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Ausdauer und Leidenschaft als Erfolgsrezept

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Cornelia Schmachtenberg (CDU) ist seit gut einer Woche Schleswig-Holsteins Ministerin für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz. Sie bezeichnet sich selbst als „Draußen-Ministerin“. Was das für die 34-Jährige bedeutet, welche Schwerpunkte sie setzen will und wie sie sich die Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium vorstellt, erklärt sie im Interview mit dem Bauernblatt.

Mit welcher Einstellung und Motivation gehen Sie in das Amt der Landwirtschaftsministerin?

Cornelia Schmachtenberg: Ich freue mich total auf das neue Amt und weiß, dass es eine große Verantwortung ist. Natürlich habe ich großen Respekt, aber ich freue mich darauf, Landwirtschaftspolitik hier in Schleswig-Holstein gestalten zu dürfen und auch die anderen Themen wie ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz voranzubringen.

Welchen Einfluss auf Ihre Entscheidung, das Amt zu übernehmen, hatte der Familienrat?

Als ich gefragt worden bin, habe ich natürlich erst mit meiner Familie gesprochen. Letztendlich war es eine Team-Entscheidung und keine, die ich allein getroffen habe. Als Team sind wir zum Entschluss gekommen, dass wir das schaffen.

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben? Wollen Sie an die dialogorientierte Art Ihres Vorgängers Werner Schwarz (CDU) anknüpfen?

Ich bin sehr kommunikativ und so verstehe ich auch meine Führungsrolle: zu kommunizieren, was meine Erwartungshaltung ist. Das ganze Haus ist voller hervorragender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit enormem Fachwissen. Das ist der eigentliche Kern dieses Hauses. Werner Schwarz und Staatssekretärin Anne Benett-Sturies ist es sehr gut gelungen, ein Wirgefühl in diesem Haus zu erzeugen. Daran möchte ich anknüpfen.

Wie sehen Sie die Rolle Ihres Ministeriums innerhalb der Landesregierung?

Alle Ministerien sind erst einmal gleich wichtig. Es war auch eine bewusste Entscheidung nach der vergangenen Landtagswahl, ein eigenständiges Landwirtschaftsministerium zu schaffen. Die Themen des Ressorts passen durchaus zusammen. Zur Landwirtschaft wird ganz viel auf europäischer Ebene entschieden. Landwirtschaft ist eng mit den ländlichen Räumen verknüpft. Auch mit dem Verbraucherschutz gibt es große Schnittmengen.

Welche Schnittmengen und sehen mit dem grün geführten Umweltministerium?

Mit Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) habe ich in den vergangenen dreieinhalb Jahren schon eng zusammengearbeitet. Wir haben die Koalitionsverhandlung jeweils federführend für unser Team geführt und deswegen glaube ich, dass wir weiter gut zusammenarbeiten können.

Der Bauernverband würde vor allem die Wasserwirtschaft und den Vertragsnaturschutz lieber im Landwirtschaftsministerium angesiedelt sehen. Ist das aus Ihrer Sicht eine begründete Forderung?

Es ist klar, dass diese Themen zusammen mit der Landwirtschaft gedacht werden müssen, auch wenn die Verantwortung dafür in einem anderen Haus ist. Ich denke aber, dass wir das zusammen hinbekommen.

Sehen Sie keinen Konflikt, wenn sich Minister Goldschmidt als Fan des Ordnungsrechts sieht, Sie sich aber als pragmatische Draußen-Ministerin verstehen?

Es ist richtig, dass ich mich eher als pragmatisch bezeichnen würde. Meine Zielmarke ist definitiv nicht, mehr Ordnungsrecht zu schaffen. Tobias Goldschmidt und ich sind eben unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Interessen aus unterschiedlichen Parteien. Wichtig ist daher, dass wir politisch zu einem gemeinsamen Nenner kommen und Lösungen finden.

Können Sie nachvollziehen, dass viele CDU-Wähler aus dem ländlichen Raum kritisieren, dass sie momentan grüne Politik bekommen?

Ich nehme wahr, dass es eine gewisse Unzufriedenheit in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum gibt. Deswegen war es wichtig, ein eigenständiges, CDU-geführtes Landwirtschaftsministerium zu schaffen. Mein Ziel ist es, den Unzufriedenen zuzuhören. Und dann müssen wir gemeinsam schauen, wie wir Lösungen hinbekommen. Klar ist aber auch – das weiß man an jedem Familientisch –, dass sich nicht jeder immer zu 100 % durchsetzen kann. Ich werde mich für die Landwirtschaft einsetzen.

Der Strukturwandel und die Konkurrenz um Fläche sind wachsende Herausforderungen. Was ist aus Ihrer Sicht ein gesundes Maß und wie wollen Sie diese Themen politisch steuern?

Der Strukturwandel ist ein Riesenthema. Politik muss sich bei jeder Entscheidung bewusst machen, ob sie den Strukturwandel verschärft. Häufig gilt das familiengeführte Landwirtschaftsunternehmen parteiübergreifend als Idealbild. Mehr Regeln, mehr Kontrolltätigkeiten und mehr Dokumentationsaufwände führen dann dazu, dass es besonders die kleinen Betriebe einfach nicht mehr schaffen. Landwirtinnen und Landwirte müssen so frei wie möglich wirtschaften können, weil sie am besten wissen, was vor Ort passiert. Mit Blick auf die Flächenkonkurrenz müssen wir als Land Lösungen finden. Hier gibt es natürlich Interessenkonflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, aber auch dem Wohnungsbau oder dem Ausbau von Erneuerbaren Energien. Ein Lösungsansatz kann sein, dass man mehrere Ziele auf einer Fläche verfolgt oder dass wir Flächentausch besser ermöglichen als bisher. Das sind Themen, die ich jetzt angehen möchte, die aber gemeinsam im Kabinett entschieden werden müssen.

Sie wollen landwirtschaftlichen Betrieben mehr Freiheiten geben. Die Arbeit der Taskforce Entbürokratisierung wurde jedoch kurz vor Ihrem Amtsantritt eingestellt. Soll diese nun wiederbelebt werden?

Wir haben in der Koalition entschieden, dass wir den Bürokratieabbau in der Landwirtschaft priorisieren. Deswegen hat Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) auf der Norla 2024 den Neun-Punkte-Plan verkündet, den Werner Schwarz gemeinsam mit ihm zu großen Teilen umgesetzt hat. Ich halte zudem unser E-Mail-Funktionspostfach (­buerokratieabbau_landwirtschaft@mllev.landsh.de) für Vorschläge aus der Praxis für sehr sinnvoll. Dass die Taskforce Entbürokratisierung aufgelöst wurde, hatte rein organisatorische Gründe. Die Arbeitsgruppe werden wir fortführen.

Auf der Norla in diesem Jahr hat Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht weitere Erleichterungen gefordert, zum Beispiel die Wirtschaftsdüngerausbringung auf gefrorenen Böden und von bis 230 kg N/ha. Sehen Sie hier Möglichkeiten?

Ich stehe im regelmäßigen Austausch mit dem Landesbauernverband. Mit Klaus-Peter Lucht habe ich schon auf verschiedenen Ebenen zusammengearbeitet. Deswegen sind mir die Forderungen durchaus vertraut. Klar ist aber, dass wir uns erst einmal über mögliche Wege der Umsetzung unterhalten, um danach mit dem Koalitionspartner zu besprechen, wie wir weiter vorgehen.

Ist die Forderung nach einem praxisgerechteren Wolfsmanagement bereits befriedet?

Wir haben als eines der ersten Bundesländer den Wolf ins Jagdrecht aufgenommen, um Rechtssicherheit für unsere Jägerinnen und Jäger zu schaffen. Zudem wurde kürzlich von der Bundesregierung der gute Erhaltungszustand an die EU gemeldet. Der nächste Schritt ist nun, dass der Wolf auf Bundesebene ins Jagdrecht kommt.

Braucht Deutschland wolfsfreie Zonen?

Die Schafhaltung ist für uns wahnsinnig wichtig. Wir brauchen sichere Deiche für unser Land. Deswegen wäre es richtig, wenn man auf Bundesebene Ausnahmen für Küstenregionen beschließt.

Wie wollen Sie die von Gänsefraß geplagten Betriebe unterstützen?

Ich habe mir kürzlich auf Amrum bei Oke Martinen die landwirtschaftlichen Flächen angeguckt. Das ist wirklich erschreckend. Wenn Tausende von Gänsen die Flächen leer fressen, entstehen neben den wirtschaftlichen Schäden auch psychische Belastungen. Es gibt einen neuen EU-Agrarkommissar und wir müssen über einen neuen Anlauf nachdenken, den Schutzstatus der Gänse zu verringern. Immerhin haben wir bereits die Jagdzeiten verlängert, eine Billigkeitsrichtlinie veröffentlicht und die Entschädigungszahlungen ausgeweitet. Das wollen wir fortführen und ausbauen. Wenn die Landwirtschaft aufgrund der Gänse verschwände, hätte das Einfluss auf die gesamte Westküste, auf die Dörfer und den vor- und nachgelagerten Bereich. So weit darf es nicht kommen.

Wie stehen Sie zu dem Vorschlag, das Eiersammeln zu erleichtern?

Diese Maßnahmen haben wir auch bei Oke Martinen besprochen. Genau diese Vorschläge werden wir jetzt prüfen.

Grünland- und Knickschutz sind Beispiele für praxisferne Anforderungen an die Landwirtschaft. Wie wollen Sie grundsätzlich das Regelungsdickicht durchforsten?

Im Koalitionsvertrag steht, dass wir in Deutschland nicht über EU-Recht hinauswollen beziehungsweise in Schleswig-Holstein nicht über Bundesvorgaben. Wir wollen dazu Bürokratie abbauen. Wir brauchen einfache, pragmatische Lösungen. Das heißt ja nicht, dass wir morgen nicht mehr das Dauergrünland schützen wollen. Ich glaube, dass den Landwirten auch Knickschutz durchaus wichtig ist. Es geht aber darum, komplexe Sachverhalte so einfach wie möglich zu gestalten.

Wie wird sich das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Düngegesetzgebung auf die Roten Gebiete im Land auswirken?

Wir müssen dazu die Urteilsbegründung abwarten. Stand jetzt gibt es keine rechtliche Grundlage für die Roten Gebiete. Wir brauchen nun eine rechtlich klare Umsetzung seitens des Bundes, um hier in Schleswig-Holstein Rechtssicherheit zu schaffen. Obwohl es derzeit Presseberichte zu Verschlechterungen bei Nitratmesswerten gibt, muss man feststellen, dass Landwirte so wenig Gülle fahren wie noch nie und immer bessere Technik einsetzen. Wir dürfen nicht diejenigen bestrafen, die jetzt gut wirtschaften.

Welche Bedeutung hat für Sie die Tierhaltung in Schleswig-Holstein?

Ich werde mich sicher nicht dafür aussprechen, Tierzahlen zu reduzieren. Tierhaltung spielt für Schleswig-Holstein eine wahnsinnig wichtige Rolle. Ich möchte, dass hier heimische Lebensmittel hergestellt werden und beispielsweise das Grünland von den Milchviehbetrieben genutzt wird.

Wie sorgenvoll schauen Sie auf das derzeitige Tierseuchengeschehen?

Die Taktung nimmt zu. Dass beispielsweise die Geflügelpest früher auftritt als in anderen Jahren, ist eine unglaubliche Herausforderung für die landwirtschaftlichen Betriebe in unserem Land. Wir haben kürzlich die Allgemeinverfügung und die damit einhergehenden Biosicherheitsmaßnahmen erneut in Kraft gesetzt. Aber auch die Afrikanische Schweinepest und die Blauzungenkrankheit führen zu zusätzlichen Belastungen für die Betriebe.

Warum können Landwirtinnen und Landwirte in Schleswig-Holstein darauf vertrauen, dass ihre Interessen in der Landesregierung ausreichend vertreten werden?

Ich stehe zu 100 % an der Seite von Landwirtinnen und Landwirten und will ihre Arbeit unterstützen. Ich kenne die Praxis, habe einen Treckerführerschein, war Erntehelferin und habe Landwirtschaft studiert. Ich kenne das Geschäft, auch wenn ich keine aktive Landwirtin bin. In den vergangenen Jahren habe ich viel Politik-Erfahrung sammeln können. Das heißt: Ich will im politischen Geschäft viel für unsere Landwirtschaft herausholen. Das mache ich mit sehr viel Leidenschaft und Ausdauer.

Wenn der grüne Schwanz mit dem schwarzen Hund wedelt

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Die Menschen im ländlichen Raum Schleswig-Holsteins wählen konservativ. Mit Ausnahme der Städte und einiger städtischer Regionen lag die CDU bei den vergangenen Landtagswahlen in der Wählergunst immer vorn. Dennoch bestimmten Grünen-Minister seit 2012 maßgeblich die Landwirtschaftspolitik in Kiel. Zunächst war Dr. Robert Habeck (Grüne) für Landwirtschaft und ländliche Räume zuständig. 2018 trat sein Parteikollege Jan Philipp Albrecht die Nachfolge auf dem Ministerposten an. Erst in seiner zweiten Amtsperiode als Ministerpräsident entschied Daniel Günther (CDU) nach der Landtagswahl 2022, ein eigenständiges Agrarressort zu etablieren, und setzte den damaligen Präsidenten des Landesbauernverbandes, Werner Schwarz (CDU), als Ressortchef ein. Zehn Jahre grüne Politik „wider Willen“ sind aber nicht spurlos am ländlichen Raum vorbeigegangen.

Auch nach 2022 steckte Schwarz gezwungenermaßen viele Ressourcen zunächst in den Aufbau des Ministeriums. Mit dem Vorsitz Schleswig-Holsteins bei der Agrarministerkonferenz im Jahr 2023 musste er zudem eine eher moderierende Rolle ausfüllen und die beiden Konferenzen in Büsum und Kiel ausrichten. Das kostete ebenfalls Zeit und Kapazitäten. Und obwohl Schwarz den Neun-Punkte-Plan des Ministerpräsidenten erfolgreich umsetzte, wirken die damit verbundenen Erleichterungen für viele wie ein Pflaster auf einer Fleischwunde.

Die großen Herausforderungen bei der Konkurrenz um Fläche, Dokumentations- und Berichtspflichten, Restriktionen beim Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und praxisfernen Detailregelungen – zum Beispiel in der Knickpflege – produzieren Unzufriedenheit. Bei der Gänsefraßproblematik findet kaum Ursachenbehebung statt – es geht lediglich um Entschädigung. Trotzdem arbeiten Landwirtinnen und Landwirte täglich daran, nachhaltiger zu werden. Jüngstes Beispiel sind die Ostseebeiräte im Rahmen der Zielvereinbarung zum Ostseeschutz, in denen großes ehrenamtliches Engagement an den Tag gelegt wird. Die Ansage von Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne), mehr als 1.000 ha neuer Naturschutzgebiete auszuweisen, ist vor dem Versprechen im Sinne des Dialogprozesses, kooperative Lösungen zu finden, ein widersprüchliches Signal. In der Agrarbranche brodelt es.

Die neue Generalsekretärin des Deutschen Bauernverbandes, Stefanie Sabet, unterstrich bei ihrem Schleswig-Holstein-Besuch diese Einschätzung. Nach ihren Angaben hätten es Teile der Politik immer noch nicht verstanden, dass die Streichung der Agrardiesel-Rückvergütung nur der Tropfen gewesen sei, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe.

Nun stellt sich die Frage, ob die neue Landwirtschaftsministerin Cornelia Schmachtenberg (CDU) in der Zeit bis zur Landtagswahl 2027 pragmatische Lösungen für die Branche auf den Weg bringen kann. Im Auftaktinterview mit dem Bauernblatt zeigt sie sich optimistisch. Sie ist innerhalb wie außerhalb ihrer Partei gut vernetzt und bringt trotz ihres Alters (34) schon jede Menge politische Erfahrung mit. Mit einem CDU-Wahlergebnis von 43,4 % gegenüber 18,3 % bei den Grünen hat sie zudem ein starkes Argument in den kommenden Verhandlungen mit dem Umweltminister, das sie nutzen muss.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb

Weihnachtssterne – stimmungsvolle Adventszeit

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Wenn die Tage kürzer werden, beginnt für viele die schönste Zeit des Jahres – und mit ihr zieht der Weihnachtsstern wieder in die Wohnzimmer ein. Mit seinen farbigen Hochblättern steht er wie kaum eine andere Pflanze für Wärme, Gemütlichkeit und weihnachtliche Vorfreude.

In Schleswig-Holstein wird jedes Jahr rund eine halbe Million Weihnachtssterne kultiviert. Sie zählen zu den meistgekauften blühenden Zimmerpflanzen in Deutschland und behaupten seit Jahren den zweiten Platz hinter der Orchidee. Besonders beliebt bleibt das klassische Weihnachtsrot – doch die Auswahl wächst: Von Apricot und Cremeweiß über Rosa- und Pinktöne bis hin zu zweifarbigen Varianten reicht die Palette, erhältlich als kleine Tischpflanze oder dekoratives Stämmchen.

Viele Betriebe im Land setzen auf kurze Wege: Weihnachtssterne aus Schleswig-Holstein gelangen oft direkt aus dem Gewächshaus in den Handel. Mehrere Fachbetriebe tragen zudem das Gütezeichen Schleswig-Holstein und vermarkten ihre Pflanzen unter „Im Norden gewachsen“ – ein Hinweis auf regionale Herkunft und frische Qualität.

Ursprünglich stammt der Weihnachtsstern aus Mexiko, wo er als imposanter Strauch wächst. In Deutschland ist er seit den 1950er Jahren als Zimmerpflanze verbreitet. Heute stehen über 150 Sorten zur Auswahl, die widerstandsfähiger sind und weniger Wärme zum Wachsen benötigen – ein Pluspunkt auch beim Energieeinsatz im Gewächshaus.

Besuchstipp: In vielen Gärtnereien im Land lässt sich die ganze farbenfrohe Vielfalt aktuell bestaunen – ein stimmungsvoller Auftakt in die Adventszeit.

Wie Weihnachtssterne lange Freude machen

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Für viele Pflanzenfreunde gehört er zur Advents- und Weihnachtszeit einfach dazu: der Weihnachtsstern. Ob klassisch in Rot oder doch lieber cremefarben, pink, orange, zitronengelb oder mehrfarbig mit Farbverläufen oder Sprenkeln: Die beliebte Zimmerpflanze gibt es in vielen Variationen – auch in unterschiedlichen Größen oder zum Beispiel mit Stämmchen.

Wer lange Freude am Weihnachtsstern haben will, sollte ein paar Pflegehinweise beachten: Der Standort sollte hell sein, Zugluft mag der Weihnachtsstern nicht. Bietet der Handel die Pflanze im Eingangsbereich oder Windfang an, sollte man sie stehen lassen. Die Weihnachtssterne haben dann oft schon einen Kälteschaden, lassen wenig später die Blätter hängen oder gehen ganz ein. Im Fachhandel sollte man sich den Weihnachtsstern gut mit Papier einpacken lassen, denn selbst der kurze Weg zum Auto kann bei kaltem Wetter Schäden hinterlassen.

Warmer, fester Standort

Zu Hause sollte der Weihnachtsstern idealerweise einen Platz bekommen, an dem er die ganze Weihnachtszeit über stehen bleiben kann. Ständiges Hin- und Herräumen mag er nicht. Die Raumtemperatur sollte bei 18 bis 22 °C liegen.

Beim Gießen ist Vorsicht geboten: Tendenziell kann der Weihnachtsstern eher trockener gehalten werden, Staunässe verträgt er nicht. Ideal ist für ihn das Tauchverfahren. Dabei wird der fast trockene Weihnachtsstern für ein paar Minuten in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser gestellt. Überschüssiges Wasser abtropfen lassen und anschließend wieder in den Übertopf stellen. Gelbe Blätter sind häufig ein Zeichen, dass die Erde zu feucht ist. 

Bei guter Pflege kann der Weihnachtsstern für mehrere Jahre ein treuer Begleiter sein. Im Sommer darf er nach draußen an einen halbschattigen Standort ziehen. Fallen die Temperaturen unter 12 °C, muss er jedoch wieder zurück ins Haus. 

Kurze Tage bringen Farbpracht zurück

Kniffelig wird es, wenn die Tage länger werden: Nach dem Winter verfärben sich die farbigen Hochblätter wieder grün. Seine tolle Farbe erhält der Weihnachtsstern erst wieder, wenn die Tage kürzer als zwölf Stunden sind. Bei uns ist das natürlicherweise meist erst im Oktober der Fall. Nach sieben bis neun Wochen würde dann die natürliche Blütezeit einsetzen, also ab Ende November. Im Profigartenbau verdunkeln die Betriebe ihre Gewächshäuser, um bereits ab Mitte Oktober farbige Weihnachtssterne anbieten zu können. Aber Achtung: Selbst schwache Lichtquellen können die Blütenbildung verhindern!

Seine Wurzeln hat der Weihnachtsstern in Mexiko. Bei ganzjährig milden Temperaturen wächst er dort zu meterhohen Büschen heran. In den Gärtnereien wachsen die Zierpflanzen rund viereinhalb Monate.

Irrtümlicherweise werden die farbigen Blätter häufig für Blüten gehalten, dabei handelt es sich hierbei um Hochblätter, sogenannte Brakteen. Die eigentlichen Blüten sind klein, grünlichgelb, unscheinbar und sitzen in der Mitte der Hochblätter. Einen frischen Weihnachtsstern erkennt man daran, dass die kleinen Blüten noch knospig sind. 

Der Weihnachtsstern gehört zu den Wolfsmilchgewächsen, daher tritt weißer Milchsaft aus, wenn er verletzt wird. Dieser ist leicht giftig. In den neuen Züchtungen sind diese Giftstoffe nicht mehr enthalten. Wer Kleinkinder oder Haustiere zu Hause hat, sollte den Weihnachtsstern vorsichtshalber aber besser aus deren Reichweite stellen.

Übrigens: Auch bei der Produktion von Weihnachtssternen kommt immer weniger Torf zum Einsatz. Manche Betriebe verzichten gar völlig auf den Einsatz von Torf. Das bedeutet jedoch auch eine Umstellung für die Verbraucher, denn torffreie oder torfreduzierte Substrate trocknen oft schneller aus und sind, wenn sie einmal ausgetrocknet sind, schwer wieder zu befeuchten.

Machen Sie Ihr Hofcafé zum Lieblingsziel auf dem Land!

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Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) veröffentlicht im kommenden Frühjahr erneut die Broschüre „Gemütlich Kaffeetrinken auf dem Land“.

Hofcafés und Festscheunen erhalten damit die Möglichkeit, sich über zwei Jahre einem großen Publikum zu präsentieren. Mit 70.000 Exemplaren zählt die Broschüre zu den reichweitenstärksten Publikationen der LKSH und wird landesweit von Einheimischen und Gästen genutzt, um besondere Ausflugsziele zu finden.
Die Verteilung erfolgt über Tourismusvereine, an interessierte Privatpersonen sowie bei Veranstaltungen. Ergänzend sorgen Social-Media-Beiträge der LKSH und ein Presse-Event zum Saisonstart für zusätzliche Aufmerksamkeit. Betriebe können zwischen drei Inseratformaten wählen – vom kompakten Standardinserat bis zur ganzseitigen Premium-Variante.

Die Vorteile im Überblick:

– zwei Jahre Sichtbarkeit in einer etablierten Broschüre
– hohe Reichweite durch 70.000 Ex­emplare
– landesweite Verteilung an touristische Stellen und Gäste
– öffentlichkeitswirksames Presse-Event zum Saisonstart
– zusätzliche Social-Media-Präsenz über die LKSH
– drei Inseratformate zur Auswahl
– optionale Zusatzleistung eines Kurzvideo-Drehs
– zusätzliche digitale Sichtbarkeit über ein Online-Inserat

Die Broschüre richtet sich an Cafés und Festscheunen, die ihre Bekanntheit steigern und neue Gäste gewinnen möchten. Für mehr Informationen und die Anmeldung bitte E-Mail an Viktoria Wohlert (vwohlert@lksh.de) senden. Einsendeschluss ist der 30. November.

Deutsche Meisterschaft der Landesverbände

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Die Deutsche Meisterschaft der Landesverbände fand zum zweiten Mal während des Reitsportevents Der Große Preis von Sachsen auf dem Chemnitzer Messegelände statt. Titelverteidiger Schleswig-Holstein sicherte sich zum zehnten Mal einen Platz auf dem Podium.

„Das war ein tolles Turnier mit einer super Atmosphäre“, schwärmt Harm Sievers. Der Tasdorfer, Kreis Plön, begleitet seit Jahren das Team aus Schleswig-Holstein als Mannschaftsführer zu den Deutschen Meisterschaften der Landesverbände, und das meist mit Erfolg. Der diesjährige Parcours in dem S**-Springen sei reell gewesen und habe ein richtig gutes Niveau für die 15 Mannschaften aus 14 Landesverbänden geboten.

Über zwei Umläufe kämpften die Mannschaften um den Titel. Den finalen zweiten Umlauf erreichten sechs Teams mit jeweils drei Reitern, darunter Titelverteidiger Schleswig-Holstein. Die Mannschaft bestand aus Paula de Boer-Schwarz, Johanna Kühl, Claas Christoph Gröpper und Philipp Battermann-Voß. Doch die Reiter waren nicht allein angereist. Paula de Boer-Schwarz hatte ihre beiden Kinder dabei, das jüngste gerade drei Monate alt, außerdem ihre Mutter und eine Nanny. Johanna Kühl wurde von ihrer Tochter und ihrem Ehemann Fabian Kühl begleitet. Philipp Battermann-Voß hatte seinen Onkel, den ehemaligen Weltcupreiter Thomas Voß, als Unterstützung mitgebracht.

„Das war eine super Truppe“, freut sich Sievers. Vor allem Paula de Boer-Schwarz sei für eine Mannschaft immer gut. Mit ihrer guten Laune und positiven Einstellung reiße sie alle mit. Sie war auch im vergangenen Jahr dabei, als das Team den Sieg holte. „Das ist ein Highlight für viele Reiter. Bei den Mannschaftswettbewerben ist immer ordentlich Dampf drauf und die Einzelkämpfer werden zu einem richtigen Team“, erzählt Sievers.

Auch in diesem Jahr starteten alle Reiter aus dem Land zwischen den Meeren gut ins Turnier. Drei fehlerfreie Ritte und lediglich ein Hindernisfehler von Gröpper machten gleich klar, dass die Nordlichter in Chemnitz waren, um wieder auf dem Podium zu stehen. Drei Starter durften eine Runde weiter. Gemeinsam wurde beschlossen, dass Gröpper und sein Carlchen nicht dabei sein würden.

„Im zweiten Umlauf hat die Stute von Paula dann leider ein paar Fehler gemacht“, berichtet Sievers. My Miss Marpel, eine Oldenburgerin von Mylord Carthago-Contender, ist eigentlich das beste Pferd im Stall der Reiterin aus Stipsdorf, Kreis Segeberg. Erst vor Kurzem hat sie den Großen Preis in Negernbötel gewonnen. Doch in Chemnitz ließ die Stute dann zwei Stangen fallen.

Auch Battermann-Voß und sein Caddel S holten vier Punkte. Lediglich Johanna Kühl zeigte zwei fehlerfreie Runden mit ihrer 13-jährigen Calido I-Tochter Caluna OLD U.P. Das Paar aus Ehlersdorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, ging auch im Großen Preis von Sachsen an den Start und belegte dort Platz drei.

In der Deutschen Meisterschaft war es bis zum Ende sehr eng, denn auch die anderen Reiter machten in dem anspruchsvollen Parcours mit zahlreichen Distanzen Fehler. Letztendlich sicherte sich das Team aus Baden-Württemberg den Titel. Rang zwei ging an das Team aus Westfalen und Schleswig-Holstein kam auf den Bronzerang. Die Stimmung war trotzdem gut, denn mehr als 2.700 Zuschauer verfolgten das Mannschaftsspringen in der Chemnitzer Messehalle.

Bühne frei für Immergrüne

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Im Sommer fallen Immergrüne gar nicht großartig auf. Nach dem Laubfall sorgen sie jedoch für wohltuende Ausblicke. Als Pflanzenschätze der besonderen Art präsentieren sie ihre Nadeln und Blätter in ganz unterschiedlichen Grüntönen. Geschickt eingesetzt, wirken sie winterlicher Tristesse entgegen.

Belaubte und benadelte Immergrüne unter sich. Die Buchskugeln nehmen der Thujahecke etwas von ihrer Strenge. Foto: Karin Stern

Winterharte Blattschönheiten wie Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus), Buchs (Buxus), Scheinbeere (Gaultheria procumbens) oder die Skimmie (Skimmia japonica) bieten dem Auge in der kalten Jahreszeit einen grünen Halt zum Verweilen. Sowohl die Skimmie als auch die Scheinbeere gedeihen nur in einem sauren Moorboden. Beide schmücken sich mit kugeligen Früchten. Beim Neukauf einer zweihäusigen Skimmie achtet man darauf, ob es sich um ein männliches oder weibliches Exemplar handelt. Die weibliche Form heißt Fruchtskimmie. Sie schmückt sich ab dem Spätsommer mit leuchtend roten Früchten. Die männlichen Exemplare werden im Herbst mit farbigen Knospen als Blütenskimmien angeboten. Sie verbleiben den Winter über an der Pflanze und öffnen sich je nach Sorte in Weiß oder verschiedenen Rosaschattierungen im April. Während die Scheinbeere problemlos den Winter übersteht, gilt die Skimmie erst gut eingewachsen als sicher winterhart. Viele Gärtner pflanzen sie deshalb eher zur Dekoration in Töpfe. Je nach Witterung sind diese dann schnell an einen hellen, kühlen Platz geräumt.

Schon früh im April zeigen sich die Blütentrauben des Kirschlorbeers. Foto: Karin Stern
Die Scheinbeere schmückt sich mit roten Beeren. Im Herbst nimmt das Laub eine rötliche Farbe an. Foto: Karin Stern
Fruchtskimmie ,Winnie Dwarf‘ begeistert mit reichem Fruchtschmuck. Foto: Karin Stern
Blütenskimmien zieren den ganzen Winter über mit ihren farbigen Blütenknospen. Sie öffnen sich im April. Foto: Karin Stern


Buntlaubige Efeusorten wirken sehr lebendig. Foto: Karin Stern

Reichlich Abwechslung bringen panaschierte Blätter mit ihren hellen Lichtreflexen ins Spiel. Unter den Efeusorten empfiehlt sich hier der Gelbbunte Efeu ‚Goldheart‘ (Hedera helix). Seine fast dreieckigen, dunkelgrünen Blätter werden von einer auffallend goldgelben Blattmitte verziert. Diese Sorte eignet sich sowohl als Kletterpflanze wie auch als Bodendecker zwischen Koniferen und Sträuchern. Efeu ‚Variegata‘ hingegen schmückt seine dekorativen Blätter mit einem auffälligen weißen Rand. ‚Variegata‘ ist etwas schwachwüchsiger als ‚Goldheart‘.

Ilex ,Golden Gem‘ bringt mit seinen gelb panaschierten Blättern viel Abwechslung ins Farbspiel. Foto: Karin Stern

Als hübscher Kleinstrauch mit 80 bis 100 cm Wuchshöhe kommt vielleicht auch der Gelbe Bergilex ‚Golden Gem‘ (Ilex crenata) infrage. Seine attraktiven goldgelben Blätter setzen einen edlen Kontrast zu grünlaubigen Sorten. Ilex zählt ebenfalls zu den zweihäusigen Pflanzen. Wer in den Genuss der schmucken schwarzen Früchte kommen möchte, pflanzt eine männliche Sorte wie ‚Blue Prince‘. Unter den verschiedenen Schneeball-Arten ist der Immergrüne Kissen-Schneeball (Viburnum davidii) einen Anbauversuch wert. Die großen, ovalen Blätter weisen eine glänzende Oberfläche auf und wirken rustikal-ledrig. Trotz seiner niedrigen Wuchshöhe von nur 50 bis 80 cm bringt das Zwerggehölz Struktur in den winterlichen Garten. Tipp: Besser im Kübel kultivieren, da der Kissen-Schneeball nur bedingt winterhart ist. Ausgepflanzte Exemplare benötigen bei Kahlfrösten und starker Sonne unbedingt Schutz.

Die immergrünen Blätter der Christrose bringen im Winter Struktur ins Beet. Foto: Karin Stern

Zu den sogenannten wintergrünen Stauden zählen Glanz-Schildfarn (Polystichum aculeatum), Christrose (Helleborus) und Bergenie (Bergenia). Der Unterschied zu immergrünen Pflanzen besteht darin, dass sie ihr Laubkleid nach dem Frost unauffällig durch Neuaustrieb austauschen. Der Glanz-Schildfarn verträgt für einen Farn relativ viel Sonne und verlangt einen frischen, humosen Boden. Tipp: Die derb-ledrigen Wedel machen sich auch gut in der Vase.

Bergenien sind ausgesprochen robust und vertragen erstaunlich viel Trockenheit. Die lederartigen Blätter zieren auf größeren Flächen ebenso wie in Einzelstellung. Die rötliche Herbstfärbung einiger Sorten wie ‚Admiral‘ oder ‚Eroica‘ bringt noch mehr Farbe in den winterlichen Garten. Doch Vorsicht, insbesondere im Winter vertrocknen Immergrüne häufig bei Sonnenschein und gefrorenem Boden. Sie verdunsten viel Wasser, ohne Nachschub aus dem Boden ziehen zu können. Dieses Phänomen nennen Gärtner „Frosttrocknis“. Man gießt daher Immergrüne vorbeugend bei Bedarf vor dem ersten Frost gründlich und gibt auch in frostfreien, regenarmen Perioden immer einmal etwas Wasser.

Einige Sorten der Bergenie wie ,Admiral‘ oder ,Eroica‘ nehmen in der kalten Jahreszeit eine rötliche Blattfärbung an. Foto: Karin Stern
Dank unterschiedlicher Wuchsformen und -höhen findet sich für jeden Standort und Verwendungszweck die passende Immergrüne. Foto: Karin Stern

Auch Nadelgehölze begrünen den Winter und bieten attraktive Gestaltungsmöglichkeiten. Etwas Fingerspitzengefühl ist allerdings wichtig, denn ein Zuviel an gleichartigen Nadelgehölzen kann schnell düster wirken. Mit abwechslungsreich gefärbten Nadeln hingegen lassen sich tolle Grünkontraste erzielen. Schwung bringen gelb-grün gefärbte Gehölze wie die langsam wachsende Gelbe Fadenzypresse ‚Filifera Aurea Nana‘ (Chamaecyparis pisifera). Sie zeigt das ganze Jahr über eine goldgelbe Benadelung und fügt sich mit 1,5 m Höhe überall ein. Empfehlenswert ist auch der Zwerg-Lebensbaum ‚Tiny Tim‘ (Thuja occidentalis). Die schwachwüchsige Sorte mit einem Jahreszuwachs von maximal 10 cm macht sich toll im Kübel und wird auch gern als Grabschmuck verwendet. Interessant wirken die überhängenden Triebe der Kissen-Hemlocktanne ‚Nana‘ (Tsuga canadensis), die nur 1 m hoch, dafür aber doppelt so breit wächst. Entscheidend für die Auswahl sind Boden und Lichtverhältnisse am vorgesehenen Standort und die eigenen Vorstellungen hinsichtlich Wuchsform, Wuchshöhe und Nadelfarbe.

Die geschickte Zusammenstellung unterschiedlich gefärbter Benadelung wirkt das ganze Jahr über attraktiv. Foto: Karin Stern

Was ist beim Striegeln im Herbst zu beachten?

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Im konventionellen Getreide­anbau erfordern die zunehmende Resistenzproblematik bei ­Gräsern, auslaufende Zulassungen von Wirkstoffen und Beschränkungen in Wasserschutzgebieten eine stärkere Einbindung von ackerbaulichen und mechanischen Maßnahmen zur Beikrautregulierung.

Für eine erfolgreiche Umsetzung hilft der Blick zum Ökolandbau. Dort sind diese Maßnahmen die wesentlichen Säulen der Beikrautregulierung und es liegen dazu umfangreiches Wissen und Erfahrungswerte vor. Was beim Einsatz von mechanischen Verfahren im Wintergetreide im Herbst zu beachten ist und welche ackerbaulichen Maßnahmen möglich sind, erläutert der folgende Bericht.

Ackerbauliche Maßnahmen integrieren

Vorbeugende ackerbauliche Maßnahmen sind im Ökolandbau für eine wirksame Beikrautregulierung von zentraler Bedeutung. Sie können mit konsequenterer Einbindung im konventionellen Ackerbau insbesondere die Gräserproblematik lindern.

Frohwüchsige Getreidesorten mit einer frühen Bodenbeschattung (rechte Parzelle) erreichen eine ausgeprägtere Beikrautunterdrückung.

Im Zentrum der Maßnahmen steht eine standortangepasste, vielfältige Fruchtfolge mit einem Wechsel von Sommerungen und Winterungen sowie von Blatt- und Halmfrüchten. Die Integration von Zwischenfrüchten und Untersaaten sowie der Anbau von Gemenge oder Kleegras ergänzen die Fruchtfolge. Je abwechslungsreicher die Fruchtfolge ist, umso deutlicher wird sich die Beikrautproblematik entspannen. Sofern es der Standort und die Witterung zulassen, sind spätere Aussaattermine von Wintergetreide ab etwa Ende Oktober mit einem verringerten Beikrautauflauf und -wachstum verbunden. Dichtere Getreidebestände durch höhere Aussaatstärken von 10 bis 15 % unterstützen bereits früh nach dem Auflaufen die Beikrautunterdrückung. Eine standortangepasste Bodenbearbeitung mit einem durchdachten Management bei der Stoppelbearbeitung und die Einbindung des Pfluges zur Grundbodenbearbeitung können den Beikrautdruck wirkungsvoll reduzieren. Auch die Sortenwahl kann die Beikrautunterdrückung wirksam unterstützen. Eine hohe Massebildung und Frohwüchsigkeit in der Jugendentwicklung, eine ausgeprägte Pflanzenlänge, sowie eine planophile Blattstellung mit breiten, herabhängenden Blättern sind wirksame Eigenschaften für das Überwachsen und Beschatten von Beikräutern. In den Ökolandessortenversuchen werden diese Parameter standardmäßig erfasst.

Mechanische Verfahren im Getreide

Im Getreideanbau können verschiedene mechanische Verfahren zur Beikrautregulierung eingesetzt werden. Der Zinkenstriegel ist dafür ein universelles und bevorzugtes Gerät. Daneben kommt die Scharhacke in Verbindung mit automatischer Steuerung zunehmend im Getreide zum Einsatz. Unter besonderen Bedingungen sind Sternrollhacke, Rollstriegel und die Ackerwalze weitere ergänzende und wirksame Geräte zur mechanischen Beikrautregulierung im Getreide. Gerade die Kombination oder die Abfolge verschiedener Geräte sind oft wesentlich wirksamer als der alleinige Einsatz.

Auf die richtige Striegeltechnik setzen

Bei der Striegeltechnik hat sich die indirekte Federung der Zinken bewährt und mittlerweile auch durchgesetzt. Das Grundprinzip besteht darin, dass die Zinken nicht über eine Federwindung verfügen, sondern jeder Zinken mit einer Zug- oder Druckfeder verbunden ist. Für die Einstellung der Striegelintensität lässt sich die Federvorspannung stufenlos vom Schlepper aus variieren. Die Hersteller haben dazu verschiedene technische Umsetzungen entwickelt. Das Prinzip der indirekten Zinkenfederung passt sich wesentlich besser der Bodenoberfläche an und arbeitet so präziser und kulturschonender als Striegeltechnik, wo die Zinken direkt über Federwindungen am Rahmen montiert sind. Das Angebot indirekt gefederter Striegeltechnik ist mittlerweile groß.

Moderne Striegeltechnik mit indirekt gefederten Zinken ermöglicht Striegeleinsätze auch in frühen, empfindlicheren Kulturstadien.

Wirkungsweise des Zinkenstriegels

Die Zinken des Striegels müssen flach auf 1 bis 3 cm und ganzflächig den Boden bearbeiten. Die Hauptwirkung ist das Entwurzeln, Verschütten oder Freilegen der kleinen Beikräuter. Die höchsten Wirkungsgrade erreicht der Striegel in den frühen, empfindlichen Fädchen- bis Keimblattstadien der monokotylen und dikotylen Beikräuter. Mit fortschreitender Blattentwicklung und Wurzelausbildung nimmt die Wirkung bei den meisten Beikräutern deutlich ab. Regelmäßige Schlag- und Wetterbeobachtungen sind wichtig, um die Striegelmaßnahmen rechtzeitig und zielgerichtet durchzuführen. Die Bodenoberfläche sollte zum Zeitpunkt des Striegelns abgetrocknet und schüttfähig sein.

Striegeleinstellung und Aussaatstärke

Die Striegeleinstellung und -intensität sind abhängig von der Striegeltechnik und geschehen im Wesentlichen über die Anpassung des Zinkendrucks oder des Anstellwinkels der Zinken. Ein weiterer Faktor für die Striegelintensität ist die Arbeitsgeschwindigkeit. Es gibt keine starren Vorgaben für die Einstellung. Vielmehr muss sie in Bezug auf Regulierungserfolg und Kulturpflanzenverluste variabel angepasst werden. Die Bodenart, der Bodenzustand, das Kulturstadium, Beikrautarten und Beikrautentwicklung sind die wesentlichen Einflussfaktoren auf die Einstellung. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass sich die Bedingungen von Schlag zu Schlag ändern können und stets einer Anpassung bedürfen.

Beim Einsatz des Striegels sind Kulturpflanzenverluste nicht auszuschließen. Leichte Striegelverluste von etwa 1 bis 3 % je Überfahrt sind in Bezug auf eine wirksame Unkrautregulierung häufig unvermeidlich. Entsprechend ist zum Ausgleich eine Erhöhung der Aussaatstärke um etwa 5 bis 10 % einzukalkulieren.

Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung

Es ist auf eine sorgfältige Grundbodenbearbeitung, Saatbettbereitung und Aussaat Wert zu legen. Ein ebenes, gut rückverfestigtes Saatbett ohne tiefe Schlepperspuren und eine gleichmäßige Tiefenablage des Saatguts sind für den präzisen Einsatz mechanischer Beikrautregulierungsverfahren enorm wichtig. Tiefe und festgefahrene Fahrspuren durch Saatbettbereitung und Aussaat lassen später kaum noch eine ausreichende Lockerung durch Striegelzinken oder Hackschare zu, wodurch der Beikrautbesatz in diesen Bereichen deutlich höher sein kann.

Ackerwalze unterstützt mechanische Verfahren

Vorrangig auf lehmigeren und tonigeren Standorten kann im Vor- und auch im Nachauflauf des Getreides die Ackerwalze die Wirkung von Striegel oder Scharhacke unterstützen. Das Walzen beispielsweise mit einer Cambridge- oder Prismenwalze bewirkt das Einebnen der Ackeroberfläche, das Zerdrücken von Erdkluten und die Schaffung einer schüttfähigen Oberfläche. Dadurch können die Wirkung und die Kulturschonung von Striegel und Scharhacke wesentlich verbessert werden. Auf erosionsgefährdeten und zur Verschlämmung neigenden Standorten ist ein Walzen abzuwägen. Als Nebenwirkung der Ackerwalze können auflaufende Unkrautkeimlinge von den Walzenringen freigelegt werden, wodurch sie schnell vertrocknen. Allerdings können durch das Zerdrücken der Kluten und durch die Erdbewegung der Walzenringe erneut weitere Unkrautsamen zum Keimen stimuliert werden, sodass ein nachfolgendes Striegeln fest eingeplant werden muss.

Strategien zur frühen Regulierung im Herbst

Besonders Ackerfuchsschwanz, Weidelgras, Windhalm, Kamille und Klettenlabkraut sind konkurrenzstarke Arten. Sie lassen sich mit dem Striegel am wirkungsvollsten nur im frühen Fädchen- und Keimblattstadium regulieren. Wird das Striegeln zu lange hinausgezögert, gehen hohe Regulierungserfolge verloren. Bei frühen Aussaaten des Wintergetreides von September bis etwa Mitte Oktober kann der Beikrautauflauf aufgrund der Tageslängen und der milden Bodentemperaturen sehr hoch sein. Striegelmaßnahmen im Herbst sind deshalb häufig noch erforderlich und sinnvoll. Erfolgen Striegeleinsätze bei frühen Herbstaussaaten erst im Frühjahr, erreichen sie meistens nur eine suboptimale Wirkung, da die Beikräuter bereits zu weit entwickelt und fest verwurzelt sind.

Scheinsaatbett bei Ackerfuchsschwanz

Bei zu erwartendem hohen Beikrautdruck, vor allem durch Ackerfuchsschwanz oder Weidelgras, kann ein Scheinsaatbett im Herbst wirksam sein. Dazu werden etwa zwei bis vier Wochen vor der geplanten Getreideaussaat die Grundbodenbearbeitung und auch die Saatbettbereitung durchgeführt. Durch die Bereitung eines Scheinsaatbetts werden Beikrautsamen stimuliert und frühzeitig zum Keimen angeregt. Die auflaufenden Beikrautwellen können dann bis zur eigentlichen Aussaat mit einem Striegel oder anderen flach arbeitenden Bodenbearbeitungsgeräten wiederholt reguliert werden. Einzelbetrieblich ist abzuwägen, ob dieses Verfahren arbeitswirtschaftlich und in Abwägung des Risikos von Erosion oder Austrocknung umsetzbar ist. Damit für das Scheinsaatbett ausreichend Zeit zur Verfügung steht, müssen gegebenenfalls Kompromisse beim Aussaatzeitpunkt beziehungsweise spätere Aussaaten einkalkuliert werden.

Gräser wie Ackerfuchsschwanz lassen sich mit dem Striegel am wirkungsvollsten im frühen Ein- bis Zweiblattstadium regulieren.

Blindstriegeln kann sehr wirksam sein

Wenige Tage nach der Getreideaussaat kann ein Blindstriegeln im Vorauflauf sehr wirksam die empfindlichen, kleinen Beikrautkeimlinge regulieren. Das bedarf einer regelmäßigen Flächenkontrolle. Die Tiefeneinstellung der Striegelzinken muss flach auf etwa 1 bis 2 cm erfolgen. Um Verluste gering zu halten, sollte das Getreide etwas tiefer auf rund 4 cm gesät werden. Für eine exakte und kulturschonende Arbeitsweise des Striegels sind zudem ein ebener, gut rückverfestigter Acker und eine gleichmäßige Tiefenablage des Saatgutes unbedingt notwendig. Sofern der Bodenzustand es erfordert, ist ein Walzen nach der Saat vorzunehmen. Wird im Vorauflauf des Getreides gestriegelt, muss damit gerechnet werden, dass durch die flache Bodenbearbeitung der Beikrautdruck durch die Stimulierung der Unkrautsamen sogar verstärkt werden kann und weitere Striegeleinsätze in der Regel erforderlich sind.

Striegeln im frühen Nachauflauf

Grundsätzlich sind die Striegeleinsätze stets an den keimenden und auflaufenden Beikräutern auszurichten. Bei hohem Krautdruck kann auch schon im frühen Nachauflauf des Getreides im Ein- bis Zweiblattstadium ein Striegeleinsatz erforderlich und sehr wirksam sein. Die Striegelempfindlichkeit der Getreidepflanze ist aber in diesen frühen Entwicklungsstadien zu beachten und erfordert einen behutsamen Striegeleinsatz. Moderne Striegeltechnik mit indirekter Federung der Zinken und Stützrädern zur präzisen Tiefenführung ist zu bevorzugen, da sie in diesen frühen Entwicklungsstadien wesentlich kulturverträglicher arbeitet.

Während des Auflaufens (EC 9 bis 10) ist das Getreide wegen der noch schwachen Wurzelausbildung empfindlich und sollte möglichst nicht oder nur bei sehr hohem Unkrautdruck vorsichtig gestriegelt werden. Ab dem Ein- bis Zweiblattstadium (EC 11 bis 12) ist ein flaches Striegeln mit geringer Geschwindigkeit von zirka 2 bis 4 km/h und reduziertem Druck an den Zinken und/oder einem flacheren Anstellwinkel der Zinken möglich. Ab dem Dreiblattstadium (EC 13) verbessert sich die Verträglichkeit des Getreides.

Die höchste Regulierungswirkung erreicht der Striegel in den frühen Fädchen- und Keimblattstadien der Beikräuter.

Striegeleinsatz im Herbst

Die Striegelzeiträume können im Herbst witterungsbedingt sehr begrenzt sein oder auch gar nicht bestehen. Nur bei gegebener Befahrbarkeit, schüttfähigem Boden und frostfreier, trockener und möglichst sonniger Witterung kann ein Herbststriegeln noch sehr wirkungsvoll sein. Regelmäßige Flächenkontrollen und die Beachtung von Wetterprognosen sind elementar. Besonders bei späteren Aussaaten etwa ab der letzten Oktoberdekade können die möglichen Striegelzeitfenster immer kleiner werden. Dann ist abzuwägen, ob ein Striegeln noch zielführend ist. Durch die Bodenbearbeitung des Striegels werden Beikräuter reguliert, aber auch weitere Beikrautsamen zum Keimen stimuliert. Sind aber witterungsbedingt weitere Striegeldurchgänge nicht mehr möglich, kann sich bis zum kommenden Frühjahr ein konkurrenzstarker und nur noch eingeschränkt regulierbarer Beikrautbesatz entwickeln. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass günstige Striegelzeitfenster auch noch im November bestehen können. Zu beachten ist, dass sich das Getreide bis zum Vegetationsende wieder ausreichend nach der Verschüttungswirkung des Striegels aufrichten kann. Die Regeneration des Getreides ist besonders vom Witterungsverlauf, den Tageslängen und auch von der Frohwüchsigkeit der Sorten abhängig. Das Striegeln im Spätherbst sollte deshalb nicht mit zu hohen Verschüttungsintensitäten erfolgen.

Getreide als Hackfrucht

Grundsätzlich kann Getreide auch als Hackfrucht angebaut werden. Mit einem Hacksystem im Getreide ist ein höherer Beikrautregulierungserfolg realisierbar als mit einem reinen Striegelsystem. Insbesondere auf schweren tonigen oder lehmigen Böden, wo der Zinkenstriegel bei Verschlämmungen und Austrocknung schneller an seine Grenzen kommen kann, hat das Hacken Vorteile. Aber auch auf Sandböden ist ein Hacksystem grundsätzlich möglich. Die Wirkung der Hacke lässt sich mit einem nachfolgenden Striegeleinsatz wesentlich verbessern, da die gelockerten oder abgeschnittenen Beikräuter intensiver von der Erde befreit werden und schneller vertrocknen können. Besonders im konventionellen Anbau, wo im Gegensatz zum Ökolandbau ein deutlich höherer Stickstoffeinsatz erfolgt und darüber auch ein wesentlich stärkerer Beikrautdruck induziert wird, kann das Hacken von Getreide deutlich wirkungsvoller sein als der Zinkenstriegel. In der Praxis hat sich der doppelte Getreidereihenabstand von rund 25 cm bewährt. Aber auch engere oder weitere Abstände sind möglich. Kamera- oder RTK-gesteuerte Scharhacken erleichtern bei engen Reihenabständen die Hackarbeit erheblich und entlasten die fahrende Person. Bei frühen Aussaaten des Wintergetreides und hohem Beikrautdruck kann bereits im Herbst das Hacken sinnvoll sein. In einem Getreidehacksystem besteht im Frühjahr ein längeres Zeitfenster für die Beikrautregulierung, da bei Bedarf bis in die Schossphase des Getreides gehackt werden kann. Zu berücksichtigen ist, dass die Sä- und Hacktechnik aufeinander abgestimmt sein müssen und höhere Verfahrenskosten entstehen können.

Fazit

Ackerbauliche Maßnahmen unterstützen maßgeblich die Beikrautregulierung

Der Zinkenstriegel erreicht die sicherste Wirkung im frühen Fädchen und Keimblattstadium der Beikräuter

Ein Scheinsaatbett und frühe Striegeleinsätze im Vor- und Nachauflauf des Getreides können sehr wirksam sein.

Striegeltechnik mit indirekter Federung ist zu bevorzugen, da sie präziser und kulturschonender arbeitet.

Für die Einstellung der Technik gibt es keine starren Vorgaben. Sie muss stets variabel und standortangepasst erfolgen.

Eine sorgfältige Saatbettbereitung ist elementar für eine präzise Arbeit der Hack- und Striegeltechnik.

Kamera- oder RTK-gesteuerte Hacksysteme können hohe Wirkungsgrade bei der Beikrautregulierung erreichen.

Folgen eines Energiedefizits nicht unterschätzen

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Für Milchviehhalter ist der Begriff der Ketose schon lange kein Fremdwort mehr. Verschiedene Studien zeigen, dass etwa 35 bis 40 % der Milchkühe in den ersten sechs Laktationswochen unter einer Störung des Energiestoffwechsels, also einer Ketose, leiden. Um die Folgeschäden der Ketose zu minimieren, ist es wichtig, rechtzeitig einzugreifen und den Energiestoffwechsel der Kühe zu unterstützen.

In der Frühlaktation übersteigt der Energiebedarf der Milchkühe aufgrund der hohen Milchleistung oft die Energieaufnahme. Die Tiere befinden sich also in einem Energiedefizit. Um dieses Defizit auszugleichen, schmilzt die Kuh Körperfettreserven ein, um diese in der Leber zu Energie umzuwandeln. Für die Umwandlung von Fettsäureketten in Energie werden jedoch verschiedene Zuckerverbindungen wie zum Beispiel Oxalacetat benötigt. Ist das Energiedefizit der Kuh besonders stark und wird mehr Fett eingeschmolzen als verarbeitet werden kann, bilden sich aus den übrigen Fettsäureketten Ketonkörper, die verschiedene Symptome auslösen können. Typische Ketonkörper sind Beta-Hydroxy-Buttersäure (BHB) oder Aceton.

Formen erkennen

Die Ketose lässt sich in die klinische und die subklinische Ketose unterteilen. Der Übergang zwischen den beiden Formen ist jedoch fließend. Die klinische Ketose ist sehr deutlich durch das typische Bild zu erkennen. Betroffene Kühe zeigen sich apathisch, wirken eingefallen, Futteraufnahme und Wiederkauaktivität sind stark reduziert, der Pansen ist nicht gefüllt und die Pansenmotorik ist gestört. Auch eine erhöhte Reizbarkeit oder Nervosität der Tiere können mitunter beobachtet werden.

Ein Messwert über 1,0 mmol BHB/l Blut spricht für eine beginnende Ketose. Je weiter der Wert steigt, desto schwerer fällt die Ketose aus. Foto: Jan-Hinnerk Templin

Die subklinische Ketose ist von außen schwer zu erkennen. Als Hinweis kann der Fett-Eiweiß-Quotient dienen, der bei „Ketosekühen“ oft auf über 1,5 steigt. Sicher feststellen lässt sich eine Ketose, sowohl subklinisch als auch klinisch, am einfachsten über einen Bluttest. Hier wird der Gehalt an Ketonkörpern (BHB) im Blut der Tiere bestimmt. Kühe mit einem BHB-Gehalt von unter 1,0 mmol BHB/l Blut gelten als unauffällig. Liegt der BHB-Gehalt zwischen 1,0 und 2,5 mmol BHB/l Blut, wird dies als subklinische Ketose gewertet, während alle Werte über 2,5 mmol BHB/l Blut als klinische Ketose eingestuft werden. Die Testgeräte sind verglichen mit ihrem Nutzen recht preiswert und kosten als Komplettset meist 80 bis 100 €.

Folgen der Störung

Bleibt eine Ketose unentdeckt und unbehandelt, kann dies verschiedene Folgen nach sich ziehen. Die Symptome sich vielfältig und fallen oft unterschiedlich aus. Eine klinische Ketose geht meist mit einem Milchrückgang einher. Auch Labmagenverlagerungen sind aufgrund der unzureichenden Pansenfülle häufige Begleiter der Ketose. Durch die starke Ansammlung von Fetten in der Leber kommt es zur Leberverfettung, die deren Funktion beeinträchtigt. Im schlimmsten Fall kann dies zum Leberversagen führen.

Bei subklinischer Ketose besteht eine geringere Anfälligkeit für diese schweren Symptome. Durch den anhaltenden Energiemangel ist das Immunsystem jedoch in seiner Funktion beeinträchtigt, sodass die Kühe anfälliger für Infektionskrankheiten wie Mastitis oder Endometritis sind. Daher sind oft steigende Zellzahlen zu beobachten. Auch Fruchtbarkeitsstörungen, insbesondere Follikelzysten, sind eine häufige Folge des Energiemangels.

Besonders überkonditionierte Trockensteher sind nach der Kalbung oft von einer Ketose betroffen. Daher sollte der BCS bei Trockenstehern zwischen 3,25 und 3,75 liegen. Foto: Jan-Hinnerk Templin

Ketose behandeln

Bei subklinischen Ketosen reicht es meist aus, glucoplastische Sub­stanzen wie Propylenglykol oder Glyzerin über das Maul zu verabreichen. Diese können mit einer Drenchpistole in die Backentasche gegeben werden. Schmackhafte Produkte, meist Glyzerin, können auch über das Futter verabreicht werden. Moderne AMS oder Kraftfutterstationen haben meist eine entsprechende Dosierfunktion. Leichte Bewegung unterstützt den Abbau der Ketonkörper.

Im Falle einer klinischen Ketose sollte umgehend Glukoselösung infundiert werden, um den Körper zügig mit Zucker zu versorgen. Sobald der BHB-Gehalt deutlich gesunken ist, sollte die Versorgung mit Propylenglykol ausreichend sein.

Vorsorge besser als Nachsorge

Mit einigen Managementmaßnahmen lässt sich das Auftreten von Ketosen verringern. Ein besonderes Augenmerk sollte auf der Körperkondition der Trockensteher und der niederleistenden Kühe liegen. Die Trockensteher zeigen optimalerweise einen BCS von 3,25 bis 3,75. Drohen die niederleistenden Kühe nun bereits zu verfetten, sollte rechtzeitig dagegen angearbeitet werden. Zu fette Tiere haben die Möglichkeit, im Energiedefizit besonders viel Fett einzuschmelzen. Daher können besonders viele Ketonkörper entstehen und der Krankheitsverlauf ist extremer als bei normal konditionierten Tieren.

Auch sollte Wert auf eine möglichst angepasste Hochleitungsration gelegt werden, um die Tiere mit möglichst viel Energie aus dem Futter zu versorgen. Diese sollte auch bereits an die Trockensteher in den letzten zwei bis drei Trächtigkeitswochen gefüttert werden. Zusätzlich können die Frischabkalber prophylaktisch mit Propylenglykol oder Glyzerin versorgt werden.

Liegt der Ketose eine Primärerkrankung, zum Beispiel eine Lahmheit zugrunde, sollte diese umgehend behandelt werden.

Fazit

Die Ketose ist eine häufig auftretende Störung des Energiestoffwechsels, die schwere gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen kann. Klinische Ketosen erzeugen schwerere Symptome als subklinische. Bei der Behandlung von Ketosen geht es vorwiegend darum, ausreichend Energie für die Fettumwandlung zur Verfügung zu stellen, damit sich keine weiteren Ketonkörper bilden. Der Fokus sollte aber von vornherein auf der Vermeidung von Ketosen liegen. Der größte Hebel liegt hier in der Fütterung. So sollten Kühe in der Frühlaktation energiereich gefüttert werden, Trockensteher hingegen sollten einen passenden BCS aufweisen.

Frühstück mit Kochbuch und Influencerin

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Der KreisLandFrauenverband Steinburg feierte den Verbandstag im Landhaus Looft mit zirka 120 Frauen sowie Joachim Becker vom Kreisbauernverband, Matthias Voss von der Kreisjägerschaft und Marko Förster als stellvertretendem Landrat.

Der hatte seinen neunjährigen Sohn Mats dabei – beide Fans der Agrar-Influencerin Annemarie Paulsen aus der Uckermark. „Wir zwei gucken gern die Videos und mögen ihre liebevolle und freundliche Art.“ Annemarie Paulsen kommt ursprünglich aus Hingstheide/Wrist, wo sie auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Jetzt war sie als Gastrednerin beim KreisLandFrauentag in ihrer Heimat: „Diese Einladung konnte ich einfach nicht ablehnen“, sagte die 33-jährige Agrarwissenschaftlerin.

Annemarie Paulsen stellte ihr Buch vor.

Seit zirka fünf Jahren wohnt sie mit ihrem Mann Martin und den mittlerweile fünf Kindern auf ihrem Biohof in Zollchow. Kennengelernt hat sich das Ehepaar im Melkstand, wie Annemarie Paulsen erzählte. „Er war mein Azubi und es hat sofort gefunkt.“ Nach Ausbildung und Studium ging es dann mit den ersten drei Kids in die Uckermark. „Ich hatte keine Freunde, die Familie weit weg in Schleswig-Holstein, da musste ich mir etwas einfallen lassen.“ Und so entdeckte die junge Bäuerin das Internet für sich. Seit gut drei Jahren postet sie kurze Videos über ihr Landleben und zeigt, dass Idylle mit kleinen Kälbern auf grüner Wiese mit gelbem Löwenzahn trügt. Ihr Tag beginnt morgens um vier Uhr und Kühemelken, Treckerfahren sowie für die Familie zu sorgen gehören zum Tagesgeschäft. „Verantwortung auf einem Hof zu übernehmen ist kein Pappenstiel“, erklärte sie den LandFrauen. Ihre ersten Videos kamen im Netz gut an, die Followerzahl wuchs stetig. „Das war mein Antrieb, die Filmchen sollten schöner, besser und lustiger werden.“ Immer wieder findet sie Themen, die die Leute interessieren, sie will mit ihren Videos Perspektiven aufzeigen.

Musikerin Anne Voss

Vor etwa einem Jahr erschien ihr Buch „Alles büddn wild – eine echte Bäuerin über Landwirtschaft, Tradition und Tüddelband“. Nachdem sie bereits zahlreiche Auszeichnungen als Influencerin erhalten hatte, kam auch das Buch sofort auf die Bestsellerliste. Darin erzählt sie pointiert und „knallhart“, wie es ist, auf dem Land als junges Mädchen große Schlepper zu fahren. Sie nimmt Traditionen und ländliche Fakten aufs Korn und erklärt, was passiert, wenn die tägliche Routine auf dem Hof im Ablauf gestört und so komplett durcheinandergebracht wird. Schließlich wird um Punkt zwölf gegessen! Annemarie Paulsen las Episoden aus ihrem Buch und beleuchtete dabei auch den LandFrauenverein. Verhaltenes Kopfnicken und Gelächter zeigten, dass die Autorin beim Austausch über Kochen, Backen, Gärten und Kultur gut aufgepasst hatte.

Antje Starck mit dem Steinburger Kochbuch

Der ausrichtende Ortsverein Hohenaspe und Umgebung hatte die Sängerin Anne Voss aus Schenefeld eingeladen, die die Vorstände aller LandFrauenortsvereine im Kreis zum Mitsingen und Schunkeln animierte. Aus dem Landesvorstand war Lena Haase zu Gast, die für das große Engagement in den Ortsvereinen und auf Kreisebene dankte. „Die Vernetzung der LandFrauen ist unsere große Stärke und die Verbindung im ländlichen Raum“, hob sie hervor. Die Kreisvorsitzende Annemarie Rohde pries die letzten Kochbücher aus dem Kreis Steinburg als Weihnachtsgeschenke an. Der Restbestand wird für 10 € pro Buch verkauft, Interessierte können sich an die Kassenwartin Antje Starck wenden. Mit einem Hinweis auf das 75-jährige Bestehen des Kreisverbandes im nächsten Jahr mit der Jubiläumsfeier im April in Wilster schloss Annemarie Rohde den Vormittag. 

Annemarie Rohde (li.) und Annemarie Paulsen