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Tropenkind mit Vorlieben

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Wärme und Sonne vorausgesetzt, begeistert die Prunkwinde mit schnellem Wachstum und wunderschönen Blüten. Die beliebte Kletterpflanze überzieht in Windeseile Rankgitter, Pergolen und Zäune bis in 3 m Höhe. Je früher die Aussaat erfolgt, desto eher beginnt das Schauspiel.

Ipomoea tricolor, die Blaue Prunkwinde, stammt ursprünglich aus Mittelamerika. Hierzulande wächst sie nur einjährig und wird alljährlich neu ausgesät. Zwar kann die Aussaat von April bis Mai direkt im Freiland erfolgen, vorteilhafter ist jedoch die Vorkultur ab Mitte März auf der Fensterbank bei etwa 18 bis 22 °C. Erfahrungsgemäß entwickeln sich die Pflanzen dadurch besser und kommen früher in die Blüte. Am einfachsten gelingt die Vorkultur in kleinen, mit Aussaat­erde gefüllten Töpfchen. In jeden Topf legt man zwei bis drei Samen und gibt eine dünne Schicht Erde darüber. Das Substrat ist immer ausreichend feucht zu halten. Wer ein Frühbeet oder Gewächshaus besitzt, sollte die Töpfe bei Sonnenschein tagsüber darin unterbringen. Die Extraportion UV-Licht in Verbindung mit den warmen Sonnenstrahlen verhilft zu einer besseren Entwicklung. Es empfiehlt sich, schon den Jungpflanzen in ihren Töpfen Kletterhilfen (zum Beispiel Schaschlik­spieße oder sogenannte Splittstäbe mit einer Länge von 30 bis 60 cm) anzubieten, da sie sich ansonsten umeinanderranken würden. Aufgrund ihrer Vorliebe für Wärme darf die Prunkwinde erst nach den Eisheiligen ins Freie.

Sonnig gelegene Durchgänge können auch mit Prunkwinden verschönert werden. Foto: Karin Stern

Bei der Pflanzung ins Beet ist ein Abstand von 40 bis 50 cm einzuhalten. Die Prunkwinde gedeiht auch gut in Kübelkultur. Dabei sollte der Topf mindestens ein Volumen von 10 l, besser jedoch mehr aufweisen. Eine Tonscherbe auf dem Wasserabzugsloch und eine dünne Schicht Kies als Drainage darüber sorgen dafür, dass überschüssiges Gießwasser abfließen kann. Tipp: Hochwertige Kübelpflanzen­erde verwenden. Billigerde hält Wasser nicht so gut und ist nur gering strukturstabil. Um die Wuchsleistung zu vollbringen, braucht die Prunkwinde ausreichend Nahrung. Kübelpflanzen erhalten daher vier bis sechs Wochen nach der Pflanzung einmal pro Woche einen Flüssigdünger für Blütenpflanzen ins Gießwasser. Die Erde sollte ausreichend feucht sein, aber nicht zu nass. Prunkwinden vertragen keine Staunässe. Ausgepflanzte Exemplare bekommen gleich etwas reifen Kompost als Startdüngung. Gut geeignet sind zudem Langzeitdünger für die Versorgung über die komplette Saison hinweg.

Besonders schön wirkt die Prunkwinde an fächerförmigen Kletterhilfen, da sie zunächst etwas in die Höhe wächst und dann in die Breite geht. Prunkwinden nehmen Rankgerüste ebenso gerne als Kletterhilfe in Anspruch wie selbst gebaute Varianten aus Bambus, Weide, Seilen oder Schnüren. Hübsch wirken sie auch an Obelisken. Gerne umranken die Triebe Balkongeländer, Holzzäune und Mauern. Ein vollsonniger, warmer, windgeschützter Platz mit kalkhaltigem, nicht zu nährstoffreichem Boden ist genau richtig. In kühlen und feuchten Sommern kann die Entwicklung der Pflanzen etwas hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Am Samenständer finden sich meist drei verschiedene Windenarten: die Blaue Prunkwinde (Ipomoea tricolor), die Bunte Prunkwinde (Ipomoea purpurea) und die etwas seltener anzutreffende Mondwinde (Ipomoea alba). Deren 15 cm große Blüten sind etwas für Nachtschwärmer, da sie sich erst am Abend öffnen. Dann glänzen sie herrlich silbrig-weiß und verströmen einen starken Duft. Die Bunte Prunkwinde lockt mit Blütenfarben von Weiß über verschiedene Blau- und Violetttöne bis hin ins Rötliche. ‚Star of Yelta‘ gilt mit einem intensiven Dunkelviolett und weißem Kelchinneren als eine der schönsten Sorten. ‚Sunrise Serenade‘ präsentierte gefüllte Blüten in Karminrot, ‚Picotee Mix‘ zeigt aparte, weiß gerandete Blüten. Sie erscheinen von Juni bis zum Herbst. Dürfen die Pflanzen ihre Samen ausbilden, kommen sie oft im nächsten Jahr von alleine wieder. Wer sich am Samenständer nicht für eine bestimmte Farbe entscheiden mag, greift zu einer Mischung und lässt sich von der Vielfalt überraschen. Die Blaue Prunkwinde, manchmal auch als Kaiserwinde angeboten, überzeugt mit ihren bis zu 11 cm großen Blüten. Sämtliche Sorten zeigen blaue bis fliederfarbene Töne, teils abgesetzt mit dunklen oder weißen Streifen. Das weiße Herz jeder Blüte leuchtet je nach Lichtverhältnissen geradezu magisch aus der Blütenmitte hervor.

Die Bunte Prunkwinde ‚Sunrise Serenade‘ (Ipomoea purpurea) leuchtet in kräftigem Karminrot. Foto: Karin Stern

Ab Juli öffnen sich die Blüten zeitig am Morgen, schließen sich am Nachmittag wieder und geben den Blick auf das dichte, herzförmige Laub frei. Die Blaue Prunkwinde läuft nur an sonnigen und warmen Standorten zur Hochform auf und braucht außerdem einen leicht sauren Boden, der keinesfalls austrocknen darf. Sortentipps: ‚Heavenly Blue‘ und ‚Himmelblau‘.

Das Dilemma mit dem Laufhof

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Der Wunsch nach mehr Tierwohl durch zusätzliche Freigeländeflächen erzeugt einen Zielkonflikt, denn verschmutzte Flächen erhöhen die Ammoniakemissionen.

Rinder vertragen tiefe Temperaturen gut, zumindest solange sie genügend Energie für die Thermoregulation zur Verfügung haben. Im ursprünglichen Lebensraum suchten sie bei Bedarf Schutz in lichten Wäldern und waren ansonsten eher Bewohner offener Landschaften. So bevorzugen Kühe bei stärkerem Wind und intensiverer Sonneneinstrahlung den geschützten Stall gegenüber einem Laufhof. An sonnigen Wintertagen drängen sie jedoch nach draußen und genießen die Sonneneinstrahlung.

Eine gewachsene Sozialstruktur mit stabilen Dominanzbeziehungen wie bei frei lebenden Rinderherden gibt es unter Stallhaltungsbedingungen derzeit kaum. In der Regel werden trockenstehende Kühe separat gehalten. Auch Bestandsergänzungen sorgen für regelmäßige Eingliederungen neuer Herdenmitglieder. Als Distanztiere achten Rinder beim Liegen, der Fortbewegung und der Nahrungsaufnahme auf eine angemessene Sozialdistanz in Abhängigkeit vom jeweiligen Rang in der Herde. Ressourcenverknappung wird daher bei Haltung und Management vermieden, jedes Tier hat einen Liegeplatz, und das Tier-Fress­platz-Verhältnis liegt in der Regel bei ständiger Futtervorlage bei 1,2:1 oder darunter. Zu Stoßzeiten geht es auf angegliederten Laufhöfen durchaus eng zu.

Gerade die ersten und letzten Sonnenstunden des Tages verbringen Kühe gerne im Freien, sowohl im Sommer als auch im Winter. Laufhöfe größer zu bauen, ist sicherlich keine Option. Wo viele Kühe sich aufhalten, fällt viel Gülle an. In der Regel gibt es für Laufhöfe kein Entmistungskonzept, die Schieberbahnen enden im Stallgebäude und die Außenfläche muss mobil oder von Hand entmistet werden. Beides bedeutet, dass aus arbeitswirtschaftlichen Gründen in der Praxis im günstigsten Fall einmal täglich entmistet wird.

Ammoniakemissionen zu reduzieren ist wichtig

Aus dem Kot-Harn-Gemisch entsteht Ammoniak. Das ist das Dilemma. Der Wunsch nach mehr Tierwohl durch zusätzliche Freigeländeflächen erzeugt einen Zielkonflikt, denn verschmutzte Flächen erhöhen die Ammoniakemissionen. Jeder zusätzliche emissionsaktive Quadratmeter schlägt mit 8 g pro Tag zu Buche. Das summiert sich bei 1,5 m² pro Kuh jährlich auf zirka 4 kg zusätzliche Ammoniakemissionen – wobei doch genau hier unbedingt reduziert werden sollte, da die Rinderhaltung ungefähr die Hälfte der gesamten deutschen Ammoniakemissionen erzeugt.

Die aktuelle Bauausführung angegliederter Laufhöfe bringt folglich gleich mehrere Zielkonflikte mit sich:

• Das Flächenangebot ist für das Distanztier Rind zu bevorzugten Nutzungszeiten eigentlich zu klein, die Tiere drängen sich eher und gelaufen wird kaum.

• Der Laufhof wird zur Arbeitsfalle, die Reinigung ist meist Handarbeit.

• Es entstehen pro Kuh über 25 % höhere Ammoniakemissionen.

Innovative Lösung: Strukturierte Laufhöfe

Wenn Kühe auf dem Laufhof in der Regel herumstehen und sich kaum fortbewegen, bietet es sich an, nach dem Vorbild des Liegeboxenlaufstalls auch auf dem Laufhof eine Strukturierung zu schaffen. Boxen, die wahlweise zum Stehen oder Liegen aufgesucht werden können, bieten einen geschützten Rückzugsort. Wie im Stall ermöglichen Trennbügel eine geringere Distanz und bieten so mehr Tieren stressarmen Platz auf dem Laufhof. Das Projekt EIP (Europäische Innovationspartnerschaft) Agri Bauen in der Rinderhaltung hat bei mehreren innovativen Bauvorhaben strukturierte Laufhöfe geplant, welche von den Betrieben gebaut wurden und nun von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt wissenschaftlich untersucht werden.

Die Entmistungsachsen werden auf diese Art und Weise auf dem Laufhof fortgesetzt. Mistabwürfe können entweder weiter geschützt innerhalb des Gebäudes bleiben und Klappwendeschieber eingesetzt werden, oder sie werden auch am Ende des Laufhofes platziert. Dann bleiben nur die Quergänge für die manuelle Reinigungsarbeit übrig. Gegebenenfalls kann das Gebäude sogar etwas kürzer gebaut werden, wenn der letzte Quergang anstatt innerhalb des Gebäudes außen über den Laufhof geführt wird. Dann spart die Bauweise nicht nur Arbeitszeit, sondern auch Baukosten.

Strukturierte Laufhöfe ermöglichen den Tieren, alle Verhaltensweisen auch auf dem Laufhof auszuüben. So werden die Futterachsen ebenfalls auf den Laufhof gezogen. Sie sollten überdacht werden, um das Futter vor der Witterung zu schützen. Insgesamt führt das zusätzliche Platz­angebot so zu einer lockereren Belegung der verfügbaren Stallplätze, da die Tiere mehr Optionen zur Verfügung haben. Die Wissenschaft empfiehlt eine Unterbelegung von 10 %, die bei Neubauten aber fördertechnisch nicht realisierbar ist. Mit den Boxen auf dem Laufhof wird es für die Tiere leichter, einen mit Trennbügeln geschützten Ruheort zu finden.

Die Futterachsen werden bei diesem sechsreihigen Laufstall des EIP-Rindbetriebes Bunz bis in den Laufhof gezogen und die Entmistungsachsen fortgeführt. Dadurch verbleiben wenige Quadratmeter auf den Quergängen des Laufhofes für die manuelle Entmistung. Foto: Prof. Barbara Benz

Wenn es im Sommer heiß ist, bevorzugen die Kühe besonders in der Mittagshitze den wärmegedämmten Stall und gehen eher vormittags oder abends hinaus. Abhilfe kann ein kühlendes Gründach schaffen, das auf der südöstlichen Fressachse besonders effektiv ist. Dachbegrünungen speichern Regenwasser und dienen damit der Wasserretention. Das Wasser verdunstet dann bei Hitze und sorgt dadurch für kühlere Umgebungsluft beim Fressen. Die Dachfläche ist nicht versiegelt und stellt eine ökologisch wertvolle Fläche dar. Außerdem ist das optische Erscheinungsbild des Stalls durch ein begrüntes Dach positiv beeinflusst. 

Dachbegrünungen verringern nicht nur den Wärmeeintrag und speichern Regenwasser, sondern wirken durch die Verdunstungskälte aktiv kühlend auf die Umgebung. Außerdem leisten sie einen positiven Beitrag zum ästhetischen Erscheinungsbild eines Stalls, so wie hier beim EIP-Rindbetrieb Werner. Foto: Prof. Barbara Benz

Baulich-technische Details oft entscheidend

An den Fressbereichen sollten die Kühe, so wie im Stall auch, auf erhöhten Fressständen stehen können. Diese sind mit Trennbügeln mindestens an jedem zweiten Platz abgetrennt, sodass auch hier konsequent das Prinzip des Liegeboxenlaufstalls fortgeführt wird, durch Strukturierung geschützte Orte zu schaffen. Dadurch können die Tiere ungestört fressen, und die Entmistungsfrequenz kann an den erhöhten Kot- und Harnanfall im Fressgang angepasst werden. Gleichzeitig sinken die Emissionen, denn die emissionsaktive verschmutzte Fläche wird um zirka 15 % reduziert. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ausführung der Liegeboxenkonstruktion. Kühe sollten immer die Boxen zusätzlich zum Liegen auch zum Stehen nutzen können. Dafür ist die Positionierung des Nackensteuers entscheidend. Keinesfalls darf ein Stabilisierungsrohr eine Doppelfunktion ausüben. Ein niedriges, flexibles Nackensteuer ermöglicht das klauenschonende Stehen mit allen vier Gliedmaßen innerhalb der Liegebox.

Bei Regenwetter sind Kühe auch gerne auf dem Laufhof und nutzen die Boxen dann zum ungestörten Ruhen oder zum Wiederkäuen im Stehen. Voraussetzung hierfür sind das niedrig positionierte flexible Nackensteuer und das Stabilisierungsrohr oberhalb der Kuh. Foto: Prof. Barbara Benz

Konfliktlösung zwischen Tierwohl und Umwelt

Strukturierte Laufhöfe können entweder direkt beim Stallkonzept eingeplant oder nachträglich angebaut werden. Dadurch vermehren sich die Möglichkeiten der Tiere, sich einen angenehmen Aufenthaltsort je nach Witterung frei auszuwählen. Der Zielkonflikt zwischen höherem Tierwohl und negativer Umweltwirkung kann durch die Strukturierung des Laufhofes teilweise aufgelöst werden. Wenn baulich-technische Maßnahmen zur Reduktion von Ammoniak­emissionen außerdem auch im Stall eingebaut oder nachgerüstet werden, lassen sich die Mehr­emissionen durch die zusätzliche verschmutzte Laufhoffläche sogar vollständig kompensieren. Zielführende Maßnahmen sind hier der Einbau erhöhter Fressplätze mit einem Minderungspotenzial von zirka 15 % und emissionsmindernde Laufgangbeläge, welche derzeit mit zirka 20 % Emissionsminderung eingestuft werden.

Bei mehrhäusigen Ställen lässt sich der Laufhof im Fressgang integrieren, sodass das erhöhte Platzangebot im Fressgang einen besonderen Mehrwert bringt. Im EIP-Rindbetrieb Stier wird der Laufhof mithilfe einer sensorgesteuerten Jalousie beschattet, wodurch die fressenden Kühe vor der Sonnen­einstrahlung geschützt werden. Foto: Prof. Barbara Benz

Fazit

Laufhöfe bieten 365 Tage im Jahr mehr Tierwohl, erhöhen aber die Ammoniakemissionen. Zu Stoßzeiten drängen sich die Tiere auf dem Laufhof, dieser ist dann fast zu eng. Strukturierung schafft Abhilfe: Kühe erhalten Rückzugsorte, emissionsaktive Flächen werden reduziert, die Arbeitswirtschaft verbessert sich. Auf baulich-technische Details bei der Konstruktion der erhöhten Fressstände und der Liegeboxen ist zu achten. 365 Tage Freigeländezugang sind sogar ohne eine Verschlechterung der Umweltwirkung möglich und versprechen dabei positive Effekte fürs Tierwohl.

75 Veranstaltungen zum Jubiläum

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300 LandFrauen aus ganz Schleswig -Holstein trafen sich am Dienstag zu ihrer diesjährigen Vertreterinnenversammlung in den Holstenhallen in Neumünster. Die Delegierten starteten unter anderem die Aktion, mit der der Verband in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert. Dazu sind im ganzen Land 75 Veranstaltungen geplant, die auf einer Karte im Internet abrufbar sein werden. Am 10. Juni wird das Jubiläum zudem beim LandFrauentag mit einem großen Fest begangen.

Ein ausführlicher Bericht über die Vertreterinnenversammlung folgt in der nächsten Ausgabe.

Neue App für effiziente und umweltgerechte Bewirtschaftung

Unter gruenlandportal-sh.de wird seit vergangener Woche erstmalig eine umfassende und innovative Plattform zu allen Themen des Grünlands in Schleswig-Holstein geboten, auf der Informationen aus Wissenschaft, Beratung und Praxis zusammengeführt werden.

Verschiedene Sektionen des Portals liefern Empfehlungen für die unterschiedlichen Grünlandregionen im Land und bieten Landwirtinnen und Landwirten Anregungen für betriebs- und standortindividuelle Optimierungsansätze. Das neu entwickelte und deutschlandweit einzigartige Beratungstool soll bei einer standortangepassten und umweltgerechten Grünlandbewirtschaftung unterstützen. Die App ist kostenlos und eine wertvolle Hilfe für die 4.000 Milchviehbetriebe.

Ende März wurde die App auf dem Hof der Familie Feddersen in Wanderup (SLFL) offiziell vorgestellt und veröffentlicht. Die Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Ute Volquardsen, betonte in ihrer Begrüßung die Wichtigkeit der Digitalisierung in der Landwirtschaft. Sie freute sich, dass mit dem „Grünlandportal“ den Grünlandwirtinnen und -landwirten ein Angebot gemacht werden könne, sich noch fitter zu machen für eine nachhaltige, effiziente und zukunftstaugliche Grünlandbewirtschaftung in Schleswig-Holstein. Die Grünland-App wurde vom Entwicklerteam vorgestellt. Dazu gehören Tammo Peters und Malin Bockwoldt von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) und Arne Poyda (ehemals an der Kieler Universität). Weiterhin informierte Prof. Conrad Wiermann (Fachbereich Agrarwirtschaft, Fachhochschule Kiel) bei einem Pressetermin am 25. März über die Hintergründe und die Notwendigkeit der App.

Wunsch der Betriebe umgesetzt

In Projekten, in denen die Institutionen mit Landwirtinnen und Landwirten zusammenarbeiteten, wurde oft der Wunsch nach solch einer App geäußert. Landwirt Ingwer Feddersen ist begeistert, dass er nun direkt mit dem Handy gebündelt so viele Informationen zum schleswig-holsteinischen Grünland schnell und einfach abrufen kann.

Eine hohe Grundfutterqualität auf dem Futtertisch, das ist es, was das Milchvieh benötigt“. Foto: Isa-Maria Kuhn

Der Betrieb Feddersen besteht in der vierten Generation und bewirtschaftet 165 ha. Die Familie hat einen klassischen Milchviehbetrieb und hält 180 Schwarzbunte Kühe. Betriebsleiter Ingwer Feddersen macht sich die Digitalisierung künftig auch beim Melken und Füttern zunutze und wird die neue App nutzen. „Unsere Kühe benötigen viel gesundes Futter, eine hohe Qualität der Silage. Da will ich nichts dem Zufall überlassen“, sagte er. Der Betrieb hat sich deshalb auch bei der Entwicklung der App gern mit eingebracht.

Grünland rückt in den Fokus

In Schleswig-Holstein stellt das Grünland mit mehr als einem Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche ein prägendes Landschaftselement dar. Gut 317.000 ha werden als Dauergrünland genutzt, wovon der größte Anteil den Milchvieh-Futterbaubetrieben sowie Pferde und Schafe haltenden Betrieben als wesentliche Futtergrundlage dient. Doch auch als Lebensraum für eine vielfältige Flora und Fauna sowie als Kohlenstoffspeicher in Böden erfüllt das Grünland wichtige Ökosystemleistungen. Und diese sind besonders wichtig in Zeiten des schnell voranschreitenden Klimawandels und Biodiversitätsverlustes in der Agrarlandschaft.

Das Grünland ist aufgrund einer Vielzahl von Managementpraktiken sowie variierender Standorteigenschaften und Artenzusammensetzungen extrem divers. Es ist ein hohes Maß an Wissen erforderlich, um die Flächen standortangepasst und in Abhängigkeit vom Bewirtschaftungsziel optimal zu bewirtschaften und folglich der Multifunktionalität des Grünlands gerecht zu werden.

Bezüglich dieser Herausforderungen in der Grünlandbewirtschaftung liefern die LKSH, die Fachhochschule Kiel (FH Kiel) und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU Kiel) seit vielen Jahren qualifizierte Forschung, Lehre und Beratung. Die App „Grünlandportal Schleswig-Holstein“ wurde in Kooperationsarbeit durch diese Institutionen entwickelt. In der App gibt es verschiedene, teils interaktive Bereiche, in die unter anderem Informationen zu Themenkomplexen wie effizienter Grünlandnutzung, Bodenschutz, Weidewirtschaft, Klimaschutz, Biodiversität, Düngung und Grünlandbewirtschaftung im Moor einfließen. Die dynamische Anpassung der Inhalte ermöglicht die Bereitstellung von Informationen zu den aktuellsten Grünlandthemen. Dies kann einen entscheidenden Beitrag für eine optimale Futterproduktion bei gleichzeitiger Sicherung wichtiger Ökosystemdienstleistungen des Grünlands liefern.

Und so funktioniert die App

Das Grünlandportal SH ist in vier Kategorien gegliedert, die über das Hauptmenü zu erreichen sind:

Thematische Informationen
In dieser Sektion sind thematische Informationen rund um das Grünland gesammelt. Über aufrufbare Themenfelder können Auskünfte zu verschiedenen Fachbereichen erlangt werden, die mit der Grünlandbewirtschaftung assoziiert sind. Diese Sektion wird stets erweitert und aktualisiert.

Reifeprüfung Grünland
Als weiterer Baustein des Portals wurde die „Reifeprüfung Grünland erster Schnitt“ implementiert. Sie ist seit Jahrzehnten ein gefragtes Beratungsinstrument, das nun umfassend digitalisiert wurde und den Anwenderinnen und Anwendern jetzt auf innovative Weise zur Verfügung steht. Dieses Beratungstool zeigt, bei wöchentlicher Aktualisierung und Visualisierung, landschaftsraumspezifische Prognosen zum Graswachstum und der Futterqualitätsentwicklung im Frühjahr für die Ermittlung des optimalen ersten Erntezeitpunktes.

Vegetationsbeginn Dauergrünland
Hier können Informationen zum Vegetationsbeginn von Dauergrünland in Schleswig-Holstein tagesaktuell und standortspezifisch eingesehen werden. Ab diesem Zeitpunkt können Nährstoffe effizient und fortlaufend von der Pflanze genutzt werden. So kann der Zeitpunkt der organischen und mineralischen Düngung am jeweiligen Standort optimiert und damit die Nährstoff-Nutzungseffizienz erhöht werden. Gerade Betriebe, die ihr Grünland auf leichten Standorten bewirtschaften, können die Anwendung für eine effizientere Düngung im Frühjahr nutzen.

Grünlandtest „Standortgefährdung“
Als weitere Rubrik gibt es einen interaktiven Test, bei dem über einen Fragenkatalog ermittelt werden kann, wie gefährdet eine spezielle Grünlandfläche für Stickstoffverluste, die Einwanderung unerwünschter Pflanzenarten sowie Bodenschadverdichtungen ist. Anhand der Fragen wird nicht nur eine Einschätzung für dieses Gefährdungspotenzial generiert, sondern darüber hinaus angepasste Hinweise auf einzelne Themenfelder aus den thematischen Informationen gegeben. Auf diese Weise kann nicht nur ein mögliches Problem ermittelt werden, sondern den Anwenderinnen und Anwendern werden darüber hinaus unmittelbar passende Lösungsansätze geliefert.

Und das sind die Förderer

Die Desktopversion sowie die mobile App für iOS wurden mit Mitteln aus den Projekten „Nährstoffeffiziente Flächenkonzepte für Grünlandstandorte“ und „Gemeine Rispe“ entwickelt, die im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP agri) gefördert wurden. Für die mobile App für Android wurden Mittel durch die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landschaft bereitgestellt. Hosting und Support der Anwendungen werden durch Eigenleistungen der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein getragen.

Fazit

Mit dem „Grünlandportal Schleswig-Holstein“ ist es gelungen, eine digitale Plattform zu schaffen, die Informationen rund um das Grünland auf innovative Weise zusammenführt. Die Desktopversion ist unter gruenlandportal-sh.de zu finden. Die mobile App kann in den gängigen App-Stores kostenlos heruntergeladen werden. 



Pferdeshow zum Mitfühlen

Nach der pandemiebedingten Pause setzt die aufwendige Pferdeshow Cavalluna ihre Tour fort. Zu den Stars der Show gehören neben Holsteinern unter anderem auch niedliche Esel, edle Araber, beeindruckende Shire Horses und unfassbar winzige American Miniature Horses.

Bereits seit 2003 – damals noch unter dem Namen Apassionata – begeistern die immer wieder neu erfundenen Vorstellungen Pferde- und Showfans. Die neue Show „Legende der Wüste“ verspricht eine Kombination aus höchster Reitkunst und bester Unterhaltung und knüpft somit nahtlos an die Erfolge der vorangegangenen Shows an, die in den vergangenen 18 Jahren bereits mehr als acht Millionen Besucher in ganz Europa berührt und in Staunen versetzt haben.

An dem fantasievollen Gesamtkunstwerk aus Reitkunst, Tanz und Musik wirken rund 60 Tiere, ihre Reiter und ein internationales Tanzensemble mit. In den einzelnen Acts werden packende Action, berührende Momente und immer wieder tiefes Vertrauen zwischen Mensch und Pferd gezeigt. Am Ende der rund zwei Stunden langen Show gibt es die vierbeinigen Stars sogar zum Anfassen.

„Wir freuen uns sehr, dass wir es gemeinsam mit unseren Partnern geschafft haben, neue Termine zu finden, und dass unsere Fans und Besucher, die die Show bisher noch nicht besuchen konnten, diese nun endlich live erleben können“, erklärt Geschäftsführer Johannes Mock-O’Hara.

Cavalluna „Legende der Wüste“ findet in der Kieler Wunderino Arena am Sonnabend, 7. Mai, um 15 und 20 Uhr sowie am Sonntag, 8. Mai, um 14 Uhr statt. Zuschauer unter 16 Jahren dürfen nur in Begleitung Erwachsener in die Halle. Tickets gibt es ab 39,90 € unter www.cavalluna.com/tickets/kiel oder Tel.: 0 18 06-73 33 33 (20 ct/Anruf aus dem deutschen Festnetz). Bereits erworbene Tickets behalten ihre Gültigkeit und wurden sitzplatzgenau auf die Verlegungstermine übertragen.

Kartenverlosung

Wir verlosen 3 x 2 Tickets für die Show am Sonntag, 8. Mai, um 14 Uhr. Welches sind die größten Pferde der Show? Einsendungen mit der richtigen Antwort bitte per E-Mail an: redaktion@bauernblatt.com oder per Post an: Bauernblatt GmbH, Pferdeseiten/ Verlosung, Grüner Kamp 19-21, 24768 Rendsburg.

Einsendeschluss ist Montag, 25. April. Es werden nur Einsendungen mit Namen, vollständiger Anschrift und Telefonnummer berücksichtigt.



Ei, wie hübsch!

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Christel Manowski betreibt Kunst am Ei. Stimmungsvoll setzt die Hobbykünstlerin aus Eutin das ovale Naturprodukt mit Motiven in Aquarelltechnik in Szene. An diesem Wochenende präsentiert sie ihre Kreationen auf Kunsthandwerkermärkten in Bad Malente und Bosau im Kreis Ostholstein.

Christel Manowski kribbelt es schon in den Fingern. „Endlich geht‘s wieder los“, sagt sie und strahlt. Wegen der Corona-Pandemie konnten 2020 und 2021 keine Ostereierausstellungen und -märkte stattfinden. „Jetzt starten endlich wieder zwei von vieren, an denen ich sonst teilnehme“, freut sich die 71-Jährige.

Naturmotive wie Blumen malt Christel Manowski besonders gern. Foto: Silke Bromm-Krieger

In den vergangenen zwei Jahren sei sie wie gewohnt ihrem Hobby nachgegangen. „Einfach aufhören, das konnte ich nicht. Dann hätte mir etwas gefehlt, mit der Folge, dass mein Lager nun zum Bersten voll ist“, erzählt sie schmunzelnd. In der Ostereierwerkstatt, die die zweifache Mutter im früheren Kinderzimmer einer Tochter eingerichtet hat, geht es das ganze Jahr über kreativ zu. Pinsel, Aquarelltuschkästen, Teller zum Farbenmischen, Trockenständer, Wasserglas – alles steht auf dem Arbeitstisch schon fein säuberlich parat, wenn sie die tägliche Lust am Ei packt.

Etwas Weißes, Leeres füllen

Da bekommt Langohr lange Ohren – Motiv aus der Häschenschule. 
Foto: Silke Bromm-Krieger
Mutter Hase verabschiedet ihr Kind in die Häschenschule. 
Foto: Silke Bromm-Krieger

„Meist gehe ich am späten Nachmittag oder am frühen Abend für rund zwei Stunden in die Werkstatt. Bei Tageslicht kann ich besser malen“, bemerkt sie. Da sie auch Trocknungszeiten zu berücksichtigen hat, arbeitet sie oft an mehreren Stücken gleichzeitig. Dabei hat sie an bestimmten Motiven ihre besondere Freude. „Ich male liebend gern Vögel, daneben Blumen- und Naturmotive und Szenen aus dem nostalgischen Bilderbuch ‚Häschenschule‘ und dem Kinderbuchbestseller ‚Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?‘“ Das Bemalen sei für sie ein wunderbares Hobby, um „herunterzukommen“ und für eine Weile entspannt den eigenen Gedanken nachzuhängen. „Ich habe etwas Weißes, Leeres vor mir, fülle es mit Leben und kann etwas Schönes mit den eigenen Händen erschaffen“, bringt sie ihre Freizeitbeschäftigung auf den Punkt.

Gekrümmte Oberflächen

Ihre Leidenschaft für das Eierbemalen begann, als ihre beiden Töchter noch klein waren. „Im Kindergarten fragte man mich damals, ob ich für das Osterfest verzierte Hühnereier für den guten Zweck stiften könnte.“ Vorher hatte sie schon Aquarelle gemalt und entsprechende Workshops und Kurse besucht. Nun fing sie an, Aquarellmotive nicht nur aufs Papier, sondern auch aufs Ei zu bannen. „Das war wegen der gekrümmten Oberfläche am Anfang gar nicht so einfach, machte aber viel Spaß. Meine ersten Eier kamen im Kindergarten super an und fanden dort sofort Abnehmer“, blickt sie zurück. Im Freundes-, Bekannten- und Familienkreis sprach sich ihr Talent ebenfalls schnell herum. Die Anfragen nach Eiern nahmen zu, und so blieb sie mit der Herstellung kontinuierlich am Ball. Irgendwann hatte sie die Chance, jährlich auch an vier Ausstellungen in der Region teilzunehmen.

Detailgetreue Motive

Unzählige Gänse-, Hühner-, Zwerghuhn- und Straußeneirohlinge warten derzeit darauf, sich unter ihren Händen in filigrane Kunstwerke zu verwandeln. Daneben stehen auf einem Regal bruchsicher verpackt die bereits fertigen Unikate für die Ausstellungen.

Schritt für Schritt verwandelt Christel Manowski das Ei in ein Kunstwerk. Foto: privat

Doch wie geht das denn nun mit dem Eierbemalen? Pinsel raus, Farbe rein und los? Christel Manowski lacht. Während sie zur Anschauung am Tisch Platz nimmt und mit dem Pinsel in der Hand zu einem Werkstück greift – ein Ei, das sie mit einem Dompfaff verzieren will – erläutert sie die einzelnen Arbeitsschritte. Der kreative Prozess beginne mit der Motivauswahl. Als Inspiration dienten ihr Illustrationen aus Zeitschriften und Büchern sowie ihr liebevoll angelegter Hausgarten. „Entsprechend dem Vorhaben wähle ich dann das passende Ei aus meinem Fundus.

Bevor ich starte, muss ich den Rohling von innen und außen säubern und die Oberfläche entfetten, damit später die aufgetragene Farbe auch haftet. Straußeneier schleife ich zusätzlich vorsichtig mit Sandpapier ab, da sie sonst nur schwer bemalbar sind. Danach zeichne ich mit einem dünnen Bleistift die Konturen des gewünschten Motivs vor und fange mit der detailgetreuen Gestaltung der Vorderseite an“, erklärt sie. Dafür nehme sie sehr feine Pinsel. Nach dem Hauptmotiv entstehe Schritt für Schritt das „Drumherum“, gefolgt von der Rückseite. Bei einigen Motiven male sie die Konturen zur Akzentuierung noch zart mit einem Permanentmarker nach.

Sollte sie sich einmal vermalen, die Farbe verlaufen oder die Hand eine unbedachte Bewegung machen, hält sie dafür ein in Chlorlösung getauchtes Wattestäbchen bereit. Mit ihm kann sie in den meisten Fällen ein kleines Malheur beheben. Damit sie mit ihren Fingern kein Fett aufs Ei bringt, steckt sie es vor dem Bemalen auf einen Holzspieß und fixiert es zwischen zwei Korkscheiben. So kann sie es problemlos halten. „Ist das Ei fertig verziert und getrocknet, lackiere ich es zwei Mal mit einem Schutzlack. Das versiegelt die Fläche und gibt einen seidigen Glanz.“

Inspiration „Kurbeleier“

Das Kurbelei gestalten Christel und Jürgen Manowski in Teamwork.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Zum Schluss kommt Ehemann Jürgen ins Spiel. Er unterstützt das Hobby seiner Frau nach Kräften und fädelt noch ein farblich abgestimmtes Satinband als Aufhänger durchs Ei, manchmal ergänzt durch Miniholzperlen. Zudem ist er bei den sogenannten „Kurbeleiern“, die Christel Manowski ebenfalls gestaltet, mit von der Partie. Hier ist er für das Einbauen des technischen Innenlebens zuständig.

„Auf die Idee mit den Kurbeleiern kam ich durch einen Fernsehbeitrag. Das sind Eier, aus denen man über einen zuvor eingefrästen Schlitz mittels einer Papierrolle im Inneren, einen Spruch, einen Gruß oder ein Gedicht herausziehen und wieder einrollen kann.“ Die Kurbel­eier seien neben den Hab-dich-lieb-Eiern speziell bei Müttern der Hit, die sie gern ihren erwachsenen Töchtern als Mitbringsel schenken.

Kindheitserinnerungen

Überhaupt sei der nette Kontakt zu den Besuchern am Ausstellungsstand für sie immer wieder eine Bereicherung. Mittlerweile kämen viele regelmäßig jedes Jahr vorbei und schauten, was es Neues gibt. „Wenn sie mir sagen, dass meine Eier bei ihnen längst vergessen geglaubte Kindheitserinnerungen wecken, oder wenn Kinder staunend davorstehen und überrascht die Lieblingsmotive aus ihren Büchern entdecken, macht mich das froh“, meint die dreifache Großmutter, derweil sie dem putzigen Dompfaff in ihrer Hand Strich für Strich Leben einhaucht.

Aufs Korn genommen: Verstehen Sie Markenschützer?

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Was würden Sie sagen, wenn jemand forderte, die Wörter „Wilstermarsch“, „Schwansen“ oder „Fehmarn“ dürfe nur er benutzen und niemand sonst? Sie würden ihm wohl den Vogel zeigen. Anders ist das bei „Öömrang“, dem friesischen Wort für Amrum. „Öömrang-Gin“ soll nicht mehr auf dem Etikett eines Destillateurs von der Insel stehen dürfen, denn ein Winzer in den USA, Nachfahre ausgewanderter Amrumer, hat den Begriff für seinen wohlgemerkt amerikanischen Wein schützen lassen.

Nun könnte man das als „Schild”bürgerstreich abtun, wenn nicht das Deutsche Markenamt dem Winzer recht gegeben hätte. Zwar könnten Orts- und Regionalbegriffe nicht exklusiv in Beschlag genommen werden, heißt es – aber nur dann nicht, wenn sie von den „Mitgliedern der maßgeblichen Verkehrskreise“ verstanden werden. „Öömrang“ muss hingegen wohl schon beim gemeinen Festlandsfriesen für Achselzucken sorgen, erst recht beim Bayern im Sylt­urlaub.

Der Friesenrat will das nicht auf sich beruhen lassen. „Wenn es sich um einen leicht verständlichen Dialekt handelt, darf sich das niemand schützen lassen, doch wenn es für Hochdeutschsprecher unverständlich ist, dann schon?“, fragt das Magazin des Nordfriisk Instituut und sieht den Schutz von Minderheiten- und Regionalsprachen ausgehebelt. Denn es gehöre ja zu den Kennzeichen einer eigenständigen Sprache, dass ihrer Unkundige sie nicht verstehen.

Der Gin heißt jetzt „Oomram-Gin“, und diese Marke hat sich seinerseits der Amrumer Destillateur sichern lassen. Dass das möglich ist, verstehe, wer will! 

Energie tanken für alles, was noch kommt

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210 Frauen diskutierten beim KreisLandFrauentag Ostholstein auf Gut Immenhof in der Gemeinde Malente über das Thema „Dialog zwischen Erzeuger und Verbraucher“.

Die Freude war allen Beteiligten anzumerken: endlich wieder ein Treffen, endlich wieder ein Gedankenaustausch in Präsenz! Das betonte auch die Vorsitzende des KreisLandFrauenverbandes Ostholstein, Jutta Fahr. Sie konnte nicht nur über 200 Landfrauen, sondern auch viele Netzwerkpartnerinnen aus Politik, Wirtschaft und Kirche der Region begrüßen.

Einen besonderen Reiz für die über 200 LandFrauen des Kreises Ostholstein hatte die Örtlichkeit für den KreisLandFrauentag. Getagt wurde auf Gut Immenhof in Malente.  Foto: Astrid Schmidt

Die Organisatorinnen hatten ein buntes Programm aus Vorträgen, Podiumsdiskussion und Quiz vorbereitet. Zum Vergnügen trug auch die Örtlichkeit bei, denn Verwalter Ole Marxen von Gut Immenhof gab einen Einblick in die Entwicklung und Neuausrichtung der historisch bedeutsamen Anlage. Doch bei aller Freude vergaßen die Frauen auch nicht die angespannte und kaum absehbare Lage in der Weltpolitik.

Jutta Fahr blickte in ihrem Grußwort auf die vergangenen zwei Jahre mit Corona, Flutkatastrophe und ganz aktuell dem Ukraine-Krieg zurück. Sie rief die LandFrauen zu einem „starken Miteinander“ auf. Denn dafür seien sie angetreten: füreinander einstehen, Gemeinschaft leben und miteinander gestalten. „Jeder ist aufgefordert, sich Gedanken zu machen, wie Hilfe möglich ist. Solidarität heißt auch Verzicht. Wir LandFrauen haben den langen Atem dafür“, sagte Fahr und erhielt donnernden Applaus.

Auch die Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, Ulrike Röhr, betonte diese Werte, für die die LandFrauen seit 75 Jahren einträten. Denn so lange ist es her, dass sich der Landesverband gegründet hat. Röhr lud alle Frauen ein, am 10. Juni nach Neumünster in die Holstenhallen zu kommen und mitzufeiern. Und wer sich frage, können wir überhaupt feiern, dem sage sie: Ja, wir können! „Es ist wichtig, füreinander da zu sein. Wir müssen auch Energie tanken für all das, was vielleicht noch kommt“, sagte Röhr.

Zum Thema des KreisLandFrauentages betonte sie, der Dialog zwischen Erzeuger und Verbraucher spiele im Verband eine große Rolle. Seit dieser Dialogprozess 2019 initiiert worden war, gehöre sie selbst der Steuerungsgruppe an. In den drei Jahren seien abschließend 24 Thesen aufgestellt worden, die unter anderem die Forderungen nach Wertschätzung heimischer Lebensmittel und fairen Preisen beinhalten. „Dabei müssen auch Handel und Politik in die Verantwortung genommen werden“, so Röhr. Das Thema Hofübergaben bereite Sorgen, weil nicht klar sei, in welche Richtung wir es gehe. „Wie wichtig eine starke heimische Wirtschaft ist, wird gerade aktuell sehr deutlich“, sagte Röhr mit Blick auf den Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen auf Angebot und Preisgestaltung.

Was tut die Landwirtschaftskammer für den Dialog zwischen Verbraucher und Erzeuger? Diese Frage beantwortete die Präsidentin Ute Volquardsen mit Beispielen wie Caféführer, Förderung von Bauerhofpädagogik und Ähnlichem sowie vor allem einer aktiven Pressearbeit. Sie nannte Portale wie „Gutes vom Hof“ und appellierte an alle, auch neue Medien zu nutzen. „Landwirtschaft von der Stange gibt es nicht mehr“, sagte Volquardsen.

Ein großes Anliegen aller LandFrauen sowie der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein ist die Verbraucherbildung. Verbraucherwissen schon im Kindergarten zu vermitteln, in Schulen fortzuführen und in Hofläden bei der Direktvermarktung zu kommunizieren – daran wird auf vielen Ebene gearbeitet, wie unter anderem in der Kathrin Dehn-Schumacher, Beisitzerin im Kreisvorstand, locker und souverän moderierten Podiumsdiskussion mit Selvihan Benda von der Verbraucherzentrale, Sabine Schwarten als Vorsitzende des Verbandes Binnenfischer und Teichwirte sowie Ute Volquardsen sehr deutlich wurde. Die Frauen beantworteten auch Fragen der Frauen im Publikum, die sich unter anderem Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung wünschten. LandFrau Friederike Landschoff ging noch einen Schritt weiter und forderte die Kammer auf, mehr zu forschen, inwieweit Insekten als Futtermittel genutzt werden könnte. Den Schlusspunkt setzte die Verlosung der „Güte-Tüte“, denn die Frauen hatten in einem Quiz zeigen können, wie aufmerksam sie den Ausführungen gefolgt waren.

Gesprächsrunde am Rande (v. li.): Ulrike Röhr, Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, Ute Volqaurdsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Lutz Schlünsen, Vorsitzender des Bauernverbandes Ostholstein-Lübeck, und Jutta Fahr, Vorsitzende des KreisLandFrauenverbandes Ostholstein. Foto: Astrid Schmidt

Aussaatzeitpunkt von Mais per Wetterstation bestimmen

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Der Aussaatzeitpunkt von Mais hängt hauptsächlich von der Bodentemperatur ab. Erst bei durchgängig mehr als 8 °C im Boden und ausreichender Feuchtigkeit keimt das Maiskorn. Doch wann ist dieser Zeitpunkt erreicht? Das kann eine Wetterstation ermitteln.

Da die Außentemperatur von der Bodentemperatur abweicht und diese nachts niedriger ist als am Tag, ist die Bestimmung des optimalen Aussaatzeitpunktes schwierig. Abhilfe schafft hier eine eigene Wetterstation mit Bodensonde am Feld. In dieser Artikelserie werden einzelne Praxisbeispiele aus der Innen- und Außenwirtschaft für unterschiedliche digitale Wissensstände vorgestellt.

In der landwirtschaftlichen Praxis sind die digitalen Möglichkeiten je nach Betrieb sehr unterschiedlich ausgeprägt. Deshalb ist es wichtig, für jeden Wissensstand erfolgreiche Wege in die Digitalisierung aufzuzeigen. Dieser Herausforderung haben sich die digitalen Experimentierfelder zusammen mit weiteren Partnern angenommen. Auf der Plattform farmwissen.de werden zukünftig digitale Erfolgsbeispiele detailliert beschrieben, Anleitungen bereitgestellt und Begriffe erklärt. Eine detaillierte Beschreibung eines Praxisbeispiels kann auf der Farmwissen-Plattform durch einfaches Scannen des QR-Codes am Ende des Artikels mit dem Smartphone nachgelesen werden.

Maisaussaat. Foto: Bastian Brandenburg

Einordnung

Die Bedienung eines Smartphones und Computers sowie technisches Grundverständnis zum Aufbau einer Wetterstation wird für das Praxisbeispiel vorausgesetzt. Für die Einsicht der Wetterdaten im Benutzerportal der Wetterstation oder in Excel müssen Grundkenntnisse bei der Bedienung und dem Datenmanagement vorhanden sein. Nach einmaligem Aufbau- und Einrichtungsaufwand ist nur wenig Zeit für die Instandhaltung notwendig. Einmalige Anschaffungskosten liegen je nach Konfiguration und Anbieter zwischen 100 und 1.000 €, die laufenden Kosten umfassen 10 bis 50 € pro Jahr. Die Wetterstation bietet einen einfachen Einstieg in die digitale Landwirtschaft.

Umsetzung

Nachdem man die Station mit der Bodensonde installiert und einen Account eingerichtet hat, zeichnet diese regelmäßig die Wetterdaten auf. Sicherzustellen ist, dass die Station mit Bodensonde an einer repräsentativen Stelle am Feldrand installiert ist und, dass die Sonde weit genug in der Erde steckt. Überprüft werden muss anschließend in der Benutzeroberfläche, ob die Sensoren aktuelle Daten liefern. Die Station zeichnet nun stündlich die Werte mit; diese können in der Oberfläche kontrolliert werden, um den optimalen Aussaatzeitpunkt nicht zu verpassen. Die Daten können heruntergeladen und weiterverarbeitet oder über eine Schnittstelle an andere digitale Schlagkarteien weitergeleitet werden.

Ergebnis

Die Wetterstation zeichnet neben den Witterungsinformationen auch die Bodentemperatur und Bodenfeuchte über das ganze Jahr hinweg auf. Mit dem Webinterface können jederzeit die aktuellen Verhältnisse eingesehen werden, um die Aussaat besser planen zu können. So wird Saatgut zum optimalen Zeitpunkt ausgebracht und reduziert, damit die Fehlstellen im Bestand vermieden werden. Dies spart nicht nur Ressourcen, sondern verbessert Planungssicherheit und spart gleichzeitig Arbeitszeit aufgrund ausbleibender Feldbegehungen ein. Anbieter von Wetterstationen mit Bodensonde sind Pessl iMetos, Fieldsense Farmweather und Meteobot Pro.

Benutzeroberfläche der Wetterstation. Foto: Bastian Brandenburg

Praxisbeispiel: QR-Code scannen oder
farmwissen.de besuchen

Unkraut oder Superpflanze

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Vielfach unterschätzt und wenig beliebt, ist die Große Brennnessel (Urtica dioica) zur Heilpflanze des Jahres 2022 gekürt worden. Schon Paracelsus sagte: „Wenn man sie kocht und mit Pfeffer oder Ingwer mischt und auflegt, hilft dies bei Gelenkschmerzen.“

Bis heute macht man sich die krampflösende, entzündungshemmende und harntreibende Wirkung dieser Wildpflanze zunutze. Brennnesseltee wird zur Unterstützung bei rheumatischen Beschwerden und Harnwegsbeschwerden eingesetzt. Zusätzlich werden ihr immunsystemstimulierende und schmerzlindernde Wirkungen zugeschrieben.

Für die menschliche Ernährung ist die Brennnessel ebenfalls wertvoll, enthält sie doch neben vielen Vitaminen auch Karotinoide, Kalium, Kalzium und Eisen. In der Küche werden die Blätter gerne für Salate, Suppen, Pesti oder Smoothies verwendet. Die Samen werden in vielen Kulturen als Aphrodisiakum eingesetzt. Auch die Stängel finden zunehmend Verwendung, indem aus ihren Fasern Stoff hergestellt wird. Die Verarbeitung ist dabei ähnlich wie bei Leinen oder Hanf.

Dieses Wissen tröstet einen vielleicht manchmal über das unangenehme Brennen nach einem Kontakt hinweg. Bei Berührung brechen die Brennhaare ab und geben einen Mix aus Histaminen, Ameisensäure und Acetylcholin frei. Dieser Cocktail löst das lang anhaltende Brennen aus und führt häufig zusätzlich zu Quaddelbildung. Durch Kochen, Dünsten oder Trocknen werden die Brennhaare unschädlich gemacht.

Bei Insekten sehr beliebt

Der Admiral ist zwingend auf Brennnesseln als Raupennahrung angewiesen. Foto: Susanne Höhnl
Agleris urticae (der Kleine Fuchs) trägt seine Raupennahrungspflanze schon im Namen. Foto: Susanne Höhnl
Die Raupen vom Kleinen Fuchs leben gesellig. Foto: Susanne Höhnl


Trotz dieser Strategie, die bei der Abwehr von Fressfeinden helfen soll, ist die Brennnessel auch im Tierreich sehr beliebt. So nutzen mehr als 30 einheimische Schmetterlingsarten die Brennnessel als Raupennahrungspflanze. Erste Jungraupen des Kleinen Fuchses finden sich bereits ab April grüppchenweise auf der Brennnessel. Andere Raupen, zum Beispiel die des Admirals, leben einzeln gut geschützt in einem zusammengerollten Brennnesselblatt. Zusammengesponnene Blätter weisen auf das Vorhandensein von Nessel- oder Brennnesselzünslerraupen hin.

Anspruchslose Pflanze

An Standort und Boden stellt die Große Brennnessel keine großen Ansprüche. Sie gilt als Stickstoffzeiger und wächst besonders gut in Kompostnähe. Die mehrjährige Pflanze ist allerdings wenig resistent gegen Trockenheit, „nasse Füße“ mag sie aber ebenso wenig. Je nach Standort erreichen die Pflanzen eine Wuchshöhe von 0,4 m bis 1,50 m.

Die Große Brennnessel verträgt häufiges Zurückschneiden gut, so hat man immer frische Blätter für die Küche zur Verfügung. Ältere Blätter können schon mal einen erhöhten Nitratgehalt aufweisen.

Als Jauche angesetzt und eins zu zehn verdünnt, kann die Große Brennnessel auch zur Düngung anderer Pflanzen eingesetzt werden. Da dieser Ex­trakt viel Stickstoff enthält, sollte er bei Schwachzehrern wie Bohnen, Erbsen, Zwiebeln und Knob­lauch nicht verwendet werden.

Somit ist es vielleicht doch eine Überlegung wert, dieser „Superpflanze“ eine Ecke im Garten zu reservieren. Auf diese Weise kann jeder Gartenbesitzer einen kleinen Beitrag zur Biodiversität leisten.