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Wiederaufbau nach Windbruch und Käferschaden

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Die Thementage des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) in Jessen in Sachsen-Anhalt waren vielleicht nicht die größte, aber eine der spannendsten Forstmessen in diesem Jahr, drehte sich doch alles um den Wiederaufbau von kalamitätsgeschädigten Wäldern. In einem ersten Teil wurden wichtige Trends und Entwicklungen vorgestellt, im Folgenden ging es unter anderem um Drohnen- und Digitaltechnik, Bewässerung und Jungpflanzenschutz, Grünästung sowie Jagd.

Eine typische Forstmesse mit noch nie vorgestellten Neuheiten waren die KWF-Thementage nicht, denn es ging vor allem um die Anwendung neuer und bewährter Technik und die Vorstellung von Arbeitsverfahren. Das Prädikat „Neuheit“ beanspruchte aber beispielsweise das Unternehmen CRS Grüntechnik aus Nordendorf bei Augsburg. Seine Maschine zur Wiederaufforstung kombiniert Saat- und Pflanzverfahren. Einzusetzen ist sie für alle gängigen Baum­arten mit klein- bis großflächigen Samen, sogar in Kombination zur besseren Mischung. Die Saatdichte lässt sich dabei individuell steuern. Eine rückwärtslaufende Fräse bereitet ein Saat- oder Pflanzbett vor. Die Maschine ist GPS-geführt, das Unternehmen bietet zur Pflanz- und/oder Saatdienstleistung mit Breitreifenschlepper auch eine Dokumentation der GPS-Saat- oder Pflanzreihen an.

Aussaat per Drohne vorgestellt

Nicht alle Wiederaufforstungen gelingen wie geplant. Über die Grün­ästung kann den Waldbäumen aber dennoch ein gewisser Schliff verliehen werden.
Holzfaserpads schützen junge Forstpflanzen und beugen Verdunstung vor.

Große Aufmerksamkeit erfuhr der Stand von Skyseed, an dem die Ausbringung von Saatgut mittels Drohnentechnik vorgestellt wurde. Der Vorteil: Auch in unwegsamem, steilem Gelände können große Saatgutmengen ausgebracht werden. Auf der Plusseite einer Saat gegenüber einer Pflanzung stehen generell der vermiedene Pflanzschock, eine bessere Feinwurzelentwicklung und die Verhinderung von Wurzelbeschädigungen. Durch eine Pelletierung von Saatgut wird es nicht nur überhaupt maschinell ausbringbar konfektioniert, sondern auch noch geschützt durch eine das Saatkorn umgebende Hüllmasse, ähnlich wie beim Zuckerrübensaatgut.

Das Berliner Unternehmen Skyseed setzt eine große Arbeitsdrohne mit 2,3 m Spannweite ein, die bis zu 12 kg Saatgutpellets mit dem selbst entwickelten Dosiergerät ausbringen kann – je nach Baumart reicht das für mehr als 1 ha. Ausgebracht werden können Samen von den meisten gängigen Baumarten – von feinkörnigen Saaten wie Birke und Erle bis zu grobkörnigen wie Eiche und Buche. Bei all den Vorteilen darf nicht vergessen werden, dass eine Saat immer einen offenen, mineralischen Waldboden benötigt. In dem meist obenauf liegenden Rohhumus oder einer dichten Pflanzenvegetation gelingt keine ausreichende Entwicklung.

Dass es bis zur großflächigen Umsetzung dieser Technik in die Praxis noch ein weiter Weg ist, bewies auch die Vorführung in Jessen – behördliche Angelegenheiten sind offenbar noch ein Hemmschuh. So konnte die vorgestellte Drohne zwar im Flug vorgeführt werden, sie durfte aber nichts fallen lassen, da der Abwurf von Gegenständen aus der Luft in Deutschland sehr restriktiv geregelt ist.

Die Wetterextreme nehmen zu

Was nutzen hektarweise wiedergegründete Wälder, wenn eine Frühsommertrockenheit die Arbeit innerhalb weniger Wochen zunichtemacht? In dieser Hinsicht gibt es verschiedene Entwicklungen, wie vor allem auf trockenheitsgefährdeten Standorten die Anwuchs- und Überlebenswahrscheinlichkeit von jung gepflanzten Forstpflanzen erhöht werden kann. Auf den KWF-Thementagen wurden mehrere vorgestellt und diskutiert, zum einen die klassische Tröpfchenbewässerung, die man aus dem Gartenbau kennt. Durch eine permanente Wasserabgabe über in den Pflanzreihen verlegte Schläuche wird für ausreichende Feuchtigkeit gesorgt. Den hohen Kosten steht ein nahezu 100%iger Anwuchserfolg gegenüber.

Eine andere Option ist die Verlegung von Holzfaserpads. Diese aus Holzfaser und Gelatine bestehenden, runden Platten werden um die Pflanze gelegt, speichern das vorhandene Wasser, verhindern Verdunstung und vermeiden zugleich unmittelbar um die Pflanze herum das Aufkommen von Konkurrenzvegetation.

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt man beim Forstversand Flügel mit Flügels Wasserpille: Kleine, pillengroße Kapseln werden bei der Pflanzung mit ins Pflanzloch gegeben und sollen so die Langzeitversorgung der Pflanze mit Wasser sicherstellen. Kommt die Pille mit Wasser in Berührung – etwa durch Niederschlag und kapillares Bodenwasser –, dehnt sie sich aus und nimmt Wasser auf. 1 g des Hydrogels kann dabei 140 ml pflanzenverfügbares Wasser speichern. Die Pflanze bedient sich dann bei Bedarf aus diesem Wasserdepot, und das langfristig: Erst nach sieben bis zehn Jahren ist der Wasserpuffer rückstandsfrei abgebaut und nicht mehr wirksam. 

Die Zukunft ist digital

Die Zukunft ist digital. Das gilt heute für Maschineneinsätze – Auffinden von Arbeitsorten, Dokumentieren von Holzmengen und Lagerorten, Nachvollziehen von Holztransporten – ebenso wie für die Bestandesdokumentation. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellte eine Waldbesitzer-App vor. Der Privatwaldbesitzer soll damit ein modernes Werkzeug an die Hand bekommen, mit dem er nicht nur digital seine Waldbestände in Karten sehen kann, sondern gleichzeitig auch die Inventur- und Planungsdaten dieses Waldstücks erhält: Welche Baumarten wachsen dort in welchem Alter und in welchen Flächenanteilen? Wie groß ist der Vorrat und wie ist die Wertklasse eingestuft? Dazu gibt es noch die Infos, wer der betreuende Förster sowie das Forstamt und der zuständige forstwirtschaftliche Zusammenschluss sind. Die App wird von den Betriebssystemen Android und iOS unterstützt und verfügt über die Funktionen wie Online- und Offlinemodus, Verortung per GPS sowie Vermessung von Flächen und Strecken.

Aussaat mit dem Harvester

Kleiner Samen, große Maschine: In befahrbaren Lagen kann die Aussaat von Waldbäumen auch über spezielle Saatkästen an Baggern oder Harvestern erfolgen.Fotos: Christian Mühlhausen

Die Saat von neuen Waldbeständen kann auf vielfältige Weise geschehen: per Hand, per schleppergezogener Maschine und sogar per Harvester. Vermutlich ist der stattliche Impex-Raupenharvester mit einem kleinen Saatgutkasten an der Kranspitze leistungsmäßig reichlich unterfordert, er zeigt aber zugleich einen Vorteil des Systems auf: Durch den langen Kranarm kommt der Harvester von der Rückegasse weit in die Bestände hinein und kann sein Saatgut ablegen ohne eine flächige Befahrung.

Einen anderen Ansatz verfolgt man bei der Firma Pfanzelt: flächige Befahrung, aber bodenschonend auf Bändern, und das mit wenig Gewicht. Das Multitalent Moritz zeigte seine ganze Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten, etwa als Forstraupe und Trägerfahrzeug für den Rettungsschirm, als Einsatzfahrzeug für Forstpflüge und Forstmulcher sowie ausgestattet mit Streifenfräse sowie Saat- und Pflanzaggregat zur Bestandsbegründung.

Plötzlich Waldbesitzer – und nun?

An die Privatwaldbesitzer richtet sich ein neuer Flyer, der am Stand von AGDW – die Waldeigentümer vorgestellt wurde: Das Motto „Plötzlich Waldbesitzer – und nun?“ spricht vor allem die neuen Waldeigentümer und deren viele Fragen an, also solche, die es etwa durch Kauf oder Erbe geworden sind. Der Flyer klärt auf zu den Themen Betretungsrecht, Verkehrssicherung, Steuern, Jagd, Berufsgenossenschaft, Wiederaufforstung und ordnungsgemäßer Bewirtschaftung, aber auch über Fördermittel, Versicherung und freie Baum­artenwahl. Download über www.waldeigentuemer.de

Neues Verfahren zur Grünästung

Mit dieser neuen Maschine kann in Wäldern sowohl gesät als auch gepflanzt werden.

Nicht immer gelingen Bestands­pflanzungen und Naturverjüngungen tadellos. Gerade lockere Bestände neigen dazu, zwar sehr einzelbaumstabil, aber eben auch grobastig, protzig oder anderweitig qualitativ schlecht zu werden – zumindest entsprechen sie meist nicht den waldbaulichen Zielvorstellungen. Solche Bestände müssen nicht der späteren Brennholznutzung geopfert oder als „Samenbäume von übermorgen“ abqualifiziert werden. Die am Stand der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) vorgestellte Grünästung ermöglicht durch ein neues Verfahren, eine händische Ästung, eine adäquate astfreie Stammlänge an mäßigen Bäumen und damit eine gute Holzqualität zu erreichen. Dadurch kann die Grünästung zum erfolgreichen Waldumbau mit äs­tungswürdigen, klimastabilen Baum­arten wie Eiche, Nuss oder Edelkastanie und gezielter Wert­holzproduktion bei geringeren Umtriebszeiten beitragen.

Wichtig bei diesem Verfahren ist, dass einerseits der Astkragen nicht verletzt wird, andererseits aber auch kein Stummel als potenzielle Eindringpforte für Schadorganismen stehen bleibt. In mehreren Ästungsdurchgängen sollten astfreie Schaftlängen von 6 bis 8 m erreicht werden. Das Verfahren ist komplex, da es sowohl in einem ersten Schritt von unten nach oben als auch einem zweiten Schritt von oben nach unten besteht, um in jüngeren Beständen schon die Weichen für eine zweite, höher gehende Astungsstufe zu stellen. Nähere Infos bei der FVA

Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart

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Nordöstlich von Hamburg liegt das Renaissance-Herrenhaus Schloss Ahrensburg, Wahrzeichen der gleichnamigen Stadt. Das hohe, aber doch schlanke und von gewisser Leichtigkeit scheinende Gebäude liegt auf einer über Brücken zu erreichenden Schlossinsel und beherbergt ein Museum schleswig-holsteinischer Adelskultur.

Der anliegende, 6 ha große Schlosspark ist eine öffentliche Grünanlage, die mit ihren Rasenflächen, dem alten Baumbestand, Lindenalleen und geschwungenen Wegen zusammen mit dem Schloss ein beliebtes Ausflugs- und Besuchsziel darstellt.

Peter Rantzau ließ 1570 bis 1585 das backsteinfarbene, später weiß gestrichene Wasserschloss im damaligen Stil der Renaissance errichten. Trotz nachfolgender Umbauten wurde dieser mit drei Parallelhäusern und vier schlanken Ecktürmen mit hohen Laternenaufsätzen aus Metall erhalten. Die Grafen Rantzau bewohnten das Schloss über sieben Generationen bis zum Jahr 1759. Dann erwarb der aus Mecklenburg stammende Kaufmann Heinrich Carl Schimmelmann Dorf und Schloss. Er arbeitete für das dänische Königshaus. Über sechs Generationen blieb das Anwesen im Besitz der Familie Schimmelmann, bis es 1932 aus finanziellen Gründen verkauft werden musste.

Damit endete die Geschichte des Schlosses als adeliger Wohnsitz, und nachdem das Land Schleswig-Holstein, der Kreis Stormarn, die damalige Kreissparkasse und die Stadt Ahrensburg gemeinsam in der Initiative „Verein Schloss Ahrensburg“ das Schloss übernommen hatten, konnte in der Trägerschaft des Vereins 1938 das Schlossmuseum eröffnet werden. Nach kriegsbedingter Schließung und zwischenzeitlicher Nutzung als Flüchtlingsheim und Berufsschule wurde das Schloss 1955 als Museum schleswig-holsteinischer Adelskultur wiedereröffnet.

Stiftungsgründung und Sanierungsarbeiten

Seit 2002 ist eine private Stiftung bürgerlichen Rechts im Besitz von Schloss und zugehörigem Inventar sowie des Schlossparks. Zusammen mit dem Glücksburger Schloss gilt das Ahrensburger als Höhepunkt und gut erhaltenes Beispiel der Renaissance-Baukunst in Schleswig-Holstein. Es war zudem in den 1960er Jahren Kulisse für einige auf Deutsch produzierte Edgar-Wallace-Filme.

Im Innern des Schlosses Ahrensburg kann man sich in einem Museum über das Leben der Adeligen in früheren Zeiten informieren. Foto: Hans-Dieter Reinke

Schloss und Park wurden in den Jahren 2009 bis 2015 in sechs Schritten aufwendig saniert, und das Schloss ist nicht nur Museum, sondern auch Ort für Veranstaltungen, darunter auch Groß­events in Schloss und Park, Hochzeiten, Geburtstage und sonstige Feste, Konzerte, Lesungen und Ausstellungen.

Die Entwicklung des Schlossparks

Die beiden Wassergräben der Schlossinsel stammen aus der Anfangszeit des Schlosses, als sich auch östlich des äußeren Grabens, wo sich heute der Marstall befindet, ein an drei Seiten von einem Lust- und Küchengarten begrenzter Hofplatz befand, wie auf älteren Karten zu sehen ist. Schimmelmann ließ den Park im französischen Stil mit Zierbeeten und barocken Gartenskulpturen modernisieren. Das umgebende Bauerndorf Woldenhorn (später Ahrensburg) wurde mit einem barocken Stadtgrundriss in einen residenzartigen Ort überplant, der sich zum Teil bis heute erhalten hat. Weitergehende barocke Ausführungspläne wurden überwiegend nicht realisiert.

Die beiden um 1760 gepflanzten Lindenalleen auf der Ost- und Westseite der Schlossinsel stammen noch aus dieser Zeit, ebenso wie die beiden Löwenskulpturen, die den Eingang am inneren Wassergraben flankieren, und die Sandsteinvasen im Park. Unter Heinrich Schimmelmanns Sohn Friedrich Joseph erfolgte ab 1778 dem Zeitgeschmack entsprechend die Umwandlung in einen englischen Landschaftsgarten und Tiergarten oder Hirschpark.

Die Löwenskulpturen am Schlosseingang stammen von 1765. Foto: Hans-Dieter Reinke

Weitere Umgestaltungen in Richtung eines Landschaftsgartens erfolgten ab 1868 unter dem Grafen Ernst Schimmelmann, der vor allem die nördliche Inselhälfte zum Landschaftsgarten modellieren ließ, unter Beibehaltung der vorhandenen Lindenalleen. Elemente von englischen Landschaftsgärten, wie der „Belt Walk“, ein umlaufender Weg, und der „Pleasureground“ im Südteil der Schlossinsel wurden angelegt. Die gepflanzten Baumsolitäre sind zum Teil noch heute vorhanden. Neben der Insel gehören auch die umgebenden Gewässer samt Böschungen und die beiden großen, freien Wiesen südlich vom Schloss zum Parkgelände.

Erwähnte Sanierungsmaßnahmen betreffen vor allem im Jahr 2014 auch den Schlosspark. Brücken- und Wegearbeiten und Neugestaltungen gehörten ebenso dazu wie neue Beleuchtungen, die Neugestaltung des Schlossvorplatzes und neue Parkmöbel. Bereits 1984 bis 1986 erfolgte eine umfassende Sanierung, bei der der Hausgraben, in dem das Schloss steht, wieder frei gemacht wurde. Schimmelmann hatte ihn 1759 zuschütten lassen, was allerdings zu Durchfeuchtungen des Kellergewölbes geführt hatte. Nun besitzt das Schloss Ahrensburg wieder einen inneren (den Hausgraben) und einen äußeren Wassergraben.

Bei den Baumarten des Schloss­parks handelt es sich vor allem um einheimische wie Eiben, Kiefern, Eschen, Ulmen, Weiden und Ahorne. Einige der Linden stammen von 1765. Ein besonders eindrucksvoller Baum ist die um 1870 gepflanzte Schlitzblättrige Rotbuche (Fagus sylvatica f. laciniata), die als Naturdenkmal ausgewiesen ist. Wenngleich die geschlitzten Blätter wenig an eine typische Rotbuche erinnern, weisen die Rinde, die typischen Fruchtbecher mit den Bucheckern und die Gallen der Buchengallmücken, die nur auf Rotbuchen vorkommen, darauf hin, dass es sich um eine Rotbuche in einer besonderen Formausprägung handelt. Die zahlreichen, aus herabhängenden Ästen gebildeten kleinen Buchenschösslinge, die sich im Umkreis der Mutterpflanze ausgebildet hatten, sind bei einer Pflegemaßnahme kürzlich vorsichtig entfernt worden.

Gebäude außerhalb der Schlossinsel

Neben den Baumsolitären prägen die Alleen, weite Rasenflächen, geschwungene Wege und einige Blumenbeete die heutige Parkanlage. Im frühen Frühjahr erfreuen zahlreiche blühende Krokusse auf den Wiesen die Besucher. Außerhalb der Schlossinsel liegen die Schlossmühle, die schon seit dem 17. Jahrhundert belegt ist, und in Richtung der Steinbrücke im Osten der ab 1846 errichtete Marstall, der seit 2000 als Kulturzentrum der Stadt dient.

Die ehemalige Schlosskirche liegt etwas abseits der Schlossinsel. Foto: Hans-Dieter Reinke

Im Süden in Richtung des Ortes befindet sich die zugehörige Ahrensburger Schlosskirche, die Peter Rantzau bereits 1594 bis 1596 errichten ließ. Sie wird gesäumt durch die sogenannten Gottesbuden – zwei längliche, einstöckige Wohnanlagen, die ehemals als Wohnungen für bedürftige Angehörige des Gutsbetriebes zur Verfügung standen, für deren Wohlergehen der Gutsherr sich verantwortlich fühlte. Die durch die Kirchengemeinde verwalteten Räumlichkeiten dienen auch heute noch sozialen Zwecken und bieten günstigen Wohnraum.

Schlossbesichtigung und Bienengarten

Neben dem Besuch der Parkanlage gehört auch eine Besichtigung des Schlosses zu einem Ausflug. Das Schlossmuseum führt durch 400 Jahre wechselvolle Geschichte in Schleswig-Holstein und vermittelt die adelige Wohnkultur vergangener Zeiten in den historischen Räumlichkeiten mit ihren Möbeln, Gemälden, Porzellan und besonderen Wand- und Deckenverzierungen.

Auch ein Besuch des nahe gelegenen Bienen-Lehr- und Schaugartens ist lohnend. Hier gibt es Informationen über die Bedeutung der Bienen nicht nur als Honigproduzenten, sondern auch als Blütenbestäuber, über die Geschichte der Bienenhaltung und Imkerei, bienenfreundliche Gärten und über Wildbienen. Es wird ebenfalls über die Aktivitäten der Initiative Bienenfreundliches Ahrensburg (InBienA) berichtet, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Stadt bienen- und insektenfreundlicher zu gestalten, zum Beispiel auf den Wiesen zwischen Schloss und Schlosskirche bei den Gottesbuden. Dort ist seit 2015 eine artenreiche Wildblumenwiese mit Wiesenbocksbart, Flockenblumen, Schafgarbe, Storchschnabel, Kuckuckslichtnelke, Labkraut, Margeriten und anderen Blütenpflanzen angelegt worden.

Knackpunkt Aussetzung der Flächenstilllegung

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Die EU-Kommission hat grünes Licht gegeben für die Aussetzung der Konditionalitätsregelungen zum guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand (Glöz) 7 und 8. Danach steht den Mitgliedstaaten frei, die gemäß der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vorgegebene Stilllegungspflicht für 4 % der Agrarflächen 2023 nicht anzuwenden. Auf der Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK) kam keine Einigung zustande. Das Abstimmungsverhalten stieß bei Landwirten und Bauernverband gelinde ausgedrückt auf Erstaunen. Werner Schwarz (CDU), Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein, stand Rede und Antwort.

Warum haben Sie dagegengestimmt? Welches Ziel verfolgen Sie?

Werner Schwarz: Ich habe mich klar und deutlich für die Möglichkeit einer zeitlich befristeten Ausnahme von einer verpflichtenden Flächenstilllegung ausgesprochen. Allerdings sind hier noch einige Fragen im Detail mit der EU zu klären. Deshalb steht die abschließende Abstimmung noch aus.

Wo sehen Sie den kritischen Punkt?

Wer bestimmte Ökoregelungen oder Agrarumweltmaßnahmen anwenden will, muss die Mindeststandards von Glöz 7 und Glöz 8 weiterhin einhalten. Hier könnten Fallstricke für unsere Landwirtinnen und Landwirte liegen. Darauf habe ich mit einer Protokollerklärung hingewiesen.

Wie fielen die Reaktionen Ihrer Ministerkollegen bei der Sonder-AMK aus?

Ich stehe mit meinen Agrarministerkollegen und -kolleginnen in einem konstruktiven, zielorientierten Austausch. Dementsprechend fielen auch die Reaktionen aus.

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte noch vor einigen Wochen von der ethischen Verantwortung zur Ernährungssicherung gesprochen und sah es als nicht verantwortbar, Flächen stillzulegen. Gehen die Meinungen hier auseinander?

Keinesfalls. Wir sind gemeinsam der Auffassung, dass vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der damit verbundenen Auswirkungen auf die Agrarmärkte jede Tonne Getreide zählt, die wir an den Markt bringen können. Die Landwirtschaft ist bereit, ihren Beitrag zur Entspannung der Welternährungslage zu leisten.

Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass bei angestrebten Abweichungen von Bundes- und EU-Recht eine enge Abstimmung in der Koalition erfolgt. Welche Absprachen sind der Entscheidung vorausgegangen?

Im Vorfeld der Agrarministerkonferenz stand ich selbstverständlich mit dem Umweltministerium im Austausch. Beide Ressorts eint das Anliegen, zunächst die Prüfung des Bundes abzuwarten. Ich setze darauf, dass das Ergebnis dieser Prüfung zeitnah vorliegt.

Die Protollerklärung lautet: „Der Bund wird gebeten, die Ergebnisse und die Schlussfolgerungen der von der Bundesregierung angekündigten Prüfung auf die zu erwartenden Wechselwirkungen sowohl für den GAP-Strategieplan als auch für die Eler-Programme der EU-Förderperiode 2014 bis 2022 mit den Ländern abzustimmen.“ Mit welchen Schwierigkeiten rechnen Sie, weil Sie sich für eine weitere Prüfung ausgesprochen haben? War das nicht früher erkennbar?

Tatsache ist: Die Verordnung der Kommission stand erst kurz vor der Konferenz der Agrarministerinnen und -minister fest. Wir lagen mit unserem Bedenken hinsichtlich der möglichen Auswirkungen nicht falsch, im Gegenteil. Inzwischen versuchen alle Länder in intensiven Gesprächen mit dem Bund, die offenen Fragen zu klären. Schließlich muss rechtzeitig die Rückmeldung an die Kommission erfolgen, ob Deutschland die Möglichkeit einer temporären Aussetzung von Glöz 7 und 8 nutzen will. Die AMK ist insgesamt an einer sachgerechten, praktikablen und schnellen Lösung interessiert.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) beharrt darauf, die Auswirkungen der temporären Ausnahme von den Umweltstandards Glöz 7 und 8 im Einzelnen zu prüfen. Dabei geht es offenbar darum, inwieweit der Verzicht auf die Stilllegung das Angebot an Eco-Schemes betreffen würde. In welcher Hinsicht könnte Schleswig-Holstein davon betroffen sein? Welche Diskrepanz sehen Sie?

Artikel 1 Absatz 2 der Verordnung der EU-Kommission für das kommende Jahr sieht vor, dass weiterhin die bisherigen, im Entwurf des GAP-Strategieplans aufgeführten Regelungen zu Glöz 7 und 8 zur Anwendung kommen sollen. Das Festhalten an diesem Baustein kann daher negative Auswirkungen auf die Inanspruchnahme insbesondere der Ökoregelungen haben.

Was könnte das konkret bedeuten?

Wenn ein Mitgliedstaat die Ausnahmeregelung von Glöz 8 anwendet, müssen die Landwirtinnen und Landwirte im Normalfall im Jahr 2023 nicht 4 % der Ackerfläche still­legen und können bis auf Soja und Mais alle Kulturen auf diesen Flächen anbauen. Wollen sie allerdings an der Ökoregelung 1a teilnehmen, also das freiwillige Anlegen einer Brache, so müssen sie nach derzeitigem Stand zunächst Glöz 8 erfüllen – das heißt 4 % der Ackerfläche ohne gesonderten Ausgleich stilllegen.

Und sie würden die Prämie aus der Ökoregelung erst für das fünfte Prozent Stilllegung erhalten?

So ist es! Aktuell ist unklar, welche Konsequenzen die temporäre Aussetzung der Stilllegung im Jahr 2023 auf die Teilnahme an Ökoregelung 1a hat, denn für die Umsetzung der Ökoregelungen wurde eine hohe Teilnahme prognostiziert. Dies wird noch durch das BMEL endgültig zu prüfen sein.

Nach EU-Recht müssen die Mitgliedstaaten der EU-Kommission spätestens bis Ende August mitteilen, ob und wie sie Ausnahmeregelungen anwenden. Wie schätzen Sie das Zeitfenster ein, das übrig bleibt? Was könnte dann noch an offenen Fragen und neuen Diskussionspunkten kommen?

Ich gehe davon aus, dass das BMEL den Ländern innerhalb der nächsten 14 Tage einen rechtssicheren Vorschlag zur temporären Flächenstilllegung machen wird. Dann werden wir handeln können.

Vergütete Leistungen fürs Klima

Das Klimapunktemodell macht es Eigentümern von Moorflächen möglich, Geld zu verdienen und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz zu tun. Dieses Instrument zur Bewertung und Vergütung von Flächen nach ihrem Klimaschutzpotenzial sei deutschlandweit einzigartig und „made in Schleswig-Holstein“, teilt die Stiftung Naturschutz mit.

Das Klimapunktemodell funktioniert so: In einem ersten Schritt wird für das trockengelegte Moor die mögliche CO2-Einsparung durch Vernässung bewertet und berechnet. Das ergibt die Klimapunkte für die Fläche. Stimmt ein Flächeneigentümer der Vernässung zu, wird das über die Klimapunkte ermittelte Klimaschutzpotenzial in einem zweiten Schritt vergütet. Die Eigentümer verkaufen die Vernässungsrechte, können jedoch Eigentümer der Fläche bleiben. Die Vergütung richtet sich nach den berechneten Klimapunkten der Gesamtfläche, dem CO2-Preis und berücksichtigt einen Zeitraum von dreißig Jahren. In der Regel wird der Preis für den Ankauf über das Klimapunktemodell höher liegen als der Kaufpreis am Flächenmarkt.

Ein Klimapunkt entspricht 1 t Treibhausgas pro Jahr (in CO2-Äquivalenten), die auf einer Moorfläche durch Vernässung eingespart werden kann. Stößt also 1 ha tief entwässerter Mais­acker auf Moor heute jedes Jahr 30 t CO2 aus, etwa so viel wie drei Bundesbürger, und könnte das durch Vernässung auf 10 t pro Jahr gesenkt werden, bekäme der Eigentümer dafür 20 Klimapunkte. Das ist das Klimaschutzpotenzial der Fläche. Es ist stark abhängig vom aktuellen Zustand und wird mithilfe des Gest-Modells der Uni Greifswald berechnet.

Dieses neue Instrument folgt dem Trend, Leistungen von Ökosystemen in Wert zu setzen. Das Modell wird seit 2021 in Schleswig-Holstein getestet und nun auf weitere moorreiche Regionen ausgeweitet. Bisher konnten in sechs Pilotgebieten sowohl Eigentümer als auch das Klima vom Klimapunktemodell profitieren. In der nun beginnenden zweiten Phase kommen weitere Gebiete dazu, nach einer erfolgreichen Evaluierung soll das Vergütungsmodell auf ganz Schleswig-Holstein ausgeweitet werden.

– Pilotgebiete Phase I (ab 2021): Stecknitz-Delvenau-Niederung, Duvenseer Moor, Schönberger Nie­derung, Bargteheider Moor, Miele-Niederung, Teile der Eider-Treene-Sorge-Niederung

– neue Pilotgebiete Phase II (ab 2022): Vaaler Moor, Oberalster-Niederung und Nienwohlder Moor, Seelandmoor, Bokelseßer Moor, Haselunder Moor

Hintergrund

Moore sind die effektivsten Kohlenstoffspeicher der Welt. Sie bedecken nur 3 % der Erdoberfläche, speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Moorböden nass sind, sodass die Torfmoose wachsen und CO2 aus der Luft binden können. Heute sind zirka 90 % der deutschen Moore entwässert, um die Flächen zu nutzen. Legt man Moorböden aber trocken, werden sie von Kohlenstoffspeichern zu echten Klimakillern und geben laufend CO2 ab. Ist der gespeicherte Kohlenstoff nicht mehr vom Wasser luftdicht abgeschlossen, verbindet er sich mit dem Sauerstoff der Luft zum Treibhausgas CO2. So kommen fast 7 % der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen aus entwässerten Moorböden. Die Moore in Schleswig-Holstein geben jedes Jahr zirka 2,8 Mio. t CO2-Äquivalente in die Atmosphäre ab, so viel wie der gesamte Pkw-Verkehr im Land. Mit der Umsetzung der Moorvernässungen ist hierzulande die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein betraut worden.

Fürchtet euch nicht!

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Sind die gegenwärtigen Zeiten schon schlimm, so kommen wohl noch Zeiten auf uns zu, die gar nicht drastisch genug ausgemalt werden können: Gasknappheit, Frieren im Winter, Stromausfall, Hyperinflation, Schuldenberge, Mangel an diesem und jenem und der Rest unbezahlbar. Ein Nachbar hat jetzt 20 Päckchen Salz als Notvorrat gekauft – warum gerade Salz, habe ich nicht verstanden. Dazu kommen Klimawandel und Corona als Dauergefahr. Und als wäre das alles nicht mindestens eine Krise zu viel, wird als Folge von all dem das Auseinanderfallen der Gesellschaft an die Wand gemalt. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) machte den Begriff „Meta-Krise“ publik und befürchtete einen „Volksaufstand“.

Ich glaube, wenn der russische Präsident Wladimir Putin diese Hiobsbotschaften in deutschen Zeitungen liest – und auf irgendeine Weise wird er sie auch lesen –, muss er sich doch sagen: „Wunderbar! So habe ich mir das vorgestellt! Setzen wir noch eins drauf!“

Es liegt mir fern, diese Probleme kleinzureden. Kluge Vorsorge und Strategien sind allemal vonnöten. Und die Menschen in unserem Land, die schon bisher nicht auf Rosen gebettet waren, müssen durch die Solidarität aller in die Lage versetzt werden, ihre gesteigerten Nöte zu bewältigen. Aber bereits im Voraus ein kollektives Untergangsszenario zu zelebrieren, hilft nicht nur nicht weiter, es ist kontraproduktiv.

Die Journalistin Lara Fritzsche schrieb im Magazin der Süddeutschen Zeitung beispielhaft über die Corona-Krise: „Die Warnungen und Vorkehrungen waren inhaltlich nicht falsch, aber ich finde, irgendwann hätte man den Sensiblen und Ängstlicheren mal sagen müssen, dass eine Infektion kein Todesurteil ist.“ Das kann man gut auf Krisen allgemein übertragen.

Szenenwechsel. Als Kind war ich ein leidenschaftlicher Fan der Fix-und-Foxi-Hefte. Sie kamen bei uns meist am Dienstag heraus, manchmal aber Tage später. Wenn ich am Dienstag zum Kaufladen ging, sagte ich mir, um nicht enttäuscht zu sein, das neue Heft sei bestimmt nicht da. Wenn es dann aber so war, war die Enttäuschung unvermindert groß. Die vorsorgliche Erwartung des Schlimmen entlastete die Kinderseele kein Stück.

Lassen wir den Exilrussen und Putin-Kritiker Wladimir Kaminer zu Wort kommen. In seiner Kolumne in den Kieler Nachrichten erinnerte er sich, wie er als junger Geflüchteter in Deutschland von Versicherungsvertretern besucht wurde. „Wir lachten über sie. Wir waren damit beschäftigt, unsere Gegenwart aufzubauen, wir hatten keine Zeit, an die Zukunft zu denken.“ Und weiter: „Die Zukunftsangst ist eine Volkskrankheit der Deutschen. Sie kann leicht gegen das Land verwendet werden.“
In einer anderen Kolumne beschreibt er, wie ukrainische Bürger im Meer bei Odessa baden gehen, obwohl der Hafen vermint ist. „Die Menschen wollen ins Wasser, sie wollen leben.“ Nicht dass das zum Nachmachen anregen soll, aber wir wissen doch: Viele Menschen auf der Welt leben in viel schlimmeren Zuständen als wir. Sollten wir von ihrer oft dennoch starken Hoffnung, ihrem Lebenswillen noch etwas zu lernen haben?

Klug und besonnen vorsorgen, aber nicht Bange machen lassen und die Lebensfreude nicht verlieren, das sollte unsere grundlegende Haltung sein. Nicht alles Befürchtete tritt ein, und manches tritt anders ein als erwartet und verlangt ungeplante Reaktion. Und vor allem: Halten wir zusammen, als Gesellschaft und als Gemeinschaft! Die Zukunft ist offen. Erwarten wir sie, statt sie zu fürchten!

Knackpunkt Aussetzung der Flächenstilllegung

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Stilllegung ja oder nein? Die Sonder-AMK (Agrarministerkonferenz) endete vorige Woche mit verschiedenen Protokollerklärungen und offenen Fragen zur temporären Ausnahme bei den Umweltstandards GLÖZ 7 und 8. Das komplette Interview gibt es ab morgen in der Bauernblatt-App und auf bauernblatt.com

An dieser Stelle gibt es bereits ein Kurzinterview mit Minister Werner Schwarz:

Vor der Ernte ging‘s zum Blutspenden

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Rund 70 Leute kamen in die Mehrzweckhalle in Merkendorf, um sich auf die Spenderliegen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zu legen und mit jeweils einem halben Liter Blut Patienten lebenswichtige Unterstützung in der Region zu leisten. Die Initiative zu dieser besonderen Aktion kam von den Mitgliedern der Landjugend Neustadt in Holstein und Umgebung.

Marlow Deckert, Vorstandsmitglied der LJG Neustadt, half beim Aufbau der Spendenstation und war erster Spender des Tages.

Das Team um Vorstandsmitglied Jenny Suhr organisierte nicht nur die Location für die Aktion, es unterstützte auch beim Aufbau der Spendenstation und besetzte die Spenderanmeldung und die Ausgabe der Imbissbeutel nach der Blutspende. Die Werbung für den Termin ließ die Landjugend zu einem großen Teil über die Sozialen Medien und per WhatsApp laufen. „Wir haben erfreulicherweise auch sehr viele Erstspender mit unserem Aufruf erreicht“, freut sich Jenny Suhr. „Gemeinnütziges Engagement ist uns wichtig, denn wir können viel mehr als Partys feiern.“

Sarah-Sophie Thun (li.) und Swantje Kloth von der Landjugend Neustadt halfen bei der Imbissausgabe.

Die 23-Jährige bedankte sich nicht nur bei allen Spendern des Tages, sondern auch bei Merkendorfs Bürgermeister Rainer Holz, der der Nutzung der Halle für die Aktion sofort zugestimmt hatte. „Dafür möchten wir der Gemeinde gern etwas zurückgeben. Der Betrag, den das DRK zur Deckung der Kosten pro Blutspender zahlt, geht von uns als Spende an den Kindergarten Merkendorf. Wir freuen uns, dass wir auf diese Weise doppelt Gutes tun können“, so Jenny Suhr. Wichtig war den Landjugendlichen, den Termin vor die Erntezeit zu legen. Eine große Zahl von Spendenneulingen kam aus den Reihen der Landjugend selbst.

Dass der Termin gleichzeitig vor Beginn der Sommerferien lag, brachte auch für das DRK einen wichtigen Vorteil. „Bevor viele potenzielle Spender urlaubsbedingt nicht mehr vor Ort sind, müssen wir unsere Depots, so gut es geht, mit den teilweise nur wenige Tage haltbaren Blutpräparaten füllen“, erklärte Till Quint, Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim DRK-Blutspendedienst. Er hat zudem wichtig Hinweise für alle, die auch gern mit einer Blutspende helfen wollen: Vier Wochen nach der Genesung von einer durchgemachten Corona-Infektion sei wieder eine Blutspende möglich, bei einem leichten Krankheitsverlauf ohne Fieber bereits sieben Tage nach Symptomfreiheit. Wer Spendentermine in seiner Region suche, könne sich unter der kostenlosen Hotline 08 00-1 19 49 11 melden. 

,Pellwormer Landfruuns‘ mit Maracujaduft

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Bereits zum zehnten Mal fanden die Pellwormer Rosen- und Gartentage statt. Der Termin passte perfekt, denn die Insel war praktisch ein Rosenblütenmeer. Die Pellwormer LandFrauen beteiligten sich an der Gestaltung des Rahmenprogramms und boten eine Rosenkochkurs an.

Für die Garten- und Rosentage engagieren sich viele Einwohner der Insel, hier (v. li.) Trachtentänzerin Martina Edlefsen, Sinje Lucht, Vorsitzende des LandFrauenvereins, Diana Johns, Mitarbeiterin des Kur- und Tourismusservices, Bürgermeisterin Astrid Korth sowie Steffi und Ernst-August Thams vom Hofladen Thams. Foto: Leah Marie Thams

Rosen wachsen gerne auf der Insel Pellworm, denn der Wind hält die Pflanzen trocken, sodass es wenig Pilz- und Ungezieferprobleme gibt. Und die vielen Sonnenstunden tun ihr Übriges. Die Pellwormer, darunter viele LandFrauen, öffnen deshalb gern ihre prächtigen Rosengärten und empfingen die Besucher bei wunderschönem Wetter aber auch in ihren Nutz- und Mensa­gärten. Letztere luden zum Verweilen und auch zu kleinen Erfrischungen ein.

Die sechstägige Veranstaltung wurde von einem Rahmenprogramm mit Vorträgen, Kino, informativen Fahrradtouren und Autorenlesungen begleitet. Außerdem öffnete Familie Thams ihren Hof für den großen Rosenmarkt mit Rosenverlosung. Viele kleine Verkaufsstände – außen und in den Scheunen –, Trachtentanz, Oldtimerlandmaschinen, Ponyreiten und Bernsteinschleifen, eine Dixieland-Jazzband sowie Kaffee und Kuchen von den LandFrauen, Insel-Eis, Fischbrötchen, Grillwurst und selbst gemachte Limo bereicherten das Angebot.

Die diesjährige Rose ,Pellwormer Landfruuns‘ wurde den LandFrauen nachträglich zum 50-jährigen Bestehen des Vereins gewidmet. Sie zeichnet sich durch Sonnenfarbe und Maracujaduft aus und wird von Bienen und anderen Insekten fleißig besucht. Wegen ihres besonderen Aromas, das an die Passionsfrucht erinnert, sind die Blüten der Edelrose sehr gut für die Zubereitung von Rosen­desserts, Likören und Rosengelees geeignet.

Schweinehaltung auf dem Rückzug

„Sommerzeitzeit ist Grillzeit und sorgt für steigende Schweinepreise“ – diese einfache Formel war in der Vor-Corona-Zeit noch eine gültige Regel.

Von Februar bis Oktober waren in der Marktberichterstattung das Wetter und mögliche Umsätze mit Nackensteaks und Bratwurst ein festes Thema. Mittlerweile sind jedoch weitere dazugekommen: Neue Haltungsvorschriften, Afrikanische Schweinepest, Exporteinschränkungen, der Ukraine-Krieg, Kostenexplosion und eine rückläufige Schweinefleischnachfrage haben die Lage zu einer Multikrise ausgeweitet. Die Auswirkungen sind drastisch. Nach den Zahlen der Mai-Viehzählung ist die Zahl der Schweine haltenden Betriebe in Schleswig-Holstein binnen Jahresfrist von 710 auf 600 Unternehmen gesunken.

Die Zahl der gehaltenen Schweine sank in diesem Zeitraum um 12 %, der Sauenbestand im Land hat sich um 14 % verringert. Auch wenn viele Ställe eventuell nur vorübergehend leer stehen, deutet sich ein Strukturbruch an. Dieser hat Einfluss auch auf andere Bereiche wie Futtermittelfirmen, Viehhandel und Schlachtereien.
Im Schlachtschweinehandel bewegt sich der Basispreis seit März in einem Bereich zwischen 1,75 und 1,95 €/kg SG. Dies ist ein vergleichsweise hohes Preisniveau. Angesichts der deutlich gestiegenen Produktionskosten, vor allem für Mischfutter, reicht dieser Kurs jedoch bei Weitem nicht für eine rentable Schweinemast aus. Bei nahezu verdoppelten Mischfutterpreisen ist eigentlich ein Basispreis für Schweine von über 2 €/kg SG notwendig. Zuletzt haben die Schlachtbetriebe jedoch eher noch versucht, den Erlös zu drücken, und haben Schweine oft nur zu reduzierten Hauspreisen eingekauft.

Die rückläufigen Schweinebestände zeigen jedoch mittlerweile Wirkung. Das Angebot ist mittlerweile so gering, dass die Schlachtbetriebe oft nur mit geringer Auslastung arbeiten. Obwohl die Fleischgeschäfte weiter zäh laufen, werden seit der letzten Juliwoche keine reduzierten Hauspreise mehr genannt.

Die verbliebenen Idealisten der Schweinehaltung hoffen jetzt, dass der Basispreis demnächst wieder steigt. Dazu kommt, dass durch die neue Getreideernte auch die Mischfutterkurse wieder sinken. Damit wäre eine wenigstens zum Teil kostendeckende Schweinemast möglich.

Das Geschlecht sollte keine Rolle spielen

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Es stehen Wahlen an im Bauernverband Schleswig-Holstein – von der Orts- über die Bezirks- und Kreisebene bis zum Landesvorstand. Viele Amtsinhaber treten nicht mehr an. Deshalb werden vor allem junge Landwirtinnen und Landwirte gesucht, die bereit sind, sich im Ehrenamt des Verbandes zu engagieren. Das Bauernblatt hat die Kreisvorsitzenden nach ihren Erfahrungen befragt – und warum sich das Ehrenamt auch für einen selbt lohnt.

Karen Clausen-Franzen (60) führt in Sollerup im westlichen Kreis Schleswig-Flensburg einen Milchviehbetrieb mit 80 Kühen und weiblicher Nachzucht und fünf Galloways zur Weidepflege. 54 ha werden für Futterbau und Eigenversorgung bewirtschaftet. Clausen-Franzen ist seit 1997 im Bauernverband aktiv und war im Alter von 35 Jahren als Bezirksvorsitzende „gleich durchgestartet“, kam im selben Jahr in den Kreisvorstand. Seit zehn Jahren ist sie Kreisvorsitzende, und sie ist Mitglied im Landesvorstand.

„Ich bin von zu Hause vorgeprägt, dass man mit Politik und Verwaltung zu tun hat, die Politiker saßen bei uns auf dem Sofa“, erzählt sie. Auch Kultur wurde im Elternhaus großgeschrieben – Clausen-Franzen engagiert sich auch heute für Landeskultur und Öffentlichkeitsarbeit. Zum Beispiel organisierte sie mit dem Dorfmuseum Une­watt einen Austausch von deutschen und dänischen Auszubildenden in der Landwirtschaft mit anschließender Präsentation.

Was hat sie persönlich im Ehrenamt bereichert? „Man lernt Menschen kennen, die man sonst nicht getroffen hätte, – Kreisvorsitzende aus dem ganzen Bundesgebiet, Kollegen außerhalb Deutschlands“, sagt sie. „Man sieht zum Beispiel, wie in Berlin gearbeitet wird, und versteht dadurch Entscheidungen besser.“

Clausen-Franzen ist bisher die einzige Frau unter den Kreisvorsitzenden und im Landesvorstand des Bauernverbands Schleswig-Holstein. Sie arbeitet im Unternehmerinnenausschuss des DBV mit und setzt sich dafür ein, dass mehr Bäuerinnen im Verband vertreten sind. „Vor 15 Jahren gab es fünf Kreisvorsitzende im Bundesgebiet, in den vergangenen Jahren sind es zwischen 15 und 20 geworden, das möchte ich weiter bearbeiten.“

Kinder- und Altenbetreuung – eine klassische Frauenrolle – sollten in der Familie gemeinsam gelöst werden, wie es aber junge Leute heute auch vielfach täten. Spezielle frauenspezifische Themen in der Landwirtschaft sieht sie jedoch eher nicht. „Die Themen sind keine anderen als in männlich geprägten Runden. Es sollte einfach normal werden, dass das Geschlecht keine Rolle spielt, ob man einen Posten besetzt.“

Zum Zeitmanagement ist ihre Einstellung: „Der Betrieb darf nicht leiden, aber anderes kann auch mal liegen bleiben.“ Eine gewisse Reisefreudigkeit brauche man, und so ein Abend könne schon mal länger werden. Man müsse sich eben immer wieder entscheiden und Prioritäten setzen.

Ansonsten lautet ihr Appell an junge Männer und Frauen kurz und knapp: „Ran an den Speck!“

Der Input wiegt den Aufwand bei Weitem auf

Joachim Becker, KBV Steinburg

Joachim Becker   Foto: Ida Sieh, kbv

Joachim Becker (47) führt einen ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieb mit 120 Kühen und Nachzucht und 140 ha Fläche für Getreide und Futterbau im Ortsteil Westermühlen von Ottenbüttel im Kreis Steinburg. „Das ist heute überhaupt kein Problem im Bauernverband, früher war das eher nicht so“, ist seine Erfahrung. Im landwirtschaftlich bezogenen Ehrenamt ist er seit seiner Lehrzeit tätig, etwa seit 20 Jahren. Seit fünf Jahren ist er Kreisvorsitzender im Bauernverband, er stellt sich wieder zur Wahl. Außerdem ist er Mitglied im erweiterten Landesvorstand.

„Mitgestalten und Neugier“ bringt Becker seine Motivation auf den Punkt. „Wenn man sich über etwas ärgert oder etwas kritisiert, nutzt es nichts, in einer Blockadehaltung zu verharren. Dann muss man auch in die Verantwortung gehen, und das kann man besser in einem frühen Zeitraum, wo man noch Möglichkeiten dazu hat.“

Dazu biete der Verband sehr gute Voraussetzungen, da man durch den Informationsfluss, den man dort erhalte, früher gesellschaftliche und politische Entwicklungen und Zusammenhänge erkennen könne. „Man kann Dinge besser verstehen, wenn man hinter die Kulissen guckt.“ Das bringe auch etwas für den eigenen Betrieb. Und man erhalte einen Weitblick, der dazu führt, „die eigene Blase zu verlassen, in der ich unterwegs bin“.

Becker begrüßt es, dass der Verband heute eine „Politik des Türenöffnens und Miteinanders“ betreibt und dabei eine klare Linie fährt, was für den Berufsstand wichtig ist. Als Beispiel nennt er die großen Bauprojekte in der Marsch mit schweren Eingriffen in die Böden, was Komplikationen für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung nach sich ziehe. „Wir sind der Kreis mit dem höchsten Grünlandanteil.“

Die Sorge, dass unter dem Engagement für den Verband die Arbeit auf dem eigenen Betrieb leide, möchte er jungen Landwirten nehmen. „Der Input, den man dort erhält, ist gar nicht zu bezahlen, der wiegt den Aufwand bei Weitem auf.

„Wir müssen uns eingestehen, dass wir uns verändern müssen“

Thomas Hansen, KBV Husum-Eiderstedt

Thomas Hansen (58) hält in Viöl im südlichen Kreis Nordfriesland 70 Milchkühe mit Nachzucht und Bullenmast und bewirtschaftet gut 80 ha. Im Verband ist er seit mindestens 25 Jahren aktiv, angefangen als Ortsvertrauensmann, gleich darauf im Kreishauptausschuss. Kreisvorsitzender ist er seit etwa einem Jahr als Nachfolger von Melf Melfsen, der diesen Übergang wollte (siehe unten). Zusätzlich ist er stellvertretender Vorsteher im Wasser- und Bodenverband und Mitglied im Gesundheits- und Serviceausschuss der SVLFG. Hansen stellt sich wieder zur Wahl als Kreisvorsitzender – dann für den fusionierten Kreisbauernverband Nordfriesland. Die Fusion ist für ihn der richtige Schritt. „Es macht vieles einfacher. Wir haben ja nur eine Kreisverwaltung.“ Hansen ist auch Mitglied im Landesvorstand.

„Wenn ich ehrlich bin, bin ich damals ziemlich blauäugig eingestiegen“, sagt er. „Ich bin immer zu den Bezirksversammlungen gegangen, wurde vorgeschlagen, habe reingeschnuppert, es hat mir Spaß gemacht.“ Man habe viel Austausch mit Berufskollegen, könne Fragen stellen und bekomme einen kleinen Wissensvorsprung. Am Anfang sei das Ehrenamt noch zeitlich überschaubar, „es ist kein Zeitfresser“, sieht er es eher locker.

Thomas Hansen am Maisfeld   Foto: Tonio Keller

Verändert habe sich die Diskussionskultur im Verband. Früher sei man raubeiniger miteinerander umgegangen, nicht nur mit politischen Gegnern, sondern auch untereinander. „Wir brauchen sachliche Diskussionen, keine Verteidigungshaltung“, sagt er. „Wir müssen uns eingestehen, dass wir uns verändern müssen, wie wir es auch von anderen verlangen. Mit dem Finger auf andere zeigen, ist der falsche Weg.“

Dass man heute weniger persönlich miteinander rede, bedauert Hansen. Die Kommunikation über Soziale Medien falle zwar leichter, weil sie schneller und anonymer sei, aber „man braucht auch ein Gegenüber“. Regelmäßig gebe es deshalb im Kreisverband einen Klönschnackabend mit den Ortsvertrauensleuten, und Bezirksversammlungen werden auch auf Pellworm durchgeführt, um den Bauern dort gerecht zu werden.

Junge Leute sollten einfach mal reinschnuppern ins Ehrenamt. „Man bricht sich kein Bein dabei. Nach fünf Jahren weiß man, ob das was für einen ist.“

„Junge Leute sollen ran!“

Melf Melfsen, ehemaliger KBV-Vorsitzender Husum-Eiderstedt

Melf Melfsen (67) ist der älteste KBV-Vorsitzende dieser Serie und der einzige von ihnen, der nicht mehr im Amt ist. Doch da er erst vor einem Jahr zurücktrat, hat er die jetzige Wahlperiode entscheidend mitgeprägt. „Es war mir wichtig, dass rechtzeitig ein Nachfolger durch reguläre Wahl ins Amt kommt“, sagt er. Er war sechs Jahre Kreisvorsitzender – auch er kam unter ähnlichen Umständen während der Wahlperiode ins Amt: „Es ist guter Stil, wenn der Vorgänger den Nachfolger vorschlägt, anstatt zu sagen: ,Nun seht zu, dass ihr einen findet!‘“

Sein Betrieb als GbR liegt im Ortsteil Büttjebüll von Bordelum in Nordfriesland und umfasst 200 melkende Kühe und 200 ha Land, die Betriebsleitung hat ein Sohn. Eines seiner Hobbys ist sein schöner Garten. Aktiv im Bauernverband war Melfsen etwa 25 Jahre, ansonsten war er ehrenamtlicher Richter und im Gemeinderat.

„Mit 30 Jahren kam ich in den vlf, da war die fachliche Weiterbildung das Motiv“, erinnert er sich. „Ich stellte aber sehr bald fest, dass man sich auch politisch einbringen muss, und das geht nur über den Bauernverband.“

Viel liegt ihm daran, dass auch Naturschützer die Argumente der Bauern verstehen. „Ein Filmemacher fragte mal im Naturschutzverband nach einem Gewährsmann aus der Landwirtschaft. Sie sagten ihm dort: ,Reden Sie mit Melf Melfsen, der redet auch mit uns.‘ Das war für mich ein Zeichen, dass ich ernst genommen wurde.“ Versteht er umgekehrt auch die Argumente der Naturschützer? „Verstehen kann ich sie oft, aber teilen nicht immer.“

Melfsen blickt auf eine lange Zeit mit drastischen Veränderungen in der Landwirtschaft zurück. Die Freiheit seines Vaters, mit wenig Papier zu wirtschaften, sei nicht mehr da. Doch man solle nicht gegen die Vorschriften kämpfen, sondern sie „umdenken“, wie er es ausdrückt. Auch von massiven Protesten hält er nichts. „Sie wirken nicht. Das Mitleid der Öffentlichkeit hält nicht lange, und dann kippt es.“

Ein zeitliches Problem im Ehrenamt sieht er nicht, gerade mit digitaler Technik sei das zu händeln. „Junge Leute müssen ran. Sie denken anders als wir Alten, haben eine andere Wahrnehmung. Und nur sie halten den Berufsstand am Leben.“

Melf Melfsen pflegt seinen schönen Garten mit Wildblumen, das Tor hat er selbst gebaut.  Foto: Tonio Keller