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Optimaler Wuchs dank Sonne im März

Der Spargelanstich ist in Schleswig-Holstein etwas ganz Besonderes. Nach zwei Jahren Corona-Pause fand dieses Ereignis auf dem Spargelfeld der Familie Willhöft in Walksfelde im Kreis Herzogtum Lauenburg Anfang April statt. Kammpräsidentin Ute Volquardsen, Spargelherzogin Charlott I., Kreispräsident Meinhard Füllner und Betriebsinhaber Klaas Willhöft stachen unter dem Beifall der zahlreichen Gäste während eines heftigen Regenschauers die ersten Stangen.

„Frischen, heimischen Spargel zu genießen, das ist für viele Menschen hierzulande ein besonderes Highlight“, sagte Kammerpräsidentin Ute Volquardsen und forderte die Verbraucher und Verbraucherinnen auf, regional einzukaufen, und zwar „am besten direkt vom Feld an den Verkaufsständen, in den Hofläden oder auf dem Wochenmarkt“. Ihre Familie und sie genössen den ersten Spargel am liebsten ganz klassisch „mit neuen Kartoffeln vom eigenen Hof, Schinken und Buttersoße“.

Meinhard Füllner, Kreispräsident des Herzogtums Lauenburg, hob die besondere Bedeutung des Edelgemüses für die Region hervor: „Wir haben hier das größte Anbaugebiet Schleswig-Holsteins.“ Er habe zwar in diesem Jahr schon Spargel aus anderen Bundesländern probiert, aber dies müsse nun ein Ende haben: „Jetzt sollten wir alle Spargel aus Schleswig-Holstein essen.“

Andreas Löding, Vorsitzender des Arbeitskreises Spargel, stimmte dieser Aussage in jeder Hinsicht zu. „Wir Spargelbauern freuen uns auf die Saison.“ Seine Kollegen und er seien froh, dass in diesem Jahr genügend Helfer zur Verfügung stünden: „Einer guten Ernte steht also nichts entgegen.“

Ab jetzt größere Mengen erwartet

Einige Wochen lang, besonders im Februar, sah es aufgrund der starken Regenfälle und niedrigen Temperaturen nicht nach einem frühen Beginn der Spargelsaison aus. Das änderte sich aber schlagartig im März. „In diesem Monat schien fast durchweg die Sonne“, sagte Thomas Hanf, Unternehmensberater der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. „Unter diesen optimalen Bedingungen konnten die Landwirte aufdämmen, und danach hat die Sonne weiterhin für Wärme gesorgt, sodass der Spargel unter der Folie schnell gewachsen ist.“ Das Gros der etwa 45 Spargelbauern öffnete Mitte April die Hofläden und Stände. Das Kilo Spargel wird schätzungsweise knapp unter 20 € kosten und der Preis im Verlauf der Saison dann leicht sinken.

So erkennt man die Frische

Carina und Klaas Willhöft bieten ihren Spargel auch im Hofladen an. Dort kann man zudem je nach Saison unter anderem Kartoffeln und Beerenobst, aber auch Dekorationsartikel erwerben.

So oder so wird sich das Warten auf die Ware aus Schleswig-Holstein wieder sehr lohnen. Zwar macht es die Globalisierung der Märkte möglich, dass Verbraucher zu jeder Jahreszeit mit frischem Obst und Gemüse aus den Anbaugebieten der Welt versorgt werden, aber es gibt gute Gründe, sich ganz bewusst dem heimischen Angebot zuzuwenden:

Saisonale Ware wird reif geerntet und hat dadurch den höchsten Gehalt an Vitaminen und wichtigen Inhaltsstoffen.

Kurze Transportwege und Lagerzeiten erhalten Frische und Qualität, und diese spielen beim Spargel die entscheidende Rolle, besteht das Edelgemüse doch zu
90 % aus Wasser. Spargel ist außerdem kalorienarm und enthält viele Vitamine. Zudem erhalten kurze Wege nicht nur die Nährstoffe, sondern schonen auch die Umwelt.

Frischen Spargel erkennt man daran, dass er geschlossene Spitzen hat und quietscht, wenn man zwei Stangen aneinanderreibt. Die Schnittstellen sollten nicht zu trocken sein. Soll das Gemüse nicht direkt auf den Tisch, empfiehlt es sich, den Spargel in ein feuchtes Tuch zu wickeln, denn dann bleiben die Stangen im Gemüsefach des Kühlschranks zwei bis drei Tage frisch.

Am liebsten aus der Region

Die meisten Verbraucher bevorzugen regionale und saisonale Produkte. Das belegt die Statistik. So essen die Menschen in Schleswig-Holstein am liebsten weißen Spargel, und den bevorzugt von Betrieben aus der eigenen Region. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt im Durchschnitt bei zirka 1,5 kg im Jahr. Aber auch grüner Spargel erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Der Verzehr liegt schätzungsweise bei rund 200 g pro Kopf und Jahr.

In Schleswig-Holstein bauen etwa 45 Betriebe auf einer Fläche von mittlerweile 500 ha Spargel an, darunter 90 ha Junganlagen, die erst nach und nach vollen Ertrag bringen. Damit bleibt die Spargelanbaufläche insgesamt in Schleswig-Holstein konstant auf niedrigem Niveau. Über 90 % des schleswig-holsteinischen Spargels werden direkt vermarktet. Das heißt, der frisch gestochene Spargel kann ab Hof, in Hofläden, an Straßenständen oder auf dem Wochenmarkt gekauft werden.

Auch wenn der Spargelanbau sich schwerpunktmäßig auf die Region um Hamburg, den klimatisch begünstigten Landesteil zwischen Lübeck und Lauenburg sowie den Raum Neumünster konzentriert, kann man während der Saison in allen Regionen Schleswig-Holsteins frischen Spargel direkt vom Erzeuger erwerben.

Die Spargelsaison endet übrigens am Johannistag (24. Juni), damit der Spargel noch ausreichend Zeit hat, durchzuwachsen und einen grünen Busch zu bilden.

Endlich ist der erste Spargel da!
Spargelherzogin Charlott I. ist seit zwei Jahren im Amt und wirbt auf zahlreichen Veranstaltungen für das Edelgemüse aus Schleswig-Holstein.
Am besten klappt alles im Team: Kammerpräsidentin Ute Volquardsen mit den Mitarbeitern Thomas Hanf, Tobias Plagemann und Thomas Balster (v. li.).


Spargelstraße und Arbeitskreis Spargel

Informationen über Einkaufsmöglichkeiten von frischem Schleswig-Holsteiner Spargel direkt vom Erzeuger erhält man im Faltblatt „Spargelstraße Schleswig-Holstein” oder im Internet unter lksh.de (siehe unter Landleben/Einkaufen beim Erzeuger/Spargelstraße).

Der Arbeitskreis Spargel ist 1990 durch Initiative einiger schleswig-holsteinischer Spargelbetriebe in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer gegründet worden. In diesem Arbeitskreis diskutieren die Mitglieder über Fachfragen und setzen sich während der Saison für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ein. Dem Arbeitskreis gehören derzeit 45 schleswig-holsteinische Betriebe an.

Viel Potenzial, besonders bei Trockenheit

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Durch die kommende Fruchtwechselverpflichtung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), vermehrte Trockenperioden, Düngerestriktionen und das verstärkte Auftreten von Schaderregern, sind die Maisselbstfolgesysteme zu überdenken und Alternativen zu finden. Insbesondere Sorghum zeigt dabei vielversprechendes Potenzial, auch vor dem Hintergrund einer ressourceneffizienten und gewässerschonenden Wirtschaftsweise.

In Schleswig-Holstein wurden im vergangenen Jahr 177.700 ha Silomais angebaut. Damit ist der Mais mit einem Anteil von 27 % an der gesamten Ackerfläche die dominierende Ackerkultur. Der hohe Anteil ist vor allem auf strukturelle Anpassungen auf Milchviehbetrieben sowie den Ausbau des Biogasanlagenbestandes in den vergangenen 20 Jahren zurückzuführen. Silomais gilt mit seinen hohen und stabilen Erträgen als wichtige Energiequelle bei der Erzeugung von Biogas und wird daher, vor allem auf den leichten Standorten der Geest, oft in Selbstfolge, angebaut.

Die angestrebte Energieautarkie Deutschlands und der geplante Ausstieg aus den fossilen Energieträgern lässt Sorghum als einen Baustein für eine Anbaudiversifizierung bei der Erzeugung von Biogas in den Blickwinkel rücken. Dabei gilt es insbesondere auf sandigen, auswaschungsgefährdeten Böden der Geest, den Grundwasserschutz zu fokussieren, da hier aktuell immer wieder Probleme mit erhöhten Nitratverlagerungen ins Grundwasser zu beobachten sind.

An die Trockenheit angepasst

Sorghum stammt ursprünglich aus Ostafrika und ist daher besonders an eine trockene und warme Witterung angepasst. Wie Mais zählt Sorghum zu den C4-Pflanzen. Diese können über einen zusätzlichen Fotosyntheseweg mehr CO2 speichern als unsere heimischen C3-Pflanzen und haben somit eine effizientere Wasserverwertung. Der Anspruch an Bodenqualität und N-Düngung ist aufgrund des ausgedehnten und tief reichenden Wurzelsystems relativ gering. Mit Blick auf den Boden- und Gewässerschutz passt Sorghum daher besonders auf die sandigen Böden der Geest, denn die Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten können optimal genutzt werden.

Sorghum kann bei der zunehmenden Trockenheit im Rahmen des Klimawandels eine Anbaualternative zum Mais werden, da es bei Trockenheit und Hitze in eine Art „Trockenstarre“ fällt. Nach Regenfällen regeneriert sich die Pflanze wieder und setzt das Wachstum fort. Im Gegensatz dazu leidet Mais oftmals stärker unter Trockenstress, was unter Umständen zu Ertrags- und Qualitätseinbußen führen kann. Zudem gibt es Berichte darüber, dass Sorghum für Wildschweine unattraktiv ist und Schäden, wie sie durch Schwarzwild im Mais zu beobachten sind, im Sorghum nicht vorkommen.

Mais- und Sorghumsaat im Vergleich. Foto: Jens Mackens

Aussaat so früh wie möglich, so spät wie nötig

Bei der Sortenwahl kann zwischen Körnersorghum (zum Beispiel für die Geflügelfütterung) und Biomassesorten unterschieden werden. Es werden Sorghum bicolor (Mohren-, Futter- und Zuckerhirse), Sorghum sudanense (Sudangras) und die Kreuzung Sorghum bicolor X Sorghum sudanense (Sudangrashybride) zur Biomasseerzeugung angebaut. Die Keimtemperatur beträgt 12 bis 14 °C. Aufgrund der Spätfrostgefahr ist die Aussaat gegen Mitte/Ende Mai sinnvoll. Sie sollte jedoch bis Mitte Juni abgeschlossen sein, da mittelfrühe Sorten in Abhängigkeit von der Witterung nach zirka 100 bis 120 Tagen abreifen.

Eine relativ späte Aussaat bietet die Chance, Arbeitsspitzen zu brechen, und auch der Anbau als zweite Hauptfrucht, wie beispielsweise nach der GPS-Ernte, ist möglich und unter Umständen ertragssicherer als ein vergleichsweise spät etablierter Silomais. Die Aussaat kann beispielsweise mit einem meistens auf dem Betrieb vorhandenen Maislegegerät auf einer Reihenbreite von 75 cm erfolgen. Lediglich die Lochscheiben müssen auf die Korngröße des Sorghums angepasst sein. Die Ablagetiefe sollte je nach Bodenzustand 3 bis 4 cm betragen. Die Aussaatstärke liegt bei normalen Standorten zwischen 200 bis 220 Tausend Körnern/ha.

Durch späte Aussaat Arbeitsspitzen brechen

Sorghum hat eine lange Vegetationszeit und einen spät einsetzenden Nährstoffbedarf. Dieser fällt zeitgleich mit der Hauptmineralisation im Boden zusammen, wodurch Sorghum in der Lage ist, den Stickstoff ähnlich wie der Mais aufzunehmen. Er kann daher gut über organische Düngemittel mit den notwendigen Nährstoffen versorgt werden. Eine relativ späte Saat bietet die Chance, das Zeitfenster für die Wirtschaftsdüngerausbringung im Frühjahr zu erweitern. Zuckerhirse (Sorghum bicolor) hat bei einem Ertrag von 450 dt FM/ ha einen N-Bedarf nach DüV von 160 kg N/ ha. Für Sudangras (Sorghum sudanense) ergibt sich bei einer Ertragserwartung von 450 dt FM/ha ein N-Bedarf von 200 kg/ha.

Grundsätzlich gilt, dass der N-Bedarf nach DüV beziehungsweise nach den Richtwerten für die Düngung 2021 eine Obergrenze darstellt, die sowohl für die Erzielung von Höchsterträgen ausreicht als auch im Sinne des Gewässerschutzes nicht ausgeschöpft werden muss. Um Lagerbildung bei hochwüchsigen Sorten zu vermeiden, sollte die N-Düngung gerade auf Standorten, die zu einer starken N-Nachlieferung neigen, 130 kg/ha nicht überschreiten. Als Vorfrucht bieten sich aus Sicht des Gewässerschutzes Ackergras oder Winterroggen GPS an. Dies ist besonders vorteilhaft, da durch den nahezu ganzjährigen Bewuchs Nährstoffverlagerungen durch Auswaschung und/oder Erosion im Winter verringert werden. Darüber hinaus wird keine mineralische NP-Unterfußdüngung benötigt, da durch die höheren Bodentemperaturen, die in der Regel während der Jugendentwicklung von Sorghum vorherrschen, die Verfügbarkeit des Boden-P steigt. So lassen sich Kosten für Dünger einsparen und gleichzeitig Gewässer schützen.

Im Gegensatz zum Mais bildet Sorghum keinen Kolben, sondern leichtere Rispen. Im Versuchswesen der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) sowie im Rahmen von Demonstrationsversuchen im Beratungsgebiet 2 „Schleswigsche Vorgeest und westliches Angelner Hügelland“ der durch Eler geförderten Gewässerschutzberatung wurde im vergangenen Jahr Sorghum im Anbau geprüft. Im Versuchsanbau der LKSH im Jahr 2021 am Versuchsstandort Schuby lagen die Erträge für Sorghum bei 120,5 dt TM/ha. Im Vergleich dazu lag der Maisertrag bei 185,1 dt TM/ ha. Die erzielten Parzellenerträge sind nicht auf die Praxis übertragbar. Abschläge von bis zu 15 % müssen beim Ertrag berechnet werden.

Pflanzenschutz beim Sorghumanbau

Sorghum zählt zu den extensiven Kulturen, die einen nur geringen Einsatz an chemischen Pflanzenschutzmitteln erfordern, sodass auch nur ein vergleichsweise geringes Risiko des Austrages von Pflanzenschutzmitteln in die Umwelt besteht. Bei Aussaat mit Maislegetechnik kann die mechanische Unkrautbekämpfung mit Hacke und Striegel eine erfolgreiche Alternative beziehungsweise Ergänzung zum chemischen Pflanzenschutz sein. Ein effizienter Herbizideinsatz im Nachauflauf sollte erst ab BBCH 13 bis 14 erfolgen, da vorher Schäden an der Kultur entstehen können.

Ertragssicherheit durch Mais-Sorghum-Gemenge

Durch einen Mischanbau von mehreren Kulturen wird eine höhere Flexibilität an unterschiedliche Wachstumsbedingungen und damit eine höhere Ertragssicherheit erreicht. Während beim Maisanbau bei guten Bedingungen hohe Biomasseerträge erzielt werden, kompensiert das trockentolerante Sorghum Ertragsausfälle bei Sommerdürren. Das Mais-Sorghum-Gemenge kann gegenüber dem Mais-Stangenbohnen-Gemenge vorteilhaft sein, da sich die Stangenbohnen gegenüber dem Mais wegen unterschiedlicher Nährstoffansprüche in Verbindung mit PSM-Unverträglichkeiten oft nicht durchsetzen können. Durch die Pillierung des sonst sehr unterschiedlich großen Saatgutes lässt sich Sorghum sehr gut zusammen mit Mais legen.

Fazit

Sorghum kann auf trockenheitsgefährdeten Böden der Geest eine interessante Alternative zum Silomais für den Substrateinsatz in Biogas­anlagen sein. Die späte Aussaat Mitte bis Ende Mai ermöglicht Einsparungen von P-Unterfußdüngern, es werden vergleichsweise wenig Pflanzenschutzmittel benötigt, und die lange Vegetationszeit ermöglicht eine gute Ausnutzung von organischen Düngemitteln. Daher ist Sorghum, auch aus Sicht des Gewässerschutzes, eine gute Ergänzung in der Fruchtfolge. Durch die kommende Fruchtwechselverpflichtung im Rahmen der neuen GAP ab 2023 könnte der Sorghumanbau in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Durch Mais-Sorghum-Gemenge können die jeweiligen Stärken und Schwächen dieser beiden Kulturen ausgeglichen werden.

Sorghumbestand Ende September 2021 beim Demonstrationsversuch im Beratungsgebiet 2 „Schleswigsche Vorgeest und westliches Angelner Hügelland“ Foto: Lasse Hilberling

Bauern fordern und klären auf

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Auf einer Wahlkampfveranstaltung der Grünen vergangene Woche in Lübeck überreichte Schweinehalter Johannes Langhans vom Kreisbauernverband Herzogtum Lauenburg symbolisch die Futterration eines Mastschweines an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne).

Langhans erklärte, dass viele Bestandteile des Futters in der Humanernährung keine Anwendung fänden. Deshalb habe ihn die undifferenzierte Kritik daran geärgert. Er bat grundsätzlich darum, die Landwirte im Transformationsprozess mitzunehmen. Heinrich Mougin, Vorstandsmitglied im Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH), überreichte dem Minister ein Strohschwein und forderte, den Borchert-Plan endlich zeitnah und eins zu eins umzusetzen. Özdemir sagte, er erlebe eine große Bereitschaft der Landwirtschaft, mehr für den Tierschutz und gegen den Klimawandel zu tun; das setze aber eine entsprechende Entlohnung voraus. Die Umsetzung von Tierwohl auf Basis einer Mehrwertsteuererhöhung scheitere bisher an einem Koalitionspartner, erklärte Özdemir und teilte damit – ohne den Namen zu nennen – einen deutlichen Seitenhieb in Richtung FDP aus. Die SPD sieht er dagegen „im Boot“. Özdemir erklärte, die Diskussion um die Nutzung ökologischer Vorrangflächen spiele auf den Höfen seinem Empfinden nach keine Rolle. Es sei ohnehin wichtiger, über Flächenfraß, Lebensmittelverschwendung und die Erzeugung von Bio­sprit zu reden. Der Umbau der Tierhaltung resultiere aber in sinkenden Nutztierzahlen, da könne man doch Teile der bisher als Futter verwendeten Ackerfrüchte für die menschliche Ernährung einsetzen. Er versprach den anwesenden Landwirten, er wolle die Ergebnisse der Zukunftskommission Landwirtschaft und des Borchert-Plans umsetzen.

Szene erholt sich langsam von Corona

Es geht wieder aufwärts mit dem Turniersport. Nach dem drastischen Einbruch im ersten Corona-Jahr ist die Anzahl der Turniere, Prüfungen und Starts 2021 deutlich angestiegen, auch wenn die Zahlen noch spürbar von denen des Vorjahres entfernt sind. Vor allem haben noch nicht alle Turnierteilnehmer den Weg zurück in den Sport gefunden.

Im vergangenen Jahr wurden rund 41 % mehr nationale Turniere gezählt als 2020, aber immer noch ein Viertel weniger als 2019. Die Zahl der Prüfungen stieg sogar um knapp 48 %, blieb aber ebenfalls noch unterhalb von 2019. Den geringsten Anstieg erlebte 2021 die Zahl der Starts mit einem Zuwachs von 32 %.

Noch nicht wieder erholt hat sich die Zahl der Jahresturnierlizenzinhaber. Erfreulicher sieht es bei den Schnupperlizenzen aus. Ihre Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um 21 %, hinkt aber der Zeit vor Corona immer noch um knapp 29 % hinterher. „Üblicherweise bestellen unsere Reiter und Fahrer mehrheitlich ihre Jahresturnierlizenzen zum Jahresbeginn. Das haben im ersten Corona-Jahr auch noch viele getan, konnten dann aber keinen Gebrauch davon machen. 2021 haben sie dann so lange gewartet, bis sie wirklich Teilnahmemöglichkeiten hatten – oder haben leider ganz verzichtet“, sagt Fritz Otto-Erley, Leiter der FN-Abteilung Turniersport.

„Rein sportlich gesehen hängt es vor allem von zwei Faktoren ab, ob wir die Vor-Corona-Situation wieder erreichen können. Dazu brauchen wir wieder mehr Prüfungen und auch ein breiteres Prüfungsangebot“, so Otto-Erley. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass der Anteil an Turnieren, bei denen nur Prüfungen nach der Leistungsprüfungsordnung (LPO) angeboten wurden, von rund 29 % im Jahr 2019 auf 43 % im Jahr 2021 angestiegen ist. „Dies hängt sicherlich damit zusammen, dass die Amateure in diesem Jahr erst spät in den Turniersport einsteigen durften, ist aber auch ein Indiz für die fortschreitende Professionalisierung unseres Sports. Dies gilt es genau zu beobachten, damit der Nachwuchs und die Amateure nicht auf der Strecke bleiben“, sagt Otto-Erley.

Er weist in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass die M- und S-Prüfungen inzwischen 33 % der Prüfungen ausmachten und sich E-Prüfungen mit einem Minus von fast 44 % gegenüber 2019 und A-Prüfungen (–41 %) bislang am wenigsten vom Corona-Einbruch erholt hätten (S-Prüfungen: –24 %).
Der späte Einstieg der Amateure und der Trend zur Professionalisierung spiegeln sich auch in den Pferdezahlen wider. Erneut war die Zahl der fortgeschriebenen Pferde rückläufig, gleichzeitig hat die Zahl der neu registrierten Pferde und Ponys fast wieder den Stand des Jahres 2019 erreicht. „Dies lässt sich damit erklären, dass die jungen, neu eingetragenen Pferde vornehmlich von den professionellen Aktiven in den Sport gebracht werden, die 2021 nur wenig bis keine Auswirkungen durch die Pandemie erleben mussten“, so Otto-Erley.

Quelle: fn

„Eiweißveredelung“ durch Milchkühe

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Wiederkäuer, die sich zum größten Teil aus zellulosereichem Futter ernähren können, stellen im Gegensatz zu monogastrischen Tieren, wie Schweinen und Geflügel, kaum eine (große) Konkurrenz für den Menschen um Nahrung dar.

Dieses bedeutet aber nicht, dass Kuhmilch zu 100 % aus für den Menschen nicht verdaubarem Futter erzeugt wird. Entscheidend ist die Art der Fütterung der Milchkühe, und diese steht in engem Zusammenhang zu deren Milchleistung.

Rationen von Milchkühen

Eine Kuh (zum Beispiel 650 kg schwer) mit einer Tagesmilchleistung von 20 kg könnte zum Beispiel ausschließlich mit einer sehr guten Grassilage (6,3 MJ NEL/kg TM) versorgt werden und müsste von dieser 16,5 kg TM aufnehmen. Diese Ration bestünde dann zu 100 % aus Futter, welches der Mensch nicht essen würde beziehungsweise nicht verdauen könnte.

Eine Kuh mit einer Milchleistung von 31 kg (4 % Fett, 3,4 % Eiweiß) am Tag müsste zum einen mehr Futter und zum anderen auch Kraftfutter aufnehmen. Eine solche Beispielration in Anlehnung an typische und im Durchschnitt der schleswig-holsteinischen Betriebe auch übliche etwas maissilagebetonte Milchkuhrationen zeigt Übersicht 1.

Für die folgende Beispielrechnung wird unterstellt, dass diese Milchkuh im Jahr eine 305-Tage-Laktation mit ebendieser Leistung von durchschnittlich 31 kg je Tag aufweist und folglich 60 Tage trockensteht, davon 46 Tage in der Frühtrockenstehphase (TS I) und 14 Tage in der Vorbereitergruppe (TS II). Die Futterration für die Frühtrockenstehphase besteht hauptsächlich aus Grassilage, etwas Stroh und einem Trockenstehermineralfutter. Die Ration für die Vorbereiter ist in Anlehnung an die Ration für die laktierenden Kühe zusammengestellt. Daraus ergibt sich eine Futtermenge von 7,03 t, welche die Kuh im Jahr an Trockenmasse aufnimmt. Diese besteht zu 70,1 % aus Grundfutter, nämlich Gras-, Maissilage und Stroh sowie zu 29,0 % aus Kraftfutter und 0,9 % aus Mineralfutter, wie in der Übersicht 3 verdeutlicht.

Werden nun die von der Kuh benötigten beziehungsweise aufgenommenen Mengen aller Futtermittel mit deren Eiweißgehalten (XP-Gehalt) multipliziert, ergeben sich als Jahresverbrauch 1,04 t Eiweiß je Kuh. Hierbei sind praxisübliche Rohproteingehalte aller Rationskomponenten unterstellt worden. Dabei gelten die oben bereits getroffenen Annahmen: 305 Laktationstage mit 31 kg Milch pro Tag, 46 Tage in der Frühtrockenstehphase und 14 Tage in der Vorbereitungsphase (Übersicht 4).

Bei der aus der gesamten Maispflanze bereiteten Silage kann unterstellt werden, dass die Maiskörner im Kolben ebenfalls direkt vom Menschen verdaut werden können, die Lieschblätter und die Spindel des Kolbens sowie die gesamte Restpflanze aber nicht. Überschlägig entfallen auf das gesamte zellulosereiche Material der Maispflanze mindestens 50 %, die vom Menschen nicht verzehrt werden.

Milchkühe können aus 1 g menschlich verzehrbarem pflanzlichen Eiweiß mehr als doppelt so viel tierisches, für den Menschen hochwertiges Eiweiß in Form von Milcheiweiß erzeugen.

Die Grassilage und das Getreidestroh stellen keine für den Menschen nutzbaren Nahrungsmittel dar. Anders ist es bei den Komponenten Roggen und Körnermais. Trockenschnitzel, ein Nebenprodukt aus der Zucker produzierenden Industrie, wird nicht für die menschliche Ernährung genutzt. Beim Rapsextraktionsschrot sieht es ähnlich aus. Raps wird, genauso wie Zuckerrüben, nicht primär für die Verfütterung an Tiere angebaut. Der Rapsanbau dient der Ölgewinnung. Als Nebenprodukt dieser Ölverarbeitung entsteht faserhaltiges Rapsextraktionsschrot, welches nicht der menschlichen Ernährung dient.

Ausgehend von diesen Überlegungen wird für die folgende Berechnung demnach unterstellt, dass die Eiweißmenge, welche die Kuh über die Komponenten Roggen und Körnermais aufnimmt, ebenfalls vom Menschen direkt nutzbar wäre, da der Mensch diese Nahrungsmittel verdauen kann. Bei der Maissilage wird angenommen, dass 50 % der damit gelieferten Eiweißmenge menschlich nutzbar wären, nämlich über die Maiskörner.

Zwischenfazit

Nach dem oben Gesagten sind von den von der Kuh im Jahresverlauf benötigten 1,04 t Eiweiß (Rohprotein) (siehe Übersicht 4) 898 kg, also 86 %, nicht vom Menschen nutzbar.

Menge an tierischem Eiweiß

Folglich wären 14 % der pflanzlichen Eiweißmenge, welche die Kuh im Jahresverlauf zu sich nimmt, also 142 kg, direkt vom Menschen verzehr- und damit nutzbar. Dieser pflanzlichen Eiweißmenge steht eine mehr als doppelt so hohe Menge an Milcheiweiß, welches die Kuh daraus erzeugt, gegenüber. Die bereits oben erwähnte Beispiel­kuh, die 305 Tage im Jahr täglich 31 kg Milch mit 3,4 % Milch­eiweiß liefert, erzeugt nämlich 321,5 ​kg hochwertiges, menschlich nutzbares Milch­eiweiß pro Jahr. Das entspricht einem Verhältnis von 1:2,26.

Ferner muss ebenfalls noch die von der Kuh bereitgestellte Fleischmenge berücksichtigt werden. Für die folgende Beispielrechnung werden eine dreijährige Nutzung der Milchkuh, eine Lebensleistung von 28.000 kg Milch angenommen und drei erzeugte Kälber unterstellt. Wären diese ausnahmslos weiblich (Einsatz von weiblich gesextem Sperma bei hochleistenden Milchkühen) und würden damit zum Beispiel zwölf Wochen lang mit durchschnittlich 8 l Vollmilch getränkt und würde dann nochmals je Laktation unterstellt, dass an fünf Tagen die Milch nicht verkehrsfähig ist (zum Beispiel aufgrund einer Mastitis), ergeben sich insgesamt 2.391 kg Milch, die nicht verkauft werden können. Bei Unterstellung eines normalen Geschlechterverhältnisses bei den Kälbern hingegen wären 1,5 Kälber männlich und würden nach 14 Tagen den Betrieb verlassen, also auch nur 14 Tage mit Milch versorgt. Damit reduziert sich die im Betrieb vertränkte Milch um 840 kg und erhöht folglich um diese Menge die verkaufte Milch.

Wird dann weiterhin angenommen, dass die Milchkuh am Ende ihrer letzten Laktation 700 kg wiegt und nicht extra noch aufgemästet wird, so ist erfahrungsgemäß mit einer Ausschlachtung von weniger als 50 % zu rechnen. Bei unterstellten 49 % Ausschlachtung ergeben sich folglich 343 kg Schlachtgewicht. Würde dieses der Menge an Fleisch gleichgesetzt werden, ergeben sich 13 g Fleisch, welche je Kilogramm verkaufter Milch von der Kuh – quasi als Koppelprodukt – zusätzlich erzeugt werden.

Rindfleisch enthält bis zu 22 % Eiweiß, welches, ebenso wie die Kuhmilch, eine für den Menschen sehr hohe Qualität aufweist.

Fazit

Milchkühe erzeugen aus faserhaltigen Komponenten und deren Protein, welches eben nicht direkt vom Menschen nutzbar ist, Eiweiß höchster Qualität in Form von Milch und Fleisch, welches der menschlichen Ernährung dient. Dazu bleiben bei zahlreichen angebauten Kulturen, wie zum Beispiel Getreide oder Mais, immer auch größere Mengen an faserhaltiger Pflanzensubstanz übrig, die eben nur Pflanzenfresser und insbesondere Wiederkäuer veredeln können, insbesondere Grünlandaufwüchse. Bei praxisüblicher Fütterung von Milchkühen ergibt sich, dass diese aus 1 g menschlich verzehrbarem pflanzlichen Eiweiß mehr als doppelt so viel tierisches, für den Menschen hochwertiges Eiweiß erzeugen. Die angeführten Berechnungen stellen lediglich Beispielrechnungen dar, da sie auf gewissen Annahmen basieren und sich im speziellen Einzelfall durchaus andere Situationen (insbesondere Leistung, Futtergrundlage und Rationsgestaltung der Kühe) ergeben. Auch ist zu berücksichtigen, dass Grassilage nicht grundsätzlich vom Dauergrünland erzeugt wird, sondern auch vom Ackerland, sodass hier bei einer Nutzungsänderung ebenfalls Früchte angebaut werden könnten, die direkt der menschlichen Ernährung dienen können.


Hintergrund

Der größte Teil der organischen Pflanzensubstanz besteht aus Kohlenhydraten. Diese stellen den Hauptteil der tierischen und menschlichen Nahrung dar und bilden damit mengenmäßig den wichtigsten Energieträger. Fast die Hälfte aller Kohlenhydrate ist Zellulose, die Gerüstsubstanz der Pflanzen. Diese besteht, genau wie Stärke auch, aus Glukose, nur mit dem einen entscheidenden Unterschied, dass bei der Zellulose die verschiedenen Glukoseeinheiten ß-glykosidisch verknüpft sind. Bei der Stärke hingegen sind die Glukoseeinheiten α-glykosidisch verbunden. Dieser kleine Unterschied entscheidet über die Art der Verdauung ebendieser verschiedenen Kohlenhydrate. Für die Spaltung der α-glykosidischen Verbindungen produzieren höhere Lebewesen entsprechende körpereigene Enzyme, für die Verdauung von Zellulose aber keine. Letzteres können nur Bakterien und mit deren Hilfe eben Wiederkäuer.

Freilandgurken – grün und gut

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Freilandgurken unterscheidet man nach Fruchtgröße und Verwendung als Einlegegurken, Salatgurken und Senf- oder Schälgurken. Ungeeignet für den Anbau im Freiland sind die als Gewächshausgurken angebotenen Sorten. Sie brauchen mehr Wärme.

Bei der Sortenwahl lohnt sich ein Blick auf die Rückseite der Samentüte. Neuere Züchtungen weisen Resistenzen und Toleranzen gegenüber verschiedenen Gurkenkrankheiten und Mehltau auf.

Rein weiblich blühende Sorten, manchmal auch als jungfernfrüchtig oder parthenokarp bezeichnet, gelten als sehr ertragssicher. Aus jeder Blüte entwickelt sich ohne Fremdbestäubung eine Frucht. Der höhere Kaufpreis für solche Sorten ist gut investiert. Wer lieber am Pflanzentisch zu veredelten Salatgurken greift, sollte nachfragen, ob sich die Edelsorte für das Freiland eignet.

Gurken fühlen sich auf einem humosen, leicht erwärmbaren, nährstoffreichen und lockeren Boden an warmen Stellen wohl. Im Freiland erfolgt die Aussaat ab Mitte Mai, dann ist der Boden warm genug. Um die Ernte zu verfrühen und die Ernteperiode zu verlängern, ziehen manche Gärtner die Pflanzen ab Mitte April vor. Dies empfiehlt sich erfahrungsgemäß nicht nur für Salatgurken, auch Einlege- und Senfgurken profitieren davon. Sie starten, ab Mitte Mai ins Beet gepflanzt, sofort durch. Vorteilhaft ist eine Abdeckung mit Gartenvlies in den ersten beiden Wochen. Gurken haben einen hohen Nährstoffbedarf, der von einem Tomatenlangzeitdünger gedeckt wird. Man arbeitet ihn gleich entsprechend der Dosierungsanleitung bei der Pflanzung ein. Dieser Dünger eignet sich für alle fruchttragenden Gemüsearten wie Tomaten, Gurken, Melonen und ­Zucchini.

Ab Mitte April können Freilandgurken vorgezogen werden. Foto: Karin Stern

Salatgurken

Mitte April erfolgt die Vorkultur mit der Aussaat in Topfplatten (einzeln) oder kleinen Töpfen (zwei Samen pro Topf). Bis zur Keimung brauchen die Töpfe einen warmen Platz auf der Fensterbank. Die Jungpflanzen können ab Anfang Mai ins Frühbeet. Sie schließen dort die Lücken zwischen den geernteten Salatköpfen. Pro Quadratmeter Fläche rechnet man etwa vier Pflanzen. Je nach Witterung ist das Dach des Frühbeetes zwischen Ende Mai und Mitte Juni zu entfernen. Die Umrandung bleibt stehen und hält kalten Wind ab. Der Vorteil dieser Anbaumethode liegt in der frühen und vor allem ertrag­reichen Ernte aufgrund des wärmeren Kleinklimas. Im Juni, etwa zwei bis drei Wochen nach Blühbeginn, können die ersten Salatgurken geerntet werden. Ohne Frühbeet beginnt man mit der Vorkultur ab Ende April und pflanzt nach den Eisheiligen ins Freiland. Je nach Witterung und Pflanzengesundheit bringen die Salatgurken bis Mitte August Früchte hervor, regelmäßiges Pflücken vorausgesetzt.

Einlegegurken

Die Vorkultur der Einlegegurke ,Libelle' ermöglicht eine frühere Ernte.
Foto: Karin Stern

Für deren Vorkultur bietet sich die Verwendung von Multitopfplatten an. Sie erlauben die bequeme Anzucht auch größerer Mengen an Jungpflanzen. Ab Ende April/Anfang Mai sät man in jedes Töpfchen ein Korn in Aussaaterde. Erfahrungsgemäß entwickelt sich bei den unten genannten Sorten aus fast jedem Korn eine Pflanze. Die Topfplatte braucht einen warmen, geschützten Platz und sollte, sofern sie nicht im Gewächshaus oder Frühbeet steht, in kühlen Nächten ins Haus geräumt werden. Die Anzahl der Gurkenpflanzen richtet sich nach dem Bedarf. In „guten“ Gurkenjahren, also bei optimalen Witterungs- und Kulturbedingungen, liefern 40 Pflanzen der Sorten ‚Libelle‘, ‚Diamant‘ oder ‚Corentine‘ den Inhalt für 100 1-l-Weckgläser.

Die Setzlinge kommen ab Mitte Mai mit einem Reihenabstand von 100 cm aufs Beet, in der Reihe halten die Pflanzen einen Abstand von etwa 30 cm. Tipp: Topfballen umsichtig behandeln. Kürbisgewächse reagieren empfindlich auf beschädigte Wurzeln. In der Erntephase ab Juli sorgt das zwei- bis dreimalige Pflücken pro Woche für die Bildung neuer Blüten und damit für ein andauerndes Erntefenster.

Während der Fruchtbildung und bei Trockenheit muss der hohe Wasserbedarf durch Gießen gedeckt werden. Dabei möglichst nicht die Blätter benetzen, um Krankheiten vorzubeugen. Auf kaltes Gießwasser, kühle Witterung und starken Wind reagieren die Pflanzen manchmal mit dem Abstoßen ihrer Fruchtansätze. Erst nach vier Jahren dürfen auf dem gleichen Beet wieder Gurken angebaut werden. Der Anbau der Senf­gurken erfolgt analog, nur dass hier die Früchte länger ausreifen und größer werden. 

Sortentipps:

Freiland-Salatgurke: 

‚Printo F1‘: 15 bis 20 cm lange, glattschalige Gurken, resistent gegen Gurkenkrätze und Gurkenmosaikvirus, tolerant gegen Falschen Mehltau, sehr hoher Ertrag

Einlegegurke:

‚Diamant F1‘: resistent gegen Echten Mehltau, tolerant gegen Falschen Mehltau, ertragreich mit langer Ernteperiode

‚Libelle F1‘: unempfindlich gegen übliche Gurkenkrankheiten, früher Ertrag, robust gegenüber ungünstiger Witterung

‚Corentine F1‘: widerstandsfähig gegen Gurkenkrankheiten, reinweiblich blühend, hohe Erträge auch in regnerischen Jahren

Senfgurken:

‚Fatum‘: grünschalige Senf- und Schmorgurke mit 40 cm Länge, 10 bis 12 cm dick, weißes, festes Fruchtfleisch, kleines Kerngehäuse, wüchsig, junge Gurken schmecken auch im Salat.

Bekämpfungslücken von Insektizidmaßnahmen

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Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke treten nicht jedes Jahr in ertragsrelevantem Umfang auf. Glücklicherweise, denn sonst würden die bestehenden Bekämpfungslücken stark zu Buche schlagen.

Kohlschotenrüssler bei der Paarung
Die Kohlschotenmücke bei der Eiablage

Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke waren lange Zeit unzertrennlich, jedenfalls ist dies in älteren Veröffentlichungen nachzulesen. Beide kommen aber auch sehr gut alleine klar. Sicherlich erleichtern die Fraßlöcher des Kohlschotenrüsslers in den Schoten die Eiablage der Mücke, aber die gelingt ihr, solange das Schotengewebe noch weich ist, auch ganz allein. Jahre mit stärkeren Schotenschäden durch die Mücke ohne das Auftreten des Rüsslers zeigen dies.

Der Kohlschotenrüssler legt pro Schote ein Ei ab. Die Larve frisst bloß drei bis fünf Samenkörner, sodass das Schadpotenzial nur bei stärkerem Befall wirklich relevant ist. Das wird auch anhand der Bekämpfungsschwelle sichtbar. Sie liegt bei einem Käfer pro Pflanze während der Blüte bei schwachem Auftreten der Kohlschotenmücke beziehungsweise bei einem Käfer pro zwei Pflanzen bei starkem Auftreten der Mücke. Der Kohlschotenrüssler lässt sich bei Bewegungen im Bestand sehr schnell fallen.

Fortgeschrittene Resistenz

Die Pyrethroidresistenz ist mittlerweile sehr stark fortgeschritten. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Typ-I- (Mavrik Vita/Evure) oder Typ-II-Pyrethroide (zum Beispiel Karate Zeon) verwendet werden. Historisch gesehen ist dies auch leicht erklärbar. Ein zeitlich frühes Auftreten des Rüsslers bedeutet zwangsläufig auch eine unfreiwillige Pyrethroidgabe aufgrund der Stängelrüssler- beziehungsweise Rapsglanzkäferbehandlung. Mit Erhöhung der Anwendungshäufigkeit steigen Selektionsdruck und damit auch Resistenzgefahr. Zusätzlich war in der Vergangenheit die Blütenbehandlung eine kombinierte Maßnahme aus Fungizid und Insektizid, auch begünstigt durch praktische Packlösungen der Industrie. Später zufliegende Kohlschotenrüssler kamen dann nur noch mit Teilmengen des Pyrethroides in Kontakt.

Glasige Schoten sind die ersten gut sichtbaren Symptome, verursacht durch die Kohlschotenmücke.
Anstatt der Rapskörner findet man die Larven der Kohlschotenmücke in der Schote.

Zuflug ist wetterabhängig

Nach mehreren Jahren mit stärkerem Auftreten hielt sich der Zuflug der Kohlschotenmücke vergangenes Jahr in Grenzen. Nur selten wurden größere Schäden in den Schoten festgestellt. Die Kohlschotenmücke kann ein oder zwei Jahre auf ehemaligen Befallsflächen im Boden als Kokon überdauern. Für den Schlupf benötigt sie feuchten Boden und fliegt erst bei warmem, windstillem Wetter in die Rapsbestände ein. Je näher der aktuelle Raps an solchen Überdauerungsflächen liegt, umso größer ist die Gefahr. Die Zuflugbedingungen sind vorhersagbar, welche tatsächliche Befallstärke daraus resultiert, aber nicht. Der Zuflug kann auch nur einige Stunden andauern, dafür in mehreren Wellen (Generationen) erfolgen. Die Ränder sind am stärksten betroffen, da die Mücke nur selten weit in die Fläche vordringt. Das Schadpotenzial der Mücke ist deutlich höher als beim Rüssler, da pro Schote mehrere Eier abgelegt werden können. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei einer Mücke pro drei bis vier Pflanzen. Die sich im Schoteninneren entwickelnden Larven saugen an der Innenwand und den Körnern, was häufig zum Totalausfall der Schote führt.

Nützliche Schlupfwespen

Nützliche Insekten tragen zur Bekämpfung von Rapsschädlingen bei. Bodenräuber wie räuberische Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen ernähren sich von zur Verpuppung abwandernden Larven. In der Blüte sind Schlupfwespenarten (Tersilochus ssp., Phradis ssp.) aktiv, die die Larven des Rapsglanzkäfers besiedeln und dort ihre Eier ablegen. Hier haben Insektizidspritzungen direkten Einfluss auf die Population der Schlupfwespen. Mavrik Vita/Evure würde teilweise diese Schlupfwespen schonen, andere Pyrethroide aber nicht.

Bekämpfungsstrategie

Streng genommen gibt es große Bekämpfungslücken. Zugelassen sind nur Pyrethroide. Diese wirken auf Kohlschotenrüssler aufgrund der Pyrethroidresistenz aber nur noch eingeschränkt. Gegen die Kohlschotenmücke sind die Pyrethroide zwar theoretisch voll wirksam, es stellt sich jedoch die Frage nach der praktischen Wirksamkeit der Kontaktmittel. Wie soll die Kohlschotenmücke möglichst viel Wirkstoff aufnehmen? Selbst wenn die Behandlung zum Zuflug durchgeführt wird, sind die Wirkungsgrade nur mittelmäßig. Treten noch mehrere Zuflugswellen auf, hat man mit Pyre­throiden keine Chance mehr. Da die Mücke nur bei warmem, windstillem Wetter fliegt, kann der Zuflug auch nur phasenweise über wenige Stunden erfolgen. Des Weiteren hat ein Pyrethroideinsatz negative Auswirkungen auf die die Rapsglanzkäfer parasitierenden Schlupfwespen. Eine gewisse Ausnahme bietet Mavrik Vita/Evure, welches einige Schlupfwes­pen schont.

So gesehen besteht bei starkem Zuflug zur Schadensbegrenzung als einzige vertretbare Möglichkeit der Einsatz von Mavrik Vita/Evure als Randbehandlung zum Hauptzuflug der Mücke. Auf keinen Fall das Pyrethroid, vor allem Typ II (Karate Zeon und Co.), zum Fungizid beim Vollblütenspritztermin „mitnehmen“! Diese langjährig durchgeführte Praxis ist in vielerlei Hinsicht kontraproduktiv. Andere Produkte haben keine Zulassung. Mospilan SG/Danjiri darf als Neonicotinoid nur gegen Rapsglanzkäfer bis zum Stadium 59 eingesetzt werden.

Die nützlichen Schlupfwespen werden oft mit Kohlschotenmücken verwechselt. Hier lohnt der genaue Blick, denn die Schlupfwespen parasitieren die Larven des Rapsglanzkäfers.

Fazit

Das Schadpotenzial der Kohlschotenmücke kann jahresbedingt sehr hoch sein. Kleinräumige Strukturen, Nähe zu Flächen mit Vorjahresbefall sowie günstige Schlupf- und Zuflugbedingungen sind dafür ausschlaggebend. Da die Mücke erst in die Bestände einfliegen muss und dabei keine weiten Strecken zurücklegt, sind klein strukturierte Schläge besonders stark gefährdet. Bei großen, windoffenen Flächen beschränkt sich die Gefährdung nur auf Randbereiche. Mit Wirkstoffverarmung und weiterer Zunahme von Resistenzen treten Bekämpfungslücken zutage. Ergibt sich der selten gewordene Fall, dass Rüssler und Mücke in bekämpfungswürdigem Umfang zum Zeitpunkt der Blüte auftreten, muss unbedingt der Bienenschutz berücksichtigt werden.


Bienenschutz

Honigbiene und blühender Raps gehören zusammen.

• In Mischungen mit Fungiziden aus der Gruppe der Ergosterol-Biosynthese-Hemmer ändert sich die ursprüngliche Einstufung.

• B2 bedeutet: Bei blühenden Pflanzen ist ein Einsatz nur nach dem täglichen Bienenflug bis 23 Uhr möglich.

• Alle B4-Insektizide haben die Auflage NN410 und sollten zum Schutz von Bestäuberinsekten bei blühenden Pflanzen nur abends eingesetzt werden.

• Tankmischungen mehrerer bienenungefährlicher Insektizide (B4) werden als bienengefährlich (B1) betrachtet (addierende Effekte).

Bäume auch nach 140 Jahren noch vital

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Es war ein Glücksfall, dass die Provinzialregierung Schleswig-Holsteins den Forstmann Carl Emeis (1831-1911) mit der Waldbildung devastierter Heideböden beauftragte. Was das mit der interessanten Baumart der Weißtanne bei uns im Norden zu tun hat, im folgenden Artikel.

Der königlich preußische Ober­förster Emeis schied 1884 aus dem Staatsdienst aus und wurde Forstdirektor der Provinzialverwal­tung. Er sollte auf den mehr oder weniger baumlosen „Ödlandflächen“ im Nordwesten des Landes Eckpfeiler gegen die ständigen Sandstürme anlegen und den brachliegenden Heideflächen einen Holzertrag abringen.

Intensiv hatte er sich mit der Bedeutung der Humussäuren, der Auswaschung des Oberbodens und der Ortsteinbildung beschäftigt und dazu mehrere wissenschaftliche Arbeiten verfasst. Eine gründliche Bodenbearbeitung hatte daher für ihn oberste Priorität. So ließ er die teilweise mannshohe Heide auf den armen Sandstandorten mit dem Bodenauswurf der Gräben übererden und gleichzeitig den Ortstein auf Streifen durchbrechen (Rabattenkulturen). Außer der intensiven Bodenvorbereitung war die Baum­artenwahl für die ungeschützten Freiflächen eine besondere Herausforderung. Abgestimmt auf die jeweiligen Bodenverhältnisse entwickelte der Forstmann spezielle Pflanzmuster mit bis zu 15 verschiedenen Arten.

Auf die Mischung von Laub- und Nadelbaumarten legte er einen besonderen Wert. Als Schutzbaum­art ließ er die Bergkiefer mit einem Anteil von rund 30 % pflanzen, sie wurde gefolgt von der Rotfichte mit rund 28 ​%. Laubbäume (Buche, Eiche, Birke und Erle) wurden mit rund 15 % gesetzt. Die Weißtanne (Abies alba), die er aus der Heimat seiner Frau im Bayerischen Wald kannte, beteiligte er mit rund 18 %. Ganz sicher ein Wagnis, die Weißtanne weit entfernt von ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet auf den ungeschützten Freiflächen pflanzen zu lassen. Dass dieses Experiment ein solches Erfolgsmodell werden sollte, hat er damals vermutlich nicht ahnen können. Auch wenn die Stürme der 1960er Jahre viele Altbestände geworfen haben, hat sich die Weißtanne im Bestandesgefüge behauptet und sich zu der dominierenden Nadelbaumart entwickelt.

Stufige Mischbestände zu bestaunen

140-jährige Weißtannen mit einem Durchmesser in Brusthöhe von 70 bis 110 cm und Höhen um 30 m sowie einer Masse von 5 bis 8 fm. Zur Größenvorstellung hat sich der zwölfjährige Enkel des Autors, Rickert Lorenzen, danebengestellt. Fotos: Jürgen Lorenzen

Fast 3.000 ha Erstaufforstungen wurden in der Zeit von Carl Emeis im Nordwesten Schleswig-Holsteins begründet. Hieraus haben sich vielfach stufige Mischbestände entwickelt, die von Forstleuten und Waldbesitzern aus vielen Ländern immer wieder bestaunt wurden. Im Gegensatz zu den Rotfichten, die aus der ersten Waldgeneration nicht mehr vorhanden sind, überzeugen die nunmehr rund 140-jährigen Weißtannen durch Vitalität und Zuwachsfreude. Durchmesser in Brusthöhe von 70 bis 110 cm, Höhen um 30 m und eine Masse von 5 bis 8 fm sind keine Seltenheit. Die überwiegend als Saatgutbestände zugelassenen Tannen werden in der Regel jährlich beerntet und liefern zusätzlich natürliche Verjüngung.

Zweifelsohne dürfte das humide Klima im atlantischen Klimakeil mit vergleichsweise hohen Niederschlägen und einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit das Wachstum der Tannen begünstigt haben. Dennoch gibt es in Schleswig-Holstein genügend Beispiele, dass die Weißtanne auch in anderen Wuchsgebieten unseres Landes die Mischbaumart der Zukunft unter den Nadelbäumen sein kann.

Die Weißtanne steht stabil

Mit ihrem ausgeprägten Pfahl- und Senkwurzelsystem ist die Weißtanne in der Lage, sich stabil im Boden zu verankern. Ihr Sturmrisiko ist fünfmal geringer als das der Rotfichte. Damit gilt sie als die sturmsicherste der wirtschaftlich bedeutenden Nadelbaumarten in Deutschland. Mit ihrem Wurzelsystem kann sie außerdem Wasservorräte bis zu einer Tiefe von 1,60 m erschließen. Die Trockenperioden der vergangenen Jahre hat sie deutlich besser überstanden als andere Baum­arten – Eigenschaften, die sie für einen klimastabilen Zukunftswald geradezu prädestinieren.

Kein Problem mit Rotfäule

Ohne Rotfäule kann in der Regel der ganze Stamm verwendet werden, und es tritt kein finanzieller Verlust durch das Entfernen wertvoller Stammwalzen auf.

Die Weißtanne liefert ein begehrtes, qualitativ hochwertiges Holz, das sich kaum von dem der Fichte unterscheidet. Durch den kalamitätsbedingten Rückgang der Rotfichte und die damit drohende Verknappung von Nadelweißholz (zurzeit rund 75 % der Wertschöpfung von Forst-und Holzwirtschaft basieren auf die Nutzung und Verarbeitung von Nadelholz) kann die ebenso leistungsstarke Weißtanne durchaus zu einer gewissen Entlastung auf den Holzmarkt beitragen.

Die an Weißtanne gebundene Insektenfauna ist im Vergleich zu anderen Baumarten relativ unproblematisch. Ein weiterer Vorteil von Weißtanne gegenüber der Fichte ist die nicht auftretende Rotfäule. Somit kann in der Regel der ganze Stamm verwendet werden, und der finanzielle Verlust durch das Entfernen wertvoller Stammwalzen wird vermieden.

Als ausgeprägte Schattenbaum­art kann sie im tiefen Schatten des Waldes keimen und als junger Baum viele Jahrzehnte ausharren. Wenn sich ein Lichtschacht öffnet, ist sie in der Lage, mit lang anhaltendem Wachstum zu reagieren. Daher ist sie eine ausgezeichnete Baumart für den Voranbau. In Verbindung mit Buchen und anderen Nadelbäumen liefert sie die Voraussetzung für stufig aufgebaute Mischbestände, die bestenfalls nach den Grundsätzen des Dauerwaldes mit unterschiedlichen Höhen, Durchmessern und Altern zu bewirtschaften sind.

Zuwendung in der „Jugendphase“ benötigt

Die überwiegend als Saatgutbestände zugelassenen Tannen werden normalerweise jedes Jahr beerntet und liefern zusätzlich natürliche Verjüngung.

Bei allen genannten Vorzügen ist die Weißtanne selbstverständlich kein Allheilmittel. Gerade in der „Kindheits- und Jugendphase“ benötigt sie eine besondere Zuwendung. Wer die nicht gewährleisten kann, sollte von dem Anbau der Weißtanne absehen. Ein entscheidend begrenzender Faktor sind überhöhte Schalenwildbestände. Junge Tannentriebe und -knospen sind aufgrund ihres hohen Nährstoffgehaltes und der leichten Verdaulichkeit für das Schalenwild eine unwiderstehliche Delikatesse. Im Übrigen ist das Gelingen der Emeis-Kulturen sicher auch dem Umstand zu verdanken, dass es um die Jahrhundertwende in den Aufforstungsgebieten kaum Schalenwild gab.

Des Weiteren reagiert die Weißtanne äußerst empfindlich auf Spätfröste. Ausgesprochene Spätfrostlagen sollten daher bei der Etablierung der Weißtanne gemieden werden. Auch verlangt die „Königin unter den Nadelbäumen“ ein spezielles Denken im forstlichen Handeln. Sie eignet sich nicht für Reinbestände und Kahlschlagwirtschaft mit kurzen Umtriebszeiten.

Die Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft Deutschland e. V. (ANW) hat sich bereits seit 2017 mit einer „Weißtannenoffensive“ für eine bundesweite Etablierung der Weißtanne engagiert. Das Positionspapier der ANW zur Weißtanne sowie die Broschüre „Die Weißtanne – Anregungen für den Praktiker“ stehen online unter
https://anw-deutschland.de/eip/pages/weisstanne.php als Download zur Verfügung.

Im Jahre 2020 startete die ANW das Folgeprojekt „Weißtanne 2.0“. Unter anderem geht es in dieser Kampagne darum, denjenigen, die mit der Weißtanne wirtschaften und/oder diese etablieren wollen, auch vor Ort Hilfestellung zu leisten.

Unter https://anw-deutschland.de/eip/pages/regionale-ansprechpartner.php sind entsprechende Ansprechpartner zu finden. Im Süden des Landes freut sich Moritz Löffelmann (loeffelmann@kreis-rz.de) und im Norden der Verfasser über das Interesse an der Weißtanne.

Weiterhin erfolgte im Rahmen des Projektes Weißtanne 2.0 die Anlage von bundesweit 59 Dauerbeobachtungsflächen, auf denen Weißtannen aus regional bewährten Vorkommen (nach Herkunftsempfehlung) sowie eine rumänische Provenienz (Valcele Talisoara St Georg) eingebracht wurden, deren Wuchsverhalten langfristig beobachtet wird. In Schleswig-Holstein befinden sich drei Dauerbeobachtungsflächen.

Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert.

Mareike Harm leistet Pionierarbeit

Beim Weltcupfinale der Vierspännerfahrer in Leipzig haben die beiden deutschen Teilnehmer Michael Brauchle und Mareike Harm die Plätze sechs und sieben belegt. Der Sieg ging an den amtierenden Europameister Bram Chardon aus den Niederlanden.

Schon in der Einlaufprüfung zeigte sich Mareike Harm aus Negernbötel, Kreis Segeberg, gut in Form. Für sie standen am Ende des Tages 163,89 s im Protokoll, das bedeutete Platz sechs. Mit einer flotten Runde und lediglich einem Abwurf hatte sie eine sehr gute Leistung erbracht, doch im Laufe des Parcours ein bereits durchfahrenes Hindernis noch einmal überfahren. Das erhöhte ihr Strafsekundenkonto um weitere 8 s. So gesehen spiegelte ihr sechster Platz nicht die eigentliche Qualität ihrer Vorstellung wider.

Für die Finalprüfung gab der Auftritt auf jeden Fall Anlass zur Hoffnung. Denn in der über den Sieg im Weltcup entscheidenden Prüfung am Sonntagmittag fing jeder Teilnehmer wieder bei null an, die Karten wurden also ganz neu gemischt.

Leider blieb der ganz große Erfolg auch im Finale aus. „Es war trotzdem ein tolles Erlebnis, hier in der Halle bei diesem großartigen Publikum zu fahren, auch wenn ich am Ende des Tages nur den siebten Platz belegt habe“, zog Mareike Harm ein Fazit aus ihrer ersten Teilnahme an einem Weltcupfinale. Die Negernbötelerin, die 2021 mit der Mannschaft Vizeeuropameisterin geworden war, erklärte ihr Ergebnis: „Meine Pferde haben toll mitgemacht. Mir waren die Leinen etwas durch die Hand gerutscht, deshalb musste ich einen zusätzlichen Bogen fahren, das hat ein besseres Ergebnis verhindert.“ So kam sie in 173,56 s ins Ziel. Michael Brauchle aus Baden-Württemberg, der mit einer Wildcard in Leipzig an den Start gehen durfte und 2021 in Budapest gemeinsam mit Mareike Harm Silber gewonnen hatte, fuhr in 166,79 s auf Platz sechs.

Keine Kraft nötig

Die „Navigatoren“ im Fahrsport sind häufig weiblich, das ist kein neues Phänomen. Neu ist jedoch die Teilnahme einer Frau als Fahrerin an dieser inoffiziellen Hallenweltmeisterschaft. Die Schleswig-Holsteinerin Mareike Harm ist die erste Frau, die sich in dieser bislang rein männlichen Domäne einen Platz erobert hat.

Der Medienrummel im Vorfeld des Weltcupfinales in Leipzig war daher außergewöhnlich. Der „Bild” war es einen Artikel wert, dass Mareike Harm dort als erste Frau mitfuhr, und selbst das Mittagsmagazin von ARD und ZDF sendete einen Beitrag über die erfolgreiche Fahrerin. „Das wäre bei einem Finale in Bordeaux deutlich weniger gewesen“, vermutete die Holsteinerin.

Sieger Bram Chardon erwähnte ausdrücklich: „Es ist gut, dass Mareike unter Beweis stellt, wie gut auch Frauen diesen Sport ausführen können. Fahrsport ist kein Kraftsport, mit der richtigen Ausbildung und der richtigen Ausrüstung können Frauen das ebenso erfolgreich wie Männer ausüben.“

Harm selbst erklärte: „Ich versuche natürlich, meine Pferde möglichst zu sensibilisieren, um es etwas leichter zu haben. Und ich kann mir auch vorstellen, dass manche meiner männlichen Kollegen mehr Kraft aufwenden. Aber nein, extra Krafttraining mache ich nicht. Muss ich auch nicht, das Training mit meinen Pferden reicht.“ Die Herausforderung sei ohnehin nicht die körperliche Anstrengung, sondern eher die Aufgabe, aus vier verschiedenen Pferden, vier unterschiedlichen Individuen, ein Team zu formen.

Ein weibliches Team

Im Weltcupfinale fuhr die 36-Jährige, die in ihrem Pensionspferdebetrieb 15 Fahrpferde im Training hat, im Unterschied zu vielen ihrer Konkurrenten kein spezielles Indoorgespann, sondern die Pferde, die sie das ganze Jahr hindurch auf Turnieren einsetzt. Eine Stütze des Gespanns ist Quebec Sautreuil, genannt Sepp. Der braune Wallach ist schon seit zehn Jahren dabei, er kennt den Sport in- und auswendig. Neben ihm geht Luxusboy als Vorderpferd, der ursprünglich den Einspänner zog und früher kein großer Freund von Indoorveranstaltungen war. „Jetzt hat er aber unheimlich Spaß daran“, freut sich seine Fahrerin. Zatijn und Zazou komplettieren das Gespann als Stangenpferde, das sind die hinteren Pferde in einem Vierspänner. „Einen Viererzug zu fahren, besonders auch im Marathon, hat mir so recht keiner zugetraut. Deshalb bin ich heute ein bisschen stolz, dass ich das so durchgehalten habe“, so Mareike Harm.

Mareike Harm hat als erste Frau an einem Weltcupfinale der Vierspännerfahrer teilgenommen. Auch ihr Team ist rein weiblich. Foto: Stefan Lafrentz

Der Fahrsport ist ein Teamsport, nicht nur vor, sondern auch auf der Kutsche. Das Team um Mareike Harm ist rein weiblich, auch das ist etwas Besonderes unter den Vierspännerfahrern. Wie auch sonst im Gelände stand in Leipzig Linda Tödten hinter der Fahrerin. Sie ist sozusagen die Co-Pilotin auf der Kutsche, gibt Anweisungen für den richtigen Weg und beobachtet gleichzeitig die Pferde. Seit sechs Jahren ist sie Mitglied des Teams und kennt sich bestens aus.

Nicole Bielemeier ist für die korrekte Gewichtsverteilung und die Balance der Kutsche verantwortlich. „Das ist eigentlich ein reiner Männerjob, aber Nicole macht das fantastisch“, erklärte Harm. „Immer das Gewicht aufs innere Hinterrad und dann gut festhalten. Hat ein bisschen was von Motorradfahren. Auch wenn Nicole jetzt nicht so viel Gewicht mitbringt wie viele Männer: Wir sind damit im wahrsten Sinne des Wortes gut gefahren und ‚Never change a winning team‘.“ Nicole hat ihre Ausbildung bei Mareike Harm gemacht und gehört seither zum Betrieb.

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 1522

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Der Krieg in der Ukraine hält an und beeinflusst fortwährend drastisch den Weltmarkt für Agrarrohstoffe, insbesondere Weizen und Mais. In der Vorwoche stiegen die Kurse an den Terminbörsen wieder einmal deutlich an und glichen vorangegangene Kursschwächen aus. Heraus sticht die Notierung für Sojabohnen in Chicago, die erneut in Richtung des historischen Höchststandes von über 17 ​US-$/bu strebt. Dass die Sojabohnenernte in Südamerika nicht gerade erwartungsgemäß verlaufen ist, weil das Wetter ungünstig war, hätte unter normalen Umständen die Marktnachrichten dominiert. Als weniger wichtig erwiesen sich seit einigen Wochen die Wetterlage in Brasilien, der Wasserstand im Paraná-Fluss und die Käufe der Chinesen. Daher hier eine kurze Darstellung der Situation am Sojabohnenmarkt.

Ernteeinbußen verknappen Ölsaaten

Das Hauptproblem für die südamerikanische Sojaernte war die Witterung im Sommer der südlichen Hemisphäre. Im zweiten Jahr in Folge präsentierte sich das Wetterphänomen La Niña und brachte eine trockene Hitze über die Anbauregionen Brasiliens, Argentiniens und Paraguays. In Teilen Brasiliens kam es hingegen zu Überschwemmungen. Die Folge sind ständige Rücknahmen der Ernteprognosen seit Jahresbeginn. So ging etwa das US-Agrarministerium im Dezember noch von einer weltweiten Sojaernte von knapp 382 Mio. t aus, davon 206 Mio. t aus Südamerika. Das Vorjahresergebnis hätte damit übertroffen werden sollen. Im neuesten WASDE-Bericht vom April stehen nur noch 351 Mio. t weltweite Ernte und davon 175 Mio. t aus den südamerikanischen Herkunftsländern. Die knappe südamerikanische Ernte an Sojabohnen reiht sich ein in die Anlässe zur Sorge um die Bedarfsdeckung am internationalen Agrarmarkt. Zwar scheint der größte Sojaimporteur China in der laufenden Saison statt der erwarteten 100 Mio. t nur 91 Mio. t Sojabohnen (laut USDA) abzunehmen. Doch das entspannt den Markt kaum. Es werden äußerst geringe Lagerbestände für das Saison­ende erwartet. Am Terminmarkt in Chicago werden die Rekordpreise gemacht, hier sind die preislichen Auswirkungen einer dürftigen Ernte nur wenige Monate her. US-Bohnen konnten zwar eine Rekorderntemenge erreichen, doch Sommergetreide erfuhren historische Einbußen. Das Risiko von Ernteausfällen ist auch in diesem Jahr da, davor warnt besonders Kanada. Für den Bereich der Ölsaaten war der Produktionsausfall von kanadischem Canola fatal. Das brachte den Rapspreis über die 500-€-Marke. Dass sich dieser noch einmal fast verdoppeln würde, wer hätte es geahnt? Durch den Ausfall von Sonnenblumen aus Russland und der Ukraine ergibt sich eine weitere Lücke am Ölsaatenmarkt.

Teure Transporte

Der Hürden nicht genug, bereitet die Logistik global Probleme. Noch immer besteht der Stau in der weltweiten Schifffahrt, welcher auf die Pandemie zurückgeht. Die Frachtraten bleiben nicht nur teuer, sondern steigen mit den Rohölpreisen weiter an. Die wachsenden Spritkosten machen auch den Lkw-Fahrern rund um die Welt schwer zu schaffen. Besonders dort, wo große Distanzen überbrückt werden müssen, ist die Kaufkraft oft schlecht und nicht selten die Tankstelle leer. So zu sehen in Argentinien, wo deshalb gestreikt wird. Immerhin führt der Río Paraná als wichtigste Wasserstraße Südamerikas noch ausreichend Wasser, doch die Messungen sehen denen des Vorjahres verdächtig ähnlich und die kritischen Monate stehen noch bevor.

Ölsaatenpolitik

Auch wenn sich Soja, Raps und Sonnenblumen nur bedingt gegenseitig ersetzen lassen, so gibt es doch gemeinsame Verwendungszwecke, darunter die Herstellung von Biodiesel. Bei all den Zahlen, welche die Knappheit beziffern, sollten rationale Überlegungen über Sorgen stehen. Ist es wirklich richtig, aus Ölsaaten mehr Biodiesel als Lebensmittel herzustellen?

Marktlage für die Woche vom 11. bis 17.4.2022

Getreide: Das knappe Angebot aus der alten Ernte stützt den Markt. Die Kurse bleiben auf dem erhöhten Niveau.

Raps: Auch prompter Raps bleibt sehr knapp. Es fehlen die Importe aus der Ukraine. Höhere Sojakurse stützen auch die Rapskurse.

Futtermittel: Die US-Sojakurse haben sich wieder erholt. In Südamerika sorgt Trockenheit für reduzierte Erträge.

Kartoffeln: Die Preisspanne bei Kartoffeln hat sich, je nach Qualität, ausgeweitet. Die Angebotsmengen reichen für den Bedarf gut aus.

Schlachtrinder: Die Party ist vorbei. In der vorigen Woche gaben bereits die Jungbullenkurse spürbar nach.

Schlachtschweine/-sauen: In der Vorwoche blieb die Notierung unverändert. Die Angebotsmengen haben sich vor Ostern erhöht.

Ferkel: Die Nachfrage hat sich beruhigt. Die Notierungen sind im In- und Ausland stabil geblieben.

Milch: Die Milchproduktion bleibt weiter hinter den Vorjahresmengen zurück. Die Butter- und MMP-Preise sind weiter gestiegen.

Schlachtlämmer/-schafe: Die erhoffte Nachfragebelebung zum Osterfest hält sich in Grenzen. Die Kurse blieben zuletzt stabil.

Markttendenz für die Woche vom 18. bis 24.4.2022

Getreide: Den hiesigen Futtermischern fehlt das Getreide aus der Ukraine. Russland liefert an Abnehmer in Asien.

Raps: Auch die Gebote für die neue Ernte bleiben auf hohem Niveau. Es gibt hier nur noch wenige freie Mengen.

Futtermittel: Rapsschrot liegt preislich auf dem Niveau von Sojaschrot. Mischfutter bleibt weiter sehr teuer, auch nach leichten Korrekturen nach unten.

Kartoffeln: Importierte Frühware wird in größeren Mengen angeboten. Diese ist zu Ostern und zum Spargel gefragt.

Schlachtrinder: Die Nachfrage ist eingebrochen. Das Lebendangebot hat sich deutlich erhöht. Die Rindfleischpreise gehen wieder zurück.

Schlachtschweine/-sauen: Man hofft auf stabile Kurse über die Osterwochen und anschließend wieder rückläufige Angebotszahlen.

Ferkel: Viele Mäster beobachten den Schweinemarkt und die Futtermittelpreise, bevor neue Ferkel gekauft werden.

Milch: Es werden vonseiten der Molkereien recht attraktive Vorkontrakte angeboten. Hier gibt es Spielraum nach oben.

Schlachtlämmer/-schafe: Erste frische Lämmer sind im Handel und erzielen Preisaufschläge. Insgesamt bleibt das Angebot gering.