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Was viele nicht für möglich gehalten haben, ist tatsächlich eingetreten: Aus der Krise ist ein Krieg geworden. Aus Machtgier schickt ein skrupelloser Diktator Tausende Menschen in den Tod und bringt Millionen in Not und Elend. Dagegen sind die wirtschaftlichen Folgen dieses Konfliktes eigentlich eher zweitrangig. Dennoch kann dieser Krieg weitreichende Auswirkungen haben.
Ausfuhren fehlen
Zum einen ist die Ukraine ein wichtiger Exporteur von Marktfrüchten, vor allem von Getreide, Körnermais und Ölfrüchten. Sollten diese Mengen am Weltmarkt fehlen oder zurückgehen, sind Engpässe zu erwarten. Zum anderen sind aber auch indirekte Folgen durch die jetzt beschlossenen Sanktionen gegen Russland möglich. So ist Russland einer der bedeutendsten Weizenexporteure auf dem Weltmarkt. Dieser Handel könnte durch den jetzt beschlossenen teilweisen Ausschluss aus dem weltweiten Finanztransfersystem Swift deutlich zurückgehen. Als direkte Reaktion auf den Kriegsausbruch stiegen die Terminkurse für Weizen und Raps deutlich an. Zum Ende der vergangenen Woche gaben die Notierungen wieder nach, da Gewinne realisiert wurden. Die Ankündigung von Sanktionen gegen Russland sorgte zum Wochenbeginn für wieder steigende Kurse. Höhere Preise für Marktfrüchte sind für die hiesigen Erzeuger jedoch nur die eine Seite der Medaille, denn ein begrenzter Handel mit Russland verringert auch die Importe von zum Beispiel Erdgas oder Düngemitteln. Hier sind weiterhin hohe Belastungen für die hiesigen Landwirte zu erwarten. Die höheren Kosten werden wahrscheinlich die gestiegenen Erlöse übersteigen, dies auch vor dem Hintergrund, dass viele Landwirte bereits jetzt große Mengen der neuen Ernte durch Vorkontrakte verkauft haben. Zudem kann man wohl die Hoffnung auf reduzierte Preise beim Düngemittelbezug aufgeben. Viele Landhandelsfirmen haben vorerst die Preisnotierungen für Getreide, Raps und Düngemittel ausgesetzt und warten die Entwicklung ab. Auch die übrige Wirtschaft wird empfindlich getroffen, unter anderem der Export von hiesiger Landtechnik. In seiner Gesamtheit kann dieser Konflikt die globale Wirtschaftsentwicklung deutlich bremsen. Ein weiterer Anstieg der Inflationsraten ist zu erwarten. Insgesamt werden die Sanktionen für jeden Bürger Auswirkungen haben, dies ist jedoch der Preis dafür, um Russlands Aggression entgegenzutreten.
Versorgungssicherheit wird wieder Thema
Aktuell zeigt sich, wie wichtig eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln und Energie ist. Der Handel mit autoritär geführten Ländern ist ein wichtiges Instrument der Verständigung, er darf jedoch nicht zu Abhängigkeit führen. Derzeit gibt es viele Stimmen, die den raschen Ausbau der Erneuerbaren Energien fordern, um unabhängiger von zum Beispiel Kohle- und Gasimporten zu werden. Vereinzelt wird ein Ausbau von Biogasanlagen gefordert, um die Versorgungssicherheit mit Strom zu erhöhen. Daneben muss der Ausbau der Wasserstoffwirtschaft forciert werden, um den zeitweise überflüssigen Strom zu speichern. Vorerst soll mit höheren Gasimporten aus anderen Herkunftsländern der Bedarf gedeckt werden. Dazu soll auch der Bau von neuen Flüssigerdgas-Terminals beitragen. Diese können jedoch frühestens in vier Jahren fertiggestellt werden. Mit Blick auf die anstehende Agrarreform gibt es Meinungen, die eine zu starke Extensivierung der Landwirtschaft bremsen wollen, damit die kostengünstige Lebensmittelversorgung weiterhin möglich ist. Andere Beteiligte sehen gerade durch mehr Ökolandwirtschaft die Möglichkeit, weniger auf Düngemittellieferungen angewiesen zu sein.
Die weiteren Folgen des Konfliktes sind schwer einzuschätzen, da sie von der Dauer der Kampfhandlungen und der Wirkung der Sanktionen abhängen. Derzeit ist viel Unsicherheit am Markt. Der Terminhandel mit Marktfrüchten reagiert mit Preisausschlägen auf jede Nachricht aus diesem Bereich. Die jüngsten Ereignisse werden auf jeden Fall weitreichende Folgen für die hiesige Landwirtschaft haben.
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in China stehen niedrigen Schlachtschweinepreisen hohe Futterkosten gegenüber. Weil sich dieses Verhältnis zuletzt weiter verschlechterte, hat die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission in Peking in der vergangenen Woche die zweite von insgesamt drei Warnstufen ausgerufen.
Nach den Erhebungen der chinesischen Entwicklungs- und Reformkommission lag die Relation von Schweinepreis zum Futtermittel- beziehungsweise Getreidepreis in der letzten Januarwoche bei 5,5 zu eins und damit die dritte Woche in Folge in dem die zweite Warnstufe auslösenden Bereich von fünf zu eins bis sechs zu eins. Laut den 2021 beschlossenen Stabilisierungsmaßnahmen wird nun geprüft, welche lokale Regierungen mit dem Ankauf von Schweinefleisch für die Lagerhaltung beginnen oder diese vorbereiten sollen. Erst in Warnstufe eins werden solche Ankäufe zwingend. Nach Ende des Frühlingsfestes Anfang Februar hat sich die Marktsituation noch verschlechtert, zumindest was die Schlachtschweinepreise angeht. Der landesweite Durchschnittspreis wurde in der 7. Kalenderwoche (KW) mit 13,05 CNY (1,79 €) je Kilogramm Lebendgewicht (LG) angegeben; das waren 4,2 % weniger als Ende Januar und 57,5 % weniger als vor einem Jahr. Nach dem Neujahrsfest wird die aktuelle Schweinefleischnachfrage von Marktbeobachtern als schwach eingestuft. Die Schlachtbetriebe arbeiten mit niedriger Kapazität, was zu einem mehr als ausreichenden Lebendangebot führt. Laut Analysten ist auch in den kommenden Monaten mit einer guten Versorgung des chinesischen Schweinemarktes zu rechnen. Der Bestand an Sauen hatte im Juni 2021 ein Hoch erreicht, was bis Mitte 2022 ein großes Angebot an Schlachtschweinen erwarten lässt. Die kaum kostendeckenden Schlachtschweinepreise dürften deshalb zunächst auf einem niedrigen Niveau bleiben, allenfalls moderat zunehmen. So sieht man es auch am Terminmarkt für Lebendschweine, an der Dalian Commodity Exchange (DCE). Der Settlementkurs für den März-Future lag dort am 1. Februar mit 13,44 CNY/ kg (1,85 €) nur wenig über dem aktuellen Kassamarktpreis. Kontrakte mit Fälligkeit im Mai 2022 wurden mit 14,74 CNY/ kg (2,03 €) und für September mit 17,00 CNY/kg (2,33 €) abgerechnet.
Die Wirkstoffklasse der Pyrethroide dominiert die Schädlingsbekämpfung im Raps. Alternative Wirkstoffe sind kaum noch verfügbar. Mit dem Wirkstoff Indoxacarb (Produkte Avaunt, Sindoxa) gegen Rapsglanzkäfer verschwindet 2023 eine weitere Möglichkeit für den wichtigen Wirkstoffwechsel aus dem Markt (Aufbrauchfrist 2022). Da einige Schädlinge, wie Rapserdfloh, Gefleckter Kohltriebrüssler und auch Kohlschotenrüssler, zeitlich übergreifend auftreten können, sind diese Populationen mit verstärktem Einsatz von Pyrethroiden zwangsläufig einem höheren Selektionsdruck ausgesetzt. Höherer Selektionsdruck bedeutet auch eine schnellere Resistenzentwicklung. Somit muss jeder Insektizideinsatz wohlüberlegt platziert werden.
In die Bewertung müssen Termin und Schwere der Schädigung durch das jeweilige Insekt einfließen. Denn die Anwendungshäufigkeit ist der Motor der Resistenzentwicklung. Um das tatsächliche Geschehen auf dem eigenen Rapsschlag zu bemerken, ist die Gelbschale das uneingeschränkte Hilfsmittel. Auch wenn es diese mittlerweile schon als elektronische Variante gibt, einiges bleibt: die Eigenverantwortung für das Aufstellen, die regelmäßige Kontrolle und das Wechseln des Wassers.
Die Lage der Gelbschale bestimmt deren Fängigkeit. Rapsstängelrüssler kommen von vorjährigen Befallsflächen. Foto: Manja LandschreiberNur mit Gelbschalen kann man die Stängelschädlinge erfassen. Ein Gitter schützt die ebenfalls zeitig fliegenden Hummeln (nächstes Bild). Foto: Manja LandschreiberFoto: Manja Landschreiber
Der Große Rapsstängelrüssler erwacht schon bei Bodentemperaturen von zirka 5 °C auf den vorjährigen Rapsflächen. Das kann, wie 2021, bereits Ende Februar sein. Da führte die plötzliche Erwärmung zu einem geballten Zuflug der Stängelschädlinge. Wer zu diesem Zeitpunkt seine Gelbschalen nicht auf dem Acker hatte, verpasste dieses wichtige Ereignis.
Da der Große Rapsstängelrüssler auf den vorjährigen Rapsflächen überwintert und folglich auch dort erwacht, ist es ratsam, eine Schale dort aufzustellen. Dadurch wird das Erwachen der Käfer festgestellt. Gehört die Vorjahresbefallsfläche einem Berufskollegen, sollte die Schale im eigenen Raps, wo der Zuflug dann überwacht wird, zu dieser Seite hin ausgerichtet werden. Somit wird der Weg kurz gehalten. Über die Frage, wie viele Gelbschalen im Raps stehen sollen, wird häufig diskutiert. Dafür spielt die Flächengröße eine wesentliche Rolle. Mehrere Schalen auf großen Flächen spiegeln natürlich eher die tatsächlichen Gegebenheiten wider.
Der Große Rapsstängelrüssler ist durchgängig schwarz gefärbt, wirkt aber durch die Behaarung eher grau. Foto: Manja Landschreiber
Begrenzen Knicks oder Waldränder einen aktuellen Rapsschlag, sollten auch dort Gelbschalen stehen. In diesen Bereichen überwintern Gefleckter Kohltriebrüssler und Rapsglanzkäfer. Sind die Gelbschalen gut platziert, ist deren Fängigkeit deutlich höher. Regelmäßige Kontrollen mit Wasserwechsel verstehen sich von selbst.
Der Große Rapsstängelrüssler sucht unmittelbar nach dem Erwachen die nächstgelegenen Rapsschläge zur Eiablage auf. Die Weibchen sind sofort geschlechtsreif und beginnen nach der Paarung, ihre Eier abzulegen. Mit dem Vollzug der Eiablage beginnt auch schon die Schädigung des Rapses. Das Weibchen scheidet bei der Herstellung der Einischen Wuchsstoffe aus, die für die typischen Verdrehungen der Stängel verantwortlich sind. Diese Verdrehungen sind sehr auffällig und nicht zu verkennen. Die Bekämpfung muss demzufolge zeitnah (innerhalb von drei Tagen) nach dem Zuflug (Bekämpfungsschwellen!) vor der Eiablage erfolgen. Resistenztechnisch ist die Welt beim Großen Rapsstängelrüssler noch in Ordnung.
Der Gefleckte Kohltriebrüssler ist graufleckig gefärbt mit einem auffälligen weißen Fleck auf dem Rücken und rotbraunen Füßen. Foto: Manja Landschreiber
Der Gefleckte Kohltriebrüssler benötigt normalerweise etwas höhere Temperaturen. Ihn erkennt man an dem weißen Fleck auf dem Rücken. Nach dem Erwachen im Winterquartier und dem Einflug in die Rapsbestände vollzieht er erst einen ausgiebigen Reifungsfraß, bevor er mit der Eiablage startet. Somit stehen für eine eventuelle Bekämpfung je nach Witterung zehn bis 14 Tage zur Verfügung. Nach erfolgter Eiablage wachsen die Rapsstängel gerade weiter, sodass die Larven oft unentdeckt bleiben. In Resistenztests des Julius-Kühn-Instituts (JKI) konnte beginnende Resistenz gegen die Pyrethroide festgestellt werden.
Um die Insektizidmaßnahme richtig zu terminieren, ist es von großer Bedeutung, die Schädlinge zu unterscheiden. Es gilt, vor allem den Großen Rapsstängelrüssler sicher zu erkennen. Seine größere Schadwirkung wird auch in der niedrigen Bekämpfungsschwelle von nur fünf Käfern je Gelbschale innerhalb von drei Tagen sichtbar. Der Große Rapsstängelrüssler ist komplett schwarz gefärbt, wobei er durch seine dichte Behaarung eher grau wirkt. Hingegen hat der Gefleckte Kohltriebrüssler, wie der Name es auch schon verrät, einen weißen Fleck auf dem Rücken sowie rotbraune, feingliedrige Füße.
Da im vorherigen Jahr zum Teil stärkerer Befall mit beiden Schädlingen zu beobachten war, könnte es durchaus sein, dass bei günstigem Frühjahrswetter auch dieses Jahr die Stängelschädlinge eine Rolle spielen. Besonders durch Rapserdfloh geschwächte Bestände bedürfen größerer Aufmerksamkeit.
Stängel- und Triebrüssler ohne Rapsglanzkäfer können mit Pyrethroiden der Klasse II (zum Beispiel Karate Zeon oder andere) in Schach gehalten werden. Treten allerdings neben den Stängelschädlingen auch gleichzeitig bekämpfungswürdige Rapsglanzkäfer auf, sollte Trebon 30 EC (B2) (Pyrethroid Klasse I) zum Einsatz kommen. Mavrik Vita/Evure (B4) hat gegen die Stängelschädlinge keine Zulassung.
Fazit
Eine Behandlung sollte nur nach Überschreitung von Bekämpfungsschwellen erfolgen. Die Resistenzsituation der Pyrethroide ist inzwischen bei einigen Rapsschädlingen sehr angespannt. Eine separate Betrachtung der einzelnen Schädlinge ist nicht mehr zielführend. Hier muss eine Gesamtbewertung zum Tragen kommen. Ein Pyrethroideinsatz, beispielsweise gegen den Rapsglanzkäfer, betrifft auch späte Kohltriebrüssler und zusätzlich frühe Kohlschotenrüssler. Zusätzlich befinden sich fast ganzjährig Rapserdflöhe im System. Diese Tiere sind dann alle als Nebeneffekt von der eigentlichen Maßnahme betroffen. Und das sind im Übrigen auch die Rapsschädlinge, die am stärksten von der Pyrethroidresistenz betroffen sind. So schließt sich der Kreis.
Das Verdrehen und Aufplatzen der Stängel, verursacht durch den Rapsstängelrüssler, kostet Ertrag. Die im Stängel fressenden Larven (siehe nächstes Bild) höhlen diesen aus. Foto: Manja LandschreiberFoto: Manja Landschreiber
„Wir sind heute morgen in einer anderen Welt aufgewacht.“ Auf diesen knappen Nenner brachte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) den Schock des russischen Überfalls auf die Ukraine. Damit ist auch der Bruch in der europäischen Nachkriegsgeschichte benannt, der mit diesem Akt der militärischen Aggression einhergeht. Europa ist seit dem 24. Februar nicht mehr das, was es war. Die militärische Logik ist zurückgekehrt in die europäische Politik. Die neue Bundesregierung war zu diesem Zeitpunkt erst 79 Tage im Amt und erlebt eine weltpolitische Krise, die wahrscheinlich weit jenseits unserer Vorstellungskraft lag. In der Ukraine zeigt ein Präsident, der noch vor vier Jahren Komiker und Schauspieler war, in der Stunde größter Not staatsmännisches Format und kommunikative Stärke. Wolodimir Selenski warnte schon vor dem Einmarsch der Russen: „Wenn wir heute schweigen, sind wir morgen verschwunden.“
Welchen Preis die Sanktionen gegen Russland haben werden, wird sich zeigen. Mögliche wirtschaftliche Folgen sind Cyber-Angriffe auf die kritische Infrastruktur, etwa auf die Energieversorgung. Der Betrieb Tausender Windkraftanlagen in Europa ist aktuell wegen eines Hackerangriffs und Störung der Satellitenverbindung weiter eingeschränkt. Ein Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine wird nicht ausgeschlossen.
Ein existenzieller Preis ist die Ernährungssicherheit. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine und die EU-Sanktionen gegen Moskau werden Landwirten, Verbrauchern, Düngemittelherstellern und Agrarexporteuren in der EU schaden. Die Ukraine und Russland sind wichtige Exporteure auf dem globalen Getreidemarkt und vereinigen zusammen fast ein Drittel der globalen Weizenexporte auf sich. Deutschland importiert einen großen Teil Raps und Sonnenblumenkerne aus der Ukraine. Es ist zu erwarten, dass die ukrainische Aussaat von Mais und Sommergetreide im Frühjahr gestört wird. Dadurch wird die Krise sich auch mittelfristig auswirken und die diesjährige Ernte beeinflussen. Durch höhere Gas- und Energiepreise können sich die Sanktionen gegen Russland auf die Düngemittelpreise und -verfügbarkeit auswirken.
Der Getreidemarkt zeigt derzeit eine beispiellose Volatilität, was dazu führte, dass der physische Handel teils ausgesetzt wurde (siehe Seite 82). An den Börsen hat sich ein Fenster für Spekulanten geöffnet, die in solchen Krisensituationen gleich bereitstehen. Auch am Kassamarkt ist Vorsicht geboten, da sich die Preise innerhalb weniger Minuten um mehrere Prozentpunkte ändern können. Ein fataler Effekt ist auch, dass mehr als die Hälfte der Nahrungsmittel, die das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) in Krisenregionen verteilt, aus der Ukraine stammt.
Spätestens nach der ersten Empörungswelle werden wir uns fragen müssen: Welchen Preis sind wir tatsächlich bereit dafür zu zahlen, Putin und seine Kriegsmaschine zu stoppen? Die Zielkonflikte liegen auf der Hand. Flächeneinschränkungen und die absehbare Reduktion des Ertragsvolumens durch pflanzenbauliche Einschränkungen, die mit dem Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie einhergehen, werden ihren Preis haben. Einen Vorgeschmack liefert die derzeitige Inflation. Höhere Ausgleichszahlungen helfen vielleicht der Landwirtschaft, machen aber keinen satt, wenn nichts angebaut werden kann. Wie weit ist die Gesellschaft tatsächlich bereit, die Sanktionen mitzutragen? Im Zweifel wird man im nächsten Winter mit Pullover in der Wohnung sitzen und auf die eine oder andere Delikatesse verzichten. Oder doch lieber ein Arrangement mit dem Aggressor? Dem steht entgegen, dass es bei Putins Krieg gegen die Ukraine auch um einen Krieg gegen westliche Demokratien geht.
Nach populärer Interpretation symbolisieren die Farben in den Flaggen ein typisches Landschaftsbild der Kornkammer Europas. Als Zeichen unserer Solidarität und für den Wunsch nach einem schnellen Frieden in der Ukraine haben wir das Bauernblattlogo auf der Titelseite bis auf Weiteres geändert.
Der russische Überfall am 24. Februar war die Eröffnung des Angriffskrieges gegen die Ukraine. Seitdem ist in dem stark von der Landwirtschaft geprägten Land nichts mehr, wie es war. Ein großer Flüchtlingsstrom ist Richtung Westen in Bewegung, es sind Frauen und Kinder. Männer zwischen 18 und 60 dürfen das Land nicht mehr verlassen. Westliche Unternehmen reagieren mit Rückzug und Stillstand ihrer Geschäfte in Russland.
Am Donnerstag voriger Woche wurde der Militärflughafen der westukrainischen Stadt Luzk von russischem Militär bombardiert und lahmgelegt. Am Freitag nach dem Angriff hat Vitalij, ein befreundeter ukrainischer Landwirt, mit dem Düngerstreuen begonnen. Sein Betrieb ist 20 km von Luzk entfernt. Seine Mitarbeiter sind nicht geblieben und schnell wieder nach Hause gegangen. „Meine Leute haben Angst vor den Feldarbeiten wegen Luftschießerei“, schrieb er in seiner WhatsApp-Nachricht. Seit dem Wochenende ist es wieder ruhig. Einige Mitarbeiter sind zurückgekehrt und haben Vorschusszahlungen erhalten – für Lebensmitteleinkäufe und Benzin.
Am Mittwoch dieser Woche ging es weiter mit dem Düngerstreuen auf den Rapsschlägen, und am Wochenende soll der Weizen dran sein, aber die Dieselreserven werden knapp. „Wir haben noch zwei Tonnen Diesel. Ich habe vor dem Krieg gekauft, aber es wurde nicht mehr rechtzeitig geliefert“, berichtet Vitalij. In der Zwischenzeit hat er die Armee unterstützt und Getreide verladen. 5 t Weizen wurden getauscht gegen Mehl, das direkt von der Mühle nach Kiew geliefert werden soll. Neue Schlepperreifen, die er bestellt hatte, sind einen Tag zu spät gekommen, die polnische Grenze war schon dicht, und der österreichische Spediteur hat die Reifen in Polen beim Zoll abgeladen, unerreichbar aus heutiger Sicht.
Wie es weitergeht weiß Vitalij nicht. Aufgeben kommt nicht infrage. Bis zur Ernte kann noch niemand denken. Mit diesen Sorgen kämpfen alle Betriebe in der Ukraine, egal welcher Größe. Ausländische Betriebsleiter konnten das Land verlassen und haben die Betriebsleitung Mitarbeitern überlassen.
Nach dem Bombenangriff auf den Flughafen bei Luzk wurden die Feldarbeiten wieder aufgenommen. Foto: privat
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, verurteilt den Krieg in der Ukraine aufs Schärfste: „Die deutschen Bauern stehen solidarisch an der Seite des ukrainischen Volkes und sind in Gedanken bei unseren Berufskolleginnen und -kollegen und deren Familien, die massiv unter den russischen Angriffen leiden. Als Deutscher Bauernverband tragen wir die gegen Putin gerichteten Maßnahmen der Bundesregierung mit, auch wenn es für unsere Branche zu großen Herausforderungen kommen könnte.“
Flächenstilllegung aussetzen
Der DBV hat aber auch dazu aufgerufen, die EU-Agrarpolitik zu hinterfragen. So sagte Rukwied gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, nicht nur die Außen- und Sicherheitspolitik müsse neu gedacht werden, auch die Liefer- und Logistikketten. Die Versorgungssicherheit für Energie, Rohstoffe und Nahrungsmittel müsse dabei im Mittelpunkt stehen. „Können wir es uns noch leisten, Flächen stillzulegen?“, fragte Udo Hemmerling, der stellvertretende DBV-Generalsekretär.
Ernährungssicherheit
Alle Mitglieder von Copa-Cogeca, der Dachorganisation der europäischen Landwirtevereinigungen und landwirtschaftlichen Genossenschaften, haben in der vorigen Woche anlässlich der Präsidiumssitzungen ihre Solidarität mit dem ukrainischen Volk zum Ausdruck gebracht. Die Solidarität beschränke sich nicht auf Worte, Copa-Cogeca werde in den kommenden Tagen entsprechend der Entwicklung des Konflikts konkrete Maßnahmen umsetzen. In Kriegszeiten erlange der Fokus auf Ernährungssicherheit entscheidende Bedeutung, und es sei essenziell, frühzeitig die notwendigen Schritte zu unternehmen, um sicherzustellen, dass die am stärksten betroffenen Menschen in der Ukraine und weltweit weiterhin mit Lebensmitteln versorgt werden könnten. Dies sei der Moment, um die geeinte europäische und internationale Zusammenarbeit weiter zu stärken.
Frauen und Kinder flüchten mit dem Zug aus der Ukraine Richtung Westen. Foto : ImagoMenschen, die die Ukraine verlassen wollen, stehen in kilometerlangen Schlangen an der Grenze. Foto : ImagoMajdan Nesaleschnosti, der Platz der Unabhängigkeit in Kiew, zwei Tage vor dem Überfall. Foto : Imago
Märkte überwachen
Die französische Ratspräsidentschaft hat sich angesichts der zu erwartenden Verwerfungen in der europäischen Agrar- und Ernährungswirtschaft dafür ausgesprochen, die Überwachung sämtlicher relevanter Märkte maximal auszuweiten und dafür den Europäischen Mechanismus zur Krisenvorsorge und Krisenreaktion im Bereich der Ernährungssicherheit (EFSCM) einzusetzen. Besondere Aufmerksamkeit erfordert nach Einschätzung der Franzosen die Versorgung der Tierhalter und insbesondere der Schweinehalter mit Futtermitteln.
Die polnische Agrarbranche sieht durch den Krieg und die dadurch ausgelösten Verwerfungen an den Agrar- und Energiemärkten vorläufig keinen Spielraum zur Umsetzung des Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie. Fachverbände der polnischen Landwirtschaft, Agrarhändlern und Züchter forderten die EU-Kommission auf, das Inkrafttreten der Strategien zu verschieben.
Landtechnikindustrie
Die Landtechnikindustrie blickt mit Sorge auf die zu erwartenden Folgen des Krieges, doch die Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung steht im Vordergrund. Der Maschinenbauverband VDMA spricht gewiss für die allermeisten, indem er den Angriffskrieg gegen die Ukraine scharf verurteilt und die Sanktionen des Westens gegen die russische Regierung eindeutig unterstützt. „An erster Stelle steht die Sorge um das Wohl der Menschen in der Ukraine“, sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann: „Daraus ergibt sich auch die Herausforderung, mit wirksamen und konsequenten Sanktionen zu einem Ende der Gewalt beizutragen.“
Das Landtechnikgeschäft mit Russland sowie der Ukraine hat sich in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet mit Tendenz nach oben vor der Krise. Der VDMA schätzt den Umfang des Exports 2021 auf rund 500 Mio. €, dazu komme noch einmal die etwa gleiche Höhe von Umsätzen in den Produktionsstätten vor Ort, mit der Ukraine sei Landtechnik im Wert von 300 Mio. € gehandelt worden. So betreiben in Detschino (Kaluga) 200 km südwestlich von Moskau die Firmen Grimme, Lemken, Big Dutchman und Wolf System Niederlassungen, Amazone hat einen Standort in Samara gut 1.000 km weiter östlich an der Wolga. Claas betreibt ein Werk in Krasnodar, nur 150 km von der Halbinsel Krim, Horsch über die Tochterfirma Horsch Rus eines in Roshchinskiy 600 km vor der kasachischen Grenze. Die Firma hat auch eine ukrainische Tochter in Velyka Soltanivka nur 40 km südwestlich von Kiew.
Tenor der gesamten Branche ist, dass man noch nicht abschätzen könne, wie sich Kriegshandlungen und Sanktionen oder Gegensanktionen auswirken werden. Es würden verschiedene Szenarien entwickelt und die Entwicklung beobachtet. Doch nicht nur wirtschaftliche Aspekte stehen dabei im Vordergrund, sondern auch die Sorge um die Sicherheit der Kollegen, die sich in Russland oder gar noch in der Ukraine befinden.
Lebensmittel
Verschiedene deutsche Lebensmittelgroßhändler haben vor Kriegsbeginn den Eintritt in das Geschäft mit der Ukraine gar nicht erst aufgenommen oder rechtzeitig gestoppt, etwa die Schwarz-Gruppe, Kaufland oder Lidl. Metro hingegen betreibt 93 Filialen in Russland mit rund 10.000 Mitarbeitern und 26 in der Ukraine mit 3.400 Mitarbeitern. Das Geschäftsvolumen beträgt insgesamt mehr als 3 Mrd. €. Entsprechend hart werden die Ereignisse den Konzern treffen. 16 ukrainische Metro-Filialen wurden vorsorglich geschlossen. Andererseits will der Großhändler die Versorgung der örtlichen Bevölkerung so gut wie möglich aufrechterhalten. Dies gilt auch für die ukrainischen Marktführer wie ATB oder Fozzy, die ihre Läden möglichst offenhalten wollen. „Wir arbeiten, backen Brot und finden kreative Wege, um Waren hereinzubringen“, heißt es bei der Supermarktkette Silpo von der Fozzy-Group.
Im Importgeschäft werden nun vielerorts russische Lebensmittel aus dem Sortiment verbannt, so bei Aldi, Rewe und Netto, Edeka prüft noch einen Boykott. Zwar finden sich hierzulande nicht allzu zahlreiche russische Produkte in den Supermärkten, sie haben aber Symbolkraft: So soll es bei Aldi keinen Wodka mehr geben. Viele Solidaritätserklärungen mit der Ukraine lanciert der Lebensmitteleinzelhandel. Aldi Nord bekennt sich zu Europa mit „gemeinsamen Werten und einer demokratischen Grundordnung“. Edeka zeigt die ukrainische Flagge in den Sozialen Medien mit dem Motto „Freiheit ist ein Lebensmittel“. mbw, kel, age
Beschäftigung ukrainischer Staatsangehöriger
Im Zuge des Krieges stellen sich auch Fragen im Zusammenhang mit der Beschäftigung ukrainischer Staatsangehöriger.
Ukrainische Staatsangehörige, die sich bereits in Deutschland aufhalten, können bei ihrer zuständigen Ausländerbehörde die Erteilung oder Verlängerung ihres Aufenthaltstitels beantragen. Es ist ihnen nicht zumutbar, das Visumverfahren einzuhalten.
Personen, deren Aufenthaltstitel oder visumfreier Aufenthalt in Kürze endet, sollten baldmöglichst einen Aufenthaltstitel beantragen. Es wird derzeit geklärt, ob in diesen Fällen eine Arbeitsaufnahme ohne weitere Prüfung zu genehmigen ist.
Um eine schnelle Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge zu ermöglichen, wird derzeit auf EU-Ebene geprüft, ob die sogenannte Massenzustrom-Richtlinie angewendet werden kann. Geflüchteten könnte danach ein Aufenthaltstitel unbürokratisch von den Ausländerbehörden erteilt werden. Dieser würde für ein Jahr erteilt und könnte auf bis zu drei Jahre verlängert werden. Der Arbeitsmarktzugang würde ohne Einschränkung bereits mit Zustimmung der Ausländerbehörde gewährt. Auch der Zugang zu Integrationskursen wäre möglich. Wenn der Lebensunterhalt nicht selbstständig gesichert werden könnte, wäre eine Lebensunterhaltssicherung möglich. Der Zugang zu den regulären Asylverfahren würde jederzeit offenstehen. Lena Preißler-Jebe, bvsh
Der Leuchtturm Friedrichsort thront an der mit nur 1,9 km engsten Stelle der Kieler Förde und weist den Schiffen den Weg. Je nach Wasserstand ist er trockenen Fußes zu erreichen oder steht auf einer Insel. Nirgends kommt man den vorbei fahrenden Schiffen so nah wie hier.
Hier müssen sie alle durch, die die Nord-Ostsee-Kanal passieren wollen oder von dort kommen: Tanker und Frachtschiffe. Dazu kommen die Skandinavien-Fähren und die Kreuzfahrtschiffe, die in Kiel anlegen. Nicht zu vergessen die viele Freizeitsegler und von Mai bis Anfang September die Fähren der Förde-Fährlinie – dem schwimmenden öffentlichen Kieler Nahverkehr. Ein besonderer Höhepunkt für „Schiffegucker“ ist die Kieler Woche. Die Traditionssegler, die an der Windjammerparade teilnehmen, müssen hier zweimal durch. Jeder einzelne von ihnen ist ein Hingucker. Der jetzige voll automatisierte Leuchtturm Friedrichsort am Falckensteiner Strand ist seit dem 29. Oktober 1971 in Betrieb. Er ist 31,75 m hoch. Zwölf bis 36 m lange Stahlbetonbohrpfähle auf einer 1.500 m² großen Sandinsel halten den Leuchtturm an seinem Standort. Seine Feuerhöhe ist 32,60 m. Er dient als Leit-, Quermarken- und Orientierungsfeuer für die Einfahrt in den Kieler Hafen sowie zu den Nord-Ostsee-Kanal Schleusen. Ausgestattet ist der Turm mit einer Gürtellinse F (250 mm). Sein Vorgänger wurde am 1. Dezember 1866 in Betrieb genommen. Sein Fundament neben dem jetzigen Leuchtturm ist erhalten. Die Laterne des alten Leuchtturms steht nach einigen Zwischenstationen seit dem 3. Juli 2003 in der Fußgängerzone von Friedrichsort. Das allererste Leuchtfeuer an dieser Stelle wurde bereits 1815 als hölzerne Leuchtbarke errichtet und später durch eine eiserne Leuchtbarke ersetzt. Der jetzige Leuchtturm ist demnach bereits das vierte Leuchtfeuer an dieser Stelle. Der Falckensteiner Strand ist der längste Strand von Kiel und auch im Winter einen Besuch wert. Hier lassen sich nicht nur Schiffe, sondern auch Möwen, Schwäne und andere Wasservögel beobachten. In der Saison warten am Falckensteiner Strand 1.860 Meter bewachter Badestrand, 660 Meter unbewachter Strand und 300 Meter Hundestrand auf die Badegäste. Es gibt einen rollstuhlgerechten Steg. Strandrollstühle können bei der Wasserwacht am Hauptturm ausgeliehen werden. Neben gastronomischen Einrichtungen laden auch verschiedene Freizeiteinrichtungen zum Besuch ein, wie ein Kletterwald, eine Mini-Golf-Anlage, ein Grillplatz, ein Kinderspielplatz und ein Beachvolleyballfeld. Im Waldstreifen hinter dem Strand gibt es viele Wander- und Radwege, die zum Spazierengehen, Wandern und Radfahren das ganze Jahr über einladen. Auch der Ostseeküstenradweg führt hier entlang. Im Winter findet man hier auch garantiert einen Parkplatz. Im Sommer kann es auf den Pkw-Parkplätzen schon einmal eng werden. Wer kann, sollte deshalb im Sommer auf das Fahrrad umsteigen. Inzwischen gibt es am Strand einige Fahrradparkplätze. Ganz entspannt und ohne Parkplatzsuchprobleme kommt man von Mai bis Anfang September mit öffentlichen Verkehrsmitteln an den Falckensteiner Strand: Bis Kiel mit Bus oder Bahn und in Kiel umsteigen in die Fördefähre. Der Fähranleger Falckenstein befindet sich direkt am Falckensteiner Strand.
Fotos: Sigrid Querhammer
Gegenüber dem Leuchtturm Friedrichsort befindet sich die Seefestung Friedrichsort. Hinter einem hohen Deich und dichtem Gestrüpp sind für den Betrachter im Winter nur ein paar Dächer und wenige Gebäudeteile sichtbar. Im Sommer versperrt das Laub von Bäumen und Sträuchern auch diesen Blick weitestgehend. Die Festung Friedrichsort gilt als größte noch erhaltene Seefestung Europas und die letzte Seefestung Deutschlands aus dem 17. Jahrhundert. Nach dem 2. Weltkrieg waren hier Flüchtlinge untergebracht. 1956 übernahm die Bundeswehr die Festung. 1966 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. 1993 öffnete die Festung anlässlich des „Tages des offenen Denkmals zum ersten Mal für die Öffentlichkeit. Es kamen 3.500 Besucher. Im Jahr 2004 wurde der Verein der Freunde der Festung Friedrichsort“ gegründet. Die Bundeswehr verließ die Festung bis auf kleine Teile. Die Festung befindet sich weitestgehend in Privatbesitz und wird zum Teil gewerblich genutzt. Junge Denkmalschützer der Jugendaufbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz haben vor einigen Jahren Sicherungs- und Sanierungsarbeiten vorgenommen. Die Ratsversammlung der Stadt Kiel hat sich zuletzt im November 2019 mit der Festung befasst und bei dieser Gelegenheit „das im Rahmen der Voruntersuchung erstellte integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept als Grundlage für die weitere, gestufte Entwicklung beschlossen“ und ihr „Ziel bekräftigt die geschichtsträchtige Festung Friedrichsort in städtisches Eigentum zu übernehmen, denkmalgerecht wiederherzustellen und der Öffentlichkeit mindestens in Teilen zugänglich zu machen.“ Der „Verein der Freunde der Festung Friedrichsort“ öffnet Teile der Festung zu besonderen Anlässen. So haben in den vergangenen Jahren u.a. ein Musikfestival und ein Kunsthandwerkermarkt stattgefunden. Außerdem war die Festung zum „Tag des offenen Denkmals“ geöffnet. Konkrete Öffnungstermine für 2022 sind noch nicht bekannt. Gruppen können nach Auskunft des Vereins individuelle Besichtigungstermine vereinbaren. Mehr Informationen über die Festung gibt es unter: http://www.festung-friedrichsort.org
Als sich am 13. Februar 1992 Marianne Budach und Hans Hensen im heutigen Trauzimmer in der Tarper Mühle trafen ging es darum, „wie können Tarp, das Treenetal, die Umgebung und weitere schöne Objekte touristisch vermarktet werden“. Beiden war klar, dass hier ein großes Potenzial lag und dass der Tourismusschatz nur gehoben werden musste. „Als erstes gründeten wir die Gebietsgemeinschaft Grünes Binnenland“, erzählt der heute 86jährige Hans Hensen.
Die Ämter Böklund, Eggebek, Silberstedt, Oeversee und Schafflund waren schnell überzeugt und dabei. Heute gehören das Amt Kropp-Stapelholm sowie die Gemeinden Handewitt und Sörup dazu.
Beinahe 15 Jahre war die Tarper Mühle die Heimat und Adresse für das Grüne Binnenland. 2007 wurde ein neu gebautes Domizil in Tarp bezogen. Waren am Anfang Hans Hensen und Marianne Budach mit insgesamt 12 Wochenstunden angestellt, sind heute drei Mitarbeiter mit je 20 Stunden und drei weitere auf 450 €-Basis beschäftigt, „Und das nicht zu knapp“, lacht Dörte Lohf, die im vergangenen Jahr Marianne Budach als Geschäftsführerin abgelöst hat.
Ein besonderes Merkmal der arbeitenden Menschen im Grünen Binnenland ist ihre Kreativität und ihr Sinn für neue Ideen. Da gab es vor einigen Jahren schon mal die „Schön-Wetter-Garantie“. Dies und viele andere Projekte wie „Wissen, bei wem man wach wird“ oder „Toller Service –voll regional“ wurden überregional bekannt und mit Preisen ausgezeichnet.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt das Probekochen in Schwabstedt. Hier wurden eingereichte regionale Rezepte von einer Jury bewertet und in einem Fernsehbericht gezeigt. Auch für andere Marketingprojekte wurden Filmaufnahmen und Fotoshootings veranstaltet. Und im Gegensatz zu anderen Destinationen brauchte das Grüne Binnenland nie Geld für teure Models ausgeben. Die Kollegen und deren Familien waren immer bereit und haben sich für die verschiedensten Themen zur Verfügung gestellt, zum Beispiel Übernachtungen in einem Fass oder Standup-Paddeling auf der Treene
Aktuell besteht das Kollegenteam aus Angelika Bahnsen, Marianne Budach, Dörte Lohf, Sandra Lachs, Conny Pioch und Catharin Rathje. Ein trauriger Moment war im Juni 2015, als der langjährige Vorsitzende Gerhard Bockholt unerwartet verstarb. Im vergangenen Jahr verstarb mit Ingeline Petersen eine weitere langjährige Kollegin.
Momentan sind viele Aktivitäten von Corona geprägt und alle hoffen auf Normalität im Frühling und Sommer. Im Verlauf des Frühjahrs soll eine geförderte Personalstelle geschaffen werden. Zu Ostern ist eine neue Wanderbroschüre geplant, die verschiedene Rundtouren im Bereich des Grünen Binnenlandes enthält.
Leser der älteren Jahrgänge mögen Sven Jenssen noch aus der ZDF-Hitparade kennen. Dort stellte er 1971 als erster Interpret die deutsche Version der „Schicksalsmelodie“ aus dem Kinofilm „Love Story“ vor und errang sofort den dritten Platz. Weniger bekannt ist, dass er mit „Dans op de Deel“ auch einen plattdeutschen Party-Klassiker landete. Heute genießt der 87-Jährige seinen Ruhestand. Das Bauernblatt lud er zu einer musikalischen Zeitreise ein.
Früher haben sie ihn den großen Blonden aus dem Norden genannt. Heute ist er zwar nicht mehr blond, dafür aber ein putzmunterer Silberschopf. Auf einem weitläufigen Hof mit herrlichem Blick über die Kieler Förde, lebt er mit seiner Frau Linda sowie drei Hühnern und drei Schafen, die bei ihm ihr Gnadenbrot bekommen. Schon von draußen ist Musik zu hören. Die Liebe zu ihr begleitet den Sänger, Komponisten und Entertainer noch immer. „Das fing ganz früh als kleiner Junge an. Meine Omi brachte mir das schöne, niederdeutsche Liedgut und Platt bei“, verrät der agile Senior bei einer Tasse Kaffee am Kamin.
Ein Leben lang ist er, der auch in Amerika mit englischen Songs Karriere machte, der heimeligen Sprache seiner Kindheit treu geblieben. Mit großer Freude hat er unzählige plattdeutsche Lieder komponiert. Stolz ist er darauf, in den 1960er Jahren den Schleswig-Holsteiner-Heimat-Kompositionswettbewerb ins Leben gerufen und ihn mit seinem Freund Gerd Hausotto über zehn Jahre ausgerichtet zu haben. Nach einer langen Pause erlebte die Veranstaltung sogar 2004 ein Revival im Kieler Schloss. „Es war damals mein Anliegen, das brachliegende plattdeutsche Liedgut bei uns Nordlichtern nicht sterben zu lassen. Ich wollte die Pflege der regionalen Musik und somit den Erhalt und die Erneuerung des heimischen Liedgutes fördern“, blickt er zurück.
Erfolg mit Hindernissen
Hier kommt nun ein Lied ins Spiel, das wohl sein populärstes ist und inzwischen fast zum Volksgut gehört: Dans op de Deel. Der eingängige Refrain: „Ja dann is Dans op de Deel, Dans op de Deel, dans mit mi noch mol dweer so övern Saal…“
Sven Jenssen schrieb es Ende der 1970er Jahre. Der Hamburger Musiker und „Teufelsgeiger“ Lonzo Westphal steuerte das Arrangement bei. Doch zunächst biss keine Plattenfirma an. Für derlei Musik gäbe es keinen Absatzmarkt, hieß es knapp. Sven Jenssen glaubte an den Erfolg und offerierte das Lied daraufhin mit 17 anderen Liedern aus seiner Feder dem Travemünder Passat Chor. Dieser widmet sich dem Erhalt seines Patenschiffs, der Viermastbark Passat. Die Mitglieder singen also hauptsächlich traditionelle Seemannslieder und Shantys. Deshalb war man auch hier nicht auf Anhieb vom Gute-Laune-Lied überzeugt. „Es war ja kein typisches, maritimes Lied wie aus dem sonstigen Repertoire“, erklärt Jenssen die anfängliche Zurückhaltung. Aber da der Passat Chor zu dieser Zeit eine neue Langspielplatte plante, kamen seine stimmungsvollen Kompositionen gerade recht. Schließlich sang man gemeinsam „Dans op de Deel“ ein. „Später wurde das sogar der Titel der LP“, erzählt er und zeigt das in Rot- und Gelbtönen gehaltene Plattencover aus dem Jahr 1979.
Das Wunderbare geschah. Das schwungvolle, mitreißende Lied kam prima beim Publikum an, sprengte regionale Grenzen, wurde in 16 Sprachen übersetzt und in unterschiedlichen Versionen gesungen und gespielt. Eine Reggae-Aufnahme mit der Gruppe Chi Kale aus Ghana soll auf Platz eins der dortigen Charts gewesen sein.
Sven Jenssen brachte sein Lied ebenfalls oft zur Aufführung. So trat er damit 1991 im Musikantenstadl von Karl Moik auf, als dieser mit der bekannten TV-Sendung in der früheren Kieler Ostseehalle zu Gast war. Im Jahr 2008 fand es, gespielt von der Filmband Tiffanys, Eingang in den Original-Soundtrack zum Kino-Kassenschlager „Fleisch ist mein Gemüse“. Auch heute fehlt der Hit auf kaum einer Feier im Norden, wenn ordentlich Stimmung angesagt ist.
Schicksalsmelodie
Im Rückblick auf die weit mehr als 200 Titel seiner Karriere, gibt der Künstler jedoch tief in seinem Herzen einem anderen Lied den Vorzug: der Schicksalsmelodie von Komponist Francis Lai. Sie erklang erstmals 1970 im Kultfilm „Love Story“. Ryan O‘ Neal und Ali MacGraw spielten in diesem Liebesdrama die Hauptrollen. Für die Musik zum Film gab es einen Oscar.
„Mir gefiel die Schicksalsmelodie so gut, dass ich sie für den deutschen Markt singen wollte. Der Song lag den Musikverlagen zwar schon als Angebot in Englisch vor, aber niemand traute sich an die deutsche Version. Romantische Schnulzen waren damals gerade nicht angesagt, sondern Rock ’n Roll“, schmunzelt Jenssen. Also schnappte er sich kurzerhand befreundete Musiker und produzierte die Aufnahme in Eigenregie. Für die Finanzierung verkaufte er sogar sein Auto. Der Text stammte vom renommierten Schlagerproduzenten Kurt Feltz, der ihn 1963 als Schlagersänger entdeckt hatte. Nach längerer Suche fand sich auch ein Vertrieb für die Single.
Jenssen trat mit ihr erstmals am 15. Mai 1971 in der ZDF-Hitparade von Dieter Thomas Heck auf und wurde von den Zuschauern auf Platz drei gewählt. „Im selben Jahr erhielt ich aus den Händen von Francis Lai einen speziellen Love Story-Preis für die beste europäische Interpretation des Songs“, berichtet er. Ein Highlight war für ihn außerdem das Treffen mit Erich Segal, der die literarische Vorlage zum Filmklassiker lieferte. Jenssen hat ein Schwarzweißfoto bereitgelegt, das ihn und den Drehbuchautor beim Small Talk in Köln zeigt. „Segal flog extra von New York nach Europa/Deutschland, um mich, den Menschen hinter der Stimme, persönlich kennenzulernen“, bemerkt er.
Bewegtes Künstlerleben
Stundenlang könnte man dem Urgestein der Unterhaltung noch zuhören. Wie er, der eigentlich Kfz-Mechaniker, medizinischer Fußpfleger, Masseur und Heilpraktiker war, ins kunterbunte Showbiz kam, wie er ab 1969 in den USA acht Jahre mit einem Dinner-Show-Programm gastierte, wie er Frank Sinatra, Elvis Presley, Dean Martin, Siegfried und Roy oder Michael Jackson hautnah erlebte, wie er mit Sänger Peter Alexander im Duett „Eine Lederhose braucht keine Bügelfalten“ sang – aber für all das, würde der Tag nicht reichen.
Nur so viel: Bis 2005 war Sven Jenssen regelmäßig auf der Bühne präsent. Nach seiner Zeit als Schlagersänger, verlegte er sich mehr auf‘ s Maritime und Heimatliche. Einen letzten Auftritt hatte er anlässlich des 90. Geburtstags der NDR-Sendung „Hamburger Hafenkonzert“, die er als ständiger Solist über viele Jahre mit seinen Auftritten bereicherte. „Bei einer Gala in der Komödie Winterhuder Fährhaus am 3. Juni 2019 trat ich ermutigt durch die Gruppe Godewind noch einmal auf. Es gab Standing Ovations“, freut er sich und strahlt über beide Ohren.
Silke Bromm-Krieger
Sven Jenssen war ein vielseitiger Künstler und begeisterte sein Publikum auch mit einer One-Man-Show. Fotos (2): PrivatSven Jenssen landete 1963 im Duett mit Peter Alexander den Hit „Eine Lederhose braucht keine Bügelfalten“. Auch die LP Piccolo Party nahm er damals mit ihm auf.
Fotos (3): Silke Bromm-KriegerFür den Passat Chor war Sven Jenssen Entdecker, Produzent und Liedschreiber. Etliche seiner Kompositionen sind auf dieser LP enthalten.
Der niederländische Meiereikonzern Royal FrieslandCampina hat trotz anhaltender Corona-Pandemie 2021 ein kräftiges Ergebnisplus verzeichnet. Wie das Unternehmen in Amersfoort mitteilte, erhöhte sich der Jahresüberschuss im Vergleich zu 2020 um 117,7 % auf 172 Mio. €.
Die Konzernleitung führte das Ergebnis vor allem auf niedrigere Restrukturierungsaufwendungen, die verhaltene Erholung der Außerhausmärkte in Europa sowie die höheren Preise für die Basismeiereiprodukte zurück. Außerdem sei die Steuerbelastung geringer ausgefallen. Allerdings war 2019 – also vor der Corona-Pandemie – noch ein Jahresüberschuss in Höhe von 278 Mio. € erzielt worden. Der Umsatz stieg 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 % auf rund 11,5 Mrd. €.
Der Erzeugerpreis für die angeschlossenen Lieferanten belief sich dem genossenschaftlich strukturierten Unternehmen zufolge im vergangenen Geschäftsjahr auf 39,23 ct/ kg Milch ohne Mehrwertsteuer (bei 3,57 % Eiweiß sowie 4,42 % Fett und 4,53 % Laktose). Dieser Preis umfasst auch eine Barnachzahlung in Höhe von 0,14 ct/kg Milch. Zuzüglich Zinsen für Mitgliederobligationen und einer Zuführung zur Gewinnrücklage ergab sich laut Konzernangaben ein Leistungspreis von 39,88 ct/kg Milch.
Laut FrieslandCampina lieferten 10.564 Mitglieds-Milchviehbetriebe in den Niederlanden, Deutschland und Belgien im vergangenen Jahr insgesamt 9,745 Mrd. kg Rohmilch an; das waren allerdings 3,2 % weniger als 2020. Als Grund für den Rückgang nannte die Geschäftsführung vor allem das relativ kalte Wetter in den ersten Monaten des Jahres und hohe Transportkosten.
Wie Geschäftsführer Hein Schumacher mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr erklärte, sind Inflation und Kostensteigerungen die größten Herausforderungen. „Verhalten optimistisch“ äußerte er sich zur voraussichtlichen Preisentwicklung des Milchproduktesortiments für professionelle Küchen, Bäckereien und Restaurants sowie für Basismeiereiprodukte. „In Kombination mit einem leicht verbesserten Markt für Kindernahrung erwarten wir für das ganze Jahr gegenüber 2021 eine Umsatzsteigerung in Höhe von 2 % bis 4 % bei konstanten Gewinnspannen“, sagte Schumacher.
Den Schlachtkonzern Tönnies treffen die von der EU gegen Russland verhängten Sanktionen nicht direkt, da das Unternehmen sein dortiges Geschäft zum Jahresende 2021 abgewickelt und verkauft hat. „Der Rückzug ist aber nicht erfolgt, weil wir schlechte Erfahrungen in Russland gemacht hätten“, stellte der Leiter des Hauptstadtbüros der Tönnies-Unternehmensgruppe, Thomas Dosch, im Gespräch mit Vertretern der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten klar.
Dass der Grenzkonflikt mit der Ukraine so dramatisch eskalieren könnte, habe Dosch selbst bis vor wenigen Tagen nicht für möglich gehalten. Mit Blick auf die zu erwartende Sanktionsspirale habe sich Tönnies „gerade noch rechtzeitig“ aus dem russischen Markt zurückgezogen.
Der Tönnies-Manager gewährte den Journalisten bei dem Fachgespräch einen Einblick in die Expansionsstrategie des deutschen Branchenprimus. In der Regel folge Tönnies auf Auslandsmärkten dem Einzelhandel. „Wenn sich einer unserer Discounter neu in einem Markt außerhalb Deutschlands engagiert, dann hat dieser dort einen Qualitätsanspruch an bestimmte Produkte“, berichtete Dosch. Und Tönnies sei eben in der Lage, diese Qualitäten in ausreichender Menge zu liefern. Dabei greife der Großschlachter in der Regel auf Rohstoffe aus dem jeweiligen Markt zurück, beispielsweise auf Schlachtschweine aus Spanien, um daraus dann Wurst und Fleischerzeugnisse herzustellen. „Wenn man so will, sind wir Teil des Zirkus, wenn Aldi, Lidl und Co. neue Auslandsmärkte erschließen. Dann ziehen wir mit und schlachten und produzieren vor Ort“, so der Tönnies-Manager.
Deutschlands größter Fleischkonzern hat seine russische Niederlassung APK Don zum Jahreswechsel an einen thailändischen Lebensmittelkonzern verkauft. Zuvor hatte Tönnies in Russland über zehn Jahre an einer vertikal integrierten Schweinefleischproduktions-Holding gearbeitet, die zuletzt mehrere zehntausend Hektar Getreide- und Rübenanbau, ein eigenes Futtermittelwerk und rund ein Dutzend Standorte zur Aufzucht und Mast von Schweinen umfasste, strategisch günstig gelegen in den Veredlungshochburgen Belgorod und Woronesh im Südwesten Moskaus.