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Ergebnisse Landessortenversuche Winterraps und Anbauempfehlung zur Aussaat

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Die Rapsernte verlief so durchwachsen wie das Wetter in diesem Jahr. Optisch hervorragende Bestände – enttäuschende Ergebnisse am Ende. Auf leichten Böden zeigten sich die Erträge oftmals besser. Trotz trockenem Erntewetter war in vielen Bereichen einfach zu viel Wasser vorhanden. Der Artikel beschreibt, wie die einzelnen Sorten an den verschiedenen Standorten abgeschnitten haben.

Der Deutsche Wetterdienst berichtete Anfang Juli, dass die vergangen zwölf Monate bundesweit die niederschlagsreichsten seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881 waren. 1.070 mm Niederschlag waren es im Zeitraum von Juli 2023 bis Juli 2024, 789 mm sind es im langjährigen Durchschnitt. Das hatte natürlich auch Auswirkungen auf das Rapsjahr 2023/2024.

Zudem waren die Wintermonate deutlich zu warm: der Januar 4 K wärmer, der Februar sogar 6 K, der März 3 K wärmer als der jeweilige Mittelwert der Monate von 1961 bis 1991. Der Raps, quittierte dies mit dem frühesten Blühbeginn in den Aufzeichnungen der Schleswig-Holsteinischen Rapsversuche, wo er den Erdflöhen und den Wassermassen nicht erlegen war. Am 6. April blühten die frühesten Sorten.

Dabei endete der April frostig, und der Raps blieb in seiner Entwicklung mit blühenden Haupttrieben stehen. Erst der wärmere Mai ließ den Raps weiterwachsen. Er blühte an den Nebentrieben lange nach. Sieben Wochen lang bescherte er dem Land einen goldgelben Frühling. Bisher hatten sich lange Blühphasen immer positiv auf den Ertrag ausgewirkt.

Entwicklung an den Versuchsstandorten

Die Aussaat der Landessortenversuche erfolgte 2023 Ende August in ein bereits auf allen sieben Standorten gut feuchtes Saatbett, da die Trockenphase bereits im Juli endete. Die Aussaatbedingungen waren noch optimal, anders als für die später folgende Getreideaussaat. Der Raps hatte fast überall einen guten Start und konnte sich üppig in den Herbst entwickeln. Ausnahmen gab es, wenn er direkt in einem stärkeren Regen gedrillt worden war und verschlämmte.

Schwierig wurde es danach zum Beispiel in der Marsch. Die Böden im Sönke-Nissen-Koog waren von Oktober bis April wassergesättigt, die Pfahlwurzeln faulten ab. Der Versuch musste daraufhin beendet werden, blieb aber stehen. Die lichten Bestände verunkrauteten über den Sommer mit Kamille, die sich besonders unter Sauerstoffmangelbedingungen im Boden konkurrenzstark zeigte, ein Bild, das sich auf vielen Praxisflächen, besonders in den Kögen zeigte (siehe folgendes Bild).

Standort Sönke-Nissen-Koog – Sauerstoffmangel im Boden begünstigt Kamille in ausgedünnten Beständen. Schwere Standorte waren im April 2024 oft umbruchwürdig.

Der Rapserdflohdruck zeigte sich besonders im Lauenburgischen im Versuch in Kastorf. Dennoch konnte er dort, anders als 2022, durch die Behandlungsempfehlung des Pflanzenschutzdienstes bei der Landwirtschaftskammer gehalten und beerntet werden. Herausragend hat sich diesmal der Raps 2023/24 in Schuby entwickelt. Der leichte Standort mit 24 Bodenpunkten litt diesmal nicht unter Wassermangel.

In Loit und Futterkamp haben sich die Bestände im Herbst sehr mastig entwickelt, und besonders in Futterkamp kam es zu einer merklichen Streckung der Stängel im Herbst. Die Winterhärte wurde jedoch nicht abgefordert, so verloren einige Sorten über Winter nur einen Teil der alten Blätter. Zur Vernalisierung reichten die wenigen kalten Tage Anfang Dezember, und der Raps zeigte den ganzen Winter über eine leichte Entwicklung.

Die nasse Witterung im Frühjahr und Frühsommer sorgte dafür, dass die Bestände mit Nährstoffen optimal versorgt waren. Allerdings ist zu vermuten, dass durch die Nässe auch die Sauerstoffversorgung der bessern Böden unzureichend war, was sich auf die Wurzelgesundheit ausgewirkte. Selbst bei optimaler Nährstoffversorgung kann eine unterentwickelte Wurzel die Pflanze zwar versorgen, jedoch ist die Wurzel in der Abreife maßgeblich an der Umlagerung der Nährstoffe aus dem Gewebe ins Korn beteiligt. Dieser für die Ertragsbildung maßgebliche Prozess schien hier am Ende gestört gewesen zu sein. Zudem fehlte es im Juni und Juli an Sonnenstrahlung. Praktiker berichten von Erträgen zwischen 20 und 40 dt/ha.

Standort Sönke-Nissen-Koog – Staunässe von Oktober bis März ließ kein Wurzelwachstum zu.

Rapssorten-Sortiment im Überblick

Grundsätzlich werden nur noch Hybridsorten angebaut. Die älteste Sorte im Sortiment ist nach Anbaufläche die am häufigsten in der Praxis angebaute Sorte ‚Ambassador‘. Sie beendet das fünfte Jahr im Landessortenversuch. ‚LG Activus‘, ‚KWS Ambos‘ und ‚Daktari‘ wurden vom Bundessortenamt als Verrechnungs- und Vergleichssorten benannt und werden im amtlichen Prüfwesen daher als Referenzsorten genutzt. ‚Ludger‘ und ‚Heiner‘, die beiden anderen Verrechnungssorten, wurden zur Aussaat 2023 aus dem LSV-Sortiment gestrichen, da sie ihren Zenit überschritten haben.

Das Mehrjährig geprüfte Sortiment besteht zudem aus (von alt nach jung/aufsteigende BSA-Nummern): ‚PT 303‘, ‚Scotch‘, ‚Picard‘, ‚LG Adonis‘, ‚PT 299‘, ‚PT 203‘, ‚Archivar‘, ‚Humboldt‘, ‚Herrmann‘ und ‚Vespa‘. Die Sortenempfehlung wird sich im Artikel nur auf das mehrjährig geprüfte Sortiment beziehen.

Einjährige Ergebnisse der Sorten ‚LG Ambrosius‘, ‚Cheeta‘, ‚Famulus‘, ‚Triple‘, sowie die Direktaufsteiger ‚KWS Ektos‘ und ‚KWS Vamos‘ werden nur in den Ergebnistabellen im Internet veröffentlicht (www.lksh.de).

Neue Darstellung der Ergebnisse

In diesem Artikel ist für jeden Bodenklimaraum eine grafisch aufbereitete Übersicht zu den Leistungsdaten der mehrjährig geprüften Sorten zu sehen. Die bisher gewohnte Darstellung der Standortdaten in Tabellenform ist per Kurz-URL (tinyurl.com/3b3afrkw) abrufbar. Diese Tabellen finden sich auch in der Versuchsdatenbank auf der Homepage sowie der Kultur Raps.

Veröffentlicht werden die Parzellenerträge ohne Abzüge. Das Versuchsmittel wird aus den Erntedaten berechnet. Eine Reduktion auf praxisnähere Werte hat keinen Einfluss auf die Rangfolge der Sorten und die relativen Erträge. Die Mehrjährige Zusammenstellung nach der Hohnheimer Serienauswertung lag zum Redaktionsschluss noch nicht vor und wird nachfolgend im Internet veröffentlicht.

Ergebnisse der Marschstandorte

In der Marsch gibt es in diesem Jahr nur Ergebnisse aus Barlt. Auch der Versuch in Barlt hat im Winter sehr unter den nassen Füßen gelitten und ist leicht ausgedünnt in den Frühling gestartet. Dennoch konnte der Versuch zu Ende geführt werden. In der Auswertung zeigte sich der Versuch mit einer Grenzdifferenz von 11 % als noch aussagekräftig.

Wie Abbildung 1 zu entnehmen ist, liegt das mittlere Ertragsniveau bei 44 dt/ha und der mittlere Ölgehalt bei hohen 47,7 %. Dies deutet auf eine beeinträchtigte N-Verfügbarkeit hin. Spezialist für solche Situationen ist die Sorte ‚Ambassador‘. Sie weist den höchsten Kornertrag auf, was den niedrigen Ölgehalt so weit ausgleicht, dass sie den ersten Platz in der Marktleistung belegt. Ähnliches gilt für die Sorte ‚Humboldt‘.

In Abbildung 1 gibt es ein Sortencluster mit durchschnittlichen Ölgehalten. ‚PT 303‘, ‚Picard‘, ‚KWS Ambos‘ und ‚Vespa‘ zeigen sich hier in der Marktleistung überdurchschnittlich. ‚PT 299‘ und ‚Archivar‘ fallen durch Ölgehalte über 48 % auf, jedoch reicht der Kornertrag in diesem Jahr nicht aus, um durch den Ölzuschlag den fehlenden Kornertrag in der Marktleistung auszugleichen. Ein Prozentpunkt mehr Öl bedeuten 1,5 Prozentpunkte mehr Marktleistung bei gleichem Kornertrag.

Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH

Ergebnisse der Geeststandorte

Der LSV in Schuby konnte unter besten Bedingungen beendet werden. Bundesweit zeigen sich in der Ernte 2024 die Standorte im Vorteil, die in den trockenen Jahren unter Trockenstress gelitten haben. Wie Abbildung 2 zu entnehmen ist, beträgt das mittlere Ertragsniveau 43 dt/ha. Mit einer Düngung von nur 131 kg N (rotes Gebiet) ist die Leistung für den Standort herausragend. In den Vorjahren lagen die Erträge unter 40 dt/ha.

Auf den leichten Standorten, die in den trockenen Jahren hauptsächlich durch die Sorte ‚Ambassador‘ dominiert worden sind, ist in diesem Jahr alles anders. Sorten, die sich im Vorjahr in Loit und Futterkamp stark zeigten, führen hier die Liste an. Der gegenüber der Marsch niedrige Ölgehalt auf der Geest sowie der hohe N-Entzug (nicht gezeigt) sprechen für eine unbeeinträchtigte Nährstoffaufnahme im Frühjahr. Auf der Geest wurde diesmal nur ein LSV angelegt. Aus Schafstedt/Tensbüttel gibt es ausschließlich Ergebnisse der Kohlherniesorten.

Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH

Ergebnisse des Östlichen Hügellandes

Die Versuchsergebnisse am Standort in Futterkamp zeigt nach der Auswertung eine Grenzdifferenz, die deutlich über der Streuung der Ertragsleistung der Sorten liegt. Das Ergebnis aus Futterkamp wurde daher verworfen. Kastorf und Loit hingegen konnten in der kurzen Trockenphase am 24. und 25. Juli beerntet werden. Auf den besseren Standorten des Östlichen Hügellandes (Abbildung 3) taten sich die zweijährigen Sorten hervor, die gezielt für den deutschen Markt gezüchtete worden sind. ‚Vespa‘ ist derzeit eine der gesundesten Sorten im Sortiment. Ertraglich an fast allen Standorten stark, wird sie nur von ‚LG Adonis‘ durch den höheren Ölgehalt in der Marktleitung übertroffen. Den höchsten Ögehalt erreichte die Sorte ‚KWS Ambos‘, was die Sorte in der Marktleistung auf eine Stufe mit der im Kornertrag leicht besseren Sorte ‚Archivar‘ stellt.

Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH

Prüfung der Sorten mit Kohlhernieresistenz

Die Kohlherniesorten stehen außerhalb des amtlichen Prüfwesens und müssen daher nicht strikt nach den Vorgaben des Bundessortenamtes angebaut werden. Daher ist der Versuch zweistufig gefahren worden und enthält somit eine Variante, die ohne Fungizide und Wachstumsregler geführt wurde, und eine Variante, die ortsüblich behandelte Stufe.

Abbildung 4 gibt eine Übersicht über das gesamte Versuchsmittel aller Standorte. Im Kornertrag führt die Sorte ‚Credo‘ knapp vor der Sorte ‚Crocodile‘, die durch den knapp 0,5 Prozentpunkte höheren Ölgehalt die etwas bessere Marktleistung erreichte. Unter den nassen Bedingungen zeigt sich die Sorte ‚Cromat‘, die in den trockenen Jahren ihre Zulassung durchlaufen hat, nicht so ertragsstabil wie in den Vorjahren. Sie gehört aber noch in das breite Mittelfeld der durchschnittlichen Sorten.

Insgesamt gibt es wenig neue Sorten im Sortiment, zudem streuen die Sorten im Kohlherniesegment ertraglich wenig, sodass die Landwirtschaftskammer in ihrer Anbauempfehlung rät, bei den kohlhernieresistenten Sorten zu bleiben, mit denen man sich auskennt und die auf dem eignen Betrieb bisher gut funktioniert haben.

Die Abbildung 5 über die zweistufige Marktleistung zeigt, dass besonders die Sorten ‚Credo‘, ‚Cratos‘ und ‚SY Alibaba‘ negativ auf die Wachstumsreglerbehandlung reagiert haben. ‚Credo‘ hätte unbehandelt stärker als ‚Crocodile‘ abgeschnitten. Besonders ‚Cromat‘ und ‚LG Alltamira‘ reagierten dagegen positiv auf die Behandlung im Frühjahr und Herbst. Blütenbehandlungen gegen Sclerotinia haben dabei in allen Versuchen stattgefunden.

Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH
Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH

Anbauempfehlung zur Rapsaussaat

Ein Mitarbeiter aus der Sortenförderungsgesellschaft hat das LSV-Sortiment kürzlich mit einem Parkplatz voller blauer VW Golf verglichen. Sportcoupés und Geländewagen würden in der Wertprüfung aussortiert, da sie nicht das winterungsbetonte Anbausystem passen. Was übrig bleibt, sei also sehr uniform. Dieses Bild passt. Denn in der Regel liegt die Spannweite der Leistung der Sorten zueinander unter der Grenzdifferenz des Versuchs.

Das Leistungsniveau ist deutlich von den Standortbedingungen und dem Jahr abhängig. Und bei der Anbauempfehlung stehen eher die ackerbaulichen Eigenschaften im Vordergrund, da sie zum eigenen Betriebstyp passen müssen. Das Optimierungspotenzial der Wirtschaftlichkeit ist bei Raps auf der Kostenseite und somit im Hinblick auf die Bestandesführung und Ernte größer.

Für alle sandigen Standorte, schwach lehmige Sande und stark sandige Lehme bleibt die Anbauempfehlung noch einmal bei ‚Ambassador‘. Aufgrund ihrer Genetik scheint die Sorte an die klimatischen Schwankungen am besten angepasst. In trockenen Jahren ist ihre Marktleistung immer herausragend gewesen, in normalen Jahren hat die Sorte immer noch durchschnittlich abgeschnitten. Als früheste Sorte mit RLm7–Phoma-Genetik und genetisch fixierter Schotenplatzfestigkeit sicherte die Sorte ihren Ertrag auch in instabilen Erntephasen ab.

Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH
Quelle: Dr. Christian Kleimeier, LKSH

Wer bisher ‚Ambassador‘ angebaut hat, sollte dabeibleiben. ‚Ambassador‘ ist frohwüchsig im Herbst, startet jedoch eher verhalten ins Frühjahr. Die Sorte kann spät gesät werden, Austrieb und Blüte sind jedoch weniger spätfrostgefährdet. Besonders in Nachbarschaft zu den früh blühenden kohlhernieresistenten Sorten ‚Cromat‘ und ‚Crocodile‘ fällt ‚Ambassador‘ im Frühjahr aber durch den zögerlichen Wuchs auf, ein Rückstand, der bis zum Blühen in der Regel jedoch wieder aufgeholt wird. ‚Ambassador‘ benötigt keine Wachstumsreglerbehandlung im Frühjahr. Die Sorte ist eher kleinrahmig.

Das dritte Jahr in Folge zeigt sich ‚Picard‘ besonders umweltstabil und über alle Bodenklimaräume überdurchschnittlich in der Leistung. Besonders auf den schwereren Böden ist die Sorte bei vergleichbarem Ölgehalt im Kornertrag ‚Ambassador‘ überlegen. ‚Picard‘ neigt wenig zum Überwachen und verfügt im Herbst über ein breites Saatfenster. Im Frühjahr gehört sie zu den schnellsten Sorten und ist im Blühbeginn mit 2 eingestuft.

Hier werden die Landessortenversuche Raps am Standort Loit geerntet.

In der Hohnheimer Serienauswertung für den Kornertrag führt die Sorte ‚PT 303‘ (siehe Ergebnisse von 2023). Da aus der Ernte 2023 keine LSV-Ergebnisse vorliegen, ist die Sorte, obwohl schon vor drei Jahren zugelassen, erst zwei Jahre geprüft. In Bezug auf Stängelgesundheit und Standfestigkeit ist die Sorte ‚PT 303‘ herausragend und wird mit einer hohen Toleranz gegenüber Sclerotinia beworben. ‚PT 303‘ ist auffällig großrahmig und wirft erst spät ihre Blätter ab. Dadurch bleibt die Sorte lange physiologisch aktiv, was sich im Ertrag bemerkbar macht. Sie ist jedoch spät in der Ernte und trotz des Ertragsvorteils eher wenig für Betriebe geeignet, die Raps früh und deutlich vor dem Weizen dreschen müssen. Wer in dem Bereich flexibel ist, für den ist ‚PT 303‘ eine gute Wahl. Besonders im Ölgehalt tun sich die Pioneer-Sorten hervor.

‚LG Activus‘, ‚Adonis‘ und ‚Archivar‘ sind wie die oben benannten blauen Autos, allerdings die GTI-Variante. ‚LG Activus‘ hat nach der Zulassung im ersten Jahr am besten abgeschnitten und wurde daher vom Bundessortenamt als Vergleichssorte benannt. ‚LG Adonis‘ und ‚Archivar‘ liegen aufgrund eines noch höheren Ölgehaltes in der Marktleistung leicht über ‚LG Activus‘. Ackerbaulich sind die drei Sorten jedoch eher spät in der Ernte und mit ‚PT 303‘ vergleichbar. Eine hohe Reifeverzögerung resultiert aus der Gesundheit, und die Sorten können durchaus auch mal nach frühem Weizen gedroschen werden. Das passt nicht in jeden Betrieb.

Die KWS-Sorten haben sich in den vergangenen Jahren als sehr gesund und ertragsstark gezeigt. ‚KWS Ambos‘ ist zusammen mit ‚PT 303‘ die großrahmigste Sorte im Versuch und zeigt eine zügige Herbstentwicklung und einen frühen Start im Frühjahr. Somit ist ‚KWS Ambos‘ für mittlere und späte Saattermine geeignet. Besonders an maritim geprägten Standorten mit ausgeglichenem Klima zeigt die Sorte eine herausragende Leistung.

Im ersten Prüfjahr zeigten die Sorten ‚KWS Vamos‘ und ‚KWS Ektos‘ Leistungen, die über dem Niveau von ‚LG Activus‘ und ‚KWS Ambos‘ lagen. Daher sind sie als Stämme direkt aus der WP3 aufgenommen worden. Dabei ist ‚KWS Vamos‘ aufgrund ihrer langsamen Herbstentwicklung besonders für sehr frühe Saattermine um den 10. August geeignet.

Im Frühjahr zeigten sich alle drei Sorten vergleichbar, und besonders ‚KWS Ektos‘ wies die schnellste Entwicklung aller LSV Sorten im Frühjahr auf. Eher Unscheinbar hat sich ‚Vespa‘ seit zwei Jahren unter die Spitzensorten gemogelt. Unter schwierigen Bedingungen durchschnittlich, schnitt sie unter guten Bedingungen hervorragend ab. Was ‚Vespa‘ besonders auszeichnet, ist eine hervorragende Gesundheit. Derzeit ist sie die gesündeste Sorte im Sortiment.

Die Ergebnistabellen finden sich auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer: http://tinyurl.com/3b3afrkw

Fazit

Mit der Rapsernte 2024 kann man auf ein spannendes und vielerorts sehr schwieriges Rapsjahr zurückblicken. Leichte Standorte lieferten hervorragende Ergebnisse, normale und schwere Standorte enttäuschten, obwohl der Raps hervorragend entwickelt war. Stress durch zu viel Wasser in der Kornfüllungsphase behinderte die Nährstoffumlagerung in den Pflanzen. Das zeigte sich jedoch erst nach der Ernte. Hohe Erwartungen wurden durch niedrige Erträge enttäuscht.

Fleischersatzprodukte – Umfang und Bedeutung

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Die Schlachtviehbranche zählt immer noch zu den umsatzstärksten Zweigen der Agrarwirtschaft, auch wenn die Mengen zuletzt bei Erzeugung, Verbrauch und Handel zurückgingen. In den vergangenen Jahren wurden zwischen 14 und 15 Mrd. € Produktionswert durch Schlachttiere erwirtschaftet. Trotz der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und den daraus resultierenden Einschränkungen sind signifikante Teile dem Export zuzuschreiben. Die Verbraucher achten wieder mehr auf den Preis, weil Fleisch deutlich teurer ist als in den Vorjahren. Der Umsatz der Gastronomie ist nach wie vor nicht wieder auf dem Niveau vor Corona und auch an Fleischersatzprodukten und dem Bio-Markt gingen die vergangenen Jahre nicht spurlos vorüber. Nach mehreren Jahren des Wachstums stagnierte 2023 zwar der Markt für Fleischersatzprodukte, im 1. Quartal 2024 kauften die privaten Haushalte allerdings bereits wieder gut 5 % mehr Fleischersatzprodukte. Deutlich mehr als drei Viertel dieser Produkte werden in Form von fleischanalogen Produkten wie Schnitzeln oder Würstchen nachgefragt. Der kleinere Anteil geht auf sonstige Fleischersatzprodukte wie Tofu zurück.

Verkaufswert des Fleisches fast 80 Mal höher

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland mit 121.600 t 16,6 % mehr Fleischersatzprodukte als im Jahr zuvor produziert, im Vergleich zu 2019 hat sich die Produktion sogar mehr als verdoppelt (+113,8 %), wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Der Verkaufswert dieser Produkte erhöhte sich im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 8,5 % auf 583,2 Millionen Euro. Im Jahr 2023 betrug der Verkaufswert von in Deutschland produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen 44,8 Milliarden € – und damit fast das 80-fache des Wertes der Fleischersatzprodukte. Es wurden in Deutschland über 1 kg Fleischersatzprodukte pro Kopf verzehrt, während der Fleischkonsum pro Kopf innerhalb von sechs Jahren um 9 kg von 61 auf 52 kg in 2023 sank. Ein Verdrängungswettbewerb scheint hier nicht stattgefunden zu haben.

Die Fleischersatzprodukte sind nicht landwirtschaftlichen oder handwerklichen Ursprungs, sondern werden in industriellen Großbetrieben wie zum Beispiel Beyond Meat gefertigt. Und dieser Konzern scheint große finanzielle Probleme zu haben, was der Absturz des Aktienkurses von über 160 US-$ auf aktuell unter 5 US-$ am besten beschreibt. Der Umsatz schoss von 16 Mio. US-$ in 2016 auf 465 Mio. US-$ in 2021, fiel dann aber auf 343 Mio. US-$ in 2023. Ein Gewinn wurde nie erzielt.

Fraglicher gesundheitlicher Wert

Besonders junge Bevölkerungsgruppen mit höherer Bildung und höherem Einkommen konsumieren Fleischersatzprodukte. Sie versprechen sich davon, dass diese im Vergleich zu Fleisch deutlich umweltfreundlicher sind, weil im Vergleich zu Rindfleisch weniger Treibhausgase bei der Herstellung entstehen, auch, dass der Verbrauch von Wasser und Flächen viel geringer sei. Oft werden die Produkte gekauft, weil sie für gesund gehalten werden. Um den gesundheitlichen Wert zu überprüfen, hat die Verbraucherorganisation foodwatch 15 rein pflanzliche Fleischersatzprodukte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: viele Produkte weisen einen hohen Kaloriengehalt, viel Salz und große Mengen an gesättigten Fettsäuren auf. foodwatch berechnete für alle Produkte die Nutri-Scores. Lediglich zwei der 15 Produkte würden demnach mit einer grünen Nährwertampel bewertet werden. Mehr als die Hälfte würde eine eher schlechte Nutri-Score-Bewertung D oder E erhalten. „Weniger Fleisch und Wurst zu essen, ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für unsere Gesundheit“, sagte die für die Verbraucherorganisation tätige Ernährungswissenschaftlerin Alice Luttrop. „Aber: Vegane oder vegetarische Fleisch-Alternativen sind nicht per se gesund. Viele Fleischersatzprodukte sind stark verarbeitet und enthalten Aromen und Zusatzstoffe. Am besten ist es, zu frischen, möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln zu greifen.” Es könnten also auch ganz einfach mal Kartoffeln und/oder regionales Gemüse sein.

EILMELDUNG: Blauzungenkrankheit hat Schleswig-Holstein erreicht

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Das Infektionsgeschehen der Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 (BTV-3) breitet sich deutschlandweit aus: Auch in Schleswig-Holstein wurde am Donnerstag die Infektion mit dem Virus der Blauzungenkrankheit in den Kreisen Steinburg, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg vom Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt.

Durch die Nachweise verliert Schleswig-Holstein den Freiheitsstatus in Bezug auf die Blauzungenkrankheit. Daraus ergeben sich unmittelbare Konsequenzen für Tierhalterinnen und Tierhalter.

So gelten für die Verbringung empfänglicher Tiere, zu denen vor allem Rinder, Schafe, Ziegen, Lamas und Alpakas, aber auch weitere Wiederkäuerarten zählen, ab sofort Einschränkungen.

Insbesondere dürfen diese Tiere nicht länger in EU-Mitgliedsstaaten verbracht werden, die frei von BTV sind. Auch das Verbringen in BTV-freie Bundesländer ist nur unter Auflagen möglich. Allgemeine Informationen zu den Verbringungsregelungen sind auf der Homepage des Landwirtschaftsministeriums eingestellt.

Für konkrete Fragen zum Ausbruchsgeschehen und den in den betroffenen Gebieten geltenden Regeln sind die vor Ort zuständigen Stellen bei den Veterinärämtern in den Kreisen und kreisfreien Städten zuständig.

Erkrankte Tiere sind umgehend dem zuständigen Veterinäramt zu melden, damit dieses die notwendigen labordiagnostischen Abklärungsuntersuchungen einleiten kann.

Es besteht keine Gefahr der Übertragung auf den Menschen, der Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten ist unbedenklich. Das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) weist zudem darauf hin, dass es keine Bedenken beim Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten gibt.

Ministerium ruft auf zur Impfung

Einen wirksamen Schutz vor schweren Verläufen der Blauzungenkrankheit bietet nur eine Impfung. Sie verhindert zwar nicht sicher die Infektion der Tiere, verringert oder verhindert aber klinische Symptome und die Anzahl der Todesfälle.

Landwirtschaftsstaatsekretärin Anne Benett-Sturies appelliert daher erneut: „Die durch das Blauzungenvirus verursachte Erkrankung kann großes Tierleid verursachen. Tierhalterinnen und Tierhalter in Schleswig-Holstein sind aufgerufen, ihre Bestände aufmerksam zu beobachten und zu impfen.“

Damit die Impfung wirken kann, ist es wichtig, dass die Grundimmunisierung einschließlich eines je nach Hersteller unterschiedlichen Zusatzzeitraumes von drei bis vier Wochen nach der Impfung abgeschlossen ist. Insbesondere in Beständen, in denen dies noch nicht geschehen ist, kann es hilfreich sein die Tiere durch eine Aufstallung beziehungsweise eine Behandlung mit Repellentien gegen die Überträger der Erkrankung, die Gnitzen, zu schützen.

Impfzuschuss durch Landesregierung

Die Landesregierung unterstützt die tierhaltenden Betriebe bei der Impfung: Der Zuschuss beträgt 1 € pro Schaf beziehungsweise Ziege und 2 € pro Rind.

Die Bestandsimpfungen sind vom Impftierarzt verbindlich in der HI-Tier-Datenbank zu dokumentieren. Die Eintragungen dienen gleichzeitig dazu, die Zuschussgewährung unbürokratisch umzusetzen und den BTV3-Impfzuschuss je Tierbestand festzusetzen.

Bürgertelefon für Fragen eingerichtet

Um Fragen von Bürgerinnen und Bürgern rund um das Thema Blauzungenkrankheit zu beantworten, hat das MLLEV ein Bürgertelefon eingerichtet. Dieses ist Montag bis Freitag von 9 bis 15 Uhr besetzt und unter der Telefonnummer 0431-988 71 00 erreichbar.

Informationen

Weitere Informationen zur Blauzungenkrankheit und den Regelungen sind unter folgenden Links zu finden:

•       Informationen der Landesregierung: https://www.schleswig-holstein.de/DE/fachinhalte/T/tiergesundheit/blauzungenkrankheit

•       Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts: https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/blauzungenkrankheit/

•       Informationen der EU- Kommission: https://food.ec.europa.eu/animals/animal-diseases/surveillance-eradication-programmes-and-disease-free-status/bluetongue_en?prefLang=de    MLLEV

Kommentar: Vom Azubi zum Zukunftsbauer

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Massive Proteste, Wut auf die Politik und immer mehr Höfe, die aufhalten: Die Stimmung in der Landwirtschaft könnte besser sein. Wer hat da noch Lust auf diesen Job?

In Schleswig-Holstein sind es 354 junge Frauen und Männer, die „ja“ gesagt haben. Ihre ersten vier Wochen als Auszubildende in der Landwirtschaft sind bald vorbei. Am 16. Juli hat das neue Ausbildungsjahr der Landwirtinnen und Landwirte begonnen. Betrachtet man die neu abgeschlossenen Verträge im Ausbildungsberuf ­Landwirt/-in über die vergangenen Jahre von 2019 bis 2023, lässt sich erkennen, dass die Zahlen Schwankungen unterliegen. Aber sie befinden sich nach Angaben der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein als zuständige Stelle für die Berufsausbildung in zwölf grünen Agrarberufen weiterhin auf einem stabilen Niveau. Mit mehr als 800 Ausbildungsbetrieben im Beruf Landwirt / -in in Schleswig-Holstein sind dennoch mehr Ausbildungsstellen im Land vorhanden als Auszubildende.

Zum Stichtag 31. Oktober waren in Schleswig-Holstein 354 neue Lehrverträge abgeschlossen für das im vorigen Monat begonnene Lehrjahr. Die Zahlen sind seit fünf Jahren konstant auf dieser Höhe. Was sich übrigens verändert hat, ist der Frauenanteil. Im Jahr 2019 lag der Frauenanteil in der landwirtschaftlichen Ausbildung in Schleswig-Holstein noch bei 20 %, inzwischen sind es fast 30 %. Bundesweit ist ein Fünftel der Auszubildenden im Beruf Landwirt/-in weiblich. Mittlerweile kommen auch mehr als 40 % der landwirtschaftlichen Auszubildenden nicht mehr vom Hof, Tendenz steigend. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, wie cool der Beruf Landwirt ist. Lediglich könnte es passieren, dass die Erwartungen einiger Schulabgängerinnen und Schulabgänger sowie deren Eltern nicht immer mit den tatsächlichen Aufgaben auf den Höfen deckungsgleich sind.

Eine Idee vom Enthusiasmus, Engagement und Freude, die Auszubildende wie Ausbilder mit dem Beruf ­Landwirt/-in verbinden, beweisen jedes Jahr die Freisprechungen (siehe ab Seite 43). Bislang brauchte die Agrarbranche nicht lange um Auszubildende zu werben. Andere Branchen starten damit bereits an den Schulen. Faszination Landtechnik, Tierhaltung, frische Luft und meist familiäres Arbeitsklima ziehen noch. Es sieht so aus, dass bislang keine Gefahr besteht, dass die grüne Branche aufpassen muss, ihre Attraktivität bei jungen Leuten zu verlieren. Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftssparten. Da wird bereits mit Vier-Tage-Woche geworben, Jobfahrrad und Sportangeboten. Versprechen, die mit der Arbeitswirklichkeit auf dem Hof schlecht vereinbar wären.

Tatsächlich trüben auch einige Entwicklungen das Bild. Denn die Zahl der aktiven Ausbildungsbetriebe nimmt ab. Wenn zum Beispiel immer mehr Sauenhalter aufhalten, gehen mit den Betrieben auch die Ausbildungsplätze verloren. Die an der Ausbildung Beteiligten müssen sich den Herausforderungen stellen. Dabei sitzt auch die Politik mit im Boot. Die Landwirtschaft in Deutschland ist heterogen und in ihrem Bereich ein starker Arbeitgeber. Sie braucht politische Rahmenbedingungen, die den Platz für Entwicklung lassen. Die Zukunftskommission Landwirtschaft hatte 2021 entsprechende Ideen vorgelegt. Dieses Rad muss nicht neu erfunden werden. Jetzt wäre Gelegenheit, die Umsetzung in Angriff zu nehmen. Das könnte auch dazu beitragen, dass aus Azubis Zukunftsbauern werden. Mechthilde Becker-Weigel

Rettungspaket noch in der Schwebe

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Noch scheint die mögliche Insolvenz des größten Deutschen Agrarhandelskonzerns nicht abgewendet. Über der BayWa AG schwebt weiterhin das Damoklesschwert der Insolvenz, denn um das Rettungspaket wird weiter gerungen. Vorigen Donnerstag war zwar aus Finanzkreisen berichtet worden, dass die beiden BayWa-Großaktionäre, die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG (BRB) und die österreichische Raiffeisen Agrar Invest, 200 Mio. € bereitstellen. Zudem wollten die Gläubigerbanken weitere 200 Mio. € zuschießen, hieß es. Bis Freitagabend war noch nicht klar, ob das Rettungspaket abgesegnet worden ist. Zudem stellte sich die Frage, ob 400 Mio. € bei einer Schuldenlast von 5,6 Mrd. € reichen werden.

An den Rettungsplan sollen harte Sanierungsauflagen geknüpft sein. Auch über eine Zerschlagung des Konzerns wird spekuliert. Indes sehen die Börsianer die Entwicklung offensichtlich wieder kritischer: Die Aktie, die sich nach Bekanntwerden des Rettungsplans von 9,50 auf bis zu 14,70 € verteuert hatte, geriet zuletzt wieder unter Druck. Foto: Imago■

Zu viel Regulierung

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Der Wirtschaftsrat der CDU sieht die landwirtschaftlichen Betriebe in Schleswig-Holstein durch praxisferne Bürokratie und Überregulierung in ihrer Existenz gefährdet. Die neu gegründete Landesfachkommission Agrar- und Ernährungswirtschaft des Wirtschaftsausschusses hat ein Positionspapier mit Forderungen zur Entlastung der Landwirtschaft an Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) übermittelt.

Um die Interessen der Branche gegenüber der Landespolitik künftig gezielt vertreten zu können, hat der Landesverband Schleswig-Holstein die Landesfachkommission Agrar- und Ernährungswirtschaft unter Leitung des landwirtschaftlichen Beraters Sönke Huesmann und des Geschäftsführers der Popp Feinkost GmbH, Philipp Harland, gegründet, teilt der CDU Wirtschaftsrat in einer Pressemeldung mit.

„Die Landwirtschaft erstickt unter zu viel Regulierung. Die Mitglieder unserer Landesfachkommission haben daher aus ihrer Praxiserfahrung und ihrer Lebenswirklichkeit heraus Vorschläge zusammengetragen, durch deren Umsetzung die landwirtschaftlichen Betriebe im Land entlastet werden können“, erläutert der Landesvorsitzende Dr. Christian von Boetticher.

Um die landwirtschaftlichen Betriebe im Land Schleswig-Holstein zu entlasten, kommt der Wirtschaftsrat zu Ergebnissen, die sich in fünf Kategorien zusammenfassen lassen: Digitalisierung, Erneuerbare Energien, Genehmigungsverfahren und Auflagen, Schutz des Eigentums sowie Entbürokratisierung.

Dabei sei man sich bewusst, dass viele Entscheidungen nicht in Kiel getroffen würden und viele Vorgaben aus Berlin und Brüssel kämen. Dennoch ermutige man Minister Schwarz, seinen Einfluss im Bund und in Europa zu nutzen und Maßnahmen, die in seine direkte Zuständigkeit fallen, tatkräftig umzusetzen, betonte von Boetticher.

Konkret wird im Positionspapier die Abschaffung der ProfilSH-App und der Endo-SH gefordert, der Wegfall doppelter Statistikerhebungen, die Vereinfachung der Anträge für Flächenprämien, die Anpassung der Genehmigung für Windkraftanlagen und PV-Freiflächenanlagen, die Vereinfachung der Auflagen für Pflanzenschutzmittel.

Zudem unterstützt der Wirtschaftsrat die von der CDU Schleswig-Holstein bereits geforderte Abschaffung des Vorkaufsrechts der Stiftung Naturschutz auf Flächen, heißt es weiter. Es stelle eine Wettbewerbsverzerrung dar, führe zu niedrigeren Verkaufserlösen und fehlenden Steuereinnahmen. pm

A- und E-Weizen auf dem absteigenden Ast

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Qualitätsweizen aus deutschem Anbau könnte aufgrund niedriger Rohproteingehalte (RP) durch verschärfte Düngeregeln bald zur Mangelware werden. Davor warnen Ludwig Striewe, BAT Agrar, und Johann Meierhöfer, Deutschen Bauernverband (DBV), im Interview.

Herr Striewe, warum sind die Getreidepreise vor der Ernte so stark zurückgekommen?
Striewe: Wir konkurrieren im Export mit Russland und der Ukraine, aber vor allem mit Ware, die in den rumänischen Schwarzmeerhäfen Konstanza und Burgas sowie dem bulgarischen Warna liegt. Von dort werden die Märkte derzeit bedient, und die sind noch rund 20 Euro/t unter unseren Preisen. Das drückt auf die Notierungen an der Matif.

Herr Meierhöfer, wie steht es aktuell mit Erlösen und Kosten im Ackerbau?
Meierhöfer: Die Getreideernte läuft auf Hochtouren, was lokal für Preisdruck sorgt. Beim Weizen bewegen wir uns mit 225 Euro/t für Dezember-Weizen an der Matif auf einem so niedrigen Niveau wie zuletzt lange nicht mehr. Und die Düngerpreise sind zwar wieder deutlich unter die im Frühjahr 2022 markierten Rekordstände zurückgefallen, liegen aber beispielsweise beim Harnstoff mit aktuell um 450 Euro pro Tonne für granulierte Ware in deutschen Importhäfen weiter erheblich über dem Vorkriegsniveau. Und auch Maschinen beziehungsweise die meisten anderen Betriebsmittel sind inflationsbedingt ebenfalls deutlich teurer geworden. Es gibt also von beiden Seiten – Kosten und Erlöse – Druck auf die Deckungsbeiträge.

Welche Mengentrends zeichnen sich für die laufende Getreideernte ab?
Striewe:
Alles in allem enttäuscht die europäische Getreideernte. In Russland pendeln wir uns nach neuesten Schätzungen jetzt immerhin bei 84 Mio. Tonnen ein. Auf dem Balkan haben wir eine sehr vernünftige Ernte, aber in Zentraleuropa hat die Gerste wirklich enttäuscht. Wir gehen davon aus, dass die Ernteschätzungen im weiteren Verlauf der Druschkampagne noch weiter zurückgenommen werden. Auch der Weizen enttäuscht. Der Mengenrückgang zum Vorjahr ist vielleicht nicht ganz so groß wie bei der Gerste. In einigen Regionen zeigen sich aber schwache Erträge. 

Sind wenigsten die Qualitäten vielversprechend?
Striewe:
Die N-Spätgabe konnte dieses Jahr von den Beständen aufgrund der feuchten Witterung immerhin verarbeitet werden. Ich rechne deshalb mit eher geringen N-min-Werten nach der Ernte. Aber insgesamt reicht der Stickstoff einfach nicht, wenn A- und E-Weizenbestände nicht ausgedüngt werden können. Das führt dazu, dass wir Rohproteine beim A-Weizen haben, die selten die 13% erreichen. Wir gehen im Moment davon aus, dass von den kontrahierten A-Partien aus der Landwirtschaft maximal 30 bis 40% wirklich mit 13% Eiweiß oder mehr kommen. Grund ist ganz klar die Düngeverordnung.
Meierhöfer: Auch wir sehen ganz klar einen Trend hin zu niedrigeren Rohproteingehalten und die Düngeverordnung ist einer der Haupttreiber dafür. Seit 2017 haben die Landwirte bei der Reduzierung des Stickstoffeinsatzes erhebliche Anstrengungen unternommen. So liegt der bilanzielle Überschuss in Niedersachsen zum Beispiel nur noch bei 6 kg/ha. Was erst einmal gut klingt bedeutet aber auch, dass die Bestände bei guten Wuchsbedingungen schnell in eine Stickstoffunterversorgung kommen und das Ergebnis sehen wir dann beim Rohprotein. Wir schießen derzeit über das Ziel hinaus und daher besteht hier seitens der Politik nach wie vor erheblicher Korrekturbedarf.

Wäre es vor diesem Hintergrund nicht sinnvoller, andere Qualitätsparameter als Protein zur Grundlage der Preisbildung zu machen?
Striewe:
Selbst für das bundeseigene Max Rubner-Institut ist klar, dass Protein in Zukunft das qualitätsbestimmende Merkmal beim Weizen bleibt. Eiweiß ist am Ende in seiner Bedeutung für die Backeigenschaft nicht nur irgendein Indikator, sondern ein ganz entscheidender Parameter. Das sagt nicht nur das MRI, das sagen uns auch die Bäckereien. Wenn wir mit der Düngeverordnung so weitermachen, dann haben wir einen ganz klaren Effekt, nämlich, dass wir immer weniger Mahlweizen und dafür mehr Futter produzieren, was wir aufgrund der rückläufigen Tierbestände in Europa gar nicht verwerten können. Das ist ein großes Dilemma, das wir ganz offen ansprechen müssen!
Meierhöfer: Hier sehen wir die Dinge ein klein wenig differenzierter. Das Eiweiß ist zweifelsohne der entscheidende Faktor für die Backqualitäten und die bisherige Einstufung nach dem RP-Wert macht auch den internationalen Handel einfacher, da bin ich auch ganz bei Herrn Striewe. Einen kompletten Verzicht auf diesen Parameter halte ich deshalb auch auf absehbare Zeit für nicht umsetzbar. Nichtsdestotrotz hören wir durchaus ernstzunehmende Stimmen die sagen, dass es in Bezug auf die Backfähigkeit nicht nur auf die Höhe des RP-Wertes ankommt, sondern auch auf die Zusammensetzung. Und es gibt ja auch in Deutschland gute Beispiele, bei denen Landwirte vertraglich gebunden Sorten anbauen, die nicht die höchsten RP-Werte haben, aber eben besonders vorteilhafte RP-Muster. Die damit verbundene Einsparung von Dünger macht sich ja auf der Kostenseite für den Landwirt positiv bemerkbar. Eine Ergänzung der bisherigen Qualitätsparameter über das Rohprotein hinaus würde meiner Auffassung nach daher niemandem schaden.

 Seit dem Jahreshoch Ende Mai sind die Weizenpreise an der Matif um 50 Euro/t auf 225 Euro/t am Montag (29.7.) zurückgekommen. Warum haben nicht mehr Landwirte das Preishoch im Frühjahr mitgenommen?
Striewe:
Der Handel hat grundsätzlich ein Interesse, dass Landwirte zu hohen Preisen vermarkten. Denn uns Händlern geht es nur gut, wenn es auch den Landwirten gut geht. Es ist für den Handel gar nicht notwendig, günstig bei den Landwirten einkaufen, auf der Ware zu sitzen und dann später teuer zu verkaufen. Wenn wir glauben, dass der Preis steigt, dann könnten wir viel einfacher Matif-Weizen auf Termin kaufen. Der Normalfall ist aber ein ganz anderer. Wir kaufen die Ware beim Landwirt ein und sichern den Preis umgehend an der Börse ab, um nicht selbst in ein Preisrisiko zu laufen. Von daher finden wir es schade, dass in unserem Einzugsgebiet nur vielleicht 20 bis 30% der Weizenernte auf dem Halm in der Hochpreisphase im Mai per Vorkontrakt vermarktet wurden.

 Macht es für den Landwirt Sinn, gute Weizenqualitäten einzulagern und erst später im Jahr zu vermarkten?
Striewe:
Wir sehen leider immer wieder, dass die schlechten Qualitäten aus der Ernte heraus vermarktet werden, die guten nicht. Und weil das kollektiv passiert, rennen wir und die Mühlen den guten Qualitäten regelmäßig hinterher. Kernmärkte wie England und Benelux kaufen sich gerade voll mit A- und E-Weizen aus dem Baltikum. Das kann zur Folge haben, dass gute Qualitäten später nicht mehr die großen Preisaufschläge erzielen, die wir derzeit im Markt sehen.

 Haben Sie einen Tipp für die Vermarktung?
Striewe:
Häufig gibt es im Frühjahr eine Phase mit guten Preisen, weil sich dann regelmäßig Wettermärkte ausbilden. In solche Phasen – wie dieses Jahr im Mai – kann man größere Teile der Ernte auf dem Halm verkaufen. Dies gilt insbesondere für Ackerbauern ohne Lagermöglichkeiten, denn beim Verkauf ex Ernte im Juli oder August herrscht regelmäßig Preisdruck.

 Warum tun sich Landwirte so schwer, selbst bei Matifpreisen um 270 Euro/t nicht „abzudrücken“?
Meierhöfer:
Dies könnte eine Nachwirkung der extrem hohen Preise sein, die wir zu Beginn und auch im zweiten Jahr des Ukraine-Krieges hatten. Preise für Raps von 1.000 Euro/t und Weizen um 400 Euro/t wie im Frühjahr 2022 setzen sich in den Köpfen fest. Das ist nicht unbedingt rational, aber menschlich. 

 Was raten Sie stattdessen? Sollten Landwirte die Emotionen bei der Vermarktung rausnehmen?
Meierhöfer:
Eindeutig ja, aber das ist leicht gesagt, wenn es um den wirtschaftlichen Erfolg eines ganzen Anbaujahres geht. Es gibt auch nicht „die eine“ richtige Strategie. Aber wie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen macht eine Risikostreuung durch eine kontinuierliche Vermarktung über das Jahr schlicht viel Sinn. Ein befreundeter Ackerbauer verkauft seine Ernte an vier zumindest einigermaßen festgelegten Zeitpunkten im Jahr. Wenn er die Teilmenge vermarktet hat, wird das auch nicht mehr in Frage gestellt. Und auch wenn er nicht immer den „optimalen“ Zeitpunkt erwischt hat, ist er über die letzten 15 Jahre ökonomisch gesehen sehr gut gefahren. Festzuhalten bleibt aber in jedem Fall: Eine Vermarktung in der Ernte war sicherlich preislich noch nie besonderes empfehlenswert.

 Könnten Mindestpreismodelle ein gangbarer Weg sein?
Striewe:
Solche Mindestpreismodelle bietet unser Haus auch an. Allerdings sind die an der Börse aufgerufenen „Versicherungsprämien“ angesichts stark volatiler Märkte zuletzt stark gestiegen. Ein Beispiel: Um Ende Mai mindestens 270 Euro/t für die 2024er „Ernte abzusichern, wären 20 Euro/t fällig gewesen. Das reduziert den Mindestpreis schon auf 250 Euro/t. 

 Gibt es so etwas wie den optimalen Vermarktungszeitpunkt?
Striewe:
Eine Preisprognose ist immer nur so gut wie die nächste Wettervorhersage. In diesem Frühjahr war es die zwischenzeitliche Trockenheit in Russland, die die Preise an den Terminbörsen nach oben getrieben hat. Wir wissen aber, dass sich der Weizenpreis in einer Spanne bewegt. Nach unten ist ein Preis von 100 Euro/t nahezu ausgeschlossen. Am oberen Ende des Preisbands wird es einen Weizenpreis von 400 Euro/t auch nur kurzfristig geben, weil auf einem solchen Niveau die Nachfrage stark eingeschränkt und die Produktion gleichzeitig stark angekurbelt wird. Einen Preis von 270 Euro/t wie Ende Mai an der Matif gab es in den vergangenen 24 Jahren – gemessen an den Wochenschlusskursen in Paris – tatsächlich nur in 7% der Fälle, also extrem selten. Auch aus einer solchen Überlegung kann man eine Vermarktungsgelegenheit ableiten.

Was sind die wichtigsten Faktoren, die man als Landwirt bei der Vermarktung im Blick behalten sollte?
Striewe:
Die USA sind ein extrem wichtiger Faktor. Dort wächst dieses Jahr eine Maisernte von 380 Mio. Tonnen heran. Außerdem sitzen in den USA die großen Terminbörsen – wie Chicago, Kansas City oder Minneapolis. Spekulation über Anbaufläche und Erträge treibt die Börsen, und auch wenn die europäischen Börsen nicht immer folgen, gibt es sehr viel Interaktion. Treiber sind außerdem Entwicklungen in anderen wichtigen Exportländern, darunter Kanada, auf der Südhalbkugel Brasilien und Argentinien, Australien und die Entwicklungen am Schwarzen Meer, speziell in Russland und der Ukraine. Europa ist auch ein Faktor, wir sind nach wie vor ein großer Exporteur Richtung Weltmarkt. Innerhalb der EU sollten Landwirte auf die großen Anbauländer achten, Frankreich und auch Deutschland.
Meierhöfer: Wie schon in der Pandemie erleben wir derzeit, das Logistik ein entscheidender Kostenfaktor ist. Momentan werden Schiffsfrachten aus geopolitischen Gründen wieder teurer. Die politische Lage im Schwarzen Meer ist nach wie vor fragil, und auch die wiederholten Schiffskaperungen und Raketenangriffe durch Huthi-Rebellen im Roten Meer treiben die Schiffsfrachten durch Umwege, was auch auf die agrarischen Commodities abfärbt.

 Welchen Einfluss hat China?
Striewe:
Dort braut sich etwas zusammen. China baut derzeit wahrscheinlich Bestände and Getreide, Ölsaaten und anderen wichtigen Rohstoffen auf. Mittelfristig tut Peking gerade alles, um von den hohen Rohstoffimporten runterzukommen, beispielsweise durch Produktivitätssteigerungen mit gentechnisch veränderten Kulturen. Gleichzeitig lahmt die chinesische Wirtschaft, weshalb seltener Fleisch auf den Teller kommt. Das bremst die dortige Veredlungsproduktion und es wird auf Sicht weniger Tierfutter in Ländern wie Brasilien nachgefragt, das sich andere Märkte suchen muss.
Meierhöfer: Bestimme Entwicklungen in China gehen ganz klar in die falsche Richtung, ob die Lieferung von falsch deklariertem Palmöl oder die mutmaßlich betrügerischen Upstream-Emissions-Reduktions-Projekten (UER). Hier haben wir offensichtlich ein systemisches Problem. China kann sich als „Big Player“ mit solchen Betrügereien am Ende aber oft durchsetzen, auch weil in der EU-Kommission der politische Wille fehlt, Peking Einhalt zu gebieten.

 Wie ist die Lage bei den Ölsaaten?
Striewe: Die jüngst verhängten Anti-Dumping-Zölle auf Biodiesel sind für den europäischen Markt und damit für die Rapspreise positiv. In Europa sind die diesjährigen Rapserträge  flächendeckend enttäuschend. Die Ernteschätzungen werden deshalb absehbar weiter nach unten revidiert. Auch deshalb mussten für neuerntigen Raps Ende Juli an der Matif zeitweise wieder mehr als 500 Euro/t angelegt werden. Wo die Sonnenblume heranwächst, also in Teilen Russlands, der Ostukraine aber auch auf dem Balkan, hatten wir zwischenzeitlich 40 Grad. Also wird es auch keine üppige Sonnenblumenernte geben.
Meierhöfer: Beim Raps sieht es diesem Jahr für die Vermarkterseite sowohl schlecht als auch gut aus. Die Erträge sind zwar vielerorts schwach, wir sehen aber aktuell und auch für 2024/25 weltweit ein Versorgungsdefizit. Es wurde weniger angebaut, und die Rapsreserven werden bis zum Saisonende vermutlich weiter schrumpfen. Umgekehrt ist der Verbrauch nach wie vor relativ hoch, und Raps ist bekanntlich nicht so leicht austauschbar wie Weizen. Die Preise dürften sich daher eher noch weiter nach oben bewegen. Wer in diesem Jahr also in der Fruchtfolge noch Platz hat, der macht sicherlich nichts falsch, wenn er mehr Raps anbaut. age

Tierschutz nicht vergessen

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Ausbrüche von ASP in hessischen Hausschweinebeständen häufen sich. Der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) fordert die Durchsetzung unpopulärer Maßnahmen: Aus Gründen des Tierschutzes und zur Vermeidung einer weiteren Seuchenverschleppung sollten alle Schweine in der infizierten Zone getötet werden dürfen.

Der BRS fordert ein restriktives Vorgehen, weil die Gründe der Virusverschleppung weiter ungeklärt sind und intensive Schutzmaßnahmen die Ausbreitung bislang nicht verhindern konnten. Geltende Bestimmungen zur Verbringung schlachtreifer Tiere sowie fehlende Schlachtbetriebe, die solche Tiere aufnehmen, auch wenn sie getestet wurden, lassen für den BRS erneut massive Staus von Schweinen befürchten. Durch das stetige Wachstum der Schweine können ab einem gewissen Zeitpunkt die Mindestplatzanforderungen nicht mehr eingehalten werden. Das kann zu erheblichen Tierleid führen, fürchten die Experten des BRS.

Ein Seuchenausbruch sei für betroffene Tierhalter und die in den Sperrzonen indirekt betroffenen Betriebe ein emotionales und ökonomisches Desaster. „Die Infektionen des Bestands mit der ASP bedeutet für die Betroffenen häufig die Betriebszweigaufgabe. Das zeigten die Ausbrüche im Osten Deutschlands und zuletzt in Niedersachsen“, erklärt Dr. Nora Hammer, Geschäftsführerin des BRS.

Für den Verzehr geeignete, gesunde Tiere dürfen auch im Seuchenfall nicht getötet werden, wenn im Hausschweinebestand keine Seuche festgestellt wurde, denn das deutsche Tierschutzgesetz verbietet die Tötung von Tieren „ohne vernünftigen Grund“.

„Das ist auch gut so. Wenn der Bestand in einer Sperrzone liegt und aufgrund des Verbringungsverbots gegen Platzvorgaben der Tierschutznutztierhaltungsverordnung verstoßen wird und erhebliches Tierleid zu befürchten ist, dann muss die Frage gestellt werden, ob es sich hierbei nicht doch um einen vernünftigen Grund handelt“, beschreibt Nora Hammer die Problematik. Beim Fall in Niedersachsen entschloss man sich, dieser Forderung nicht Folge zu leisten, und dieses Systemversagen wiederholt sich nun in Hessen. Würde die Anzahl von rund 3.000 Tieren jetzt aus der infizierten Zone getötet, verhindere man nicht nur ein Übergreifen der Seuche auf gesunde Tiere, sondern beuge auch Tierschutzproblemen vor.

Der BRS fordert das Bundeslandwirtschaftsministerium umgehend auf, sich aus Gründen des Tierschutzes für die mögliche Tötung von Schweinen in infizierten Zonen in Europa einzusetzen. pm

Transportverbot nach Seuchenausbruch

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Die Ziegenpest, ein tödliches Virus, das Schafe und Ziegen befällt, wütet in Griechenland und Rumänien. Tausende Tiere wurde bereits gekeult, und die Regierungen beider Staaten haben Beschränkungen für Tiertransporte erlassen, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.

Der erste Ausbruch ereignete sich Mitte Juli in Thessalien, einem landwirtschaftlichen Zentrum Griechenlands. Die Region erholt sich noch immer von den verheerenden Überschwemmungen aus dem vergangenen September, die hohe Schäden verursacht und den Viehbestand der Region dezimiert haben.

Schaf- und Ziegenhalter in Griechenland dürfen ihre Tiere vorerst nicht mehr außerhalb ihres Betriebes verbringen. Das hat das Athener Landwirtschaftsministerium Anfang dieser Woche beschlossen, nachdem am Wochenende neue Fälle der Pest der kleinen Wiederkäuer (PPR) bekannt wurden. Laut Kostas Tsiaras, dem griechischen Minister für ländliche Entwicklung, wurden bisher etwa 14.000 Tiere gekeult, und Hunderttausende werden derzeit untersucht, berichtet der Nachrichtendienst Euractiv.

Tsiaras erklärte, es gebe keine schlüssigen Beweise dafür, wie das Virus nach Griechenland gelangt sei. Allerdings seien Importe aus Rumänien, das ebenfalls mit der Seuche zu kämpfen hat, gestoppt worden.

Sorge um Fetaproduktion

Der Minister bezeichnete die in der Stadt Elassona, einem wichtigen Herstellungsort von Fetakäse, festgestellten Fälle als „das große Problem“. Feta, der als Produkt mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g. U.) eingetragen ist, wird aus Schafs- und Ziegenmilch hergestellt.

Die griechische Regierung hat zugesagt, den Landwirten beizustehen. Sie deutete an, dass sie Mittel aus der EU-Agrarreserve, die jährlich mit mindestens 450 Mio. € ausgestattet ist, beantragen wird, um die Verluste auszugleichen.

Rumänien hat nach Angaben der rumänischen Behörde für Veterinärwesen und Lebensmittelsicherheit 37 aktive Ausbrüche der Ziegenpest in Tulcea, Constanta und Timis zu verzeichnen, bei denen über 200.000 Tiere getötet wurden. Bukarest hat den Transport lebender Schafe und Ziegen und die Weidehaltung in den betroffenen Gebieten eingeschränkt sowie die Nutzung der gleichen Weide durch mehrere Herden verboten.

Im Dezember 2023 zählte Griechenland laut Angaben des Statistischen Amtes der EU (Eurostat) mit 2,88 Mio. Stück die meisten Ziegen in der EU, gefolgt von Spanien mit 2,29 Mio. sowie Frankreich und Rumänien mit jeweils knapp 1,3 Mio. Ziegen. Bei der Schafhaltung steht Griechenland in der EU mit 7,25  Mio. Tieren auf Rang drei. Führend sind Spanien und Rumänien, Ende 2023 mit einem Schafbestand von 13,6 und 10,19 Mio. Tieren.

LSD in Nordafrika

Derweil wächst in Spanien die Sorge um die mögliche Einschleppung einer anderen bei Wiederkäuern auftretenden Seuche, der Lumpy Skin-Krankheit (LSD). Diese Rinderkrankheit wird durch blutsaugende Insekten übertragen. Nachdem die LSD, bei der es sich nicht um eine Zoonose handelt, im Juli 2023 erstmals in Libyen aufgetreten ist, wurde sie vor wenigen Wochen auch in Algerien nachgewiesen. Binnen kurzer Zeit berichteten algerische Medien über fast 70 Ausbrüche bei Rinderhaltungen im Osten des Landes. Noch wurden keine Fälle aus Tunesien und Marokko gemeldet.

Spanien mahnt zur Vorsicht

Das Landwirtschaftsministerium in Madrid mahnte die Rinderhalter zu größter Sorgfalt. Das Auftreten dieser Krankheit hätte neben den direkten Tierverlusten und Produktionseinbußen Kosten für die Bekämpfung und Handelsbeschränkungen zur Folge, die im Fall von Drittländern auf ein Importverbot hinauslaufen dürften.

Seit 2012 hat sich die LSD im Nahen Osten, in Teilen Südosteuropas, auf dem Balkan, im Kaukasus, in Russland und Kasachstan verbreitet. Seit 2019 wird die Seuche auch aus Südostasien einschließlich Taiwan, China und Thailand gemeldet. In der EU kam es zwischen 2015 und 2017 in Griechenland und Bulgarien zu Ausbrüchen der LSD. Seitdem laufen in beiden Ländern Impfkampagnen sowie ein Überwachungsprogramm. Dieses Jahr fährt Griechenland ein spezielles Programm, um die Abwesenheit des Virus nachzuweisen. age

Ziegenpest

Die Pest der kleinen Wiederkäuer (Peste de petits ruminants = PPR) ist eine anzeigepflichtige, hochansteckende Viruserkrankung (Morbillivirus) der Schafe und Ziegen, die mit dem Erreger der Rinderpest (RPV) genetisch eng verwandt ist.

Sie ist nach Einteilung des neuen Tiergesundheitsrechts der EU eine Seuche der Kategorien A+D+E, die also normalerweise nicht in der Union auftritt und unmittelbar bekämpft, getilgt und überwacht werden muss. PPR ist endemisch in Afrika und weiten Teilen Asiens. Seit 2016 sind Fälle in Europa, insbesondere in der Türkei aufgetreten. Die Viruserkrankung verläuft akut mit hohem Fieber und führt meist zum Tod der Tiere. Empfänglich sind Schafe und Ziegen. Der Mensch kann sich nicht infizieren. bb

Waldbrandgefahr in Mitteleuropa wird weiter steigen

Die Waldbrandgefahr dürfte in den kommenden Jahren in ganz Europa deutlich steigen. Diese Entwicklung hat ein europäisches Forschungsteam unter Leitung von Senckenberg-Wissenschaftler Prof. Thomas Hickler im EU-Projekt „FirEUrisk“ bestätigt. Je stärker die Erwärmung des Klimas ausfalle, desto dramatischer entwickle sich das „Brandwetter“.

Daher werde es auch in bisher mäßig gefährdeten Gebieten in Mitteleuropa zunehmend zu gefährlichen Wetterbedingungen kommen, heißt es in der Projektstudie, die jetzt veröffentlicht wurde. Ausgewertet wurden Daten verschiedener hochauflösender Klimamodelle. Die Waldbrandgefahr werde sogar bei einer starken Verringerung der Treibhausgasemissionen weiter zunehmen, erklärte die Erstautorin der Studie, Jessica Hetzer vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt (SBiK-F). Selbst im Szenario mit dem geringsten CO2-Anstieg werde die mittlere sommerliche, wetterbedingte Waldbrandgefahr in Europa bis 2050 um 24 % gegenüber dem historischen Mittelwert zulegen. Bei hohen Treibhausgasemissionen werde diese Entwicklung aber noch deutlich drastischer ausfallen. Gleichzeitig seien immer mehr Regionen betroffen.

Die Forschenden unterstreichen die zunehmende Bedeutung von Frühwarnsystemen sowie der Brandüberwachung auch in bisher wenig betroffenen Regionen. In Zentraleuropa habe das Management von Waldbränden bisher nur eine geringe Priorität. Dadurch seien die Gemeinden teilweise nicht ausreichend auf längere Perioden mit hoher Feuergefahr vorbereitet.

Eine frühzeitige Berücksichtigung der zunehmenden Gefahrenlage könne ein Schlüssel sein, um künftige Katastrophen abzuwenden, bevor diese eintreten, heißt es in der Studie. „Hier brauchen wir dringend und kurzfristig ‚feuerbewusste‘ Entscheidungen bei Stadtplanung, Forstwirtschaft und Landbewirtschaftung, um sowohl den Wald als auch seine angrenzenden Gemeinden zu schützen“, betonte Hickler. Ein extremeres Brandwetter müsse keineswegs bedeuten, dass es auch mehr brenne.