Sie werden bei Login in den Shop auch automatisch auf der Bauernblatt-Website eingeloggt und können sich dann zukünftig mit dem gleichen Passwort auf beiden Websites anmelden.
Martin Seidl ist begeistertet vom Angus-Rind. „Es hat hervorragende Fleischqualität und ein gutes Nachgeburtsverhalten“, sagt er. Zusammen mit anderen Angus-Haltern, -Züchtern und -Mästern hat er die Interessengemeinschaft Angus Schleswig-Holstein und Hamburg gegründet.
Ziele der Interessengemeinschaft (IG) sind die Förderung von Vermarktung und Zucht des Angus-Rinds, die Unterstützung der Jungzüchter und Informationsaustausch zwischen Angus-Haltern und -Züchtern. Die IG wurde vor eineinhalb Jahren gegründet und ist Teil der entsprechenden bundesweiten Gemeinschaft. Sie arbeitet eng zusammen mit der Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) eG und anderen Züchterinstitutionen. Derzeit hat sie rund 60 Mitglieder.
Bisher wurde unter anderem eine Exkursion zu dem Betrieb von Timo Ölkers und Heinz-Wilhelm Riekenberg in Niedersachsen durchgeführt, die Angus auf Stroh mästen. Am Sonntag, 15. September, wird ab 13 Uhr bei Finn Martensen in Enge-Sande ein Angus-Tasting angeboten. Ende November gibt es wieder ein Jungzüchtertraining in Süderbrarup, Kreis Nordfriesland.
Nicht nur der Geschmack, auch die Zuchteigenschaften überzeugen Angus-Freunde. „Die Kälber haben eine unglaubliche Vitalität, schon ein paar Minuten nach der Geburt stehen sie auf. Die Kühe können schon nach zwei Jahren belegt werden“, sagt die IG-Vorsitzende Johanna Schneidereit aus Henstedt, Kreis Steinburg. Martin Seidel ist wichtig: „Angus-Vermarktung ist regionale Vermarktung.“ Informationen und Anmeldung zu Veranstaltungen unter Tel.: 0170-462 32 17 oder johanna.goettsche@gmx.de
Bestimmt hat schon jedes Mitglied im Bauernverband mit seiner Kreisgeschäftsstelle zu tun gehabt, und sicherlich ist ihm oder ihr dort bei dem Anliegen geholfen worden. Doch was umfasst eigentlich das gesamte Spektrum einer Kreisgeschäftsstelle, und wie sieht ihr Alltag aus? Das Bauernblatt hat sie besucht, heute: die Kreisgeschäftsstellen für Stormarn und für das Herzogtum Lauenburg.
Es sind Nachbarkreise, und das Besondere: Sie haben einen Kreisgeschäftsführer für beide Kreisbauernverbände (KBV), aber zwei Geschäftsstellen: für den KBV Stormarn in Bad Oldesloe und für den KBV Herzogtum Lauenburg in Mölln. Das ist etwa 35 km oder eine Dreiviertel-Autostunde auseinander.
Peter Koll ist Kreisgeschäftsführer seit März 2001 und von Anfang an für beide Stellen. Das war schon bei seinem Vorgänger Detleff Rießen so, und es wird auch so bleiben, wenn demnächst Anwärter Marcel Lienau weiterer Geschäftsführer wird: Sie werden sich beide die Aufgaben in beiden Kreisen teilen. Auch die Assistentinnen sind für beide Kreise aktiv, auch wenn Gesa Tams-Koll und Manuela Sprunk hauptsächlich in Bad Oldesloe und Kirsten Harenberg in Mölln ihren Arbeitsplatz haben. „Das Einzige, was nicht zusammengeführt ist, sind die Papierakten“, sagt Peter Koll.
Er selbst pendelt regelmäßig, hat in Mölln den Mittwoch als festen Tag und in Bad Oldesloe Montag und Freitag fest. „Wir vergeben aber immer Termine. Die Dinge, um die es geht, kann man nicht in ein paar Minuten abhandeln. Das wird von den Mitgliedern über Jahre gut angenommen und akzeptiert“, so Koll. Zehn bis 15 Termine pro Woche an beiden Stellen zusammen sind üblich, in der Hochantragszeit auch 25 bis 30 täglich. Da braucht es Unterstützung, etwa durch die Anwärter Marcel Lienau oder kürzlich Beeke Ehlers sowie durch eine studentische Aushilfe.
Wäschekorb mit Akten
„Trotz der digitalen Medien haben wir sehr viel direkten Mitgliederkontakt“, erklärt Koll. „Manche kommen mit einem Wäschekorb voll Unterlagen.“ Aber sie kommen bisweilen auch mit selbst gebackenen Keksen, eigenen Äpfeln oder Leckerlis für Bürohund Paula.
Die Geschäftsstellen sind auch beratende Außenstellen für die Sozialversicherung. Selbst Steuerberatung kann Koll anbieten, wenn auch nur für einfache Fälle der Einnahme-Überschuss-Rechnung und in gewissen Grenzen, die vor der Bilanzpflicht liegen. „Es wird nicht weniger, Steuerberatungskapazitäten sind in der freien Wirtschaft oft ausgelastet.“ Kolls Fazit, das auch Lienau bereits teilt: „Es gibt wohl kaum eine andere Institution, die so umfangreich im Spektrum des Agrarrechts berät.“
Trost und Beistand
Das Beratungsspektrum dreht sich um alles, was rund um den Hof und die landwirtschaftliche Familie anfällt. Die Redewendung lautet „von der Wiege bis zur Bahre“ – Koll drückt es lieber so aus: „vom Elterngeld bis zur Witwenrente“. Und dabei geht es um weit mehr als um „Formulare, Formulare“. Da kommen Schicksalsschläge vor, Krankheiten, Todesfälle. Koll: „Wenn das Leben glattläuft, braucht man den Bauernverband ja nicht. Wir sind froh, wenn wir Trost und Hilfe spenden können. Und so geht der Beistand für Betroffene oft über reinen Rechtsbeistand hinaus.“ Da stehen Taschentücher ganz selbstverständlich bereit. Der Kreisgeschäftsführer weiß jedoch: Es braucht auch eine entsprechende Distanz. „Ein wichtiges Arbeitsgerät ist der Büroschlüssel. Die Themen müssen drinnen bleiben.“
Druck der Städte
Was zeichnet die Kreise landwirtschaftlich aus? Beide sind sie „an den Enden“ geprägt durch die Nähe der Großstädte Hamburg und Lübeck. Stormarn ist dazu neben Pinneberg der wirtschaftlich stärkste Kreis im Land und der mit der höchsten Bevölkerungsdichte. Daraus resultieren ein geringer Anteil der Landwirte an der Gesamtwirtschaft (unter 1 % des BIP) sowie ein starker Druck auf die Flächen – für Siedlungsprojekte, Gewerbegebiete, Infrastrukturmaßnahmen. Die Bodenpreise treibt das natürlich nach oben. „Allein in meiner Geschäftsführerzeit haben wir rund 5.000 Hektar Fläche verloren, das sind in 23 Jahren zehn Prozent“, weiß Koll.
Straßen, Gleise, Leitungen
Dazu kommen die starken Verkehrswege und ihre Reparatur- und Ausbaumaßnahmen – die Autobahnen, Bahnlinien und Wasserstraßen und die neuen Stromfernleitungen (das Bauernblatt berichtete). Neue Projekte hierbei sind die Anbindung an die Fehmarnbeltquerung und der Ausbau der Hamburger S-Bahn-Linie 4 bis Bad Oldesloe. Bei Flächenbedarf der Projektbetreiber, der nicht abgewendet werden kann, bemüht sich der Verband um Ersatzflächen, damit der Landwirt weiter gut wirtschaften kann, aber häufig gebe es nur einen finanziellen Ausgleich. Koll: „Das betrifft zwar nur wenige Bauern, aber oft dieselben.“
Die Betriebsstruktur ist heterogen, aber in beiden Kreisen ähnlich: im Süden kleiner strukturierte Betriebe am Hamnburger Rand mit leichten, sandigen Böden, im Norden beginnendes Hügelland mit eiszeitlich geprägten lehmigen Böden. In beiden Kreisen gibt es Pensionspferdehaltung mit zum Teil über 100 Tieren sowie Sonderkulturen mit Spargel, Erdbeeren und Obst. Die Tierhaltung nimmt ab.
Historische Domänen
Das Herzogtum Lauenburg beherbergt traditionell größere Betriebe. Eine Besonderheit sind die 13 Domänen, die in preußischer Zeit den Kreisen übereignet wurden. Vor längerer Zeit war die Absicht, sie in Biobetriebe umzuwandeln, was aber bisher nur mit einer Domäne geschah. Durch die Lage an der innerdeutschen Grenze ergab sich nach der Öffnung die Möglichkeit, im nahen Mecklenburg Flächen zu erwerben oder zu pachten, was Lauenburger Landwirte nutzten, sich zu erweitern, ohne ihren Stammsitz aufzugeben.
Ansonsten beherbergt das Herzogtum Lauenburg die größten Waldgebiete in Schleswig-Holstein. Aber das ist eine andere Geschichte.
Viel Veränderung in kurzer Zeit
Auf dem Hof der Familie Holz in Koberg bei Mölln standen in den vergangenen zehn, zwölf Jahren eine Menge Veränderungen an. 2008 wurde der damals noch kleinere Betrieb (gut 60 ha, 35 Kühe), den Vater Wolfgang Holz zusammen mit seiner Frau im Nebenerwerb führte, auf Bio umgestellt, ein neuer Stall gebaut. 2019 übernahm Sohn Sebastian den Betrieb und stieg direkt in den Vollerwerb ein. Die Fläche wurde ständig erweitert auf heute 180 ha, der Milchviehbestand auf 80 Tiere. Vor Kurzem hat Sebastian Holz geheiratet. „Der Kreisbauernverband hat uns über Jahre erfolgreich beraten“, sagt Sebastian Holz. „Die Übergabe, die Umstellung, die Erweiterung, Pachtverträge – das brachte einen großen Strauß an bürokratischen Vorgaben mit sich. Und im Zuge der Heirat habe ich meine Ehefrau angestellt. Dazu haben wir jetzt zwei Angestellte.“
Die Bahn kommt – und damit Probleme
Eine Fläche der Familie Ruge in Delingsdorf, Kreis Stormarn, liegt direkt an der Bahnlinie Hamburg-Lübeck, und die wird ständig erweitert (Bild oben). Im Zuge der Elektrifizierung wollte die Bahn als Ausgleichsfläche einen 6 bis 8 m breiten Baumbestand entlang der Gleise pflanzen. Dann hätte die ganze Drainage des Feldes umgebaut werden müssen. Die Kreisgeschäftsstelle erreichte, dass stattdessen ein dreieckiges Flächenstück am Rand bewaldet wurde. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir das hinkriegen!“, sagt Heinz-Joachim Ruge. Nun steht im Zuge der Erweiterung der S-Bahn-Strecke 4 der Bau einer Abstellfläche mit drei Gleisen für bis zu 30 Züge an. Ruge würde dadurch seine Zuwegung zum Feld vom Dorf aus verlieren. „Kreisgeschäftsführer Peter Koll hat für uns Eingaben gemacht, es gibt einen Termin. Noch haben wir keine Ergebnisse“, sagt Ruge.
Bei der Rabobank geht man davon aus, dass die Rohmilchpreise in der EU bis zum Jahresende weiter steigen. Die Milchanlieferungen und die Nachfrage dürften aber nur geringfügig zulegen. Indes sehen die Fachleute für die Preise der Milcherzeugnisse unterschiedliche Entwicklungen voraus: Butter und Milchpulver werden wahrscheinlich teurer, während Gouda und Molkepulver wohl günstiger werden.
Der Aufwärtstrend der Ab-Hof-Milchpreise in der EU und im Vereinigten Königreich wird sich nach Einschätzung der Rabobank in den kommenden Monaten fortsetzen. Wie die niederländischen Fachleute in einer aktuellen Marktanalyse feststellen, sind die Gewinnmargen der Milcherzeuger bereits in den vergangenen Monaten gestiegen, wozu auch sinkende Futterkosten beitrugen.
Der Meiereiriese FrieslandCampina habe seinen Ab-Hof-Garantiepreis im August um 1,25 € auf 49,25 €/100 kg Milch mit 4,45 % Fett und 3,58 % Eiweiß erhöht. Der Vergleichswert vom Januar 2024 belief sich auf lediglich 44,75 €/100 kg. Unterdessen rangierten die Spotmarktpreise in Deutschland und den Niederlanden aktuell über 55 €/100 kg Milch. Vor diesem Hintergrund sehen die Banker gute Chancen für einen weiteren Anstieg der Erzeugerpreise.
Damit im Einklang erwartet die Rabobank eine Ausweitung der Milchanlieferungen in der EU und im Vereinigten Königreich im dritten Quartal 2024, und zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um insgesamt 1 % . Für das vierte Quartal wird gegenüber dem Zeitraum Oktober bis Dezember 2023 mit einem Plus von 1,5 % gerechnet. Damit ergäbe sich für das Gesamtjahr ein Zuwachs von 0,7 %. Davon ausgehend wird für 2025 aber nur eine Mengensteigerung von unter 0,5 % prognostiziert.
Zudem rechnen die niederländischen Analysten damit, dass die Nachfrage der Einkäufer von Milcherzeugnissen in der EU bald etwas anzieht. Bislang hätten diese Marktakteure noch gezögert, größere Lagerbestände aufzubauen, weil neben den Rohstoffpreisen auch die Kosten für Kapital und Arbeit gestiegen seien. Für das Gesamtjahr 2024 wird jetzt ein Nachfrageplus gegenüber dem Vorjahr von 0,4 % erwartet – gemessen in Milchäquivalenten. Für 2023 wurde ein etwas geringerer Anstieg verzeichnet, nämlich von 0,3 %.
Mit Blick auf die EU-Preise der wichtigsten Milcherzeugnisse prognostizieren die Fachleute unterschiedliche Entwicklungen. So sehen sie den durchschnittlichen Butterpreis im vierten Quartal 2024 bei 7.650 €/t; das wären 6,3 % mehr als der Schätzpreis für das dritte Quartal. Zudem dürften sich Mager- und Vollmilchpulver um 6,9 % auf 2.550 €/t beziehungsweise um 2,7 % auf 3.800 €/t verteuern.
Dagegen werden für Gouda-Käse und Molkepulver Preissenkungen um 0,8 % auf 4.400 €/t beziehungsweise um 2,9 % auf 925 €/t vorausgesagt. Unterdessen hielten sich die Verbraucher derzeit mit ihren Ausgaben für Milcherzeugnisse noch zurück, während der Foodservice und der Lebensmitteleinzelhandel weiterhin mit geringen Gewinnspannen arbeite, hieß es.age
Getreideernte 2024:
Fusarien und Mutterkorn im Rahmen
Mühlen sehen den Anbau von Qualitätsweizen in Deutschland in Gefahr
Ein gemischtes Bild zeichnet der Mühlenverband von der diesjährigen Getreideernte in Deutschland. Im Osten seien die Ernten überwiegend gut, im Westen schlecht, sagt Verbandsgeschäftsführer Peter Haarbeck. Auch in weiten Gebieten Süddeutschlands blieben die Ergebnisse hinter denen der vergangenen Jahre zurück. Allerdings gebe es große regionale Unterschiede.
Akzeptable Proteingehalte gingen oft mit niedrigen Erträgen einher, berichtet Haarbeck. Beim Rohproteingehalt werde die 12-%-Marke voraussichtlich nicht erreicht. Einige Mühlen seien zufrieden mit den Proteingehalten. Auch die Kleberqualitäten seien zum Teil gut. Für die Mühlen werde es insgesamt deutlich aufwendiger, die benötigten Mengen und Qualitäten zu beschaffen. Nicht bestätigt hätten sich Befürchtungen, dass der Befall mit Fusarien und Mutterkorn ein großes Problem in der Breite darstellen könnte. „Wir können Entwarnung geben“, sagt Haarbeck. Dem VGMS-Geschäftsführer zufolge sehen die Mühlen den Anbau von Qualitätsweizen in Deutschland in Gefahr. Als eine Ursache nennt Haarbeck die Düngeverordnung mit ihren starren Vorgaben. „Wo immer es geht, muss guter Ackerbau mit bedarfsgerechter Düngung möglich sein“, betont Haarbeck. Bund und Länder seien gefordert, das hinzubekommen. Der VGMS-Geschäftsführer bekräftigt das Interesse der Mühlen, ihren Kunden weiterhin deutsche Ware in den gewünschten Qualitäten zur Verfügung zu stellen. Derzeit liege der Anteil von heimischem Weizen bei 95 %.
Wachsende Herausforderungen für die Pflanzengesundheit sind verstärkter Schädlingsbefall und Krankheitsdruck, die mit dem Klimawandel einhergehen. Dazu passten keine politischen Vorgaben, pauschal mit immer weniger Pflanzenschutzmitteln auszukommen, so Haarbeck: „Die Mühlen brauchen gesundes Getreide.“ Dafür sei eine breite Palette an modernen Wirkstoffen unerlässlich. age
Die Rapskurse kletterten an der Matif in Paris Ende August um rund 10 €/t auf zirka 470 €/t. Sie folgten vor allem den festen Rohölkursen, die im gleichen Zeitraum innerhalb von drei Tagen um 7,6 % auf zirka 80 US-$/bbl stiegen wegen der weiterhin angespannten Situation im Nahen Osten. Im Falle eines offenen Kriegs mit Israel könnte die Ölversorgung aus der Region nachhaltig gestört werden, was an den Börsen je nach täglicher Nachrichtenlage bereits kräftig ein- und wieder ausgepreist wird. Die Seewege durch das Rote Meer, wo derzeit ein nach einem Huthi-Angriff brennender Tanker mit 150.000 t Rohöl an Bord treibt, als auch durch den Panamakanal, dessen Kapazitäten durch Trockenheit begrenzt sind, bleiben unsichere Routen. Dazu hat aktuell Libyens rivalisierende Regierung im Osten des Landes die Einstellung der gesamten Ölproduktion und des -exports angekündigt, was weiter preistreibend wirkt. Grundsätzlich besteht für den Ölweltmarkt die Aussicht auf eine anziehende Nachfrage, weil sich die konjunkturelle Lage in China zu bessern scheint, was einen neuen Höchststand des weltweiten Verbrauchs von Rohöl, Benzin und Diesel bedeuten würde. Auch Palmöl stieg an der Börse in Kuala Lumpur nach der Ankündigung Indonesiens, die Beimischungsquote von Palmöl von aktuell 30 % bis Anfang 2025 auf 50 % erhöhen zu wollen.
Im August hat Mars, der Prognosedienst der EU-Kommission, die Ertragsschätzungen wegen der außergewöhnlich heißen Bedingungen im Süden und der übermäßigen Regenfälle im Norden für fast alle Kulturen gesenkt. Auch die Ertragsprognose für Winterraps wurde EU-weit noch einmal auf 30,7 dt/ha korrigiert, 3 % unter dem langjährigen Mittel. Sommerkulturen, wie die Ölpflanzen Soja und Sonnenblumen, waren wegen der heißen Bedingungen, kombiniert mit einer begrenzten Wasserverfügbarkeit in Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Griechenland, besonders betroffen. Die Erträge der EU-Sonnenblumenernte 2024 werden auf 20,4 dt/ha taxiert, 5 % unter dem Durchschnitt, die Sojaerträge in der EU wurden um 4 % auf 27,5 dt/ha reduziert, 3 % unter dem Durchschnitt.
Nach den früheren deutlichen Kursverlusten an der Chicagoer Börse setzte bei den US-Sojabohnen zuletzt eine Konsolidierung ein, gestützt durch die Aussicht auf eine Hitzewelle in der kommenden Woche, auch wenn immer noch eine Rekordernte prognostiziert wird.
Fester Euro und hohe Importe dämpfen
Für etwas Gegenwind sorgt der feste Eurokurs, denn damit wird EU-Raps am Weltmarkt teurer beziehungsweise Importe billiger. Der Euro kletterte in den vergangenen Handelstagen weiter und erreichte damit den höchsten Stand seit Juni 2023. Spätestens seit den enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten gilt es als sicher, dass die US-Zentralbank Fed auf ihrer Sitzung am 18. September den Leitzins senken wird.
Dämpfend wirkte auch, dass die EU deutlich mehr Raps als im Vorjahreszeitraum importierte, was grundsätzlich zur Deckung des Inlandsverbrauchs an pflanzlichen Ölen und Fetten in Höhe von 5,65 Mio. t notwendig ist. Rund 60 % gingen in die industrielle Verwertung (Biodiesel, oleochemische Produkte, etwa für Pharmazie, Kosmetik, Hydraulik- und Schmieröle), 32 % in die menschliche Ernährung und 8 % als Futteröle ins Mischfutter. Aus der deutschen Rapsernte können nur rund 1,7 Mio. t Pflanzenöl produziert werden. Nach Angaben der EU-Kommission importierte die EU im Zeitraum vom 1. Juli bis 11. August 2024 bereits über 440.000 t Raps, nach 285.300 t im Vorjahreszeitraum. Die größte Menge kommt mit 290.000 t (Vorjahr: 98.000 t) aus Australien, gefolgt von 96.000 t (47.600 t) aus der Ukraine und 34.000 t (95.300 t) aus Moldawien. Dagegen liegen die EU-Sojaeinfuhren mit 1,2 (1,5) Mio. t unter dem Vorjahresniveau. Brasilien lieferte mit 863.000 (909.100) t die größte Menge, aus den USA kamen 174.500 (465.700) t und aus der Ukraine 115.000 (71.000) t.
Kassamarkt folgt verzögert
Am Kassamarkt wird vom Erfassungshandel der Kursanstieg von über 10 €/t an den Börsen erst zur Hälfte abgebildet. Dagegen hat der Großhandelsmarkt schon deutlicher reagiert, besonders für prompte Lieferungen.
Schleswig-Holstein ist von zahlreichen Bächen und Gräben durchzogen. Sie dienen der Entwässerung und erfüllen wichtige ökologische Funktionen, bieten Lebensraum für Fische, Insekten, Krebse, Muscheln und Wasserpflanzen. Sie sind ein wichtiger Lebensraum zum Erhalt der Artenvielfalt. Damit das Wasser abfließen kann, werden viele Gewässer regelmäßig unterhalten. Wird die Unterhaltung intensiv durchgeführt, so führt das zu Lebensräumen ohne Strukturen und Vielfalt, nur wenige Tiere können dort noch leben. Es siedeln sich Wasserpflanzen an, die sehr schnell wachsen, sodass die Unterhaltung zum Teil mehrmals im Jahr durchgeführt werden muss. Dies ist zeitaufwendig und kostet Geld.
Was bedeutet „schonende Gewässerunterhaltung“?
Durch schonende Unterhaltung der Flüsse, Bäche und Gräben werden die Strukturen und ökologischen Funktionen wiederhergestellt, die Artenvielfalt steigt und auch der Abfluss bleibt gesichert. Bei ausreichend guter Wasserqualität kann sich mit etwas Zeit ein guter ökologischer Zustand einstellen.
Im Gegensatz zur intensiven Unterhaltung, bei der die Gewässersohle komplett ausgemäht und die Ufer kurz gemäht werden, wird bei der schonenden Unterhaltung nur bedarfsweise und einseitig, wechselseitig, abschnittsweise oder nur im Stromstrich gemäht. Die besonders empfindliche Gewässersohle und die Ufer werden geschont. Dies ist wichtig, da sich viele Fische und die meisten Insektenlarven auf der Sohle und am Böschungsfuß aufhalten. Steine, Kies, Laub, Holz und Pflanzenpolster bleiben im Gewässer als besonders wichtige Strukturen erhalten. Der Bach erhält schmale und breite, flache und tiefe, schnell und langsam strömende Abschnitte.
Artenvielfalt und Rechtssicherheit
Auch die Ufergehölze bleiben so weit möglich stehen oder werden wieder angepflanzt. Geschnitten wird höchstens abschnittsweise, um möglichst viele schattige und kühle Abschnitte zu erzeugen. So kann die Artenvielfalt in Bach und Fluss erhalten oder wiederhergestellt werden. Um den Abfluss zu gewährleisten, werden Hindernisse in Absprache mit den Unteren Wasser- und Naturschutzbehörden rechtzeitig beseitigt. Durch schonende Unterhaltung werden die Vorgaben des Artenschutzes eingehalten und der Abfluss gesichert. Damit sind die Unterhaltungspflichtigen rechtlich auf der sicheren Seite.
Das Beratungsprojekt:
Im Jahr 2009 startete mit der Einführung von fünf Pilotstrecken das Beratungsprojekt „Schonende Gewässerunterhaltung“ im Auftrag des Landesamtes für Umwelt (LfU). Innerhalb des Projektes werden Schulungen durchgeführt, Verbände beraten und im Laufe der Zeit viele weitere Modellstrecken eingerichtet. Die Auswirkungen der schonenden Unterhaltung werden an diesen Abschnitten begleitend untersucht. Durch das Beratungsprojekt werden alle Beteiligten bei der Anpassung der Unterhaltung unterstützt, um so die schonende Gewässerunterhaltung im Land zu etablieren.
Zurzeit sind 85 km schonend unterhaltene Gewässerstrecken im Rahmen des Beratungsprojekts bekannt, davon werden 31 Strecken auf knapp 50 km in Abstimmung beziehungsweise gemeinsam mit den Unterhaltungspflichtigen betreut. Es fallen darunter kleine, kiesgeprägte Bäche des Östlichen Hügellandes genauso wie Marschengewässer an der Westküste. Manche Abschnitte sind 500 m lang, andere erstrecken sich über mehrere Kilometer, wie zum Beispiel an der Radesforder Au im Einzugsgebiet der Stör. Weitere Strecken sind bereits im „Digitalen Unterhaltungsverzeichnis“ ausgewiesen, einem Verzeichnis, in dem – für Verbände und Kreise zugänglich – die Art der Unterhaltung für alle Gewässerstrecken in Karten dargestellt wird.
Praktische Unterstützung bei der Umstellung
Seit 2011 wurden mehr als 1.200 Menschen zur schonenden Gewässerunterhaltung über das Projekt geschult: Verbände, Lohnunternehmer, Baggerfahrer, Ämter- und Behördenvertreter nahmen an insgesamt 68 Schulungen teil. Durch die Weiterbildung der vor Ort tätigen Verbandsvorsitzenden sowie der Lohnunternehmen beziehungsweise Betriebshöfe werden die für die Unterhaltung zuständigen Wasser- und Bodenverbände bei der Umstellung praktisch unterstützt. Für Lohnunternehmer und Maschinenführer werden Schulungen auch vom Wasserforum Nord, einer Kooperation des Landesverbandes der Wasser- und Bodenverbände, des Umweltministeriums und des Landesverbandes der Lohnunternehmer durchgeführt.
Warum sich schonende Gewässerunterhaltung lohnt:
Die schonende Unterhaltung wirkt sich wie erwähnt positiv auf die biologische Vielfalt aus. So steigt etwa die Artenzahl der Wasserpflanzen an. Dies zeigen die Untersuchungen an allen fünf Pilotstrecken. Röhrichte werden gefördert, bei den untergetauchten Wasserpflanzen gehen die Störzeiger, wie Wasserpest oder auch der Igelkolben, zurück. Es kommt nicht, wie befürchtet, zu einer Zunahme von den Abfluss behindernden Wasserpflanzen.
Strukturen und Beschattung werden gefördert
Vielmehr entwickelt sich bei ausreichender Strömung ein pflanzenfreier Stromstrich. An einzelnen Gewässern muss nach einigen Jahren schonender Unterhaltung gar nicht mehr oder nur punktuell unterhalten werden. Die uferparallel entstehenden Pflanzenbestände engen den Querschnitt des Gewässers ein und lenken die Strömung so, dass sich wichtige Strukturen, wie beispielsweise Kiesbänke, wieder ausbilden können. Erlen an den Ufern beschatten das Gewässer und drängen den Abfluss behindernde Wasserpflanzen mit der Zeit zurück. Zudem verhindern die Ufergehölze eine zu starke Erwärmung im Sommer, sie liefern mit Falllaub und Totholz weitere wichtige Strukturen für Insektenlarven und Fische.
Wieder guter Zustand bei Wirbellosenfauna
Ein Beispiel für eine besonders erfolgreiche Umstellung ist ein Abschnitt der Treene oberhalb von Oeversee. Die Treene ist hier zirka 8 m breit, auf 500 m wurde die Unterhaltung im Jahr 2010 von intensiv auf schonend umgestellt. Im Frühjahr 2010, vor der Umstellung, befand sich die Wirbellosenfauna in einem schlechten Zustand. Inzwischen hat sich ein guter Zustand entwickelt. Damit konnten in diesem Abschnitt für die Wirbellosen die nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten Ziele nur durch die Umstellung der Unterhaltung erreicht werden. Auch Steinfliegenlarven, die hohe Ansprüche an Strukturen und die Wasserqualität stellen, werden hier seit drei Jahren wieder gefunden. Es kommen inzwischen viermal so viele Köcherfliegen-Arten vor. Die Blauflügelige Prachtlibelle, eine typische Bach-Art, taucht wieder auf.
Voraussetzung für einen entsprechenden Erfolg ist eine ausreichende Wasserqualität. Diese ist leider noch nicht in allen Gewässerabschnitten gegeben. Doch selbst in dem Abschnitt der Eider unterhalb des Bothkamper Sees, in dem aufgrund von ungenügender Wasserqualität die Bewertung nach wie vor schlecht ausfällt, hat sich die Artenzahl der Köcherfliegen deutlich erhöht (siehe Grafik).
An zwei Pilotstrecken wurden im Rahmen der schonenden Unterhaltung in Abstimmung mit Anliegern und Verband Erlen bachbegleitend angepflanzt. Damit die Erlen genug Wasser bekommen, um zu wachsen, müssen sie direkt an den Böschungsfuß gesetzt werden. Erlen wachsen mit den Wurzeln ins Wasser und stabilisieren damit die Ufer, sie wachsen aber nicht in das Gewässer hinein, wie das zum Beispiel Weiden tun.
Zeitaufwand und Kosten reduzieren sich in der Regel durch die schonende Unterhaltung. Von den fünf Pilotstrecken wird ein Abschnitt seit zwei Jahren probeweise gar nicht mehr unterhalten, in drei Abschnitten hat sich der Zeitaufwand inzwischen deutlich reduziert. Nur an einem Gewässer wird für die schonende Unterhaltung etwas mehr Zeit aufgewendet. Da die Fixkosten wie beispielsweise Rüstzeiten nach wie vor anfallen, reduzieren sich die Kosten nicht gleichermaßen. Gewässerbreite, Böschungslänge und Art des Bewuchses beeinflussen Aufwand und Kosten. Der langjährige Erfahrungsaustausch mit den Lohnunternehmen zeigt, dass die schonende Unterhaltung zum Beispiel als Stromstrichmahd die Kosten nicht erhöht, sondern um bis zu 25 % reduziert. Trotz der deutlichen Veränderungen der Gewässerstrukturen ist es in den Pilotstrecken nach Umstellung der Unterhaltung 2010 nie zu Abflussproblemen gekommen.
Ausblick:
Das Beratungsprojekt im Auftrag des LfU wird weiterlaufen. Die Bearbeiterinnen wechseln: Kristina Schulze-Böttcher mit der Firma Naturschub hat das Projekt seit diesem Jahr von Gabriele Stiller übernommen.
Die Nachfrage nach Schulung und Beratung ist nach wie vor groß. Die Anfragen reichen von Fragen zum Arten- und Biotopschutz an Gewässern über Fragen zur Gehölzpflege, Unterhaltung in FFH-Gebieten, zum Einbringen von Kies bis hin zu Optimierung von Mähbootarbeiten, dem Umgang mit Mähgut und Sickersäften und der Einhaltung der Vorschriften zu Gewässerrandstreifen. Auch wenn an bereits länger bestehenden Modellstrecken Verbandsvorsteher oder Lohnunternehmer wechseln, werden erneute Beratungen nachgefragt.
Klimawandel fordert andere Gewässerunterhaltung
Im Zuge des Klimawandels sind neue Konzepte in der Wasserwirtschaft gefragt. Hier kann die schonende Gewässerunterhaltung unterstützen. Eine Einengung des Querschnitts durch uferparallele Röhrichte sorgt für Wasserrückhalt. Niedrigwasserstände können dadurch abgemildert werden, Pflanzen und Tiere können überleben. Durch den Rückhalt von Wasser können große Regenmengen zwischengespeichert und dann allmählich wieder abgegeben werden. Wenn in trockenen Perioden der Anteil an Abwasser aus Kläranlagen steigt, können Wasserpflanzen und die auf ihnen siedelnden Bakterien zur Reinigung des Bachwassers beitragen.
Schulungen, Beratungen und Begleituntersuchungen werden weiterhin stattfinden. Die schonende Unterhaltung sollte weiter erprobt und, wo immer möglich, zur Regel werden. Sie minimiert den Aufwand und bietet Tieren und Pflanzen in Gräben, Bächen und Flüssen wieder wertvollen Lebensraum. Davon profitieren viele weitere Tiere und letztlich auch die Menschen.
Die Beratung und Durchführung von Schulungen ist für die Wasser- und Bodenverbände kostenfrei und freiwillig. Das Beratungsprojekt dient dem Erfahrungsaustausch nach dem Motto „Mitmachen und mitgestalten“.
Weitere Informationen zur Beratung erteilt das Landesamt für Umwelt in Flintbek.
Im Grünland wird die Bedeutung der Kalkung häufig unterschätzt. Dabei bilden eine standortgerechte Kalkversorgung und die Sicherstellung des optimalen pH-Wertes im Boden die Grundlage für leistungsfähige Grünlandnarben und somit für die so wichtige Grundfutterleistung auf den Futterbau-Milchvieh-Betrieben.
Grünlandbestände benötigen genau wie Ackerstandorte ebenfalls regelmäßige Kalkgaben, um den optimalen pH-Wert zu halten beziehungsweise diesen zu erreichen. Vielfach rückt die Stickstoffdüngung über Wirtschafts- sowie Mineraldünger in der ausgewogenen Grünlandbewirtschaftung in den Fokus. Dabei spielt neben der regelmäßigen Pflege und Nachsaat wertgebender Futtergräser insbesondere ein standortangepasster pH-Wert im Boden zur Erhaltung eines hohen Deutsch-Weidelgrasanteils an der Grasnarbe eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Die Kalkung bewirkt dabei einen Anstieg des pH-Wertes und fungiert, abhängig von der Kalkform, auch als Pflanzendünger für Magnesium und Kalzium. Ein erhöhter pH-Wert des Bodens wirkt sich positiv auf die Phosphat-, Stickstoff-, Schwefel- und Molybdänverfügbarkeit sowie auf die botanische Zusammensetzung der Bestände aus, verbessert die Bodenstruktur, aktiviert das Bodenleben und steigert die Tragfähigkeit.
VDLufa-Methode als Grundlage
Aufgrund der stetig ablaufenden Versauerungsprozesse durch Kalkauswaschungen, Düngung mit kalkzehrenden Mineraldüngern sowie Entzug mit dem Erntegut empfiehlt sich eine regelmäßige Überprüfung des Boden-pH-Wertes anhand von Standardbodenuntersuchungen auf dem Grünland. Die Messung des pH-Wertes des Bodens erfolgt im Labor im Rahmen der Bodenuntersuchung gemäß VDLufa-Methode (Verband deutscher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten) in einer Kalziumchlorid-Lösung. Der Kalkbedarf, abgeleitet über den gemessenen pH-Wert des Bodens, hängt maßgeblich von der Bodenart und insbesondere deren Ton- und Humusgehalt ab und kann in Abhängigkeit von den Bodenanalyseergebnissen den „Richtwerten für die Düngung 2024“ entnommen werden.
Klassischerweise basieren die Beratungsempfehlungen der Landwirtschaftskammer auch im Grünland auf den bekannten fünf Gehaltsklassen von A bis E. A kennzeichnet dabei eine sehr niedrige Kalkversorgung, wohingegen E das Gegenteil – eine sehr hohe Kalkversorgung – charakterisiert. Teilweise jahrzehntelang unterlassene Kalkung führt zu der Gehaltsklasse A, in der eine Gesundungskalkung notwendig ist.
Eine mangelnde Versorgung mit Kalk kann auf mehreren pflanzenbaulich entscheidenden Ebenen zu negativen Effekten führen. So ist die Verfügbarkeit vieler Nährstoffe für die Pflanzen bei geringem pH-Wert häufig eingeschränkt, ebenso die Aktivität der Mikroorganismen. Dagegen erfordert ein Boden der Gehaltsklasse E keine Kalkung, bis sich die Klasse C einstellt. Die optimale Kalkversorgung in der Klasse C erfordert eine Erhaltungskalkung.
Das pH-Optimum eines Standortes variiert je nach der Bodenart sowie dem Ton- und dem Humusgehalt. Je höher der Tongehalt des Bodens ist, desto höher ist die Bedeutung des Kalkes für die Bodenstruktur einzuschätzen. Aus diesem Grund steigt der anzustrebende pH-Wert mit steigendem Tongehalt an. An einem Sandstandort mit einem Humusgehalt unter 15 % liegt der optimale pH-Wert für Gehaltsklasse C bei 4,7 bis 5,2. Dagegen weist ein sandiger/schluffiger Lehm mit identischem Humusgehalt aufgrund des Tonanteils einen Optimalbereich zwischen 5,6 und 6,3 auf. Der Zusammenhang zwischen Tonanteilen und dem pH-Bereich kann der Tabelle entnommen werden.
Entnahme der Bodenproben
Die Bestimmung des pH-Wertes erfolgt im Rahmen der Bodenuntersuchung und entscheidet über die Höhe der Kalkung. Die Bodenprobenentnahme erfolgt aus den oberen 10 cm (Narbentiefe). Das Analyseergebnis der Labore umfasst neben der Angabe der absoluten Werte eine Einstufung in die Gehaltsklassen. Faktoren wie der Entzug von Kalzium oder Kationen über die Ernteprodukte, der Einsatz physiologisch saurer Düngemittel sowie Auswaschungsverluste sind als Gründe für eine Abnahme der Boden-pH-Werte anzuführen. Prinzipiell kommt der strukturgebenden Wirkung der Kalke im Grünlandbereich eine geringere Bedeutung zu als auf dem Ackerland, weshalb die optimalen pH-Werte auf Grünland auch niedriger als im Bereich des Ackerlandes einzuordnen sind.
Die Grünlandnarbe bei pH-Unterversorgung
Positive Effekte durch Kalkungsmaßnahmen auf die Bestandeszusammensetzung wertgebender Gräser und Kräuter sind in der Literatur gut dokumentiert. Gräser und Kräuter reagieren unterschiedlich auf die Bodenreaktion, also den pH-Wert. Im Falle von niedrigen pH-Werten verschiebt sich die Artenzusammensetzung von hochwertigen Futtergräsern wie dem Deutschen Weidelgras und wertgebenden Leguminosen hin zu minderwertigen Gräsern, was die Ertragsleistung und Energiedichte der Aufwüchse verschlechtert. Eine Kalkung fördert in der Regel schnellwüchsige Arten wie das Deutsche Weidelgras, das Arten mit geringer Wachstumsrate unterdrückt.
Kalkformen für Grünland
Für die Grünlandkalkung eignen sich milde und nachhaltig wirkende kohlen- oder kieselsaure Kalke. Bei Magnesiummangel bietet sich auch ein kohlensaurer Magnesiumkalk an. Auf leichten Standorten ist es besser, einen weniger reaktiven Kalkdünger einzusetzen. Hier sind dolomitische Kalke mit größeren Anteilen von Magnesiumkarbonat geeignet – insbesondere dann, wenn es um die Erhaltungskalkung geht. Auch die zusätzliche Magnesiumzufuhr ist positiv zu bewerten. Bei schweren, tonreichen Böden sind die hochreaktiven Kreidekalke besser geeignet. Sie zeigen besonders bei einer Gesundungskalkung eine sehr gute Wirkung.
Bei entsprechender Witterung und Befahrbarkeit kann die Kalkung auch noch sinnvoll im Herbst erfolgen, wobei Kalkungsmaßnahmen und Wirtschaftsdüngergaben nicht zeitgleich geschehen sollten, da die Gefahr gasförmiger N-Verluste deutlich ansteigt.Die Tabelle stellt den Kalkdüngungsbedarf von Grünland zusammenfassend dar. Der Vermahlungsgrad der Kalke spielt eine wichtige Rolle für die Beeinflussung des pH-Wertes im Boden. Ein feiner Vermahlungsgrad zum Beispiel des Magnesiumkalks von unter 0,25 mm wirkt sich im Vergleich zu einem Vermahlungsgrad von 2 bis 4 mm deutlich schneller auf den pH-Wert aus.
Die in der Bodenanalyse ausgewiesene CaO-Bedarfsmenge darf nicht mit der notwendigen Produktmenge des Kalkdüngers verwechselt werden, da die am Markt befindlichen Kalkdünger meist nicht zu 100 % CaO enthalten. Zudem ist oftmals der Neutralisationswert in Prozent CaO für das Produkt angegeben, um auch weitere pH-Wert-wirksame Bestandteile wie beispielsweise Magnesiumoxid (MgO) mit zu berücksichtigen. Auch liegen die meisten Kalkdüngemittel in der CaCO3-Form vor. Daher sind die Bedarfsmengen von CaO mit dem Faktor 1,78 zu multiplizieren, um die Kalkdüngemittelmenge in der CaCO3-Form zu erhalten.
Das Düngeplanungsprogramm der Landwirtschaftskammer gibt hier Hilfestellung, da diese Angaben bereits berücksichtigt werden. Dennoch kann anhand des produktspezifischen Neutralisationswertes die benötigte Produktmenge auch manuell errechnet werden: Kalkbedarf (dt CaO/ ha) / CaO-Anteil-Neutralisationswert (t CaO/t Produkt) = Produktmenge (dt/ha). Soll zum Beispiel ein Kalkbedarf von 5 dt CaO/ha gedeckt werden, und der Neutralisationswert des eingesetzten Kalkes beträgt 50 % CaO, muss eine Gesamtproduktmenge von 10 dt/ha ausgebracht werden (Tabelle).
Fazit
Für die optimalen Etablierungsbedingungen von Deutsch Weidelgras sowie aus Sicht der Nährstoffverfügbarkeit sollten Grünlandbestände regelmäßig gekalkt werden. Hier lohnt sich der Blick auf die schlagspezifischen Bodenuntersuchungsergebnisse. Die notwendigen Kalkdüngemengen können mithilfe des Düngeplanungsprogramms der Landwirtschaftskammer ermittelt oder den „Richtwerten für die Düngung 2024“ entnommen werden.
Der Klimawandel stellt Landwirte in der Grünlandbewirtschaftung vor neue Herausforderungen. Veränderungen in Temperatur und Niederschlag wirken sich auf die Vegetationsperioden und die Ertragsfähigkeit aus. Wie kann man auf diese veränderten Umweltbedingungen, vor allem auf zunehmende Trockenperioden, reagieren?
Aufgrund des Klimawandels steigt die durchschnittliche Jahrestemperatur exponentiell an, im Zusammenspiel mit häufiger vorkommenden Extremwetterereignissen und durchschnittlich milderen Wintermonaten. Änderungen pflanzenphänologischer Stadien im Frühjahr sind stark temperaturabhängig und stehen somit auch im direkten Zusammenhang mit der Witterung.
Dadurch ist eine Verlängerung der Vegetationsperiode zu verzeichnen, die, neben milderen Temperaturen im Herbst, hauptsächlich in einem verfrühten Vegetationsbeginn begründet ist. Im Grünland wird dieser mittels der korrigierten Temperatursumme (kT) beschrieben. Für deren Berechnung werden die positiven Tagesmittelwerte ab dem 1. Januar aufsummiert und dabei im Januar zur Hälfte, im Februar zu drei Vierteln und ab März voll eingerechnet. Nach einer sechsjährigen Untersuchung an der niedersächsischen Versuchsstation Infeld wurde so von Ernst und Loeper 1976 ein Vegetationsbeginn bei einer kT-Summe von 200 °C ermittelt.
Auswirkungen auf die Bewirtschaftung
Abbildung 1 zeigt den Trend des Erreichens der kT-Summe von 200 °C für die DWD-Wetterstationen Rosenheim (Bayern), Lindenberg (Brandenburg), Kiel-Holtenau (Schleswig-Holstein), Emden (Niedersachsen) und Kleve (Nordrhein-Westfalen) über die zurückliegenden 20 Jahre. Es wird deutlich, dass in allen Landesteilen der Vegetationsbeginn seit 2002 deutlich früher einsetzt – ein Trend, der in wissenschaftlichen Untersuchungen eindeutig belegt ist. Am Beispiel der Wetterstation in Kiel-Holtenau beträgt die Verfrühung zirka zwölf Tage in den zurückliegenden 20 Jahren.
Vor dem Hintergrund einer möglichst guten Ausnutzung der betriebseigenen Futterressourcen kann die Verlängerung der Vegetationsperiode eine Erhöhung der Schnittanzahl und eine Verlängerung der Weidesaison bedeuten. Jedoch kann aufgrund des Klimawandels durch zunehmende Winterniederschläge die Tragfähigkeit der Flächen abnehmen und eine frühe Bewirtschaftung erschwert werden. Weiterhin nimmt die Wahrscheinlichkeit länger anhaltender Trockenperioden durch ausbleibende Niederschläge im Frühjahr und Sommer zu, sodass in diesem Zeitraum vermehrt mit Ertragsdepressionen gerechnet werden muss. In diesem Zusammenhang sollte auf trockenheitsgefährdeten Standorten die Bodenfeuchte aus den Wintermonaten mit in die Zeit der höchsten Zuwachsraten der Frühjahresaufwüchse genommen werden, um das volle Potenzial aus dem ersten und zweiten Schnitt zu schöpfen.
Besonders auf zur Frühjahrstrockenheit neigenden Standorten kann es im intensiv genutzten Grünland somit sinnvoll sein, die Sortenwahl des Deutschen Weidelgrases auf früh bis mittelfrüh blühende Sorten zu legen. In Abhängigkeit von den Anforderungen der Tiere an das Grundfutter muss betriebsindividuell entschieden werden, ob ein früher erster Schnitt mit hohen Qualitäten und verhältnismäßig geringeren Erträgen angestrebt wird oder ein späterer erster Schnitt bei hohen Erträgen und noch akzeptablen Qualitäten. Im letzteren Fall ist jedoch aufgrund des späteren zweiten Schnitts dann die Wahrscheinlichkeit des Wassermangels auf trockenheitsgefährdeten Standorten größer.
Weidemanagement anpassen
Auch im Weidemanagement ist es wichtig, den optimalen Zeitpunkt des Wachstumsbeginns im Frühjahr abzupassen. Sofern es die Trittfestigkeit des Bodens zulässt, sollten die Tiere, auch bei geringem Futterangebot, zu diesem Zeitpunkt auf die Weide gelassen werden. Dies führt zu kurzen Weidegrasbeständen, in denen durch eine tiefere Lichteindringung in den Bestand die Triebknospen und somit die Seitentriebbildung angeregt werden. Dadurch werden die Narbendichte und die Trittfestigkeit erhöht und der Grasbestand wird für die kommende Saison optimal konditioniert.
Im Zusammenspiel mit der klimawandelbedingten Verlängerung der Vegetationsperiode durch mildere Herbstmonate kann so die Weidesaison verlängert und das hohe Ertragspotenzial der Weiden besser ausgenutzt werden.
Wahl der richtigen Ansaatmischung
Für die Wahl von bewirtschaftungs- und standortangepassten Gräserarten, -sorten und -mischungen gibt es regelmäßig aktualisierte Empfehlungen der Landwirtschaftskammer. Die Wichtigkeit der richtigen Mischungswahl beschreiben Ergebnisse eines Feldversuchs auf einem sandigen und trockenheitsgefährdeten Standort in Schleswig-Holstein, in dem schnittspezifische Erträge von 17 Ansaatmischungen miteinander verglichen wurden. In dem Versuch konnte ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen Artenanzahl und Trockenmasseertrag gefunden werden, wobei dieser vorrangig in den trockenen Sommermonaten (dritter und vierter Schnitt) ermittelt wurde. Je nach Hinzugabe einer Art in der Mischung konnte der Ertrag je Schnitt um 18,4 bis 26,8 dt TM/ha gesteigert werden.
Hierbei ist jedoch nicht die Erhöhung der Artenanzahl per se entscheidend, sondern vor allem die Auswahl der richtigen Grasarten. So zeigen Ansaatmischungen mit Anteilen an tief wurzelnden und trockenheitstoleranten Arten wie Knaulgras und Wiesenschweidel (siehe Mischung 6, 11 und 17 in der Tabelle) in den Sommerschnitten deutlich höhere Trockenmasseerträge als reine Deutsch-Weidelgras-Bestände (Mischung 7), deren Ertrag in dem Versuch unterdurchschnittlich ausfiel (Abbildung 2).
Zukünftig werden trockenheitstolerante Grasarten auf zu Dürre neigenden Standorten an Bedeutung zunehmen müssen, um den Folgen der klimawandelbedingten Trockenheitsperioden entgegenzuwirken. Auch tief wurzelnde Kräuter mit hohem Futterwert, wie Spitzwegerich und Zichorie, können hier eine wichtige Rolle spielen.
Um etwaige späte Schnitte in ihrer geringen Qualität zu kompensieren und eine höhere Nutzungselastizität zu gewährleisten, ist ebenfalls die Integration von Klee essenziell. Es wird empfohlen, sich frühzeitig an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen und die Mischungsauswahl neben dem Futterwert an der Standorteignung und Trockenheitstoleranz festzumachen.
Fazit
Durch den Klimawandel verfrüht sich der Graswachstumsbeginn, verlängert sich die Vegetationsperiode und nehmen die Ertragsdepressionen durch Trockenheit in den Sommermonaten zu. Zukünftig sollte die Bewirtschaftung an diese veränderten Bedingungen angepasst werden, um das hohe Ertragspotenzial optimal auszunutzen. Bei der Auswahl der Gräserarten, -sorten und -mischungen im Handel dienen die Qualitätsstandardmischungen der Landwirtschaftskammer als Orientierung.
In dieser Woche ging die Schule wieder los. Besonders für alle Kinder, die in diesem Jahr eingeschult wurden, begann damit eine aufregende Zeit. Dass auch in früheren Jahrzehnten der erste Schultag ein traditionell wichtiges Ereignis war, zeigt eine neue Sonderausstellung zum Schulanfang im Wandel der Zeit im Kindheitsmuseum Schönberg/Kreis Plön. Kern der Schau sind mehr als 100 historische Schultüten.
Wir schreiben das Jahr 1949. Ursula betritt in der Schule das erste Mal ihren Klassenraum. Erwartungsfroh schaut sie sich um. Auf welche Bank soll sie sich setzen? „Da ich recht klein war, landete ich in der ersten Reihe neben Frieda, einem Mädchen vom Bauernhof. Wir waren so schüchtern, dass wir, so habe ich’s aus Erzählungen gehört, die ersten Tage und Wochen nicht miteinander sprachen. Danach aber saßen wir fünf Jahre brav beisammen. Wir haben noch heute Kontakt“, blickt sie zurück. Vage Erinnerungen, was damals in der Schultüte war, hat sie ebenfalls. „In ihr waren selbst gestrickte, kratzige Strümpfe von Oma, möglicherweise Schreibutensilien und eine kleine Portion Süßigkeiten. Bestimmt war auch etwas Obst darin.“
Horst, der bereits 13 Jahre vorher eingeschult wurde, erinnert sich daran, dass die Einschulungsfeier 1936 in einem Lokal stattfand und die Jungen mit gefalteten Dreiecksmützen und Holzschwertern wie kleine Soldaten ausgestattet wurden. „In Bruchstücken weiß ich noch den Text des Liedes, das wir singen mussten. Es zeigt, wie die Zeit damals war: ‚Wer will unter die Soldaten, der muss haben ein Gewehr, das muss er mit Pulver laden, und mit einer Kugel schwer … Bübchen, wirst du ein Rekrut, merk‘ dir dieses Liedchen gut!‘“
Neben Ursula und Horst berichten Christa, Gisela, Marlen und Antje im Rahmen der Sonderausstellung über ihre Schulanfangs-Erlebnisse in den Jahren 1945,1956, 1961 und 1993. „Beim Neujahrsempfang der Gemeinde hatten wir die Anwesenden zuvor gebeten, ihre Fotoalben zu durchforsten und uns Geschichten und Bilder rund um ihren großen Tag zur Verfügung zu stellen“, informiert Bernd Haase, ehrenamtlicher Vorsitzender des Museumsvereins. Wie man auf die Idee gekommen sei, sich dieses Themas anzunehmen? „Alle zwei Jahre konzipieren wir neben unserer Dauerausstellung eine neue Sonderausstellung. 2022 bekamen wir vom Sammler und pensionierten Lehrer Hans-Günter Löwe aus Hamburg zahlreiche originale Schultüten aus vielen Jahrzehnten als Schenkung überreicht.“ Zunächst habe man die guten Stücke sicher verwahrt, bis sie nun aus dem Dornröschenschlaf erweckt worden seien. In Fischernetzen scheinen sie in der Schau fast an den Wänden zu schweben. Eine wunderbare Idee der Präsentation, die Museumsmitarbeiterin Birgit Rönnau hatte. Ergänzt werden die Exponate durch Texttafeln und allerlei historische Utensilien etwa Schulranzen, Fibeln und Schulbekleidung. Daneben kann in der Dauerausstellung eine bestens ausgestattete Schulstube um 1920 bestaunt werden.
Bernd Haase und seine Mitstreiter haben sich intensiv mit der Historie des Schulstarts beschäftigt. Grundlage war ein Buch von 2014 mit dem Titel „Schulanfang – Ein Beitrag zur Geschichte der Schultüte“, in dem Sammler Hans-Günter Löwe seine umfangreichen Forschungen vorstellte. „Der Brauch der Schultüte begann am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Von Sachsen und Thüringen verbreitete er sich im 20. Jahrhundert über ganz Deutschland“, weiß Haase. Wenn man auf die Gestaltung der Schultüte schaue, werde deutlich, dass sich in ihr die gesellschaftlichen Gegebenheiten der jeweiligen Zeit widerspiegelten.
„Bei den Schultüten aus dem Ersten Weltkrieg beispielsweise findet sich die damals vorherrschende patriotische Gesinnung in aufgedruckten Motiven mit einem Bild von Kaiser Wilhelm II., dem Eisernen Kreuz oder dem Preußischen Adler wieder“, bemerkt der Lehrer im Ruhestand. „Später war den Nationalsozialisten zwar die Erhaltung der Schultüte wichtig, aber da der Brauch nicht in allen Landesteilen bekannt war, verzichteten sie auf die zunächst angedachte, ideologische Einheitsschultüte. Es gab nur wenige Ausnahmen mit angehefteten Hakenkreuzfähnchen.“
Die Entwicklung der Schultüte nach dem Zweiten Weltkrieg sei dadurch geprägt gewesen, dass durch die Teilung Deutschlands die zumeist im Osten angesiedelten Produktionsstätten für den Westen ausfielen. Nur eine der damals zwölf Herstellerfirmen war dort ansässig. Außerdem gab es einen Unterschied zwischen der ostdeutschen Schultüte, die auch Zuckertüte genannt wurde, und der westdeutschen. „Die ostdeutsche war sechseckig und hatte seit den 1950er Jahren eine Länge von 85 Zentimetern. Als Verschluss fungierten ein Gaze-Stoff und eine bunte Schleife. Die Motive waren Märchenfiguren und das Sandmännchen. Die Kinder bekamen sogar häufig mehrere Schultüten. Deshalb wurden auch kleinere gefertigt, die von Paten oder Verwandten geschenkt wurden“, so Haase.
Die westdeutschen Schultüten hingegen, waren rund und spitz. Sie wiesen eine Länge von 70 cm auf. Hier diente eine Manschette aus Krepppapier oder Filz als Verschluss. Sie hatten einen einfarbigen Bezug und war meist mit einem Klebebild verziert. „Auch nach der Wiedervereinigung hat sich der Unterschied der Schultüten weitestgehend erhalten. Zudem tragen in den westlichen Bundesländern die Kinder nach wie vor ihre Schultüten zur Einschulungsfeier. In den östlichen werden sie im Rahmen der Einschulungsfeier überreicht oder nach einem alten Brauch vom ‚Zuckertütenbaum‘ gepflückt. Die Eltern bringen die Schultüten dafür am Abend vor der Feier unbemerkt in die Schule“, berichtet Haase. Als einen beliebten Trend machte er die Eigenanfertigung von Schultüten durch Eltern oder Großeltern aus. Mit fantasievollen Tiermotiven, Glitzerelementen, manchmal in 3-D-Optik gestaltet, begleiten die selbst gebastelten Unikate etliche der ABC-Schützen zu ihrer Einschulung. Übrigens: Wie die Schultüten, so wandelte sich über die Jahre ebenfalls, was als Inhalt hineinkam. In mageren Zeiten wurden die Tüten mit geknülltem Zeitungspapier oder Holzwolle ausgestopft und nur obenauf kamen etwas Schokolade, Bonbons und Plätzchen. „Nunmehr steht der Gesundheitsaspekt beim Füllen der Schultüte im Vordergrund, besonders die Zahngesundheit findet große Beachtung“, unterstreicht er.
Neben den Schultüten faszinieren in Vitrinen auch Fibeln und Schulbücher aus den 1950ern bis in die 2000er Jahre. „Die Methoden, wie Kindern das Lesen und Schreiben beigebracht wird, haben sich über die Jahrzehnte hinweg verändert, wie die historischen Exponate eindrucksvoll belegen“, erklärt Haase. Ein Blick in „Hirt’s Berliner Fibel“ von 1935 zeigt beispielsweise, dass damals in den Grundschulen die Sütterlinschrift gelehrt wurde. Sie war von 1924 bis 1941 deutsche Standardschrift.
Interaktive Zeitreise
Die sehenswerte Sonderausstellung lädt ein, über Generationen hinweg zum Schulanfang ins Gespräch zu kommen. „Es ist eine interaktive Schau, bei der unsere Besucherinnen und Besucher eigene Erinnerungen wieder aufleben lassen können“, betont Bernd Haase. Er kündigt an, die noch bis Oktober 2026 laufende Präsentation stetig durch neue Fotogeschichten mit persönlichen Erlebnisberichten zu ergänzen.
Info
Das 1990 eröffnete Kindheitsmuseum dokumentiert auf zirka 200 m² das Leben von Kindern in ihren sozialen Bezügen von Familie und Schule in ihrem gesellschaftlichen Umfeld vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute. Aufgrund der inhaltlichen Ausrichtung hat es ein Alleinstellungsmerkmal in der bundesdeutschen Museumslandschaft. Neben der Dauerausstellung gibt es Sonderausstellungen. Führungen, Lesungen, Vorträge, Aktionsnachmittage für Jung und Alt und ein Sommerfest runden das Angebot ab. Träger ist ein gemeinnütziger Verein, dessen rund 50 Mitglieder sich unermüdlich ehrenamtlich dafür einsetzen. Weitere Infos unter kindheitsmuseum.de
LandFrauen lieben das Leben auf dem Land und zeigen, was das Landleben zu bieten hat. Sie sind kreativ, sie gründen Unternehmen, sie kümmern sich um Bildungsangebote und sie können nicht nur Kuchen, sondern auch Superfood. Das alles konnten Besucher der Norla im Kompetenzzentrum der LandFrauen auf der Norla erleben.
Da war zunächst das Thema Superfood. Am Glücksrad konnten Besucher drehen und sehen, wie viel Superfood die heimische Küche bietet, ob Blaubeere, Hafer oder Brokkoli. Die Steinburger LandFrauen setzten an ihrem Norla-Tag Kartoffeln und Möhren in Szene. So gab es zur Verkostung zweierlei Pesto auf ‚Annabelle‘-Scheiben – das rote aus Möhren und das grüne aus Möhrengrün zubereitet. Für Erfrischung am heißesten Messetag sorgte „Heidelbeersaft mit Sturm“, also ordentlich Sprudelwasser.
Erfrischung konnten besonders auch Präsidentin Claudia Jürgensen und ihre Stellvertreterin Sylke Messer-Radtke gebrauchen, denn sie absolvierten zahlreiche Termine rund um das Messegeschehen wie das Milchfrühstück, die Sitzung des Landeshauptausschusses des Bauernverbandes, den Eröffnungsrundgang, das Treffen des Open-Regio-Clubs, der Steuerungsgruppe Dialogprozess „Zukunft der Landwirtschaft“, den Landesbauerntag, das Treffen der Steuerungsgruppe des Landwirtschaftsministeriums sowie die Politikaktion der Laju.
Außer dem Kreis Steinburg sorgten auch die Stormarner, Segeberger und Dithmarscher LandFrauen für immer wieder verschiedene Angebote im gemütlich und kreativ eingerichteten Pavillon. Neben den erfahrenen LandFrauen waren an jedem Messetag auch die Jungen LandFrauen aus den einzelnen Kreisen dabei und kümmerten sich zum Beispiel um die Kinderecke. Sie stellten sich zudem als junge Unternehmerinnen vor, so wie Franzi Lemme aus Hohenlockstedt. Sie hat ihr Hobby, das Schneidern, zu ihrer Profession gemacht und in Hohenlockstedt einen kleinen Laden eröffnet, in dem auch Nähkurse angeboten werden. Dafür beschäftigt sie inzwischen sechs Minijobber.