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Die Ankündigung von Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Grüne), die Biogasproduktion kurzfristig auszuweiten, trifft in der Branche auf große Zustimmung. Die Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie, Sandra Rostek, sprach von einem „Mut machenden und erfreulichen Signal“.
In einem digitalen Pressestatement hatte Habeck eine Reihe von Maßnahmen vorgestellt, mit denen der Bedarf an russischem Erdgas kurzfristig reduziert werden soll. Zur Sicherung der Gasversorgung im kommenden Winter sollen demzufolge unter anderem per Verordnung die Begrenzungen der jährlichen Maximalproduktion von Biogas ausgesetzt werden.
„Die Bioenergiebranche kann und will durch eine kurzfristige Ausweitung ihrer Produktion die Situation auf dem Gasmarkt bereits im kommenden Winter entschärfen“, betonte Rostek. Hierfür gelte es, Begrenzungen für die Gas- und Stromproduktion zu beseitigen, wie es der Minister angekündigt habe. Laut Rostek muss es dafür vor allem Erleichterungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sowie im Bau- und Genehmigungsrecht geben. Auf diese Weise ließen sich kurzfristig etwa 20 % Leistung im aktuellen Biogasanlagenbestand zusätzlich mobilisieren. Dies entspreche insgesamt 19 Mrd. kWh Gas oder 7 Mrd. kWh Strom zuzüglich Wärmeerzeugung.
Rostek verwies auf das vom Hauptstadtbüro vorgelegte Positionspapier „Bioenergieanlagenbestand für die Energieversorgung im kommenden Winter nutzen“. Darin betonen die beteiligten Verbände, dass heimische und nachhaltige Bioenergie einen relevanten Beitrag zur Deckung der Energielücke bei Strom, Wärme und Gas im kommenden Winter leisten könne und welche Hürden auszuräumen seien. Vorgeschlagen werden insbesondere Änderungen im EEG. Dazu zählt etwa, die Begrenzung der vergütungsfähigen Strommenge befristet auszusetzen und zu ermöglichen, den Mindestgülleanteil für den Güllebonus befristet zu unterschreiten.
Die EU-Staaten haben sich am Dienstag, 26. Juli, auf einen Gas-Notfallplan für diesen Winter geeinigt. Die Produzenten von Lebensmitteln beziehungsweise Agrarrohstoffen und Düngemitteln in der EU können vorerst aufatmen, sie sollen weitgehend von den Einsparverpflichtungen ausgenommen werden.
Auf ihrem Sondertreffen verständigten sich die EU-Energieminister in Brüssel darauf, ihre Gasnachfrage von August bis Ende März 2023 auf freiwilliger Basis um 15 % zu senken, wie die tschechische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte. Damit wollen die Mitgliedstaaten auf mögliche Unterbrechungen der Gaslieferungen aus Russland vorbereitet sein. Es gibt Ausnahmen, wann die EU-Länder die Einsparpflicht nicht einhalten müssen. Die Produzenten von Lebensmitteln beziehungsweise Agrarrohstoffen und auch die Düngemittelhersteller in der EU können vorerst etwas aufatmen, sie sollen weitgehend von den Gaseinsparverpflichtungen ausgenommen werden. Dies dürfte vor allem die Sorgen der Meiereien, Schlachtunternehmen und Landwirte dämpfen.
Außerdem sieht das Gesetz auch die Möglichkeit vor, dass der EU-Rat einen Unionsalarm zur Versorgungssicherheit auslöst. In diesem Fall würde die Reduzierung der Gasnachfrage obligatorisch. Ein solcher Alarm soll dann erfolgen, wenn „ein erhebliches Risiko einer gravierenden Gasknappheit“ bestehen sollte oder die Gasnachfrage außergewöhnlich hoch wäre. Außer für den Lebens- und Düngemittelsektor sollen die Ausnahmen für Länder in einer Insellage – Irland, Zypern sowie Malta – sowie für Mitgliedstaaten mit fehlendem Anschluss an das Gasverbundnetz – Spanien und Portugal – gelten.
Unterdessen wächst die Sorge, die Gasspeicher in Deutschland vor dem Winter nicht mehr hinreichend auffüllen zu können. age/mbw
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) strebt offenbar eine Neuauflage der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) an. In einem Brief an ehemalige Mitglieder der Kommission fragte der Minister, ob weiterhin Interesse an einer Zusammenarbeit in diesem Gremium bestehe. Özdemir plane, die ZKL für eine Dauer von zwei Jahren einzusetzen.
In seinem Schreiben lobte Özdemir die Errungenschaften des Gremiums. Die Kommission habe in ihrem Abschlussbericht „grundlegende und zukunftsweisende Empfehlungen für die Transformation des Agrar- und Ernährungssystems erarbeitet“, schrieb er demnach.
Der herausragende Ruf als Forum der sachorientierten Verständigung, den sich das Gremium erworben habe, sei vor allem dem persönlichen Engagement der Mitglieder zu verdanken, formulierte der Grünen-Politiker. Nun will sich der Ressortchef die Expertise der Gremienmitglieder zunutze machen auf dem Weg der Transformation des Agrar- und Ernährungssektors. Die Transformation bedürfe der Begleitung und des Interessenausgleichs.
Grundsätzlich ja, aber …
Die Spitzen der großen Agrarverbände stehen einer weiteren Mitarbeit in der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) grundsätzlich offen gegenüber. Sie betonten aber überstimmend die Notwendigkeit, die Aufgaben der ZKL genau zu definieren.
Für den Deutschen Bauernverband (DBV) sei bei einer Neuauflage der ZKL entscheidend, dass die bisher erreichten Ergebnisse und der erzielte Konsens Bestand hätten, betonte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Krüsken wies darauf hin, dass nach dem Wechsel des bisherigen DBV-Vertreters Werner Schwarz in die schleswig-holsteinische Landespolitik die ZKL Chefsache von Verbandspräsident Joachim Rukwied sei.
… nur mit klaren Aufgaben
Für Stephanie Franck, Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Pflanzenzüchter e. V. (BDP), sind eine klare Aufgabendefinition und ein operativer Unterbau Bedingungen zur Fortsetzung. „Die Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme ist ein Schlüssel zur Bewältigung von Herausforderungen im Bereich Klima- und Umweltschutz sowie Ernährungssicherung. Die ZKL hat dafür zentrale Empfehlungen geliefert, die mit Blick auf aktuelle Entwicklungen wie den Angriffskrieg Russlands nun justiert werden sollten. Daran arbeite ich grundsätzlich gern mit. Eine klare Aufgabendefinition sowie einen operativen Unterbau halte ich allerdings für zwingend notwendig“, so Franck. Ähnlich äußerte sich der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp: „Ich begrüße die Weiterführung der Zukunftskommission Landwirtschaft. Sie sollte zwei Voraussetzungen gewährleisten: Erstens ein klares Mandat für die Entwicklung von Maßnahmen, mit denen die bereits definierten Ziele erreicht werden. Und zweitens muss innerhalb der ZKL eine handlungsfähige Arbeitsorganisation diskutiert und vereinbart werden.“ Für eine Weiterarbeit der ZKL „im Sinne der Verstetigung, des Interessenausgleichs und Dialogs“ sprach sich die Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv), Petra Bentkämper, aus. Dabei müsse es darum gehen, die von der ZKL bereits erarbeiteten Empfehlungen zu konkretisieren. Angesichts der vielen personellen Wechsel und der großen Aufgaben, aber auch des enormen Zeitaufwands in der bisherigen Mitarbeit sei es wichtig, „die zukünftigen Erwartungen an die ZKL klar auszugestalten“, so Bentkämper.
… und keine Verbänderunde
Seine weitere Beteiligung hat Hubertus Paetow, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) bereits zugesagt. „Entscheidend ist für mich, dass die ZKL einen konkreten Auftrag erhält und die Erwartungen klar definiert sind. Der bereits unterzeichnete Abschlussbericht steht dabei nicht zur Diskussion, sondern sollte als Grundlage der weiteren Arbeit dienen. Der Erfolg hängt auch von der Anerkennung und Umsetzung auf der politischen Ebene ab. Was wir nicht brauchen, ist eine weitere Verbänderunde.“ age/mbw
ZKL
Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) wurde als Gremium nach der großen Bauerndemonstrationen am 26. November 2019 in Berlin von der damaligen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) initiiert, nachdem zunächst als direkte Reaktion der „Agrargipfel“ im Kanzleramt stattfand, ein Gespräch mit 40 Verbänden und Organisationen.
Die ZKL sollte unter Einbindung von Praktikern, Wissenschaftlern und gesellschaftlichen Akteuren Empfehlungen für eine praxistaugliche Transformation hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft zusammentragen. Ziel ihrer Arbeit war es, die Bundesregierung dabei zu unterstützen, die bestehenden Zielkonflikte aufzulösen zwischen wirtschaftlich tragfähiger Lebensmittelproduktion versus Klima- und Umweltschutz sowie Preisbewusstsein versus steigenden Verbrauchererwartungen. bb
Unterstützt durch die Eiweißpflanzenstrategie des Bundes und im Rahmen einer nachhaltigen Landwirtschaft nimmt der Anbau von Körnerleguminosen wie der Ackerbohne langsam, aber stetig zu. In den vergangenen zehn Jahren hat er sich deutschlandweit verdreifacht. Doch die Preise steigen.
Zahlreiche Versuche haben gezeigt, dass sich Soja- durch Rapsextraktionsschrot (RES) in der Fütterung von Milchkühen auch in der Hochleistungsphase gut substituieren lässt und somit eine GVO-freie Fütterung unter Einsatz heimischer Proteinträger durchaus möglich ist. Doch der Rapspreis erreichte im Laufe des Jahres zwischenzeitlich ein neues Rekordniveau von über 80 €/dt, und auch der Preis für Rapsextraktionsschrot liegt im Tagespreis aktuell bei über 50 €/ dt.
Reizvoll ist der Anbau infolge des im Jahr 2015 eingeführten Greenings geworden, in das die Ackerbohne als ökologische Vorrangfläche eingeht. In den Jahren 2015 bis 2017 wurde ein bundesweites Monitoring zum Futterwert von Körnerleguminosen durchgeführt. Die Informationen dazu sind im Kasten „Rund um die Ackerbohne“ zu finden. Anhand der Nährstoffgehalte lässt sich erkennen, dass die Ackerbohne in der Ration Eiweiß und auch Stärke liefert und somit nicht als reines Eiweißfuttermittel gesehen werden kann.
Ob die Ackerbohne sich als hofeigenes Eiweißfuttermittel in der Fütterung von Hochleistungskühen eignet und welche Auswirkungen sie auf Leistungsparameter hat, wurde in einem Einzeltier-Fütterungsversuch untersucht.
Versuchsaufbau in Iden, Sachsen-Anhalt
Dafür wurde am Zentrum für Tierhaltung und Technik (ZTT) in Iden, Sachsen-Anhalt, in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ein Versuch zum Einsatz von Ackerbohnen in der Milchkuhfütterung durchgeführt. Die Kontrollgruppe wurde mit Rapsextraktionsschrot als alleinigem Eiweißfuttermittel versorgt. Die Versuchsgruppe erhielt eine TMR, in der das Rapsextraktionsschrot anteilig durch geschrotete Ackerbohnen ersetzt wurde.
Zum Einsatz kamen die Sorten ‚Fanfare‘ und ‚Hiverna‘. Beide Sorten gelten als tanninhaltig, was für die Milchviehfütterung als unbedeutend gilt, teilweise sogar positiv eingestuft wird, da diese den UDP-Anteil erhöhen könnten. Durch hohe Stärke- und Energiegehalte der Ackerbohnen gab es darüber hinaus Anpassungen der Versuchsgruppe im Getreideanteil. Beide Gruppen erhielten identische Anteile an Grobfutter.
Maximale Menge ausgeschöpft
In dem Einzeltier-Fütterungsversuch wurden 4,1 kg Ackerbohnen-FM je Tier und Tag eingesetzt. Diese Menge entspricht der empfohlenen maximalen Einsatzmenge von 4 bis 5 kg Ackerbohnen pro Tier und Tag. Der Versuch erstreckte sich über 15 Wochen. 74 Milchkühe lieferten im Mittel ab dem 80. Laktationstag Daten.
Für die Fütterungsversuche an laktierenden Milchkühen stehen in Iden 36 automatische Fress-Wiege-Tröge zur Verfügung. Foto: Marleen Zschiesche
Diese zeigten: Es gab keine Unterschiede in der Futteraufnahme zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe. Beide Gruppen lagen auf einem hohen Niveau von durchschnittlich über 26 kg Trockenmasseaufnahme je Tier und Tag. Auch in der Milchmenge und den Milchinhaltsstoffen Fett und Eiweiß waren die Gruppen gleichauf.Identisch in beiden Gruppen waren auch die Zunahmen an Gewicht und Rückenfettdicke, welche als physiologisch für diesen Laktationsabschnitt zu werten sind.
Im Milchharnstoffgehalt wurde für den gesamten Versuchszeitraum ein signifikanter Unterschied zwischen der Versuchs- und der Kontrollgruppe festgestellt. Auch wenn dieser in beiden Gruppen im Optimalbereich (150 bis 250 mg/l) lag, lagen die Werte der Versuchsgruppe im gesamten Untersuchungszeitraum über denen der Kontrollgruppe. Der Rohproteingehalt der TMR hat einen wesentlichen Einfluss auf die Höhe des Milchharnstoffgehalts. Um die Ration bedarfsgerecht zu gestalten und ausreichend nutzbares Rohprotein (nXP) zu sichern, lag der Rohproteingehalt der Versuchsration etwas höher gegenüber dem in der Kontrollration.
Im Fütterungsversuch wurden die Sorten ‚Fanfare‘ und ‚Hiverna‘ verwendet. Foto: Marleen Zschiesche
Bedingt durch den höheren Milchharnstoffgehalt waren auch die über die Milch geschätzten N-Ausscheidungen in der Versuchsgruppe höher als in der Kontrollgruppe. Dennoch lagen sie in beiden Fütterungsgruppen unterhalb der Literaturangaben (152 kg N pro Tier und Jahr) für diesen Leistungsbereich.
In einer ökonomischen Bewertung ergab sich unter aktuellen Rahmenbedingungen bei den hohen Kraftfutterpreisen, insbesondere für Rapsextraktionsschrot, sowie für Ackerbohnen unterstellten 310 bis 340 €/dt (Quelle: Bauernblatt, KW 27) etwa eine Gleichwertigkeit zwischen beiden Gruppen mit den sehr ähnlichen Futteraufnahmen und Milchgelderlösen. Je teurer Rapsextraktionsschrot ist, desto eher lohnt sich der Ackerbohneneinsatz – vorausgesetzt hofeigene Ackerbohnen sind verfügbar.
Fazit
Auch bei hohem Einsatz von 4 kg pro Kuh und Tag eignet sich die Ackerbohne sehr gut als Rationskomponente für Kühe im mittleren Laktationsabschnitt. Entscheidend für den Einsatz sind die Verfügbarkeit als auch der Futterwert, der für die bedarfsgerechte Ration vorab unbedingt bestimmt werden sollte.
Rund um die Ackerbohne
Die Ackerbohne zählt zu den Leguminosen und hat so die Fähigkeit, über die anhaftenden Knöllchenbakterien Luftstickstoff zu binden. Daher wird sie besonders im ökologischen Landbau genutzt. Neben der Verfütterung ans Schwein, in dessen Ration sie sehr gut passt, kann sie auch in der Rinderfütterung eingesetzt werden. Die mittleren Nährstoffgehalte sind der nebenstehenden Tabelle zu entnehmen, die Ergebnis eines dreijährigen deutschlandweiten Monitorings ist. Es zeigt sich dort, dass die Werte zwischen den Chargen zum Teil stark schwanken. Eine Untersuchung der eigenen Ackerbohnen sollte vor der Verfütterung deshalb unbedingt durchgeführt werden.
Ackerbohnen weisen in der Rinderfütterung einen UDP-Gehalt von zirka 15 % auf, wobei tanninhaltige Sorten ein wenig höher liegen können. Wichtig ist beim Einsatz von Ackerbohnen, wie auch bei stärkereichem Getreide oder Erbsen, die Gehalte der Gesamtration an den Zielwerten für eine wiederkäuergerechte Versorgung auszurichten.
In Deutschland werden Ackerbohnen auf rund 58.000 ha angebaut, was sie zur zweithäufigsten Körnerleguminose macht. Etwa 223.000 t wurden 2021 geerntet. Der Großteil der verfütterten Ackerbohnen wurde betriebsintern verwertet, da sie dort einen höheren finanziellen Ertrag erbringen als beim Verkauf.
Dieses begründet auch den geringen Einsatz im Mischfutter von nur 51.000 t, was in etwa 0,2 % des gesamten Mischfutters bedeutet.
Der Wert der Körnerleguminosen in der Fruchtfolge und die staatliche Förderung der mehrgliedrigen Fruchtfolge werden möglicherweise eine Ausweitung der Anbauflächen mit sich bringen. Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (Ufop) gibt als anzustrebendes Ziel 10 % der deutschen Ackerfläche an. Dr. Manfred Weber, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG)
Im vergangenen Jahr wurden erstmalig Sortendemos an verschiedenen Mais-Versuchsstandorten der Landwirtschaftskammer kurz vor der Blüte zur frühzeitigen und begleitenden Besichtigung ausgeschildert. Diese Möglichkeit bietet sich auch in diesem Jahr. Ab sofort können wieder neben den auf Schildern aufgeführten mehrjährigen Sortenergebnissen viele zusätzliche Informationen zum Maisanbau ab der Blüte bis zur Ernte gesammelt werden.
Kolbenentwicklung, Abreifeverhalten, Krankheitsanfälligkeiten, Stickstoffumlagerung sind nur einige wenige interessante Sorteneigenschaften, die im Verlauf der Vegetation an den Maissorten zu beobachten sind. Aus den Sortendemos dürfen Pflanzen und Kolben entnommen werden; in den sich anschließenden Versuchen ist darauf zu verzichten. Im Besuchergang der Sortendemos befindet sich eine wetterfeste Kiste, in der neben der „Sortenempfehlung für den Frühbezug Mais zur Aussaat 2023“ auch abgedruckte Lagepläne der Sortenversuche des jeweiligen Standortes zum Mitnehmen ausgelegt sind.
Auf den Versuchsstandorten Schwesing (NF) und Barkhorn (RD) wurde eine Auswahl des frühen Maissortiments (S 200 bis S 220) aus den Landessortenversuchen an den Besuchergang gestellt. In Hemdingen (PI), Krumstedt (HEI) und Barkhorn (RD) sind mittelfrühe Maissorten (S 230 bis S 250) der diesjährigen Landessortenversuche in den Sortendemos zu finden.
Die Hinweisschilder der Landwirtschaftskammer führen zu den Versuchsstandorten, die Eingänge ins Versuchsfeld und die Wege zu den jeweiligen Sortendemos sind ebenfalls ausgeschildert. Die zu beerntenden Versuche der Landwirtschaftskammer befinden sich direkt hinter den Sortendemos, ausgeschildert mit kleinen Etiketten links am Parzellenanfang. Zu einer Parzelle gehören vier Reihen Mais. In den Versuchen sind das Pflücken von Kolben und das Entnehmen von Maispflanzen untersagt.
Die Wegbeschreibungen zu den Versuchsstandorten mit Sortendemos sind im Internet unter www.lksh.de zu finden. Dort sind auch weitere Informationen wie der Sortenpass zu den mehrjährig geprüften Silomaissorten in den Landessortenversuchen früh und mittelfrüh und der Frühbezug Mais 2023 hinterlegt.
Die Landwirtschaftskammer hat sich nach der im vergangenen Jahr erfolgreichen begleitenden Besichtigung der Maisversuche wiederum für die frühzeitige Ausschilderung der Sortendemos entschieden, die ab jetzt bis kurz vor der Ernte jederzeit besucht werden können. Weitere Infos dazu erteilt die Autorin unter Tel.: 0 43 31-94 53-322 oder per E-Mail: egrimme@lksh.de
Die Nachwuchsreiter im Springsattel haben in diesem Jahr ihre Europameisterschaften im sonnigen Oliva in Spanien ausgeritten. Mit dabei waren wieder einige Starter und Medaillenträger aus Schleswig-Holstein.
Vieca Sofie Bade aus Braderup, Kreis Nordfriesland, war mit ihrer Hannoveraner Stute Chades of Grey nominiert worden. Zusammen mit drei weiteren Reitern gehörte sie zum Team der Children. Ihr Sieg hatte sich bereits nach dem ersten Umlauf des Nationenpreises abgezeichnet. Die Mannschaft von U14-Bundestrainer Eberhard Seemann lag gemeinsam mit Frankreich und Italien auf Goldkurs. Drei Nullrunden stärkten die Spitzenposition, sodass ihr der Sieg nicht mehr zu nehmen war. „Mir war klar, dass wir eine Chance haben und eine Medaille gewinnen können. Aber wenn einmal eine Stange fällt, ist man schnell raus, deshalb freuen wir uns umso mehr“, sagte Seemann.
Neben zwei Teamkollegen hatte sich auch Vieca Sofie Bade für das Einzelfinale qualifiziert. Ihr Mitreiter Tony Stormanns holte sich mit sechs fehlerfreien Runden die Goldmedaille. Sie selbst teilte sich mit einigen anderen Reitern, unter anderem dem Teamkollegen Lennard Tilmann, mit jeweils vier Strafpunkten den fünften Platz.
Die Jungen Reiter holten Silber
In bestechender Form präsentierte sich auch das deutsche U21-Team. Die Mannschaft um Bundestrainer Peter Teeuwen machte es allerdings spannender. Zum Team gehörten auch Hannes Ahlmann aus Reher, Kreis Steinburg, die Niedersächsin Henrike Ostermann, die momentan eine Ausbildung bei Janne Friederike Meyer-Zimmermann in Pinneberg macht, sowie die in Niedersachsen lebende, aber für Schleswig-Holstein startende Johanna Beckmann.
Bronze war dem deutschen Team schon vor dem Start des letzten Paares, Hannes Ahlmann mit seinem Holsteiner Hengst Baloucan, bereits sicher. „Das nimmt natürlich Druck“, sagte Teeuwen. Hannes Ahlmann freute sich: „Ich musste null reiten für die Silbermedaille und das ist geglückt.“
Die Jungen Reiter (li.) holten sich Silber. Gold war in greifbarer Nähe. Foto: FEI
Anfangs hatte es noch nicht so gut ausgesehen. Nach dem ersten Tag lag das Team auf dem achten Platz. „Wir haben eine sensationelle Aufholjagd gestartet, mit insgesamt fünf Nullrunden“, berichtet der junge Reiter. Auch Gold wäre noch in greifbarer Nähe gewesen: Lediglich zwei Punkte trennten Deutschland und die Mannschaftseuropameister aus Belgien.
„Dass die Arbeit und die Anstrengungen der vergangenen Woche mit einer Teamsilbermedaille belohnt wurden, ist eine tolle Bestätigung“, freute sich Johanna Beckmann. Für sie ist es ein Jahr der Premieren: Es ist ihr erstes Jahr bei den Jungen Reitern, das erste Jahr in der großen Tour für ihr Pferd Emelie van de Mirania Stam und das erste Jahr von Reiterin und Pferd zusammen. „Das Vertrauen, das uns der Bundestrainer entgegengebracht hat, ist eine große Ehre“, sagte die Schülerin. An den leichten Fehlern will sie arbeiten, damit sie dann im nächsten Jahr erneut das deutsche Team unterstützen und auch in der Einzelwertung vorne mit dabei sein kann.
Pech im Einzel und für die Junioren
Denn vor dem Einzelfinale hatten sowohl Ahlmann als auch seine Teamkolleginnen Beckmann und Ostermann gute Chancen auf eine Einzelmedaille. Vor allem Letztere lag in guter Position.
Doch es lief nicht so gut. Henrike Ostermann machte zwei Fehler und landete auf Platz sieben, Hannes Ahlmann hatte neun Punkte zu verbuchen und kam auf den zehnten Platz. Johanna Beckmann beendete auf Platz 17. „Ich hatte wirklich eine gute Ausgangssituation und hätte mir für eine Einzelmedaille zwei Zeitfehler erlauben können. Ich bin daher sehr passiv geritten und hatte dann leider vier Zeitfehler. Das war ärgerlich. Mein Pferd und ich waren eigentlich fit. Ich habe mich wohl etwas zu sehr unter Druck gesetzt“, resümierte Ahlmann, der sich aber über den Mannschaftserfolg freute.
Nach einer erfolgreichen vorausgegangenen Nationenpreissaison hatte das U18-Team bei der Europameisterschaft einfach Pech. Teamreiter Mick Haunhorst aus Niedersachsen verletzte sich nach dem ersten Umlauf, sodass seine Mannschaft nur mit drei Paaren in die finale Wertung eingreifen konnte. Darunter war auch Marie Flick aus Reher, Kreis Steinburg, mit Ciro. Am Ende kam das Team unter den 18 Mannschaften auf Platz acht. „Durch die Verletzung eines erfahrenen und starken Teammitglieds zu einem ungünstigen Zeitpunkt konnten wir unser Ersatzpaar nicht einwechseln. In so einer starken Konkurrenz ohne Streichergebnis anzutreten, machte es für uns noch schwieriger, uns weiter nach vorne zu arbeiten“, resümierte Peter Teeuwen. pm
Das Ministerium für Landwirtschaft, Ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) veröffentlicht bereits zum 6. Mal einen vom Statistikamt Nord ausgewerteten Kauf- und Pachtpreisspiegel. Zusätzlich zu der bisherigen barrierefreien Darstellung in Tabellen und auf Karten wurde die Preisentwicklung in diesem Jahr auch in Form eines Dashboards aufbereitet.
In den Dateien werden in Tabellen und auf Karten die Kauf- und Pachtpreise jeweils für Ackerland, Dauergrünland (DGL) und die gesamten landwirtschaftlichen Flächen dargestellt. Die Auswertung erfolgt auf Grundlage von Daten die beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume im Zusammenhang mit der Genehmigung von Grundstückskaufverträgen oder im Zusammenhang mit angezeigten Pachtverträgen erhoben wurden.
Durch die Veröffentlichung der Kauf- und Pachtpreise soll eine größere Transparenz auf dem landwirtschaftlichen Bodenmarkt hergestellt werden, da nicht nur Durchschnittskauf- beziehungsweise Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen allgemein, sondern differenziert nach Ackerland und DGL in den jeweiligen Kreisen sowie in den einzelnen Naturräumen veröffentlicht werden. Diese unter Beachtung statistischer Methoden ausgewerteten Daten sollen zum einen eine wichtige Orientierungsgröße für Käufer und Verkäufer sowie Pächter und Verpächter sein, zum anderen Akteuren auf dem landwirtschaftlichen Bodenmarkt Hilfestellung geben.
Pachtpreise für Ackerland in Schleswig-Holstein nach Kreisen Grafik: Statistikamt Nord/MLLEV
Belastbare Aussagen zu Preistrends sind anhand dieser Auswertung dennoch nur begrenzt möglich. Aufgrund des starren Bodenmarktes wurden in einzelnen Regionen nur wenige Verträge geschlossen, sodass Zufallsereignisse die Ergebnisse beeinflussen können. Dies vorangestellt, lässt sich dennoch feststellen, dass sich die Preisentwicklung auf dem Kaufmarkt von den Pachtmärkten entkoppelt.
Für Ackerflächen stieg der Kaufpreis im Vergleich zur Vorperiode (2019/2020) landesweit um 3,1 % auf insgesamt 37.521 €/ha. Wie schon in der Vergangenheit, sind auch dieses Mal die Preisentwicklungen in den einzelnen Regionen unterschiedlich. Preisrückgängen in der Vorgeest standen deutliche Preisanstiege in der Region Nordoldenburg/Fehmarn gegenüber (Anstieg um 7,7 % im Vergleich zur Vorperiode auf 59.158 €/ha). Für Dauergrünland musste im Vergleich zur Vorperiode im Landesdurchschnitt 20.086 €/ha aufgewendet werden, das sind 5,2 % mehr. Auch hier stiegen die Kaufpreise regional unterschiedlich, dies wird besonders deutlich in Ostholstein und im Ostholsteinischen Hügel- und Seenland.
Die Pachtpreise sowohl für Ackerflächen (559 €/ha) als auch für Dauergrünland (341 €/ha) sind demgegenüber im Vergleich zur Vorperiode stabil geblieben. Damit bewegen sich die Pachtpreise auf dem Niveau von 2015/2016 beziehungsweise für DGL ging der Pachtpreis im Durchschnitt landesweit um 2,8 % zurück. Auch bei der Pacht sticht als Ausnahme bei der Preisentwicklung Nordoldenburg/Fehmarn mit deutlichen Preissteigerungen für Acker auf 630 €/ha (Anstieg um 7,9 % im Vergleich zur Vorperiode) und für DGL auf 371 €/ha (Anstieg um 25,3 % im Vergleich zur Vorperiode) hervor. Das Dashboard für den Kauf- und Pachtpreisspiegel ist abrufbar unter statistik-nord.de
Die Prachtkerze bezaubert mit lockeren Blütentrauben an elegant überhängenden Trieben. Der unermüdliche Dauerblüher macht sich gut im sonnigen Beet, ist aber auch ein wunderbarer Akzent im Balkonkasten oder Topf. Dafür eignen sich vor allem die niedrigen Varianten. Neue Sorten erweitern die Gestaltungsmöglichkeiten.
Die Prachtkerze (Gaura lindheimeri), manchmal aufgrund ihrer nordamerikanischen Herkunft auch Präriekerze genannt, ist eine sommerblühende Staude. Ähnlich wie bei der Taglilie öffnet sich jede Einzelblüte nur für einen Tag. Da sich jedoch ständig neue Blüten bilden, kann die Blütezeit im besten Fall von Juli bis in den Oktober hinein andauern. Die eher kurzlebige Staude wächst aufrecht in Horsten. Die gebogenen Blütenstiele können je nach Sorte eine Länge von 50 bis 150 cm erreichen. Die Blütenrispen sind besetzt mit kleinen, weißen oder rosafarbenen Blüten, die sich von unten nach oben öffnen. Wichtig ist ein sonniger Standort mit durchlässigem, trockenem und nicht zu nährstoffreichem Boden. An solchen Stellen erhält sich die Prachtkerze über Selbstaussaat. Auf Winternässe reagiert sie empfindlich. Tipp: Etwas schwereren Boden mit Kies oder Sand durchlässiger machen, das verbessert die Frosthärte. Optimal sind zudem etwas windgeschützte Standorte, damit die zarten Blütenstängel nicht umknicken.
,Compact Pink' ist mit 50 cm Höhe sehr standfest. Foto: Karin Stern
Bei einer Neupflanzung rechnet man etwa sechs Pflanzen pro Quadratmeter. Containerpflanzen können zwar die ganze Gartensaison hindurch in den Boden kommen, dennoch empfiehlt sich für die Prachtkerze das Frühjahr als optimaler Pflanztermin. Bis zum Winter wurzelt die Staude gut ein. Bei Kahlfrost sollten die Pflanzen abgedeckt werden. Im Frühjahr, vor dem Neuaustrieb, schneidet man die alten Pflanzenteile komplett zurück. Die Teilung zur Verjüngung ist weder möglich noch, wegen der zuverlässigen Selbstaussaat, nötig.
Der Dauerblüher lässt sich im Garten vielseitig einsetzen. Mit dem filigranen Wuchs bringt die Prachtkerze große Leichtigkeit in jede Pflanzung. Als weitere positive Eigenschaft kommt die lange Blütezeit hinzu. Hübsch wirkt der Blütenflor im Kiesbeet, der sonnigen Rabatte und naturhaften Pflanzungen mit Präriecharakter. Hier sieht die Prachtkerze in der Fläche eingesetzt mit standorttypischen Nachbarn ganz apart aus. Die Liste der passenden Begleiter im Beet ist lang. Damit ergeben sich viele wunderbare Kombinationen. Hübsch wirken die Blaue Sommeraster (Aster amellus) und der Gelbe Sonnenhut (Rudbeckia) in unmittelbarer Nachbarschaft der Prachtkerze. Auch der hochwüchsige Steppensalbei ‚Amethyst‘ (Salvia nemorosa) oder die an langen Stängeln schwebenden, weinroten bis violetten Blüten der Witwenblume (Knautia macedonia) machen in der Nachbarschaft eine gute Figur. Storchschnabel ‚Rozanne‘ (Geranium wallichianum) blüht ebenso unermüdlich wie die Prachtkerze und empfiehlt sich damit als perfekter Begleiter. Die Dunkle Blaunessel ‚Black Adder‘ (Agastache-rugosa-Hybride), das Patagonische Eisenkraut (Verbena bonariensis) und der Oktobersonnenhut (Rudbeckia triloba) dürfen als Pflanzpartner neben dem Federgras (Stipa) nicht unerwähnt bleiben.
Reinweiß blühende Sorten versprühen einen besonderen Charme. Foto: Karin Stern
Im Handel findet sich mittlerweile eine breite Sortenauswahl neben der reinen Art. Die Unterschiede liegen vor allem in der Blütenfarbe und der Wuchshöhe. Als Faustregel gilt, dass die weiß blühenden Sorten etwas frostfester sind als die rosa blühenden Varianten. Für den Topf empfehlen sich vor allem die niedrigeren Sorten wie ‚Sunset Dreams‘, ‚Lillipop Pink‘ oder die reinweiß blühende ‚Snowbird‘. Als Partner sind hier die weiß oder hellblau blühende Schneeflockenblume (Sutera cordata) und niedrige Schmuckkörbchen (Cosmea) zu empfehlen.
Es stehen Wahlen an im Bauernverband Schleswig-Holstein – von der Orts- über die Bezirks- und Kreisebene bis zum Landesvorstand. Viele Amtsinhaber treten nicht mehr an. Deshalb werden vor allem junge Landwirtinnen und Landwirte gesucht, die bereit sind, sich im Ehrenamt des Verbandes zu engagieren. Das Bauernblatt hat die Kreisvorsitzenden nach ihren Erfahrungen befragt – und warum sich das Ehrenamt auch für einen selbt lohnt.
Klaus-Peter Lucht (61) hält in Mörel im südlichen Kreis Rendsburg-Eckernförde in einer Familien-GbR 200 Kühe mit weiblicher Nachzucht. Bewirtschaftet werden 65 ha Grünland. Ortsvertrauensmann im Verband wurde er schon 1985 nach der Lehre. Seit 15 Jahren ist er Kreisvorsitzender und tritt auch gerne wieder an. Er ist Vizepräsident im Landesverband und kandidiert bei der Wahl des Präsidenten. 20 Jahre lang war er Bürgermeister von Mörel, das gab er ab, sitzt aber noch im Gemeinderat. „Die kommunalpolitische Arbeit hat mich geprägt, ich weiß, wie Verwaltung funktioniert“, sagt er.
Eine Initialzündung für sein Engagement sei für ihn damals die BSE-Krise gewesen. „Das Keulen der Tiere ohne wissenschaftliche Erkenntnisse hat mich auf die Palme gebracht.“ Seine Schlussfolgerung: „Ich kann zwar demonstrieren, aber nur was verändern, wenn ich auf Verbandsebene aktiv werde.“ Und da habe er immer wieder etwas erreichen können, etwa dass die Baugenehmigungen für Folientunnel nicht verschärft wurden oder bei der Abschaffung der Milchquote. Durch den Verband sei er gut vernetzt in alle politischen Parteien und Amtsverwaltungen. „Ich brenne für die politische Arbeit“, sagt er. Die Wertschätzung, die er von Menschen erfahre, für die er etwas tue, sei für ihn der größte Lohn. „Das spornt mich an!“
Die Leute müssten aber auch wissen, was der Bauernverband tut. Transparenz sei da immens wichtig. Bei den Versammlungen der zehn Bezirke im Kreis sei er immer dabei. Das sei nur möglich, weil sein Sohn zu Hause die Betriebsleitung hat. „Ich melke morgens und mache die Dokumentation.“ Man brauche für das Amt den Rückhalt der Familie, das könne man nicht nebenbei machen.
Der Kreis Rendsburg-Eckernförde ist der größte im Land und zentral gelegen, „dadurch haben wir in der Landwirtschaft alles“. Das zusammenzubinden, verlange Teamplay. Die digitalen Medien machen das zwar leichter, es werden aber auch schnellere Entscheidungen erwartet. Manchmal sei nicht die Zeit, Themen ordentlich abzuarbeiten. Auch die Politik werde dadurch getrieben. „Es muss wieder sachlicher werden, das ist die größte Herausforderung.“
Was braucht man als junger Mensch im Ehrenamt des Verbandes? „Ein gesundes Selbstvertrauen. Lust auf Politik, Lust auf Menschen und Auseinandersetzung. Wir sind eine offene Gesellschaft. Ich gehe auch dahin, wo die Leute anders denken“, sagt Lucht.
„Den Nerv der Zuhörer treffen, das setzt Energie frei“
Jens-Walter Bohnenkamp, KBV Segeberg
Jens-Walter Bohnenkamp (64) hält am südwestlichen Stadtrand von Norderstedt im Kreis Segeberg 80 Sauen im geschlossenen System mit Mast der eigenen Ferkel. Das Ackerland beträgt 35 ha. Seit gut 20 Jahren ist er im Bauernverband aktiv. Das Amt des Kreisvorsitzenden hat er vor zehn Jahren übernommen. Davor war er zwölf Jahre lang auch im vlf Segeberg aktiv. Noch einmal zur Wahl antreten darf er wegen der Altersschranke nicht.
Die Schweine von Jens-Walter Bohnenkamp fühlen sich sauwohl.
„Schon bei der Landjugend habe ich festgestellt, dass man als Vorsitzender eine Menge gestalten kann“, erzählt Bohnenkamp. In die Posten sei er aber meist überraschend „reingeholt“ worden, auch damals als KBV-Vorsitzender. Die Familie gab ihm dann grünes Licht. „Es ist ein großes Gut, aus dem Berufsstand heraus für den Berufsstand Fortbildung anzubieten“, findet er. „Man kann Wege aufzeigen, die von den Landwirten im Alltag umgesetzt werden können.“
Wenn er dann etwa bei einer Veranstaltung merke, dass er den Nerv der Zuhörer treffe, dann setze das bei ihm viel Energie frei. „Man hat das Ohr am Puls der Zeit, das bringt auch Vorteile für den eigenen Betrieb. Man ist dichter dran.“ Besonderheiten im Kreis Segeberg: Er ist der geflügelreichste Kreis im Land, und es gibt ein starkes Strukturgefälle zum Hamburger Speckgürtel.
Was hat sich im Laufe der Zeit verändert? Die Zeittakte, sich mit neuen Dingen zu beschäftigen, seien viel kürzer geworden, die Neuerungen viel umfangreicher. Dafür habe man mit den neuen Medien ganz andere Kommunikationsmöglichkeiten.
Um ins Ehrenamt gut hineinzukommen, rät Bohnenkamp jungen Landwirtinnen und Landwirten, sich objektiv mit der anstehenden Arbeit zu beschäftigen, auch mal mitzulaufen und zuzuschauen. „Wir Alten müssen die Neuen da abholen, wo sie stehen und ehrlich sagen, wie viel Zeit das Amt erfordert.“ Auf Orts- und Bezirksebene sei das noch nicht so wild. Als Kreisvorsitzender habe es etwa eineinhalb Tage die Woche erfordert. Mehr als zwei Ehrenämter zur selben Zeit würde er nicht empfehlen. kel
Nicht alles alleine machen
Thies Hadenfeldt, KBV Dithmarschen
Thies Hadenfeldt (59) hat in Altenfähre, zur Gemeinde Wrohm im östlichen Kreis Dithmarschen gehörig, 250 Milchkühe mit weiblicher Nachzucht und bewirtschaftet 200 ha, davon zwei Drittel Grünland und ein Drittel Acker. Vor zwei Jahren hat er den Betriebs an seine Tochter und den Schwiegersohn abgegeben. Hadenfeldt ist seit etwa 25 Jahren im Bauernverband aktiv, seit 15 Jahren im Kreisvorstand und seit fünf Jahren Kreisvorsitzender. Zur nächsten Wahl wird er nicht mehr antreten. Außerdem ist er Delegierter im Landwirtschaftlichen Buchführungsverband.
Thies Hadenfeldt bei einem der Kälbchen, die die beiden Schwarzbunten geboren haben.
„Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, und ich habe persönlich viel profitiert“, blickt Hadenfeldt auf sein Ehrenamt im Verband zurück. „Ich habe viele Leute kennengelernt und Beziehungen knüpfen können, die mir auch bei meiner Betriebsführung geholfen haben. Man kennt sich jetzt, das ist ein großer Vorteil!“ Durch das Netzwerk im Verband bekomme man einen Blick über den Tellerrand hinaus, könne vorausschauend agieren und bessere Entscheidungen treffen. Auch in der Rhetorik habe ihn das Amt weitergebracht.
Der Kreis Dithmarschen teilt sich etwa zur Hälfte in Marsch und Geest, in der Marsch habe der Verband leider nicht so viele Mitglieder. Auf der Geest sei der Kohlanbau prägend. Viele Betriebe hätten aktuell keine Nachfolger. „Im Ort gibt es noch vier Bauern, von denen wahrscheinlich noch zwei aufhalten. Es waren mal über 20.“
„Es ist immer ratsam, sich zu beteiligen“, rät Hadenfeldt jungen Leuten. Schon auf Bezirksebene bekomme man viel mit, erst recht auf Kreis- und Landesebene. Man müsse gut planen, wie sich die Arbeit auf dem Betrieb und im Ehrenamt gestalten kann, im Ehrenamt die Aufgaben teilen, nicht alles alleine machen wollen.kel
Eine Initialzündung für sein Engagement sei für ihn damals die BSE-Krise gewesen. „Das Keulen der Tiere ohne wissenschaftliche Erkenntnisse hat mich auf die Palme gebracht.“ Seine Schlussfolgerung: „Ich kann zwar demonstrieren, aber nur was verändern, wenn ich auf Verbandsebene aktiv werde.“ Und da habe er immer wieder etwas erreichen können, etwa dass die Baugenehmigungen für Folientunnel nicht verschärft wurden oder bei der Abschaffung der Milchquote. Durch den Verband sei er gut vernetzt in alle politischen Parteien und Amtsverwaltungen. „Ich brenne für die politische Arbeit“, sagt er. Die Wertschätzung, die er von Menschen erfahre, für die er etwas tue, sei für ihn der größte Lohn. „Das spornt mich an!“
Die Leute müssten aber auch wissen, was der Bauernverband tut. Transparenz sei da immens wichtig. Bei den Versammlungen der zehn Bezirke im Kreis sei er immer dabei. Das sei nur möglich, weil sein Sohn zu Hause die Betriebsleitung hat. „Ich melke morgens und mache die Dokumentation.“ Man brauche für das Amt den Rückhalt der Familie, das könne man nicht nebenbei machen.
Der Kreis Rendsburg-Eckernförde ist der größte im Land und zentral gelegen, „dadurch haben wir in der Landwirtschaft alles“. Das zusammenzubinden, verlange Teamplay. Die digitalen Medien machen das zwar leichter, es werden aber auch schnellere Entscheidungen erwartet. Manchmal sei nicht die Zeit, Themen ordentlich abzuarbeiten. Auch die Politik werde dadurch getrieben. „Es muss wieder sachlicher werden, das ist die größte Herausforderung.“
Was braucht man als junger Mensch im Ehrenamt des Verbandes? „Ein gesundes Selbstvertrauen. Lust auf Politik, Lust auf Menschen und Auseinandersetzung. Wir sind eine offene Gesellschaft. Ich gehe auch dahin, wo die Leute anders denken“, sagt Lucht. kel
Mitgestalten, statt sich gestalten zu lassen
Georg Kleinwort, KBV Pinneberg
Georg Kleinwort (66) führt das Obstgut Deekenhörn in Haselau im Kreis Pinneberg mit 80 ha, davon 65 ha Obstanbau: Kirschen, Birnen, Äpfel, die er selbst vermarktet bis ins Rheinland. Ehenamtlich tätig ist er „sein Leben lang“, seit 20 Jahren im Kreisvorstand, seit acht Jahren Kreisvorsitzender nach dem Rücktritt seines Vorgängers – antreten darf er nun nicht mehr. Rund 50 Jahre ist Kleinwort in der Feuerwehr. 20 Jahre war er engagiert im Obstbauberatungsring.
Georg Kleinwort in der Kirschplantage
„Es hat mir immer Spaß gemacht, etwas zu organisieren“, sagt Kleinwort. „So kann ich Dinge mitgestalten, anstatt sie durch andere gestalten zu lassen.“ Er habe viele Menschen und Betriebe und alle Arten von Landwirtschaft kennengelernt. „Man ist immer einen Sprung voraus und bekommt Tipps für den eigenen Betrieb, zum Beispiel zu geeigneter Förderung oder Krediten“, sagt er. Und es gebe immer wieder schöne Momente bei den Treffen.
Der Kreis Pinneberg beherbergt mit 350 ha mehr als die Hälfte des Obstbaus in Schleswig-Holstein, aber es waren schon mal 2.000 ha. Prägend im Kreis sind auch die Baumschulen und Pferdehaltung. Der Kreis ist klein strukturiert, besonders im Südkreis gibt es viele Flächen unter 1 ha, die oft gar nicht mehr bewirtschaftet werden. „Wir haben viel Deichfläche mit Vorland als Naturschutzgebiet, zum Beispiel Ausgleichsflächen für den Elbeaushub“, erklärt Kleinwort. „Das sind die besten Böden, die werden extensiviert, während man auf den leichten Böden der Holmer Sandberge für Getreideanbau bewässern muss.“
Die Landwirtschaft habe einen riesigen Strukturwandel erfahren. „Ich habe noch miterlebt, dass mit dem Pferd gearbeitet wurde“, erinnert er sich. Einen solchen Wandel in diesem Tempo habe noch keine Generation vorher mitgemacht. Die neue Kommunikationstechnik habe viele Vorteile, aber auch Nachteile – „WhatsApp statt Stammtisch“ habe Einzug gehalten. „Wir Landwirte müssen wieder mehr persönlich miteinander reden. Wie sollten umdenken in Richtung mehr Lebensqualität und etwas weniger Masse.“
Jungen Leuten rät er: „Gestaltet mit im Verband! Trotz Arbeit und Zeitaufwand lohnt es sich!“kel
Am Westufer der Lübecker Bucht zwischen Neustadt in Holstein und Travemünde liegt der kleine, malerische Hafen Niendorf. Hier befindet sich das Reich von Hafenmeister Burkhard Hein. Jetzt in der Hochsaison hat er alle Hände voll zu tun, damit alles rund läuft.
Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, 25 °C Lufttemperatur, Wellen plätschern an Bootswände, Möwen kreischen. Hafenmeister Burkhard Hein sitzt mit einem Becher Kaffee vor seinem rot-weißen Bürohäuschen an der Steganlage des Seglervereins Niendorf/Ostsee (SVNO). Ein junges Pärchen kommt bepackt mit Müllbeuteln und Flaschen auf ihn zu. Soeben hat es mit seinem Boot festgemacht und will nun die Liegeplatzgebühren für eine Nacht entrichten. „Moin, Mülleimer stehen gleich links, dahinter werdet ihr die Flaschen los“, ruft Hein den beiden freundlich zu.
In der Zwischenzeit nahen drei Segler, die aus Frankfurt angereist sind. Man kennt sich. Das Trio bleibt kurz stehen. „Herzlichen Glückwunsch zum 66. Geburtstag“, meint Hein zu einem der Skipper. – „Jetzt sind wir nicht mehr gleich alt“, erwidert dieser und schiebt noch einen flotten Spruch hinterher. Seemannsgarn. Alle lachen.
Vor vier Jahren hat der selbstständige Holzkaufmann den Job vom alten Hafenmeister Gerd-Uwe Beythien, der in Rente ging, übernommen und seine Entscheidung bisher keine Minute bereut. Lernen könne man den Beruf des Hafenmeisters übrigens nicht. Der Hafenalltag mit seinen großen und kleinen Herausforderungen sei Schulung genug. Speziell der sehr persönliche Kontakt zu den Wassersportlern sowie das Arbeiten in dieser herrlichen Umgebung machten für ihn den Reiz der Tätigkeit aus.
Fragen über Fragen
Im Hafen Niendorf, der insgesamt vier Steganlagen hat, ist Hein für den kommunalen Hafen und die Steganlage des SVNO zuständig. In der Saison von April bis Oktober ist er meist von 8 bis 10 Uhr und 16 bis 18 Uhr, oft auch länger, erster Ansprechpartner bei Fragen und Wünschen der Skipper. Fragen, mit den sie den gebürtigen Schwartauer regelmäßig löchern, sind beispielsweise: Wo sind die Sanitäranlagen? Wo kann man gut essen gehen? „Ich wurde sogar schon gefragt, wo es zum Strand geht, dabei liegt der gleich nebenan“, schmunzelt er. Für den Notfall hält der umsichtige Hafenmeister Gerätschaften und Werkzeuge für kleinere Reparaturen an Bord bereit. Zudem sorgt er für die nötigen Wasser- und Stromanschlüsse. Auf Wunsch gibt er gern Ausflugs- und Veranstaltungstipps.
„Wir haben 58 Liegeplätze im Kommunalhafen und 65 beim Seglerverein. Die sind Dauerliegeplätze. Das heißt, für Gastlieger gibt es nur freie Plätze, wenn die Boote auf den Dauerliegeplätzen draußen auf Törn sind und die Eigner die Plätze freigegeben haben“, erklärt er. Hier kommt Dennis Schlehahn ins Spiel. Er ist bei der Gemeinde Timmendorfer Strand, zu der Niendorf gehört, seit zwei Jahren als Sachbearbeiter im Kurbetrieb beschäftigt und gerade auf einen Klönschnack beim Hafenmeister. „Meine Aufgaben sind die Liegeplatzvergabe und die Gebührenabrechnungen im kommunalen Hafen. Dafür arbeite ich vertrauensvoll mit Herrn Hein zusammen, der für uns zum Beispiel die Gebühren von den Gastliegern kassiert“, berichtet der 39-Jährige.
Geschaffen vor 100 Jahren
„Der Hafen wurde in den Jahren 1920 bis 1922 durch die Verbreiterung des einmündenden Flüsschens Aalbek künstlich geschaffen“, informiert Hein. Anders als die Lübecker Fischer hatten die Fischer aus Niendorf anno dazumal lange keinen eigenen Hafen. Bei rauen Winden mussten sie ihre größeren Boote in den Travemünder Hafen bringen, um sie vor Beschädigungen oder Verlust zu schützen. Kleinere Boote zogen sie einfach auf den Strand.
Wegen des Strandes kam es später zu einem Interessenkonflikt. Die Fischer landeten hier mit ihren Booten an, verkauften Fischfänge und hingen Netze zum Trocknen auf. Als Niendorf als Badeort immer mehr Gäste und Sommerfrischler anzog, befürchteten die Akteure der Fremdenverkehrswirtschaft, dass derlei Aktivitäten störend für die Urlauber sein könnten, verbreiteten die Netze doch speziell in der warmen Jahreszeit einen unangenehmen Fischgeruch. Also beschloss die Gemeinde, einen Hafen für die Fischer zu bauen.
Schöne Momente
Wenn der Hafenmeister auf seine vergangenen Jahre im Amt zurückschaut, ist da etwas besonders in Erinnerung geblieben? Hein überlegt und erzählt dann, dass er im vorigen Jahr unabsichtlich im Hafenbecken landete. „Ich war auf dem Schiff eines Gastliegers und wollte wieder von Bord gehen. Dabei rutschte ich so unglücklich aus, dass ich ins Wasser fiel und mir schmerzhaft die Rippen prellte. Mein Handy war auch kaputt.“ Das werde ihm kein zweites Mal passieren, versichert er. Aber es gebe ebenfalls viele schöne Momente. Vor der Küste sichtete er schon einen Seehund und Schweinswale.
Nach einer typischen Situation im Hafen gefragt, muss er lächeln. „Bei den An- und Ablegemanövern kriegen sich Paare oft in die Wolle. Dann steht die Ehe am Scheideweg, und es wird laut. Ich halte mich in solchen Augenblicken lieber raus und verzieh mich hinter meine Bude“, meint er augenzwinkernd. Wie lange er seinen Nebenjob noch machen will? Drei Worte reichen für die Antwort. „Bis zum Umfallen.“
Der Niendorfer Fischerei- und Yachthafen wurde künstlich angelegt und feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag.