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Norla erfüllt Bedürfnisse „natürlicher Intelligenz“

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Über die erfolgreiche Entwicklung der Norla, aber auch den zwischenzeitlich drohenden Corona-K.-o. sprach der langjährige Co-Geschäftsführer der Messe­Rendsburg, Stephan Gersteuer, mit dem Bauernblatt.

Als Generalsekretär des Bauernverbandes Schleswig-Holstein wurden Sie 2010 auch zum Co-Geschäftsführer der MesseRendsburg GmbH. Mit welchen Zielen wurde 2008 das Unternehmen gegründet?

Stephan Gersteuer: Ziel der Gründung war die Beteiligung der Landwirtschaftskammer und des Bauernverbandes. Zuvor hatte die Firma Fahrenkrog die Messe allein ausgerichtet, obwohl der Bauernverband schon immer ideeller Partner war. Inhaltlich ging es darum, die Sicht der Fachbesucher in die Weiterentwicklung der Messe einzubringen. Es gab damals eine gewisse Messemüdigkeit, was sich unter anderem in einer mäßigen Auslastung des Messegeländes niederschlug. Durch die Fachlichkeit der Landwirtschaftskammer und des Bauernverbandes, aber auch die Steigerung der eigenen Aktivitäten galt es, die Messe attraktiver zu gestalten.

Gab es konkrete Veränderungen auf dem Messegelände oder in der Zusammenarbeit mit den Ausstellern?

Ja, um die Messe für die Besucher und Aussteller zu verbessern, wurden die Einnahmen reinvestiert, unter anderem in die ganz profanen Dinge wie die sanitären Einrichtungen, aber auch die Wege auf dem Messegelände wurden erneuert. Als Folge der Investitionen konnte die Auslastung der Messe dann jedes Jahr etwas gesteigert werden und auch die Besucherzahlen haben sich stabilisiert. Zusätzlich haben die Aktivitäten der beiden neuen Gesellschafter das Interesse an der Norla gesteigert. Seinerzeit gründete der Verband den BauernTreff und den Bauernmarkt, um Anlaufpunkte zu schaffen für agrarpolitische Informationen und Direktvermarktung, aber auch mit gastronomischen Genüssen. Die heutigen Gesellschafter der Messe, also die Landwirtschaftskammer und der Bauernverband, arbeiten stetig daran, weit über einen Messestand hinaus Aktivitäten auf der Norla zu entfalten, um die Messe attraktiv zu gestalten.

Historisch ist die Norla eine reine Landwirtschaftsmesse. Daneben haben sich zunehmend Verbraucherthemen etabliert. Ist das eine Strategie, auch um dem Strukturwandel in der Landwirtschaft zu begegnen?

Mit der Norla sprechen wir den gesamten ländlichen Raum und auch Verbraucher an. Dieses Phänomen begleitet die Messe schon immer. Im Grunde war die Norla in Schleswig-Holstein in den 1950er und 1960er Jahren das Großevent im Land – also in einer Zeit, als es diesen Begriff noch gar nicht gab. Deshalb ist sie schon immer von einem breiten Publikum besucht worden. Auch heute ist sie beispielsweise für Familien mit Kindern wegen der Trecker und Landmaschinen hochinteressant, aber natürlich auch aufgrund der Tiere und der Tierschauen. Zudem gibt es viele Angebote für Haus und Garten.

Seit 2008 gab es Finanzkrisen, Marktkrisen und die Corona-Pandemie. Was war die größte Herausforderung für die Norla?

Die Corona-Krise war schon dramatisch. 2020 ist die Messe komplett ausgefallen und wir hatten keine Einnahmen. Das haben wir nur dank Kurzarbeit und Rücklagen überstanden. Sonst hätte die MesseRendsburg die Corona-Pandemie nicht überlebt. Das muss man so deutlich sagen. Ansonsten sind wir mit der Entwicklung der Norla sehr zufrieden. Die Auslastung ist gut: Wir haben auch in diesem Jahr das Freigelände vollständig vermietet. Die neuen Hallen sind ebenfalls voll ausgelastet, sodass wir kurzfristig noch eine extra Zelthalle errichten, um die Wünsche der Aussteller erfüllen zu können. Auch die Besucherzahlen entwickelten sich jüngst sehr positiv. Das alles gibt den im Jahr 2008 angestoßenen Veränderungen im Nachhinein recht. Wenn man eine Messe aussteller- und besucherorientiert entwickelt und die notwendigen Investitionen tätigt, wird das wahrgenommen und das zahlt sich aus.

Warum ist der persönliche Austausch weiterhin wichtig, trotz immer mehr digitaler Informationsmöglichkeiten?

Gerade wenn die Zeiten in der Landwirtschaft nicht so einfach sind, besteht ein noch größeres Bedürfnis, sich zu informieren und sich auszutauschen. Der Bauernverband bietet viele offizielle Veranstaltungen zur Information, mit dem Landesbauerntag als Höhepunkt. Das Gespräch nebenbei, das Treffen des Berufskollegen, der kurze Austausch über die Ernte oder über die Planung von Investitionen sind aber mindestens ebenso wichtig und machen den Reiz aus. Man kann es vielleicht so sagen: Die Norla ist statt Videokonferenz das Treffen von Angesicht zu Angesicht, statt Künstlicher Intelligenz haben wir natürliche Intelligenz, mit der man sich dann austauscht. Und das ist, glaube ich, was wir als Menschen als soziale Wesen während der Pandemie sehr vermisst haben und wo es nach wie vor einen Nachholbedarf gibt.

Klares Signal Richtung Zukunft ist die Investition in zwei neue Hallen. Was ist der genaue Hintergrund?

Manchmal wird eine Entwicklung von außen angestoßen. So auch hier: Unser Zeltbauer ist uns abhanden gekommen und wir mussten überlegen, ob wir einen neuen Dienstleister suchen oder ob wir es selbst machen. Und für Letzteres haben wir uns entschieden. Die Messe investiert einen einstelligen Millionenbetrag in die zwei Zelthallen mit jeweils 30 m mal 70 m, also 2.100 m2 Grundfläche. Bauernverband und Bauernblatt präsentieren sich nun in dem neu geschaffenen Bauerngarten unmittelbar am Detlef-Struve-Haus. Das gastronomische Angebot aus dem BauernTreff wird dort auch vertreten sein. Die übrigen Aussteller aus dem BauernTreff werden in den Zelthallen oder auf dem Gelände zu finden sein. Das ist eine der wesentlichen Änderungen.

Den Besuchern steht in diesem Jahr ein kostenfreies WLan zur Verfügung. Werten Sie das ebenfalls als Signal für die Zukunftsfähigkeit der Messe?

Ja, ich persönlich finde den Ansatz von #sh_wlan gut, überall im Lande ein freies WLan-Angebot zu schaffen. Und da das Agrarzentrum Grüner Kamp bundesweit in seiner Form einmalig ist, bot es sich an, auch hier WLan anzubieten. Deshalb bin ich auf die Sparkassen zugegangen, die das in Schleswig-Holstein organisieren, und auf großes Interesse gestoßen, das Messegelände mitzuversorgen.

Wie muss sich die Norla aufstellen, um zukunftsfähig zu sein und weitere Zielgruppen anzusprechen?

Wir wollen Fachmesse bleiben. Es wird für uns aber immer wichtiger, den Verbraucher und die städtische Bevölkerung anzusprechen, um Landwirtschaft besser erklären zu können und verständlicher zu machen. Natürlich ist es eine Herausforderung für eine Messe, angesichts des Strukturwandels die Attraktivität hoch zu halten, aber der Strukturwandel ist ein ständiger Begleiter der Messe gewesen und doch haben wir die Attraktivität der Messe für alle erhalten können. Das Potenzial der Messe bleibt groß und das wollen wir auch in Zukunft erschließen.

Warum haben Sie den Job des Messe-Geschäftsführers in den vergangenen 14 Jahren gern ausgefüllt?

Ich muss dazu sagen, dass die Messeleitung das operative Geschäft in den Händen hält. Gemeinsam mit Dr. Klaus Drescher von der Landwirtschaftskammer, dem Co-Geschäftsführer der Messe, befasse ich mich nur mit den übergeordneten Fragen und Grundsatzentscheidungen. Das macht es leicht, diese Tätigkeit neben der Arbeit als Generalsekretär des Bauernverbandes auszuüben. Ich habe das immer gern gemacht, weil man dabei – anders als bei unserer täglichen Arbeit – noch viel unmittelbarer den Erfolg messen kann. Es macht Freude zu sehen, dass die Ziele, die man sich vor mehr als zehn Jahren gesetzt hat, erreicht wurden. Die Messe hat nach der Corona-Pandemie den Anschluss gefunden und befindet sich wieder auf einem aufsteigenden Ast.

Der neue Bauerngarten entsteht direkt am Detlef-Struve-Haus.

Info: #sh_wlan auf der Norla

Der Aufbau des flächendeckenden #sh_wlan für das Messegelände in Rendsburg hat begonnen. Pünktlich zum Start der Norla sollen alle Besucher und Aussteller der Landwirtschaftsausstellung ohne Zeit- und Datenlimits kostenfrei das WLan nutzen können. Der Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) hat das Unternehmen Addix mit der Installation und dem Betrieb des #sh_wlan beauftragt. „Unser Ziel ist, für das Agrarzentrum Grüner Kamp eine attraktive WLan-Lösung anbieten zu können. Für die Messe­Rendsburg und den Bauernverband ist #sh_wlan die Chance, eine leistungsfähige WLan-Versorgung für unsere Landwirtschaftsausstellung Norla zu verwirklichen“, erklärte BVSH-Generalsekretär Stephan Gersteuer.

Hintergrund: Das #sh_wlan ist die Digitalisierungsinitiative der Sparkassen Schleswig-Holsteins. Mit mehr als 3.000 Access-Points an rund 800 Standorten bietet das #sh_wlan rund 1,3 Millionen Nutzern eines der größten öffentlichen WLan-Angebote in Deutschland. Für die Nutzung ist keine gesonderte Registrierung erforderlich. Die Nutzer müssen sich nur einmal anmelden. Danach loggt sich das mobile Endgerät automatisch auch an anderen #sh_wlan-Standorten wieder ein.

Zur Geschichte des Bauerngartens

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Ursprünglich bedeutet „Garten“ ein Stück eingefriedetes Land. Das Wort geht vermutlich auf das indogermanische „gher“ zurück, was so viel wie „fassen, umfassen“ bedeutet. Verwandt ist der Begriff „Garten“ auch mit „Gerten“, Ruten von Weiden und anderen Gehölzen, die zum Einhegen der Fläche benutzt wurden.

Genau lässt es sich nicht sagen, wann in Mitteleuropa die ersten Gärten entstanden. Sehr wahrscheinlich begannen aber schon die Menschen der Frühgeschichte damit, Flächen in Hausnähe, auf denen Nahrungspflanzen angebaut wurden, zu umzäunen, um sie vor Tierfraß – nicht nur durch wilde, sondern auch durch frei umherlaufende Nutztiere – zu schützen und zugleich als eigenes Land zu markieren.

Zu Beginn der Sesshaftigkeit waren nicht nur Wald und Wiesen, sondern oft auch die Felder „Allmende“, also im gemeinsamen Besitz der Dorfgemeinschaft, und wurden auch gemeinsam bewirtschaftet. Wohnhäuser waren dagegen in privatem Eigentum und ebenso die dazugehörigen Stücke „Zaunland“ – das abgesteckte Land in Hausnähe, in dem Nutzpflanzen zur Versorgung der Hausgemeinschaft angebaut ­wurden.

Gemüse, Würz- und Heilkräuter

Was genau in diesen frühen Gärten gedieh, lässt sich nur vermuten, denn aus archäologischen Funden erschließt sich meist nur, welche Pflanzen als Nahrung dienten, nicht, ob sie auf den Feldern oder im Garten wuchsen. Neben Getreide wurden aber auch Hülsenfrüchte – Linsen, Erbsen und in Nordseenähe vor allem die salzunempfindlichen Ackerbohnen (Vicia faba) – in großen Mengen verzehrt und deshalb wahrscheinlich häufig feldmäßig angebaut. Der Garten blieb dann anspruchsvolleren Gemüsepflanzen wie Rüben, Kohl und Salat und Küchenkräutern wie Petersilie und Kümmel vorbehalten. Auch einige Heilpflanzen, die im Bedarfsfall rasch zur Verfügung stehen sollten, wurden vermutlich schon früh in Gärten kultiviert.

Kümmel gedieh schon in den Gärten der Frühzeit. Foto: Anke Brosius

Eine bedeutende Erweiterung der Gartenkultur brachten die Römer, als sie vor rund 2.000 Jahren über die Alpen vordrangen. Neben einer Vielzahl im Norden bis dahin unbekannter Pflanzen, darunter für uns heute so gewöhnliche wie Sellerie, Dill, Senf und Pflaume, führten sie in Mitteleuropa auch neue Gartentechniken wie das Veredeln von Obstgehölzen ein. Ebenso geht die Verwendung von geschnittenem Buchs als Hecken- und Einfassungspflanze auf die Römer zurück.

Eine der wenigen schriftlichen Quellen des frühen Mittelalters zu den damals in Mitteleuropa verbreiteten Gartenpflanzen ist die Landgüterverordnung Karls des Großen „Capitulare de villis et curtis imperialibus“ aus dem Jahr 812. Darin finden sich 73 Gemüse-, Würz-, Heil- und Färberpflanzen, die auch in der freien Natur zu finden waren, aber offenbar so geschätzt wurden, dass sie einen Platz im Garten wert waren.

Insbesondere Benediktinermönche, in deren Ordensregel die Gartenkultur von zentraler Bedeutung war, hatten großen Anteil an der Verbreitung vieler neuer Gemüse- und Kräuterpflanzen. Eine besondere Rolle spielten die Klöster bei der Kultivierung und Etablierung von Heilpflanzen, denn sie versorgten nicht nur sich selbst medizinisch, sondern auch die im Umland lebende Bevölkerung. Die Äbtissin Hildegard von Bingen beschrieb im 12. Jahrhundert eine Vielzahl damals gebräuchlicher Gartenpflanzen, darunter mehr als 200 Kräuter zu Heilzwecken. Es ist anzunehmen, dass Ableger dieser neuen Pflanzen ihren Weg in die Bauerngärten fanden.

Der Klostergarten diente als Gestaltungsvorlage. Foto: Anke Brosius

Auch bei der Anlage des Gartens nahm sich vor allem die reichere Landbevölkerung häufig die Gärten der Klöster und des Adels zum Vorbild. So wurde aus den Klostergärten die symbolkräftige vierfeldrige Aufteilung des Gartens mit kreuzförmig angelegten Wegen und einem Rondell oder Brunnen in der Mitte übernommen, ebenso wie die Einfassung der Beete mit immergrünem Buchsbaum als „Baum des Lebens“ und Abwehrpflanze gegen Unheil von ­„draußen“.

Rosa alba ‚Maxima‘ gilt als die Bauerngartenrose schlechthin. Foto: Anke Brosius
Christrosen wurden als Tierheilmittel gezogen. Foto: Anke Brosius
Im frühen Mittelalter gehörte auch Rainfarn zum Garteninventar. Foto: Anke Brosius


Der Bauerngarten war zugleich Hausapotheke: Eibisch. Foto: Anke Brosius
Sellerie brachten erst die Römer über die Alpen. Foto: Anke Brosius

Bäuerliche Gärten gab es im Mittelalter nicht nur auf dem Land, sondern auch Stadtbewohnerinnen hielten noch lange Zeit nicht nur Schweine und Rinder in der Stadt, sondern zogen auch ihr eigenes Gemüse, soweit möglich innerhalb der Stadtmauern, um die Ernährung der Einwohner auch im Fall von Belagerungen zu sichern. Mit wachsender Bevölkerung und – wie man heute sagen würde – „Nachverdichtung“ der Bebauung mussten die Gärten dann allerdings größtenteils vor die Stadttore verlegt werden.

Zwar hatten bereits die Römer Rosen und Lilien, Goldlack und Levkojen mitgebracht, in den bäuerlichen Gärten spielten reine Zierpflanzen aber erst in neuerer Zeit eine größere Rolle. Bis dahin wurden die Blumen, die zwischen dem Gemüse wuchsen, in erster Linie ihrer Heilkraft wegen gezogen, so Ringelblume, Alant, Eibisch, Schwertlilien und verschiedene Nelkenarten. Christrosen dienten zur Bekämpfung verschiedener Viehkrankheiten. Auch Rosensträucher wurden nicht nur zur Zierde gepflanzt, sondern zu vielerlei Zwecken als Arznei verwendet. Typische Bauerngartenrosen waren neben der auch „Weiße Bauernrose“ genannten Rosa alba die in den Laubwäldern wild wachsende Essigrose (Rosa gallica) und die Bibernellrose (Rosa pimpinellifolia).

Neuankömmlinge aus aller Welt

Mit der „Entdeckung“ und Kolonialisierung Amerikas kamen im 16. und 17. Jahrhundert viele neue Pflanzen nach Europa. Die bekannteste ist die Kartoffel, die allerdings als Feldfrucht wenig im Bauerngarten angepflanzt wurde. Aber Stangen- und später auch Buschbohnen, Kürbisse, Sonnenblumen und Tagetes hielten nach und nach Einzug in die Gärten. Aus dem Handel mit der Türkei kamen Flieder, Kaiserkronen, Tulpen und Hyazinthen hinzu. Mit dem zunehmenden Interesse an Zierpflanzen wurde auch einheimischen Wildblumen wie Fingerhut, Akeleien und Schneeglöckchen mehr Platz in den Gärten eingeräumt.

Nur wenige kleine Obstgehölze wuchsen am Rand des Gemüsegartens. Foto: Anke Brosius
Beerensträucher kamen ab dem 18. Jahrhundert auf. Foto: Anke Brosius

Der Obstbau war lange Zeit weitgehend auf die wohlhabenden Bevölkerungsschichten, Klöster und Adel, beschränkt, die dafür eigene Gärtner beschäftigten. Die einfache Landbevölkerung hielt sich überwiegend an Beerenfrüchte, die in der Umgebung und im nahen Wald meist reichlich gesammelt werden konnten, was häufig Arbeit der Kinder war. Erst ab dem 17. Jahrhundert wurde die Kultur von Obstbäumen zunehmend Allgemeingut, wofür eigens „Baumhöfe“ angelegt wurden, oft angrenzend an den Gemüsegarten, immer aber in Hausnähe. Diese Obstgärten dienten auch als hofnahe Weide für Geflügel und Jungvieh. Zeitgleich kamen im 18. Jahrhundert mit Johannisbeeren und Stachelbeeren die ersten Beerensträucher in die Bauerngärten, später folgten großfruchtige Erdbeeren und Himbeeren.

Weil die Bäuerinnen auch früher schon reichlich mit Arbeit ausgelastet waren, konnten nur solche Pflanzen ihren Platz im Garten längerfristig behaupten, die keine zu großen Ansprüche an die Pflege stellten. Im Gemüsegarten wurden im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts Melde, Erdbeerspinat und Gartenampfer durch den Spinat verdrängt, Pastinaken durch Möhren, Zuckerwurz und Haferwurzeln durch die pflegeleichteren Schwarzwurzeln. Radieschen, Chicorée, Rosenkohl, Phlox und Tränendes Herz und auch manche Ziersträucher zogen neu in die Gärten ein.

„Den“ Bauerngarten gab es nie, denn Inventar und Gestaltung unterschieden sich nicht nur nach Region, sondern auch nach sozialer Lage beträchtlich. Während reiche Höfe sich aufwendige, repräsentative Gestaltungselemente und Blumenrabatten leisten konnten und zugleich viele Arbeitskräfte mit verpflegen mussten, waren die deutlich kleineren Gärten der ärmeren ländlichen Bevölkerung wesentlich schlichter und durch das zum Leben Notwendige geprägt. Gerade hier gediehen aber oft Gemüse und Blumen in jenem produktiven Miteinander, das heute als so typisch für das Erscheinungsbild des Bauerngartens gilt.

Neue Pflanzen, die sich im Garten bewährten, waren immer willkommen. Foto: Anke Brosius

Digitalisiert, kalibriert, funktioniert?

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Der Arbeitskräftemangel macht auch vor der Landwirtschaft nicht halt. Nicht nur für Arbeitsspitzen, wie die Erntesaison, werden Mitarbeiter händeringend gesucht, sondern auch ganzjährig besteht ein großes Angebot an offenen Stellen. Hinzu kommt, dass von Politik und Gesellschaft eine klein strukturierte Arbeitsweise mit einem verringerten Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel gefordert wird. Doch wie kann man diesen Herausforderungen begegnen?

Farmdroid FD 20 beim Hacken eines Zuckerrübenbestandes

Ein reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, insbesondere von Herbiziden, führt dazu, dass der Bedarf an mechanischer Unkrautbekämpfung steigt. Dieser gut gemeinten Forderung stehen allerdings fehlende Arbeitskräfte und steigende Lohnkosten für die mühevolle Jätarbeit gegenüber. Um dieser Herausforderung zu begegnen, findet vermehrt der Einsatz von autonom fahrenden Feldrobotern auf norddeutschen Flächen statt. Ein bekanntes Beispiel ist der Farmdroid FD 20. Beim Farmdroid handelt es sich um eine Maschine, die sich selbstständig über den Acker fortbewegt und dabei vollautomatisch die Aussaat und die Unkrautbekämpfung übernimmt. Über ein integriertes Solarmodul erfolgt die Ladung der Batterien des elektrisch angetriebenen Feldroboters. Die Arbeitsgeschwindigkeit des zirka 1 t schweren Gerätes beträgt 1 km/h. Nach der Aussaat können die sechs Säaggregate durch Hackaggregate ersetzt werden, die Unkraut sowohl zwischen den Reihen als auch zwischen den Pflanzen, in der Reihe, entfernen können. Dadurch, dass die Aussaat vom Roboter durchgeführt worden ist, ist die Position der Pflanzen bekannt und das Gerät weiß selbstständig wo gehackt werden und – noch wichtiger – wo nicht gehackt werden darf.

Ackerschlepper AgBot

Nicht nur im kleineren Format, sondern auch im Bereich der Großgeräte hält die Robotik Einzug. Das Start-up-Unternehmen AgXeed aus den Niederlanden hat den autonomen Schlepper AgBot 5.115 T2 entwickelt. Erklärtes Ziel der Entwicklung dieses Roboters ist es, zum einen dem Fachkräftemangel durch autonomes Arbeiten entgegenzuwirken und zum anderen ein Trägerfahrzeug zu schaffen, das mit den im europäischen Markt verfügbaren Anbaugeräten kompatibel ist. Ein Landwirt muss sich folglich keine neuen Anbaugeräte anschaffen, sondern kann verwenden, was bereits auf dem Hof vorhanden ist.

Der Transport des AgBot von Feld zu Feld ist nur per Tieflader zugelassen.

Der AgBot wird ohne Kabine gebaut, wirkt daher, trotz seines Leergewichtes von 7,8 t, etwas kompakter als ein klassischer Standardschlepper. Angetrieben wird der Schlepper von einem 115-kW-Deutz-Dieselmotor, zudem sind eine elektrische Zapfwelle, ein 8-t-Heckkraftheber sowie ein 3-t-Frontkraftheber verbaut. Über 780 mm breite Gummikettenlaufbänder können Geschwindigkeiten von 0,1 bis 13,5 km/h erreicht werden. Einsatzgebiete sollen vor allem die Bodenbearbeitung sowie die Aussaat sein.

Routenplanung im Portal

Die Sicherheitskomponenten

Beim autonomen Fahren bewegt sich ein Fahrzeug oder eine Maschine selbstständig fort, ohne dass ein Mensch vom Fahrzeug aus Entscheidungen trifft oder als Überwacher tätig ist. Die Steuerung des Fahrzeugs wird über den Computer im Büro oder über mobile Endgeräte, wie Smartphone oder Tablet, vorgenommen. In Notfällen können autonome Fahrzeuge natürlich auch direkt am Gerät mit einem Notausschalter ausgeschaltet oder bedient werden, dennoch können unvorhergesehene Ereignisse eintreten, die gefährlich sind. Vor diesem Hintergrund ist eine Vielzahl an Sicherheitskomponenten am Roboter verbaut. Bevor der AgBot zum Einsatz kommt, werden die Feldgrenzen von vorher zertifiziertem Personal mittels GPS-Stab eingemessen. Im Anschluss werden die Arbeitsgeräte exakt vermessen, sodass das Fahrzeug diesen digitalen „Zaun“ in keinem Fall überschreitet. Ein auf dem Roboter verbauter Lidar-Sensor erfasst das Umfeld in bis zu 30 m Entfernung und deckt den Gefahrenbereich in Fahrtrichtung sowie den Schwenkbereich des Arbeitsgerätes ab. In Fahrtrichtung ist an der Front des AgBots ein sogenannter Bumper angebracht. Im Bumper befinden sich zwei Radarsensoren, die das Umfeld in 15 m Entfernung erkennen und die Maschine verlangsamen, sollte ein Hindernis erkannt werden. Weiterhin befinden sich dort sechs Ultraschallsensoren, die ähnlich wie Einparkhilfen im Pkw-Bereich das direkte Umfeld erkennen und das Fahrzeug verlangsamen. An vorderster Front des Bumpers befindet sich ein Schaumstoffkissen, welches bei Kontakt den Roboter sofort stoppen und sich ausschalten lässt. Der AgBot verfügt in Deutschland über keine Straßenzulassung, sodass ein Transport über öffentliche Straßen nur per Tieflader möglich ist, was die Flexibilität auf nicht vollständig arrondierten Betrieben natürlich deutlich verringert.

Planung der Routen

Nachdem das Feld eingemessen ist, kann der Roboter eingesetzt werden. Zunächst muss allerdings ein exakter Arbeitsauftrag erstellt werden. Mithilfe einer App können über Tablet oder Smartphone die Einstellungen getätigt werden. Neben klassischen Maschineneinstellungen, wie zum Beispiel Arbeitstiefe oder Geschwindigkeit, können auch Start- und Zielpunkt sowie die Route der Maschine festgelegt werden. Während der Roboter autonom das Feld bearbeitet, hat der Bediener die Möglichkeit, über Videokameras die Arbeitsqualität der Maschine zu überwachen.

Fazit

Es ist durchaus vielversprechende Technik auf dem Markt verfügbar, mit der Betriebsleiter einem Arbeitskräftemangel und hohen Anforderungen an präzisen, ressourcenschonenden Pflanzenschutz begegnen können. Es bedarf einer gewissen Affinität zu digitalen Lösungen und der richtigen betrieblichen Gegebenheiten – sowohl monetär als auch strukturell. Automatisierung als Erleichterung ist dennoch grundsätzlich möglich. Digitalisierung und Automatisierung als Managementwerkzeuge können den Blick in den Bestand gewiss ergänzen, aber absolut nicht ersetzen.

Aus dem Milchfett geschätzt

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Die Klimaeffizienz und dabei insbesondere der Methanausstoß von Rindern ist allgegenwärtig in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Im wissenschaftlichen Rahmen lässt sich der Methan­ausstoß von Rindern in Respirationskammern messen, wobei hier insbesondere kleine Anzahlen von Tieren beurteilt werden können. Diese Messungen lassen sich nur stark eingeschränkt in die tägliche Praxis übertragen, liefern aber wichtige Referenzwerte zur Einordnung praktikablerer Vorgehensweisen.

Eine Möglichkeit für Milchviehbetriebe, das produzierte Methan der eigenen Kühe zu beurteilen, bietet sich mittels gängiger Ergebnisse aus der Milchleistungsprüfung. Die Bewertung der Zusammensetzung des Milchfetts ermöglicht die Abschätzung des Methanausstoßes.

Zusammensetzung des Milchfetts

Das Fettsäuremuster im Milchfett ist repräsentativ für die Energieverluste, zum Beispiel durch Methan, der gefressenen Ration und kann somit zur Bewertung der Futtereffizienz herangezogen werden. Über den Gehalt an gesättigten Fettsäuren lässt sich dann der Methanausstoß abschätzen, da hier eine enge Korrelation vorliegt. So zeigt etwa der Gehalt an Palmitinsäure (C16:0) im Milchfett einen positiven linearen Zusammenhang mit dem Methanausstoß. Steigt der Palmitinsäuregehalt im Milchfett, steigt auch der Methanausstoß der Kühe. Die Schätzwerte können Hinweise auf das Gesamtgeschehen geben, aber auch für Einzeltiere ausgegeben werden.

Methanproduktion in Relation zur Milchleistung

Die Bewertung des ausgestoßenen Methans kann auf verschiedenen Ebenen dargestellt werden. Zumeist ergibt sich jedoch anstatt der Darstellung in g CH4 je Tag eine Relation zur Milchleistung, sodass die Größe g CH4/kg produzierter Milch beziehungsweise je Kilogramm energiekorrigierter Milch dargestellt wird.

Zur Einordnung sind hier noch einige Punkte zu beachten (Brade 2014): CO2-Fußabdrücke für Milch und Milchprodukte (bmel.de)):

Der Anteil für Erhaltung bleibt relativ konstant.

Je höher die Milchleistung, desto höher der Gesamtausstoß.

Je höher die Jahresleistung der Herde, desto geringer der relative Methanausstoß.

Die im folgenden dargestellte Auswertung bezieht sich vornehmlich auf den relativen Methanausstoß.

Methanausstoß der Futterkamper Milchkühe

Im Rahmen des aktuellen Fütterungsversuches (gefördert durch das Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft (MLLEV)) zur Nutzung des Futtermittelzusatzstoffes Bovaer wird sowohl historisch als auch aktuell der Methanausstoß aller Milchkühe am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer geschätzt. Die historischen Schätzungen für die Kalenderjahre 2021, 2022 und 2023 liegen nun vor. Für diese Auswertung wurden die Fettsäuremuster aller Milchkühe, die in den betreffenden Kalenderjahren an den Milchleistungsprüfungen teilgenommen haben berücksichtigt. So konnten insgesamt 5.790 Einzeltierdatensätze von 357 Erstlaktierenden und Milchkühen berücksichtigt werden. Im Mittel über die drei Jahre nahmen 161 Kühe an den insgesamt 36 Milchleistungsprüfungen teil. Etwas mehr als ein Drittel (35,5 %) der geprüften Kühe waren in der ersten, rund ein Drittel (30,1 %) in der zweiten und 17,7 % in der dritten Laktation. Die verbleibenden 16,7 % teilen sich auf die Laktationen vier bis neun auf.

Betrachtet man die Milchleistung in den ausgewerteten Jahren, ergibt sich im Mittel über die Jahre eine mittlere tägliche Milchleistung von 37 kg mit 3,98 kg Fett und 3,55 kg Eiweiß pro Kuh. Daraus ergibt sich ein mittlerer täglicher Methanausstoß von 412,5 g je Kuh und Tag (Tabelle 1). In Relation zur täglichen Milchleistung ergibt sich so eine relative Methanproduktion von 11,2 g/kg Milch. Betrachtet man nun die Jahre jeweils im Detail, ist ersichtlich, dass die jährliche Milchleistung der Futterkamper Milchkühe von 2021 bis 2023 um rund 1.600 kg angestiegen ist (Abbildung 1). Diese Entwicklung bedeutet gleichzeitig ein Absinken des relativen Methanausstoßes von 12,3 g CH4 je kg Milch auf 10,7 g CH4 je kg Milch (Abbildung 1).

Entwicklung des Methanausstoßes

Die mittlere Milchleistung der einzelnen Laktationen (erste bis achte) ist in Abbildung 2 dargestellt. Die neunte Laktation wurde hier ausgeschlossen, da nur vier Ergebnisse für diese Laktationsnummer vorlagen. In Abbildung 2 ist erkennbar, dass Erstlaktierende im Mittel Leistungen von 31,3 kg Milch in den Milchleistungsprüfungen zeigten, diese Leistung schwankte mit 5,9 kg Milch um den Mittelwert. Über die zweite Laktation mit 38,4 kg Milch je Kuh und Tag mit einer Standardabweichung von 8,4 kg Milch steigerte sich die Leistung in der dritten Laktation auf 42,3 kg Milch je Kuh und Tag (Standardabweichung: 9,8 kg Milch). In den folgenden Laktationen blieben die Leistungen ebenfalls über 40 kg Milch je Kuh und Tag und wichen im Mittel um rund 9,8 kg Milch vom Mittelwert ab. Bezieht man nun den täglichen Methanausstoß auf die mittlere tägliche Milchleistung, ergeben sich die relativen Methanmengen. Erkennbar ist in Abbildung 2, dass Erstlaktierende mit 13,1 g CH4/kg Milch den höchsten Methanausstoß aller Laktationsnummern hatten. Mit steigender Laktationsnummer und Leistung ergibt sich somit ein leicht schwankender, aber deutlich niedrigerer Methanausstoß in den einzelnen Laktationen.

Sind die Werte bekannt, was kommt dann?

Ab einer Jahresleistung von über 10.000 kg Milch sinkt nach Brade (2014) der Methanausstoß unter 15 g CH4/kg Milch. Der Anteil für Erhaltung bleibt relativ zum Körpergewicht vergleichsweise konstant und macht so mit steigender Leistung einen immer geringeren Anteil am gesamten relativen Methanausstoß aus. Die Leistungssteigerung der vergangenen drei Jahre hat somit den relativen Methanausstoß der Futterkamper Milchviehherde deutlich unter die 15 g CH4/kg Milch gebracht, wobei der Durchschnitt über die Laktationsnummern hinweg bei rund 10,5 g CH4/kg Milch lag. Macht man nun einen Schritt zurück und betrachtet den täglichen Methanausstoß ohne Relation zur Leistung, ergeben sich mit der gesteigerten Leistung auch potenziell erhöhte tägliche Mengen emittierten Methans, die sich in der vorliegenden Auswertung jedoch nicht zeigten (Tabelle 1). Die Mittelwerte lagen hier nah beieinander.

Insgesamt sind die ermittelten Werte des Methanausstoßes aus dem Fettsäuremuster des Milchfetts der Futterkamper Milchkühe vergleichbar mit bereits beschriebenen Werten. So nimmt Brade (2014) einen täglichen Methanausstoß von 424 g CH4 für Tiere mit einer Jahresleistung von 10.000 kg Milch (hier: energiekorrigiert) an, die in Futterkamp entsprechend der deutlich höheren Leistung noch unterschritten werden.

Fazit

Methan-Schätzwerte aus dem Fettsäuremuster schaffen einen Überblick über den Methanausstoß.

Hinweise auf die Futtereffizienz der Kühe sind möglich.

Bei der Einordnung muss der Unterschied zwischen täglicher Methanproduktion und Methanproduktion in Relation zur Milchleistung (energiekorrigiert oder nicht energiekorrigiert) berücksichtigt werden.

Fütterung, Haltung und das Management können evaluiert werden, um Potenziale zur Leistungssteigerung aufzudecken.

Witterung drückt Erträge und Qualitäten

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Die Getreide- und Rapsernte in Schleswig-Holstein fällt in diesem Jahr enttäuschend aus. Vor allem die Witterung hat den Ackerbauern zu schaffen gemacht, aber auch politische Einschränkungen bei Pflanzenschutz und Düngung spielen eine Rolle. Das wurde bei der Landeserntepressekonferenz am Donnerstag (22. August) in Ottendorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, auf dem Betrieb von Stefan Sager deutlich.

Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) betonte: „Wenn wir nicht genug Wirkstoffe haben, ist das ein Problem.” Die „Feldzüge” der Naturschutzverbände gegen synthetische Pflanzenschutzmittel müssten aufhören. Aus seiner Sicht sollte Schleswig-Holstein als Agrarstandort gestärkt werden, da das Thema Ernährungssouveränität an Bedeutung gewinne. In Sache Naturschutz sprach er sich für kooperative Ansätze aus, was auch die Dialogprozesse zur Zukunft der Landwirtschaft auf Bundes- und Landesebene einforderten.

Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, berichtete, dass auf ihrem eigenen Betrieb in der Marsch die Weizenernte erst begonnen habe. An der Westküste seien mit bis zu 1.300 mm Niederschlag 500 mm mehr als durchschnittlich gefallen. Das erschwerte die Aussaat und das Pflanzenwachstum. „Und schlecht entwickelte Pflanzen sind anfälliger für Krankheiten”, erläuterte Volquardsen.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) berichtete, dass durch einen nassen April auch die Aussaatbedingungen für Sommerungen problematisch waren. Dazu kam ein strahlungsarmer Juni. Alle Faktoren zusammen hätten neben mäßigen Ertragen auch zu schwachen Proteingehalten geführt, sodass ein Großteil der Ernte lediglich als Futtergetreide vermarktet werden könne.

Ackerbauer Stefan Sager bestätigte die schwierigen Witterungsbedingungen. Er habe auf gut 20 % seiner Flächen Sommerweizen gedrillt. Dabei sei diese „Ausweichkultur” in seiner Anbauplanung grundsätzlich gar nicht vorgesehen. Leider würden in diesem Jahr höhere Preise die schlechte Ernte nicht kompensieren. „Das liegt daran, dass in Amerika in diesem Jahr eine Rekordernte eingefahren wird”, erläuterte Volquardsen.

Ein ausführlicher Bericht zur Ernte-Pressekonferenz folgt kommende Woche im Bauernblatt. Zahlen zur Ernteerwartung in Schleswig-Holstein hat das Statistikamt Nord bereits veröffentlicht.

Stefan Sager

Butterpreise auf Rekordhoch

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Die Butterpreise steigen weiter steil an, am Terminmarkt kostet Butter mittlerweile etwa so viel wie im bisherigen Rekordhoch im Juni 2022. Im Herbst 2023 notierte Butter noch um 4.500 €/t, für den Augusttermin kostet die Butter nun an der EEX 7.300 €/t, danach steigen die Börsenpreise für den Oktobertermin sogar auf ein neues Allzeithoch von 7.650 €/t. Mitte August meldet die Kommission im EU-Mittel für frei gehandelte Butter Preise von 675 €/100 kg, ein Anstieg von rund 100 € in den vergangenen acht Wochen. Für Deutschland meldet die Kommission Ist-Butterpreise von 707 €/ 100 kg, im niederländischen Großhandel mussten die Einkäufer aktuell sogar 735 €/100 kg zahlen. Auch an den internationalen Märkten steigen die Butterpreise an. So ist Butter am US-Terminmarkt um fast 30 % seit Beginn des Jahres gestiegen.

Rückgang von Milchmenge und -inhaltsstoffen

In Deutschland geht die Milchanlieferung dem üblichen saisonalen Verlauf entsprechend weiter um 1,2 % zurück, dazu wird weiterhin über niedrige Gehalte an Inhaltsstoffen berichtet. Infolgedessen war wenig Rahm am Markt verfügbar, dadurch verlangsamte sich auch die Butterproduktion, die im Juni 2024 gegenüber dem Vormonat um 4,4 % zurückging. Grundsätzlich werden in Deutschland pro Jahr etwa 470.000 t Butter produziert, zirka 30 % der insgesamt gelieferten Milchmenge werden dafür eingesetzt. Der Großteil der Milch fließt aktuell in die lukrativere Frischeproduktion, dieser hohe Bedarf an Milch und Sahne für Frischeprodukte hat zu höheren Preisen für knapp werdenden Industrierahm geführt.

Etwas schwächer, aber immerhin stabil entwickelte sich der Markt für Magermilchpulver. Hier wirkte sich nach wie vor das zurückhaltende Einkaufsverhalten der deutschen Akteure aus. Zusätzlich hat auch das Kaufinteresse aus dem benachbarten Ausland zuletzt nachgelassen. Flüssige Magermilch wird mit 23 ct/kg gehandelt und damit auf dem Vorwochenniveau. Hier wirkt sich vor allem die stabile Nachfrage aus Italien stützend aus. Auch bei Schnittkäse bewegen sich die Bestände weiterhin auf einem jahreszeitlich unterdurchschnittlichen Niveau. Es kam durch diese knappe Angebotssituation, die auch durch umfangreiche Exporte an südeuropäische Kunden bedingt war, und die festen Preise an den Rohstoffmärkten zu höheren Preisforderungen.

Für Spotmilch haben die Preise Anfang August weiter zugelegt. In Deutschland stieg das Bundesmittel laut Berechnungen des ife-Institutes in der 32. Kalenderwoche um 0,8 ct auf 49,1 ct/kg. Auch in den Niederlanden zogen die Preise an, hier belief sich das Plus gegenüber der Vorwoche auf 2,0 %.

Rohstoffwert auf Rekordjagd

Dieser steile Preisanstieg für Butter schlägt sich natürlich auch im Rohstoffwert der Milch nieder. Bereits im Juni hat das ife-Institut in Kiel den Rohstoffwert wegen der stark steigenden Butterpreise deutlich nach oben korrigiert. Der aus den Börsenpreisen von Butter und Magermilchpulver ermittelte Börsenmilchwert betrug im Juni 2024 Rohmilch 45,3 ct/kg, stieg für August 2024 auf 49,7 ct/ kg Rohmilch und für September 2024 wird mit 51,1 ct/kg die psychologisch wichtige Marke von 50 ct nach oben durchbrochen. Dann steigt der Börsenmilchwert für Oktober gar auf 52,6 ct. Ähnlich hohe Kurse hat es zuletzt im Oktober 2022 gegeben. Für die Milchpreise bedeutet diese Entwicklung Potenzial für einen deutlichen Schub nach oben, der bereits teilweise realisiert wurde, wie neue Zahlen von Destatis zeigen: Der ausgezahlte Milchpreis war im Juni 2024 um 9,1 % höher als im Vorjahresmonat, im Vormonat Mai 2024 waren es erst +3,7 %.

Nach dem historisch hohen Erzeugerpreis von über 60 ct im Winter 2022/23 sank dieser auf unter 40 ct im Winter 2023/24. Nun sind 50 ct/ kg wieder in Reichweite und könnten am Ende des Jahres durchaus realisiert werden. Angesichts dieser Marktentwicklung können Milchbauern erst einmal entspannt auf die zweite Jahreshälfte blicken.

Habeck kündigt Biomassepaket an

Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck möchte die Förderung der Bioenergie reformieren. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat der Grünen-Politiker am Sonntag überraschend ein umfangreiches Biomassepaket angekündigt. „Biogas kann im zukünftigen Energiesystem weiter eine wichtige Rolle spielen“, sagte Habeck in Berlin. Dem Minister zufolge soll Bioenergie dann eingesetzt werden, „wenn wenig Wind weht und keine Sonne scheint“.

Geplant ist laut dem Minister ein Zuschlag für Anlagen, die flexibel zu Tageszeiten Strom produzieren, in denen dieser auch wirklich gebraucht wird. Auch soll Anlagen Vorzug gegeben werden, die an ein Wärme- oder Gebäudenetz angeschlossen sind. Durch die Reform möchte das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) zudem Anlagen, die vor einem Ende ihrer Förderung stehen, eine Zukunftsperspektive geben. Auch erhofft man sich, die Förderkosten insgesamt zu senken. Ein Wechsel in die neuen Konditionen soll für Anlagenbetreiber dann noch in der laufenden Periode möglich sein. Vorgesehen ist dem BMWK zufolge, die Änderungen als Teil einer Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes umzusetzen.

Von der Bioenergiebranche wurde die Nachricht mit Erleichterung aufgenommen. Das Ministerium deute die Zeichen der Zeit richtig, kommentierte die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), Dr. Simone Peter. „Biomasse ist eine unverzichtbare Flexibilitätsoption, um Schwankungen bei Wind- und Solarenergie auszugleichen“, sagte Peter. Die Vorschläge des BMWK seien geeignet, „um den Ausbau des flexiblen Bioenergie-Back-ups auszureizen“. Im ersten Halbjahr 2024 stammten laut BEE gut 9 % des gesamten deutschen Stromverbrauchs aus Biomasse. Die Bioenergie bleibe dabei hinter ihren Möglichkeiten zurück, betonte ­Peter.

Forderung nach höherem Ausschreibevolumen

Als „lange überfällig und dringend erforderlich“ bezeichnete das Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) die Reformpläne. „Für viele Biomasseanlagen endet nach 20 Jahren die Förderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und im EEG wird viel zu wenig Volumen für einen Weiterbetrieb der Anlagen ausgeschrieben“, sagte HBB-Leiterin Sandra Rostek. Das Ausschreibungsvolumen im EEG müsse daher schleunigst und massiv angehoben werden. Andernfalls gingen „Tausende Anlagen“ in den kommenden Jahren vom Netz.

Aus Sicht Rosteks zu begrüßen ist, dass das BMWK nun einen flexiblen Anlagenbetrieb anreizen wolle und die Rolle von Bioenergie für die Wärmeversorgung anerkannt habe. Das HBB habe bereits in der Vergangenheit einen Flexibilitätszuschlag in Höhe 120 €/kWh vorgeschlagen. Bei der Förderung der Wärmeversorgung sollte berücksichtigt werden, dass auch Industriekunden, Schwimmbäder oder andere kommunale Einrichtungen versorgt würden. „Die Vielfalt der Wärmeversorgung durch Bioenergieanlagen muss vollumfänglich abgebildet werden“, so die Forderung des HBB.

Planungssicherheit für die Branche

Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas, kommentierte: „Biogas kann im zukünftigen Energiesystem weiter eine wichtige Rolle spielen. Lange hatte es den Anschein, als planten die Bundesregierung und vor allem das Wirtschaftsministerium die Energiewende ohne Biomasse. Umso erfreulicher ist es, dass Minister Habeck endlich die Bedeutung von Biogas für eine sichere Strom- und Wärmeversorgung erkannt hat.“ Und anscheinend auch die Dringlichkeit, so Rauh, denn Habeck verweise auf die Jahre 2004 bis 2011, in denen es den größten Anlagenzubau gegeben habe. All diese Anlagen brauchten jetzt eine Perspektive. Der Minister hebe in seinem Statement explizit die Stärken der Biomasse bei der Stromversorgung und der Bereitstellung von Wärme hervor und wolle deren Förderung verbessern. „Nun gilt es, schnell Nägel mit Köpfen zu machen und die guten Ansätze in konkrete Maßnahmen umzusetzen“, so Rauh.

Skeptisch ob der Ankündigung aus Berlin zeigte sich derweil Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. „Neue Förderbedingungen dürfen nicht wieder eine Mogelpackung aus praxisfremden Vorschriften sein“, mahnte der Vorsitzende der Freien Wähler. Biogasanlagen mit und ohne angeschlossene Wärmenetze brauchten „unverzüglich eine Perspektive und neue Einspeiseverträge, wenn die alten auslaufen“.

Mit dem Schiff zur Scheunenfete

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Drei Tage wurde bei der Scheunenfete der Landjugend Pellworm durchgefeiert. Die Party mit Watt- und Deichspielen auf der Nordseeinsel ist etwas Besonderes, den die meisten Gäste reisen mit dem Schiff an.

Schon am Sonntag vor der Scheunenfete begann der Aufbau. Jeden Tag wurde die Landmaschinenhalle von Sven Backsen am Bup­heverweg mehr und mehr partytauglich: Die Decke und die Seiten wurden für eine optimale Akustik mit Vlies abgehängt sowie der Tresen und die Tanzfläche aufgebaut. Nachdem die letzten Plakate liebevoll gemalt und der Campingplatz am Hörn für unseren Besuch vorbereitet waren, stand der Fete nichts mehr im Weg.

Besonders gefreut hat die Pellwormer Landjugend, dass viele Landjugendgruppen aus ganz Schleswig-Holstein für die Scheunenfete nach Pellworm gereist sind. Der Campingplatz am Hörn beherbergte zu Spitzenzeiten zirka 50 bis 60 Besucher. Zum Auftakt des Wochenendes am Donnerstag, 8. August, sorgten die Theaterspieler vom Fresenvereen mit ihren Sketchen für viele Lacher im Publikum. Dazu gab es Deftiges vom Grill und erfrischende Getränke. Der traditionelle Pharisäer durfte natürlich nicht fehlen, besonders guten Anklang bei Einheimischen sowie Gästen fand dabei die Pharisäer-Happy-Hour. Schließlich wurde bis spät in die Nacht zur Musik der Pellwormer DJs getanzt.

Damit die jüngeren Partygäste auch auf ihre Kosten kamen, gab es wie vor zwei Jahren am Freitagnachmittag unter der Federführung von Carmen Peters eine Kinderdisco. Wo am Abend zuvor noch die Großen ihr Tanzbein schwangen, gab es nun Stopptanz, Limbo und vielen weiteren Spiele. Um den Nachmittag abzurunden, wurden den Gästen Kaffee, Kuchen und Naschitüten zum Wohl des Fördervereins der Hermann-Neuton-Paulsen-Schule angeboten. Die Laju freute sich, dass neben Carmen auch viele Eltern halfen und zum Erfolg dieses Nachmittags beitrugen.

Am Abend sorgte die Liveband Ceenot 71, die am Abend zuvor noch auf den Husumer Hafentagen aufgetreten war, mit ihrem breiten Repertoire für gute Stimmung und eine volle Tanzfläche. Nach einer längeren Zeit ohne Livemusik auf den vergangen Scheunenfeten kam das Angebot supergut an. Schließlich übergab die Band an DJ Balu, der bis in die frühen Morgenstunden die Tanzfläche füllte. Mit den Gästen vom Festland wurde bis zur ersten Fähre gefeiert.

Am Finaltag traten zwölf Teams zu den traditionellen Deich- und Wattspielen am Hörn an. Neben der traditionellen Silofolienrutsche konnte dieses Jahr aufgrund der Gezeiten auch wieder ein Wattspiel stattfinden mit Gummistiefelzielwurf bis hin zu einem Hobby-Horsing-Parcours, der mit Steckenpferden abgeritten werden musste. Die Siegertrophäe ging an das Pellwormer Team „Auffallen durch Umfallen“ mit Kerrin Mexdorf, Stella Nommensen und Janina Bursch. Die Vorfreude auf den letzten Abend stieg, als neue Fetenbesucher vom Festland mit Bussen der Reederei NPDG eintrafen. Wieder versorgten Marco und Nadine Bütter mit ihrem Team von Büttis Schlemmerecke die Gäste bis spät in die Nacht. DJ Sanity füllte wie die Kollegen an den Abenden zuvor die Tanzfläche und spielte schließlich den Ehrensong, zu dem der Tresen allen fleißigen Helfern gehört. Für sie hieß es nach einer kurzen Nacht zum letzten Mal, den Besen zu schwingen, Becher zu spülen und aufzuräumen.

In ihrem ehrenamtlichen Einsatz waren die Lajus nicht allein. Sie hatten tolle Unterstützung von Ordnern, vom SEG-Team, Markus Stefan und seinen Kollegen, vom Hofladen Thams und der Freiwilligen Feuerwehr. Der Imbiss Achtern Dieck an der Hooger Fähre sponserte die Scheunenfeten-T-Shirts, und die Landmaschinenwerkstatt Sönke Petersen und CG Christiansen aus Mildstedt die Helfer-Pullover. Heini Büttner und Sven Backsen gaben ihr Gelände erneut für die Scheunenfete. So war die Scheunenfete wieder einen große Gemeinschaftsaktion der Insulaner.

Der Laju-Campingplatz am Hörn
Das Helfer-Team
Zwölf Teams traten bei den Watt- und Deichspielen an.
Der Tresentanz gehört traditionell allen ehrenamtlichen Helfern.

Bundesverdienstkreuz für Ulrike Röhr

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat das ehrenamtliche Engagement der ehemaligen Präsidentin des schleswig-holsteinischen LandFrauenverbandes, Ulrike Röhr, gestern mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt. Mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zeichnet der Bundespräsident sowohl politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen als auch Verdienste im sozialen, karitativen und mitmenschlichen Bereich aus. Neben Ulrike Röhr wurde gestern auch Heidemarie Beiß aus Schönberg und Professor Dr. Frank Gieseler aus Schwentinental geehrt. pm

Getreideflocken für Wassersportler

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Geschätzt 90.000 Besucher zählten die California Kitesurf Masters in Sankt Peter-Ording während des fünftägigen Wassersport-Festivals Mitte August.

Das laut Veranstalter weltgrößte Kitesurf-Event wurde von einer Ausstellung rund um den Sport begleitet. Im Kitevillage aus etwa 100 Pagodenzelten präsentierten sich zahlreiche Aussteller direkt am Strand vor dem Dünengürtel. Zwischen den bekannten Pfahlbauten des Nordseebades konnten sich die überwiegend barfüßigen Besucher in dem Zeltdorf auf knapp 4 ha feinstem Strandsand über verschiedene Aspekte des Kitesports informieren, Beachware und allerlei Sportliches einkaufen und zwischendurch Streetfood genießen.

Für die Kitesportbegeisterten gab es neben den internationalen Wettbewerben jede Menge Material der verschiedensten Hersteller zum Testen und Fachsimpeln. Anschließend wurde auf den Open-Air-Partys mit bekannten DJs bis in die sternenklaren Nächte gefeiert.

Veranstalter Matthias Regber (Choppy Water) freute sich über die thematische Erweiterung im Kitesurfvillage und quetschte an der „Gutes vom Hof“-Getreidemühle unter Anleitung von Cindy Jahnke (FB Gütezeichen) Getreidekörner zu einem leckeren Basismüsli. Foto: Sandra van Hoorn

Am „Gutes vom Hof.SH“-Stand informierte Cindy Jahnke vom Fachbereich Gütezeichen der Landwirtschaftskammer über regionale Produkte und die zahlreichen Betriebe mit Direktvermarktung in Schleswig-Holstein. Damit wurde die Zielgruppe aus heimischen und touristischen Besuchern erstmals bei einem Wassersport-Event angesprochen. Die Gäste der Kitesurf-Veranstaltung nutzen am Stand die Möglichkeit, Getreidesorten zu bestimmen und daraus an der Getreidemühle ein Basismüsli zu quetschen. Auch die Fotobox wurde von den Freunden des Kitesports begeistert für kreative Gruppenbilder mit jungem Gemüse genutzt.

Während des Aufenthaltes am Stand blieb für die Besucher viel Zeit für Fragen rund um regionale Lebensmittel und ihre Herstellung. „Gutes vom Hof.SH“ ist eine Initiative des Landwirtschaftsministeriums (MLLEV) und wird mithilfe des Fachbereiches Gütezeichen der Landwirtschaftskammer realisiert.