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Biodiesel rückläufig

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Der Verbrauch von Biodiesel ging im ersten Halbjahr 2024 um 7,0 % auf rund 1,2 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr zurück. Der Bedarf an Dieselkraftstoff B7 (Diesel plus 7 % Biodiesel) belief sich in dieser Zeit auf gut 14,2 Mio. t und blieb damit um knapp 5 % hinter dem Vorjahresvolumen zurück, so die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (Ufop). Angesichts eines rückläufigen Dieselverbrauchs, der laut Statista von 30,5 Mio. t 2015 auf 26 Mio. t 2025 sinkt, und stabiler Beimischungsquote erwartet die Ufop einen weiter rückläufigen Absatz von Diesel und damit Biodiesel in Deutschland. Hier basiert Biodiesel hauptsächlich auf Raps, der 2022 etwa 55 % der eingesetzten Rohstoffe ausmachte, wofür rechnerisch etwa die Hälfte der Rapsfläche in Deutschland genutzt wurde. Biodiesel stellt damit einen wichtigen Absatzkanal für die deutsche Landwirtschaft dar. Wie wichtig der Einsatz von Biodiesel auch für die Erreichung der Klimaziele ist, meldet das BMEL: 11,1 Mio. t CO2-Äquivalent wurden 2021 durch Biokraftstoffe vermieden, 60 % davon entfielen auf Biodiesel.

Energiewende reduziert Rohölverbrauch

Am Beispiel China lässt sich beobachten, wohin die Reise geht. Immer mehr chinesische Autofahrer betreiben ihre Autos mit Strom, heute schon geht der Bedarf an Rohöl für Verbrennerautos stark zurück. Der tägliche Verbrauch dafür ist um 500.000 bbl niedriger als im Vorjahr. Dass der Gesamtbedarf dennoch nur um 300.000 bbl sank, erklärt sich daraus, dass er in anderen Bereichen gestiegen ist. So zitiert businessinsider.com aus einer Analyse von Goldman Sachs.

In der Ölbranche ist schon davon die Rede, dass in China, einem Schlüsselmarkt für den weltweiten Energie- und Ölverbrauch, das Wachstum der Benzin- und Dieselnachfrage aufgrund der Elektrifizierung des Pkw-Verkehrs und des verstärkten Einsatzes von Flüssigerdgas (LNG) in Lkw „leidet“. Es könnte bereits im kommenden Jahr der Punkt erreicht sein, an dem die gesamte Nachfrage nach Öl nicht mehr wächst, sondern sinkt. Dass dies keineswegs unrealistisch ist, zeigen die Verkaufszahlen in China vom Juni 2024. Erstmalig wurden in diesem größten Automobilmarkt mehr reine E-Autos oder Hybridfahrzeuge zugelassen als Benzin- oder Dieselfahrzeuge.

Biodiesel aus Raps weiter gedeckelt

Derzeit ist der Einsatz von Biodiesel in der EU auf 7 % begrenzt. Mit Schaffung der gesetzlichen Grundlage für eine Beimischung von 10 % Biodiesel machte die Bundesregierung in diesem Frühjahr eine höhere Beimischung von Biodiesel möglich. Allerdings ist die Verwendung von Biodiesel aus Anbaubiomasse weiter auf einen Anteil von 4,4 % begrenzt. Die Markteinführung von B10 führt daher nicht dazu, dass die Mineralölindustrie größere Mengen aus Rapsöl hergestellten Biodiesels in Deutschland nutzen kann. Die zusätzlichen 3 % sollen „nachhaltiger Biodiesel“ sein, also aus Rest- und Abfallstoffen, Gülle, Stroh, Algen et cetera. Solch angeblich aus Abfallölen und Reststoffen hergestellter Biodiesel wurde ab Ende 2023/Anfang 2024 in großen Mengen aus China importiert. Nicht nur die Ufop, sondern auch das BLE hatte Bedenken, ob dieser als nachhaltig zertifizierte Biodiesel möglicherweise aus anderen Rohstoffen, nämlich aus von Indonesien nach China geliefertem Palmöl, hergestellt wurde. Der Import von Biodiesel auf Palm­ölbasis ist aber in der EU verboten. Da Vor-Ort-Kontrollen nicht möglich gewesen seien, so die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage, habe die Staatsanwaltschaft Bonn ihre Ermittlungen eingestellt. Immerhin hat die EU im August Zölle in Höhe von 13 bis 36 % auf Biodiesellieferungen aus China eingeführt. Der Verband der Biokraftstoffindustrie (VDB) bezweifelt aber, dass die Zölle hoch genug sind.

Mit Beibehaltung der Obergrenze von 4,4 % aus Anbaubiomasse wurde eine Chance vergeben, die vorhandenen Produktionskapazitäten für Biodiesel langfristig zu nutzen. Nun wird mit dem gewünschten Rückgang des Dieselverbrauchs auch die absetzbare Menge an Biodiesel sinken.

Marktlage – für die Woche vom 14. bis 20.10.2024

Getreide: Der letzte WASDE-Report brachte kaum Impulse für die Märkte, Landwirte veräußerten häufig Partien, die etwa nicht optimal gelagert waren.

Raps: Deutliche Preissteigerungen nutzten Erzeuger vermehrt zur Vermarktung der Ernte 2024.

Futtermittel: Die schleppende Körnermaisernte ließ das Kaufinteresse an anderem Futtergetreide zunehmen.

Kartoffeln: Aktionen im LEH brachten Nachfrageimpulse, die durch das umfangreiche Angebot gut gedeckt werden konnten.

Schlachtrinder: Die Versorgung mit Jungbullen und höherwertigen Färsen war insgesamt knapp.

Schlachtschweine/-sauen: Die Nachfrage nach Schweinen und Schweinefleisch belebte sich in Deutschland.

Ferkel: Angebot und Nachfrage hielten sich im Handel die Waage, wobei für die meisten Ferkel gut Abnehmer gefunden werden konnten.

Milch: Spotmilch zog in Norddeutschland deutlich um 2,50 € auf 58,00 €/100 kg (3,7 % Fett) an.

Schlachtlämmer/-schafe: Das Schlachtlämmerangebot wurde durch Ausfälle wegen der Blauzungenkrankheit eingeschränkt.

Markttendenz – für die Woche vom 21. bis 27.10.2024

Getreide: Die russische Regierung will die Exporte drosseln, was durch einen höheren Exportzoll und einen Mindestpreis von 228 €/t erreicht werden soll.

Raps: Die Importe vor allem aus der Ukraine fallen geringer aus als im Vorjahreszeitraum.

Futtermittel: Bei einer weiter festen Tendenz für Getreide ist bis Monatsende mit Preiserhöhungen für Mischfutter zu rechnen.

Kartoffeln: Die Ernte von Kartoffeln stockt nässebedingt besonders auf schweren Böden immer wieder.

Schlachtrinder: Schlachtrinder, besonders Jungbullen werden deutschlandweit in (zu) geringen Mengen angeboten.

Schlachtschweine/-sauen: Marktteilnehmer äußern sich zufrieden mit der derzeit stabilen Marktlage und dem Preisniveau.

Ferkel: Die angebotenen Ferkel werden zu insgesamt stabilen Preisen zügig verkauft.

Milch: Aufgrund des knappen Milchaufkommens ist das Angebot an den Produktmärkten weiterhin begrenzt.

Schlachtlämmer/-schafe: Die knappe Versorgung bewirkt steigende Preise, Lieferungen aus Neuseeland spielen derzeit nur eine geringe Rolle.

Nicht nur Auswirkungen auf die Schlachtpreise

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Die Blauzungenkrankheit (BT, aus dem Englischen „Bluetongue Disease“) ist die Folge einer Virusinfektion, die bei Wiederkäuern wie Schafen, Ziegen und Rindern auftreten kann. Das dazugehörige Virus, aktuell der Serotyp 3 (BTV-3), wird über die Gnitze, ein zur Familie der Stechmücken gehöriges blutsaugendes Insekt, übertragen. Dies erklärt die schnelle und großflächige Verbreitung des Virus, da die Gnitze durch den Wind oder durch Transport und Handel in kurzer Zeit eine große Strecke überwinden kann.

Aufgrund der klimatischen Bedingungen in Schleswig-Holstein, mit milden und feuchten Wintern, hat die Gnitze hier eine hohe Überlebenschance, sodass auch im nächsten Jahr mit Virusinfektionen bei Wiederkäuern zu rechnen ist.

Primär treten die Infektionen in den Morgen- und Abendstunden der Sommermonate auf, aber auch in kühleren Monaten ist eine Ansteckung der Tiere möglich, da die Gnitze an geschützten Orten, beispielsweise in Stallgebäuden, überwintert. Eine direkte Ansteckung zwischen den Wiederkäuern ist nicht möglich. Aus diesem Grund ist es durchaus möglich, dass nur einzelne Tiere innerhalb der Herde erkranken.

Nach einer Infektion kann es teilweise einige Tage bis Wochen dauern, bis die Krankheit ausbricht. Der Schweregrad der Symptome kann je nach Tierart variieren. Zusätzlich hängt es von weiteren Faktoren wie zum Beispiel dem Serotyp des Virus und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Tieres ab, wie schwer es erkrankt.

Schwerer Verlauf bei Schafen

Bei Schafen nimmt die Krankheit in der Regel einen schwereren Verlauf als bei den Rindern. Hier zeigen sich etwa sieben Tage nach der Infektion die ersten Symptome. Dazu können erhöhte Körpertemperatur, Anschwellen der Zunge, verringertes Fressverhalten, Apathie und Isolierung von der Herde gehören. Außerdem kommt es zu den typischen Schwellungen und Läsionen der Maulschleimhäute, zu vermehrtem Speichelfluss, der sich teilweise in Schaumbildung vor dem Mund äußert, und zu Ödemen im Kopfbereich. Teilweise kann es zu Lahmheitserscheinungen sowie Fruchtbarkeitsstörungen und Aborten kommen. Die Krankheit kann vor allem bei Schafen tödlich verlaufen. Aktuell wird von einer Mortalitätsrate von 30 bis 70 % ausgegangen. Tiere, die von dem Virus genesen sind, entwickeln anschließend gegen den Serotyp eine Immunität.

Bei Rindern verläuft die Infektion im Regelfall deutlich milder als bei Schafen. Teilweise kommt es vor, dass gar keine Symptome auftreten. Auftretende Symptome können unter anderem ein Einbruch der Milchleistung oder Entzündungen der Bindehaut, der Maulhöhle, der Genitalien sowie der Zitzenhaut sein. Auch eine Schleimhautablösung im Maul oder Entzündungen des Klauenkronsaums und eine damit verbundene Lahmheit ist möglich. Eine Infektion bei trächtigen Kühen kann zu angeborenen Missbildungen der Kälber führen. Ein tödlicher Verlauf bei Rindern hat eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit als bei Schafen, ist aber dennoch in Einzelfällen möglich.

Die Blauzungenkrankheit ist eine gelistete Tierseuche gemäß der EU-Verordnung 2016/429 und anzeigepflichtig. Bei Symptomen, die auf eine Infektion hindeuten, sind der Tierarzt und das zuständige Veterinäramt zu kontaktieren.

Rechtzeitiges Grundimmunisieren der gefährdeten Tiergruppen kann die Ansteckung zwar nicht verhindern, jedoch die Schwere der Erkrankung abmildern. 

Drei Impfstoffe auf dem Markt

Der effektivste Schutz vor einer Infektion und somit auch gegen eine weitere Virusausbreitung ist die Impfung. Seit dem 7. Juni sind Impfstoffe per Eilverordnung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zugelassen worden. Die Impfung wird vom Friedrich-Loeffler-Institut empfohlen.

Es gibt momentan drei Impfstoffe auf dem Markt. Bei Rindern ist jeder Impfstoff in zwei Dosen mit einer Wartezeit von drei Wochen zu verabreichen. Bis zur Grundimmunisierung dauert es bei dem Impfstoff Bluevak-3 weitere drei Wochen. Für die anderen beiden Impfstoffe ist der Zeitraum noch nicht belegt.

Diese drei Impfstoffe sind ebenfalls bei Schafen anwendbar. Bluevak-3 wird, wie bei den Rindern, in zwei Dosen im Abstand von drei Wochen verabreicht und hat eine Zeit bis zur Grundimmunisierung von drei Wochen. Die anderen beiden Impfstoffe, Syvazol BTV 3 und Bultavo 3, werden als Einzeldosierung verabreicht und haben eine Dauer bis zur Grundimmunisierung von vier beziehungsweise drei Wochen.

Durch eine solche Impfung kann allerdings kein vollständiger Schutz vor einer Infektion gewährleistet werden. Sie senkt jedoch die Wahrscheinlichkeit einer Infektion und mildert die Symptome bei erkrankten Tieren deutlich. Schwere Verläufe bis hin zum Todesfall können dennoch nicht ausgeschlossen werden.

Jede Impfung gegen die Blauzungenkrankheit muss innerhalb von sieben Tagen mitgeteilt werden. Dies ist auch durch den bevollmächtigten Tierarzt über die HIT-Datenbank möglich. Auf Grundlage dieser Erfassung wird eine Zuwendung von 2 € je geimpftem Rind und 1 € je geimpftem Schaf oder Ziege gezahlt. Eine Entschädigungsleistung für an der Blauzungenkrankheit verendete Tiere ist rechtlich nicht möglich.

Per Eilverordnung wurden die Impfstoffe verschiedener Hersteller gegen den aktuell gefährlichen Serotyp BTV-3 der Blauzungenkrankheit zugelassen.

Und wie reagiert der Markt?

Der Ausbruch der Blauzungenkrankheit hat Einschränkungen im Markt zur Folge. Da der Impfstoff keine EU-Zulassung besitzt, ist eine erleichterte Verbringung in BT-freie Gebiete nicht möglich. Hierfür ist eine Rücksprache mit dem zuständigen Veterinäramt notwendig. Alle Informationen zur Blauzungenkrankheit und zur Verbringung von Tieren sind auf der Webseite des Landwirtschaftsministeriums zu finden.

Auswirkungen auf die Schlachtpreise

Auch auf die Schlachtpreise der Schafe in Schleswig-Holstein hat die Blauzungenkrankheit Auswirkungen. So ist damit zu rechnen, dass der für diese Jahreszeit typische sinkende Preisverlauf in diesem Jahr einen deutlich abgeschwächten Verlauf nimmt und sich beim derzeitigen Preis einpendelt beziehungsweise steigende Tendenzen zu erwarten sind. Dies liegt unter anderem daran, dass im Vergleich zu den Vorjahren momentan weniger Tiere auf den Schlachtmarkt gelangen.

Aktuell bewegt sich der Preis für Schlachtlämmer jedoch nur seitwärts, da Großbritannien erhebliche Mengen Lammfleisch nach Deutschland exportiert. Aber auch dort nehmen die Fälle erkrankter Tiere zu, wodurch zu erwarten ist, dass der Export deutlich zurückgehen wird. Für das nächste Jahr wird bei den Schlachtpreisen der Schafe ein höheres Niveau erwartet. Neben der geringeren Anzahl an Mutterschafen und somit auch Lämmern könnten auch noch nicht absehbare Fruchtbarkeitsstörungen der Mutterschafe und der Böcke infolge einer Blauzungenerkrankung zu einer Verknappung führen.

Der Preis für Schlachtkühe weist eine saisonbedingt sinkende Tendenz auf. Dies wird durch die Blauzungenkrankheit noch verstärkt, da die Milchviehhalter des Öfteren auf ein Ausmisten verzichten. Bei den Milchpreisen ist durch Ertragseinbußen von bis zu 20 % eine preisstützende Auswirkung zu erwarten.

Interview zum Gülleeinschlitzen in der Praxis

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Viele Betriebe stehen vor der Frage, welche Technik sie zur Ausbringung von Gülle und Gärrest im kommenden Frühjahr einsetzen wollen, denn ab 1. Februar wird es nicht mehr mit dem Breitverteiler gehen. Unter den Ausbringmethoden, die zukünftig auf Grünland zugelassen sind, ist das Einschlitzen der Gülle in den Boden die konsequenteste und aufwendigste, die jedoch auch die geringsten gasförmigen Verluste erwarten lässt. Was liegt da näher, als Praktiker zu befragen, die damit seit Jahren arbeiten?

Peter Lausen, bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Bereich Düngung tätig, sprach mit zwei Betriebsleitern, die gemeinsam ein Gerät zum Einschlitzen von Gülle auf Grünland angeschafft haben: Tobias Meyer und Thorsten Jandrey aus dem Östlichen Hügelland haben gemeinsam in eine verlustmindernde Ausbringtechnik investiert.

Was hat Sie dazu bewogen, sich diese Technik anzuschaffen?

Tobias Meyer: Es war ja absehbar, dass alle Betriebe die Gülle im nächsten Jahr nur noch bodennah oder eben durch Injektion auf die Grünlandflächen bringen dürfen. Da haben wir die Investition vorgezogen, um den Nutzen früher zu haben. Die jetzige Maschine ist ein Ver­veat-Hydro-Trike-Selbstfahrer mit einer Vredo-Schlitze. Mit dem Selbstfahrer wird auch die Gülle zu Mais ausgebracht und über eine Scheibenegge in einem Arbeitsgang eingearbeitet. Davor hatten wir einen Terra Gator 2204, der wurde im Jahr 2018 angeschafft. Da wir den recht günstig gebraucht kaufen konnten, fiel uns der Einstieg nicht so schwer. Wir haben beide Maschinen gebraucht gekauft und sind gut damit gefahren.

Peter Lausen hat bei Praktikern nachgefragt.
Foto: Jens Hartmann

Dennoch ist es eine hohe Investitionssumme. Sie haben beide Maschinen gemeinsam beschafft. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Maschinengemeinschaft gemacht?

Thorsten Jandrey: Schon unsere Väter haben zusammengearbeitet. Daher gibt es schon lange diese Maschinengemeinschaft. Die Betriebe passen gut zusammen, denn die Standorte sind nicht weit voneinander entfernt. Wir haben einen ähnlichen Tierbestand von etwa 300 Kühen mit Nachzucht. Daher passt auch das Kulturenspektrum gut zusammen.

Die Fruchtfolgen sind vielfältiger geworden. Da wird gelegentlich Getreide angebaut, aber auch dazu wird die Gülle mit gutem Erfolg im Bestand eingeschlitzt. Wir rechnen alle Kosten je zur Hälfte ab und haben den Eindruck, dass keiner übervorteilt wird. Klar sind da mal Kostenunterschiede enthalten, die sich aber oft auch wieder ausgleichen. Wir wollen das gar nicht auf den Cent genau abrechnen. Wenn jeder den Eindruck hat, dass es gerecht zugeht, passt es doch.

Es sind verschiedene Ausbringverfahren zugelassen, warum haben Sie sich für das Einschlitzen entschieden?

Meyer: Wir wollen den größten Nutzen aus der ausgebrachten Gülle ziehen und das effektivste Verfahren einsetzen. Daher haben wir uns die Versuchsergebnisse angesehen. Der höhere Nutzen bei der N-Ausnutzung ist da sehr deutlich geworden. Nun liegen die Flächen zwar nicht in der N-Kulisse, aber dennoch muss der Güllestickstoff gut wirken, damit wir mit der Mindestwirksamkeit im Düngeplan zurechtkommen.

Für die Entscheidung zur Gülleschlitze war nicht nur die bessere Stickstoffwirkung entscheidend, sondern auch die Vermeidung der Futterverschmutzung durch Güllereste, die über das Gras auf den Futtertisch kommen, hat uns überzeugt. Bei der Vorführung der Düngetechniken in Futterkamp haben wir die unterschiedliche Ablage gut sehen können. Während beim Schleppschlauch die Rindergülle in Streifen auf dem Gras lag, konnte durch das Einschlitzen die Gülle auf und in den Boden gelangen.

Und wir sehen es ja auch an unseren Grünlandflächen, die sind nach der Güllegabe immer noch grün und nicht schwarz wie bei der Breitverteilung. Es werden keine Blätter beschmutzt, und das Wachstum kann gleich weitergehen.

Durch das Einschlitzen wird der Boden ja auch geöffnet. Wie hat sich das auf die Grasnarbe ausgewirkt?

Meyer: Die Narbe wird geöffnet, schließt sich dann aber auch wieder, sodass es keine Eintrittspforte für Unkräuter oder Ungräser darstellt. Dennoch haben wir beobachtet, dass die Narbenöffnung dem Löwenzahn offenbar nutzt. Seit wir die Gülle einschlitzen, hat der Besatz etwas zugenommen. Die geöffnete Grasnarbe bietet aber auch die Chance, die Grasnarbe zu verbessern. Dazu wird Grassaat mit der Gülle in den Bodenschlitz gebracht. Der Ansatz ist gut, daher ist auch eine Vorrichtung zur Einmischung von Grassaat angebaut. Das haben wir auch probiert. Die Grassaat wird durch Vakuum eingesogen. Leider schäumt die Gülle dann stark auf, der Schaum macht Probleme bei der Befüllung. Das muss noch verbessert werden, sonst brauchen wir eine andere Lösung.

Auf dem Grünland wird die Technik mit der höchsten Verlustminderung eingesetzt. Foto: Peter Lausen

Wie beurteilen Sie die Flächenleistung und den Bodendruck, denn die Arbeitsbreite ist verglichen mit anderen Ausbringverfahren ja eher nicht so groß?

Jandrey: Die Arbeitsbreite ist auf 8,70 m begrenzt. Damit müssen wir zwar enger fahren als beispielsweise ein Schleppschlauchverteiler. Die Leistungsgrenze ist jedoch häufig auch durch die Pumpe oder den Verteiler gegeben. Daher können wir mit bis zu 12 km/h vergleichsweise schnell fahren. So kommen wir auf einen Durchsatz von 100 m³/h.

Durch das günstige Verhältnis des Behältervolumens von 14 m³ zur Arbeitsbreite müssen wir bei grünlandüblichen Ausbringmengen auf keinem Schlag bei halber Länge nachtanken. Aber wir könnten auch entgegenfahren, denn wir verwenden den alten Güllewagen mit 18 m³ und Feldbereifung sowie einen 25-m³-Dreiachser mit Dollyachse, der auch Feldbereifung hat. Wir benötigen auf den Zubringerfahrzeugen die Feldbereifung, da die Straßen so eng sind, dass wir nicht von der Straße aus überladen können, sondern dazu auf die Grünlandfläche fahren müssen. Der Verveat-Selbstfahrer ist ein Dreirad mit der Bereifung vorn 1000/50 R25 und hinten 1050/50 R 32. Daher wird in einer Überfahrt keine Fläche doppelt befahren, was für die Weiterleitung des Bodendrucks in tiefere Schichten ja wichtig ist.

Da der Gülleausbringer nicht zum Heranholen der Gülle genutzt wird und daher nur auf dem Feld arbeitet, können wir den Reifendruck auf 1,8 bar absenken und so belassen, um den Bodendruck zu reduzieren. Der Selbstfahrer wiegt 16 t, hinzu kommen das Gewicht des Vredo-Schlitzgerätes von 3 t sowie 14 t Gülle. Damit ist das Gefährt deutlich leichter als ein herkömmlicher Schlepper mit Güllewagen gleicher Größe und Schleppschlauchverteiler.

Es gibt einscheibige und doppelschei­bige Schlitzgeräte, warum haben Sie sich für diese Variante entschieden, und wie sind Sie mit der Arbeitsweise zufrieden?

Meyer: Die Scheiben sind v-förmig gegeneinandergestellt. Dadurch wird die Grasnarbe sauber eingeschnitten, beiseitegeschoben und der Schlitz erzeugt. Durch diese Stellung schärfen sich die Scheiben selbstständig und dringen gut in den Boden ein. Man sagt, dass die Scheiben nach 500 ha/m Arbeitsbreite erneuert werden müssen. Außerdem haben wir uns für dieses Gerät entschieden, weil es gebraucht in gutem Zustand und in der Nähe verfügbar war. Die Scheiben sind nicht schwenkbar aufgehängt. Das ermöglich zwar keine enge Kurvenfahrt, ist für uns aber nicht so entscheidend, da die Schlagstruktur es gar nicht erfordert. In den moorigen Senken schiebt die Grasnarbe durch die Scheiben nicht auf. Das ist vielleicht der Fall, wenn die Narbe locker und trocken ist, was wir aber noch nicht beobachtet haben.

Wie beurteilen Sie die betriebswirtschaftliche Seite?

Meyer: Den Selbstfahrer haben wir gebraucht, aber totalüberholt gekauft und setzen ihn auf beiden Betrieben für die Gülleausbringung auf Grünland und im Getreide mit dem Schlitzgerät und zu Silomais mit der Scheibenegge ein. Dadurch ist eine hohe Auslastung gegeben. Gegenüber einem Einsatz durch Dritte oder gegenüber einer Einzelmechanisierung fahren wir mit der Maschinengemeinschaft deutlich günstiger.

Das Interview führte Peter Lausen, Landwirtschaftskammer SH

Sprichst du wie ein Wolf oder eine Giraffe?

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Das „Landjugend Leben Lernen“-Seminar (La.Le.Le) startete am 27. September in das zweite Wochenende. Im Seminarhaus Sorgbrück in Lohe-Föhrden, Kreis Rendsburg-Eckernförde, trafen die Teilnehmer am Freitagabend nach einem halben Jahr wieder aufeinander.

Nach kurzer Freude über das Wiedersehen ging es direkt mit dem Einstieg in das Seminarwochenende los. Zunächst berichteten alle Teilnehmer, was sie in dem vergangenen halben Jahr erlebt haben und was sie an nützlichem Wissen aus dem ersten Wochenende anwenden konnten. Nach diesem persönlichen Einstieg ging es weiter zum gemeinsamen Abendessen, wo man sich in Ruhe weiter austauschen und gemeinsam lachen konnte.

Im Anschluss widmete sich die Gruppe noch dem wichtigen Thema Zivilcourage. Gemeinsam waren die Teilnehmer angehalten, zu verschiedenen Szenarien und Alltagssituationen Stellung zu beziehen und sich zu entscheiden, wie sie als Gruppe oder Einzelperson reagieren würden. Vorurteile und grenzüberschreitende Aussagen spielten dabei auch eine Rolle. Als Fazit stellte die Gruppe fest, dass das Weggucken nie die richtige Option sei. Mit dieser Erkenntnis ging der erste Abend in gemütlicher Runde zu Ende.

Am zweiten Tag befassten sich die Teilnehmer als Erstes mit verschiedenen Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen. In einer Bilderspirale wurde der Gruppe klar, wie nah Glück und Leid beieinander liegen können, und es wurde ein Perspektivwechsel ermöglicht. Mit dieser Erkenntnis ging es weiter zu den Entwicklungsstufen von Kindern und Jugendlichen und deren Besonderheiten.

Bevor es in die Mittagspause ging, stand noch das Thema Kommunikation in der Wolfs- und Giraffensprache an. Dieses zunächst eher komisch klingende Modell geht von zwei Haltungen in einem Gespräch aus. Auf der einen Seite die Giraffe, die sehr einfühlend ist und versucht, mit dem Gesprächspartner Lösungen zu finden. Auf der anderen der Wolf, der sehr aggressiv, auf sich bedacht und vorwurfsvoll ist. In einem kleinen Rollenspiel sollten die Teilnehmer diese zwei Rollen darstellen. Dabei merkten einige schnell, in welcher Sprache sie normalerweise sprechen und dass es manchmal nicht so einfach ist, die andere Rolle einzunehmen. Diese Aufgabe erfüllte die Gruppe mit viel Freude und Spaß.

Am Nachmittag wurde das Thema Öffentlichkeitsarbeit besprochen. Für die meisten Landjugenden ist das Auftreten in den Sozialen Medien inzwischen unverzichtbar. Doch was sind Gos und No-Gos? Dies wurde in verschiedenen Übungen und Best-Practice-Beispielen aufgezeigt.

Kindeswohlgefährdung gehört zwar nicht zu den fröhlichsten Themen, stellt jedoch für einen angehenden Jugendgruppenleiter einen bedeutenden Bereich dar und wird gerne unterschätzt. Wer denkt schon daran, dass es solche Fälle auch in der eigenen Ortsgruppe geben kann? Doch wenn es dazu kommt, ist es umso wichtiger, schnell, kompetent und angemessen reagieren zu können.

Am Sonntagmorgen gab es einen Einblick in die Eskalationsstufen nach Glasel. Dabei haben die Teilnehmer erarbeitet, wie sich ein Streit stufenweise aufbaut, bis es schließlich keinen guten Ausweg mehr gibt. Sie lernten so, wie sich der Ausgang positiv beeinflussen lässt.

Um das Seminar am Ende noch mit einer schönen Erinnerung zu verknüpfen, wurde ein „warmer Rücken“ erstellt. Dabei bekommt jeder ein Blatt Papier auf den Rücken geklebt. Während die Teilnehmer im Raum herumgehen, schreiben sie nette und positive Dinge auf die Blätter der anderen. Mit diesem guten Gefühl ging das Wochenende zu Ende.

Neben den beschriebenen Aktivitäten und Übungen gab es noch weitere Spiele und Teamübungen. Wer diese und alle anderen Inhalte selbst kennenlernen möchte, sollte sich unbedingt für das nächste Jahr anmelden. Interessierte können sich für eine Voranmeldung gern in der Geschäftsstelle melden.

Himmlisch verführerisch

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Schokolade macht glücklich! Was gibt es Schöneres, als an einem nasskalten Herbsttag, eingekuschelt in eine Decke, ein Stückchen Schokolade langsam im Mund zergehen zu lassen? Dabei denken wir meist nicht daran, dass es viel Handarbeit braucht, bis aus bitteren Kakaobohnen zart schmelzende Köstlichkeiten werden können. Verfolgen wir deshalb ihren Weg vom tropischen Regenwald bis zum fertigen Produkt und besuchen dafür das Hamburger Schokoladenmuseum Chocoversum.

Unweit der Hamburger Speicherstadt befindet sich im Kontorhaus Meßberg 1 das Schokoladenmuseum Chocoversum.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Unsere Genussreise beginnt im tropischen Regenwald, genauer gesagt in Westafrika. Rund 70 % der weltweiten Ernte kommen von dort, hauptsächlich von der Elfenbeinküste und Ghana. Hier gibt es das optimale, feuchtwarme Klima, das die Kakaobäume wachsen und gedeihen lässt. Angebaut wird der Kakao überwiegend von Kleinbauern auf Flächen zwischen 1 und 3 ha. Der Kakao ist oft die einzige Einnahmequelle dieser Familienbetriebe. Zweimal im Jahr können sie ernten, zum Ende der Regenzeit und zu Beginn der nächsten Regenzeit.

Der Kakaobaum (Theobroma cacao) trägt ganzjährig. Die Blüten wachsen direkt am Stamm oder an dickeren Ästen. Mücken sorgen dafür, dass sie bestäubt und befruchtet werden. Eine Besonderheit ist, dass Kakaofrüchte in unterschiedlichen Reifezuständen gleichzeitig am selben Baum hängen. Nach der Befruchtung entwickeln sich je nach Sorte rotbraune, violette oder gelbe Früchte, die eine Länge von etwa 30 cm erreichen. Jede Kakaofrucht enthält 40 bis 50 Kakaobohnen, die in weißes Fruchtfleisch eingebettet sind. Reife Früchte werden mit Macheten oder Messern an langen Stäben vorsichtig von den Bäumen gelöst und zentral an einer Stelle gesammelt. Die Bauern öffnen sie und lösen aus ihnen die Kakaobohnen mit einem Teil des Fruchtfleisches heraus.

Himmlisch glücklich: Die Tour durchs Chocoversum beginnt mit einer Kostprobe aus dem imposanten Schokobrunnen.
Foto: Silke Bromm-Krieger

All das erfahren Besucher an diesem Tag von Schoko-Guide Sophia während einer 90-minütigen, interaktiven Tour durchs Chocoversum. Auch kritische Aspekte des Kakaohandels von der Geschichte bis zur Gegenwart wird sie dabei nicht auslassen. Die Teilnehmenden werden an mehreren Stationen etwas über die Produktionsschritte und Maschinen zur Verarbeitung des süßen Goldes erfahren und bei Verkostungen eigene Geschmackserlebnisse machen. Aber von vorn. Zu Beginn verteilt Sophia eine Waffel, die jeder zur Einstimmung unter einen Schokobrunnen halten darf.

Doch von der frisch geernteten Kakaofrucht bis zur fertigen Schokolade ist es bekanntlich ein langer Weg. Und so steht nach der Ernte die Fermentation der Kakaobohnen auf dem Plan, für die es unterschiedliche Verfahren gibt. Entweder liegen die Bohnen dafür in Bananenblätter gehüllt oder auf Matten aus, oder sie werden in Holzkisten oder Fässer gefüllt. Während der Fermentation gären sie und entwickeln Temperaturen von bis zu 50 °C. Dabei zersetzt sich das Fruchtfleisch durch Wärme und chemische Prozesse. Die Kakaobohnen, die zurückbleiben, erhalten dadurch ihre braune Färbung und entwickeln eine Vorstufe des typischen Aromas, gleichzeitig werden Keime beseitigt. Anschließend müssen sie ein bis zwei Wochen trocknen, wobei sich ihr Gewicht um mehr als die Hälfte reduziert. Ebenso verbessern sich während dieser Zeit Haltbarkeit und Geschmack, enthaltene Säure wird abgebaut. Für den Trocknungsprozess setzen die Bauern auf Sonnen- oder Ofentrocknung. Erst wenn der Feuchtigkeitsgrad der Kakaobohnen maximal 7 % beträgt, können sie, nach Qualitäten sortiert, in Jutesäcke abgefüllt werden.

Die frisch geernteten Kakaobohnen werden zur Fermentation in Bananenblätter gewickelt. 
Foto: Chocoversum/Repro Silke Bromm-Krieger

„Die Weiterverarbeitung des Rohkakaos geschieht nicht in den Anbauländern, sondern in Europa und Nordamerika“, weiß Sophia. So macht sich von Westafrika irgendwann auch ein Schiff mit der kostbaren Fracht auf den Seeweg nach Deutschland. Hier kommt die Hansestadt Hamburg als „Schokoladenhauptstadt“ ins Spiel. Über ihren Hafen gelangen, laut Chocoversum, jährlich rund 150.000 t Rohkakao ins Land. „Sobald die Kakaobohnen bei den Schokoladenproduzenten angekommen sind, werden dort Stichproben genommen und diversen Tests unterzogen“, informiert Sophia. Weisen die Bohnen Schäden auf? Gibt es Schimmel oder Insektenbefall? Bestehen die Kakaobohnen diese erste Inspektion, werden sie maschinell gereinigt und heiß geröstet. „Beim Röstvorgang bilden sich bis zu 400 verschiedene Kakaoaromen aus“, erklärt sie. Danach werden in einer Brechmaschine die Schalen der Kakaobohnen in kleine Stücke gebrochen und anschließend durch einen Luftstrom fortgeblasen. Übrig bleibt der Kakaokernbruch, auch Nibs genannt.

Guide Sophia erklärt die Funktionsweise einer alten Walzmaschine. Foto: Silke Bromm-Krieger

Nun erfolgt das erste feine Mahlen, bei dem aus den Nibs Kakaobutter austritt. Sie lässt die Kakaomasse schmelzen. Doch in diesem Stadium ist sie noch nicht fein genug. Auf der Zunge würde sie sich sandig und krümelig anfühlen. Damit das nicht passiert, werden die Kakaostückchen in Walzwerken weiter schrittweise auf klitzekleine Kakaopartikel reduziert. Vorher kommen je nach Rezept Zutaten wie Zucker, Milchpulver oder Lecithin hinzu. Sophia bleibt vor zwei alten Maschinen stehen, die diese Arbeit erledigen, und erläutert sie. Im Anschluss wird das Walzgut in die Conchiermaschine (Conche) umgefüllt, auf bis zu 90 °C erwärmt und konstant geknetet und gerührt. Das kann Stunden bis Tage dauern. So wird der gute Geschmack weiter herausgearbeitet, die flüssige Masse wird glatt und fein schmelzend. Nun ist sie bereit, in die gewünschte Form gegossen und im abgekühlten Zustand für den Handel verpackt zu werden. Aber vorher dürfen die Besucher die Schokolade in den Sorten Vollmilch und Zartbitter auf einer Waffel probieren. Hmm, lecker!

Einige Anmerkungen seien noch zu den Qualitäten von Schokolade gemacht: Je nach Kakaoanteil schmeckt sie kräftig-herb bis sehr süß. Bitterschokolade enthält einen Kakaoanteil von 70 % und mehr, Zartbitterschokolade von 55 %, Vollmilch- oder Milchschokolade von 30 bis 45 %. Die weiße Schokolade enthält neben Milchpulver und Zucker nur 30 % Kakaobutter, jedoch keinen Kakao. Je weniger Zutaten Schokolade hat und je höher ihr Kakaoanteil, desto hochwertiger das Produkt.

Spaß für kleine und große Besucher: Eine selbstverzierte Tafel Schokolade schmeckt gleich doppelt so gut.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Abschließend sei das Highlight der Schokotour erwähnt: In der Schokowerkstatt des Museums können sich kleine und große Naschkatzen ihre eigene Tafel aus flüssiger Zartbitter-, Vollmilch- oder weißer Schokolade in eine Form gießen lassen und selbst mit ihren Lieblingszutaten verzieren. Diese Aktion ist im Eintrittspreis enthalten. „Dafür stehen bunte Smarties, Haselnuss-Krokant, Erdnuss-Crumble, Wasabi-Erbsen und verschiedene bunte Zuckerstreusel bereit“, berichtet Sophia. Die individuell verzierten Tafeln können am Ende der Führung mitgenommen werden. Ein tolles Erlebnis, das bei manchen Besuchern bestimmt Lust auf mehr macht. Weitere Infos unter chocoversum.de und schokoinfo.de

Hintergrund:

Im Jahr 2022 genoss jeder Deutsche durchschnittlich 8,92 kg Schokolade. Deutschland ist auch Exportweltmeister von Schokoladenprodukten. Knapp 10 % der weltweiten Kakaoernte werden hier verarbeitet.

In der 90-minütigen Führung geht es auch um kritische Aspekte des Kakaohandels, wie den Transatlantischen Dreieckshandel von der Historie bis zur Gegenwart.
Foto: Silke Bromm-Krieger

Doch ein Blick auf das Leben der rund 5,5 Millionen Kakaobauern in den Herkunftsländen zeigt, dass sie von ihrer Arbeit kaum existenzsichernd leben können, die Mehrheit lebt aktuell unterhalb der Armutsgrenze. Verbraucher sollten beim Schokoladenkauf deshalb bevorzugt auf Produkte mit Fair Trade-Siegeln zurückgreifen, zertifiziert beispielsweise nach Rainforest Alliance, UTZ, Fairtrade oder einem Bio-Standard. Allerdings kann die Zertifizierung allein kein existenzsicherndes Einkommen für die Kleinbauern gewährleisten.

Auch Kleinbäuerinnen sind im Kakaoanbau aktiv. Das Projekt „Pro Planteurs“ fördert sie in nachhaltiger Kakaoerzeugung und schafft so Perspektiven vor Ort.
Foto: Forum Nachhaltiger Kakao

Deshalb fördert das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung das Projekt „Pro Planteurs”, das Bauern und speziell Bäuerinnen in nachhaltiger Kakaoerzeugung schult und so vor Ort Perspektiven schafft. Im „Forum Nachhaltiger Kakao“ engagieren sich zudem die Süßwarenindustrie, der Lebensmittelhandel, die Zivilgesellschaft und die Bundesregierung für einen nachhaltigen Kakaoanbau. Sie verfolgen das Ziel, die Lebensumstände der Kakaobauern und ihrer Familien zu verbessern, sowie den Anbau und die Vermarktung nachhaltig erzeugten Kakaos zu erhöhen. Mehr unter kakaoforum.de und bmel.de (Quellen: Statista, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL)

„Kein Rinderfutter, aber auch kein Abfall“

Wie lässt sich mit der Biomasse wiedervernässter Moorflächen Wertschöpfung generieren? Über die aktuelle Ernte, ein Fahrsilo aus Paludi-Kulturen und dessen Verwertung in einer Biogasanlage informierten die Projektbeteiligten der Klimafarm am vergangenen Donnerstag in Erfde. Rund 30 Landwirte und Interessierte waren dazu zum Feldtag in die Eider-Treene-Sorge-Region gekommen.

Einen Rückblick auf die Paludi-Ernte ab dem 21. Juni gab Marie Bajohr, Projektmanagerin Landwirtschaft und Produktentwicklung auf der Klimafarm. Der heterogene Pflanzenmix ist auf den Klimafarm-Flächen mit verschiedenen Verfahren als Heu, in Form von Rund- und Quaderballen sowie in einem Fahrsilo geerntet worden. Einige Quaderballen werden zum Beispiel zu Pellets für die weitere Nutzung in einer Papierfabrik verarbeitet. Der Großteil der Heuernte erfolgte im Ellerortsmoor: Auf 14,7 ha wurden 163 Ballen mit 1,25 m Durchmesser geerntet. „Da hier vor allem Binsen vorherrschen, fiel der Ertrag vergleichsweise gering aus“, erläuterte Bajohr.

Biomasse sinnvoll einsetzen

Marie Bajohr blickte auf die zurückliegende Ernte Foto: jh

„Die Wiedervernässung wird auf unseren Moorböden vermutlich die am weitesten verbreitete Art der Moorkörperkonservierung bleiben“, erklärte Jasper Metzger-Petersen von der BaBa Gump GbR in Oster-Ohrstedt, die zwei Biogasanlagen und ein Lohnunternehmen betreibt. „Die Biomasse werden wir nur los, wenn wir sie sinnvoll einsetzen – meiner Meinung nach ist das die Biogasanlage“, unterstrich Metzger-Petersen. Für ihn ist die Paludi-Biomasse „kein Rinderfutter, aber auch kein Müll“, sondern vielmehr „weit davon weg, irgendein Abfall zu sein“. Das Material bringe eine besondere Güte, aber auch besondere Probleme mit sich: „Es gibt noch keine Häckseltechnik, die im Moor herumtoben kann. Entsprechend muss man mit Ladetechnik arbeiten und hat lange Strukturen.“

Um die energetische Verwertung der Biomasse werde man bei einer großflächigen Vernässung nicht herumkommen. Eine ausschließliche stoffliche Verwertung wäre zwar zu begrüßen, für eine Transformationszeit sei aber auch die energetische, direkte Nutzung ­notwendig. Die aus der Biomasse erzeugte Wärme könne auch zum Trocknen des stofflich genutzten Paludi-Materials verwendet werden. Für die probeweise energetische Verwertung in der Biogasanlage war das Einholen einer Genehmigung beim Fördergeldgeber, dem Bundesumweltministerium, notwendig.

„Wir müssen wegkommen von der Anbaubiomasse“, betonte Metzger-Petersen. Die vergangenen 20 Jahre seien Biogasanlagen über die Anbaubiomasse gedacht worden. Künftig werde es jedoch nur sinnvoll sein, Anlagen mit Nichtanbaubiomasse oder Energien zu versorgen, die von Menschen übrig gelassen werden.

Jasper Metzger-Petersen stellte die Ergebnisse der Paludi-Verwertung in der Biogasanlage vor. Foto: jh

Trotz schwieriger Erntebedingungen im November 2023 war Metzger-Petersen von den verwendeten Silagen, die genau analysiert wurden, positiv überrascht. Diese hätten einen TS-Gehalt zwischen 19 und 25 % aufgewiesen. Das Paludi-Material sei der Anlage mit 10 % beigemischt worden, die Ergebnisse dabei vielversprechend. „Wir reden über ein Potenzial von 80 bis 120 Normkubikmeter Gas pro Tonne“, so Metzger-Petersen über den ersten Versuch. „Wenn wir mit zwei bis drei Tonnen Paludimaterial eine Tonne Silomais ersetzen können, dann haben wir etwas erreicht.“ Flächen würden so für andere Anbausysteme frei und nach dem Gang durch die Biogasanlage stehe der Gärrest für eine weitere Aufbereitung, etwa zu Pflanzenkohle, zur Verfügung.

Für den Landwirt und Biogasanlagenbetreiber wird der Bereich der Biomethanaufbereitung statt einer Kraft-Wärme-Kopplung immer interessanter: So könne künftig Biomasse in gasbetriebenen Schleppern genutzt und eine CO2-Neutralität im Antriebsbereich erlangt werden. Auch Fuhr- oder Bus­unternehmen, deren Fahrzeuge mit Gas aus wiedervernässten Mooren unterwegs sind, seien denkbar. Mehrwerte könnten über geänderte Nährstoffkreisläufe und eine verringerte CO2-Abgabe entstehen. Den Wert wiedervernässter Moore als Ökosystemdienstleistung unterstrich auch Dr. Elena Zydek, Projektleiterin der Klimafarm. Würden Fragen der Vernässungskosten, der Abpufferung von Ertragseinbußen in der Milcherzeugung oder von Anpassungen der Gemeinsamen Agrarpolitik geklärt, seien wiedervernässte Moore Gold wert, bekräftigte Zydek.

Siliertes Material gefragt

Dr. Elena Zydek unterstrich den Wert wiedervernässter Moore als Ökosystemdienstleistung Foto: jh

Eine stoffliche Verwertung erprobt die Klimafarm mit ihren Partnern etwa in Form von Paludi-Papier, Verpackungsmaterial, Dämmplatten, Erosionsschutzmatten, als Torfersatz, für Textilien oder Faserwerkstoffe. Die Tendenz gehe bei der industriellen Verwertung und den dortigen großen Bedarfen hin zu siliertem Material, etwa beim Umbau von Verpackungsmaterialien von Altpapier auf Moorpflanzen, erklärte Zydek. „Wir müssen es als Landwirte aber erst einmal schaffen, diese Mengen zu ernten und qualitativ so hochwertigen Rohstoff hinzubekommen.“ Das Projekt Klimafarm läuft noch bis zum Jahr 2031.

Niederländisches Modell: Erfolg dank Vertrauen

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Mögliche Vereinfachungen und eine Neuausrichtung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) sind die Ziele der Gesprächsreihe „Schwarz trifft …“, zu der Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) am Dienstag vergangener Woche (8. Oktober) Experten aus Wissenschaft, Beratung, Verbänden und Naturschutz nach Kiel einlud. Gastredner im dritten Teil der Reihe war Henk Smith, der das niederländische Kooperationsmodell vorstellte.

Schwarz untermauerte sein Bestreben, einen von Schleswig-Holstein getragenen Vorschlag zur GAP zu entwickeln und diesen in künftige Diskussionen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene einzubringen. Inhaltlich gehe es ihm vor allem darum, ein Anreizsystem für eine zukunftsfähige Landwirtschaft unter Berücksichtigung von gesellschaftlichen Ansprüchen und ökonomischen Erfordernissen zu gestalten.

Effizienz gefragt

Der Landwirtschaftsminister betonte: „Unsere Landwirtschaft ist Teil der Lösung. Ihre Leistungen sind angemessen zu würdigen und einzupreisen.“ Klimawandelanpassungen sowie Biodiversitäts- und Kulturlandschaftserhalt ließen sich nur mit der Landwirtschaft umsetzen. Nach seiner Überzeugung ist Ordnungsrecht nicht der richtige Weg für eine funktionierende Agrarpolitik. Es gehe darum, Leistungen über die gute fachliche Praxis oder gesetzliche Vorgaben hinaus bezahlen zu lassen. Er unterstrich die Notwendigkeit, Mittel möglichst effizient einzusetzen. „Wir haben voraussichtlich zukünftig weniger Geld zur Verfügung“, so der Minister.

Zielarten fördern

Smith berichtete zu den Chancen und Hindernissen des niederländischen Kooperationsmodells. Der Landwirt leitet zwei Betriebe in Groningen und Utrecht. Als Vizepräsident von BoerenNatuur, dem Dachverband der 40 agrarischen Kollektive, begleitet er die Umsetzung von Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM). Im Jahr 2016 wurde die behördliche einzelbetriebliche Beantragung von AUKM in den Niederlanden beendet und auf die 40 Kollektive von BoerenNatuur übertragen. „Von einem Euro aus Brüssel hat die Bürokratie 42 Cent gefressen“, schilderte Smith. Dieser Anteil habe sich stark verringert, sodass heute mehr Geld auf den Betrieben ankomme.

Das aktuelle Budget von BoerenNatuur beträgt rund 110 Mio. € und deckt sich zu zirka zwei Dritteln aus EU-Mitteln und zu einem Drittel aus nationaler Co-Finanzierung. Momentan engagieren sich 12.000 Landwirte in den 40 Kooperativen. Das sind rund 25 % der Betriebe in den Niederlanden.

Laut Smith ist die Regierung in Den Haag begeistert von dem System und will das Budget in den kommenden 1,5 Jahren auf 600 Mio. € aufstocken. Um allerdings flächendeckend erfolgreich AUKM durchzuführen, sind nach Berechnungen von BoerenNatuur rund 1,1 Mrd. € notwendig.

Die Maßnahmen der Landwirte sind überwiegend im Bereich Artenschutz und Landschaftspflege zu verorten. Oft würden Zielarten wie die Wiesenweihe gefördert. „Wenn es den Zielarten gut geht, geht es vielen anderen Arten auch gut“, erklärte Smith. Die Landwirte erarbeiten Maßnahmen gemeinsam mit Naturschützern und Wissenschaftlern. Übergeordnete Ziele seien ein naturschutzfachlich wertvolles Mosaik und eine gute Lebensraumqualität. Zusätzlich entwickelten sich erste Maßnahmen für Klimaschutz, etwa die Steigerung der Bodenorganik.

Verdienmodell für Bauern

Das System funktioniert „von unten nach oben“. Landwirte überlegen, was dem Naturschutz hilft, und die Kollektive garantieren, dass die richtige Bewirtschaftung am richtigen Ort erfolgt. Um die Ziele im Bereich Natur und Landschaft zu erreichen, sei ein kohärentes Management auf Gebietsebene (Landschaftsebene) entscheidend. Das Kolletiv vereinbart einen Vertrag mit der übergeordneten Behörde, die dann Betrag x freigibt. Die Maßnahmendauer beträgt sechs Jahre, was zu einer besseren wirtschaftlichen Planbarkeit führt als bei einjährigen Maßnahmen. Smith erklärte: „Wir folgen der GAP.“ Wichtig sei, dass für Landwirte ein „Verdienmodell“ entstehe.

Für die Kontrolle der Kooperativen wurde eine Stiftung als unabhängige Zertifizierungsstelle gegründet. Bauern werden zwar stichprobenartig auch behördlich kontrolliert, zumeist aber von Mitarbeitenden der Kooperativen. „Damit fühlen sich alle wohl“, so Smith. Erfolgsfaktoren sind nach seiner Einschätzung vor allem eine gewisse Größe, Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Fachkenntnis.

„Wir haben über viele Jahre einen Katalog entwickelt und gerechnet, was Maßnahmen kosten müssen“, beschrieb er die umfassende Vorarbeit. Alles sei mit Daten hinterlegt. Agrarnaturvereine haben in den Niederlanden eine lange Tradition. Auch deswegen trage der Staat die AUKM-Abwicklung durch die Kooperativen mit.

Erfolge messen

Minister Schwarz resümierte: „Es ist ein toller Erfolg, dass der Staat freiwillig Mittel dazugibt, die nicht aus dem GAP-Budget kommen.“ Die Anwesenden stellten in der Diskussion heraus, dass auch Schleswig-Holstein viele von Landwirten initiierte Projekte besitze, aber keine vergleichbar flächendeckende Organisationsstruktur. Schwarz zeigte sich überzeugt, dass sowohl eine detaillierte Zielbeschreibung für Naturschutzmaßnahmen notwendig sei, aber ebenso die Zielerreichung, also eine messbare Überprüfung des Erfolges.

Info

In den ersten beiden Runden von „Schwarz trifft …“ diskutierten die Experten mit Dr. Christine Chemnitz vom Thinktank Agora Agrar und mit Michael Niejahr, stellvertretender Generaldirektor der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission. Schwarz will in den kommenden Runden die politische Diskussion forcieren, unter anderem mit dem Umweltministerium als Partner.

Gefahr für Honigbienen und Biodiversität?

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Neben der bekannten heimischen Europäischen Hornisse hat sich in den vergangenen Jahren die Asiatische Hornisse in Europa und auch in Deutschland ausgebreitet. In Schleswig-Holstein wurde die invasive Art noch nicht gemeldet, aber in Hamburg gab es erste Nachweise, die Imker und Naturschützer alarmiert haben.

Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist eine gebietsfremde invasive Insektenart, die sich in Teilen Europas in starker Ausbreitung befindet, nachdem sie im Jahr 2004 erstmals in Frankreich nachgewiesen wurde.

Monitoring-Programm der Nord-Bundesländer

Seither hat sich dieser in China beheimatete Hautflügler in Frankreich mit einer Geschwindigkeit von 80 km pro Jahr ausgebreitet. 2014 erfolgte der erste Nachweis in Deutschland; 2019 wurden erstmals Tiere in Hamburg gesichtet und sogar Nester entdeckt. Diese wurden vernichtet, wie es für invasive gebietsfremde Arten nach Vorgaben der Europäischen Kommission vorgesehen ist.

„In Schleswig-Holstein gab es bisher keine bestätigten Nachweise der Asiatischen Hornisse“, sagt Lena Watermann vom Landesamt für Naturschutz Schleswig-Holstein (LfU), die sich in der Abteilung Naturschutz neben dem Thema Biodiversität auch mit gebietsfremden Arten beschäftigt. Sie vermutet, dass die Maßnahmen nach den ersten Nachweisen in Hamburg erfolgreich waren, da es 2024 bis zum heutigen Tag keine weiteren Meldungen von Einzeltieren oder Nestern mehr gegeben habe. „Es ist davon auszugehen, dass die Nestbeseitigungen im Jahr 2023 rechtzeitig erfolgt sind“, zeigt sich Watermann überzeugt.

Die aktuelle Situation und mögliche weitere Ausbreitungen der Asiatischen Hornisse sollen aber im Auge behalten werden. Im Rahmen eines Monitoring-Programmes haben sich die vier norddeutschen Bundesländer zu dem Projekt „Ahlert-Nord – Asiatische Hornisse lokalisieren, erkennen, registrieren und terminieren“ (www.ahlert-nord.de) unter der Leitung der Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft zusammengeschlossen. Hier erhält man nicht nur Informationen, sondern kann auch ebenso wie beim LfU in Schleswig-Holstein Beobachtungen melden.

Unterscheidung der Hornissenarten

Eine Unterscheidung zur heimischen, geschützten Hornissenart (Vespa crabro) ist leicht möglich: Die asiatische Art ist mit einer Größe von 1,7 bis 2,4 cm (Arbeiterin) bis 3 cm (Königin) etwas kleiner als die heimische Art. Auffällig sind die schwarze Grundfärbung und die Hinterleibszeichnung. Die Beine der Asiatischen Hornisse sind schwarz mit hellgelben Endgliedern, während sie bei der Europäischen Hornisse rotbraun sind.

Zur Ernährung dienen Asiatischen Hornissen während der Jungenaufzucht, für die vor allem Proteine notwendig sind, diverse andere Insektenarten. Dabei nehmen sie das, was im jeweiligen Gebiet häufig vorkommt. Oft sind dies Honigbienen, denen sie bereits beim Ein- und Ausflug am Stock auflauern, weshalb auch die Imker wegen der neuen, invasiven Hornissenart alarmiert seien, wie der Vorsitzende des Landesverbandes Schleswig-Holsteinischer und Hamburger Imker, Christian Krug, betont: „Wir informieren uns auf Kongressen und Veranstaltungen und beteiligen uns am Interessenverbund zum Monitoring der Asiatischen Hornisse in Norddeutschland.“ So müsse man wohl im Extremfall die Bienenkisten mit Lochgittern oder Maschen vor den Einfluglöchern schützen, vermutet Krug. Da sich die Asiatische Hornisse in Baden-Württemberg bereits weit verbreitet hat, ist die Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim in Stuttgart eine wichtige Anlaufstelle und Informationsquelle für Imker in Bezug auf Maßnahmen gegen die Asiatische Hornisse.

Insgesamt gehen die Experten derzeit davon aus, dass von der Ausbreitung der Asiatischen Hornisse keine gravierenden Gefahren für Mensch und Natur ausgehen, aber die Entwicklung soll unter Beobachtung bleiben. Bei Verdacht auf diese invasive Insektenart wird empfohlen, Ruhe zu bewahren und keine eigenen Bekämpfungsmaßnahmen zu starten, sondern den Verdacht mit Foto den Naturschutzbehörden oder dem Ahlert-Nord-Netzwerk zu melden.

Grafik: Asiatische und Europäische Hornisse im Vergleich (Quelle: SVLFG)

Perspektiven auf dem Biomarkt

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Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein lädt im November zu einer Veranstaltungsreihe „Perspektive Biomarkt“ ein. In mehreren Exkursionen werden führende Player und Organisationen in der Biovermarktung besucht.

Zielgruppe der Reihe sind Landwirte, die entweder bereits ökologisch wirtschaften und neue Vermarktungsperspektiven suchen, oder konventionelle Betriebe, die eine Umstellung ihres Hofes planen. Weiterhin sind Lehr- und Beratungskräfte sowie Personen aus der Agrarverwaltung angesprochen, die sich einen aktuellen Überblick über den Markt für Bioprodukte verschaffen wollen.

Die Erzeugerbetriebe von Biogetreide haben 2024 eine unterdurchschnittliche Ernte bei oftmals guten Qualitäten eingefahren. Der Markt für Konsumgetreide wird gut bedient werden können. Allerdings sind viele Vermarkter noch mit alterntiger Ware (Dinkel teilweise noch von 2022) gut eingedeckt, sodass sich die verhaltenen Erntemengen aus dem Jahr 2024 noch nicht im Erzeugerpreis widerspiegeln. Die derzeit aufgerufene Preissituation ist nicht auskömmlich für die Bioackerbauern, es wird jedoch mit einem deutlichen Anziehen der Preise gerechnet, sobald die liegende beziehungsweise kontraktierte Ware bei den Verarbeitern verbraucht ist. Insbesondere Erzeuger von Bioverbandsware werden hiervon profitieren können.

Auch der mit alterntiger Ware derzeit noch überversorgte Markt für Biofuttergetreide wird sich perspektivisch erholen können, da ein großer Teil der Ernte 2024 ins Konsumgetreide fließen wird und damit den Markt für Futtergetreide entlasten kann.

Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Perspektive Biomarkt“ wird am 4. November ein Besuch bei der Handelsgesellschaft Gut Rosenkrantz stattfinden. Die Handelsgesellschaft bietet ein Biovollsortiment an Backrohstoffen und Getreide, aber auch an Saatgut und Futtermitteln an.

Ein weiteres Exkursionsziel wird am 11. November die neu gebaute Biofrosterei am Standort Friedrichsgabekoog in Dithmarschen sein. Hier hat die Unternehmensgruppe Westhof Bio eine der größten Biofrostereien in Europa errichtet.

Am 26. November bildet ein Besuch bei der Landwirtschaftsmesse Agromek in Herning (DK) den Abschluss der Veranstaltungsreihe. Auf einem Messerundgang können sich die Teilnehmer insbesondere über Technik-Trends für den ökologischen Landbau im Nachbarland informieren.

Anreise und Treffpunkt zu den Exkursionen

4. November – Handelsgesellschaft Gut Rosenkrantz: Beginn ist um 14 Uhr auf dem Gelände der Handelsgesellschaft Gut Rosenkrantz, Oderstraße 45 in 24539 Neumünster

11. November – Unternehmensgruppe Westhof Bio: Beginn ist um 14.30 Uhr auf dem Gelände der Frosterei Bio-Frost, Zum Westhof 6 in 25764 Friedrichsgabekoog

26. November – Landwirtschaftsmesse Agromek in Herning (DK): Treffpunkt für die gemeinsame Anfahrt zur Agromek ist um 7 Uhr auf dem Parkplatz Scandinavian-Park, Scandinavian-Park 13 in 24983 Handewitt. Fahrgemeinschaften zur Weiterfahrt nach Herning im Pkw werden vor Ort organisiert. Alternativ: Treffen am Eingang der Agromek um 9.30 Uhr, Messecenter MCH AS, Vardevej 1 in 7400 Herning (DK)

Hinweis: Besucher aus Deutschland können sich vor dem Besuch auf www.agro​mek.com registrieren lassen und bekommen kostenlosen Zugang zur Messe. Ein Ausdruck des kostenlosen Tickets muss zur Messe mitgebracht werden.

Um Anmeldung zu den einzelnen Exkursionen mit Angabe von Name, Anschrift und Telefonnummer per E-Mail wird gebeten: bortmanns@lksh.de

Anmeldefrist ist jeweils eine Woche vor der jeweiligen Veranstaltung. Ein Tagungsbeitrag für die Exkursionen wird nicht erhoben. Möglicherweise entstehende Kosten für die Verpflegung vor Ort tragen die Teilnehmenden selbst.

Meisterschaften der Holsteiner Jungzüchter

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An der Westküste gibt es sie schon länger, an der Ostküste seit vier Jahren: Zu den Meisterschaften der Holsteiner Jungzüchter trafen sich die Teilnehmer für Wettkämpfe in Beurteilung, Vormustern und Theorie.

Die Ostküstenmeisterschaft richteten in diesem Jahr die Jungzüchter des Clubs Rendsburg-Eckernförde aus. Birgit und Lena Freiberg organisierten das Treffen für die Teilnehmer aus dem eigenen Club sowie aus den Clubs Ostholstein und Segeberg. Bordesholm/Plön ging leider nicht an den Start, dafür waren Gaststarter aus dem Pinneberger Club dabei. „Der Augustenhof bot sich als Austragungsort an, weil sie dort auf viele Kinder ausgelegt sind“, erklärt Lena Freiberg. Sie ist Schriftwartin der Jungzüchter aus Rendsburg-Eckernförde und die Tochter der ersten Vorsitzenden Birgit Freiberg.

Mutter und Tochter freuten sich, dass sie ihre Veranstaltung auf dem Hof der Familie Prang durchführen durften, denn so hätte es nicht nur bei schlechtem Wetter eine Halle gegeben, sondern sie konnten auch die Schulponys für das Vormustern nutzen. „Das war besonders günstig, denn bei den Ost- und Westküstenmeisterschaften sind viele jüngere Teilnehmer dabei“, weiß Lena Freiberg. Die 19-Jährige, die selbst seit 13 Jahren bei den Jungzüchtern ist und vor zwei Jahren am Bundeswettkampf teilnahm, erklärt: „Das liegt daran, dass hier niemand zugelassen ist, der schon an Bundeswettkämpfen oder gar der Weltmeisterschaft teilgenommen hat.“

Als Richter waren der Holsteiner Züchter Christian Schröder aus Groß Wittensee und Lukas Heumann, ein ehemaliger Jungzüchter, der mehrfach erfolgreich an Bundeswettkämpfen und Weltmeisterschaften teilgenommen hat, eingeladen.

Sehr viele junge Teilnehmer

Die meisten der 31 Teilnehmer starteten in der Altersklasse (AK) I, die bis 14 Jahre geht. Hier gewann Tessa Nehlsen vom gastgebenden Club die Meisterschaft. Sie hatte in den drei Teilprüfungen die meisten Punkte gesammelt. In der AK II bis 18 Jahre gewann Lissa Kritzen aus Ostholstein. Kim Weber aus Rendsburg-Eckernförde gewann in der AK III bis 25 Jahre.

Auch die Jungzüchter der Westküste trafen sich, um ihre Meister zu ermitteln. Gastgeber waren hier die Pinneberger, als Gäste waren Steinburg und Dithmarschen geladen. Sie alle trafen sich auf der Anlage der Familie Bielenberg in Horst. Für das Mustern durfte jeder Teilnehmer sein eigenes Pferd oder Pony mitbringen, denn es wurden keine Pferde zur Verfügung gestellt.

An der Westküstenmeisterschaft nahmen knapp 50 Jungzüchter teil. Foto: Nikola Wraage

„Die Westküstenmeisterschaft ist eine langjährige Tradition der drei Clubs. Im Dreijahresrhythmus wird die Veranstaltung organisiert und durchgeführt“, berichtet Nikola Wraage, erste Vorsitzende der Jungzüchter aus Pinneberg. Sie hatte gemeinsam mit Jana Gerz und Mirja Matern schon Anfang des Jahres mit der Planung begonnen. So war alles bestens vorbereitet, als die 37 Teilnehmer aus den Mitgliedsclubs und zehn Gaststarter aus Ostholstein anreisten. „Los ging es mit einem für jede Altersklasse zusammengestellten Theorietest mit 25 Fragen zu den Themen Pferdezucht, Pferdehaltung und Pferdegesundheit“, erzählt Wraage.

Besuch aus Niedersachsen

Anschließend folgten die Exterieurbeurteilung und das Mustern auf der Dreiecksbahn der selbst mitgebrachten Ponys oder Pferde. Die Disziplinen wurden von Mandes Verhaagh bewertet. Verhaagh ist selbst langjähriger Jungzüchter im Club Pinneberg und leitet mittlerweile einen eigenen Zuchtbetrieb in Niedersachsen. „Das ist schon eine besondere Jungzüchterlaufbahn. Wir waren stolz, ihn an diesem Tag als unseren Richter im Heimatclub begrüßen zu dürfen“, erzählt Wraage.

Eine weitere Besonderheit in diesem Jahr war der Oldie Cup. Alle Teilnehmer über 25 Jahren durften in den Disziplinen Theorie und Beurteilung teilnehmen. „Eine Idee, die sehr gut angenommen wurde, da auch alle helfenden Eltern die Gelegenheit hatten teilzunehmen“, resümiert die erste Vorsitzende. Diese Prüfung gewann Marie Zimmermann aus dem gastgebenden Verein. Neue Westküstenmeister sind Elisabeth Ross (AK I) aus Steinburg, Laura Sophie Thiesen (AK II) aus Dithmarschen sowie Kaya Horn (AK III) aus Steinburg.

Nun haben alle erst einmal Winterpause und damit Zeit, um für den Landeswettkampf im April zu trainieren. „Dort treten wir in einem freundschaftlichen Miteinander gegeneinander an“, erklärt Freiberg und fügt hinzu: „Bis dahin stehen ganz viel Training und Theorielernen auf dem Programm.“