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2024 wird es nachrichtentechnisch kein Sommerloch geben. Kaum sind die Olympischen Spiele vorbei, herrscht Gnitzenalarm und das Blauzungenvirus (BTV-3) (siehe Seiten 10 bis 13) grassiert unter Rindern, Schafen und Ziegen, ganz abgesehen von Afrikanischer Schweinepest (ASP) und Vogelgrippe. Deutschlands größter landwirtschaftlicher Tierversicherer, die R+V, rechnet bei der anzeigepflichtigen Tierseuche mit Schäden in Millionenhöhe. 2006 wurde die Blauzungenkrankheit erstmals nach Mitteleuropa eingeschleppt. Der Versicherer rechnet mit einem ähnlich schlimmen Ausmaß wie bei dem Seuchenzug von 2007/2008. Damals wurden in Deutschland rund 26.000 infizierte Wiederkäuer registriert, die Dunkelziffer dürfte weit höher gelegen haben. Die Versicherung verzeichnete bei ihren Kunden in der Ertragsschadenversicherung einen Gesamtschaden von 14 Mio. €. Beim aktuellen Seuchenzug werden Schäden in einer vergleichbaren Größenordnung erwartet.
Betrachtet man die weltweite Seuchensituation, zeigt sich, dass Europa sich wahrscheinlich noch auf einiges vorbereiten muss. In der Vergangenheit war die Wahrscheinlichkeit der Krankheitsübertragung und Ausbreitung von Tierseuchen deutlich langsamer, weil natürliche Grenzen oft große Hindernisse darstellten. Mittlerweile beobachtet man häufiger die sprunghafte Ausbreitung einer Tierseuche. Dazu trägt die Klimaveränderung bei, die die Ausbreitung von Überträgern begünstigt. Dazu kommen der zunehmende internationale Handel und Tourismus aufgrund der Globalisierung.
In der Blauzungenkrankheit steckt genug Potenzial, schnell Nachrichten und Informationskanäle der digitalen Medien zu füllen und die Verbraucher zu beunruhigen. Bislang hat sich die Publikumspresse auf die Ausbrüche der Afrikanischen Schweinepest in Hessen und Baden-Württemberg konzentriert. Aber die Verbreitung von BTV-3 geht sehr schnell, solange es warm ist. Die Krankheitsverläufe können dramatisch sein bis hin zu einer hohen Mortalität, gerade bei Schafen. Wichtig ist, dass die Verbraucher aufgeklärt werden, dass Menschen nicht durch das BT-Virus infiziert werden und dass kein Risiko besteht, weder für die öffentliche Gesundheit noch für die Lebensmittelsicherheit.
Die Risiken trägt, so wie es aussieht, die Landwirtschaft. Da es sich bei der Blauzungenkrankheit um eine anzeigepflichtige Tierseuche handelt, leistet die Tierseuchenkasse im Falle einer behördlich angeordneten Tötung der Tiere eine Entschädigung auf Basis des gemeinen Tierwertes. Allerdings gibt es Bundesländer, in denen abweichende Regelungen gelten. Entschädigungsleistungen für Ertragsausfälle werden hingegen nicht gewährt. Der Tierseuchenfonds Schleswig-Holstein gewährt keine Entschädigung für BTV-3 bedingte Tierverluste.
Die Tierhalter unter den Landwirten sind zum Glück im Zweitberuf Seuchenmanager und wissen, wie sie mit solchen Risiken und Situationen umgehen müssen. Wahrscheinlich ist deshalb die Stimmung unter ihnen so besonnen und gefasst. Die aktuelle Seuchenentwicklung zeigt aber auch, dass die Forschungskapazitäten ausgebaut und gut ausgestattet werden müssen, um die Entwicklung von Impfstoffen voranzutreiben. Denn die Risikofaktoren Klima und Globalisierung bleiben.mbw
Der Winterraps als „Gesundungsfrucht“ in einer Fruchtfolge wird seinem Ruf schon lange nicht mehr gerecht. Zu groß sind mittlerweile die pflanzenbaulichen Probleme, und daran haben auch die Ungräser wie Ackerfuchsschwanz, Trespen und Weidelgras ihren Anteil. In der Bekämpfung dieser reicht es auch im Raps nicht mehr aus, sich ausschließlich auf den Einsatz der Herbizide/Graminizide zu fokussieren.
Die gesamte Entwicklung des Rapses (Pflanzenetablierung, Nährstoffversorgung, Bekämpfung des Rapserdflohs und so weiter) spielt auch dabei eine entscheidende Rolle, denn besonders in lückigen Rapsbeständen nimmt die Verungrasung sonst rasant zu.
Kurzer strategischer Überblick
Besonders in den getreidelastigen Fruchtfolgen sollte der Winterraps konsequent zur Bekämpfung der Ungräser genutzt werden. Der erste Schritt ist dabei der Einsatz des Wirkstoffs Metazachlor im Rahmen der Unkrautbekämpfung im Vorauflauf bis maximal frühem Nachauflauf (siehe BB-Artikel Teil 1: www.bauernblatt.com/empfehlungen-zum-herbizideinsatz-im-winterraps-2024-teil-1/).
Je nach Einsatztermin, Aufwandmenge, Bodenfeuchtigkeit und nachfolgenden Niederschlägen kann die Anfangswirkung durchaus in Richtung 80 % gegen einzelne Ungräser gehen. Bodentrockenheit und ausbleibende Niederschläge nach der Applikation reduzieren die Wirkungsgrade umgedreht rapide. Eine Bodenherbizid-Wirkung ist vor allem auf den „Ungras-Problemflächen“ inzwischen von großer Bedeutung, da Produkte aus der Wirkstoffgruppe der FOP (zum Beispiel Agil S, Targa Super und andere) zwar gegen Ausfallgetreide nach wie vor eine „sichere Bank“ sind, aber gegen Ackerfuchsschwanz und zum Teil Weidelgras kaum noch Erfolge erzielen.
Mittlerweile sind auch die Blattherbizide aus der Wirkstoffgruppe der DIM (Cycloxydim und Clethodim) einer zunehmenden Resistenzentwicklung unterworfen, sodass auf einigen Flächen die Schwierigkeit besteht, überhaupt noch den optimalen Einsatztermin für die Propyzamid haltigen Produkte zu erreichen.
Die Problematik der DIM
Auf vielen Rapsflächen werden derzeit ab dem Zwei- bis Dreiblattstadium des Ackerfuchsschwanzes die Wirkstoffe Cycloxydim (Focus Ultra) oder Clethodim (Select 240 EC, VextaDim, Brixton, Juniper Max) eingesetzt. Zeigen auch diese Produkte keine ausreichende Wirkung auf Ackerfuchsschwanz mehr, liegt unter anderem eine Wirkort-Resistenz (Ile1781-Leu Target-Site Resistenz gegen ACCase-Inhibitoren) vor.
Allerdings gibt es Unterschiede zwischen beiden Wirkstoffen. So erwies sich in genetischen Untersuchungen das Clethodim als robuster im Vergleich zum Cycloxydim. Man spricht hier von einer quantitativen Wirkort-Resistenz der DIM, vereinfacht ausgedrückt, es werden von Select 240 EC noch Ackerfuchsschwanz-Pflanzen erfasst, die von Focus Ultra nicht mehr bekämpft werden können.
Dieser Vorteil des Clethodims funktioniert aber nicht unbegrenzt, sondern ist einer dynamischen Entwicklung unterworfen, wo unter anderem Fruchtfolge und damit Einsatzhäufigkeit der Wirkstoffe eine entscheidende Rolle spielen.
Nimmt im Rahmen der weiteren Selektion der Anteil resistenter Individuen gegenüber Clethodim zu, können in dessen Folge die gesamten DIM einem völligen Wirkungsverlust unterworfen sein. Somit muss das Ziel sein, auch die Anwendungshäufigkeit der Produkte aus der Wirkstoffgruppe DIM zu minimieren (also zum Beispiel kein zweimaliger Einsatz Clethodim-haltiger Produkte im Raps in einem Herbst).
Einsatz Propyzamid haltiger Produkte
Vor einigen Jahren wurde in der Praxis noch sehr kontrovers über den generellen Einsatz von Kerb diskutiert, da der gezwungenermaßen späte Einsatztermin doch häufig abschreckend wirkte. Inzwischen steht das „ob“ nicht mehr in Frage, sondern nur noch das „wann“ zum optimalen Spritzzeitpunkt. Schon dies zeigt, wie stark sich die Lage im Bereich der Ungrasbekämpfung inzwischen verschärft hat. Auch die Frage nach der Aufwandmenge (Möglichkeit der Reduzierung) stellt sich nicht mehr, ein möglichst hoher Wirkungsgrad mit dieser einen Anwendung hat die oberste Priorität und bedeutet damit die Spritzung der vollen Aufwandmenge.
Hohe Bodenfeuchtigkeit und nachfolgender Regen sind dabei für eine hohe Wirksamkeit zwingend notwendig, da gerade bei frohwüchsigen und dichten Rapsbeständen der Wirkstoff von den Blättern abgefangen wird, dieser aber seine Wirksamkeit nur in der obersten Bodenschicht besitzt. Aus diesem Grund schließen sich der gemeinsame Einsatz vom Propyzamid mit den gegen Rapserdflohlarven wirksamen Cyantraniliprole-haltigen Produkten Minecto Gold und Exirel, die in die Blattstiele des Rapses eindringen müssen, schon durch die unterschiedlichen Anwendungsbedingungen quasi aus.
Ein weiteres Einsatzkriterium für Kerb Flo & Co. ist die Bodentemperatur. Für eine gute Wirkung sind niedrigere Bodentemperaturen (nachhaltig unter 10 °C!) erforderlich. Liegen die Temperaturen deutlich höher, wird der Wirkstoff schneller abgebaut, und der Wirkungsgrad sinkt deutlich. Warmes Herbstwetter bis in den November hinein ist für die Anwendung somit kontraproduktiv und die Ackerfuchsschwanz-Pflanzen entwickeln sich kontinuierlich weiter.
Da die Wirkung von Propyzamid in der obersten 3 bis 5 cm Bodenschicht am Stärksten ist, können bei großen bestockten Ackerfuchsschwanz-Pflanzen mit tieferen Wurzeln Probleme in der Bekämpfung auftreten. Somit ist es eine große Herausforderung, einen Anwendungstermin zu finden, der möglichst niedrige Bodentemperaturen und nachfolgenden Niederschlägen für den größtmöglichen Bekämpfungserfolg vereint.
Die sichtbare Wirkung von Propyzamid-Produkten lässt dann mitunter lange auf sich warten. Die ersten Anzeichen sind, dass die Ungraspflanzen nicht mehr weiterwachsen. Der eigentliche Absterbeprozess kann sich aber bis weit ins Frühjahr hinziehen.
Eventuell schlechtere Wirkungsgrade werden besonders oft bei großen, schon bestockten Ungräsern beziehungsweise widrigen Anwendungsbedingungen beobachtet und haben nichts mit eventuell beginnenden Resistenzen gegenüber Kerb Flo & Co. zu tun, sondern sind der oben beschriebenen Wirkungsweise von Propyzamid geschuldet. In diesen Ausnahmefällen kann ein Focus-Ultra-Zusatz blattaktiv unterstützen.
Welche Fliegenarten treten in der Öko-Schweinhaltung auf, welche Auswirkungen haben sie auf die Gesundheit der Schweine und welche Rolle spielt der Einsatz von Nützlingen bei der Fliegenbekämpfung? Diese und andere Fragen wurden kürzlich in einer Online-Veranstaltung des Naturland-Verbands zum Thema „Fliegenmanagement in der Öko-Schweinehaltung“ thematisiert.
Durch das Programm führte Martina Kozel von der Naturland-Beratung für Schweinehaltung. Im ersten Teil der Veranstaltung mit Elisabeth Hofinger von der QS Tierwohl des Naturland-Verbands wurden die im Stall auftretenden Fliegenarten betrachtet.
Fliegen lösen Stress bei den Tieren aus, können die Leistung der Schweine senken, Kannibalismus auslösen und außerdem Krankheiten übertragen. Die Teilnehmer der Naturland Online-Veranstaltung lernten, dass es Fliegen mit leckend-saugenden und mit stechend-saugenden Mundwerkzeugen gibt. Es wurde dargestellt, dass die bedeutendsten Fliegen im Schweinestall die Große Stubenfliege (Musca domestica) und der Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) sind. Im Stall finden die Fliegen Nahrung und Brutplätze, denn sie ernähren sich unter anderem von organischen Substanzen oder als Parasit.
Verschiedene Fliegenarten im Stall
Die Große Stubenfliege hat als adulte Fliege eine Lebensdauer von 14 bis 28 Tagen und kann bis zu 2.000 Eier legen. Die Eier befinden sich hauptsächlich in der Einstreu oder der Schwimmschicht der Gülle und benötigen, ebenso wie die Larven, Feuchtigkeit. Anschaulich wurde dargestellt, dass die adulten Fliegen nur 20 % der gesamten Fliegenpopulation im Stall ausmachen, 80 % sind dagegen Jungstadien (Eier, Larven, Puppen). Über ihre Ausscheidungen kann die Große Stubenfliege ernsthafte Krankheiten wie Salmonellose und Maul- und Klauenseuche übertragen. Die Erreger nimmt sie leckend-saugend mit ihrer Nahrung auf, beispielsweise Schweiß, Kot, eiternde Wunden oder Aas.
Das Weibchen des Wadenstechers legt 600 bis 800 Eier in Tierkot (zum Beispiel in Misthaufen) ab, wo auch die Larven- und Puppenstadien überwintern können. Diese Fliegenart kann Bakterien oder andere Erreger wie das anzeigepflichtige EIA-Virus (equine infektiöse Anämie) übertragen. Die Übertragung erfolgt von Tier zu Tier über Erreger im Saugrüssel durch Blutsaugen.
Abschließend wurde erläutert, dass Fliegen ein Anzeiger für mangelnde Hygiene in der Tierhaltung sind. Daher sollten Entwässerungsrinnen mindestens wöchentlich durchgespült werden, der Hochdruckreiniger regelmäßig zum Einsatz kommen und außerdem das Schweinefutter einmal am Tag leer gefressen werden, um die Fliegen in ihrer Entwicklung zu hindern.
Bekämpfung mit nützlichen Insekten
Im zweiten Teil der Online-Veranstaltung informierte Stefanie Thudium von der biofa GmbH über die Bekämpfung von Stallfliegen mithilfe von nützlichen Insekten. Zunächst wurde der Einsatz von Schlupfwespen (Muscidifurax spp.) zur Bekämpfung von Fliegen im Festmist thematisiert. Die Schlupfwespe legt ihre Eier in die Fliegenpuppe, wobei ein Weibchen etwa 300 Eier ablegen kann. Die sich entwickelnden Schlupfwespenlarven ernähren sich von der Fliegenlarve und fressen diese auf. Nach etwa drei Wochen schlüpft die nächste Generation Schlupfwespen aus der Fliegenpuppe. Je wärmer es ist, desto schneller ist diese Entwicklung.
Schlupfwespen sind sehr klein, beeinträchtigen die Tiere im Stall nicht und sind für den Menschen nahezu unsichtbar, da sie in trockener Einstreu leben und nicht auffliegen. Da sie im Winter aussterben, müssen Schlupfwespen jedes Jahr neu angesiedelt werden, wofür mindestens 17 °C Umgebungstemperatur notwendig sind.
Die Züchtung von Nützlingen findet unter Laborbedingungen statt. Die Lieferung der Schlupfwespen an den landwirtschaftlichen Betrieb erfolgt in parasitierten Fliegenpuppen, welche dann in der Einstreu (Festmist) verteilt werden. Die Teilnehmer der Veranstaltung erfuhren, dass mindestens fünf Lieferungen im Abstand von zwei Wochen notwendig sind, um eine effektive Ansiedelung der Schlupfwespe im Stall zu erreichen. Dabei ist zu beachten, dass Schlupfwespen keine Zugluft oder Nässe mögen und vor Vögeln geschützt sein sollten.
Für die Bekämpfung von Fliegen im Güllebereich können Güllefliegen (Ophyra aenescens) als Nützlinge eingesetzt werden, welche die Stallfliegen auf der Schwimmschicht der Gülle bekämpfen. Ein Güllefliegenweibchen legt bis zu 600 Eier im Güllekeller auf der Schwimmschicht ab. Dort entwickelt sich die Güllefliegenlarve und bleibt auch als adultes Tier an diesem Ort. Menschen oder Nutztiere werden durch sie somit nicht belästigt. Im dritten Larvenstadium fressen die Larven der Güllefliegen die Larven der Stallfliegen auf.
Die Lieferung der Güllefliegen an den landwirtschaftlichen Betrieb erfolgt im Puppenstadium. Zur Ansiedelung sollten ebenfalls mehrere Aussetzungen der Puppen erfolgen. Vorab sollte einige Wochen der Güllekeller nicht geleert werden und eine stabile Schwimmschicht vorhanden sein. Zu beachten ist auch, dass der vorherige Einsatz von Antiparasitika bei den Nutztieren die Ansiedlung der Güllefliege beeinträchtigen kann. Nach Leerung des Güllekellers sollte außerdem stets eine Auffrischung des Güllefliegenbestands erfolgen.
Sonstige Maßnahmen zur Bekämpfung
Erwachsene Stallfliegen sind dagegen nur mit Fliegenfallen bekämpfbar. Bei Klebefallen sollte beachtet werden, dass auch Vögel oder Fledermäuse hierdurch beeinträchtigt und gefährdet werden können. Diese Tierarten können wiederum mit zur Fliegenbekämpfung im Stall beitragen.
Als ergänzende hygienische Maßnahmen gegen Fliegen im Stall wurden regelmäßiges Ausmisten, sorgfältiges Säubern sowie das Misthaufen umsetzen genannt, denn die Stallfliegen vermehren sich besonders stark und meist ungestört in Misthaufen und offenen Güllebehältern.
Weitere interessante Veranstaltungen zum Ökologischen Landbau sind im Terminkalender des Netzwerks Ökolandbau Schleswig-Holstein zu finden www.oekolandbau-sh.net/aktuelles/termine
Fazit
• In der Naturland Online-Veranstaltung konnte für die biologische Fliegenbekämpfung in der Öko-Schweinehaltung folgendes festgehalten werden:
• Nützlinge können den Fliegenbesatz im Stall deutlich reduzieren.
• Sie sollten möglichst früh im Jahr eingesetzt werden, damit sie die jüngeren Entwicklungsstadien der Stallfliegen bekämpfen können.
• Wenn Gülle und eine Schwimmschicht vorhanden sind, sollte die Güllefliege eingesetzt werden. Ideal ist auch eine Kombination aus Schlupfwespen und Güllefliegen.
• Die Vorteile der biologischen Fliegenbekämpfung liegen in der einfachen und wenig aufwendigen Anwendung sowie der Ungefährlichkeit für Mensch und Tier.
Durch den Ausbruch der Blauzungenkrankheit in Schleswig-Holstein sind Rinder- wie Schafhalter alarmiert. Zuchtauktionen finden weiter statt unter den gegebenen Vorsichtsmaßnahmen. Die Zuchtverbände appellieren für eine Impfung.
Rinderbetriebe und Schafhalter kommen der Empfehlung zur Impfung gegen die Infektion mit dem Blauzungenvirus (BTV-3) nach, das bestätigen Dr. Heiner Kahle, Geschäftsführung Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) und Janine Bruser, Geschäftsführung Landesverband Schleswig-Holsteinischer Schaf- und Ziegenzüchter. Groß sei das Interesse bei den Milchviehbetrieben, so Kahle.
Der Ausbruch von BTV-3 mitten in der Erntezeit habe die Betriebe vor besondere Herausforderungen gestellt und sorge für zusätzliches Arbeitsaufkommen, durch Untersuchungen und Impfungen, erläuterte Kahle. Die RSH empfiehlt Tierhaltern, ihre Bestände durch den regelmäßigen Einsatz von Repellentien (Mittel zur Abwehr von Insekten) vor den Virusübertragenden Gnitzen zu schützen und Gebläse einzusetzen, um die Insekten abzuwehren.
Fragen stellten sich Anfangs zur Verbringung von Tieren. Bis vorigen Freitag konnten Tiere aus Schleswig-Holstein noch verbracht werden in Regionen, die ebenfalls von Blauzungeninfektionen frei waren. Das verschaffte zumindest einen geringen Wettbewerbsvorteil, der jetzt aufgehoben ist. Sollen nun Tiere verbracht werden in infektionsfreie Gebiete, wird zuvor ein Virustest benötigt.
Für das Auktionsgeschehen sieht Kahle keine Auswirkungen. Die Auktionen der RSH werden wie angekündigt stattfinden. Die Verbringung der Tiere erfolgt auf Basis von Blutuntersuchungen, die das Landeslabor durchführt. Dafür muss ein Tag einkalkuliert werden, bis die Ergebnisse vorliegen. Die Kosten übernimmt der Beschicker, also der Landwirt. Die Handhabung der Untersuchungen, wie Zeitpunkte und Logistik, werde sich schnell einspielen, so Kahle gegenüber dem Bauernblatt.
Auch der Husumer Schafmarkt, die traditionelle Bockauktion, wird in der kommenden Woche vom 21. bis 24. August stattfinden, betonte die Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbandes. Die Zustimmung des Kreisvertinärs liege vor, ohne spezielle Auflagen, so Bruser.
Kahle wies darauf hin, dass seitens des Tierseuchenfonds Schleswig-Holstein keine Entschädigung für BTV-3 bedingte Tierverluste gewährt werde. Die Bereitschaft zur Impfung unter den Schafhaltern bezeichnete Bruser als hoch, allein wegen der hohen Mortalitätsrate. Deshalb habe der Landesschafzuchtverband eine Härtefallregelung beantragt. Dies würde aber in jedem Fall auf eine Einzelfallbetrachtung hinaus laufen. Bruser berichte von einem Infektionsfall in Niedersachsen, wo 100 Tiere aus einer Herde von 1.000 verendeten. mbw
Gnitzen (Familie Ceratopogonidae) gelten als Überträger der Blauzungenkrankheit. Experten warnten davor, dass sich das Virus in diesem Frühjahr stark ausbreiten könnte. Am Freitag der Vorwoche wurden die ersten Fälle auch in Schleswig-Holstein bestätigt. Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zeigen auf, was die Ausbreitung für die Tierhaltung bedeutet.
Gnitzen, regional auch Bartmücken genannt, sind eine von mehreren Mückenfamilien mit blutsaugenden Vertretern. Sie werden nur 0,5 bis 5 mm groß, und adulte Tiere haben eine Lebensdauer von kaum mehr als zwei bis drei Wochen. Ihr Aktionsradius beträgt, von passiver Verdriftung abgesehen, nur kurze Distanzen. Dennoch können sie gefährlich werden, denn die Weibchen etlicher Arten benötigen eine Blutmahlzeit, die ihre Eireifung ermöglicht.
Penetrantes Stechverhalten und fatale Folgen
Die weite Verbreitung und das massenhafte Auftreten unter bestimmten Umweltbedingungen führen dann vielerorts allein schon wegen ihres penetranten Stechverhaltens zu Einschränkungen in Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sowie im Tourismus. Die Dichte sich entwickelnder Larven kann in bestimmten Lebensräumen (Moore, Sümpfe, Flussauen) bei mehr als 10.000/m2 Bodenfläche liegen. Daher können zur Hauptflugzeit extreme Belästigungen auftreten, die den Aufenthalt im Freien fast unmöglich macht. Und dann ist da noch die Übertragung von Krankheiten.
Von den mehr als 330 in Deutschland vorkommenden Arten spielen nur einige innerhalb der Gattung Culicoides eine Rolle als Vektoren von Krankheitserregern. Sie übertragen neben dem Blauzungen-Virus auch das Schmallenberg-Virus, gelten aber auch als Überträger der Viren der Afrikanischen Pferdesterbe und der Epizootischen Hämorrhagie der Hirsche, die in Mitteleuropa noch nicht aufgetreten sind.
Die Weibchen vieler Arten saugen Blut an Wirbeltieren oder ernähren sich von Körperflüssigkeiten anderer Insekten. Die Blutmahlzeit erfolgt in den Abendstunden und nachts. Gnitzen finden ihre Wirte dabei über den Geruchssinn und die Augen. Die Culicoides-Arten beispielsweise werden von den Ausdünstungen und Silhouetten großer Weidetiere angelockt. Die Weibchen stechen die Rinder in Bauch und Rücken, Pferde an der Mähne und am Schweifansatz, seltener am Bauch.
Gnitzenstiche können beim Menschen bis zu 2 cm große blasige Hautschwellungen verursachen, die meist mit starkem Juckreiz verbunden sind. Hautbereiche an den Rändern von Kleidungsstücken werden bevorzugt. Die Übertragung von Krankheitserregern durch Gnitzen auf den Menschen ist nur aus Süd- und Mittelamerika bekannt (Oropouche-Virus).
Schafe, Rinder, Ziegen und Pferde sind Opfer
Anders sieht das für die Tiere aus. Rund 50 Culicoides-Arten gelten weltweit als Überträger veterinärmedizinisch relevanter Krankheitserreger wie Protozoen, Filarien und Viren. Die durch Gnitzen übertragenen Erreger stellen in der Tierhaltung und -zucht – vor allem bei Schafen, Rindern, Ziegen und Pferden – ein ernstes Problem dar, da sie zum Teil mit hoher Morbidität und/oder Mortalität einhergehen. Die Kenntnisse der Blutwirte und Gnitzen als Reservoirwirte der Erreger sowie deren Pathogenität sind allerdings sehr lückenhaft.
Die aus Afrika und dem Mittelmeerraum seit Langem bekannte Blauzungenkrankheit ist ein prominentes Beispiel für eine Gnitzen-assoziierte Erkrankung, die durch ein Orbivirus verursacht wird und Wiederkäuer schädigt. Erstmals und überraschenderweise im August 2006 auch in Deutschland festgestellt, kam es in den Folgemonaten erstmalig und mit stark steigenden Fallzahlen zu einem epidemischen Auftreten seuchenhafter Erkrankungen bei Tieren. Erst mit sinkenden Temperaturen reduzierten sich die Fallzahlen im Spätherbst. Aber im Folgejahr flammten sie wieder auf.
Der Seuchenzug konnte erst 2009 durch eine ausgedehnte Impfkampagne unter Rindern, Schafen und Ziegen gestoppt werden. Ab 2012 galt Deutschland als BTV-frei, zum 1.Juni 2023 wurde der Status „amtlich seuchenfrei“ anerkannt. Allerdings hat sich die Seuche im Sommer und Herbst im vergangenen Jahr mit einem massiven Ausbruchsgeschehen in den Niederlanden zurückgemeldet. In Belgien und in Westdeutschland nahe der deutsch-niederländischen Grenze wurden ebenfalls BTV-Fälle gemeldet. Daher muss mit einer Weiterverbreitung in der nächsten Vektorsaison, das heißt in diesem Frühsommer, gerechnet werden!
Da Wiederkäuer hierzulande jedoch keinen Immunschutz gegen das BTV-3 besitzen und flächendeckend noch kein entsprechender Impfstoff vorhanden ist, muss aus den Erfahrungen zur Überwinterung des BTV in Mitteleuropa mit dem Beginn der saisonalen Aktivität der Gnitzen 2024 von einem Fortgang des Infektionsgeschehens ausgegangen werden. Gleichzeitig ist damit zu rechnen, dass die 150 km umfassende Restriktionszone, in der Handelsbeschränkungen für Wiederkäuer gelten, auf weitere Bundesländer ausgeweitet werden.
Schafe am schwersten betroffen
Unter den domestizierten Wiederkäuern zeigen Schafe die deutlichsten Krankheitssymptome nach einer BTV-Infektion. Sie können hohes Fieber (bis 42 °C) entwickeln, es tritt Apathie auf, und erkrankte Tiere sondern sich von der Herde ab. Weitere typische klinische Symptome sind gerötete und geschwollene Maulschleimhäute, vermehrter Speichelfluss und Schaumbildung vor dem Maul, Kreislaufstörungen, Ödembildungen und Hämorrhagien (Blutungen). An den Klauen rötet sich der Kronsaum und schmerzt. Infolgedessen treten Lahmheiten auf.
Die namensgebende Blauverfärbung der Zunge ist sehr selten zu beobachten und nur bei hochempfänglichen Schafrassen zu erwarten. Im aktuellen BTV-3-Ausbruchsgeschehen wurde in den Niederlanden von zahlreichen Todesfällen bei Schafen berichtet. BTV-3, der Serotyp, der sich auch nach Deutschland ausbreitete, wurde bis Sommer 2023 in Mitteleuropa noch nicht nachgewiesen, aber in Süditalien, Tunesien, Israel und Teilen des südlichen Afrikas.
Hat sich eine vektorkompetente Gnitze mit dem BTV infiziert, bleibt sie nach bisherigem Kenntnisstand lebenslang infektiös. Die Lebensdauer ist zwar kurz, aber die weiblichen Gnitzen sind in der Lage, in ihrem Leben mehrfach Blut zu saugen. Mit steigenden Temperaturen im Jahresverlauf und bedingt durch die Klimaerwärmung nimmt die Stechaktivität und -frequenz dieser Tiere zu. Der ebenfalls temperaturabhängige Replikationsprozess des Virus in der Mücke erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Erregerübertragung in der wärmeren Jahreszeit.
Empfehlungen zur Bekämpfung
Die Blauzungenkrankheit gehört zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen. Um ihre ungehinderte Ausbreitung zu vermeiden, wird nach strikten Regeln verfahren. Nach geltendem nationalen und europäischen Recht müssen um einen Befallsort ein Gefährdungsgebiet sowie eine Beobachtungszone festgelegt werden. Informationen zu den staatlichen Bekämpfungsmaßnahmen sind bei den zuständigen Ministerien und Landesveterinärämtern abrufbar. Wiederkäuer und deren Produkte dürfen aus diesen Zonen nur unter Auflagen heraustransportiert werden.
Die Kontrolle der potenziellen Vektoren mit Insektiziden beziehungsweise Larviziden ist aufgrund mangelnder Kenntnis zu Larvenhabitaten und Lebensweise der adulten Gnitzen im Umkreis landwirtschaftlicher Betriebe nicht erfolgreich möglich. Weitere Möglichkeiten einer biologischen Kontrolle fehlen. Da sich die Bruthabitate der Gnitzen innerhalb und außerhalb der Stallungen befinden können, ist das Einstallen des Tierbestandes über Nacht unwirksam.
Nebelpräparate auf Basis von Pyrethrum können in Ställen sowie in den Außenbereichen zur Abtötung von Gnitzen eingesetzt werden. Rinder können vorbeugend mit einem Pyrethroid-haltigen Pour-on-Mittel behandelt werden. Es wird jedoch dringend dazu geraten Insektizide nur nach Rücksprache mit Veterinären und Schädlingsbekämpfern einzusetzen.
Dr. Doreen Werner und Anja Voigt, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung
Dr. Helge Kampen, Dr. Kerstin Wernike und Prof. Dr. Martin Beer, Friedrich-Loeffler-Institut
ZALF: Gnitzen-Monitoring verfolgt Ausbreitung in Deutschland
Aufgrund zunehmender Globalisierung mit verstärktem Güter- und Tiertransport sowie sich ändernder klimatischer Bedingungen fördert die Bundesregierung ein deutschlandweites Gnitzenmonitoring. Durchgeführt wird dies vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) auf ausgewählten landwirtschaftlichen Betrieben.
Dazu nutzen die Wissenschaftler spezielle UV-Lichtfallen, die sie zum Nachweis möglicher Vektoren (Gnitzen) für 24 Stunden pro Woche aktivieren und anschliessend beproben.
Die Fallen vor Ort werden von engagierten Landwirten beziehungsweise Tierhaltern betreut. Die Fallen befinden sich in Rinder-, Schaf- oder Ziegenställen oder in unmittelbarer Nähe von ihnen, beispielsweise auf den Weideflächen. An den Fangstandorten werden parallel dazu auch die Umwelteinflüsse erfasst, um die Verbreitung und die Aktivität der Gnitzen näher zu erforschen.
Die Fangproben kommen zur Sortierung und morphologischen Bestimmung zum ZALF. Aufbereitete Gnitzen der Obsoletus-Gruppe und des Pulicaris-Komplexes, die die wichtigsten virusübertragenden Arten enthalten, werden nachfolgend zur genetischen Identifizierung und Pathogendiagnostik zum Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) geschickt.
In Greifswald werden die kleinen Blutsauger und das eventuell in ihnen enthaltene Blauzungenvirus (Bluetongue-Virus oder BTV) mithilfe diverser PCR-Tests analysiert. Dabei werden das Genom aller Serotypen des BTV und alle wichtigen potenziellen Vektorarten der Gattung Culicoides erfasst.
Die Fallenbetreuer erhalten nach der Diagnostik Informationen zu den im Jahresverlauf bei ihnen gefangenen Gnitzen. Sie erfahren daraus die Artengruppen und ob ein Virus in den Insekten nachgewiesen wurde. Ein positiver Test hat für den Landwirt dabei keinerlei Konsequenzen, da es sich ausschließlich um den Nachweis von Virusmaterial in der Gnitze handelt. Der Tierbestand der Landwirte wird vom ZALF nicht untersucht.
Die Zahl der gefangenen Gnitzen schwankt zwischen den Standorten im Jahresverlauf. Zudem unterliegt sie diversen biotischen und abiotischen Einflüssen. Beispielsweise beeinflusst die Verfügbarkeit von Bruthabitaten und von Wirtstieren die Populationsdichte von Gnitzen entscheidend.
Die saisonale Aktivität beginnt an den meisten Standorten im April, ist in ihrer Ausprägung aber zunächst sehr stark von den vorherrschenden Temperaturen abhängig.
Die höchste Biodiversität der Gnitzenfauna wird im Frühsommer von Mai bis Juni/Juli verzeichnet, wobei sich die Populationsdichte bis in den Spätsommer halten oder sogar ausbauen kann.
Die Arten der Obsoletus-Gruppe wurden bisher am häufigsten gefangen, gefolgt von denen des Pulicaris-Komplexes. Die wissenschaftliche Bearbeitung der restlichen Culicoides-Arten steht noch aus. Das umfangreiche Monitoring lieferte bisher keine Hinweise, dass der global wichtigste Vektor von BTV, Culicoides imicola, im Studiengebiet in Deutschland vorkommt.
Gleichzeitig wird damit aber sehr deutlich, dass einheimische Gnitzen als Virusvektoren fungieren. Denn es gab im vergangenen Jahr einen massiven BTV-3-Ausbruch, der dazu führte, dass für die Bundesländer Nordrhein-Westfalen sowie Niedersachen der frei-Status ausgesetzt wurde. Zudem wurde in dieser Zone das Monitoring um 18 zusätzliche Standorte mit täglicher Probennahme erweitert.ZALF, FLI
Die BayWa AG hat sich heute mit den wichtigsten Gläubigerbanken und ihren größten Aktionären, die Bayerische Raiffeisen Beteiligungs-AG (BRB AG) und die Raiffeisen Agrar Invest (RAIG), über die Bereitstellung frischer Liquidität in Höhe von insgesamt rund 550 Mio. € geeinigt. Voraussetzung dafür war der erfolgreiche Abschluss eines Stillhalteabkommens mit den kreditgebenden Banken.
lliger Darlehensrückzahlungen bis Ende September dieses Jahres sind nötig, um das beauftrage Sanierungsgutachten für den bislang größten Deutschen Agrarhandelskonzern fertigstellen zu können. Das wurde am Donnerstag beschlossen, berichtet die BayWa.
Das Finanzierungspaket sieht im Einzelnen vor, dass die Kernbanken Überbrückungskredite mit einem Volumen von 272 Mio. € zur Verfügung stellen. Außerdem haben die beiden größten Aktionäre der BayWa AG als wesentlichen Bestandteil des Paketes bis heute nachrangige Gesellschafter-Darlehen in Höhe von insgesamt 125 Mio. € zur Verfügung gestellt, die in Höhe von 75 Mio. € bereits ausgezahlt wurden. Zudem hat die BRB AG gemeinsam mit der Frankfurter DZ Bank die Beteiligung der BayWa AG an der BRB Holding GmbH für einen Kaufpreis von insgesamt 120 Mio. € und die RWA AG die Beteiligung der BayWa AG an der BSV Saaten GmbH für einen Kaufpreis in Höhe von zirka 10 Mio. € erworben. Zur kurzfristigen Liquiditätsbereitstellung haben zudem die RAIG bzw. ihr nahestehenden Unternehmen von der BayWa AG Getreide zum Marktpreis für einen Kaufpreis von insgesamt 20 Mio. € erworben.
Der Vorstand geht aufgrund der konstruktiven Gespräche mit den Banken, weiteren Finanzierungspartnern und wesentlichen Stakeholdern davon aus, dass bis Ende September auf Basis des dann im Entwurf vorliegenden Sanierungsgutachtens ein Konzept für eine nachhaltige Sanierung sowie eine Neuregelung der Finanzierung erreicht werden kann, heißt es weiter.
Die Maßnahmen aus dem beauftragten Sanierungsgutachten, vom dem weitere Finanzierung abhängt, sollen den eingeschlagenen Konsolidierungskurs beschleunigen, hieß es aus München. Zudem sollen das kapitalintensive Projektgeschäft mit Wind- und Solarenergieanlagen sowie andere Bereiche des Segments Regenerative Energien, die die BayWa über ihr vollkonsolidiertes Tochterunternehmen BayWa r.e. AG betreibt, neu aufgestellt werden. Davon unabhängig sieht die BayWa heute die Wachstumschancen auf den Märkten für erneuerbare Energien weiterhin gegeben.pm
Vier Verbundvorhaben sind mit dem Ziel gestartet, ein bundesweites Netzwerk aus Modell- und Demonstrationsflächen und -vorhaben zur Agroforstwirtschaft aufzubauen. Koordiniert wird das Netzwerk vom Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF).
Die geplanten Agroforstflächen umfassen insgesamt rund 500 ha. Zum Teil handelt es sich um neu anzulegende, zum Teil um bereits etablierte Flächen. Letztere stehen als Lernorte und für wissenschaftliche Untersuchungen bereit oder ihr Aufwuchs soll in entstehende Wertschöpfungscluster integriert werden.
Der Begriff Agroforstsystem beschreibt den in der Regel streifenförmigen Anbau von Gehölzen auf Acker- oder Grünland. Ziel dieser Anbauform ist zum einen die Holzernte für eine stoffliche oder energetische Nutzung oder die Gewinnung von Nahrungsmitteln. Zum anderen dienen Agroforstsysteme dem Erreichen positiver Wechselwirkungen zwischen den Gehölzen und den benachbarten, landwirtschaftlichen Kulturen oder den Nutztieren, die zwischen den Bäumen gehalten werden. Moderne Agroforstsysteme sind bislang in Deutschland kaum verbreitet.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte daher einen Förderaufruf veröffentlicht, um Ergebnisse bereits vorliegender Forschungsarbeiten in der Fläche umzusetzen und so eine Blaupause für möglichst viele weitere Standorte bereitzustellen.
Der DeFAF koordiniert das Vorhaben „Modema“ mit zwölf Partnern, in dem alle Projekte des Förderaufrufs miteinander vernetzt und die Ergebnisse aufbereitet und kommuniziert werden. Insgesamt repräsentieren alle Demoflächen eine Vielfalt an Agroforstsystemen – mit diversen Baumarten für die stoffliche und/oder energetische Nutzung wie auch die Gewinnung von Nahrungs- oder Futtermitteln, in Kombination mit Acker- oder Grünland, mit oder ohne Tierhaltung. Neun Partner aus dem Modema-Verbund führen auf den Flächen eine wissenschaftliche Begleitforschung zu Fragen des Pflanzenbaus, der Ökologie und Ökonomie durch.
Im Rahmen des Projekts „Pappelwert“ werden sechs Agroforstsysteme mit Pappeln in der Modellregion Norddeutschland auf Acker- und Grünland etabliert und die wirtschaftlich optimalen Maßnahmen zur Bewirtschaftung definiert. Zusätzlich erprobt das Projektteam Wertschöpfungsketten – insbesondere in der stofflichen Verwertung – in Kooperation mit Unternehmen der Holzindustrie aus der Region.
Im Fokus des Vorhabens „Agroflow“ steht neben der Dürreprävention und dem Niederschlagserosionsschutz die Einbettung in eine ökonomische und soziale Partnerschaft zwischen Landwirtschaft und Kommunen.
Ziel von „Digaforst“ ist die Anlage von zwei Agroforstsystemen in der Agrarintensivregion in Nordwestniedersachsen und deren dreidimensionale Kartierung, Inventarisierung und Bewertung durch KI-gestützte Robotertechnik. Geplant ist, mithilfe eines autonom navigierenden Roboters einen digitalen Zwilling der Agroforstsysteme zu erstellen, um wirtschaftlich interessante Parameter wie den optimalen Erntezeitpunkt, den Wert der Biomasse oder die CO2-Bindungskapazität abzuleiten.
Mehr zu den einzelnen Projekten unter t1p.de/s8pb2
An diesem Wochenende wird am Pavillon der Landjugend auf dem Messegelände ordentlich gearbeitet. Neues Fassadenholz liegt bereit und auch im Innenbereich wird renoviert. Das hat Tradition, denn bereits seit 1963 gibt es den Treffpunkt der Laju auf der Norla. Regelmäßig wurde umgebaut, verschönert und einmal sogar abgerissen.
Ermöglicht wurde der Bau des ersten Pavillons durch Spenden von Ortsgruppen und durch den Einsatz vieler ehrenamtlicher Helfer. Insgesamt wurden 10.000 DM in das Projekt investiert. In einem Schreiben des Messebüros Fahrenkrog der schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsschau vom August 1963 wird der Bau eines „Beratungshauses, entworfen vom Architekten Vermeulen“, bestätigt. Die Instandhaltungskosten übernehme der Landjugendverband und auch die Blumenanlage hinter dem Pavillon und der Pergola obliege dem Verband, lautete die Abmachung. Der wohl wichtigste Satz der Vereinbarung folgt unter Punkt 9: „Eine jährliche Standmiete für den Pavillon wird nicht erhoben.“
Ab 1963 duftete es im Treffpunkt der Laju stets nach frischen Waffeln und der Pavillon wurde schnell zum beliebten Treffpunkt für die jungen Messebesucher, aber auch für Familien und für die Landespolitik. Von Anfang an nutzte die Laju die Messe, um sich und ihre Arbeit mit Schautafeln und Aktionen vorzustellen. Beliebt waren die Quiz- und Diskussionsrunden sowie die immer neuen kreativen Angebote für die Besucher.
Renoviert und umgebaut wurde regelmäßig. 1986 aber war es Zeit für ein neues Gebäude. Der alte Pavillon wurde abgerissen und an gleicher Stelle im Zentrum des Ausstellungsgeländes ein neuer errichtet. Renoviert und umgebaut wird weiterhin. So folgten zum Beispiel größere Einsätze 2007 und 2020. An diesem Wochenende ist es nun wieder soweit.
Nach Belgien führte die Sommerreise des KreisLandFrauenverbandes Nordfriesland, mit dabei 44 Frauen im Alter von 45 bis 92 Jahren. Das Ziel war Antwerpen. Die Stadt hat den zweitgrößten Seehafen Europas, 80 % der Rohdiamanten weltweit passieren die Stadt, die in der nördlichen reichen Region Flandern liegt. Hier wird niederländisch gesprochen, die Arbeitslosenquote liegt bei 7 %. Dagegen kämpft die ärmere, südliche Region Wallonien, in der französisch gesprochen wird, mit einer Arbeitslosenquote von 18 %.
Am ersten Tag in Belgien besuchten die LandFrauen Brüssel (großes Foto). Die Hauptstadt mit ihren 1,2 Millionen Einwohnern ist das wirtschaftlich stärkste Gebiet. Dort wird Niederländisch und Französisch gesprochen, aber auch Englisch ist sehr wichtig, denn in der Stadt befindet sich das Europaparlament. Dort wurden die LandFrauen von Niclas Herbst (CDU) begrüßt. Er ist in Ratzeburg geboren, Mitglied des Europäischen Parlaments für Schleswig-Holstein und vertritt dort als einziger Deutscher die deutsche Fischerei. Herbst beantwortete alle, durchaus auch kritischen Fragen der LandFrauen und brach eine Lanze für die Europäische Union: Nur 6 % der Weltbevölkerung lebten auf dem Kontinent und Europa brauche durch gemeinsames Handeln und gleiche Rahmenbedingungen ein Gegengewicht zu den USA, China und Asien. Er räumte aber auch ein, dass der deutsche Gesetzgeber „die Veranlagung“ habe, jedes Gesetz zu verschärfen, während in südlichen EU-Ländern die Einhaltung nicht so streng kontrolliert werde, so Herbst. Er ermutigte die LandFrauen, ihre Kinder oder Enkel für ein Praktikum ins Brüsseler Parlament zu schicken. Nirgends lerne man so viel über die anderen europäischen Länder, so der EU-Parlamentarier. Die LandFrauen verabschiedeten sich von diesem Besuch auf jeden Fall als überzeugte Europäerinnen.
Nach etwas Freizeit, man hörte tatsächlich überall Sprachen aus vielen europäischen Ländern, stand eine Stadtrundfahrt auf dem Programm. Die LandFrauen besuchten das Atomium, das Wahrzeichen der Weltausstellung 1958, sahen Manneken Pis, bestaunten den beeindruckenden Marktplatz, der von prächtigen, historischen Gildehäusern und dem gotischen Rathaus umgeben ist, und probierten köstliche Schokolade.
Voller Abenteuerlust bestiegen die LandFrauen am nächsten Morgen erneut den Bus, um Gent zu entdecken. Im Gegensatz zur Großstadt Brüssel kam Gent sehr provinziell und eher gemütlich daher. Es gibt dort 47 Kirchen. Alle stehen leer oder sind entweiht worden, um nun Konzertsäle, Zirkusschulen, Theater und Supermärkte zu beherbergen. Im Mittelalter wuchs Gent, durch den blühenden Tuchhandel und durch das von der Stadt erworbene Stapelrecht auf Getreide, zu einer der größten und bedeutendsten Städte Europas heran, und die Handwerker und Zünfte wurden sehr reich. In der Stadt gab es damals kaum Holzhäuser, weil die Bürger genug Geld hatten, um mit Steinen zu bauen. Sie waren steinreich.
Da ab 10 Uhr keine Pkw in der historischen Innenstadt zugelassen sind, fühlten sich die Besucherinnen bei der Stadtführung wie in einer Zeitreise ins Mittelalter. Bei strahlendem Sonnenschein bestiegen sie Boote und sahen Speicher, Häuser und die Burg Gravensteen von der Schelde aus. Der Fluss hat maßgeblich zum Reichtum Flanderns beigetragen, weil er von Frankreich nach Belgien durch die Niederlande in die Nordsee fließt und eine wichtige Rolle für die Handelsbeziehungen spielte.
Den letzten Abend der Reise nutzen die LandFrauen, um die Innenstadt von Antwerpen zu erkunden. Sie waren begeistert, denn die Stadt hat nicht nur einen großen Hafen, sondern vor allem einen weitgehend erhaltenen historischen Stadtkern, der zum Schlendern und Verweilen einlädt.
Petra Schmidt aus Kiel erfüllte sich Anfang 2023 mit ihrer Galerie „7iebenbilder“ samt angeschlossenem Atelier einen Lebenstraum. Hier beschäftigt sich die Künstlerin nach Herzenslust mit Farben und Formen. Trotz Hindernissen und Herausforderungen im Leben ist die heute 70-Jährige stets ihren eigenen Weg gegangen.
Einmal, da sitzt sie auf einer Bank am Deich, lässt ihren Blick über die Weite des Wattenmeeres schweifen und schaut wie zufällig nach unten auf das winzige Stückchen Erde vor ihren Füßen. Was dort alles krabbelt, kreucht und fleucht: Spinnen, Ameisen, Käfer und mehr. Fasziniert bleibt ihre Aufmerksamkeit an diesen klitzekleinen, zarten Details der Natur hängen. „Ich war schon von Kindesbeinen an immer viel draußen, habe genau beobachtet, was um mich herum geschieht. Die Natur war und ist für mich ein Kraftort“, erzählt sie.
Klar, dass die Natur auch in ihren Werken, die sie mit Acrylfarben malt, einen festen Platz hat. Maritime Motive mit einem Meer, auf dem Schiffe mit aufgeblähten Segeln fröhlich im Sommerwind tanzen oder stimmungsvolle Landschaftsimpressionen zeugen davon. Zudem gestaltet sie aus Steinen, die sie bei Strandspaziergängen sammelt, Skulpturen. Nicht nur im Norden ist sie dafür unterwegs, sondern auch im Süden. Im Winter zieht es sie für vier Monate auf die kanarische Insel La Palma.
Dort hat sie bei Freunden eine kleine Wohnung gemietet, in der sie kreativ sein kann. Dabei kommt immer wieder die Kunstform Mixed Media ins Spiel. „Das bedeutet, dass ich traditionelle Techniken des Malens mit verschiedenen Materialien kombiniere. Das ermöglicht mir ein hohes Maß an kreativer Freiheit und Ausdruckskraft“, erklärt die Künstlerin. Sie geht zum Fensterbrett und greift nach einem Beispiel aus ihrem reichen Repertoire an „Steinmenschen“: Ein Mann, geformt aus einer Modelliermasse, sitzt auf einem Stein. In den Händen hält er weiße Federn. Sie stellt ihn zurück und zeigt zwei Mixed Media Bilder, die auf La Palma aus Fundstücken entstanden. Auf einem rissig anmutenden Untergrund sind rostige Metallteilchen, Schmuckfragmente und Steine effektvoll so angeordnet, dass sie einer menschlichen Figur ähneln.
Wie ein roter Faden
Petra Schmidt verrät, dass sich die Kunst wie ein roter Faden durch ihr Leben ziehe. Sie taucht in ihre kunterbunte Biografie ein, erzählt vom Abitur an der Ricarda-Huch-Schule in Kiel, vom frühen Wunsch, Kunst zu studieren, den die Eltern vereiteln. Deshalb beginnt sie zunächst ein Lehramtsstudium, das sie nicht zu Ende führt. Stattdessen reist sie lieber fünf Jahre als Stewardess rund um den Globus, bis auch diese turbulente Zeit zu Ende geht.
Schließlich entscheidet sie sich für eine Ausbildung zur Physiotherapeutin, erlernt das Töpfern, illustriert selbstgeschriebene Geschichten und begleitet in ihrer Profession sieben Jahre lang Senioren und Kinder mit einer Behinderung. Durch einen Freund gerät sie zufällig in der Mitte ihres dritten Lebensjahrzehnts in Kontakt mit der Werbebranche. Sie jobbt im Urlaub erst aushilfsweise als Aufnahmeleitungsassistentin, steigt dann durch Learning by Doing voll in das Metier ein, ist bei einer Werbefilmproduktion an den Standorten Hamburg, München und Frankfurt im Einsatz. „Später machte ich Karriere als Producerin und Abteilungsleiterin mit Personal- und Finanzverantwortung.“ Doch dann erwischt sie die platzende „Dotcom-Blase“, die auch zu einem großen Einbruch in der Werbebranche führt. 2002 verliert sie unerwartet ihre leitende Stellung in einer Werbeagentur.
Eine Zeitlang bietet sie ihre Expertise als selbstständige Werbeproducerin an, aber erkennt bald, dass sie altersbedingt eine andere Richtung einschlagen will. Mutig und unerschrocken erfindet sie sich wieder einmal neu. „Mir war immer klar, dass ich mich, egal was kommt, allein durchbringen werde. In dieser Gewissheit konnte ich beruflich jedes Risiko eingehen“, resümiert sie rückblickend.
Mit knapp 50 absolviert sie kurzerhand eine mehrmonatige Ausbildung zur Pharmareferentin und arbeitet danach zwölf Jahre bei einem Anbieter pharmazeutischer Produkte für Kliniken. Anschließend geht sie in den Ruhestand. Seit 2010 lebt die mittlerweile Alleinstehende abermals in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt, in die sie einst im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern aus dem Rheinland gekommen war. „Nachdem ich in meinem Leben viel gereist und herumgekommen bin, ist es nun gut, wieder zu Hause zu sein“, bemerkt sie zufrieden. Jetzt könne sie sich vollkommen der Kunst widmen. In den vergangenen Jahren bildete sie sich dafür unermüdlich in Kursen weiter und erwarb ein stetig wachsendes Handwerkszeug für ihr facettenreiches Tun.
Berufung gefunden
„Der Prozess, eine Idee zu entwickeln und ein Bild oder eine Skulptur entstehen zu lassen, ist unglaublich spannend, oft überraschend, manchmal quälend, aber immer glücklich machend. Das ist mein Motor“, sagt sie und strahlt über das ganze Gesicht. Etwa vier bis fünf Stunden täglich, meist am Vormittag, ist sie mit Projekten beschäftigt. „Schon morgens, wenn ich aufwache, denke ich darüber nach, was ich an diesem Tag gestalten möchte, beispielsweise mit welchen Farben ich kreativ sein will. Dann sprudeln die Ideen.“
Wenn sie gut gelaunt im Atelier tätig ist, empfängt sie gern Besucher, die in ihre farbenfrohe Bilder- und Skulpturenwelt eintauchen wollen oder Interesse am Erwerb eines Werkes haben. „Meine Bilder sind wie meine Kinder. Ich freue mich, wenn sie woanders weiterleben und ein größeres Publikum finden“, sagt sie. Bei gutem Wetter nehmen Interessierte für einen Klönschnack und zum Fachsimpeln mit Vergnügen draußen auf der blauen Holzbank neben dem Eingang Platz – eine Minioase im Großstadtgetümmel.
Nach einem gemeinsamen Tee und einem Rundgang durch die Galerie lädt Petra Schmidt jetzt in ihr Atelier ein. Vier Stufen führen in diesen Raum hinauf. Auf etwa 8 m2 lagert die Künstlerin in Schränken und Regalen dicht an dicht abertausend Dinge, die sie für ihr Schaffen braucht. Zwei Werktische, ein Sessel und ein Hocker komplettieren die Ausstattung. Auf dem rechten Werktisch liegt ein unvollendetes Bild. „Ich male gerade ein Liebespaar, das in einer dunklen Häuserflucht steht und zusammen nach vorn ins Licht, ins Positive, blickt“, erklärt sie, nimmt einen Pinsel und zeichnet mit lockerem Strich in Türkis über den Arm des Mannes. „Manche meiner abstrakten oder gegenständlichen Bildmotive folgen der Intuition und spiegeln persönliche Erfahrungen wider. Da fange ich mit dem Malen an und weiß nicht, was am Ende herauskommen wird. Bei anderen habe ich einen Plan und eine Konzeption“, schildert sie ihre Arbeitsweise.
Bei den Skulpturen sei es ähnlich, manche Fundstücke inspirierten sie zu Ideen, die sie gleich in die Tat umsetze. Einige von ihnen wanderten jedoch bis zu einem späteren Auftritt in Schatzkästchen. Eines holt sie vom Regal und öffnet es. Hier tummeln sich Fragmente von Ohrringen, Metallteilchen, Glasscherben, Perlen und Co. Der Gedanke, dass diese unscheinbaren Dinge einmal zum Leben erweckt und Teil eines Kunstwerks werden sollen, verblüfft. Für die Erschaffung der Skulpturen nutzt Petra Schmidt häufig neben Steinen eine Modelliermasse. Diese ist in der Konsistenz dem Knetgummi ähnlich.
Momentan hat sie eine Figur in Arbeit, die auf einem Stein sitzt und ihre langen Arme fast tentakelartig ineinander verschlungen hält. Sie demonstriert, wie sie diese gestaltet, nimmt von einem Klumpen Modelliermasse ein Stückchen ab und rollt es vorsichtig zu einer Schlange aus. Spontan formt sie daraus eine Brezel, die sie sich verschmitzt als imaginäre Brille vor die Augen hält. Wir lachen. Kunst macht Spaß!
Kieler Ateliertage
Zum Abschluss berichtet Petra Schmidt von den 17. Kieler Ateliertagen, die vom 28. bis 29. September stattfinden. Jeweils von 11 bis 18 Uhr sind Interessierte eingeladen, sich Kunstwerke in 80 Ateliers, Galerien und Werkstätten anzuschauen. In ihrer Galerie „7iebenbilder“ in der Gneisenaustraße 7 im Stadtteil Blücherplatz freut sie sich schon auf inspirierende Begegnungen. Weitere Infos zu den Ateliertagen unter ateliertage-kiel.de. Infos zur Künstlerin und den Öffnungszeiten ihrer Galerie gibt es über E-Mail: garage54@web.de oder mobil: 0 171-4 14 55 58