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Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) betont die sichere Versorgungslage mit Lebensmitteln in Deutschland. Er erteilt Forderungen nach einer agrarpolitischen Kehrtwende eine klare Absage. Frans Timmermans, Vizepräsident der EU-Kommission, warnt schon jetzt vor einem „historischen Fehler“, würden die Nachhaltigkeitsvorhaben im Rahmen des Green Deal nicht konsequent weiterverfolgt werden.
Die Härte dieser Aussagen erstaunt. Denn angesichts des Krieges in der Ukraine sind Denkverbote unangebracht. Die Forderung anderer Politiker ist daher richtig, die Einschränkungen in der Lebensmittelproduktion, die unter anderem mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) einhergehen, zumindest auf den Prüfstand zu stellen (siehe Seiten 10 und 11).
Die Ukraine ist ein hochattraktiver Standort für Landwirtschaft. Rund 32 Mio. ha umfasst das dortige Ackerland. Das entspricht etwa einem Drittel der Ackerfläche der Europäischen Union. Gemeinsam mit Russland ist die Ukraine für rund 30 % der globalen Weizenexporte verantwortlich. Durch die Folgen des Krieges sind aktuell sowohl die Produktion als auch die Exportfähigkeit aus der Schwarzmeerregion eingeschränkt.
Laut einer Analyse von Prof. Stephan von Cramon-Taubadel von der Universität Göttingen wird die russische Invasion enorme Konsequenzen für Millionen von Ukrainern, für die Sicherheit in Europa, die Energiemärkte und auch für die Agrarmärkte und die globale Ernährungssicherheit haben. Von Cramon-Taubadel schätzt, dass die ukrainische Getreideproduktion in diesem Jahr um mindestens 35 Mio. t gegenüber 2021 sinken werde. Russlands Produktion werde zwar aller Voraussicht nach nicht betroffen sein, doch logistische und finanzielle Sanktionen würden zu Verzögerungen und Handelsumlenkungen führen, wodurch es möglicherweise auch zu einer Reduktion der russischen Getreideexportmenge kommen werde.
Die Weltmarktpreise für Getreide haben bereits historische Höchststände erreicht. Die Ernährungssicherheit in Industrieländern wie Deutschland ist zwar nicht gefährdet, aber die Inflation der Nahrungsmittelpreise wird angeheizt. Die meisten Haushalte könnten das verkraften, und einkommensschwache Haushalte, die davon besonders betroffen seien, könnten mit zielgerichteter finanzieller Unterstützung zumindest entlastet werden, so von Cramon-Taubadel.
Allerdings sei die Situation in denjenigen Entwicklungsländern besonders katastrophal, die auf Nahrungsmittelimporte angewiesen seien. Jetzt bedrohten Versorgungsengpässe und hohe Getreidepreise die Ernährungssicherheit von mehreren 100 Millionen Menschen, vor allem in Afrika und Südostasien.
Es ist daher geboten, die ernährungspolitischen Scheuklappen abzulegen und die Gemeinsame EU-Agrarpolitik zu überdenken. Es geht dabei nicht darum, alle Nachhaltigkeitsziele zu verwerfen. Maßnahmen sollten aber – wenn möglich – darauf ausgerichtet werden, die hiesige Landwirtschaft nachhaltiger und produktiver zugleich aufzustellen, anstatt die Nachhaltigkeit auf Kosten der Produktivität zu fördern.
Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und seiner Auswirkungen auf die Agrarmärkte und die Lebensmittelversorgung wird die Europäische Kommission ihre Nachhaltigkeitsstrategien einer erneuten Prüfung unterziehen. Das hat EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski im Anschluss an den informellen Agrarrat vergangene Woche angekündigt.
Man müsse jetzt dafür sorgen, dass die Agrarproduktion in Europa gesichert werde, erklärte der Pole. Die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategien würden im Kontext der Lebensmittelversorgung und der neuen Situation in den nächsten Wochen geprüft. In diesem Zusammenhang verwies Wojciechowski auf Flächenstilllegungen und die Möglichkeit, auf den Brachen Proteinpflanzen anzubauen.
Ein Kurswechsel deutet sich zudem in Sachen privater Lagerhaltung (PLH) von Schweinefleisch an. Auch diese Maßnahme wollte der EU-Agrarkommissar nicht mehr ausschließen, genauso wie einen Einsatz der Krisenreserve. Die Kommission prüfe die Möglichkeit von Interventionsmaßnahmen, vor allem für Schweinefleisch, so der Pole. Er stellte zudem den Einsatz des Europäischen Mechanismus zur Krisenvorsorge und Krisenreaktion im Bereich der Ernährungssicherheit (EFSCM) und der angekündigten Expertengruppe für die Krise am Schweinemarkt in Aussicht.
Der geschäftsführende Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, hat Anfang der Woche hingegen davor gewarnt, wegen des Ukraine-Krieges die im Green Deal geplanten Maßnahmen zu stoppen. Nach Ansicht des Niederländers, der hauptverantwortlicher Kommissar für den Green Deal ist, wäre es ein „historischer Fehler“, wenn die Europäische Union ihre Nachhaltigkeitsvorhaben nun verlangsamen oder sogar ganz begraben würde.
Agrarmärkte im Blick
Quer durch die Mitgliedstaaten wurden vergangene Woche Forderungen laut, für eine ausreichende Absicherung der Ernährungsgrundlagen zu sorgen. Der französische Bauernverband (FNSEA) appellierte an Brüssel, die Ernährungssouveränität wieder zur „obersten Priorität“ zu machen. Als Erstes müsse der in Verbindung mit der Farm-to-Fork-Strategie zu erwartende Rückgang der Agrarproduktion „grundlegend“ infrage gestellt werden. Stattdessen müsse die Nahrungsmittelerzeugung in der Gemeinschaft ausgeweitet werden, allerdings auf nachhaltige Weise. Unmittelbar verabschieden sollte sich die Politik laut FNSEA von den Vorgaben GAP zur Stilllegung von Flächen.
Energiepreise steigen
Die polnische Agrarbranche sieht angesichts der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Verwerfungen an den Agrar- und Energiemärkten ebenfalls – zumindest vorläufig – keinen Spielraum zur Umsetzung des Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie. Die Organisation der Verbände der Agrarproduktion (FBZPR) forderte die EU-Kommission auf, das Inkrafttreten der Strategien zu verschieben und das europäische Emissionshandelssystem auszusetzen. Die polnische Branchenvereinigung befürchtet, dass der Krieg die Energiepreiskrise weiter anheizen wird. Das dürfte sich nochmals preissteigernd auf den Düngermarkt auswirken.
Auch von der Iberischen Halbinsel kamen Forderungen nach einem schnellen Handeln, um die Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln in der EU sicherzustellen. Nach Einschätzung von Spaniens Landwirtschaftsminister Luis Planas ist es geboten, die Prioritäten der GAP zu ändern. Deren Vorgaben müssten flexibler gestaltet werden, um die Produktion in den Mitgliedstaaten zu erhöhen. Außerdem müssten die Importregeln an die aktuelle Situation angepasst werden, so Planas. Gleichlautende Forderungen stellte der spanische Bauernverband Asaja. Nach dessen Ansicht wurde mit den ersten Kriegstagen „die Inkonsequenz der GAP-Ansätze“ deutlich. Portugals Landwirtschaftsministerin Maria do Céu Antunes erinnerte daran, dass die GAP ursprünglich begründet worden sei, um die Nahrungsmittelversorgung in Europa sicherzustellen. Dieses Ziel sei jetzt wieder wichtig. Das Produktionspotenzial der Mitgliedstaaten müsse konsequent genutzt werden.
Seit drei Jahren schlüpft Regina Ritter, Leiterin der Herrenhausverwaltung auf Gut Emkendorf, regelmäßig in die Rolle der Friederike Juliane Gräfin von Reventlow (1763-1816). Bei einer einstündigen Führung mit anschließender Kaffeetafel taucht sie in das Leben der früheren Gutsherrin Julia, wie sie hier schlicht genannt wird, ein.
„Sobald ich mein Kostüm anziehe und die Perücke überstreife, fühle ich mich tatsächlich wie Julia“, meint Regina Ritter und lächelt. „Auch wenn ich nach einer Führung mit den Besuchern bei Kaffee und Kuchen im Gartensaal zusammensitze, reden sie mich oft noch mit ‚Julia‘ an und stellen direkt an sie ihre Fragen“, freut sich die langjährige Gutsangestellte.
Aus reichem Elternhaus
Julia kam laut Biographischem Lexikon am 16. Februar 1763 in Kopenhagen zur Welt und hatte acht Geschwister (andere Quellen berichten von vier oder sechs Geschwistern). Ihre Eltern waren der Unternehmer und Gutsbesitzer Heinrich Carl von Schimmelmann und Caroline Tugendreich geborene Friedeborn. Die Familie wohnte meist im Sommer auf Schloss Ahrensburg und im Winter im Kopenhagener Palais. Da ihr Vater durch atlantischen Dreieckshandel (zu dem auch Sklavenhandel gehörte) und karibische Zuckerrohrplantagen zu großem Reichtum gelangt war, genoss die kleine Julia eine luxuriöse, standestypische Kindheit. Schon früh erhielt sie Musik- und Ballettunterricht. Privatlehrer brachten ihr die Kunst und das Zeichnen näher. Außerdem lernte sie Französisch und Italienisch. So wuchs sie zu einer weltgewandten und gebildeten jungen Dame heran. Im Jahr 1779 heiratete sie Friedrich Karl („Fritz“) Graf von Reventlow (1755-1828), einen Angehörigen des holsteinischen Uradels. Diese Verbindung stellte sich als sehr glücklich heraus. Zunächst lebten Julia und ihr Mann in Stockholm, dann in London, wo Fritz als königlich dänischer Gesandter beschäftigt war. Schließlich ließen sie sich in Emkendorf nieder, zwischen Rendsburg und Westensee gelegen. Fritz quittierte seinen Dienst, und die beiden widmen sich fortan der Umgestaltung des um 1730 im spätbarocken Stil erbauten Herrenhauses.
Aufwändiger Umbau
Als Fritz nach dem Tod seines Vaters das Haus 1783 geerbt hatte, war es stark heruntergekommen. Ein paar Jahre später zog er mit seiner Gattin ein, und sie begannen, es aufwändig umzubauen. Mit dem Tod ihres Vaters erbte auch Julia. „Sie erhielt ein Fünftel der jährlichen Erträgnisse seines immensen Vermögens. Diesen konstanten Geldfluss nutzte das Ehepaar Reventlow für die reiche Ausgestaltung des Gutes“, bemerkt Regina Ritter. Von zwei Italienreisen brachte es Bilder, Skulpturen, Möbel und Kunstschätze mit. Zudem stattete der römische Maler Pelicia ihr Zuhause mit Malereien aus. 1791 kam Architekt und Baumeister Carl Gottlob Horn hinzu. Er überformte das Herrenhaus im klassizistischen Stil und legte auf der Rückseite einen Landschaftspark nach englischem Vorbild an. Ab 1796 wirkte der Schweizer Stuckateur Tadey für einige Zeit an der künstlerischen Ausgestaltung der Innenräume mit.
Geistreich und liebenswürdig
Auf dem Gut hielt Julia weise ordnend das Zepter in der Hand, obwohl sie gesundheitlich angeschlagen und oft ans Bett gefesselt war. Möglicherweise litt sie an Schwindsucht. Es gab damals jedoch ebenfalls Stimmen, die andeuteten, ihr chronisches Leiden könnte psychosomatischer Natur sein. Zeitzeugen beschreiben sie als geistreich, liebenswürdig, in hohem Maße wohltätig und zugleich besorgt um die Bildung und das Wohlsein ihrer Gutsuntertanen. Alle, die mit ihr in Kontakt kamen, soll sie durch ihre Seelenmilde, zartes Gefühl und lebhafte Empfänglichkeit beeindruckt haben. „Wenn man nach Emkendorf kam, kam man zu Julia. Sie war hier die gute Seele. Fritz war zielstrebig, direkt, im Umgang aber zuweilen etwas bissig“, merkt Regina Ritter an.
Zu Erben kommen die kinderlosen Eheleute um 1814 durch Adoption von Joseph und Heinrich, den beiden älteren Söhnen von Julias Nichte Caroline Friederica Gräfin Criminil. Eine Pflegetochter war die junge Gräfin Ina Holk. Überliefert ist, dass die Reventlows sich auch um Kinder aus den Familien ihrer Angestellten und aus dem Dorf kümmerten. Des Weiteren ließen sie „sieben unbemittelte Kleine“ in ihrem Haushalt aufziehen, die von Julia unterwiesen wurden, wie Frank Trende in seinem Buch „Herrenhaus-Geschichten im Herzen Schleswig-Holsteins“ erwähnt.
Daneben war Julia schriftstellerisch tätig. Sie verfasste Prosawerke und christliche Erbauungsschriften für die Gutsuntertanen. So entstand 1791 angelehnt an eine Publikation des Schweizer Reformpädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) ihre pädagogische Schrift „Sonntagsfreuden des Landmanns“.
Weimar des Nordens
Julia, evangelisch, tiefreligiös und dem Pietismus nahestehend, begründete mit ihrem Mann darüber hinaus den Emkendorfer Kreis. Dies war ein Zirkel, zu dem bedeutende adlige und intellektuelle Frauen und Männer mit einer konservativen Gesinnung gehörten, die politische, religiöse und kulturelle Interessen teilten. Da der Graf als Kurator Kontakt zur Kieler Universität pflegte, waren unter den Mitgliedern auch Professoren und Mediziner. Zum Kreis gehörten unter anderen die Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock und Matthias Claudius sowie der Züricher Theologe Johann Kaspar Lavater.
Unter der Leitung von Julia widmeten sich die illustren Gäste der englischen und französischen Literatur, ließen sich vorlesen oder debattierten. Auf einer kleinen Bühne, die eigens beim Umbau des Blauen Salons im Obergeschoss eingerichtet worden war, spielten sie Theater und musizierten. Das brachte dem Gut die Bezeichnung „Weimar des Nordens“ ein. „Gern hätte Julia auch einmal Johann Wolfgang von Goethe willkommen geheißen. Aber dieser schlug alle Einladungen aus, hatte immer Ausreden parat.Er weiß gar nicht, was ihm entgangen ist“, meint Regina Ritter schmunzelnd.
Eine einflussreiche Frau
Julia von Reventlow war im 18. Jahrhundert eine bedeutende und kulturell einflussreiche Frau. Im Stormarn-Lexikon wird darauf hingewiesen, dass sie als Miterbin der Zuckerrohrplantagen ihres Vaters innerhalb der Familie über die damit verbundene Sklavenhaltung diskutierte. „Sie setzte sich dafür ein, die Lebensbedingungen der Sklaven zu verbessern und veranlasste die Herrnhuter Brüdergemeinde, Missionare in die Schimmelmannsche Besitzungen zu entsenden“, heißt es dort. Ihr Bruder Ernst, dem sie eng verbunden war, sorgte schließlich als dänischer Finanz- und Handelsminister maßgeblich dafür, dass der Sklavenhandel in Dänemark und dessen überseeische Gebiete 1792 verboten wurde.
„Am 27. Dezember 1816 starb Julia nach langem Leiden. Sie wurde in der Catharinenkirche in Westensee beerdigt“, weiß Regina Ritter.
Zum Schluss des Gesprächs schlüpft sie noch flink in ihr schönes Kostüm und verwandelt sich auf wundersame Weise in Julia. Lebhaft erzählend führt sie elegant und graziös durch die Räume im Erdgeschoss. Da das Herrenhaus gerade im Winterschlaf liegt, bleiben an diesem Tag die Fensterläden geschlossen. Das gedämpfte Licht sorgt für eine ganz eigene Stimmung. Hautnah spürt man: Hier atmet Geschichte, die noch heute viel vom früheren Geist Emkendorfs und seiner guten Seele Julia preisgibt.
Gruppenführungen ab 15 Personen können bei Regina Ritter individuell vereinbart werden. Anmeldung unter Tel.: 0 43 30-99 46 90, anfrage@gutemkendorf.de Weitere Infos unter gutemkendorf.de
Blaulicht und Sirenenklang an der Schwebefähre – doch diesmal wegen eines freudigen Ereignisses: Vergangenen Freitag ging die wiederhergestellte Schwebefähre an der Rendsburger Hochbrücke auf Jungfernfahrt über den Nord-Ostsee-Kanal.
Sechs Jahre hat es gedauert, und nun fährt sie wieder, die Rendsburger Schwebefähre – „schweben“ ist eigentlich der falsche Ausdruck, denn das Gefährt hängt an Stahlseilen. Am 8. Januar 2016 war die 1913 in Dienst gestellte Vorgängerfähre mit einem Frachter kollidiert und wurde dabei zerstört. Nur zwei Personen waren an Bord und erlitten leichte Verletzungen.
Das neue Modell, fast genauso gebaut wie das alte, aber technisch modernisiert, hat 13,5 Mio. € gekostet. Neben dem praktischen Nutzen vor allem für die Kanalquerung von Fußgängern und Radfahrer (nur vier Autos haben Platz) ist die Schwebefähre ein historisches Juwel: In Europa gibt es nur noch acht von ihnen, in Deutschland eine weitere an der niedersächsischen Oste.
Wenn meine Mutter in einem Café sitzt, redet sie munter die Tischnachbarn an und erzählt etwas – und fast immer gehen die Leute darauf ein. So mancher, der gerne Kontakt aufnähme, hat da Hemmungen. Um die zu nehmen, ist jetzt ist eine neue Idee aufgekommen: „Klönbänke“. In Hamburg-Wandsbek gibt es schon zwei, in Altona sind fünf geplant.
Das Modell kommt als „Schwätzlebänkle“ aus Baden-Württemberg. Mit bunter, werbender Bemalung laden sie ein: Wer hier sitzt, ist gerne bereit zu klönen. Die Initiatoren möchten damit der Vereinsamung als Folge der Corona-Pandemie entgegenwirken und „aktiv für positive soziale Begegnung sorgen“ nach dem Motto „Schweigen ist Silber, Reden ist Gold“.
Allerdings sollte auch für einen Ausweg gesorgt werden, wenn ein Wortschwall kein Ende nimmt – etwa durch eine „Swiegebank“ daneben.
Anlässlich des 111. Internationalen Frauentages am 8. März blicken wir auf die mehr als 150 Jahre alte deutsche Frauenbewegung zurück. Viel ist in Sachen Gleichstellung bisher erreicht worden. Doch es bestehen immer noch Barrieren.
In der ersten Phase der Frauenbewegung war diese maßgeblich von den Zielen der Französischen Revolution geprägt. Schlagworte waren damals Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. In diesem Zeitabschnitt entwickelten sich zwei unterschiedliche Strömungen: die bürgerliche und die proletarische Frauenbewegung.
Bürgerliche Frauenbewegung
Als Gründerin der bürgerlichen Frauenbewegung gilt die Schriftstellerin Louise Otto-Peters (1819-1895). Der formale Zusammenschluss und damit die organisierte Frauenbewegung beginnt im Jahr 1865, als bürgerliche Frauen den Allgemeinen Deutschen Frauenverein gründen. Zentrales Ziel dieser ersten Generation der Frauenbewegung ist der Kampf für das Recht auf Bildung und Arbeit. Dieses Recht ist nur über mehr Selbstständigkeit und Mündigkeit zu erlangen. Die Befreiung der Frau soll dabei nicht bloßer Selbstzweck, sondern nutzbringend für die Gesellschaft sein. Sie soll dem Fortschritt der Menschheit bis hin zur Verringerung des bestehenden sozialen Elends und dem Abbau der sozialen Klassengegensätze dienen.
Agnes von Zahn-Harnack (1884-1950), Vertreterin der ersten Frauenbewegung, schreibt rückblickend: „Die Frau des 19. Jahrhunderts erkannte, dass sie in einer Männerwelt lebte: Sie sah, dass die Familie, der Beruf, die Bildungsmöglichkeiten, die Stadt, der Staat, die innere und die äußere Politik, ja auch die Kirche von Männern nach Männerbedürfnissen und -wünschen eingerichtet waren; und sie sah weiter, dass alle diese Bildungen mit schweren Mängeln behaftet waren. Unter diesen Mängeln litt die Frau.“
Das Wilhelminische Reich sonnt sich zur selben Zeit im Glanz eines bahnbrechenden wirtschaftlichen Aufschwungs. Die wachsende Industrialisierung hat eine Zunahme der Frauenarbeit zur Folge. Die Zahl der außerhäuslich arbeitenden Frauen aus den unteren sozialen Schichten schnellt nach oben, und Kaiser Wilhelm II. erkennt ihren mangelnden Arbeitsschutz. Folgen sind 1890 die Einführung eines Nacht- und Sonntagsarbeitsverbots für Frauen und eine Reduzierung der täglichen Arbeitszeit von 16 auf elf Stunden. Nach wie vor bleibt die Höhe der Frauenarbeitslöhne hinter denen der Männer weit zurück. Daneben wird den Frauen ein gesellschaftspolitisches Mitspracherecht weiterhin verwehrt.
Erwerbsarbeit ist unschicklich
Parallel dazu wächst in der Mittelschicht die Zahl der vermögenslosen Frauen kontinuierlich an. Außerhäusliche Erwerbsarbeit gilt in bürgerlichen Kreisen als unschicklich. Die Schulbildung für Mädchen endet meist im 14. Lebensjahr. Die bürgerlichen Töchter haben, falls sich keine Heiratschancen ergeben, nur die Möglichkeit, Gouvernante oder Gesellschafterin zu werden. Beide Positionen sind schlecht bezahlt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts können Frauen aus dem bürgerlichen Milieu immerhin schon Lehrerin werden, wenn sie zunächst auch nur Mädchen unterrichten dürfen und als Hilfskraft für männliche Lehrer eingestellt werden. Dieser einzige Beruf ist jedoch bald hoffnungslos überlaufen.
Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung fordern deshalb das Recht auf Arbeit. Sie wollen ihre Daseinserfüllung nicht allein im Warten auf eine standesgemäße Heirat sehen. 1866 entsteht der Verein zur Förderung der Erwerbstätigkeit des weiblichen Geschlechts (später Lette-Verein), der sich auf die Frauen der bürgerlichen Stände konzentriert. Erst ab 1872 bekommen Frauen neben dem Lehrerinnenberuf weitere Erwerbsmöglichkeiten. Kindergärtnerinnenseminare entstehen, und der Bahn-, Post- und Telegrafendienst lässt weibliches Personal zu.
Die bürgerliche Frauenbewegung legt den Schwerpunkt auf den Kampf für die Verbesserung der Mädchen- und Frauenbildung. Der Zugang zu höheren Schulen für Mädchen wird 1893 maßgeblich von der Lehrerin Helene Lange (1848-1930) erkämpft. 1895/96 nehmen die Universitäten Göttingen und Berlin Frauen erstmals als Gasthörerinnen auf. Aber erst mit der Jahrhundertwende kommt das Immatrikulationsrecht, auch gründen sich erste soziale Frauenschulen. 1923 wird die Agrikulturchemikerin Dr. Margarete von Wrangell (1877-1932) – gegen den Widerstand einiger Professoren – Deutschlands erste ordentliche Professorin an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. Sie führt das Institut für Pflanzenernährung.
Proletarische Frauenbewegung
Neben der bürgerlichen Frauenbewegung entsteht die proletarische (später sozialistische) Frauenbewegung, angeführt von der Näherin und Sozialdemokratin Ottilie Baader (1847-1925) und der Lehrerin und Politikerin Clara Zetkin (1857-1933). Die proletarische Frauenbewegung sieht den Kampf um Frauenrechte im Kontext mit der Arbeiterbewegung. Der Hauptgedanke ist, dass Frauen und Arbeiter eines gemeinsam haben: Unterdrückte zu sein.
Eine wichtige Forderung ist das Frauenwahlrecht. Ab 1908 können Frauen in Parteien und Gewerkschaften eintreten, die Vereinsfreiheit für Frauen tritt in Kraft. Mit dem aktiven und passiven Frauenwahlrecht, das im November 1918 im Reichstag beschlossen wird, kommt der große Durchbruch. Erstmals bei der Wahl zur Nationalversammlung im Januar 1919 kann die weibliche Bevölkerung wählen gehen. Dies ist die Frucht eines langen Kampfes, in dem die Sozialdemokraten, unter ihnen August Bebel und Clara Zetkin sowie der linke Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung, die Hauptlast trugen. Frauen können jetzt also wählen und sich als Kandidatinnen aufstellen lassen. Sie setzen wichtige Rechtspositionen durch, beispielsweise die Zulassung von Frauen als Richterinnen, Schöffinnen, Geschworene, ein Lohngesetz zum Schutz der Heimarbeiterinnen und das Mutterschutzgesetz. Die formaljuristischen Möglichkeiten und die Hauptforderungen der ersten Frauenrechtlerinnen sind damit nach rund 65 Jahren unermüdlichen Einsatzes erfüllt: gleiche Bildungs- und Berufsmöglichkeiten, politische Rechte und Pflichten und damit Verantwortung für das Gemeinwohl.
Zurück zu Heim und Herd
Doch schon wenige Jahre später verdrängt der Nationalsozialismus die Frauen aus dem öffentlichen Leben. Er reduziert sie auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter und nimmt wichtige Errungenschaften wieder zurück. Frauen verlieren das passive Wahlrecht, die Zulassung zur Habilitation, zum Richterinnenamt und als Rechtsanwältinnen. 90 % aller Studierenden müssen männlich sein. Facharbeiterinnen und Hilfsarbeiterinnen verdienen ein Drittel weniger als ihre männlichen Kollegen. Frauenorganisationen demokratischer Parteien und Gewerkschaften lösen sich „freiwillig“ auf, bevor sie 1933 verboten oder gleichgeschaltet werden. NS-Frauenorganisationen entstehen. Die Frauen werden in Hauswirtschaft, Kinderpflege und Ernährung geschult. Ihr Betätigungsfeld und Wirken sollen sich zum Wohle der Volksgemeinschaft auf die Familie beschränken. 1938 wird das Pflichtjahr für Mädchen und junge Frauen unter 25 Jahren eingeführt.
Gleichstellung im Grundgesetz
Nach Kriegsende erarbeitet der Parlamentarische Rat eine neue Verfassung. Am 23. Mai 1949 tritt das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft.
Es ist Helene Wessel (Zentrum), Helene Weber (CDU), Friederike Nadig (SPD) und vor allem der Juristin Elisabeth Selbert (SPD) zu verdanken, dass nach kontroversen Disputen ein Gleichstellungsartikel verankert wird. In Artikel 3, Absatz 2 heißt es: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Der 1949 gewählte erste deutsche Bundestag hat 410 Abgeordnete, darunter 29 Frauen.
Ab 1945 entstehen erste Frauenverbände, die sich 1949 im Deutschen Frauenring zusammenschließen. 1950 wird im Bundesinnenministerium ein Frauenreferat eingerichtet. 1951 aus der Taufe gehoben, gibt sich 1969 der Deutsche Frauenrat seinen heutigen Namen. Er vertritt als überparteiliche und überkonfessionelle Lobby aktuell 59 Frauenorganisationen. Unter ihnen ist auch der Deutsche LandFrauenverband.
Autonome Frauenbewegung
Neben der traditionellen Frauenbewegung entwickelt sich seit 1968 die autonome Frauenbewegung. Sie geht zurück auf die Studentenbewegung und versteht sich als feministische Gegenkultur. In Westberlin entsteht der Aktionsrat zur Befreiung der Frau. Die autonomen Frauen rücken Themen ins Blickfeld, die vorher kaum Beachtung fanden wie Gewalt in der Ehe, Frauengesundheit und das Abtreibungsverbot. Autonome Frauenhäuser und Frauenzentren entstehen. Frauenrechtlerin Alice Schwarzer gründet Mitte der 1970er Jahre in Köln die Frauenzeitschrift „Emma“ und setzt sich öffentlich für die Emanzipation ein. 1977 wird bei Ehescheidung das bisherige Schuldprinzip vom Zerrüttungsprinzip abgelöst, die Hausfrauenehe abgeschafft. Frauen dürfen nun ohne Erlaubnis des Mannes einer Berufstätigkeit nachgehen.
In den 1980er Jahren beginnt die „neue Frauenbewegung“ sich als gestaltende Akteurin von gesellschaftlicher Emanzipation zu profilieren. 1986 wird Dr. Rita Süssmuth (CDU) erste Bundesfrauenministerin in Deutschland. Kommunale Gleichstellungsstellen entstehen, die Frauenpolitik institutionalisiert sich zunehmend.
Wiedervereinigung schafft neue Verhältnisse
Durch die deutsche Einheit ergibt sich in den 1990er Jahren eine neue Situation für die Frauenbewegung. Die offizielle Wiedervereinigungsdebatte klammert Fragen der Frauen- und Familienpolitik weitgehend aus. Über zwei Drittel der nach der Wende entlassenen Arbeiter im Osten sind weiblich. Sie ziehen sich für eine gewisse Zeit in die Hoffnungslosigkeit und ins Privatleben zurück. Die Frauen im Westen spüren gleichzeitig, dass sich gesellschaftliche Veränderungen verlangsamen.
1989 feiern Frauen aus Ost und West den Internationalen Frauentag zum ersten Mal gemeinsam. Die unterschiedlichen Regelungen des Schwangerschaftsabbruchs in Ost und West erweisen sich als Stolperstein der Wiedervereinigung. Im Osten gilt die Fristenlösung, im Westen die Indikationslösung. Die Neuregelung des § 218 wird deshalb bis Ende 1992 verschoben, schließlich die Fristenlösung in den neuen Bundesländern abgeschafft.
Trotz Widerständen
1994 wird Artikel 3, Absatz 2 des Grundgesetzes – auch hier zunächst gegen Widerstände – konkretisiert. Jetzt heißt er: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Seit 1997 ist die Vergewaltigung in der Ehe strafbar, seit 2002 kann ein Täter wegen häuslicher Gewalt gegen seine Frau und/oder Kinder durch das Gewaltschutzgesetz aus der gemeinsamen Wohnung verwiesen werden. 2016 beschließt der Bundestag, dass eine sexuelle Handlung auch dann als Vergewaltigung gewertet werden kann, wenn sich die Betroffene nicht aktiv wehrt.
Stark für die Zukunft
Auch wenn bereits viel erreicht ist, mit Dr. Angela Merkel (CDU) 2005 erstmals eine Frau Bundeskanzlerin wird, bleibt eine Menge zu tun, damit Frauen und Männer auf dem gesamten Lebensweg die gleichen Chancen erhalten – ob persönlich, beruflich oder familiär. Auf EU-Ebene und national wird vonseiten der Politik kontinuierlich daran gearbeitet. Mit der 2020 beschlossenen Nationalen Gleichstellungsstrategie „Stark für die Zukunft“ konkretisiert die Bundesregierung ihre Ziele und verpflichtet sich, die Gleichstellung bei der Gesetzgebung und in ihren Förderprogrammen umzusetzen. Es gilt, die immer noch bestehenden Verdienstunterschiede zu beseitigen, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen sowie eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Angehörigenpflege zu erreichen. Ebenfalls ist es geboten, eine Qualifizierung ohne Geschlechterklischees sicherzustellen, das heißt junge Frauen speziell in den Bereichen Naturwissenschaft, Forschung und Technik zu fördern. Zudem sollen von häuslicher Gewalt Betroffene oder Bedrohte besser geschützt werden. Hierfür trat Deutschland Anfang 2018 der Istanbul-Konvention bei, einem Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt.
Schulterschluss wagen
Eines ist gewiss: Die staatlichen Maßnahmen können am wirksamsten fruchten, wenn sich in den Köpfen aller Menschen ein Wandel vollzieht. Dies bekräftigte Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier anlässlich eines Empfangs des Deutschen Frauenrates in Schloss Bellevue vor zwei Jahren: „Frauenrechte, davon bin ich überzeugt, sind nicht Sache von Frauen allein. Sie sind unsere gemeinsame Sache, die Sache von Demokratinnen und Demokraten. Wer als Mann auch mal die Perspektive der Frauen einnimmt, der kann Frauen unterstützen, ohne in paternalistische (bevormundende) Gesten zu verfallen. Und der kann mithelfen, gläserne Decken zu sprengen, weil er weiß: Am Ende gewinnen dadurch alle.“
Beim Buchhändler meines Vertrauens gibt es „Kartenbücher“. Das sind Postkartenensembles zu verschiedenen Themen, hauptsächlich Tieren, allen voran natürlich kleine Kätzchen und Hundewelpen, aber auch Elefanten oder Vögel und anderes liebreizendes Getier. Ich musste allerdings staunen über das Kartenbuch „Maulwürfe“. Wem schickt man denn solche Karten, wenn nicht um ihn zu ärgern?
Der Maulwurf sieht in unseren Augen nicht hübsch aus und hat einen schlechten Ruf. Er durchwühlt den Garten und hinterlässt Erdhügel, die hässlich sind und Schubkarren und Rasenmäher behindern. Er dient als Symboltier für Unterwanderer und Spione. Der Ausdruck „blind wie ein Maulwurf“ ist ebenfalls keineswegs nett gemeint. Und in den Bauernblatt-Comics von Kim Schmidt verspottet der Maulwurf regelmäßig den Bauern oder Gärtner.
Auch Alfred Brehm ließ in „Brehms Tierleben“ kein gutes Haar am Maulwurf. Er schrieb: „Er ist wild, außerordentlich wüthend, blutdürstig, grausam und rachsüchtig und lebt mit keinem einzigen Geschöpfe im Frieden außer mit seinem Weibchen, mit diesem aber auch bloß während der Paarungszeit und so lange die Jungen klein sind.“ Einzig der Maulwurf Grabowski bricht eine Lanze für seine Spezies, aber der ist bloß eine erfundene Kinderbuchfigur.
Nun wissen wir heute, dass es im Weltenbiotop keine „bösen“ Tiere gibt. Soll das Kartenbuch vielleicht ein Beitrag dazu sein, den Maulwurf zu rehabilitieren? Gibt es wohl entsprechend auch Postkarten mit Großaufnahmen von Stechmücken, Asseln oder Fadenwürmern? Aber an wen wollte man diese verschicken?
Ob man es Krieg oder Angriff nennt – der Konflikt in der Ukraine hinterlässt Spuren, auch bei Kindern. Sie fühlen sich von den schlimmen Nachrichten überfordert. Was Eltern tun können.
Bilder des Krieges in den Nachrichten und auf Social-Media-Kanälen hinterlassen nicht nur bei Erwachsenen ein mulmiges Gefühl und Angst. Auch Kinder bekommen den Russland-Ukraine-Konflikt mit. Die Initiative „Schau hin! Was Dein Kind mit Medien macht“ rät Eltern allerdings zu kindgerechten Formaten, um sie so über die Ereignisse aufzuklären.
Kindernachrichten, etwa auf „logo!“, „neuneinhalb“ oder im Kinderradio „KiRaKa“, erläutern die Angriffe auf die Ukraine. Sie sollten gemeinsam mit den Kindern geschaut oder gehört werden. Im Internet unter frieden-fragen.de finden Kinder Austausch zu Fragen von Krieg und Gewalt. Im Gespräch mit Kindern brauchen Eltern ihre eigene Besorgnis nicht zu verschweigen, sondern sollten diese lieber erläutern. Die Schau-hin!-Experten raten allerdings, sich nicht von den eigenen Gefühlen mitreißen zu lassen und diese direkt weiterzugeben. Denn es versetze Kinder nur in Angst, wenn sie merkten, dass diejenigen, die auf sie aufpassen sollen, selbst ratlos seien. Auch wilde Mutmaßungen könnten Kinder unnötig verunsichern. Deshalb sei es wichtig, die Situation möglichst nüchtern zu erklären. Unabhängig davon, wie alt ein Kind ist, will es mit seinen Gefühlen ernst genommen werden. Statt Trauer oder Angst zu beschwichtigen, fragen Eltern besser nach, was dem Kind genau Sorgen bereitet. Allein schon dieses Interesse sei tröstlich. Dabei sollte auf die jeweilige emotionale Lage des Kindes eingegangen und nach passenden Erklärungen gesucht werden.
Und noch einen Tipp haben die Medienexperten für Eltern: Sie könnten ihre Kinder dazu anregen, ihre Gefühle in einem Bild oder einer Geschichte auszudrücken.
Der Krieg in der Ukraine und dessen mögliche Auswirkungen auf die weltweite Ernährungslage haben in Deutschland Forderungen nach Anpassung in der nationalen und Europäischen Agrarpolitik laut werden lassen. Insbesondere Politiker der Union, aber auch der FDP sprachen sich dafür aus, der Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln künftig ein höheres Gewicht einzuräumen.
Der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, warnte vor „politischen Denkverboten“ und plädierte dafür, die Wirkung der europäischen Agrar-, Umwelt- und Klimastrategien auf die Versorgungssicherheit sowie ihre Folgen für Entwicklungs- und Schwellenländer neu zu bewerten. Dazu zählten beispielsweise der Green Deal, die Farm-to-Fork-Strategie und die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) mit der darin enthaltenen pauschalen Stilllegung von 4 % der landwirtschaftlichen Flächen.
Ähnlich äußerte sich die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Carina Konrad: „Ich bin davon überzeugt, dass wir die Bedeutung der Sicherung der Ernährung neu bewerten müssen.“ Auch die FDP-Politikerin hält es für notwendig, die vorgesehene Flächenstilllegung und „die von der alten Bundesregierung auf EU-Ebene ausgehandelte Reform nochmals zu überdenken“.
SPD-Agrarsprecherin Susanne Mittag warnte vor einer „Rolle rückwärts in der Agrarpolitik“. Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erteilte Forderungen nach einer agrarpolitischen Kehrtwende eine Absage.
Erhalt der Innovationskraft entscheidend
Die derzeitige Diskussion um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung dürfe nicht bei Energie, Rohstoffen, Transport und Gesundheit stehen bleiben, sondern müsse auch den Bereich Lebensmittel einbeziehen, so Stegemann. Beispielsweise müsse Europa unabhängiger werden von Futtermittel- und Düngemittelimporten. Den Erhalt der Innovationskraft der hiesigen Agrar- und Ernährungswirtschaft sieht Stegemann als eine wesentliche Voraussetzung für Versorgungssicherheit. Die Bundesregierung dürfe die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft nicht durch einseitige nationale Verbote oder Einschränkungen schwächen.
Union will Belastungsmoratorium
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordert nun ein „Belastungsmoratorium“ für die Landwirtwirtschaft. Zwar seien die Ziele des Green Deal nach wie vor richtig, sagte Fraktionsvize Steffen Bilger am Dienstag in Berlin. Allerdings gehörten die Zeitpläne dringend auf den Prüfstand.
„Auch im Bereich der Landwirtschaftspolitik ist die Welt nach dem russischen Angriff auf die Ukraine eine andere“, so Bilger. Aus seiner Sicht geht es um die sichere Versorgung Europas mit Lebensmitteln. „Lebensmittelknappheit, steigende Preise und reißende Lieferketten würden den Umbau hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft jeglicher Akzeptanz berauben“, warnte der CDU-Politiker. Keinesfalls dürfe daher der Green Deal im Windschatten der großen Krise „im Eiltempo in Brüssel durchgewunken“ werden. Hier stehe der Bundeslandwirtschaftsminister in der Verantwortung.
Der agrarpolitische Sprecher der CSU im Deutschen Bundestag, Artur Auernhammer, verwies auf massive Auswirkungen des Krieges auf die weltweiten Agrarmärkte. Inzwischen werde deutlich, „wie wichtig es ist, Souveränität innerhalb der Europäischen Union auch im Bereich der Lebensmittelversorgung zu haben“. Gleichzeitig zeige sich, dass die Nahrungsmittelproduktion die Hauptaufgabe der heimischen Landwirtschaft sein müsse.
Der Körnermaisanbau in Deutschland bewegt sich seit Jahren auf dem annähernd gleichen Niveau. Nichtsdestotrotz gibt es Bewegung in den Anbauregionen, so bewegt sich der Anbau von Körnermais immer mehr in Richtung Norden. Dies führt dazu, dass auch die nachgelagerte Infrastruktur sich daran anpassen muss. Körnermais wird in der Regel nicht lagerfähig geerntet. Eine rasche und schlagkräftige Konservierung ist dringend notwendig, um die Erntequalitäten zu erhalten.
Das grundsätzliche Problem der Konservierung von Körnermais ist, dass die Erntetechnik wesentlich schlagkräftiger ist als jegliche Trocknungstechnik am Markt. Gelöst wird dieses Problem weitestgehend dadurch, dass das Erntezeitfenster möglichst lang ausgelegt wird. So ist es üblich, in Abhängigkeit von der Erntefeuchte der Trocknungsanlage eine Tagesdruschmenge anzudienen, die diese innerhalb von drei bis fünf Tagen auf einen lagerstabilen Zustand heruntertrocknet. Dies stellt ein Kompromiss dar, der ohne Investition in Anlagen- oder Gerätetechnik nicht zu umgehen ist.
Je nach Anbauregion wird Körnermais in Deutschland mit ganz unterschiedlichen Gutfeuchten geerntet. So gibt es Regionen mit Erntegutfeuchten von 25 % bis hin zu 35 %. Das bedeutet, dass 118 bis 235 kg Wasser pro Tonne Frischmasse entzogen werden müssen, um mit 15 % Gutfeuchte eine Lagerstabilität herzustellen. Dies stellt die Trocknungstechnik vor große Herausforderungen. Die Hersteller bieten unterschiedlichste Technologien an, um diesen Anforderungen zu entsprechen. Grundsätzlich kann Mais lediglich mit thermischen Verfahren praxisrelevant getrocknet werden. Trocknung nach dem Prinzip der Gleichgewichtsfeuchte, der Lagerbelüftungstrocknung, ist aufgrund der hohen Erntegutfeuchten nahezu nicht relevant, da die Verfahrensgrenze bei etwa 19 % liegt. Die thermische Trocknung von Mais erfolgt überwiegend in drei Verfahren: zum einen dem Satztrocknungsverfahren in Form von Silosatztrocknern und Mobiltrocknern, zum anderen der kontinuierlichen Durchlauftrocknung.
Verschiedene Trockner getestet
Da Mais technologisch die anspruchsvollste Konsumfrucht für die Trocknung ist, sind im Rahmen des DLG-Tests mehrere Trockner in Bezug auf ihre Trocknungsleistung und Effizienz geprüft worden. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um Dächerschachtdurchlauftrockner in erheblicher Baugröße, mit Wärmerückgewinnungsverfahren, Direktbefeuerung und relativ hohen Trocknungstemperaturen. Dies alles führt zu Feuchteentzugspotenzialen, welche eine schnelle Trocknung und vor allem auch effiziente Ausnutzung der Betriebsmittel ermöglichen. Die üblichen Trocknungstemperaturgen liegen im Durchlauftrocknungsverfahren bei 80 bis 100 °C. Aber auch höhere Trocknungstemperaturen sind in der Praxis vorzufinden. So wird auch im Temperaturbereich 120 bis 150 °C gearbeitet. Dies ist jedoch nicht ganz unkritisch und sollte auch abgewogen werden. Zum einen verlieren die allermeisten Trockner ihre Herstellergewährleistung bei Trocknungstemperaturen über 110 °C und zum anderen werden Qualitätsparameter in nicht unerheblichem Umfang verändert. In der Regel wird beim Handel von Körnermais darauf keine Rücksicht genommen.
Auf zu hohe Temperaturen verzichten
Gerade beim Verbrauch betriebseigener Rohstoffe ist bei der Maistrocknung zugunsten der Qualität auf höhere Trocknungstemperaturen zu verzichten. Dem aktuellen Stand der Forschung zufolge verändert sich beim Trocknen von Körnermais mit Temperaturen über 100 °C die Nährstoffverdaulichkeit von Proteinen ganz erheblich. Die übliche Bestimmung des Proteingehaltes nach Kjelldahl oder NIRS kann diese Veränderung nicht abbilden und dient deshalb nicht als Indikator für Hitzeschädigungen während des Trocknungsprozesses. Gerade für die Tierfütterung ist dies aber von Belang. Bei den Monogastriern, wie Schweinen und Geflügel, ist Körnermais ein Hauptbestandteil der Futterration. Das nutzbare Protein des Körnermaises liegt bei zirka 15 % und ist damit als Hauptbestandteil vieler Futterrationen eine elementare Proteinquelle, welche in ihrer Verdaulichkeit durch Trocknungstemperaturen von mehr als 100 °C in ihrer Verfügbarkeit limitiert wird (siehe dazu die Abbildung). Dies führt in der Folge zu verringerten Tierleistungen oder aber, bei entsprechender Substitution, zu unnötigen Nährstoffüberhängen bei den Tierausscheidungen. Hier entsteht ein echtes Dilemma zwischen hohen Trocknungsleistungen und damit verbundenen geringeren Energieeinsätzen pro Kilogramm Wasserentzug und dem Qualitätsparameter der Verdaulichkeit von Proteinen. Und da die Verdaulichkeit von Protein über die Löslichkeit in Kalilauge ermittelt wird und dies in der Qualitätsbetrachtung kein Standardverfahren ist, besteht in der Praxis darüber weitgehende Unkenntnis. Weil es gesellschaftlicher Konsens ist, die Nährstoffüberhänge möglichst stark zu reduzieren, folgt daraus, dass der Einsatz von Rohstoffen möglichst präzisiert werden muss.
Präzisierung trotz technischer Hürden
Neben den Erschwernissen der Qualitätsveränderung bei der Maistrocknung sind es vor allem die technologischen Hürden, die landwirtschaftliche Betriebsleiter herausfordern. Wenn eine Tagesdruschmenge Körnermais geerntet ist, muss diese in der Regel unverzüglich konserviert werden. Es ist jedoch festzustellen, dass in der Regel bereits bestehende Trocknungsanlagen, die für Weizen, Gerste und weiteres Getreide ausgelegt sind, keine entsprechende Konfiguration für Körnermais aufweisen. Die Trocknungsleistung wird entsprechend gedrosselt. Des Weiteren verfügen Durchlauftrocknungsanlagen, die für Körnermais ausgelegt sind, über einen Edelstahl- oder Aluminiumkorpus. Getreidetrocknungsanlagen sind in der Regel aus Schwarzstahl gefertigt. Außerdem unterscheiden sich die meisten Trocknungsanlagen insofern, dass die für Körnermais zumeist mit Propan oder Erdgas direkt befeuert werden. Die Brennertechnik muss aufgrund der höheren Trocknungstemperaturen einen deutlich größeren Arbeitsbereich aufweisen.
Höhere Temperaturen abmildern
Um den Effekt höherer Temperaturen auf das Korn abzumildern, werden viele Maistrocknungsanlagen als Dryerationkonzept umgesetzt. Dazu wird der Trocknungsprozess geteilt, sodass zwischen der Vor- und der Nachtrocknung eine Temperphase zwischengeschaltet wird, in der aufgrund einer gewissen Ruhe ein Feuchteausgleich im Korn selbst und zwischen den Körnern erreicht werden kann. Dadurch werden wesentliche Spannungen, die im Korn während des Trocknungsprozesses entstehen, abgebaut und somit Kornbruch verhindert. Darüber hinaus wandern die durch die Wärme angeregten Wassermolekül-Cluster von innen osmotisch gebunden als Benetzungsfeuchte an die Diffusionsfläche (Kornoberfläche), von der sie mit deutlich weniger thermischem Aufwand entzogen werden können. Diese führt obendrein zur Reduzierung des energetischen Aufwandes während der Trocknung. Bei Errichtungen von neuen Durchlauftrocknungsanlagen für Körnermais ist also eine Temperzone, oftmals auch als Dryerationzone bezeichnet, zu empfehlen.
Welche Lösungen sind am Markt?
Zur Kompensierung des Kompromisses bei der betriebseigenen Maistrocknung haben sich marktfähige Lösungen ergeben, welche durchaus praxisrelevant sind. Zum einen besteht seitens des landauf, landab befindlichen Biogasanlagen oftmals ein ungenutztes Wärmepotenzial. Dies kann und sollte bei der Trocknung von Körnermais immer in Betracht gezogen werden. Allerdings sind diese Anlagen in ihrer Verarbeitungskapazität begrenzt und zum anderen ist die Satztrocknung in Containern sehr heterogen, was ein mehrmaliges Umschichten oder Rühren notwendig macht. Zudem besteht nur eine mittelfristige Planungssicherheit bei der Trocknung mit Biogaswärme, da dieser Betriebszweig auf vielen Betrieben politisch bedingt mittelfristig ausläuft. Die Nutzung der Wärme aus dem Stromerzeugungsprozess von Biogasanlagen kann allerdings auch in stationären Varianten in sogenannten Schnelltrocknungszellen genutzt werden. Für die Maistrocknung werden dazu Niederflurzellen mit stationärem Rührsystem genutzt. Diese werden in der Regel mit Mobiltechnik befüllt und entleert. Die Trocknungsleistung ist abhängig vom Volumen, der Gutfeuchte sowie der Trocknungstemperatur. Erfahrungsgemäß sollte die Schütthöhe bei Gutfeuchten über 30 % nicht mehr als 2 m betragen.
Betriebseigene Lösungen gibt es auch
Stehen diese Möglichkeiten nicht zur Verfügung und kann auf eine betriebseigene Trocknung für Getreide zurückgegriffen werden, so sollte darüber nachgedacht werden, ob eine Feuchtmaiskonservierung als Zwischenlagerung eine Option darstellt. Hierzu bietet sich die Verschlauchung im überbetrieblichen Einsatz an. Dazu wird der frisch gedroschene Mais mit Feuchtegehalten über 25 % in einen Siloschlauch gepresst. Aufgrund des Luftabschlusses und der anhaftenden epiphytischen Milchsäurebakterien entsteht eine Milchsäuregärung, die den Feuchtmais konserviert. Durch diese Feuchtkonservierung verliert der Körnermais die Vermarktungsfähigkeit nicht. So kann der Drusch zur gewünschten Zeit erfolgen und der Körnermais nach erfolgter Milchsäuregärung kontinuierlich getrocknet werden, ohne dass Qualitätsverluste zu erwarten sind. Dieses Vorgehen sollte jedoch mit der aufnehmenden Hand abgesprochen werden, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Beobachtungen der letzten Trocknungssaison zeigen, dass verschlauchte und säurekonservierte Ware die Pansenstabilität der Stärke negativ beeinflussen kann. Dies gilt es bei der Rationsgestaltung für Rinder zu berücksichtigen.
Körnermaiskonservierung ist anspruchsvoll
Die Trocknung von Körnermais ist wesentlich anspruchsvoller als die von anderen Konsumfrüchten. Die hohen Erntefeuchten machen ein sofortiges Konservieren unabdingbar. Entsprechend große Trocknungstechnik vorzuhalten ist einzelbetrieblich nur sinnvoll, wenn die entsprechenden Anbauflächen vorhanden sind. Zuallermeist werden jedoch Kompromisse bei der Maistrocknung eingegangen, die stets eine Abwägung zwischen Druschmenge, Erntegutfeuchte und Verarbeitungskapazität bedeuten.
Körnermaisverschlauchung als Lösung?
Eine Lösung könnte die Verschlauchung von Körnermais im überbetrieblichen Einsatz sein. Um Qualitäten zu sichern, sind eine direkte Ernte nach der Abreife und Trocknung bei maximal 100 °C optimal. Zukünftige Anbauentscheidungen für Mais sollten immer die nachfolgende Nutzung im Auge haben, denn Hybridmaissorten, die vornehmlich für den Silomaisanbau konzipiert sind, lassen sich im norddeutschen Raum nur mit Einschränkungen dreschen. Dies liegt zum einen an der physiologisch bedingten späten Abreife, zum anderen an der der Anbauregion geschuldeten feuchten Ernte. Zahnmaisähnliche Sorten zeigen hier eine bessere Abreife und ein einfacheres Lösen von der Spindel. Dies sind ganz wesentliche Eigenschaften, welche den Drusch deutlich erleichtern.
Drusch entscheidet über Qualität
Der Drusch entscheidet ganz wesentlich über die spätere Qualität der verkaufsfähigen Ware. Je nachdem wie das Korn von der Spindel kommt, verfügt die Rohware über unterschiedliche Anteile von angeschlagenen und gebrochenen Körnern. Wer Fremdware zum Dienstleistungstrocknen annimmt, ist also gut beraten, eine Probe der Rohware mit Lebensmittelfarbe zu markieren, um analysieren zu können, wie viel Bruchkornanteil in der Rohware vorhanden ist. So kann im Nachgang entsprechend der Abzugstabelle gemäß den Richtlinien der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) eine verkaufsfähige Ware mit maximal 3 % Bruchkornanteil angeboten werden.
Fazit
Die Verfahren und Vorgehensweisen zur Maistrocknung sind einzelbetrieblich sehr unterschiedlich. Es ist darum sinnvoll, die eigenen Potenziale auszuloten und danach die entsprechenden Optionen optimal auszunutzen.