Der geplante Bau des NordOstLink, einer Erdkabelleitung zur Weiterleitung von Strom aus Offshore-Windparks von Heide bis nahe Schwerin, hat massive Auswirkungen auf die Landwirtschaft (Bericht in Ausgabe 27, Seite 19). Dazu fand nun ein Ortstermin auf dem Feld von Landwirt Eric Hamdorf in Wakendorf I, Kreis Segeberg, statt. Den Politikern wurden die massiven Auswirkungen auf die Landwirtschaft vor Augen geführt. Diese versprachen Unterstützung und Überprüfung der aktuellen Planungen.
Der Bau des NordOstLink umfasst eine Trasse von 165 km Länge, die eine Arbeitsbreite von 60 bis 110 m erfordert. Um die konkreten Auswirkungen zu verdeutlichen, luden die Kreisbauernverbände (KBV) Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg Politiker zu einem Ortstermin ein. Zu dem Treffen kamen Mitglieder der FDP, der CDU und der Grünen.
Durch die offene Bauweise des NordOstLink wird die Ertragsfähigkeit der landwirtschaftlichen Böden langfristig geschädigt. Laut Lennart Butz, Geschäftsführer des KBV Segeberg, werde der Boden „einmal auf links gedreht“. Auf der Fläche von Eric Hamfeld sind vier Kabelgräben geplant, sodass die Arbeitsbreite 92 m betragen wird. Parallel wird auf dem betroffenen Feld eine Freileitung für die Ostküstenleitung errichtet. Insgesamt wird eine landwirtschaftliche Fläche von bis zu 1.500 ha in Anspruch genommen.
Um die Auswirkungen des Erdkabels zu verdeutlichen, wurde die Trassenbreite abgesteckt, wie dem unteren Bild zu entnehmen ist. Zudem wurde ein Bodenprofil ausgehoben, an dessen Beispiel Landwirte die Bedeutung des Bodens und der Bodenschichten für die Ertragsfähigkeit erläuterten.
Laut dem Geschäftsführer der KBV Stormarn und Herzogtum Lauenburg, Peter Koll, betragen die Längen der Kabelstücke maximal 1,2 bis 1,3 km. An Verbindungsstellen werden unterirdische Muffenstationen eingebracht, die mit Beton eingefasst sind. Dies ist ein zusätzlicher großer und sehr langfristiger Eingriff in den Boden. Vor allem in diesen Bereichen seien die Versickerung des Wassers sowie eine tiefe Durchwurzelung des Bodens nicht möglich. Teilweise schnitten die Erdkabel quer durch ein Feld, weshalb dieses nicht mehr kostendeckend bewirtschaftbar sei.
Koll und Butz zufolge können die Kabel aufgrund ihres Durchmessers nicht einfach am Rand eines Feldes verlegt werden. Die Lebensdauer von Erdkabeln wird auf 40 Jahre geschätzt, wodurch verhältnismäßig zeitnah wieder in den Boden eingegriffen werden müsse. Freileitungen hingegen haben eine Lebenserwartung von 80 Jahren.
Außerdem seien die Kosten für ein Erdkabel deutlich höher als für eine Freileitung, ebenfalls seien die Reparatur und Wartung aufwendiger. Klaas Röhr, ein betroffener Landwirt aus Reinfeld, Kreis Stormarn, erklärte: „Der Bau einer Erdleitung kostet drei bis fünf Mal so viel wie der Bau einer Freileitung.“ Am Ende trägt die Kosten der Verbraucher. BVSH-Vizepräsident Dietrich Pritschau äußerte die Befürchtung, dass der Strom zukünftig nicht mehr zu bezahlen sei. Dies liege nicht an den Erzeugungs-, sondern an den Transportkosten.
Würde nun auf eine Freileitung umgeschwenkt, müsste die Trasse neu geplant werden. Dies würde nach Aussagen der ausführenden Firma TenneT zirka zwei Jahre mehr dauern, doch wies Butz daraufhin, dass der Bau einer Freileitung deutlich schneller umzusetzen sei. Außerdem könnten nach Aussage von Koll bestehende Masten genutzt werden, sodass zusätzliche Kosten und Eingriffe gespart würden.
Auch das Verfahren durch das neue Netzausbaubeschleunigungsgesetz geht den Landwirten viel zu schnell. Erst vor einem Dreivierteljahr sei die Trasse des Erdkabels veröffentlicht worden, sagt Koll. Erst dann hätten die KBV von der Planung erfahren. Vor knapp zwei Wochen haben die Stromnetzbetreiber TenneT und 50Hertz den Antrag auf Planfeststellung gestellt. Zwar können Einwände zum Trassenverlauf vorgebracht werden, die grundsätzliche Bauweise werde jedoch nicht diskutiert.
Die Vertreter der Politik räumten ein, dass die einzigen Gründe für ein Erdkabel die Akzeptanz der Gesellschaft und die Optik seien, wobei sie bezweifelten, ob diese Argumente ausreichten, eine Erdkabelverlegung zu rechtfertigen. Die Vertreter der drei politischen Parteien konnten die vorgebrachten Argumente nachvollziehen und stimmten zu, dass das Bundesbedarfsgesetz überdacht werden sollte. Sie sicherten zu, sich gemeinsam für die Änderung des Gesetzes einzusetzen. Butz zog den Schluss: „Das ist eine rein politische Entscheidung.“