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Acht-Punkte-Plan und Zielkonflikte

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Die Bilanz der Bauernwoche fällt positiv aus. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat auf dem Landesbauerntag geliefert. Nach dem Motto „Ein gutes Pferd springt knapp“ kamen seine Vorschläge nicht zu früh, aber gerade noch rechtzeitig, bevor die Emotionen ob der vielen drängenden Fragen und offenen Themen überhandnahmen.

Als Partner der Landwirte stellte sich der Ministerpräsident beim Landesbauerntag dar und präsentierte einen Acht-Punkte-Plan für mehr Praxisnähe und weniger Bürokratie (siehe Seite 10-11). Nachdem in Schleswig-Holstein bereits die Jagdzeiten für die Wildgänse verlängert worden seien, seien ab dem kommenden Jahr auch Erleichterungen bei der Knickpflege geplant. Durch untergesetzliche Regelungen werde es zusätzliche Möglichkeiten geben, gegen schwer bekämpfbare Unkräuter vorzugehen.

Darüber hinaus sei eine praxisgerechte Vereinfachung des Düngerechts vorgesehen, und die landesrechtliche Pflicht zur Wirtschaftsdüngermeldung könne so zukünftig nur noch halbjährlich erfolgen. Außerdem arbeite das Land an der Weiterentwicklung des Programms „Endo-SH“, damit alle Funktionen für eine einzelbetriebliche Verursachergerechtigkeit enthalten seien. Schweinehalter würden mit der neuen Landesbauordnung von unnötiger Bürokratie entlastet, wonach die Errichtung von Ausläufen im Sinne der Haltungsstufen 3 und 4 keiner Baugenehmigung mehr bedürfe.

Der Regierungschef kündigte weiter an, das Dauergrünlanderhaltungsgesetz zu verschlanken. Einen wesentlichen Beitrag zum Bürokratieabbau soll ein einheitliches Portal zur Dokumentation für die Landwirtschaft bringen. Angekündigt wurde auch die Vereinfachung der Dokumentation von Antibiotika. Und als neuntes Bonbon stellte Günther die Einrichtung einer Online-Meldestelle für Bürokratieabbau in Aussicht.

Beim Zustandekommen dieser Punkte ist die Beharrlichkeit und Expertise des Bauernverbandes nicht zu unterschätzen. Der Ministerpräsident hat die Ergebnisse in seiner freundlich eloquenten Art präsentiert und den Applaus eingesteckt, der auch kräftig ausfiel. Zwei Tage zuvor hatte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) noch den Kopf hinhalten müssen. Mit einigen dieser Themen war er schon in der Sitzung des Landeshauptausschusses konfrontiert worden. Im Detlef-Struve-Haus zeigte sich am Mittwoch, wie auch bei anderen Veranstaltungen, dass die Lunte bei den Landwirten immer kürzer wird. Dabei geht die Differenzierung und die Zuordnung der Themen, die beim Landwirtschaftsministerium (MLLEV) und beim Umweltministerium (MEKUN) angesiedelt sind, munter durcheinandergeht. Das resultiert aus den Zuständigkeiten der beiden Ministerien für Belange der Landwirtschaft. Wenn die Emotionen bei den Landwirten hochgehen, ist kein Platz mehr für Differenzierung.

Darin zeigen sich auch immer wieder Zielkonflikte innerhalb der schwarz-grünen Koalition. So fehlte auch ein Thema im (nun NeunPunkte-)Paket des Ministerpräsidenten: ein Vorschlag zur Wiedervernässung und möglichen Flurbereinigung, die beim MLLEV angesiedelt wäre. Werner Schwarz ist bestimmt kein Mann, der die Anliegen der Landwirtschaft nicht ausreichend am Kabinettstisch platziert. Aber wenn Einigungen nach dem Prinzip des kleinsten gemeinsamen Nenners stattfinden müssen, besteht die Gefahr, dass sich Ergebnisse und Zufriedenheit auf Dauer in Grenzen halten. Es gibt weiter genug tun bis zum nächsten Landesbauerntag.

Mechthilde Becker-Weigel

Günther trifft den Nerv beim Landesbauerntag

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Die Landesregierung bringt Entlastungen und Initiativen zum Bürokratieabbau für die Landwirtschaft auf den Weg. Ein entsprechendes Maßnahmenpaket kündigte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) auf dem Landesbauerntag an. Enthalten sind unter anderem Vereinfachungen bei der Knickpflege, beim Stallbau, im Düngerecht und im Pflanzenschutz. Außerdem soll ein einheitliches Datenportal entwickelt werden.

Die Erwartungen an den Ministerpräsidenten waren hoch beim Landesbauerntag. Er hatte den Landwirtinnen und Landwirten einiges versprochen, das noch ausstand. Deshalb kam der Präsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein, Klaus-Peter Lucht, schnell zur Sache in seiner Begrüßung, um dann dem Ehrengast das Wort zu geben.

Bauernpräsident Klaus-Peter Lucht; Foto: Ulrike Baer

Kein Gegeneinander von Politik und Landwirtschaft

Lucht forderte in seiner Rede vor den Landwirtinnen, Landwirten und Gästen in der diesmal nicht voll besetzten Deula-Halle einen neuen Blick auf die Versorgung mit landschaftlichen Produkten. „Wir brauchen Ernährungssouveränität“, sagte der Bauernpräsident. Das sei mit Blick auf die Krisen in der Welt, unter anderem den Krieg in Europa, dringend nötig, damit nicht eines Tages die Regale leer seien. Wenn es um Biodiversität oder Klimaschutz gehe, dürfe es kein Gegeneinander von Politik und Landwirtschaft geben, forderte Lucht. „Es gibt nur ein gemeinsames Miteinander.“ Die Unternehmen machten in diesem Bereich schon sehr viel. Die Bauern hätten aber auch eine wirtschaftliche Verantwortung ihren Betrieben gegenüber. Lucht bekräftigte die Bereitschaft der Landwirtinnen und Landwirte, gesellschaftliche Ansprüche zu erfüllen. Voraussetzung sei jedoch, dass dies auch entlohnt werde. „Wir sind gesprächsbereit und offen, wenn es mehr Umweltund Naturschutz geht“, so Lucht. Dabei dürfe jedoch nie außer Acht bleiben, „dass wir aus unseren Flächen Geld verdienen müssen“. Der Verbandspräsident erwartet von der Politik insgesamt Vertrauen in das Können und in die Leistungen insbesondere junger Landwirte.

Bürokratie lähmt und frustriert alle Beteiligten

Klaus-Peter Lucht forderte vehement vor allem einen weiteren Abbau der Bürokratie, die die Betriebe lähme und die Landwirtinnen und Landwirte frustriere. „Das muss wieder zurückgeschraubt werden.“ Der Präsident lobte die enge Zusammenarbeit zwischen Verband und Landesregierung. Er rief dazu auf, „extreme Gruppen aus der Politik herauszuhalten“. Stattdessen gehe es um mehr Vernunft in der Agrarpolitik. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) machte bei seinem Auftritt auf dem Landesbauerntag deutlich: „Wir brauchen eine breit aufgestellte und wirtschaftlich gesunde Landwirtschaft. Die Landwirtinnen und Landwirte können Herausforderungen hervorragend meistern und sind in der Lage, mit Mut und Innovation auf den Klimawandel zu reagieren.“

MIn.Präsident Daniel Günther (CDU); Foto: Ulrike Baer

Landesregierung reagiert auf Proteste

Er ging auch auf die Proteste als Reaktion auf die Agrardieselsteuerdebatte ein und darauf, dass die Landwirtinnen und Landwirte daher zu Beginn des Jahres unmissverständlich ihre Forderungen in den politischen Diskurs eingebracht und der Politik einen klaren Auftrag gegeben hätten: „So kann es nicht weitergehen.“ In den vergangenen Monaten habe er sich daher regelmäßig mit dem Bauernverband ausgetauscht, um Verbesserungen zu erreichen, gerade im Bereich Vereinfachungen und Bürokratie. „Die Landesregierung hat acht Maßnahmen beschlossen, die Sie entlasten und von unnötiger Bürokratie befreien“, sagte Günther. Nachdem in Schleswig-Holstein bereits die Jagdzeiten für die Wildgänse verlängert worden seien, seien ab dem kommenden Jahr auch Erleichterungen der Knickpflege geplant. Künftig solle es wieder möglich sein, Knicks ab dem 15. September zurückzuschneiden. Das beziehe sich auf den dreijährlichen Rückschnitt. Durch untergesetzliche Regelungen werde es zusätzliche Möglichkeiten geben, schwer bekämpfbare Unkräuter einzudämmen. Das sorge für einen praxisgerechten Pflanzenschutz. Dabei werde die Gewässerqualität stets im Blick behalten. Darüber hinaus solle es eine praxisgerechte Vereinfachung des Düngerechts geben: Die landesrechtliche Pflicht zur Wirtschaftsdüngermeldung könnte so zukünftig nur noch halbjährlich erfolgen. Außerdem arbeite das Land an der Weiterentwicklung des Programms „Endo-SH“ (Elektronische Nährstoffmeldung und Dokumentation), damit alle Funktionen für eine einzelbetriebliche Verursachergerechtigkeit enthalten seien. Auf Bundesebene werde sich die Landesregierung dafür einsetzen, diese Daten zu nutzen, um mehr Verursachergerechtigkeit zu erreichen.

Weg frei für Stallumbauten für mehr Tierwohl

Schweinehalter würden darüber hinaus von unnötiger Bürokratie entlastet. Mit der neuen Landesbauordnung sei klargestellt worden, dass die Errichtung von Ausläufen im Sinne der Haltungsstufen 3 und 4 keiner Baugenehmigung bedürfe, wenn sich die Tiere dort nicht dauerhaft aufhalten. Der Regierungschef kündigte weiter an, dass das Dauergrünlanderhaltungsgesetz verschlankt werden solle. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Evaluierung sollen im Landesgesetz bestehende Doppelregelungen zu bundesund EU-rechtlichen Vorgaben abgeschafft werden. Außerdem setze das Land auf eine gemeinsame Agrarpolitik. Die GAP-Bestimmungen würden so weiterentwickelt, dass sie betriebswirtschaftlich attraktiv, umsetzbar für die Landwirtschaft und wirksam für Umwelt- und Klimaschutz seien. Nach Inkrafttreten werde die Landesregierung die Vorgaben zur Umsetzung der GAP aus Brüssel und Berlin eins zu eins und möglichst durchgängig digitalisiert umsetzen. Darüber hinaus solle ein einheitliches Datenportal für die Landwirtschaft entwickelt werden, mit dem der Datenerfassungsprozess und die damit verbundene Dokumentation vereinfacht und Doppelerfassungen vermieden werden sollen. Zugleich werde die Landesregierung an einer zukunftsgerichteten und bürokratiearmen neuen GAP mitwirken und dabei das Thema Gemeinwohlprämie weiter vorantreiben. Günther zeigte sich optimistisch, dass das Maßnahmenpaket zur Entlastung beitragen werde: „Wir haben zwar noch eine ordentliche Wegstrecke vor uns, doch ich bin sicher: Es geht in die richtige Richtung, damit die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein zukunftsfähig gestaltet werden kann.“

Mehr Vertrauen in die Landwirtschaft

BVSH Vizepräsident Ludwig Hirschberg, ; Foto: Ulrike Baer

Zum Ende betonte Ludwig Hirschberg, Vizepräsident des Bauernverbandes, die Tradition, zum Abschluss des Landesbauerntages das Schleswig-Holstein-Lied zu singen, in dem es heißt „wahre treu, was schwer errungen“. Dabei rief er schmunzelnd und mit Blick auf die aktuell angespannte Diskussion ins Gedächtnis, dass es in der Nationalhymne noch deutlicher heiße „Einigkeit und Recht und Freiheit“, und nicht „Verwaltung, Ordungsrecht und Kontrolle“. Er erinnerte an Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher (CDU), der den Knickerlass geknickt und auf das Ökobewusstsein der Landwirte gesetzt habe. Er appellierte insgesamt zu mehr Vertrauen, dass Landwirte, in deren Familien die Knicks teils vor Generationen gepflanzt wurden, auch in der Lage seien, diese zu pflegen. Hirschberg fragte, ob überbordende Regulierung von Nutzen für die Natur sein könne. Der Landesregierung dankte er, dass sie mit der Landwirtschaft ins Gespräch gekommen sei. age, mbw

Kartoffeln für den Klimawandel züchten

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Mit einem Festakt weihte die Solana-Gruppe ihr neues Saatzuchtgebäude in Windeby ein. In 18 Monaten wurden ein dreigeschossiger Neubau sowie neue Klimakammern und Treibhausanlagen errichtet, für den Ausbau der Kartoffelzüchtung nahm das Familienunternehmen viel Geld in die Hand. Das Vorstandsteam um den geschäftsführenden Gesellschafter Leo von Kameke investierte 12,5 Mio. € – und setzt damit die vor drei Jahren entwickelte Wachstumsstrategie um.

Windeby bei Eckernförde ist für die international agierende Solana-Gruppe der wichtigste Züchtungsstandort. Seit 1948 entwickelt das Unternehmen dort Pflanzkartoffeln auf Gesundlagen nahe der Ostsee. Insgesamt 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich dort in verschiedenen Bereichen, ein Großteil beschäftigt sich mit der Forschung und Züchung neuer Sorten. Mit dem Neubauprojekt will der Familienbetrieb den Wachstumsturbo zünden. „Unser Ziel ist, das Unternehmen zu verdoppeln. Dafür haben wir einen strategischen Plan für die nächsten zehn Jahre entwickelt“, erklärte Leo von Kameke auf dem Festakt vor rund 100 Gästen am vergangenen Mittwoch. Eingeladen waren Nachbarn, Freunde, Geschäftspartner, Akteure aus der Ortspolitik sowie am Bauprojekt beteiligte Architekten, Bauträger und Gewerke.

Zu den ersten Gratulanten gehörte Daniel Günther (CDU). Der Ministerpräsident durfte als Erster an einem geführten Rundgang durch die neuen Betriebsräume teilnehmen. Den Baufortschritt hatte Günther in den vergangenen Monaten als Nachbar live mit verfolgen können. Sein Fazit: „Sensationell, was da in 18 Monaten entstanden ist.“ Und: „Ich hätte Bock darauf, dort mitzuarbeiten, aber ich habe ja noch drei Jahre als Ministerpräsident vor mir“, fügte der Landeschef mit einem Augenzwinkern hinzu. Mit dem Neubau will das führende Kartoffelzuchtunternehmen der Region seine Effizienz steigern sowie die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit sicherstellen.

„Wir brauchen zukünftig Kartoffelsorten, die dem Klimawandel gewachsen sind“, betonte Leo von Kameke. Besondere Herausforderungen seien für die Zuchtexperten die Wetterextreme mit Hitze und Dürren, fügte der geschäftsführende Gesellschafter der Solana-Gruppe hinzu. Auf den Rundgängen konnten die Gäste einen Blick in die fünf Klimakammern werfen, dort geht es um die kontrollierte Anzucht und Lagerung von Pflanzen und Knollen im Temperaturbereich von 4 bis 40 °C.

Die Geschäftsführer Tobias Mette (links) und Leo von Kameke investieren mit den neuen, klimafreundlichen Gewächshäusern in die Zukunftsfähigkeit der Solana-Gruppe. Foto: Sven Tietgen
240828_Solana Windeby_200000 Unikat-Kartoffelpflanzen wachsen in den neuen Gewächshäusern heran. Foto: Sven Tietgen
Julien Bruckmüller zeigt den Besuchern die Neubauten in direkter Nachbarschaft zum alten Saatzuchtgebäude (links). Foto: Sven Tietgen
Mängel wie Risse oder Eisenflecken führen zum Ausschluss von Sorten. Foto: Sven Tietgen
Karin Niedorf erläutert die vielen Merkmale, die für die Saatzucht eine Rolle spielen. Foto: Sven Tietgen
festkochend und tiefgelb: Lea wird in deutschen Supermärkten angeboten. Foto: Sven Tietgen
Hoch aufgestapelt warten Kisten voller Kartoffeln auf die innere und äußere Untersuchung. Foto: Sven Tietgen
Im Gespräch: Ministerpräsident Daniel Günther (links) mit dem Seniorchef Kartz von Kameke. Foto: Sven Tietgen


Der Vermessung der Kartoffel

Die zu zwei Dritteln mit Erneuerbaren Energien betriebenen Neubauten verfügen über 40 statt bisher 22 Büroarbeitsplätze, eine fortgeschrittene Digitalisierung soll den Wissenstransfer zwischen den Abteilungen beschleunigen. Dass aber nach wie vor viel Handarbeit nötig ist, zeigte das Mitarbeiterteam in den großen Hallenräumen im Erdgeschoss. Dort werden die in den Gewächshäusern und im Freiland gezogenen Kartoffeln nach allen Regeln der Kunst untersucht.

Die Erdäpfel werden einzeln gewogen, gemessen und mit einer 3-D-Kamera fotografiert. Die Kontrolleure widmen sich zudem vielen äußeren und inneren Merkmalen. Die Lage der Augen wird ebenso in Kategorien vermerkt wie die Schalenbeschaffenheit, die Fleischfarbe – von Tiefgelb bis Schneeweiß – sowie die Form. Auch Mängel wie Schorfbildung, Risse, Eisenflecken, Hohlherzigkeit oder Zwiewuchs werden registriert. Jedes Detail ist wichtig – schließlich will die Solana-Gruppe ihre Wettbewerbsvorteile auf den internationalen Züchtungsmärkten ausbauen.

Das Sortiment an Pflanzkartoffeln umfasst derzeit mehr als 60 Sorten, die weltweit in rund 50 Ländern vermarktet werden. Gezüchtet wird für unterschiedliche Verwendungszwecke und Geschmäcke. Große und rotschalige Knollen wie ,Wanda‘ werden beispielsweise in Ländern wie Marokko, Rumänien oder Portugal bevorzugt, während in hiesigen Supermärkten gern zu tiefgelben Sorten wie ,Lea, gegriffen wird. Fast-Food-Ketten bevorzugen Sorten mit schneeweißem Fleisch, andere Produzenten benötigen Erdäpfel mit hohem Stärkegehalt.

Zehn Jahre Züchtungsarbeit bis zur Zulassung

Bis eine neue Sorte vermarktet werden kann, vergehen viele Jahre akribischer Züchtungsarbeit. Dafür setzt das Familienunternehmen seit der Gründung auf die klassischen Züchtungstechniken. Zehn Jahre dauert es, bis eine neue Sorte gekürt wird, weitere fünf Jahre vergehen, bis die Kunden weltweit von Vorteilen wie stärkerer Widerstandsfähigkeit gegen die Kraut- und Knollenfäule überzeugt werden. In den neuen, mit den eigenen Biogasanlagen heizbaren Gewächshäusern wachsen derzeit 200.000 Einzelpflanzen heran – jede davon ist ein Unikat. „Nach zehn Jahren werden nur zwei, drei Pflanzen übrig bleiben, die den Sprung in den Markt schaffen“, erklärt Leo von Kameke.

Sven Tietgen

„Das Wahlergebnis ist erschütternd“

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Die AfD hat ihre hohen Landtagswahlergebnisse in Sachsen und Thüringen bei den Bauern noch übertreffen können. Sachsens Landesbauernpräsident Torsten Krawczyk sieht einen Grund in der für Landwirte teils übergriffigen Politik des Bundes.

Torsten Krawczyk, Landesbauernpräsident Sachsen Foto: DBV

Unzufriedenheit mit der Berliner Politik hat die Wahlentscheidung vieler Bürger bestimmt. In Thüringen verpassten Grüne und FDP den Wiedereinzug in den Landtag. Die Wahlbeteiligung lag mit über 73 % deutlich höher als zuletzt. Der Verfassungsschutz stuft die AfD-Landesverbände Thüringen und Sachsen als gesichert rechtsextrem ein. Eine Analyse der Forschungsgruppe Wahlen zeigt, das in Sachsen 49  % der Landwirte AfD gewählt haben. Insgesamt erreicht die Partei im Freistaat 30,6  %. Überproportional hat auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 13  % bei den Bauern abgeschnitten. Das BSW kommt landesweit auf 11,8 %. Nur 22 % der sächsischen Landwirte haben die CDU gewählt. Die Christdemokraten blieben damit in dieser Wählergruppe spürbar unter ihrem Gesamtergebnis von 31,9 %. Mit 5 % liegen die Grünen bei den Bauern in etwa auf dem Niveau ihres Landesergebnisses. 3 % der Bauern in Sachsen haben die SPD gewählt.

Schwer zu ertragen

Das Wundenlecken nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen und die Ursachensuche haben erst begonnen. Torsten Krawczyk, der Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB), sieht einen Grund für das Wahlergebnis in der teils übergriffigen Politik des Bundes gegenüber der Landwirtschaft, das mache Angst. Vor der AfD habe offenbar weniger Angst bestanden, so Krawczyk. Der Verbandspräsident vermisst Selbstreflexion und Selbstkritik bei der Ampel-Regierung, was ihren Umgang mit der Landwirtschaft angeht. Er erinnert an die Streichung der Agrardieselsteuerrückerstattung aus dem Nichts und die Proteste der Landwirtinnen und Landwirte. Das anschließend beim Bauerntag vorgestellte Agrarpaket der Ampel-Fraktionen war längst überfällig und wird die Verluste nicht ausgleichen. Das Bürokratiemonster schwebt auch weiterhin über der Branche.

„Die Angst vor der AfD ist den Landwirten genommen worden durch das Scheitern der Regierungsparteien“, beschreibt Krawczyk. „Ich mache mir Sorgen, dass man in Berlin den Schuss noch nicht gehört hat.“ Am Dienstag war noch ungewiss, wie eine neue Regierungskonstellation aussehen kann. Krawczyk sieht kaum eine Möglichkeit, bei der Regierungsbildung am BSW vorbeizukommen. „Auch wenn das Wahlergebnis schwer zu ertragen ist, geht es jetzt in erster Linie für uns darum, dass eine stabile Regierung gebildet wird“, sieht er die Situation.

Man werde als Landesbauernverband Angebote machen, sich im Agrarressort fachlich einzubringen, damit so wenig Schaden wie möglich angerichtet werde, konstatierte Krawczyk. Er ist sicher: „Wir gehen nicht auf einfache Zeiten zu. Mit der AfD in der Regierung wird die sächsische Wirtschaft es schwer haben.“ Man dürfe jetzt auch nicht den Fehler machen, alle Entscheidungen der vergangenen Jahre infrage zu stellen. Politisch setzt er mit dem SLB auf eine Versachlichung und Weiterführung der Themen Ökologie, Biodiversifizierung und Wasserbewirtschaftung für Sachsen.

Gleiches Spiel in Thüringen

Auch in Thüringen hat die AfD bei den Bauern mit einem Stimmenanteil von 40  % überdurchschnittlich abgeschnitten. Ihr Landesergebnis liegt bei 32,8 %. Auf Platz zwei rangiert bei den Thüringer Landwirten die CDU mit 23 %. Das entspricht in etwa deren Gesamtergebnis. 14 % der Landwirte haben das BSW gewählt. Landesweit kommt die Wagenknecht-Partei im Freistaat auf 15,8 %. Jeweils 7 % der Landwirte haben in Thüringen die Linke und die SPD gewählt. Mit einem Stimmenanteil von 4 % haben die Grünen bei den Bauern überdurchschnittlich abgeschnitten.

Dr. Klaus Wagner, Landesbauernpräsident Thüringen. Foto: Imago

„Das Wahlergebnis ist erschütternd“, kommentiert Dr. Klaus Wagner, der Präsident des Thüringer Landesbauernverbandes (TBV), die Zahlen vom Sonntag. Frustwahl bei Landwirten Die Wahlentscheidung war überlagert von der Frustration über die Ampel-Koalition in der Berliner Regierung. „Wir stehen vor schwierigen Verhältnissen. Der Wahlausgang macht es schwer, eine handlungsfähige Regierung zu bilden“, konstatiert Wagner. Die Parteien der Ampel-Koalition hätten die Unzufriedenheit in der Landwirtschaft nach dem Agrarpaket nicht ernst genommen.

„Natürlich sind AfD, die SED-Nachfolgepartei und das russlandfreundliche BSW keine natürlichen Koalitionspartner für demokratische Parteien, aber irgendwie müssen die Bundesländer im Osten jetzt regiert werden“, wechselt CDU-Mann Wagner, der in seinem Wahlkreis Sömmerda zum Thüringer Landtag nur knapp dem AfD-Konkurrenten unterlegen war, zum Pragmatismus. Er hofft für die Regierungsbildung, dass ein einziges Haus für die Agrarund Umweltpolitik zuständig sein werde und nicht wie bisher drei Ministerien, das Umwelt-, das Infrastruktur- und das Landwirtschaftsministerium sowie das Sozialministerium, was entsprechende Reibungsverluste erzeugt habe. Für Wagner dürfen auch in Zukunft die Unterstützung der Ukraine, Westbindung, Werte der transatlantischen Partnerschaft und die Stellung in der EU Die Brandmauer gegenüber der AfD fällt. Foto: Imago nicht verhandelbar sein. age, mbw

Fließtext

Feldtag am 10. September in Gnutz

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Wenn Drohnen über landwirtschaftliche Flächen fliegen, dann geht es meist um die effiziente Nutzung von Betriebsstoffen wie Düngern und Pflanzenschutzmitteln.

Moderne Flächenkartierungen ermöglichen die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln auf den Teilflächen, auf denen sie nicht benötigt werden.

Um diese und weitere technische Neuerungen im Pflanzenschutz geht es auf dem Feldtag mit Maschinenvorführung der Landwirtschaftskammer in Gnutz am Dienstag, 10. September. Viele bekannte Hersteller konnten für die Präsentation auf den Flächen in Gnutz gewonnen werden.

Die präzise Arbeit der Maschinen und die exakte Applikation können auf dem Feldtag aus nächster Nähe betrachtet werden. Die Hersteller modernster Pflanzenschutztechnik nutzen die Gelegenheit, ihre innovative Technik der Praxis zu präsentieren und zu erklären. Spezielle Dummys mit wassersensitivem Papier lassen eine nachträgliche Beurteilung der Applikationsmethoden zu. Fachlich werden Applikationsvorgang und die Ergebnisse durch die Landwirtschaftskammer vorbereitet und durch die Expertise der Fachhochschule Rendsburg erläutert.

Auch die Wirksamkeit der neuesten Spotspraytechniken auf dem Grünland wird zum Greifen nah präsentiert. Für das leibliches Wohl sorgt die Gnutzer Mühle mit ihrem Food-Truck.

Lassen Sie sich die Gelegenheit, Neues zu entdecken, nicht entgehen. Weitere Infos finden Sie hier.

Beteiligte Hersteller:
Herbert Dammann GmbH
Agrifac Machinery BV
Amazonen-Werke H. Dreyer SE & Co. KG
John Deere
Fendt
Horsch Maschinen GmbH
ecorobotix
Allgäu Automation GmbH
Rebo Landmaschinen GmbH
Rumex GmbH
agrotop GmbH
SAM-Dimension
Eichenhof
Agravis Technik BvL GmbH
Newtec
Landtechnisches Lohnunternehmen Scheel Sarlhusen
Raiffeisen Technik Westküste GmbH

Kurzer Draht und lange Leitungen

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Bestimmt hat schon jedes Mitglied im Bauernverband mit seiner Kreisgeschäftsstelle zu tun gehabt, und sicherlich ist ihm oder ihr dort bei dem Anliegen geholfen worden. Doch was umfasst eigentlich das gesamte Spektrum einer Kreisgeschäftsstelle, und wie sieht ihr Alltag aus? Das Bauernblatt hat sie besucht, heute: die Kreisgeschäftsstelle in Bad Segeberg.

Dass ein Bauer einen Blumenstrauß als Dankeschön für die erhaltene Hilfe bringt, kommt nicht oft vor, ist aber ein schönes Zeichen für den Wert der Arbeit einer Geschäftsstelle. Solches hat Landwirt Gerd Pingel aus Wiemersdorf getan (siehe unten). Dass in dem Gebäude im Zentrum von Bad Segeberg mit der Geschäftsstelle des Kreisbauernverbandes (KBV) auch die Steuerberatungsgesellschaft SHBB untergebracht ist (eine der größten ihrer Niederlassungen im Land), findet Pingel doppelt praktisch.

Westen, Osten, Süden

Der Kreis Segeberg weist unterschiedliche landwirtschaftliche Regionen auf: Im Westen leichte Böden mit vorwiegend Milchviehhaltung, im Osten schwere Böden mit Ackerbau und Schweinehaltung. Der Süden ist durch die Städte geprägt: Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und natürlich das nahe Hamburg. „Deutlich pferdelastiger, mit Flächen von 30 bis 60 Hektar“, beschreibt es Kreisgeschäftsführer Lennart Butz, „aber es gibt auch Ackerbetriebe mit bis zu 100 Hektar.“ Die Siedlungen wollen expandieren mit Wohn- und Gewerbegebieten, damit ist die Geschäftsstelle immer wieder beschäftigt.

Straßen, Strom und Kies

Und dann natürlich der Straßen- und Stromleitungsbau. „Wir sind hier in der Landesmitte wie auf einem Drehkreuz“, sagt Butz. Der Ausbau der B 404 zur A 21 ist auf Segeberger Gebiet beendet – mit allen Themen der Landabgabe und des Ausgleichs. Wann die A 20 fertig wird und ob, steht in den Sternen. „Das wird mein Rentenobjekt“, meint der heute 41-jährige Geschäftsführer.

Über die Problematik, dass die Stromtrasse NordOstLink vollständig als Erdkabel gebaut werden soll – mit massiven Auswirkungen auf den Boden –, darüber hat das Bauernblatt ausführlich berichtet (Ausgaben 27 und 30). Der NordOstLink ist in Planung, und der Bauernverband setzt darauf, die Politik dabei zum Umdenken zu bewegen. Die Nord-Süd-Achse entlang der A 7 ist abgeschlossen. Die Ostküstenleitung zwischen Henstedt-Ulzburg und Lübeck hingegen ist derzeit im Bau. Der größte Teil wird als Freileitung ausgeführt, aber es gibt zwei Teilstrecken von je 3 km als sogenannte Teilerdverkabelung. Die eine im Kisdorfer Wohld ist eine offene Bauleitung: „Graben legen, Kabel rein, Erde drauf“. Das Schutzgebiet bei Henstedt-Ulzburg wird hingegen komplett unterbohrt. Dazu wurde eigens der Bohrkopf „Pina“ angeschafft.

Das sind Dimensionen! „Damals bei der Ostküstenleitung schien es schon gewaltig, jetzt bei dem NordOstLink ist es drei Mal so groß“, sagt Butz. „Vereinzelt gibt es Anfragen von Landwirten, wenn Bodenverdichtung eingetreten ist oder Absprachen nicht eingehalten wurden.“ Beispiel: „Zur Erntezeit sollte eine Behelfsbrücke zur Querung stehen. Der Lohnunternehmer kommt, und keine Brücke ist da.“

Kiesabbau findet im Kreis Segeberg statt wie in kaum einem anderen. Das prägt den Kreis. „Alle zehn Jahre wird ein neues Gebiet erschlossen, dann werden die Verträge gemacht“, so Butz. Ist der Abbau beendet, wurde früher die Fläche an den Landwirt zurückgegeben, heute wird sie meist renaturiert. Das ist Teil des Flächenverlustes. „Es wird aber gut bezahlt“, räumt Butz ein.

Im Segeberger Forst lebt das erste nachgewiesene Wolfsrudel. „Das ist immer wieder Thema, aber kein beherrschendes. Im Wesentlichen ist es ein politisches Thema. Ziel ist ein aktives Wolfsmanagement.“

Ganz nah am Mitglied

Starke Unterstützung hat der Geschäftsführer durch seine beiden Assistentinnen Martina Köhn und Diana Thrams. Sie haben nicht nur Vorzimmer- und Verwaltungsaufgaben, sondern eigene Sachgebiete, die in manchen anderen Geschäftsstellen der Geschäftsführer bearbeitet.

Martina Köhn arbeitet seit 1996 in der Geschäftsstelle, damals noch in den Vorgängergebäuden. Von Anfang an bearbeitet sie den Sozialversicherungsbereich: Rentenanträge, Anmeldungen bei der Berufsgenossenschaft, Zuzahlungsbefreiungen in der Krankenversicherung, Sozialthemen bei Hofüberlassungen und Erbfällen. „Sozialversicherungsgesetze sind immer Momentaufnahmen, es ändert sich ständig“, weiß Köhn. Es ist sehr komplex geworden. Die Sozialversicherungen haben seit einiger Zeit ihre eigene Beratung eingestellt. „Wir haben dort Ansprechpartner, aber zur Beratung kommen die Landwirte zu uns“, sagt Martina Köhn. Nicht zuletzt weil sie die Mitglieder seit vielen Jahren kenne, sei ein starkes Vertrauensverhältnis gewachsen. „Sie müssen uns ja all ihre Daten aufdecken. Wir sind ganz nah am Mitglied.“

Die Sachgebiete von Diana Thrams sind Buchhaltung, Mitglieder- und Flächenverwaltung, Pachtverträge, Hofüberlassungen, die Meldungen bei Endo SH, Düngebedarfsermittlung, die mehr und mehr ein ganzjähriges Thema wird. Dazu kommt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, auch die Organisation von Demos wie am Jahresanfang. Thrams arbeitet seit 2020 in der Geschäftsstelle. „Bei uns kommen die Anrufe rein. Wir haben den kurzen Draht zu den Mitgliedern, aber manchmal sind wir auch Blitzableiter.“

Knifflige Hofübergabe gelöst

Gerd Pingel aus Wiemersdorf ist sehr froh über die Hilfe der Kreisgeschäftsstelle bei der Hofübergabe an seinen Sohn. Als Dank brachte er einen großen Blumenstrauß. 

Altbauer Gerd Pingel war so dankbar für die Hilfe der Kreisgeschäftsstelle Segeberg , dass er einen großen Blumenstrauß brachte. Der Anlass dafür war dieser: Familie Pingel kam im frühen Frühjahr 2024 zwecks Beratung und Gestaltung eines Hofüberlassungsvertrags in die Kreisgeschäftsstelle. Ziel war die Übergabe an den Sohn Timm, unter anderem auch damit der damals 33-Jährige die Junglandwirteprämie beantragen konnte. Parallel lief jedoch die Planung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage, die große erbschaftsteuerliche Probleme auslösen kann. Insbesondere darf die Erbschaft oder die Hofübergabe nicht erfolgen, bevor der Überlasser an der Betreibergesellschaft beteiligt wurde. Dies stand leider noch aus. Um dennoch die Hofübergabe im Frühjahr 2024 gewährleisten zu können, wurde kurzfristig in Zusammenarbeit mit dem Steuerberater zusätzlich ein Hofpachtvertrag gestaltet und geschlossen. Inzwischen sind die steuerlichen Probleme gelöst, und die eigentliche Hofüberlassung mit Eigentumsübergang auf den Sohn kann stattfinden. Lennart Butz

Ring frei für Shetlandponys und Fjordpferde

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Den Rahmen der Norla nutzten auch wieder die Shetlandponyvereinigung und die Interessengemeinschaft Fjordpferd. In verschiedenen Wettbewerben und Schaubildern wurden die Ponys präsentiert. Die Shettys hatten ihren Auftritt am Sonnabend, die Fjordpferde am Sonntag.

„Das war eine rundum gelungene Veranstaltung“, freute sich Heiner Ehlers. Der Züchter aus Bokhorst, Kreis Steinburg, organisierte zum vierten Mal den Shettytag auf der Norla. Die Veranstaltung ist bundesweit ausgeschrieben und tatsächlich kamen die Teilnehmer nicht nur aus Schleswig-Holstein, sondern auch aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und sogar Westfalen.

Eine der weit Angereisten ist Susanne Kohl aus Brüel in Mecklenburg-Vorpommern. Sie war nicht zum ersten Mal in Rendsburg. „Für die Shettys gibt es nicht so viele Veranstaltungen und hier ist es wirklich besonders schön“, sagte die Minishettyzüchterin. Die Anreise lohnte sich, denn ihre Stuten Dilarah und Dayari von den Alleegärten gewannen jeweils ihren Ring.

Für Kohl sind es nicht die ersten gelben Schleifen. Sie stellte auch schon eine Bundessiegerstute und einen Bundesreservesiegerhengst. Doch Kohl sind nicht nur Typ, Korrektheit im Fundament und Bewegung wichtig. Ihre Ponys haben auch einen „einwandfreien Charakter“. Ehrenamtlich lässt sie Kinder Zeit mit ihren Ponys verbringen. „Wir springen mit ihnen, gehen spazieren und kuscheln“, berichtete sie. Alles natürlich an der Hand.

Brav müssen sie sein

Ein einwandfreier Charakter wurde in diesem Jahr auch bei einer in Schleswig-Holstein neuen Prüfung abgefragt: der Sportponyprüfung für Kids, angelehnt an die britische Wettkampfkultur. „Hier präsentieren Kinder ihre Ponys erst an der Hand und dann unter dem Sattel“, erklärte Ehlers. Eine der Starterinnen war Luna Dau-Schmidt. „Ich muss mein Pony erst an der Hand im Schritt und im Trab vorführen und es dann aufstellen“, erklärte die Zehnjährige aus Stapel, Kreis Schleswig-Flensburg, aufgeregt. Danach sei dann noch ein Führzügelwettbewerb geplant. Insgesamt waren es in dieser Prüfung knapp 25 Teilnehmer. „Das wurde also sehr gut angenommen“, befand der Organisator.

Luna Dau-Schmidt aus Stapel, Kreis Schleswig-Flensburg, nahm an der neuen Sportponyprüfung für Kinder teil. Foto: akg

Mit allein 127 Nennungen für die Zuchtprüfungen gab es noch einen Rekord. Ehlers will an dem Shetlandponytag unbedingt festhalten, aber nur im Zweijahresrhythmus. Denn nächstes Jahr finden die Landestierschau und die Verbandsstutenschau des Pferdestammbuchs statt. Da will Ehlers „keine Konkurrenz machen“.

Am Sonntag waren die Fjordpferde mit ihren markanten Stehmähnen im Ring. Lieke Gottschalk stellte Klosterhofs Jade Baronesse vor. Foto: jae

Vielseitige Norweger

Die Fjordpferdefans müssen ebenfalls ein Jahr auf die nächste Veranstaltung bei der Norla warten. Und das werden sie, denn „die Stimmung war super und alle wollen wiederkommen und mehr Pferdemenschen mitbringen“, berichtete Inka Störmann-Thies am Abend. Die Zuchtbeauftragte der Interessengemeinschaft Fjordpferd hatte den Tag organisiert. „Wir wollten den Messebesuchern zeigen, wie vielseitig unsere Fjordpferde sind“, erklärte sie.

Daher gab es keine Sparte, die von den etwa 60 Aktiven und 19 Pferden nicht vorgeführt wurde: Reiten, Fahren, Bodenarbeit, Reiterspiele, Trailparcours und ein Führzügelwettbewerb wurden dem Publikum präsentiert. „Es waren viele Kinder dabei und die Pferde waren zum Teil mehrfach im Einsatz“, berichtete Störmann-Thies. Die Züchterin aus Flethsee, Kreis Steinburg, die auch im Rasseparlament der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) sitzt, resümierte zufrieden: „Ich denke, wir konnten die Vielseitigkeit und die Eignung als Familienallrounder sehr gut demonstrieren.“

Zur Norla kommt Störmann-Thies immer gerne. „Ich liebe das ländliche Publikum. Die haben Verständnis für die Tiere“, findet sie. Wenn dann ältere Landwirte vor den Pferden stehen und sagen: „So en harrn wi ok in Stall. Den hebbt wi to‘n Plögen hatt“, dann freut sie sich besonders.

Shetlandponyfohlen Norla 2024 Foto: akg
Gesamtsieger Endring Shetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Gesamtsieger EndringShetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Shetlandponys Norla 2024 Foto: akg
Shetlandponys Norla 2024 Fohlen in Action Foto: akg
Shetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Shetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Shetlandponys Norla 2024
Foto: Conny Stegert
Shetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Shetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Fjord Norla 2024 Foto: Lilly Brandt
Fjord Norla 2024 Foto: Lilly Brandt
Fjord Norla 2024 Foto: Lilly Brandt
Endring Partbred Shetlandponys Norla 2024 Foto: Conny Stegert
Fjord Norla 2024 Foto: Lilly Brandt
Fjord Norla 2024 Foto: Lilly Brandt
Fjord Norla 2024 Foto: Lilly Brandt


Herbstliche Pflanzzeit nutzen

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Wer lange Freude an Stauden haben möchte, kauft Arten und Sorten, die hinsichtlich ihrer Ansprüche an Licht und Boden zum geplanten Standort passen. Doch ob sich die Pflanzen von Anfang an gut entwickeln, hängt auch davon ab, in welchem Zustand sie nach Hause kommen. Daher lohnt sich ein sorgfältiger Blick auf oberirdische und unterirdische Pflanzenteile. Denn kräftige, gesunde Stauden wachsen zügig nach dem Auspflanzen an und erfreuen bereits im nächsten Jahr mit ihrem Blütenflor.

Beim Staudenkauf in einer guten Gärtnerei kann man weitgehend sicher sein, Qualitätsware zu erhalten. Ob es sich darum handelt, ist gar nicht so einfach zu erkennen. Schließlich sehen die Pflanzen je nach Jahreszeit ganz unterschiedlich in ihren Töpfen aus. Später im Herbst färben sich die Blätter gelb und braun ein und im Winter ist kaum etwas von der Pflanze zu erkennen. Im Frühjahr zeigt sich zaghaft das erste Grün, das sich bis zum Sommer in ein prachtvolles Blüten- und Blätterkleid verwandelt.

Mit etwas Geduld und der richtigen Standortwahl entstehen wunderschöne Staudenbeete. Foto: Karin Stern
Die Wurzeln sind in tadellosem Zustand, sollten aber auch nicht viel weiter aus dem Abzugsloch herausschauen. Foto: Karin Stern

Wichtig zu wissen: Nur gesunde, abgehärtete Pflanzen wachsen im Garten schnell an und entwickeln sich zügig weiter. Pflanzen und Topferde müssen frei von Krankheiten, Schädlingen, Unkräutern und Moosen sein. Alle oberirdischen Teile sollten der Jahreszeit entsprechend ausgebildet sein. Als wichtiges Qualitätsmerkmal gelten die Wurzeln. Zieht man den Ballen vorsichtig aus dem Topf, lässt sich mit einem Blick feststellen, ob er gleichmäßig durchwurzelt ist. Die Wurzelspitzen sollten hell sein, die Wurzeln ausreichend Platz im Topf finden. Ein paar Wurzelspitzen dürfen aber aus den Abzugslöchern am Topfboden herausschauen. Auch ein Blick auf das Etikett lohnt sich. Hier finden sich Angaben über Pflanzenart, Sortenname, Blühzeit, Wuchshöhe und Standortansprüche an Boden sowie Licht. Aus Samen herangezogene Stauden sind auf manchen Etiketten mit einem „S“ gekennzeichnet.

Gleichmäßig durchwurzelte Ballen sprechen für die Qualität dieser Funkien. Foto: Karin Stern

Ein weiteres Qualitätskriterium stellt die Topfgröße dar. In einen 7er-Topf (7 x 7 cm) gehören breit wachsende Polsterstauden wie Pfennigkraut, Mauerpfeffer und Katzenpfötchen sowie schwach wachsende Kleinstauden wie Grasnelke oder Hauswurz. Im 8er-Topf (8 x 8 cm) werden ebenfalls breit wachsende Polsterstauden (zum Beispiel Blaukissen, Polsterphlox) und niedrige, nicht polsterbildende Stauden (zum Beispiel Kissenaster, Ziest) sowie Farne, Gräser, Sumpf- und Wasserpflanzen angeboten. In den 9er-Topf (9 x 9 cm) gehören halbhohe bis hohe Stauden, Farne und Gräser wie Federborstengras, Prachtspiere oder Königsfarn sowie Seerosen für die Flachwasserzone. Der 11er-Topf ist ideal für hohe, austriebsfreudige Gräser wie Pampasgras, Chinaschilf und Seerosen für tieferen Wasserstand.

Bei diesen Größenangaben handelt es sich um die Mindestmaße. Manche Staudengärtner verwenden sogar als kleinste Größe den 9er-Topf. Das Ergebnis sind oft wüchsigere und größere Pflanzen. Die beste Pflanzenqualität nützt jedoch nur etwas, wenn die Staude an den richtigen Standort gepflanzt wird. Daher sollte beim Kauf unbedingt auf die erforderliche Bodenart und die Lage geachtet werden. Informationen darüber finden sich auf den bunten Plastiketiketten im Staudentopf.

Meist lohnt sich ein Blick auf die Rückseite der Staudenetiketten. Dort finden sich oft noch nützliche Pflegetipps. Foto: Karin Stern

Stauden aus Containern und Töpfen können nahezu ganzjährig gepflanzt werden. Ungeeignete Termine liegen im trocken-heißen Hochsommer und kurz vor einer Frostperiode – beides Bedingungen, die selbst robuste Pflanzen absterben lassen können. Viele Gärtner bevorzugen aus guten Gründen den September als Pflanztermin. Die sommerliche Hitze ist vorbei und bis zum Frost haben die Stauden noch genügend Zeit zum Einwurzeln. Im folgenden Frühjahr können die Neuzugänge im Staudenbeet sofort „durchstarten“. Einzig winterempfindliche Stauden wie die Herbstanemone und Ziergräser pflanzt man besser erst im Frühjahr von März bis April, je nach Witterung. Leider trocknen die Stauden in ihren Töpfen schnell aus. Daher wird der Topf vor dem Pflanzen in einen Wassereimer getaucht, bis keine Blasen mehr aufsteigen. Der feuchte Ballen lässt sich viel leichter entnehmen. Störende, aus den Abzugslöchern herausschauende Wurzeln schneidet man einfach mit einem scharfen Messer ab. Sehr dichte Wurzelballen werden im unteren Bereich etwas mit den Fingern geöffnet. Dies regt die Bildung neuer Wurzeln an. Es empfiehlt sich, den Boden rund um die Pflanzstelle in der Anfangszeit unkrautfrei zu halten und starkwüchsige Nachbarn etwas zu bremsen.

Viel der derzeit erhältlichen Stauden eignen sich auch für die Kübelbepflanzung. Foto: Karin Stern
Ein attraktives, herbstliches Staudenbeet mit Aster, Fetthenne, Sonnenhut und Bartblume. Foto: Karin Stern


Tipp: Pflanzenkauf kann ganz schön ins Geld gehen, vor allem wenn es sich um neue oder seltene Sorten aus Spezialgärtnereien handelt. Günstiger kommt man auf Pflanzenflohmärkten oder Tauschbörsen weg, die häufig im Frühjahr und Herbst von Privatinitiativen wie den Offenen Gärten angeboten werden. Auch in der eigenen Nachbarschaft ergibt sich so manche Tauschaktion. Einige Pflanzenhändler im Internet bieten bei Vorbestellung im Winter einen Rabatt von 10 bis 15 % auf den Kaufpreis. Die Lieferung erfolgt dennoch erst im Frühjahr. Auch im Gartenmarkt lohnt sich jetzt zum Saisonende das Ausschauhalten nach reduzierter Ware. Schnäppchen lassen sich hier nicht nur bei Stauden, sondern auch bei Blumenzwiebeln, Gehölzen und Keramik ergattern.

Farblich aufeinander abgestimmte Pflanzen werden gerne gemeinsam präsentiert. Foto: Karin Stern
Arrangieren Sie vor der Pflanzung die Töpfe an den gedachten Stelle. Änderungen lassen sich dann noch leicht umsetzen. Foto: Karin Stern


Exportwerte sinken, Einfuhren steigen

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Der Wert des deutschen Agrarexports ist im ersten Halbjahr 2024 gesunken, während die entsprechenden Einfuhren zulegten. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden mit der Ausfuhr von Agrarprodukten und Lebensmitteln einschließlich forstwirtschaftlicher Erzeugnisse, Tabakwaren und Getränke 48,06 Mrd. € erlöst; das waren 807 Mio. € oder 1,7 % weniger als in der ersten Jahreshälfte 2023. Dagegen nahm der Wert der Agrareinfuhren um 2,53 Mrd. € beziehungsweise 4,5 % auf 58,80 Mrd. € zu. Mithin erhöhte sich das Agraraußenhandelsdefizit um 45,2 % auf 10,74 Mrd. €.

Gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 errechnet sich für die deutschen Agrarausfuhren allerdings noch ein Wertplus von 8,0 %. In der ersten Jahreshälfte 2023 waren die Exporte nämlich sehr kräftig gestiegen, und zwar um 4,4 Mrd. € oder fast 10 % auf damals 48,9 Mrd. €. Die Agrareinfuhren hatten seinerzeit bei 56,3 Mrd. € stagniert.

Einfuhren übertreffen Ausfuhren um das Vierfache

Den mit Abstand größten Posten im deutschen Agraraußenhandel bildet die Warengruppe „Nahrungsmittel und Futtermittel“. Hierfür wird im aktuellen Halbjahresvergleich ein Rückgang des Exportwertes um 1,2 % auf 37,04 Mrd. € ausgewiesen. Die betreffenden Importe nahmen um 0,8 % auf 32,88 Mrd. € ab. Mit Nahrungs- und Futtermitteln erzielte Deutschland von Januar bis Juni 2024 somit einen Ausfuhrüberschuss von 4,15 Mrd. €.

Ganz anders sieht dies bei der Rubrik „Erzeugnisse der Landwirtschaft und Jagd“ aus. Hier standen in den ersten sechs Monaten von 2024 Exporten im Wert von 5,49 Mrd. € Einfuhren für 19,44 Mrd. € gegenüber. Während auf der Aufuhrseite ein Minus von 3,8 % verzeichnet wurde, gab es bei den Importen ein sehr kräftiges Plus von 17,4 %.

Anti-Produktionspolitik zeigt Wirkung

Die German Export Association for Food and Agriproducts (Gefa) blickt besorgt auf die Halbjahreszahlen zum deutschen Agraraußenhandel. Aus Sicht der Gefa ist der Rückgang auch den „oftmals politisch gewünschten Produktionssenkungen“ zuzuschreiben.

„Die Wettbewerbssituation im Ausland und der Kampf um die Regalplätze in den Auslandsmärkten werden härter“, stellte Gefa-Sprecher Hartmut Kretschmer fest. Gleichzeitig werde die heimische Produktion mit ständig neuen und „oft nutzlosen bürokratischen“ Anforderungen belastet, statt endlich die dringend notwendige und regelmäßig angekündigte Bürokratiewende einzuleiten.

Verlagerung ins Ausland hilft der Umwelt nicht

„Die Verlagerung von Produktion und Wertschöpfung ins Ausland hilft weder dem deutschen Standort noch der Umwelt“, gab Gefa-Vizesprecher Jan-Bernd Stärk ergänzend zu bedenken. Die deutsche Politik müsse ihre Anstrengungen zur Stärkung der heimischen Lebensmittelproduktion deutlich erhöhen. Neben der Entbürokratisierung bedürfe es auch der Förderung des Exports von Agrarprodukten und Lebensmitteln. „Es ist nicht weiter hinnehmbar, dass sich der Agrargunststandort Deutschland aus seiner Verantwortung für eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln zurückzieht“, so Stärk.

Die Gefa mahnt einen schnelleren Abbau von Handelsrestriktionen sowie engagiertere Initiativen zur Öffnung von Auslandsmärkten an. Das betrifft ihr zufolge auf EU-Ebene den Abschluss von Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten und in Südostasien beziehungsweise im Fall Deutschlands zum Beispiel Veterinärzulassungen in wichtigen Drittlandmärkten. Zudem wird ein Abbau bürokratischer Hemmnisse bei aufwendigen Deklarationsforderungen sowie bei der Einhaltung von Ursprungsregelungen gefordert. age

Europäischer Milchsektor

im Visier

Chinesisches Antidumpingverfahren

China stellt Milchimporte aus der Europäischen Union auf den Prüfstand. Vergangene Woche kündigte das chinesische Handelsministerium ein Antidumpingverfahren gegen Milcherzeugnisse aus der EU an. Laut Angaben der Nachrichtenagentur AFP sind unter anderem Quark, Milch und Sahne sowie Käsesorten wie Blauschimmelkäse und Frischkäse betroffen. Wie Peking mitteilte, wurde die Untersuchung aufgrund eines Beschwerdeantrags aus der chinesischen Milchbranche eingeleitet. Bemängelt wird, dass die im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik gewährten Subventionen eine unfaire Marktverzerrung zuungunsten der chinesischen Erzeuger darstellen. Im Jahr 2023 exportierte die EU Milchprodukte im Wert von 1,76 Mrd. € nach China. Der Schritt erinnert an das Vorgehen Chinas gegen europäische Schweinefleischexporte. Im Juni hatte das Handelsministerium der Volksrepublik nach der Beschwerde eines Interessenverbandes der heimischen Schweinefleischindustrie ebenfalls ein Antidumpingverfahren eingeleitet. Beobachter gehen davon aus, dass beide Verfahren eine direkte Antwort auf die von der EU verhängten Ausgleichszölle gegen chinesische Elektroautos sind. Ein Sprecher der EU-Kommission erklärte, man sei sich sicher, dass die von Peking kritisierten Förderpraktiken dem Regelwerk der Welthandelsorganisation entsprächen. Ungeachtet dessen werde man die vorliegenden Informationen prüfen. Einen möglichen Zusammenhang mit den geplanten Antidumpingzöllen auf chinesische Elektroautos wollte der Sprecher nicht kommentieren. age

Körnererbsen – ein neuer Markt?

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Die Körnererbse ist als Leguminose mit ihrer Stickstoff bindenden Eigenschaft neben anderen Leguminosen sowohl für Futterbau- als auch für Ackerbaubetriebe keine Unbekannte. So hat sich die Anbaufläche von gut 70.000 ha im Jahr 2018 auf inzwischen 117.000 ha im Jahr 2023 kontinuierlich erhöht. Der Anbau ist sowohl in der Winterform wie auch als Sommerung möglich, wobei die Sommerform hier mit einem Anteil von 94 % deutlich im Fokus steht. Sie wird von Anfang März bis April gedrillt und ist dann in der Regel Anfang bis Mitte August druschreif. Der Ertrag liegt im sechsjährigen Durchschnitt bei 30,4 dt / ha. Sie kann zur Auflockerung der Fruchtfolge frühestens nach sechs, besser nach neun Jahren wieder auf derselben Fläche angebaut werden. Für Futterbaubetriebe sowohl im konventionellen als auch im Ökobereich kommt auch der Anbau als Gemenge infrage.

Bisher preislich eher uninteressant

Die Körnererbse hat einen Rohproteingehalt von 24 % und ist daher neben ihren ackerbaulichen Eigenschaften auch für Vieh haltende Betriebe ein geeigneter Proteinlieferant. So ist es auch nicht verwunderlich, dass gut zwei Drittel der Körnererbsenernte im Futtermittelbereich landen. Hiervon wiederum werden geschätzte 105.000 bis 110.000 t direkt von den Futterbaubetrieben verwertet. Ein weiterer Anteil – im vergangenen Jahr waren dies 139.500 t – wird über den Landhandel erfasst und im Rahmen der Mischfutterproduktion verarbeitet. Allerdings wird die Körnererbse nicht von jedem Landhandel erfasst und auch das aktuelle Erzeugerpreisniveau von durchschnittlich 24 € / dt lässt die Körnererbse im Vergleich zu anderen Marktfrüchten deutlich schlechter dastehen. Hier muss allerdings ihre Fähigkeit der Stickstoffspeicherung im Boden mit eingepreist werden.

Wachsender Markt für pflanzliche Proteine

Ungefähr 30 % der geernteten Körnererbsen werden für die Gewinnung von pflanzlichen Proteinen in der Humanernährung verwertet. Hier werden besonders im Bereich Proteindrinks und Fleischersatzprodukte steigende Umsätze vorhergesagt. Und genau auf diese Schiene springt nun auch die Nordzucker AG auf. Hier soll ein neues Werk in der Region Hannover für die Produktion von Proteinen aus Körnererbsen entstehen. Die Nordzucker AG hat dafür Anbauverträge mit Landwirten aus Niedersachsen, aber auch aus den umliegenden Bundesländern in einem Gesamtumfang von mehreren 10.000 t abgeschlossen. Der darin festgelegte Erzeugerpreis hat mit 42,80 €/dt ein deutlich höheres Niveau und aufgrund der nicht unerheblichen Menge auch das Potenzial, dem Preisgefüge der Körnererbsen deutliche bullische Impulse zu senden. Zum anderen ermöglicht es auch reinen Marktfruchtbetrieben, die Körnererbse zur Auflockerung in bestehende Fruchtfolgen zu integrieren, ohne anschließend vor einem Vermarktungsproblem zu stehen. Laut Nordzucker-Angaben sollen die Körnererbsen zu 100 % aus deutschem Anbau kommen. Diese Regionalität haben sich aber auch andere Mitbewerber, zum Beispiel endori, auf die Fahne geschrieben. Somit steigert der geplante Einstieg der Nordzucker AG in den Proteinmarkt auch den Wettbewerb in der entsprechenden Verarbeitungsebene. Auch dies könnte sich zugunsten der Erzeugerpreise auswirken. Auch für nächstes Jahr wird die Nordzucker AG wieder entsprechende Verträge anbieten. Es bleibt also spannend, wie sich dieser Markt entwickeln wird.