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Die Ritter vom Westensee

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Der Naturpark Westensee – Obere Eider zeichnet sich durch seine besondere Schönheit aus. Diese Gegend mit den weiten Feldern, alten Laubwäldern und prächtigen Herrenhäusern weist eine eigentümliche Geschichte auf, die diese Gegend prägte.

Noch im 12. Jahrhundert war Schleswig-Holstein dreigeteilt. Nördlich der Eider herrschten die Wikinger und in Ostholstein die Wenden. Sie beanspruchten das ganze Land und fielen über die Nordsachsen, die Holsassen, also die im Holze Sitzenden, heute Holsteiner her. Nördlich von Norddorf, heute Nortorf, herrschten Angst und Schrecken. Der Ritter Marquard war Overbode, also Stammesführer. Er kam aus Faldera, dem südlichen Grenzland bei Neumünster, und schloss sich dem neuen Lehnsherren Adolf von Schauenburg an. Mit einer kleinen Schar von Reitern besiegte Marquard 1139 die Wenden in Plön. Für seine Verdienste erhielt er das Grenzland im Norden zu Lehen: die Westenseer Gegend.

Die Westenseer Ritter bauten ihre Turmhügelburgen auf den Höhen mitten im See, die Hohburg und die Lohburg. Diese Burgen nach Vorbild der Franken, französisch „château à motte“, wurden schlicht als Motten bezeichnet und waren Erdburgen mit einem hölzernen Turm. Ringsum herrschten Furcht und weite Waldeinsamkeit. Das Grenzland gehörte nämlich zum Isarnhoe, einem ausgedehnten Urwald zwischen Nord- und Ostsee. Hier trauten sich nur wenige Siedler hinein, denn angrenzend machten kriegerische Wikinger und Wenden die Gegend unsicher.

Die Turmhügelburg im Nienthal von Lütjenburg – sie ist die Rekonstruktion einer Burganlage aus Holstein. 
Foto: Museum Turmhügelburg

Die Westenseer Ritter waren angewiesen auf Einnahmen, denn Pferde und Ausrüstung mussten sie für den Kriegsdienst stellen. Es gab nur wenige Siedler, von denen sie Abgaben einfordern konnten. So verlangten sie umso höhere Zölle von den Lübecker Kaufleuten, die mit ihren Schiffen auf der Eider in Hohenhude und Flemhude anlandeten. Bald waren sie als Raubritter verschrien. Dies führte zu beträchtlichem Ärger. Es konnte nicht gut ausgehen, denn die Lübecker waren reich und mächtig geworden und hatten den Schauenburger Grafen auf ihrer Seite. So kam es 1348 zum Prozess in Lübeck, dem sich der Ritter Marquard stellen musste. Er sollte seine Schuld eingestehen, erklärte jedoch Urfehde. Des Nachts wurde er von den Lübeckern erschlagen. Dieser Mord musste die Lübecker schwer belasten. Ein Schiedsgericht unter Vorsitz des Lübecker Bischofs verklagte sie auf Sühne und eine gewaltige Geldzahlung an die Nachkommen Marquards. Davon hatte die Familie aber nicht lange etwas. Die Ritter fielen alle der Pest zum Opfer. Ihr Erbe traten die Ahlefeldts aus der Rendsburger Gegend an, die in die Familie einheirateten.

Herrenhaus Schierensee um 1850
Lithografie: F.A.Hornemann

Sie bauten zum Schutz vor feindlichen Übergriffen Wehrburgen aus Feldsteinen, Fachwerk und Lehmziegeln. Nachfolgend gründeten sie die Güter Westensee, Bossee, Klein Nordsee mit Hohenschulen, Marutendorf und Deutsch Nienhof. Die Ahlefeldts gaben 1499 ihre Lehen auf und verkauften sie an die Rantzaus, die im Dienste des dänischen Königs standen. 1524 gestand ihnen der König das volle Eigentum an den Lehen zu, die Grundherrschaft über die Siedler, die Gerichtsbarkeit und das Rodungsrecht. Sie wurden Amtmänner im Auftrage des Königs und blieben steuerfrei. In ihre Zeit fällt der Wandel von der Grundherrschaft zur Gutsherrschaft.

Gut Bossee
Foto: Imago

Mit dem Anwachsen der Bevölkerung und dem Anstieg der Preise lohnte die Landwirtschaft. Das Waldland wurde gerodet, Tonziegel zum Bau neuer Herrenhäuser gebrannt, Glasbrenner aus Hessen angeworben und mit Holzkohle Glas hergestellt. Mit den Holländern kam die Milchwirtschaft ins Land. Zwei Drittel des gerodeten Landes wurden Weiden. Die ersten Knicks grenzten die Weiden vom Ackerland ab. Große Scheunen wurden errichtet, um Futter für den Winter vorzuhalten. Die Wälder spielten aber nach wie vor eine große Rolle: für die Jagd zu Pferde, für die herbstliche Schweine- und Rindermast und für die Brennholzversorgung. Alle Bediensteten und Hufner hatten Anspruch auf Brenn- und Bauholz. Sie unterstanden als Leibeigene ihrem Gutsherrn, hatten alle Arbeiten auf dem Gut zu verrichten.

Daniel von Rantzau, königlicher Feldhauptmann, fiel im Krieg gegen Schweden. Bekannt ist sein Grab in der Westenseer Kirche mit der steinernen Figur, die schwedische Söldner im Dreißigjährigen Krieg zerschlugen. Nach einer gerichtlichen Teilung erbte Peter Rantzau 1575 den verbliebenen östlichen Teil und errichtete dort schließlich das Gut Schierensee. Die Eigentümer der Güter bewahrten die Schönheit der Gegend bis heute. Mit der Wiederherstellung der Gutshäuser erleben wir den Glanz der alten Zeit.

Klimaschutz: Zahlreiche Fördermaßnahmen verpuffen

In der Europäischen Union verpuffen etliche Fördermaßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ohne große Wirkung. Davor warnt der Europäische Rechnungshof (EuRH) in einem Sonderbericht. Häufigkeit und Schwere extremer Klimaereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen nähmen zu, ruft der EuGH darin in Erinnerung. Durch extreme Klimaereignisse seien in den vergangenen zehn Jahren wirtschaftliche Verluste von jährlich 26 Mrd. € entstanden.

Zwar flössen im laufenden Mehrjährigen Finanzrahmen zwischen 2021 und 2027 wiederum mindestens 26 Mrd. € in die Anpassung an den Klimawandel, und viele der geprüften Projekte verbesserten durchaus auch die Anpassungsfähigkeit der Betriebe. Aber immerhin 40 % aller Projekte brächten nur wenig oder gar keine Anpassungswirkung.

Die Anpassung an den Klimawandel wird in der EU bekanntlich bereichsübergreifend finanziert; das Geld stammt also aus mehreren EU-Fördertöpfen wie Landwirtschaft, Kohäsion oder Forschung. Das macht es nach Darstellung der Rechnungsprüfer schwierig, den Weg der Fördergelder in jedem Projekt exakt nachzuverfolgen. Bei der Nachverfolgung des Mittelabflusses gebe es ebenso Nachbesserungsbedarf wie bei der die Berichterstattung über geplante und durchgeführte Anpassungsmaßnahmen.

Gemischtes Bild zu Direktzahlungen

Wenn es um die Auswirkungen der Direktzahlungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) auf die Anpassung an den Klimawandel geht, hatte der EuRH in früheren Berichten ein gemischtes Bild gezeichnet. In dem nun vorgelegten Sonderbericht wird auf die durch die Direktzahlungen verbesserte Fähigkeit der Betriebe verwiesen, negativen Schocks infolge des Klimawandels standzuhalten. Allerdings könne die Abhängigkeit von Direktzahlungen umgekehrt dazu führen, dass unrentable Betriebe künstlich am Leben gehalten würden. Dies führe zu einer Verlangsamung des Strukturwandels. Genau diese strukturellen Anpassungen an den Klimawandel hält man beim Rechnungshof aber für erforderlich.

Auch die Zweite Säule der GAP hat der EuRH mit Blick auf die Anpassungsleistung ins Visier genommen. Zwar könne über die ländliche Entwicklung unter anderem ein Beitrag zur Effizienzsteigerung der Wassernutzung in der Landwirtschaft geleistet werden. Allerdings habe es Projekte gegeben, bei denen zur Deckung eines verstärkten Bewässerungsbedarfs ein potenziell höherer Gesamtwasserverbrauch in Kauf genommen worden sei. Auch seien im Risikogebiet eines Hochwasserschutzprojekts nach wie vor Genehmigungen für den Bau neuer Häuser erteilt worden. Gleichzeitig werde vielfach der Klimaschutzbeitrag von Grünlandflächen nicht ausreichend in der GAP-Förderpolitik gewürdigt.

Politische Untätigkeit hat ihren Preis

Die Rechnungsprüfer schlussfolgern, dass die in Teilen der EU-Politik herrschende Untätigkeit ihren Preis habe. So werde eine globale Erwärmung zwischen 1,5 °K und 3 °K über dem vorindustriellen Niveau – nach vorsichtiger Schätzung – zu weit höheren wirtschaftlichen Einbußen als bisher führen, nämlich von 42 Mrd. € bis 175 Mrd. € pro Jahr. Mehr wirkungsvolle und nachprüfbare Maßnahmen seien daher dringend geboten.

Deutlich erhöhte Butterpreise

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Die Preise für viele Nahrungsmittel im Lebensmittelhandel haben spürbar nachgegeben. So kosten zum Beispiel Mehl, Nudeln und Rapsöl 3 bis 9 % weniger als vor einem Jahr. Nicht zuletzt deswegen ist die Inflationsrate ­gesunken.

Der Verbraucherpreis für Butter ist dagegen um 40 % gestiegen. Aktuell werden im Discounter 2,39 € je 250-g-Päckchen verlangt. Dies fällt bei der Berechnung des Verbraucherpreisindex kaum ins Gewicht. Im Lebensmittelhandel ist Butter jedoch ein Eckpreisartikel. Die Verbraucher reagieren hier sehr sensibel auf Preisänderungen.

Die Preisaufschläge für diesen gefragten Artikel werden mit dem laufenden Strukturwandel in der Milchviehhaltung begründet. Die Zahl der Milchviehbetriebe und der Kühe ist europaweit rückläufig. Die Auswirkung der Blauzungenkrankheit haben die Milchleistung der Kühe zusätzlich verringert. Dadurch liegt die Milchproduktion in Deutschland unter der Vorjahresmenge. Dazu kommt, dass der Fettgehalt der Milch in diesem Jahr relativ niedrig war und erst im Herbst wieder gestiegen ist. Ein weiterer Grund für das knappe Butterangebot ist die aktuell hohe Nachfrage nach Käse. Da hier die Produktion erhöht wurde, steht weniger Milchfett für die Herstellung von Butter zur Verfügung.

Bis zum Jahresende sehen Marktbeobachter noch Spielraum für höhere Milchgeldauszahlungspreise für die Landwirte. Im weiteren Verlauf wird es wohl schwierig, nochmals höhere Preise für Milchprodukte durchzusetzen. Bereits jetzt drosseln die hohen Preisforderungen den Absatz im In- und Ausland.

Geld allein löst keine Naturschutzprobleme

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Der Sonderbericht des EU-Rechnungshofs zum Klimaschutz lässt aufhorchen: 40 % der EU-Projekte zur Anpassung an den Klimawandel zeigen kaum oder keine Wirkung. Bei einem Mittelvolumen in Höhe von mehr als 26 Mrd. € für entsprechende Maßnahmen im Zeitraum 2021 bis 2027 verpuffen also mindestens 10 Mrd. €. Das zeigt: Geld allein hilft nicht.

Oft aber nutzt Politik aufwachsende Budgets als Beleg für vermeintlich verbesserten Naturschutz. Ein Beispiel: Dass der Bund 2023 so viel Geld wie noch nie für den Erhalt von Ökosystemen in Entwicklungs- und Schwellenländern bereitgestellt hat (1,36 Mrd. €), nimmt Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zum Anlass, die Ampel-Regierung – also sich selbst – im Kampf gegen das weltweite Artenaussterben als einen verlässlichen Partner zu loben. Doch wie effizient wird das viele Geld tatsächlich eingesetzt?

In den Niederlanden sind bis 2016 mehr als 40 % der öffentlichen Mittel für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen in der Verwaltung versackt. Das war sowohl der Finanzbehörde als auch den Landwirten zu viel. Mit dem Modell der Agrarkooperationen, in denen Landwirte, Naturschützer und Wissenschaftler gemeinsam von „unten nach oben“ Maßnahmen entwickeln, hat dort zu einer deutlichen höheren Zielgenauigkeit geführt.

Klar ist: Wer Steuergeld ausgibt, hat Verantwortung, dass das Geld zielgerichtet eingesetzt wird. Dazu gehören die Überprüfung von Förderstrukturen und die Fähigkeit zur Anpassung – sofern Defizite zutage treten. Der EU-Rechnungshof bescheinigt in seinem Bericht auch der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) viel Luft nach oben. Beispielsweise werde der Klimaschutzbeitrag von Grünland aktuell nicht ausreichend gewürdigt.   

Das Ringen der Mitgliedstaaten um die GAP-Reform gestaltet sich traditionell zäh. Dabei gibt es kluge Konzepte, die Agrarförderung zielsicherer zu machen: Neben dem niederländischen Kooperationsmodell sind dies beispielsweise die Gemeinwohlprämie des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege oder die an der Universität zu Kiel entwickelte erfolgsorientierte Agrarprämie. Allen drei ist gemein, dass sich Landwirtinnen und Landwirte besser einbringen und unternehmerische Entscheidungen treffen können. Das macht nicht nur Klima- und Naturschutz effizienter, sondern schafft Perspektiven.

Die fehlt aktuell vielen Betrieben, was das jüngste Agrarbarometer der Rentenbank belegt (siehe Seite 6). Die Investitionsbereitschaft verharrt auf niedrigem Niveau. Landwirte, die investieren wollen, planen häufig den Einstieg in oder den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen. Hemmnisse für die betriebliche Weiterentwicklung sind vor allem Agrarpolitik und Bürokratie.

Immerhin: Viele Politiker in Brüssel und Kiel haben die Notwendigkeit des Bürokratieabbaus verstanden. In Berlin tut man sich noch vergleichsweise schwer, aber erste Ansätze sind erkennbar. Hier gilt es dranzubleiben, denn weniger Bürokratielast auf den Höfen bietet Landwirtinnen und Landwirten Freiraum für die Betriebsentwicklung und dafür, sich im Klima- und Naturschutz zu engagieren. Wenn das noch den Einsatz öffentlicher Mittel verbessert, freut sich nicht zuletzt der EU-Rechnungshof.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb

Nachteile für Erzeuger und Meiereien

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Eine Umsetzung der vom Bundeslandwirtschaftsministerium ­angestrebten Vorgaben für die Ausgestaltung von Milchlieferbeziehungen würde für Erzeuger und Meiereien Nachteile mit sich bringen. Das Ziel, die Landwirte in der Wertschöpfungskette zu stärken, würde nicht erreicht. Das geht aus einer Studie hervor, die das Kieler Institut für Ernährungswirtschaft (ife) gemeinsam mit dem Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel vorgelegt hat.

Den Studienergebnissen zufolge sind Festpreismodelle für die Milcherzeuger mit erheblichen Kostenrisiken verbunden. Eine Besserstellung am Markt wird nicht erreicht. Auf der Seite der Meiereien droht ein verstärkter Strukturwandel. Die Wissenschaftler sehen kein Marktversagen, das einen staatlichen Eingriff in die Vertragsbeziehungen rechtfertigt.

„Die Pläne zur nationalen Umsetzung des Artikels 148 der Gemeinsamen Marktorganisation müssen endgültig vom Tisch“, fordert der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Jörg Migende. Die Studie zeige eindeutig, dass die Anwendung von Artikel 148 die gesamte Wertschöpfungskette Milch und insbesondere auch die Erzeugerinnen und Erzeuger schwächen statt stärken würde, so Migende.

Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass Festpreisangebote, die auf Prognosen über die zukünftigen Milchpreise und nicht auf börsenbasierten Preisabsicherungsgeschäften beruhen, zwingend einen Preisabschlag gegenüber den erwarteten Milchpreisen notwendig machen. In einer Simulationsrechnung für das Jahr 2024 mit einem erwarteten Milchpreis von 42 ct/kg müsse den Wissenschaftlern zufolge aufgrund hoher Unsicherheit ein Risikoabschlag von 7 ct berücksichtigt werden.

Wird der erwartete Milchpreis später tatsächlich erzielt, wird der Betrag nach Ablauf der Festpreisperiode zwar nachgezahlt. „Laut unserer Analyse könnten diese Nachzahlungen in Deutschland insgesamt etwa 881 Millionen Euro betragen“, erklärte Prof. Torben Tiedemann von der FH Kiel. Zudem könnten auf die Milcherzeuger durch den Preisabschlag zusätzliche Zinskosten von rund 24 Mio. € zukommen. Der effektive Milchpreis würde also weiter sinken.

Preisabschläge erfolgen auch bei Festpreisangeboten auf der Basis von Termingeschäften. Wenn Festpreise für 80 % der Anlieferungsmenge angeboten werden sollen, liegen die Absicherungskosten für die Branche den Autoren zufolge im Mittel bei bis zu 100 Mio. €. Diese Kosten dürften sich in der Regel in geringeren Grundpreisen für die Rohmilch niederschlagen.

„Die Konsumentinnen und Konsumenten sind sehr preissensibel und akzeptieren Preisaufschläge nur in geringem Maß, selbst bei mehr Tierwohl“, erläuterte ife-Direktor Prof. Holger Thiele. Er erwartet daher, dass die höheren Kosten zu niedrigeren Grundpreisen für die Rohmilch führen. Nach Thieles Einschätzung könnte die Neuregelung einen Strukturwandel bei den Meiereien verstärken. Besonders kleinere und abgelegene Betriebe, die auf solidarische Genossenschaftsmodelle angewiesen seien, könnten durch individuelle Festpreise benachteiligt werden. „Auf Basis unserer bisherigen Ergebnisse plädieren wir dafür, von umfangreichen Verpflichtungen zu Festpreisverträgen mit festen Liefermengen Abstand zu nehmen und stattdessen marktorientierte Eigenlösungen im Risikomanagement zu fördern“, so Thiele. Seine Empfehlung an die Politik ist, auf bereits bewährte Preissicherungssysteme zurückzugreifen und diese finanziell zu unterstützen.

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) kritisierte die Studie. Die Argumentation der Professoren zeige, dass an einer kompletten Verlagerung des Marktrisikos auf die Milchviehhalter festgehalten werden solle. Die schleswig-holsteinische Milchbäuerin und BDM-Vorständin Ursula Trede fragt sich: „Will man uns hier vormachen, dass Preisabsicherungssysteme uns Bäuerinnen und Bauern nichts kosten?“ Nur bei einer Umsetzung des Artikels 148 müssten sich laut BDM die Marktbeteiligten gemeinsam mit der Marktentwicklung befassen, um keine wirtschaftlichen Fehler zu machen. age, pm

Kürbis hat jetzt Saison

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Aufgrund der nasskalten Witterung im Frühjahr konnten die gewünschten Erträge im Kürbis­anbau in Schleswig-Holstein ­teilweise nicht erreicht werden.

Dies war sortenbedingt und auch witterungsbedingt. Die kalte Witterung und ein Mangel an Sonnenstunden führten zu einer langen Entwicklungsdauer. Zudem gab es eine verstärkte Unkrautproblematik. Zu Erntebeginn im August führten die vorhandenen Sonnenstunden dagegen zu einer schnellen Abreife und damit zeitigen Ernte. Dadurch war die Lagerfähigkeit einiger Sorten teilweise verschlechtert. Gut war die Ernte bei den Zierkürbissen. Es war witterungsbedingt ein schwieriges Kürbis-Jahr, aber die Landwirte zeigen sich unter dem Strich zufrieden. Es wird von einer Ausweitung des Anbauumfangs gesprochen, endgültige Zahlen des Statistikamtes Nord dazu liegen aber noch nicht vor. Im sechsjährigen Mittel lag die Fläche bei 78,2 ha. Kürbisse wurden laut Statistikamt 2023 von 95 Betrieben mit einem Hektar-Ertrag von 183,8 dt / ha angebaut. Die gängigen Speisekürbissorten sind ,Hokkaido‘, ,Butternut‘ und ,Muskatkürbis‘. Ein neuer Trend könnte vielleicht der ,Crown Prince‘ mit seiner bläulichen Schale werden. Es wird dieses Jahr von etwas höheren Verbraucherpreisen berichtet. Speisekürbisse kosten im Schnitt 3 bis 4 € / kg oder 1,50 bis 5 €/Stck, je nach Größensortierung und Verkaufsumfang. Zierkürbisse bewegen sich bei 0,80 bis 2 €/kg oder 2 bis 8 € / Stck, je nach Größensortierung und Verkaufsumfang. Das Gros der regionalen Ware wird hierzulande direkt vermarktet. Kürbis ist nach wie vor eine Nischenkultur.

„Nach oben sind keine Grenzen gesetzt“

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Mit einem groß angelegten Projekt möchte die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) die Reitschulen in Deutschland unterstützen. Ab Montag, 4. November, wird die Initiative „100 Schulpferde plus“ drei Jahre lang aktiv sein und wichtige Sponsorengelder bündeln. Das Herzstück des Projekts: die Bezuschussung der Anschaffung von Schulpferden.

Die Situation der deutschen Reitschulen ist angespannt: „Wenn nichts passiert, werden in wenigen Jahren etwa 20 bis 30 Prozent der Betriebe, die Schulpferde haben und Reitunterricht anbieten, schließen müssen“, ordnet Thomas Ungruhe, Leiter der FN-Abteilung Pferdesportentwicklung, ein. Allein während der Pandemie sei die Anzahl der Schulpferde in Deutschland um rund 10.000 geschrumpft. Ohne Schulpferde und Reitschulen findet der reiterliche Nachwuchs aber nicht den Einstieg in den Sport – es könnte also zu einem ernsthaften Nachwuchsproblem kommen.

Schon vor drei Jahren startete die Deutsche Reiterliche Vereinigung darum gemeinsam mit Partnerunternehmen eine Schulpferdeinitiative und bot in diesem Rahmen Schulpferdeturniere und Seminare für Ausbilder an. Nun wurde das Projekt „100 Schulpferde plus“ angekündigt. „Hier handelt es sich um ein großes Bundesprojekt, das alle Kräfte bündeln wird“, betont Ungruhe.

Das Konzept: Unterteilt in zehn Maßnahmenpakete werden innerhalb von drei Jahren mindestens 1.000 Sach- oder Sponsoringleistungen an deutsche Vereine mit Reitschulbetrieb ausgeschüttet. Zu den Leistungen zählen die Bezuschussung von mindestens 100 Schulpferden in Höhe von je 5.000 € bei der Anschaffung, aber auch Futter für Schulpferde, Einstreu, Krankenversicherungen für die Pferde, Reitschulbetriebsberatungen, Weiterbildungsseminare, Ausrüstungspakete und die Bezuschussung von Trainerausbildungen.

All diese Maßnahmen werden mithilfe von Sponsoren ermöglicht. Viele seien schon jetzt im Boot, berichtet Georg Ettwig, Leiter der Abteilung Marketing und Kommunikation der FN. „Auf Dauer ist es unser Wunsch, noch viel mehr Reitschulen zu fördern. Daher auch das ‚Plus‘ im Projekttitel: Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Die angepeilten 100 bezuschussten Schulpferde sollen nur der Anfang sein“, kündigt Ettwig an. Auch die FN beteiligt sich am Projekt: Sie gewährt für 100 Schulpferde pro Jahr kostenfreie Eintragungen als Turnierpferd und stellt kostenfreie Lehrbuchpakete bereit.

Am Projekt teilnehmen können Vereine mit Reitschulen, die Mitglied im Landespferdesportverband sind. Nach der Online-Bewerbung sind sie für die gesamte Projektdauer im sogenannten Lostopf. Alle drei Monate werden Maßnahmenpakete ausgeschüttet. Das Los entscheidet, welche Reitschulen von der Unterstützung profitieren. „So wollen wir faire Bedingungen für alle schaffen“, erläutert Ettwig. Die Reitschulen können aber schon bei der Anmeldung angeben, welche Maßnahmenpakete für sie überhaupt relevant wären.

Bunter Beerenschmuck

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Der Herbst hat viele schöne Seiten. Einen farbenfrohen Beitrag dazu leisten die bunten Früchte an Gehölzen. Wer jetzt nur an rote Beeren denkt, wird von der breiten Farbenpalette überrascht sein. Sie reicht von Rosa, Orange und Gelb über Weiß und Blau bis zu Schwarz. Doch der dekorative Beerenschmuck bringt nicht nur einen hohen Zierwert mit, sondern bietet überwinternden Vögeln eine wichtige Nahrungsquelle.

Für herbstlichen Fruchtschmuck in Topf und Kübel findet sich derzeit im Gartenmarkt eine gute Auswahl. Zwerggehölze wie Torfmyrte (Gaultheria mucronata), Zier-Johanniskraut (Hypericum x inodorum) und die Schein- oder Rebhuhnbeere (Gaultheria procumbens) lassen sich prima als leuchtender Blickfang einsetzen. Kombiniert mit Herbstblühern wie Chrysanthemen, Heidekraut oder Alpenveilchen (Cyclamen) entstehen im Handumdrehen dekorative Töpfe. Blattschmuckpflanzen wie Purpurglöckchen (Heuchera) oder Gräser ergänzen das Arrangement, das natürlich auch ins Beet gepflanzt werden kann. Tipp: Das Substrat im Topf sollte nicht komplett austrocknen, aber auch nicht zu nass sein. Bei kurzzeitigem Frost räumt man den Topf so lange an einen hellen, kühlen Platz im Haus, dann bleibt die schmucke Pracht länger erhalten.

Der Handel bietet die Torfmyrte mit Beeren in verschiedenen Farben. Die Pflanze ist jedoch nicht winterhart. Foto: Karin Stern
Die kugeligen Fruchtstände des Johanniskrauts sind in der Floristik beliebt. Foto: Karin Stern
Im Herbst leuchten die roten Früchte der Fächer-Zwergmispel aus dem grünen Laub hervor. Foto: Karin Stern
Die interessant geformten Früchte des Pfaffenhütchens sind für den Menschen giftig. Foto: Karin Stern


Die Torfmyrte ist nicht sicher winterhart. Nur die weiblichen Exemplare der zweihäusigen Pflanzen tragen Früchte. Das Zier-Johanniskraut hingegen ist winterhart. Ausgepflanzt wird der Strauch je nach Sorte maximal 1 m hoch und breit. ‚Magical Red‘ präsentiert leuchtend rote Fruchtstände, die sich aus auffälligen, gelben Blüten entwickeln. Auf humosem, gut durchlässigem Boden in Sonne oder Halbschatten gedeiht die Pflanze ebenso gut wie im Kübel. Die Früchte der 15 bis 20 cm hohen Schein- oder Rebhuhnbeere nehmen ab August ihre rote Farbe an. Unter Kälteeinwirkung verfärbt sich das Laub ins Rötliche.

Die Hagebutten der Bibernellrose sind schwarz-braun. Foto: Karin Stern

Eine ganze Reihe von Sträuchern punktet mit lang haftendem Fruchtschmuck. Dazu gehören sommergrüne Gehölze wie der Gewöhnliche Schneeball (Viburnum opulus) oder die Korallenbeere (Symphoricarpos orbiculatus). Auch die Hagebutten vieler Rosen bieten einen hohen Zierwert im Winter. Allerdings werden sie bei starkem Frost weich und stehen dann bei Vögeln hoch im Kurs. Aber bis dahin zieren besonders die orangefarbenen Hagebutten der Kartoffelrose (Rosa rugosa) und die grünen Früchte der Kastanien-Rose (Rosa roxburghii). Die Vielblütige Rose (Rosa multiflora) entwickelt gleich dichte Büschel an Früchten. Auffällig sind die braunschwarzen Hagebutten der Bibernellrose (Rosa pimpinellifolia). Auf der Liste der Beerenschmuckgehölze darf die Schönfrucht (Callicarpa bodinieri) keinesfalls fehlen. Das Gehölz ist auch als Liebesperlenstrauch bekannt. Die rotvioletten Beeren glänzen wie Perlen und sind ein toller Blickfang. Tipp: Die Sorte ‚Profusion‘ bringt schon als junger Strauch viele Beeren hervor.

Der Liebesperlenstrauch fällt mit dem ungewöhnlichen Beerenschmuck sofort ins Auge. Foto: Karin Stern

Die Früchte des Zierapfels (Malus floribunda) sehen nicht nur am Baum toll aus, sondern eignen sich auch für herbstliche Dekorationen. Großfruchtige Sorten wie ‚Golden Hornet‘ oder ‚John Downie‘ lassen sich gut zu Gelee verarbeiten. Beim Kauf eines Zierapfels ist auf die Wuchshöhe der jeweiligen Sorte zu achten, die zwischen 1 m und stattlichen 10 m liegen kann. Auch die Früchte von Eberesche (Sorbus aucuparia), Kornelkirsche (Cornus mas), Hagebutte (Rosa canina), Apfelbeere (Aronia) und Sanddorn lassen sich vielseitig verwenden. Allerdings besteht hier eine Konkurrenz mit Vögeln, sodass die Ernte teils durch Vogelschutznetze vor Plünderungen geschützt werden sollte.

Wer Ziersträucher mit Beerenschmuck neu pflanzt, achtet bei der Auswahl darauf, ob es sich um eine zweihäusige Pflanze handelt. Zu diesen gehören neben der Torfmyrte beispielsweise Eibe (Taxus baccata), Stechpalme (Ilex aquifolium), Skimmie (Skimmia), Sanddorn (Hippophae rhamnoides) und die Aukube (Aucuba japonica). Findet sich in der Nachbarschaft keine männlichen Pflanze, sollte man ein Exemplar mit einplanen. Zudem sollte man die Giftigkeit der Früchte berücksichtigen, insbesondere mit kleinen Kindern im Haushalt. Die Früchte von Eibe, Seidelbast (Daphne mezereum), Stechpalme und Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) sind hochgiftig. Schon wenige Beeren können je nach Körpergewicht zu lebensbedrohlichen Erscheinungen führen. Aber auch Heckenkirsche (Lonicera), Liguster (Ligustrum) und Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) bringen gefährlich giftige Beeren hervor. Und selbst die beliebten „Knallerbsen“, die Früchte der Schneebeere (Symphoricarpos), sind schwach giftig.

Die Scheinbeere ist auch als Rote Teppichbeere oder Rebhuhnbeere bekannt. Sie ist ein Bodendecker für feuchten, humosen und sauren Boden. Foto: Karin Stern
Mit dekorativer Blattfärbung und roten Beeren setzt der Schneeball einen leuchtenden Akzent im herbstlichen Garten. Foto: Karin Stern
Ab August reifen die blauschwarzen Beeren der Mahonie heran. Foto: Karin Stern
Nur die weiblichen Exemplare des Sanddorns tragen Früchte. Foto: Karin Stern


Novelle auf dem Holzweg?

Die Koalition hat weiterhin keine einheitliche Position zur Novelle des Bundeswaldgesetzes. Während SPD und Grüne im Lichte der Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur (siehe Ausgabe 41) auf eine Änderung des Gesetzes drängen, bleiben die Liberalen zurückhaltend.

„Das bestehende Bundeswaldgesetz bietet einen idealen Rahmen für den Waldumbau“, erklärte Karlheinz Busen, Sprecher für Forst- und Jagdpolitik der FDP-Bundestagsfraktion. Die enormen Schäden in den Fichtenbeständen seien eine Chance für einen beschleunigten Waldumbau. „Wichtig ist ein zielgerichteter Förderrahmen mit ausreichenden Finanzmitteln“, betonte Busen. Das Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ müsse daher verstetigt werden.

Demgegenüber sieht die SPD-Bundestagsfraktion die Novellierung des Bundeswaldgesetzes als notwendig an. Sie müsse den Rahmen der zukünftigen Waldbewirtschaftung schaffen, „um unsere Wälder zu arten- und strukturreichen Mischwäldern umzubauen und den Negativtrend der vergangenen Jahre zu stoppen“, betonte die zuständige Berichterstatterin Isabel Mackensen-Geis. Dem Erhalt der Wälder sowie der Bereitstellung der Ökosystemleistungen für die Gesellschaft komme dabei eine besondere Bedeutung zu.

Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) plädierte für ein neues Bundeswaldgesetz: Sein Vorschlag für eine Novelle unterstütze die Waldbesitzer dabei, ihre Wälder zügig und effektiv umzubauen.

Novelle mit der Brechstange

Ablehnende Stimmen zu einer Gesetzesänderung kamen aus der Union. Agrarsprecher Albert Stegemann warf Özdemir vor, er wolle das Bundeswaldgesetz „mit der Brechstange novellieren“. Für einen konsequenten Wald- und Klimaschutz sei das jedoch überflüssig: „Unsere Waldbauern brauchen keine starren Regelungen und nicht noch mehr Bürokratie, um die Potenziale des Klimaschutzes, der Biodiversität und der Wertschöpfung weiter zu heben.“

Aus Sicht von Berichterstatter Hermann Färber ermahnt die vierte Bundeswaldinventur die Ampel, den Waldumbau zügiger voranzubringen. Stattdessen plane die Koalition, im Bundeshaushalt 2025 die Mittel für Wiederaufforstung und klimastabilen Waldumbau in der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) gegenüber dem laufenden Jahr von 125 Mio. € auf 100 Mio. € zu kürzen. Zudem bestünden erhebliche Risiken, ob diese Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds bereitgestellt werden könnten. Die GAK-Mittel müssten stattdessen in einem Sonderrahmenplan bereitgestellt werden.

Pro und Kontra zu einer Neufassung des Bundeswaldgesetzes herrschen auch weiter bei den Verbänden. Die Nutzerverbände sind dagegen, die Umweltverbände dafür. „Die Novelle würde den dringend nötigen Waldumbau erschweren“, warnte der Vorsitzende der Familienbetriebe Land und Forst, Max von Elverfeldt. Ideologische Vorgaben zur Baumartenwahl, Einschlagsbeschränkungen und unsinnige bürokratische Auflagen verhinderten notwendige Maßnahmen. „Das bremst die Anpassung der Wälder an den Klimawandel und behindert den Klimaschutz“, so von Elverfeldt.

Für Prof. Andreas Bitter, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, zeigen die Ergebnisse der Bundeswaldinventur, dass Deutschlands Wälder auch im Zeichen der Klimakrise nachhaltig bewirtschaftet werden. Eine Schlüsselrolle dafür nähmen die privaten und kommunalen Waldbesitzer ein. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Wiederbewaldung von Kalamitätsflächen sieht Bitter in verlässlichen forstpolitischen Rahmenbedingungen in Bund und Ländern. Dazu gehörten Vertrauen in die bestehende Vielfalt nachhaltiger Bewirtschaftung ebenso wie sachgerechte Förderprogramme, die Wiederaufforstung und Waldumbau mit standortgerechten, auch alternativen Baumarten ermöglichten.

Plädoyer für radikales Gesundheitsprogramm

„Ein radikales Gesundheitsprogramm für unsere Wälder“ forderte der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Jörg-Andreas Krüger. Konkret brauche es mehr Schutz, ein Umdenken bei der Bewirtschaftung der Wälder sowie klare bundeseinheitliche Leitplanken durch die Politik. Krüger plädiert neben einem konsequenten Waldumbau für eine neue Form der naturverträglichen Bewirtschaftung: „Es zeigt sich, dass naturnahe und vielfältige Laubmischwälder besser durch die Klimakrise kommen.“ Ahorn, Buche und Eiche fingen bereits heute in Teilen die Schwächen der Monokulturen auf.

Erhalt und naturnähere Bewirtschaftung

Laut dem Geschäftsführer des Deutschen Naturschutzrings, Florian Schöne, hat die Koalition noch die Chance, ein starkes Bundeswaldgesetz auf den Weg zu bringen, „das den Erhalt der Wälder ins Zentrum rückt und bundeseinheitliche Vorgaben für eine naturnähere Bewirtschaftung macht“. Hierzu zählten unter anderem ein konsequentes Kahlschlagverbot, eine Begrenzung des Rückegassennetzes sowie konkrete Vorgaben für eine vorbildliche Bewirtschaftung öffentlicher Wälder.

Der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR), Georg Schirmbeck, hob die Bedeutung öffentlicher Investitionen in den Wald hervor: „Dort, wo Fördergelder gezielt eingesetzt wurden, haben sich diese Maßnahmen als lohnenswert erwiesen“, erläuterte der DFWR-Präsident. Diese Erkenntnis müsse ein Weckruf an die Bundesregierung sein, mehr Mittel in den Waldumbau, die Wiederbewaldung, die Ausbildung von Fachkräften und die Forschung zu investieren.

Dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Harald Schaum, zufolge hängt der Zustand des Waldes wesentlich davon ab, wie viele Menschen sich um ihn kümmern. „Je mehr Personal im Forst, desto besser die Pflege des Waldes“, so Schaum. Als Faustregel gelte: „Deutschland braucht eine Fachkraft mehr auf 1.000 Hekt­ar Wald.“ Für die bundesweit rund 11,4 Mio. ha Wald seien somit rund 11.000 Forstbeschäftigte zusätzlich nötig. „Hier darf insbesondere auch der Staat bei seinem Forst nicht länger auf die Personalbremse treten“, mahnte Schaum.

Milchauszahlungspreise weiter im Aufwind

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Die Auszahlungsgrundpreise liegen hierzulande zwischen 41,3 und 51,0 ct/kg. Inklusive Zuschlägen werden zwischen 47,7 und 52,8 ct/ kg erreicht. Der Durchschnitt der Grundpreise liegt hier in Schleswig-Holstein bei 47,96 ct/ kg und damit um 1,88 ct/kg über dem Mittel des Vormonats. Auch der Abstand zum Rest des Bundesgebietes steigt weiter an. In Ostdeutschland bleibt die Spanne nach wie vor zwischen 45,0 und 47,0 ct/kg. Im Süden erhöht sie sich auf nun 44,9 bis 49,5 ct/kg und in Westdeutschland steigt sie auf 41,3 bis 47,0 ct/kg Milch.

Milchanlieferung geht weiter zurück

Die Milchanlieferung ging Ende September saisonüblich weiter zurück, was die anhaltende Rohstoffknappheit verstärkt. Nach Berechnungen der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) sank die Anlieferungsmenge dabei im Vergleich binnen Wochenfrist um 0,8 %. Gleichzeitig erfassten die Meiereien damit 1,4 % weniger Rohstoff als in der Vorjahreswoche. Im bisherigen Jahresverlauf wurden insgesamt 0,2 % weniger Milch angeliefert als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Der bislang recht geringe Gehalt an Milchinhaltsstoffen hat sich mittlerweile wieder erholt. Die EU-Kommission erwartet für das Jahr 2024 einen leichten Anstieg der europaweiten Milchanlieferung. Laut dem EU-Bericht dürfte die Milcherzeugung im Jahr 2024 um 0,5 % gegenüber dem Vorjahr zulegen. Dabei wird für Deutschland und Dänemark mit einer weitgehend stabilen Produktion gerechnet, während in den Niederlanden und Irland ein Rückgang der Anlieferungsmengen zu erwarten ist. Für Frankreich, Spanien und Italien sowie für Polen rechnet die EU-Kommission für das Jahr 2024 jeweils mit einem Anstieg der Milcherzeugung.

Hierzulande ist die Fettseite nach wie vor von hoher Nachfrage und knappem Angebot geprägt. Die Rohstoffknappheit sorgte weiterhin für eine geringe Verfügbarkeit von Butterrahm. Die Preise bewegten sich sowohl für konventionelle als auch für VLOG-Ware anhaltend auf einem hohen Niveau. Die Käufer waren laut Berichten von Marktteilnehmern allerdings nicht mehr bereit, Ware zu jedem Preis abzunehmen. Am Terminmarkt in Leipzig wurde im September ein Rekordniveau von 8.150 €/t erreicht. Seitdem sind die Kurse auf 7.725 €/t zurückgefallen, liegen jedoch weiterhin deutlich über den bisherigen Höchstständen aus dem Jahr 2022. Im Discounter sind die Preise je 250-g-Butterpäckchen auf 2,39 € gestiegen.

Hohe Käsenachfrage reduziert das Butterangebot

Viel Rohmilch geht aktuell in die Käseproduktion. Dies begrenzt die Butterherstellung. Die Notierung für Schnittkäse (Blockware) stieg in Hannover auf 4,50 €/ kg. Die Käsenachfrage ist sowohl im LEH, in der Gastronomie als auch in der Industrie aktuell sehr hoch. Es werden nur laufende Verträge bedient. Für zusätzliche Anfragen fehlt Ware. Auch die Exporte können, trotz laufender Anfragen, nicht gesteigert werden.

Die erhöhten Preise haben die MMP-Produktion etwas gebremst. Magermilchkonzentrat wird meist nur im Rahmen bisheriger Kontrakte nachgefragt. Die Lagerbestände fallen mittlerweile nicht mehr so knapp aus wie bisher. Nach dem Preishoch von 2.662 €/t Ende September sind die Kurse für Magermilchpulver am EEX-Terminmarkt in Leipzig auf mittlerweile 2.553 €/t gefallen.

Der zuletzt schon steigende Preistrend am Weltmarkt hat sich weiter fortgesetzt. Anfang Oktober erhöhte sich der Preisindex in der Auktion der Global Dairy Trade in Neuseeland über alle gehandelten Produkte um 1,2 %. Gefragt waren vor allem Butter, Industriekäse und Vollmilchpulver.

An den Spotmärkten für Rohmilch tendierten die Preise Anfang Oktober stabil bis schwächer. In Deutschland lag das Bundesmittel laut ife-Institut bei 60 ct/kg. Das war 0,1 ct weniger als in der Vorwoche. In den Niederlanden gingen die Preise deutlicher zurück, im Durchschnitt um 7,4 %. In Italien wurde Spotmilch zu stabilen Konditionen gehandelt.