Nein, es geht hier nicht um den Kakaobaum, der gedeiht in unseren Breiten nach wie vor nur im Tropenhaus. Aus den Pflanzen, die im Folgenden vorgestellt werden, lässt sich also leider keine Schokolade herstellen. Was sie auszeichnet, ist ihr Duft . . . fein oder kräftig nach Zartbitter, Vollmilch oder anderen Schokoladenaromen. Schokofans können sich einen ganzen Gartenwinkel mit niedrigen bis hohen Stauden, Einjährigen und Kletterpflanzen anlegen.
Die aus Nordamerika stammende Berlandiera lyrata hat gar keinen anderen deutschen Namen als: Schokoladenblume. Die mehrjährige Staude kann gut 1 m hoch werden. Ihre gelben, einfachen Korbblüten, die sich ab Juni zeigen, duften unverkennbar nach Milchschokolade. Die aus den Bergen Nordamerikas stammende Berlandiera braucht einen sonnigen bis höchstens halbschattigen Standort, in der Sonne ist der Blütenduft ausgeprägter. Trockenheit verträgt die Schokoladenblume recht gut, Staunässe dagegen gar nicht, insbesondere im Winter muss sie vor Durchnässung geschützt werden. Leichte bis mäßige Fröste übersteht die Staude. In kälteren Gegenden empfiehlt es sich, sie im Herbst auszugraben und geschützt im Kübel bei maximal 5 °C zu überwintern.
Ebenfalls aus dem südlicheren Nord- und Mittelamerika stammt der Korbblütler Verbesina encelioides, auch unter dem mexikanischen Namen Anil de muerto bekannt. Die einjährigen Pflanzen werden 0,5 m hoch, ihre Blüten erinnern an kleine Sonnenblumen und duften von Ferne fruchtig, aus der Nähe kräftig schokoladig. Das Kraut wird auch medizinisch gegen (Hals-)Entzündungen und bei Fieber gebraucht. Auch Anil de muerto wächst am besten an einem warmen, sonnigen Standort auf durchlässigem Boden. Trockenheit bekommt den Pflanzen besser als zu viel Nässe. An ihnen zusagenden Plätzen kommen sie durch Selbstaussaat wieder.
Die Blüten der Schokoladenkosmee (Cosmos atrosanguineus) – auch sie wird manchmal schlicht als „Schokoladenblume“ bezeichnet – leuchten in einem dunklen, fast schon schwärzlichbraunen Rot. Dementsprechend erinnert ihr Duft tatsächlich nicht an helle Vollmilch-, sondern an dunkle Zartbitterschokolade. Auch die Schokoladenkosmee stammt aus Mexiko und braucht einen sonnigen Standort und nährstoffreichen Boden, wo sie zuweilen von Juli bis in den Oktober hinein blüht. An milden Standorten oder mit geeignetem Winterschutz kann diese Kosmeenart auch überwintern und mehrjährig gedeihen. Größere Pflanzen lassen sich dann durch Teilung vermehren.
Rot ist ebenso die Blütenfarbe der Samtbartnelke (Dianthus barbatus) ‚Atropurpureus‘. In diesem Fall ist es ein Purpurrot, mit dem sich die langlebigen Blüten schmücken, die sich durch einen zarten Schokoladenduft auszeichnen. Wie alle Bartnelken eignet sich auch diese Sorte gut als Schnittblume und hält sich in der Vase bis zu mehreren Wochen. Als alte Bauerngartenpflanze mögen Bartnelken nährstoffreichen Boden und sonnige Standorte, sind ansonsten aber sehr unkompliziert. Sie werden im Juli ausgesät und blühen im Frühsommer des Folgejahres. Bartnelken sind nicht sehr langlebig, versamen sich aber gerne selbst, wobei durch Verkreuzungen allerdings der spezifische Sortenduft verloren gehen kann.
Schwarzwurzeln ergeben nicht nur ein feines Gemüse, sondern nach Überwinterung treiben sie im zweiten Jahr Blütenstängel mit sonnengelben, an Löwenzahn erinnernden Korbblüten, und … ja klar, auch sie duften nach Schokolade. Schwarzwurzeln sind ganz frosthart, die Überwinterung auf dem Beet gelingt aber nur dort zuverlässig, wo es keine Wühlmäuse gibt. Notfalls oder sicherheitshalber kann man die Wurzeln auch ausgraben und in einer mäusesicheren Erdmiete oder in feuchtem Sand im kühlen Keller (oder einer Garage) überwintern und nach beginnendem Austrieb im Frühjahr am gewünschten Platz einpflanzen.
Nach ihrem Duft benannt wurde auch die Bartiris (Iris barbata elatior) ‚Chocolate‘. Schon das dunkle Rotbraun der unteren Blütenblätter erinnert an Schokolade. Unverwechselbar ist aber der Schokoladenduft des kupferfarbenen Bartes, ein dunkler, etwas herber Geruch, hier also eher wieder zartbitter. Auch die Bartiris mag es sonnig und im Sommer trocken. Der Boden sollte nährstoffreich und gerne lehmhaltig, aber nicht überdüngt sein. Die Rhizome dürfen nicht zu tief gepflanzt und im Winter nicht abgedeckt werden. In kalten Regionen empfiehlt sich ein etwas geschützter Standort etwa vor einer Mauer oder Hauswand.
Und damit sind wir bei den Kletterkünstlern angelangt. Viel Platz, um sich auszubreiten, braucht Akebia quinata, der Schokoladenwein – eine hohe Mauer oder Hauswand mit einem stabilen Rankgitter ist ideal. Von Bäumen sollte man den kräftigen Schlinger, der 6 bis 10 m hoch ranken kann, fernhalten, denn er kann sie mit seinen kräftigen Trieben zum Absterben bringen. In Österreich gilt der dort verwilderte, ursprünglich aus Ostasien stammende Schokoladenwein deshalb als aggressiver Neophyt. Akebien lieben warme, sonnige Standorte, sind aber bis mindestens –10 °C ganz winterhart. Bei niedrigeren Temperaturen sollte man den Wurzelbereich sicherheitshalber mit Reisig oder Laub schützen.
Der Name „Schokoladenwein“ bezieht sich auf die Blüten im April bis Mai, die leicht süß duften, aber auch schon ihrer außergewöhnlichen Form wegen ein Hingucker sind. Akebien sind einhäusig, tragen also getrenntgeschlechtliche Blüten – violettbraun die weiblichen, rosafarben die etwas kleineren, männlichen. Nach ausreichend warmen Sommern kann man im Herbst als kulinarischen Höhepunkt die 5 bis 10 cm langen, im reifen Zustand blauvioletten Früchte ernten, deren geleeartiges, weißes Fruchtfleisch süß schmeckt und in Asien als Delikatesse gilt.
Mit einem hohen Zaun, einer Mauer mit Rankhilfe oder einer Pergola nimmt die Clematis montana ‚Wilsonii‘ vorlieb. Ja, es gibt sogar eine Clematissorte, deren Blüten nach Schokolade riechen! Den – im Unterschied zur rosa blühenden Art Clematis montana – reinweißen Blüten sieht man es gar nicht an, aber wenn man die Nase hineinsteckt, duften sie unverkennbar nach Vollmilchschokolade. Die ‚Wilsonii‘ blüht etwas später als die Art, ungefähr im Mai. Wie jede Clematis braucht sie ein Spalier oder Ähnliches als Kletterhilfe, ausreichend feuchten Boden und einen beschatteten Fuß, aber vor allem zur Blütezeit einen sonnigen Kopf. Ein jährlicher Rückschnitt nach der Blüte schützt vor Verkahlung im unteren Bereich.
Der feuchteste Platz im Schokobeet gebührt der Schokominze, Mentha piperita ‚Chocolate‘, denn sie braucht wie alle Minzen einen ausreichend feuchten, dabei aber sonnigen Standort, um reichlich ätherische Öle zu entwickeln. Wuchs, Blatt und Blüte ähneln der Pfefferminze, von der die Sorte abstammt. Nicht die blassrosa Blüten im Hochsommer, sondern die dunkelgrünen Blätter duften beim Zerreiben nach Pfefferminzschokolade.
Wie auch andere Minzen wandert die Schokoladenminze gerne durch den Garten. Ideal ist ein Standort, an dem sie damit nicht lästig fällt. Andernfalls muss man störende Ausläufer ausgraben und am gewünschten neuen Standort einpflanzen. Oder die Minze in einen Topf sperren, beispielsweise auch auf dem Balkon, wo man sie gleich auf Nasenhöhe halten kann. Im Topf oder Blumenkasten gezogene Minze braucht nicht nur ausreichend Gießwasser, sondern auch jedes Frühjahr frische Erde. Sonst drohen Bodenmüdigkeit und Rostkrankheiten.
Neben Berlandiera und Minze lassen sich auch Schokoladenkosmee und Bartnelke gut in Töpfen oder Kästen auf dem Balkon ziehen. Bartnelken sind auch im Kübel oder Kasten relativ winterhart, die Schokokosmee braucht im Topf ähnlich wie die Berlandiera einen kalten, aber frostfreien Überwinterungsplatz. Im Freiland kann man die Rhizome wie Dahlienknollen ausgraben und in einem kühlen Raum überwintern. Auch die Clematis gedeiht gut im Kübel, der allerdings im Winter bei stärkeren Frösten gut mit Säcken oder Ähnlichem eingepackt werden sollte. Bei der Auswahl des Standorts und der Positionierung des Spaliers ist zu beachten, dass die Clematis ihre Blüten zur Sonnenseite hin ausrichtet.