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Auf die Kabine kommt es an

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Pflanzenschutzmittel (PSM) sind Gefahrstoffe und daher mit besonderer Sorgfalt zu handhaben. Worauf bei einer Fahrerkabine zu achten ist, erläutert Sebastian Dittmar von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG).

Im Vergleich zu einem Traktor ohne Fahrerkabine bieten geschlossene Kabinen grundsätzlich einen guten Schutz beim Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln. Allein die geschlossene Kabinen­struktur verringert den Kontakt signifikant. Wichtig ist dabei, dass im Betrieb alle Öffnungen geschlossen sind und der Traktor über einen Zuluftfilter verfügt. Eine Klimaanlage stellt sicher, dass es im Sommer nicht zu übermäßiger Hitzebelastung kommt. Wenn man einen neuen Traktor oder Selbstfahrer kauft, kann durch eine sogenannte Schutzkabine nach EN 15695 noch für zusätzliche Sicherheit und Gesundheitsschutz gesorgt werden. Nicht zu unterschätzen ist der Komfortgewinn für die komplette Pflanzenschutzsaison.

Welche Kabinenkategorien gibt es?

Seit dem Jahr 2009 gibt es die Sicherheitsnorm EN 15695. Sie bezieht sich auf Traktoren sowie Selbstfahrer und beschreibt vier Kategorien von Kabinen (siehe Infokasten). Welcher Kategorie ein Fahrzeug entspricht, findet sich auf einem Hinweis in der Kabine sowie in der Betriebsanleitung. Traktoren, die vor 2009 gebaut worden sind, wurden hinsichtlich des Schutzes vor Pflanzenschutzmitteln noch nicht kategorisiert.

Um auch die älteren Fahrzeuge und deren Schutzwirkung beurteilen zu können, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die Anforderungen an Kabinen der Kategorie 2* wie folgt definiert: „Dicht schließende Fahrerkabinen mit Zuluftfilter und Klimaanlage schützen vor Spritznebel. Auf vorgeschriebene Schutzanzüge, Schutzhandschuhe sowie Augen- oder Gesichtsschutz kann in geschlossenem Betrieb verzichtet werden.“

Ein großer Vorteil besteht darin, dass in geeigneten Fahrerkabinen (ab Kategorie 2) auf zusätzliche Schutzkleidung beim Einsatz im Pflanzenschutz verzichtet werden kann.

Gesundheitsschutz und Komfort

Kabinen nach EN 15695 der Kategorien 3 und 4 wurden speziell für das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln konstruiert. Hierzu gehörtenein definierter Überdruck in der Kabine mit einer entsprechenden Anzeige sowie die geeigneten Filter.

Einige Landtechnikhersteller bieten an, per Knopfdruck zwischen der Luftfiltrierung bei Transportfahrten und beim Ausbringen von PSM zu wählen. Auf dem Transport wird der Luftstrom über den bekannten Staubfilter geleitet. Beginnt das Ausbringen von PSM, wird auf einen speziellen Filter umgeschaltet. In dieser Einstellung läuft ein Betriebsstundenzähler. Ist die festgelegte Standzeit des Filters abgelaufen, erfolgt eine Anzeige, die zum Filterwechsel auffordert; ein echter Gewinn an Komfort und Sicherheit.

Auf welche Schutzausrüstung, in welchem Kabinentyp verzichtet werden kann, zeigt die Abbildung.

Kabinen pflegen und warten

Aus Sicht der Arbeitssicherheit sind bei Traktoren mit Fahrerkabine die Filter mindestens entsprechend den Herstellerangaben auszutauschen. Grundsätzlich wird empfohlen, vor den Frühjahrsarbeiten einen neuen Innenraumfilter einzusetzen. Traktoren ohne Kabine sollten nicht zum Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln verwendet werden, da hier das Risiko, in Kontakt mit PSM zu kommen, unverhältnismäßig hoch ist. Hinzu kommt, dass die vorgeschriebene Schutzkleidung das Fahren mit dem Traktor in einem merklichen Maß erschwert. Schutzkleidung, Schutzhandschuhe sowie Kopf und Augenschutz machen die Arbeit nicht leichter. Überdies werden alle Oberflächen bei Traktoren ohne Kabine stark kontaminiert.

Auch wenn man eine Kabine der Kategorie 3 oder 4 verwendet, sind die Vorgaben des Herstellers zum Filterwechsel beziehungsweise die Anzeige im Fahrzeug zu beachten. In einer Umfrage aus dem Jahr 2020 unter 4.000 Praktikern gab jeder Zweite an, die Kabine nach dem Ausbringen von PSM zu reinigen. Aus Präventionssicht sollten Oberflächen in der Kabine möglichst oft gereinigt werden, um sich selbst und andere Fahrer vor möglichen Pflanzenschutzmittelrückständen zu schützen.

Wird persönliche Schutzausrüstung benötigt?

Die Grundausrüstung, welche in jedem Unternehmen vorhanden sein muss, besteht aus langer Arbeitskleidung, Pflanzenschutzhandschuhen, Ärmelschürzen, festem Schuhwerk und einem dicht schließenden Augenschutz oder Gesichtsschild. Dazu kommen Materialien für Erste Hilfe, zum Beispiel eine Augenspülflasche und Produkte zum Reinigen der Hände. Dazu ist unter anderem der Frischwasserbehälter am Pflanzenschutzgerät mit neuem Wasser zu befüllen.

Eine Liste des BVL lässt erkennen, welche Schutzausrüstung geeignet ist und wo diese bezogen werden kann. Sie steht im Internet unter bvl.bund.de/PSA

SVLFG auf eigenem YouTube-Kanal

Die SVLFG bietet viele Informationen zum sicheren Umgang mit Pflanzenschutzmitteln an. Neu sind Filme hierzu, die über den YouTube-Kanal der SVLFG angesehen werden können, zu finden über den Link svlfg.de/youtube-digital und die Rubrik „Playlists“. In einem Hauptfilm und fünf Detail­filmen werden folgende Themen aufgegriffen:

• Sicherer Anwenderschutz beim Umgang mit PSM (Hauptfilm)

• Zum Umgang mit konzentrierten PSM

• Zum Umgang mit anwendungsfertigen PSM

• Zur Anwendungssicherheit im Pflanzenschutz

• Reparatur und Störungsbeseitigung beim Ausbringen von PSM

• Persönliche Schutzausrüstung für den Umgang mit PSM

Sowohl Arbeitgeber als auch Beschäftigte profitieren von den vorgestellten Maßnahmen. Die Filme rund um den „Anwenderschutz im Pflanzenschutz“ können auch als ergänzendes Element bei Qualifizierungsmaßnahmen unter Angabe der Quelle genutzt werden, zum Beispiel bei Unterweisungen.

Wissenswertes, worauf Anwender bei Pflanzenschutzarbeiten achten sollten, stellt die SVLFG zudem unter svlfg.de/pflanzenschutzarbeiten zur Verfügung.

Info

Übersicht der Traktorkategorien nach EN 15695

Kategorie 1: Kabine, die keinen Schutz vor Staub und Pflanzenschutzmitteln bietet

Kategorie 2: Kabine, die nur vor Staub schützt

Kategorie 3: Kabine, die vor Staub und flüssigen PSM (inklusive Spritznebel) schützt

Kategorie 4: Kabine, die vor Staub, flüssigen PSM und deren Dämpfen schützt

Würzige Röhren

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Für die Aussaat von Frühlingszwiebeln im Freiland ist jetzt genau die richtige Zeit. Die einjährigen Zwiebeln lassen sich fortlaufend bis in den August hinein säen. Die späten Aussaaten überwintern auf dem Beet, starten im zeitigen Frühjahr gleich durch und sind je nach Witterung im kommenden Jahr ab März oder April erntereif.

Die schmackhaften, röhrenförmigen Blätter werden wie Lauch oder Schnittlauch verwendet. Dabei bereitet man sowohl die unteren weißen oder roten Enden als auch die grünen Blätter variantenreich zu: roh in Salaten und Quark, gedünstet oder gekocht als Gemüse, in Suppen, Aufläufen und Quiches. Am besten holt man sie vor der Zubereitung frisch aus dem Garten, denn die Haltbarkeit ist selbst im Kühlschrank auf ein bis drei Tage beschränkt.

Die sehr empfehlenswerte, mehrjährige Kultur der Winterheckzwiebel (Allium fistulosum) erspart die fortlaufende Neuaussaat. Optimal ist die Mischkultur mit Erdbeeren, die ebenfalls mehrere Jahre auf einem Beet stehen. Bei dieser Kulturvariante schneidet man einfach nach Bedarf Röhren ab. Sie wachsen laufend wieder nach. Im Herbst zieht die Pflanze ein, die oberirdischen Teile sterben ab. Schon im zeitigen Frühjahr erfolgt der Neuaustrieb. Je nach Entwicklung teilt man die Stöcke alle zwei, drei Jahre, da sie im Laufe der Zeit doch recht umfangreich werden. Von Juni bis August bilden die Winterheckzwiebeln etwa 40 cm hohe Blütenstiele, die den Ertrag nicht schmälern. Die Blätter können weiterhin geschnitten werden, sogar die Blütenröhre bleibt zart und essbar. Landläufig wird diese Zwiebelvariante als Bundzwiebel, Winterzwiebel, Frühlingszwiebel, Schlotte oder Schlute bezeichnet. Sortentipp für den Kauf am Samenständer: ‚Freddy‘, sehr ertragreich, absolut winterhart, attraktive Blütenbälle

Frühlingszwiebeln fühlen sich auf einem nicht zu nährstoffreichen, leichten bis mittelschweren Boden wohl. Je sonniger der Standort, desto besser fallen Aroma und Ertrag aus. Der Boden sollte nicht frisch gedüngt sein, als Mittelzehrer benötigen Frühlingszwiebeln nur wenige Nährstoffe. Wichtig dagegen ist die ausreichende Wasserversorgung. Im Freiland sät man in Reihen aus und bedeckt die Samen nur dünn mit Erde. Bei 4 bis 5 °C nimmt die Keimung zwei bis drei Wochen in Anspruch, bei 15 bis 25 °C (optimale Keimtemperatur) zeigen sich die ersten grünen Spitzen bereits nach ein paar Tagen. Neben der Direktsaat im Freiland lassen sich Frühlingszwiebeln auf der Fensterbank vorkultivieren. Zwei verschiedene Methoden bieten sich dafür an.

Die Anzucht in der Aussaatschale gelingt problemlos. Foto: Karin Stern

Bei der ersten Variante sät man in jedes Töpfchen der Topfplatte drei bis vier Samenkörner, lässt die jungen Pflanzen als Horst in der Anzuchtplatte stehen und pflanzt den Topfballen unverändert aus. Bei der zweiten Variante sät man in eine mit Aussaaterde gefüllte Schale und pikiert nach dem Auflaufen drei oder vier Jungpflanzen zusammen in eine Topfplatte. Im Jung­stadium wachsen die Pflanzen wie alle Zwiebelgewächse nur langsam und müssen vor konkurrenzstarkem Unkraut geschützt werden. Etwa acht Wochen nach der Frühjahrsaussaat sind die ersten Röhren erntereif. Die abgeschnittenen Pflanzen treiben wie Schnittlauch erneut aus. Wer noch ein wenig länger wartet, erntet statt einiger Röhren die ganze Pflanze, die in der Zwischenzeit mehr Masse gebildet hat.

Die Aussaat der Frühlingszwiebeln für die Überwinterung erfolgt im Juli, spätestens Anfang August ins Saatbeet. Die jungen Setzlinge kommen Anfang September – jeweils drei oder vier Pflanzen zusammengefasst – aufs Beet. Wurzeln und Blätter dürfen dabei etwas eingekürzt werden. Bei starken Kahlfrösten deckt man die Frühlingszwiebeln mit etwas Fichtenreisig ab, ansonsten sind sie zuverlässig winterhart und treiben im Frühjahr bei den ersten warmen Sonnenstrahlen wieder aus.

Maschinelle Windwurfaufarbeitung

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Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) weist auf die hohe Unternehmerverantwortung bei der hoch mechanisierten Windwurfaufarbeitung hin. Dies gilt insbesondere für das noch allzu oft praktizierte „Abstocken“.

Für das motormanuelle Abschneiden des Wurzelstocks vom Stamm eines geworfenen Baumes zur anschließenden maschinellen Aufarbeitung, das sogenannte Abstocken, werden häufig Personen externer Unternehmen beschäftigt. Diese erfüllen in der Regel nicht die Kriterien eines Subunternehmens. Das heißt: Weil die Abstocker in die Arbeitsabläufe des Unternehmens eingebunden sind, liegt eine sogenannte Arbeitnehmerüberlassung vor. Für diese Personen gelten somit dieselben arbeitsschutzrechtlichen Anforderungen wie für die eigenen Beschäftigten und der Unternehmensverantwortliche hat unter anderem für das fachkundige Arbeiten der Abstocker Sorge zu tragen.

Beim Maschinen­einsatz sind die vom Unternehmer aus der Gefährdungsbeurteilung abgeleiteten Maßnahmen zu beachten. Diese sind für Fahrer und Motorsägenführer verbindlich. Hierzu gehören beispielsweise:

– praktische Unterweisung vor Arbeitsbeginn (Arbeitsablauf, Kommunikation und Ähnliches)

– Fachkunde des Abstockers überprüfen und sicherstellen.

– Bei getrennten Arbeiten Gefahrenbereiche der Maschinen kennen und beachten.

– Sprechfunkkommunikation zwischen Maschinen- und Motorsägenführer bei Zusammenarbeit im Team

– Verständigungsfähigkeit (Sai­son­arbeitskräfte) beachten und gegebenenfalls Arbeitskommandos festlegen, unterweisen und einhalten.

– Erste Hilfe und Rettungskette sicherstellen (Rettungspunkte, Netzverfügbarkeit, Verständigungsfähigkeit und Freihalten der Zuwegungen zu den Arbeitsorten).

Ausführliche Informationen zur sicheren Beseitigung von Sturmschäden gibt es online unter svlfg.de/sturmschaeden-sicher-beseitigen

Unter waldwissen.net bei Eingabe des Suchbegriffs „Sturmholzaufarbeitung“ sind die Grundregeln zusammengefasst.

Einzigartig in der deutschen Pferdeszene

Die Trakehner-Zucht hat nach einem länger als drei Jahre andauernden Bewerbungsverfahren die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes geschafft.

Die Entscheidung der Kultusministerkonferenz und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien fiel auf Empfehlung des unabhängigen Expertenkomitees für Immaterielles Kulturerbe der Deutschen Unesco-Kommission der Länder und ist in der deutschen Pferdeszene einzigartig. Die Trakehner-Zucht ist die erste Pferdezucht in dem Verzeichnis und das erste deutsche Immaterielle Kulturerbe mit hippologischem Hintergrund.

„Die Aufnahme verleiht der Besonderheit der Trakehner-Zucht Ausdruck“, kommentierte Lars Gehrmann, Zuchtleiter und Geschäftsführer des Trakehner Verbandes. „Die Geschichte und die Zuchtmethodik der Reinzucht sind bis heute Alleinstellungsmerkmale unserer Zucht, die neben der Traditionspflege stets und innovativ den Blick nach vorn richtet. Sie bringt heute nicht nur moderne Reitpferde hervor, sondern ist mit zahlreichen Bildungsangeboten, aktiver Jugendarbeit und Offenheit für neue Mitglieder zukunftsorientiert ausgerichtet.“

Im mehrstufigen nationalen Bewerbungsverfahren, das von einer fünfköpfigen Arbeitsgruppe mit fördernder Unterstützung der Stiftung Trakehner Pferd bearbeitet wurde, galt es, mehr als 20 umfassende Fragestellungen zu beantworten. Berücksichtigt wurden unter anderem die Geschichte durch fast drei Jahrhunderte unter verschiedenen politischen Systemen, die Organisation und die Besonderheiten der Zucht, die heutige Praxis, der Tierschutz und die Weitergabe an kommende Generationen.

Das Expertenkomitee würdigte ausdrücklich das Engagement, mit dem die Trakehner-Zucht betrieben wird, sowie die Dokumentation und Weitergabe von Wissen und Können seit nunmehr drei Jahrhunderten. Die positive Entscheidung wurde zudem mit der offenen Praxis, dem grenzüberschreitenden Austausch und den umfangreichen Bildungs- und Informationsangeboten für Mitglieder und die Öffentlichkeit begründet.

Stand der Kulturen

Nach der großen Nässe im Februar folgten trockene, tagsüber sonnenreiche und in der Nacht kühle, teils frostige Bedingungen. Dadurch kam es zu Stresssituationen, insbesondere in schwächer entwickelten Beständen.

Die Flächen trockneten weitestgehend ab und lediglich in Senken und tief liegenden Bereichen konnte bislang noch keine Bewirtschaftung stattfinden. Gleichzeitig sorgt die derzeitige Trockenheit wieder für Sorgen hinsichtlich der Nährstoffaufnahme und des Wachstums der Winterungen. Laut Schätzung des Statistikamtes Nord wurden die Aussaatflächen von Winterraps im Herbst 2021 aufgrund der guten Erlössituation auf 73.400 ha ausgedehnt (+18 % gegenüber Vorjahr), dabei wurde mit 150.300 ha (–4 %) die Winterweizenfläche leicht reduziert. Wintergerste blieb mit 69.400 ha (+1 %) konstant, während es bei Winterroggen (33.900 ha, –9 %) und Wintertriticale (9.200 ha, +13 %) zusammengenommen nur geringfügige Änderung in der Aussaatfläche gab. Somit läge die Anbaufläche der genannten Früchte etwa auf dem Niveau des Vorjahres (+ 3.800 ha). Damit wird auch deutlich, dass die zur Verfügung stehende Fläche für Sommergetreide, Körnerleguminosen und Mais nicht ausgeweitet werden kann. Inwiefern hier Verschiebungen stattfinden können, bleibt schwer zu beantworten, jedoch könnte Sommerweizen etwas vermehrt in den Anbau kommen, da derzeit die Weizenpreise ein noch nicht da gewesenes Niveau erreicht haben.

Seit der vergangenen Woche findet nun überall im Land die Frühjahrsbestellung statt. Die mineralische Düngung der ersten Gabe ist abgeschlossen, die organische Düngung konnte je nach Befahrbarkeit der Flächen erst verzögert anlaufen, aber mittlerweile ist sie weit vorangeschritten. Hier war zu beobachten, dass viele Betriebe aufgrund des hohen Preisniveaus von Stickstoffdüngemitteln nun vermehrt Gülle oder Gärreste aus anderen Betrieben aufnehmen wollten. Zeitgleich fand mit schnell abtrocknenden Böden die Grundbodenbearbeitung zu den Sommergetreiden und den Körnerleguminosen statt und vielerorts ist die Aussaat unter guten Bedingungen erfolgt. Hier ist für die kommenden Wochen auf Niederschläge zu hoffen, damit sowohl ein sicheres Auflaufen der Bestände bei schnell austrocknenden Oberböden wie auch ein gutes Lösen der eingesetzten Düngemittel erfolgen können.

Geflüchtet vor Putins Bomben

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Sie sind der Hölle des Krieges entronnen, haben eine beschwerliche Flucht hinter sich, Angehörige und Freunde verloren oder zurücklassen müssen. Nun finden die Geflüchteten aus der Ukraine Aufnahme in Schleswig-Holstein. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung und das Engagement der Ämter sind riesig. Zwei Beispiele aus dem Dänischen Wohld im nördlichen Kreis Rendsburg-Eckernförde:

„Christos voskrese! Voistinu voskrese!“ ist in kyrillischen Buchstaben auf das weiße Altartuch gestickt – der Ostergruß „Christus ist auferstanden. Wahrhaftig auferstanden“, mit dem sich orthodoxe Christen am Ostermorgen begrüßen. Ein Geschenk ukrainischer Freunde aus besseren Tagen – und zur Friedensandacht in der Basisgemeinde in Wulfshagenerhütten in der Gemeinde Tüttendorf nahe Gettorf auch ein trotziges Statement gegen den allgegenwärtigen Tod in der Ukraine.

Altar in Blau und Gelb

Seit Anfang März treffen sich jeden Mittwochabend Mitglieder der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten – einer kleinen ökumenischen Gemeinschaft – und der evangelisch-lutherischen St. Jürgen-Gemeinde Gettorf immer abwechselnd zur gemeinsamen Friedens­andacht, dazu jeden Freitagmittag in der St. Jürgen-Kirche Gettorf. Der Altarraum ist dann in den Farben Blau und Gelb angestrahlt.

In den 1990er Jahren baute die Basisgemeinde ein landwirtschaftliches Projekt in der Westukraine auf. Das hat längst seinen Abschluss gefunden. Geblieben sind Freundschaften. Gekommen sind Flüchtlinge aus dem Umfeld dieser Freundschaften. Eine fünfköpfige ukrainische Familie lebt seit Anfang März in der Gemeinschaft der Basisgemeinde. Drei Tage waren sie unterwegs. Vollständig ist die Familie nicht. Der 63-jährige Mathematikprofessor Dr. Aleksandr Petrenko musste seine Ehefrau zurücklassen, die im Gesundheitswesen arbeitet und deshalb nicht aus dem Land darf. Er begleitet seine Tochter Marija Danyljuk (39), die wiederum ihren Ehemann zurücklassen musste, der an der Front ist. Marija ist mit ihrem drei Monate alten Baby und ihrer 17-jährigen Tochter Anna gekommen, die eigentlich in diesem Jahr ihren Schulabschluss machen wollte. Mit ihnen ist die 21-jährige Informatik-Studentin Sofija Petrenko, eine Cousine, geflüchtet.

Die Namen dieser Geflüchteten sind von der Redaktion geändert, mit der Presse sprechen wollen sie bei der Friedensandacht noch nicht. Das überlassen sie ihren Gastgebern. Sie sind traumatisiert, können noch nicht fassen, was passiert ist. Doch sie versuchen, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Sofija hat mit einem Onlinedeutschkurs begonnen und setzt inzwischen auch ihr Informatikstudium online an ihrer westukrainischen Hochschule fort. Dabei ist es schon passiert, dass eine Lehrveranstaltung jäh durch Bombenalarm unterbrochen wurde. Anna ist wieder online mit ihrer alten Schule verbunden und hofft, ihren Schulabschluss machen zu können.

Andrea Woock und Martin Klotz-Woog kümmern sich um die Flüchtlinge in der Basisgemeinde Wulfshagenerhütten. Foto: Sigrid Querhammer

Das Ehepaar Andrea Woog und Martin Klotz-Woog von der Basisgemeinde kümmert sich um die ukrainischen Flüchtlinge, die zwischen Schock und ersten Zukunftsplänen ihren Weg suchen, versucht ihnen ein bisschen Normalität zu geben. Die Sorge um die Angehörigen, die sie zurücklassen mussten, können sie ihnen nicht nehmen. Gemeinsames Singen und Beten helfen und die Solidarität derer die gekommen sind, die Anteil nehmen, die helfen wollen.

Inzwischen ist auch praktische Hilfe angelaufen für Ukrainer, die ihre Zuflucht in Polen gefunden haben. Erste Hilfsgüter sind bereits von Gettorf an die polnisch-ukrainische Grenze ins rund 1.000 km entfernte Teschen (Cieszyn) gebracht worden, an eine der Hauptflüchtlingsrouten. Vor Ort sind vor allem Hygieneartikel knapp. Warum gerade Teschen? Witold Chwastek, Pastor im Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde, kommt aus Polen. Er hat Verwandte und seine kirchliche Heimat in der Region Teschen. Evangelische Gemeinden in seiner alten Heimat engagieren sich in der Flüchtlingshilfe vor Ort und brauchen dringend diese Sachspenden. Pastor Chwastek sammelt im gesamten Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde.

Unterkunft Impfzentrum

Aljona mit Katze Bonita.  Foto: Sigrid Querhammer

Ein kleiner Hund ist einer der ersten, der das ehemalige Gettorfer Impfzentrum, das jetzt zur vorläufigen Heimat von bis zu 60 ukrainischen Kriegsflüchtlingen geworden ist, am späten Abend des 14. März betritt. Neugierig zieht er sein Frauchen hinter sich her. Er muss jetzt ganz dringend sein neues Revier erkunden. Mit seiner Unbeschwertheit zaubert er dem einen oder anderen ein erstes Lächeln auf das Gesicht. Eine Stunde später – inzwischen ohne Leine – wälzt er sich voller Freude auf dem Rücken.

Lächeln und Traurigkeit

Größer könnte der Kontrast zur seelischen Verfassung der Menschen nicht sein. Traurig und erschöpft sehen sie aus, und still sind sie, auch die Kinder. Ein kleines Mädchen schiebt ihren Puppenwagen in ihr neues Zuhause. Eine wunderschöne dreifarbige Katze will sich von ihrem Frauchen gar nicht beruhigen lassen. Ältere Männer und Frauen schleppen ihre wenige Habe in Papiertüten aus dem Bus zur Unterkunft, bevor sie von Helfern unterstützt werden. Auf der Flucht wurden ihnen die Koffer weggenommen. Zwei Frauen holen ihre Handys hervor und zeigen den Helfern Fotos von ihrer zerstörten Heimat. Fotos, die jeder jeden Tag im Fernsehen sehen kann, und doch ist es etwas anderes, wenn Menschen sie zeigen, die dieser Hölle gerade entronnen sind. Die Verständigung klappt mit Händen und Füßen und ein paar Brocken Englisch. Eine der Frauen erklärt den Helfern, dass sie in der Psychiatrie gearbeitet hat, und sagt: „Putin ist verrückt.“

Endlich ein Bett!

Die Neuankömmlinge melden sich an, bedienen sich am bereit gestellten Essen. Der selbstgebackene Kuchen und der Blumenschmuck in den ukrainischen Nationalfarben sind Gesten, die von den Geflüchteten wohlwollend registriert werden. Dann sind sie sehr schnell auf ihren Zimmern verschwunden. Endlich ein Bett!

Insgesamt 43 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine verbringen ihre erste Nacht im ehemaligen Impfzentrum, darunter Kinder vom Kleinkind bis zum Teenager sowie drei Hunde und zwei Katzen. Die Gettorfer Unterkunft ist eine der wenigen im Landkreis, die Flüchtlinge mit Haustieren aufnimmt. Die Familiengruppen, die jeweils zwei Schlafzimmer und einen kleinen gemeinsamen Aufenthaltsraum bewohnen werden, wurden bereits auf der Busfahrt von Rendsburg von Marina Holm zusammengestellt. Die russischsprachige Mitarbeiterin der Amtsverwaltung Dänischer Wohld hatte die Flüchtlinge bereits auf der Fahrt von Rendsburg begleitet. Das spart Zeit bei der Ankunft.

Tatjana Fet (li.) und Patricia Gades-Gnoyke haben in der DRK-Kleiderkammer eine Extraöffnungszeit eingeschoben. Foto: Sigrid Querhammer

Am nächsten Morgen wird einmalig ein Frühstück angeliefert, denn die Neuankömmlinge konnten noch nicht selbst einkaufen. Anschließend werden Anträge ausgefüllt, ein erster Abschlag der Sozialleistungen ausgezahlt. Dankbar seien sie, versichern die Geflüchteten ungefragt, dass sie hier aufgenommen werden. Sie möchten schnell Deutsch lernen und arbeiten, aber, sobald es möglich ist, in ihre Heimat zurückkehren. Dann stehen die ersten Einkäufe auf dem Programm und ein Besuch der Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Gettorf. Eine Woche später kommen weitere Flüchtlinge an. Ehrenamtliche vom DRK haben Soljanka gekocht, Kuchen gebacken und Schnittchen gemacht.

Ein bisschen Normalität

Dann zieht von Tag zu Tag ein bisschen mehr Normalität in die Unterkunft ein, soweit man in dieser Situation überhaupt von Normalität sprechen kann. Ein Arzt kommt in die Unterkunft, um eine Sprechstunde abzuhalten. Bis zu ihrer Ankunft haben die Menschen funktioniert. Jetzt sind die Kräfte aufgebraucht, und sie brauchen medizinische Hilfe. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat Fahrräder aus ihrer Werkstatt zur Unterkunft gebracht. Kinder lernen Fahrradfahren. Die Tafel startet zusätzliche Nahrungsspendenaktionen. Bürger bringen Lebensmittel vorbei. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist groß. Gerade in der ersten Zeit sind die Menschen auf diese zusätzliche Hilfe angewiesen, müssen sie sich doch nicht nur Lebensmittel kaufen, sondern zum Beispiel auch Strümpfe oder Unterwäsche.

Die Flüchtlinge erhalten Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, und das sieht nur Regelleistungen vor: 330 € pro erwachsene Person pro Monat in der Sammelunterkunft, kein zusätzliches Startgeld. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sind es je nach Alter zwischen 249 und 326 € im Monat. „Das ist sehr wenig Geld“, weiß auch Tomas Bahr von der Amtsverwaltung.

Vorbereitung auf mehr

Die Mitarbeiter der Amtsverwaltung Dänischer Wohld arbeiten mit Hochdruck an der Schaffung weiterer Flüchtlingsunterkünfte. Jeder weiß hier, dass noch sehr, sehr viele Menschen kommen werden, eine echte Herausforderung auf dem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt. Container sind knapp, weil die Nachfrage hoch ist. Für Umnutzungen etwa von leerstehenden Bürogebäuden sind die bürokratischen Hürden hoch. „Das dauert in der jetzigen Situation einfach zu lange“, so Amtsdirektor Matthias Meins. Angebote von Privatvermietern sind von daher hoch willkommen. Diese Angebote müssten jedoch auf Dauer tragfähig sein, so Tomas Bahr von der Amtsverwaltung. „Gesucht werden abgeschlossene Wohnungen für mindestens drei Monate, besser länger. Ferienwohnungen für zwei Wochen helfen nicht. Wir können die Menschen nicht herumschubsen.“

Parallel dazu laufen Vorbereitungen zur schulischen und beruflichen Integration. Deutschkurse müssen organisiert werden. Älteren Schülern, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, soll ermöglicht werden, online ohne großen Zeitverlust ihren ukrainischen Schulabschluss zu machen. Die anderen Schüler sollen in die Schulen vor Ort integriert werden. Schulleiterin Marion Ehrich von der benachbarten Isarnwohldschule betont, dass die Offenheit für die zukünftigen Klassenkameraden bei ihren Schülern sehr groß sei. „Es gibt ganz viel Empathie.“

Aktuelle Sturmschäden im Wald

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Im Februar 2022 zogen mehrere Stürme über Schleswig-Holstein hinweg. Durch Windgeschwindigkeiten bis Orkanstärke fielen diesen Wetterereignissen in vielen Wäldern einzelne Bäume oder auch Baumgruppen bis hin zu Beständen zum Opfer. Die Aufarbeitung dieser Schäden steht nun an. Dabei sollten einige wichtige Gesichtspunkte beachtet werden.

Einer ersten Schätzung der Forst­abteilung der Landwirtschaftskammer zufolge lag die Menge des Schadholzes im Privat- und Kommunalwald Schleswig-Holsteins durch die aufeinanderfolgenden Starkwindereignisse im Februar bei etwa 170.000 fm. Dies ist der höchste Wert seit dem Orkan „Christian“ im Oktober 2013. In der räumlichen Verteilung war vor allem der Süden des Landes vom Kreis Pinneberg über Steinburg, Segeberg, Stormarn bis in den Kreis Herzogtum Lauenburg betroffen. Hier im Südosten waren die Schäden besonders hoch. Am stärksten wurde offenbar die Baumart Fichte geschädigt. Dies ist zum einen wegen ihres flachen Wurzelsystems, zum anderen wegen der fast überall vorhandenen Vorschädigung durch Trockenheit und Borkenkäfer nicht überraschend. Besonders in solchen bereits „aufgerissenen“ Beständen kann der Wind die noch stehenden Fichten auf ganzer Kronenlänge angreifen und somit umdrücken oder -brechen. Auch Kronenbrüche in der Kiefer kamen gehäuft vor. Andere Baumarten, auch die sonst im Winter sehr stabilen Laubbäume, wurden stärker als üblich geschädigt. Zum einen zeigen derzeit auch die Laubbäume wie Buche oder Esche durch Trockenschäden und Pilzbefall deutliche Stabilitätsverluste. Zum anderen war der Waldboden im Februar so nass, dass viele Wurzeln darin keinen ausreichenden Halt fanden. Daher finden sich landesweit Einzelwürfe aller Baumarten.

Wo muss jetzt gehandelt werden?

Vom Windwurf betroffene Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sollten sich zunächst einen Überblick über Art, Umfang und Verteilung der Schäden in ihrem Wald verschaffen. Dabei ist natürlich – wie für jeden Waldbesucher – Vorsicht geboten und sorgfältig darauf zu achten, nicht von eventuell in den Kronen hängenden Ästen oder hängen gebliebenen Bäumen getroffen zu werden. Gerade bei der Arbeit ist der Aufenthalt unter Baumteilen, die herabstürzen können, unbedingt zu vermeiden. Die Auswahl, in welcher Reihenfolge Sturmholz aufgearbeitet und zur Nutzung aus dem Bestand geholt wird, hängt von zwei wesentlichen Gesichtspunkten ab: dem Wert des jeweiligen Holzes und möglichen Gefahren, die sich durch den Windwurf ergeben können. Diese Gefahren können einerseits die Verkehrssicherungspflicht betreffen, vor allem an öffentlichen Wegen und Straßen, andererseits den Waldschutz. Letzteres heißt, wenn gebrochene oder geworfene Bäume von potenziell gefährlichen Schaderregern wie dem Buchdrucker an Fichte besiedelt werden können, sollten sie, wenn irgend möglich, vor einer Weiterverbreitung der Schädlinge aus dem Wald verschwinden. Insbesondere bei der Fichte gilt dabei: Einzelwürfe oder -Brüche in sonst noch gesunden Fichtenwäldern sind bevorzugt zu entfernen, und zwar gebrochene vor den geworfenen Bäumen. So wird die Entstehung neuer „Käfernester“ verhindert. Erst dann sollten die flächigen Schäden oder Schäden in ohnehin abgängigen Fichtenbeständen bearbeitet werden. Vor dem Ausflug der Buchdrucker ab Anfang Juni sollten bruttaugliche Fichtenhölzer aus dem Wald abgefahren sein.

Bei wertvollen Einzelstämmen sollte man vermeiden, dass die Holzentwertung, vor allem durch Pilze, einer Nutzung zuvorkommt. Allerdings wird es auch viele Einzelwürfe geben, vor allem von Laubholz, die weder eine Gefahr darstellen noch einen Wert, der deutlich über dem Aufwand für Aufarbeitung und Bringung liegt. Solche Einzelbäume sollten gerne im Wald bleiben – Totholz, das dem langsamen Zerfall überlassen wird, ist für den Naturhaushalt unverzichtbar. Insbesondere in Wäldern, die einem Schutz nach Natura 2000 unterliegen, muss eine Holznutzung mit den Schutzvorschriften abgeglichen und erhebliche Beeinträchtigungen des Lebensraumes müssen vermieden werden. Bei flächigen Windwürfen, deren Räumung einem Kahlschlag nach Landeswaldgesetz gleichkommt, muss die Aufarbeitung zwei Wochen vor deren Beginn bei der Unteren Forstbehörde angemeldet werden.

Auch Laubbäume waren durch die durchnässten Böden windanfälliger als in Wintern mit normalem Witterungsverlauf. Fotos: Dr. Borris Welcker

Unterstützung und Sicherheit

Sofern Windwürfe aus den Orkantiefs „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ zum Zwecke des Waldschutzes bearbeitet werden müssen, gibt es die Möglichkeit, hierfür finanzielle Unterstützung aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Förderung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes zu beantragen. Dabei muss unter anderem beachtet werden, dass nur Arbeiten bezuschusst werden können, die vor Beginn der Arbeiten auf den gültigen Antragsformularen angemeldet und von der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer vorbewilligt wurden. Die Bezirksförster der Landwirtschaftskammer beraten alle privaten und kommunalen Waldeigentümer auch im Hinblick auf die anstehende Windwurfaufarbeitung und damit zusammenhängende Fragen zu möglichen Förderanträgen. Durch die flächig auftretenden Schäden bei vielen Tausend Waldbesitzern im ganzen Land ist es dabei leider unvermeidbar, dass der Bezirksförster nicht sofort auf jede Anfrage reagieren kann.

In der praktischen Windwurf­aufarbeitung ist schließlich zu beachten, dass es sich dabei um eine besonders anspruchsvolle und gefährliche Arbeit handelt. Diese sollte daher nur von Personen durchgeführt werden, die über eine entsprechende Ausbildung, technische Ausstattung und Eignung verfügen. In der Regel werden daher spezialisierte Unternehmer im Sturmholz tätig. Hinweise hierzu gibt auch die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), siehe auch den nachfolgenden Artikel. Eine durchdachte Herangehensweise und ein professioneller Umgang mit den Sturmfolgen im Wald schützen auf diese Weise vor Folgeschäden für Mensch und Natur.

Hinweise in Kurzform

· empfohlene Reihenfolge der Aufarbeitung:


     · Bäume, die der Verkehrssicherungspflicht unterliegen

· einzelne gebrochene, danach geworfene Fichten in noch intakten Fichtenwäldern

· Flächen- und Gruppenwürfe in vorgeschädigten Fichtenbeständen

· Einzelwürfe mit hochwertigen Holzanteilen

· Dabei Bodenverhältnisse und Vorschriften nach Landeswaldgesetz und Landesnaturschutzgesetz beachten.

· Rechtzeitige Antragstellung beachten, wenn Förderung in Anspruch genommen werden soll; Formulare et cetera gibt es unter: lksh.de/foerderung/forstliche-foerderung/

· Bezirksförstereien zur Beratung gibt es unter: lksh.de/forst/zustaendige-bezirksfoerster/

· Hinweise zur Sicherheit bei der Sturmholzaufarbeitung gibt es unter: svlfg.de/sturmschaeden-sicher-beseitigen

Waldbesitzer zufrieden mit Jubiläumsauktion

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Seit 50 Jahren werden in Schleswig-Holstein wertvolle Stammhölzer verschiedener Laubbaumarten gebündelt zum Verkauf angeboten. Dafür stehen die Holzlagerplätze Daldorf (Segeberg) und Lanken (Herzogtum Lauenburg) zur Verfügung. Ende Februar wurde nun auf dem Lagerplatz beim Erlebniswald Trappenkamp das Ergebnis verkündet, und das war historisch gut. Insgesamt wechselten 3.400 fm (Festmeter) Holz den Besitzer, kein Stamm blieb übrig. Das belegt, wie nachgefragt der Rohstoff Holz derzeit ist.

Der Blick über den Submissionsplatz in Daldorf bei Bad Segeberg ist jedes Jahr aufs Neue beeindruckend.

Dr. Manfred Quer, Geschäftsführer der Schleswig-Holsteinischen Holzagentur (HOAG), gab die Ergebnisse gemeinsam mit Harald Nasse von den Landesforsten bekannt. Danach lieferte der schleswig-holsteinische Privatwald 1.788 fm (2021: 2.512 fm) Säge- und Wertholz auf dem Lagerplatz in Daldorf an. Sieben Laubholz- und drei Nadelholzarten wurden angeboten. Der Schwerpunkt lag wieder bei der Eiche.

Diese Werthölzer wurden in 727 Losen mit 768 Stämmen (2021: 1.013 Lose mit 1.098 Stämmen) den 36 Bietern (2021: 29 Bieter) präsentiert. Eine detaillierte Auflistung nach Holzarten findet sich im Netz unter lksh.de/forst/aktuelles-forst/

Der teuerste Stamm

Dr. Manfred Quer mit einem Riegelahorn, der für 4.875 €/fm verkauft wurde. Dies war damit der Stamm mit dem höchsten Gebotspreis.

Der teuerste Stamm einer Submission wird als „Braut“ bezeichnet. Dieser Wertholzstamm war ein Bergahorn mit einer besonderen Struktur. Man nennt ihn auch Riegelahorn. Er hatte den höchsten Festmeterpreis der diesjährigen Submission mit 6,1 m x 54 cm Mittendurchmesser und 1,40 fm. Er brachte 4.875 €/fm und somit einen Gesamtwert von 6.825 €. Ein Furnierwerk aus Prignitz plant, hochwertige Furniere daraus herzustellen, die beispielsweise auf wertvollen Möbeln zu finden sein werden oder im Instrumentenbau weiterverarbeitet werden. Dieser seltene Riegelahornstamm stammt von einem Waldbesitzer aus Bad Kleinen im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern.

Harald Nasse von den Landesforsten zeigt …
… die besondere Struktur des Riegelahorns.

Die Eiche zieht an

Für Eiche wurde bei den Werthölzern der durch die HOAG repräsentierten Forsten ein Durchschnittspreis von 734 €/fm (2021: 467 €) für die verkauften Hölzer errechnet. Das ist der beste Wert seit 1972. Käufer waren vor allem Sägewerke, Furnierwerke, Fußbodenhersteller, aber auch Produzenten von Besonderheiten (Tischplatten, Strukturbalken, Holzskulpturen und so weiter) sowie Export­holzkäufer.

Den wertvollsten und insgesamt teuersten Stamm, den sogenannten Bauern, stellte ebenfalls der Privatwald. Dabei handelte es sich um eine Wertholzeiche, die ein Höchstgebot von 1.180 €/fm und insgesamt 9.900 € erzielte. Dieser Stamm wurde in der Gutsverwaltung Rohlstorf geerntet. Er soll zu Furnieren in Lohr am Main verarbeitet werden.

Wieder einmal fielen laut Dr. Manfred Quer einige trendige Besonderheiten wie Rosen-, Ast- beziehungsweise Wildeichen auf dieser Submission auf. Furnierwerke, Möbelsägewerke und Fußbodenhersteller, die sich auf interessante Holzstrukturen der Eiche spezialisiert haben, waren die Käufer.

Auch Esche überzeugte

Die Esche konnte bei dieser Submission ebenfalls wieder überzeugen und brachte ein sehr gutes Ergebnis. Ein Durchschnittspreis von 272 €/fm (2021: 243 €) konnte erzielt werden. Für die dargebotenen 113 fm sei das, so die HOAG, ein Spitzendurchschnitt.


Die Ergebnisse anderer Baum­arten finden sich im Internet unter lksh.de/forst/aktuelles-forst/

So geht eine Submission

Bereits im Dezember wurden die Hölzer zu den Submissionsplätzen angeliefert und in Reih und Glied ausgelegt. Mitte Januar wurden die Verkaufskataloge (Losverzeichnisse) den Kaufinteressenten zur Verfügung gestellt. Diese konnten nun in einem Zeitfenster von rund drei Wochen das Holz vor Ort begutachten und ihr schriftliches Gebot termingerecht abgeben. 36 (2021: 29) Kunden aus ganz Deutschland und aus Dänemark wurden in Daldorf begrüßt. Sie seien beeindruckt gewesen von der guten Präsentation des Holzes und dessen Qualität, sagte Dr. Manfred Quer.

In Daldorf wurde das Holz des Privatwaldes zusammen mit dem Holz der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten präsentiert. Zudem hatten auch Waldbesitzer aus Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und sogar Dänemark einige Werthölzer angefahren. Das Wertholz der Kreisforsten Lauenburg, des Stadtwaldes Mölln und des Stadtwaldes Lübeck wurde in Lanken angeboten.

Das angewandte Verkaufsverfahren nennt sich Submission, eine Auktion mit schriftlichem Gebot der Kaufinteressenten. In diesem Jahr wurde das Holz am 21. Februar nach festgelegten Regeln meistbietend verkauft.

Auch Besonderheiten wie dieser Mammutbaum aus der Forstbetriebsgemeinschaft Stormarn standen zum Verkauf. Fotos: Isa-Maria Kuhn

Fazit

Die Lieferbetriebe der Privatforsten zeigten auch 2022 wieder ein beeindruckendes schleswig-holsteinisches „Holzschaufenster“ mit herausragenden Highlights. Es konnte in Daldorf ein sehr guter Umsatz von rund 1.235.000 € (2021: 1.116.000 €) zuzüglich Mehrwertsteuer für den liefernden Privatwald eingefahren werden. Alle Stämme wurden zugeschlagen, sodass es keinen Nachverkauf geben muss.

Aufs Korn genommen: Gute Gründe – böse Gründe

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Wir sind als denkende Menschen bemüht, stets nach dem Grund von Verhaltensweisen zu fragen – fast wie unter einem Zwang. Dabei werden auch Verhaltensweisen begründet, für die gar kein offensichtlicher Grund vorliegt.

Vor allem begründen Menschen nur allzu gern ihre eigenen Untaten. Kaum jemand gibt als Motiv zu „weil ich eben böse sein wollte“, nein, es werden stets „gute“ Gründe vorgebracht, seien es auch frei erfundene. Selbst Despoten mit nahezu absoluter Macht fühlen sich verpflichtet, ihre Taten unentwegt mit Begründungen zu schmücken.

Es ist aufschlussreich, dass die deutsche Grammatik bei Warum-Fragen keinen Unterschied zwischen finaler und kausaler Bedeutung macht. Kausal heißt: aufgrund welcher Ursache? Final heißt: zu welchem Zweck? Auf die Frage „Warum überfällt ein Mensch zum Beispiel – na, sagen wir mal, eine Bank?“ wäre eine kausale Antwort „Weil er in einer finanziellen Notlage ist“, eine finale „Weil er sich bereichern möchte“.

Manchmal steht allerdings nicht die kausale Ursache, sondern die finale Absicht an erster Stelle, und die vermeintliche kausale Begründung wird nachgeliefert. Dann ist die Absicht die Ursache, die Begründung eine Folge davon. Und es finden sich immer Begründungen für die gewünschte Absicht. Der Bank­räuber könnte ebensogut sagen „Ich werde die Bank in jedem Fall überfallen.“

Es gibt Fälle, da sind Begründungen nichts als Schaumschlägerei. Manchmal auch in Gestalt von Schaum vor dem Mund. 

Machtfülle im Handel? Ach nee …

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Die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) führt zu einer Machtfülle mit negativen Folgen für Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Verbraucher, sagt eine aktuelle Studie. Ach nee! Es ist ja nicht so, dass niemand davor gewarnt hätte. Die Macht des LEH wächst seit Jahren, und die Politik hat dies aktiv gefördert. Heute stellt man eine strukturelle Abhängigkeit der Hersteller fest. Offenbar nutzt der LEH das munter aus, um Konditionen weiter einseitig zu gestalten – trotz gesetzlicher Regelungen, die das verhindern sollen. 

Preisverhandlungen sind von Drohungen und Sanktionierungen geprägt. Die Studie spricht von einer Beherrschung der Beschaffungsmärkte durch den LEH mit Folgen für Produktqualität und -vielfalt. Es wird befürchtet, dass Sonderkonditionen nicht mehr beim Verbraucher ankommen. Aktuelles Beispiel: Mitte Februar erhöhte Aldi während der laufenden Kontraktzeit die Milchpreise. Davon hatte der Kunde nichts, der Bauer nichts, nur Aldi selbst. 

Die Biomilchpreise wurden übrigens nicht erhöht. Umso erstaunlicher, dass Verbände und Politik die Ökobauern in die Abhängigkeit des LEH treiben. Die bundespolitische Vorgabe heißt 30 % Ökolandwirtschaft. Ökoverbände bandeln mit Oligopolisten an. Ob das gut geht? 

Der LEH lebt vom Handel, dazu gehört ohne Frage eine gehörige Portion Opportunismus. Doch zu viel ist zu viel. Heute interessieren nur noch der Preis – besser: der Preis­abstand zur Konkurrenz – und der Marktanteil. Dem wird alles untergeordnet. Vor allem der Frischebereich dient nicht als Gewinnmaschine, sondern als Frequenzbringer. Jeder abgeworbene Kunde ist ein guter Kunde. Ist der Kunde König, dann ist der LEH Kaiser. Wie beim Schachspiel nimmt die Zahl der Bauern rapide ab. 

Für die Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) lässt dies wenig Gutes ahnen. Ziel ist ein faires Miteinander in der Lieferkette. Doch drängt sich der Eindruck auf, dass der Handel die Vorstufen hinhält, um nicht handeln zu müssen. 

Seit Januar arbeitet die Taskforce Herkunft. Doch ZKHL-Geschäftsführer Hermann-Josef Nienhoff warnt schon jetzt, dadurch komme nicht mehr Geld auf die Höfe. Eine ehrliche Ansage – und ein Offenbarungseid, denn das war erklärtes Ziel der Bauern. Den Teilnehmern der landwirtschaftlichen Seite kommt eine große Verantwortung zu, doch der LEH ist in der Bringschuld für eine Preisfindung, wie Aldi es bereits vereinzelt mit Meiereien erprobt. Die ZKHL muss ein Jahr nach Gründung liefern. 

In der sozialen Marktwirtschaft soll der Verbraucher den Markt durch seine Nachfrage lenken. Geschieht das nicht, muss die Politik laut Walter Eucken, dem geistigen Vater der sozialen Marktwirtschaft, „darauf gerichtet sein, wirtschaftliche Machtgruppen aufzulösen oder ihre Funktionen zu beschränken“. Der ehrbare Kaufmann kommt dem Bild Euckens weit näher als der opportunistische Handel. Doch Tante Emma ist schon weg, Bauer Hansen kämpft ums Überleben, und wenn wir nicht handeln, wird der Kunde vom König zum Bettler. Das ist so wenig sozial, wie es Marktwirtschaft ist. 

Sönke Hauschild. Foto: bb