einer Überlappung gearbeitet werden, um eine gleichmäßige Ausbringung zu erreichen. Die Qualität der Längsverteilung wird neben einer optimalen Beladung des Streuers weitergehend durch Beginn und Ende des Streuvorgangs beeinflusst. Hier kommt es je nach Streugut und Streuer zu unterschiedlichen Verzögerungen bei der ausgebrachten Menge. Für eine gute Verteilung ist daher auch bei den Anschlussfahrten eine Überlappung beziehungsweise früheres Einsetzen der Ausbringung erforderlich.

Fazit

Universalstreuer müssen aufgrund der vielfältigen Streugutbeschaffenheit an die unterschiedlichsten Einsatzbedingungen angepasst werden. Zur Erlangung einer guten Verteilgenauigkeit steht eine geeignete Auswahl an Maßnahmen und Einstellungen am Streuer zur Verfügung. Die Streugutbeschaffenheit und die Gestaltung der Wurfteller beeinflussen maßgeblich die Streubreite. Für eine optimale Querverteilung sind Überlappungsfahrten erforderlich. Die Längsverteilung in Fahrtrichtung lässt sich durch eine gleichmäßige Beladung, Nutzung des Stauschiebers und Überlappungen beim Anschlussfahren verbessern.

Preissprünge am Kartoffelmarkt

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Während in der vergangenen Saison die Kartoffelernte durch starke Niederschläge beeinträchtigt wurde, laufen die Rodungen in diesem Herbst relativ reibungslos. Die Speisekartoffeln konnten vielerorts bereits geborgen werden. Aktuell stehen noch viele Bestände mit Industriekartoffeln zur Ernte an. Ende September gab das Bundeslandwirtschaftsministerium ein vorläufiges Ergebnis der deutschen Kartoffelernte bekannt. Demnach wird mit einer Gesamterntemenge von 12,7 Mio. t gerechnet. Das sind über 1,0 Mio. t mehr als im Vorjahr. In den vergangenen 30 Jahren war nur die Ernte im Jahr 2000 mit 13,2 Mio. t größer. Leider gibt die Flächenstatistik wenig Auskunft über die Verwertung der Kartoffeln. Man geht jedoch davon aus, dass die Vermehrungsflächen ausgeweitet wurden und der Anteil an Stärkekartoffeln gesunken ist.

Ernterekord in Niedersachsen

Die Anbaufläche von Speise- und Verarbeitungskartoffeln wird auf 217.000 ha geschätzt. Das wäre ein neuer Rekord. Somit wäre eine Ernte von 9,5 Mio. t in diesem Bereich möglich. Dies sind 1,1 Mio. t mehr als im Vorjahr. Trotz des knappen Pflanzguts im Frühjahr wird mit einer deutlich größeren Speisekartoffelernte als im Vorjahr gerechnet. Aus den einzelnen Regionen werden unterschiedliche Entwicklungen gemeldet. Vielfach haben Trockenheit oder Überschwemmungen die Ergebnisse beeinträchtigt. Vor allem in Niedersachsen hat es dagegen gepasst. Mit 6,34 Mio. t kommen mittlerweile mehr als die Hälfte der deutschen Kartoffeln aus dieser Region. Für Schleswig-Holstein geht man von einer Anbaufläche von 7.100  ha aus. Es wurde ein mittlerer Ertrag von 386 dt/ ha ermittelt. Damit liegt man 21 dt/ ha über dem Vorjahreswert. Die Erntemenge in Schleswig-Holstein steigt auf 274.000 t, beträgt jedoch nur 4 % des Kartoffelaufkommens in Niedersachsen.

Preisverfall gestoppt?

Der Angebotsdruck aus der Ernte hat die Kartoffelpreise spürbar reduziert. Im Frühjahr sorgte das knappe Angebot noch für Kurse bis zu 50 €/dt. Mit dem Beginn der Rodungen in diesem Herbst starteten die Großhandelsnotierungen bei etwas über 30 €/dt, sind aber mittlerweile auf unter 20 €/dt gefallen. Aktuell hat der Lebensmittelhandel mit Sonderangebotsaktionen den Absatz etwas belebt. Die Kurse sind im Großhandel zuletzt nicht weitergefallen, auch dadurch, dass der überwiegende Teil der Ernte eingelagert wird. Erst nach einigen Wochen ist diese Ware wieder vermarktungsfähig. Dies reduziert vorerst das Angebot. Vor allem Übermengen und Ware ohne Vertragsbindung sollten jedoch vorerst eine Preiserholung ausbremsen. Im weiteren Verlauf könnte dann auch der Export wieder anziehen und die Kurse hierzulande stützen. Der Kurs der Verarbeitungskartoffeln für den Liefermonat April an der Terminbörse in Leipzig kann sich seit einigen Wochen auf einem Niveau von 30 €/ dt behaupten.

In Schleswig-Holstein läuft der Absatz der Speiskartoffeln meist im Ab-Hof-Direktabsatz. Diese Betriebe vermarkten die Ware meist abgesackt in kleinen Gebinden. Dabei versucht man, die Preise im Jahresverlauf stabil zu halten. Die starken Schwankungen der Großhandelspreise haben hier nur geringen Einfluss. Auch auf vielen der hiesigen Kartoffelbetriebe laufen aktuell Veranstaltungen wie „Kartoffeln zum Selbstbuddeln“, wo die Knollen vergünstigt angeboten werden.

Entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR): EU-Kommission will Termin verschieben

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Die EU-Kommission hat nach langem Zögern nun doch eine Verschiebung der EUDR um ein Jahr vorgeschlagen. Hierüber entscheiden nun der Rat und das Europaparlament. Als Grund werden vor allem Bedenken globaler Partner angeführt. Die Brüsseler Behörde betont zudem, dass der Inhalt der Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten unangetastet bleibt.

Die Europäische Kommission hat nachgegeben. Das Inkrafttreten der Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) solle um zwölf Monate, also auf den 30. Dezember 2025 verschoben werden, erklärte die Brüsseler Behörde am heutigen Mittwoch. Für Kleinst- und Kleinunternehmen würde das Gesetz dann am 30. Juni 2026 in Kraft treten. Nun entscheiden der Rat und das Europäische Parlament, ob sie dem Kommissionsvorschlag folgen wollen. Hiervon ist nach aktuellem Stand auszugehen.

Mit diesem Schritt will Brüssel die „globalen Interessenträger, Mitgliedstaaten und Drittländer“ bei ihren Vorbereitungen zur Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung unterstützen. Vor allem globale Partner hätten wiederholt Bedenken vorgetragen, zuletzt während der Woche der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) in New York, heißt es von der Kommission. Auch innerhalb der EU sei der Stand der Vorbereitungen höchst uneinheitlich.

Da nach Angaben der Kommission alle Umsetzungsinstrumente technisch bereit sind, könne das zusätzliche Jahr als Übergangszeit dienen, um eine ordnungsgemäße und wirksame Umsetzung zu gewährleisten. Nachdrücklich betont die EU-Behörde aber auch, dass der Aufschub „in keiner Weise die Ziele oder den Inhalt des Gesetzes“ infrage stelle. Der Inhalt des Gesetzes bleibe unverändert, so wie von Rat und Europaparlament beschlossen.

Neue Leitlinien vorgelegtDarüber hinaus hat die Kommission neue Leitlinien vorgelegt, die eine einheitliche Auslegung der EUDR sicherstellen sollen. Darin enthalten sind die Grundsätze der Methodik, die für das Benchmarking-System anzuwenden sind. Bekanntlich sollen die Länder weltweit in drei Risikokategorien eingeteilt werden: niedriges, normales oder hohes Risiko der Entwaldung. In Abhängigkeit von der Einstufung können die Sorgfaltspflichtverfahren der Marktteilnehmer erleichtert und die zuständigen Behörden in die Lage versetzt werden, die Einhaltung der Vorschriften wirksam zu überwachen und durchzusetzen.

Die Brüsseler Behörde unterstreicht, dass nach der anzuwenden Methodik „eine große Mehrheit“ der Länder mit einem geringen Entwaldungsrisiko eingestuft wird. Davon erhofft sich man sich in Brüssel, dass die kollektiven Anstrengungen dort konzentriert werden, wo die Entwaldungsherausforderungen akuter sind.

Viele zusätzliche Maßnahmen ergriffenLaut Kommission ist das System zur Registrierung der Sorgfaltserklärungen der Unternehmen einsatzbereit. Mit der Annahme von Registrierungen könne Anfang November und mit dem vollständigen Betrieb im Dezember begonnen werden. Betreiber und Händler könnten sich bereits vor Inkrafttreten des Gesetzes registrieren und Sorgfaltserklärungen einreichen.

Nach eigenen Angaben hat die Kommission im Januar Pilotversuche mit 100 Unternehmen durchgeführt und seitdem zusätzliche Maßnahmen ergriffen. Genannt werden unter anderem die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für die IT-Unterstützung einzelner Akteure sowie Unterstützung bei der Prüfung der Geolokalisierungsdateien von Interessenträgern. age

Leitantrag zur Landwirtschaft

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Auf dem Parteitag der CDU am Dienstagabend in Neumünster stand die Landwirtschaft im Vordergrund. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) stellte die Inhalte des Leitantrags zur Landwirtschaft vor. Zu Gast war KlausPeter Lucht, Präsident des Landesbauernverbands.

Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzender Daniel Günther äußerte sich beim Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr zum Aktionsplan Ostsee. Dieser stärke die Ostsee besser im Miteinander mit der Landwirtschaft und anderen Akteuren als der ursprünglich angedachte Nationalpark Ostsee. Es sei das geeignetere Instrument. Der Leitantrag der Partei zur Landwirtschaft, wurde einstimmig verabschiedet. Er beinhaltet unter anderem Bürokratieabbau und Entlastungen für Landwirtinnen und Landwirte. Teil des Forderungskatalogs ist ein effektives Bestandsmanagement für die Wolfspopulation sowie eine schadensunabhängige Bejagung und Begrenzung der Wölfe in Deutschland. Die für SchleswigHolstein lebensnotwendigen Deiche sollen wolfsfreie Zonen sein. Zur Flächennutzung und Flächenerwerb fordert die CDU das Dauergrünlanderhaltungsgesetz auf seine Notwendigkeit zu prüfen und gegebenenfalls abzuschaffen sowie das naturschutzrechtliche Vorkaufsrecht ersatzlos zu streichen. Der Leitantrag enthält die Forderung zur Einrichtung von regionalen Moorbeiräten zum Flächenmanagement auf freiwilliger Basis. Gefordert werden ein bestandsorientiertes Gänsemanagement mit Festlegung der jährlich zu entnehmenden Gänse sowie eine Intensivierung der landeseigenen Flächen, um diese attraktiver für Gänsefraß zu gestalten. Die CDU Schleswig-Holstein strebt eine Neuordnung der GAP ab 2028 an. Zentral sind die bessere Honorierung von Gemeinwohlleistungen, Abbau von Konditionalitäten, ausreichende Finanzierung, Förderung von Betriebsübergängen und Stärkung von Junglandwirtinnen und -landwirten. mbw

Danken kommt von Denken

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Erntedank wird einmal im Jahr gefeiert. Die Tradition hat ihren Ursprung schon in vorchristlicher Zeit: die Tagundnachtgleiche im Herbst, in diesem Jahr am 22. September. Ein regelmäßiger kirchlicher Erntedanktag wurde erst 1773 in Preußen eingeführt, gefeiert am Michaelistag (29. September) oder einem der benachbarten Sonntage. Beim Erntedank stehen Landwirtschaft und Kirche eng zusammen. Das zeigt das Symbol der Erntekrone. Sie wird aus verschiedenen Getreidesorten gebunden, besteht aus zwei sich kreuzenden Bögen, die auf einem Kranz stehen, einem Ring ohne Anfang und Ende – Symbol für die Unendlichkeit.

Eines haben Kirche und Landwirtschaft gemeinsam: Der größte Teil der Gesellschaft entfernt sich immer weiter von ihnen. Die Traditionen wie der Erntedank werden glücklicherweise durch einen entschlossenen Kreis Engagierter auf dem Land aufrechthalten, damit sie am Leben bleiben. Wenn es um Lebensmittel geht, ist es kein Wunder, dass das Erntedankfest weiter in den Hintergrund rückt. Es gibt in unserer Gesellschaft keinen wirklichen Mangel mehr, und nur die Ältesten können sich noch an Zeiten mit Hunger erinnern. Über leere Mehlregale nach Hamsterkäufen während der Corona-Zeit sprechen wir hier nicht.

Danken ist nicht mehr so angesagt. Dabei ist es nicht nur die größte aller Tugenden, sondern auch die Mutter von allem, das lehrte der römische Philosoph Cicero. Dankbarkeit ist mehr als positives Denken, sie ist eine Haltung, Freude am Sein. Danken kommt von Denken. All die Kürbisse, Trauben, Äpfel, Kartoffeln, Früchte und das Getreide, die an diesem Sonntag zu sehen sind, sollen das Bewusstsein dafür schärfen, wie nötig das tägliche Brot ist.

Die Erntebilanz 2024 ist ernüchternd: Die Getreideernte hat die Marke von 40 Mio. t nicht erreicht. Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht von 39,3 Mio. t aus. Damit setzt sich der seit zehn Jahren anhaltende Abwärtstrend der Erntemengen beim Getreide fort. Sowohl die Erntemengen als auch die Qualitäten haben in einigen Regionen unter den extremen klimatischen Bedingungen gelitten, wiederkehrende und zum Teil sehr starke Niederschläge sorgten für erschwerte Bearbeitungsbedingungen, massiven Pilzbefall und Mindererträge.

Aufgrund des Klimawandels sind gute Ernten längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Sicherung der Ernährung und die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln erfordern einen bewussten Umgang mit allen Ressourcen und den notwendigen Handlungsspielraum, der es den Landwirtinnen und Landwirten ermöglicht, verantwortungsvoll und angepasst zu wirtschaften.

Romantik und Verklärung der guten alten Landwirtschaft helfen nicht, die Herausforderungen zu lösen. ZukunftsBauerinnen und ZukunftsBauern brauchen von der Politik wettbewerbsfähige Bedingungen, um die Herausforderungen an eine sichere Nahrungsmittelproduktion, Natur-, Klima- und Artenschutz zu erfüllen. Zu einem Feiertag für die Landwirtschaft wird der Erntedank durch Gemeinschaft und Wahrnehmung.

In Stoff genähte Erinnerungen und Geschichten

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Wie vielfältig, bunt und facettenreich Nähkunst sein kann, zeigte sich bei der Patchwork- und Quiltausstellung des Deutsch-Dänischen Patchworkforums in der Internationalen Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg in Steinbergkirche am vergangenen Wochenende. Mehr als 500 Besucher aus dem ganzen Land machten diese Ausstellung mehr als erfolgreich und bekundeten ihre Begeisterung unter anderem in dem ausgelegten Gästebuch.

Alle fünf Jahre findet diese Ausstellung abwechselnd in Deutschland und Dänemark statt und präsentiert die Arbeiten der Forumsmitglieder.

Und diese Arbeiten waren an Ideenreichtum nicht zu übertreffen. Große Quilts, Wandbehänge, Kissenhüllen, Girlanden, Tischläufer, Flugdrachen, Bilder und vieles mehr in allen Formen und Farben und mit einer Bandbreite an Mustern und Techniken, die überwältigten. „Es gab viel Lob und Anerkennung für unsere Arbeiten, viele nette und interessante Gespräche sowie einige neue Mitglieder für das Forum“, berichtet Vorstandsmitglied und Mitorganisatorin Kirsten Luth erfreut über das erfolgreiche Wochenende. Bislang zählte das Deutsch-Dänische Patchworkforum 80 Mitglieder, davon 70 deutsche und zehn dänische. „Das Forum, das ist deutsch-dänische Völkerverständigung über das Hobby Nähen“, erklären die beiden Forumsmitglieder Meike Möhring und Karin Hertzsch den Vereinshintergrund. Als lose Zusammenkunft 2003 gestartet, konstituierte sich aus dieser Zusammenkunft 2007 der Verein.

Maritime Motive gab es auch zu sehen.

Die meisten Mitglieder treffen sich monatlich zum Austausch in ihren kleinen Quiltgruppen. „Das Forum ist eine überregionale Ergänzung dazu. Hier lernen sich die unterschiedlichsten Patchworkerinnen aus ganz Schleswig-Holstein und dem südlichen Dänemark kennen und schätzen“, so Luth. Dreimal im Jahr findet ein Treffen des Forums abwechselnd in Dänemark und Deutschland statt, alle fünf Jahre wird die große Ausstellung veranstaltet.

Der kreative Austausch stehe dabei im Fokus, „selbst nach Jahren erhält man immer wieder neue Ideen und lernt neue Techniken“, erzählt Kirsten Luth begeistert. „So alt kann man gar nicht werden, um all diese neuen Ideen umzusetzen“, weshalb alle Quilter und Patchworker meist an mehreren Projekten gleichzeitig arbeiteten. Ein Quilt (das „u“ in dem Wort wird mitgesprochen, ansonsten würde es wie „Kilt“ klingen, womit aber der Schottenrock gemeint ist) ist eine Decke oder ein mehrlagiges Textil, das aus zwei oder mehr Lagen Stoff besteht. Die in der Ausstellung gezeigten Quilts bestehen meist aus einer Schauoberseite (Top), einer Lage Vlies und einer Rückseite (Backing). Per Hand oder Nähmaschine werden diese drei Lagen mit Steppstichen verbunden, gequiltet. Zierstiche oder Patchworkmuster sind die dekorativen Elemente, die jedem Werk sein individuelles Aussehen verleihen.

Kirsten Luth (li.) und Alice Richter sind im Vorstand des Forums tätig.

„Beim Patchwork zerschneidet man Stoff, um ihn zu einem neuen, kreativen Objekt zusammenzusetzen“, beschreibt Meike Möhring die Technik kurz und bündig. Beim Zusammensetzen der Stoffstücke gibt es traditionelle Muster, die sich in Blöcken wiederholen, und diese Blöcke wiederum ergeben zusammengefügt eine Fläche, den Quilt. Aber auch neue Techniken finden Verwendung und dank der modernen Nähmaschinen gibt es für die Zierstiche keine Grenzen. Patchworken eignet sich aber auch hervorragend zum Upcycling, wie Kirsten Luth mit ihren Arbeiten in der Ausstellung bewies. Ausgediente Bettwäsche, Tischdecken, Oberhemden, Jeans, T-Shirts, Leggings, lieb gewonnene Kinderhandtücher mit Pferdemotiven, Wollsocken, kratzige Wollkragen von Pullovern, ergänzt um Filethäkeleien, alte Stickereien, Knöpfe oder aus Kleidungsstücken einzeln herausgetrennten Modelabel werden wieder Stück für Stück und Naht für Naht zu etwas Neuem zusammengefügt. „Dadurch entstehen bleibende Erinnerungen und jedes Werk erzählt seine ganz eigene Geschichte. Es sind eingenähte Geschichten“, erklärt Kirsten Luth.

So erhalten auch Aktenordner individuelle Schutzhüllen oder Kissenhüllen werden zu Trägern von Schwimmabzeichen der Kinder. Aus Alt mach Neu, lautet die Devise.

Wer quiltet, braucht Ausdauer und Durchhaltevermögen: Schnell zu arbeiten heißt, einen Quilt in zwei bis drei Monaten fertigzustellen, meist dauert es länger. „Das macht es auch so schwer, sich von diesen Stücken zu trennen“, weiß Kirsten Luth. Jedes Werk ist ein Unikat und ein lieb gewonnenes „Kind“, das man nur ungern hergibt. Wer einen Quilt verschenkt, verschenkt immer ein Stück Geschichte, wie bei Alice Richter, die aus Oberhemden ihres verstorbenen Mannes im traditionellen Patchworkstil einen Quilt gefertigt hat, den sie ihrer Nichte und deren Mann zur Hochzeit schenkt: „Sie haben sich so gut verstanden und zusammen Schach gespielt“, erzählt sie.

„Drachenmann“ Peter Schmidt fertigt Flugdrachen im Patchworkstil.

Einer der ausgestellten Quilts trug den Namen „Wattwurm“: „Eigentlich waren nur Vogelmotive für diese Decke geplant, doch dann war da ein Riss im Stoff, der von Ulla Battke zu einem Wurm im Schnabel eines der Vögel umgearbeitet wurde“, erzählt Kirsten Luth die Geschichte dazu.

Eine weitere Geschichte weiß Peter Schmidt zu erzählen. Er ist nicht nur einer der wenigen nähenden Männer in dem Forum, sondern hat sich ganz dem Patchworken von Flugdrachen verschrieben, was ihm den Spitznamen „Drachenmann“ im Forum eingebracht hat. „Drachen baue ich schon seit 30 Jahren, aber vor zehn Jahren habe ich das Patchworken für die Flugdrachen entdeckt“, erzählt er mit schwäbischem Zungenschlag. Für seine Drachen verarbeitet er Segeltuch, das er Stück für Stück zusammennäht: „Wenn die Drachen dann am Himmel stehen, ist es wie das Sahnehäubchen auf der Patchworktorte“, so Schmidt. Weitere Informationen und Eindrücke gibt es im Internet unter ­d-dk-patchworkforum.de

Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger
Impressionen von der Patchwork- und Quiltausstellung auf dem Scheersberg
Fotos: Iris Jaeger


Biogasanlagen: Wichtige Änderungen für den Arbeitsschutz

Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die im Juli 2024 aktualisierte Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 529 „Tätigkeiten bei der Herstellung von Biogas“. ­Biogasanlagenbetreiber und Instandhaltungsfirmen ­erfahren, wie sie bei der Anpassung der Gefährdungsbeurteilung vorgehen müssen.

Die erstmals im Februar 2015 veröffentlichte TRGS 529 gilt heute als die wesentliche Rechtsquelle für die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz in Biogasanlagen. Sie konkretisiert im Rahmen ihres Anwendungsbereichs Anforderungen der Gefahrstoffverordnung und der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen im Rahmen des Betriebs und der Instandhaltung von Biogasanlagen. Im Zeitraum 2020 bis Ende 2022 wurde sie einer Qualitätssicherung unterzogen. Dabei sind neben übergeordneten, qualitätssichernden Vorgaben insbesondere auch Hinweise aus der Praxis und Erkenntnisse aus der Revisionstätigkeit der zuständigen Unfallversicherungsträger Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) und Berufsgenossenschaft für Energie, Textil, Elektro, Medienerzeugnisse (BG ETEM) in das Regelwerk eingeflossen. Die Neufassung der TRGS 529 wurde in der 72. Sitzung des Ausschusses für Gefahrstoffe (AGS) am 10. Mai 2023 beschlossen und am 16. Juli 2024 im Gemeinsamen Ministerialblatt (GMBl) veröffentlicht.

Was hat sich geändert?

Aufgrund der Vielzahl der Änderungen kann an dieser Stelle nur ein kurzer Überblick über ausgewählte Themen gegeben werden. Eine wesentliche Neuerung betrifft die Fachkundeanforderungen für Tätigkeiten in Biogasanlagen:

Aus der „verantwortlichen Person“ wird die „fachkundige Person“.

In Biogasanlagen, in denen besondere Einsatzstoffe, zum Beispiel Abfälle oder tierische Nebenprodukte, angenommen werden, müssen die beiden fachkundigen Personen nun an zusätzlichen Schulungen teilnehmen.

Ebenfalls neu sind Anforderungen an die Fachkunde bei Instandhaltungsarbeiten, bei denen eine Gasfreisetzung (Rohbiogas) nicht ausgeschlossen werden kann.

Neu aufgenommen wurden zum Beispiel die Themen „Einsatz von Schwefelsäure“ und „Dieselmotoremissionen“.

Bei den Themen „Dichtheitsprüfungen“, „Verwendung von tragbaren Gaswarngeräten“ sowie „Persönliche Schutzausrüstung bei Instandhaltungsarbeiten in explosionsgefährdeten Bereichen“ erfolgten Präzisierungen und Ergänzungen.

Bei Tätigkeiten mit Zusatz- und Hilfsstoffen mit besonders gefährlichen Eigenschaften, zum Beispiel krebserzeugend Kategorie 1A oder 1B, wurden Präzisierungen vorge-nommen:

Es erfolgte eine Klarstellung, welche Voraussetzungen fermentierbare Produktverpackungen und das Handhaben der Produkte erfüllen müssen, damit der Dosiervorgang als „geschlossenes System“ angesehen werden kann.

Tätigkeiten mit Produkten, die Kobalt- oder Nickel-Komplexe enthalten, wurden geregelt.

Aus der Technischen Regel für Anlagensicherheit „Sicherheitstechnische Anforderungen an Biogasanlagen“ (TRAS 120) von 2019 wurden einzelne Punkte, die den Arbeits- und Gesundheitsschutz betreffen, übernommen.

Neben inhaltlichen und redaktionellen Änderungen wurde auch die Gliederung der TRGS 529 überarbeitet. Anders als zuvor folgt die Gliederung nun nicht mehr dem betrieblichen Verfahrensablauf in Biogasanlagen. Entsprechend den Vorgaben des Ausschusses für Gefahrstoffe (AGS) sind die wesentlichen Inhalte in den neuen Abschnitten „Informationsermittlung und Gefährdungsbeurteilung“, „Schutzmaßnahmen“, „Arbeitsmedizinische Vorsorge“, „Beschäftigungsbeschränkungen“ und „Fachliche Anforderungen an Arbeitgeber und Beschäftigte“ strukturiert. Dadurch entspricht auch die Darstellung der Schutz-maßnahmen nicht mehr dem betrieblichen Ablauf, sondern orientiert sich an der Maßnahmenhierarchie des T-O-P-Prinzips im Abschnitt „Schutzmaßnahmen“.

Besteht sofortiger Handlungsbedarf?

Grundsätzlich gilt: Bei Einhaltung der Technischen Regeln kann man davon ausgehen, dass die entsprechenden Anforderungen der Verordnung erfüllt sind. Wählt man eine andere Lösung, müssen damit mindestens die gleiche Sicherheit und der gleiche Gesundheitsschutz erreicht werden. Mit der Bekanntgabe der aktualisierten Fassung einer TRGS ist der Unternehmer nach § 6 Absatz 10 der Gefahrstoffverordnung (Gef­StoffV) verpflichtet, die vorhandene Gefährdungsbeurteilung einer anlassbezogenen Wirksamkeitskontrolle zu unterziehen und soweit erforderlich unverzüglich zu aktualisieren.

Werden bei der Überprüfung spezifische Gefährdungen festgestellt, müssen die bestehenden Schutzmaßnahmen angepasst werden. Gegebenenfalls müssen auch neue Schutzmaßnahmen eingeführt werden, um den neuesten Sicherheitsstandards gerecht zu werden.

Die Umsetzung technischer Schutzmaßnahmen muss unverzüglich erfolgen, insbesondere wenn dadurch erhebliche Gefahren für Leben oder Gesundheit vermieden werden können. In anderen Fällen gilt eine angemessene Fristsetzung gemäß den Vorgaben der TRGS 001 in Abschnitt 4, Absatz 3.

Nach der Anpassung der Schutzmaßnahmen muss die Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung aktualisiert und ergänzt werden. Dies stellt sicher, dass alle Maßnahmen ordnungsgemäß erfasst und nachvollziehbar dokumentiert sind, um Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten.


Die TRGS 529 kann auf der Webseite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin heruntergeladen werden: https://t1p.de/zhd2d

Weitere Informationen zur sicheren Arbeit auf Biogasanlagen finden sich auf der Webseite der SVLFG unter www.svlfg.de/biogasanlage

Für Rückfragen stehen die Präventionsexperten der SVLFG per Mail an praevention@svlfg.de zur Verfügung.

Tradition mit Austausch auf Augenhöhe

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Vier Erntekronen übergibt die Landjugend Schleswig-Holstein traditionell rund um das Erntedankfest, jede von einem anderen Kreis- oder Ortsverein. Den Anfang machten die Kronen für die Landwirtschaftskammer und für den Landtag.

Am Mittwoch, 19. September, stand die erste Übergabe des KLV Rendsburg-Eckernförde auf der Tagesordnung. Die frisch gebundene Erntekrone wurde am Abend an die Landwirtschaftskammerpräsidentin Ute Volquardsen übergeben und wird bis zur nächsten Ernte das Foyer der Landwirtschaftskammer schmücken. Tessa Nafziger und Jula Butenschön aus dem KLV-Vorstand hatten eine Rede vorbereitet, in der sie besonders auf die Aus-, Weiter- und Fortbildung in den Grünen Berufen, insbesondere der Landwirtschaft, eingingen. Dieses Thema wurde im späteren Verlauf bei einem lockeren Austausch an Stehtischen noch weiter thematisiert.

Dabei wünschte sich die Landjugend von der Kammerpräsidentin, dass die Zwischenprüfung in der Landwirtschaft eine höhere Gewichtung/Bedeutung bekomme, wie es in vielen anderen Berufen schon gang und gäbe ist, um eine Ernsthaftigkeit für diesen Prüfungstag zur gewährleisten. Zudem lässt sich festhalten, dass die Zusammenarbeit zwischen Kammer und Landjugend sehr gut und ein Austausch auf Augenhöhe immer gern gesehen ist.

Die nächste Übergabe war am Donnerstag, 26. September, im Kieler Landtag. Die Erntekrone wurde vom KLV Nordfriesland an die Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU) und ihre Stellvertreterin Eka von Kalben (Grüne) übergeben. Dies geschah im Beisein vieler Abgeordneter des Schleswig-Holsteinischen Landtages.

Bevor es jedoch zur Erntekronenübergabe kam, durften die Lajus für etwa 20 min an der noch laufenden Plenarsitzung teilnehmen. Dies bedeutete, einen sehr spannenden Einblick in die politischen Geschehnisse zu erhalten, wo es gerade um einen Berichtsbeitrag zum Uniklinikum Schleswig-Holstein ging.

Im Nachgang tauschte sich die Landjugend, vertreten durch den KLV, den Landesvorstand und den Agrarausschuss, mit rund 15 Politikern über aktuelle Themen aus. Unter anderem wurde das Gänseproblem der Nordseeküstenregion thematisiert, das die KLV-Vorsitzenden Lisa Tedsen und Boyke Petersen bereits in ihrer Rede angesprochen hatten. Die Politiker brachten den Landjugendlichen reges Interesse entgegen, und es war ein toller Austausch auf Augenhöhe. Dabei waren bei Weitem nicht nur Politiker mit einem Agrarhintergrund interessiert. Die Abgeordneten freuten sich über die schöne Erntekrone, die bis zum ersten Advent die Eingangshalle des Landtages schmücken wird.

Im Anschluss hatten wir noch die Gelegenheit zu einer Führung durch den Landtag. Wir durften uns die Sitzungssäle der einzelnen Fraktionen und ein „typisches“ Abgeordnetenbüro anschauen, wobei es zwischen den Parteien deutliche Unterschiede gab.

Die nächsten Erntekronenübergaben sind an das Landwirtschaftsministerium und schließlich zum Landeserntedankfest in Haddeby.

Der KLV Rendsburg-Eckernförde übergab die Erntekrone an die Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Ute Volquardsen (Mitte hinten).