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Der niederländische Meiereikonzern Royal FrieslandCampina hat trotz anhaltender Corona-Pandemie 2021 ein kräftiges Ergebnisplus verzeichnet. Wie das Unternehmen in Amersfoort mitteilte, erhöhte sich der Jahresüberschuss im Vergleich zu 2020 um 117,7 % auf 172 Mio. €.
Die Konzernleitung führte das Ergebnis vor allem auf niedrigere Restrukturierungsaufwendungen, die verhaltene Erholung der Außerhausmärkte in Europa sowie die höheren Preise für die Basismeiereiprodukte zurück. Außerdem sei die Steuerbelastung geringer ausgefallen. Allerdings war 2019 – also vor der Corona-Pandemie – noch ein Jahresüberschuss in Höhe von 278 Mio. € erzielt worden. Der Umsatz stieg 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 % auf rund 11,5 Mrd. €.
Der Erzeugerpreis für die angeschlossenen Lieferanten belief sich dem genossenschaftlich strukturierten Unternehmen zufolge im vergangenen Geschäftsjahr auf 39,23 ct/ kg Milch ohne Mehrwertsteuer (bei 3,57 % Eiweiß sowie 4,42 % Fett und 4,53 % Laktose). Dieser Preis umfasst auch eine Barnachzahlung in Höhe von 0,14 ct/kg Milch. Zuzüglich Zinsen für Mitgliederobligationen und einer Zuführung zur Gewinnrücklage ergab sich laut Konzernangaben ein Leistungspreis von 39,88 ct/kg Milch.
Laut FrieslandCampina lieferten 10.564 Mitglieds-Milchviehbetriebe in den Niederlanden, Deutschland und Belgien im vergangenen Jahr insgesamt 9,745 Mrd. kg Rohmilch an; das waren allerdings 3,2 % weniger als 2020. Als Grund für den Rückgang nannte die Geschäftsführung vor allem das relativ kalte Wetter in den ersten Monaten des Jahres und hohe Transportkosten.
Wie Geschäftsführer Hein Schumacher mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr erklärte, sind Inflation und Kostensteigerungen die größten Herausforderungen. „Verhalten optimistisch“ äußerte er sich zur voraussichtlichen Preisentwicklung des Milchproduktesortiments für professionelle Küchen, Bäckereien und Restaurants sowie für Basismeiereiprodukte. „In Kombination mit einem leicht verbesserten Markt für Kindernahrung erwarten wir für das ganze Jahr gegenüber 2021 eine Umsatzsteigerung in Höhe von 2 % bis 4 % bei konstanten Gewinnspannen“, sagte Schumacher.
Den Schlachtkonzern Tönnies treffen die von der EU gegen Russland verhängten Sanktionen nicht direkt, da das Unternehmen sein dortiges Geschäft zum Jahresende 2021 abgewickelt und verkauft hat. „Der Rückzug ist aber nicht erfolgt, weil wir schlechte Erfahrungen in Russland gemacht hätten“, stellte der Leiter des Hauptstadtbüros der Tönnies-Unternehmensgruppe, Thomas Dosch, im Gespräch mit Vertretern der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten klar.
Dass der Grenzkonflikt mit der Ukraine so dramatisch eskalieren könnte, habe Dosch selbst bis vor wenigen Tagen nicht für möglich gehalten. Mit Blick auf die zu erwartende Sanktionsspirale habe sich Tönnies „gerade noch rechtzeitig“ aus dem russischen Markt zurückgezogen.
Der Tönnies-Manager gewährte den Journalisten bei dem Fachgespräch einen Einblick in die Expansionsstrategie des deutschen Branchenprimus. In der Regel folge Tönnies auf Auslandsmärkten dem Einzelhandel. „Wenn sich einer unserer Discounter neu in einem Markt außerhalb Deutschlands engagiert, dann hat dieser dort einen Qualitätsanspruch an bestimmte Produkte“, berichtete Dosch. Und Tönnies sei eben in der Lage, diese Qualitäten in ausreichender Menge zu liefern. Dabei greife der Großschlachter in der Regel auf Rohstoffe aus dem jeweiligen Markt zurück, beispielsweise auf Schlachtschweine aus Spanien, um daraus dann Wurst und Fleischerzeugnisse herzustellen. „Wenn man so will, sind wir Teil des Zirkus, wenn Aldi, Lidl und Co. neue Auslandsmärkte erschließen. Dann ziehen wir mit und schlachten und produzieren vor Ort“, so der Tönnies-Manager.
Deutschlands größter Fleischkonzern hat seine russische Niederlassung APK Don zum Jahreswechsel an einen thailändischen Lebensmittelkonzern verkauft. Zuvor hatte Tönnies in Russland über zehn Jahre an einer vertikal integrierten Schweinefleischproduktions-Holding gearbeitet, die zuletzt mehrere zehntausend Hektar Getreide- und Rübenanbau, ein eigenes Futtermittelwerk und rund ein Dutzend Standorte zur Aufzucht und Mast von Schweinen umfasste, strategisch günstig gelegen in den Veredlungshochburgen Belgorod und Woronesh im Südwesten Moskaus.
Der europäische Meiereikonzern Arla Foods hat im vergangenen Jahr erneut ein Umsatzplus verbuchen können und sieht sich „trotz volatiler Marktbedingungen auf Wachstumskurs“. Der Gesamtumsatz der Arla-Gruppe stieg 2021 bei einer Milchanlieferungsmenge von 13,6 Mrd. kg im Vergleich zum Vorjahr um 5,6 % auf rund 11,2 Mrd. €.
Maßgeblich für die Umsatzsteigerung waren laut Arla vor allem höhere Verkaufspreise und ein mengenbasiertes Umsatzwachstum von 4,5 % im Bereich der Markenprodukte. Dabei hätten die Marken Arla, Castello und die Lizenzmarke Starbucks ihr „beispielloses Markenwachstum“ des Jahres 2020 fortgesetzt.
Einfluss der Inflation
„Unsere strategisch wichtigen Marken haben 2021 außerordentlich gut abgeschnitten. Zurückzuführen ist dies auf die anhaltend hohe Verbrauchernachfrage nach hochwertigen, natürlichen und nahrhaften Milchprodukten“, resümierte Arla-Vorstandschef Peder Tuborgh. Ihm zufolge waren die wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie von Monat zu Monat wechselnden Rahmenbedingungen auch für den Meiereiriesen eine Herausforderung, die man aber durch eine konsequente Angebotssteuerung gut bewältigt habe.
Arla erwartet, dass sich die Inflation und die Volatilität bis weit in das Jahr 2022 hinein auf das eigene Geschäft und andere Sektoren auswirken werden. Nach Einschätzung von Tuborgh dürften sich die anhaltenden Marktschwankungen und die hohe Inflation auf das Verbraucherverhalten auswirken. Er will eine Verlangsamung des Markenwachstums nicht ausschließen. Gleichwohl liegt das Umsatzziel für 2022 zwischen 11,8 Mrd. € und 12,4 Mrd. €. Der Gewinnanteil am Umsatz soll im Bereich von 2,8 % bis 3,2 % liegen.
Das Arla-Management plant für das Jahr 2022 Investitionen in Gesamthöhe von 600 Mio. €. Ein Teil davon soll in die Fertigstellung der Produktionsanlage zur Herstellung von Milchpulver im rheinland-pfälzischen Pronsfeld fließen.
Umkämpfter Markt
Wie Arla-Deutschland-Chef Patrik Hansson mit Blick auf die Jahresbilanz feststellte, hat das Ende der harten Lockdown-Maßnahmen 2021 in der Bundesrepublik zu einem leicht rückläufigen Konsum von Milchprodukten in Privathaushalten im Vergleich zum starken Vorjahr geführt. Dennoch habe Arla auch auf dem hart umkämpften deutschen Markt sein Markengeschäft mit einem mengenbasierten Umsatzzuwachs von 1,7 % in diesem Segment erneut ausgebaut. Am stärksten zugelegt hat nach den Angaben des Konzerns die Marke Starbucks, gefolgt von Arla Bio und Arla Buko.
Als erfolgreich wertet Hansson zudem die Einführung von Arla Kærgården Bio und den Deutschlandstart der Arla-Dachmarkenkampagne, mit der das Unternehmen die Bekanntheit seiner Marken weitersteigern und Marktanteile hinzugewinnen will.
Mit Blick auf das laufende Jahr hielt Hansson fest, dass die anhaltend hohe Inflation auch für die deutschen Landwirte und für das lokale Geschäft von Arla eine enorme Herausforderung darstelle. Dies müsse sich in den Abschlüssen mit dem Einzelhandel widerspiegeln, da nur so eine nachhaltige Landwirtschaft mit hervorragenden Standards sicherzustellen sei.
Hohe Wertschöpfung
Laut dem stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden von Arla, Manfred Graff, war 2021 für die landwirtschaftlichen Betriebe „ein hartes Jahr“. Sowohl die Genossenschaftsmitglieder von Arla als auch der Milchverarbeiter selbst seien von den anhaltenden Auswirkungen der Pandemie und den enorm steigenden Produktionskosten betroffen gewesen. Graff begrüßte deshalb, dass Arla dennoch „einen wettbewerbsfähigen Milchpreis“ erzielt habe.
In Deutschland habe dieser für konventionelle Milch im Durchschnitt bei 36,31 ct/kg und damit um 2,59 ct über dem Wert von 2020 gelegen. Darüber hinaus sei die im Rahmen der neuen Konsolidierungspolitik vorgesehene jährliche Nachzahlung um 50 % erhöht worden. „Dank der gezielten Anstrengungen unserer Landwirte, Mitarbeiter und des Managements hat Arla das schwierige Umfeld 2021 gemeistert und eine hohe Wertschöpfung für unsere Milch erzielt“, so Graff, der in der Eifel einen Milchviehbetrieb leitet.
Das Land Schleswig-Holstein unterstützt auch in diesem Jahr die Kastration von freilebenden Katzen. Seit dem 14. Februar kann die Kastration von freilebenden Tieren über einen von der Tierärztekammer Schleswig-Holstein verwalteten Fonds abgerechnet werden. Voraussetzung ist, dass sich die Tiere nicht in fester menschlicher Obhut befinden. Das Angebot richtet sich insbesondere an Tierschutzvereine und ist ein Gemeinschaftsprojekt von Tierschutzverbänden, Tierärzteschaft, Kommunaler Familie, Landesjagdverband und dem Land Schleswig-Holstein.
Voraussetzung für die Teilnahme an der Aktion und der damit verbundenen Übernahme der Behandlungskosten ist, dass die Katzen in einer der teilnehmenden Gemeinden gefangen wurden und dass von denjenigen, die eine Katze zur Kastration bringen, ein dafür vorbereiteter Vordruck ausgefüllt und unterschrieben wird. Der Vordruck bestätigt, dass es sich tatsächlich um eine freilebende Katze handelt. Alle erforderlichen Dokumente befinden sich auf folgender Webseite: gegenkatzenelend.schleswig-holstein.de
Dass Kormorane Fische fressen, ist bekannt. Über die täglichen Mengen und die Zusammensetzung hingegen gibt es nach Angaben des Deutschen Fischerei-Verbandes (DFV) unterschiedliche Auffassungen. Eine aktuelle Studie zeige nun, dass die Mengen größer sind, als bisher geschätzt.
In einer Studie des Instituts für Binnenfischerei in Potsdam wurden laut DFV an drei Standorten insgesamt 1.093 Speiballen analysiert, um eine Bestimmung der gefressenen Fischarten und Mengen vorzunehmen. Die aufgenommene Fischbiomasse pro Vogel und Tag betrug demnach 455 g, 494 g und 787 g an den Standorten Schlei, Güsdorfer Teich und Dassower See. Die Kormorane fraßen während mancher Monate hauptsächlich Dorsch und Hering. Besonders gravierend war das laut DFV am Dassower See zu beobachten. In dieser Brackwasser-Bucht der Trave an der Grenze zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein hatte der Dorsch mit Werten zwischen 25,1 % und 96,1 % die größten Anteile an der monatlichen Gesamtfischbiomasse. Das ergebe eine Gesamtdorschentnahme von etwa 100 t bis 120 t im Jahr, was alleine an dem Standort in der Lübecker Bucht mehr entspreche, als die gesamte deutsche Dorschquote für das laufende Jahr in der westlichen Ostsee.
Die Situation am Schweinemarkt führt derzeit dazu, dass sich viele Betriebe, die bisher Sauenhaltung und Schweinemast betrieben haben, anders orientieren, neue Standbeine aufbauen und sich wirtschaftlich neu aufstellen. Die Bandbreite reicht vom Obstbau, der touristischen Nutzung über Immobilien bis hin zum Hofcafé und der Gastronomie. Glück haben die Betriebe, in denen ein Generationswechsel mit dem Strukturwechsel einhergeht. Zwei Beispiele in der Probstei, Kreis Plön, zeigen, wie sich die Betriebe und damit auch das ländliche Bild in ländlichen Regionen verändern.
Auf dem Hof Moorhörn in Passade gab es in den 1970er-Jahren noch Milchvieh und Schweinemast, dazu Ackerbau – ein klassischer landwirtschaftlicher Betrieb. Doch dann schwand bereits die Milchvielhaltung zugunsten der Ferkelproduktion. 1997 probierte es Hagen Klindt bereits mit Himbeeren, die im eigenen Hofcafé verarbeitet und angeboten wurden. Als Hauke Klindt den Betrieb von seinen Eltern 2004 übernahm, hatte er 80 Sauen im geschlossenen System. Dann gab er Vollgas, entwickelte die Produktion, stockte auf 400 Sauen auf und baute 2010 einen neuen Maststall. Doch seit einigen Jahren schon sei die Situation am Schweinemarkt dauerhaft schlecht, so Klindt. Er erklärt: „Es gab immer Höhen und Tiefen, aber seit Langem ist es dauerhaft schlecht und absehbar wird es sich nicht verbessern.“
Standbein Obstbau
Die Afrikanische Schweinepest setzte den „I-Punkt“ auf eine lange schon in den Köpfen bewegte Überlegung: Hauke und Gaby Klindt schafften im vergangenen Jahr alle 400 Sauen ab. „Der Maststall bleibt, der ist noch in der Finanzierung“, berichtet der Landwirt. Er bezieht die Ferkel nun nicht mehr aus der eigenen Zucht, sondern von der Schweinevermarktungsgesellschaft Schleswig-Holstein (SVG), deren Vorstandsmitglied er ist. 9.000 Mastschweine produzert er im Jahr.
Der Obstbau als zweites Standbein hat sich für Klindt als genau richtig für die betriebliche Konstellation herausgestellt. Er hat die ursprüngliche Fläche von 4 ha für Beerenobst auf mittlerweile 20 ha erweitert. Jahr für Jahr kamen mehr Flächen und neue Obstsorten hinzu.
2017 begann Klindt mit Erdbeeren, experimentierte mit verschiedenen Sorten, baute Folientunnel auf, um die Saison zu verlängern. Einheimische und Touristen freuen sich über Selbstpflückangebote. Die Fläche für die Himbeeren wurde vergrößert, Heidelbeeren kamen hinzu – all das ging nicht ohne Lehrgeld zu zahlen. So wurde zum Beispiel die erste Heidelbeerernte ein „Fest für die Stare“. Klindt schildert: „Binnen zwei Tagen war alles kahl.“ In diesem Jahr hat Klindt die Flächen unter Folientunneln für Erdbeeren und Himbeeren erweitert. „Zum ersten Mal habe ich die Erdbeeren im Substrat überwintern lassen, sodass es eine zweite Ernte gibt“, nennt Klindt ein Beispiel. Das permanente Ausprobieren mit neuen Sorten und Anbautechniken erfordere viel Fingerspitzengefühl. Das Neueste: Erbeeren werden in Stellagen gepflanzt – eine kostspielige Methode. Doch mit Blick auf die Arbeitskräfte und den steigenden Mindestlohn sieht Klindt darin durchaus eine Wirtschaftlichkeit.
Den Sauenstall hat er bereits im vergangenen Jahr entkernt. Dort können nun auf 100 m Länge und 25 m Breite neue Angebote entstehen. Neben den „dringend benötigen“ Werkstatt- und Lagerräumen werde vor allem der Hofladen aus dem Hofcafé herausgenommen und könne dadurch deutlich vergrößert werden. Damit einher gehe die Ausweitung des Angebotes in Zusammenarbeit mit anderen regionalen Erzeugern. „Ein Angebot, das die Kunden dankbar annehmen“, wie Gaby Klindt aus erster Erfahrung weiß.
„Ein Teil des Bereiches wird als Unterkünfte für unsere Saisonarbeitskräfte umgebaut“, berichtet Hauke Klindt. Zwischen 20 und 25 Mitarbeitende sind auf dem Hof Moorhörn in der Ernte tätig.
Doch es gibt noch mehr Pläne für das hofnahe Gebäude. Der Landwirt kann sich die Vermietung als Lagerfläche oder aber als Bürofläche vorstellen. Doch erst einmal gilt es zu investieren. Umgesetzt sollen die Pläne bis zur Saison 2023 sein. Eine Motivation für die Investition in einen zukunftssicheren Betrieb seinen auch seine Söhne, die beide Lust auf Landwirtschaft haben. Der erste lernt bereits im zweiten Lehrjahr den Beruf des Landwirts, der zweite ist zwar erst 14, aber schon mit viel Herzblut dabei. „Das macht auch Mut“, sagte Klindt.
Touristische Angebote
Auch Timm Heuer aus Neuschönberg hat seinen Sauenstall leer laufen lassen, nachdem die Afrikanische Schweinepest sehr schnell näher gerückt war. 200 Sauen und 2.000 Mastplätze hatte Heuer. Natürlich sei auch eine gehörige Portion Wehmut mit dabei, schließlich sei die Schweineproduktion über Jahrzehnte sein Handwerk gewesen. Doch der 56-Jährige ist überzeugt: „Es wird absehbar nicht mehr besser. Es gab schon immer Höhen und Tiefen in der Schweinehaltung, aber diese anhaltende Lage ist ruinös.“ Natürlich habe es auch gute Zeiten gegeben, in denen gutes Geld verdient wurde, aber das sei schon lange nicht mehr so. Heuer unterstreicht: „Die Wettbewerbsspirale hat zu immer größeren Einheiten geführt. Die Schlachtbetriebe und Discounter diktieren die Preise und wir sitzen am Ende der Kette und haben keine Macht.“
Tochter Christine bestätigt: „1,20 €/kg Schwein – davon kann man einen Betrieb nicht halten.“ Seit sie 2019 zurück auf den elterlichen Hof gekommen ist, habe sich viel verändert. Damals hatte die Familie ihre historische Auffahrtsscheune zum Hof-Café ausgebaut und einen Kaffee-Garten unter den knorrigen Linden eingerichtet, der von den Gästen gut angenommen werde.
Den Betrieb öffnen Heuers ganzjährig von April bis Ende Oktober, darüber hinaus gönnen sie sich zumindest zwei Ruhetage in der Woche, ansonsten ist das Café geöffnet. In diesem Winter kommt ein neues Angebot hinzu: Heuers herzhafte Hütte soll vor allem Tagesausflügler und Einheimische ansprechen. Sie wird von Timms Bruder Carsten Heuer betrieben. Die Brüder hatten die Landwirtschaft von ihrem Vater übernommen. Doch nun gibt’s vor allem Leckereien auf dem Hof: eine Kartoffelsuppe, ein Rundstück mit Rindfleisch und die Hofstulle. Auf diese drei Gerichte will sich Carsten Heuer zunächst beschränken. Im Sommer allerdings soll es dann Folienkartoffeln in verschiedenen Varianten und Flammkuchen geben.
Einen vor allem emotionalen Aspekt nennen die Landwirte zusätzlich: „Wir bekommen endlich einmal positive Rückmeldung und sind nicht mehr die Prügelknaben der Nation, die für alles verantwortlich gemacht werden, das ist ein ganz neues Gefühl, da macht die Arbeit wieder Spaß“, sagt Timm Heuer.
Die Niederschlagsmengen im Februar überstiegen die im langjährigen Mittel zu erwartenden Mengen in Schleswig-Holstein deutlich. Fast im gesamten Land wurde laut Kieler Landwirtschaftsministerium (Melund) die eineinhalbfache Monatsniederschlagsmenge innerhalb nur weniger Tage erreicht. Der Schwerpunkt der Niederschläge im Zeitraum vom 18. bis 21. Februar lag insbesondere in den Kreisen Schleswig-Flensburg, Rendsburg-Eckernförde, Neumünster und Steinburg.
Betrachtet man den gesamten Februar, sind nach Angaben des Melund bis zum Dreieinhalbfachen der durchschnittlichen Monatssumme des Niederschlags gefallen. Auf gut einem Viertel der Landesfläche betrug die Niederschlagssumme das Dreifache des langjährigen Mittels und auf rund drei Vierteln der Landesfläche das Zweieinhalbfache.
Die Niederschläge fielen auf bereits sehr feuchte oder durchnässte Böden und sorgten für erhöhte Abflüsse und Hochwasserstände im gesamten Land. Schwerpunktbereiche lagen an den Gewässern Treene, Stör, Lecker Au, Bille, Krückau, obere Eider, Trave sowie Beste. Durch die starken Westwinde und damit verbundenes erhöhtes Tideniedrigwasser konnte an der Westküste beziehungsweise in die Tideelbe teilweise nur eingeschränkt entwässert werden, was zu einem langsamen Abfluss der Wassermengen führte.
Die Landesregierung hat frühzeitig angekündigt, nach den Sturm- und Orkantiefs insgesamt bis zu 2,5 Mio. € zur Verfügung stellen. Dies teilte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) Anfang vergangener Woche mit. „Wir werden die Kommunen bei der Beseitigung der Sturmschäden nicht im Stich lassen und hierfür bis zu zwei Millionen Euro bereitstellen. Weitere bis zu 500.000 Euro können für Küstenschutzmaßnahmen eingesetzt werden“, so Günther.
Im Streit um die Ausweisung der Roten Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern bleiben die Fronten verhärtet; allerdings ist die Tür für Gespräche wohl noch nicht ganz zugeschlagen. Mit Treckerkorsos und einer Kundgebung vor der Schweriner Staatskanzlei protestierten nach Angaben des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern rund 500 Landwirte – auch aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen – am vergangenen Freitag gegen die aus ihrer Sicht verfehlte Umsetzung der Nitratrichtlinie im Nordosten.
In einem offenen Brief kritisieren die Landwirte den Entwurf der neuen Düngelandesverordnung. Sie werfen der Landesregierung vor, dass mit der Neuregelung die Möglichkeiten einer genauen Ursachenforschung und ‑beseitigung für erhöhte Nitratmesswerte im Grundwasser nicht ausgeschöpft würden. „Wir wollen eine Düngeverordnung, die das Wasser wirklich schützt und nicht nur Landwirte sanktioniert“, erklärte der Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Detlef Kurreck, bei der Übergabe des Briefes an die Landesregierung.
„Ignoranter Umgang“
Kurreck stellte die Frage, ob dies nicht auch ein Anliegen der Regierung sein sollte. Der „ignorante Umgang“ des Landwirtschaftsministeriums mit dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Greifswald und die jüngste Bauernschelte von Ressortchef Dr. Till Backhaus (SPD) sprächen aber eine andere Sprache. Backhaus äußerte seinerseits Verständnis für den Unmut der Bauern, blieb aber in der Sache hart. Er wies darauf hin, dass 84 von 552 Grundwassermessstellen im Land zu hohe Nitratgehalte aufwiesen. Belegt seien teils auch hohe Werte von Ammonium und Phosphat sowie in 77 % der Landesmessstellen Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. „Das sind Fakten“, stellte der Minister klar. Nach seinem Verständnis ist die Umsetzung von Schutzmaßnahmen für das „wichtigste Lebensmittel“ Wasser das Gegenteil von Willkür und unumgänglich. Alles andere grenze an Realitätsverweigerung.
Kurreck stellte die Frage, ob dies nicht auch ein Anliegen der Regierung sein sollte. Der „ignorante Umgang“ des Landwirtschaftsministeriums mit dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Greifswald und die jüngste Bauernschelte von Ressortchef Dr. Till Backhaus (SPD) sprächen aber eine andere Sprache. Backhaus äußerte seinerseits Verständnis für den Unmut der Bauern, blieb aber in der Sache hart. Er wies darauf hin, dass 84 von 552 Grundwassermessstellen im Land zu hohe Nitratgehalte aufwiesen. Belegt seien teils auch hohe Werte von Ammonium und Phosphat sowie in 77 % der Landesmessstellen Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. „Das sind Fakten“, stellte der Minister klar. Nach seinem Verständnis ist die Umsetzung von Schutzmaßnahmen für das „wichtigste Lebensmittel“ Wasser das Gegenteil von Willkür und unumgänglich. Alles andere grenze an Realitätsverweigerung.
Emotionen kochen hoch
„Dass Fakten unter die Räder kommen, wenn die Emotionen hochkochen, ist bekannt. Und ich habe sogar Verständnis für die Emotionen, denn in einigen Bereichen der Landwirtschaft herrscht seit Langem der Krisenzustand“, räumte Backhaus ein. Er lud deshalb Verbände und Initiativen ein, sich an der Entwicklung der „Landwirtschaft der Zukunft“ zu beteiligen. Am Dienstag vergangener Woche hatte sich Backhaus im Gespräch mit Journalisten allerdings noch vehement gegen Vorwürfe des Bauernverbandes gewehrt, das Land sei bei der Erarbeitung der Düngelandesverordnung 2022 intransparent und willkürlich vorgegangen. In die wissenschaftlich fundierte Erarbeitung der alten Düngelandesverordnung 2020 sei der Bauernverband immer eingebunden gewesen, versicherte er. Das damals entwickelte zweistufige Ausweisungsverfahren mit letztlich 13 % nitratbelasteten Gebieten habe verhindert, dass weite Teile der Landwirtschaftsfläche pauschal als „belastet“ eingestuft worden seien. Damit stehe der Nordosten zudem vergleichsweise gut da.Wie Backhaus außerdem erklärte, habe das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Greifswald gegen die alte Landesdüngeverordnung zur Folge, dass die regionalisierte Gebietsausweisung mit 13 % Roten Gebieten nun nicht mehr möglich sei. Dies hätte ohne Nachfolgeverordnung den Effekt, dass nach der dann geltenden Bundesverordnung 77 % der Nutzflächen als belastet gelten müssten.
Um die Lage für die Landwirte nicht noch weiter zu verschärfen, habe das Land Beschwerde gegen das Urteil eingelegt, das nun an das Bundesverwaltungsgericht weitergegeben worden sei. Bis zu dessen Entscheidung gelte der Stand der Landesverordnung 2020 mit 13 % Roten Gebieten.Der neue Verordnungsentwurf 2022 mit den ebenfalls vom Berufsstand scharf kritisierten 46 % als nitratbelastet eingestuften Nutzflächen befindet sich nach Angaben des Landwirtschaftsministers derzeit im Anhörungsverfahren und soll im März in Kraft treten. Backhaus sieht das ursprünglich von seinem Haus entwickelte Berechnungsmodell, bei dem die Ertragsleistung und die Nährstoffspeicherung der Böden mit in die Ausweisung nitratbelasteter Gebiete einfließt, dennoch als gute Blaupause für ein möglichst bundesweit vereinheitlichtes Verfahren.
Die Deichschäferei ist vor allem aus Gründen des Küstenschutzes wichtig. Man sollte erwarten, dass die Landespolitik die Deichschäfer nach Kräften unterstützt. Deichschäfer haben aber große Probleme.
Henning Hecker aus dem Sönke Nissen-Koog hält seine Schaffe auf dem Küstendeich und den Salzwiesen davor. Er sieht den Vorteil einer geringen Pacht und der Instandhaltung des Zaunes durch den Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN).
Wolf und Weidehaltung funktioniert nicht
Der junge Nordfriese macht darauf aufmerksam, dass die extensive Schafbeweidung der Salzwiesen aus Gründen der Artenvielfalt und des Vogelschutzes sinnvoll sei. Die Nutztiere schaffen offene Bereiche im Vorland und eröffnen damit für viele Vogelarten ein wertvolles Biotop. Leider würden die Gänse diese Stellen schnell besetzen und damit andere Vogelarten verdrängen. Hecker hofft, dass die Landespolitik das Gänseproblem durch Entschädigung, Bereitstellung anderer Flächen oder ein anderes Gänsemanagement endlich angeht. Auch beim Wolf fordert Hecker praktikable Lösungen: „Wolf und Weidehaltung – das funktioniert nicht“, so sein Schluss. Sollte sich nichts ändern, denkt er an betriebliche Umstrukturierungen, eine Einzäunung der Schafe im Winter sei jedenfalls arbeitsmäßig nicht zu schaffen. Neben seinem Onlineshop und Hofladen würde er gern eine Verkaufsstelle am Übergang zur Hamburger Hallig bauen.
Große psychische Belastung
Schäfer Christian Peter Carstensen aus Galmsbüll ist Demeterlandwirt und darf seine Schafe deshalb nicht am Küstendeich weiden. Das LKN behält sich vor, mit Pflanzenschutzmitteln regelnd einzugreifen, sollte sich die Zusammensetzung der Grasnarbe aus Sicht des Küstenschutzes negativ verändern. Carstensen beweidet die zweite Deichlinie und berichtet, dass der Gänsefraß inzwischen über den Winter bis ins Frühjahr reicht. Dadurch können die Schafe erst später auf den Deich, der aber die Futtergrundlage seiner Tiere darstelle. Der Wolf sei zwar nicht am Deich, Gefahr drohe aber im Binnenland auf der Geest, wo die Deichschafe im Winter laufen. Carstensen macht darauf aufmerksam, dass Schafrisse eine große psychische Belastung für Halter und Herde darstellen. Er schlägt vor, den Wolf in Gebiete mit weniger Weidetieren anzusiedeln. Die vorgeschriebenen Wolfschutzmaßnahmen halten die Tiere nicht ab, der Vergleich mit Tierparks, die Wölfe halten, macht es deutlich, sagt der Nordfriese. Deichschutz sei für alle Küstenbewohner ein wichtiges Thema. Wenn Deiche brechen, sei das kein rein landwirtschaftliches Problem.
Sie ist gesund, vielseitig, regional und natürlich. Die Milch vereint alle Eigenschaften eines modernen „Superfood“. Diese Botschaft muss allerdings noch besser an den Verbraucher vermittelt werden. Dass dies gelingen könne, davon zeigten sich die Referenten des Nordwestdeutschen Milchtreffs, der am Dienstag digital stattfand, überzeugt.
Milch ist nicht nur ein Lebensmittel, sondern ein globales Thema der Zukunft. „Wir werden zehn Milliarden Menschen ernähren müssen“, betonte Prof. Gunther Hirschfelder von der Universität Regensburg. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Aus seiner Sicht wird Europa der große Gewinner der Agrartransformation in den nächsten Jahrzehnten sein, weil der Bedarf an Lebensmitteln auf dem Weltmarkt steige. Das erhöhe die Exportchancen für die heimische Produktion.
Ein altes Superfood
Dass Milchproduktion auch Kritik ausgesetzt ist, begründet der Hochschullehrer damit, dass sie ein bisschen „aus unserem Nahbereich verschwunden ist“. Immer weniger Leute hätten mit der Agrarproduktion zu tun. „Je mehr wir uns entfremdet haben von der Landwirtschaft, desto mehr sind wir dahin gekommen, dass die Milch von einem Erfolgs- zu einem Skandalprodukt geworden ist“, erläuterte Hirschfelder. Das müsse und könne man umkehren. Ihm zufolge haben junge Menschen oft Angst vor der Zukunft und vor einer Welt, in der man nicht mehr leben kann. Es würden dann Sündenböcke gesucht, meistens aus dem Nahbereich. Dagegen helfe, faktenbasiert zu diskutieren. „Die meisten Menschen kann man mit normalen Argumenten überzeugen“, ist Hirschfelder überzeugt. Gegen die Argumente der Hardcore-Veganer könne man jedoch nicht diskutieren. Diese Gruppen würden zumeist einen anonymen Hof oder die gesamte Branche skandalisieren. Bei einer Person, die auf einem Hof arbeite, sei das jedoch erst mal nicht so einfach. Hirschfelder sieht die Lösungen für die Anforderungen an die Milchproduktion im „technischen Fortschritt, der menschen- und naturgerecht“ sei. Mit Technik und Sachargumenten lasse sich jedoch nur eingeschränkt werben. „Wir können zwar über Ernährung aufklären, aber Essen und Trinken sind emotionale Sachen“, betonte der Wissenschaftler. Die Milch biete allerdings auch „im Fashion-Bereich“ viele Möglichkeiten, weil sie vielfältig sei und viele Produkte daraus erzeugt werden könnten. „Wir haben ganz vergessen, dass Milch ein ganz altes Superfood ist“, betonte Hirschfelder. Er sieht zwei große Trends bei der Ernährung. Das seien „medical food“ und „health food“. Essen soll also einen gesundheitlichen Mehrwert bieten. Auch hier könne die Milch als gesundes Lebensmittel nur punkten. Dafür müsse aber wieder mehr über die Milch geredet werden, über die Produkte und über die Kuh. Hirschfelder erklärte: „Marken könnten Orientierung bieten.“ Insbesondere junge Leute seien sehr markenorientiert und würden von den Versprechen der Werbung beeinflusst, dass sie durch den Konsum bestimmter Produkte „schöner, gesünder oder schlauer“ würden. Werbung sei schon lange keine reine Verbraucherinformation mehr. Mit Blick auf die Produktvermarktung attestierte der Wissenschaftler der Milchbranche noch großes Steigerungspotenzial.
Es wird unpersönlicher
Dem stimmte Klaus-Peter Lucht zu. Der Milchviehhalter aus Mörel, Kreis Rendsburg-Eckernförde, und Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) erklärte: „Wir haben zu lange nicht mehr über uns gesprochen und es rächt sich ein bisschen, dass wir die CMA aufgelöst haben.“ Er betonte die Bedeutung der Branchenkommunikation und der Initiative Milch, die im vergangenen Jahr ihre Arbeit aufgenommen hat. Die Initiative sei überwiegend digital unterwegs und eine gute Möglichkeit, bei Fehlinformationen direkt dagegenzuhalten, zum Beispiel in den digitalen Medien. Auch die Verbreitung positiver Botschaften über die Milch gehöre zu den Aufgaben der Initiative. Davon gebe es genug. „Wir sind weltweit führend, was die Emissionen pro Kilo Milch angeht“, betonte Lucht. Das sei Klimaschutz. Wenn die Produktion hingegen verlagert und importiert werde, schädige dies das Klima. Seine Forderung: Wenn die Gesellschaft in Deutschland und Europa wolle, dass Landwirte weit über den sonstigen Standards arbeiten müssten, dann müsse das auch bezahlt werden. Lucht mahnte in diesem Zusammenhang einen zu raschen Strukturwandel an. „Wir haben bereits die ersten bauernlosen Dörfer“, so Lucht. Das führe dazu, dass sich das Land negativ verändere. Es werde unpersönlicher, wenn der Bauer fehle. Das soziale Leben im Dorf und beispielweise die Feuerwehr würden nicht mehr beschickt. Laut dem BVSH-Vizepräsidenten gibt es Landwirte, die zu Recht sagten: „Wir haben die Schnauze voll bei der öffentlichen Gegenwehr, die teilweise zu spüren ist.“ Aber es helfe nicht, „die Köpfe in den Sand zu stecken“, unterstrich Lucht. Er warb für Optimismus und motivierte: „Wenn die Menschen nicht zu uns kommen, müssen wir zu ihnen gehen, um sie zu überzeugen, dass wir gute Dinge machen.“ Nach seiner Wahrnehmung ist Ernährung eins der Themen, die am meisten in der Bildung vernachlässigt werden. Kinder müssten öfter in die Situation kommen, sich selbst Gedanken dazu zu machen, wo das Essen herkomme. Lucht habe in seinem Bekanntenkreis Schulgärten als gute Beispiele erlebt. Solche Projekte müssten mehr gefördert werden.
Erklärbär spielen
Katharina Leyschulte, Milchviehhalterin aus Nordrhein-Westfalen, ergänzte zum Thema Öffentlichkeitsarbeit: „Man kann viel über Kindergeburtstage machen.“ Dabei würden auch die Eltern geschult. Grundsätzlich sollten Landwirte aus ihrer Sicht die Liebe zum Umgang mit Natur – die jeder Bauer habe – stärker nach draußen tragen. „Man kann nicht überkommunizieren. Wir müssen immer weiter den Erklärbar spielen“, unterstrich sie. Landwirte seien zudem Landschaftsgestalter und Landschaftspfleger und machten beispielsweise Grünland über die Milchkuhhaltung für den Menschen nutzbar, nannte sie eine weitere positive Botschaft. „Bei kritischen Medienberichten und uninformierter Berichterstattung versuche ich Kontakt aufzunehmen“, erklärte Helmut Evers, Milchviehhalter aus Niedersachsen. Er lade dann die verantwortlichen Journalisten auf seinen Betrieb ein, um miteinander zu reden und aufzuklären. Aufklärungsarbeit leistet Evers auch auf dem Videoportal MyKuhTube, wo er mit unterhaltsamen Kurzfilmen Einblicke in seine Betriebsabläufe gewährt. „Wir sind Museum, Zoo und Zirkus zugleich“, schilderte Evers. Neben der Kommunikation nach außen hält er es für wichtig, sich auch unter Kollegen auszutauschen, um immer besser zu werden. Politik lässt sich aus seiner Sicht von schnelllebigen Trends – auch durch die digitalen Medien – zunehmend treiben. „Wir müssen authentisch bleiben und an die Multiplikatoren herankommen, zum Beispiel Lehrer und Pastoren“, ist der Milchviehhalter überzeugt. Ihm ist für die Zukunft der Branche nicht bange, denn „wer heute diesen Job macht, hat eine Leidenschaft für die Tiere und brennt für die Arbeit“.