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Bei Regelbesteuerung Umsatzsteuer nicht mitversichern

Ein Wechsel zur Regelbesteuerung hat Konsequenzen für die Höhe der Versicherungsleistungen im Schadensfall. In den Versicherungsbedingungen ist geregelt, dass die Umsatzsteuer nicht ersetzt wird, wenn der Versicherungsnehmer vorsteuerabzugsberechtigt ist.

Die Versicherung ersetzt dem geschädigten Versicherungsnehmer nur den Nettoschaden, das heißt die Versicherungssumme ohne die Mehrwertsteuer. Dies ist für die Ermittlung der Versicherungssummen und somit für die Berechnung der Beiträge von Bedeutung. Wird die Umsatzsteuer nicht in die Versicherungssummen einbezogen, ermäßigt sich der zu zahlende Beitrag ebenfalls – um 19 %! Daher sollten regelbesteuerte Betriebe ihre Versicherungssummen überprüfen und ohne Mehrwertsteuer versichern. Bei Gebäuden gilt dies nur für die Wirtschaftsgebäude, da bei Wohngebäuden die Aufwendungen für die Wiederherstellung in der Regel nicht vorsteuerabzugsberechtigt sind. Auch in Inventar- und Photovoltaikversicherungen können bei Regelbesteuerung die Versicherungssummen ohne die Mehrwertsteuer festgesetzt werden, um Beiträge zu sparen.

Die Ansprechpartner für Versicherungsfragen bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein:

Henry Bremer, Büro Schleswig,  Tel.: 0 46 21-96 47-23 , Region Nord (nördlich Nord-Ostsee-Kanal)

Matthias Panknin, Büro Bad Segeberg, Tel.: 0 45 51-95 98-95, Region Süd (südlich Nord-Ostsee-Kanal)

Mit Duft oder ohne – das ist hier die Frage

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Schon Großmutter schätzte die farbenprächtigen Blüten der Wicken in Garten und Vase. Zur Familie gehört neben der bekannten einjährigen Duftwicke (Lathyrus odoratus) auch die mehrjährige Staudenwicke (Lathyrus latifolius). Manchmal werden die Pflanzen als „Platterbsen“ angeboten.

Am Samenständer findet sich eine Vielzahl verschiedener Sorten der einjährigen Duftwicke (Lathyrus odoratus). Niedrige Züchtungen mit einer Wuchshöhe von bis zu 30 cm kommen ohne eine Rankhilfe aus. Sie eignen sich daher besonders gut für den Kübel, den Balkonkasten oder als Unterpflanzung zu Rosen. Die halbhohen und hohen Sorten wachsen zwischen 60 und 200 cm hoch. Sie benötigen immer eine Rankhilfe in Form von Stäben, Zäunen oder Gittern. Die Farbpalette lässt keinen Wunsch offen. Die etwa 3,5 cm großen Schmetterlingsblüten erscheinen von Juni bis September in kräftigem Rot, Rosa, Violett oder Blau, aber auch in Malvenfarben und Weiß. Einige Sorten bilden sogar unterschiedlich ausgefärbte Blüten an derselben Pflanze aus. Die Wicke eignet sich hervorragend zur Begrünung von Mauern, Zäunen oder Spalieren und lässt sich zudem im Kübel halten, vorausgesetzt, dieser bietet genügend Platz für das lange Wurzelwerk der Pflanzen. Am besten gedeihen sie in kalkhaltiger Erde mit hohem pH-Wert und einer nährstoffreichen, tiefgründigen Beschaffenheit an einer sonnigen bis halbschattigen Stelle. Wicken stehen gerne windgeschützt und mögen keine allzu pralle Mittags­sonne.

Mit der Vorkultur von Wicken im Topf lässt sich die Blüte verfrühen. Foto: Karin Stern

Die Aussaat der Duftwicke erfolgt aus dem gleichen Grund ab März in Vorkultur auf der Fensterbank oder ab Mitte April direkt ins Freiland. Manche Gärtner bevorzugen die satzweise Aussaat alle zwei bis drei Wochen. Die runden Samen sind recht hart und keimen besser, wenn sie über Nacht in Wasser eingeweicht werden. Die Angaben auf der Rückseite der Samentüten hinsichtlich Aussaattiefe und Platzbedarf sollten unbedingt beachtet werden. Während der Keimphase dürfen die Töpfe warm stehen. Nach dem Auflaufen brauchen sie einen hellen und kühlen Platz zur weiteren Entwicklung. Für einen noch üppigeren Blütenflor wird empfohlen, die Triebspitze nach dem Erscheinen des zweiten Blattpaares auszubrechen und die Pflanze so zum Verzweigen anzuregen. Ab Ende April bis Mitte Mai pflanzt man vorgezogene Wicken an ihren endgültigen Standort. Dabei können sowohl Horste als auch Reihen gebildet werden. Wenn die Jungpflanzen eine Höhe von etwa 20 cm erreicht haben, häufelt man sie etwas an.

Für ein gutes Wachstum und reichen Blütenflor sind neben der oben beschriebenen Bodenqualität auch die Nährstoff- und Wasserversorgung entscheidend. Wicken wissen zwar einen feuchten Boden zu schätzen, vertragen aber keine Staunässe. Als Dünger empfiehlt sich ein Langzeitdünger für Blütenpflanzen, der beim Auspflanzen der vorgezogenen Setzlinge gegeben wird. Zwei bis drei sofort wirksame flüssige Nachdüngungen im Juli regen die Pflanzen zu einer neuen Blütenbildung an. Förderlich dafür ist auch häufiges Schneiden für die Vase. Abgeblühte Triebe sollten regelmäßig herausgeputzt werden. Bilden sich erst Samenkapseln, ist es mit der Blüte schnell vorbei. Tipp: Duftwicken alljährlich einen neuen Standort geben, um Bodenmüdigkeit zu vermeiden.

Dicht besetzte Blütenstiele bringen Farbe in den Garten. Foto: Karin Stern

Die mehrjährige Staudenwicke (Lathyrus latifolius) blüht ebenfalls von Juni bis in den September hinein. Die bis zu 2 m langen Triebe begrünen vom Austrieb bis zum Herbst entweder die Kletterhilfe, oder sie bedecken in der Horizontalen den Boden. Über unterirdische Ausläufer breiten sie sich gerne in der Fläche aus, lassen sich mit der Gartenschere jedoch leicht im Zaum halten. Die Blüten erscheinen gleich traubenweise am Stängel. Sie verbreiten zwar keinen Duft, enthalten aber viel Nektar und werden entsprechend gerne von Insekten besucht. Die absolut frostharte Staude mag ebenso wie die einjährige Variante sonnige bis halbschattige Standorte. Der Boden darf jedoch auch etwas trocken sein, sodass sie auch gut auf Baumscheiben zurechtkommt. Etwas mehr Bodenfeuchtigkeit wird jedoch ebenso akzeptiert. Der Boden sollte durchlässig, nährstoff- und humusreich sein. Die Aussaat erfolgt zwischen März und Juni direkt am gewünschten Standort. Alternativ bekommt man die Staude im Frühjahr oder Herbst als Topfware im Handel. Die Pflege ist ganz unkompliziert. Vor dem Austrieb im Frühjahr entfernt man die abgestorbenen Triebe. Ansonsten beschränkt sich die Arbeit auf das Ausputzen von Verblühtem und eine Gabe Langzeitdünger während des Austriebs. 

Sortentipps Duftwicken:

‚Lord Nelson‘: dunkelblaue Blüten, 180 cm hoch
‚Gigantea‘: bunte Mischung bis 200 cm hoch, früh blühend
‚Sommerduft‘: hängende Wicke für Ampel und Kübel, 50 cm hoch, rosa bis violett
‚Überriesen‘: scharlachrote Blüte, zirka 120 cm hoch
‚Blue Ripple‘: weiß-blaue Blüte, bis 200 cm hoch

Sortentipps Staudenwicke:

‚Rosa Perle‘: rosafarbene Blüte
‚Rote Perle‘: karminrote Blüte
‚Weiße Perle‘: weiße Blüten

Historische Grünanlage aus barocken Zeiten

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Der Jersbeker Park ist der am besten erhaltene barocke Gutspark in Schleswig-Holstein und auch die größte Barockanlage bei Hamburg, von dessen Zentrum der Park etwa 25 km nordöstlich im schleswig-holsteinischen Stormarn liegt. Die barocken Grundformen sind erhalten, und das etwa 8 ha große Gelände beeindruckt durch herrliche Bäume und lange, alte Alleen, während im Frühjahr bunte Frühjahrsblumen wie Hohe Schlüsselblume, Scharbockskraut und Waldgelbstern das Bild prägen. Der Ort eignet sich für ruhige und entspannende Spaziergänge in historischem Ambiente.

Ausgangspunkt für den Parkbesuch ist ein Rondell, von dem verschiedene Wege abgehen. Geradeaus betritt man durch eine Tor­anlage den Park, der Weg rechter Hand führt zum Torhaus des Gutsgeländes, hinter dem sich der Zugang zu dem privat genutzten, abgeschirmten Herrenhaus befindet. Das zweigeschossige Torhaus stammt von 1678 und ist der historische Zugang zum Gutsgelände. Im Keller befand sich früher das Gutsgefängnis, und die Seitengebäude dienten als Wohnungen für die Gutsarbeiter. Nach der Abtrennung Jersbeks vom Hauptgut Borstel entwickelte es sich zu einem selbstständigen Gut. Das zugehörige Herrenhaus wurde 1617 bis 1620 errichtet und danach noch baulich verändert. 1726 wurde der wohl bekannteste Repräsentant des Barock im Lande, Bendix von Ahlefeld (1679-1759), Besitzer von Jersbek.

Geschichte des barocken Gartens

1726 gilt auch als das Jahr, in dem mit dem Aufbau des Barockgartens begonnen wurde, dessen Fertigstellung mit dem Jahr 1740 angegeben wird. Ganz im Stil des französischen Barock entworfen, findet sich die entlang einer großen Hauptachse angeordnete Dreiteilung in Parterre, Boskett und Waldquartier, wie es auf dem Kupferstich von Christian Fritzsch aus dem Jahre 1747 zu sehen ist. Im Parterre befanden sich beispielsweise zentrale Wasserbecken und mit Buchsbaumhecken gesäumte niedrige, reich verzierte Blumenbeete, während die seitlichen Boskettbereiche mit Heckengärten und halbhoch geschnittenen Bäumen und Sträuchern versehen waren, in denen man lustwandeln konnte, in denen aber auch Obst, Gemüse und Blumen gezogen wurden. Eine 500 m lange, vierreihige Lindenallee führte zum Waldquartier mit Tiergarten und Jagdsternen, einem Bereich, der vor allem dem Jagdvergnügen diente.

Quer zur Hauptsichtachse verläuft die vierreihige Lindenallee. Foto: Hans-Dieter Reinke

Wer den Entwurf für die Anlage entwickelt hat, ist unbekannt, allerdings vermutet man, dass auch Gutsherr von Ahlefeld manches von den Gartenanlagen selbst geplant hat. Jedenfalls war der Park zu seiner Zeit in Deutschland weit über die Region hinaus bekannt und gern besucht.

Das barocke Grundgerüst der Anlage ist bis heute erhalten: die Quartierseinteilung, die vierreihige Lindenallee, die Querallee sowie die zweireihigen Seitenalleen, Seitenhecken, der Heckengang aus Hainbuchen und Linden sowie die kreisförmig gepflanzte Gruppe aus zwölf Linden (Zwölf Apostel).

Entwicklung zum Landschaftspark

Ab 1774 erfolgte wohl die Auflösung der Zieranlagen, allerdings unter Beibehaltung der Alleen und Reihengehölze. Ab 1840 wurde der Park in einen Landschaftspark mit diversen Einzelbäumen umgewandelt, wofür der damalige Besitzer Graf Theodor von Reventlow verantwortlich zeichnete. Der heutige Eigentümer Julius von Bethmann Hollweg ist ein Nachfahre des Grafen. Die damals gepflanzten Solitäre von Eichen, Buchen, Kiefern, Eschen, Linden und Esskastanien sind heute zum Teil zu prächtigen Baumgestalten herangewachsen. Auch neu gepflanzte Robinien, Libanonzedern, Eiben und Sumpfzypressen sind im Gelände zu ­entdecken.

Nach einem ab 1982 entwickelten Pflege- und Erhaltungskonzept erfolgte eine umfassende Sanierung der Alleen in den Jahren 1984 bis 1987 durch den Kreis Stormarn, und seit 1986 steht die Anlage unter Denkmalschutz. Seit 2010 kümmert sich der Förderverein Jersbeker Park um die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, finanziert durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Baumpatenschaften sowie öffentliche Mittel von Gemeinde, Kreis und Denkmalschutz sowie der Sparkassen-Stiftung.

Rundgänge und Besichtigungsstationen

Vom Rondell aus kann man nach Durchschreiten des Parkeingangstores einem kleinen, 1,5 km langen Rundweg folgen, bei dem sechs der ausgewiesenen Stationen den Weg säumen. Neben der an der Straße gelegenen Station 1 mit dem Parkplatz, dem Fasanenhof und dem ehemaligen Küchengarten stellen das Rondell und das Torhaus Station 2 dar. Die dritte Station folgt sogleich nach dem Passieren des Tores. Hier befindet sich der Standort des ehemaligen, 1738 erbauten Gartenhauses, dessen Saalbau für Festivitäten und Veranstaltungen genutzt wurde. Allerdings wurde das Gebäude bereits 1820 wegen Baufälligkeit wieder abgerissen. Der Grundriss des ehemaligen Gartenhauses wurde durch Plattenbänder nachgebildet. Von hier kann man die Anlage mit ihren Alleen und Solitärbäumen ganz gut überblicken.

Der Weg führt ins Gelände zur Station 4 mit dem Lindenkreis der Zwölf Apostel, an deren Stelle sich früher im Boskett der sogenannte Grüne Salon für den Empfang einer kleineren Gästegruppe befand. Neun der etwa 280 Jahre alten Linden stammen noch aus der ursprünglichen Bepflanzung. Von hier geht es über einen Heckengang aus Linden und Hainbuchen (Station 5) zur alten Hainbuchenhecke, die in Richtung Norden zur Querallee führt. Geht man diese mehrreihige Lindenallee ganz durch und biegt am Ende nach links Richtung Süden ab, gelangt man wieder zum Gartenhausstandort, und die kurze Runde schließt sich.

Vierreihige Lindenallee und Waldquartier

In der Mitte der Querallee (Station 6) biegt die wichtigste Allee des Parks, die 500 m lange, vierreihige Lindenallee, die „Windallee“ nach Norden ab in Richtung Waldquartier. Die mittlerweile 300 Jahre alten Linden werden seit 1984 baumchirurgisch und durch Entlastungsschnitte und Kroneneinkürzungen bearbeitet. Bei Nachpflanzungen von Bäumen werden gern Baumpatenschaften vergeben. Von den 600 Linden im Jersbeker Park müssen zehn bis 15 Altbäume jedes Jahr vom Förderverein aus Verkehrssicherheitsgründen abgenommen und nachgepflanzt werden. Hier kann jeder spenden oder eine Baumpatenschaft übernehmen, beispielsweise im Rahmen einer Hochzeits- oder Geburtstagsfeier oder für die Enkelkinder oder die Großeltern.

Am Ende der Wasserallee stoßen wir auf ein kleines, achteckiges Wasserbecken (Station 7), das der nahen Gutsförsterei als Feuerlöschteich dient. In dem Wasserbecken steht seit 2015 ein Obelisk, der sich als „Point de Vue“ am Ende der Hauptsichtachse des Parks befindet. Neben den angrenzenden Jagd­sternen bieten sich hier auch noch Wandermöglichkeiten durch den Wald, beispielsweise zur Station 7 mit dem Grabmal eines der ehemaligen Gutsbesitzer, Paschen von Cossel, oder entlang der Eichenallee Oberteicher Weg (Station 9), einer Alleestraße, die bereits auf dem historischen Kupferstich von 1747 abgebildet ist. Im nahe gelegenen Begräbniswald „Waldfrieden am Barockpark“ werden Waldbestattungen durchgeführt.

Am Ende der 500 m langen Hauptallee in Richtung Waldquartier steht ein Obelisk in einem kleinen, achteckigen Wasserbecken. Foto: Hans-Dieter Reinke

Eiskeller und Fasanenhof

Die letzte der Stationen mit der Nummer 10 befindet sich vom Rondell ein Stück die Ortsstraße entlang in entgegengesetzter Richtung zum Parkplatz, quasi in Sichtweite des Herrenhauses. Hier liegt auf einer kleinen Anhöhe der 1736 erbaute, kleine, reetgedeckte Eiskeller. In einen Kühlraum wurde alljährlich Natureis eingefüllt, um in dem rund 20 m² großen Vorraum Milch, Käse, Butter und andere Produkte kühl lagern zu können; also ein früherer, etwas groß geratener Kühlschrank. Die Wegstrecke über alle zehn Stationen beträgt etwa 3,5 km.

Auf einer natürlichen Anhöhe liegt das reetgedeckte Gebäude des Eiskellers. Foto: Hans-Dieter Reinke

Nach der ebenso historisch wie naturerlebnisreich inspirierten Wanderung kann man im Landgasthof „Zum Fasanenhof“ einkehren, der sich 100 m vom Torhaus entfernt am Parkplatz befindet. Es war das Gasthaus des Gutes Jersebek, und mittlerweile kann die Gaststätte auf eine 250-jährige Tradition zurückblicken.

Ein Leben lang geschützt

In der Leitlinie zur Impfung von Pferden der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (Stiko Vet) heißt es: „Die Impfung ist die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung von Infektionskrankheiten und deren Verbreitung.“ Impfen biete sowohl Schutz für das Einzeltier als auch für den Bestand und schließlich die gesamte Population. Für die Grundimmunisierung von Fohlen gilt es, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Nur dann ist ein lebenslang optimaler Impfschutz gewährleistet.

Die Stiko Vet unterscheidet in ihrer Leitlinie zwischen „Core-Komponenten“ und „Non-Core-Komponenten“. Erstere richten sich gegen Krankheitserreger, vor denen „jedes Pferd zu jeder Zeit geschützt sein muss“ – also sehr ansteckende oder schwere Infektionen mit hoher Sterblichkeitsrate. Zu diesen werden in der aktuellen Leitlinie Tetanus, Equine Influenza und Equine Herpesvirusinfektionen gezählt.

Ein Impfschutz gegen Tetanus ist unverzichtbar, schließlich kommt das Bakterium Clostridium tetani überall vor, beispielsweise in der Erde. Gelangen diese Bakterien in eine Wunde, und sei sie noch so winzig, wird unter anderem Tetanospasmin gebildet – ein hochgiftiges Toxin. Eine Tetanusinfektion, auch als Wundstarrkrampf bekannt, greift die muskelsteuernden Nervenzellen an und führt häufig zu einem qualvollen Tod. Pferde gelten zudem als besonders empfindlich gegenüber Tetanustoxin. Sie nicht zu immunisieren, „verstößt gegen den Tierschutz und ist unverantwortlich, da die Impfung der einzige wirksame Schutz gegen die Erkrankung an Tetanus ist“, urteilt die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN).

Auch die Immunisierung gegen Equine Influenza gilt als notwendig, für Turnierpferde ist sie Pflicht. Die Erkrankung, die auch als „Pferdegrippe“ bekannt ist, äußert sich durch hohes Fieber und starken Husten, tragende Stuten erleiden mitunter eine Fehlgeburt. Chronische Schäden an Lunge oder Herz sowie Folgeerkrankungen wie Druse oder sogar Hufrehe sind möglich, insbesondere wenn den vierbeinigen Patienten nicht ausreichend Zeit zur Genesung gegönnt wird. Die hochansteckenden Viren können schon dann weitergegeben werden, wenn noch keine Symptome vorhanden sind. Geimpfte Pferde sind zwar nicht gänzlich gegen eine Infektion gefeit, zeigen in der Regel jedoch mildere Verläufe.

Die FN empfiehlt zusätzlich die Impfung gegen das Equine Herpesvirus (EHV), die Stiko Vet stuft sie gar als „Core-Komponente“ ein. Etwa 80 % der Pferde tragen Herpesviren in sich – meist unbemerkt. In Stresssituationen können diese Viren wieder aktiviert und ausgeschieden werden. Die Impfung reduziert diese Freisetzung und somit die Ansteckungsgefahr für andere Pferde. Ziel ist es also, durch die Immunisierung möglichst vieler Pferde den Infektionsdruck zu reduzieren. „Nur einzelne Tiere eines Bestands zu impfen, führt nicht zum angestrebten Impferfolg“, warnt die Stiko Vet. Leider bietet auch eine regelmäßige Immunisierung keinen vollständigen Schutz vor einem Herpesausbruch, die Symptome sind dann aber in der Regel weniger stark ausgeprägt.

Unter Umständen empfehlenswert

„Non-Core-Komponenten“ werden von der Stiko Vet nicht grundsätzlich für alle Pferde empfohlen, sondern nur dann, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Das gilt beispielsweise für Impfungen gegen Druse, Equine Rotavi­rus­infektionen, Lyme-Borreliose und Infektionen mit dem West-Nil-Virus.

Die StIKo Vet empfiehlt, im Alter von sechs Monaten mit der Grundimmunisierung zu beginnen. Foto: Imago

Die hochansteckende Druse wird von Bakterien verursacht. Typische Symptome sind Husten, Fieber, grüner Nasenausfluss und geschwollene Lymphdrüsen. In einigen Fällen kommt es zu Organschäden oder schlimmstenfalls zum Tod. Eine Ansteckung ist nicht nur direkt von Pferd zu Pferd möglich, sondern auch über Vektoren wie Menschen oder Stallausrüstung, beispielsweise Wassereimer und Futtertröge. Die Stiko Vet rät unter anderem wegen möglicher Nebenwirkungen von einer generellen Impfung ab und empfiehlt sie lediglich „als Notfallmaßnahme zur Verringerung der klinischen Symptome bei akut infektionsgefährdeten Pferden“.

Für Fohlen kann eine Infektion mit dem Equinen Rotavirus zu gefährlichen Durchfällen führen. Geimpft werden die Pferdemütter noch während der Trächtigkeit (im achten, neunten und zehnten Trächtigkeitsmonat). Die Fohlen nehmen die Antikörper dann über das Kolostrum auf und erkranken dadurch seltener an Rotavirusdurchfällen. „Die Impfung wird in Beständen mit nachgewiesenen Rotavirusinfektionen bei gutem Hygienemanagement empfohlen“, so die Stiko Vet.

Seit 2015 gibt es für Pferde eine Impfung gegen Lyme-Borreliose. Da die Borrelien beim Saugen der Zecke schon in deren Körper deaktiviert werden sollen, ist ein hoher Antikörperspiegel im Pferdeblut wichtig. Die Stiko Vet schlägt daher insgesamt vier Injektionen für die Grundimmunisierung vor – eine mehr als der Hersteller empfiehlt. Die Immunisierung ist ab einem Alter von zwölf Wochen möglich. Wichtiger Hinweis der Stiko Vet: „Eine Impfung infizierter Pferde ist nicht zu empfehlen. Pferde, von denen anzunehmen ist, dass sie Kontakt zu Zecken hatten, sollten vor der Impfung mittels Antikörpernachweis auf eine eventuelle Infektion hin untersucht werden.“

West-Nil-Virus auf dem Vormarsch

Die Impfung gegen das West-Nil-Virus zählt ebenfalls zu den „Non-Core-Komponenten“, die Experten der Stiko Vet raten in betroffenen Gebieten und benachbarten Regionen dennoch dringend zur Impfung. Das gilt auch dann, wenn die Pferde zwar nicht in den genannten Gebieten leben, aber dorthin reisen sollen. Die Arboviren werden von Stechmücken übertragen und verursachen unter anderem Fieber und neurologische Ausfallerscheinungen. Einige Pferde erleiden bleibende neurologische Schäden, manche sterben.

Laut Stiko Vet ist die Impfung ab dem fünften beziehungsweise sechsten Lebensmonat möglich. Wichtig sei die rechtzeitige Impfung vor Beginn der Mückensaison, also im Verlauf des Frühjahrs. So könnten „in der Zeit der wahrscheinlichsten Virusübertragung in der warmen Jahreszeit die höchsten Antikörpertiter“ erzielt werden. Die Impfung reduziere jedoch nur „die Dauer und Schwere der klinischen Symptome“.

Für das Jahr 2020 wurden nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts bis zum 1. Oktober 16 Infektionen mit dem West-Nil-Virus bei Pferden aus Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und erstmals auch aus Niedersachsen nachgewiesen, vier Pferde starben. Experten befürchten, dass sich das West-Nil-Virus in Zukunft weiter in Deutschland ausbreiten wird und somit die Impfempfehlungen entsprechend angepasst werden müssen. Zusätzlichen Schutz bieten Insektenschutzmittel.

Den richtigen Zeitpunkt finden

Fohlen bekommen über das Kolostrum Antikörper von der Mutter. Ein guter Impfstatus der Zuchtstute zum Zeitpunkt der Fohlengeburt ist daher erstrebenswert. Foto: Imago

Wann der Pferdenachwuchs zum ersten Mal geimpft wird, ist entscheidend für den tatsächlichen Impferfolg. Passiert dies nämlich zu früh, kann der Impfschutz schlimmstenfalls lebenslang nicht optimal ausgebildet werden. Tierärztin Dr. Christine Aurich erklärt: „Fohlen können relativ früh auch schon selbst Antikörper erzeugen, aber solange maternale Antikörper im Organismus des Fohlens nachweisbar sind, kann die Impfung nicht so gut wirksam werden.“

Der Grund: „Fohlen bekommen über das Kolostrum Antikörper von der Mutter. Dabei werden auch solche mitgegeben, die von der Mutter durch Impfungen und nicht nur durch Erkrankungen erworben wurden.“ Ein guter Impfstatus der Zuchtstute zum Zeitpunkt der Fohlengeburt sei daher erstrebenswert. So sollten etwa im letzten Trimester der Trächtigkeit (achter bis elfter Monat) die Impfungen gegen Influenza und Herpes aufgefrischt werden, um ausreichend hohe Konzentrationen an Antikörpern in der Biestmilch zu gewährleisten. „Bei Tetanus sind jährliche Wiederholungsimpfungen dagegen nicht erforderlich“, informiert Aurich.

Wie lange der temporäre Schutz vor Krankheitserregern anhält, ist jedoch unterschiedlich: „Antikörper gegen Tetanus sind sehr lange nachweisbar, der Schutz gegen Equine Herpesviren klingt offenbar schon eher ab“, weiß die Tierärztin.

Beratung durch den Tierarzt

Die allgemeine Impfempfehlung der Stiko Vet sieht vor, dass mit der aus jeweils drei Impfungen gegen Tetanus, Equine Influenza und Equine Herpesvirusinfektionen bestehenden Grundimmunisierung im Alter von sechs Monaten begonnen wird (siehe Tabelle). Die Impfungen sollten, wenn möglich, zeitversetzt erfolgen: „Erfahrungsgemäß ist die Immunantwort umso intensiver, je weniger Komponenten zeitgleich geimpft werden“, so die Stiko Vet.

Hat das Fohlen nicht genügend Kolostrum getrunken, wurde die Mutterstute nicht beziehungsweise ungenügend geimpft oder ist die Antikörpermenge des Fohlens nachweislich gering, so empfiehlt die Stiko Vet eine Immunisierung bereits ab dem Alter von vier Monaten. Bei unklarer Lage könne zu diesem Zeitpunkt auch der Antikörperstatus des Fohlens untersucht werden. „Die Ergebnisse sind dann die Basis für das Grundimmunisierungsschema.“

Der Tierarzt ist der richtige Ansprechpartner bei allen Impfangelegenheiten des Pferdnachwuchses. Er bestimmt über die notwendigen Impfungen, den geeigneten Zeitpunkt der Grundimmunisierung sowie die korrekten Impfabstände und Auffrischungen. Zudem kann er bei Unklarheiten den Antikörperstatus der Fohlen überprüfen. Übrigens sollte bereits vor der Trächtigkeit mit dem Veterinär das Impfprogramm für die Pferdemütter in spe besprochen werden.



Touchieren am Sprung soll verboten werden

Die Trainingsmethode des Touchierens von Pferden am Sprung soll verboten werden. Dies hat das Präsidium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) entschieden. Es folgt damit der einstimmigen Empfehlung der Kommission Ausbildungsmethoden, die sich mit diesem Thema ausführlich beschäftigt hat.

Das FN-Präsidium hatte die Kommission Anfang 2021 mit dem Auftrag einberufen, das Touchieren und andere Ausbildungs- und Trainingsmethoden auf den Prüfstand zu stellen. Nun wird das FN-Präsidium im FN-Beirat Sport den Antrag stellen, ein Verbot des Touchierens am Sprung auch im Training in die Leistungsprüfungsordnung (LPO) aufzunehmen.

In den entscheidenden Sitzungen hielten Präsidium und Kommission fest, dass für alle Beteiligten das Wohl des Sportpartners Pferd an oberster Stelle stehe: „Es herrscht Einigkeit darüber, dass ein fairer Pferdesport nur in Partnerschaft und mit einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Mensch und Pferd möglich ist.“ Grundlage dafür sei die klassische Reitlehre, die in den Richtlinien für Reiten und Fahren beschrieben ist.

Die fachgerechte Anwendung des Touchierens am Sprung im Sinne der Richtlinien ist nach Auffassung der FN nach wie vor nicht tierschutzrelevant. Die Ausbildungskommission kam jedoch zu der Erkenntnis, dass bei der Ausführung des Touchierens am Sprung in der Praxis das Risiko einer Abweichung von der Beschreibung in den Richtlinien hoch ist. Es bestehe die Möglichkeit, dass beim Touchieren am Sprung Fehler gemacht würden. Bei dieser Methode gebe es fast keine Fehlertoleranz. Schon kleine Abweichungen könnten negative Folgen für das Pferd haben.

Selbst Fachleuten falle es oft schwer, zu veranschaulichen und zu vermitteln, wo die Grenze des bisher erlaubten, fachgerechten Touchierens am Sprung ist. So gebe es in der Praxis keine einheitliche Auffassung vom korrekten Touchieren von Pferden im Sprungablauf. Aufgrund der Komplexität des Touchierens am Sprung und der enorm hohen Anforderungen an die Akteure könne selbst eine Schulung eine korrekte Umsetzung in der Praxis nicht garantieren.

Kommission und Präsidium kamen deshalb zu dem Schluss, dass „im Sinne der Pferde künftig auf diese Methode verzichtet werden soll“. Nur durch ein Verbot des Touchierens am Sprung könnten die Pferde vor einer falschen Anwendung und alle Akteure vor den Konsequenzen einer versehentlichen Falschanwendung geschützt werden. Das Verbot des Touchierens am Sprung stehe auch im Einklang mit dem internationalen Regelwerk.fn

Hintergrund

Die Trainingsmethode des Touchierens von Pferden am Sprung war infolge der sogenannten Barr-Affäre in den 1990er Jahren in die FN-Richtlinien für Reiten und Fahren aufgenommen worden. Schon damals hatte sich eine Expertenkommission ausführlich damit beschäftigt und war zu dem Schluss gekommen, dass gegen diese Trainingsmethode, sofern sie unter bestimmten Bedingungen durchgeführt würde, keine Bedenken bestünden. Durch die Aufnahme in die Richtlinien für Reiten und ­Fahren wurde das Touchieren am Sprung zu einer anerkannten Trainingsmethode von Pferden, die nur im Training und nicht auf Turnieren angewendet werden durfte. In Abgrenzung zum Touchieren am Sprung ist das Barren, das beim Pferd zu erheblichen Schmerzen führt, in den Leitlinien für den Tierschutz im Pferdesport seit vielen Jahren als tierschutzwidrige Methode definiert.

Frauen als Hofnachfolgerinnen

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Es kommt immer häufiger vor, dass Frauen einen Hof übernehmen. Genauso ist es auch bei uns der Fall – wir wollen die Milchviehbetriebe von unseren Eltern übernehmen. Wir sind Laura Stolley (22) aus Selk und Wiebke Wendt (24) aus Westermoor.

Beide haben wir eine landwirtschaftliche Ausbildung auf verschiedenen Betrieben gemacht, dabei waren wir auf Milchviehbetrieben mit Ackerbau und teilweise Biogas oder Schweinemast. Nach unserem praktischen Jahr haben wir die Landwirtschaftsschule und anschließend die Fachschule für Landwirtschaft in Rendsburg besucht. Rückblickend auf unsere Berufsschulzeit waren noch nicht so viele Mädchen und Frauen in unserer Klasse. Heute sind es schon deutlich mehr und es ist nichts Ungewöhnliches mehr. Oft wird unsere Entscheidung, den Hof zu übernehmen, als schockierend wahrgenommen, jedoch ist es für uns etwas ganz Normales und macht keinen Unterschied zu einem männlichen Hofnachfolger.

Vielleicht haben wir sogar einen Vorteil, da erfahrungsgemäß eine Vater-Tochter-Beziehung oft einfacher funktioniert. Heutzutage kommt es nicht ausschließlich auf die körperliche Tätigkeit an, sondern es steckt viel mehr dahinter, wie zum Beispiel die organisatorische Arbeit im Büro. Die tägliche Arbeit kann und wird uns durch den technischen Fortschritt und Maschinen erleichtert werden. Wir beide haben unseren Traumberuf gefunden und es gibt viele Faktoren, die uns darin bestärken. Der familiäre Zusammenhalt und das generationsübergreifende Arbeiten sind in der Landwirtschaft besonders ausgeprägt und so, in dieser Art und Weise, woanders kaum zu finden.

Die Traditionen und die Betriebsentwicklungen, die über viele Jahre gewachsen sind, weiterzuführen, macht uns stolz. Man wohnt, lebt und arbeitet dicht beieinander und miteinander. Die Kommunikation ist dabei das A und O. Wichtig ist uns, dass anstehende Entscheidungen im Familienverband getroffen werden, da diese oft unsere gemeinsame Zukunft bestimmen. Beide planen wir einen Kuhstall mit Melkrobotern, um das Tierwohl zu verbessern, die Arbeit zu erleichtern und flexibler zu gestalten. Dem Problem des Fachkräftemangels versuchen wir so auch entgegenzuwirken.

Es gibt viele Dinge, die uns jeden Tag aufs Neue motivieren. Dazu gehört die Vielseitigkeit, sich die Arbeit draußen und drinnen selbst einzuteilen. So widmet man sich bei schlechtem Wetter dem Büro, damit man bei gutem Wetter die anfallenden Arbeiten draußen machen kann – und wenn man sich dabei noch einen wunderschönen Sonnenauf- oder -untergang anschauen kann, ist man direkt doppelt motiviert. Der Umgang mit den Tieren liegt uns besonders am Herzen, die Geburt eines Kalbes ist immer wieder ein besonderer Moment, bei dem man den Alltagsstress für einen kurzen Moment vergisst. Genauso cool ist es, wenn man abends noch mal in den Stall geht und alle Tiere glücklich und zufrieden sind. Dann wird einem bestätigt, dass man tagsüber alles richtig gemacht hat. Wir motivieren uns immer wieder selbst mit kleinen Erfolgen, wie zum Beispiel vielen positiven Trächtigkeitsuntersuchungen. Landwirtschaft bedeutet für uns Leidenschaft mit vielen neuen Ideen trotz einiger Herausforderungen, dazu lest ihr mehr im zweiten Teil.

Unsere Väter stärken uns den Rücken

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ergangene Woche berichteten zwei junge Frauen über die Heraus­forderung, in der Landwirtschaft immer mehr Verantwortung zu übernehmen. Im zweiten und abschließenden Teil geht es vor allem um die damit verbundenen zukunftsprägenden Entscheidungen und das Hin­einwachsen in die neue Rolle als Unternehmerin und Betriebsleiterin. Dazu haben Laura Stolley (22) aus Selk und Wiebke Wendt (24) aus Westermoor ihre Gedanken aufgeschrieben.

Als Junglandwirtin denkt man über viele wichtige Entscheidungen nach. Die Gedanken drehen sich um die Zukunft. Man ist jung, motiviert und plant, wie es betrieblich weitergehen kann. Von außen prasseln Nachrichten über politische Entscheidungen, Informationen über landwirtschaftliche Neuerungen und unterschiedliche Meinungen auf einen ein und beeinflussen die Gedankengänge mal mehr und mal weniger.

Nach Schule und Ausbildung mussten wir feststellen, dass wir uns noch nicht ansatzweise bereit fühlten, einen Hof zu übernehmen. Vielmehr ging es darum, das theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen – und das ist leichter gesagt als getan. Also wachsen wir beide nun langsam in unsere zukünftige Rolle als Unternehmerin und Betriebsleiterin hinein. Von außen wird man immer mal wieder belächelt, wenn man als Frau einen Hof übernehmen möchte. Wir können jedoch sagen, dass wir bis jetzt alle Aufgaben meistern konnten. Auf dem Betrieb übernehmen wir zunehmend mehr Aufgaben und Verantwortung, die bisher von unseren Vätern übernommen wurden. Allmählich aber wird immer klarer, dass ein Wandel stattfindet: Wir sind diejenigen, die die Entscheidungen bald allein treffen müssen. Noch stehen uns unsere Väter immer mit einem guten Rat zur Seite und stärken uns den Rücken. Das ist ein sehr gutes Gefühl, gibt uns Zuversicht und bestärkt uns in dem, was wir tun.

In letzter Zeit beschäftigen uns besonders negative Schlagzeilen über die Landwirtschaft wie die Berichterstattung über Nitrat im Grundwasser, eingebracht durch landwirtschaftliche Nutzung, oder das Töten männlicher Kälber. Man muss lernen, damit umzugehen. Das ist bestimmt nicht leicht, aber es nützt auch nichts, sich davon herunterziehen zu lassen. Wir wissen, was wir tun, und vor allem, dass wir das gut machen. Das müssen wir auch nach außen repräsentieren. Die große Öffentlichkeitsarbeit ist nicht jedermanns Sache, unsere auch nicht, aber es bringt schon eine Menge, wenn man seinen Freunden, Nachbarn und dem Dorf zeigt, was man macht und mit wie viel Leidenschaft man dabei ist. Politische Entscheidungen kann man vielleicht etwas schwerer beeinflussen, jedoch ist es uns wichtig, unsere Meinung über die Interessenvertretung mit einzubringen, deswegen sind wir Teil des Sprecherteams im Agrarausschuss des Landjugendverbandes. Hier können wir die Meinung der Junglandwirte vertreten. Durch die Landjugend und gerade den Agrarausschuss beschäftigen wir uns mit vielen (agrar)politischen Themen. Durch den intensiven Austausch, der sich teilweise deutschlandweit vollzieht, hat man einen noch weiteren Blick über den Tellerrand und kann seinen Horizont erweitern. Bei der Landjugend sind immer alle offen und motiviert, das spornt uns noch mehr an und manchmal bekommen wir auch dadurch noch jenes Quäntchen Mut zugesprochen, das bisher fehlte.

Gerade wenn es darum geht, neue Dinge auszuprobieren, ist es einfacher, wenn man jemanden fragen kann, der schon Erfahrungen damit gesammelt hat. Gesellschaft und Politik sind so schnelllebig geworden. Gefühlt lebt jeder in seiner Blase und oft wird etwas getan, ohne zu wissen, was es eigentlich für Auswirkungen auf andere haben könnte. Mit politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen wird es nie langweilig und man hat immer neue Herausforderungen zu meistern und muss auch mal über sich hinauswachsen. Den Kopf in Sand zu stecken, ist für uns keine Option. Auch wenn es hin und wieder mal schwierige Phasen gibt, wo es nicht so läuft, gibt es genug positive Dinge, die uns zurückholen und uns zeigen, warum wir unseren Traumberuf gerne ausüben.

Die Westliche Hemlocktanne

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Als weitere Nadelbaumart, um sich im Wald zukünftig angesichts des sich abzeichnenden Klimawandels noch besser und breiter aufzustellen, kommt die Westliche Hemlocktanne (Tsuga heterophylla) in Betracht. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt im westlichen Nordamerika zwischen Alaska und dem nordwestlichen Kalifornien sowie in einem schmalen Streifen in der Nähe der Grenze zwischen den USA und Kanada. Günstig für den Anbau sind Böden mit guter bis mittlerer Wasser- und Nährstoffversorgung. Sehr trockene und sehr nasse (auch staunasse und moorige) Böden gelten als nicht geeignet.

Die Westliche Hemlocktanne verträgt Schatten sehr gut und kann daher ähnlich wie Fichte und Douglasie behandelt werden. In der Jungwuchsphase erfolgt der erste Pflegegang, bei dem gegebenenfalls Zwiesel und ganz krummwüchsige Bäume entfernt werden. Ähnlich wie Douglasie wächst sie nicht ganz so homogen wie die Fichte und neigt etwas mehr zu Zwieselbildung, Krummschäftigkeit und Grobästigkeit. Sofern der Bestand eng begründet wurde, wird die Stammzahl auf etwa 2.500 Stück je Hektar reduziert.

Der Stamm einer etwa 50-jährigen, geasteten Westlichen Hemlocktanne in Ostholstein

Ab einer Oberhöhe von 8 bis 10 m wird ein Feinerschließungssystem angelegt und durchforstet. Nach derzeitiger Einschätzung sollten im Endbestand nach zirka 60 bis 80 Jahren auf dem Hektar noch etwa 400 Bäume (mindestens in Bauholzqualität) stehen. Ab einem Alter von etwa 20 Jahren beginnt die Westliche Hemlocktanne zu fruktifizieren.

Chancen auf
dem Holzmarkt

Nach derzeitiger Einschätzung hat das Holz der Westlichen Hemlocktanne durchaus Chancen auf dem Holzmarkt, da es qualitativ gute Eigenschaften hat. Die Hemlocktanne produziert ein helles und leichtes Holz, das gut zu bearbeiten, aber im Außenbereich wenig dauerhaft ist. Das Holz wird in Amerika für viele Bereiche vor allem im Innenausbau genutzt und dürfte somit auch hier Chancen haben, wenn es in größeren Mengen angeboten werden kann. So gilt es zum Beispiel auch für den Saunabau als sehr gut geeignet, da es relativ harzarm ist und sich gut bearbeiten lässt.

Typisch für die Westliche Hemlocktanne ist die gebogene Baumspitze.

Die Hemlocktannen
im Anbau

Im Bereich der Forstbetriebsgemeinschaft Hohenwestedt gibt es die ersten Anbauten der Westlichen Hemlocktanne im Bereich der Gemeinde Aukrug seit knapp 25 Jahren. Sie hat sich hier sowohl auf den einfachen, schwach nährstoffversorgten Sandböden wie auch auf den besseren – mäßig bis ziemlich gut nährstoff- und wasserversorgten – Böden gut etabliert. Die Hemlocktanne zeigt sich hier sehr wüchsig und sehr gut schattenertragend. Der auf dem ersten Foto gezeigte Baum hat bereits nach 23 Jahren (aufgewachsen auf einer Freifläche) eine Höhe von 20 m erreicht. Diese Baumart lässt sich hier auch gut ohne Zaun neu begründen. Bezüglich des Verbisses ist die Baumart hier kaum gefährdet. Gelegentlich werden aber Bäume durch Rehböcke gefegt.

Die Hemlocktanne ist schattenertragend und kann somit auch im Voranbau eingesetzt werden, wie hier mit Naturverjüngung von Fichte.

Nach den hier gemachten Erfahrungen sollte die Kulturbegründung relativ eng und nicht im Weitverband erfolgen, damit genügend qualitativ gute, feinastige Bäume in den Beständen stehen, die dann im Zuge von Pflegemaßnahmen herausgepflegt werden können. Auch die Wertästung sollte bei der Westlichen Hemlocktanne in Erwägung gezogen werden, um möglichst wertvolles Holz produzieren zu können. Als heimische Mischbaumarten bieten sich für die schleswig-holsteinischen Verhältnisse vor allem Rotbuche oder Hainbuche an, die unter den hiesigen Verhältnissen zum Teil mitwachsen und dabei auch eine dienende Funktion in der zweiten Baumschicht übernehmen können.

Die Hemlocktanne ist auch in der Lage, sich bei schwierigen Bodenverhältnissen, etwa in Konkurrenz mit dem Adlerfarn, zu etablieren.

Im Alltag den Überblick behalten

„Der Tag hat 24 Stunden – wenn das nicht reicht, nehmen wir noch die Nacht dazu.“ Eigentlich ist dieser Spruch scherzhaft gemeint. Mancher Milchviehhalter kann hingegen gar nicht darüber lachen, denn vielfach ist auf dem Betrieb mehr als genug zu tun. Neben den Routinearbeiten wie Melken, Füttern und Kälbertränken bringen die Arbeitstage täglich neue Herausforderungen mit sich: kranke Tiere, Schwer- oder Frühgeburten oder defekte Maschinen sind nur einige davon, und nebenbei muss auch noch die Büroarbeit organsiert werden. Gefühlt läuft man dann permanent der Zeit hinterher. Auf Dauer führt das zu Stress und ­Unzufriedenheit.

Nicht alle Betriebsleiter sind mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden, wie eine aktuelle Onlinebefragung des Fachbereichs Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel zeigt.

Während ungefähr ein Drittel der Befragten die betriebliche Arbeitsbelastung als zu hoch em­p­fand, war ein weiteres Drittel der Befragten mit ihrer Work-Life-Balance zufrieden. Dabei hing die Bewertung augenscheinlich nicht von der Betriebsgröße ab, denn die bewirtschaftete Fläche und die Zahl der Kühe waren in diesen beiden Gruppen auf ähnlichem Niveau. Unterschiede zeigten sich hingegen bei der Zahl der im Betrieb beschäftigten Arbeitskräfte. Auf den Betrieben der unzufriedenen Betriebsleiter wurden durchschnittlich 1,7 zusätzliche Vollarbeitskräfte beschäftigt. Trotzdem musste der Chef pro Woche sogar fünf Stunden mehr arbeiten, als dies in der Gruppe der zufriedenen Betriebsleiter der Fall war. Das lässt den Schluss zu, dass es an der Arbeitsorganisation und dem Personalmanagement hapert. Beiden Punkten kommt eine Schlüsselfunktion für die Zufriedenheit, aber auch für den wirtschaftlichen Erfolg zu.

Arbeitserledigung als wichtige Kostenposition

Die Arbeitserledigungskosten stellen in Milchviehbetrieben eine wichtige Kostenposition dar. Mit einem Anteil von ungefähr 25 % an den Vollkosten sind die Arbeitserledigungskosten nach den Futterkosten die zweitgrößte Kostenkomponente. Sie setzen sich zum einen aus den variablen und fixen Maschinenkosten für die Melk- und Fütterungstechnik und zum anderen aus den Personalkosten zusammen. Die Personalkosten, die sowohl die Löhne für angestellte Mitarbeiter als auch einen Lohnansatz für die Unternehmerfamilie umfassen, machen dabei knapp drei Viertel der Arbeitserledigungskosten aus. In der Praxis wird die Bedeutung der Personalkosten – gerade in Familienbetrieben – häufig unterschätzt, da es sich beim Lohnansatz um kalkulatorische Kosten handelt, die sich nicht direkt auf das Portemonnaie auswirken. Die Effizienz des Arbeitseinsatzes stellt jedoch einen der größten Wirtschaftlichkeitshebel für eine ökonomische Milchproduktion dar.

Oft hilft der Blick von außen, um Zeitfresser auszumachen und Abläufe zu verbessern. Foto: Isa-Maria Kuhn

Immer Prioritäten richtig setzen

Um eine hohe Arbeitseffizienz zu erreichen, geht es nicht nur darum, die Dinge richtig zu tun, sondern vor allem darum, die richtigen Dinge zu tun. Viele Aufgaben werden nicht wegen ihrer Wichtigkeit, sondern aufgrund von Vorlieben, äußerem Druck oder aus reinem Zufall vorrangig erledigt. Es sollte regelmäßig hinterfragt werden, welche Dinge zuerst und von der Betriebsleitung selbst zu erledigen sind, welche Aufgaben delegiert werden können und ob zu bestimmten Arbeiten auch mal bewusst Nein zu sagen ist. Die Strukturierung der Arbeit und das Delegieren von Aufgaben werden umso wichtiger, je mehr Mitarbeiter im Betrieb vorhanden sind. Die Erstellung von Wochenarbeitsplänen und von sogenannten Standardarbeitsunterweisungen kann in diesem Zusammenhang sehr hilfreich sein, um die Arbeitszeit effektiver zu nutzen.

Die Zeitfresser identifizieren

Einen ersten Ansatzpunkt zur Optimierung der Arbeitszeit bildet die Überprüfung der Melkroutine, denn das Melken macht in der Regel mehr als 50 % der täglichen Arbeitszeit in Milchviehbetrieben aus. Mittels entsprechender Handy-Apps ist die Zeiterfassung und -auswertung heute sehr einfach möglich. Die in Übersicht 2 dargestellte Praxiserhebung verdeutlicht, dass die Melkzeit in einem 2×12-­Fischgrätenmelkstand durch einen zweiten Melker nicht halbiert, sondern lediglich um ein Drittel verkürzt werden kann. Während des Melkens ist die zweite Arbeitskraft nicht voll ausgelastet. Dies ist vorteilhaft, wenn viele Tiere zu selektieren sind oder neue Färsen angelernt werden müssen. Es kostet den Betrieb pro Tag aber ungefähr 100 min an Arbeitszeit. Einzelbetrieblich ist bewusst abzuwägen, ob das Melken zu zweit wirklich notwendig ist, denn bei einem Stundensatz von 15 €/h entstehen am Tag Mehrkosten von 25 €.

Neben der Höhe der Investition spielt auch die Lust an Technik eine wichtige Rolle. Foto: Isa-Maria Kuhn

Auch Kleinigkeiten kosten Zeit

Neben den großen Baustellen gibt es in der Praxis aber auch viele Kleinigkeiten, die im Alltag Zeit kosten. Die Reparatur eines schwergängigen Gatters oder die Investition in einen zusätzlichen Besen rentieren sich sehr schnell, wenn man sich nur einmal vor Augen führt, dass jede zusätzliche Minute pro Tag auf das Jahr gesehen eine Mehrarbeit von sechs Stunden ausmacht. Hier hilft es, die Arbeitsabläufe kritisch zu beleuchten und regelmäßig mit den Mitarbeitern über Verbesserungen zu sprechen. Auch ein Blick von außen durch Berater oder Berufskollegen kann wertvolle Anregungen bringen.

Gezielt Investitionen vornehmen

Gute Dienste zur Erleichterung der täglichen Routinearbeiten im Stall leisten dabei technische Geräte wie Einstreuverteiler, automatische Spalten- und Futterschieber, Milchtaxi oder Brunsterkennungssystem. Häufig erleichtern diese Geräte nicht nur täglich anfallende Arbeiten, die andernfalls auch gerne vernachlässigt werden, sondern helfen dadurch auch, die Produktionstechnik (Stallhygiene, Futteraufnahme, Zwischenkalbezeit) zu verbessern. Die Investitionssummen sind mit Beträgen zwischen 5.000 € und 25.000 € meist überschaubar und zahlen sich schnell aus.

Bei größeren Technikinvestitionen, wie zum Beispiel automatischen Melk- und Fütterungssystemen, sollte hingegen genauer gerechnet werden. Betrachtet man nur die Kostenseite, sind erhebliche Zeiteinsparungen pro Jahr notwendig, damit sich die Investitionen rentieren (vergleiche Übersicht 3).

Bei einer Investition in eine automatische Fütterungsanlage für 200.000 € mit einer Nutzungsdauer von 15 Jahren müssen – je nach Stundensatz – im Jahr zwischen 1.000 und 1.350 Stunden eingespart werden. Wer jedoch mit so spitzem Bleistift rechnet, muss sich auch Gedanken über mögliche Leistungssteigerungen durch gezieltere Futtermischungen und mehrmaliges Füttern pro Tag machen. Daneben spielen Aspekte wie die Affinität zu Technik und die zukünftige Verfügbarkeit von Arbeitskräften auch eine wichtige Rolle.

Fazit

Trotz oder gerade wegen der hohen Arbeitsbelastung sollten Milchviehhalter regelmäßig reflektieren, welche Aufgaben delegiert werden können und wie eine effizientere Gestaltung der Arbeitsabläufe möglich ist. Dies sollte auch mit allen Mitarbeitern regelmäßig besprochen werden. Es geht insbesondere darum, die Zeitfresser im Betrieb zu finden, damit die Arbeitsbelastung für die Unternehmerfamilie nicht zu hoch wird. Da man selbst zu Betriebsblindheit neigt, kann die Einbindung von Berufskollegen und Beratern sinnvoll sein. Hinzu kommt, dass es gerade für wachsende Milchviehbetriebe zunehmend schwerer wird, gute Mitarbeiter zu finden. Deshalb sollten kleinere Investitionen, die die tägliche Arbeit erleichtern und die Arbeitsmotivation erhöhen, vorrangig umgesetzt werden. Größere Investitionen in arbeitssparende Stalltechnik sollten hingegen gezielt geplant und umfassend einzelbetrieblich kalkuliert werden.

Mit Digitalisierung Wasser sparen

In Zeiten zunehmender extremer Witterungsereignisse erfordert das landwirtschaftliche Beregnungsmanagement eine genauere Planung der Beregnungsgänge bei gleichbleibenden Erträgen und konstanter Qualität. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der teilschlagspezifischen Beregnungsplanung, also der Ausbringung unterschiedlicher Beregnungsmengen je nach den physikalischen und hydraulischen Bodeneigenschaften, dem Entwicklungsstand der Kultur und den aktuellen meteorologischen Bedingungen innerhalb eines Schlages. Dies erfordert die Nutzung von vielfältigen Messdaten und Tools zur effizienten Beregnungssteuerung unter Einbindung der landwirtschaftlichen Erfahrung und Expertise. Das Projekt AgriSens Demmin 4.0 untersucht Fernerkundungstechnologien für die Digitalisierung in der Landwirtschaft.

Das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Verbundprojekt ­AgriSens Demmin 4.0 (agrisens-­demmin.de) untersucht die Eignung von Fernerkundungstechnologien für die Digitalisierung in der Landwirtschaft. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und das Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) untersuchen im Anwendungsfall „Bewässerung“ die ressourcenschonende Anwendung von Zusatzberegnung zur Ertrags- und Qualitätssicherung von Kartoffeln. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) werden anhand dieser Informationen in Kombination mit aktuellen Wettervorhersagemodellen optimierte teilflächenspezifische Bewässerungsszenarien erarbeitet.

Das vorhandene Klimamessnetz in Demmin (betrieben durch das GFZ und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, DLR) liefert ausreichend Daten, um die benötigten Wassermengen auf einem Schlag zu berechnen, hingegen können diese noch nicht teilflächenspezifisch geplant werden. Genau hier setzt der Anwendungsfall „Bewässerung“ an: Eine teilflächenspezifische Planung der Beregnungsmengen und -zeitpunkte würde das Wasser bedarfsgerecht ausbringen, sodass eine Übernutzung des Wassers vermieden wird und gleichzeitig die Wasserentnahmeorgane entlastet werden.

Der „smarte Wettersensor“ der Firma Arable Labs. Neben allgemeinen meteorologischen Parametern (Temperatur, Niederschlag, Luftfeuchte, Strahlung) wird auch die Reflektion von Licht in sieben Kanäle des spektralen Spektrums aufgezeichnet. Diese Kanäle stimmen mit den Aufnahmekanälen der gängigen Satelliten überein und können somit zur besseren Beurteilung räumlicher Phänomene dienen. Die Wettersensoren lassen sich mit weiteren Messgeräten (Wind, Bodenfeuchte) erweitern. Foto: Thomas Piernicke

Das ist der Ansatz

Der Anwendungsfall „Bewässerung“ verbindet aus Fernerkundungsdaten abgeleitete Informationen zur räumlichen Verteilung von Boden- und Vegetationsparametern, In‐situ-Messungen der Bodenfeuchte und kulturspezifischen Faktoren in Modellen, welche eine räumliche Verteilung des Bewässerungsbedarfs zum Ergebnis haben. Diese Modelle sollen die Grundlage für eine Implementierung von digitalen Prozessen in die Landwirtschaft sein und somit als Entscheidungshilfe dienen.

Um eine ressourcen- und umweltschonende Ausbringung von Beregnungswasser zu ermöglichen, sollen Informationsprodukte, die von existierender Software der Bewässerungssteuerung aufgegriffen werden, nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich differenziert den aktuellen Bewässerungsbedarf aufzeigen. Zusätzlich bietet die Verbindung von Fernerkundungsdaten und Daten der lokalen Messstationen die Chance einer Optimierung von Betriebsabläufen zur effizienteren Beregnungsplanung und -steuerung.

Zielführend ist daher eine Verringerung der unproduktiven Wasserverluste durch die Anpassung der Diagnose- und Prognosemodelle für das Beregnungsmanagement, das heißt eine schnellere Reaktion auf den aktuellen Witterungsverlauf. Optional kann das eingesparte Wasser für eine Zusatzversorgung parallel wachsender Bestände genutzt werden.

Der Untersuchungsort Bentzin liegt in Mecklenburg-Vorpommern, unmittelbar südlich der Peene. Das Gebiet hat einen mittleren Jahresniederschlag von etwa 550 mm bei ausgeprägter Vorsommertrockenheit. In den Monaten April bis Juni fallen zirka 70 bis 150 mm Niederschlag. Die Böden der Region weisen Bodenpunkte im Bereich 18 bis 37 auf. Aufgrund der zu geringen Niederschläge reagieren vor allem die wasserintensiven Kulturen Zuckerrübe und Kartoffel mit deutlichen Ertragseinbußen.

Eine optimal eingesetzte Beregnung kann den Ertragseinbußen erfolgreich entgegenwirken. Der gegenwärtige Stand der Beregnung wird durch zwei elektrisch und eine mit Dieselaggregat betriebene Pumpstationen mit einer Leistung von insgesamt 1500 m3/h realisiert. Die Wasserentnahme erfolgt aus der ­Peene (110 kW, zirka 1.300 m3/h bei 12 bar) und dem Zarrenthiner Kiessee (200 m3/h bei 12 bar). Dabei werden 13 mobile Beregnungsmaschinen (Schlauchtrommel), teils mit Regner­einzug oder Maschinenvorschub, verwendet. Die Pumpstationen können mittels PC oder Smartphone überwacht und alle Steuerungsaktionen ausgelöst werden.

Drohnenaufnahmen (Videos und Fotos) können helfen, den Pflanzenbestand von oben zu betrachten und intrafeldspezifische Heterogenitäten zu erfassen. Insbesondere Thermal- (Temperatur-) aufnahmen zeigen Heterogenitäten. In dieser Abbildung sind die unterschiedlichen Temperaturen zwischen Kartoffeldamm (türkis) und Furche (orange) zu erkennen. Momentan ist die Hemmschwelle, Drohnendaten zu nutzen, aufgrund hoher Kosten und Datenaufbereitungsprozessen noch sehr hoch. An dieser Stelle setzt Anwendungsfall 4 „Bewässerung“ an und wird niederschwellige und frei verfügbare Lösungen insbesondere zur Datenprozessierung anbieten. Foto: Thomas Piernicke

Der Feldversuch im Überblick

Für eine teilschlagspezifische Beregnungsplanung sind neben Wetterdaten insbesondere Bodeninformationen und die Besonderheiten bestimmter Kulturen und Sorten erforderlich. Diese lassen sich ganzheitlich üblicherweise nur im Rahmen großflächiger Feldversuche erfassen.

In einem ersten Feldversuch wurden 2021 die Auswirkungen unterschiedlicher Bewässerungsmengen auf den Ertrag und die Qualität von Stärkekartoffeln am Beispiel der Hochamylopektinkartoffelsorte ,Henriette‘ sowie auf das Pflanzenwachstum und die Bodenfeuchtedynamik untersucht. Die Versuchsfläche befand sich auf dem Schlag „Schwämme“ der Bentziner Ackerbau GmbH.

Auf einer homogenen sandig-­lehmigen Fläche wurden innerhalb eines Beregnungstransektes vier unterschiedliche Beregnungsmengen getestet (Normalberegnung = 100 %, Überberegnung = 120 %, sowie zwei defizitäre Beregnungen, 80 % und 90 %). Die Beregnungsmengen der Normalberegnung waren 20 mm zu Beginn der Saison, 22,5 mm bis zum Blühbeginn und 25 mm bis zur Kraut­abreife, je nach aktuellen Bodenfeuchtebedingungen und der Wettervorhersage. Dafür befindet sich in jedem Plot eine Klimastation der Firma Arable Labs, die die Lufttemperatur, den Niederschlag und über zugeschaltete Bodenfeuchtesensoren die Bodenfeuchte in 10-cm-Schritten bis 60 cm Tiefe in Echtzeit aufnimmt.

Der derzeitige Stand

Die bisher erhobenen Feldmesswerte der Meteorologie, der phänologischen Entwicklung und der Bodenfeuchtedynamik werden zusammen mit den Labordaten der bodenphysikalischen und bodenhydraulischen Eigenschaften (unter anderem Porosität, Wasserhalte- und -leitfähigkeit des Bodens, Korngrößenverteilung) in einen integrativen Zusammenhang zueinander gebracht.

Die erhobenen Labordaten werden im Agrarmeteorologischen Modell zur Berechnung der aktuellen Verdunstung (AMBAV), das vom Zentrum für Agrarmeteorologische Forschung (ZAMF) des Deutschen Wetterdienstes in Braunschweig entwickelt wurde, genutzt. AMBAV dient der Berechnung und der Simulation der standörtlichen Bodenfeuchtedynamik. Insbesondere in Bezug auf die Überschaubarkeit der Parametrisierung und einer vorhandenen Benutzeroberfläche als EDV-Anwendung stellt AMBAV ein interessantes Tool zur agrarmeteorologischen Modellierung für verschiedene Bereiche der landwirtschaftlichen Praxis dar.

Momentan wird mithilfe von flächenhaften Fernerkundungs- und Drohnendaten untersucht, inwieweit die Entwicklung der oberirdischen Biomasse mit den Erträgen und der Qualität unter unterschiedlichen Beregnungsstufen zusammenhängt. Dadurch könnte potenziell eine Ertragsvorhersage auf Basis digitaler Tools in Verbindung mit räumlich verteilten Bodenwasserhaushaltsmodellen ermöglicht werden.

Ausblick in die Zukunft

In den kommenden Vegetationsperioden werden weitere Bodenvarietäten und Kartoffelsorten beprobt, um eine genauere Vorhersage der Bodenfeuchtigkeit auf Betriebsebene zu ermöglichen. Darüber hinaus steht die Gewinnung weiterer Modellkategorien zur ganzheitlichen Parametrisierung räumlicher Bodenfeuchtemodelle im Vordergrund.

Fazit

In Kürze wird ein Instrument für das Bewässerungsmanagement auf Betriebsebene entwickelt, das von den Bodenbedingungen und der Fruchtfolge abhängig ist. Dadurch wird es möglich sein, wissenschaftlich fundierte Entscheidungen zum Beregnungsmanagement auf Basis verschiedener Datenquellen (Wetter, Boden, Pflanze, Fernerkundung) digital treffen zu können.