Sie werden bei Login in den Shop auch automatisch auf der Bauernblatt-Website eingeloggt und können sich dann zukünftig mit dem gleichen Passwort auf beiden Websites anmelden.
Nun stehen auch in Schleswig-Holstein die tagesaktuellen Daten der Schaderregerüberwachung des Pflanzenschutzdienstes der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) im Raps in ISIP (Informationssystem für die integrierte Pflanzenproduktion) öffentlich und kostenlos zur Verfügung. Zu finden sind diese Im Internet unter:
Um weitere Details der Schaderregerdaten sehen zu können, melden sich Interessierte gerne in Schleswig-Holstein kostenlos auf ISIP in „kostenloser Zugang“ an: www.isip.de/isip/servlet/isip-de/kostenloses- isip-abo
Die gesetzlichen und gesellschaftlichen Anforderungen an die Schweinehaltung steigen rasant an. Dabei befindet sich insbesondere die Sauenhaltung in einem starken Wandel. Um die Betriebe in diesem Entwicklungsprozess zu unterstützen und sie am Standort Schleswig-Holstein zu halten, finanziert das Land Schleswig-Holstein mit 450.000 € eine Perspektivberatung für Sauen haltende Betriebe.
Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) als Beratungsträger ist dabei zusammen mit der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein (SSB) für die Umsetzung der Beratung verantwortlich.
Ziel der Perspektivberatung 2040, die sich ausschließlich an Sauenhalterinnen und Sauenhalter richtet, ist es, individuelle Konzepte für die Zukunftssicherung des Betriebes zu entwickeln. Im Fokus stehen dabei die gestiegenen Anforderungen an das Tierwohl und die Berücksichtigung von Umweltwirkungen.
Die Beratung ist in zwei Module gegliedert, die aufeinander aufbauend oder auch einzeln gebucht werden können. Pro Modul sind 13 Beratungsstunden inklusive Vor- und Nachbereitung durch den Berater oder die Beraterin vorgesehen.
Istsituation erfassen
In Modul I als Basismodul erfolgt zunächst die ganzheitliche Betrachtung des Betriebes und der Istsituation. Die betriebsindividuellen Gegebenheiten werden erfasst. Dazu gehören unter anderen die räumliche Lage, die betriebswirtschaftliche Situation, die Bausubstanz der Gebäude und vorhandene Genehmigungen. Auch die familiäre Situation und die Motivation des Betriebsleiters und seines potenziellen Nachfolgers, seiner Nachfolgerin sind Bestandteile dieser ersten Erfassung. So werden zusammen mit dem Betrieb seine individuellen Entwicklungschancen abgewogen.
Zur Abschätzung der betrieblichen Möglichkeiten können in Modul I ebenfalls Beratungskräfte der Landesvereinigung Ökologischer Landbau und sozioökonomische Berater und Beraterinnen der LKSH hinzugezogen werden.
Bauliche Beratung
Modul II kann aufbauend auf Modul I oder auch als einzelnes Modul gebucht werden. In diesem Modul erfolgt der Einstieg in die bauliche Beratung. Betriebsindividuelle Umbau- oder Neubaulösungen werden unter den gesteigerten Anforderungen an Tierwohl und Umweltwirkung betrachtet. Dabei werden auch die bestehenden Stallungen berücksichtigt, erste Skizzen und Lagepläne werden erstellt. Es erfolgt außerdem ein Ausblick auf die weiteren Arbeitsschritte und die Erarbeitung eines Zeitplanes für den Betrieb.
Die Perspektivberatung ist als „Anstoßberatung“ konzipiert. Es werden zusammen mit den Betrieben individuelle Konzepte für eine zukunftsfähige Ausgestaltung des eigenen Bestandes erarbeitet. Die detaillierte Bauplanung ist nicht Gegenstand der Beratungsförderung, die Module sollen aber bestmöglich auf die sich anschließende detaillierte Planungsphase vorbereiten.
Förderung
Das Land Schleswig-Holstein fördert beide Beratungsmodule bis Ende des Jahres 2024 zu 100 %, sodass die Beratung kostenfrei für die Sauen haltenden Betriebe angeboten werden kann.
Interessierte Betriebe können sich an Karin Müller, SSB (kmueller@ssbsh.de oder Tel.: 0 46 42-9 78 99 72) und Dr. Sophie Diers, LKSH (sdiers@lksh.de oder Tel.: 0 43 81-90 09 20) wenden.
Aktuelle Termine für Schweinehalter in Futterkamp
• Sachkundeschulung zur Ferkelkastration mittels Isofluran am 11. und 12. April, Anmeldung unter sdiers@lksh.de
• Bau- und Energielehrschautag am 21. April mit der Neueröffnung der Sonderausstellung Bewegungsabferkelbuchten
Der Internationale Getreiderat (IGC) geht für 2021/22 von einem kleineren Handelsvolumen für Getreide von 415 Mio. t aus und hat seine Prognose um 9 Mio. t gesenkt. Das liegt um 7 Mio. t unter der Vorjahresmenge. In den Schwarzmeerhäfen der Ukraine werde kein Getreide mehr umgeschlagen, dagegen seien die meisten russischen Schwarzmeerterminals wieder in Betrieb, berichtete der IGC vorige Woche.
Die Prognose für den internationalen Handel mit Mais und Weizen wurde um 6 Mio. t auf 173 Mio. t beziehungsweise 3 Mio. t auf 194 Mio. t gesenkt. Aktuell hat Kiew ein Exportverbot für Weizen und Mais ausgesprochen sowie Ausfuhrlizenzen für Sonnenblumenöl eingeführt. Die Verschiffung von Gerste, Roggen, Hafer und Hirse ist zurzeit auch verboten. Obwohl die Verladungen über russische Scharzmeerterminals kürzlich wieder aufgenommen worden seien, dürfte die Ausfuhrmenge durch Beschränkungen der Handelsfinanzierung und strengere Anforderungen der Seefrachtversicherungen geschmälert werden.
Zusätzliche Exportmengen anderer Herkünfte, wie Indien, USA, EU und Brasilien, werden laut IGC die rückläufigen Verschiffungen aus dem Schwarzen Meer nur teilweise ausgleichen. Der IGC rechnet für 2021/22 mit einer Einschränkung der globalen Getreidenachfrage als Folge der Teuerungen um 8 Mio. t auf 2,278 Mrd. t. Dennoch würde der Bedarf die Vorjahresmenge noch um 43 Mio. t Getreide übertreffen.
Die Weltproduktion an Getreide in der laufenden Saison wird auf 2,284 Mrd. t veranschlagt. Die globalen Bestände an Getreide zum Abschluss der Kampagne 2021/22 liegen nun mit 607 Mio. t um 11 Mio. t höher als noch vor einem Monat. Begründet wird dies vor allem mit einer voraussichtlich umfangreicheren Einlagerung in der Ukraine. Die Vorjahresmenge würde demnach insgesamt um 7 Mio. t übertroffen. Die Fachleute betonen allerdings, dass ihre Prognosen in Anbetracht des herrschenden Ukraine-Krieges mit großer Unsicherheit behaftet seien.
Noch geht der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) in seinem ersten Erntebericht für die Saison 2022 von einer durchschnittlichen Ernte aus. Doch kann durch die gegen Russland verhängten Finanzsanktionen der Export von Düngemitteln nach Europa nicht mehr abgewickelt werden. Dies belastet den Markt in erheblichem Maße, da Russland 20 % der weltweiten Kalidünger sowie nennenswerte Mengen an Stickstoffdüngern liefert. Die Preise für Stickstoffdünger hätten die 1.000-€-Marke überschritten, so der DRV. Versorgungsengpässe können nach Einschätzung des Verbandes gegenwärtig nicht mehr ausgeschlossen werden. Dies hätte negative Auswirkungen auf Erntemengen und -qualitäten.
Der DRV geht in seiner Prognose für die diesjährige deutsche Getreideernte von 43,2 Mio. t. (+2,5 %) aus. Damit würde die Erntemenge wie in den vergangenen drei Jahren nur leicht über der prognostizierten Nachfrage liegen. „Frühere Spitzenergebnisse von bis zu 50 Mio. t dürften selbst in Jahren mit optimalen Witterungsbedingungen kaum noch zu erreichen sein“, betont DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler. Die Einschränkungen bei der Düngung und im Pflanzenschutz machen sich bemerkbar. Außerdem geht der Getreideanteil in der Fruchtfolge zurück und die Landwirtschaft setzt auf längere Fruchtfolgen.
Die durch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) ab dem Jahr 2023 vorgesehene verpflichtende Flächenstilllegung in Höhe von 4 % könnte den Selbstversorgungsgrad bei Getreide in Deutschland auf unter 100 % sinken lassen. In Deutschland wären knapp 500.000 ha Ackerfläche betroffen, auf der rechnerisch 3,5 Mio. t Getreide geerntet werden könnten.
Beim Winterraps erwartet der DRV aufgrund der deutlich angestiegenen Anbaufläche (+9 %) eine Erntemenge von 3,9 Mio. t (+11,6 %). Die Getreide- und Rapsbestände sind insgesamt ohne größere Schäden durch den Winter gekommen, weisen aber aufgrund der milden Temperaturen in den vergangenen Monaten eine geringe Frosthärte auf. Das erhöht die Gefahr von Schäden durch Spätfröste. Die Aussaatflächen von Sommergerste (+9 %) dürften spürbar zulasten von Hafer (–12 %) ansteigen. Grund sei das attraktive Preisniveau der Braugerste, so Seedler. Die Anbauflächen für Sommerweizen und Körnermais dürften sich auf Vorjahresniveau bewegen. Die Bodenbearbeitung für die Frühjahrsaussaat ist aufgrund der teilweise hohen Bodenfeuchtigkeit und niedriger Nachttemperaturen in vielen Teilen Deutschlands erst in der zehnten Kalenderwoche in nennenswertem Umfang gestartet.
Noch bis 1. Mai könnt ihr euch für die diesjährige European Rally bewerben. Sie wird vom europäischen Landjugendverband RYE (Rural Youth Europe) veranstaltet und findet jedes Jahr in einem anderen Land statt, in diesem Jahr in Deutschland in Nienburg in Niedersachsen vom 31. Juli bis 7. August. Jedes Land entsendet ein Team aus fünf Mitgliedern, Deutschland darf sogar zwei Teams schicken. Aber was erwartet euch eigentlich bei dieser Rally? Wir haben mit Merle Ingwersen gesprochen, die schon zwei Mal dabei war.
Merle, woran denkst du als Erstes, wenn du die Worte European Rally hörst?
Merle: Dass es eine unvergesslich tolle Zeit ist. Unvergesslich, weil man in diesen sieben Tagen so viel Neues erlebt, lernt und auch so viele tolle Menschen kennenlernt. Und die kommen aus ganz Europa, wie es der Name schon verrät. Dabei ist es keine Rally im eigentlichen Sinn, sondern ein Treffen von Landjugendlichen, die sich eine Woche lang zu einem Oberthema austauschen, Erfahrungen teilen und vor allem die Kulturen der anderen Nationen kennenlernen.
Wann warst du dabei, und was habt ihr gemacht?
Ich hatte das Glück, schon zwei Mal an der Rally teilnehmen zu können. 2018 war ich mit meinem Team Schleswig-Holstein und einem Team aus Niedersachsen in Perth in Schottland. Wir haben uns in gemischten Gruppen über die Schwierigkeiten unterhalten, denen Jugendliche auf dem Land täglich begegnen, wie die fehlende Infrastruktur bezüglich Internet oder Busverbindungen. Es wurden Lösungsansätze erarbeitet und präsentiert. 2019 ging es nach Cirencester in England. Dort haben wir uns mit „Mental Health“ (seelischer Gesundheit) beschäftigt. Diese Woche hat ihr Ziel auf jeden Fall erreicht: mehr Bewusstsein für den Stellenwert der psychischen Gesundheit zu schaffen.
Was ist dir im Gedächtnis geblieben?
Der Austausch zwischen den Landjugendlichen kommt neben der Gruppenarbeit keinesfalls zu kurz. Die Abendveranstaltungen wie das internationale Buffet, wo jede Nation die Spezialitäten der Heimatländer zur Verkostung stellt, die Tanzabende oder die Hofbesichtigungen sind feste Bestandteile der European Rally.
Was würdest du jemandem sagen, der auch gerne teilnehmen will?
Wer die Möglichkeit hat, sollte sie unbedingt ergreifen. Es ist schwer, die passenden Worte für diese unvergessliche Woche zu finden – man sollte sie erleben. Man knüpft europaweite Kontakte, lernt Neues, verbessert ohne viel Aufwand sein Englisch und hat eine aufregende, tolle Zeit unter Gleichgesinnten. Denn eines eint die Rallyteilnehmer: Alle sind Landjugendliche und stolz drauf!
Wenn ihr euch für dieses Jahr anmelden wollt und noch Informationen braucht, meldet euch in der Geschäftsstelle bei Jaenne Albert unter biref-bund@landjugend-sh.de oder Tel.: 0 43 31-14 58 31.
Hofbesichtigungen gehören immer zum Programm der Rally, aber sie umfasst weit mehr. Foto: RYE
Das Veranstaltungsjahr 2022 begann für die Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) durch die Corona-Pandemie leider nicht wie erwartet mit der Schau „Neumünster am Abend“, und auch die monatliche Zuchtviehauktion wurde erst mit der Ausgabe am 10. März in den Holstenhallen abgehalten.
Durch die langwierigen Unwägbarkeiten bezüglich der Durchführbarkeit kam nur ein kleiner Auftrieb zustande, der durch eine Kreiskollektion des Vereins der Holsteinzüchter im Kreis Stormarn, bestehend aus insgesamt zehn Färsen und einer Zweikalbigen, zusätzlich aufgewertet wurde. Insgesamt konnten sehr qualitätvolle und gut herausgebrachte Tiere präsentiert werden, was sich in sehr hoher Preisbereitschaft der Bieter widerspiegelte.
Bis auf einen schwarzbunten Deckbullen im Überstand konnte der gesamte Markt zügig und zu hohen Zuschlagspreisen geräumt werden.
Kleine Beteiligung von Rotbunten
Lediglich ein rotbunter Bulle wurde zur Märzauktion aufgetrieben und kam nach erfolgter Körung zur Versteigerung. Der heterozygot hornlose „Snickers P“-Sohn „Acco“ aus der Zucht von Detlev Bähnke in Groß Schlamin stammt von einer „Brekan“-Mutter, die wiederum „Fageno“ zum Muttersvater hat. Ein reines RSH-Papier, das mit solider Leistung von über 10.000 kg Milch im Schnitt bei Mutter und Großmutter und einem soliden genomischen RZG (Gesamtzuchtwert) des Bullen von 142 bei positiven Inhaltsstoffen untermauert wird. Zugeschlagen wurde „Acco“ für 1.700 €.
Ähnlich klein war das Angebot auf der weiblichen Seite mit insgesamt neun rotbunten Färsen, davon eine Färse der Rasse Rotbunt Doppelnutzung (DN). Teuerste Färse war hier mit 2.500 € eine Tochter des „Solito Red“ aus der Kreiskollektion des Kreisvereins Stormarn, genauer gesagt vom Milchhof Wesenberg in Wesenberg. Neben einem RZG von 135 überzeugt sie mit hoher Nutzungsdauer (RZN 121) und Leistung von über 12.500 kg Milch im Schnitt bei der Mutter. Neben dieser hohen Leistungsbereitschaft stach den Bietern am Ring ihr top Euter ins Auge. Die einzige DN-Färse des Auktionslots stammte aus dem Stall von Bernd Rüting in Süsel, erlöste 1.900 € und der Durchschnittspreis für die Red Holstein-Färsen knackte mit 2.030 € erfreulicherweise die 2.000-€-Marke.
Diese lackschwarze „Midas“-Tochter von Thomas Schmahl vom Milchhof Wesenberg stammt aus der Kuhfamilie von „Dunja EX-93“ und wurde für 2.650 € zugeschlagen. Foto: Melanie Gockel
Spitzenpreise für Kreiskollektion
Auch in der Rasseabteilung der Schwarzbunten stellten sich nur fünf Bullen der Körkommission mit der Bitte um Zuchtzulassung vor und erhielten diese allesamt. Teuerster Bulle der Auktion wurde ein heterozygot hornloser Sohn des „Solitair P“ aus der Zucht von Karsten Kaack in Ratzbek. „Adigo“ stammt mit Mutter „HaS White Flat“, zugleich Mutter des Bullen „Jarik“ bei der RSH, direkt aus der bei Olaf Rörden auf Föhr beheimateten Kuhfamilie der „OH White Model“. Diese wiederum ist die Mutter der Besamungsbullen „Border“, „Lemon“ und „Lightstar“. Mutter und Großmutter überzeugen nicht nur züchterisch, sondern auch mit Durchschnittsleistungen von über 13.000 beziehungsweise 11.000 kg Milch. Das entfachte ein Bieterduell um „Adigo“, sodass Auktionator Claus-Peter Tordsen erst bei 3.000 € mit dem Zuschlag beendete. Der Durchschnittspreis der schwarzbunten Bullen lag bei 2.050 €.
Für die sehr gut selektierten und herausgebrachten schwarzbunten Färsen hoben sich die Bieterkarten zügig im ganzen Saal. Die Färsen der Kreiskollektion aus Stormarn konnten hier besonders herausstechen und erzielten mit 2.400 € einen durchschnittlichen Preis, der nochmals leicht über dem Durchschnittspreis der schwarzbunten Weiblichen insgesamt von 2.357 € lag. Die Mühe der Züchter in der Vorbereitung hat sich hier also in barer Münze bezahlt gemacht. Gleich drei Tiere konnten mit 2.650 € den Spitzenpreis erzielen: Katalognummer (Nr.) 27 „Zenobia“, eine „Cabo“-Tochter aus „Lonar“ vom Milchhof Wesenberg von Thomas Schmahl, der mit der Nr. 30, „Zepter“ noch ein weiteres Tier zu diesem Preis versteigern lassen konnte. „Zepter“ überzeugte die Käufer mit guten Fundamenten, Leistung auf der Mutterseite und dem begehrten Rotfaktor. Sie stammt aus der Kuhfamilie der bekannten „Dunja EX-93“, deren Schaukarriere neben Siegertiteln bei „Neumünster am Abend“ bis zum Reservesieg „Rotbunt alt“ auf der Deutschen Holstein Schau 2013 reicht. Zum Ende der Auktion stieg das Gebot nochmals auf 2.650 €, und zwar für die Nr. 47, eine körperstarke „Chilton“-Tochter mit Spitzeneuter von Detlev Bähnke aus Groß Schlamin.
Nach den regenreichen Frühjahrsmonaten ist mit dem Abtrocknen der Flächen und dem Ansteigen der Bodentemperaturen die Düngung zu Silomais zu planen. Dabei gilt es, den Düngebedarf an Stickstoff und Phosphat vor dem Aufbringen von wesentlichen Nährstoffmengen gemäß Düngeverordnung (DÜV) zu ermitteln und die Grunddüngung auch bei hohen Düngemittelpreisen nicht aus dem Blick zu verlieren.
Die Basis der N-Düngebedarfsermittlung (DBE) bildet nach DÜV das zurückliegende fünfjährige Ertragsmittel des Betriebes. Im Beispiel in der Tabelle ist eine DBE für einen Ertragsdurchschnitt von 430 dt/ha FM (Frischmasse) dargestellt. Dieser Ertrag entspricht nach Angaben des Deutschen Maiskomitees (DMK) dem Ertragsniveau der Erntejahre 2017 bis 2021 in Schleswig-Holstein. In der DÜV wird ein N-Bedarfswert von 200 kg N/ ha für ein Basisertragsniveau von 450 dt/ ha FM vorgegeben. Weicht der langjährige betriebsindividuelle Ertrag von diesem Basisertrag ab, ist eine entsprechende Bedarfskorrektur durchzuführen. Je 50 dt/ ha FM Ertragsdifferenz zum Basisertrag sind Höchstzuschläge von 10 kg N/ha beziehungsweise Mindestabschläge von 15 kg N/ha anzusetzen. Vom ermittelten N-Bedarfswert sind N-Abschläge vorzunehmen (Nmin 0 bis 90 cm, Vor- beziehungsweise Zwischenfrüchte, Humusgehalt des Bodens, organische Düngung zu den Vorkulturen des Vorjahres). Der berechnete N-Düngebedarf, hier 136 kg N/ha, kann über mineralische und organische Düngemittel gedeckt werden und darf grundsätzlich nicht überschritten werden.
N-Nachlieferung
Je nach Standortbedingungen, Wirtschaftsdüngerhistorie oder angebauten Vor- und Zwischenfrüchten können die N-Abschläge durchaus höher ausfallen als die Mindestabschläge nach DÜV. Typische Maisstandorte können infolge langjähriger organischer Düngung ein hohes N-Nachlieferungsvermögen aufweisen. Durch die Bodenbearbeitung im Frühjahr, verbunden mit der spät einsetzenden Beschattung durch die Pflanzen, sind die Mineralisationsbedingungen in der Regel besonders günstig. Somit kann sich nachträglich ein geringerer N-Düngebedarf ergeben als vorab ermittelt.
Das neue Gülle-Strip-Till-Gerät und das Güllefrontfass der Landwirtschaftskammer waren 2021 erstmals im Einsatz. Dabei wurden Versuche auf deutlich mehr Standorten als in den Vorjahren angelegt. Ergebnisse der Standorte Futterkamp, Hemdingen, Nordstrand, Hüsby, Süderhastedt, Wallsbüll werden gesondert auf der Homepage der LKSH veröffentlicht. Foto: Christoph Johannes Marten
Begrenzungen in N-Kulisse
Auch für Flächen, die innerhalb der N-Kulisse liegen, erfolgt im ersten Schritt die im vorherigen Textabschnitt dargestellte DBE. Als Basisertrag der angebauten Kulturen wird hier jedoch der Durchschnittsertrag aus den Jahren 2015 bis 2019 als fixierte Größe herangezogen. Im weiteren Verfahren wird für den in der N-Kulisse liegenden Flächenanteil der N-Gesamtdüngebedarf um 20 % verringert (hier 109 kg N/ha), der nicht überschritten werden darf. N-Mengen dürfen jedoch innerhalb der Kulturen verschoben werden, sofern im Gesamtergebnis der verringerte gesamtbetriebliche N-Düngebedarf nicht überschritten wird und auch auf der Einzelfläche die berechnete N-Obergrenze eingehalten werden kann. Weiterhin ist die flächenscharfe 170-kg-N-Obergrenze für organische Düngemittel innerhalb der N-Kulisse einzuhalten. Dies ist insbesondere in Fruchtfolgekombinationen wie Ein-Schnitt-Ackergrassystemen mit nachfolgendem Silomais zu bedenken oder bei kombinierter Festmist- und Gülledüngung zu Silomaisflächen innerhalb der Kulisse. Flüssige Wirtschaftsdünger sind innerhalb von einer Stunde einzuarbeiten. Außerdem muss eine jährliche Untersuchung der Wirtschaftsdünger (außer Festmist von Huf- oder Klauentieren) auf Stickstoff und Phosphat vorliegen.
Gülledüngung von Mais
Ein Großteil des Nährstoffbedarfes von Silomais sollte vornehmlich und effizient über den ohnehin vorhandenen Wirtschaftsdünger abgedeckt werden. Eine unverzügliche Einarbeitung besonders bei warmen und trockenen Witterungsbedingungen (außerhalb der N-Kulisse muss die Einarbeitung innerhalb von vier Stunden vollzogen werden) sichert eine hohe N-Ausnutzung durch Reduzierung der gasförmigen Ammoniakverluste. Der N-Anteil, welcher über gasförmige Verlustpfade aus dem System entweicht, steht dem Silomais als direkt verfügbares Ammonium nicht mehr zur Verfügung. Nur wenn flüssige Wirtschaftsdünger verlustarm ausgebracht werden, können die nach DÜV in der Düngeplanung geforderten Mindestwirksamkeiten von insgesamt 70 %, bezogen auf den Gesamtstickstoffgehalt von zum Beispiel Rindergülle (60 % im Jahr des Aufbringens plus 10 % Nachlieferung aus Vorkulturen des Vorjahres), überhaupt realisiert werden. Zur richtigen Bewertung der Nährstoffgehalte in den wirtschaftseigenen Düngern empfiehlt sich eine Wirtschaftsdüngeranalyse.
Ergebnisse aus langjährigen Versuchsserien der LKSH auf gut mit P versorgten Flächen zeigen, dass mit einer Saatbanddüngung eine klassische P-Unterfußdüngung ersetzt und somit der P-Einsatz reduziert werden kann. Foto: Dr. Lars Biernat
Düngeplanung im Detail
Ab einer P-Bodenversorgung von über 25 mg P2O5/100 g Boden (DL-Methode) darf laut Düngeverordnung nur die in der DBE errechnete P-Abfuhr (siehe Tabelle) von 74 kg P2O5/ha des Silomaises gedüngt werden (im dreijährigen Mittel der Fruchtfolge). Möglich ist nach DÜV eine Fruchtfolgedüngung, die über höchstens drei Jahre aufgeteilt werden kann. Gerade bei der Kombination von Gülledüngung und klassischer mineralischer Unterfußdüngung (UFD) sind die Bedarfswerte im Auge zu behalten. Sollen die Bedarfe nach der Tabelle beispielsweise über 45 m³ Gärrückstände (4 kg Gesamt-N, 2,3 kg NH4-N, 1,4 kg P2O5, 3,7 kg K2O, 0,6 kg MgO) in Kombination mit nur 1 dt/ha 20/20 (83 kg P2O5) gedeckt werden, wird der P-Bedarf schon leicht überschritten. Somit müsste die P-Düngung in den Folgejahren auf dieser Fläche gemäß DÜV entsprechend angepasst werden. Durch das vergleichsweise schlechte Phosphataneignungsvermögen des Maises während der Jugendentwicklung muss ausreichend direkt wasserlösliches P im Wurzelbereich in Form von mineralischer P-Unterfußdüngung der Pflanze angeboten werden. Ackerfutterbausysteme mit flexiblen Fruchtfolgegliedern wie beispielsweise Ackergras, GPS-Mischungen und mit dem Anbau einer zweiten Hauptkultur, etwa Grasuntersaat mit Frühjahrsnutzung und Silomais nach erstem Schnitt Ackergras, zeigen besonders vor diesem Hintergrund ihre Vorzüglichkeit aufgrund erhöhter P-Abfuhren. Technisch zeigte sich durch Versuche der Landwirtschaftskammer der Einsatz von Mikrogranulaten im Mais als Alternative zur klassischen P-UFD, um P-Überhänge zu reduzieren. Als besonders vorzüglich erwies sich in Versuchen der Kammer das Gülledepotverfahren zu Mais. Für die Absicherung der Jugendentwicklung des Maises kann langjährig abgeleitet werden, dass keine zusätzliche mineralische N/P-UFD erforderlich gewesen ist, sondern die Anforderung des Maises in vollem Umfang durch eine organische UFD ohne Ertragsverluste im Gülledepotverfahren abgedeckt werden konnte.
Grunddüngung beachten
Neben der Nährstoffversorgung mit N und P ist ferner eine bedarfsgerechte Versorgung mit Kalium eine Grundvoraussetzung für das Erreichen solider Ertragsleistungen. Besonders auf leichten, trockenheitsgefährdeten Standorten ist die Kaliumversorgung der Silomaisbestände von erheblicher Bedeutung. Über die Güllegabe im obigen Beispiel wurden etwa 165 kg K2O gedüngt, was den Bedarf hier bei der Annahme einer optimalen K-Bodenversorgung erfüllen würde. Der je nach Bodenart und Versorgungszustand verbleibende Kaliumbedarf könnte ergänzend über Kornkali gedeckt werden. So würde auch der Schwefelbedarf mit bedient werden. Außerdem sollte der pH-Wert des Bodens über Kalkgaben in einem optimalen Bereich gehalten werden, da Silomais sehr sensitiv auf den pH-Wert reagiert. Über Kalkgaben könnte auch der verbleibende Magnesiumbedarf gedeckt werden, andernfalls beispielsweise über Kieserit granuliert. Mit welchen Düngemitteln und in welchem Umfang dem verbleibenden Nährstoffbedarf optimal gerecht würde, lässt sich über das neue Düngeplanungsprogramm der Landwirtschaftskammer (LKSH) schlaggenau berechnen.
Fazit
Die Düngebedarfsermittlung für N und P muss, wie bei allen anderen Ackerkulturen, bereits vor der Düngung zu Silomais erstellt werden. Mithilfe des neuen Düngeplanungsprogramms der LKSH können daneben auch der standortabhängige Bedarf an allen weiteren Grundnährstoffen sowie der reduzierte N-Düngebedarf für Flächen innerhalb der N-Kulisse ermittelt werden.
Der Bundesverband Agrarhandel (BVA) e.V. in Berlin und der Verein der Getreidehändler der Hamburger Börse (VdG) e.V. in Hamburg verschmelzen zu dem neuen Branchenverband Der Agrarhandel e.V.. Die Mitgliedsunternehmen beider Verbände haben die Fusion am Donnerstag, den 24. März auf ihren Mitgliederversammlungen in Berlin beschlossen.Vorspann
Der Agrarhandel e.V. will seinen Mitgliedern Facharbeit zum bundesweiten sowie internationalen Agrarhandel, Rechtsberatung, Netzwerktreffen sowie ein internationales Schiedsgericht bieten. Mit vereinter Kraft wird er sich noch intensiver in die öffentliche und politische Diskussion einbringen und die Interessen der Branche vertreten. Über den europäischen Dachverband Coceral in Brüssel, den Bundesverband Groß- und Außenhandel, den Grain Club sowie weitere Verbände und Organisationen in London, Paris und Rotterdam ist Der Agrarhandel national und international ausgezeichnet vernetzt, heißt es in einer Pressemitteilung des neuen Branchenverbandes.
Der neue Verband geht mit dem Bundesverband Agrarhandel (BVA) e.V. und dem Verein der Getreidehändler der Hamburger Börse (VdG) e.V. aus zwei etablierten Bundesverbänden hervor und vereint deren Fachspezialisierungen und Angebote. Der BVA e.V. blickt auf eine über 70-jährige Geschichte zurück. Er vertrat den nationalen Agrarhandel. Der VdG e.V. agierte über 150 Jahre lang als Sprachrohr des internationalen Groß- und Außenhandels mit Getreide, Ölsaaten, Futtermitteln und Hülsenfrüchten.
Die beiden bisherigen Verbandspräsidenten Rainer Schuler, geschäftsführender Gesellschafter der Beiselen GmbH, und Thorsten Tiedemann, Vorstandsmitglied der Getreide AG, führen den neuen Verband bis zu den ersten Wahlen im September 2022 paritätisch. Die Leitung der Geschäftsstellen übernehmen die Geschäftsführer Martin Courbier (vormals BVA e.V.) und Christof Buchholz (vormals VdG e.V.). Beide bisherigen Büros bleiben mir ihren spezifischen Aufgaben im Verband Der Agrarhandel e.V. in Berlin beziehungsweise Hamburg aktiv.
„Durch den Zusammenschluss können wir mit gebündelter Kraft den Dialog mit Politik und Öffentlichkeit verstärken“, erläutert Rainer Schuler, der in diesenKrisenzeiten einen starken Fach- und Lobbyverband für unverzichtbar hält. „Neben der erweiterten Facharbeit schafft die Verschmelzung Synergien“, unterstreicht Thorsten Tiedemann, und betont, dass mit der Fusion der Wandel in der Branche aktiv mitgestaltet werde.
Rainer Schuler, Präsident des BVA (li) und Thorsten Tiedemann, Vorsitzender des Gesamtvorstandes des VdG (re). Foto: BVA
Russlands Überfall auf die Ukraine bleibt auch weiterhin das beherrschende Thema in allen Bereichen. Während die Not der direkt betroffenen Menschen immer weiter zunimmt, bleibt es hierzulande bei wirtschaftlichen Auswirkungen. In vielen Bereichen gibt es drastische Kursausschläge. Deutliche Preisaufschläge zeigen vor allem die Energiemärkte. Aber auch die Notierungen für viele landwirtschaftliche Produkte haben zugelegt. So sind die Terminkurse für Weizen inzwischen um 50 % gestiegen. Auch am globalen Milchmarkt sorgt ein knappes Angebot für steigende Preise. Ähnlich ist die Situation bei Rind- und Schweinefleisch und bei Ölfrüchten. Durch diesen Konflikt ist der Aspekt der Ernährungssicherheit wieder mehr in den Mittelpunkt des Interesses geraten. Hierzulande ist die Lebensmittelversorgung nach Jahrzehnten des Überflusses fast in Vergessenheit geraten. Einige Länder in der EU rücken die Versorgung der eigenen Bevölkerung wieder nach oben auf der Prioritätenliste. Auch um Sicherheitsreserven zu schaffen, sollen zum Beispiel die Getreideexporte begrenzt werden. Dieses Vorgehen ist ein verführerischer Gedanke angesichts der aktuellen Krise, doch für andere Staaten können solche Maßnahmen verheerende Folgen haben. Solch ein Protektionismus könnte zum Beispiel die Preise für Nahrungsmittel in Ländern mit hohem Importbedarf deutlich erhöhen und zu politischen Unruhen führen. Hier zeigt sich eine viel zu große Abhängigkeit von den Getreideeinfuhren.
Keine künstliche Verknappung
Die G7-Agrarminister wollen daher die Länder auffordern, ihre Lebensmittel- und Agrarmärkte offen zu halten, künstlich überhöhte Preise nicht zu dulden und gegen jedes spekulative Verhalten, das die Ernährungssicherheit gefährdet, vorzugehen. Auch will man zusammenarbeiten, um Transportprobleme für Lebensmittel oder die Rohstoffproduktion zu lösen. Der angespannte internationale Getreidemarkt ruft nach Zusammenarbeit und nicht nach Abschottung. Auf der anderen Seite bleibt man vorerst ja auch auf Importe angewiesen. Die EU und vor allem Deutschland ist vorerst noch von Lieferungen von Öl und Gas aus Russland abhängig. Selbst auf eine kurzfristige Drosselung der Energieimporte konnte man sich nicht einigen.
Nach dem Motto „Wandel durch Handel“ versucht man schon seit Jahrzehnten den Kontakt zu weniger demokratisch gesinnten Regierungen zu pflegen. Russland hat die Einnahmen aus der Energielieferung fest eingeplant. Daher zeigen die Sanktionen des Westens große Wirkung. Viele Importgüter sind in Russland ausverkauft. In den Geschäften werden schon Nudeln, Mehl und Reis gehamstert. An den Geldautomaten stehen Menschen Schlange, da nicht mehr mit Kreditkarte bezahlt werden kann. Dennoch bezieht man hierzulande weiter russisches Erdgas, auch wenn die Gasleitung Nordstream 2 nicht in Betrieb geht. Ein sofortiges völliges Abschneiden der russischen Öl- und Gaslieferungen würde in Deutschland nach Ansicht von Experten zu Versorgungsengpässen und auch Stromausfällen führen. Dennoch wäre dieser Schritt das Wirkungsvollste, um Russland die Finanzierung des Krieges zu erschweren. Dafür findet sich jedoch hierzulande bislang keine Mehrheit. Es kann auch dazu kommen, dass uns Russland den Gashahn abdreht.
Niemand soll frieren
Um die privaten Haushalte weiterversorgen zu können, könnten Einsparungen in der Industrie angeordnet werden. Betroffen wäre vor allem die Düngemittelproduktion. Diese würde dann früher oder später in das Ausland abwandern. Andere Bereiche der Industrie, wie die Stahl- und Chemieproduktion, wo Erdgas für die Wärmeerzeugung nötig ist, arbeiten wegen der geplanten Energiewende bereits an einer Umstellung. Zwischenzeitlich könnten sie Öl oder Kohle als Ersatz nutzen, aber langfristig müssten sie die Produktion auf Grünen Wasserstoff umstellen. Das alles ist auch mit Blick auf Strom- und Heizkosten sowie die allgemeine Teuerung nicht unwichtig. Wie sich die Preise entwickeln, kann derzeit niemand genau abschätzen. Alles in allem ist der Faktor Zeit entscheidend: Der Umbau hin zu Erneuerbaren Energien muss beschleunigt fortgesetzt werden.
Der Landwirtschaftsminister der Ukraine, Roman Leschtschenko, hat um Aussetzung des EU-Lizenzsystems für Exporte von Nahrungsmitteln aus seinem Land gebeten, dies würde die Ausfuhr von Getreide und Ölsaaten über den Landweg durch EU-Staaten erleichtern. Die Feldarbeiten in der Ukraine werden von erheblichen Engpässen bei Treibstoff, Dünger und Saatgut behindert. Die größten Agrarkonzerne der Welt verkaufen weiterhin Saatgut in Russland und verarbeiten dort Pflanzen, obwohl sie nach dem Einmarsch in der Ukraine unter Druck stehen, ihre Beziehungen zu beenden.
Vor dem Landwirtschaftsausschuss des EU-Parlaments hat der ukrainische Landwirtschaftsminister Roman Leschtschenko, am Dienstag in einer Onlineübertragung dafür geworben, auf politischem Wege grüne Korridore zu errichten. Denn für den Import oder Export bestimmter Agrarprodukte wie Getreide in die EU oder aus der EU sind Ein- oder Ausfuhrlizenzen notwendig. Leschtschenko bat darum, die Ausfuhr von Getreide und Ölsaaten nach Nordafrika und dem Nahen Osten über den Landweg durch EU-Staaten zu erleichtern. Er wies darauf hin, dass sein Land in Friedenszeiten Nahrungsmittel für weltweit rund 400 Millionen Menschen bereitgestellt habe. Die Belieferung der Abnehmerländer über die Seehäfen sei nicht mehr möglich, Russland werde bald nahezu alle Häfen der Ukraine am Schwarzen Meer zerstört haben. Kurz vor seinem Gespräch mit dem EP-Agrarausschuss hätten die Russen die Hafenstadt Mykolajiw angegriffen und gezielt Getreidesilos zerstört, so der Minister. Er unterstelle Russland gezielte Aktionen zur Destabilisierung des Weltgetreidemarktes. Leschtschenko hat die EU um Unterstützung in Form von Treibstoff und Saatgut und vor allem Pflanzenschutzmitteln gebeten. Problematisch sei, dass die Lieferanten 100 % Vorkasse verlangten.
Weniger Sommerungen
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wird absehbar drastische Folgen für die diesjährige Aussaat nach sich ziehen. Der ukrainische Landwirtschaftsminister erklärte, dass die Aussaatfläche der Sommersaaten zur Ernte 2022 voraussichtlich bei nur rund 7 Mio. ha liegen werde, nach 15 Mio. ha in den Vorjahren. Die Maisanbaufläche dürfte nach 5,4 Mio. ha im Vorjahr jetzt bei 3,3 Mio. ha liegen. Die monatlichen Getreideausfuhren lagen bislang im Schnitt bei etwa 4 Mio. t, während unter den Kriegsbedingungen vielleicht noch 600.000 t pro Monat außer Landes gelangen. Demnach dürfte sich im Herbst noch ein alterntiger Bestand von bis zu 32 Mio. t Getreide in den ukrainischen Lagern befinden. Deshalb ist zu befürchten, dass die Landwirte selbst bei einer wesentlich kleineren Ernte 2022 mit fehlenden Lagerkapazitäten und womöglich hohen Ernteverlusten zu kämpfen haben. Immerhin dürfte die mittelfristige Lebensmittelversorgung des Landes auch dank der Bestände einigermaßen gesichert sein. Dem Landwirtschaftsminister zufolge verfügt die Ukraine gemessen am Eigenbedarf über Vorräte an Weizen für zwei Jahre, an Pflanzenöl für fünf Jahre und an Mais für 1,5 Jahre.
Keulung wegen Futternot
In den von Russland besetzten Gebieten ist die Tierhaltung kaum aufrechtzuerhalten. Vor allem im Osten der Ukraine mussten viele Bestände getötet werden. Für den Wiederaufbau sei die Ukraine deshalb auf Zuchtmaterial aus der EU angewiesen, so Leschtschenko. Geflügelunternehmen beklagten große Verluste durch direkte Angriffe auf Stallanlagen und Lagerhäuser, meldet „Poultry World”. Der größte Eierproduzent der Ukraine, Avangard, musste mehrere große Legehennenfarmen schließen, andere wurden zerstört. Die Betriebe seien komplett von der Stromversorgung abgeschnitten, sodass die Produktion eingestellt werden musste. Die Tiere mussten notgeschlachtet werden, weil die Fütterung nicht mehr möglich war.
Saatgut für Russland
Die größten Agrarkonzerne verkaufen weiterhin Saatgut in Russland und verarbeiten dort Pflanzen, obwohl sie nach dem Einmarsch in der Ukraine unter Druck stehen, ihre Beziehungen zu beenden. Unternehmen wie Cargill, Bayer und Archer Daniels Midland (ADM) begründen ihre weitere Tätigkeit in Russland mit humanitären Erwägungen in Bezug auf die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln für die russische Bevölkerung und andere Länder.
Auch andere Unternehmen haben erklärt, dass sie ihre Tätigkeit in Russland fortsetzen, aber bestimmte Aktivitäten und neue Entwicklungen einschränken wollten. Dazu gehören die Rohstoffhändler Bunge und Viterra, die Getreidesparte des Rohstoffriesen Glencore. Bayer erklärte, im nächsten Jahr Saatgut für Russland zurückzuhalten, wenn der Krieg anhalte. Der Agrarkonzern werde die politische Situation beobachten und zu einem späteren Zeitpunkt über Lieferungen für 2023 und darüber hinaus entscheiden. Bayer bestätigte die Forderungen nach einer Aussetzung der Verkäufe und Dienstleistungen in Russland, erklärte aber, dass die Zurückhaltung von Agrarprodukten die Zahl der Opfer des Krieges noch erhöhen würde. age/mbw/bb
Aus dem Hafen von Berdjansk in der Nähe von Mariupol sind nach ukrainischen Militärberichten fünf mit mehreren 10.000 t Getreide beladene Schiffe verschwunden. Sie seien von russischen Schleppern aus dem Hafen bugsiert worden in unbekannter Richtung, berichtete am Montag die Zeitung Ukrajinska Prawda. Die Berichte ließen sich nicht von unabhängiger Seite prüfen. Das Foto zeigt Getreidesilos im Hafen von Odessa vor dem Krieg. Foto: Imago