Die Gründe für den Entschluss, einen landwirtschaftlichen Betrieb einzustellen, sind vielfältig. Häufig fehlt ein Hofnachfolger oder eine Hofnachfolgerin. Daneben gibt es Betriebsaufgaben, die durch finanzielle oder gesundheitliche Probleme verursacht werden. Oft fällt der Entschluss zum Ausstieg aus der aktiven Landwirtschaft den Beteiligten schwer und benötigt Zeit.
Je nach finanzieller Lage und persönlichen Zielvorstellungen sind bei der Gestaltung des Ausstieges verschiedene Wege möglich. Rechtzeitige Weichenstellungen bieten Chancen für eine langfristig stabile Einkommens- und Vermögenssicherung. Sobald feststeht, dass der Betrieb auslaufen wird, sollte mit der Planung begonnen werden. Je frühzeitiger man mit der Planung beginnt, um so gezielter kann die Umsetzung erfolgen. Die Spannbreite der Möglichkeiten wird durch die betriebswirtschaftliche und gesundheitliche Ausgangssituation eingegrenzt. Gibt es hier keine Einschränkungen, sind alle Ausstiegsstrategien zu prüfen. Wichtig ist nur, auf arbeits- und betriebswirtschaftlich stabile Lösungen zu setzen.
Der Rückzug aus der Landwirtschaft kann auf verschiedenen Wegen erfolgen:
• Fortführung des landwirtschaftlichen Betriebes bis zum Ruhestandsbeginn mit Einstellung einzelner Betriebszweige und Vergabe von Arbeitsaufträgen
• Aufgabe des Hauptbetriebszweiges und Aufnahme einer außerbetrieblichen Teilzeitbeschäftigung (Nebenerwerb)
• kurzfristige Betriebseinstellung und Aufnahme einer hauptberuflichen Tätigkeit
• kurzfristige Betriebseinstellung und Beantragung einer Erwerbsminderungsrente.
Auf welchem Weg das Einkommen und das Vermögen am besten gesichert werden können, ist von der betrieblichen und persönlichen Ausgangssituation abhängig. Bei guten betriebswirtschaftlichen Ergebnissen kann der Rückzug auch über einen längeren Zeitraum gestaltet werden. Um spürbare Arbeitsentlastungen zu erreichen, ist aber eine Aufgabe von Betriebszweigen und die Vergabe von Arbeitsaufträgen notwendig. Ohne Hofnachfolge ist das in der Regel hohe Arbeitspensum nicht bis zum Rentenbeginn durchzuhalten.
Unzureichende betriebswirtschaftliche Ergebnisse fordern kurzfristige Anpassungsmaßnahmen. Besonders in Verbindung mit einer hohen Fremdkapitalbelastung ist der Spielraum für einen längerfristigen Rückzug häufig nicht gegeben. Oberstes Ziel muss sein, die Verbindlichkeiten bei einer Betriebseinstellung weitestgehend abzulösen. Gute Verwertungsmöglichkeiten wie die zurzeit hohen Landpreise sollten bei hoher Verschuldung konsequent zum Fremdkapitalabbau genutzt werden. Auch für Landwirte bestehen aktuell gute Chancen, eine Stelle auf dem Arbeitsmarkt zu erhalten.
Sind bis zum Erreichen des Ruhestands noch Gebäude- oder Maschineninvestitionen in größerem Umfang notwendig, spricht dies ebenfalls eher für eine kurzfristige Ausstiegsstrategie. Besonders Gebäudeinvestitionen rechnen sich nur, wenn noch mehrere Jahre für die Nutzung verbleiben.
Auch während der Rückzugszeit muß das erzielte Einkommen ausreichen, um Privatentnahmen und Kapitaldienst zu bestreiten. Die Planungrechnungen sollten auch Reserven für den Fall enthalten, dass Einnahmen oder Ausgaben sich ungünstiger entwickeln als erhofft.
Möglichkeiten zur Umsetzung
Spätestens wenn die Betriebseinstellung ansteht, muss entschieden werden, in welcher Form das Anlagevermögen des Betriebes abgegeben werden soll. Grundsätzlich gibt es die Möglichkeiten Verpachtung, Vermietung oder Verkauf von Gebäuden und Flächen (Übersicht 1). Bei den meisten Betriebsaufgaben werden die Flächen an einen oder mehrere Pächter verpachtet und, falls möglich, die Wirtschaftsgebäude vermietet. Vorteil hierbei: Die Familie kann auf der Hofstelle wohnen bleiben, was häufig auch gewünscht wird. Das persönliche Umfeld und das Eigentum der Familie bleiben erhalten. Voraussetzung hiefür ist, dass aus den Pachteinnahmen ein eventuell verbleibender Kapitaldienst bedient werden kann. Ist dies nicht der Fall, sollte eine Entschuldung durch Gebäude- oder Flächenverkauf in Betracht gezogen werden. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist auch ein Verkauf der gesamten Hofstelle (Resthof) zu prüfen. Die Unterhaltung einer großen Hofstelle kann besonders im fortgeschrittenen Ruhestand zu einer Belastung werden. Dies gilt besonders dann, wenn keine Kinder mit auf der Hofstelle leben.
Ist Verkauf eine Alternative?
Ein Verkauf des Gesamtbetriebes kann bei entwicklungsfähigen Betrieben eine sinnvolle Alternative zur Verpachtung sein. Bei einer Gesamtveräußerung ist häufig ein höherer Preis für die Wirtschaftsgebäude erzielbar als bei einem Einzelverkauf.
Vor einer Betriebseinstellung sollte in jedem Fall mit Unterstützung der sozioökonomischen Beratung eine Aufgabebilanz (Übersicht 2) und ein Einkommenskonzept (Übersicht 3) für die Zeit nach der Betriebseinstellung erstellt werden.
Geht aus dem ersten Entwurf des Einkommenskonzeptes hervor, dass die Einnahmen voraussichtlich nicht ausreichen werden, um die Ausgaben zu bestreiten, sind die Ausgabenpositionen in einem zweiten Schritt genauer auf Einsparungsmöglichkeiten zu überprüfen. Insbesondere verbleibender hoher Kapitaldienst und hohe Aufwendungen für Kapitalversicherungen bieten hierfür Ansatzpunkte. Eine weitergehende Entschuldung durch Flächenverkäufe kann zusätzlichen Spielraum schaffen.
Fazit
Beim Ausstieg aus der Landwirtschaft sind viele Dinge zu beachten und zu regeln. Eine frühzeitige Planung ermöglicht eine durchdachte Umsetzung der Betriebseinstellung nach einem individuellen Konzept. Vor der Umsetzung einer Betriebseinstellung sind die Verhandlungsziele, die Vorgehensweise und die Reihenfolge der zu veranlassenden Schritte festzulegen. Unterstützung bei der Planung und der Umsetzung einer Betriebseinstellung bieten die sozioökonomischen Berater der Landwirtschaftskammer.