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Offenbar verfolgt Russland seit einigen Wochen die Strategie, durch Angriffe mit ballistischen Raketen auf die Häfen im Großraum Odessa gezielt den ukrainischen Schwarzmeerkorridor lahmzulegen. Nach Medienberichten wurde die Hafeninfrastruktur in der Südukraine innerhalb von drei Monaten fast 60 Mal angegriffen. Dabei seien fast 300 Hafenanlagen und Getreidespeicher, 177 Fahrzeuge sowie 22 zivile Schiffe beschädigt worden.
Es gehe den Russen mit ihren Angriffen in erster Linie darum, das Exportpotenzial der Ukraine zu verringern, erklärte der Minister für die Entwicklung von Gemeinden und Territorien, Oleksiy Kuleba. Ziel sei es, eine Nahrungsmittelkrise in den Ländern zu provozieren, die direkt von der Versorgung mit ukrainischem Getreide abhängig seien. Das sind laut Kuleba vor allem die Staaten des Globalen Südens und Europas. Mehr als 40 Länder erhielten ukrainisches Getreide, darunter Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien, die Türkei und China.
Häfen rentabler
Der russische Beschuss der Hafeninfrastruktur und die Angriffe auf Handelsschiffe waren nach Angaben des Ukrainischen Getreideverbandes (UGA) auch Thema beim Treffen der EU-Staats- und -Regierungschefs am Donnerstag vergangener Woche in Brüssel. Diese verurteilten die Attacken und stellten klar, dass der Europäische Rat den Einsatz von Nahrungsmitteln als Waffe ablehne. Dies untergrabe die globale Ernährungssicherheit, gefährde Menschen und treffe Regionen, die Lebensmittel am dringendsten benötigten, hieß es in den Schlussfolgerungen.
Laut UGA ist noch nicht abzuschätzen, wie sich die neuerlichen Angriffe auf die Kosten für Umschlag, Fracht und Versicherung im Exportgeschäft auswirken werden. Zudem könnten die Exporteure wieder einen „Rollback“ aus dem Getreidekorridor machen und verstärkt die Route über die Donau nutzen. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass sich der Markt wieder an der Donau orientieren werde, betonte der UGA unter Hinweis auf eigene Befragungen unter Marktteilnehmern. Für die Exportunternehmen sei es auf jeden Fall rentabler, von den Tiefwasserhäfen aus zu transportieren.
Dünger aus Russland
Unterdessen fährt Russland den Düngemittelexport hoch, um nicht für die eigene Landwirtschaft benötigte Mengen im Ausland abzuverkaufen. Die Regierung in Moskau entschied, das im Zeitraum 1. Juni bis 30. November geltende Exportvolumen für Mehrfachdünger anzuheben, und zwar um rund 300.000 t auf knapp 7,6 Mio. t. Dies entspricht der Menge, die wider Erwarten auf dem Inlandsmarkt nicht nachgefragt wurde.
Die Erhöhung der Quote erfolgte auf Antrag des Handelsministeriums. Dieses hatte bereits im August darauf hingewiesen, dass es am Inlandsmarkt einen Angebotsüberschuss von 300.000 t Mehrfachdünger gebe. Die Düngemittelhersteller haben nun ab sofort die Möglichkeit, die nicht nachgefragten Mengen zu exportieren. Das Gesamtvolumen der Exportquoten für Düngemittel war zuletzt auf knapp 19,8 Mio. t festgelegt worden, davon 12,5 Mio. t für Stickstoffdünger und rund 7,3 Mio. t für Mehrnährstoffdünger.
Nach Einschätzung von Herstellern in Deutschland gelangen Düngemittel aus Russland auch auf den hiesigen Markt. Deren Nutzung sei extrem kritisch zu sehen, sowohl wegen der Kofinanzierung des russischen Angriffskrieges als auch wegen der minderen Qualität (Ausgabe 41, Seite 27). age, rq
Wenn die Waldbesitzer zur Jahreshauptversammlung einladen, dann kommen zahlreiche Gäste. Der Wald hat im waldarmen Bundesland (11 % der Fläche) viele Freunde. So konnte der Vorsitzende der Interessenvertretung, Hans-Caspar Graf zu Rantzau, im Oktober in Rendsburg fast alle im Landtag vertretenen Fraktionen begrüßen, Vertreter von Ministerien, der Forstabteilung der Kammer, von Lohnunternehmern und Holzhandel, vom Grundbesitz und Bauernverband, vom Buchführungsverband und viele mehr. Das lag womöglich am interessanten und mit Spannung erwarteten Vortrag von Prof. Ernst-Detlef Schulze zu Forstwirtschaft und Artenschutz.
Prof. Ernst-Detlef Schulze sprach über Klima- und Artenschutz im Wald.
Eine aktuelle Bestandsaufnahme zum Artenschutz im Forst nahm Prof. Ernst-Detlef Schulze vor. Zur großen Überraschung der Anwesenden ergaben die wissenschaftlichen Untersuchungen des emeritierten Professors am Max-Planck-Institut für Biochemie in Jena, dass nur 1 % der Käferarten an Buchen vorkommen, hingegen aber 90 % an Fichte und Hainbuche. Auf die Eiche sind 5 % der Käfer angewiesen.
Von den Blattpilzen kommen bedeutend mehr Arten an Koniferen vor als an Laubbäumen. Mehr als die Hälfte der zirka 600 Pilzarten ist sogar speziell an Nadelholz gebunden, nur zirka 63 an die Buche. Bezogen auf ein Fallbeispiel bedeutet dies, dass im Jenaer Wald insgesamt 216 Pilzarten, davon 49 Speisepilze, aussterben, wenn dort die Koniferen verschwinden. Laut dem Gastredner ist Nadelholz also wesentlicher besser für die Artenvielfalt als sein Ruf.
In Bezug auf das Totholz unterstrich Prof. Schulze, dass es nicht auf die absolute Menge an Totholz in unseren Wäldern ankomme, sondern darauf, welches Totholz vorkomme.
Auf Bewirtschaftung kommt es an
Einen weiteren großen Effekt auf die Artenvielfalt hat die Bewirtschaftung. Prof. Schulze konnte nachweisen, dass die Artenvielfalt in bewirtschafteten Wäldern höher ist als in stillgelegten. Sofern neben der Bewirtschaftung dann noch verschiedene Eigentumsarten eng gemischt vorkommen, steigt die Artenvielfalt zusätzlich.
Für die Gefäßpflanzen wurde nachgewiesen, dass nur zirka ein Zehntel davon im Wald vorkommt und von diesen keine einzige Rote-Listen-Art ausgestorben ist.
Im Wald gebe es seit 50 Jahren kein Vogelsterben von einheimischen winterharten Waldvögeln. Als problematisch für die Baumartenvielfalt sind allerdings überhöhte Wildbestände anzusehen, da diese zur Verbuschung der Naturverjüngung und somit mittelfristig der Bestände führen.
Das uneingeschränkte Betretungsrecht der Öffentlichkeit sieht Schulze als Problem. Der Privatwald dürfe kein rechtsfreier Raum sein. Für diese Aussage und für die Forderung, dass Gesetze sich mit der Nutzung des Waldes durch die Bevölkerung befassen müssten, erntete Prof. Schulze Applaus.
Wald ungeeignet für Artenschutzmaßnahmen
Der Wald sei der völlig falsche Adressat für weitere Artenschutzmaßnahmen. Die Stoßrichtung des Naturschutzes und der Stilllegungen stehe oftmals im rechtlichen Widerspruch zur Verpflichtung der Arterhaltung, so Schulzes Fazit.
Dem Vortrag waren die Grußworte der Landtagsfraktionen sowie der Landwirtschaftskammer und des Umweltministers vorausgegangen. Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) schwelgte dabei in eigenen Naturerlebnissen im Wald. Er bekannte sich zum Bauen mit Holz und sprach von den Waldbesitzern als Partnern beim Klimaschutz. Er kündigte an, den Vertragsnaturschutz attraktiver zu machen, und dankte dem Verband in seiner Funktion als Interessenvertretung.
Heiner Rickers (CDU), Vorsitzender des Agrarausschusses, sieht sich an der Seite der Waldbesitzer. Seine Fraktion beurteilt entwaldungsfreie Lieferketten kritisch und begrüßt es, dass „das bürokratische Monster“ verschoben worden ist. Der Grünen-Abgeordnete Dirk Kock-Rohwer lobt den Wald hierzulande. Er stehe verhältnismäßig gut da, er sei schon zum Mischwald umgebaut worden. Dennoch müssten die richtigen Baumarten gepflanzt werden, die auch als Konstruktionsholz genutzt werden könnten. Sandra Redmann (SPD), Sprecherin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald SH, fragte: „Wie gewinnen wir mehr Menschen für den Wald?“ Die Pflanzaktion „Einheitsbuddeln“ reiche noch nicht. Der Wald habe noch nicht den Stellenwert, den er beispielsweise beim Klimaschutz haben müsste. Sie forderte auf, sich zu solidarisieren: „Naturschutz, Jagd und Waldbesitzer müssen sich dringend zusammenschließen, um eine starke Gruppe zu bilden.“ Anders könne man nichts erreichen. Oliver Kumbartzky (FDP) erneuerte seine regelmäßige Forderung: „Das Vorkaufsrecht des Naturschutzes muss weg.“ Es entspricht seiner Meinung nach nicht dem freien Markt.
Im Wald wird über Generationen gedacht
Kammerpräsidentin Ute Volquardsen und der Leiter der Forstabteilung, Dr. Gerrit Bub, setzen sich angesichts großer Herausforderungen für die Förderung des Privat- und Kommunalwaldes ein. Fotos: Isa-Maria Kuhn
Ute Volquardsen, Landwirtschaftskammerpräsidentin, sprach über den Wirtschaftswald, der nicht zufällig entstanden sei, sondern weil die Vorfahren der jetzigen Besitzer ihre Sache gut gemacht hätten. Im Waldbesitz herrsche eine Grundhaltung, ein Wertesystem, mit gesellschaftlichem Tiefgang. Im Wald zähle der Generationenvertrag. „Aber das System funktioniert nur, wenn der Wald wirtschaftlich bewirtschaftet wird. Dafür steht die Kammer ein, um mit Sachverstand durch die Forstabteilung zu unterstützen“, so die Frau an der Spitze der landwirtschaftlichen Selbstverwaltung.
Bundeswald- und Lieferkettengesetz
Gut gemeint sei noch nicht gut gemacht, sagte der Vorsitzende Hans-Caspar Graf zu Rantzau zum Bundeswaldgesetz. Die aktuellen Ideen bedeuteten eine große Veränderung. Die Unterschiede in den einzelnen Bundesländern würden hervorragend durch die föderale Struktur von den Landeswaldgesetzen berücksichtigt. Seiner Meinung sei nur ein Rahmengesetz nötig. „Kein Waldbesitzer muss eingenordet werden, wir haben schließlich das größte Interesse, den Wald gesund zu halten, und sind nicht am Klimawandel schuld.“ Gefährlich sei die Idee, Nadelholz zu verbannen. Es werde als nachhaltiger Baustoff benötigt.
Das Entwaldungsfreie-Lieferketten-Gesetz der EU (keine Entwaldung zum Anbau von Agrarprodukten wie Soja oder zur Rinderzucht) werde Länder wie Brasilien nicht beeindrucken. Das Gesetz ist laut Graf zu Rantzau ein Bürokratiemonster. Er befürchtet, dass andere Länder an der EU vorbeimarschieren und die hiesige Wirtschaft das Nachsehen haben könnte. Hart ins Gericht ging der Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes mit der geplanten EU-Biodiversitätsstrategie (NRL – Nature Restauration Law), wonach bis zum Jahr 2030 20 % der Fläche ökologisch verbessert sein sollen. „Das kann nicht funktionieren. Wie soll die steigende Weltbevölkerung ernährt werden und wo sollen die Menschen wohnen?“
Nach diesem politischen Vortrag stellte Geschäftsführer Hubertus Zirkel Haushaltsplan und -abschluss vor. Danach sind die Finanzen des hiesigen Waldbesitzerverbandes geordnet. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet. Ab 2025 soll ein Sonderbeitrag zur Stärkung der Interessenvertretung der Waldbesitzer auf EU-Ebene erhoben werden. Die maßgeblichen Entscheidungen werden dort getroffen.
Nachfolgend begrüßte der Geschäftsführer, dass Schleswig-Holstein eine Waldstrategie erarbeite, und bedankte sich für die intensive Einbindung des Verbandes durch das Landwirtschaftsministerium (MLLEV).
Verbunden mit dem Dank äußerte er die Hoffnung, dass das MLLEV Handlungspläne für Katastrophenszenarien ausarbeitet (zum Beispiel vereinfachte Genehmigungen von Wasserlagern, schnelle, unkomplizierte Erhöhung von zulässigen Transportgewichten oder Bekämpfung von Massenvermehrungen bei Schädlingen).
Hubertus Zirkel betonte, dass die Waldbesitzer bereit seien, einen großen Beitrag bei der Refunktionalisierung von Waldmooren zu leisten (80 % befinden sich im privaten oder kommunalen Eigentum), sofern die aktuell laufenden Verhandlungen mit dem Landesumweltministerium sinnvoll ins Ziel gebracht werden könnten. Hierbei seien noch drei Punkte zu klären:
– angemessene Vergütung der Klimaschutzleistung, angelehnt an die Ökopunkteverordnung
– landeseinheitliche Betrachtung der Entschädigungszahlung als „echter Zuschuss“
– landeseinheitliche Betrachtung der Refunktionalisierung versus geschützte Biotope
Fazit
Dem Wald in unserem Bundesland geht es verhältnismäßig gut, was an der Gunstlage zwischen zwei Meeren liegt. Aber auch hier stellen sich die Waldbesitzer auf den Klimawandel ein. Während alle Parteien betonen, wie wichtig das Ökosystem ist, gibt es doch unterschiedliche Meinungen über die Bewirtschaftungsweise. In seinem Vortrag schilderte Prof. Ernst-Detlef Schulze geschildert, wie artenreich der Wirtschaftswald ist. Die Waldbesitzer brachten zum Ausdruck, dass das im Naturschutz oftmals verpönte Nadelholz zum nachhaltigen Bauen mit Holz benötigt werde, Leistungen für das Gemeinwohl finanziere und Bürokratie abgebaut werden müsse.
Eine gelungene Aussaat bildet die Grundlage für einen stabilen Pflanzenbestand. Wer sich bei der Planung von Fernerkundungsdaten unterstützen lassen möchten, sollte nicht nur auf eine Datenquelle vertrauen. Unterschiedliche Zeitpunkte und Datentypen liefern verschiedene Informationen zu dem komplexen Zusammenspiel zwischen Standorteigenschaften und einer erfolgreichen Bestandesetablierung.
Die Qualität der Saatbettbereitung wird unter anderem von den Eigenschaften des Oberbodens geprägt. Sie ist wichtig für einen optimalen Feldaufgang und die gleichmäßige Etablierung des Bestandes. Ein Bild von einer unbedeckten Ackerfläche (Abbildung 1) kann durch Farbunterschiede heterogene Areale visualisieren. Besonders nach einem Regenereignis zeichnen sich die dunkleren und helleren Bereiche deutlich voneinander ab. Davon ausgehend können die Saatbettbedingungen abgeschätzt werden. Je lehmiger beziehungsweise tonhaltiger der Boden ist, desto dunkler stellt er sich dar. Wichtig ist, bei diesen Arealen zu beachten, dass sie mehr Zeit zum Erwärmen und Abtrocknen benötigen. Für die Saatbettbereitung ist es von besonderer Bedeutung, in diesen Bereichen eine gleichmäßige Ablagetiefe, ohne Verschmieren des Saatguts, zu sichern. Hellere Flecken deuten hingegen auf sandige, leichtere Böden hin. Diese Standorte erwärmen sich tendenziell schneller, trocknen aber auch früher ab. Eine zu tiefe Ablage des Saatguts könnte einen Mangel an Keimwasser und eine verzögerte Entwicklung zur Folge haben.
Auch ältere Luftbilder von Vorfrüchten können je nach Aufnahmezeitpunkt verschiedene Informationen über die Standorteigenschaften liefern. Abbildung 2 zeigt einen heterogen entwickelten Rapsbestand. Die braunen Areale zeichnen sich deutlich von den sonst grünen Bereichen mit Pflanzenbedeckung ab. Es handelt sich hierbei vor allem um schwerere Böden und Kuppen, auf denen sich die Pflanzen durch eine anhaltend feuchte Witterung deutlich vermindert entwickelt haben. Bei ungünstiger Witterung und schlechter Wasserführung der Böden steigt die Gefahr der Verschlämmung und der Anteil an Feinerde sinkt. Das Saatbett kann hier deutlich klutiger sein, wodurch das Saatgut nur erschwert Bodenkontakt herstellen kann. Eine verzögerte Keimung und Entwicklung können die Folge sein. Bei besonders heterogenen Flächen, wie in diesen Beispielen, können Luftbilder dabei unterstützen, eine angepasste Saatbettbereitung zu planen, um möglichst homogene, optimale Feldaufgangsbedingungen zu erreichen.
Abbildung 2: Aufnahme eines heterogen entwickelten Rapsbestandes vom 18. Oktober 2023
Was verbirgt sich in den tieferen Schichten?
Die Eigenschaften des Unterbodens sind bedeutend für das Wachstum der Pflanzen, sobald die Wurzeln ausgeprägter entwickelt sind. Die Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser kann zu deutlichen Entwicklungsunterschieden führen, je nach Standortgüte auf einer Fläche. Eine entsprechende Anpassung der Saatstärke oder auch der Bodenbearbeitung sollte die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen berücksichtigen. Einfache Luftbilder können bereits bei der Bestimmung der Eigenschaften des Unterbodens unterstützen. Besonders zu empfehlen sind dabei Aufnahmen zur Abreife eines Pflanzenbestandes. Etwa drei Wochen vor der Ernte sind Unterschiede in der Entwicklung deutlich zu erkennen. Abbildung 3 zeigt eine Gerstenfläche mit unterschiedlichen Farbtönen. Es ist dasselbe Feld wie auf Abbildung 2, aufgenommen im Sommer 2023. Gelbliche Areale sind bereits deutlich in der Abreife fortgeschritten. Hell- bis tiefgrüne Bereiche deuten auf günstigere Standortbedingungen hin, die die Abreife verzögern. Im unteren Bereich der Fläche deuten die linienartigen Strukturen auf Entwicklungsunterschiede zwischen den gelblichen Kuppen und tiefgrünen Senken hin. Die Unterschiede in der Abreife verdeutlichen oft eine abgestufte Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit im Unterboden. Möglicherweise wirkte sich aber auch während der Entwicklung der Pflanzen die Bodenstruktur in Teilen der gelben Areale negativ auf die Wurzelentwicklung der Gerstenpflanzen aus. Diese gelangen nun nicht mehr an die gespeicherten Nährstoffe im Unterboden.
Interessant ist, dass sich die schweren Böden im oberen Teil des Feldes noch leicht grünlich von dem umliegenden Pflanzenbestand abzeichnen. In Abbildung 2 sind diese kleinen Bereiche durch eine verminderte Entwicklung in Form von braunen Flecken aufgefallen. Der Vergleich zwischen diesen beiden Bildern verdeutlicht die Dynamik zwischen Standorteigenschaften, Witterungsbedingungen und den Einfluss auf die angebaute Kultur.
Abbildung 3: Heterogene Abreife von Wintergerste etwa drei Wochen vor der Ernte (15. Juni 2023)
Planungsprozesse automatisieren
Neben der einfachen visuellen Auswertung und Verortung von besonderen Phänomenen auf den originalen Aufnahmen gibt es die Möglichkeit der Verarbeitung von Daten mithilfe eines sogenannten Geoinformationssystems (kurz GIS). In einem GIS können die Schrägluftbilder georeferenziert und somit in den realen Raum eingeordnet werden. Dies ermöglicht die weitere teilautomatisierte Verarbeitung der Daten zu einer Aussaatkarte, die mit der passenden Technik auf der Fläche abgearbeitet werden kann. Abbildung 4 zeigt das Potenzial der Nutzung und Georeferenzierung von Luftbildern. Ein Vergleich mit anderen Datenquellen wie der Reichsbodenschätzung wird ermöglicht. Hier wird deutlich, dass sich die Datenquellen in der Auflösung, aber auch der Aussage über die Eigenschaften des Bodens unterscheiden. Das fein aufgelöste Luftbild der unbedeckten Bodenoberfläche zeigt lediglich die Eigenschaften des Oberbodens. Die Reichsbodenschätzung wiederum hat den Boden in seiner Zusammensetzung bis zu 1 m in einem vergleichsweise großen Raster angesprochen.
Abbildung 4: Links: Darstellung der digitalisierten Reichsbodenschätzung nach Bodenart, rechts: georeferenziertes Luftbild mit Konturen der Reichsbodenschätzung
In einem GIS können verschiedene Datenquellen eingelesen, analysiert und weiterverarbeitet werden. Darauf aufbauend gibt es auch die Möglichkeit, Applikationskarten zu erstellen. Dafür können zum Beispiel Satellitenbilder teilweise kostenfrei heruntergeladen und verrechnet werden. Für sogenannte Vegetationsindizes werden die für einen Pflanzenbestand relevanten spektralen Bereiche der Aufnahme verrechnet, um die mit Pflanzen bedeckte Oberfläche besser abschätzen zu können. Werden Satellitenbilder relevanter Termine genutzt, zum Beispiel drei Wochen vor der Ernte, besteht auch hier die Möglichkeit, eine besonders große Heterogenität im Bestand zu erkennen. Abbildung 5 zeigt den Mittelwert mehrerer Vegetationsindizes, bestehend aus den jeweiligen Aufnahmen zum Zeitpunkt der Abreife des Pflanzenbestandes.
Höhere Vegetationsindex-Werte, nahe dem Maximum von 1, deuten auf eine höhere vitale Biomasse hin. Es ist möglich, im GIS automatisiert ein an die individuelle Arbeitsbreite des Anbaugerätes angepasstes Gitter zu erstellen. Auf Grundlage der berechneten Vegetationsindizes kann eine entsprechende Saatstärke eingefügt werden. So eine Applikationskarte zur Aussaat kann dann wie in Abbildung 6 aussehen.
Abbildung 5: Mittelwert des Vegetationsindexes NDVI der Vorjahre 2018 bis 2023 zur Abreife der jeweiligen Kultur, Darstellung nach ESA, Sentinel 2 Abbildung 6: Beispiel einer automatisch erstellten, auf die Arbeitsbreite genormten Aussaatkarte mit verschiedenen Saatstärken (rot – verringerte, gelb – durchschnittliche, grün – erhöhte Saatstärke)
Das Ergebnis überprüfen
Selbst bei homogenen Saatstärken ist es von grundlegender Bedeutung, die Umsetzung und Qualität der Aussaat zu überprüfen. Mithilfe der Fernerkundung können Areale unterschiedlicher Standortgüte für die Bonituren bestimmt werden, um mögliche Entwicklungsunterschiede zu erkennen. Ganz simpel funktioniert dies über die Orientierung anhand markanter Punkte im Luftbild, wie Landschaftselementen, Feldeinfahrten oder auch Fahrgassen. Mittlerweile gibt es aber auch verschiedene kostenfreie Anwendungen, die mit der GPS-Navigation eines Smartphones arbeiten. Damit können Punkte für die Bonitur der Ablagetiefe oder des Feldaufgangs gezielt aufgesucht werden. Wurden verschiedene Saatstärken gewählt, ist eine Überprüfung der Umsetzung der Areale sinnvoll. Die Qualität der Umsetzung kann von der genutzten Technik an sich, der Einstellung und Bedienung abhängig sein und somit großen Schwankungen unterliegen. Um ein Gefühl für die eigene Maschine zu bekommen, empfiehlt sich eine Bonitur der verschiedenen Saatstärken. Wer mutig ist, kann einen kleinen Saatstärkenversuch mit deutlichen Wechseln zwischen einer sehr hohen und sehr niedrigen Saatstärke anlegen. Anschließend werden die Saatstärken – Areale und Übergänge – mithilfe einer Beganglinie überprüft. Auf diese Art und Weise können der Übergang der Umsetzung und eine mögliche Verschleppung zwischen zwei Saatstärken abgeschätzt werden (Abbildung 7).
Abbildung 7: Aussaatkarte mit Beganglinien zur Überprüfung der Umsetzung von Saatstärken (li.) und Bonitur-Punkten in dreifacher Wiederholung zur Ermittlung des Feldaufgangs (r.)
Fazit
Fernerkundungsdaten ersetzen nicht das pflanzenbauliche Fachwissen, können aber mit dem nötigen Know-how dabei unterstützen, kritische Areale zu identifizieren, die zu Entwicklungsunterschieden führen können. Schon mit einfachen Mitteln können sie genutzt werden, um die Aussaat anzupassen und zu überprüfen. Darüber hinaus gibt es einige Möglichkeiten der Automatisierung im Bereich der Verarbeitung von Fernerkundungsdaten und der Erstellung von Applikationskarten. Es empfiehlt sich, mehr als eine Datenquelle zu nutzen, um potenzielle Schwächen oder Fehler in der Interpretation erkennen und vermeiden zu können. Im Rahmen von Schulungen an der Hochschule Neubrandenburg wird auch in diesem Winter wieder der Umgang mit Geodaten in der praktischen Landwirtschaft vermittelt. Die in diesem Artikel genannten Anwendungen sind nur ein Teil der gelehrten Inhalte. In sechs verschiedenen Kursen werden Impulse für verschiedene Nutzungsmöglichkeiten von Geodaten gegeben und mithilfe von Übungen die eigenständige Verwendung sichergestellt.
Licht ist einer der wichtigsten Umweltfaktoren, die das Tierverhalten beeinflussen. Welchen Einfluss verschiedene Spektralfarben auf Verhalten und Leistung von Ferkeln haben, wurde wissenschaftlich untersucht.
Der Sehsinn des Schweines ist, verglichen mit der Leistung anderer Sinnesorgane, eher als untergeordnet anzusehen. Der Geruchs-, Gehör- und Tastsinn sind weitaus bedeutender für die Wahrnehmung der Umgebung. Dazu kommt, dass die Schweine über keine flexible Augenlinse verfügen. Sie können deshalb die Sehschärfe durch Anpassung der Linse nicht fokussieren. So können Objekte nur in einem Abstand von etwa 2 m vom Auge des Schweines als scharf wahrgenommen werden. Diese anatomischen Besonderheiten des Auges von Hausschweinen sind ein Erbe der wilden Vorfahren. Die Natur entwickelt Sinnesorgane immer nur nach dem Prinzip des Selektionsvorteils und der Notwendigkeit. Der Sehsinn dient neben der Orientierung in eher gering beleuchteter Umgebung (Unterholz) offensichtlich vor allem dem Zweck der Futteridentifizierung im unmittelbaren Nahbereich des Auges. Dafür spricht auch das eingeschränkte Farbsehvermögen, indem die häufig vorkommenden Naturfarben Grün und Blau, nicht aber Rot wahrgenommen werden.
Lichtintensität und Tierverhalten
Schweine sehen nach bisherigen Erkenntnissen Farben im Vergleich zum Menschen deutlich gedämpfter. Schweine sind tag- beziehungsweise dämmerungsaktive Tiere, deren Tagesrhythmus vom Licht gesteuert wird. Dabei unterscheidet sich die Beleuchtung im Stall in vielen physikalischen Eigenschaften (Lichtintensität, Photoperiode, Lichtfarbe) von den Eigenschaften des natürlichen Lichtes. Dazu kommt eine völlig unterschiedliche Lichtintensität. Natürliche Lichtverhältnisse bilden das volle Farbspektrum des Lichtes ab und sind am Tage vielfach intensiver (über 10.000 lx) als das unter Stallhaltungsbedingungen (80 lx) machbar oder sinnvoll wäre. Auf der anderen Seite orientieren sich Wildschweine in der Nacht bei schwachem Mondlicht (unter 7 lx). Eine Fähigkeit, die bei Hausschweinen erhalten geblieben ist. Dies relativiert manche Diskussion um Vorgaben in der Haltungsgesetzgebung.
Versuch zum Lichteinfluss auf Ferkel
In der Ferkelaufzucht der Lehrwerkstatt Schwein des Lehr- und Versuchsgutes Köllitsch (Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, LfULG) wurde ein Versuch mit 16 Durchgängen durchgeführt. Die Versuchsdauer umfasste eine fünfwöchige Ferkelaufzucht mit 2.492 Einzeltieren. Es wurde der Einfluss unterschiedlicher Farbspektren des Lichtes (Rot, Grün, Blau, Kaltweiß) im Hinblick auf Tiergerechtheit, körperliche Unversehrtheit und Leistung im Vergleich zu warmweißem Licht geprüft. Alle untersuchten Ferkel stammten aus einer Kreuzung von BHZP-Mutterlinie db.Viktoria sowie dafür vorgesehenen Piétrain-Endstufenebern (db.77).
Es wurde je Aufzuchtdurchgang nur eine Lichtfarbe (Rot, Grün oder Blau) in ihrem Effekt auf das Tierverhalten im Vergleich zu kalt- oder warmweißem Licht getestet.
Im Ergebnis konnte eine direkte Wirkung von farbigem Licht auf das Aggressionsverhalten und zum Teil auch auf die Zunahmeleistung nachgewiesen werden (Tabelle 1). Farbiges Licht führt zu etwa 10 % weniger hyperaktiven Ferkeln, wobei in Haltungsgruppen mit rotem und blauem Licht signifikant weniger Ferkel mit agonistischem Verhalten ausgezählt werden. Mit Ausnahme von blauem Licht sinkt die Aggressivität der Tiere mit der Farbtemperatur von kaltweißem zu rotem Licht. Dieser positive Effekt drückt sich auch in tendenziell oder signifikant etwas höherer Futteraufnahme und täglichen Zunahmen aus und ist bei grünem Licht signifikant.
Bei blauem Licht dagegen werden weniger Ferkel mit Schwanz- oder Ohrverletzungen ausgezählt (Tabelle 2). Insbesondere Rot bewirkt eine zunächst positiv zu sehende, eher stärkere Orientierung auf das Futter und lenkt die Ferkel etwas vom Sozialpartner ab. Je nach Gesundheits- und Futteraufnahmeniveau kann dadurch jedoch das Risiko von nekrotischen Veränderungen sogar verstärkt werden. Es kann aber nicht sicher gesagt werden, ob die beobachteten Effekte eine reine Folge des Farbspektrums sind oder ob sie zum Teil von der Temperatur des Lichtes oder auch der Beleuchtungsstärke mitverursacht werden. Farbiges Licht wirkt weniger hell und es ist nicht ganz sicher, ob die absolute Lichtstärke mit den zur Verfügung stehenden Messmethoden überhaupt darstellbar ist. Nach tieferer Datenanalyse werden Einflüsse von blauem und zum Teil auch grünem Licht, anders als bei rotem Licht, von Effekten der Beleuchtungsstärke zumindest überlagert. In weiteren Untersuchungen wird zurzeit genauer geprüft, welche Rolle das Vollspektrum des Tageslichtes spielt.
Gezieltes Licht für mehr Tiergerechtheit
Es bleibt festzuhalten, dass unterschiedliche physikalische Eigenschaften des Lichtes zu nutzen sind, um Haltungssysteme tiergerechter zu gestalten. Die moderne LED-Technologie spart nicht nur Energie, sondern hat ein Potenzial, andere physikalische Eigenschaften (Farbe, Temperatur und Helligkeit) des Lichtes zu nutzen. Es gilt aber, Wärme- und Lichtwirkung voneinander zu trennen. Für die Haltungssysteme der Zukunft kann es sinnvoll sein, die Funktionsbereiche nicht nur mit unterschiedlicher Beleuchtungsstärke, sondern auch mit unterschiedlich farbigem Licht auszustatten. Das setzt aber den Einsatz von LED-Lichtbändern in den Funktionsbereichen und damit eine Abkehr vom Deckenlampenprinzip voraus.
Zunächst sollte der Ruhebereich hinsichtlich der Beleuchtungsstärke und Photoperiode eher weniger hell beleuchtet werden, damit Tiefschlafphasen unterstützt werden. Es gibt erste Hinweise, dass die zunehmende Unruhe der Tiere mit einer nicht ausreichenden Schlafqualität zu tun hat. Dafür spricht auch, dass Effekte auf die Melatonin-Ausschüttung erst bei einem Beleuchtungsniveau über 1.000 lx zu erwarten sind, wie es unter den Haltungsbedingungen konventioneller Warmställe technisch schwer umsetzbar und auch nicht sinnvoll ist. Haltungssysteme, die zukünftig Außenklimareize ermöglichen sollen, könnten nach dem Prinzip „Natur in den Stall“ Verbesserungen bringen. Im Warmstall beziehungsweise Innenbereich sind auf dem dafür technisch machbaren Niveau durchaus geringere Beleuchtungsniveaus, auch mit farbigem Licht, in den unterschiedlichen Funktionsbereichen sinnvoll. Offensichtlich reagieren Schweine positiv auf Farben, die auch in der Natur vorkommen. Im Ergebnis der vorliegenden Versuche gehört grünes Licht in den Fressbereich und blaues in den Aktivitätsbereich.
Fazit
Der Tagesrhythmus von Hausschweinen wird, so wie der ihrer wilden Vorfahren, vom Licht gesteuert. Dabei bildet die konventionelle Beleuchtung im Stall nur wenige Eigenschaften des natürlichen Lichtes ab. In einem Versuch wurde der Einfluss unterschiedlicher Farbspektren des Lichtes (Rot, Grün, Blau, Kaltweiß) im Vergleich zu warmweißem Licht geprüft. Es wurden Parameter in Bezug auf Tiergerechtheit, körperliche Unversehrtheit und Leistung von knapp 2.500 Aufzuchtferkeln untersucht.
Im Ergebnis konnte eine direkte Wirkung von farbigem Licht auf das Aggressionsverhalten und zum Teil auch auf die Zunahmeleistung bestätigt werden. Unterschiedliche physikalische Eigenschaften des Lichtes können genutzt werden, um Haltungssysteme tiergerechter zu gestalten. Wenn die Hausschweine aus guten Gründen nicht zurück in die Natur können, kommt die Natur mithilfe der Technik zurück in den Stall.
Es sind nach wie vor Fragen hinsichtlich des Einflusses von Licht in der Schweinehaltung offen. Auch im Lehr- und Versuchszentrum der Landwirtschaftskammer in Futterkamp wurde bereits in neue Lichttechnik investiert, um Fragestellungen für den praktischen Einsatz untersuchen zu können. Nähere Informationen dazu folgen demnächst.
Ein knappes Angebot und eine stetige Nachfrage haben die Kurse für Schlachtrinder in den vergangenen Wochen spürbar steigen lassen. Anfang September lagen die Gebote für O3-Jungbullen noch bei 4,70 €/ kg. Mittlerweile ist der Kurs auf 5 €/kg SG gestiegen. Auch bei Schlachtkühen ist von einem saisonüblichen Preisrückgang bislang keine Spur. Der Preis für die O3-Kuh ist zuletzt um 5 ct auf 4,20 €/ kg SG gestiegen. Dass die Kurse vorerst noch weitere Luft nach oben haben, zeigt ein Blick über die Elbe. Dort werden für Jungbullen mittlerweile 5,20 €/ kg SG und für Schlachtkühe 4,25 €/kg geboten.
Preise bewegen sich Richtung Rekordniveau
Aktuell sind beim Handel besonders Rinder aus Haltungsform 3 gefragt. Hier werden Zuschläge für Jungbullen von 0,25 €/ kg SG und für Schlachtkühe von 0,15 €/ kg SG gezahlt. Zum Teil wird von noch höheren Aufgeldern berichtet. Auch Schlachtfärsen sind zunehmend gefragt. Der Kurs für die R3-Färse ist hierzulande in den vergangenen Wochen um 15 ct auf zirka 4,95 €/kg SG gestiegen.
Damit zeigt sich ein recht beeindruckender Start in die Vermarktungssaison für Schlachtvieh. Der Höhepunkt der saisonalen Nachfrage steht ja eigentlich erst zum Jahresende bevor. Somit sind weitersteigende Jungbullenkurse möglich. Die Nachfrage nach Schlachtkühen ebbt dagegen Richtung Jahresende ab. Durch die aktuelle Entwicklung sind hier jedoch stabile Preisentwicklungen statt der sonst üblichen Preisabschläge möglich.
Auch Kälber für die Mast sind plötzlich wieder gefragt. Während in den vergangenen Wochen eher von einem schwachen Markt und Preiskorrekturen nach unten die Rede war, ziehen Mitte Oktober die Kurse spürbar an. So werden für schwarzbunte Bullenkälber guter Qualität von einigen Händlern 165 € je Tier geboten. Dies entspricht einem Aufschlag von zirka 30 € pro Kalb auf den bisherigen Kurs. Durch die Auswirkung der Blauzungenkrankheit ist der Anteil von zu leichten Kälbern derzeit aber recht hoch. Diese können nur mit Preisabschlägen vermarktet werden.
Unsicherheit der Mäster bleibt hoch
Trotz der vergleichsweise hohen Erlöse bleibt die Stimmung der Rindermäster gedrückt. Dies liegt zum einen an den ebenfalls gestiegenen Produktionskosten. Die Preise sowohl für Energie als auch für Futtermittel sind weiterhin recht hoch. Dazu kommen hohe Personalkosten durch den Mangel an Arbeitskräften. Zum anderen belastet die zunehmende Bürokratie die Betriebe. So gibt es neue Auflagen im Bereich der Veterinärmedizin und Änderungen im Bereich Tierschutz. Hinzu kommt, dass mehrere große Einzelhändler an der freiwilligen fünfstufigen Haltungsform-Kennzeichnung teilnehmen, die ab Juli 2024 von vier auf fünf Stufen umgestellt wurde. Dieser ständige Strom neuer Vorschriften und Auflagen sorgt dafür, dass immer mehr Rinderhalter aufgeben. Die Ergebnisse der Viehzählung zeigen einen schrumpfenden Rinderbestand in Deutschland und auch in der gesamten EU.
Die hiesigen Schlachtbetriebe berichten, dass der Lebensmittelhandel seine Ware zunehmend importiert, da das hiesige Preisniveau im Fleischeinkauf zu hoch ist. Doch auch die Einfuhren sind zuletzt gesunken. So sind vor allem die Importmengen der wichtigsten Lieferanten wie Dänemark, Niederlande, Polen und Österreich im ersten Quartal dieses Jahres gesunken. Nur die Lieferungen aus Südamerika konnten leicht zulegen.
Die Regelungen zur Wirtschaftsdüngerausbringung auf Grünland ändern sich zum Jahreswechsel. Besonders Futterbaubetriebe werden dadurch vor Herausforderungen gestellt.
Ab dem 1. Februar ist laut Düngeverordnung auf Grünland, Dauergrünland und mehrschnittigem Feldfutterbau nur noch eine streifenförmige, auf den Boden aufgebrachte Ausbringung von flüssigem Wirtschaftsdünger zugelassen. Prall- oder Schwenkverteiler sind lediglich auf unbestelltem Ackerland erlaubt. Hier gilt ab dem 1. Februar 2025 außerdem eine Einarbeitungspflicht von flüssigen und auch festen organischen Düngemitteln wie Hühnertrockenkot und Geflügelmist von einer Stunde. Die Einarbeitungspflicht gilt nicht für Festmist von Huf- oder Klauentieren sowie für Kompost, da diese nur geringe Mengen an Ammoniumstickstoff enthalten. Düngemittel mit einem Trockenmassegehalt von unter 2 % sind von der Einarbeitungspflicht ebenfalls ausgenommen.
Durch die bodennahe Ausbringung werden die Wirtschaftsdünger effizienter eingesetzt, sodass die Mindestanrechnung um 10 %-Punkte auf Grünland angehoben wird. Werden 170 kg Gesamt-N/ha/Jahr mit Schleppschläuchen ausgebracht, gelangen durchschnittlich etwa 10 bis 15 kg mehr pflanzenwirksames Ammonium- N in den Boden als bei der Breitverteilung. Der Einsatz von Schleppschuhen steigert die gedüngte pflanzenverfügbare Stickstoffmenge sogar um 20 bis 25 kg N/ha und Injektionstechnik schafft eine Steigerung um 30 bis 35 kg N/ha. Infolgedessen wird gewässerschonender gewirtschaftet und Mineraldünger eingespart.
Schlitzgerät bei der Wirtschaftsdüngerausbringung auf Grünland. Foto: Geries Ingenieure GmbH
Ammoniakemissionen reduzieren
Ziel der Regelung ist die Verringerung der Ammoniakemissionen, die in Deutschland größtenteils im landwirtschaftlichen Sektor (92 % Anteil an den Gesamtemissionen) entstehen. Ammoniak ist unter anderem aus folgenden Gründen schädlich: Emittiertes Ammoniak kann mit anderen Luftschadstoffen zu gesundheitsschädlichem Feinstaub reagieren, in naturnahe Ökosysteme eingetragen werden und so deren Eutrophierung fördern. Der Stickstoff kann zudem über Niederschläge wieder in den Boden gelangen. Dort ablaufende Umsetzungsprozesse tragen zur Bodenversauerung, Grund- und Oberflächengewässerbelastung und indirekt auch zur Emission von klimaschädlichem Lachgas bei. Im internationalen Abkommen zur Luftreinhaltung (NEC-Richtlinie) hat Deutschland sich dazu verpflichtet, die Ammoniakemissionen ab 2030 um 29 % gegenüber dem Jahr 2005 zu verringern. Zusätzlich wurde festgelegt, dass seit 2020 die jährlichen Emissionen 595.650 t nicht überschreiten dürfen. Die emissionsärmere Ausbringung von Mineral- und Wirtschaftsdüngern durch die strengeren düngerechtlichen Vorgaben seit 2017 hat bereits zu einer Verminderung beigetragen, sodass das Ziel 2021 eingehalten werden konnte (siehe Abbildung 1). Für die Erreichung des Ziels im Jahr 2030 wurden die Regelungen zur Ausbringung von Wirtschaftsdünger auf Grünland verschärft.
In der Abbildung 2 ist der Einfluss der Ausbringtechnik auf die Ammoniakverluste dargestellt. Die Varianzen entstehen durch die Witterungsbedingungen (Niederschlag, Temperatur, Wind) und die Zeit bis zur Einarbeitung. Herrschen niedrige Temperaturen mit wenig Wind, sind die Emissionen geringer als bei warmen, windigen Bedingungen. Deutlich wird, dass die Breitverteilung die höchsten Verluste (50 bis 100 % des ausgebrachten NH4-N) erzeugt. Unter optimalen Bedingungen und bei korrekter Anwendung können Schleppschläuche eine Reduzierung der Verluste um mehr als 50 % erreichen. Dazu gehört, dass Schläuche schleppend auf dem Boden beziehungsweise im Pflanzenbestand und nicht hängend darübergeführt werden. So wird der Wirtschaftsdünger mit möglichst geringer Oberfläche und dadurch geringen Emissionen abgelegt. Schleppschuhverteiler vermindern die Verluste des ausgebrachten NH4-N um 40 bis 80 %. Zusätzlich sind Schleppschuhverteiler auf Grünland besser geeignet als Schleppschläuche, da sie den Pflanzenbestand bei ausreichender Bestandshöhe teilen und so eine Futterverschmutzung reduzieren.
Am stärksten werden die Verluste durch Ansäuerung reduziert. Ansäuerung verändert das Verhältnis von Ammonium und Ammoniak im Wirtschaftsdünger zugunsten des Ammoniums, sodass weniger Ammoniak ausgast und mehr Stickstoff den Pflanzen zur Verfügung steht. Weitere Informationen zur Ansäuerung können bei dem Projekt „Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Säure+ im Feld“ der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und weiteren Partnern gefunden werden (www.saeureplus.de).
Umfrageergebnisse aus den Beratungsgebieten 6 und 12
Eine Umfrage zum Thema Wirtschaftsdüngerausbringung wurde in den Beratungsgebieten 6 und 12 durchgeführt. Mehr als drei Viertel der befragten Landwirte und Landwirtinnen setzen auf Grünland Wirtschaftsdünger ein, was verdeutlicht, wie viele Landwirte und Landwirtinnen von der Regelung betroffen sind. Davon nutzen 41 % einen Breitverteiler. Ab 2025 wird hauptsächlich auf die Ausbringung mit Schleppschläuchen beziehungsweise Schleppschuhen zurückgegriffen. Der Einsatz von Scheibenschlitzgeräten wird nach der Umfrage von nur 6 % der Teilnehmer geplant. Mehr als die Hälfte arbeitet gemeinsam mit einem Lohnunternehmen und kann so die Technik nutzen, die von dem Lohnunternehmen angeboten wird.
Des Weiteren wurde gefragt, wie die Landwirte und Landwirtinnen zu der Neuregelung ab 2025 stehen. Von 57 Freitextantworten waren 26 Landwirte und Landwirtinnen negativ gestimmt, 16 haben die Auflagen differenziert gesehen und 15 fanden sie gerechtfertigt. Aus eigener Erfahrung würden die Mehrkosten hierbei durch die bessere Ausnutzung der Nährstoffe gedeckt, schrieb ein Landwirt. In einem kritischen Kommentar wird darauf hingewiesen, dass aufgrund der Bauweise kleinerer Betriebe die großen Güllewagen der Lohnunternehmer und Lohnunternehmerinnen nicht immer zu den Jauchegruben gelangen könnten. Der Landwirt fordert, dass für Kleinbetriebe bis 150 m3 Jauche Breitverteiler weiter erlaubt sein sollten. Abwägend ist die Meinung eines anderen Landwirts, der anmerkt, dass der Einsatz eines Breitverteilers im zeitigen Frühjahr und/oder bei Regen erlaubt bleiben sollte. Da einige Berufskollegen jedoch auch bei 30 °C und praller Sonne mit einer Breitverteilung Wirtschaftsdünger ausbrächten, sei ein Verbot völlig in Ordnung, so der Landwirt weiter.
Ökonomische Aspekte betrachten
Durch die Pflicht zur bodennahen Ausbringung auf Grünland müssen viele Landwirte zukünftig andere Technik einsetzen. Ein Vergleich der Verfahrenskosten der Wirtschaftsdüngerausbringung ist in der Tabelle dargestellt. Dabei muss beachtet werden, ob bei einer Eigenmechanisierung ausreichend viele Arbeitskräfte und Zeit zur Verfügung stehen. Lohnunternehmen haben häufig aktuelle und schlagkräftige Technik, die zum Beispiel durch Reifenregeldruckanlagen eine bodenschonende Ausbringung ermöglicht. Nachteilig ist, dass außerbetriebliche Fahrer die Flächen häufig nicht gut kennen und es gerade im Grünland versteckte nasse Stellen gibt, die vermieden werden sollten. Ausreichende Kommunikation, mehrjährige Zusammenarbeit und die Arbeit mit Applikationskarten können dieses Problem minimieren. Lohnunternehmen verlangen zwischen 4 und 5 € pro ausgebrachtem Kubikmeter Wirtschaftsdünger.
Fazit
Ab 2025 dürfen auf Grünland flüssige Wirtschaftsdünger nur noch streifenförmig und bodennah ausgebracht werden. Dazu verringert sich die Einarbeitungszeit auf unbestelltem Ackerland auf eine Stunde. Infolgedessen erhöhen sich die Mindestanrechenbarkeiten auf Grünland um jeweils 10 %. Die Regelungen zur bodennahen Wirtschaftsdüngerausbringung auf Grünland schützen Gewässer direkt durch Verringerung des Wirtschafts- und Mineraldüngereinsatzes. Indirekt reduzieren geringere Emissionen und Einträge von Nährstoffen aus der Luft die Belastung der Gewässer. Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, müssen viele Landwirte investieren, nachrüsten oder einen Lohnunternehmer beauftragen. Letzteres wird den größten Anteil in unseren Beratungsgebieten ausmachen.
Es war eine weite Reise in wichtiger Mission: einmal vom nördlichen Hamburger Stadtrand in die Segeberger Heide und zurück. Allein auf dem 32 km langen Hinweg überquerte der zehnjährige Rothirsch Anfang September in zwei Nächten 14 zum Teil stark befahrene Straßen und schlich sich durch teilweise dicht besiedelte Gebiete. Erst seit wenigen Tagen ist er wieder zu Hause im Hamburger Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook. Rothirsche legen zur Paarungszeit oft weite Strecken zurück und transportieren dabei ihre Gene von einer Teilpopulation in die nächste. Mit ihrer Mobilität zur Paarungszeit sichern sie die genetische Vielfalt und die langfristige Existenz ihrer Art. Das Besondere: Erstmals konnte eine solche Wanderung im Norden genau erfasst werden.
Die Besenderung des Rothirsches – in der Region „der Bargfelder“ genannt – ist ein gemeinsames Projekt von Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Landesjagdverband Schleswig-Holstein sowie den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten und ein Beispiel für die gute Kooperation. Abgesehen von seinem imposanten Geweih ist er an einer kahlen Stelle im Fell auf der rechten Schulter gut erkennbar und wurde bereits in den Vorjahren zur Brunftzeit im Herbst in der Segeberger Heide beobachtet. Dass der Hirsch nun einen GPS-Sender trägt, ist eine kleine Sensation. „Als der Biologe und Wildtierfotograf Gernot Maaß und der Jagdaufseher Marco Klose mit der Idee der Besenderung auf mich zugekommen sind, war mir sofort klar, dass dies eine große Chance ist, den Wanderweg des ,Bargfelders‘ zu dokumentieren und auf das Problem der zunehmenden Lebensraumzerschneidung hinzuweisen. Wir wussten aber auch, dass es fast unmöglich ist, einen ganz bestimmten Hirsch zu narkotisieren und zu besendern“, berichtet der Wildbiologe Frank Zabel, der Initiator des Projektes vom Landesjagdverband Schleswig-Holstein.
Narkosepfeil machte es möglich
Doch nach perfekter Vorbereitung durch örtliche Unterstützer ist es im Juli gelungen, das Tier mit einem GPS-Sender auszustatten. „Wir haben mehrere Abende auf der Lauer gelegen, um den Hirsch mit einem Narkosepfeil zu betäuben, ein langwieriges und schwieriges Unterfangen. Nicht selten gewinnt dabei der Hirsch, denn dem langsamen Betäubungsgeschoss weichen die Tiere problemlos aus“, erklärt Marcus Meißner, Rothirsch-Experte der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und verantwortlich für die Besenderung. „Darüber hinaus sollte man nicht weiter als 20 m von dem Tier entfernt sein und der Hirsch muss lange genug stehen bleiben, bis der Pfeil ankommt.“ Vom Schuss bis zur Wirkung der Narkose dauert es mehrere Minuten. Gefunden hat den narkotisierten Hirsch zielsicher Marcel Zickermann, Forstwirt und Jagdexperte von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten mit einem für solche Aufgaben speziell ausgebildeten Jagdhund. Seit der Besenderung wird jede Stunde die Position des Tieres ermittelt. „Es wäre schön, wenn der Sender ein weiteres Jahr durchhält“, hofft Meißner, „danach können wir das Halsband per Knopfdruck wieder ablösen.“
Wandert er oder wandert er nicht? Das war seit der Besenderung die große Frage. Am 31. August war es dann endlich so weit und Hirsch brach auf zu seiner großen Wanderung nach Norden. Gut dreieinhalb Wochen hat er insgesamt in der Segeberger Heide verbracht, bis er dann am 27. September innerhalb von nur zwölf Stunden zurückgekehrt ist. „Es ist natürlich eine besondere Freude, den Hirsch jedes Mal wieder wohlbehalten am Ziel seiner Wanderung zu beobachten – jetzt kennen wir nun endlich auch seine Route“, freut sich Wildtierfotograf Gernot Maaß, der die kahle Schulter als Erkennungsmerkmal ausmachte.
Genaustausch wird schwieriger
Die Wanderachsen der Rothirsche zwischen den beiden Gebieten sind seit vielen Jahren bekannt und waren Gegenstand mehrerer Forschungsarbeiten. Mithilfe der Telemetrie ist es jetzt erstmals gelungen, die bisherigen Modell-Annahmen mit Bewegungsdaten zu belegen. Das Problem: Derartige Wanderungen werden immer seltener und die Möglichkeiten dazu schwinden. Das macht nicht nur den Genaustausch der Hirsche schwieriger. Wildtier-Korridore sind die Lebensadern der Artenvielfalt und verbinden Ökosysteme miteinander. So trägt zum Beispiel jeder Rothirsch eine Vielzahl von Pflanzensamen mit sich – entweder im Verdauungstrakt oder im Fell – und verteilt sie über weite Strecken. Werden diese Verbindungen unterbrochen, hat das langfristig gravierende Folgen, sowohl für die Lebensgemeinschaften als auch für den Genpool einzelner Arten. „Ein funktionierender genetischer Austausch ist in Schleswig-Holstein gerade für die großen, weit verteilten Waldgebiete, zum Beispiel den Segeberger Forst, und ihren Rotwildbestand von besonderer Bedeutung“, erklärt Jan Meyer-Hamme, zuständig für das Sachgebiet Jagd bei den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. „Mehrere genetische Untersuchungen bestätigen, dass die Rotwildvorkommen in Schleswig-Holstein bereits ein gravierendes Problem haben und auf die Wiederbelebung des Genaustauschs angewiesen sind“, ergänzt der Wildbiologe Frank Zabel vom Landesjagdverband Schleswig-Holstein. Was zum Schutz der Verbundachsen getan werden muss, ist unstrittig: Durch Autobahnen oder Bundesstraßen zerschnittene Wildtier-Korridore müssen durch Grünbrücken querbar gemacht werden, auf ganzer Länge durchlässig bleiben und ausreichend viele Trittsteine als Ruheräume beinhalten. Nicht umsonst war das einzige Etappenziel des „Bargfelders“ auf seiner Wanderung am 1. September das Stiftungsgebiet Nienwohlder Moor. pm
Anfang März sind die zur Abkalbung anstehenden Kühe in den umgebauten Abkalbestall gezogen. Dieser weist zwei Gruppenbuchten mit Separee und eine Größe von 88 m² sowie zwei Einzelbuchten mit einer Größe von 44 m² auf. Im Abkalbestall ist zusätzliche Fläche für den Strohbereich der behandlungswürdigen und frisch abgekalbten Kühe vorhanden. Die Buchten mit Separee sollen das Tierwohl verbessern und den Kühen das Ausüben des natürlichen Verhaltens ermöglichen. So haben sie die Möglichkeit, sich zum Zeitpunkt der Kalbung von der Gruppe zu separieren.
Im Iglustall ist im Lehr- und Versuchszentrum eine frühe Gruppenhaltung eingebaut, parallel zur klassischen Einzeligluhaltung. Die frühe Gruppenhaltung bietet den Kälbern unter anderem die Möglichkeit der frühen Sozialisierung.
Die Gruppenbucht mit Separee bietet den Kühen die Möglichkeit, ihr natürliches Verhalten auszuleben und sich zum Zeitpunkt der Kalbung von der Gruppe zurückzuziehen.Manche Kühe am Lehr- und Versuchszentrum suchen zur Kalbung das Separee auf, manche verbleiben aber auch in der Gruppe.
Der Abkalbestall
Im Abkalbestall haben sich die Routinen nur dahingehend geändert, dass die Kühe größere Flächen zur Verfügung haben, die gereinigt, gestreut und gemanagt werden müssen. Der Ablauf der alltäglichen Arbeiten ist gleich geblieben. Drei Wochen vor der Kalbung kommen die Kühe in den Abkalbestall und verbleiben dort in der Gruppenbucht, mit Separee oder in der Einzelbucht, bis zur Abkalbung. Anschließend werden sie in den großen Strohbereich umgestallt. Dort werden die Kühe nach der Kalbung engmaschig überwacht und betreut.
Durch den Nachahmungseffekt lernen die Kälber sich gegenseitig am Automaten an. Eine Unterstützung durch die Mitarbeiter wird in der frühen Gruppenhaltung reduziert.
Innerhalb des Projektes soll geklärt werden, ob die Tiere vermehrt das Separee aufsuchen und inwieweit sich der Kalbeverlauf eventuell unterscheidet. Aktuell kann nur ein Zwischenfazit gezogen werden, da der Versuch noch bis Ende Juni 2025 läuft. Erst nach der Datenaufnahme wird eine analytische Auswertung der finalen Ergebnisse vorliegen. Demnach sind die folgenden Zahlen nur eine kurze Zusammenfassung und beschreiben die aktuellen Beobachtungen. Bisher haben 94 Kühe in dem neuen Abkalbestall gekalbt und bilden damit die bisherige Versuchsgruppe. Davon haben 38 Kühe in einer Einzelbucht und 56 Kühe in einer Gruppenbucht gekalbt. Von den 56 Kühen in der Gruppenbucht haben 26 Kühe im Separee gekalbt. Von den 21 Kühen, die nicht im Separee gekalbt haben, hätten acht jedoch das Separee aufsuchen können. 13 Kühe hatten aus organisatorischen Gründen nicht die Möglichkeit, das Separee aufzusuchen.
Die Kühe werden zusätzlich mit Videokameras überwacht. Dokumentiert werden dabei vor allem der Kalbeverlauf und die Häufigkeit der Nutzung der Separees. Eine Auswertung der Videos erfolgt, wenn ausreichendes Datenmaterial vorhanden ist. Die aktuellen Beobachtungen durch die Mitarbeiter im Kuhstall zeigen, dass es anscheinend keine auffallenden Veränderungen im Kalbeverlauf innerhalb des Separees oder außerhalb des Separees gab.
Situation im Iglustall
Im Iglustall startete aktuell der siebte Durchgang mit Kälbern in der frühen Gruppenhaltung. Zurzeit ist die Gruppe noch nicht voll besetzt und weitere Kälber werden erwartet. In der frühen Gruppenhaltung laufen bis zu acht Kälber gemeinsam. Anfangs sind die Einzelausläufe heruntergeklappt, sodass die Kälber ausreichend und gesichert mit Kolostrum versorgt werden. Am zweiten Lebenstag werden die Ausläufe hochgeklappt und die Kälber über einen Tränkeautomaten versorgt.
Insgesamt sind seit Beginn des Versuchs, Anfang März 2024, 98 Kälber geboren worden. Die Differenz zu der Anzahl an Kühen (94) ergibt sich aus drei Zwillingsgeburten. Von den 98 Kälbern wurden 45 Kälber in der frühen Gruppenhaltung und 53 Kälber in den Einzeliglus gehalten. Die statistischen Auswertungen werden, wie bei den Kühen, erst im kommenden Jahr erfolgen, sobald die Datenaufnahme abgeschlossen ist. Ebenso wie im Abkalbestall beruhen die Aussagen vorerst nur auf aktuellen Beobachtungen, die keine finale Schlussfolgerung oder Aussagen zu Versuchsergebnissen zulassen.
Durch digitalisierte Listen wird ein sorgfältiger Gesundheitscheck im Stall ermöglicht. Alle Kälber werden ab der Geburt bis zum 77. Lebenstag dreimal wöchentlich gesundheitlich überwacht und beurteilt. Es sollen eventuelle Unterschiede zwischen den Kälbern der Einzeligluhaltung und denen der frühen Gruppenhaltung aufgedeckt werden. Zudem steht das Tierwohl an oberster Stelle und kleine Abweichungen wie wiederholtes Husten, wässriger Nasenausfluss, tränende Augen, starke Kotverschmutzungen, schlechter Allgemeinzustand oder hängende Ohren et cetera können schnell erkannt und behandelt werden. Es sind bislang keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden frühen Haltungssystemen aufgefallen. Diese Aussage lässt sich aber erst nach einer statistischen Auswertung bestätigen oder widerlegen.
Bisherige Beobachtungen in den wöchentlichen Gesundheitschecks zeigen keine eindeutigen Unterschiede zwischen den Kälbern der beiden frühen Kälberhaltungsverfahren.
Gesundheit der Kälber
Wider Erwarten sind auch die jungen Kälber aus der frühen Gruppenhaltung nicht dem höheren Infektionsdruck mit folgender Erkrankung ausgesetzt. Es ist in der frühen Gruppenhaltung kein Krankheitseinbruch seit Start des Versuchs beobachtet worden. Im weiteren Verlauf der Versuchsauswertung wird die Auswertung der Speichelkortisolproben interessant. Mittels dieser Proben wird das Stressniveau der Kälber insbesondere zum Zeitpunkt des Umstallens ermittelt. Innerhalb des Projektes ist von großem Interesse, ob die Kälber aus der frühen Gruppenhaltung weniger Stress als die Kälber aus der Einzeligluhaltung zum Zeitpunkt des Umstallens haben. Diese Auswertung erfolgt ebenfalls im kommenden Jahr.
Fazit
Seit einem halben Jahr läuft die Datenaufnahme im Projekt „InnoRind“ im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer. Beobachtungen zeigen bisher eine Ausgewogenheit in Bezug auf den Ort der Kalbung. Sowohl das Separee wird zur Kalbung aufgesucht als auch ein Platz inmitten der Gruppe oder in einer Einzelbucht. Der Kalbeverlauf zeigt sich in allen Bereichen ähnlich, ohne Auffälligkeiten. Im Iglustall sieht man in der frühen Gruppenhaltung sehr agile und aufgeweckte Kälber, die sich durch einen Nachahmungseffekt am Tränkeautomaten selbst anlernen. Eine Auswertung des Stressniveaus zum Zeitpunkt des Umstallens erfolgt am Ende des Projektes. Bisherige Beobachtungen in den Gesundheitsdaten zeigen keine Unterschiede in den beiden frühen Kälberhaltungssystemen.
Wie sehen die Ortsvereine, Kreisverbände und der Landesverband zukünftig aus? Mit dieser und vielen weiteren Fragen beschäftigten sich rund 80 LandFrauen aus ganz Schleswig-Holstein auf der Zukunftskonferenz des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein im Lebensmittelinstitut KIN in Neumünster.
Geleitet von dem Gedanken „Alles, was man sich vorstellen kann, ist real“ ging es darum, gemeinsam Visionen zu entwickeln und die LandFrauenvereine und ihre Strukturen abseits des Gewohnten weiterzudenken.
LandFrauenvorsitzende Claudia Jürgensen
„Die LandFrau 2040 ist gut vernetzt, gemeinschaftsorientiert, gesundheitsbewusst, unternehmerisch und achtsam“ – so stand es auf einer der großen Folien auf der Präsentationsleinwand im KIN. Und viele der teilnehmenden LandFrauen fanden sich erfreulicherweise auch jetzt schon direkt in dieser Beschreibung wieder. Am Bild der LandFrau muss in Zukunft auch gar nicht gefeilt werden; schließlich schafft der Verband es seit mehr als 75 Jahren, mit dem stetigen Wandel mitzuhalten, ihn oft sogar selbst anzustoßen.
Aber wie steht es in den nächsten 16 Jahren und weiter um die Beweglichkeit der LandFrauenvereine? Welche Werte wollen sie in der Zukunft (weiter) vermitteln? Wie schaffen sie Verbindlichkeit und Struktur bei gleichzeitiger Offenheit für Flexibilität und Dynamik?
Dinge auch einmal anders und neu zu denken, in kleinen Schritten mutig neue Wege erkunden – das war die Idee der diesjährigen Zukunftskonferenz, für die der LandFrauenverband die Moderatorinnen Katrin Mehner und Julia Ilper von der Andreas-Hermes-Akademie gewinnen konnte. Die beiden Coaches befassen sich seit vielen Jahren mit Verbandsentwicklung. „Die Inhalte kommen immer von unseren Teilnehmern und Teilnehmerinnen, wir geben die Impulse. Manchmal hat man von außen einfach einen anderen, unverklärten Blick auf Dinge und kann leicht umsetzbare Hilfestellungen geben“, erklärte Mehner.
An einem Flipchart erarbeiteten die LandFrauen Kernfragen für ihre zukünftige Arbeit.
Zunächst ging es in einer lockeren Fragerunde darum, was das Thema Zukunftsgestaltung überhaupt bei den Teilnehmerinnen auslöst und welche Erwartungen alle an den Tag hatten. Anschließend konnten die rund 80 LandFrauen in verschiedenen Gruppenarbeiten und mit unterschiedlichen Kreativmethoden, wie dem Verbauen von Legosteinen, ihre Ideen einer LandFrauenzukunft in Schleswig-Holstein entwickeln. Finale Ergebnisse sollte es zwar nicht geben, aber wünschenswerte Ziele für die Zukunft wurden deutlich: Bürokratieabbau, Digitalisierung, mehr Offenheit und Flexibilität, Brücken schlagen und den Zusammenhalt fördern.
Ilper und Mehner gaben den LandFrauen am Ende des Tages mit auf den Weg, dass „Sie sich auch in Zukunft die Historie der LandFrauen und die immer noch große Präsenz auf dem Lande bewusst machen. Lassen Sie sich nicht entmutigen, sondern probieren Sie aus. Nutzen Sie die unterschiedlichen Kompetenzen ihrer Mitglieder. Denn nur wenn man jedes Teil zusammenfügt, wird doch am Ende ein ganzes Bild daraus!“
Auf der Arbeitstagung des LandFrauenverbandes am 13. November in Neumünster werden die Ergebnisse der Zukunftskonferenz weiterbearbeitet.
Dies gleich vorweg: Es ist ein Dauerbrenner an der Westküste, und es wird immer schlimmer – das Gänseproblem. „Bei der Tierkontrolle auf der Weide sitzen die Gänse neben einem“, sagt Merle Pahl, Kreisgeschäftsführerin in Nordfriesland. „Es werden immer mehr. Bis Mai fressen sie im Dauergrünland alles weg, dann kann auf den Inseln und Halligen oft kein erster Schnitt gemacht werden, sondern erst im Juni oder Juli, wenn sie weggeflogen sind. Aber einige bleiben bereits ganzjährig und brüten hier.“ Auch Wintergetreide anzubauen sei zum Teil nur schwer möglich, es werde kahl gefressen. Es gibt den Vertragsnaturschutz für Gänse, da erhalten Landwirte unter Auflagen eine kleine Entschädigung.
Ochsenweg ade
Traditionell herrscht auf der Geest Rinderhaltung vor und in der Marsch Ackerbau. Früher wurden gerade dort die Ochsen gemästet, die von Dänemark kamen, bevor sie über die Elbe nach Süden getrieben wurden – Stichwort Ochsenweg. Ein wichtiger Bereich ist die Schafhaltung, vor allem zur Sicherung und Instandhaltung der Deiche für den Küstenschutz. „Es sind viele, manche Schafhalter haben über 1.000 Tiere.“ Der Wolf war zum Glück lange nicht da, „aber wenn er käme, wäre es ein großes Problem“ – Stichwort Selbstbedienungsbuffet.
Als Einkommensalternative zur Landwirtschaft bietet sich der Tourismus an, besonders an der Küste und auf den Inseln und Halligen. Erneuerbare Energien sind stark vertreten, vor allem Windkraft, aber auch Photovoltaik und ebenfalls Biogas, vorrangig auf der Geest.
Mitgliederstärkster Kreis
Das Team der Kreisgeschäftsstelle Nordfriesland in Bredstedt (v. li.), oben: Sina Heinrich, Geschäftsführerin Merle Pahl, Susanne Lassen; unten: Olaf Boysen, Heinke Clausen-Hansen, Hilke Petersen.Foto: Jan Dirks
Nordfriesland ist der flächenmäßig zweitgrößte Kreis knapp nach Rendsburg-Eckernförde und der mitgliederstärkste im Bauernverband Schleswig-Holstein – auch viele Kleinbauern sind hier Mitglieder. Bis zur Fusion des KBV Nordfriesland im Herbst 2022 war er geteilt in die KBV Südtondern und Husum-Eiderstedt. Bis 1973 war der zusätzlich in zwei KBV geteilt. Bis Anfang dieses Jahres führten die Geschäftsführer Armin Reiche (Südtondern) und Boris Fridriszik (Husum-Eiderstedt) gemeinsam den KBV Nordfriesland weiter, bis sie in Ruhestand gingen und Merle Pahl am 1. April die Geschäftsführung übernahm. Gut, dass sie ein großes Team zur Unterstützung hat: Sina Heinrich, Susanne Lassen, Olaf Boysen, Heinke Clausen-Hansen und Hilke Petersen. Sie führen nicht nur organisatorische Aufgaben aus, sondern auch fachliche wie etwa Steuerberatung, Dünge- oder Agrardieselanträge. Es ist vorgesehen, dass die neue Kreisgeschäftsführeranwärterin Gesa Rasmussen das Team verstärkt.
Inseln und Halligen
Eine Besonderheit im Kreis sind die Inseln und Halligen. Besonders auf Sylt, Föhr und Pellworm wird Landwirtschaft betrieben, auf Amrum gibt es nur einen Vollerwerbslandwirt.
Für die Landwirte dort gibt es regelmäßige Sprechstunden: in Oevenum auf Föhr und in Morsum auf Sylt, auf Pellworm, dazu auf dem Festland in Leck und in Garding auf Eiderstedt. „Vor allem auf Föhr und in Leck kommen viele“, sagt Kreisgeschäftsführerin Merle Pahl. Aber, so betont sie: „Die Landwirte sollten sich anmelden! Wenn keine Anmeldungen vorliegen, fällt der Sprechtag aus.“
Wi snackt Platt
Und eine weitere Besonderheit: Bei der Beratung wird viel Platt gesprochen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sofern nicht ohnehin muttersprachlich, können es gut verstehen. „Das ist wichtig für die Arbeit mit den Mitgliedern, so entsteht gleich eine Vertrautheit“, weiß Merle Pahl.
Friesisch allerdings kann sie nicht. „Das ist kurios, wenn auf Föhr ein Paar kommt und es spricht miteinander Friesisch und mit mir dann auf Plattdeutsch.“Tonio Keller
Sohn darf den Treckerführerschein mit 15 machen
Eigentlich dürfen junge Leute den Treckerführerschein erst ab dem Alter von 16 Jahren machen. Aberdie Hilfe von Leif Marco auf dem Betrieb von Vater Kim Steensen im Ortsteil Trollebüll von Stedesand ist wichtig. Die 84 ha Grünland und 20 ha Acker liegen zum Teil weit auseinander, einige Flächen in Summe von 19 ha sind etwa 5 km vom Hof entfernt. Da muss der Trecker über öffentliche Straßen fahren. Das ist auch der Fall beim Holen und Bringen von Fahrzeugen der Maschinengemeinschaft, an dem Familie Steensen beteiligt ist, und zum Düngerlager.
„Es ist schwierig, geeignete qualifizierte Arbeitskräfte zu finden“, sagt Kim Steensen. „Sie werden oft spontan und bei Arbeitsspitzen gebraucht, oft auch am Wochenende. Mein Sohn kennt die Maschinen gut, und zwar von Kindesbeinen an, das ist bei Aushilfskräften nicht immer so.“
Die Erlaubnis zum Treckerführerschein mit 15 muss gut begründet werden. Kreisgeschäftsführerin Merle Pahl hat den Antrag formuliert und erklärt, dass der Kreisbauernverband das Anliegen unterstütze. Dazu musste dem Verkehrsamt eine ausführlichere Begründung vorgelegt werden. Die lieferte Merle Pahl anhand von Flächenkarten des Betriebes und Wegbeschreibungen nach, was letztlich Erfolg hatte.
„Ohne diese Hilfe hätte das nicht geklappt“, ist Kim Steensen überzeugt. Und was ihm besonders wichtig ist: „Leif Marco hat Bock auf Landwirtschaft. Wenn junge Leute eine Aufgabe haben, ist das gut für ihr Selbstbewusstsein.“