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„Nachwuchs ist eine Haltung“

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Auf Einladung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) fand in der vergangenen Woche an zwei Tagen der Deutsche Bauerntag in Berlin statt. In diesem Jahr durften als Vertreter der Landjugend Schleswig-Holstein Tessa Nafziger und Laura Stolley aus dem ­Agrarausschusssprecherteam ­dabei sein.

Ein Landjugend-Highlight war das Junglandwirtefrühstück am Donnerstagmorgen mit dem Thema „Eiweißpflanzen und Superfood im heimischen Anbau“. Mehr als 100 Junglandwirte waren am frühen Morgen dabei und hörten den Impulsvorträgen von Stefan Beuermann und Elisabeth Berlinghof bei einem leckeren Frühstück zu. Dabei wurde besonders hervorgehoben, dass Leguminosen als Kultur intensiv zu führen sind, jedoch für das Bodengefüge und die folgende Kultur einen hohen Mehrwert bieten. Derzeit werden nur 15 % der Hülsenfrüchte für die menschliche Ernährung genutzt. Gleichzeitig liegt der Konsum von Hülsenfrüchten deutlich unter der empfohlenen Menge.

Schafft man es, die Hülsenfrüchte zu etablieren, um heimische Proteinquellen für die Ernährung sicherzustellen? Wenn dies gelingt, könnte die Abholzung von bewaldeten Gebieten im Ausland reduziert und das Potenzial zur Verbesserung der globalen Ernährung gehoben werden. Im Anschluss ging es im Titanic Hotel mit der Mitgliederversammlung weiter, auf der die beiden Bundesvorsitzenden der Landjugend, Teresa Schmidt und Lars Ruschmeyer, ein Grußwort halten durften.

#landjugendverbindet: Gemeinsames Foto mit Landjugendlichen aus anderen Bundesländern Foto: privat
Laura Stolley (li.) und Tessa Nafziger am Donnerstagmorgen bei der Mitgliederversammlung Foto: rq
Unternehmerinnen-Netzwerktreffen beim Sponsorenabend „Bauern treffen Bauern“ Foto: Laura Stolley


„Nachwuchs ist kein Projekt. Nachwuchs ist eine Haltung.“ Mit dieser starken Aussage positionierten sich die beiden Landjugendvorsitzenden zum Thema Partizipation der Landjugend im Bauernverband. „Vertrauen ist die Grundlage jeder Partnerschaft. Wer das Vertrauen der Jugend verspielt, verliert Zukunft“, machten die beiden Junglandwirte deutlich.

Den Stellenwert der Landjugend veranschaulichten die beiden Bundesvorsitzenden, indem sie alle aktiven und ehemaligen Mitglieder der Landjugend aufstehen ließen. Das Ergebnis war, dass viele der teilnehmenden Delegierten standen. Somit legt die Landjugend einen Grundstein für eine weitere ehrenamtliche Tätigkeit in der Grünen Familie. Klar ist also: Die Zusammenarbeit zwischen Landjugend und Bauernverband soll weiterhin Hand in Hand laufen.

Eine Besonderheit des Bauerntages war es, dass die Sieger des Berufswettbewerbs auf Bundesebene durch den neuen Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) geehrt wurden. Besonders freuen wir uns für den Schleswig-Holsteiner Lasse Koch, der sich den dritten Platz im Bereich Forstwirtschaft sichern konnte. An dieser Stelle möchten wir dem gesamten Team Schleswig-Holstein des Berufswettbewerbs 2025 unter dem Motto „Grüne Berufe sind voller Leben: Zukunft gestalten, Talente entfalten“ für seine Leistung gratulieren. Wir freuen uns über den Erfolg.

Wir bedanken uns beim Bauernverband Schleswig-Holstein für die Gelegenheit, Teil des Deutschen Bauerntages gewesen zu sein. In Schleswig-Holstein leben wir die enge Zusammenarbeit zwischen Bauernverband und Landjugend, was wir sehr schätzen. Wir freuen uns bereits jetzt auf den Bauerntag 2026 in Freiburg.

Schulungszentrum der Deula eingeweiht

Die Kammertochter Deula hat kürzlich ihr neues Schulungszentrum in Rendsburg eingeweiht.

Die Eckdaten: 1.000 m2 Fläche, fünf Schulungsräume und ein Speisesaal sowie eine voll ausgerüstete Großküche. Der Bau ist aus Holz, hat ein Gründach und eine Wärmepumpe. Eine knapp 9.000 m2 große Halle wird Veranstaltungen zum Erlebnis machen, denn sie verfügt über eine Bühne mit moderner Licht- und Soundtechnik, schicke Bestuhlung und einen Holzfußboden. Vor allem aber wirkt alles extrem einladend durch seine Helligkeit und klare Strukturen – ein neuer Ort der Begegnung mit viel Strahlkraft wurde hier geschaffen.

Bauunternehmer Dipl.-Ing. Tillmann Schütt, Deulageschäftsführer Dr. Klaus Drescher, Kammerpräsidentin Ute Volquardsen und Landwirtschaftsstaatssekretärin Anne Benett-Sturies (v.l.). Foto: Isa-Maria Kuhn
Helle Räume mit Blick auf den Kanal, hier wird lernen Spaß machen. Foto: Isa-Maria Kuhn
Die Kammerpräsidentin war eine der Ersten, die die große Bühne mit modernem Sound nutzte. Foto: Isa-Maria Kuhn
Zur Eröffnung machten Michael Lutz, Jan und Linda Rohwer Flammlachs unterm Schleppdach. Foto: Isa-Maria Kuhn
Auch große Veranstaltungen werden im Schulungszentrum, hier nur ein Ausschnitt, Platz finden. Foto: Isa-Maria Kuhn
Wo nötig wurde Beton, sonst aber vor allem Holz verbaut. Foto: Isa-Maria Kuhn


Dressurfestival Hof Norwegen in Mohrkirch

Auf dem Hof von Markus und Helga Waterhues in Mohrkirch im Kreis Schleswig-Flensburg standen drei Tage lang die Dressurreiter im Mittelpunkt. Besonders erfolgreich verlief das Wochenende für Felix Kneese, der an allen Tagen Grund zum Jubeln hatte.

Felix Kneese aus Appen, Kreis Pinneberg, gewann gleich am Freitag im Sattel des 15-jährigen Oldenburger Wallachs San Simeon den Grand Prix. Das Paar wurde mit 72,133 % bewertet. „Er ist so ein zuverlässiger Partner und ich freue mich riesig über diesen ersten Platz“, sagte der Reiter vom Reit- und Fahrverein Wedel, der 2021 und 2022 Landesmeister von Schleswig-Holstein und Hamburg wurde.

Auch in der Grand-Prix-Kür am zweiten Turniertag dominierten die beiden und setzten sich mit 78,125 % an die Spitze. Schleswig-Holsteins Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack (CDU) war eigens für diese Prüfung angereist und freute sich, beim Festival dabei zu sein. „Es ist großartig, was Familie Waterhues mit allen Helfern hier auf die Beine gestellt hat. Ein richtig tolles Turnier“, sagte sie und fügte hinzu: „Es ist beeindruckend, auf welch hohem Niveau hier geritten wird. So viele harmonische Bilder im Viereck – das ist herrlich anzusehen.“

Früher am Tag waren 16 Teilnehmer in einer S***-Prüfung angetreten. Die Richter sahen Niklas Müller vom Organisationsteam aus Mohrkirch mit seinem Holsteiner Wallach Cashmere auf Rang eins (71,789 %). „Es war total schön, zu Hause so eine Runde zu reiten. Das Pferd hat sich top angefühlt, so gut wie noch nie. Und vor heimischem Publikum vorn zu liegen, ist eine ganz besondere Ehre“, so der einstige Auszubildende von Markus Waterhues, der mittlerweile als Pferdewirtschaftsmeister eine feste Größe im Team des Dressurstalls Hof Norwegen ist.

In der Intermediaire II am Sonntag triumphierte erneut Felix Kneese, diesmal mit dem Oldenburger Wallach Double Check und einem Ergebnis von 73,070 %. „Ich reite ihn, seit er siebenjährig ist. Sowohl in seiner ersten als auch in der zweiten Saison fehlte es ihm noch etwas an Kraft. Aber er hat sich jedes Mal so toll entwickelt – damit hätten wir nie gerechnet“, sagte er glücklich. Im Grand Prix Special sah das Richtertrio den Portugiesen Nuno Palma e Santos und seinen zehnjährigen Hannoveraner Fortunity S FRH souverän auf Platz eins.

Tobias Waterhues vom Veranstaltungsteam fasste glücklich zusammen: „Toller Sport, viele Zuschauer und eine Topstimmung. Das hat drei Tage lang richtig Spaß gemacht. Wir können uns über diese grandiose Helfermannschaft – vor allem unterstützt durch das Nachbargestüt Gut Roest – nur glücklich schätzen.“ pm

Neuer Kollege in Futterkamp kümmert sich um Tierwohl

Der 30-Jährige aus dem Kreis Steinburg ist der neue Mitarbeiter des vom Bund geförderten Projektes. Er übernimmt die Stelle von Hannah Straky, die wiederum in die Bau- und Energielehrschau gewechselt ist.

Der Bäckermeister und bald angehende Master der Agrarwissenschaft mit Fachrichtung Nutztier hat an der Kieler Universität studiert.

Mit Tieren hat er nun jede Menge zu tun über das Projekt, und zwar mit Rindern, Schweinen, Geflügel, Pferden, Schafen und Ziegen und den Neuweltkameliden (Lamas und Alpakas). In dem Rahmen bietet er Seminare und Workshops zum Thema Tierwohl in verschiedenen Formaten und in ganz Schleswig-Holstein an. Das geht von der praktischen Geburtshilfe über Hitzestressmanagement bis hin zu Stallumbauten. Pro Jahr kommen über 30 solcher Veranstaltungen zusammen. Tierwohl wird verstärkt von der Gesellschaft gefordert und ist für die Betriebe ökonomisch sinnvoll. Das Beste daran: Die Veranstaltungen sind kostenfrei, weil das Projekt vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat gefördert wird. Der neue Kollege hat seinen Dienstort in Futterkamp und ist bei Fragen erreichbar unter Tel.: 0 43 81-90 00 39 oder per E-Mail unter rthomas@lksh.de

Fehmarn-Pferdefestival

Es war mächtig was los im neuen Reitsportzentrum auf der Ostseeinsel Fehmarn. Zum ersten Teil des Pferdefestivals kamen Pferdetransporter und Gespanne in großer Zahl auf die Insel. Vier Tage lang zeigten die Springreiter ihr Können.

Für den Fehmarnschen Ringreiterverein (FRRV) gab es gute Nachrichten: Sven Gero Hünicke sitzt wieder im Sattel. Der Springreiter hatte sich bei einem Sturz im Hamburger Derbypark einen Schlüsselbeinbruch zugezogen. Mit Comme Ci Comme Ca gelang ihm beim Heimturnier die erste Platzierung nach der Zwangspause.

Feiern konnte am Donnerstag auch Mathies Rüder: Der Kaderreiter wurde 20 Jahre alt. Dennoch ließ er sich Tag eins des Fehmarn-Pferdefestivals nicht entgehen. Im Anschluss reiste er mit der Stute Katrien für zwei Tage nach Warendorf zum Vorbereitungslehrgang für die Europameisterschaften der Jungen Reiter. Weil der „Formcheck” für den EM-Kandidaten und seine Stute den Bundestrainer vollkommen zufriedenstellte, durfte er sich aber schon am späten Sonnabend auf den Rückweg machen. So konnte er am letzten Tag des Pferdefestivals das S*-Springen gewinnen, das zugleich Sichtung für die Deutschen Jugendmeisterschaften war. Der junge Fehmaraner hatte also ein rundum erfolgreiches Wochenende.

Dasselbe gilt für Simon Heineke, Bereiter auf dem Stall Moorhof in Wedel. Schon am Sonnabend siegte er mit Call me Pretty in der S**-Springprüfung. Am Sonntag gewann er im Sattel der 13-jährigen Holsteiner Schimmelstute Early Bird den Großen Preis. Für Heineke eine Riesenfreude, denn versucht habe er es schon oft. Zweiter, Dritter und Vierter war er bereits. Jetzt, bei der Premiere des Fehmarn-Pferdefestivals im neuen Reitsportzentrum, hat es geklappt: In fehlerfreien 43,75 s lag das Paar deutlich vorn. Auf dem zweiten Rang folgte Philipp Battermann-Voss mit Caddel S vor Mathilda Karlsson mit ihrem Erfolgspferd Chopin VA. Nur diese drei Paare hatten den Einzug ins Stechen der Dreisterneprüfung über 1,50 m geschafft. Insgesamt 45 Paare waren im Großen Preis angetreten.

Zugunsten der Jugendarbeit des FRRV wurde im Rahmen der Veranstaltung ein Reitpferd versteigert. Der Holsteiner Züchter Klaus-Peter Wiepert hatte die fünfjährige Stute gestiftet, die für 6.500 € den Besitzer wechselte.

Rundherum zufrieden zeigte sich Vereinschef Hinrich Köhlbrandt, denn nicht nur die Aktiven folgten dem Ruf des Fehmarn-Pferdefestivals und der Neugier auf das neue Reitsportzentrum. Auch Besucherinnen und Besucher kamen in großer Zahl, besahen sich die Anlage ganz genau und bescherten Reitern und Pferden eine tolle Atmosphäre.

Im zweiten Teil des Fehmarn-Pferdefestivals nur eine Woche später dreht sich alles um die Dressur. pm

Chinakohl: Leckeres Herbstgemüse mit Biss

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Der vitamin- und ballaststoff­reiche Chinakohl ist nur ­entfernt mit klassischen Kohl­arten wie Weiß-, Rot- und Grünkohl ­verwandt. Daher schmeckt er viel milder, ist leicht verdaulich und verursacht kaum Blähungen. Die meisten Sorten werden jetzt im Sommer gesät oder gepflanzt. Sie kommen zwischen ­September und November frisch auf den Tisch.

Mit dem späten Aussaat- und Pflanztermin eignet sich Chinakohl prima als Nachkultur auf geräumten Beeten. Das leckere Blattgemüse gehört zur Familie der Kreuzblütler. Man baut daher Chinakohl nur an solchen Stellen im Gemüsegarten an, wo zuvor keine frühen Kohlarten wie Kohlrabi oder Spitzkohl standen. Als Faustregel gilt, dass eine Anbaupause von drei Jahren ausreichend ist, um Fruchtfolgekrankheiten wie die Kohlhernie zu vermeiden. Dagegen weisen inzwischen zwar viele Sorten eine Widerstandsfähigkeit auf, dennoch ist die Anbaupause für die Bodengesundheit eine gute Sache. Geräumte Spinat-, Salat-, Erbsen- und Frühkartoffelbeete sind ideal als Anbaufläche. Chinakohl gedeiht am besten auf einem mittelschweren, nährstoffreichen Boden in windgeschützter, sonniger Lage. Zudem sorgt ein pH-Wert zwischen 6 und 7 für die gute Entwicklung der Pflanzen. Daher empfiehlt es sich, das Beet vor der Aussaat oder Pflanzung bei Bedarf mit etwas Algenkalk zu versorgen.

Die griffigen Samen des Chinakohls erlauben eine präzise Aussaat. Foto: Karin Stern
Nach dem Auflaufen bleibt pro Töpfchen nur eine Pflanze stehen. Foto: Karin Stern
Die kräftigen Setzlinge aus der Topfplatte können etwa drei Wochen nach der Aussaat ausgepflanzt werden. Foto: Karin Stern


Chinakohl bevorzugt einen tiefgründigen, nährstoffreichen Boden. Foto: Karin Stern

Für die Nachkultur wird von Ende Juni bis Ende Juli direkt ins Freiland gesät. Bewährt hat sich auch die Anzucht in Topfplatten. Spätestens Mitte August kommen die letzten Jungpflanzen aufs Beet. Der Abstand beträgt dabei 30 x 40 cm. Bei der Direktsaat sind die Pflanzen auf diesen Abstand zu vereinzeln. Je geringer der Pflanzabstand, desto kleiner und zarter ist der Chinakohl bei der Ernte. Solche Köpfe eignen sich sehr gut für den Frischverzehr, allerdings weniger für die Lagerung. Tipp: Junge Chinakohlpflanzen benötigen reichlich Wasser. Damit die Bodenfeuchtigkeit nicht unnötig verdunstet, den Boden regelmäßig hacken oder mit Rasenschnitt mulchen. Als Starkzehrer braucht Chinakohl zudem eine gute Versorgung mit Nährstoffen. Ob und wie viel Dünger gegeben wird, hängt von der frühjährlichen Versorgung des Beetes und dem Nährstoffbedarf der Vorkultur ab.

Eine gute Wasserversorgung fördert die Bildung schwerer Köpfe. Foto: Karin Stern

Die Reifezeit des Chinakohls ist sortenabhängig. Frühe Sorten sind nach acht Wochen erntereif, späte Sorten lassen sich etwas mehr Zeit. Frisch vom Beet schmecken die Köpfe roh als Salat, aber auch gedünstet oder überbacken als Gemüse. Chinakohl bleibt am besten so lange auf dem Beet stehen, wie es die Witterung erlaubt. Er verträgt allenfalls kurzzeitigen, leichten Frost. Feste Köpfe kann man nach der Ernte einlagern. Dafür werden sie samt ihren Wurzeln in Papier eingeschlagen und stehend in Kisten in einem kühlen und luftfeuchten Raum untergebracht. Tipp: Zügig verwerten, denn auch unter optimalen Bedingungen bleiben die Köpfe im Lager nur etwa vier bis sechs Wochen lang haltbar.

Nicht ganz unproblematisch beim Anbau von Chinakohl ist dessen Neigung zu vorzeitiger Blütenbildung. Sie ist eng mit der Witterung während der Anzuchtphase und der Tageslichtlänge verknüpft. Temperaturen unter 18 °C fördern die vorzeitige Blütenbildung. Steigen die Temperaturen über 22 °C, verringert sich das Risiko deutlich. Bei einigen Sorten lösen zudem die langen Tage im Juni die Blütenbildung aus. Leider bleiben auch als sehr schossfest geltende Sorten nicht immer von diesem Phänomen verschont. Erfahrene Gärtner wählen daher gern den Juli als Aussaattermin. Wer schossfeste Sorten früher aussät, achtet unbedingt auf die ausreichend hohe Temperatur während der Anzuchtphase. Angaben zum Aussaattermin und den Kulturbedingungen der jeweiligen Sorten finden sich auf der Rückseite der Samentüte.

In die Blüte gegangener Chinakohl ist ein trauriger Anblick. Foto: Karin Stern
Die Blüten des Chinakohls offenbaren die nahe Verwandtschaft mit Raps. Foto: Karin Stern


Probleme bereiten hin und wieder Erdflöhe und der Kohlweißling. Seine hungrigen Raupen lassen sich leicht von den Blättern einsammeln. Gegen Erdflöhe vorzugehen, ist deutlich schwieriger. Sie fressen große Löcher in die Blätter der Jungpflanzen und ihre Larven knabbern an den Wurzeln. Bei starkem Befall haben die Jungpflanzen keine Chance und stellen das Wachstum ein. Häufig wird zwar empfohlen, zur Abwehr der Erdflöhe den Boden gleichmäßig feucht zu halten und regelmäßig zu hacken, doch erfahrungsgemäß zeigt dies keinen Erfolg.

Bei den Raupen des Kohlweißlings steht Chinakohl hoch im Kurs. Da hilft nur rechtzeitiges Absammeln. Foto: Karin Stern

Lästige Fliegen und andere Insekten

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Fliegen und andere Insekten können sich explosionsartig vermehren, sie nerven dann die Menschen, aber noch viel mehr die Tiere. Durch die ständige Belästigung und die entsprechend folgenden Abwehrbewegungen sinken Milchleistung und Gewichtszunahme. Vor allem bei hohen Temperaturen sind sie aktiv und brauchen für ihre Vermehrung eine feuchte Umgebung. Deshalb werden sie besonders im Hochsommer zu einer Plage.

Einige Fliegenarten kommen vor allem auf der Weide vor, andere wiederum hauptsächlich im Stall. Es wird zwischen nichtstechenden und stechenden Arten unterschieden. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Fliegen als Vektoren für Krankheiten funktionieren. Bei der mechanischen Übertragung transportiert der Vektor den Erreger von einem Tier zu anderen, wobei der Erreger außen am Vektor haftet und durch Kontakt übertragen wird. Dieser Weg ist nicht spezifisch, sondern funktioniert bei allen möglichen Erregern.

Das Auge des Rindes kann von nicht stechenden Augenfliegen befallen werden. Diese reizen nicht nur das Auge stark, sondern können auch Verletzungen hervorrufen. Gerötete Schleimhäute und vermehrter Augenausfluss weisen auf ein erhöhtes Fliegenaufkommen hin.

Die nichtstechende Augenfliege beispielsweise leckt an den Augenschleimhäuten, kann dabei mit ihrer raspelartigen Zunge kleine Verletzungen hervorrufen und dadurch Krankheitserreger ins Auge einbringen. Die ansteckende Augenentzündung (Weidekeratitis) entwickelt sich unter dem Einfluss von vielen weiteren Faktoren und wird letztendlich von bakteriellen Erregern ausgelöst. Hauptsächlich ist Moraxella bovis verantwortlich. Aber auch andere Erreger, zum Beispiel Chlamydien, Mykoplasmen und Pasteurellen, werden bei bakteriellen Untersuchungen von Konjunktivalabstrichen gefunden. Besonders bei jüngeren Tieren tritt eine Infektion auf, zunächst meist einseitig mit vermehrtem Tränenfluss, Lichtscheue (Lidschluss) und einer Rötung der Augenschleimhäute. Zum Teil kommt auch Fieber und Abgeschlagenheit hinzu. Auf der Hornhaut wird zentral eine punktförmige oder rundliche Trübung sichtbar, im Weiteren kann es zu einer Einsprossung von Blutgefäßen kommen (deshalb die Bezeichnung „Pink Eye“). Durch bakterielle Sekundärinfektionen wird der Augenausfluss eitrig. Unbehandelt kann es zu einem Geschwür der Hornhaut kommen, wobei auch eine Perforation (Durchbruch) der Hornhaut möglich ist. Als Folge der Hornhauttrübung oder durch eine komplette Entzündung des Auges erblindet die Kuh.

Sommermastitis oder Euterseuche

Ein weiteres Beispiel der mechanischen Übertragung ist die Sommermastitis, die auch Holsteinische Euterseuche oder Färsenmastitis genannt wird. Betroffen sind vor allem nichtlaktierende Jungrinder, hochtragende Färsen und Trockensteher. Das Auftreten ist regional verschieden. Auf der Weide kann diese Erkrankung in den Sommermonaten wie eine Seuche verlaufen. Betroffene Euterviertel schwellen innerhalb von wenigen Stunden stark an und sind sehr schmerzhaft, die Tiere erscheinen schwer krank und haben hohes Fieber. Das Eutergewebe wird fortschreitend zerstört, es fühlt sich warm und hart an, das Sekret ist rahmig-eitrig und stinkend.

Eine tierärztliche Behandlung sollte so schnell wie möglich eingeleitet werden, da es durch die gebildeten Toxine auch zum Verkalben oder sogar zu Todesfällen kommen kann. Letztendlich führt die Infektion meist zu einem Verlust des Viertels. Häufig ist eine Zitzenamputation notwendig, da ansonsten das dickflüssige Sekret nicht entfernt werden kann. Der Erreger Trueperella pyogenes (ehemals auch Actinomyces oder Arcanobacterium pyogenes genannt) wird oftmals durch Fliegen in kleine Hautwunden des Euters oder über den ungenügend verschlossenen Strichkanal übertragen. Aber auch durch das gegenseitige Besaugen wird der Erreger weitergegeben, vollständig sind die Übertragungswege von Trueperella pyogenes allerdings noch nicht verstanden.

Bei hohem Fliegenbesatz am Euter kann es vor allem bei Jungrindern, tragenden Färsen oder trockenstehenden Kühen vermehrt zu einer Sommermastitis auf der Weide kommen.

In mehreren Studien konnten keine signifikanten Unterschiede in der Infektionshäufigkeit nach Monat oder Jahreszeit nachgewiesen werden. T. pyogenes steht im Verdacht, sich als zweiter Erreger dort anzusiedeln, wo bereits ein anderer Erreger eine Infektion hervorruft, und im weiteren Infektionsverlauf mit diesem „zusammenzuarbeiten“.

So konnte ermittelt werden, dass die Ausbildung von Giftstoffen stärker ausfiel, wenn T. pyogenes mit anderen Krankheitserregern wie Fusobacterium necrophorum oder Escherichia coli angezüchtet wurde. Im Gegensatz dazu unterdrückte Lactobacillus plantarum (ein Milchsäurebakterium, das durch die Bildung von Milchsäure Krankheitserregern das Leben schwermacht und damit den Wirtsorganismus davor schützt) die Expression der Virulenzfaktor-Gene.

Da eine Übertragung durch Fliegen möglich, aber nicht der alleinige Weg ist, sollten Kontrollmaßnahmen mehrgleisig aufgestellt werden. Die Fliegenbekämpfung ist ein wichtiger Ansatzpunkt, auf keinen Fall sollte man aber die Gesundheitsüberwachung, vor allem die der nichtlaktierenden Rinder, vernachlässigen. Da die Erkrankung einen so rasanten Verlauf nehmen kann, ist eine tägliche Kontrolle aus der Nähe, insbesondere des Euters, sehr sinnvoll. Verdächtige Tiere müssen sofort behandelt und von der übrigen Herde abgetrennt werden. In betroffenen Kühen kann T. pyogenes über einen langen Zeitraum bestehen bleiben, auch subklinische Fälle dürfen bei der Infektionskontrolle nicht ignoriert werden.

Biologische Übertragung

Bei der biologischen Übertragung von Krankheitserregern (die auch aktive Übertragung genannt wird) nimmt ein Vektor einen speziellen Erreger bei der Nahrungsaufnahme (zum Beispiel über Blut) bei einem infizierten Tier auf. Der Erreger überlebt im Vektor und kann sich dort eventuell sogar vermehren. Beim nächsten Blutsaugen wird dann dieses neue Opfer infiziert. Der jeweilige Vektor kann nur die für ihn spezifischen Erreger übertragen, so wie Gnitzen das Blauzungenvirus.

Gnitzen sind kleine, blutsaugende Stechmücken (Culicoides-Arten, 1 bis 3 mm lang), die vor allem zwischen Abend- und Morgendämmerung Tiere im offenen Gelände befallen. Besonders in der warmen Jahreszeit bei feuchtwarmem Wetter sind sie aktiv. Allerdings können auch in den kalten Monaten einige wenige Exemplare auftreten, insbesondere in Ställen oder in deren Nähe.

Durch den Wind können die virustragenden Gnitzen weiträumig verbreitet werden (bis zu 150 km, sogenannte Windverdriftung). Empfänglich für das Blauzungenvirus sind Rinder, Schafe und Ziegen, aber auch Wildwiederkäuer und Neuweltkameliden wie Lamas und Alpakas.

Die Blauzungenkrankheit ist anzeigepflichtig und verläuft überwiegend akut als Einzeltiererkrankung. Seit September 2023 hat sich der Serotyp 3 in Deutschland ausgebreitet, er verursacht insbesondere bei Schafen und Rindern Erkrankungen. Ausgeprägte, typische Symptome kamen anfangs meist nur bei Schafen vor: Fieber, Apathie und Absonderung von der Herde, Anschwellen der Maulschleimhäute, Rötung des Kronsaums (Lahmheit) und Aborte.

Die der Krankheit den Namen gebende Blaufärbung der Zunge ist sehr selten. Bei Rindern tritt die Symptomatik nun auch verstärkt hervor: Entzündungen der Zitzenhaut und der Schleimhäute der Augen, des Mauls, der Genitalien und des Kronsaums (Ähnlichkeiten zu den Symptomen der Maul- und Klauenseuche). Die schmerzhaften Läsionen können durch eine verminderte Futteraufnahme zu Energiemangel und Leistungseinbußen bis hin zu Todesfällen führen. Derzeit bietet nur eine Impfung Schutz vor einem schweren Verlauf der Blauzungenkrankheit. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (Stiko Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) empfiehlt daher, empfängliche Wiederkäuer gegen den Serotyp 3 zu impfen.

Prophylaxe und Bekämpfungsmaßnahmen

Eine wirksame Fliegenbekämpfung setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen, die möglichst effizient kombiniert werden sollten.

Bekämpfung (beziehungsweise Fernhalten) der Fliegen im Stall und der weiteren Umgebung der Tiere mit Fliegenködern/Fraßgiften/UV-Geräten, Fliegengittern, ungehinderter Zugang von Schwalben als natürlichen Feinden der Fliegen

Bekämpfung der Fliegenlarven (zum Beispiel larvizide Mittel in Gülle/Güllekanälen/Tiefstreu oder Güllefliegen, Schlupfwespen)

vorbeugend: allgemeine Betriebshygiene (Entfernung von Kotansammlungen, feuchten Stellen; dies ist insbesondere im Hinblick auf die Vermehrung von Gnitzen wichtig, diese Insekten bevorzugen feuchte Lebensräume wie Pfützen oder Wasseransammlungen in Reifen auf Siloanlagen.

Bekämpfung der Fliegen am Tier (Repellentien als Aufgusspräparate oder Ohrclips); einige Entwurmungsmittel aus der Gruppe der Milbemycine und Avermectine, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Moxidectin oder Eprinomectin, wirken auch gegen Stechfliegenarten).

Fazit

Der Schutz vor Fluginsekten und durch sie übertragene Krankheiten ist nicht einfach und erfordert ein gut geplantes Konzept. Neben dem verantwortungsvollen Einsatz von Insektiziden (resistente Insektenpopulationen/Rücksicht auf nützliche Insekten) und dem Verwenden von Repellentien spielen Impfungen (insbesondere bei der Blauzungenkrankheit) sowie vorbeugende Hygienemaßnahmen eine entscheidende Rolle.

Dichte, Zusammensetzung und Vitalität der Grasnarbe

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Die Weidehaltung rückt in der Milchproduktion aus unterschiedlichen Gründen wieder stärker in den Fokus des Interesses. Die Narbenqualität der intensiv geführten Weide ist dabei von zentraler Bedeutung für die Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Weidesystemen in der Milchviehhaltung. Sie beschreibt die Dichte, Zusammensetzung und Vitalität der Grasnarbe und steht damit in direktem Zusammenhang mit dem Futterertrag und der Futterqualität. Eine intakte Grasnarbe sichert nicht nur eine effiziente Weidenutzung, sondern auch die Tiergesundheit und den wirtschaftlichen Erfolg.

Kennzeichnend für eine gute Narbenqualität ist ein Anteil an wertvollen Futtergräsern von über 80 %. Hier sind bezüglich der Weide das Deutsche Weidelgras und die Wiesenrispe hervorzuheben, weil sie aufgrund ihres hohen Futterwertes und ihrer guten Narbenbildung besonders geeignet sind. Außerdem sind sie im Gegensatz zu vielen anderen Grasarten gut an regelmäßigen intensiven Verbiss angepasst.

Zusammensetzung der Narbe

Unterschiede gibt es in der Jugendentwicklung der beiden Gräser. Das Deutsche Weidelgras keimt und läuft schnell auf. Im Gegensatz dazu weist die Wiesenrispe eine sehr langsame Jugendentwicklung auf, hier kann der Nachsaaterfolg durchaus erst nach Jahren sichtbar werden. Diploide Weidelgrassorten sind gegenüber den tetraploiden hinsichtlich der Fähigkeit zur Narbenbildung im Vorteil. Ergänzt wird der ideale Weideaufwuchs durch 10 bis 15 % Leguminosen und 5 bis 10 % Kräuter. Die jeweiligen Anteile können entsprechend der Nutzungsintensität variieren. Der Weißklee weist unter den Leguminosen aufgrund seiner Anpassung an den Verbiss und seine Fähigkeit zur Narbenbildung mit Abstand die beste Weideeignung auf. Insbesondere auf Ökobetrieben werden auch höhere Weißkleeanteile als 15 % angestrebt. Jedoch sollte der Kleeanteil nicht über 30 % liegen, weil das Blährisiko sonst deutlich ansteigt.

Weitere Grasarten kommen für den Weideeinsatz nur bedingt unter besonderen Standortbedingungen infrage. Das Wiesenlieschgras ist schmackhaft und besitzt eine hohe Ausdauer. Im Vergleich zum Deutschen Weidelgras ist es jedoch deutlich trittempfindlicher und regeneriert langsamer. Ähnliches gilt für das Knaulgras, das ein Spezialist für trockene Standorte ist. Zudem verholzen die Pflanzenstängel des Knaulgrases relativ schnell, wodurch seine Schmackhaftigkeit früher als bei anderen Grasarten abnimmt. Daher ist hier gegebenenfalls eine frühe Nutzung anzustreben. Späte und niedrig wachsende Knaulgrassorten sind für Weidezwecke besser geeignet. Als weitere weidefähige Grasart ist der Wiesenschwingel zu nennen, da er schmackhaft, langlebig und ertragreich ist. Im Gegensatz dazu sind der Rot- und der Rohrschwingel grundsätzlich wenig weidegeeignet. Allerdings können sie Vorteile bei der Besiedlung schwieriger Standorte haben. Die Stärke des Rotschwingels liegt in der Bildung von Ausläufern, die gut mit Extremstandorten zurechtkommen. Ansonsten ist der Einsatz wegen seines niedrigen Futterwertes aber begrenzt. Aufgrund seiner Eignung für sowohl nasse als auch trockene Standorte ist der Rohrschwingel in Anbetracht des Klimawandels von großem pflanzenbaulichen Interesse. Bei älteren Sorten sorgten kleine Widerhaken an den Blatträndern für raue, grobe Blätter, die die verminderte Schmackhaftigkeit des Rohrschwingels begründen. Diese Problematik wurde in den letzten Jahren züchterisch bearbeitet und es wurden sogenannte sanftblättrige Rohrschwingelsorten entwickelt, deren Schmackhaftigkeit sich deutlich verbessert hat. Die in diesem Abschnitt aufgeführten Grasarten sind nur begrenzt für intensive Weidesysteme geeignet und in entsprechenden Gräsermischungen daher höchstens zu geringen Anteilen enthalten. Sie finden ihren Einsatz eher auf Standorten mit besonderen Anforderungen oder in kombinierten Systemen wie Mähweiden.

Was macht eine gute Weidenarbe aus?

Wenn ein Pflanzenbestand in der angestrebten Zusammensetzung auf der Weide etabliert ist, sorgt dies durch eine gute Bodenbedeckung für einen geringen Lückenanteil von deutlich unter 10 %. Ein gleichmäßiger und dichter Bewuchs verhindert zudem das Eindringen unerwünschter Gräser und Kräuter und die Wurzelmasse des Pflanzenbestandes gewährleistet eine gute Trittfestigkeit. Außerdem werden Futterverschmutzungen minimiert. Ein geeigneter Indikator für die Narbenqualität ist die Triebdichte. Während diese in schnittgenutzten Pflanzenbeständen in einer Größenordnung von 8.000 bis 12.000 Trieben je Quadratmeter liegt, kann sie auf intensiv beweideten Flächen über 30.000 Triebe erreichen. Weidegras sollte bevorzugt im Dreiblattstadium genutzt werden. Dies gilt als optimales Pflanzenstadium für eine intensive Beweidung. Dadurch werden selektives Fressen der Tiere bei überaltertem Pflanzenbestand und Futtermangel bei zu niedrigem Bewuchs verhindert. Ein Vorteil des niedrigen Pflanzenbestandes auf Intensivweiden ist der erhöhte Lichteinfall am Triebgrund der Graspflanzen. Hierdurch wird eine vermehrte Bildung von Seitentrieben im Vergleich zur Schnittnutzung ausgelöst und die Narbenbildung gefördert. Zudem birgt ein kurz geführter Pflanzenbestand auf der Weide einen wesentlichen weiteren Vorteil: Er gewährleistet die kontinuierliche Versorgung der Tiere mit hochverdaulichem, protein- und energiereichen Futter.

Tiefer Verbiss fördert die Bildung von Seitentrieben.

Die Entwicklung der Pflanzenbestände und damit auch der Narbendichte auf der Weide wird maßgeblich durch die Nutzungsform beeinflusst. Folglich stellt das Weidesystem einen zentralen Faktor dar. Wenn es um die Beweidung arrondierter Flächen in Hofnähe zur Milchproduktion geht, gibt es eine Vielzahl an möglichen Abstufungen von Jogging- bis Vollweide in Abhängigkeit von den betriebsindividuellen Gegebenheiten. Auf der Joggingweide können Kühe ihrem Bedürfnis nach Bewegung unter natürlichen Lichtverhältnissen nachkommen, aber eine Futteraufnahme findet hier nicht in nennenswertem Umfang statt. Umtriebs- und Portionsweiden ermöglichen durch Ruhephasen für die einzelnen Flächen eine bessere Regeneration des Pflanzenbestandes und damit folglich auch höhere Aufwuchsqualitäten. Allerdings können hier die den Tieren zugeteilten Futterqualitäten schwanken, wenn der Pflanzenbestand bei Zuweisung neuer Flächen beziehungsweise Portionen unterschiedlich alt ist. Die Kurzrasenweide als Form der Standweide mit einer rasenähnlichen, niedrigen Grasnarbe ermöglicht die Bereitstellung von Grünfutter in konstanter Qualität über nahezu die gesamte Vegetationsphase. Hier ist es wichtig, das Management auf die Aufwuchsleistung abzustimmen, also die Tierzahl oder die Flächengröße anzupassen. Sonst droht die Gefahr, dass die Aufwuchsqualität durch Unter- oder Überweidung reduziert wird. Diese kurze Beschreibung dient der Einordnung der wichtigsten intensiven Weidesysteme aus pflanzenbaulicher Sicht; in Bezug auf Tiergesundheit, Arbeitsaufwand, Management oder Flächenbedarf unterscheiden sich die Systeme ebenfalls.

Narbenschäden vorbeugen

Trotz aller Bemühungen um eine gepflegte Weidenarbe kann die Narbenqualität bei intensiver Weidenutzung in der Praxis schnell in Mitleidenschaft gezogen werden. Überweidung, ungenügende Nachsaat oder unpassende Trittbelastungen können zu Lücken, Bodenverdichtung und einer Vermehrung unerwünschter Arten wie der Gemeinen Rispe oder des Stumpfblättrigen Ampfers führen. Langfristig können dadurch Ertrag und Futterqualität reduziert werden.

Zur Förderung der Narbenqualität sind verschiedene Maßnahmen möglich. Zunächst gilt es, die optimale Aufwuchshöhe zu beachten. Sie kann mit einfachen Hilfsmittel wie einem Zollstock gemessen werden. Aber auch die Bestimmung mit technischen Hilfsmitteln ist möglich, sodass die Daten direkt für die Anwendung in einem Weidemanagementprogramm zur Verfügung stehen. Ideal ist beim Auftrieb eine Wuchshöhe von 10 bis 15 cm, damit die Pflanzen nicht überaltert sind und gut gefressen werden. Umgekehrt sollte nicht tiefer als 6 cm beweidet werden, weil die Pflanzen sonst zu tief verbissen werden. Wenn Letzteres häufiger passiert, ist das Regenerationsvermögen der Pflanzen durch die wiederkehrenden Stressereignisse vermindert. Die reduzierte Widerstandsfähigkeit der Futterpflanzen bewirkt dann, dass unerwünschte Pflanzen leichter im Bestand Fuß fassen können. Daher müssen bei intensiver Weidenutzung Weidepausen eingehalten werden, damit sich gute Gräser und Kräuter regenerieren können und nicht aus der Narbe verdrängt werden. Die Dauer der benötigten Weidepause ist dabei von dem Weidesystem und den Wachstumsbedingungen abhängig. Zwar vermehren sich das Deutsche Weidelgras und die Wiesenrispe auch vegetativ über Seitentriebe, aber je niedriger die Grasnarbe eingestellt ist, desto weniger Ähren bilden die Gräser aus. Daher sollte eine regelmäßige Nachsaat nicht vernachlässigt werden. Die Bedeutung der Nachsaat wird durch folgende Zahlen unterstrichen: Auf intensiv geführten Weiden bilden bei einer Wuchshöhe von 6 cm 31 % der Triebe Ähren aus, bei einer Wuchshöhe von 12 cm sind es 60 %. Weitere Pflegemaßnahmen wie Schleppen, Striegeln oder Walzen sollten ebenfalls bei geeigneten Bedingungen durchgeführt werden. Außerdem sind Bodenverdichtungen unbedingt zu vermeiden. Dafür sind die Schonung der Weide bei Nässe, die Befestigung der Tränken und das Anlegen von Treibewegen hilfreich. Eine weitere Form von Pflegemaßnahme stellt die Vorweide zu Saisonbeginn dar. Hierbei beweiden die Kühe großflächig und nur stundenweise vor den üblichen Pflegemaßnahmen die Weideflächen. Dadurch werden früh schossende Gräser zurückgedrängt und die Bestockung der Pflanzen angeregt. In der Regel bilden sich in intensiven Weidesystemen kaum Geilstellen. Passiert dies trotzdem, sollten sie vor dem Aussamen der unerwünschten Pflanzen gemulcht oder gemäht werden. Ferner ist die Tierzahl oder die Flächengröße entsprechend anzupassen.

Fazit

Eine hochwertige und dichte Grasnarbe ist die Grundlage für nachhaltige und leistungsstarke Weidesysteme in der Milchviehhaltung. Entscheidend sind dabei eine angepasste Gräsermischung, ein durchdachtes Weidemanagement sowie regelmäßige Pflegemaßnahmen wie Nachsaat und Weidepausen. Nur so lassen sich Futterqualität, Tiergesundheit und Ertrag langfristig sichern.

Interview mit der künftigen Kammergeschäftsführerin

Stephanie Wetekam wurde von den Deputierten der Hauptversammlung zur neuen Geschäftsführerin der Landwirtschaftskammer ab 2026 für die kommenden fünf Jahre bestellt. Erstmals hat dieses Hauptamt mit Verantwortung für über 380 Mitarbeitende für die Landwirtschaftskammer mit Hauptsitz in Rendsburg und vier weiteren großen Zentren (Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp, Gartenbauzentrum Schleswig-Holstein in Ellerhoop, Forstzentrum Bad Segeberg, Lehr- und Versuchszentrum für Milchwirtschaft in Bad Malente) sowie
mehr als ein Dutzend Beratungs-  und Versuchsstandorte eine Frau inne. Daniela Rixen sprach für das Bauernblatt mit der künftigen Kammergeschäftsführerin.

Liebe Frau Wetekam, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Bestellung! Sie schreiben damit Kammergeschichte als erste Frau in der über 125-jährigen Geschichte der Kammer. Welche Akzente wollen Sie als neue Geschäftsführerin setzen?

Stephanie Wetekam: Zunächst einmal werde ich Augen und Ohren offen halten. Eine Landwirtschaftskammer hat keinen Selbstzweck, sondern ist Dienstleisterin für ihre Umlage zahlenden Betriebe. Deshalb ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, genau zu schauen, in welchen fachlichen Bereichen die landwirtschaftlichen, gartenbaulichen, forstwirtschaftlichen und fischereiwirtschaftlichen Betriebe Bedarfe haben. Ein wichtiger Bestandteil meiner Aufgaben wird daher der Austausch mit den Betrieben sein – sei es über den Vorstand, die Fachausschüsse oder ganz direkt im persönlichen Gespräch.

Stephanie Wetekam. Foto: Feldle

Ein zweiter, ebenso bedeutender Punkt ist der Austausch mit den Beschäftigten. Ich komme aus einem anderen Bundesland und muss die Strukturen in Schleswig-Holstein erst kennenlernen. Es ist mir wichtig, offen zu kommunizieren und von den erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kammer zu lernen, um dann fundierte Entscheidungen treffen zu können. Gerade in der Anfangszeit wird dies – neben dem Tagesgeschäft, das stets anfällt – einen wesentlichen Teil meiner Tätigkeit ausmachen. Ich freue mich auf einen guten Austausch, das gegenseitige Kennenlernen sowie die gemeinsame Weiterentwicklung, bei der ich sicher auch meine Erfahrungen aus anderen Bereichen einbringen kann.

Darüber hinaus ist der Dialog mit Politik und Gesellschaft ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit – er war es schon immer und wird es auch bleiben. Die Aufgaben der Kammer werden unter anderem durch hoheitliche Aufgaben bestimmt. Hier gilt es, diesen öffentlichen Auftrag zu erfüllen.

Insgesamt wünsche ich mir einen intensiven Austausch mit allen Beteiligten. Im besten Fall greifen alle Tätigkeitsbereiche der Kammer ineinander: Die Beratung bringt Praxisfragen ein, das Versuchswesen bearbeitet diese, und in der Aus- und Weiterbildung werden Erfahrungen und Wissen weitergegeben – sowohl innerhalb des internen Netzwerks der Kammer als auch gemeinsam mit externen Partnern aus Berufsstand, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Es ist eine große Aufgabe, der ich mit Respekt, aber vor allem mit großer Freude entgegenblicke.

Warum die Kammer Schleswig-Holstein?

Der Tätigkeitsbereich in der Landwirtschaftskammer vereint aus meiner Sicht ideal alle beruflichen Erfahrungen und Kenntnisse, die ich in den letzten 20 Jahren sammeln konnte. Nach meinem Studium war ich acht Jahre in der hessischen Agrarverwaltung im Bereich Beratung tätig und durfte das hessische Beratungsteam für Nutztierhaltung und -fütterung sechs Jahre lang leiten. Anschließend zog es mich zum Bauernverband, wo ich zehn Jahre lang politische und gesellschaftliche Berufsstandsarbeit auf allen Ebenen kennenlernen durfte – ebenfalls verbunden mit Führungsverantwortung.

Anschließend übernahm ich die Leitung der Abteilung Bildung beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Dazu gehörten unter anderem die Fachschulen sowie die überbetriebliche Ausbildung. Im letzten Jahr übernahm ich kommissarisch die Leitung des gesamten Landesbetriebs.

Darüber hinaus war ich durch unseren familieneigenen Betrieb mit Ackerbau, Biogas, Nahwärmenetz und Pensionspferdehaltung in Nordhessen stets auch in der Praxis verwurzelt.

Als Geschäftsführerin der Landwirtschaftskammer ab dem 1. Januar für die nächsten fünf Jahre benötige ich all diese Erfahrungen – und kann sie hier sinnvoll zusammenführen.

Ich war ein Jahr lang auf einer Milchviehfarm in Neuseeland, direkt an der Küste. Das Leben in Meeresnähe finde ich sehr reizvoll – es wird nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie neue Lebenserfahrungen mit sich bringen. Ich habe bereits einige Menschen aus Schleswig-Holstein kennengelernt, die mir durchweg sehr aufgeschlossen und freundlich begegnet sind. Zudem haben hier die Sektoren Landwirtschaft, Gartenbau, Forstwirtschaft und Fischerei einen sehr hohen Stellenwert. Insgesamt freue ich mich sehr auf die Menschen, die Tätigkeit und das Land Schleswig-Holstein – mit all den neuen Begegnungen und Erfahrungen.

Was ist Ihnen wichtig innerhalb der ersten 100 Tage?

Die ersten 100 Tage dienen aus meiner Sicht der Orientierung. Ich werde möglichst viele Menschen innerhalb und außerhalb der Landwirtschaftskammer, möglichst viele Standorte und Themenfelder kennenlernen. Ich möchte mir ein umfassendes Bild verschaffen.

Bei uns sagt man: „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance.“ Das nehme ich mit in alle Termine. Ich wünsche mir, dass erste Begegnungen zu vertieftem Austausch und weiteren Gesprächen führen. Für eine gute Zusammenarbeit ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, ein vertrauensvolles Miteinander zu schaffen. Diese gute Zusammenarbeit sollte dann der Weiterentwicklung der Themen und der gesamten Kammer dienen. Ich lade alle Interessierten herzlich ein, daran mitzuwirken.

Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Welches Signal möchten Sie an Landwirtinnen und Landwirte hinsichtlich der Kernaufgaben der Landwirtschaftskammer senden?

Die Landwirtschaft sowie die gesamte Grüne Branche haben sich stets weiterentwickelt, sich neuen Rahmenbedingungen angepasst und den Wandel aktiv mitgestaltet. Aus meiner Sicht haben die Themen Wertschöpfung, Produktion und Ernährungssicherung in den letzten Jahren – politisch betrachtet – eine zu geringe Rolle gespielt.

Landwirtschaftliche Betriebe können und müssen sehr viel leisten – auch im Kontext von Naturschutz, Tierwohl und Klimaschutz. Das gelingt jedoch nur, wenn die wirtschaftliche Grundlage gesichert ist. Dann macht es auch Freude, Neues zu erproben oder sich auf veränderte Bewirtschaftungsformen einzulassen. Viele, oft auch unsachliche Diskussionen haben in land- und forstwirtschaftlichen, gartenbaulichen und fischereiwirtschaftlichen Unternehmen zu Verunsicherung und Widerstand geführt. Ich habe den Eindruck, dass viele bereits aufhorchen oder sich abwenden, wenn das Wort „Transformation“ fällt – weil es zum einen oft wenig greifbar ist und zum anderen kaum mit den alltäglichen Herausforderungen der Betriebe zu tun hat.

Die Landwirtschaftskammer sollte hier eine zentrale Rolle einnehmen. Sie kann, im besten Fall, die Lücke zwischen Theorie und Praxis schließen. Im Versuchswesen wird unter anderem überprüft, wie Düngung, Pflanzenschutz oder Fütterung angepasst werden können, idealerweise bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung – ohne dass einzelne Betriebe das wirtschaftliche Risiko allein tragen müssen. In der Beratung müssen sich neueste wissenschaftliche Erkenntnisse widerspiegeln oder der Erfahrungsaustausch zwischen Praktikern ermöglicht werden. Und das duale Ausbildungssystem – für mich das beste der Welt – schafft kompetente Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, die den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind, sowie auch gut ausgebildete Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Hinzu kommen die Herausforderungen der Digitalisierung, die zunächst häufig mit Mehraufwand und zusätzlichen Kosten verbunden ist.

Auch hier spielt die Kammer mit ihren verschiedenen Standorten und ihrer umfangreichen Erfahrung in Bereichen wie Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Tierhaltung und vielen weiteren Themen eine wichtige Rolle und ist Ansprechpartner.

Ich möchte den Landwirtinnen und Landwirten signalisieren: Es ist Ihre Kammer. Sie können und sollen sie mitgestalten, fordern und fördern. Ich persönlich möchte allen die Hand reichen und das Gespräch anbieten, um die Kammer gemeinsam bestmöglich weiterzuentwickeln.


Beruflicher Werdegang

Stephanie Wetekam hatte zuletzt die kommissarische Leitung des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen, Kassel.

Davor war sie Leiterin der Abteilung Bildung des Landesbetriebs von Dezember 2023 bis Juli 2024 sowie von Januar 2010 bis Dezember 2023 Geschäftsführerin der Wetekam Energie GmbH und Co. KG, Diemelsee. Zudem war sie von April bis Dezember 2023 Agrarreferentin im Kreisbauernverband Kassel und davor von Januar 2020 bis Juni 2022 Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Verbandskommunikation beim Hessischen Bauernverband, Friedrichsdorf.

Geschäftsführerin Kreisbauernverband Waldeck e. V., Korbach: Oktober 2013-Juli 2022

Geschäftsführerin Hessischer Waldbesitzerverband, Kreisgruppe Waldeck-Frankenberg, Korbach: Oktober 2013-Juli 2022

Geschäftsführerin Verband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Waldeck e. V. (VJE), Korbach: Oktober 2013-Juli 2022

Leiterin des Fachgebiets Beratung Nutztierhaltung und -fütterung, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Kassel: 2008-2013

Beraterin Nutztierhaltung und -fütterung, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Gelnhausen, Friedberg, Kassel und Eschwege: 2005-2013

Ausbildung:

Studium der Berufs- und Arbeitspädagogik, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Abschluss 1. Staatsexamen: 2006-2007

Studium der Agrarwissenschaften, Georg-August-Universität, Göttingen, Abschluss M.Sc. agr., Schwerpunkt Nutztierwissenschaften: 2001-2005

Ausbildung zur Fachangestellten in steuer- und wirtschaftsberatenden Berufen, Steuerberatungsbüro Geist, Birstein: 1997-1999


Ein Goldschakal auf der Anklagebank

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Es gibt Geschehnisse, die die Anfälligkeiten hiesiger Rechtsprechung und die Wohlstandsdebatten eines Industrielandes wie unter einem Brennglas zur Schau stellen. So verhält es sich auch im Fall des Goldschakals auf Sylt, der seit Wochen der Gesellschaft den Spiegel vorhält und Ministerien, Gerichte und Verwaltungen im Land in Zugzwang bringt. Das Gezerre um Abschuss oder Nichtabschuss hat sich inzwischen zu einem grotesken Schauspiel zweifelhafter Art entwickelt. Doch von vorn: Ein Goldschakal, ein nach Anhang V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gelistetes und nach Bundesartenschutzverordnung sowie Bundesnaturschutzgesetz besonders geschütztes Tier, hat im Mai auf der Nordseeinsel Sylt um die 80 Schafe gerissen. Dafür muss er sich nun vor Gericht verantworten.

Unter Verweis auf die Insellage Sylts teilte das Kieler Umweltministerium mit, eine „dauerhafte Anwesenheit des Goldschakals“ werde „absehbar zu großen Schäden in der Schafhaltung führen, die insbesondere für den Küstenschutz und die Deichsicherheit bedeutsam ist. Außerdem schwächt der Goldschakal den Schutz von Bodenbrütern.“ Zügig wurde eine Ausnahmegenehmigung zur Entnahme durch das Landesamt für Umwelt erteilt – nicht ohne die hiesigen Naturschutzverbände angehört zu haben. Die Genehmigung trat kurz darauf in Kraft – doch wer glaubte, von nun an würden die Dinge zweckmäßig und rechtssicher voranschreiten und dem wilden Treiben des Goldschakals ein offiziell abgesegnetes Ende bereitet werden können, der wurde eines Besseren belehrt.

Der Eilantrag gegen die Ausnahmegenehmigung durch eine Tierschutzinitiative aus Rheinland-Pfalz ließ nicht lange auf sich warten. Fortan hieß es für die ortsansässigen Jäger, dass sie ihre Finger am Abzug vorerst würden gerade lassen müssen. Das Verwaltungsgericht in Schleswig untersagte den Abschuss. Nachdem die Jagd auf den unliebsamen Inselbewohner dann wieder gestattet worden war, sorgte eine abermalige Beschwerde der Initiative aus fernen Landen für einen erneuten Stopp. Nun war das Oberverwaltungsgericht an der Reihe, um über die Rechtmäßigkeit einer Entnahme zu entscheiden.

Ob ein Besuch der Insel und bei den betroffenen Schafhaltern der klagenden Tierschutzinitiative die Augen geöffnet hätte? Der Schutz eines exklusiven Goldschakals ist offenbar, wie beim Wolf, für einige mehr wert als die Unversehrtheit Hunderter Schafe und Bodenbrüter. Ob es der Initiative bei dieser Form des falsch verstandenen Tierschutzes wirklich um das Wohlergehen des Goldschakals geht, kann bezweifelt werden. Vielmehr dürfte der Rechtsweg Ausdruck von ideologischem Aktionismus und einer Form der Blockadehaltung sein, die auch in anderen Bereichen immer ungenierter um sich greift und die bei vielen Bürgern zunehmendes Unverständnis hervorruft. Eine derart offene Flanke in der Rechtsprechung wird jedoch auch künftig zu Widersprüchen von Vereinigungen mit dem gezeigten Selbstverständnis einladen. Während sonst der Föderalismus landesinterne Angelegenheiten vor Einflussnahmen von außen schützt, sind das Land und nicht zuletzt die Schafhalter an dieser Stelle ausgeliefert. Dass eine solche Einmischung von außen überhaupt möglich ist, offenbart eine Schwäche der Gesetzgebung, die für derartige Fälle ganz offensichtlich angepasst werden muss.

So bleibt die Hoffnung, dass sich künftig nicht noch ein Artgenosse des Goldschakals auf die Insel verirrt – nicht nur um den dortigen Schafen und Bodenbrütern, sondern auch allen Beteiligten auf zwei Beinen die Wiederholung einer derartigen Posse zu ersparen.