Sie werden bei Login in den Shop auch automatisch auf der Bauernblatt-Website eingeloggt und können sich dann zukünftig mit dem gleichen Passwort auf beiden Websites anmelden.
Im Kalender des Agrarausschusses stand am ersten Januarwochenende, wie bereits in den vergangenen Jahren, ein besonderer Termin. An diesem Wochenende findet immer das Klausurwochenende statt, in diesem Jahr in Weissenhäuser Strand. Um eine nicht ganz so willkommene Tradition beizubehalten, musste die Anreise auch zu dieser Klausur wieder bei Schneegestöber und glatten Straßen bewerkstelligt werden, was zu einigen Verzögerungen führte.
Neben dem Agrarausschuss waren sowohl Mirco Engelbrecht als Vertreter des Landesverbandes als auch Fehmke Dallmeier-Tießen als ausscheidende Agrarreferentin vor Ort. Auch Dr. Susanne Werner war als angehende Vertretung und Ansprechpartnerin für den Agrarausschuss anwesend, um die Jahresplanung 2025 anzugehen und die Aufgabenverteilung für alle bevorstehenden Veranstaltungen zu besprechen.
Verteilen der Zuständigkeiten
Ein intensives Kennenlernen in geselliger Runde durfte in dieser Konstellation auf keinen Fall zu kurz kommen und so konnten sich alle Beteiligten im Zuge der Veranstaltungen in entspannter Atmosphäre untereinander austauschen, ehe es an die Verteilung der Zuständigkeiten ging. An diesem Punkt wurde allen Beteiligen klar, wie viele Termine innerhalb des kommenden Jahres zu berücksichtigen und zu planen sind. Hierzu zählen etwa die Agrarexkursion im Herbst, die Sommeragrarexkursion oder die vielen Agrarausschusstreffen. Auf der Agenda standen weiterhin der Arbeitskreis Agrar des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL), der dreimal im Jahr tagt, sowie die Erntekronenübergaben, die gemeinsam mit den Kreislandjugendverbänden vorbereitet werden müssen. Insgesamt gab es 40 Aufgabenbereiche zu vergeben. Diese wurde gleichmäßig auf das Sprecherteam aufgeteilt, sodass nun jeder für ebenjene Aufgaben zuständig ist, die auch Freude bereiten und den eigenen Interessen und Stärken entsprechen.
Aus der Arbeit im Agrarausschuss ist die gemeinsame Klausurtagung nicht mehr wegzudenken. Foto: Fehmke Dallmeier-Tießen
Nachdem die Zuständigkeiten verteilt waren, wurde der Blick auf den bereits ziemlich prall gefüllten Landjugendkalender geworfen, um die kommenden Treffen zu datieren. Zudem wurden erste Überlegungen zu Themen und Ablauf der Exkursionen getroffen. Die bevorstehenden und geplanten Agrarausschusstreffen und Exkursionen lassen in jedem Fall auf ein spannendes Jahr hoffen.
Am Abend machten sich zudem einige Mitglieder des Landesverbandes auf den Weg, um den Abend gemeinsam mit der Gruppe zu verbringen und um das Kennenlernen zwischen dem neu gewählten Agrarausschuss und dem Landesvorstand zu fördern. Auch eine Austauschrunde zu gemeinsamen Terminen und der Zusammenarbeit innerhalb des Verbandes wurde noch eingebaut.
Klausurtagung für die Arbeit unerlässlich
Abschließend lässt sich sagen, dass die Klausurtagung sehr wichtig für die Arbeit im Agrarausschuss und nicht mehr wegzudenken ist. Zudem schauen wir sehr positiv gestimmt auf das vergangene Jahr des Agrarausschusses mit vielen interessanten und gut besuchten Agrarausschusstreffen zurück. Wir möchten uns in diesem Sinne recht herzlich bei John Gosch für die hervorragende Mitgestaltung und Unterstützung im Agrarausschusssprecherteam bedanken und freuen uns auf das kommende Jahr mit vielen Veranstaltungen gemeinsam mit interessierten Junglandwirten aus dem ganzen Land.
Gute Laune bei Laura Stolley, Dr. Susanne Werner, Tessa Nafziger, Mirco Engelbrecht, Fehmke Dallmeier-Tießen, Wiebke Wendt und Malte Blöcker (v. li.) Foto: Laura Stolley
Die erste Veranstaltung des Agrarausschusses findet am Donnerstag, 27. Februar, in Rendsburg statt. Zu diesem Termin dürfen wir die Agrar-Influencerin Annemarie Paulsen bei uns begrüßen. Als Landwirtin aus der Uckermark und gebürtige Schleswig-Holsteinerin vermittelt sie ein authentisches Bild von der Landwirtschaft und wird uns mitnehmen und erläutern, wie man die Landwirtschaft ins richtige Licht rückt.
Louise und Ruprecht Reinke haben den Familienbetrieb in der Nähe von Schleswig übernommen und den Reitstall mit Boxenhaltung in einen Aktivstall umgebaut. Nicht nur das Ehepaar ist überzeugt von dem Konzept. Auch die Einsteller sind glücklich, ihre Pferde in der neuen Gruppenhaltung zu erleben.
Viele kennen Louise Reinke noch unter ihrem Mädchennamen Louise Hansen, denn unter diesem war sie hocherfolgreich im Fahrsport unterwegs. Viele Jahre fuhr sie im Bundeskader der Pony-Zweispänner. Zweimal wurde sie Deutsche Jugendmeisterin und einmal Deutsche Meisterin. Dazu kommen diverse gute Platzierungen bei internationalen Turnieren bis CAI***. Mit ihren Leistungen hat sie sich für das Goldene Fahrabzeichen qualifiziert.
Immer mit dabei ist ihre Mutter, Dr. Kristina Hansen. „Sie hat mich nicht nur als Beifahrerin immer unterstützt“, berichtet Reinke. Vor etwas mehr als einem Jahr übergaben die Hansens den Familienbetrieb an ihre inzwischen verheiratete Tochter Louise Reinke. „Mein Mann Ruprecht ist voll mit eingestiegen und meine Eltern helfen noch sehr viel mit“, erzählt die 30-Jährige glücklich. Ihren Mann lernte sie während ihres Landwirtschaftsstudiums in Kiel kennen. Er studierte Wirtschaftsingenieurwesen. „Es hat sich recht schnell herauskristallisiert, dass wir den Betrieb gemeinsam führen“, erinnert sie sich. Neben der Landwirtschaft und dem Reitstall gehört auch das Heim Levslund dazu. Auf einer weitläufigen Hof- und Parkanlage finden Menschen mit Behinderung oder Pflegebedarf ein Zuhause.
Der Betrieb ist schon seit 1883 in Familienbesitz. Jede der inzwischen fünf Generationen hat eine etwas andere Dynamik in den Hof gebracht. So auch die jüngste Geschäftsführerin, die schon während ihres Studiums anfing, sich mit Aktivställen zu beschäftigen. Ihre Bachelorarbeit schrieb Reinke darüber, wie sie einen Aktivstall auf ihrem Hof umsetzen und dabei die vorhandenen Gebäude einbeziehen könnte.
„Der Fokus bei der Pferdehaltung liegt ja immer auch darauf, wie sie wirtschaftlich gestaltet werden kann“, erklärt sie und führt weiter aus: „Viele Hofbesitzer trainieren noch ihre Einsteller. Ich habe zwar einen Trainerschein, aber neben dem Betrieb und den zwei kleinen Kindern keine Zeit, den Reitunterricht für alle meine Einsteller durchzuführen.“ Dieses Standbein vieler Betriebe fiel für sie also aus. „Ich möchte gern, dass die Leute hierherkommen, weil sie die Haltung toll finden. Und daher müssen wir auch allein damit Geld verdienen können.“ Für sie war die Lösung der Aktivstall. „Ich kann mir nichts Besseres für die Pferde vorstellen“, sagt sie.
Baby Tilda, Ruprecht Reinke, Fahrpony Maibach sowie Louise Reinke und Tochter Henriette (v. li.) sind stolz auf den neuen Aktivstall. Foto: privat
Gute Laune garantiert
Für ihre Recherche fuhr das Ehepaar Reinke durch ganz Deutschland und schaute sich verschiedene Aktivställe an. „Ich habe jedes Mal gute Laune bekommen“, erinnert sich die Fachfrau. Diese Haltungsform sei so naturnah wie nur möglich. Sie glaubt außerdem, dass die Boxenhaltung irgendwann eingeschränkt wird. Dann möchte sie nicht die Letzte sein, die umstellt.
Neben dem Aspekt der artgerechten Haltung ergibt sich für die Reinkes auch ein wirtschaftlicher Vorteil. Statt 30 Pferden können sie nun 40 unterbringen. Gestartet sind sie allerdings nicht mit einer vollständigen Belegung. „Wir mussten den Pferden das System erst einmal beibringen“, erklärt Louise Reinke.
Die Reaktionen der Einsteller auf die Umstellung waren sehr unterschiedlich. Einige sind gegangen, andere waren skeptisch, haben aber Reinke vertraut und sind jetzt überzeugt. Wieder andere waren gleich begeistert. „Auf jeden Fall habe ich gemerkt, dass sich viele noch gar nicht mit Aktivställen und Gruppenhaltung beschäftigt hatten“, berichtet Reinke. In Süddeutschland sei diese Haltungsform im Freizeitbereich hingegen schon sehr verbreitet.
Nach ihrer Recherche und der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Thema entschied sie sich für das Konzept der Selektion. Jedes Pferd trägt einen Transponder und bekommt an den zwei Kraftfutterstationen über den gesamten Tag verteilt individuelle Portionen Kraftfutter. Wenn das Pferd fertig gefressen hat und den Ausgang benutzt, kommt es an ein Selektionstor. Entweder gelangt es über einen Rundweg zurück in die Gruppe oder in den Raufutterbereich. „Wenn sie da Zugang haben, können sie frei fressen und selbst entscheiden, wann sie den Bereich wieder verlassen und zur Gruppe zurückkehren“, erklärt Reinke. Sie steuert also die Anzahl der Raufutterzugänge pro Tag.
Darüber hinaus wollte sie den Einstellern auch verschiedene Raufutteroptionen bieten. Deshalb gibt es einen Fressbereich für Heulage und einen für Heu. „Das wäre sonst in der Herde gar nicht möglich“, erklärt sie.
Durch Extras wie Stämme zum Beknabbern wird den Pferden nicht langweilig. Foto: privat
Alles durchdacht
Mit diesem System erfahren die Pferde keinen Zeitdruck und es gibt kein Gerangel um die Plätze am Futter. Im Sommer kann das Tor auch auf die Weide selektieren. „So kann ich auch diesen Zugang begrenzen. Wenn wir alle um 15 Uhr hereinholen und ein Pferd darf nur für eine Stunde auf die Weide, dann kommt es eben erst um 14 Uhr hinaus“, so Reinke.
Auch über das Kraftfutter hat sich das Ehepaar Gedanken gemacht. „Es gibt ja viele Pferde, die so leichtfuttrig sind, dass sie kaum Kraftfutter benötigen“, erläutert sie. Daher haben sie in mehrere Behälter investiert und können nun extrem energiearme oder getreidefreie Futter anbieten. Bei manchen Pferden kommen nur ein paar Krümel heraus, damit sie wieder in den Raufutterbereich gelangen können.
Die Idee dahinter ist auch, dass die Pferde öfter durch die verschiedenen Bereiche gehen und sich so mehr bewegen sollen. Reinkes haben ihnen auch schon Tracker umgelegt, um herauszufinden, ob das funktioniert. „Ein sehr gemütlicher Haflinger hat es immerhin auf sieben Kilometer gebracht. Die Fleißigeren haben bis zu zehn Kilometer geschafft“, berichtet Reinke. Noch seien sie in der Lernphase, darum sei das Raufutter noch frei zugänglich. „Es werden mehr Kilometer, sobald das reglementiert ist. Ich denke, drei bis fünf Kilometer kommen noch dazu“, ist sich die Fachfrau sicher.
Die ganze Umstellung hat gut geklappt und die Pferde verstehen das System immer mehr. In der Gruppe von 30 Pferden haben sich schnell Untergruppen gebildet, obwohl manche Pferde die Gruppenhaltung gar nicht kannten. „Wir haben ein Pferd dabei, das viele Magengeschwüre hatte und zu den anderen Pferden immer grätzig war. Die Magenprobleme sind weg und es krault sich inzwischen mit anderen“, freut sich Reinke. Das Pferd sei vorher auch kaum liegend gesehen worden. Heute kann Reinke es über die Videoüberwachung jede Nacht, aber auch tagsüber liegend beobachten. „Das ist wirklich die beste Entwicklung, die ich feststelle“, sagt sie über das Pferd.
Auch eine ihrer Stuten hat in der Box stets um sich gehauen, wenn Fütterungszeit war, und war insgesamt eher biestig. Jetzt steht die Stute ganz dicht und zufrieden mit den anderen zusammen. „Es ist so schön, das zu sehen. Die Pferde suchen sich ihre Gesellschaft nun selbst aus“, sagt Reinke.
Immer matschfrei
Sie glaubt, dass viele Menschen ihre Zweifel an Offenställen hätten, weil sie damit Matsch im Winter verbänden. Sie und ihr Mann haben einen großen Teil des investierten Geldes in die Befestigung des Unterbodens gesteckt. Nun sind die mit Bodenmatten ausgelegten Laufflächen und Sandpaddocks sehr gut drainiert. So ist der ganze Stall matschfrei.
Neben der Fläche des Aktivstalls gibt es noch immer die große Reithalle, einen Reitplatz, einen überdachten Longierzirkel und eine Führanlage, die noch genutzt wird. Das Motto ist: Je mehr laufen, desto besser. Neben ihren Fahrponys stehen auch noch andere Sportpferde auf der Anlage. Das sei kein Problem. Auf ihrer Deutschlandtour haben die Reinkes einen Dressurstall besichtigt, in dem Grand-Prix-Pferde gelaufen sind. „Der Besitzer sagte, dass die Pferde viel gelassener seien und weniger den Tierarzt brauchten“, erzählt Reinke. Ähnliches hat sie auch schon festgestellt. „Die vermeintlichen Geister sind aus der Reithalle ausgezogen“, sagt sie lachend. Auch auf ihrem Hof sind die Pferde gelassener geworden.
Reinke ist außerdem überzeugt, dass dies die richtige Haltungsform für Pferde mit Sehnen- oder Fesselträgerschäden und Trageerschöpfung ist. Sie alle profitierten, wenn die Beine den ganzen Tag ruhigen Schrittes bewegt würden.
Möchten die Pferde lieber ihre Ruhe haben, ist das bei Reinkes auch möglich, denn es gibt eine Chill-out-Box. Dort kann sich jedes Pferd aus der Gruppe zurückziehen. Die Box wird vor allem von rangniedrigeren und älteren Pferden genutzt.
Neue Ideen
„Natürlich ist der Aktivstall keine Eier legende Wollmilchsau, aber wir können auf viele Kriterien eingehen“, ist sich Reinke sicher. Nun, da der Umbau geschafft ist, möchte sie in diesem Jahr auch wieder auf den Kutschbock steigen. Allerdings hat sie vor drei Jahren zwei ihrer Ponys verkauft. Von den dreien, die noch übrig sind, kennt eins das Turnierleben noch nicht so gut. Trotzdem möchte Reinke gern nach Holland auf ein internationales Turnier fahren und peilt die Landesmeisterschaften an.
Über den Kauf eines Lusitanos kam Louise Reinke zur Working Equitation. Foto: privat
Nebenher hat sie aber auch eine neue Leidenschaft entwickelt: die Working Equitation. Damit fing sie 2021 an, als sie gemeinsam mit ihrer Mutter einen Lusitano kaufte. „Die muss man ein bisschen anders reiten, als wir es gewohnt sind“, berichtet die Trägerin des Silbernen Reitabzeichens. Gemeinsam mit ihrer Mutter fuhr Louise Reinke nach Portugal in die Hochburg der Lusitanos. „Das war mega. Da ist der Funke übergesprungen“, lacht sie. Inzwischen haben sie viele Working-Equitation-Hindernisse aufgebaut, trainieren einmal im Monat mit den Einstellern und planen ein Turnier. Bei Reinkes auf dem Familienbetrieb Vilica-Reiterhof ist immer etwas los.
Wenn die Grüne Woche am Sonntag zu Ende geht, haben sich zahlreiche Aussteller aus den Bereichen Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau mit ihren Produkten, Ideen und Themen auf einer der traditionsreichsten Messen präsentiert. Durch die vorgezogene Bundestagswahl im Februar fand die Grüne Woche dieses Mal mitten im Wahlkampf statt und wurde für Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) zur Abschiedstour. Überschattet wurde die Veranstaltung vom Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg. Innerhalb von Stunden nach dem Bekanntwerden haben die Märkte reagiert. Die Umsatzverluste für die heimische Tierhaltung sowie die vor und nachgelagerten Unternehmen benannte der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) zunächst mit 1 Mrd. €. Der Seuchenausbruch war auch in Berlin bemerkbar: Die sonst so beliebte Tierhalle war nahezu verwaist.
Die Grüne Woche ist auch ein politisches Forum zum Jahresauftakt. Politiker unterschiedlichster Couleur haben die Veranstaltungspodien vor der Wahl genutzt. Die Vertreter der Agrar- und Ernährungswirtschaft drängten in Berlin auf einen Kurswechsel der Agrarpolitik. Mit gemeinsamer Stimme forderten der Bundesverband des Lebensmittelhandels (BVLH), der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) und der Deutsche Bauernverband (DBV) weniger Bürokratie, mehr Steueranreize und finanzielle Unterstützung. Die stagnierende Wirtschaft und gestiegene Kosten belasten die Unternehmen, gleichzeitig ist die Verbraucherstimmung getrübt. Der gescheiterten Ampel-Regierung warfen die Verbände vor, einen Großteil der notwendigen Weichenstellungen verpasst zu haben. BVLH, DRV und DBV forderten weniger Auflagen und Dokumentationspflichten für Betriebe, einheitliche Regeln in der EU und langfristige finanzielle Unterstützung durch den Staat, etwa beim Umbau der Tierhaltung.
Der neue EU-Agrarkommissar, Christophe Hansen, begeisterte bei seinen Auftritten durch seine Verankerung in der Landwirtschaft und einen gewissen Pragmatismus. Er konnte deutlich machen, dass ihm die Bedeutung der Landwirtschaft für die Wirtschaft im ländlichen Raum bewusst ist. Für die zukünftige Entwicklung der Branche und deren Wettbewerbsfähigkeit müsse der Klimawandel berücksichtigt werden, ist Hansen überzeugt. Er will sich für einen angemessenen Haushalt einsetzen und forderte einen Generationenwechsel in der europäischen Landwirtschaft. Weniger als 12 % der Landwirte und Landwirtinnen sind unter 40 Jahre alt. Der Beruf müsse wieder attraktiver gemacht werden (siehe Seite 10).
Selbstbewusstsein und Eigeninitiative demonstrierten im Schulterschluss Tierhalter, Fleischwirtschaft und Handel. Zur positiven Bilanz hat der Abschluss des Drei-Parteien-Vertrages beigetragen an dem Rewe, Tönnies Lebensmittel und Landwirte aus Schleswig-Holstein beteiligt sind (siehe Seite 21). Die drei Parteien verhandeln erstmals gleichberechtigt an einem Tisch über die Konditionen und Rahmenbedingungen, klare Parameter für die Preisfindung sowie verbindliche Zusammenarbeit sorgen für seine langfristige Planungssicherheit.
Ein Emanzipationsprojekt ist auch die Initiative Tierwohl (ITW), die als branchenübergreifendes Bündnis der deutschen Lebensmittelkette aus dem Zögern der Politik entstanden ist. Die ITW konnte auf ihr zehnjähriges Bestehen zurückblicken (siehe Seite 18). Sie verfolgt sie das Ziel, Tierwohl in die Breite zu bringen. Innerhalb eines Jahrzehnts ist die Anzahl der teilnehmenden Betriebe deutlich gewachsen und der Bekanntheitsgrad bei Konsumenten ist groß. Bislang haben die Landwirte über die Initiative Tierwohl eine Förderung von insgesamt 1,5 Mrd. € aus der Wirtschaft erhalten, ohne staatliche Beteiligung. Diese Beispiele zeigen nicht nur einem großen Publikum in Berlin, dass neben Fordern auch Machen steht.mbw
Aufgrund des aktuellen MKSAusbruchsgeschehens haben die übrigen Bundesländer Brandenburg als derzeit betroffenes Land gebeten, die MKS-Impfstoffbank zu aktivieren. Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, um bei einer möglichen Ausbreitung der Maulund Klauenseuche (MKS) auf weitere Gebiete in Deutschland vorbereitet zu sein.
I m Falle eines MKS-Ausbruches müssen die Nutztierbestände schnell und wirkungsvoll vor einer möglichen weiteren Ausbreitung des MKS-Virus geschützt werden. Es besteht Einigkeit zwischen den Bundesländern und dem Bund, dass die Bekämpfung der MKS mit aller Konsequenz und oberster Priorität geführt wird. Zu diesem Zweck haben die Bundesländer eine eigene MKS-Impfstoffbank für Deutschland bereits vor Jahren etabliert. Brandenburg hat am Montag dieser Woche die Aktivierung dieser MKS-Impfstoffbank beantragt, um für alle denkbaren zukünftigen Szenarien auch außerhalb Brandenburgs gerüstet zu sein. Insgesamt 750.000 Impfdosen gegen die MKS solle die Reserve in der Impfbank in Brandenburg dann zukünftig umfassen, heißt es vom Landesumweltministerium. Der Impfstoff verhindert zwar nicht die Infektion, er mildert und verkürzt aber den Krankheitsverlauf.
Reaktionsgeschwindigkeit stärken
Die Aktivierung der MKS-Impfstoffbank zum jetzigen Zeitpunkt diene der Stärkung der Reaktionsfähigkeit im Kampf gegen die Seuche, teilte das Land Brandenburg mit, da von der Aktivierung bis zu einer möglichen Bereitstellung der Impfdosen mindestens sechs Tage benötigt würden. Die Bundesländer haben sich dafür ausgesprochen, dass die Kosten für die Aktivierung dieser Impfstoffbank nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Länder aufgeteilt werden. Diese Entscheidung zur Aktivierung der MKS-Impfstoffbank ist keine Entscheidung für den tatsächlichen Einsatz dieses Impfstoffes. In Brandenburg ist die Impfung bei der jetzigen Seuchensituation nicht vorgesehen. Bisher gibt es einen Ausbruchsbetrieb in Brandenburg und alle bisherigen Untersuchungen im Umfeld des Ausbruchsbetriebes waren negativ, sodass bisher keine weitere Seuchenausbreitung festgestellt werden konnte.
Die EU-Kommission ermöglicht den Mitgliedstaaten unter Einhaltung bestimmter Auflagen den Einsatz der Impfstoffe als zusätzliche Seuchenbekämpfungsmaßnahme. Der Impfstoff wird für den Fall einer weiteren Ausbreitung der Seuche oder für den Fall des Auftretens in anderen Regionen Deutschlands als mögliche Bekämpfungsmaßnahme vorrätig gehalten. Falls der Impfstoff in Deutschland nicht zur Anwendung kommt, besteht aufgrund seiner beschränkten Haltbarkeit die Möglichkeit, ihn an Länder, in denen die MKS ständig vorkommt, abzugeben. Über den Verbleib des Impfstoffes entscheiden die Bundesländer.
Serotyp ist entscheidend für eine Impfung
Elke Reinking, Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), betonte, das FLI habe innerhalb von wenigen Tagen den Serotyp ermittelt, der in Brandenburg aufgetreten sei. Es ist der Serotyp „O“. Ein Impfstoff hilft nur, wenn er auf den Serotyp abgestimmt ist. Bei der MKS gibt es sieben bekannte Serotypen, die noch einmal in Untergruppen unterteilt sind. „Je dichter man mit dem Impfstoff an dem Virus ist, desto besser schützt er die Tiere“, so Reinking.
Zur Unterscheidung geimpfter und infizierter Tiere wird ein sogenannter Marker-Impfstoff eingesetzt. Dazu gibt es Test-Systeme, mit denen die Antikörper identifiziert werden können. Sie klären, ob es sich um ein geimpftes Tier handelt, das deswegen Antikörper bildet, oder um ein infiziertes Tier mit Antikörper-Bildung. Es lässt sich sogar unterscheiden, ob es ein geimpftes und trotzdem infiziertes Tier ist. Das ist auch sehr wichtig, weil man zum Ende eines Ausbruchs wieder Untersuchungen braucht, um zu zeigen, dass es keine infizierten Tiere mehr gibt und man die Restriktionszonen aufheben kann.age, mbw
Möglicherweise Punkteintrag
Bei dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) bei Wasserbüffeln im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland verdichten sich die Anzeichen, dass es sich um einen punktuellen Eintrag handelt. Der Ausbruch war am 10. Januar vom FriedrichLoeffler-Institut (FLI) bestätigt worden. Als Folge wurden eine Schutzzone von drei Kilometern Radius sowie eine Überwachungszone von zehn Kilometern Radius eingerichtet. In einem Radius von einem Kilometer wurden durch die Veterinärämter die Bestände mit empfänglichen Tieren untersucht und beprobt. Das Potsdamer Landwirtschaftsministerium teilte am 14. Januar mit, dass die betreffenden Proben durch das Landeslabor negative Untersuchungsergebnisse aufweisen. Das bedeute, dass es im Radius von einem Kilometer keinen weiteren Ausbruch der MKS gebe. Das Ministerium berichtete, dass die EUKommission die durch das Land eingerichteten Schutz- und Überwachungszonen bestätigt habe. Damit sei die Gebietskulisse auf EU-Ebene rechtskräftig.age
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) rechnet mit immensen wirtschaftlichen Schaden durch die Maul- und Klauenseuche (MKS). In Berlin appellierte DRVHauptgeschäftsführer Jörg Migende an die Politik, Exportfreiheit zu schaffen.
Auf seiner Pressekonferenz während der Grünen Woche stellte der DRV aus aktuellem Anlass die Auswirkungen des jetzt bekannt gewordenen MKS-Falls in Brandenburg vor. Dabei sei die heimische Tierhaltung genauso betroffen wie die vor- und nachgelagerten Unternehmen, so Migende. „Entlang der Wertschöpfungskette gehen wir Stand heute bereits von einem Umsatzverlust in Höhe von einer Milliarde Euro aus“, erklärte DRV-Hauptgeschäftsführer am Donnerstag voriger Woche in Berlin.
Dies mache die Dimension und die möglichen Gesamtschäden für die Zukunft deutlich. Zudem erwartet der DRV wegen zu befürchtender anhaltender Exportbeschränkungen weitere massive Auswirkungen. Das gelte umso mehr, weil neben Drittstaaten auch Unternehmen aus anderen EU-Ländern aus Unsicherheit gerade vor Ware aus ganz Deutschland zurückschreckten. Betroffen seien also nicht nur Produkte aus den Restriktionszonen.
Migende appellierte an die Politik, auf einer regionalisierten Betrachtungsweise deutscher Produkte im EU-Binnenmarkt zu bestehen und dies in den Drittlandsmärkten umgehend und konsequent zu verhandeln. „Wir brauchen überall dort, wo es nicht wissenschaftlich begründbar ist, möglichst schnell wieder Exportfreiheit“, mahnte der DRVHauptgeschäftsführer. Jeder Tag zähle. Auch der Milchindustrie-Verband (MIV) warnt vor großen Herausforderungen durch die MKS für das deutsche Exportgeschäft. Das oberste Ziel müsse es jetzt sein, eine Regionalisierungsvereinbarung mit möglichst vielen Drittländern zu erreichen.
Auf den landwirtschaftlichen Betrieben und entlang der Kette seien strenge Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen unbedingt einzuhalten und gegebenenfalls zu verschärfen. „Es muss weiterhin alle Energie darauf verwendet werden, eine Ausbreitung dieser hochansteckenden Viruserkrankung zu vermeiden“, so Migende. Peter Manderfeld, Vorstandsvorsitzender der Hochwald-Molkerei, Thalfang, warnte davor, dass die Verbringungsrestriktionen ein akutes Problem seien. Wenn dies nicht schnell gelöst werde, könnten die Meiereien die Milch der Landwirte innerhalb weniger Tage nicht mehr verarbeiten. Er sieht die Gefahr für einen Einbruch des Milchpreises. Die Spotmärkte reagierten schnell, wenn Ware nicht absetzbar sei. Die Bedeutung politischer Gespräche zeige die Tatsache, dass Großbritannien seinen Markt für pasteurisierte Milch aus Deutschland wieder geöffnet habe.
Dr. Dirk Köckler, Vorstandsvorsitzender der Agravis, betonte, die Dramatik des Falls habe alle Marktbeteiligten mit voller Relevanz erwischt. Er appellierte an den gesamten Sektor, Biosicherheitsmaßnahmen mit aller Sorgfalt durchzuführen. Für die landwirtschaftlichen Betriebe wie für sämtliche Geschäftspartner und -kontakte gelte es jetzt, die Kontrakte zwischen den Betrieben zu limitieren.pm, mbw
Rewe, Tönnies Lebensmittel sowie 15 Landwirte aus Schleswig-Holstein haben im Rahmen der Grünen Woche in Berlin einen Drei-Parteien-Vertrag über Frischfleisch geschlossen. Damit bilden die Partner die Grundlage für das Programm „Landbauern Schwein” in der Haltungsform 3 für die Bedientheken der ReweMärkte in Schleswig-Holstein und Hamburg.
Gestartet wird mit Frischfleisch, später soll der Wurstbereich dazukommen. Rewe startet mit 900 Schweinen wöchentlich, weitere 1.800 Tiere die Woche kommen in einem zweiten Schritt hinzu. Die Produkte sind ab dem Sommer in allen Rewe-Märkten erhältlich. Der Lebensmittelhändler plant in höheren Haltungsstufen mit einer Ganztiervermarktung. Die Vermarktung der Tiere läuft über die Rendsburger Schweine-Vermarktungs-Gesellschaft. Bereits im Oktober hatte Rewe mit dem Lebensmitteleinzelhändler Penny, der Marke Die faire Milch und der Erzeugergenossenschaft Fair Food den in dieser Form ersten bundesweiten Drei-Parteien-Vertrag vorgestellt.
Bei einem Drei-Parteien-Vertrag sitzen alle Partner an einem Tisch und verhandeln gleichberechtigt über Konditionen und Modalitäten. Es entsteht eine geschlossene Lieferkette vom Hof bis zum Markt. Der Vertrag bringt mit klaren Parametern für Kalkulation und Preisfindung mehr Planungssicherheit für die gesamte Lieferkette.
Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) erklärte die Unterzeichnung für „vielleicht nicht historisch, aber als einen wichtigen Schritt. Wenn die Wirtschaft einig ist, ist eine Menge möglich.“ Für Schleswig-Holstein seien kluge Systeme wichtig, die eine regionale Erzeugung mit regionaler Vermarktung kombinierten, um Wertschöpfung im Land zu halten. „Als Rewe Group bekennen wir uns zur heimischen Landwirtschaft. Eine langfristige und partnerschaftliche Zusammenarbeit ist uns wichtig“, so Marcel Weber, Geschäftsleiter Ware Eigenmarke der Rewe Group. Der Plan, im Frischebereich auf Haltungsstufe 3 umzustellen, sei ambitioniert. Mit dem Drei-Parteien-Vertrag habe man die Hürde des Kartellrechts genommen. Vorteile für die Schweinehalter seien eine fünfjährige Vertragslaufzeit, verbindliche Mengenabnahmen und klare Zuschläge.
Maximilian Tönnies, Gesellschafter der Premium Food Group, erklärte: „Wir wollen mehr Wertschätzung für die Landwirtschaft und ihre Produkte. Der Drei-Parteien-Vertrag schafft Transparenz, Planungssicherheit und Verlässlichkeit.“ Hier werde die Umsetzung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes privatwirtschaftlich angepackt. Er bot die Verlässlichkeit eines regionalen Schlachthofes in Kellinghusen an.
„Für uns ist der Drei-Parteien-Vertrag ein klares Bekenntnis zur finanziellen Absicherung von hochwertigen Fleischprodukten“, so Lars Brunk und Hauke Klindt, die wie weitere Landwirte am Programm teilnehmen. Brunk sieht eine Wertschätzung seiner Arbeit hier realisiert. Er betonte die Abnahmepflicht des Handels und feste Zusagen. Vertrauen schaffe ein „Unterkantenpreis“. Klindt erklärte, Tierhalter wollten „weg von der Masse hin zu regionaler Klasse“. Der Vertrag sei ein Paradigmenwechsel, da Landwirte gleichberechtigt zu den großen Spielern im Markt aufträten. Er hoffe, dass dies dauerhaft funktioniere, denn die Umstellungskosten seien nicht unerheblich. Rewe plant, die Anzahl der Drei-Parteien-Verträge auszuweiten auf weitere Regionen und verschiedene Fleischprogramme.Sönke Hauschild
Den anhaltenden Rückgang der Treibhausgas (THG)-Emissionen in der Landwirtschaft wertet der Deutsche Bauernverband (DBV) als klaren Beleg für die die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Betriebe. „Trotz einer im internationalen Vergleich bereits hoch professionalisierten, nachhaltigen und klimaschonenden Bewirtschaftung gelingt es unserem Berufsstand weiterhin, noch smarter und somit effizienter zu wirtschaften. Das ist gelebter Klimaschutz“, betonte DBV-Präsident Joachim Rukwied anlässlich der Veröffentlichung der endgültigen THG-Emissionszahlen für 2023.
L aut den Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) verringerte sich der THG-Ausstoß der Landwirtschaft 2023 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 0,9 Mio. t auf 63 Mio. t. Maßgeblich waren in erster Linie geringere Emissionen aus landwirtschaftlichen Böden und der Düngung.
Rukwied stellte in dem Zusammenhang erneut klar, dass dem Klimaschutz mit einer Verlagerung der Tierhaltung in Regionen der Welt, in denen weniger effizient und nachhaltig gewirtschaftet werde, nicht gedient sei. „Unsere heimischen Tierhalter brauchen dringend Planungssicherheit und Wettbewerbsgleichheit, denn dies ist letztlich auch ein Beitrag zum internationalen Klimaschutz“, mahnte der Bauernverbandspräsident in Richtung der kommenden Bundesregierung.
Aus Sicht des DBV bereitet zudem die Situation bei der Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) Sorge. Der Klimawandel habe bereits heute erhebliche Auswirkungen auf die Kohlenstoffbindung in der Land- und Forstwirtschaft. Schon bei Verabschiedung der gesetzlichen Verpflichtungen 2021 sei klar gewesen, dass die Vorgaben aus wissenschaftlicher Sicht nicht zu erreichen seien, so Rukwied. Der Bauernverbandspräsident warnte, Land- und Forstwirte dürften nicht zum Sündenbock verfehlter Emissionsreduktionen anderer Sektoren werden. Es brauche mehr Ambitionen bei der Inwertsetzung der Kohlenstoffspeicherung in Böden und im Forst, sowohl über öffentliche als auch private Mittel.
In die UBA-Berechnung der Emissionen durch LULUCF gingen erstmalig die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur ein. Die im Inventurzeitraum 2018 bis 2022 gelegenen Dürrejahre ab 2018 hätten zu einem großflächigen Absterben von produktiven, aber gegen den Klimawandel nicht gefeiten Fichtenmonokulturen geführt, so die Behörde. Anders als vor der Dürre habe der Wald deshalb in diesem Zeitraum die Emissionen aus anderen Quellen, wie trockengelegten Moorböden, nicht mehr überwiegend kompensieren können. Er sei sogar selbst zu einer CO2-Quelle geworden.
Insgesamt wurden 2023 in Deutschland rund 672 Mio. t an Treibhausgasen freigesetzt, 77 Mio. t oder 10,3 % weniger als 2022. Das war der stärkste Rückgang seit 1990. Die offizielle Schätzung der THG-Emissionen für 2024 wird das UBA Mitte März vorstellen.age
Aufgrund von Medienberichten und Diskussionen stellt Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsund Verbraucherschutzminister Werner Schwarz (CDU) klar: „Der Verkauf von Lebensmitteln, zum Beispiel Torten, im Ehrenamt war und ist möglich.“ Das EU-Recht enthalte hierfür glücklicherweise Ausnahmeregelungen.
Das gemeinsame Essen und Trinken sei seit jeher ein Kernelement der ehrenamtlichen Gemeinschaftskultur Schleswig-Holsteins, betont Schwarz. Ob bei den Freiwilligen Feuerwehren, Kirchengemeinden, Sportvereinen, der Landjugend oder den LandFrauen – diese Traditionen stärke den sozialen Zusammenhalt und trage wesentlich zur Identität unserer demokratischen Gesellschaft bei. Als Landwirtschafts- und Verbraucherschutzminister sei es ihm ein besonderes Anliegen, die langjährige Tradition des Lebensmittelverkaufs bei ehrenamtlichen Veranstaltungen zu unterstützen.
Schwarz wies darauf hin, dass sein Ressort die bestehenden Ausnahmen noch einmal konkretisieren, erneut kommunizieren und für alle Betroffenen darstellen werde. Einschränkungen werde es nicht geben, so der Minister. Sein Ministerium (MLLEV) plane hierzu Ende Februar eine Veranstaltung, in der die verschiedenen Möglichkeiten des Lebensmittelangebots im Ehrenamt den relevanten Verbänden und Institutionen noch einmal im Detail vorgestellt würden. Hintergrund: Die grundlegenden hygienischen Anforderungen an das Herstellen, Behandeln und Inverkehrbringen von Lebensmitteln sind in EU-Verordnungen mit spezifischen Hygienevorschriften für Lebensmittel tierischen Ursprungs geregelt. Zur Konkretisierung hat die Europäischen Kommission einen Leitfaden für die Durchführung einzelner Bestimmungen erstellt und Ausnahmeregelungen für das Ehrenamt aufgeführt.MLLEV
Zum zehnjährigen Bestehen der Initiative Tierwohl (ITW) am 20. Januar passte diese Meldung: Laut Forsa-Umfrage kennen 71 % der Deutschen die Initiative Tierwohl. Das Konzept der ITW finden 85 % gut oder sehr gut und 80 % der Verbraucher nehmen die Haltungsform-Kennzeichnung bewusst wahr. 74 % erwarten dadurch eine langfristige Stärkung des Tierwohls.
Alexander Hinrichs, Co-Geschäftsführer der ITW, berichtete auf der Jubiläumsveranstaltung in Berlin von der Härte der ersten Jahre. Alle seien damals aber vom Geist geprägt gewesen, das Tierwohl in Deutschland weiterentwickeln zu wollen. Clemens Tönnies, Geschäftsführer der Premium Food Group, berichtete von seinem eigenen Meinungswechsel. Er habe damals gemerkt, dass man es mit der Leistung der Tiere „überdreht“ habe. Auch junge Landwirte hätten ähnlich gedacht, berichtete er. Wichtig sei aber gewesen, dass eine Veränderung der Tierhaltung prämiert werden müsse. Der Politik habe man mit der ITW gezeigt, dass die Wirtschaft in der Lage sei, auf freiwilliger Basis ohne Gesetzeszwang etwas zu verändern.
ITW als Kaufsignal für Verbraucher
Vorherige Programme seien „nischig“ gewesen, nie aus der Nische gekommen, gab Björn Fromm zu, Präsident des Deutschen Lebensmitteleinzelhandels. Die Lücke zwischen dem Tierwohlwunsch und der Kaufentscheidung des Verbrauchers sei allen bewusst gewesen. Die ITW habe dem Verbraucher im ersten Schritt diesen Wunsch erfüllt und ihm die Wahl abgenommen. Inzwischen habe sich die ITW allerdings als sichtbares Siegel und Kaufsignal auf dem Markt etabliert. Für Hubertus Beringmeier, Vorsitzender des Fachausschusses Rind und Schwein der ITW, war es einmalig, dass sich Tierhaltung, Futtermittelindustrie, Schlachtung und Handel an einem Tisch gesetzt und das Tierwohl weiterentwickelt hätten, und dies auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse. Beringmeier forderte gemeinsam mit Peter Wesjohann, Vorstandsvorsitzender der Lohmann & Co. AG, die Politik müsse sich aus dem Markt heraushalten. Wesjohann erwartet darüber hinaus staatliche Rahmenbedingungen für sichere Investitionen in die Tierhaltung. Wichtig sei ein klares Bekenntnis zu einer Tierhaltung in Deutschland. Dieses Bekenntnis gab Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) ab. Er lobte die ITW als klares Bekenntnis der Wertschöpfungskette zur Nachhaltigkeit und zu übergesetzlichen Standards. Trotzdem werde die Wettbewerbsfähigkeit gewährleistet. Während die ITW bis zum Jubiläum insgesamt 1,5 Mrd. € aufgebracht hat, betonte Özdemir die „Bauernmilliarde“ fürs Tierwohl, die sein Ministerium in schwierigen Zeiten gesichert habe. Der Minister lobte die staatliche Haltungskennzeichnung – hier könne eine kommende Bundesregierung nahtlos anknüpfen. Markus Mosa, Vorstandsvorsitzender der Edeka-Zentrale und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der ITW, hielt dem Minister entgegen, die ITW bedeute „null Bürokratie und null Steuergeld“. Diese Doppel-Null wünsche er sich von der staatlichen Kennzeichnung. Die ITW teile gern ihre Expertise und Strukturen für eine praxistaugliche Lösung über alle Haltungsstufen hinweg, versprach Mosa.
Orientierung weiter am Markt
Heute sind 10.000 Schweinehalter, 2.800 Geflügelhalter und 1.200 Rinderhalter bei der ITW organisiert. Robert Römer, ITW-Geschäftsführer, erklärte, die ITW werde sich weiterhin an der Ist-Situation im Markt orientieren und sich entsprechend der Kundennachfrage weiterentwickeln. Sarah Dhem, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Wurstund Schinkenproduzenten, forderte, man solle „im Machen bleiben“, auch in Zukunft agieren, statt zu reagieren. Tönnies setzte einen drauf und erklärte, die geplante Klimaplattform für die Tierhaltung dürfe nicht, wie die ITW seinerzeit, fünf Jahre bis zum praxistauglichen Einsatz brauchen.Sönke Hauschild
Initiative Tierwohl ist mittlerweile gut bekannt
Seit ihrer Gründung im Jahr 2015 hat die Initiative Tierwohl (ITW) rund 1,5 Mrd. € aus der Wirtschaftskette für eine tierwohlgerechtere Nutztierhaltung in Deutschland mobilisiert. Das hat ITW-Geschäftsführer Robert Römer im Rahmen einer Pressekonferenz auf der Grünen Woche in Berlin aufgezeigt. Seit 2015 ist die Zahl der teilnehmenden Betriebe in der Geflügelhaltung von 896 (2015) auf 2.812 (2024) gestiegen. Bei Sauenhaltern, Ferkelzüchtern und Mästern wuchs die Teilnehmerzahl im gleichen Zeitraum von 2.010 auf 9.948 Betriebe. Das 2022 eingeführte Programm für Rinderhalter wuchs von 267 auf 1.236 Betriebe. Alle ITW-Betriebe wurden in dieser Zeit insgesamt rund 160.000 Audits unterzogen, mit einer Durchfallquote von rund 0,8 %. Römer bezifferte den Marktanteil im Bereich Schweinefleisch auf 60 %, bei Geflügel auf 90 % und bei Rind auf 20 %. Auf die staatliche Haltungskennzeichnung für Schweinefleisch warf Römer einen kritischen Blick. Das zugrunde liegende Gesetz sollte entweder abgeschafft oder grundlegend überarbeitet werden. In der jetzigen Form sei die Haltungskennzeichnung nicht zu gebrauchen. Das gelte auch für den seit Anfang Dezember vorliegenden Änderungsentwurf der Ampel-Koalition. Darüber hinaus forderte Römer eine Anpassung der Kriterien des Bundesprogramms für den Stallbau, um mehr Betriebe zur Teilnahme zu bewegen.pm, mbw
Ländliche Gemeinden in Schleswig-Holstein haben in diesem Jahr – besser noch ab sofort – wieder die Möglichkeit, beim Landes- wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mitzumachen und ihre Ideen zur Gestaltung einer lebenswerten und zukunftsfähigen Dorf- gemeinschaft zu präsentieren. Erstmals hat der Wettbewerb neue Träger, nämlich die Akademie für die Ländlichen Räume e. V. (ALR), den Schleswig-Holsteinische Gemeindetag und den LandFrauen- verband Schleswig-Holstein e. V.
„„Frauen spielen eine tragende Rolle im ländlichen Raum, sei es in der Gemeinschaftsarbeit, in Vereinen oder im Engagement für soziale Projekte. Mit dem Wettbewerb haben unsere Gemeinden die Chance, ihre vielfältigen Projekte zu präsentieren und zu zeigen, wie lebendig und aktiv das Leben auf dem Land ist“, so Claudia Jürgensen, Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein. „Wir achten bei den sich bewerbenden Dörfern besonders auf die Aspekte, die Frauen und Familien betreffen“, fügt LandFrauenvizepräsidentin Sylke Messer-Radtke hinzu. „Wir haben tolle, zukunftsfähige Dörfer in Schleswig-Holstein. Viele bewerben sich mit einer enormen Strahlkraft und mit einem gemeinsamen Engagement im Dorfleben – das ist wirklich besonders.“
Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ wurde vor mehr als 60 Jahren unter dem Titel „Unser Dorf soll schöner werden“ in Schleswig-Holstein ins Leben gerufen und über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Er richtet sich an Gemeinden mit bis zu 3.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und stellt das ehrenamtliche Engagement der Dorfgemeinschaften in den Vordergrund, um kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen anzugehen. Unter dem Motto #Gemeinsam StarkFürMorgen stellt der Landeswettbewerb vier zentrale Themenbereiche in den Fokus: 1. Zusammenhalt, soziales Miteinander & Kultur, 2. Wirtschaft, Infrastruktur & Entwicklungskonzepte, 3. Baukultur, Natur, Umwelt & Klimawandel, 4. Gesamteindruck & Engagement der Dorfgemeinschaft. Dr. Juliane Rumpf, Vorsitzende der Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig Holsteins, die als einer der drei Träger des Wettbewerbs für die Organisation zuständig ist, betont dazu: „Es geht in den Dörfern darum, neue Impulse zu setzen und das Leben auf dem Land zukunftssicher zu gestalten. Jede Gemeinde kann ihre Stärken zeigen, sei es im Bereich des Naturschutzes, des sozialen Miteinanders oder in der Förderung der regionalen Kultur.“
Unterstützt wird der Wettbewerb zudem von den Sparkassen des Landes sowie dem Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein. Die Gewinner dürfen sich auf Preisgelder von bis zu 10.000 € freuen. Das Siegerdorf des Landeswettbewerbs wird darüber hinaus Schleswig-Holstein im Bundeswettbewerb vertreten und damit seine Erfolge einer noch breiteren Öffentlichkeit präsentieren.
Gemeinden, die teilnehmen möchten, können sich bis zum 15. April online bei der ALR unter wettbewerb@alr-sh.de anmelden. Die vollständigen Teilnahmebedingungen sowie die benötigten Unterlagen sind auf der Webseite www.unserdorfhatzukunft-sh.de zu finden.