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Erträge auf gutem Niveau – Qualitäten schwankend

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Die schleswig-holsteinische Haferanbaufläche ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. So wurde laut Statistikamt Nord im Jahr 2021 eine Anbaufläche von 19.000 ha verzeichnet. Die vorläufige Ertragsschätzung liegt mit 64 dt/ha etwa auf dem Niveau des Vorjahres und somit rund 12 % über dem mehrjährigen Durchschnitt. Insbesondere resultiert dieser Boom aus dem Lebensmittelbereich, wo entsprechende Qualitäten gesucht werden. Inwiefern mit der Sortenwahl auf den Ertrag, besonders auf die Qualität, gezielt eingegangen werden kann, beleuchtet folgender Artikel.

Hafer erlebt in den vergangenen Jahren deutschlandweit, aber besonders auch hierzulande einen Aufschwung. Gründe hierfür sind in erster Linie die attraktivere Erlöslage gegenüber früheren Jahren, aber auch die Tatsache, dass Alternativen für bestehende Fruchtfolgesysteme gesucht werden. So sind beispielsweise hohe Winterweizen- oder Rapskonzentrationen in der Fruchtfolge oft mit Lösungen des Pflanzenschutzes allein nicht mehr tragbar, wie anhand der aktuellen Ackerfuchsschwanzproblematik auf vielen schweren Ackerbaustandorten deutlich wird. Nicht zuletzt steht nun mit der bevorstehenden GAP-Reform 2023 ein verpflichtender Fruchtwechsel an. Dies bedeutet, dass der immer noch im Anbau bedeutende Stoppelweizen so nicht mehr umsetzbar sein wird. Diese Lücke könnte beispielsweise Hafer schließen, da er sowohl mit einer Weizenvorfrucht gut harmoniert als auch zu einem möglicherweise folgenden Weizen einen hohen Vorfruchtwert, vergleichbar einer Blattfrucht, aufweist.

Das Anbaujahr im Rückblick

Das Anbaujahr für den Hafer war im Frühjahr zur Aussaat weitestgehend günstig, da oftmals frühe Saattermine bei gleichzeitig guten Bodenbedingungen realisiert werden konnten. Von der folgenden kühlen und feuchten Witterung im Mai konnte der Hafer insgesamt profitieren. So gab es hier, wie auch bei den anderen Getreidearten, keine Probleme mit zu geringen Bestandesdichten. Dennoch fiel das Rispenschieben etwa in die Hitzephase der zweiten Junihälfte. Dies in Kombination mit strahlungsarmer Witterung in der Folge war nicht optimal. Nach starkem Wind und hohen Niederschlagsmengen war häufig auch Lager zu verzeichnen. Zudem kam es in vielen Beständen in der Abreife zu Beeinträchtigungen der Strohstabilität. Hierdurch wurden einerseits Erträge etwas in Mitleidenschaft gezogen und es blieben teilweise die Qualitäten durch geringes Hektolitergewicht und stellenweise pilzliche Verfärbungen des Korns hinter den Erwartungen zurück. In den Versuchen führte die verringerte Strohstabilität zu größerer Streuung innerhalb der Versuche, sodass die Standorte Kastorf und Loit nicht in die Auswertung mit einbezogen werden konnten.

Aufgrund wüchsiger Witterung in Verbindung mit kräftigem Wind und Stark­niederschlägen ist vielerorts, wie hier in der Marsch im Kreis Nordfriesland, Lager aufgetreten. Foto: Achim Seidel

Erträge in den Landessortenversuchen

An den Standorten des Östlichen Hügellandes und der Marsch konnten gute Erträge erreicht werden (Übersicht 1). In Futterkamp wurden rund 84 dt/ ha, in Barlt 93 dt/ ha und im Sönke-Nissen-Koog 78 dt/ha erreicht. An den sandigen Standorten Schuby und Schafstedt (Rotes Gebiet, N-Düngung um 20 % reduziert) wurde ein mittlerer Ertrag von 56 dt/ha und 71 dt/ha erreicht (Übersicht 2).
Dabei zeigte ‚Max‘ als anbaubedeutende Sorte vereinzelt schwächere Erträge, die aber auch mit der höheren Lageranfälligkeit einhergegangen sein könnten. Insgesamt liegt diese Sorte ertraglich nun bei relativ 97 in allen Naturräumen. ‚Lion‘ als weitere wichtige Qualitätssorte zeigte etwas stabilere Erträge auf hohem Niveau und ist damit mehrjährig bei relativ 99 einzuschätzen. ‚Armani‘ zeigte gute, jedoch streuende Erträge und ist nun mehrjährig mit relativ 100 auf den lehmigen und Marschstandorten sowie relativ 99 an den sandigen Standorten einzuschätzen. Die Erträge von ‚Sym­phony‘ streuten auch auf einem geringeren Niveau als in Vorjahren, womit die Sorte nun bei relativ 99 an allen Standorten einzuschätzen ist. ‚Apollon‘ erreichte stabil durchschnittliche Erträge und wird somit mehrjährig mit relativ 98 bewertet. In diesem wie auch in den Vorjahren starke Erträge zeigte ‚Delfin‘, die nun an den besseren Standorten mit relativ 102 und an sandigen Standorten mit relativ 101 einzuschätzen ist. Die neu im Sortiment geprüfte Sorte ‚Fritz‘ zeigte gute, womöglich aufgrund der als schlecht zu bewertenden Standfestigkeit leicht streuende Erträge und ist damit mehrjährig leicht überdurchschnittlich einzustufen. Die ebenfalls neu im LSV geprüfte ‚Magellan‘ zeigte insgesamt durchschnittliche bis sehr starke Erträge und wird somit mehrjährig für alle Standorte mit relativ 104 eingeschätzt.

Die Qualitäten konnten nicht überzeugen

Das für die Vermarktung nach wie vor wichtigste Kriterium ist das Hektolitergewicht, da es einerseits einfach und sehr schnell zu erfassen ist, andererseits indirekt Aussagen über die weitere Qualität des Hafers geben soll. Die ermittelten Hekt­olitergewichte aus den Versuchen sind in der Übersicht 3 dargestellt.
Insgesamt waren die Werte relativ niedrig mit Ausnahme des Standortes Futterkamp. An den anderen Standorten konnten aber insbesondere mit den Sorten ‚Max‘ und ‚Lion‘ vergleichsweise hohe Werte erreicht werden. Auch die Sorte ‚Delfin‘, ebenso wie die neu zugelassene Sorte ‚Fritz‘, zeigten günstigere Hektolitergewichte. Neben dem Hektolitergewicht wird in der Schälindustrie aber insbesondere auf eine leichte Schälbarkeit, also wie leicht sich die Spelze vom Kern abtrennen lässt, großer Wert gelegt. Zudem ist von entscheidender Bedeutung, dass ein hoher Kernanteil von idealerweise 74 % erreicht wird. Diese beiden Parameter sind in der Industrie wesentliche Effizienz- und Kostenfaktoren und bestimmen die wirtschaftliche Vorzüglichkeit einer Haferpartie bedeutend mit. Regelmäßig sehr gute Werte werden hier von den Sorten ‚Lion‘, ‚Max‘ und ‚Apollon‘ erzielt.

Sortenempfehlungen der Landwirtschaftskammer

Zum Anbau sollten in der Regel solche Sorten kommen, die bereits mehrjährig erfolgreich geprüft wurden oder mit denen im Betrieb gute Erfahrungen gemacht wurden. Zu differenzieren ist in erster Linie nach der Verwertungsrichtung Industriehafer oder Futterhafer. So hat sich als Hafer für die Futternutzung aufgrund ihrer Ertragsstärke und der hohen Blattgesundheit die Sorte ‚Delfin‘ bewährt. Hierbei muss jedoch auf die deutliche Reifeverzögerung des Strohs in Verbindung mit guter Blattgesundheit geachtet werden, sodass hier ein Fungizideinsatz mit Fingerspitzengefühl erfolgen muss und auf Strobilurine verzichtet werden sollte.
Für eine Nutzung als Schälhafer empfiehlt sich die Sorte ‚Max‘, die ein hohes Hektolitergewicht mit sicherer Strohabreife kombiniert, jedoch hinsichtlich der Standfestigkeit abgesichert werden muss. Auch auf sehr hohem Niveau beim Hektolitergewicht und leicht günstigeren Schäleigenschaften befindet sich die Sorte ‚Lion‘ mit etwas höherem Ertragsniveau. Hier gilt es, Mehltau im Blick zu behalten. Die Sorte ‚Apollon‘ liegt ertraglich etwas niedriger als ‚Lion‘ und besitzt gute Schäleigenschaften, zeigt jedoch teilweise im Hektolitergewicht Schwächen. Mit Einschränkungen empfohlen ist ‚Symphony‘, da hier zwar ein gutes mittleres Ertragsniveau erreicht wird, aber die Erträge jahresabhängig schwanken. Zudem liegen die erzielten Hektolitergewichte oftmals nur im mittleren Bereich. Als neu im LSV geprüfte Sorte erzielte ‚Magellan‘ ein deutlich überdurchschnittliches Ertragsniveau. Hinsichtlich der Verarbeitung ist die Sorte gut eingestuft, weist jedoch nur ein mittleres Niveau im Hektolitergewicht auf. Sie empfiehlt sich dennoch für den Probeanbau.

Bei der Aussaat beachten

Zur Sicherung hoher Erträge und auch guter Qualitäten ist eine möglichst frühe Saat ab Anfang März unter guten Bodenbedingungen erforderlich. Zu feuchte Bedingungen können Strukturschäden des Bodens nach sich ziehen und eine sichere Entwicklung ist nicht gewährleistet. Eine Kalkung vor der Saat sollte unterbleiben. Die Aussaatstärke kann bei früher Saat Anfang März unter günstigen Bedingungen standortangepasst 300 K./ m2 betragen, sollte bei späteren Saatterminen bis Ende März/Anfang April aber auf bis zu 400 K./m2 gesteigert werden. Hafer sollte mit 3 bis 4 cm tendenziell etwas tiefer als andere Getreidearten ausgesät werden, da er aufgrund der Spelze einen höheren Keimwasserbedarf hat.

Süße Milch aus saurem Teig

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Traubenzucker (Glukose) ist der universelle Brennstoff für alle tierischen Zellen. Jede Zelle kann Glukose verwerten und viele sind dringend auf Glukose als einzig möglichen Brennstoff angewiesen. Zugleich ist Zucker nicht selten der begrenzende Faktor der Milchbildung. Doch gerade beim Wiederkäuer ist Zucker hart umkämpft, da die Mikroben des Pansens den ersten Zugriff auf alle leicht verdaulichen Kohlenhydrate haben. Sie nutzen diese für ihren eigenen Stoffwechsel. Wie die Milchkuh es trotz dieser Konkurrenz schafft, ihren Zuckerbedarf zu decken, und wann das nicht gelingt, soll im Folgenden dargestellt werden.

Wiederkäuer sind bekanntlich darauf spezialisiert, schwerer verdauliche Pflanzenteile in ihre Bestandteile zu zerlegen und bestmöglich für Wachstum und Milchleistung zu nutzen. Grundlage dieses Erfolgskonzeptes ist ein Vormagensystem mit unzähligen verschiedenen Mikrobenarten, deren Zusammenspiel sich über die vielen Schritte der Wiederkäuer­evolution immer weiter verbessert hat. Mikroben und Wiederkäuer leben in einer sogenannten Symbiose, also einer Win-win-Situation: Der Wirt sorgt für Futter, während die Gäste dieses vorverdauen und für ihr eigenes Wachstum nutzen. Der Wirt wiederum nutzt die Nebenprodukte des Mikrobenstoffwechsels sowie den Überschuss an eiweißreichen Mikroben für seine eigene Ernährung. Zwar bleibt so für den Wirt weniger übrig als wenn er alles selbst verdauen würde, jedoch verfügen die Mikroben über Stoffwechseltricks, die den Wert des „Restes“ massiv erhöhen. So entstehen viele wertvolle Eiweißbausteine und Vitamine erst durch mikrobielle Umsetzung des Futters im Pansen. Allein die Verdauung der Zellulosefasern wird erst durch Mikroben möglich.

Kampf um den Zucker

Die Kehrseite dieser engen Zusammenarbeit ist die Tatsache, dass Zucker und einfache Stärkeverbindungen aus Gras oder Getreide sowohl vom Rind selbst als auch von den Mikroben schnell und einfach verdaut werden können. Somit stehen Mikroben und Rind hier in direkter Konkurrenz um den Zucker und schnell verfügbare Stärke (Speicherzucker). Daher ist das Rind sehr gut in der Lage, einfachen Zucker direkt über die Pansenzotten in das Blut aufzunehmen und so einen Teil davon den Mikroben zu entziehen. Dennoch ist die Zuckeraufnahme des Rindes aus der Nahrung im Vergleich zu anderen Tieren (Pferd, Schwein) oder dem Menschen viel geringer und deckt kaum den Bedarf seines Körpers. Bekanntlich vertragen Rinder zudem auch nur begrenzte Mengen an Zucker und leicht abbaubarer Stärke, da es sonst zu Übersäuerungen des Pansens (Azidose) kommt. Diese problematischen Säuren, vor allem Milchsäure, entstehen bei der schnellen mikrobiellen Umsetzung unter den sauerstofffreien Bedingungen des Pansens als Gärung. Die aggressive Milchsäure schädigt die Pansenwand und tötet viele säureempfindliche Bakterien im Pansen ab, sodass deren Giftstoffe frei werden und das Rind zusätzlich schädigen.

Zucker aus Säuren

Glukose ist als Energieträger für alle Zellen des Körpers verwertbar, doch ist Glukose für bestimmte Zellen die einzige Option. Dies betrifft vor allem das Gehirn- und Nervengewebe, die Blutzellen einschließlich der weißen Blutkörperchen und die Milchdrüse zur Bildung des Milchzuckers.
Der erschwerte Zugang zu Glukose hat zur Folge, dass die Kuh hocheffektiv Zucker aus „minderwertigen“ Vorstufen oder Resten der mikrobiellen Verdauung neu aufbauen muss. Dabei nutzt die Kuh vor allem das Propionat, welches bei der normalen Vergärung von Zucker und Stärke im Pansen entsteht. Aber auch Milchsäure (Laktat), die über die Pansenzotten aus dem Vormagen abgezogen wird, kann gut zum Aufbau von Zucker genutzt werden. So ist eine Hochleistungskuh heutzutage in der Lage, 3,5 bis 4 kg Glukose pro Tag aus einfachen Vorstufen neu aufzubauen und diese den Geweben zur Verfügung zu stellen, die ohne Zucker nicht auskommen können.

Knappe Zuckerbilanz

Auch wenn die Rate an neu gebildetem Zucker zunächst erstaunlich hoch erscheint, zeigt der Blick auf den Zuckerbedarf, wie knapp dies bei den heutigen Milchleistungen zur Bedarfsdeckung ausreicht. So benötigt die durchschnittliche gesunde Kuh nur 290 bis 380 g Zucker pro Tag für die Erhaltung der lebenswichtigen Funktionen (Gehirn- und Nervenfunktion, Blutzellen), solange die anderen Gewebe auf andere Brennstoffe wie Fett zurückgreifen können. Jedoch werden für die Milchbildung 70 bis 75 g Zucker je Kilo Milch benötigt. Aus Glukose wird in der Milchdrüse der Milchzucker (Laktose) gebildet. Laktose ist dabei nicht nur wertvolle, schnelle Energie für das Kalb, sondern auch wichtig, um Milch überhaupt flüssig und somit melkbar zu machen, da sie Wasser in das Innere der Alveole nachzieht. Die Menge des verfügbaren Zuckers bestimmt also entscheidend die Menge der überhaupt erzielbaren Milchmenge. Bei einer Kuh mit einer Tagesleistung von 50 kg Milch sind somit mindestens 3,5 kg Glukose pro Tag zur Milchzuckerbildung nötig. In Summe mit dem Erhaltungsbedarf kann dies schnell zum vollständigen Verbrauch der täglichen Zuckerneubildung führen. Dabei ist zu bedenken, dass diese Zuckerbilanz nur ausgeglichen ist, wenn die Kuh auch ausreichend frisst. Bekanntlich haben Kühe in den ersten Wochen der Laktation noch nicht ihre volle Futteraufnahme erreicht, während die Milchleistung oft schon sehr schnell auf den Leistungspeak ansteigt. Dies führt zu einer negativen Bilanz und die Kuh muss auf Reserven zurückgreifen (Abbildung 1).

Schwere Zeiten

Reichen die Futteraufnahme und die Kapazitäten der Leber zur Zuckerneubildung nicht aus, könnte die Kuh auf Zuckerspeicher und andere Bausteine zurückgreifen. So ist bei der Kuh, wie bei anderen Tieren auch, die Leber in der Lage, Zucker in der Speicherform Glykogen einzulagern. Allerdings sind hier maximal 300 g Glukose eingelagert, mit denen die Kuh höchstens einen Tag ihren Erhaltungsbedarf decken kann. Stattdessen kann die Rinderleber in begrenztem Maß auf Laktat aus dem Muskelstoffwechsel und in kleinsten Mengen auch auf Aminosäuren und Glyzerin aus dem Fettabbau zurückgreifen. Diese Quellen scheinen nach aktuellem Forschungsstand aber keinen wesentlichen Beitrag zu leisten.

Treibstoff der Abwehrzellen

Besonders problematisch wird die Lage der Hochleistungskuh, wenn die körpereigene Infektionsabwehr gefordert wird. Hier zeigt sich, dass eine starke experimentelle Alarmierung des Immunsystems, beispielsweise durch die Toxine von Kolibakterien, einen Anstieg des Glukoseverbrauchs um 1 kg pro Halbtag für die Aktivierung der weißen Blutkörperchen zur Folge hat. Wenn man bedenkt, dass eine solche Reaktion mit starkem Unwohlsein, Fieber und beginnendem Kreislaufschock einhergeht, wird klar, dass die Futteraufnahme der kranken Kuh deutlich absinkt. Die Folge sind Stoffwechselentgleisungen wie die Ketose und deutliche Leistungsrückgänge.
Befindet sich das Abwehrsystem hingegen längere Zeit in einem mittleren Alarmniveau, geht es der Kuh möglicherweise nicht sichtbar schlecht. Dennoch bleibt die Futteraufnahme infolge des Unwohlseins zu niedrig und der Zuckernachschub aus der Leber reicht nicht aus, um den erhöhten Bedarf der Abwehrzellen und der hohen Milchleistung zu decken. Gerade in der Frühlaktation reagiert die Kuh aber nur auf starke Einflüsse mit sinkender Milchleistung. Mittelgradige Störungen reichen oft nicht aus, die genetisch programmierte Leistung zu dämpfen, und die negative Energie- und Zuckerbilanz verschlimmert sich. Die Körperabwehr hat dann oft eine geringere Priorität bei der Zuteilung der Glukose, sodass die Immunzellen nur eingeschränkt arbeiten können und durch Abwehrschwäche Infektionskrankheiten entstehen.

Den Dünndarm füttern

In den vergangenen Jahren wurde zunehmend versucht, durch hohe Gehalte pansenstabiler Stärke in der Ration gezielt die Dünndarmverdauung zu nutzen und bestehende Grenzwerte zu hinterfragen. Kurzfristige Milchleistungssteigerungen sind dabei zwar zu erreichen, doch ist die Frage der Langzeitverträglichkeit noch offen. Nach bisherigem Kenntnisstand ist die Umwandlung der Durchflussstärke in Blutzucker mit 40 % eher wenig effizient und scheint auch auf tägliche Höchstmengen von gut 1 kg begrenzt zu sein. Zugleich besteht durch größere Mengen unverdauter Stärke, die den Mikroben des Dickdarms zugeführt werden, die Gefahr einer Dickdarmazidose, die gesundheitliche Probleme mit sich bringt.

Fazit

Als Wiederkäuer kann die Kuh kaum direkt den Zucker aus dem Futter aufnehmen. Sie steht hier immer in Konkurrenz zu den Pansenmikroben, von denen sie in vielen anderen Aspekten profitiert. Daher ist die Kuh besser als viele andere Tiere in der Lage, aus Vorstufen neuen Traubenzucker zu bilden und bestimmten Zellen zur Verfügung zu stellen, die nur Glukose als Energieträger verwerten können. Bei Hochleistungskühen ist die Versorgung dennoch nicht immer ausreichend und in Phasen verminderter Futteraufnahme drohen gefährliche Engpässe, die zu Abwehrschwäche und Krankheit führen können. Es wird daher weiterhin empfohlen, die Zufuhr von Zuckervorstufen aus dem Vormagensystem als den effektiveren Weg weiter zu optimieren. Die wichtigsten Grundlagen dafür sind eine hohe Futteraufnahme mit stabilem und schmackhaftem Grundfutter sowie eine balancierte Ration für eine optimal angepasste Mikrobenbesiedlung des Pansens.

Gezielte Ergänzungsfütterung von Kühen mit hohem Bedarf kann helfen, den Stoffwechsel im Gleichgewicht zu halten. Foto: Dr. Ole Lamp

Feine Unterschiede im Kostenmanagement

Die Kurzauswertungen des Landwirtschaftlichen Buchführungsverbandes geben Jahr für Jahr ein ungeschminktes Bild über die wirtschaftliche Situation der Betriebe wieder. Dort, wo eine ausreichende Anzahl von Betrieben vorhanden ist, unterscheidet die Kurzauswertung zwischen unterschiedlichen Größenklassen und auch zwischen den Kategorien wirtschaftlich erfolgreicher und abfallender Betriebe. Bei den Milchviehbetrieben steht eine ausreichend große Anzahl an Betrieben zur Verfügung, sodass diese im Weiteren näher analysiert werden können.

Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, wodurch sich die 25 % erfolgreich wirtschaftender Betriebe von den 25 % wirtschaftlich abfallender Betriebe unterscheiden, und zwar anhand von Zahlen aus der Buchführung, die „hart“ und belastbar sind. Dazu werden einige ausgesuchte Kennzahlen herangezogen (siehe Tabelle 1).

Blick auf die Eigentumsverhältnisse

Mit einer Ausnahme verfügen die erfolgreicheren Betriebe über mehr Eigentumsfläche als die weniger erfolgreich wirtschaftenden Betriebe. Spannend ist allerdings, dass die abfallenden Betriebe mehr Fläche hinzupachten, und zwar nicht nur, um die geringe Eigentumsfläche auszugleichen, sondern sogar darüber hinaus. Die weniger erfolgreichen Betriebe bewirtschaften über alle Größenklassen mehr Fläche als die besseren Betriebe. Liegt hier eine Verzerrung vor? Kann es eventuell daran liegen, dass die abfallenden Betriebe über das schlechtere Land verfügen? Dem scheint nicht so, denn die Erträge von Getreide und Ölfrüchten sind bei diesen Betrieben per se nicht schlechter als bei den besser aufgestellten Betrieben. Unterschiede sind jedoch festzustellen bei der Höhe des Spezialaufwandes. Je kleiner die Betriebe sind, desto höher fallen die Unterschiede aus. In der Größenklasse größer als 1.800.000 kg Milch sind die Unterschiede nur noch marginal. Am besten lassen sich die Unterschiede anhand der Tabelle 2 betrachten. Hier wurden der Durchschnitt der Betriebe auf eins gesetzt und die erfolgreicheren und weniger erfolgreicheren Betriebe in Relation gesetzt.

Weniger Kühe, aber mehr Leistung

Ebenfalls interessant ist, dass die erfolgreicheren Betriebe weniger Kühe melken als wirtschaftlich abfallende Betriebe, sie aber generell eine höhere durchschnittliche Milchleistung je Kuh generieren. Das heißt, dass außer in der obersten Größenklasse die gesamte verkaufte Milch zwischen beiden betrachteten Kategorien nahezu gleich ist, aber diese Milch mit weniger Hektaren erzeugt wird.
Große Unterschiede über alle Größenklassen finden sich beim Kapitaldienst wieder. Vor allem in den mittleren drei Größenklassen weichen die Zahlen gewaltig voneinander ab. Natürlich kann das im Einzelfall auch eine Momentaufnahme sein, zumal dann, wenn ein Betrieb massiv neu investiert hat. Aber interessant ist dann doch, dass die Investition in einen neuen Kälber- oder Kuhstall oder in ein neues Melkzentrum im Vergleich nicht zu einer so deutlichen Steigerung der Milchleistung geführt hat, dass man sich mit dieser zu den oberen 25 % erfolgreichen Betrieben hinarbeiten konnte.

Die Aufwendungen im Betrieb senken

Wenn man sich die Spalten „Erträge“ und „Aufwand“ in der Tabelle 2 genauer anschaut, dann stellt man fest, dass die Spanne zwischen den wirtschaftlich stärkeren und weniger starken Betrieben beim Aufwand deutlich größer ist als bei den Erträgen. Bei den Erträgen gibt es zumeist nur graduelle Unterschiede, beim Aufwand liegen die Unterschiede zum Teil schon im Bereich von 30 bis 50 %. Betriebswirtschaftlich ist hier somit der Hebel anzusetzen. Alle Betriebe befinden sich in einem Wettbewerbsmarkt, auf dem der Hauptertrag – Milch – von Handel und Molkereien vorgegeben wird. Ertragsseitig gibt es Möglichkeiten, zum Beispiel über eine höhere Milchleistung, aber die Möglichkeiten sind begrenzt. Der Spielraum auf der Aufwandseite ist dagegen deutlich höher. Folglich muss die Devise für die abfallenden Betriebe lauten: Kostenmanagement optimieren. Denn nur dann kann die Differenz beim Gewinn zu den erfolgreicheren Betrieben geschlossen werden. Beim Gewinn kumulieren sich die Unterschiede in einer Kennzahl, und die Unterschiede sind doch schon erschreckend groß. Aber nicht so sehr die Unterschiede geben zu denken, sondern vor allem die absolute Höhe. Wenn alle Betriebe gute bis sehr gute Gewinne erwirtschaften würden, käme man vielleicht zu der laxen Aussage: „Wäre schön, mehr zu haben, tut aber nicht not.“ Dem ist aber nicht so. Die abfallenden Betriebe haben nicht nur keinen ausreichenden Gewinn, sondern verbrennen noch Eigenkapital. Damit werden sie jeden Tag ärmer, obwohl die Betriebsleiter und -leiterinnen hart und lange arbeiten. Aber nicht nur die abfallenden Betriebe kämpfen um ihr Überleben, sondern auch der Durchschnitt der Betriebe. Auch diese Betriebe weisen vielfach einen zu geringen Gewinn aus mit Ausnahme von Betrieben in der Größenklasse von 1.201.000 bis 1.800.000 kg Milch. Wir haben somit nicht mehr unbedingt eine Dreiteilung im Bereich Erfolg, sondern nur noch eine Zweiteilung: erfolgreich wirtschaftende Betriebe und „übrige“.

Fazit

Wesentlicher Baustein für den wirtschaftlichen Erfolg des eigenen Milchviehbetriebes ist ein optimiertes Kostenmanagement. Die Kostenseite kann vom jeweiligen Betriebsleiter stärker beeinflusst werden als die Ertragseite. Auf der Kostenseite sind demnach die größten Unterschiede zwischen den wirtschaftlich 25 % erfolgreicheren und den 25 % abfallenden Betrieben zu finden. Interessant ist hier, dass bei den Positionen Strom, Heizstoffe und Wasser und auch bei Betriebsversicherungen sehr große Unterschiede zwischen den Gruppen auftauchen.

Über Afrikanische Schweinepest und Kupierverzicht

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Am 27. Januar 2022 fand zum zweiten Mal der Schweinetag Nord-Süd statt. Der Schweinetag Nord-Süd wurde von den vlf Schleswig/Flensburg, Nordfriesland, Ostholstein, Stormarn, dem Verein für Fachschulabsolventen Mölln und Bad Segeberg-Kaltenkirchen, dem Netzwerk Fokus Tierwohl sowie der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein gemeinsam gestaltet und erneut online angeboten. Auch dieses Jahr fand die Veranstaltung mit 150 Teilnehmern große Resonanz, die zum größten Teil aus der Praxis kamen. Die diesjährige Veranstaltung sorgte für mehr Klarheit bezüglich der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und präsentierte mit einem Praktikerbericht Erfahrungen zum Kupierverzicht.

Nach einer Begrüßung von Karin Müller, der Geschäftsführerin der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein, eröffnete Dr. Gabriele Wallner vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein die Veranstaltung. Dr. Wallner ist Referentin für Veterinärwesen und informierte über die Rechtsgrundlage zur ASP. Schwerpunkte waren das europäische und das nationale Tiergesundheitsrecht, die Konsequenzen eines ASP-Ausbruchs im Wild- und Hausschweinebestand, die Neubenennung der verschiedenen ASP-Zonen und die damit verbundenen Anforderungen zur Verbringung der Hausschweine. Des Weiteren stellte sie die verschiedenen Verfahren der ASP-Früherkennung vor. Das Verfahren 1 beinhalte eine kontinuierliche Untersuchung der Falltiere und regelmäßige amtliche Betriebskontrollen. Im Seuchenfall seien somit alle Voraussetzungen zur Verbringung der Tiere erfüllt. Das Verfahren 2 beinhalte keine kontinuierliche Untersuchung der Falltiere, jedoch regelmäßige amtliche Betriebskontrollen. Im Seuchenfall sei eine mindestens 15-tägige Untersuchung verendeter Tiere notwendig, um die Voraussetzungen zur Verbringung der Tiere zu erfüllen. Das Verfahren 3 beinhalte keine kontinuierliche Untersuchung der Falltiere und auch keine regelmäßigen amtlichen Betriebskontrollen. Im Seuchenfall sei somit mindestens eine amtliche Betriebskontrolle erforderlich und eine mindestens 15-tägige Untersuchung verendeter Tiere notwendig, um die Voraussetzungen zur Verbringung der Tiere zu erfüllen.

Die Biosicherheit im Betrieb

Als weiterer wichtiger Teil des Themas ASP folgte der Vortrag über Maßnahmen zur Verbesserung der Biosicherheit von Dr. Jürgen Harlizius, der bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen arbeitet und als Fachtierarzt für Schweine dem Team des Tiergesundheitsdienstes angehört. Dr. Harlizius informierte über die aktuelle Verbreitung der ASP, die Risiken der Einschleppungswege, über die nicht vorhandene Aussicht auf eine Impfung gegen ASP und die Notwendigkeit der Einhaltung der Schweinehaltungshygieneverordnung. Er präsentierte mit anschaulichen Bildern Umsetzungen zur Einfriedung, Hygieneschleusen und Kadaverlagerung aus der Praxis. Harlizius schloss seinen Vortrag mit dem Erfahrungsbericht über einen lettischen Schweinebetrieb ab, der einen ASP-Ausbruch verkraften musste. Es sei ein Vorzeigebetrieb unter anderem bezogen auf Tiergesundheit, Hygiene und ASP-Prävention. Das Besondere sei der schleichende und damit verschleierte Verlauf der ASP in dem Bestand gewesen. Der Einschleppungsweg der ASP konnte bislang immer noch nicht aufgeklärt werden. Die Aussage war, dass die ASP sich auch subklinisch zeigen und somit länger im Bestand unentdeckt bleiben kann. Somit seien klare hygienische Abgrenzungen zwischen verschiedenen Produktionszweigen notwendig, um die Seuche nicht unbemerkt weiterzutragen. Die Einfriedung des Geländes und die vor Wildschweinen sichere Lagerung von Futter und Stroh seien weitere wichtige Maßnahmen, die getroffen werden müssten.

Erfahrungen zum Kupierverzicht

Einen Themenwechsel nahm der Praktikerbericht über Erfahrungen zum Kupierverzicht von Jan-Hendrik Hohls vor. Er ist Landwirt aus der Lüneburger Heide und stellte seinen Betrieb mit 320 Sauen im teilgeschlossenen System vor. Seit 2017 ist sein Unternehmen Modell- und Demonstrationsbetrieb zur Verbesserung und Anreicherung der Haltungsumgebung. Sein Rezept für einen Ringelschwanz ist eine ganzheitliche betriebliche Ausrichtung hin zu mehr Tierwohl und Tiergesundheit und ein vor allem weizenreduziertes Futterkonzept für die Tiere. Zudem ist Hohls überzeugter Selbstmischer des Futters für seine Tiere. Die ganzheitliche betriebliche Ausrichtung beginne bei der Sau. Eine sogenannte Arena dient als Deckzentrum, seine Sauen ferkeln in 7,3 m2 großen Bewegungsbuchten ab und ziehen dort während einer vierwöchigen Säugezeit ihre Ferkel auf. Die erste Hürde für den Ringelschwanz sei die Zeit zwei bis vier Wochen nach dem Absetzen. Um den Ferkeln genug Ablenkung zu bieten, arbeitet er mit einer erhöhten Ebene in der Aufzucht, Kontaktgittern zu Nachbarbuchten, Strukturierung der Bucht und einer intensiven Tierkontrolle. Zudem erhalten die Tiere stark weizenreduziertes, grobes Futter und bekommen regelmäßig Haferkleie in Schalen angeboten. Hohls betonte, dass ein sogenannter Notfallkoffer mit Besonderheiten im Falle eines Beißausbruches nie fehlen dürfe, um die Tiere voneinander ab- und wieder auf ihre Umgebung zu lenken. Er nannte Beispiele wie das Anbieten von Baumwollseilen, Fischmehl, Jutesäcken und Ferkeltorf. Acht bis zwölf Wochen nach dem Absetzen sei wieder eine kritische Zeit erreicht, in der der Ringelschwanz gefährdet sei. Seine neuesten Projekte sind zum einen die Erweiterung seines Maststalles mit einem Außenauslauf und regelmäßiger Strohgabe und zum anderen der Bau eines Pigport5-Stalles. Jedoch betonte Hohls, dass der intakte Ringelschwanz herausfordernd und durch mehr Aufwand und Zeit teurer sei. Außerdem müssten finanzielle Reize für den Landwirt gesetzt werden, um dies realisieren zu können.

Schlusswort Schweinetag Nord-Süd

Das Abschlusswort des zweiten Schweinetages Nord-Süd übernahm dieses Jahr Thorsten Reimers, Landwirt, Schweinehalter und Vorstandsmitglied der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein. Er sprach die seit Corona andauernde berufszerstörende wirtschaftliche Situation der Schweinehalter an und lobte das Interesse der Praktiker an der Veranstaltung trotz der stark angespannten Situation. Im Namen des ganzen Teams des Schweinetages Nord-Süd bedankte er sich für die wertvollen Vorträge und freut sich auf den dritten Schweinetag Nord-Süd 2023.

Der Ringelschwanz verlangt ein abgestimmtes Betriebskonzept. Foto: Dr. Charlotte Grimberg-Henrici

Flächen- und Standortunterschiede berücksichtigen

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Im zeitigen Frühjahr werden die Grünlandflächen mit Pflegemaßnahmen für die neue Wachstums­periode vorbereitet. Doch nicht jeder Standort ist gleich. Die Pflege auf den Dauergrünlandflächen in der Marsch, im Moor, Hügelland oder auf sandigen Standorten des Mittelrückens können sich im Zeitpunkt und in der Intensität der notwendigen Maßnahmen durchaus unterscheiden. Das Ziel ist jedoch überall eine hohe Narbendichte mit wertvollen Futtergräsern.

Schleswig-Holstein zeigt mit den unterschiedlichen Bodeneigenschaften der Jungmoränenlandschaft im Östlichen Hügelland, der Altmoränenlandschaft auf der ­Geest, den nacheiszeitlich geprägten Sanderflächen der Vor­geest sowie der marin entstandenen Marsch unterschiedliche Bedingungen für das Graswachstum. Böden mit höheren Ton- und Schluffanteilen in der Marsch und im Östlichen Hügelland weisen eine größere Sorptionsfähigkeit und Nachlieferung von Pflanzennährstoffen aufgrund einer höheren Kationenaustauschkapazität (KAK) auf. Diese Böden haben aufgrund ihrer charakteristischen Porengrößenverteilung eine hohe nutzbare Feldkapazität (nFK), sodass das Wasserhaltevermögen höher und ein trockenheitsbedingtes Wachstumsdefizit potenziell geringer ist. Im Gegensatz dazu weisen die Böden mit hohem Sandanteil der Geest und Vorgeest eine vergleichsweise geringe KAK und nFK auf, können sich jedoch aufgrund der Grobporen und der damit verbundenen höheren Wärmeleitfähigkeit im Frühjahr schneller erwärmen. Wegen der hohen Niederschlagsmengen über die Wintermonate sind die Wiesen und Weiden in diesem Jahr, vor allem in den Niederungsregionen, später befahrbar als in anderen Jahren. Die sandigen Geest­standorte sind meist zuerst trocken genug für die Maßnahmen im Frühjahr. Moore und Anmoore sowie Marschböden erlauben die Pflege erst zu einem späteren Zeitpunkt. Auch auf den Betriebsflächen können die Bodeneigenschaften heterogen sein. Eine flächenspezifische Befahrbarkeit ist zu berücksichtigen, denn zu nasse Bodenverhältnisse bergen die Gefahr, mit Schleppen oder Striegeln die Maulwurfshaufen zu verschmieren und die Narbe zu schädigen.

Schleppen und Striegeln

Bevor Schleppe oder Striegel zum Einsatz kommen, sollten die Maulwurfshaufen oberflächlich gut abgetrocknet sein, damit Bodenverschmierungen bei der Maßnahme vermieden werden. Steht man vor der Wahl zwischen Schleppen oder Striegeln, ist das Striegeln zu bevorzugen, denn dieses regt die Bestockung der Gräser an und entfernt Gülleschleier und abgestorbenes Pflanzenmaterial von den jungen Trieben. Viele Striegel sind technisch sehr ausgefeilt, sodass eine Schleppe vielerorts gar nicht mehr nötig ist. Maulwurfshaufen werden beispielsweise durch eine Planierschiene vor den Striegelzinken beseitigt. Die Beseitigung der Maulwurfshaufen ist wichtig, um Futterverschmutzungen und schließlich die Azidosegefahr der Wiederkäuer zu umgehen. Weiterhin stellen Maulwurfshaufen Eintrittspforten für unerwünschte Kräuter und Gräser in den Bestand dar. Durch die Zinken wird auf dem Boden liegendes organisches Material aufgelockert und dadurch der Boden gelüftet.

Auch wenn verfilzte Narben, zum Beispiel durch ein großes Vorkommen der Gemeinen Rispe (Poa pratensis), vorliegen, ist unbedingt dem Striegel mit seinen zahlreichen Striegelzinken der Vorrang zu geben. Der Striegel sollte dann scharf eingestellt oder es sollte zweimal in diagonaler Richtung gefahren werden, um die häufig oberflächlich wurzelnden Pflanzen (Rispen, Moos et cetera) herauszuziehen. Bei Vorkommen von Nestern der Gemeinen Quecke (Elymus repens) ist beim Striegeln jedoch Obacht geboten. Gemeine Quecke verbreitet sich sehr hartnäckig unter anderem über unterirdische Ausläufer (Rhizome), die im Falle einer mechanischen Grünland­erneuerung auch aus Teilstücken von nur 2 cm Länge austreiben können. Diese Nester sollten deshalb beim Striegelgang umfahren werden. Die beim Striegeln entstehenden Lücken sollten unbedingt über eine Nachsaat geeigneter und möglichst empfohlener Arten und Sorten geschlossen werden.

Unterschiedliche Nachsaaten

Nachsaaten haben das Ziel, die vorhandenen Lücken in der Grünlandnarbe schnell zu beseitigen und einer Auflockerung der Grasnarbe vorzubeugen. In einer lückigen Grünlandnarbe ist schnell mit einer starken Ausbreitung unerwünschter Arten zu rechnen. Die Samen von Vogelmiere, Löwenzahn, Ampferarten und Gemeiner Rispe haben hier gute Keimbedingungen. Wegen der schnellen Jugendentwicklung enthalten die klassischen Nachsaatmischungen ausschließlich Deutsches Weidelgras (GV). Sie gewährleisten eine schnelle Keimung und Jugendentwicklung und können daher besser mit der Altnarbe konkurrieren, was die Entwicklungschancen der jungen Saat deutlich erhöht. Für moorige und anmoorige oder zeitweise staunasse Standorte ist es wichtig, dass sich die Nachsaatmischung aus M-Sorten zusammensetzt, also Deutsch-Weidelgras-Sorten mit geprüfter Mooreignung. Grasarten wie Wiesenrispe, Wiesenlieschgras, Straußgras oder Rotschwingel sind konkurrenzschwächer und werden zur Nachsaat allgemein nicht empfohlen. Qualitätsstandard-Mischungen zu Orientierung (siehe Tabelle) und aktuelle Sortenempfehlungen finden sich auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer unter https://www.lksh.de/landwirtschaft/gruenland/

Treten kleinere bis mittlere Lücken in der Narbe auf, können sie im Übersaatverfahren (zum Beispiel zusammen mit Dünger über Düngerstreuer) geschlossen werden. Ist der Lückenanteil über 15 %, empfiehlt sich eine Nachsaat mittels Nachsaat-Striegelkombination mit bodennaher Saatablage, wodurch ein höherer Nachsaaterfolg gewährleistet wird. Weiterhin sollte die Saat nach der Ausbringung Bodenschluss haben, der durch das Anwalzen gewährleistet wird. Der Bestand sollte bei einer Nachsaat möglichst kurz sein, damit die Konkurrenz der Altnarbe gering ist. Der Zustand und die Wüchsigkeit der Altnarbe sowie die nachfolgenden Witterungsbedingungen mit eventuell auftretenden Spätfrösten oder einer Frühjahrstrockenheit beeinflussen den Erfolg der Nachsaat in hohem Maße. Wichtig für die noch empfindlichen Keim- und Jungpflanzen ist eine ausreichende Wasserversorgung, sodass in den niederschlagsarmen Monaten im Sommer eine Nachsaat nicht geboten ist. Die Pflegemaßnahmen sollten mit dem Einsetzen des Schossens der Bestände abgeschlossen sein.

Die Entwicklung des Bestandes

Die Entstehung von Narbenlücken und die Abnahme der Pflanzendichte können verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich müssen die Standortgegebenheiten, die Nutzungsintensität und die botanische Artenzusammensetzung gut aufeinander abgestimmt sein. Eine suboptimale Anpassung führt unvermeidlich zu einer baldigen Verschlechterung des Narbenzustandes mit Lückenbildung und nachfolgender Verunkrautung. Doch auch wenn das Grünlandmanagement optimal durchgeführt wird, können externe und nicht zu beeinflussende Faktoren schnell zu Lücken führen: lang anhaltender Frost oder Überflutung, ausgeprägte Trockenheit und ebenso Schäden durch Tipula, Mäuse oder Wildschweine.

Generell wird der gute Zustand der Grünlandnarbe und damit der Erfolg der durchgeführten Grünlandpflege und der Nachsaat maßgeblich von der Art und Intensität der Folgebewirtschaftung beeinflusst, das heißt eine Anpassung der Nutzungsintensität an das Ertragsniveau des Bestandes fördert eine nachhaltig positive Narbenentwicklung. Da die Bodenbeschaffenheiten und somit die Wachstumsbedingungen sich von Fläche zu Fläche stark unterscheiden können, ist über die Wahl der richtigen Pflegemaßnahmen flächenspezifisch zu entscheiden.

Die Gemeine Quecke (Elymus repens) ist durch die vegetative Vermehrung über Rhizome hartnäckig und konkurrenzstark im futterbaulich genutzten Dauergrünland. Foto: Liesel Grün
Maulwurfshaufen können zur Futterverschmutzung beitragen und sollten beseitigt werden. Foto: Liesel Grün

Es wird leerer in den Kuhställen

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In der EU wurden Ende vergangenen Jahres noch 75,7 Millionen Rinder gehalten, aber binnen Jahresfrist wurde die Herde um gut 1 % abgestockt. Vor allem in Frankreich und Deutschland ist die Rinderhaltung zurückgegangen. Die Zahl der Milchkühe in der EU sank im Vorjahresvergleich um 317.000 Tiere, lediglich Irlands Milcherzeuger trotzen dem negativen EU-Trend.

Trotz gestiegener Erzeugerpreise für Fleisch und Milch haben die Landwirte in der Europäischen Union im vergangenen Jahr ihre Rinderbestände erneut abgebaut. Laut Daten des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) wurden im November beziehungsweise Dezember 2021 in den 27 Mitgliedstaaten insgesamt 75,65 Millionen Rinder gehalten; das waren rund 844.000 Stück oder 1,1 % weniger als im Vorjahr. Die Rinderherde ist damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren gesunken. Verantwortlich für den jüngsten Rückgang der Rinderhaltung in der Gemeinschaft war insbesondere die Entwicklung in den beiden größten Produktionsländern Frankreich und Deutschland.
In Frankreich ging der Bestand um 485.600 Tiere oder 2,7 % auf 17,33 Millionen Stück zurück; hierzulande sank die Rinderzahl um 262.200 oder 2,3 % auf 11,04 Millionen Tiere. Noch höhere Abnahmeraten zwischen 3 % und 4,1 % wurden aus Portugal, Ungarn und Rumänien gemeldet. Gemäßigter fiel der Bestandsabbau hingegen in Belgien, Dänemark und Spanien mit jeweils rund 1 % aus. In insgesamt neun EU-Ländern haben die Erzeuger jedoch ihre Rinderherden gegenüber 2020 aufgestockt und somit den Gesamtrückgang etwas abgemildert. Mit einem absoluten Zuwachs von fast 120.000 Tieren oder 1,8 % auf 6,65 Millionen Rinder zählte dazu Irland. Zudem setzt sich in Polen der Bestandsaufbau der Vorjahre mit einem Plus von 1,5 % auf 6,37 Millionen Tiere fort, wobei vor allem die Zahl an Färsen und männlichen Tieren für die Fleischerzeugung zulegte. Auch in Österreich wuchs die Rinderherde etwas, und zwar um 0,8 % auf 1,87 Millionen Stück. Die Niederlande verzeichneten ebenfalls ein kleines Plus von 0,4 % auf 3,71 Millionen Tiere, wozu das umfangreichere Aufkommen an Schlachtkälbern unter einem Jahr beitrug.

Etwas mehr Färsen

Bei einem Blick auf die einzelnen Tierkategorien in der gesamten EU zeigt sich, dass das Jungvieh unter einem Jahr binnen Jahresfrist einen Bestandsrückgang von 1,6 % aufwies. Dies war allerdings nur der um 7 % auf 5,51 Millionen gesunkenen Zahl an Jungtieren geschuldet, die für eine Schlachtung vorgesehen sind. Der Nachwuchs im Rinderbestand für andere Zwecke legte dagegen um 0,2 % auf 17,54 Millionen Stück zu. Der für die Fleischerzeugung in der nächsten Zeit mitentscheidende Bestand an männlichen Tieren zwischen ein und zwei Jahren wuchs gegenüber dem Vorjahr um 2,3 % auf 5,22 Millionen Tiere. Auch beim Nachwuchs der zukünftigen Kuhherde gab es leichte Zugewinne. So stieg die Zahl der nicht für die Schlachtung bestimmten Färsen im Alter von ein bis zwei Jahren um 0,6 % auf 8,61 Millionen; bei älteren Tieren blieb diese mit 4,02 Millionen Stück knapp unter dem Vorjahresergebnis.

Weniger Milchkühe

Bei der Milchkuhhaltung in der EU standen 21 Staaten mit gesunkenen Beständen lediglich sechs Länder mit Zuwächsen gegenüber. Insgesamt nahm der EU-Milch­kuhbestand gegenüber Dezember 2020 um 317.000 Tiere oder 1,5 % auf 20,22 Millionen Stück ab. Erneut waren Frankreich mit einem Minus von 2,5 % auf 3,32 Millionen und Deutschland mit einer Abstockung um 2,3 % auf 3,83 Millionen Tiere daran stark beteiligt. Zudem verringerten die polnischen Bauern ihren Milchkuhbestand deutlich, nämlich um 90.500 Stück auf 2,04 Millionen Tiere. Dagegen stockten die irischen Erzeuger ihre Milchkuhherde erneut spürbar auf, nämlich um 3,4 % auf 1,51 Millionen Stück. Auch in Tschechien, Bulgarien, Slowenien und Österreich nahmen die Bestände im Vorjahresvergleich etwas zu. Nach unten gingen die Bestandszahlen in der EU erneut auch bei den Mutterkühen, und zwar im Vorjahresvergleich um 245.000 oder 2,3 % auf 10,53 Millionen Stück. Aus Frankreich mit der hier größten Herde wurde ein Minus von 2,3 % auf 3,88 Millionen Tiere gemeldet, und in Irland ging es um 3,6 % auf 890.000 Stück nach unten. Unter den bedeutenderen Ländern mit Mutterkuhhaltung wurde nur in Portugal ein Bestandsplus verzeichnet, nämlich von 0,4 % auf 509.000 Tiere.

Talente in den Startlöchern

Am Sonnabend, 19. März, ­findet die traditionelle Frühjahrsauktion des Holsteiner Verbandes statt – und das schon zum 36. Mal. Die rund 30 Nachwuchspferde haben Geschäftsführer ­Roland Metz und sein Team sorgsam ausgewählt.

Es hat sich in den vergangenen Jahren etabliert, dass vielversprechende Dreijährige das Lot der ersten Auktion des Jahres bereichern. Und so werden sich auch zum Start des aktuellen Holsteiner-Auktionsjahres zehn Pferde im Freispringen präsentieren.

Die gerittenen Pferde sind zwischen vier und sechs Jahren alt und können nicht nur interessante Verwandtschaftsleistungen, sondern zum Teil auch schon Turniererfolge vorweisen. „Es ist uns gelungen, erneut ein sehr besonderes Lot von hoher Qualität zusammenzustellen. Mit von der Partie sind drei- bis sechsjährige Holsteiner, die eine Perspektive für den Spring- und Vielseitigkeitssport mitbringen“, betont Roland Metz.

Erstmalig werden die Auktionskandidaten am Sonnabend, 5. März, anlässlich des Stützpunktturniers in Elmshorn dem Publikum präsentiert. Von diesem Zeitpunkt an können die Pferde nach Absprache besichtigt und probiert werden, bevor die Abschlusspräsentation am 19. März um 10 Uhr beginnt. Zuschauer sind dazu herzlich willkommen, außerdem überträgt ClipMyHorse.tv live. Um 15 Uhr am Auktionstag läutet das Bid-up die finale Phase der Onlineversteigerung ein.

Die gesamte Kollektion ist mit Pedigrees, Foto- und Videomaterial auf holsteiner.auction zu begutachten. Alle Fragen rund um die Auktion und zu den Pferden selbst beantwortet Roland Metz unter rmetz@holsteiner-verband.de oder Tel.: 0171-4 36 46 51.

Wegbrechen von Exportmärkten befürchtet

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Beim Thema Einheitlichkeit der Handels- und Agrarpolitik im Zusammenhang mit den Zielen des Green Deal scheint es unter den Landwirtschaftsministern der Mitgliedstaaten doch kein so einhelliges Miteinander zu geben. Offenbar war der Optimismus, den Frankreichs Landwirtschaftsminister Julien Denormandie als amtierender Agrarratspräsident dazu in den zurückliegenden Wochen zur Schau stellte, etwas verfrüht. Zumindest stießen seine Entwürfe zu diesem Thema beim Agrarratstreffen am Montag in Brüssel nicht bei all seinen Kollegen auf Zuspruch.

Während eine Seite auf strikte Einhaltung der EU-Standards bei eingeführten Agrarprodukten pochte, warnten andere Delegationen vor der Gefahr handelspolitischer Gegenreaktionen. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski stellte indes klar, alle Einschränkungen müssten mit dem Handelsrecht der Welthandelsorganisation (WTO) im Einklang stehen. Denkbar sind für den Polen bestimmte Einzelmaßnahmen, wie ein Einfuhrverbot für Eier aus der Käfighaltung. Dabei wies Wojciechowski darauf hin, dass die EU eine positive Agraraußenhandelsbilanz habe. Im Jahr 2020 habe die Gemeinschaft einen Exportüberschuss von 62 Mrd. € verbucht. In den ersten neun Monaten von 2021 habe sich das Agrarhandelsplus auf 51 Mrd. € summiert. Es sei wichtig, diese Bilanz nicht durch voreilige Schutzmaßnahmen zu gefährden.

Vorgaben für Importprodukte

­Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erklärte, dass die Europäische Union in der Pflicht stehe, beim Thema ökologische Nachhaltigkeit auch weltweit voranzugehen. Dabei müsse aber darauf geachtet werden, dass eine Verlagerung von Umweltproblemen zulasten der europäischen Landwirte vermieden werde. Deutschland befürworte den Vorschlag Frankreichs einer stärkeren Kooperation mit Drittstaaten, so der Bundesminister.

Zu den Skeptikern gehörten unter anderem Schweden, Dänemark sowie Finnland und die Niederlande. Sie gaben zu bedenken, dass Vorgaben für Importprodukte schnell auch den Agrarexport der EU durch entsprechende Gegenreaktionen von Drittstaaten treffen könnten. Irlands Landwirtschaftsminister Charlie McConalogue, dessen Land in besonderem Maße von der Ausfuhr von Agrarrohstoffen und Lebensmitteln abhängt, zeigte sich zwar offen für eine Angleichung der Standards. Zugleich warnte aber auch er vor der Gefahr von Handelsrestriktionen von Drittstaaten. Laut McConalogue muss die EU zunächst die von der WTO erlaubten Möglichkeiten voll ausschöpfen.

Nachhaltigkeitsstandards setzen

Die schwedische Agrarressortchefin Anna-Caren Sätherberg bekräftigte die Forderung nach umfassenden Folgenabschätzungen, bevor es zu Einschränkungen im Außenhandel komme. Die Sozialdemokratin gab auch zu bedenken, dass nicht alle Drittländer den gleichen Entwicklungsstand hätten. Ärmere Staaten dürften handelspolitisch nicht benachteiligt werden. Spaniens Landwirtschaftsminister Luis Planas betonte, dass die EU bei Lebensmitteln die „größte Handelsmacht“ der Welt sei. Es gebe daher auch die Möglichkeit, handelspolitisch neue ökologische Nachhaltigkeitsstandards zu setzen. Belgien und Dänemark warnten derweil ausdrücklich vor den Folgen eines EU-Handelsprotektionismus. Dänemarks Landwirtschaftsminister Rasmus Prehn kann sich jedoch eine stärkere Kontrolle der Pflanzenschutzmittelrückstände bei eingeführten Erzeugnissen vorstellen.

Damit konnte Prehn bei den Delegationen von Polen, Tschechien und den drei baltischen Staaten – Estland, Lettland und Litauen– punkten. Diese forderten einhellig, dass die EU deutlich strenger als bislang auf die Einhaltung von Standards wie Höchstrückständen von Pflanzenschutzmitteln pochen sollte. Die polnische Delegation machte zudem Druck, was den CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) angeht. Warschau will, dass dieser nicht nur bei Industrieprodukten Anwendung findet, wie es die Kommission zunächst für Düngemittel oder Beton beabsichtigt, sondern auch für landwirtschaftliche Erzeugnisse eingeführt wird.age

Lernen im Wohnzimmer

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Baff-Qualifizierung digital

Auch die Qualifizierung zur Büroagrarfachfrau (Baff), die im ­Oktober 2021 zum 37. Mal ­startete, läuft inzwischen aufgrund der Corona-Beschränkungen digital. 24 Teilnehmerinnen sind insgesamt dabei und ­verfolgen die Seminare nun zu Hause vor dem Computer. Im Herzogtum Lauenburg haben sechs junge Frauen aus der Not eine Tugend gemacht. Sie treffen sich jede Woche bei Elena ­Körting in Wangelau.

W enn sich die Mitglieder der kleinen Lerngruppe auf den Weg machen, gehören nicht nur Block und Kuli in die Tasche, sondern auch Obst, Snacks und Getränke. Denn wenn sich die angehenden Baffs mit Themen wie allgemeinem Vertragsrecht, Steuern oder Cross-Compliance beschäftigen, soll es auch gemütlich sein. Elena Körting verwandelt für diese Tage ihr Wohnzimmer in einen kleinen Seminarraum. Über einen Beamer wird der digitale Unterricht auf eine große Leinwand übertragen, sodass alle die Ausführungen der Referenten gut verfolgen können.

Dabei kannten sich vor der Qualifikation nur zwei der sechs Frauen. „Zum Glück haben wir uns anfangs, als es noch Seminare in Präsenz gab, alle in Neumünster getroffen und in der Vorstellungsrunde kennengelernt“, sagt Jana Siemers. Mit einem Lächeln fügt sie hinzu, dass ja auch das Netzwerken ein wichtiger Effekt der Ausbildung sei. Das hat bestens geklappt, denn als es hieß, es geht ins „Homeoffice“, bot Elena Körting ihren „Seminarraum“ an. Seitdem fahren Laureen Thielsen, Sandra Mund, Franka Piehl, Jennifer Ohle und Jana Siemers von Siebeneichen, Dalldorf, Schulendorf und Fuhlenhagen in Fahrgemeinschaften nach Wangelau. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Berufen, arbeiten in der Beratung für den Gewässerschutz, beim Jobcenter oder als Arzthelferin. „Wir sind alle mit Landwirten verheiratet“, sagt Jana Siemers. Und so ist auch die Motivation ähnlich: „Wir wollen mitreden können auf dem Hof und wissen, was im Büro alles erledigt werden muss“, fasst Elena Körting zusammen. So sitzen sie an den Seminartagen vor der großen Leinwand und beschäftigen sich jeweils von 9.30 bis 15 Uhr mit Hit-Datenbanken, Erb- und Steuerrecht, Notfallordner oder Sozialversicherungsrecht. „Die Seminare geben einen guten Einblick in die verschiedenen Bereiche und die Referenten sind super engagiert und gehen auf Fragen ein“, lobt Elena Körting. Trotzdem sei es gut, in einer Lerngruppe zu sein. Das Steuerrecht zum Beispiel sei ziemlich komplex. In der Gruppe habe man die Chance, sich gegenseitig zu helfen oder in der Mittagspause ein schwieriges Thema noch mal gemeinsam zu besprechen.

Das kompensiere die fehlende Möglichkeit, sich live in Neumünster zu treffen, „aber vor Ort hätte es uns noch besser gefallen“, sind sich die Frauen einig. Bis Ende März werden sie sich weiter jede Woche in der Lerngruppe treffen. Sie hoffen, dass die Zertifikate für die Qualifikation, die Landwirtschaftskammer und LandFrauenverband gemeinsam anbieten, vielleicht bei einer Präsenzveranstaltung überreicht werden können. „Das wäre auf jeden Fall super“, sind sich die Baff-Aspirantinnen einig.

N-min-Werte auf durchschnittlichem Niveau

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Die Ergebnisse der ersten Messung des Nitratmessdienstes in diesem Frühjahr liegen vor. Wie im vergangenen Jahr liegen die gemessenen Nmin-Werte auf einem durchschnittlichen Niveau. Die aktuellen Ergebnisse können genau wie betriebseigene Analyse­ergebnisse für die rechtskonforme N-Bedarfsermittlung nach Düngeverordnung herangezogen werden.

Jährlich werden in den verschiedenen Naturräumen Schleswig-Holsteins Ackerflächen für die Ermittlung der Nmin-Bodengehalte beprobt. Die Beprobungsflächen setzen sich aus Schlägen der Versuchsstationen der Landwirtschaftskammer und des Versuchsfeldes Lindenhof der Fachhochschule Kiel zusammen. Hinzu kommen Praxisflächen landwirtschaftlicher Betriebe, die zum größten Teil bereits langjährig durch zuverlässige Probennehmer untersucht werden. Die Landwirtschaftskammer bedankt sich ausdrücklich bei den teilnehmenden Praxisbetrieben, der Fachhochschule Kiel sowie den Probennehmern für die Zurverfügungstellung der Flächen und Anbaudaten sowie für die gute Zusammenarbeit.
Die Düngesaison kann grundsätzlich nach Ablauf der Sperrfrist ab dem 1. Februar beginnen. Trotz der milden Temperaturen liegen oftmals wassergesättigte Böden vor, sodass nach derzeitigen Prognosen keine präzisen Aussagen für den Vegetations- und Düngestart gemacht werden können. Daneben ist mit Einführung der Düngeverordnung (DÜV) 2020 ein generelles Düngeverbot für stickstoff-/phosphathaltige Düngemittel wie Mineraldünger, flüssige Wirtschaftsdünger, Festmist, Kompost, Bodenhilfsstoffe, Kultursubstrate, Pflanzenschutzmittel und weitere auf gefrorenem Boden zu beachten, was je nach Wetterlage den Düngestart nach hinten verlagern könnte. Um den N-Bedarf vor einer Düngemaßnahme korrekt zu ermitteln, müssen die Nmin-Werte des Bodens mit in die Berechnung einfließen. Anzuwenden sind in den Ackerkulturen die erhobenen Gehalte aus einer Bodentiefe von 0 bis 90 cm. Neben dem Bedarf an N muss dieser auch für Phosphat schriftlich dokumentiert zur Düngung vorliegen. Die hier veröffentlichten Werte können für die Düngebedarfsermittlung für Winterkulturen herangezogen werden, wenn keine eigenen Proben auf den Betrieben vorliegen. In den kommenden Wochen werden die Nmin-Werte für die Düngebedarfsermittlung von Sommerkulturen durch eine zweite Beprobung erhoben. Die Testflächen werden bei der Düngung ausgelassen, damit die Mineralisierung von N im Zeitverlauf dargestellt werden kann. Dafür werden diese Probefenster entweder mit Folien abgedeckt oder die Exakttechnik wird abgeschaltet. Die Proben werden von Flächen aus den Naturräumen Östliches Hügelland, ­Geest und Marsch gezogen und sollen dabei die standorttypischen Fruchtfolgekombinationen unter aktuell praxistypischen Bedingungen abbilden.

Witterung 2021: Oft nass und kalt

Bodentemperatur und Niederschlag haben einen erheblichen Einfluss auf den N-Kreislauf im Boden. Um einen Eindruck der Entwicklung dieser Parameter im Verlauf des vergangenen Jahres zu gewinnen, sind diese in Übersicht 1 dargestellt. Wie in den vergangenen Jahren bilden die sechs Wetterstationen in Elpersbüttel, Kiel, Leck, Lübeck, Quickborn und Schleswig hierfür die Datengrundlage. Die Mittelwerte für Niederschlag und Bodentemperatur im Jahresverlauf 2021 sowie die jeweiligen langjährigen Durchschnittswerte sind abgebildet. Der jeweils höchste und niedrigste Niederschlag der sechs Messpunkte ist dargestellt, um auch die Schwankungen der Niederschlagsmengen zwischen den Stationen aufzuzeigen.
Der Gesamtniederschlag liegt mit 789 mm nah dem langjährigen Mittel (820 mm) für Schleswig-Holstein. Vom Februar bis zum Ende des Aprils sorgten niedrige Niederschlagsmengen für ein trockenes Frühjahr. Der Mai zeigte insgesamt ungewöhnlich hohe Niederschlagswerte, verbunden mit unterdurchschnittlichen Bodentemperaturen. Die Sommermonate liegen etwa auf durchschnittlichem Niveau, die Wintermonate tendenziell etwas darunter, wodurch zum Teil auch noch regionale Wasserdefizite bestehen. Auffällig sind die großen Schwankungen zwischen den Messstationen besonders in der Jahresmitte, die zeigen, dass es regional in Abhängigkeit von der Verteilung von Stark- und Dauerregenereignissen zu sehr verschiedenen Verteilungen des Niederschlags gekommen ist. Die Messstation Itzehoe kommt zum Beispiel für den betrachteten Zeitraum auf annähernd 1.000 mm Niederschlag, Lübeck auf zirka 615 mm. Kiel und Elpersbüttel liegen mit 727 mm und 690 mm ebenfalls unter dem Schnitt, Quickborn (845 mm), Schleswig (825 mm) und Leck (830 mm) auf durchschnittlichem Niveau.

Nmin in der Bedarfsermittlung

Werden keine betriebseigenen Nmin-Analysen auf den Betrieben gezogen, können die Ergebnisse des Nitratmessdienstes genutzt werden. Hierzu sind aus den Übersichten der passende Naturraum und die passende Fruchtfolgekombination für die Ermittlung des N-Bedarfes der auf dem Betrieb angebauten Kultur zu wählen. Bei deutlich abweichender Bodenart können im Einzelfall zudem Ersatzwerte aus angrenzenden Naturräumen verwendet werden. Die Angaben zur organischen Düngung im Vorjahr dienen einer besseren Einordnung der Testflächen, um passende Repräsentativwerte heranzuziehen. In den Übersichten 2 bis 6 sind die Ergebnisse nach den für Schleswig-Holstein typischen Naturräumen aufgeteilt dargestellt, wobei der Landschaftsraum Östliches Hügelland zusätzlich in den nördlichen, mittleren und südlichen Landesteil unterteilt wurde. Die Ergebnisdarstellung für die Naturräume erfolgt in kg Nmin/ha (Summe aus Nitrat und Ammonium) für die einzelnen Bodenschichten und in Summe (0 bis 90 cm). Neben der Datengrundlage des Nitratmessdienstes können auch Nmin-Analyseergebnisse der zuständigen Wasserschutzgebietsberatung sowie der vor Ort tätigen Grundwasserschutzberatung zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie herangezogen werden.

Unterschiede in den Naturräumen

Betrachtet man die Übersichten 2 bis 6, wird deutlich, dass die einzelnen Flächen und Fruchtartkombinationen Schwankungen in der Höhe des Nmin-Wertes zeigen. Eindeutige Aussagen in Abhängigkeit von organischer Düngung lassen sich nicht direkt ableiten. Tendenziell scheinen bei Vorfrucht Winterraps und Leguminosen in einigen Naturräumen vereinzelt höhere Nmin-Werte vorzuliegen. Im Mittel wurden im Östlichen Hügelland in diesem Jahr 35 kg Nmin/ ha ermittelt, wobei die Werte in jedem Teil standortspezifischer Schwankungen ausgesetzt gewesen sind. Auf der ­Geest liegen die Werte im Mittel bei 18 kg Nmin/ha und in der Marsch bei 55 kg Nmin/ha (Übersicht 7). Dabei macht der Ammoniumgehalt am Nmin-Wert nur einen geringen Anteil aus. Die Ammoniumgehalte liegen im Mittel aller Flächen und Naturräume bei 7 kg NH4-N/ha in 0 bis 90 cm Bodentiefe. Vorläufige N-Bedarfsermittlungen, welche mit den langjährigen Nmin-Mittelwerten geplant wurden, sind durch die aktuellen Werte zu aktualisieren, sofern der gemessene Wert mindestens um +/– 10 kg Nmin abweicht. Betrachtet man Übersicht 7, wird deutlich, dass diese Anpassung vermehrt in den Naturräumen Marsch und Östliches Hügelland vorgenommen werden könnte.

Smin-Werte durchschnittlich

Im Rahmen der Bodenanalysen wurden in der ersten Messung neben den düngeverordnungsrelevanten Nmin-Werten auch die Schwefelgehalte in Form von Sulfat (SO42-) des Bodens in den unterschiedlichen Naturräumen ermittelt. In Übersicht 8 sind die Durchschnittswerte vergleichend zu den Vorjahren aufgeführt. Prinzipiell unterliegt Schwefel ähnlichen Mineralisations- und Verlustprozessen über das Sickerwasser wie Nitrat. Ähnlich wie die Nmin-Werte liegen auch die Smin-Werte in allen Naturräumen auf einem moderaten Niveau. Aufgrund der Lokalisation des Schwefels erst in tieferen Bodenschichten sollte im Rahmen der Andüngung neben N auch besonderes Augenmerk auf S gegeben werden! Es empfehlen sich 20 bis 30 kg S/ha zu Getreide und 30 bis 50 kg S/ ha zu Winterraps. Um nicht in eine durch Schwefelmangel induzierte N-Sperre zu geraten, sollte die Schwefeldüngung vornehmlich in der ersten Gabe platziert werden, um die Pflanzen bis zur Erschließung der tieferen Bodenschichten gesichert mit Schwefel versorgen zu können. Konkrete Empfehlungen zur Andüngung der Getreidebestände finden sich in einem weiteren Artikel zur Düngung von Wintergetreide. Die Ergebnisse der zweiten Nmin-Messung folgen im März, die im Wesentlichen für die N-Andüngung der Sommerungen genutzt werden können.

Fazit

In einer düngeverordnungskonformen N-Bedarfsermittlung müssen Nmin-Werte verpflichtend als Abschlag angesetzt werden. Sollte der N-Bedarf noch nicht ermittelt worden sein, muss dies auf alle Fälle aufgrund der CC-Relevanz vor der Düngung durchgeführt werden. Die diesjährigen Nmin-Ergebnisse liegen auf einem mittleren Niveau.

Vor allem in diesem Jahr ist es wichtig in besonderen Kulturkombinationen, wie zum Beispiel Wintergerste nach Ackerbohnen, Düngefenster während der Vegetation zu beobachten, um die N-Lieferung besser einzuschätzen. Foto: Henning Schuch