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Veggie-Produkte übertreffen Fleisch- und Wurstwaren

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Die Rügenwalder Mühle hat 2021 ihren Erfolgskurs auch Dank des florierenden Segments der vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukte fortsetzen können. Wie das Familienunternehmen am mitteilte, stieg der Umsatz gegenüber 2020 um 29,6 Mio. € oder 12,7 % auf 263,3 Mio. €.

„Wir freuen uns, dass wir vor allem im Bereich der Fleischalternativen weiterhin auf Wachstumskurs sind. Jetzt gilt es, die Kapazitäten weiter auszubauen und die nächsten Ziele anzusteuern“, erklärte Geschäftsführer Michael Hähnel. Der Gesamtabsatz der Rügenwalder Mühle belief sich im vergangenen Jahr auf rund 35.000 t; das entsprach einem Zuwachs von 13,6 % im Vergleich mit 2020. Dabei verkaufte das Unternehmen erstmalig auf das Gesamtjahr gesehen mehr vegane und vegetarische (V+V) Produkte als klassische Fleisch- und Wurstwaren. Insgesamt steigerte die Rügenwalder Mühle den Absatz im V+V-Segment um 42 %, womit diese Produktkategorie stärker wuchs als der Gesamtmarkt mit 33,2 %. Hähnel rechnet auch zukünftig mit einer erhöhten Nachfrage nach vegetarischen und veganen Produkten angesichts der „Megatrends“ Tierwohl, Nachhaltigkeit und bewusster Konsum. Die Produktionskapazitäten werden deshalb vor allem im Bereich der pflanzlichen Proteine ausgebaut.

Den Trend zu Fleischersatzprodukten bestätigen auch Zahlen des Statitischen Bundesamtes. Demnach wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 97.900 t solcher Produkte produziert; das waren 17,0 % mehr als 2020. Innerhalb von zwei Jahren hat die Erzeugung sogar um 37.500 t oder 62,2 % zugenommen. Die von insgesamt 44 Unternehmen hergestellten Fleischersatzprodukte hatten 2021 einen Wert von 458,2 Mio. €, was im Vorjahresvergleich einem Zuwachs von 83,3 Mio. € beziehungsweise 22,2 % entspricht. age

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 18

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Vernunft versus Hamsterbacken

Eine Packung Mehl mit einer roten Schleife könnte derzeit ein ganz besonderes Gastgeschenk für eine Einladung sein. Dieser Gedanke beschleicht einen, wenn man die leeren Regale in den Lebensmittelgeschäften sieht. Produkte wie Nudeln, Mehl, Speiseöl und Klopapier, die eigentlich Massenware sind, werden in großen Mengen von den Verbrauchern gehortet. In Kellern, Garagen und Abseiten drohen diese Produkte dann zu verderben, anstatt der Versorgung aller zu dienen. Dieser künstlich gemachte Mangel ist ein Zeichen der großen Unsicherheit in diesen Krisenzeiten. Obwohl Experten immer wieder beteuern, dass es keinen Anlass zum Horten von Produkten gibt, handeln viele Bürger ignorant und unsozial. Ein solches Einkaufsverhalten sorgt für unnötige Engpässe und zerstört Lieferketten für lebensnotwendige Güter.

„German Angst”

Dies scheint offensichtlich vor allem ein deutsches Problem zu sein. In den Nachbarländern wie in Dänemark sind die Regale noch voll. In Deutschland ist man dagegen sehr empfänglich für negative Nachrichten. Man neigt hierzulande in Krisensituationen zu irrationalen Handlungen. Es zeigt sich eine Verunsicherung, die im Gegensatz zu den objektiven Daten steht. Und diese Daten sind gut: Schätzungen zufolge werden in Deutschland insgesamt ein Drittel mehr Nahrungsmittel produziert als benötigt. Der Export von Lebensmitteln und Agrargütern ist ein wichtiger Faktor der hiesigen Wirtschaft. Dies hat sich weder durch Corona noch durch den Krieg in der Ukraine gravierend verändert. Neu ist allerdings das Preisniveau. Vor allem durch Unsicherheit und Spekulation sind die Kurse deutlich gestiegen. Es agieren die Händler im Großhandel ähnlich vorratsbetont wie die Verbraucher im Supermarkt. Mittlerweile haben sich die Warenströme neu geordnet. Es ist genügend Angebot vorhanden, auch wenn die Preise stark gestiegen sind.

Zu wenig für die Ernährung?

Derzeit läuft die Diskussion, ob man die Feldfrüchte besser für die Energieproduktion, als Viehfutter oder für die Ernährung nutzen solle. Von der hiesigen Getreideernte gingen bislang 60 % in die Futtertröge der Tiere, 9 % wurden für die Energiegewinnung verwendet, 8 % gingen an die Industrie (unter anderem Braugerste und Stärke) und 2 % benötigt man als Saatgut. Damit bleiben 20 % für die menschliche Ernährung. Die rückläufigen Viehbestände (Schweine) haben die Mischfutterproduktion schon deutlich reduziert. Also steht bereits mehr Getreide für andere Verwendungszwecke zur Verfügung. Besonders wichtig für die Ernährung ist vor allem Weizen. Hier wird der hiesige Bedarf mehr als gedeckt. Auch wenn die Mühlen derzeit auf Hochtouren laufen, um den aktuell hohen Mehlbedarf zu decken, können 25 % der Weizenernte exportiert werden. Damit leistet man einen wichtigen Beitrag, um den Nahrungsmittelbedarf in anderen Regionen der Welt zu decken. Importiert wird dagegen vor allem Futtergetreide. Aus der Ukraine kamen zum Beispiel große Mengen an Körnermais nach Deutschland. Derzeit laufen die Lieferungen wieder an. Per Lkw und Bahn hofft man dort, noch einen Teil der sonst üblichen Mengen aus der Ukraine ausführen zu können.

60 Prozent Raps für Biodiesel

Besonders hoch schlagen die Wogen in der Diskussion um die Biodieselproduktion aus Raps. Angesichts der geräumten Bestände an Pflanzenölen im LEH und der entsprechenden Preisaufschläge gibt es Vorschläge, die Produktion von Biodiesel auf Basis von Raps und anderen Ölfrüchten zu begrenzen. In Deutschland geht bislang mehr als die Hälfte der Rapsernte in diesen Bereich. Mit dem Argument, dass Agrarflächen weltweit begrenzt seien, gibt es einen Vorschlag des Bundesumweltministeriums, den Einsatz von Biokraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen zu verringern. Die Befürworter des Einsatzes von Agrarprodukten als Energielieferanten betonen dagegen, dass man sich damit auch unabhängiger von fossiler Energie mache. Zwischen diesen beiden Positionen sollte sich jetzt ein Kompromiss finden lassen.

Meldungen über eine reduzierte Biodieselproduktion und ausreichende Getreide- und Mehlvorräte helfen jedoch gegen die Angst vor Knappheit und begrenzen die übertriebene Bevorratung. Frei nach dem Motto: „Es sind genug Hamster für alle da!”

Marktlage für die Woche vom 2. bis 8.5.2022

Getreide: Die Matif-Weizenkurse blieben auch in der Vorwoche auf hohem Niveau. Ein weiterer Anstieg konnte sich nicht behaupten.

Raps: In der vergangenen Woche gaben die Matif-Kurse etwas nach, blieben jedoch noch über 1.000 €/t. Die Kurse für Pflanzen­öle geben nach.

Futtermittel: Die Kurse für Sojaschrot gaben in der Vorwoche etwas nach. Die US-Sojanotierungen blieben bislang sehr hoch.

Kartoffeln: Der Handel ist ruhig und ausgeglichen. Die Kurse blieben unverändert. Die Pflanzungen schreiten gut voran.

Schlachtrinder: Der Markt hat sich in der Vorwoche wieder stabilisiert. Das Angebot ist erneut zu knapp ausgefallen.

Schlachtschweine/-sauen: Auch Ende April blieb der Vereinigungspreis unverändert. Der Unmut der Schlachter steigt jedoch.

Ferkel: In der Vorwoche blieben die offiziellen Kurse erneut unverändert. Importtiere und freie Ferkel gaben im Preis nach.

Milch: Am Weltmarkt und im hiesigen Großhandel sind die Kurse nicht weitergestiegen. Zum Teil geben die Notierungen schon nach.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Kurse wurden in der Vorwoche leicht reduziert. Das Angebot war vergleichsweise reichlich.

Markttendenz für die Woche vom 9. bis 15.5.2022

Getreide: Regenfälle in Mitteleuropa und in den USA haben den Kursanstieg gebremst. Die Ukraine exportiert mit Bahn und Lkw.

Raps: Die Exporteinschränkungen von Palmölprodukten durch Indonesien haben die Rapskurse nur kurzfristig erhöht.

Futtermittel: Die Kurse geben etwas nach, bleiben jedoch auf einem vergleichsweise sehr hohen Preisniveau.

Kartoffeln: Das Angebot aus dem Vorjahr ist noch ausreichend. Hierzulande wird jetzt Regen benötigt.

Schlachtrinder: Sowohl die Kurse für Jungbullen als auch für Schlachtkühe zeigen eine wieder steigende Tendenz. Die Schlachtkapazitäten übersteigen das Angebot.

Schlachtschweine/-sauen: Durch reduzierte Schlachtungen steigen die Überhänge wieder an. Es sind umfangreiche Bestände an Grillware vorhanden.

Ferkel: Zum Wochenbeginn gab es zum Teil deutliche Preisabschläge. Damit soll der stockende Absatz belebt werden.

Milch: Die Erzeugerpreise sollten vorerst noch weiter steigen. Der LEH hat weitere Preisaufschläge für Milchprodukte angekündigt.

Schlachtlämmer/-schafe: Durch das Ende des Ramadans wird mit einer Nachfragebelebung gerechnet.

Der Weltmarkt für Schweinefleisch gerät ins Stocken

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Das US-Agrarministerium (USDA) geht in einer Analyse für 2022 von einem deutlichen Rückgang der internationalen Ein- und Ausfuhren von Schweinefleisch aus. Der Import Chinas solle um ein Fünftel sinken, wird als Hauptgrund genannt. Das Angebot der Haupt­exporteure USA und EU sinkt wegen Produktionsrückgang. Weltweit gesehen, sollen Erzeugung und Verbrauch von Schweinefleisch zunehmen, anders jedoch in der EU. Die EU-Kommission rechnet mit sinkender Erzeugung und Ausfuhr in den Mitgliedstaaten.

Die weltweite Produktion von Schweinefleisch und dessen Verbrauch sollen 2022 im Vorjahresvergleich moderat zunehmen, doch wird sich dabei die international gehandelte Menge deutlich verringern. So lautet zusammengefasst die aktuelle Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums für den Weltschweinefleischmarkt. Maßgeblich für diese Entwicklung ist laut den Analysten aus Washington das Geschehen beim dominierenden Marktakteur China. Dort soll nämlich aufgrund der gewachsenen Schweinebestände die Schweinefleischerzeugung gegenüber 2021 um 3,5 Mio. t oder rund 7 % auf 51 Mio. t wachsen, die dadurch weniger benötigten Einfuhren um 830.000 t beziehungsweise 19 % auf 3,5 Mio. t sinken.

Eigenversorgung steigt wieder nach ASP

Zudem erwartet das USDA für die auch von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) betroffenen Länder Philippinen und Vietnam ebenfalls rückläufige Schweinefleischimporte, weil dort die Eigenversorgung wieder zunimmt und auf den Philippinen die Ermäßigung von Einfuhrzollsätzen ausläuft.

Ein höherer Einfuhrbedarf wird dagegen in Japan, Mexiko, dem Vereinigten Königreich und Südkorea gesehen, was jedoch nicht das Minus Chinas ausgleichen dürfte. Unter dem Strich wird für die vom USDA betrachteten Länder gegenüber 2021 insgesamt ein Importrückgang von 645.000 t oder 5,5 % auf knapp 11 Mio. t Schweinefleisch ausgewiesen. Entsprechend dürften sich auch die globalen Schweinefleischausfuhren im Vergleich zu 2021 schwächer entwickeln. Hierzu trägt laut USDA bei, dass bei den Hauptexporteuren die Schweinefleischerzeugung wegen rückläufiger Tierbestände und hoher Produktionskosten sinken wird.

Kleineres Schweine-aufkommen in der EU

Für die Europäische Union erwarten die Washingtoner Analysten einen Rückgang des Aufkommens um 2,4 % auf 23,2 Mio. t, was zu einem Exportminus von 4,7 % auf 4,75 Mio. t führen soll. In den USA selbst wird mit einer um 2,2 % auf knapp 12,3 Mio. t abnehmenden Produktion gerechnet; die Schweinefleischexporte sollen sogar um 6,2 % auf etwa 3 Mio. t sinken. Für Brasilien dürfte im Vergleich zu früheren Boomjahren nur ein sehr bescheidender Zuwachs bei Erzeugung und Ausfuhren von rund jeweils 1 % erfolgen.

EU-Schweinefleisch-verbrauch sinkt

Die EU-Kommission kam in ihrer Frühjahrsprognose zum Schweinemarkt für die Gemeinschaft zu ähnlichen Ergebnissen wie das USDA. Nach Einschätzung der Brüsseler Analysten werden der 2021 erfolgte Bestandsabbau und die derzeit sehr hohen Produktionskosten die Schweinefleischerzeugung in den 27 Mitgliedstaaten im laufenden Jahr gegenüber 2021 um rund 700.000 t oder 3 % auf 22,9 Mio. t sinken lassen. Vor allem in Ländern mit ASP, darunter Deutschland, Polen und Rumänien, dürfte der Produktionsrückgang deutlicher ausfallen, so die Schätzung. Für Dänemark wird eine stabile Erzeugung prognostiziert, für Spanien ein Zuwachs von 3 %. Erwartet wird zudem, dass aufgrund der hohen Futterkosten die Tiere früher und leichter an die Schlachthöfe geliefert werden. Beim EU-Schweinefleisch­export wird nach 2021 mit einer weiteren Abschwächung der Ausfuhren gerechnet; diese sollen um gut 100.000 t oder etwas mehr als 2 % auf 4,64 Mio. t sinken. Außer nach China dürfte wegen des Krieges auch weniger Ware in die Ukraine und nach Belarus geliefert werden. Die Ausfuhren nach Großbritannien sollen hingegen ihren Tiefpunkt überwunden haben und 2022 nach der Lösung von Logistikproblemen wieder zunehmen. Beim Verbrauch erwartet die Kommission eine Fortsetzung des Negativtrends und einen Rückgang von rund 3 %; der Pro-Kopf-Verzehr soll gegenüber 2021 um 1,1 kg auf durchschnittlich 32 kg sinken. Insgesamt sieht die Kommission den EU-Schweinemarkt 2022 in der Tendenz etwas stärker schrumpfen als das USDA; der Vergleich der absoluten Zahlen ist aufgrund statistischer Abweichungen, beispielsweise bei der Einbeziehung von Schlachtnebenerzeugnissen, eingeschränkt. age

Pioniere der bürgerlichen Landlust

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In Cottages lebten einst die einfachen Angestellten englischer Landgüter. Im zugehörigen Garten bauten sie Gemüse, Obst und Kräuter zur Selbstversorgung an. Wo daneben noch Platz war, durften pflegeleichte und widerstandsfähige Blumen wachsen, denn für aufwendige Pflege war schlichtweg keine Zeit.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dieser bewährte Mix aus Stauden, Rosen, Einjährigen und Kletterpflanzen in die Gärten des nunmehr landlustbegeisterten Bürgertums importiert. Auch viele Künstler legten die angesagten Cottage-Gärten an. Schließlich inspirierte der Blütenreichtum dieser Beete englische Gartendesigner zu den klassischen englischen Staudenrabatten, den berühmten Mixed Borders. So viel zur Geschichte des Cottage-Gartens.

Wer sich nun selbst etwas Cottage-Atmosphäre aufs Grundstück holen möchte, muss nicht gleich den ganzen Garten umkrempeln. Denn für ein traumhaftes Extrabeet in Cottage-Tradition ist bestimmt noch Platz. Schon auf wenigen Quadratmetern lässt sich ein Stück Cottage-Garten verwirklichen.

So schön kann gut geplante „Wildheit“ aussehen. Foto: Karin Stern

Unverzichtbarer Bestandteil sind hohe und imposante Blütenpflanzen wie Stockrosen (Alcea), Rittersporn (Delphinium), Lupine (Lupinus) und Königskerze (Verbascum). Sie zeichnen sich durch Blühfreudigkeit und einen geringen Platzbedarf aus. Als Hintergrundpflanze, Wandverschönerung oder auch Mittelpunkt des Beetes leisten die hohen Schönheiten gute Dienste. Tipp: Bei den Stockrosen die Hybriden ‚Parkrondell‘, ‚Parkfrieden‘ oder ‚Parkallee‘ wählen, sie sind weniger anfällig für Rost. Stockrosen eignen sich hervorragend als „Zaungucker“. Für diesen Verwendungszweck bieten sich zudem kletternde oder windende Stauden wie Waldrebe (Clematis viticella) oder Hopfen (Humulus lupulus) an. Romantischer wird es mit Schleierkraut (Gypsophila), das mit rosafarbenen oder weißen Blüten angeboten wird.

Mit der Wahl der jeweiligen Clematis-Art lässt sich der Blühtermin steuern. Foto: Karin Stern

Die Blütenpracht in halber Höhe steuern Lavendel (Lavandula), Flammenblume (Phlox), Katzenminze (Nepeta), Steppensalbei (Salvia nemorosa), Glockenblume (Campanula persicifolia), Akelei (Aquilegia), Pfingstrose (Paeonia) und Türkischer Mohn (Papaver orientale) bei. Katzenminze ‚Superba‘ zeichnet sich durch besondere Standfestigkeit aus. Sie wächst etwa 30 cm hoch. Bei den Glockenblumen sind ‚Grandiflora Coerulea‘ mit blauen bis violettblauen Blüten und ‚Alba‘ mit weißen Blüten empfehlenswerte Sorten, die sich gerne selbst aussäen und über Ausläufer verbreiten, ohne dabei jedoch lästig zu werden. Zudem sehen die Stängel toll in der Vase aus. Hübsch ist auch der Zierliche Frauenmantel (Alchemilla epipsila), der filigraner und kompakter wächst als der oft verwendete Weiche Frauenmantel (Alchemilla mollis). Ausgesprochen standhaft, braucht sich der kleine Bruder wirklich nicht zu verstecken, zumal er kaum aussamt und selbst nach einem Regenguss aufrecht stehen bleibt. Für späte Blüten von August bis Oktober sorgt die Herbstanemone ‚Honorine Jobert‘ (Anemone-japonica-Hybride). Ihre große Beliebtheit verdankt diese Sorte neben den wunderschönen, reinweißen Blüten auch ihrer ausgezeichneten Standfestigkeit.

Höhengestaffelte Rabatten bringen jede einzelne Pflanze gut zur Geltung. Foto: Karin Stern

Diese Staudenpracht lässt sich mit Ein- und Zweijährigen wunderbar ergänzen. Ganz oben auf der Aussaatliste stehen Duftwicken (Lathyrus odoratus), Zinnie (Zinnia), Schmuckkörbchen (Cosmea), Löwenmäulchen (Antirrhinum), Ringelblume (Calendula) und Kapuzinerkresse (Tropaeolum). Die Blütenlücke zwischen den Frühjahrsblühern und dem etwas später einsetzenden Flor der Sommerstauden und Einjährigen füllen Goldlack (Erysimum cheiri) und Bartnelke (Dianthus barbatus). Wer Freude an der Kombination von Gemüse mit Blumen hat, setzt Mangold mit farbigen Stielen, Grünkohl mit grünen oder violetten Blättern und Artischocken ins Beet. Nicht fehlen sollten im Cottage-Garten Rosen, ganz gleich, ob sie am Klettergerüst, in Baumkronen oder am Rosenbogen ranken. Hier empfehlen sich insbesondere ADR-Rosen. Sie zeichnen sich durch Widerstandsfähigkeit gegenüber Blattkrankheiten und Blühfreudigkeit aus. Das Gütesiegel erhalten sie erst nach einer strengen, mehrjährigen Prüfung in elf verschiedenen Sichtungsgärten, die über ganz Deutschland verteilt sind.

Traditionell werden Beete im Cottage-Garten eingefasst. Das verleiht der überbordenden Blütenfülle bei aller Wildheit ein gewisses Maß an Struktur. Auch schmale Ziegelwege erfüllen die gleiche Funktion. Als Alternative zu Buchsbaum bieten sich für die Einfassung der Zwergliguster ‚Lodense‘ (Ligustrum vulgare), die Japanische Stechpalme (Ilex crenata) oder die Heckenkirsche (Lonicera nitida) an. Gerne werden Beete auch mit niedrigen Zäunen aus Weidenruten eingefasst.

Reden ist der Schlüssel zum guten Miteinander

„Ein harmonisches Zusammenleben in der Familie ist immer auch eine Frage der Kommunikation“, weiß Felicitas Heyne. Die Diplom-Psychologin und Paar- und Familientherapeutin gibt Hinweise, wie man im Familienkreis die richtigen Worte findet.

Ein Montag, 7.15 Uhr. Der dreijährige Jonas (*Name geändert) sitzt gedankenverloren im Flur auf dem Boden und bindet die Schnürsenkel der dort stehenden Schuhe zusammen. Eigentlich soll er jetzt nur in seine eigenen schlüpfen. Mama Ines* will mit ihm um 7.30 Uhr im Kindergarten sein. Ihre heutige To-do-Liste auf dem Ackerbaubetrieb ist lang. „Lass das! Trödle nicht! Beeil dich! Wir müssen los“, herrscht sie den Kleinen laut an. Der schreckt hoch, schmollt und schmeißt sich hin. „Der Tag fängt ja mal wieder stressig an“, denkt Ines und zerrt ihren Sohn entnervt ins Auto.

Perspektivwechsel

Solche und ähnliche Situationen kennt Felicitas Heyne aus Schilderungen auch von Landwirtsfamilien. Im turbulenten und oftmals durchgetakteten Hof- und Familienalltag lauern manche Fallstricke, wenn es um die Kommunikation geht. Schnell ist in einer kritischen Situation oder im Affekt etwas gesagt, das man später bereut. So auch bei Ines, der ihr forscher Ton gegenüber Jonas im Nachhinein leidtat.

„Ein Perspektivwechsel, also sich in ihn hineinzufühlen und zu versuchen, die Motive für sein Handeln zu verstehen, hätte ihr geholfen, emotional etwas ‚herunterzukommen‘. Sie hätte bemerkt, dass Jonas nicht trödelte oder Blödsinn machte, weil er sie ärgern wollte, sondern dass er einfach gerade dabei war, zu spielen und die Welt zu entdecken. In seinem Alter hat er noch kein Zeitgefühl und wusste ja nicht, dass Ines es eilig hatte“, analysiert Heyne die Episode. In solch einem Augenblick sei es sinnvoll, vor einer überschnellen Reaktion einmal kurz innezuhalten und sich selbst über die Schulter zu schauen. „Ines und ihr Mann könnten ebenfalls überlegen, ob sie ihre morgendlichen Abläufe dahingehend verändern, dass der Start in den Tag für alle leichter wird“, denkt die Diplom-Psychologin laut nach. Übrigens entschuldigte sich Ines später bei Jonas und erklärte ihm, warum sie ihn am Morgen so angefahren hatte. „Kinder wissen, dass Eltern auch nur Menschen sind. Sie wollen keine perfekten, sondern liebende Eltern mit einer klaren und konsequenten Haltung“, unterstreicht die Expertin.

Diplom-Psychologin und Buchautorin Felicitas Heyne (55) praktiziert in eigener Praxis und berät dort unter anderem landwirtschaftliche Familien. Foto: privat

Einander zuhören

Mit größeren Kindern und Jugendlichen sorgten oft Diskussionen um die Mithilfe im Haushalt, die Hausaufgaben, das Zimmeraufräumen oder die Begrenzung der Social-Media-Zeit für zermürbende und belastende Familienmomente. „Wertschätzend, respektvoll und auf Augenhöhe miteinander zu reden, einander einfühlsam zuzuhören und eine andere Meinung auch einmal wertfrei stehen zu lassen, sind die Grundlagen für eine offene und konstruktive Kommunikation im Familienkreis, selbst wenn’s mal heftig kracht“, fasst Heyne zusammen. Dafür sollte man sich unbedingt Zeit und Ruhe nehmen.

Was so logisch klingt, ist in der Umsetzung leichter gesagt als getan. „Es hilft, wenn die Familienmitglieder gemeinsam einige Leitplanken und Regeln für Gespräche festlegen. Diese sollten aufgeschrieben und sichtbar für alle etwa in der Küche aufgehängt werden“, schlägt sie vor. Dabei sei es wichtig, dass jedes Familienmitglied mit seinen Äußerungen, Unsicherheiten und Ängsten ernst genommen werde und Gehör finde, egal wie alt oder jung es sei. „Wöchentliche oder vierzehntägige Familienkonferenzen, in denen besprochen werden kann, was den Einzelnen gerade beschäftigt oder bedrückt, bieten eine Chance, stetig im Dialog zu bleiben, und nicht erst dann, wenn ein Konflikt im Raum steht“, betont die Familientherapeutin.

Beim Reden sollten die Beteiligten darauf achten, dass Entwertungen und Rundumschläge unterbleiben. Was das konkret bedeutet, können Eltern auch schon kleineren Kindern in einfachen Worten vermitteln. Klar sollte sein, dass jede Art von Gewalt – sowohl verbal als auch körperlich – tabu ist. Niemand sollte beleidigt, bedroht oder ausgelacht werden.

Über eine harmonische Familie, in der alle achtsam miteinander umgehen, freut sich jedes Kind, so auch die kleine Anna-Lena, die hier ihre Familie zeichnete. Repro: Silke Bromm-Krieger

Ich-Botschaften

Hier haben sich Ich-Botschaften bewährt, in denen Betroffene eines Konflikts ohne Vorwürfe zu machen, ganz bei sich bleiben, wertfrei die Situation oder das Verhalten des anderen schildern, das sie beeinträchtigt, und sagen, welche Gefühle dies bei ihnen auslöst. Danach sollten sie darüber sprechen, was ihnen in der bestimmten Situation wichtig gewesen wäre oder was sie gebraucht hätten. Mit einer konkreten, erfüllbaren Bitte können sie ihre Ich-Botschaft beenden, zudem dem anderen ein Angebot machen oder eine Vereinbarung für die Zukunft treffen. „Äußere ich beispielsweise als Mutter mein Anliegen in einer Ich-Botschaft und nicht als Verbot oder gar Befehl, ist mein Kind meist offen dafür, mir zuzuhören und mir im besten Fall zu folgen, weil es sich nicht gleich angegriffen fühlt,“ erklärt Heyne.

Eine gute Kommunikation innerhalb der Familie bedeute jedoch nicht, dass alle Konflikte in großer Runde besprochen werden müssten. Manches, was nur zwei Personen betrifft, könne auch unter vier Augen geklärt werden. Die Therapeutin stellt noch einen weiteren Fakt heraus: „Manchmal verschweigen Kinder ein Anliegen oder Problem, weil sie es nicht direkt ansprechen mögen. Hier hat sich ein Kummerkasten bewährt, in den sie Sorgen und Wünsche in schriftlicher Form einwerfen können.“

Als Paar im Dialog

Aber nicht nur ein offener und fairer Umgang zwischen Eltern und Kindern ist für das Familienleben von Bedeutung, sondern ebenso der Austausch zwischen den Eheleuten. Die Art, wie sie miteinander reden und umgehen, prägt nachhaltig das Bild, das ihre Kinder von Bindung und Beziehung erhalten. Eltern haben eine Vorbildfunktion. Sich als Paar offen über Wünsche, eigene Bedürfnisse und Befindlichkeiten auszutauschen, schafft Nähe und Verbundenheit, die positiv auf die gesamte Familie ausstrahlen.

Felicitas Heyne berichtet von der Landwirtsfrau und Zweifachmutter Mareile*, die sich mit ihren Aufgaben auf dem Hof erheblich überfordert fühlte. Statt mit ihrem Mann Tobias* offen darüber zu reden, schwieg sie und funktionierte weiter. Ihr Mann spürte zwar, dass etwas nicht stimmte, war aber mit seiner Arbeit so überlastet, dass auch er ein Gespräch vermied. Die Atmosphäre zwischen den beiden kühlte ab, es kriselte. „In einer landwirtschaftlichen Familie sind Familie und Beruf viel enger miteinander verwoben als anderswo. Häufig ordnen sich eigene Bedürfnisse wie selbstverständlich dem Betrieb unter, denn er ist die verbindende Lebensaufgabe und Lebensgrundlage“, stellt Heyne fest. Paare sollten gerade deshalb im Dialog bleiben und sich Auszeiten und Freiräume zu zweit oder für sich allein nehmen. Regelmäßige Paargespräche, um auf den Prüfstand zu stellen, was grundsätzlich im Alltagsablauf verbessert werden kann, seien ebenfalls ratsam. „Manchmal übernehmen junge Landwirtspaare automatisch altvertraute Verhaltensmuster, einseitige Familientraditionen und Glaubenssätze der Eltern oder Altenteiler, obwohl diese gar nicht zu ihnen passen“, gibt Heyne zu bedenken.

Mareile und Tobias suchten bei ihr professionelle Unterstützung und erarbeiteten neue Lösungswege raus aus der Überforderung. Die Partnerschaft und das Familienleben entspannten sich daraufhin merklich. 

Entscheidungshilfe im Getreide

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Das Prognosemodell Septri auf www.isip.de berechnet, ob die Witterungsbedingungen ­(Temperatur, Niederschlag, relative Luftfeuchtigkeit, Blattnässe) für Neuinfektionen durch Septoria/Zymoseptoria tritici günstig waren und ob eine Erstinfektion auf den oberen drei Blattetagen (F bis F-2) stattgefunden hat.

Optimale Septoria-Infektionsbedingungen sind gegeben:

• ab dem Entwicklungsstadium 31/32
(F-2 als das drittletzte, aber bereits ertragsrelevante Blatt ist zu 20 % vorhanden)

• Ausgangsbefall im Bestand

• mindestens 3 mm Niederschlag

• anhaltende Blattnässedauer

• Temperaturoptimum bei 19 °C

Wurde eine Neuinfektion prognostiziert, berechnet das Modell den Ablauf der Inkubationszeit auf Basis der Temperatur. Diese abgelaufene Inkubationszeit wird als relativer Wert ausgegeben und eine Behandlung empfohlen, wenn auf der drittoberen Blattetage (F-2) 30 % der Inkubationszeit abgelaufen sind. Bei der Berechnung wird die Sortenanfälligkeit aus der aktuellen Liste des Bundessortenamtes berücksichtigt. Es handelt sich um ein Modell, mit dem sich schlagspezifische Prognosen berechnen lassen. Für jeden Schlag wird das Datum der Neuinfektion auf F-2, die abgelaufene Inkubationszeit und das Datum des simulierten Erstauftretens von Septoria tritici angezeigt und unterstützt damit die Entscheidung der optimalen Terminierung der Fungizidmaßnahme.

Septri steht auf isip.de -> Entscheidungshilfen -> Winterweizen -> Septoria-Prognose in Schleswig-Holstein kostenlos zur Verfügung.

Bei Fragen zu Pflanzenschutz-­Prognosemodellen informiert die Autorin unter shagen@lksh.de;
Tel.: 0 43 31-94 53-387 oder 0151-52 59 83 24.

Pflichttermin für Pflanzenbauer

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Es ist wieder soweit: Die DLG-Feldtage finden in diesem Jahr statt, und zwar vom 14. bis 16. Juni auf dem Versuchsgut Kirschgartshausen der Südzucker AG vor den Toren Mannheims im Dreiländereck Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz.

Zwei Mal hintereinander – 2020 und 2021 – mussten die zunächst auf Gut Brockhof im westfälischen Lippstadt geplanten Feldtage abgesagt werden. Nun kann das Pflanzenbauevent mit 40 ha Ausstellungs- und Vorführungsfläche im Süden Deutschlands stattfinden. Im Fokus stehen neben Sorten auch Verfahren, Technologien und Betriebsmittel im Ackerbau. Andreas Steul, Projektleiter der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) für die Feldtage, erklärte kürzlich bei der Vorstellung des Geländes: „Die Aussteller und wir freuen uns, dass es endlich wieder los geht.“

Das Gelände präsentiert sich derzeit in bester Verfassung, auf allen Ständen wird gearbeitet, gepflegt, ausgesät, gewässert, knapp 20 ha Parkplätze rund ums Gelände sind angelegt worden. Die DLG hat in Infrastruktur investiert, um Ausstellern wie Besuchern bestmögliche Bedingungen zu bieten. Laut Messeorganisatoren sind unter den Ausstellern 355 Firmen, Verbände und Institutionen aus 17 Ländern.

Viele Vorführungen

Gemeinsam mit den Mitveranstaltern (Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz des Landes Baden-Württemberg, Vereinigte Hagelversicherung, Raiffeisen Waren GmbH, Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main (RWZ) und die ZG Raiffeisen) hat die DLG auch ein umfangreiches Vortragsprogramm in den Foren sowie ein erweitertes Vorführprogramm für Maschinen auf die Beine gestellt. Neben den bewährten Demonstrationen von Feldspritzen und Düngerstreuern sowie zur flachen Bodenbearbeitung, mechanischen Unkrautbekämpfung sowie N-Sensoren im Praxisvergleich wird es erstmals auch die Vorführung „Heben, Laden und Befüllen auf dem Acker“ geben, bei der sich Teleskoplader und Frontladerschlepper im direkten Vergleich messen. Kurzum: An den drei Messetagen wird sich auf dem DLG-Feldtagsgelände alles um die aktuellen Fragen des Pflanzenbaus drehen. Es werden rund 23.000 Besucher erwartet.

Seit den jüngsten DLG-Feldtagen sind die drängenden Themen im Ackerbau nicht weniger geworden. Im Gegenteil: Gesellschaftliche, gesetzliche und politische Herausforderungen, erhöhte Ansprüche beim Thema Artenvielfalt, turbulente Agrarmärkte und extrem verteuerte Betriebsmittelpreise zwingen Landwirte dazu, sich mit ihren Anbauverfahren weiter intensiv auseinanderzusetzen. Die DLG-Feldtage wollen in dieser Situation Orientierung und Entscheidungshilfen bieten. Unter dem Leitthema „Mein Pflanzenbau. Meine Zukunft.“ haben Landwirte an Ständen der Unternehmen und Vorführungen, in Foren und Gesprächen die Möglichkeiten, Impulse für die weitere Ausrichtung ihrer Betriebe aufzunehmen.

Austausch wichtiger denn je

Martin Umhau, Aufsichtsratsmitglied der DLG und Vorsitzender des Fachbeirates der DLG-Feldtage, erläuterte, dass das gesamte Agrarpreisgefüge in Bewegung sei. Die momentane Situation auf den Agrarmärkten sei sehr unübersichtlich und werde auch in Zukunft sehr volatil bleiben. Insofern fielen die diesjährigen DLG-Feldtage in eine Zeit, in der Information und Orientierung in allen betrieblichen Dingen äußerst notwendig und unabdingbar seien. „In der momentanen Situation wird deutlich, dass eine ausgefeilte und dem Standort angepasste optimale Produktionstechnik die Voraussetzung ist, um weiter aktiv am Marktgeschehen tätig zu werden“, stellte der Praktiker fest.

Feldroboter im Wettstreit

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das 13 ha große Versuchsfeld mit Sortendemonstrationen von Pflanzenzüchtungsunternehmen. Zu sehen sind bewährte und neue Sorten sowie Saatgut aller marktrelevanten Kulturpflanzen, ergänzend dazu auch Düngung, Pflanzenschutz, unterschiedliche Anbauverfahren sowie Lösungen für Precision Farming und Digitalisierung. Unter anderem werden praxisreife Feldroboter bei der Arbeit im Feld zu sehen sein.

Informationen bieten zudem das Special Ökolandbau, das neue Special Feldgemüse sowie das 19. Internationale Field Robot Event, veranstaltet von der Universität Hohenheim. Dabei konkurrieren internationale Studententeams mit ihren Feldrobotern um die besten Lösungen bei landwirtschaftlicher Mechanisierung. Auch ein Klassiker darf nicht fehlen: Der Vergleich europäischer Anbauverfahren für Weizen, der seit den ersten DLG-Feldtagen 1988 Bestandteil des Programms ist. Ergänzt werden die Angebote durch Sonderschauen der Fachpartner: Treffpunkt Öl- und Proteinpflanzen (Ufop), Treffpunkt Zuckerrübe (Südzucker AG), Treffpunkt Pflanzenschutz (IVA), Treffpunkt Innovationsförderung (BZL/BLE). Weitere Informationen im Internet: www.dlg-feldtage.de

Wird Kirchenland zu Moorland?

Landwirtschaft und Kirche sind tragende Säulen im ländlichen Raum. Das wird alljährlich bei gemeinsamen Veranstaltungen von Nordkirche und Bauernverband bekräftigt. Manchmal aber knirscht es im Kirchengebälk. Bei der Tagung der Landessynode im Februar wurde eine Beschlussvorlage diskutiert, die für Unruhe sorgt. Der Inhalt: detaillierte Maßgaben an die Kirchengemeinden für eine treibhausgasreduzierte Bewirtschaftung von Pachtland. Besonders gefordert wird dabei die Wiedervernässung ehemaliger Moore.

Es steht ganz obenan: Die Nordkirche will im Klimaschutz vorangehen. Dazu wurde der Klimaschutzplan 2022-2027 mit dem Untertitel „Jetzt die entscheidenden Schritte gehen“ erstellt, dazu ein Handbuch mit Empfehlungen für die konkrete Umsetzung. Beide zusammen 65-seitigen Dokumente behandeln alle internen Bereiche der Kirche, zum Beispiel Gebäudesanierung, Energiesparen oder Fuhrpark – und eben auch den Umgang mit dem kirchlichen Pachtland. Auf der nächsten Seite sind die Aussagen zum Thema Landwirtschaft in Auszügen dokumentiert.

Starke Vorgaben

Kirchenland soll gemäß der Beschlussvorlage treibhausreduzierter bewirtschaftet und damit klimatauglicher werden. Als konkrete Vorschläge für die Bedingungen neuer Pachtverträge findet sich dort unter anderem Folgendes: Vermeidung von mineralischem Dünger und „Pestiziden“, kein Umbruch von Dauergrünland, eine mindestens „fünfjährige Fruchtfolge“. Und ganz besonders sollen ehemalige Moore aus der Bewirtschaftung genommen und wiedervernässt werden. Sie bergen ein hohes Potenzial für die Vermeidung von CO2-Ausstoß – nach Berechnungen der Nordkirche wesentlich höher, als es Maßnahmen etwa in der Gebäudesanierung oder beim Fuhrpark erbringen würden, die natürlich ebenfalls umgesetzt werden sollen. Zur Erhebung ehemaliger Moore sollen Flächenkataster erstellt werden.

Sensible Umsetzung

Das erfüllt Landwirte mit Sorge. Zwar wurde auf der Synodentagung nur der Klimaschutzplan beschlossen, nicht aber das Handbuch mit den konkreten Vorschlägen. Zwar wird seitens der Kirche betont, dass in Gesprächen auf Kirchenkreisebene mit Bauernverbands- und anderen Landwirtschaftsvertretern taugliche und ortsbezogene Lösungen gefunden werden sollen. Das sei von vorneherein vorgesehen gewesen, und solche Gespräche finden auch bereits statt. Und schließlich wird die Erhebung ehemaliger Moorflächen einige Zeit in Anspruch nehmen. Kurzum: Es ist noch nichts in trockenen Tüchern. Doch gleichwohl macht sich Verunsicherung bei den Landwirten breit, was da auf sie zukommt. Der Bauernverband Schleswig-Holstein nimmt dazu auf der folgenden Seite Stellung.

Ein Zeitaufschub durch gründliches und besonnenes Vorgehen bringt Ruhe in die Angelegenheit, birgt aber auch Ungewissheiten: Wenn nach und nach alte Pachtverträge auslaufen, wie zurückhaltend oder kurzfristig werden sie unterdessen neu geschlossen? Je länger der Zustand andauert, desto mehr Flächen kommen durch Pachtauslauf in diesen Status. Und zum Beispiel eine Auflage mehrjähriger Fruchtfolge verträgt sich nicht mit einem kurzfristigen Pachtvertrag.

Entscheidungen vor Ort

Entscheidungsträger bei Pachtverträgen sind die jeweiligen Kirchengemeinden, sie stehen im Grundbuch. Es handelt sich dabei um sogenanntes Pfarrvermögen. Das bedeutet, Erträge aus dem Land werden hauptsächlich für die Besoldung von Pastorenstellen verwendet, zum Teil auch für Stipendien für Theologiestudenten. Diese Finanzierung läuft allerdings über den jeweiligen Kirchkreis. In der Praxis gehen der größte Teil der Pachteinnahmen an diesen, ein kleiner Teil bleibt als Verwaltungsentschädigung bei der Kirchengemeinde.

Die Kirchengemeinden stehen bei der Frage der Verpachtung ihrer Flächen in dem Zwiespalt, einerseits das Vorhaben der Klimatauglichkeit zu verfolgen und andererseits für genügend Einnahmen zu sorgen. Schließlich steht mit dem Vorhaben der energetischen Sanierung von Altgebäuden, welches ebenso Teil der Synodenempfehlung ist, ein teures Projekt an, das finanziert werden will. Andererseits könnte der Umstand, dass nur ein kleiner Teil der Pachteinnahmen bei der Kirchengemeinde verbleibt, diese dazu verleiten, den finanziellen Aspekt nicht allzu stark zu gewichten.

Letztlich kommt es immer auf die Entscheidung des örtlichen Kirchengemeinderates an und damit auf dessen Zusammensetzung. Die spiegelt entsprechend die vorherrschenden Ansichten in der örtlichen Bevölkerung wieder und wird sich hier so und dort anders ausrichten. Entscheidend wird sein, wie sich vor Ort Bauern und Kirchengemeinderäte sachlich verständigen können.


„Steine statt Brot für die Bauern“

Stellungnahme des Bauernverbands Schleswig-Holstein

Positiv zu bewerten ist grundsätzlich, dass man als Ansatzpunkt die Thesen der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZLK) gewählt hat, an dem sich der Bauernverband beteiligt und zu deren Ergebnissen sich ein breites gesellschaftliche Bündnis bekannt hat.

Kritisch zu beurteilen sind jedoch die ganz konkret formulierten Maßnahmenvorschläge, die sehr strikte Vorgaben an die Landwirte stellen, ohne dass zugleich die – in der ZKL beziehungsweise dem Dialogprozess auf Landesebene zur Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein 2040 vereinbarten – finanziellen Anreize als Gegenleistung für diese Gemeinwohlleistungen benannt werden. Aktuell wirkt der Ansatz daher unvollständig und würde bedeuten, dass die Landwirte in Vorleistung gehen müssten, ohne zu wissen, ob die von ihnen zu realisierenden Einschnitte am Ende tatsächlich angemessen honoriert werden.

Klar muss auch sein, dass die darin angesprochenen Einschränkungen ganz erheblich in die Bewirtschaftungsmöglichkeiten des Pächters eingreifen. Als Manko stellt sich zudem dar, dass die angesprochenen Maßnahmen nicht nach den unterschiedlichen Gegebenheiten der verschiedenen Bundesländer in der Nordkirche differenzieren, obwohl aus agrarischer Sicht schon zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Welten liegen können.

Man gibt den betroffenen Bewirtschaftern und den zuständigen Kirchengemeinden durch die als sehr strikt und wenig Spielräume belassende Zusammenstellung „Steine statt Brot“ für ihre Pachtvertragsverhandlungen, insbesondere weil mit Blick auf die Praxis bei diesen nicht immer eine Bereitschaft zur Aufnahme derart rigoroser Regelungen gegeben sein wird, alternative niedrigschwellige und in vielleicht in mehr Fällen taugliche Ansätze aber nicht vorgeschlagen werden.

Natürlich ist auch zu berücksichtigen, dass die Landessynode hierbei wohl nicht nur landwirtschaftlich, sondern vor allem klimaschutzbezogen „den Stein weit hinauswerfen“ und zur Diskussion anregen wollte, zumal das Thema gesellschaftlich aktuell große politische Kreise zieht. Dieser Aspekt ist dem Bauernverband Schleswig-Holstein bewusst, weshalb sich der Verband selbst zu Moorschutz- und Wiedervernässungsmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen mit seinem Papier „Marksteine neuer Wege im Moorschutz“ umfassend positioniert hat.

Wichtig ist in der Gesamtbetrachtung, dass auch vonseiten des Bischofs ein noch ausstehender Austausch mit dem Bauerverband in der Landessynodensitzung besonders hervorgehoben wurde.

Dr. Lennart Schmitt, BVSH


Kirchenland soll klimagerecht bewirtschaftet werden

Auszüge aus der Vorlage für die Tagung der Landessynode der Nordkirche am 25./26. Februar 2022

Aus dem Klimaschutzplan: Verpachtung kirchlicher Ländereien

Bei der Verpachtung kirchlicher Ländereien muss in Zukunft der Klimaschutzaspekt eine starke Rolle spielen. Deshalb sollen Kriterien abgestimmt werden, die für eine treibhausgasreduzierte Bewirtschaftung Anreize geben. Ein zentraler Faktor ist dabei die Wiedervernässung von Mooren. Die für die landwirtschaftliche Nutzung in den letzten 150 Jahren trockengelegten Moorböden emittieren erhebliche Mengen von Treibhausgasen.

Erforderlich ist die Erarbeitung einer nationalen Moorschutzstrategie von Bund und Ländern im engen Austausch zwischen Landwirtschaft und Naturschutzverbänden. Dabei soll im Einklang mit dem Ziel „Klimaneutralität 2045“ eine weitgehende Wiedervernässung der derzeit trocken genutzten landwirtschaftlichen Flächen erreicht werden. Für den Nutzungsausfall müssen die entsprechenden Mittel bereitgestellt werden.

Aus dem Handbuch: Treibhausgasreduzierte Bewirtschaftung von Pachtland

Den Kirchengemeinden steht es frei, den Pächtern kirchlicher landwirtschaftlicher Grundstücke weitere Auflagen für die Bewirtschaftung zu machen, jedoch müssen sie sich darüber im Klaren sein, dass solche Auflagen fachlich zutreffend formuliert sein sollten. Zudem sollten die Kirchengemeinden in der Lage sein, diese Verpflichtungen auch zu kontrollieren.

Deshalb sind für folgende Maßnahmen rechtssichere und überprüfbare Formulierungen auszuarbeiten und den Kirchengemeinden zu empfehlen:

– Die Drainagen ehemaliger Moor- und Anmoorböden sind zu entfernen (insbesondere Plastikrohre), notfalls nur zu schließen, beziehungsweise sofern möglich, sind diese Flächen wieder zu vernässen und/oder extensiv (Paludikultur) zu bewirtschaften.

– Die Flächen sind mit Agroforstsystemen inklusive Knick/Wallhecke zu versehen. Die dazwischen liegenden landwirtschaftlich genutzten Parzellen sollen eine Größe von 5 ha nicht überschreiten.

– Das Gewicht eingesetzter Maschinen darf maximal 20 t Gesamtgewicht nicht überschreiten.

– Das Grünland soll extensiv und die Grünlandnarbe muss geschlossen sein, dabei soll der Umbruch von Dauergrünland nicht genehmigt werden.

– Eine ganzjährige Bodenbedeckung ist für Ackerböden zu gewährleisten.

– Am Anfang und Ende der Pachtzeit ist der Humusgehalt durch ein Fachlabor zu ermitteln.

– Eine mindestens fünfjährige Fruchtfolge ist anzuwenden.

– Dauerkulturen sind zugelassen.

– Die mineralische Düngung ist zu vermeiden, und der Boden soll nur minimal bearbeitet werden.

– Der Einsatz von Pestiziden ist zu vermeiden.

– Wird der Boden zudem sehr intensiv beackert, wird der gebundene Kohlenstoff oxidiert und als CO2 freigesetzt und gelangt in die Atmosphäre.

– Trocken gelegte Moorböden ­werden ermittelt. Ein entsprechendes Flächenkataster mit den potenziellen Treibhausgasemissionen durch trocken gelegte Moor- und Anmoorböden (Bodenatlas) ist dafür erforderlich.

Der Klimaschutzplan wurde auf der Tagung der Synode im Februar verabschiedet. Das Handbuch wurde diskutiert, aber nicht beschlossen. (Anm. d. Red.).


„Jetzt ist Start der Diskussion, nicht ihr Ende“

Interview mit Dr. Jan Menkhaus, Agrarbeauftragter der Nordkirche

Herr Dr. Menkhaus, in welcher Weise sind Sie mit dem Klimaschutzplan der Nordkirche und dem zugehörigen Handbuch betraut?

Dr. Jan Menkhaus: Ich habe in der Untergruppe Landbewirtschaftung an der Erstellung mitgewirkt und nehme für die Nordkirche an Dialogveranstaltungen mit den Vertretern der Landwirtschaft teil. Diese Gespräche waren von vorneherein vorgesehen, sie sind der Start einer Diskussion, nicht das Ende.

Mit dem Klimaschutzplan möchten wir die Klimaschutzziele des Dialogprozesses „Zukunft der Landwirtschaft“ gemeinsam mit den Praktikern und Praktikerinnen vor Ort umsetzen. Die Nordkirche hat ja am Dialogprozess aktiv mitgearbeitet und sich zu den Zielen, auch den Klimaschutzzielen, bekannt.

Die in den Papieren enthaltenen Inhalte sind also nur Vorschläge?

Der Klimaschutzplan der Nordkirche ist alle sechs Jahre neu aufzulegen und wurde jetzt beschlossen. Darin wurde das Ziel aufgenommen, dass bei der Verpachtung kirchlicher Ländereien in Zukunft der Klimaschutzaspekt eine starke Rolle spielen muss. Die Vorschläge im Handbuch über die weitere Vorgehensweise mussten nicht beschlossen werden, sondern wurden zur Kenntnis genommen.

Wer hat das Handbuch fachlich erstellt?

Das haben unsere Mitarbeiter der Nordkirche getan. Wir haben externe Fachleute eingeladen und angehört, aber wir haben es selbst formuliert.

Müssen die Kirchengemeinden neue Pachtverträge beim Kirchenkreis vorlegen und auf Klimatauglichkeit prüfen lassen?

Die Kirchengemeinden entscheiden über ihre Pachtverträge, sie müssen nicht Rechenschaft ablegen. Es gibt diesbezüglich auch keinerlei Sanktionen. Manche machen auch weiter wie bisher. Andererseits bekommen die Kirchengemeinden durch den Klimaschutzplan die rechtliche Grundlage, die vereinbarten Ziele umzusetzen.

Zur Wiedervernässung trockengelegter Moore: Um welche Dimension handelt es sich dabei?

Darüber gibt es noch keine Übersicht, ein Kataster muss erst erstellt werden. Es ist derzeit nicht beabsichtigt, dazu Gutachter herumgehen zu lassen, vieles kann durch Aktenstudium ermittelt werden, etwa im Umweltatlas. Summa summarum ist es vermutlich eine ganze Menge. Durch Wiedervernässung könnte mehr als das Doppelte des CO2-Ausstoßes eingespart werden als durch Maßnahmen in den Bereichen Gebäude, Mobilität und Beschaffung.

Der Bauernverband kritisiert, dass bei diesen Betrachtungen die Verhältnisse in Mecklenburg-Vorpommern auf Schleswig-Holstein übertragen wurden.

Mecklenburg-Vorpommern kann man mit Schleswig-Holstein nicht vergleichen. Natürlich sind da die Verhältnisse anders. Wir haben aber nicht für einzelne Regionen Vorschläge erstellt. Das soll ja in den kommenden Gesprächen herausgefunden werden. Es geht darum, vor Ort zu eruieren: Ist es möglich, hier etwas für die Renaturierung zu tun? Natürlich ist es unser Ziel, langfristig Moorschutz zu betreiben – so viel wie möglich. Wo aber alles gut ist, müssen wir auch nichts mehr machen.

Welcher Zeitrahmen ist dafür vorgesehen?

Wir wollen uns ein Jahr Zeit dafür nehmen, aber wenn es im August 2023 noch nicht fertig ist, darf es auch länger dauern.

Interview: Tonio Keller

Dr. Jan Menkhaus ist wissenschaftlicher Referent im Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) der Nordkirche.

Erhalt der Baukultur ist auch Gemeinwohlsache

Durch den ländlichen Strukturwandel sind viele landschaftsprägende Gebäude durch Leerstand vom Verfall bedroht, weil sie nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden. Der Denkmalrat des Landes Schleswig-Holstein setzt sich dafür ein, solche wertvollen Kulturgüter zu erhalten und die Sanierungsmaßnahmen mit öffentlichen Mitteln zu unterstützen, bevor sie unwiederbringlich verloren gehen. Eine Exkursion mit dem Gremium führte durch den Kreis Steinburg.

„Solche Gebäude sind ein weicher Standortfaktor und haben eine erhebliche Bedeutung für den Tourismus. Deshalb sollte sich die Gesellschaft angemessen an den Sanierungskosten beteiligen“, betonte die Lübecker Architektin Susanne Sunder-Plassmann als Vorsitzende des Denkmalrates bei der Exkursion. Bei der Fahrt durch die größtenteils unter dem Mee­resspiegel liegende Wilstermarsch mit ihrem ausgeklügelten Entwässerungssystem wurden zwei Haustypen in Dammfleth besichtigt, die für die unterschiedliche Nutzung und für den unterschiedlichen Sanierungszustand stehen.

Christine Scheer (li.), Architektin der Interessengemeinschaft Bauernhaus, erklärt die Funktion des Bargs in der offenen Diele.

Ein originaler Barg

Das Barghus ist das typische Bauernhaus der Wilstermarsch mit dem heruntergezogenen Reetdach im „Achterhus“ und der seitlich angeordneten Dielentür. Sein Hauptmerkmal ist der erdlastige Ernte­stapel in der Mitte des Hauses, der Barg. Hier wurden Heu und Stroh für die Milch- und Viehwirtschaft vom Boden bis zum Dach aufgestapelt. Das winklig vorgebaute „Vörhus“ diente als Wohnteil.

Das Barg­hus Luthe aus der Mitte des 18. Jahrhunderts ist dafür ein typisches Beispiel. Das Ehepaar Gregor Luthe (74) und Heidrun Weber-Luthe (69) haben den ehemaligen Pachthof vor 30 Jahren gekauft und mit viel Eigenleistung saniert. „Wir haben hier 1992 unser Traumhaus gefunden und den Erwerb nie bereut“, blickt der ehemalige Soldat aus Hohenaspe zurück.

Zunächst wurde der Pferdestall ausgebaut, um dort einziehen zu können. Die Sanierung hat insgesamt zwölf Jahre gedauert, bis der Einzug 2004 ins Haupthaus mit heutigem Wohnstandard den vorläufigen Abschluss brachte. Dafür konnten Fördermittel von Stiftungen und für die Reetdachsanierung genutzt werden. Der angrenzende Schweinestall ist inzwischen zum Gästehaus umgebaut worden.

Architektin Christine Scheer erläutert die Sanierungsmaßnahmen: „Der Barg im Hausmittelpunkt ist noch original erhalten. Durch ein Stahlgerüst haben wir die Balken stabilisiert. Das Barg­hus ist praktisch in Wohn- und Wirtschaftsbereich aufgeteilt und mit wenig Aufwand erstellt. Es war das Armeleutehaus der Kleinbauern mit 13 Kühen, Schweinen und Pferden.“

Dieses Fachhallenhaus aus dem 18. Jahrhundert in Dammfleth wurde 2019 vor dem Verfall bewahrt.

Fachhallenhaus gerettet

Die Fachhallenkonstruktion in dem Haus, das Sebastian Giesen und Hilary Schmalbach erworben haben, ist noch gut erhalten.

Als Kontrastprogramm besichtigten die Exkursionsteilnehmer anschließend ein Fachhallenhaus in Dammfleth aus dem 18. Jahrhundert, das durch die Denkmalausweisung und dem vor drei Jahren erfolgten Verkauf vor dem Verfall gerettet werden konnte. Erworben hat es das Ehepaar Sebastian Giesen (51) und Hilary Schmalbach (57) aus Hamburg. „Wir hatten eine tiefe Sehnsucht nach der grünen Wiese“, berichtet Sebastian Giesen von der Motivation des Hauskaufes. „Zunächst haben wir eine Notsicherung mit Planen auf dem Dach vorgenommen und den Schweinestall als Nothütte ausgebaut, von der wir teilweise auch arbeiten können.“ Durch das 900 m2 große Reetdach hatte es reingeregnet, dadurch ist das Heu auf dem Dachboden angefault, und die Bretter wurden morsch. „Das Ziel ist es, das klassische Fachhallenhaus mit seiner offenen Diele später für Konzertveranstaltungen zu nutzen. Dafür haben wir zehn Jahre eingeplant.“

Hier wartet noch viel Arbeit: Das Wohnzimmer des Fachhallenhauses mit fast vollständigen Kachelwänden.

Alte Fliesen und Paneele

Berthold Köster vom Landesamt für Denkmalpflege erläuterte: „Das Haus erzählt die Geschichte der Umbauphasen früherer Zeiten. Durch die gut erhaltene Holzständerkonstruktion aus Nadelholz und Eiche kann man das Gebäude Schritt für Schritt sanieren. Die Wände haben keine tragende Funktion.“ Im stark sanierungsbedürftigen Wohnbereich befinden sich noch alte Fliesen an den Wänden und Holzpaneele. Berthold Köster: „Wir müssen noch klären, wie man damit umgehen sollte. Was kann man noch retten, und was lohnt nicht mehr zum Erhalt?“

Nach weiteren Besichtigungen der Klappbrücke und der Schleuse Kasenort, dem Marktplatz und dem restaurierten Treppenhaus des Rathauses in Glückstadt und des Looft-Hofes in Herzhorn-Gehlensiel waren sich die Exkursionsteilnehmer einig, dass die Steinburger Elbmarschen als eine gewachsene Kulturlandschaft bewahrt und unterstützt werden müssen. Susanne Sunder-Plassmann: „Wir fordern vom Land ein Denkmalschutz-Sonderprogramm mit einer Laufzeit von zehn Jahren und einem Umfang von fünf Millionen Euro pro Jahr. Der Denkmalschutz muss Thema bei den Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl werden, denn die aktuell zur Verfügung stehenden Fördermittel reichen nicht aus.“

Energieerzeugung und Moorschutz

Auf einer Moorfläche von knapp 19 ha wird im Solarpark Lottorf südlich von Schleswig mehr als nur Erneuerbare Energie erzeugt: Die nachführbaren Module produzieren Solarstrom, während auf dem Areal zugleich Moorschutz und extensive Landwirtschaft betrieben und damit naturnahe Lebensräume geschaffen werden.

Die Wattmanufactur und der Osterhof aus Galmsbüll, Kreis Nordfriesland, haben mit ihren Geschäftsführern René Nissen und Jess Jessen in Lottorf in die Zukunft investiert. Ihre Mission ist es, standortgerechte und „ökologische“ Solarparks zu entwickeln und dabei Landwirte und Kommunen mitzunehmen. Auf dem zuvor intensiv genutzten Grünland entlang der Bahnstrecke Flensburg-Neumünster werden seit dem vergangenen Sommer nun Natur- und Moorschutz, Landwirtschaft und Regenerative Strom­erzeugung kombiniert. „Wir müssen Landwirtschaft und Energieerzeugung gemeinsam denken und die Landwirtschaft teilhaben lassen, denn da sitzt das Know-how“, erklärt Nissen. Der Osterhof betreibt in achter Generation selbst Landwirtschaft: Heute sind es mehr als 600 ha Demeter-Ackerbau in Deutschland und Dänemark.

Nachführbare Module

Laut Wattmanufactur ist der Solarpark der größte mit nachführbaren Modulen in Deutschland und erzeugt jährlich etwa 20 Mio. kWh Erneuerbare Energie. Die 39.270 bifazialen, der Sonne von Ost nach West folgenden Module verwerten dabei nicht nur die direkte Sonnen­einstrahlung, sondern auch das reflektierte Licht von unten. Neben einer höheren Energiegewinnung bieten die beweglichen Module zudem weiterhin einen vollflächigen Lichteinfall und Beregnungsmöglichkeit. So könne sich der zuvor intensiv bewirtschaftete Moorboden erholen und mehr CO2 binden. Die Fläche wird durch eine Portionsweide sowie eine regelmäßige, behutsame Mahd extensiv landwirtschaftlich genutzt. In einem langjährigen Monitoring würden alle Auswirkungen auf die Boden-, Pflanzen- und Tierwelt mit Fachbiologen dokumentiert und ausgewertet, heißt es von der Wattmanufactur.

Dr. Rolf Peschel, René Nissen, Dag Frerichs, Jess Jessen und Thies Jensen  Foto: Julian Haase

Träger ohne Fundament

Die Grünlandfläche in Lottorf ist im Vorwege beprobt und auf ihre Torfmächtigkeit hin untersucht worden. Sämtliche Träger der Gestelle sind zwischen 80 cm und 3 m in den Torfboden gedrückt worden und „stehen“ auf dem darunterliegenden Mineralboden – ein Fundament ist nicht notwendig. „Bei einer größeren Tiefe geht es aber an die Wirtschaftlichkeit“, erläutert Jessen. Sollen die Gestelle eines Tages demontiert werden, lassen sich die Träger einfach wieder nach oben aus dem Boden herausziehen. Um einen Einfluss durch die Ver­zinkung der Stahlträger auf den umliegenden Boden zu verhindern, wurden diese mit Epoxidharz beschichtet.

Die Modulstränge sind wartungsfrei gelagert und verfügen über dezentrale Wechselrichter. Lediglich ein 200 W-Motor von der Größe einer Selterflasche dreht einen 100 m langen Modulstrang und führt ihn der Sonne nach. „Zwölf bis vierzehn Prozent Mehrertrag sind so drin“, schildert Nissen, verweist aber auch auf die höheren Investitionskosten. So habe etwa für Wartungsarbeiten und die Feuerwehr auch ein befahrbarer Weg durch den Solarpark angelegt werden müssen. Die Gestelle der Module sind so beschaffen, dass mithilfe eines speziellen Mähbalkens mit breiten Rädern und Stachelwalzen dazwischen und darunter bei Bedarf gemäht werden kann. Dadurch, dass keine rotierenden Mähwerzeuge zum Einsatz kommen, werden die Insekten geschont und die Solarmodule vor Beschädigungen geschützt.

Ohne Fundament: Die verzinkten und mit Epoxidharz beschichteten Träger werden lediglich in den Boden gedrückt. Foto: Julian Haase

Um eine Austrocknung zu verhindern und um das Wasser auf der Fläche zu behalten, seien beispielsweise die Drainagen unbrauchbar gemacht worden. Ein optimaler Pegelstand könne derzeit allerdings nicht immer erreicht werden. Eine 3 m tief eingefräste Folie soll hier, ähnlich einer Badewanne, in Zukunft Abhilfe schaffen. Dag Frerichs, Landwirt und Bewirtschafter aller Solarparks des Osterhofs, verweist auch auf die zuletzt immer häufiger aufgetretene Frühsommertrockenheit. Für den Biolandwirt ist die Photovoltaik eine Möglichkeit der Diversifizierung landwirtschaftlicher Betriebe und auch in Zukunft Baustein des betrieblichen Erfolgs. Ohnehin seien es die breit aufgestellten Betriebe, so Frerichs, die erfolgreich seien. Das eine sei der Moorschutz, das andere der Gewässerschutz: „Wir müssen als Landwirte liefern“, betont Frerichs. Diese Böden gehörten ohnehin nicht zu den Hochertragsböden. Die Wattmanufactur plädiert bei dieser Form der Energieerzeugung für eine eigene Flächenkategorie, sodass die Extensivierung der Solarparkfläche über die Eco-Schemes angerechnet werden kann.

Ein 200 W-Motor genügt, um einen 100 m langen Modulstrang der Sonne nachzuführen. Foto: Julian Haase

Maßnahmen gebündelt

Die positiven Effekte der wandernden Verschattung auf Pflanzenwachstum und Artenvielfalt bei gleichzeitiger Möglichkeit einer vollflächigen Beregnung hob der Potsdamer Biologe Dr. Rolf Peschel hervor. Ein Wildkorridor, Maßnahmen zum Brutvogelschutz und die Ansaat von Blühstreifen gehören ebenfalls zu der Anlage, die laut Berechnungen der Wattmanufactur jährlich 7.360 t CO2 einspart und 4.603 Haushalte mit Regenerativer Energie versorgt.