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Start-Ziel-Sieg für Mathies Rüder

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Zum wiederholten Mal waren die Hartpury University und das Hartpury College im britischen Gloucestershire Ausrichter von Nachwuchseuropameisterschaften. In diesem Jahr ritten hier die Dressur- und Vielseitigkeitsreiter um die Medaillen. In der Vielseitigkeit feierten die deutschen ­Junioren einen Start-Ziel-Sieg von Mathies Rüder und Bon Ton ­sowie die Bronzemedaille für das U18-Team.

Mit guten Dressurvorstellungen legte das deutsche Juniorenteam der Vielseitigkeitsreiter den Grundstein für den Medaillen­erfolg. Sie starteten als Führende ins Gelände und konnten diese Position auch behaupten. Allerdings musste die 17-jährige Isabel Dalecki aus Hamburg mit Caruso JH am Wasserhindernis ausscheiden, sodass die Mannschaft am Sonntag nur noch zu dritt – also ohne Streichergebnis – zum Springen antreten konnte. Damit zählte jeder Ritt und nur einen Punkt hinter den Deutschen lauerten die Briten auf ihre Chance.

Der 15-jährige Matti Garlichs aus Eckernförde legte als erster Deutscher im Parcours vor und kam mit seinem zehnjährigen Westfalen Ludwig fehlerfrei ins Ziel. Damit lag er in der Einzelwertung auf Platz zehn. Die Niedersächsin Hedda Vogler und ihre Stute mussten jedoch zwei Abwürfe in Kauf ­nehmen.

Dass die deutschen Junioren dennoch eine Teammedaille mit nach Hause nehmen konnten, verdankten sie der Nervenstärke von Schlussreiter Mathies Rüder mit Bon Ton. Der auch im Springsattel erfolgreiche 17-jährige Fehmaraner bestätigte mit einer souveränen Nullrunde die in ihn gesetzten Hoffnungen und sicherte sich zugleich die Goldmedaille in der Einzelwertung. „Das ist schon mit Spannung verbunden“, berichtete er im Nachhinein und fügte hinzu: „Ich kann nicht behaupten, dass ich mich an den Druck schon gewöhnt habe.“ Dabei war Bon Ton nur die zweite Wahl für seinen ersten Start bei einer Europameisterschaft (EM). Colani Sunrise, das Nationenpreispferd seines Vaters, das Mathies inzwischen reitet, hatte sich verletzt und musste zu Hause bleiben. Der neunjährige polnische Wallach Bon Ton steht erst seit dem Winter bei Rüders, ist dort aber sehr beliebt. „Er holt sich von jedem die Aufmerksamkeit, die er haben möchte, und es gibt schon mal Streit, wer ihn heute reiten darf“, berichtete Rüder lächelnd.

Trotzdem war er nicht mit den größten Erwartungen nach England gefahren: „Ich wollte einfach nur eine gute Erfahrung machen.“ Nun muss der Schüler das alles erst einmal „sacken lassen“. Doch die nächsten Ziele hat er schon anvisiert: die Deutschen Jugendmeisterschaften im Springen und die Landesmeisterschaften der Junioren in der Vielseitigkeit.

Auch die Jungen Reiter waren bei der Vielseitigkeits-EM am Start. Das deutsche Team konnte zwei Silbermedaillen gewinnen: eine in der Teamwertung sowie eine für Paula Reinstorf und Ilara W in der Einzelwertung.

Mit ausgefallenen Ideen am Start

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Endlich! Nach zwei Jahren Zwangspause konnten es die Organisatoren kaum erwarten, nach Corona die legendäre Bargumer Fete und das 27. Bettenrennen zu feiern. Schon im Frühjahr hatte die Planung begonnen, doch je näher der Tag rückte, desto größer wurde die Aufregung. Als die Aufbauarbeiten begannen, wurde schnell spürbar, dass die letzte Fete doch einige Jahre zurücklag.

Mit Engelsgeduld beim Gummistiefelweitwurf

Wo war die Drahtrolle? Wer hatte das Schwarzlicht geliehen? Und wie viele Besucher würden überhaupt kommen? Viele Fragen traten auf, doch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kamen alle Helfer wieder in den altbekannten Schwung und trafen sich bereits vier Tage vor dem Start, um die Vorbereitungen zu erledigen. Am Vorabend war die Anspannung dann groß. Mit so wenig Schlaf wie möglich, aber so viel wie nötig wurden am Sonnabend in aller Frühe die letzten Aufgaben erledigt. Dann fiel der Startschuss und hoch motiviert gingen die Teams mit 36 Bettgestellen an den Start. Die Modelle reichten von kreativ über ausgefallen bis verrückt. Für die Teams galt es aber nicht nur, mit den fahrbaren Gestellen auf Kurs zu bleiben. Sie mussten bei unterschiedlichen Spielen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Nebenbei war der Fragebogen auszufüllen, auf dem unter anderem Spitznamen erraten werden mussten. Wer sich besonders geschickt anstellte, konnte abends bei der Siegerehrung auf eine Trophäe hoffen. Aber auch die kreativsten Betten wurden belohnt. So erzielte dann die Gruppe „Team Faxe“ den ersten Platz bei den Spielen, dicht gefolgt vom „Zirkus Sternalki“ und der „Laju Höki“. Den Preis für das schönste Bett verdiente sich die „Laju Reußenköge“ mit ihrer Lokomotive, danach folgte das Team „Von innen und außen blau“ und den dritten Platz ergatterte sich die „FF Bargum“.

Nach der Siegerehrung wurde endlich die Musik aufgedreht und die Stimmung nahm Fahrt auf. Bei bestem Open-Air-Wetter tanzten sich alle die Füße wund und gingen erst nach Hause, als die Musik aus war. Belohnt durch einen traumhaften Sonnenaufgang zogen wir bereits das erste Fazit der vergangenen 24 Stunden: „Das war einfach mega“, waren sich alle einig. Die Anstrengung hat sich gelohnt. Nun freut sich das Orgateam schon auf das nächste Mal.

Die Spiele waren genauso verrückt wie die Gestaltung mancher Bettgestelle.

Sommer, Sonne, SUP

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„Ab auf die Bretter“ hieß es beim Stand-up-Paddling der Jungen LandFrauen Plön. Sie trafen sich dazu am Strandbad an der Schwentine in Preetz.

Während sich eine Gruppe im nahe gelegenen Kanucenter aufwärmte, wurde dem anderen Teil beim Aufpumpen der Boards auch schnell warm. Mit Leihboards und eigenen Brettern ging es für eine Gruppe vom Strandbad und für die anderen vom Verleih auf die Schwentine. Dann paddelten beide Gruppen einander entgegen und übten gemeinsam. Nach einer Picknickpause ging es dann noch auf eine zweite Runde. In der zeigte sich gerade bei den Anfängerinnen schon ein toller Übungseffekt. SUP in der Gruppe können die Jungen LandFrauen nur empfehlen. Das macht einfach Spaß.

Weitere Infos zu den Aktivitäten der Jungen LandFrauen unter.landfrauen-schoenberg.de/junge-landfrauen/

Vor der „Seefahrt“ war beim Aufpumpen der SUP Armkraft gefragt. Fotos: Jasmin Untiedt

„Gerecht geteilt ist halbe-halbe“

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„Gerecht geteilt ist halbe-halbe“, finden die acht hauptamtlichen kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Segeberg. Gemeint ist der Frauenanteil in den politischen Gremien. Um den Frauenanteil bei der nächsten Kommunalwahl 2023 deutlich zu erhöhen, wollen die Gleichstellungsbeauftragten aktive Kommunalpolitikerinnen unterstützen und neue Frauen für das Ehrenamt in der Kommunalpolitik gewinnen. Der KreisLandFrauenverband Segeberg ist Kooperationspartner und unterstützt die Kampagne im Rahmen einer Seminarreihe.

 Sabine Rautenberger ist Referentin der Seminarreihe. Foto: hfr

Es sei Zeit, etwas zu ändern, sagt die erfahrene Kommunalpolitikerin Sabine Rautenberg (Grüne), seit 2003 Mitglied im Kreistag Stormarn und stellvertretende Hauptausschussvorsitzende. Es gebe regional große Unterschiede. Habe der schleswig-holsteinischen Landtag seit der Wahl im Mai immerhin eine Frauenquote von fast 38 % erreicht, liege dieser Anteil auf kommunaler Ebene durchschnittlich nur bei 23 %. Während das Amt Trave-Land einen Frauenanteil von 22,6 % hat, liegt der Anteil in Bad Bramstedt bei 30,7 % und in Henstedt-Ulzburg aktuell bei 36,4 %. „Je ländlicher die Kommunen, desto geringer ist der Frauenanteil in den Parlamenten“, so Inge Dieckmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Segeberg. Vor allem in kleineren Kommunen gebe es immer noch sogar „frauenfreie“ Gemeinderäte.

Um aktive Kommunalpolitikerinnen zu unterstützen und miteinander besser zu vernetzen und auch neue Frauen für das Ehrenamt in der Kommunalpolitik zu gewinnen, startet im September die Seminarreihe „Grundlagen der Kommunalpolitik“. 

Im Modul 1 geht es um die Spielregeln der Kommunalpolitik wie Kreis- und Gemeindeordnung und Satzungen, Aufgaben und Pflichten der Abgeordneten. Dazu werden zwei Seminare angeboten: Am Donnerstag, 1. September, im Rathaus Stadt Bad Segeberg, Anmeldung bis 25. August unter gleichstellungsstelle@badsegeberg.de sowie am Mittwoch, 14. September, in der Galerie im Rathaus Norderstedt, Anmeldung bis 7. September unter claudia.meyer@norderstedt.de

Das Modul 2 beschäftigt sich unter dem Titel „Ohne Moos nichts los“ mit dem kommunalen Haushalt, Bauleitplanung und sozialen Themen. Die Seminare dazu laufen am Mittwoch, 28. September, im Rathaus Henstedt-Ulzburg, Anmeldung bis 21. September unter svenja.gruber@henstedt-ulzburg.de sowie am Donnerstag, 29. September, im Rathaus Stadt Bad Segeberg, Anmeldung bis 22. August unter gleichstellungsstelle@badsegeberg.de

Das Modul 3 ist überschrieben mit „Klappern gehört zum Geschäft“. Es geht um den Umgang mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie das Netzwerken. Die Termine: Mittwoch, 5. Oktober, im Dorfgemeinschaftshaus in Weede, Anmeldung bis 28. September unter gleichstellung@amt-trave-land.de sowie Donnerstag, 6. Oktober, im Rathaus Kaltenkirchen, Anmeldung bis 29. September unter gleichstellungsbeauftragte@kaltenkirchen.de

Alle Veranstaltungen werden von Sabine Rautenberg geleitet, finden jeweils von 18.30 bis 21.30 Uhr statt und können kostenfrei und unabhängig voneinander besucht werden. Für Getränke und einen kleinen Imbiss ist gesorgt.

Ergebnisse Landessortenversuche Raps

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Eine lange Blüh- und Reifephase mit ausreichenden Niederschlägen versprach im Sommer eine gute Ernte. Der Raps im Land ­konnte unter optimalen Bedingungen ausreifen und brachte in den Landessortenversuchen und in der Praxis oftmals über 50 dt/ha bei ebenfalls hohen Ölgehalten. Somit können die Landwirte ob der immer noch hohen Marktpreise auf eine wirtschaftlich erfolgreiche Ernte zurückblicken.

Der im Vergleich zum langjährigen Mittel immer noch sehr hohe Rapspreis lässt den Raps wieder Spaß machen. Dennoch gibt es Schwierigkeiten im Rapsanbau, die in der Anbau- und Sortenempfehlung für die kommende Aussaat berücksichtigt werden müssen. Welche Sorteneigenschaften die Bestandeskapitäne ihren Raps am sichersten um die Klimaklippen und durch die Untiefen des Zulassungssumpfes schippern ließen, ist mit zunehmender Wichtigkeit in die Sortenempfehlung eingeflossen.

Die Rapsaussaatperiode 2021

Ende August 2021 unterbrach ein Regentief die Aussaat des Rapses und läutete den Spätsommer ein. Wer aus Angst vor einem zu späten Saattermin dann in den zu nassen Boden gedrillt hat, hat dem Raps seine Jugendentwicklung deutlich erschwert. Der nach der ersten Septemberwoche einsetzende Regen war dem dann auflaufenden Raps zu viel. Diese Erfahrung musste man auch im Landessortenversuch in Kastorf machen. Der junge Raps, der in der Ein- bis Zweiblattphase Schwierigkeiten bekommen hat, ist besonders anfällig für den Raps­erdfloh.

Erdflohschaden im Frühjahr durch späten Befall im Herbst am Standort ­Sönke-Nissen-Koog

Dabei kristallisierte sich im Nachgang die Erkenntnis heraus, dass der Rapserdfloh, wenn er nicht mehr in den Stoppeln des gedroschenen Rapses zu finden ist, sich früh in die Sommerquartiere zurückgezogen hat. Ist das der Fall, wandert er auch sehr früh in großer Zahl in die Jungrapsbestände ein und verursacht große Schäden. Mit dem Wachsen der Blätter vergrößern sich die typischen Löcher, sodass der Schaden des massiv zugeflogenen Erdflohs auch mit dem Fraßschaden von Schnecken verwechselt werden kann. So mussten viele Landwirte feststellen, dass Schneckenkorn nicht gegen den Erdfloh hilft.

Hier nützten nur das frühe Aufstellen der Gelbschalen, deren tägliche Kontrolle sowie der rechtzeitige Einsatz eines Pyrethroides in den Abend- und frühen Nachtstunden. Warum so spät? Der Raps­erdfloh ist ebenso lichtempfindlich wie nachtaktiv. Er verbringt den Tag nicht starr auf den Blättern des Rapses, sondern verborgen unter Kluten und Steinen im Ackerboden. Dort ist er tagsüber vor den direkt wirkenden Pyre­throiden geschützt.

Raps, der früher gedrillt werden konnte und in seiner Entwicklung Anfang September weiter und somit robuster war, konnte dem Reifungsfraß der Erdflöhe „davonwachsen“.

Winterhärte nicht gefordert

Im weiteren Jahresverlauf waren die Bedingungen für den Raps optimal. Die Feiertage um den Jahreswechsel waren zwar frostig, jedoch lag landesweit Schnee auf den Beständen, sodass diese vor dem Frost geschützt waren. Der Winter endete sehr nass, mit teils über 200 mm Niederschlag im Februar.

Mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine wurde es auf dem Ölmarkt turbulent. Der Rapspreis explodierte und lag für alte Ware an der Börse im März kurzzeitig über 1.000 €/t. In dieser Zeit stellte sich auch die typische Omega-Wetterlage im Frühjahr ein, bei der ein stabiles Hoch den Zufluss feuchter Luft vom Atlantik blockiert und es über einen Zeitraum von sechs Wochen in weiten Teilen des Landes wenig bis gar nicht regnete. Glücklicherweise waren die Böden vom Februar her noch gut mit Wasser versorgt, und dem Raps stand in dieser Zeit ausreichend Wasser zur Verfügung.

Vegetationsverlauf im Frühjahr

Dennoch war die Nährstoffverfügbarkeit in dieser Zeit eingeschränkt. Bei Sorten mit einem frühen Austrieb und frühem Stängelwachstum steigt der Nährstoffbedarf zeitiger. Sorten mit frühem Längenwachstum reduzierten dann die Seitentriebe, und die Bestände streckten sich optisch dünn. Spät austreibende Sorten, wie ‚Ludger‘ oder ‚Ambassador‘, die in dieser Zeit noch im Endstadium ihrer Winterruhe sind, haben so früh noch keinen erhöhten Nährstoffbedarf. Dieser stieg erst mit dem Einsetzen der Regenfälle zum Ende der ersten Aprildekade mit besserer Nährstoffmobilität.

Früh austreibende Sorten, deren Bestand erst durch das Fehlen der Seitentriebe dünn war, schoben die Seitentriebe dann später nach und blühten an den Seitentrieben entsprechend später. Im weiteren Verlauf war der Sommer eher feucht und kühl, sodass die Bestände gut ausreifen und lange um- und einlagern konnten. Auch das war ein Glücksfall für Sorten, die früh reduziert hatten: Sie konnten noch Ertrag über die lang anhaltende Einlagerung und eine hohe Tausendkornmasse retten.

Der bundesweit heißeste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnung hat die Rapsernte in den letzten Tagen der Abreife noch einmal stark beschleunigt. Die Hitze an sich war kein Problem für den bis dahin schon reifen, aber noch feuchten Raps. Sie war eher nützlich, da sie Sorten mit starker Reifeverzögerung doch deutlich beschleunigte. So konnte in den Landessortenversuchen am 25. Juli der erste Raps mit unter 7 % Feuchtigkeit gedroschen werden.

Alles in allem war es ein weitestgehend zufriedenstellendes Rapsjahr mit einigen emotionalen Berg- und Talfahrten.

Blick auf die Stängel in einer Randparzelle: links ‚PT 303‘, rechts eine weniger gesunde Sorte

Einflüsse auf die Sortenempfehlung

Die Benotung der Entwicklung vor Winter in der Beschreibenden Sortenliste ist an die Eigenschaft der Stängelbildung vor Winter gekoppelt und nicht an die Massebildung der Pflanze im Allgemeinen. In den jüngeren Sorten trat, unabhängig von der Temperatursumme, vor der Winterruhe kein Stängelwachstum mehr auf. Wenn doch, führte das, selbst bei Verlust der Blattmasse, nicht mehr zur Auswinterung. Daher sind fast alle neuen Sorten in diesem Merkmal mit der Note 5 in der Beschreibenden Sortenliste eingestuft. Bei diesem Merkmal wird daher eher auf eigene Beobachtungen zurückgegriffen. Im Hinblick auf den immer weniger zu kontrollierenden Erdflohbefall im Herbst ist die frühe, schnelle Etablierung ohne Herbstdüngung essenziell, um eventuellen Fraßschäden durch massiven Erdflohbefall davonzuwachsen.

Zur Herstellung von Stickstoffdünger wird Erdgas benötigt. Einerseits stellt es den Wasserstoff zur Verfügung, um aus Luftstickstoff Ammoniak herzustellen, andererseits wird die Energie benötigt, um den Katalysator dafür auf zirka 500 °C zu heizen. Sowohl der Großteil des Erdgases wie auch der überwiegende Teil des Stickstoffdüngers kamen bis zum Kriegsbeginn in der Ukraine aus Russland. So scheint es immer noch große Ungewissheit zur Versorgungslage mit Stickstoffdünger zu geben. Sollte Stickstoff in der nächsten Zeit schwerer verfügbar sein, muss er da eingesetzt werden, wo er den größten Einfluss auf den Ertrag hat – im Frühjahr.

Also: keine Düngung im Herbst, Erdflöhe, wenige insektizide Wirkstoffgruppen, eventuell hohes Niveau an Pyrethroidresistenz in den Erdflohpopulationen – daraus folgt frühe Aussaat mit starkwüchsigen Sorten. Vom Prinzip her muss man den Raps im Herbst mit Vollgas anfahren, um dann die Handbremse in Form von Wachstumsreglern zu ziehen, um eventuelles Stängelwachstum zu bremsen. Je weniger Möglichkeiten in Form von Dünger und Pflanzenschutz zur Verfügung stehen, desto wichtiger werden ackerbauliche Maßnahmen wie Fruchtfolge, Saatzeit und Sortenwahl.

Leistung und Empfehlung für die Marsch

Wie im Vorjahr wurden im Sönke-Nissen-Koog und in Elskop insgesamt zwei Landessortenversuche (LSV) in der Marsch angelegt. Im Sönke-Nissen-Koog wurde der Versuch am 24. August gedrillt, der Versuch in Elskop am 2. September. Beide liefen zügig auf, wobei in Elskop ein stärkerer Erdflohbefall festgestellt werden musste und der Versuch etwas länger brauchte, um seine Reihen zu schließen. Im Koog konnten sich alle Versuche gut entwickeln. Über Winter gab es keinerlei Probleme. In den kalten Tagen über den Jahreswechsel lag auf allen Versuchen Schnee. Erst im Frühjahr zeigte sich, dass der Versuch im Sönke-Nissen-Koog doch stärker vom Erdfloh befallen war, als es im Herbst schien.

Wie im Bild zu sehen, wurde im Bestand nesterweise Besenwuchs festgestellt, der auftritt, wenn die Seitentriebe den Haupttrieb überwachsen. Der Versuch in Elskop ist im Frühjahr stark von Tauben geschädigt worden, sodass er auch seinen Blattapparat neu entwickeln musste und eher langsam in die Entwicklung ging. Glücklicherweise waren die Bedingungen nach dem Ende der Frühjahrstrockenheit bis zur Abreife ideal, sodass die Versuche erfolgreich beerntet werden konnten. Beide Versuche erreichten jedoch nur das Ertragsniveau des Vorjahres. Daher wird hier bei der Sortenwahl überwiegend die Hohenheimer Serienauswertung berücksichtigt.

Unter den drei- und mehrjährig geprüften Sorten konnten ‚Smaragd‘, ‚Ivo KWS‘ und ‚Ambassador‘ aufgrund der Serienauswertung empfohlen werden, wobei ,Smaragd‘ aufgrund des hohen Ölgehaltes in diesem Jahr bei der Marktleistung noch einmal zwei Prozentpunkte gegenüber dem Kornertrag zulegen konnte. Ebenso wie in Kastorf zeigt sich ‚Ernesto KWS‘ sehr robust bei Erdflohbefall, die Sorte konnte sich an den Befallsstandorten gegenüber der Serienauswertung verbessern.

Im zweijährig geprüften Sortiment zeigten ‚Daktari‘ und ‚Allesandro KWS‘ ein hervorragendes Ergebnis in der Serienauswertung. ‚Allesandro KWS‘ konnte sich durch ihren am Standort hohen Ölgehalt noch um zwei Prozentpunkte verbessern.

Im einjährigen Sortiment ist die Serienauswertung noch grau hinterlegt, sie besteht aus deutlich weniger Werten als die zwei- und dreijährigen Sortimente, gegebenenfalls ist die Sorte an einigen Standorten noch gar nicht geprüft. Diese Zahlen können sich zum nächsten Jahr noch einmal stark verändern, da nur die bis zum Jahr 2021 gelaufenen Versuche berücksichtigt sind.

Spannend in dem Sortiment ist die Sorte ‚PT 303‘, die eine starke Toleranz gegenüber Sclerotinia besitzen soll und sich in den Versuchen auch deutlich gesünder als die bekannten, eher anfälligen Sorten präsentiert hat. Außerdem sollten aufgrund des hohen Ertragsniveaus auch ‚Picard‘, ‚Scotch‘, ‚LG Adonis‘ und ‚Davos‘ im Auge behalten werden. Besonders ‚Davos‘ legt aufgrund ihres hohen Ölgehaltes noch einmal zwei Prozentpunkte in der Marktleistung gegenüber dem Kornertrag zu.

Rapsernte bei bestem Wetter und trockenem Bestand in Loit: So kann es laufen!

Sortenempfehlung für die Geest

Auf der Geest konnte im Herbst 2021 nur ein Landessortenversuch angelegt werden. Dieser konnte aber sehr gut etabliert werden und lief ohne weitere Schwierigkeiten durch den Winter. Die Trockenheit im Frühjahr war in Schuby deutlicher zu spüren, und so blieben die Bestände allgemein etwas dünner und niedriger als auf den besseren Standorten. Dennoch konnte auch in Schuby unter dem Düngeregime für Rote Gebiete ein Ertrag von 45 dt/ha erzeugt und somit der Vorjahresertrag um 6 dt/ha übertroffen werden.

Im dreijährigen Sortiment sticht einmal mehr die Sorte ‚Ambassador‘ heraus. Dies spiegelt sich auch in der Serienauswertung wider. In Schuby folgt auf Platz zwei ihre Vorgängerin ‚Architekt‘. Ebenfalls zeigen sich ‚Armani‘ und ‚Smaragd‘ sehr ertragsstark. Was für die Sorten eher untypisch ist, ist, dass ‚Ambassador‘ und ‚Architekt‘ aufgrund ihrer Ölgehalte in der Marktleistung noch einmal einen Prozentpunkt zulegen können. Bei ‚Armani‘ und ‚Ivo KWS‘ ist die Zunahme ebenso überraschend wie die Abnahme der Marktleistung um zwei Prozentpunkte bei ‚Smaragd‘.

Im zweijährigen Sortiment haben in den Vorjahren ‚Allesandro KWS‘ und ‚Daktari‘ hervorragend abgeschlossen. Die überdurchschnittlichen Kornerträge in der Serienauswertung stimmen jedoch nicht ganz mit den Ergebnissen aus diesem Jahr überein. Die Sorte ‚Aga­nos‘ stammt auch aus dem Hause Limagrain und geht auf dieselbe Genetik wie ‚Ambassador‘ zurück. Auf dem Standort Schuby weist diese Sorte im zweijährigen Sortiment den höchsten Kornertrag auf. Alle drei genannten Sorten konnten sich aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Ölgehalte um ein bis zwei Prozentpunkte in der Marktleistung verbessern.

Im dreijährigen Sortiment stechen ‚Picard‘ und ‚LG Adonis‘ heraus, wobei nur ‚LG Adonis‘ in der Marktleistung noch einmal einen Prozentpunkt zulegen konnte, aber dennoch nicht ganz an das Niveau von ‚Picard‘ heranreicht.

Standorte des Östlichen Hügellandes

In Loit und Futterkamp konnten die Versuche bereits im August gedrillt werden und sich im Herbst gut entwickeln. Dabei profitierte besonders Futterkamp von der Nähe zum Wasser. Aufgrund der höheren Temperaturen im Herbst ist die Vegetation dort ein paar Tage länger, und der Raps kann sich weiterentwickeln und mit höherer N-Aufnahme in den Winter gehen. Im Frühjahr hingegen erwärmt sich der Standort später. Dadurch ist Futterkamp in der Entwicklung immer etwas hinterher, was in diesem Jahr auch bei den frühen Sorten zu einem späteren Austrieb und somit höherem N-Bedarf erst nach der trockenen Phase geführt hat. Dadurch konnte sich der Raps eigentlich das ganze Jahr hindurch ohne Stress entwickeln und bei guter Wasserversorgung bis zur Ernte physisch voll ausreifen und trocken geerntet werden.

Diese Bedingungen spielen den Sorten mit norddeutscher Genetik in die Hände. Sie haben offenbar gegenüber den kontinentalen Sorten ein höheres Ertragspotenzial, das jedoch zur Ausbildung der vollen Erträge eine bessere Wasserversorgung benötigt. Bei Trockenheit fallen die Erträge schneller ab als bei Sorten mit kontinentaler Genetik. Jedoch verwäscht sich dieser Trend langsam, da die Züchter intensiv zusammenarbeiten. ‚Picard‘ etwa ist eine Hybride aus einer maritimen Mutterlinie und einer kontinentalen Vaterlinie und scheint in allen Bodenklimaräumen gut zurechtzukommen.

Im dreijährigen Sortiment gibt es daher wenig Überraschendes. Entsprechend der Serienauswertung sind ‚Ambassador‘ und ‚Smaragd‘ empfohlen. Unter den diesjährigen Bedingungen haben auch ‚Heiner‘ und ‚Ernesto KWS‘ die gleiche Leistung gezeigt. Am stärksten zeigt sich jedoch ‚Ivo KWS‘, die unter den Futterkamper Bedingungen noch einmal zwei Prozentpunkte in der Marktleistung gegenüber dem Ertrag zulegen konnte. Im Östlichen Hügelland präsentiert sich das gesamte zweijährig geprüfte Sortiment sowohl in der Ertragsleitung an den Standorten als auch in der Serienauswertung nur durchschnittlich.

Spannend ist auch hier der Blick in das einjährig geprüfte Sortiment. Hier muss erwähnt werden, dass die Datenbasis für die Serienauswertung noch gering ist und die Werte daher grau sind. Die Erfahrung zeigt auch, dass junge Sorten im ersten LSV-Jahr oftmals sehr ertragsstark sind. Dennoch liegt das Leistungsniveau von ‚Picard‘ und ‚LG Activus‘ mit rund 110 % auf einem Niveau, das auch in den kommenden Jahren überdurchschnittliche Erträge verspricht, zumal beide Sorten auch in den Wertprüfungen herausragende Erträge erzielt haben.

Ein Blick in die Serienauswertung verrät, dass ‚PT 303‘ sehr stark aus den Vorprüfungen kommt, aber dieses Jahr diese relative Leistung nicht zeigen konnte. Wenn man das aber umrechnet, dann sind 100 % von 57 dt immer noch 3 dt mehr als 106 % von 51 dt. Die Sorte selbst weist eine enorme Stängelgesundheit auf und zeigt sich auch bei Sclerotiniabefall in den Versuchen gesund.

Was noch zu erwähnen bleibt, ist, dass das mittlere Ertragsniveau in Futterkamp das Vorjahresniveau um 1 t überschreitet. Und auch Sorten, die im Vergleich zum Vorjahr in ihren Relativerträgen einige Prozentpunkte verloren haben, haben in diesem Jahr ihr Vorjahresniveau weit überschritten.

Die Leistungsprüfung der Kohlherniesorten findet sich hier.

Innovative Ideen in der Kälberhaltung

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Anfang Juli gingen 26 Landwirte und Berater der Frage nach, wie die Kälberhaltung der Zukunft gestaltet werden kann. Eine gute Kälbergesundheit sowie die Verbesserung der Arbeitsplatzqualität standen dabei im Vordergrund. Hauptorganisator der zweitägigen Studienfahrt war der Verein für Rinderspezialberatung Dithmarschen. Die wichtigsten Resultate der ersten beiden Betriebsbesichtigungen sollen im Folgenden dargestellt werden.

Nun steht es fest: Die neue Kälbertransportverordnung greift unwiderruflich Anfang 2023. Zukünftig dürfen Verkaufskälber erst nach 28 Tagen statt der üblichen 14 Tage den Herkunftsbetrieb verlassen. Daraus resultiert ein erhöhter Platzbedarf, um alle Kälber bis zum 28. Lebenstag halten zu können, sodass möglicherweise Baumaßnahmen notwendig werden.

Pro Tag wurden jeweils zwei größere Milchviehbetriebe in Brandenburg und Sachsen besichtigt. Auf dem Milchgut Görlsdorf im Spreewald werden 2.000 ha Acker- und Grünland mit durchschnittlich 35 Bodenpunkten bewirtschaftet. Aufgrund sehr geringer Niederschläge vor allem in den Frühjahrs- und Sommermonaten (Jahres­niederschlag: 550 mm) wird neben Gras und Silomais vor allem Luzerne für die Rinderfütterung angebaut. Rund 40 Mitarbeiter sowie neun Auszubildende kümmern sich am Standort um 1.400 Kühe mit einer Tagesmilchleistung von 33 kg und deren Kälber. 1.500 Jungtiere werden an einem weiteren Standort aufgezogen.

Das Milchgut Görlsdorf hält die Kälber ab dem ersten Lebenstag in Paaren. Das Stecksystem lässt sich schnell und einfach misten und reinigen.

Betrieb setzt auf Automatisierung

Im Rahmen des Kuhstallneubaus wurden 2017 größere Baumaßnahmen getätigt und das Dairy-ProQ-Karussell von GEA eingebaut. Darin übernehmen 56 einzelne Roboter das Melken der Kühe. Es ist während des Melkens lediglich eine Person zur Aufsicht notwendig. Als vorteilhaft gegenüber einem klassischen, automatischen Melkroboter im Boxensystem wurde vom Betriebsleiter die Flexibilität genannt. Auch wenn ein Melk­roboter im Karussell ausfällt, kann der Melkbetrieb ohne Probleme mit einem Melkplatz weniger weiterlaufen. Mit dem Servicetechniker kann im Voraus ein Termin innerhalb der regulären Arbeitszeiten vereinbart werden, sobald mehrere Melkroboter ausgefallen sind. Der Betrieb setzt bei der Arbeit mit den Tieren auf maximale Automatisierung. Neben dem Melken ist auch die Fütterung der Milchkühe automatisiert und findet über hoch verlegte Futtertransportbänder statt.

Pärchenhaltung von Kälbern

Das Hauptaugenmerk lag auf der innovativen Kälberhaltung des Betriebes. 2021 wurden insgesamt vier Kälberställe mit jeweils 40 Plätzen symmetrisch um die zentral gelegene Kälberküche gebaut. Rückseitig an der Kälberküche befindet sich außerdem eine Sammelbox für die Verkaufskälber. Während der ersten 14 Lebenstage setzt der Betrieb auf Pärchenhaltung. Das leicht zu reinigende Stecksystem erlaubt ein Rein-Raus-Verfahren. Außerdem ermöglichen die vier Kälberställe, dass nach der Reinigung und Desinfektion jeder Stall eine gewisse Zeit leer stehen kann. So können der Erregerdruck minimiert und die Kälbergesundheit verbessert werden. Auf Tafeln in jedem Stall werden durchgeführte Arbeitsmaßnahmen wie zum Beispiel Reinigung und Desinfektion mit dem Datum und dem Namen des zuständigen Mitarbeiters erfasst.

Sichtkontakt und frische Luft

Trotz der Pärchenhaltung hat das zuständige Amt darauf bestanden, dass die Seitenwände der Kälberboxen Öffnungen aufweisen, um zu gewährleisten, dass auch ein neugeborenes Kalb, welches unter Umständen für einige Stunden alleine in der Box ist, Sichtkontakt zu seinen Nachbarn hat. Hierfür mussten Extrakosten in Kauf genommen werden.

Oberstes Ziel im Kälberstall war die frische Luft. Aus diesem Grund fiel die Entscheidung bei der baulichen Planung auf geschlossene Seitenwände, während die Vorder- und Rückwand der Kälberboxen offen gestaltet sind. Diese Entscheidung fiel zusammen mit der für den Einbau von automatisch gesteuerten Curtains an den Traufseiten. Nur in dieser Kombination sind die offene Vor- und Rückwand der Kälberboxen empfehlenswert, da hier sehr schnell Zugluft im Kälberbereich entstehen kann. Der außen liegende Tierverkehrs- und Einstreugang hat sich als sehr nützlich erwiesen, da so keine Verunreinigungen auf dem Futtergang beispielsweise der Tränkeeimer, Wasser- oder Müslischüsseln entstehen. Insgesamt sind Futter- und Versorgungsgang sehr großzügig dimensioniert. Dies spiegelt sich in einem Investitionsvolumen von zirka 6.800 € je Kälberplatz wider. Zu bedenken ist, dass diese innovative Haltung gefördert wurde. Nach 14 Tagen wechseln alle Kälber in die Gruppenhaltung.

Auf Platz eins in Sachsen

Nachdem die ersten Eindrücke in Brandenburg verarbeitet worden waren, traf die Reisegruppe auf dem Milchhof Diera-Zehren in Sachsen ein. Dem Betrieb mit seinen Partnerunternehmen stehen insgesamt zirka 1.900 ha für die Produktion von Grundfutter zur Verfügung. Auch hier wird hauptsächlich Luzerne angebaut. Sobald es zu trocken ist, stellt diese ihr Wachstum ein und beginnt damit wieder, sobald Regen fällt. Das Grünland reagiert hingegen bei starker Trockenheit mit mehr oder minder dauerhaft ausgeprägten Trockenschäden und ist in dieser Region keine Hauptfutterfrucht. Alle bewirtschafteten Flächen des Betriebes liegen im Roten Gebiet der Düngeverordnung.

Der neue Reproduktionsstall auf dem Milchhof Diera bietet den Tieren viel Licht, frische Luft und ausreichend Platz. Mithilfe der Rohrmelkanlage können die abgekalbten Tiere vor Ort gemolken werden. 

1994 wurde erstmalig an diesem Standort mit damals 480 Kuhplätzen und einem 32er Melkkarussell Milch produziert. Danach wurden die Stallanlagen 1997, 2005 und 2013 durch den Neubau von Boxenlaufställen auf eine Kapazität von 1.550 Kuhplätzen erweitert. Im Jahr 2013 wurde in ein neues Melkzentrum mit angeschlossenem Sozialbereich für die insgesamt 32 Mitarbeiter investiert. Es wird dreimal täglich in einem 50er Melkkarussell gemolken. Mit einer Milchleistung von fast 13.000 kg pro Kuh führt der Betrieb die Bestenliste in Sachsen an. Unter den 1.550 Kühen befinden sich 80 Kühe der Rasse Jersey, die einen Teil des Altstalles nutzen, der für die großen Holstein Friesians zu klein gewesen wäre. Im vergangenen Jahr wurde der neu gebaute Trockensteher- und Abkalbestall bezogen, der sich nun direkt neben dem Melkzentrum befindet.

Dreimaliges Tränken

Die Kälber stehen in langen Reihen parallel zu den Stallgebäuden und werden in Einzeliglus gehalten. Zur Sammlung eigener Erfahrungen wurden Gruppeniglus angeschafft, in denen die Kälber für die Dauer der Biestmilchzeit allein und anschließend durch das Herausziehen der Trennwände schon innerhalb der ersten 14 Lebenstage in Kleingruppen gehalten werden können. Dieses System erlaubt eine flexible Gestaltung der Gruppengröße ab dem ersten Lebenstag. Durch den Bau eines Auslaufes mit einem zusätzlichen Zaun können die Kälber auch über die ersten zwei Wochen hinaus gehalten werden. Dies bietet sich beispielsweise für die zum Verkauf stehenden Bullenkälber an. Alle Kälber erhalten drei Mahlzeiten pro Tag (2,5 l – 1 l – 2,5 l).

Nach zwei Wochen werden die Kälber auf der anderen Straßenseite in Kleingruppen in ein überdachtes Stallgelände mit Großraumiglus und Tränkeautomaten eingestallt. Die Fresser- und Jungviehaufzucht findet zum Teil in den Altgebäuden statt. Jede Gruppe hat Zugang zu einem überdachten und mit Stroh eingestreuten Bereich. Damit konnten die Verhältnisse in den schlecht zu belüftenden Altgebäuden ausgeglichen werden.

Das Hüttensystem auf dem Milchhof Diera ermöglicht die Einzel- als auch Gruppenhaltung durch einfaches Herausziehen der Zwischenwände.

Abkalbestall mit vielen Highlights

Der 2021 fertiggestellte Abkalbestall ermöglicht den Tieren durch die offene Bauweise mit automatisch gesteuerten Jalousien ein Maximum an Licht und frischer Luft. Um Hitzestress bestmöglich zu reduzieren, sind in allen Stallungen Lüfter verbaut. Die Trockensteher sind im hinteren Teil des Abkalbestalles in einem klassischen Liegeboxenlaufstall untergebracht. Die Tief­liegeboxen sowie die sehr breiten Lauf-, Fress- und Übergänge bieten jedem Tier stressfreie Bewegungsfreiheit und einen hohen Liegekomfort. Im vorderen Teil befinden sich die Vorbereiter und abgekalbten Tiere in Kleingruppen von maximal sechs Tieren. Bevor der Schieber läuft, wird der planbefestigte Laufgang dieser Zweiflächenbuchten automatisch mit Wasser befeuchtet, um ein optimales Schiebeergebnis zu erreichen. Die eingebaute Rohrmelkanlage ermöglicht es, direkt nach der Kalbung Biestmilch zu gewinnen und noch nicht ganz fitte Frischmelker vor Ort zu melken.

Fazit

Die zweitägige Studienfahrt der Rinderspezialberatung nach Brandenburg und Sachsen hat sich mehr als gelohnt. Landwirte und Berater haben auf großen Praxisbetrieben innovative und gut durchdachte Haltungskonzepte im Kälber- als auch Milchviehbereich gesehen. Ob Kälber in Paaren von der Geburt an oder in einer Kleingruppe nach wenigen Lebenstagen gehalten werden – die bauliche Ausgestaltung entscheidet über die spätere Flexibilität. Trotz vieler wirklich beeindruckender Ställe gilt zumindest für die Kälberhaltung: Das eine, allgemeingültige Konzept, bei dem Kälbererkrankungen keine Rolle spielen, gibt es (noch) nicht. Trotzdem konnten alle Teilnehmer sehr viele Anregungen von diesen Betrieben mit nach Hause nehmen.

Teil 2 der Sommerfahrt der Rinderspezialberatung findet sich hier.

Landwirtschafts-Consulting GmbH unter neuer Leitung

Nach dem altersbedingten Ausscheiden des langjährigen Geschäftsführers, Prof. Hans-Jürgen Block, haben die leitenden Mitarbeiterinnen Christine Matt und Nicole Langebeck zum 1. August die regionale Zertifizierungsgesellschaft Landwirtschafts-Consulting (LC) GmbH in Rendsburg als Gesellschafterinnen und Geschäftsführerinnen übernommen.

Die Landwirtschaftskammer hat ihre Tochtergesellschaft Ende Juli verkauft. Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, sagte dazu: „Wir freuen uns, diese renommierte Zertifizierungsgesellschaft in neue Hände zu geben. Wir sind sicher, dass so die Dienstleistungen für die Kunden der LC GmbH noch besser erbracht werden.“

Die beiden neuen Gesellschafterinnen übernehmen die Gesellschaft nach langjähriger Tätigkeit als Auditorinnen, Bewerterinnen und Zertifiziererinnen in der Geschäftsstelle der LC GmbH.

Christine Matt (40) hat nach ihrem Agrarstudium an der Universität Kiel die Ausbildung zur Auditorin für Qualitätssicherung (QS) Landwirtschaft und zur Ökokontrolleurin gemacht und leitet seit 2017 die Ökokontrollstelle der LC GmbH, seit März 2021 auch die gesamte Zertifizierungsstelle.

Nicole Langebeck (41) hatte nach Agrarstudium in Kiel, Managementpraxis in der Schweineproduktion und Ausbildung zur QS-Auditorin und Ökokontrolleurin zuletzt die Stellvertretung für die Ökokontrollstellenleitung und das Qualitätsmanagement der LC GmbH inne.

„Wir freuen uns auf alle Aufgaben und Herausforderungen und bedanken uns bei der Landwirtschaftskammer für das entgegengebrachte Vertrauen. Mit unserem motivierten Team aus Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und Auditoren und Auditorinnen bleiben wir in gewohnter Weise kompetenter Ansprechpartner für unsere Kunden vor Ort. Wir freuen uns auch auf weiterhin gute Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein“, so Christine Matt und Nicole Langebeck.

Auch künftig wird die LC GmbH mit ihrem eingespielten Team aus angestellten und freiberuflichen Auditoren und Autorinnen in gewohnter Weise die marktgängigen Dienstleistungen für die Zertifizierung konventionell und ökologisch erzeugter und verarbeiteter Agrarprodukte anbieten.

Die LC GmbH hatte zuletzt einen Jahresumsatz von 1,2 Mio. €. Insgesamt werden von der LC GmbH zirka 2.500 Audits pro Jahr durchgeführt. Die LC GmbH bleibt weiter am Standort Agrarzentrum Grüner Kamp im Gebäude der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein beheimatet.

Gütezeichen auf dem Wacken Open Air

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Auch beim diesjährigen Wacken Open Air (WOA) erfreute sich der Gütezeichen-Stand bei den „Metalheads“ größter Beliebtheit. Die frischen Pellkartoffeln konnten wahlweise mit Holsteiner Katenschinken g. g. A. (geschützte geografische Angabe) oder Glückstädter Matjes g. g. A. genossen werden. Das Sortiment aus heimischen EU-Herkunftsschutzprodukten wurde ergänzt durch Käsespieße vom Holsteiner Tilsiter g. g. A.

Die Metalfans (erste Reihe, sitzend) waren sich einig, dass es am Gütezeichenstand das beste Essen des Festivals gab. Zubereitet wurden die leckeren Gerichte von den Wackener Landfrauen Vanessa Timm, Annika Stücker, Merle Luthe, Carola Stücker und Gertrud Hansen (zweite Reihe, stehend, v.li.) Foto: Sandra van Hoorn

Mit der Einführung des neuen „Farmers Market“ setzten die Veranstalter Holger Hübner und Thomas Jensen (ICS) zusätzlich verstärkt auf regionale Produkte. Auf dem Wochenmarktareal waren neben dem Pfannenbrot der breadonauts auch leckere Hareico-Grillspezialitäten, frisches Gemüse vom Westhof und Meiereiprodukte vom Meyn-Hof bei den Metalfans sehr gefragt.

Nach zweijähriger Pause hatten gut 80.000 begeisterte Hardrocker das beschauliche Dorf erneut für knapp eine Woche zum Zentrum des Heavy Metal gemacht. Für die musikalische Nachwuchsförderung setzt sich die Wacken Foundation ein. Auch Einnahmen des Gütezeichenstandes werden zugunsten talentierter Nachwuchskünstler an die Foundation gespendet. Ein internationales Projekt mit Schwerpunkt Frauenförderung hat Miriam Hensel (Wacken Open Air) mit „Let women do the talking“ ins Leben gerufen. Bei der diesjährigen Scheckübergabe stellte Kammerpräsidentin Ute Volquardsen fest: „Die Corona-Jahre haben die Veranstaltungsbranche und damit auch die Künstler besonders hart getroffen. Wir freuen uns, dass wir mit unserer Spende die wichtige Arbeit der Wacken Foundation unterstützen können.“

Kammerpräsidentin Ute Volquardsen freute sich mit Miriam Hensel (WOA) und Arne Blaschke (Wacken Foundation) über die erfolgreichen Projekte der Foundation (v.li). Foto: Sandra van Hoorn

„Janne, das ist der Hammer“

Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Christoph Zimmermann hatten zum CSI Hof Waterkant nach Pinneberg geladen. Es war das erste Viersterne-CSI in Schleswig-Holstein überhaupt und das höchstdotierte Turnier in Europa an diesem Wochenende. Das Preisgeld belief sich auf 300.000 €, allein im Großen Preis gab es 100.000 € zu verdienen. Kein Wunder also, dass die Welt­elite im Parcours auf Hof Waterkant zu Gast war.

Doch auf dem Turnier waren nicht nur Prüfungen der ganz schweren Klasse im Angebot: Auch der zwei- und vierbeinige Nachwuchs hatte die Chance, sich über den Stangen zu messen, ebenso wie die Amateure. Und dazu gab es das passende Ambiente mit vielen besonderen Extras. „Wir wollen ein großes Fest veranstalten, bei dem sich die ganze Familie wohlfühlt“, erklärte Janne Friederike Meyer-Zimmermann ihre Veranstalterambitionen.

Am ersten von fünf Turniertagen strahlte die Sonne vom Himmel und drei Prüfungen standen auf dem Programm. Als Erstes ging es in eine Springprüfung nach Fehlern und Zeit in der CSI**-Tour. Der seit 2005 in Deutschland lebende Italiener Emanuele Gaudiano pilotierte seinen belgischen Wallach O’Malley Van De Bucxtale von Coriano am schnellsten und tadellos über die Hindernisse.

Patrick Stühlmeyer, Gewinner der Riders Tour 2021/2022 und Bereiter im Stall von Paul Schockemöhle, dominierte die zweite CSI**-Prüfung. Für seine fehlerfreien 62,95 s mit dem Oldenburger Wallach Conblue wurde der 32-Jährige verdient mit der goldenen Schleife geehrt.

Ein sportlicher Hochkaräter des ersten Turniertags war die erste Prüfung der internationalen Viersternetour. Die 95 Starter kamen aus 16 Nationen. Fehlerfrei und mit der besten Zeit gewann Felix Hassmann aus Nordrhein-Westfalen mit seinem Oldenburger GSI Pit Perigueux. Und Hausherrin Jan­ne Friederike Meyer-Zimmermann, die auf der eigenen Anlage natürlich stark ins Veranstaltungsgeschehen eingebunden war, erklärte: „Sportlich möchte ich aber schon gerne etwas mitmischen.“ Und das tat sie: Mit dem Hannove­raner Büttner’s Minimax platzierte sie sich auf Rang fünf.

Schreckmoment im Großen Preis

Am nächsten Tag lief es noch besser. In der Youngstertour für sieben- und achtjährige Nachwuchspferde kam sie mit Eyecatcher BB Z von Emerald van’t Ruytershof am schnellsten ins Ziel. „Eyecatcher ist erst seit einem halben Jahr bei uns und wir zwei sind gerade noch in der Kennenlernphase“, berichtet die Springreiterin gut gelaunt von ihrem Newcomer.

Die Jugend im Sattel betrat am Morgen des zweiten Turniertags als Erstes die Bühne. In der U25-Tour ritt der Fehmaraner Sven Gero Hünicke mit seinem elfjährigen Cedric zum Sieg. Mehr als 2 s Vorsprung nahmen der 25-Jährige und sein Holsteiner Wallach der Konkurrenz ab. Für das Turnier hatte sich Hünicke extra Urlaub genommen: „Eigentlich sind wir in der Ernte und ich müsste jetzt auf dem Trecker sitzen. Aber das Turnier von Janne und Christoph ist sicher das schönste, das ich je besucht habe.“ Krönender Abschluss des Donnerstags war der große Liveauftritt von Popstar Johannes Oerding, den Hunderte Besucher bei endlich gesunkenen Temperaturen sichtlich genossen.

An Tag drei stand unter anderem die zweite Qualifikation zum Großen Preis an. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner Philip Rüping, Bereiter im Stall von Paul Schockemöhle, flog mit seinem Holsteiner Hengst Casallco von Casall pfeilschnell über die Hindernisse des Stechparcours und machte mit seinem fokussierten Ritt den Sieg fest. Er wurde als erfolgreichster Reiter des Turniers ausgezeichnet, doch am Sonntag lief es für das Paar nicht gut. Sie sorgten im Stechen des Großen Preises für einen Schreckmoment, als sie stürzten. Der Tierarzt gab anschließend vorsichtig Entwarnung. Casallco gehe es wieder gut, zur Sicherheit werde er aber zur endgültigen Diagnose in die nächstliegende Klinik gebracht.

Rüpings Kollege im Stall Schockemöhle, Patrick Stühlmeyer, machte es in der Springprüfung für sieben- und achtjährige Nachwuchspferde am besten. Sportlicher Partner des 32-Jährigen war Ograndos PS, siebenjähriger Wallach von Ogano Sitte. Das Paar gewann auch das Finale der Youngstertour am Sonntag.

Zwei goldene Reitabzeichen

Höhepunkt am Abend war die Auktion der Holsteiner Fohlen, bei der 14 Fohlen und drei hochkarätige Embryonen verkauft wurden. Gleich drei Fohlen wurden für mehr als 30.000 € verauktioniert. Zur Preisspitze avancierte Pina Tobaga von Emerald van’t Ruytershof-Mr.Blue. Für 35.000 € sicherten sich belgische Mäzene die Halbschwester zu Daniel Deußers Tobago Z. Im Schnitt kostete ein Fohlen 20.071 € und die drei Embryonen 35.600 €.

Auch die Versteigerung einer von Sänger Udo Lindenberg künstlerisch gestalteten Pferdeplastik, die für 100.000 € einen neuen Besitzer fand, interessierte viele Zuschauer. Das Geld kommt Kindern in der Ukraine und der Welthungerhilfe zugute.

Am vierten Tag bekamen in der CSI-U25-Tour die Nachwuchsstars ihre Bühne. Es traten fast alle an, die in dem Alter in der Republik Rang und Namen haben. Mit Johanna Beckmann, Henrike Ostermann und Hannes Ahlmann waren immerhin drei Mitglieder der deutschen Equipe dabei, die erst vor wenigen Wochen bei den Europameisterschaften im spanischen Oliva die Mannschaftssilbermedaille gewonnen hat. Den Pokal sicherte sich allerdings ein Reiter, der bereits am Donnerstag eine Prüfung der U25-Tour für sich entschieden hatte: Sven Gero Hünicke mit seinem Holsteiner Wallach Cedric. Nach der letzten Prüfung im Parcours wurden zwei besondere Auszeichnungen an Henrike Ostermann, die momentan ihre Ausbildung auf Hof Waterkant absolviert, und die für Schleswig-Holstein reitende Johanna Beckmann verliehen. Beide erhielten für ihre Erfolge im Parcours das goldene Reitabzeichen.

„Das Ganze erst mal sacken lassen“

Am Sonntag standen dann verschiedene Finale an. So starteten die Amateure zum letzten Mal in ihrer Tour. Lea Paulinski vom Reit- und Fahrverein Gettorf/Eckernförde/Dänischer Wohld wurde mit Baloufino Beste in der Small Tour, Victoria Schumacher aus Bayern setzte sich in der Medium Tour an die Spitze und Emmy Pauline Kröger vom Norddeutschen und Flottbeker Reiterverein siegte mit Dacento H in der Large Tour.

Janne Friederike Meyer-Zimmermann veranstaltete auf ihrem Hof Waterkant in Pinneberg das erste Vier-Sterne-CSI in Schleswig-Holstein. Foto: RathmannVerlag

Doch nun fieberten Reiter und Besucher dem sportlichen Höhepunkt entgegen. Für den Großen Preis hatten sich 50 Teilnehmer qualifiziert, zehn schafften es mit tadellosen Darbietungen in das Stechen. Und einer von ihnen flog kurz nach seinem finalen Ritt Gastgeberin Janne Friederike Meyer-Zimmermann noch auf dem Abreiteplatz um den Hals und jubelte: „Janne, das ist der Hammer, ich habe den Großen Preis bei deinem Turnier gewonnen!“ Das war Patrick Stühlmeyer. Mit dem Selle-Français-Hengst Drako de Maugre von Kannan unterbot er die Topzeit des Italieners Emanuele Gaudiano mit dem Wallach Chalou um sieben Hundertstel. „Null Fehler in 39,21 s” war auf der Anzeigetafel zu lesen. Hinter dem Zweitplatzierten Emanuele Gaudiano reihte sich die Deutsche Meisterin der Spring­reiterinnen, Katrin Eckermann aus Nordrhein-Westfalen, mit ihrer neunjährigen Rheinländer Stute Chao Lee von Comme il faut ein.

„Jetzt werden wir das Ganze erst mal sacken lassen. Vom vergangenen zu diesem Jahr haben wir einen Stern mehr gemacht. Das ist schon viel. Wir haben einiges vergrößert, aber wie wir es im nächsten Jahr organisieren, werden wir sehen“, sagte Janne Friederike Meyer-Zimmermann abschließend. Nach einem Fehler im Stechen war die Gastgeberin mit Büttner‘s Minimax auf den sechsten Platz gekommen. pm

Bodenpflege für Gemüsebeete

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Gründüngungspflanzen bewirken viel Gutes für den Boden im Gemüsegarten. Die Wurzeln einiger Arten lockern tiefgreifend, die oberirdischen Pflanzenteile schützen die Erde vor Verschlämmung und Austrocknung. Abgestorbene Wurzelreste und Pflanzenteile reichern den Boden mit wertvollem Humus an. Dies wirkt sich positiv auf Bodengare und Wachstum von Kulturpflanzen aus. Und nicht zuletzt bekämpfen einige Pflanzenarten sogar unliebsame Schädlinge wie Nematoden.

Geräumte Beete im Gemüsegarten profitieren ganz besonders von einer Aussaat mit Gründüngung. Nach der Keimung beschatten die Pflanzen schnell den Boden und durchdringen ihn tief mit ihren Wurzeln. Diese verrotten später zu wertvollem Humus und erhalten die Fruchtbarkeit des Bodens. Die Vielzahl der infrage kommenden Pflanzen (siehe Tabelle unten) lässt sich je nach Bodenart und angebauten Kulturen geschickt einsetzen. So empfiehlt sich bei lehmigen Böden die tiefe Durchwurzelung durch Gelbsenf oder die Leguminosen Lupine und Luzerne. Die kräftigen Wurzeln lockern den Boden besonders gut. Wurzelgemüse und Kartoffeln profitieren im nachfolgenden Anbau ganz besonders davon. Für leichte Böden sind einjährige Gründüngungspflanzen von Vorteil. Tipp: Im Frühjahr die oberirdischen, erfrorenen Pflanzenteile in den Boden einarbeiten. Diese Humusanreicherung verbessert im Laufe der Jahre die Wasserhaltefähigkeit des Bodens und erleichtert die frühjährliche Beetvorbereitung. Für diesen Zweck empfehlen sich Erbsen, Phacelia und Ackerbohnen. Nicht zuletzt verhindern Gründüngungspflanzen ein Auswaschen der Bodennährstoffe, weil diese durch den Bewuchs in Form von organischer Substanz gebunden werden.

Die attraktiven Phaceliablüten bieten Bienen eine späte Weide, daher auch der deutsche Name „Bienenfreund“. Foto: Karin Stern

Wer regelmäßig Kohl oder andere Gemüsearten aus der Familie der Kreuzblütler im Gemüsegarten anbaut, verzichtet zur Vermeidung von Fruchtfolgeproblemen besser auf Raps, Ölrettich oder Senf. Alternativ eignet sich die fruchtfolgeneutrale Phacelia, die zu der Familie der Wasserblattgewächse zählt.
Mit Ausnahme von Phacelia sollte die Gründüngung bis Ende August gesät werden. Es empfiehlt sich die breitwürfige Aussaat auf gelockertem Boden, in den die Samen leicht eingeharkt werden. Ende Juli/Anfang August gesäte Phacelia kommt noch in die Blüte. Sie bietet Bienen eine wertvolle späte Weide. Einjährige, nicht winterfeste Arten erfrieren im Winter. Ihre Reste werden im Frühjahr bei der Beetvorbereitung eingearbeitet. Winterharte Arten arbeitet man durch Umgraben noch vor dem Winter ein, ansonsten treiben die Pflanzen im Frühjahr durch. Für die erfolgreiche Bekämpfung von Nematoden müssen die geeigneten Pflanzen drei bis vier Monate lang das Beet bedecken. Manche Saatgutlieferanten bieten spezielle „Nematodenkiller“- oder „Gartendoktor“-Mischungen an, die den gleichen Zweck erfüllen.

Im Frühjahr werden Gründüngungspflanzen häufig als Vorbereitung für die Neuanlage eines Blumenbeetes oder einer Rasenfläche ausgebracht. Die schnell keimenden Pflanzen bedecken zügig die nackte Erde und unterdrücken unerwünschtes Unkraut. Wer dabei auf Leguminosen zurückgreift (Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen, Wicken, Kleearten), versorgt die nachfolgenden Kulturen mit einer natürlichen Stickstoffdüngung. Leguminosen leben mit sogenannten Knöllchenbakterien in einer für beide Partner vorteilhaften Gemeinschaft, auch als Symbiose bezeichnet. Bei genauem Hinschauen entdeckt man beispielsweise an den Wurzeln abgeernteter Zucker- oder Markerbsen die kleinen, weißen, namensgebenden Knöllchen. Diese Bakterien machen den in der Luft enthaltenen Stickstoff pflanzenverfügbar und erhöhen damit den Stickstoffgehalt im Boden. Im Gegensatz zu mineralischen Stickstoffverbindungen wird diese Variante nicht so leicht über Regen ins Grundwasser ausgewaschen. Auch nach dem Abschluss von Bauarbeiten ist die flächige Aussaat einer Gründüngung sinnvoll, um Bodenverdichtungen aufzubrechen. Dafür empfehlen sich tief wurzelnde Pflanzen wie Sonnenblume, Senf, Ölrettich und Lupine. 

Quelle: Karin Stern