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Bei der Fütterung die Rasse berücksichtigen

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Wenn die Sauen im Abferkelstall viel Futter aufnehmen, verhindert das ein starkes Absäugen und erhöht das Absetzgewicht der Ferkel. Aber fressen die Sauen verschiedener Rassen gleich viel? Prof. Steffen Hoy, Universität Gießen, beantwortet ­diese Frage.

In manchen Betrieben fressen die Sauen während der Säugezeit zu wenig Futter und verlieren dann an Gewicht. Säugende Sauen mit dem stärksten Gewichtsverlust können eine höhere Umrauscherrate sowie im Folgewurf weniger Ferkel und geringere Geburtsgewichte haben. Im Sommer verschärft sich die Situation, weil die Sauen bei hohen Temperaturen nicht genügend Futter aufnehmen. Die Zuchtunternehmen bieten Fütterungsempfehlungen für ihre Sauen an. Es gibt jedoch keine Vergleiche verschiedener Rassen im selben Betrieb. Mit unseren Untersuchungen wollten wir folgende Fragen beantworten: Wie stark ist die Futteraufnahme von säugenden Sauen im Sommer vermindert, welchen Einfluss hat die Wurfnummer und vor allem: Gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen Rassen?

Untersuchungen auf dem Oberen Hardthof

Die Sauenzuchtanlage der Universität Gießen (Oberer Hardthof – OH) ist mit einer Spotmix-Fütterungsanlage ausgestattet. Damit kann die tägliche Futtermenge für jede Sau im Abferkelstall dosiert und aufgezeichnet werden. Wir ermittelten den Futterverbrauch vom ersten bis zum 26. Säugetag (Absetzen) bei über 1.900 Würfen (Säugezeiten). Viele Sauen wurden über mehrere Würfe hinweg im Zeitraum 2015 bis 2023 verfolgt. Die Sauen waren überwiegend reinrassige Landrasse- (L) oder Edelschwein-Tiere (E) oder Kreuzungen aus beiden. Sie repräsentieren moderne Hybridsauen (L x E, E x L). Reinrassige Piétrain- (Pi) und Duroc-Sauen (Du) waren in geringerer Anzahl ebenfalls vorhanden.

Neben der täglichen Futtermenge erfassten wir von den Sauen Säugetag und -woche, Wurfnummer, Jahreszeit der Abferkelung, Gewicht am dritten Tag nach der Abferkelung und beim Absetzen sowie mittlere Außentemperatur während der jeweiligen Säugezeit (Letzteres nur bei einem Teil der Säugezeiten).

Futteraufnahme wird genau protokolliert

Das Futter für die säugenden Sauen wurde nach den Empfehlungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft e. V. (DLG) gemischt. In der Spotmix-Anlage ist eine Futterkurve vorhanden. Diese kann jeden Tag durch Zu- oder Abschläge für jede Sau korrigiert werden. Über den Trogsensor wird der Füllstand kontrolliert. Sind Futterreste vorhanden, wird die nachfolgende Futterportion reduziert. Bei Leerstand wird die nächste Rationsmenge etwas erhöht. Mit der Spotmix-Anlage lässt sich demzufolge nahe am tatsächlichen Bedarf der Sauen füttern.

Nach Inbetriebnahme der Sauen­anlage hatten wir diese automatische Dosierung mit der Fütterung nach täglichen Trogbonituren durch das Stallpersonal verglichen. In allen vier Säugewochen wurde mit Sensor eine größere Futtermenge als im „Handbetrieb“ ausdosiert. Seither wird standardmäßig der Sensor zur Dosierung eingesetzt. In unserer Auswertung erfassten wir täglich von 1.941 Würfen den tatsächlichen Verbrauch an Futter, bildeten Wochenmittel und berechneten die mittlere Futteraufnahme pro Säugetag und Säugezeit. Die Sauen wurden dreimal täglich gefüttert.

Bei hoher Temperatur fressen Sauen weniger

Zum Nachweis wurden die Sauen nach ihrer Säugeperiode wie folgt den Jahreszeiten zugeordnet: Winter (Dezember bis Februar), Frühling (März bis Mai), Sommer (Juni bis August) und Herbst (September bis November). Die mittlere Außentemperatur für die jeweilige Säugezeit (in Summe 1.015 Laktationen) betrug 2,9, 11,5, 18,7 und 8,9 °C (Tabelle 1).

Im Herbst und Winter betrug die mittlere tägliche Futteraufnahme 5,99 beziehungsweise 6,09 kg. Bei hoher Außentemperatur im Sommer ging die Futteraufnahme um fast 1 kg auf 5,25 kg signifikant zurück. Im Frühjahr verzehrten die Sauen an jedem Säugetag durchschnittlich 5,86 kg (Tabelle 1).

Der Unterschied in der Futteraufnahme ist durch die Wärmebildung zu erklären. Je mehr Futter gefressen wird, desto mehr wird auch Wärme produziert. Diese Wärme muss an die Umgebung abgegeben werden, damit es nicht zu einer Kreislaufbelastung der Sauen kommt. Je wärmer es ist, desto schwieriger wird es, diese Wärme an Luft, Fußboden und Wände abzuleiten. Daher vermindern die Sauen bei höherer Temperatur die Futteraufnahme.

In der Zusammenfassung aller Sauen (L, E, Pi, Du, L x E und E x L) nahmen Jungsauen (ausgewertet 560 Säugezeiten) zwischen dem ersten und dem 26. Säugetag durchschnittlich 5,40 kg Futter auf. Altsauen (n = 1.381 Säugezeiten) fraßen täglich im Mittel der Laktation 5,79 kg. Nur in der ersten Säugewoche gab es keinen Unterschied zwischen Jung- und Altsauen. Bereits ab der zweiten Säugewoche fraßen die Altsauen signifikant mehr Futter pro Tag als die Erstlaktierenden. In der dritten Woche betrug die Differenz etwa 0,5 kg zugunsten der Altsauen, und in der letzten Laktationswoche nahmen diese jeden Tag über 1 kg mehr als die Jungsauen auf (Tabelle 2).

Neben dem Einfluss von Jahreszeit/Temperatur muss demzufolge bei der Futteraufnahme der Sauen im Abferkelstall auch deren Alter berücksichtigt werden.

Im Mittel der Säugezeit (erster bis 26. Säugetag) traten unter Beachtung von Jahreszeit und Alter zwischen den Sauen der „weißen Rassen“ Landrasse (5,86 kg) und Edelschwein (5,77 kg) und ihren Hybriden L x E beziehungsweise E x L (5,87 kg) kaum Unterschiede im täglichen Futterverzehr auf.

Demgegenüber fraßen die Sauen der „bunten Rassen“ deutlich weniger: Piétrain-Sauen 5,16 kg (p < 0,05) und Duroc-Sauen 5,54 kg (Abbildung 1). Das Gewicht der Sauen am dritten Tag nach der Abferkelung als möglicher Einflussfaktor unterschied sich bei den „weißen Rassen“ und Duroc nicht (242 bis 248 kg im Mittel). Die Piétrain-Sauen waren zu diesem Zeitpunkt durchschnittlich 225 kg schwer und damit signifikant leichter.

Futterkurve bei „weißen“ und „bunten Rassen“

„Weiße“ Sauen fraßen am ersten Tag nach der Geburt der Ferkel im Mittel 1,70 kg. Bis zum zehnten Säugetag gab es keine Unterschiede in der täglichen Futteraufnahme zwischen den „weißen Rassen“ beziehungsweise Hybriden (L, E, L x E, E x L) und den beiden „bunten Rassen“ Piétrain und Duroc. Die Futteraufnahmekurve verlief darüber hinaus bis zum 15. Laktationstag ohne Differenz zwischen den Landrasse- und Edelschwein-Sauen sowie ihren Kreuzungen auf der einen und den Duroc-Sauen auf der anderen Seite (Abbildung 2). Nach diesem Zeitpunkt fraßen die L- und E-Sauen und ihre Kreuzungen deutlich mehr pro Tag als die Pi- und Du-Sauen.

Am Ende der dritten Säugewoche war der Vorteil der „weißen Sauen“ auf etwa 1 kg je Tag gegenüber den Duroc- und 1,7 kg im Vergleich zu den Pi-Sauen angewachsen. Am 26. Laktationstag fraßen die „weißen Sauen“ täglich durchschnittlich 1,5 kg mehr (8,67 kg) als die „bunten Sauen“. Mit durchschnittlich über 8 kg Futter je Tag in der letzten Säugewoche ist es somit möglich, durch das dreimal tägliche Füttern eine größere Futtermenge in die Sauen „hineinzubekommen“ als in vielen Betrieben bei zweimaliger Fütterung pro Tag. Grundsätzlich können die festgestellten Futterkurven als Orientierung für die praktische Fütterung in den meisten Sauenzucht- beziehungsweise Ferkelerzeugerbetrieben dienen.

Edelschwein und Kreuzungen fressen mehr

Kumulativ nahmen die Landrasse- und Edelschwein-Sauen und ihre Kreuzungen 157,5 kg Laktationsfutter in der durchschnittlich 26-tägigen Säugezeit auf. Damit war die Futteraufnahme insgesamt um 17,5 kg höher als bei den Piétrain-Sauen und um fast 10 kg höher als bei den reinrassigen Duroc-Sauen.

Die DLG e. V. hat bereits vor einigen Jahren Versorgungsempfehlungen zur Fütterung säugender Sauen erarbeitet. Bei einer Wurfgröße von elf bis zwölf abgesetzten Ferkeln und einem Wurfzuwachs von 2,5 kg pro Tag soll danach die tägliche Energieversorgung im Mittel der Säugezeit 81 MJ ME bei Jungsauen und 85 MJ ME bei Altsauen betragen (Tabelle 3). Bei einem Säugefutter mit 12,5 MJ ME/kg (wie auf dem OH eingesetzt) müssten Altsauen pro Tag demnach 6,8 kg Futter aufnehmen (gerechnet vom Abferkeltag bis zum 26. Säugetag). Auf dem Oberen Hardthof ist die mittlere Futteraufnahme mit 5,7 kg pro Säugetag etwas geringer als empfohlen.

Geringere Futteraufnahme ist tolerierbar

Der Gewichtsverlust der Sauen während der Säugezeit liegt im normalen Bereich (7,3 kg netto = Differenz zwischen dem Gewicht drei Tage nach der Abferkelung und dem Gewicht beim Absetzen der Ferkel; das entspricht etwa 38 kg brutto = Gewicht bei der Einstallung in den Abferkelstall minus Gewicht beim Absetzen). Es wurden 11,7 Ferkel im Durchschnitt der letzten zehn Jahre abgesetzt und die Trächtigkeitsrate liegt mit über 90 % auf einem sehr hohen Niveau. Nachteile der etwas geringeren Futteraufnahme als empfohlen können demzufolge nicht erkannt werden – zumal mit dem Fütterungssystem nahe am tatsächlichen Bedarf der Sauen gefüttert wird.

Fazit

Die tägliche Futteraufnahme der Sauen steigt während der Säugezeit langsam an – in der ersten Säugewoche ohne Unterschied zwischen Jung- und Altsauen, zwischen den Jahreszeiten und den Rassen/Kreuzungen – und erreicht am Ende der vierten Säugewoche im Mittel etwa 8,6 kg.

Im Mittel der vierwöchigen Säugezeit nehmen die Sauen der „weißen“ Rassen (L, E) und ihrer Kreuzungen deutlich mehr Futter pro Tag (+0,3 bis +0,6 kg) auf als die Sauen der „bunten“ Rassen.

Bis zum zehnten Säugetag gibt es keine Unterschiede in der täglichen Futteraufnahme zwischen „weißen“ und „bunten“ Sauen. Die rassespezifischen Futteraufnahmekurven nach Abbildung 2 können als Empfehlung für die Fütterung der säugenden Sauen in den Praxisbetrieben verwendet werden.

Schnell sein bei erhöhtem Unkraut- und Ungrasdruck

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Der März fast ohne Niederschläge bot optimale Bedingungen, die bevorstehende Maisaussaat bestmöglich vorzubereiten. An vielen Stellen konnte bereits eine Bodenbearbeitung zur Unkrautbekämpfung und Bodenlüftung durchgeführt werden. Ein intensiver Maisanbau hat oftmals zur Folge, dass schwer bekämpfbare Unkräuter zunehmen. Neben Storchschnabelarten, Schwarzem Nachtschatten oder Einjähriger Rispe spielen insbesondere Hirsearten eine entscheidende Rolle. Viele dieser Unkräuter und Ungräser stellen vorwiegend in Sommerungen ein Problem dar. Der Artikel beschreibt, welche Maßnahmen möglich sind.

Der Anbau von Mais-Mischkulturen befindet sich im letzten Jahr, somit wird zukünftig in maislastigen Fruchtfolgen eine weitere Kultur einziehen. Dies kann zur Folge haben, dass der einseitige Unkrautdruck sinkt.

Grundsätzlich sollten bei der Planung der Herbizidanwendung einige Faktoren berücksichtigt werden, damit die ausgewählten Herbizide auf ein notwendiges Maß beschränkt werden, aber auch die Erträge abgesichert werden können. Folgende Fragen sollten vor der Herbizidanwendung beantwortet sein:

Darf ich Terbuthylazin einsetzen (nur einmal innerhalb eines Dreijahreszeitraumes)?

Muss ich aufgrund des Unkraut- und Ungrasbesatzes eine Spritzfolge planen?

Reicht eine Einmalbehandlung aus?

Möchte ich eine Grasuntersaat einbringen?

Habe ich Probleme mit Schadgräsern (Hirsearten oder Ackerfuchsschwanz)?

Möchte ich eine mechanische Maßnahme wie beispielsweise Striegeln oder Hacken durchführen?

Zulassungsänderungen

Nach dem Wegfall des Wirkstoffes S-Metolachlor 2024 steht auch das Ende des Wirkstoffes Flufenacet bevor. Unter den Maisherbiziden betrifft dies das Produkt Aspect. Aktuell ist nur das reguläre Zulassungsende (31. Dezember 2025) bekannt. Seit einigen Jahren darf der Wirkstoff Terbuthylazin nur noch einmal innerhalb eines Dreijahreszeitraumes eingesetzt werden, somit ist eine Anwendung in den folgenden zwei Jahren unzulässig. Ebenso dürfen Produkte mit diesem Wirkstoff nur einmal eingesetzt werden, das heißt dass ein Splitting oder eine Spritzfolge nicht erlaubt sind.

Herbizide können helfen

Mais hat, insbesondere bei niedrigen Temperaturen, eine langsame Jugendentwicklung und ist bis zum Achtblattstadium sehr konkurrenzschwach gegenüber Unkräutern und Ungräsern. Daher zielt die erste Herbizidmaßnahme darauf ab, die Maispflanzen in ihrer Entwicklung zu fördern. Ein hoher Anteil Mais in der Fruchtfolge hat sehr häufig zur Konsequenz, dass eine Spritzfolge durchgeführt werden sollte. Wird hingegen Mais in einer weiten Fruchtfolge mit Sommer- und Winterkulturen angebaut, kann eine Einmalbehandlung angestrebt werden. Bei erhöhter Problematik mit Ackerfuchsschwanz sollte wiederum eine Spritzfolge in Betracht gezogen werden.

Große Storchschnabelpflanzen lassen sich nur noch unzureichend bekämpfen, frühzeitiges Handeln ist zwingend notwendig.

Herbizide in einer Spritzfolge

Ein intensiver Maisanbau hat häufig eine verstärkte Verunkrautung zur Folge. Auf derartigen Flächen sollte eine Spritzfolge mit einer Vorlage durch ein Bodenherbizid angestrebt werden (Abbildung 1). Treten Unkräuter wie Storchschnabelarten, Schwarzer Nachtschatten, Einjährige Rispe oder Hirsearten auf und sind bereits im Vorauflauf Niederschläge vorausgesagt, kann ein Einsatz des Herbizides Adengo im Vorauflauf erfolgen. Dieses Produkt ist frei von Terbuthylazin. Neu am Markt ist der Wirkstoff Isoxaflutole, auch ohne den Wirkstoff Thiencarbazone im Produkt Merlin Flexx und mit Terbuthylazin im Produkt Merlin Duo. Soll eine Herbizidvorlage erst im Ein- bis Zweiblattstadium der Unkräuter und Ungräser erfolgen, so können 0,8 bis 1,2 l/ha Spectrum mit blattaktiven Partnern zum Einsatz kommen. Darf in diesem Jahr der Wirkstoff Terbuthylazin eingesetzt werden, stehen die Produkte Successor T oder Spectrum Gold zur Auswahl. Durch den enthalten Wirkstoff Terbuthylazin können die Aufwandmengen der dikotylen Mischungspartner reduziert werden. Der Einsatz von Bodenherbiziden sollte immer zu Niederschlägen erfolgen. So können auch Unkräuter und Ungräser im Keimblattstadium erfasst werden. Neben einer ausgeprägten Wachsschicht der Maispflanzen ist ausreichende Bodenfeuchtigkeit für eine gute Wirkung essenziell. Eine Empfehlung für den Herbizideinsatz in einer weiten Fruchtfolge folgt Anfang Mai.

Ackerfuchsschwanz etabliert

Mittlerweile hat sich auch im Mais der Ackerfuchsschwanz etabliert. Ausnahmen bilden hier oftmals nur die intensiven Maisanbaugebiete auf eher leichteren Flächen. Steht Mais bei Ackerbaubetrieben in der Fruchtfolge, ist dort zunehmend auch Ackerfuchsschwanz zu finden. Der Mais als späte Sommerungskultur hat oftmals zur Folge, dass die Auflaufraten des Ackerfuchsschwanzes geringer werden. Dennoch muss auch das teilweise erhebliche Samenpotenzial im Boden berücksichtigt werden. Erlauben die Bedingungen es, kann ein falsches Saatbeet zur Ackerfuchsschwanzbekämpfung beitragen. Eine erfolgreiche Ackerfuchsschwanzbekämpfung muss immer mit einem Bodenherbizid beginnen. Mit ausreichender Bodenfeuchtigkeit können beispielsweise 3 bis 4 l/ha Successor T oder 1,5 l/ha Aspect Wirkungsgrade von über 30 % erzielen. Damit reduzieren die Bodenherbizide den Druck, der in der folgenden Anwendung auf den ALS-Hemmern lastet, erheblich. In Abbildung 2 sind mögliche Herbizidstrategien gegen Ackerfuchsschwanz dargestellt.

Jede Anwendung übt auf den Ackerfuchsschwanz Selektionsdruck aus. Das bedeutet, dass Ackerfuchsschwanzpflanzen, die durch das Herbizid nicht abgetötet werden, zukünftig aufgrund ihrer Resistenzbildung stärker selektiert werden und somit den dominanten Anteil der Ackerfuchsschwanzpopulation darstellen. Je nach Fruchtfolge und Anwendungshäufigkeit kann sich somit aus Einzelpflanzen ein Problem entwickeln. Erschwerend kommt hinzu, dass in Resistenzuntersuchungen von Ackerfuchsschwanzsamen Minderwirkungen festgestellt wurden, obwohl dort noch kein Mais angebaut und somit auch kein MaisTer Power eingesetzt wurde.

Mais als Mischkultur

Ab dem Anbaujahr 2026 stellt eine Mais-Mischkultur keinen echten Fruchtwechsel im Sinne der Gemeinsamen Agrarpolitik dar. Somit werden die derzeit angebauten Mischkulturen mit Mais zukünftig den Fruchtwechsel nicht mehr erfüllen. Der Anbau sollte insbesondere im Hinblick auf die nur eingeschränkt zur Verfügung stehenden Herbizide sorgfältig geplant werden. Es dürfen nur Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die in beiden Mischkulturen zugelassen sind. In Tabelle 1 sind zugelassene Herbizide aufgeführt. Es gibt mit der Ausnahme von cycloxidimresistenten Maissorten keine Möglichkeit der Herbizidapplikation im Nachauflauf. Somit muss eine Aussaat der Mischkultur möglichst kurz vor Niederschlägen erfolgen. Diese verbessern die Wirkung der Bodenherbizide erheblich.

Untersaaten im Mais

Grasuntersaaten können im Maisanbau nicht nur im Zuge der GAP-Reform sinnvoll sein, vielmehr nehmen sie den ungenutzt im Boden verbliebenen Stickstoff auf und bindet diesen. Eine Auswaschung von Nitrat ins Grundwasser kann somit reduziert werden. Eine Bodendeckung über die niederschlagreichen Wintermonate mindert auch Wasser- oder Winderosion. In einer der folgenden Ausgaben des Bauernblattes wird es einen gesonderten Artikel zu den Grasuntersaaten im Mais geben.

Erfolgt eine mechanische Maßnahme wie das Hacken zu spät, können größere Unkräuter wie hier der Weiße Gänsefuß nicht mehr verschüttet werden.

Hacken/Striegeln im Mais

Mechanische Geräte zur Unkraut- und Ungrasbekämpfung können vielfältig zum Einsatz kommen. Neben Striegeln können auch Reihenhacken eingesetzt werden. Ein Zinkenstriegel kann sehr gut im Vorauflauf eingesetzt werden. Beim Blindstriegeln sollten die Keimlinge im Fädchenstadium bis maximal im Keimblattstadium erfasst werden. Eine trockene, sonnige Witterung ist dringend erforderlich. Mit dem Keimen und Auflaufen des Maises nimmt die Empfindlichkeit der Maispflanzen zu, sodass die Geschwindigkeit und Aggressivität des Striegels reduziert werden sollte. Ab dem Zweiblattstadium des Maises kann wieder gestriegelt werden, wenn die Kulturverträglichkeit es zulässt. In den Versuchen der vergangenen Jahre wurden mit diesen beiden Striegelterminen und einer folgenden chemischen Herbizidanwendung gute Ergebnisse erzielt.

Ein Zinkenstriegel kann Unkräuter im Fädchenstadium gut erfassen, eine Lüftung des Bodens ist ein zusätzlicher Effekt.

Eine Reihenhacke lässt sich zu jedem Zeitpunkt einsetzen, jedoch sollte darauf geachtet werden, dass die Maispflanzen groß genug sind, damit sie nicht verschüttet werden. Auch zu große Unkräuter und Ungräser können nicht mehr sicher erfasst werden. Insbesondere bei einer unzureichenden Herbizidwirkung in den Mischkulturen kann eine mechanische Unkrautregulierung den Ertrag absichern.

Tabelle 3 zeigt eine Übersicht über mögliche Anwendungstermine mechanischer Geräte im Mais.

Fazit

Herbizide können Unkräuter und Ungräser bekämpfen und somit den Ertrag absichern. In der Jugendphase ist Mais sehr konkurrenzschwach gegenüber schnell wachsenden Unkräutern. Eine Spritzfolge kann eine erste Auflaufwelle der Unkräuter und Ungräser erfassen. Für die folgende Nachlage können Herbizide direkt an die vorhandenen Unkräuter angepasst werden. In Bauernblattausgabe 18 am 3. Mai wird es im Artikel zum Herbizideinsatz im Mais, Teil 2 eine Empfehlung für die Nachbehandlung geben.

Großer Erfolg der Fleischrinder-Auktion 2025

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Die Fleischrinder-Auktion 2025 in der Vermarktungshalle der Rinderzucht Schleswig-Holstein eG (RSH eG) in Dätgen bewies erneut die hohe Qualität der Fleischrinderzucht in Schleswig-Holstein. Inzwischen fand die Auktion zum dritten Mal am neuen Standort statt, und am 1. März konnten Besucher von nah und fern vor Ort begrüßt werden. Und auch während der Auktion schalteten viele Zuschauer online ein, um die Auktion zu verfolgen. 21 Zuchtbetriebe nahmen mit ihren Tieren an der Veranstaltung teil, sodass über 30 Fleischrinderbullen sowie 18 weibliche Tiere aus fünf verschiedenen Rassen im Rahmen der Hybrid-Auktion mit Liveübertragung aus dem Ring unter den Hammer kamen.

Am Vorabend der Auktion konnten alle Bullen ihre Qualität bei der Verbandsanerkennung unter Beweis stellen, bevor in den Rasseblöcken die Körsieger herausgestellt wurden. Alle Besucher und Beschicker ließen den Abend dann im Anschluss bei Klönschnack, Bier, Burgunderbrötchen, Kraut und Remoulade ausklingen. Erfreulich war, dass schon am Freitag eine Vielzahl überregionaler Besucher vor Ort war. Am Sonnabend begann der Tag mit einem spannenden Wettbewerb der Jungzüchter, bevor die Bullen von Thore Kühl dem Publikum nochmals vorgestellt wurden. Pünktlich um 13 Uhr konnte der Auktionator Claus-Peter Tordsen vor vollen Rängen mit der Auktion beginnen.

Ausgewogene Limousins

Bei den Limousins sicherte sich „Sparky vom Schauedamm“ von Thomas Henningsen, Hürup, gekört mit den Traumnoten 8-9-8, den Titel des Körsiegers und trat damit in die Fußstapfen seines dänischen Vaters „Randers Sand i Ego“, der ebenfalls mit 8-9-8 gekört wurde. Besonders beeindruckend war die Fruchtbarkeit seiner Mutter- und Großmutterlinie, die bereits fünf beziehungsweise neun Kälber mit hervorragenden Aufzuchtleistungen hervorgebracht hatten. Bei der Auktion erzielte er einen Verkaufspreis von 4.300 €.

Der Reservesieger aus der Limousin-Kollektion kam von Kirsten Hahn aus Moorsee und gehörte zu den ersten Nachkommen des französischen Bullen „Piano“, der für seinen ausgewogenen Typ und leichte Geburten bekannt ist. Er zeigte sich in hervorragendem Rassetyp mit einer exzellenten Beckenpartie und wurde mit 9-8-8 gekört. Seine Mutter „Aria“ wurde auf der Landesschau prämiert und überzeugte mit überdurchschnittlichen Aufzuchtleistungen. Der Bulle erreichte einen Verkaufspreis von 4.500 €.

„Joel vom Schauedamm“, ein „James“-Sohn, war der Topseller der Auktion und wechselte für 5.200 € den Besitzer. Als homozygot hornloser Bulle mit einem RZF von 113 und einer beeindruckenden Abstammung überzeugte er mit den Körnoten 8-8-8.

Der Topseller aus dem Stall von Thomas Henningsen, Hürup, „Joel vom Schauedamm“, wechselte für 5.200 € den Besitzer. Foto: Claus-Henning Tordsen

Gefällige Angus

Auch die Angus-Kollektion wusste zu gefallen. Der Siegerbulle „Tamme von Hof Kamerun“ von Willi Göttsche, Hennstedt, beeindruckte nicht nur mit den Körnoten 9-9-8, sondern auch mit seiner Abstammung: Auf der Vaterseite standen viel britische Genetik und der bekannte Altmeister „Transformer“, während über die Mutterlinie „KEA Tassilo“ für weitere Qualität sorgte. Der Bulle, der zusätzlich den Rotfaktor trägt, wurde für 4.800 € zugeschlagen. Der Reservesieger der Angus, „ML Explorer“, zeigte sich mit viel Rassetyp und einer erstklassigen Bemuskelung in roter Fellfarbe. Er ist ein Halbbruder des Topsellers von Dätgen 2024. Mit einem Verkaufspreis von 3.600 € fand der mit 8-9-7 gekörte Bulle bei zügigen Geboten einen Käufer.

Beeindruckendes Fleckvieh

Besonders beeindruckend war der Rassesieger der Rasse Fleckvieh. Mit einer beeindruckenden Entwicklung, einem RZF von 111 und konstanten Tageszunahmen von über 1.600 g zeigte „Hani“ von Axel Erichsen, Sollwitt, sein Potenzial. Mit 8-9-8 gekört, verfügte er über eine langlebige Genetik mit dänischem Einfluss und wurde für 3.500 € verkauft. Der Reservesieger „Herbert“ aus demselben Stall präsentierte sich, mit 8-8-8 gekört, als ausgeglichener Bulle und war zusätzlich homozygot hornlos.

Herausragende Charolais

Bei den Charolais-Bullen entstammte der Siegerbulle „Joris“ einer fruchtbaren Mutter- und Großmutterlinie von Thorsten Jensen, Högel. Sein Vater „Jakobus“ war besonders in der Kreuzungszucht gefragt. Sein Stallgefährte und Reservesieger Charolais „Marc“ überzeugte durch seine Abstammung: Sein Großvater „Milord“ wurde mit 9-8-8 bewertet, während die Mutterlinie mit exzellenten Zwischenkalbezeiten aufwarten konnte. Der teuerste Charolais-Bulle der Auktion kam von Frank Albrecht aus Tetenhusen und war erst zehn Monate alt, zeigte aber bereits eine herausragende Entwicklung. Sein Vater „Jacco“ kombinierte fruchtbare Kuhlinien mit französischer Genetik, was ihm einen Verkaufspreis von 3.100 € einbrachte.

Der Jugend gehört die Zukunft! Als Jungzüchterin ist Gesa Schneidereit gestartet und inzwischen werden auch Auktionsbullen gekonnt präsentiert. Foto: Melanie Knorr

Erstmals Shorthorn dabei

Schleswig-Holstein steht für Rassevielfalt. So konnte in Dätgen erstmals auch ein Shorthorn-Bulle aufgetrieben werden – und was für einer! Der mit 9-8-8 gekörte „Nordmann“ vereinte Besamungsgenetik aus Großbritannien mit einer dänischen Kuhlinie und war zudem homozygot hornlos. Mit einem Verkaufspreis von 2.800 € wurde auch hier ein hervorragendes Ergebnis erzielt.

Blonde d´Aquitaine-Kuh

Auch die weiblichen Tiere zeigten hohe Qualität, und so konnte der Auktionator eine weitere Belebung des Marktes feststellen. Die weibliche Kollektion wurde von der Blonde d‘Aquitaine-Kuh „Polly vom Landhof“ angeführt, die von der WilMar Geestrind GbR zum Verkauf angeboten wurde. Die tragende, mit 7-8-7 bewertete Kuh erzielte mit 2.700 € einen Spitzenpreis.

Das teuerste weibliche Tier der Limousin-Kollektion war „Flieder“, ein landesschauprämiertes, homozygot hornloses Rind von Kirsten Hahn aus Moorsee. Sie wurde für 2.850 € nach Brandenburg verkauft.

Fazit

Die Auktion 2025 unterstrich einmal mehr die hohe Qualität der Fleischrinderzucht in Schleswig-Holstein. Besonders stark nachgefragt waren genetisch hornlose Bullen mit hohen Zuchtwerten und langlebiger Genetik. Starke Besucherzahlen, viele Online-Gebote und Käufer, engagierte Jungzüchter, viele neue Beschicker sowie zahlreiche Aussteller landwirtschaftlicher Dienstleistungen und Maschinen rundeten die Veranstaltung ab.

Beprobung der Ackergrasbestände hat begonnen

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Mit dem einsetzenden Frühjahrswachstum auf den Grünlandflächen beginnt die diesjährige Reifeprüfung Grünland, ­erster Schnitt der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Ziel ist es, die Terminfindung für den ersten Schnitt zu erleichtern. Daher werden ab jetzt wöchentlich die aktuellen ­Ertrags- und Qualitätsdaten von verschiedenen Ackergras- und Dauergrünlandbeständen aus unterschiedlichen Regionen Schleswig-Holsteins ­veröffentlicht.

Die Reifeprüfung beginnt mit der ersten Mitteilung und endet, sobald auf Grundlage der Analyseergebnisse der optimale Schnittzeitpunkt, gekennzeichnet durch einen Rohfasergehalt (XF) von 23 % in der Trockenmasse (TM), prognostiziert werden kann.

Ergänzend zu den wöchentlichen Mitteilungen im Bauernblatt werden umfangreiche Analysedaten der jeweiligen Standorte über das Grünlandportal der Landwirtschaftskammer zur Verfügung gestellt. Dieses ist entweder online unter www.gruenlandportal-sh.de abrufbar oder kann über die Smartphone-App „Grünlandportal SH“ eingesehen werden. Die App ist in allen gängigen App-Stores kostenfrei erhältlich.

Vielfältige Standorte und Bestände

Für die diesjährige Reifeprüfung werden insgesamt 25 Bestände beprobt, darunter neun Ackergras- und 16 Dauergrünlandflächen. Die Bestände verteilen sich auf sechs Regionen in Schleswig-Holstein (siehe Übersicht 1).

Während die Ackergrasbestände in der Regel durch Deutsches oder Welsches Weidelgras als dominierende Art geprägt sind, sind die Dauergrünlandflächen deutlich artenvielfältiger. Ihre Zusammensetzung wird maßgeblich durch natürliche Standortbedingungen, das jeweilige Grünlandmanagement sowie die Nutzungsintensität bestimmt.

Detaillierte Informationen zur botanischen Zusammensetzung und zur erfolgten Düngung sowie weitere Standort-, Boden- und Bestandsdaten sind ebenfalls über das Grünlandportal abrufbar.

Erste Beprobung der Ackergrasbestände

Zum Auftakt der Reifeprüfung wurden in der vergangenen Woche zunächst die Ackergrasflächen beprobt. Aufgrund der gewählten Arten und Sorten sind diese bereits etwas fortgeschrittener entwickelt als die Dauergrünlandflächen. Grundsätzlich befinden sich die Bestände aufgrund der anhaltend niedrigen Temperaturen sowie des bisher niederschlagsarmen Frühjahrs noch in einem frühen phänologischen Stadium.

Gleichzeitig spiegelt sich die aktuell trockene und kalte Witterung in einem verzögerten Wachstum der Pflanzen wider. Die TM-Erträge der Ackergrasbestände waren zum Zeitpunkt der Beprobung mit einem durchschnittlichen Ertragswert von 5,3 dt/ha regionsübergreifend gering. Niedrige Rohfasergehalte (durchschnittlich 12,6 % XF in der TM) und hohe Energiewerte (durchschnittlich 7,9 MJ NEL kg/TM) deuten ebenfalls auf noch junge Aufwüchse in frühen Entwicklungsstadien hin. Auch zum kommenden Wochenende werden weiterhin nur marginale XF- und TM-Zunahmen bei gleichbleibend hohen Energiegehalten prognostiziert.

Die Tabelle zeigt einen Überblick über weitere ausgewählte Qualitätsparameter, die insbesondere für die spätere Silierung und Fütterung von Bedeutung sind, die Übersicht 2 zeigt die Entwicklung der Rohfasergehalte und der Energiekonzentrationen der Ackergrasbestände der unterschiedlichen Regionen.

Ausblick: Nach der ersten Beprobung der Ackergrasaufwüchse begann in dieser Woche ebenfalls die Beprobung der Dauergrünlandbestände. Erste Analyseergebnisse, einschließlich der Prognosen, sind ab Anfang kommender Woche im Grünlandportal verfügbar.

Alle Ergebnisse finden sich auch online unter: https://t1p.de/sso1f

Hinweis

Entgegen der Ende 2024 überarbeiteten Versorgungsempfehlung für Milchkühe der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) wird für die diesjährige Reifeprüfung noch die Einheit MJ NEL/kg Trockenmasse zur Darstellung des umsetzbaren Energiegehalts der Aufwüchse verwendet.

Den Start in die erste Laktation leichter gestalten

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Mit der ersten Kalbung endet das Leben als Jungrind und der Alltag einer Milchkuh beginnt. Diese Umstellung stellt für Färsen zuerst einmal eine enorme Belastung dar und die Umgewöhnung fordert Zeit. Auf der anderen Seite wird von dem Tier erwartet, hohe Milchleistungen zu erbringen. Verschiedene Managementanpassungen können dabei helfen, den Färsen den Einstieg in die Laktation zu erleichtern.

Färsen stehen in der Herde im Rang unter den älteren Kühen. Diese Rangfolgen führen dazu, dass die Altkühe die Färsen vom Fressplatz, von der Tränke oder vom Liegeplatz vertreiben, wenn sie selbst gerade diese Ressource nutzen wollen. Dadurch sinken Futter- und Wasseraufnahme der Färsen und auch Liegezeit und Wiederkaudauer nehmen ab. Dies hat direkt einen negativen Einfluss auf die Milchleistung der Tiere. Zusätzlich führen diese Störungen bei den Färsen zu anhaltendem Stress, was gesundheitliche Nachteile mit sich bringt. Stoffwechselstörungen und Euterentzündungen können dann eher auftreten.

Färsengruppen schaffen

Diese Gründe sprechen für eine Trennung der Herde in unterschiedliche Altersgruppen. Sind die Färsen unter sich, herrscht deutlich mehr Ruhe in den Gruppen und die Tiere sind entspannter.

Eine reine Färsengruppe kann zum Beispiel gut in einem älteren Stallbereich mit schmaleren Liegeboxenmaßen eingerichtet werden. Besonders große Liegeboxen würden bei einer solchen Gruppe stärker verschmutzt werden, sodass die Boxenmaße ohnehin angepasst werden müssten. Ist ein solches Stallabteil bereits vorhanden, kann es mit einer Färsengruppe sinnvoll genutzt werden, ohne dass größere Umbaumaßnahmen notwendig sind. Auch die Fütterung kann speziell an die Bedürfnisse der Erstlaktierenden angepasst werden. Da Färsen meist eine geringere Milchleistung und eine geringere Futteraufnahme aufweisen als Altkühe, kann dies bei der Rationsgestaltung berücksichtigt werden.

Eine weitere Möglichkeit ist es, die Färsen nur in der Frühlaktation von der Herde zu trennen, sollte die Gruppenaufteilung anders nicht möglich sein. Sind die Färsen bereits wieder mit dem zweiten Kalb tragend und die Milchleistung sinkt bereits, können sie auch in die Niederleistungsgruppe zu den tragenden Kühen integriert werden. Die Färsen sind nun bereits etwas stabiler und in einer Gruppe hochtragender Tiere herrscht zumeist mehr Ruhe. Die Integration, besonders von mehreren Tieren zeitgleich, läuft hier oft entspannter ab und es entstehen weniger negative Folgen bei den Färsen. 

Bereits im Abkalbebereich sollten Färsen unter sich sein. Auf diese Weise können sich die Tiere in aller Ruhe auf die Geburt und die anstehende Laktation vorbereiten.

Und bei kleinen Herden?

Für Betriebe mit kleinen Herden ist das natürlich nicht ohne Weiteres umsetzbar, jedoch machen schon kleine Maßnahmen spürbare Unterschiede. Eine Trennung von Mehrkalbskühen und Färsen im Abkalbestall lässt sich auf den meisten Betrieben mit geringem Aufwand umsetzen. Dies führt bei den Färsen zu verbesserten Kalbeverläufen, da sie weniger gestresst sind. Auch die Futteraufnahme nimmt zu, sodass der Start in die Laktation etwas geschmeidiger verläuft.

Grundsätzlich sollten Betriebe ohne Färsengruppen auf verschiedene Parameter achten, wenn Färsen in der Herde mitlaufen. Das Tier-Fressplatz- und das Tier-Liegeplatz-Verhältnis sollte in jedem Fall mindestens eins zu eins betragen. Auf diese Weise sind die Ressourcen nicht allzu stark umkämpft und die Färsen haben eine Chance, ausreichend Futter aufzunehmen und einen Liegeplatz zu finden. Zusätzlich sollte besonderer Wert auf die Mischqualität gelegt oder eine Kompakt-TMR gefüttert werden. Oft trauen sich die Färsen selbst bei ausreichend vielen Fressplätzen erst zum Futtertisch, nachdem die Altkühe gefressen haben. In diesem Fall sollte das Futter nicht von den anderen Kühen selektiert worden sein. Die Färsen sollten die Chance haben, eine ausgewogene Ration fressen zu können.

Färsen zusammen integrieren

Sinnvoll ist es auch, mehrere Färsen zeitgleich in die Herde zu integrieren, sollte sich keine Färsengruppe einrichten lassen. Auf diese Weise kennen sich zumindest bereits einige wenige Tiere untereinander, was den Stress etwas minimiert. Auch konzentrieren sich die Rangkämpfe nicht nur auf ein einziges Tier, sondern der Druck verteilt sich auf die neu integrierte Gruppe.

Oft wird eine Trennung der Färsen vom Rest der Herde aufgrund der geringen Färsenzahl nicht vorgenommen. Es macht jedoch schon einen Unterschied, wenn die Gruppe dann vielleicht nicht nur aus Erstlaktierenden, sondern auch aus Zweitkalbskühen besteht. Zwar zeigen auch diese ein dominanteres Verhalten den Färsen gegenüber, aber bei Weitem nicht so stark wie die Altkühe. Daher bringt auch diese Maßnahme Vorteile im Vergleich zu einer gemischten Gruppe.

Fazit

Nahezu jeder Betrieb hat verschiedene Möglichkeiten, den Färsen in Einstieg in das Leben als Milchkuh zu erleichtern. Ob nun eine Färsengruppe eingerichtet wird oder Maßnahmen zur entspannten Integration in die Milchviehherde ergriffen werden, hängt oft von individuellen Gegebenheiten ab. Sicher ist jedoch, dass diese Maßnahmen einen positiven Einfluss auf Leistung und Tiergesundheit haben.

Futterkamp erleben: Ein Besuch lohnt sich

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Alle zwei Jahre lädt Futterkamp zum Tag des offenen Hofes ein. Am 4. Mai ist es wieder so weit. Das Lehr- und Versuchszentrum der Kammer sieht sich als Botschafter zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern. Man will ins Gespräch kommen und die moderne konventionelle Landwirtschaft zeigen. Alle, die in Schleswig-Holstein Landwirtschaft lernen, kommen einmal im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung hierher. Warum sich ein Besuch darüber hinaus für Landwirte lohnt, weiß Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer (LKSH).

Frau Volquardsen, wie hat sich die Ausbildung im Bereich der landwirtschaftlichen Tierhaltung in den letzten Jahren verändert, und welche Rolle spielt das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp dabei?

Ute Volquardsen: In den letzten Jahren haben wir einen deutlichen Wandel in der Ausbildung erlebt. Der Fokus liegt nun stärker auf moderneren Technologien, aber auch Tierwohl. Das Lehr- und Versuchszentrum bietet den Auszubildenden die Möglichkeit, neueste Methoden der Tierhaltung kennenzulernen, was sie optimal auf die Herausforderungen der Branche vorbereitet. Die Erkenntnisse aus unseren Forschungsprojekten fließen direkt in die Ausbildung ein. Wir integrieren aktuelle Forschungsergebnisse in unsere Lehrpläne und bieten den Auszubildenden die Möglichkeit, an praktischen Projekten teilzunehmen, die auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.

Was können Sie uns über die aktuellen Investitionen in Tierwohl und Digitalisierung erzählen? Welche konkreten Maßnahmen wurden bereits umgesetzt und können in Futterkamp angesehen werden?

Wir haben in den letzten Jahren – und sind auch noch voll dabei – erheblich in moderne Stallanlagen und digitale Technologien investiert. Dazu gehören etwa Sensoren zur Überwachung des Tierverhaltens und automatisierte Fütterungssysteme. Diese Maßnahmen helfen nicht nur, das Tierwohl zu verbessern, sondern auch die Effizienz der Betriebe zu steigern.

Welche Technologien halten Sie für besonders vielversprechend für die Schweine- und Rinderhaltung?

Die Digitalisierung ist entscheidend für die Zukunft der Tierhaltung. Technologien wie Big Data und Künstliche Intelligenz ermöglichen es uns, präzisere Entscheidungen zu treffen und die Gesundheit der Tiere besser zu überwachen. Ich sehe besonders viel Potenzial in der Nutzung von Datenanalysen zur Optimierung von Fütterung und Zucht. Überall an den Ställen, die einsehbar sind, werden am 4. Mai Mitarbeiter Führungen machen und stehen für Fragen zur Verfügung.

Wie reagieren die Landwirte in Schleswig-Holstein auf die neuen Standards und Anforderungen im Bereich Tierwohl?

Wir Landwirte zeigen ein großes Interesse an den neuen Standards, aber es gibt auch Herausforderungen. Viele sind bereit, in Tierwohl zu investieren, benötigen jedoch Unterstützung, um die finanziellen und praktischen Hürden zu überwinden. Wir bieten mit dem Projekt „Netzwerk Fokus Tierwohl“ ein Fortbildungsnangebot an, um diesen Übergang zu erleichtern.

Welche Trends und Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten fünf bis zehn Jahren in der Tierhaltung?

Ich sehe eine Zukunft, in der Tierhaltung noch nachhaltiger und tierfreundlicher wird. Wir werden weiterhin in Forschung und Entwicklung investieren, um neue Methoden zu finden, die sowohl den Tieren als auch den Landwirten zugutekommen. Zudem wird der Verbraucher zunehmend Wert auf Transparenz und Nachhaltigkeit legen, was die Branche weiter vorantreiben wird.

Was möchten Sie unseren Besuchern in Bezug auf die Bedeutung der Landwirtschaft und Tierhaltung für unsere Gesellschaft mitgeben?

Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Sie ist nicht nur für die Nahrungsmittelproduktion verantwortlich, sondern auch für den Erhalt unserer Kulturlandschaft und die Förderung von Tierwohl. Ich lade alle ein, sich aktiv mit den Themen Landwirtschaft und Tierhaltung auseinanderzusetzen und die Arbeit der Landwirte wertzuschätzen. Und ganz nebenbei im Rahmen eines tollen Hoffestes mit plattdeutschem Gottesdienst und vielen Aktionen regionale Lebensmittel zu genießen.

Ertragsausfälle durch Weißstängeligkeit vermeiden

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Die Weißstängeligkeit im Raps, hervorgerufen durch den pilzlichen Erreger Sclerotinia sclerotiorum, tritt in allen Rapsanbaugebieten auf, besonders aber in geschützten Lagen mit hoher Luftfeuchtigkeit und auf küstennahen Standorten wie in Schleswig-Holstein. Das Schadausmaß variiert von Jahr zu Jahr aufgrund der hohen Witterungsabhängigkeit dieser Krankheit. Vor allem zur Rapsblüte besteht ein erhöhtes ­Schadpotenzial. Was bei der Bekämpfung der Weißstängeligkeit zu beachten ist, erläutert nachfolgender Artikel.

Der Befall der Rapsbestände mit dem Erreger der Weißstängeligkeit, Sclerotinia scleroti­orum, geht von den Überdauerungsorganen nahe der Bodenoberfläche aus, den sogenannten Sklerotien.

1: Aus Sklerotien (Dauerkörpern) keimende Apothezien (Fruchtkörper) des Pilzes Sclerotinia sclerotiorum, von denen aus die infektiösen Ascosporen ausgeschleudert werden. Stecknadelkopf (rot) als Größenvergleich. Foto: Susanne Hagen
2: Blütenblätter in Blatt- und Triebachseln bieten den Ascosporen einen günstigen Nährboden und zusätzlichen Feuchtigkeitsschutz für eine erfolgreiche Keimung und Infektion. Foto: Manja Landschreiber
3: Meist erst nach der Blüte fallen die weißlichen Stängel und Seitentriebe befallener Rapspflanzen im Bestand deutlich auf. Durch die Vermorschung sterben Pflanzenteile oberhalb der Befallsstelle ab.
Foto: Susanne Hagen
4: Weißlich verfärbter Stängel eines Rapshaupttriebes (Vermorschung) nach der Rapsblüte mit äußerlichem weißen, watteartigen Myzel des Pilzes Sclerotinia sclerotiorum. Triebe und Schoten oberhalb dieser Befallsstelle sterben vorzeitig ab. Foto: Manja Landschreiber
5: Schwarze Sklerotien (Dauerkörper) des Pilzes ­Sclerotinia sclerotiorum im Inneren eines befallenen Rapsstängels. Foto: Susanne Hagen

Biologie und Schadbild

Die Sklerotien keimen im Frühjahr bei ausreichender, kontinuierlicher Bodenfeuchte und -temperatur (8 bis 11 °C) und bilden hellbraune, trompetenförmige Apo­thezien (Fruchtkörper) aus (Bild 1), aus denen Ascosporen herausgeschleudert und durch Wind verbreitet werden. Trocknet die oberste Bodenschicht, in der die Sklerotien eingebettet sind, aus, können die ausgebildeten Apothezien vertrocknen. Das Infektionsrisiko sinkt somit bei anhaltenden trockenen Bedingungen deutlich. Die ausgeschleuderten Ascosporen können direkt im Bestand die Rapspflanzen infizieren oder mit dem Wind über größere Distanzen auf umliegende Bestände verbreitet werden und dort zu Infektionen führen. Die Sporulation fällt hierbei häufig mit der Rapsblüte zusammen. Während der Blüte sammeln sich in den Blatt- und Triebachseln abfallende Blütenblätter, die den Ascosporen einen günstigen Nährboden und zusätzlichen Feuchtigkeitsschutz für eine erfolgreiche Keimung und Infektion bieten (Bild 2). Daher finden an diesen Pflanzenteilen häufig die Infektionen statt. Der Befall breitet sich oft ausgehend von der Blatt- und Triebachseln über den Stängel bis in die Seitentriebe aus. Optimale Infektionsbedingungen sind eine lang anhaltende hohe Luftfeuchtigkeit (durch Niederschläge und Tau; Feuchtigkeitsschutz durch Blütenblätter) sowie Temperaturen von mehr als 15 °C.

Meist erst nach der Blüte werden die Symptome einer Sclerotinia-Infektion im Rapsbestand sichtbar. An Haupt- und Seitentrieben wird, häufig ausgehend von einer Infektion in den Blattachseln, eine bleiche (fahlgelbe bis weißliche), fast immer stängel- ­beziehungsweise triebumfassende Verfärbung sichtbar (Bild 3 und 4). Rinde und Mark sind an den Befallsstellen zerstört (Vermorschung). Das befallene Stängelinnere ist normalerweise hohl und mit einem weißen, watteartigen Myzel durchzogen, woraus sich die schwarzen, 0,5 bis 2 cm langen Sklerotien (Dauerkörper) des Pilzes im Stängelinneren entwickeln (Bild 5); unter feuchten Bedingungen zum Teil auch auf der Stängelaußenfläche. Oberhalb der Infektionsstelle werden Triebe und Schoten gelb, notreif und sterben im Vergleich zu gesunden Pflanzen vorzeitig ab, wodurch es zu Mindererträgen kommt. Die im Stängelinneren befindlichen Sklerotien gelangen mit der Ernte oder durch vorzeitiges Aufplatzen der Stängel auf den Boden und werden durch die Stoppelbearbeitung in den Boden befördert. Dort können die Sklerotien mehrere Jahre überdauern und unter optimalen Bedingungen auskeimen (Apothezienbildung).

Bekämpfung der Weißstängeligkeit

Im Mittel der Jahre konnten in Schleswig-Holstein durch die Bekämpfung der Weißstängeligkeit Mehrerträge erzielt werden. Dies ist vor allem auf Jahre mit einem stärkeren Sclerotinia-Befall zurückzuführen, wohingegen in befallsschwachen Jahren die Mehrerträge entsprechend geringer ausfielen beziehungsweise nicht vorhanden waren. Zu erwähnen ist noch, dass Ertragssteigerungen nicht nur auf die Bekämpfung der Weißstängeligkeit zurückzuführen sind, sondern auch auf physiologische Effekte und die Steigerung der Schotenstabilität durch die eingesetzten Fungizide.

Die Erfahrungen vergangener Jahre in Schleswig-Holstein und in anderen Bundesländern haben gezeigt, dass der optimale Behandlungstermin oft zum Zeitpunkt der Vollblüte (ES 65) vorliegt, das heißt wenn 50 % der Blüten des Haupttriebes geöffnet und bereits erste Blütenblätter zu Boden gefallen sind. Der Anwendungstermin sollte generell möglichst nah vor eine mögliche Sklerotinia-Infektion gelegt werden (siehe Infektionsbedingungen), da die zur Verfügung stehenden Fungizide vor allem protektiv wirken und keine beziehungsweise nur eine geringe kurative (heilende) Wirkung aufweisen. Eine Empfehlung für den Fungizideinsatz in die Vollblüte des Rapses zur Bekämpfung der Weißstängeligkeit (Produkte und Aufwandmengen) findet sich in der Abbildung. Eine intensive Beobachtung der aktuellen Wetterlage ist somit notwendig, um ein mögliches Infektionsereignis durch den Erreger Sclerotinia sclerotiorum zu identifizieren. Das Prognosemodell SkleroPro in ISIP (Informationssystem für die Integrierte Pflanzenproduktion) kann dabei als Unterstützung zur Entscheidungsfindung und optimalen Terminierung dienen.

Prognosemodell SkleroPro in ISIP

Das Prognosemodell SkleroPro steht auf isip.de in den Entscheidungshilfen kostenlos zur Verfügung. Es zeigt schlagspezifisch an, ob eine Blütenbehandlung gegen Sclerotinia sclerotiorum erforderlich ist und wann zu welchem Termin eine Behandlung bestmöglich erfolgen sollte. Für die Nutzung des Prognosemodells SkleroPro auf isip.de (https://t1p.de/ce7q0) ist die Erfassung des Entwicklungsstadiums 55 (Einzelblüten der Hauptinfloreszenz sichtbar geschlossen) notwendig. Anhand der aktuellen Witterung und der berechneten Pflanzenentwicklung werden dann das regionale Infektionsrisiko ermittelt und schlagspezifische Behandlungsempfehlungen während der Blüte prognostiziert. Auf der Eingabeseite in ISIP müssen schlagspezifische Informationen, wie der Termin des Knospenstadiums (ES 55) als Beginn der Berechnung, die Fruchtfolge beziehungsweise wann zuletzt eine sklerotiniaanfällige Kultur auf der Fläche stand, angegeben werden. Für ökonomische Berechnungen können dann noch die Ertragserwartung, der Rapspreis, die Pflanzenschutzmittelkosten und die Überfahrtskosten eingegeben werden. Mit diesem Modell können somit eigene Beobachtungen und Handlungsentscheidungen unterstützt werden.

Wichtige Aspekte für die Behandlung

Eine hohe Wasseraufwandmenge (über 300 l/ha) ist für eine gute Benetzung zwingend erforderlich. Die Fahrgeschwindigkeit sollte auf 4 bis 6 km/h begrenzt werden, um einerseits die Rapspflanzen bei der Durchfahrt zu schonen und andererseits bei einer Wasseraufwandmenge von mindestens 300 l/ ha ein mittelgroßes Tropfenspektrum zu erzeugen, womit eine bessere Durchdringung des Rapsbestandes gewährleistet werden kann. Dies ist besonders bei einer tiefen Seitenverzweigung wichtig, um die Triebachseln zu schützen, von denen vor allem die Infektionen ausgehen. Des Weiteren sollte die Applikation grundsätzlich in den Abendstunden nach dem täglichen Bienenflug erfolgen. Somit erfolgt kein direkter Kontakt aktiver Bienen mit dem Wirkstoff. Zusätzlich ist der Pollen abgesammelt. Behandlungen in den Abendstunden haben zudem den Vorteil, dass die Pflanzen elastischer sind (verminderter Turgordruck) und Durchfahrtsverluste daher deutlich geringer ausfallen.

Fazit

Starker Befall mit dem Erreger der Weißstängeligkeit, der erhebliche Ertragsminderungen im Raps hervorrufen kann, war in den vergangenen Jahren eher die Ausnahme. Der Erreger sollte aber keinesfalls unterschätzt werden. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der optimale Behandlungstermin oft zum Zeitpunkt der Vollblüte (ES 65) vorliegt. Der Anwendungstermin sollte generell möglichst nah vor eine mögliche Infektion gelegt werden, da die zur Verfügung stehenden Fungizide vor allem protektiv wirken und keine beziehungsweise nur eine geringe heilende Wirkung aufweisen. Das Prognosemodell SkleroPro in ISIP kann dabei als Unterstützung zur Entscheidungsfindung und optimalen Terminierung dienen.

Kein Spritzer auf die Haut

Lange Arbeitskleidung bildet das Fundament der persönlichen Schutzausrüstung beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln.

Wenn die Rede von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) bei Tätigkeiten mit Pflanzenschutzmitteln (PSM) ist, richtet sich der Fokus meist auf dick beschichtete Kleidungsstücke wie Ärmelschürzen, Handschuhe oder Ähnliches. Folgt man aber der Richtlinie für die Anforderungen an die persönliche Schutzausrüstung im Pflanzenschutz des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz (BVL), so kommt auch der unter der eigentlichen Schutzausrüstung getragenen Arbeitskleidung eine Schutzfunktion zu.

Piktogramm zur Kennzeichnung von PSA mit Schutzwirkung gegen PSM

Da im Inneren von modernen Kabinen nach DIN EN 15695 in der Regel keine PSA beim Ausbringen getragen werden muss, besteht hohe Kontaminationsgefahr beispielsweise beim Ein- und Aussteigen in und aus Maschinen, mit denen Pflanzenschutzarbeiten durchgeführt wurden. Anhaftende Reste von PSM an Griffen, Tritten und sonstigen Teilen können hierbei abgestreift werden. Dasselbe gilt für Entstörungsarbeiten während des PSM-Einsatzes. Hierzu muss dann nämlich der Weg aus der Kabine bis zum Aufbewahrungsbehälter für die PSA an der ­Pflanzenschutzspritze in der Arbeitskleidung als einziger Schutzschicht zurückgelegt werden.

Auch bei Folgearbeiten wird in der Regel der Körper durch nichts anderes als die Arbeitskleidung geschützt. Generell vervollständigt sie die Schutzfunktion von PSA, die den Körper nur zu Teilen bedeckt, wie zum Beispiel Ärmelschürzen. Dass geeignete Arbeitskleidung von professionellen Anwendern getragen wird, ist auch eine Grundannahme im europäischen Zulassungsverfahren für PSM bei der Beurteilung, ob toxikologische Grenzwerte eingehalten werden.

Was ist „geeignete Arbeitskleidung“?

Dem BVL zufolge gibt es hier zwei zulässige Kategorien:

Nicht zertifizierte Arbeitskleidung aus langer Jacke und Hose oder Ähnlichem aus einem Mischgewebe aus Baumwolle und Polyester mit einem Mindestbestandteil von 65 % Polyester sowie mit einer Grammatur von mindestens 245 g/m².

Nach EN ISO 27065 zertifizierte Arbeitskleidung der Schutzstufen C1 oder C2.

Geeignete Kleidungsstücke der erstgenannten Kategorie auszuwählen, fällt schwer. Zwar muss die Zusammensetzung des Gewebes auf den Etiketten ausgewiesen werden, jedoch sind Angaben zur Grammatur darauf unüblich. Und selbst wenn man ein Kleidungsstück findet, das den genannten Spezifikationen entspricht, ist die Widerstandsfähigkeit gegen PSM in keiner Weise geprüft und damit nicht gewährleistet.

Da es sich hierbei weitestgehend um „normale“ Kleidung handelt, besteht auch die Gefahr, dass diese nach den Pflanzenschutzarbeiten nicht abgelegt wird. Somit können anhaftende PSM-Reste in andere Arbeitsbereiche oder gar in Wohnbereiche verschleppt werden.

Daher empfiehlt die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft, bei allen Tätigkeiten mit PSM ausschließlich zertifizierte Arbeitskleidung der Schutzstufen C1 oder C2 nach EN ISO 27065 zu tragen. Sie wird in einem genormten Verfahren auf ihre Schutzwirkung gegen verdünnte PSM geprüft. Die Stufe C2 bietet hierbei einen stärkeren Schutz als Stufe C1. Kleidungsstücke, die die Vorgaben erfüllen, werden mit dem Piktogramm „Erlenmeyerkolben mit Blatt“ gekennzeichnet.

Zertifizierte Arbeitskleidung mit Piktogramm „Erlenmeyerkolben mit Blatt“

Gefährdungsbeurteilung hilft

Obwohl die zertifizierte Arbeitskleidung eine gewisse Beständigkeit gegen PSM mitbringt, ist ihr Tragekomfort dadurch nicht beeinträchtigt. Sie trägt sich wie normale Kleidung und auch bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten nicht unangenehmer als andere lange Arbeitskleidung. Die Kennzeichnung dient auch als Erinnerung, die Kleidung nach den Pflanzenschutzarbeiten abzulegen und sie getrennt von anderen Stücken aufzubewahren und zu reinigen.

Wer keine geeignete Schutzausrüstung für die anstehenden Pflanzenschutzarbeiten parat hat, kann mit einer Gefährdungsbeurteilung die Gefährdungen und Belastungen in seinem Betrieb ermitteln und Maßnahmen treffen. Der Fachhandel bietet eine gute Auswahl an Produkten.

Ein neues Morgen

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Was gibt es nicht für Sprüche zum Thema Hoffnung: Sie stirbt zuletzt, sie hält zum Narren, sie steckt an, man soll sie nicht aufgeben. „Der Mensch heißt Mensch, weil er hofft und liebt, weil er mitfühlt und vergibt“, singt Herbert Grönemeyer.

Der Mensch hofft. Nicht nur beim Lotto oder beim HSV. Bei schweren Krankheiten spielen Wahrscheinlichkeiten keine Rolle, man hofft auf das Unwahrscheinliche. Und manchmal tritt es ein, ganz unverhofft. Die Hoffnung stirbt wohl tatsächlich zuletzt.

Das Seemannsgrab und manch ein tätowierter Arm zeigen die christlichen Symbole Kreuz, Herz und Anker – Glaube, Liebe Hoffnung. Der deutsch-koreanische Philosoph Byung-Chulo Han schrieb im Magazin „Der Spiegel“, diese drei seien miteinander verwandt und alle dem anderen zugewandt. Das bedeutet: Hoffnung hält sich selbst dort, wo für Optimismus kein Platz mehr ist. Während der Optimist auf die eigenen Möglichkeiten setzt, tritt Hoffnung dort an, wo nichts mehr möglich scheint.

Ostern ist ein Fest der Hoffnung. Kein Wunder, schließlich wird mit der Auferstehung Jesu Christi der Sieg über den Tod gefeiert. Für Christen ist es eine begründete Hoffnung auf ein neues Morgen.

Der erste Präsident der Bundesrepublik, Theodor Heuss, gebrauchte 1950 dieses Bild: „Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Capitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muss sie als Einheit sehen.“ Die Philosophie des antiken Griechenlands hat erste Gedanken zur Demokratie entworfen. Rom verdanken wir das Rechtsstaatsprinzip und die bürgerlichen Rechte. Im Christentum ist jeder Mensch ein Ebenbild Gottes, also besitzt jeder Mensch die gleiche, unantastbare Würde.

All das prägte 1998 einen zukünftigen Bundespräsidenten: „Hoffnung wächst nicht aus Haben, sie wächst aus Sehnsucht nach Sein.“ Dieses Zitat stammt von Joachim Gauck, der den Satz 1988 auf dem Kirchentag in Rostock in der DDR formulierte. Kurz darauf wurde das Unwahrscheinliche wahr – die deutsche Wiedervereinigung, auf die nur noch wenige gehofft hatten.

Auch heute leben wir in Zeiten, die unserem Optimismus Grenzen setzen. Hoffnung auf einen Neuanfang prägte die Bundestagswahl. Im Moment macht das Reden über Politik eher schlechte Laune. Klar ist, dass die Suche nach dem richtigen Weg in einer Demokratie immer damit endet, dass keiner zufrieden ist. Das auszuhalten fällt schwer. Nun hat aber die Schlagzahl der Veränderungen nicht nur politisch angezogen. Der Ökonom Philip Pilkington sagte kürzlich in einem „Cicero“-Interview: „In den 1960er Jahren gab es noch einen gesellschaftlichen Common Sense darüber, dass Familie, Glauben, Strebsamkeit und Patriotismus ehrenwerte Ideale sind. Heute können wir uns nicht einmal darüber einigen, wie viele Geschlechter es gibt.“ Erstmals gibt es in Deutschland weniger Kirchenmitglieder als Konfessionslose.

Vieles verändert sich, vieles dauerhaft. Doch nicht ohne Grund hat Hoffnung die Farbe Grün. Das Frühlingserwachen erinnert uns daran, dass das Leben weitergeht. Das ist so oberflächlich, wie es wahr ist. Es schadet aber nicht, sich gerade zu Ostern auch einmal zu fragen, welche begründete Hoffnung – oder „Sehnsucht nach Sein“ – einen antreibt.

Licht.Gestalten in Molfsee

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Dorothea Mangelsen ist Dienstmädchen im Haus Schmielau in Dithmarschen. Von morgens um 5 Uhr bis abends 22 Uhr arbeitet sie hart und steht ihren Herrschaften auch nachts auf Abruf zur Verfügung. Einzige Abwechslung bietet der sonntägliche Kirchgang. Aber Dorothea hat einen Plan, wie sie dem harten, ländlichen Arbeitsleben im 19. Jahrhundert entfliehen will. Mit fiktiven Persönlichkeiten wie der des Dienstmädchens bietet das Freilichtmuseum Molfsee zum Start in die 60. Museumssaison ein neues, digitales Vermittlungsformat, das am Donnerstag vergangener Woche zur Eröffnung vorgestellt wurde.

Mit dem Projekt „Licht.Gestalten – Freilichtmuseum neu erzählt“ ist in elf Häuser ein neues, digitales Erzählformat eingezogen. Dabei richten sich lebensgroße fiktive Persönlichkeiten mittels Beamer und Bildschirm direkt an die Besucher, um aus ihrem Alltag seinerzeit zu berichten. Die in den Projektionen mitwirkenden Darsteller sind Schauspielerinnen und Schauspieler des schleswig-holsteinischen Landestheaters, die historisch kostümiert in Monologen und Dialogen einen Einblick in das Leben der damaligen Haus- und Hofbewohner geben, in deren Denken, Hoffen, Bangen, Freuen und Leiden.

Frisch gestrichen und mit neuem Wasserrad erstrahlt die Rüruper Wassermühle im neuen Glanz.
Foto: Iris Jaeger

Auf diese Weise erhalten die Besuchenden Einblicke in die damaligen Lebenswelten und werden Zeugen spannender Dialoge und Gedanken. „Damit werden jetzt die Geschichte, die Geschichten der viele Jahrhunderte alten Häuser im Gelände auf eine ganz neue, innovative Art erlebbar gemacht. Für mich stellt das eine hervorragende Brücke dar, die da zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschlagen wird“, zeigte sich Guido Wendt, Staatssekretär im Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, begeistert von dem neuen Format. „Es geht dabei nicht nur um Wissensvermittlung, sondern um die Verbindung zwischen Menschen, Zeiten und Perspektiven. Genau das macht Museen relevant. Besonders in einer Zeit, in der wir uns immer die Frage stellen, wie wir Geschichte lebendig erhalten“, so Wendt.

Die Geschichten stimmten auch nachdenklich, „und genau das soll erreicht werden – man fühlt mit, man spricht darüber, und gleichzeitig wird damit auch ein Bezug zur Gegenwart hergestellt, indem die Besuchenden sich fragen, was das alles mit ihnen macht und was es mit ihrem aktuellen Leben zu tun hat. Die digitale Vermittlung übernimmt damit die Funktion des realen Erzählers. Und das ist gerade in heutiger Zeit wichtig“, so Wendt. Auch für Dr. Thorsten Sadowsky, den wissenschaftlichen Vorstand und leitenden Direktor der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, ist es von Bedeutung, historische Welten erfahrbar zu machen. „Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten eine massive Urbanisierung erlebt. Damit verbindet sich häufig eine Vorstellung vom ländlichen Leben, die im hohen Maße romantisch geprägt ist. Die ,gute alte Zeit‘, die die Mühsal, die Schwierigkeiten und Herausforderungen vergessen lässt“, so Sadowsky.

Ute Lemm, Thorsten Sadowsky und Kerstin Poehls (v. li.) hoben die gelungene Kooperation zwischen ­Landestheater und dem Museum hervor.
Foto: Iris Jaeger

Wer könne sich heute noch vorstellen, was es bedeute, in einem Haus mit offener Kochstelle ohne Schornstein zu leben? Dass der Rauch mit Absicht im Gebäude verbleiben sollte, um Ungeziefer fernzuhalten? Auch auf diese Weise erfahre man, wo man herkomme, wer man sei und wie sich Dinge, die für uns heute alltäglich seien, auf Basis von damals entwickelten.

Die Geschichte lebendig zu erhalten, dazu hat auch die enge Kooperation mit dem Landestheater unter Leitung der Generalintendantin Schleswig-Holsteinisches Landestheater und Sinfonieorchester, Dr. Ute Lemm, beigetragen. Mit Peter Schanz konnte ein erfahrener Theaterautor gewonnen werden, der sich vor Ort in die Geschichten der Häuser und Menschen eingefühlt und diese in den Drehbüchern für die Filmsequenzen lehrreich, aber unterhaltsam umgesetzt hat. „Sie werden merken, welche sprachliche Feinheit darin steckt, wie viele verschiedenen Ebenen dort inhaltlich gebündelt sind. Genau das hatten wir uns gewünscht“, erklärte Dr. Kerstin Poehls, Direktorin des Freilichtmuseums Molfsee. Die Projektionen unter der Projektleitung von Christina Sachs ermöglichten eine neue Form der Interaktion zwischen den Gebäuden und dem Publikum. Es sei an der Zeit, dem Erzählen historischer Geschichten eine neue, emotionale Ebene hinzuzufügen, so ­Poehls.

Das Projekt „Licht.Gestalten“ ist Teil der umfangreichen Sanierung und Instandhaltung der Gebäude und des Geländes des Freilichtmuseums, die kurz vor dem Abschluss stehen und für die das Land, der Bund und die EU Mittel in Höhe von 5,9 Mio. € zur Verfügung stellten. Und auch der Förderverein Schleswig-Holsteinisches Freilichtlichtmuseum trug finanziell zur Modernisierung der Inhaltsvermittlung bei. Für Kerstin Poehls eine wertvolle Unterstützung der Arbeit: „Es ist toll, diesen Wind unter den Flügeln zu haben.“

Haus Schmielau im Freilichtmuseum Molfsee, hier erfahren die Besuchenden, wie der Alltag des Dienstmädchens Dorothea Mangelsen (Christina Müller) aussieht und welche Pläne sie hat, um dem entbehrungsreichen Dasein dort zu entfliehen.
Foto: Iris Jaeger
Christian und Margarete (René Rollin und Karin Winkler) im Haus aus Großharrie sorgen auf dem Bildschirm für Unterhaltung beim Publikum
Foto: Iris Jaeger
Theaterautor und Drehbuchschreiber für die Licht.Gestalten Peter Schanz
Foto: Iris Jaeger
Feuerstelle im Haus Groß Harrie
Foto: Iris Jaeger
Christian und Margarete (René Rollin und Karin Winkler)
Foto: Iris Jaeger