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Jamaika-Farben neu gemischt

Die CDU in Schleswig-Holstein hat allen Grund zur Partystimmung. Die soll auch ausführlich zelebriert worden sein am vorigen Sonntag nach der Wahl. Das fulminante Wahlergebnis von 43,4 % macht die CDU nicht nur zur stärksten Fraktion, es versetzt sie auch in die komfortable Lage, mit nur einem Partner koalieren zu können. Die Grünen befinden sich ebenfalls im Aufsteigermodus mit einem Wahlergebnis von 18,3 %. Erstmals konnten sie drei Direktmandate im Land ergattern. Wirklich stark waren die Grünen in den städtischen Regionen. Dabei hat diese Wahl auch deutlich gemacht, was für ein starkes Stadt-Land-Gefälle zwischen CDU und Grünen in der Wählermeinung besteht. Nach ihren erdrutschartigen Verlusten wird sich die SPD in der nächsten Zeit hauptsächlich mit sich selbst beschäftigen müssen. Die FDP musste mit gerade einmal 6,4 % das schlechteste Ergebnis der Liberalen im Land seit mehr als zwei Jahrzehnten einstecken. Wolfgang Kubicki fehlt, ist die einhellige Meinung.

Nur drei Tage nach der Wahl hat die CDU am Mittwoch einen kleinen Parteitag in Kiel abgehalten. Dort sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), er würde gerne mit einem Dreierbündnis aus CDU, Grünen und FDP weiterregieren. Das habe man den Wählerinnen und Wählern versprochen. Er interpretiere das Wahlergebnis so, dass viele Leute die Jamaika-Regierung als gut befunden hätten. Damit hat er den Ratschlag seines ehemaligen Landwirtschaftsministers und jetzigen Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne) ausgeschlagen, der sagte „Ich glaube, Daniel Günther ist schlau genug zu sehen, wenn zwei Parteien die Wahl gewinnen, was daraus dann zu folgen hat.“ 

Auf der anderen Seite der Wahlurne hat sich eine Gruppe stark positioniert. Die Landwirte haben laut Analyse der Forschungsgruppe Wahlen zu 77 % für die CDU gestimmt. Mit 9 % folgt die FDP in der Gunst der Landwirtschaft auf Platz zwei. Die Grünen, die in den beiden vergangenen Legislaturperioden das Kieler Landwirtschaftsressort besetzt hatten, kamen bei den Bauern auf lediglich 5 %. Dahinter rangieren die SPD mit 4 % und der SSW mit 3 %.

Daniel Günther hat einiges dafür getan, bei den Landwirten ins Gespräch und auf den Wahlzettel zu kommen. Vor allem der anschaulichen Problematik Gänsefraß hatte er sich öffentlichkeitswirksam durch Besuche bei massiv betroffenen Bauern angenommen, wie bei Oke Martinen auf Amrum. Beim Landesbauerntag im September vorigen Jahres sagte Günther: „Wir müssen jetzt liefern“ und erklärte die Gänseproblematik zur Chefsache. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine rief er dazu auf, dass die EU als weltweite Lebensmittellieferantin die Ziele der Klimaneutralität und Versorgungssicherheit zusammendenken müsse. Er besann sich auf die Gunstlage und den Nettoexporteurstatus Schleswig-Holsteins. Die ab 2023 geltenden EU-Stilllegungsverpflichtungen im Ackerbau sowie die Verpflichtung zu Fruchtfolgeeinschränkungen in der GAP ab 2023 sollten für die Zeit der Krise ausgesetzt werden, um auf diesen Flächen Nahrungs- und Futtermittel, vor allem Weizen, produzieren zu können. Zudem solle der Einsatz aller Produktionsmittel erlaubt werden.

Es sieht so aus, als hätten bei dieser Wahl die Bauern für die nächsten fünf Jahre geliefert, nämlich einen Vertrauensvorschuss an die CDU. Daniel Günther wird wissen, was das heißt. Das Agrarressort wurde vor der Wahl von den Grünen aufgegeben – durch die Ankündigung des Wechsels des grünen Stelleninhabers Jan Philipp Albrecht nach Berlin zur Heinrich-Böll-Stiftung. Jamaika hat in Schleswig-Holstein eine Grundfarbe.

Mechthilde Becker-Weigel. Foto: bb

Maschinen gestohlen und Lager geplündert

Die ukrainische Regierung bestätigt den Abtransport von Getreide aus besetzten Gebieten. Laut dem stellvertretenden Agrarminister Taras Vysotsky nehmen die russischen Besatzer damit im Osten des Landes Knappheiten bis hin zu Hungersnöten in Kauf. Die Agrarausfuhren der Ukraine auf dem Landweg sind im April deutlich gestiegen, die Exportkapazitäten der blockierten Schwarzmeerhäfen können dennoch nicht kompensiert werden. Im Osten der Ukraine hat russisches Militär die Maschinen von den den Höfen abtransportiert.

Die russischen Attacken auf die ukrainische Landwirtschaft wurden vonseiten der Bundesregierung scharf verurteilt. Präsident Wladimir Putin bediene sich skrupellos an den Weizenreserven der Ukraine, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur. Landwirte müssten Reserven zwangsweise zu lächerlichen Preisen verkaufen, oder Putins Soldateska nehme sich die Vorräte einfach. „Dafür gibt es im Rechtsstaat übrigens drei Wörter: Erpressung, Diebstahl und Raub.“ Özdemir sagte, ihn erreichten beunruhigende Berichte aus dem Osten der Ukraine, die Putins imperialistische Pläne offenlegten. „In den besetzten Gebieten werden wirtschaftliche Strukturen offenbar zunehmend an russische Regelungen angepasst.“ Landwirte müssten demnach Erklärungen über ihren Besitz abgeben und würden gezwungen, sich nach russischem Recht zu registrieren. Gleichzeitig lasse Putin gezielt Eisenbahnanlagen Richtung Westen bombardieren, um ukrainische Getreidelieferungen endgültig von den Weltmärkten abzuklemmen. Die ukrainische Regierung wirft Russland den massenhaften Diebstahl von Getreide in den besetzten Landesteilen vor. Landwirtschaftsminister Mykola Solskij und der Ständige Vertreter der Ukraine bei den Vereinten Nationen (UN), Serhij Kyslytsya, bestätigten Berichte, wonach bereits mehrere Hunderttausend Tonnen Getreide gegen den Willen der Besitzer aus den Oblasten Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja in Richtung Osten abtransportiert worden seien. Laut dem stellvertretenden Agrarminister Taras Vysotsky lagern in den betroffenen Gebieten noch rund 1,5 Mio. t Getreide in den Lagern der Landwirtschaft, die teils für die Aussaat, überwiegend aber für die Versorgung der dortigen Mühlen und Bäckereien gedacht gewesen seien. 

Korridor für Getreide 

In den von Kiew kontrollierten Gebieten drohen laut Vysotsky keine Versorgungsengpässe, da man noch über Getreidevorräte aus der alten Ernte verfüge. Überschüsse und einen großen Teil der neuen Ernte werde man für Exporte nutzen können. Das sei jedoch maßgeblich von der Aufhebung der russischen Blockade ukrainischer Seehäfen abhängig. Die Ukrainische Union der Industriellen und Unternehmer (USPP) hat deshalb vorgeschlagen, dass sich die Ukraine an internationale Organisationen und neutrale Länder wenden solle, damit diese in Absprache mit Russland einen Korridor für Getreidetransporte auf dem Schwarzen Meer absicherten. Die ukrainische Regierung hat in der vorigen Woche offiziell die vorläufige Schließung der Schwarzmeerhäfen von Berdjansk, Mariupol, Skadowsk und Cherson beschlossen, da die Sicherheit der Frachtschiffe nicht gewährleistet werden könne. Wegen der ausgefallenen Exporte kommen auf die Ukraine Probleme mit der Lagerung der kommenden Ernte zu. Wegen der russischen Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen dürften sich am Ende des Wirtschaftsjahres 2021/22 abzüglich des Inlandsverbrauchs noch gut 21 Mio. t Getreide und Ölsaaten der Vorjahresernte in den Lagern befinden. Das wäre mehr als vier Mal so viel wie in anderen Jahren. Die Gesamtkapazität der ukrainischen Lagereinrichtungen lag nach Angaben des Nationalen Statistikamtes zum 1. Januar 2022 bei 75 Mio. t, davon 30,5 Mio. t bei Handel und Verarbeitung sowie 44,5 Mio. t direkt in der Landwirtschaft. Zieht man die Lager in den von Russland besetzten Gebieten ab, verbleibt noch eine Kapazität von 60,9 Mio. t. Damit würde das Land mit einem Füllstand von etwa 35 % der gesamten verfügbaren Lagerkapazität in die neue Ernte gehen.

220505 Direktsaat Mais auf einem Familienbetrieb in der Nordwest-Ukraine in der Nähe von Lutsk; Foto: privat

Geklaute Maschinen geortet

Russische Truppen haben im Südosten in der ukrainischen Stadt Melitopol Landmaschinen im Wert von fast 5 Mio. US-$ von einem John-Deere-Händler gestohlen. Einige Mähdrescher seien über beinahe 1.000 km nach Tschetschenien transportiert worden, berichtete der US-Sender CNN. Der Hersteller John Deere machte den Dieben aber einen Strich durch die Rechnung. Das US-Unternehmen ortete die Maschinen und legte sie ferngesteuert komplett still. mbw/age

Rheinhessen-Pfalz mit allen Sinnen

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Der 1. Mai ist ein besonderer Tag. Für drei Mitglieder aus dem Landesvorstand war nicht nur der 1. Mai, sondern das ganze Wochenende ein besonderes Erlebnis voller Landjugendgefühl. Nach zwei Jahren ging es für sie zur Bundesmitgliederversammlung (Bumi) nach Bad Dürkheim in Rheinhessen-Pfalz.

Die Landjugend Rheinhessen-Pfalz hatte sich ein facettenreiches Programm überlegt, sodass die Lajus das Landjugendgefühl in Rheinhessen mit allen Sinnen erleben konnten. Spätestens beim Weg zur Unterkunft merkten alle, dass die Rheinhessen gut im Wandern und Bergsteigen sein müssen. Das Gästehaus lag oben auf dem steilen Berg über Bad Dürk­heim. Bei einer Stadtführung wurde dann klar: Die Bad Dürkheimer scheinen das Überdimensionale zu lieben. So ist in der Stadt das größte Weinfass der Welt aufgestellt. Dieses fasst 1,7 Mio. l. Im Inneren befindet sich Wein, allerdings in Flaschen, da das Fass ein Restaurant beherbergt. Als Weinregion bekannt, wird in der Stadt jährlich das weltweit größte Weinfest, der Wurstmarkt gefeiert. Außerdem wird im Kurpark das größte Roulette mit zirka 800 m² und einer Roulettekugel in Größe eines Volleyballs veranstaltet.

Begeistert von Rheinhessen-Pfalz und voller Vorfreude auf die nächste BDL-Veranstaltung: Hannes Bumann und Tajo Lass (vorn), Kathrin Muus und Hanna Kühl

Bei der Führung durch die örtliche Sektkellerei erfuhren die Lajus, wie der Sekt früher produziert und abgefüllt wurde und wie die Produktion heute mit modernster Technik abläuft. Natürlich gab es auch Kostproben.

Ums Verkosten, also um das Schmecken und Riechen, ging es auch am Abend. Der Sitzungssaal war festlich dekoriert und erinnerte mehr an eine schicke Lokalität. Ein Caterer hatte eigens für den Abend ein regionales Drei-Gänge-Menü zum Thema „Weingewürzbuffet Rheinhessen meets Pfalz“ zubereitet. Alle Weine stammten an diesem Abend von Mitgliedern des dortigen Landesvorstands oder ehemaligen Vorstandsmitgliedern. Über den Abend hinweg gaben die Winzer und Winzerinnen Einblick in die Herstellung der edlen Tropfen sowie die Charakteristiken ihrer Weingüter. Extra für diesen Abend reisten die pfälzische und die rheinhessische Weinkönigin an und berichteten über ihr Ehrenamt. Anders als bei vielen Produkthoheiten engagieren sich die Weinmajestäten neben dem Kontakt zum Endverbraucher auch in fachlichen und politischen Kreisen wie dem Deutschen Weinbauverband. Zum Abschluss des opu­lenten Abendessens und vor der Eröffnung der Tanzfläche wurde Kathrin Muus als Bundesvorsitzende verabschiedet, da sie sich am nächsten Tag nicht wieder zur Wahl stellte. Sechs Jahre war die Schleswig-Holsteinerin im Bundesvorstand, drei Jahre davon als stellvertretende Vorsitzende und die letzten drei Jahre als Bundesvorsitzende. Zu ihren größten Erfolgen gehört die Mitarbeit in der Zukunftskommission Landwirtschaft.

Die Wahlen für den Bundesvorstand (Buvo) finden alle zwei Jahre statt. Am Sonntag wurde Theresa Schmidt aus Hessen als neue Bundesvorsitzende gewählt. Jan Hägerling aus Niedersachsen wurde in seinem Amt als Bundesvorsitzender bestätigt. Ebenfalls trat Mara Walz, stellvertretende Bundesvorsitzende, nicht wieder zur Wahl an. Ihren Platz nimmt Maike Delp ein. Neuer Revisor ist Bendikt Linke aus Hessen, der das Dreierteam wieder komplett macht.

Theresa Schmidt ist neue Bundesvorsitzende 

Die Qual der Wahl hatten die Landesverbände bei der Entscheidung, welcher Landesverband, welches BLD-Projekt wie das Theaterstück oder den Messestand auf der IGW oder die Erntekrone für den Ernährungsausschuss im Bundestag übernimmt. Aufgrund des Ausfalls des Deutschen Landjugendtags (DLT) 2020 musste ausnahmsweise in der Bumi über die Durchführung im Jahr 2024 entschieden werden. Für 2024 wird der DLT erneut in Schleswig-Holstein geplant. Die Lajus aus Schleswig-Holstein forderten im Rahmen ihrer Zusage, dass die bundesweite Arbeitsgruppe weiterhin an der Modernisierung und Anpassung des Formates arbeitet.

Den ersten Unterstützer für den DLT gibt es bereits. In Corona-Zeiten wurde der Förderverein des BDL wiederbelebt. Das neue Vorstandsteam hat diese Hauptprojekte ins Auge gefasst: So sollen Landesverbände, die den DLT und das Theaterstück für die IGW ausrichten, unterstützt werden. Zudem können frisch gegründete Ortsgruppen einen Antrag auf finanzielle Starthilfe stellen.


Solidarität mit der Ukraine – Forderungen des BDL

Der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) ruft zur Solidarität mit der Ukraine auf. Er fordert uneingeschränkte Unterstützung für alle Flüchtenden, einen sofortigen Waffenstillstand, den Stopp des unmenschlichen Angriffskriegs der Russischen Föderation und umgehende Friedensverhandlungen. Ein entsprechendes Papier wurde auf der Bundesmitgliederversammlung verabschiedet.

Darin heißt es unter anderem: „Wir sind ein Jugendverband, der sich für die Lebens- und Bleibeperspektiven von Kindern und Jugendlichen im ländlichen Raum engagiert. Wir setzen uns dafür ein, dass sich die Geflüchteten aus der Ukraine hier willkommen fühlen. Wir rufen alle unsere Mitglieder, Landjugendgruppen und Menschen ebenfalls dazu auf und bieten unsere Netzwerke zur Unterstützung an. Gemeinsam werden wir das uns Mögliche tun, um den Betroffenen zur Seite zu stehen.”

Nur ein Arbeitsgang erforderlich

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Kernstück der Maschine ist ein Rotor, der so viel Erntegut zur Verdichtung in den Stahltunnel presst, bis dort der Druck so hoch ist, dass sich die Silospeed – die über die Achsen zusätzlich gebremst wird – nach vorne bewegt. Fotos: Dr. Susanne Ohl

Wer kennt das nicht: die Grundfutterernte hat den ganzen Tag gedauert, und spätabends muss das Fahrsilo noch sorgfältig gasdicht abgedeckt werden, aber die Manpower fehlt. Wenn dann während der Entnahme noch Probleme mit Fehlgärungen oder aerobem Verderb sichtbar werden, kommt mancherorts der Wunsch nach einem alternativen Silierverfahren auf. Die Silierung im Folientunnel (Silospeed) oder Schlauch bietet den Vorteil, dass Befüllen, Verdichten und Abdecken in einem Arbeitsgang erfolgen und dabei weniger Folie verbraucht wird als bei Rund- oder Quaderballen.

Auf Hof Fuhlreit, dem Betrieb von Hauke und Jörn Sierck in Kropp, Kreis Schleswig-Flensburg, wurde 2020 nach einer Alternative für die sanierungsbedürftigen Fahrsiloanlagen gesucht, um das Grundfutter von 125 ha Fläche (100 ha Dauergrünland (drei Schnitte), 15 ha Silomais, 10 ha GPS) für die 100-köpfige Milchviehherde (Rotbunt Doppelnutzung) samt Nachzucht und Mast möglichst verlustarm zu konservieren. Bei der Entscheidungsfindung stand nicht nur der Investitionsbedarf im Vordergrund, vielmehr sollte ein System her, das hohe Futterqualitäten mit guter Arbeitswirtschaftlichkeit verbindet und für die verschiedensten Futterpflanzen geeignet ist. Nach der Sanierung der Siloplatte wurde eine Silospeed G430 (Firma Alka Maschinen GmbH) angeschafft, mit der seit diesem Jahr das betriebseigene Grundfutter im Folientunnel siliert wird. Damit sich die Investition rechnet, wird auch im Lohn gearbeitet. Im vergangenen Jahr wurden durch die Hof Fuhlreit Maschinen KG auf verschiedenen Betrieben nördlich des Nord-Ostsee-Kanals bereits 2.100 m Folientunnel angelegt.

Silieren im Folientunnel und Folienschlauch

Bei beiden hier vorgestellten Verfahren wird das Siliergut zum Einlagerungsort (befestigte Silo­platte mit Sickersaftableitung) transportiert und auf das Aufnahmeband gekippt. Die Silospeed ist mit einem eigenen Antrieb ausgestattet, Schlauchpressen sind je nach Modell eigenmotorisiert oder erfordern einen externen Antrieb über einen Schlepper.

Das 20 m³ fassende Aufnahmeband der Silospeed führt das Erntegut dem Pressrotor zu, der es in den Stahltunnel presst. Dabei kommt es zu einem zusätzlichen Materialaufschluss durch die Vorpressung des Rotors. Im Tunnel wird das Erntegut geformt und verdichtet, zusätzlicher Druck wird durch das Anbremsen der Maschine gegen den gefüllten Folientunnel erzeugt, die Silospeed bewegt sich nach vorn und kommt ohne Halteseile aus. Um den Stahltunnel ist die Folie (180 µm, 7 m breit) geschlagen, die auf einer Vorratsrolle an der Maschine mitgeführt und über eine Rollenmechanik um den gepressten Futterstock gelegt wird. Die Folie wird nur bis etwa 50 cm unter den ellipsenförmigen Futterstock geführt, sodass dieser nach unten hin offen ist (Abbildung 1). Durch den Eigendruck des Silostocks sitzt die Folie sehr fest, wodurch ein Eintrag von Sauerstoff bei befestigtem und glattem Untergrund vermieden wird. Insofern könnten Querrillen im Boden die Gasdichtigkeit des Systems negativ beeinflussen.

Lohnunternehmer Jochen Kühl presst mit der Budissa Bagger RT 8000 Profi Silomais in Schläuche. Neben dem Schlauch wird seitlich Platz benötigt, damit die Bedieneinheit der Maschine und der externe Schlepper neben dem Schlauch laufen können. Auch die Schlauchpresse bewegt sich während des Pressvorgangs nach vorne.

Bei Schlauchpressen wie der Budissa Bagger RT 8000 Profi, die beim Lohnunternehmen Kühl in Nindorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, für die Einlagerung von Halmgut (Gras, GPS) und Silomais eingesetzt wird, ist der Pressrotor quer eingebaut. Für Schüttgut wie Feuchtgetreide oder für ganze Zuckerrüben kommen andere Pressen aus dem Maschinenpark zum Einsatz. Über ein manuell regelbares, hydraulisches Bremssystem erfolgt ein Anbremsen der Maschine gegenüber dem gefüllten Schlauch, wodurch sich der Pressdruck aufbaut. Je nach Modell ist die Maschine über Drahtseile mit einem Widerlager hinter dem Schlauch verbunden (Abbildung 2). Der Bediener beobachtet kontinuierlich den Grad der Schlauchfüllung und damit die Verdichtung des Ernteguts über einen Dehnungsmessstreifen, der sich seitlich am Schlauch befindet. Um eine Schlauchdehnung über 10 bis 15 % zu vermeiden, wird der Bremsdruck bei Bedarf nachgeregelt. Da die Schlauchfolie einer extremen mechanischen Belastung bei der Verdichtung und Lagerung ausgesetzt ist, sind die Anforderungen an die Folienqualität sehr hoch.

Während beim Schlauchverfahren über den Durchmesser die Größe der Anschnittsfläche individuell festgelegt werden kann, wird sie bei Tunnelsilagen durch den 3,2 m breiten Stahltunnel vorgegeben (6,5 m²). Allerdings sind bei Silospeed unbegrenzte Silolängen möglich (Tabelle 1).

Hinsichtlich der Leistung der Maschinen sind sich die beiden Lohnunternehmer aus Schleswig-Holstein, die die Verfahren derzeit anbieten, einig: Auch bei der Ernte auf arrondierten Flächen können die Siliermaschinen mit der Häckselkette mithalten. Dabei lässt sich kurz gehäckseltes Material im Bereich von 30 bis 45 % Trockenmasse (TM) besser pressen als zu stark angewelktes Gras aus dem Ladewagen.

Vorteile gegenüber der Silierung im Fahrsilo

Der klare Vorteil der Tunnel- und Schlauchsilagen gegenüber der Einlagerung ins Fahrsilo liegt im sofortigen Luftabschluss, der mit minimalem Arbeitsaufwand erreicht wird. Hierzu werden beim Tunnelsystem die offenen Enden der Folie mit herkömmlichen Materialien (Kiessäcke, Reifen) beschwert. Zum Verschließen des Schlauchs dient ein Verschlussband. Mit Gurten oder eingehängten Kiessäcken fixierte Schutznetze (ohne Bodenkontakt) minimieren Schäden durch Vögel, darüber hinaus gewährleistet ein effizientes Schadnagermanagement die Gasdichtigkeit des Systems.

Landwirt Jörn Sierck ist sehr zufrieden mit der Qualität seiner mittels Silo­speed erzeugten Silagen und die Milchkühe sind es auch. Sein Sohn Hauke meint scherzhaft: „Sie fressen uns die Haare vom Kopf und geben deutlich mehr Milch bei verringertem Kraftfuttereinsatz.“
Nacherwärmung oder Schimmelbildung waren bisher auf Hof Fuhlreit kein Thema. Da die Anschnittsflächen mit 6,5 m² relativ klein sind, ist es unproblematisch, mehrere Silos gleichzeitig offen zu haben, um eine individuelle Fütterung verschiedener Tiergruppen zu ermöglichen.

Durch den zügigen Luftabschluss stellen sich im Silostock schneller anaerobe Bedingungen ein, wodurch die Vermehrung von aeroben Schadkeimen vermindert, die Lebensbedingungen für die Milchsäurebakterien optimiert und Silierverluste reduziert werden. In Untersuchungen lagen die TM-Verluste im Schlauch bei 4 % (Mais) bis 5 % (Gras) und damit mindestens 50 % unter denen im Fahrsilo (Stein­höfel, 2010). Auf dem Betrieb von Familie Sierck sprachen die Analyseergebnisse deutlich für die neue Siliertechnik, die Silagequalitäten von Gras, GPS und Mais waren im ersten Anwendungsjahr sehr gut (Tabelle 2). Derselben Meinung waren auch die Milchkühe, sie reagierten mit gesteigerter Futteraufnahme von bis zu 2,4 kg pro Tier und Tag sowie mit erhöhter Milchleistung bei geringerem Kraftfuttereinsatz.

Nacherwärmung und aerober Verderb waren bisher auf dem Betrieb kein Problem, obwohl der wöchentliche Vorschub durch den Weideaustrieb der Milchkühe von durchschnittlich 3 m (Winter) auf 0,8 bis 1,6 m pro Woche reduziert wurde. Inwieweit das auch für die wärmeren Sommermonate gilt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

Zu den TM-Verdichtungen in den Tunnelsilagen liegen derzeit keine eigenen Messwerte vor, es ist aber davon auszugehen, dass diese aufgrund der stärkeren Pressung vergleichbar oder höher als im Schlauch sein dürften. Laut Herstellerangaben können Pressdichten von bis zu 270 kg TM/m³ im Mais und 310 kg TM/m³ im Gras erreicht werden. Nach Untersuchungen von Maack (2009) waren die Lagerungsdichten bei Schlauchsilagen (170 bis 220 kg TM/m³ Mais, 150 bis 200 kg TM/m³ Gras) mit denen in flachen Fahrsiloanlagen vergleichbar.

Lagerraumbedarf und Entnahme

Der Flächenbedarf für die Lagerung von Tunnel- und Schlauchsilagen ist abhängig vom TM-Gehalt des Ernteguts und liegt inklusive der Abstände bei etwa 0,6 m² (Silospeed) bis 1 m² (Schlauch) pro Tonne Frischmasse. Allerdings können im Jahresverlauf Ablageflächen für nachfolgend abreifende Futterpflanzen genutzt werden, wodurch bis zu 15 % Fläche eingespart werden kann.

Nach dem Aufschneiden der Folie kann die Silage mit einer Frontladerschaufel, Schneidschaufel oder mittels Fräse entnommen werden. Ein geschickter Fahrer minimiert dabei die Handarbeit, es gelangen weniger Folienreste ins Futter. Die Erfahrungen mit Tunnelsilagen zeigen, dass keine Silage nachfällt und sich die Silagebrocken im Futtermischwagen gut auflösen lassen.

Fazit

Die Silierung mit Silospeed oder im Folienschlauch stellt eine gute Alternative oder mögliche Ergänzung zur Silierung im Fahrsilo dar. Da Befüllen, Verdichten und Abdecken in einem Arbeitsgang erledigt werden, stellen sich schneller anaerobe Bedingungen im Silostock ein, die Milchsäuregärung wird unterstützt, Verluste werden minimiert. Gerade in Zeiten steigender Kraftfutterpreise ist es mit diesen Verfahren auch möglich, andere hofeigene Futterkomponenten sicher zu konservieren.

Appell der Sauenhalter an Özdemir

Gleich zu Beginn gab es klare Worte: Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Schweinehaltung im Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH), Dietrich Pritschau, kritisierte, dass nach Jahren der Diskussion und des Hinhaltens nun mit Cem Özdemir (Grüne) offenbar ein Nicht­entscheider im Bundeslandwirtschaftsministerium sitze. Inzwischen seien Entscheidungen so lange aufgeschoben worden, dass die seinerzeit gefundene Einigkeit zerbrösele, meinte der BVSH-Vizepräsident in Bezug auf die Diskussion zur Haltungskennzeichnung.

Pritschau verwies darauf, dass es neben der Haltungsstufe auf Basis der gesetzlichen Anforderungen unbedingt eine Stufe „Stallhaltung plus“ geben müsse, um die Errungenschaften der Initiative Tierwohl (ITW) zu erhalten. Dies allerdings wolle Minister Özdemir nicht.

Politische Rückendeckung für Schweinehaltung fehlt

Die Zukunft des Kompetenznetzwerkes Nutztierhaltung (Borchert-Kommission) für mehr Tierwohl wurde in der Arbeitsgemeinschaft intensiv diskutiert. Dass es Geld aus Berlin für die Umsetzung von mehr Tierwohl geben wird, wurde angesichts ausufernder Staatsausgaben deutlich angezweifelt. Zugleich könne man aber aufgrund der deutschen Gesetzgebung der vergangenen Jahre nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Kosten erzeugen. Befürchtet wird, dass der massive Abbau der Schweinehaltung noch kein Ende gefunden hat und dies von Teilen der Politik durchaus billigend in Kauf genommen wird.

In Bezug auf die Abnehmer der Schweine wurde geklagt, dass ein wirkliches Bekenntnis zu deutschen Schweineproduktion fehle. So gebe es keine vernünftigen Angebote, Schweinefleisch deutscher Herkunft höher zu positionieren. Ernüchtert stellte ein Teilnehmer fest, dass auch die Einsortierung in Tierwohlstufen gerade angesichts ohnehin steigender Lebensmittelpreise keine verlässliche Rolle im Absatz spiele. Die Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft sei gegründet worden mit dem Vorsatz, eine verbesserte Wertschöpfung innerhalb der Kette zu erreichen. Doch passiert sei bisher nichts. Stattdessen baue der Handel sein Eigenmarkensortiment aus und übe Druck auf die Preise aus.

Vorgestellt wurde ein „Weckruf“ des Arbeitskreises der Sauenhalter der norddeutschen Bauernverbände an Özdemir. Es müsse sofort gehandelt werden, um den Zusammenbruch der Sauenhaltung zu verhindern. Neben dem Erhalt der Stallhaltung mit mehr Tierwohl, aber ohne Außenklimazugang als Haltungsformstufe (ITW-Standard) wurde der Umkehr der Haltungsstufennummerierung eine Absage erteilt. Zudem müsse die Haltungs- und Herkunftskennzeichnung für Fleisch verpflichtend werden und eine 5xD-Kennzeichnung ermöglichen. Tierwohlanforderungen über dem gesetzlichen Standard seien auszugleichen, um die Wertschöpfung im Land zu halten. Das Papier lenkt den Blick auf vorhandene Stallanlagen. Trotz drohender Verschärfungen im Bereich des Immissionsschutzes müssten Umbaumaßnahmen rechtlich möglich und auch förderfähig bleiben. Die Schweinehalter erkennen an, dass das Ministerium die Vorschläge des Kompetenznetzwerkes wieder aufgegriffen hat. Den Sauenhaltern gehe jedoch die Luft aus. Der Borchert-Plan müsse zeitnah umgesetzt werden. Eine weitere Verlagerung der Erzeugung ins Ausland würde dem Tierwohlgedanken nicht gerecht werden und sei daher zu verhindern.

Wettbewerbsverzerrungen kritisiert

Als „never ending story“ bezeichnete Pritschau die Umsetzung der Corona-Hilfen für die Schweinehaltung in Schleswig-Holstein. Eine kurzfristige Liquiditätshilfe, wie seinerzeit gedacht, sei es längst nicht mehr. Dennoch werde das Geld auf den Höfen dringend gebraucht. Pritschau kritisierte, man sei heute meilenweit von einer Gleichbehandlung in Deutschland entfernt, da Nachbarbundesländer im Gegensatz zu Schleswig-Holstein inzwischen erhebliche Hilfszahlungen geleistet hätten. Nach diversen Gesprächsrunden mit Beginn im Dezember des vorigen Jahres habe Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz (FDP) vor der Landtagswahl zugesagt, die Anträge in Härtefall­anträge umzudeuten und schnell sowie unkompliziert zu bescheiden (siehe Ausgabe 18).

Laut BVSH-Referent Claas Petersen gibt es immer noch erhebliche Unklarheiten in Bezug auf die Umsetzung; diese will der Verband schnell klären. Sitzungstteilnehmer kritisierten, das Land habe die Tür zur Corona-Überbrückungshilfe faktisch zugeschlagen. Dabei hätte man eine Umdeutung auch nach Auszahlung der Corona-Hilfen vornehmen können. Ob eine Zustimmung des Landwirtes zur Umdeutung erforderlich ist, wird noch geklärt. Einig waren sich die Teilnehmer, dass es nach der politischen Entscheidung an der Zeit sei, endgültig Abschied von Bedenkenträgertum zu nehmen. Die prüfenden Dritten müssten die neuen Anforderungen zügig abarbeiten, die Investitionbank die gestellten Anträge genehmigen, machten die Teilnehmer Druck. 


Info: Der Arbeitskreis Sauenhalter Norddeutschland (AKS) ist ein Verbund der Sauenhalter in den Landesbauernverbänden Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Westfalen-Lippe und Rheinland. Das AKS-Papier im Wortlaut:

Ein Weckruf an Cem Özdemir – Mehr realisierbares Tierwohl in Deutschland wagen!

1) Es wird positiv gesehen, dass das BMEL die Vorschläge seines Kompetenzwerks zur Nutztierstrategie wieder aufgegriffen hat. Um den Zusammenbruch der Sauenhaltung zu verhindern, muss sofort gehandelt werden!


2) Oberhalb des gesetzlichen Standards sollte eine Stufe Stallhaltung plus ausgewiesen werden, die ohne Außenklima durch kleine Umbauten im Stall möglich ist, anerkannt und gefördert wird. Andernfalls würden Betriebe, die sich im Rahmen der Initiative Tierwohl (ITW) für Tierwohl engagieren, nicht mehr gewürdigt. Bei Nichtausweisung dieser Haltungsform besteht die Gefahr, dass die hier mitwirkenden Betriebe wieder zum gesetzlichen Standard zurückkehren. Zudem werden viele Familienbetriebe aus Baurechts- und Immissionsschutzgründen, aber auch aufgrund von Förderbedingungen (AFP), nur in der vorhandenen Hülle Veränderungen vornehmen können (vgl. Ziffer 6).


3) Eine Nummerierung der verschiedenen Haltungsformen sollte nicht im Konflikt mit der Haltungsformkennzeichnung des Handels stehen – eine Ziffernreihenfolge von 0 (Bio/Premium) bis 3 (gesetzlicher Standard) würde im Nebeneinander mit der bei gutem Bekanntheitsgrad etablierten privatwirtschaftlichen Kennzeichnung von 1 (Stallhaltung) bis 4 (Premium) zu erheblicher Verwirrung unter den Verbrauchern führen. Entweder sollte die privatwirtschaftliche Ziffernreihenfolge von 1 bis 4 aufgegriffen werden oder ganz auf die Ausweisung einer alphanumerischen Ordnung verzichtet und stattdessen leicht einprägsame und verständliche Begriffe gewählt werden. Grundsätzliche Anmerkung: Bei der Eierkennzeichnung handelt es sich um eine EU-Vermarktungsnorm, die eine andere Zielsetzung verfolgt als eine Haltungskennzeichnung. Außerdem sind die Stallhaltungssysteme der Legehennenhaltung nicht 1/1 vergleichbar mit Ställen für Schweine und Rinder.


4) Die Haltungs- und Herkunftskennzeichnung muss verpflichtend für Fleisch- und Verarbeitungsprodukte sein und eine 5 mal D Kennzeichnung ermöglichen beziehungsweise voraussetzen. Sie muss sowohl die Mast als auch die Sauenhaltung umfassen.


5) Finanzierung: Ein Ergebnis der bisherigen Beratungen zur Nutztierstrategie war, dass sich der tierwohlbedingte Mehraufwand aufteilt: 20 % Investitionskosten für Um- beziehungsweise Neubauten, 80 % laufende Mehrkosten für Mehrarbeit etc.
Alle Tierwohlanforderungen der Haltungsstufen, die über den gesetzlichen Standard hinausgehen, sind finanziell auszugleichen. Sonst geht Wertschöpfung in Deutschland verloren und die Produkte, die hier weiterhin verzehrt werden, entsprechen nicht den deutschen Anforderungen. Das muss auch für die jüngsten Änderung der TSchNV, die in erster Linie die Sauenhaltung betreffen, gelten.


6) Bau- und Immissionsschutz: Gerade vor dem Hintergrund sich abzeichnender Verschärfungen im Bereich des Immissionsschutzes (siehe aktueller Vorschlag der EU-Kommission) sollten die Tierhaltungsstufen so formuliert werden, dass möglichst viele Umbaumaßnahmen in vorhandenen Ställen erfolgen können. Das Konzept muss auch in der Praxis realisiert werden können und die vorhandenen Standorte und Ställe der Schweinehaltenden, auch unter dem Aspekt der nachhaltigen Nutzung vorhandener Bausubstanzen, mitberücksichtigen (Vorteil: Ressourcenschonung, keine Flächenversiegelung, Klimaschutz)!

• Es braucht ein Gesamtpaket – mit einer Haltungs- und Herkunftskennzeichnung, einer Finanzierung der Tierwohlmaßnahmen auf den Betrieben und mit einer Anpassung des Bau- und Immissionsschutzrechts. Das Konzept muss auch in der Praxis realisiert werden können!
• Die Nutztierstrategie ist zeitnah umzusetzen. Die Sauenhalter müssen für das Deckzentrum bereits in spätestens zwei Jahren Betriebs- und Umbaukonzepte vorlegen. Hilfsweise sind die Fristen der TierSchNV anzupassen.


Seit zwei Jahren haben wir Sauenhalter versucht, die Verluste zu kompensieren. Leider geht uns mittlerweile die Luft aus. Viele Betriebe fahren im Moment vor die Wand. Schon jetzt werden nur noch ca. drei Viertel der Ferkel in Deutschland erzeugt. Wir warten dringend auf Perspektiven, die uns zum Weitermachen ermutigen.
Eine weitere Verlagerung der Erzeugung ins benachbarte Ausland würde dem Tierwohlgedanken nicht gerecht werden und ist zu verhindern.

Wenn die Lebensader zum Fallstrick wird

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Über die Nabelschnur erhält das Kalb während der Trächtigkeit alle wichtigen Nährstoffe und den nötigen Sauerstoff, zugleich werden Stoffwechselprodukte des Kalbes darüber zur Ausscheidung an das Blut der Kuh übergeben. Nach der Geburt reißt die Nabelschnur, und der Nabel stellt eine Wunde dar, die in den ersten Lebenstagen abheilen muss. Kommt es hier zu Störungen, können eine Nabelentzündung oder ein Nabelbruch entstehen.

Der Nabel des Kalbes ist eine Öffnung in der Bauchwand, durch die vier Gefäße aus der Bauchhöhle des Kalbes in die Nabelschnur übergehen. Diese Gefäße transportieren Blut und in der frühen Trächtigkeit auch den Harn des Kalbes. Während sich der harnleitende Gang (Urachus) bereits in der Hochträchtigkeit verschließt und zurückbildet, sind die Blutgefäße bis zum ersten Atemzug des Kalbes überlebenswichtig, da sie die Versorgung der sogenannten Rosen in der Plazenta sicherstellen, über die das Kalb Sauerstoff erhält und überschüssiges CO2 abgeben kann. Unter der Geburt reißt die Nabelschnur erst nach der Austreibung des Kalbes an einer „Sollbruchstelle“ zirka 10 bis 20 cm vor der Bauchwand des Kalbes ab. Dabei verschließen sich die Blutgefäße und ziehen sich gummibandartig in die Bauchwand zurück, sodass nahezu kein Blut austritt. Der Bauchnabel als ehemals wenige Zentimeter große Öffnung in der Bauchwand schließt sich zusehends und ist nach wenigen Tagen normalerweise nicht mehr zu fühlen.

Rückbildungsstörungen

Ein entzündeter Nabel ist geschwollen, wärmer und schmerzhaft bei Berührungen. Rötung und Sekretfluss sind wichtige Warnzeichen.

Durch verschiedene Faktoren kann es aber zu Störungen der Nabelrückbildung kommen. Finden Bakterien von außen ihren Weg in die Nabelschnur, kann eine eitrige Nabelentzündung entstehen. Kommt es zu einem unvollständigen Verschluss der Bauchwandöffnung, spricht man von einem Nabelbruch (Hernie). Störungen rund um den harnableitenden Urachus, sogenannte Fisteln oder Zysten, sind ebenfalls möglich, aber wesentlich seltener.

Die Nabelentzündung als das häufigste dieser Probleme betrifft rund 5 % aller Kälber und ist vorrangig ein Problem der ersten drei Lebenswochen. Dabei gelangen Schmutzkeime (Kolibakterien oder Eitererreger) von außen in die Nabelschnur und steigen von dort in die Nabelhaut oder in die Nabelgefäße auf. Dabei ist nicht nur die akute Entzündung für das Kalb schmerzhaft und führt zu Fieber und verminderten Zunahmen, sondern durch die Verbindung der Nabelgefäße mit der Leber und dem weiteren Blutkreislauf kann es zu lebensbedrohlichen Vereiterungen der inneren Organe kommen. Ebenso ist ein Streuen der Keime in die Lunge und Gelenke eine mögliche Folge einer Nabelentzündung, die praktisch nicht mehr zu behandeln ist, sodass Tierverluste drohen.

Beim Nabelbruch hingegen besteht die Gefahr, dass durch die bleibende Öffnung in der Bauchwand innere Organe wie Darmschlingen oder der Labmagen in den sogenannten Bruchsack nach außen rutschen und dort eingeklemmt werden. In schweren Fällen kann es so zu starken Bauchschmerzen kommen, sodass diese Kälber umgehend als Notfälle behandelt werden müssen.

Nabelentzündung erkennen

Bei der normalen Nabelrückbildung ist der Nabelschnurrest nur noch in den ersten vier Lebenstagen feucht und trocknet dann zügig ein. Ab dem Ende der zweiten Lebenswoche sollte der trockene Strang abgefallen sein. Dabei ist der Hautbereich um den Nabel flach und nicht schmerzhaft. Die Kontrolle des Nabels sollte dabei immer so erfolgen, dass der Nabelschnurrest und der Wundbereich des Hautnabels nicht berührt werden. Es gilt: Nur anschauen, nicht anfassen. Sind hingegen Schwellungen der Nabelschnur oder des Hautnabels sichtbar oder ist Eiter erkennbar, sollte die Haut im Bereich des Nabels abgetastet und auf Schmerzhaftigkeit sowie vermehrte Wärme geprüft werden. Kälber mit Nabelentzündungen haben oft erhöhte Temperatur über 39,5 °C, sind weniger aktiv und haben zumeist einen geringeren Appetit. Sie müssen umgehend tierärztlich untersucht und behandelt werden, um schwere Verläufe zu verhindern.

Vorgehen beim Nabelbruch

Der Nabelbruch muss nicht unbedingt schmerzhaft sein. Solange nur eine Hautaussackung und eine kleine Öffnung in der Bauchwand ohne Organvorfall vorhanden oder die vorgefallenen Organe nicht eingeklemmt sind, ist der Zustand nicht akut lebensbedrohlich. Kleinere Brüche stellen für das Einzeltier keine Gefahr dar, sollten aber zuvor tierärztlich abgeklärt werden, da es sich auch um einen eitrigen Abszess des Nabels handeln kann. Letztere treten öfter bei Kälbern zum Ende des ersten Lebensmonats auf und müssen chirurgisch behandelt werden. Gleiches gilt für auch eigentlich schmerzfreie Organvorfälle, die über längere Zeit bestehen bleiben. Hier kann es zu Verklebungen und Verwachsungen kommen, die mittels aufwendiger Operationen behoben werden müssen, um Folgeschäden zu vermeiden. In jedem Fall sollten Tiere mit Nabelbruch nicht zur Zucht verwendet werden, da das Risiko vererbt wird.

Ursachen und Vermeidung

Während der Nabelbruch hauptsächlich genetische Ursachen hat, ist die Nabelentzündung vor allem durch äußere Faktoren beeinflusst. An vorderster Stelle steht der Keimdruck in Abkalbe- und Kälberbox oder -iglu. Durch regelmäßiges Misten und reichlich hochwertige Einstreu kann hier das Risiko von bakteriellen Infektionen des Nabels schon deutlich gesenkt werden. So sollte jedes Kalb eine frisch gereinigte und gut gestreute Box erhalten und ausreichend oft nachgestreut werden. Dabei ist Sägemehl zu meiden, da es oft bereits ab Werk mit hohen Keimgehalten belastet ist und zudem stark am feuchten Nabel haftet. Bei der Erstversorgung des Kalbes sollte der Nabel nur angeschaut, aber nicht angefasst werden. Jegliches Hantieren am Nabel erhöht die Keimbelastung an dieser Wunde und begünstigt Entzündungen. Treten allerdings auch Stunden nach der Geburt noch frische Bluttropfen auf oder ist der Nabel sehr kurz, sollte das Kalb umgehend tierärztlich untersucht werden, da es sonst zum inneren oder äußeren Verbluten kommen kann.

Für die Nabelbehandlung eignen sich milde Desinfektions- oder austrocknende Pflegemittel in der Sprayanwendung.

Für die Desinfektion des Nabels eignen sich flüssige Mittel mit milder und austrocknender Wirkung. Ideal ist das Besprühen des Nabels am liegenden oder stehenden Tier von beiden Seiten. Hierfür eignen sich alkoholische Jodlösung oder austrocknende Pflegemittel. Antibiotikahaltiges Blauspray ist hier fehl am Platz, da es nicht vorbeugend eingesetzt werden darf, keine Tiefenwirkung hat und die Gefahr der Resistenzförderung besteht.

Ein weiterer unverzichtbarer Baustein für einen guten Start des Kalbes ist die Biestmilchversorgung. Ohne die frühe (in den ersten drei Stunden) und ausreichende (mindestens 3 l) Versorgung mit hochwertigem Kolostrum ist das Kalb auch am Nabel weitestgehend wehrlos allen Keimen ausgesetzt. Daher ist die frühe, kontrollierte Kolostrumgabe mittels Nuckel von zentraler Bedeutung.

Als Zeitpunkte für die weitere Nabelkontrolle eignen sich das Ende der ersten und der zweiten Lebenswoche. Oft erfolgen hier auch andere Maßnahmen am Kalb, sodass der Nabelcheck sich leicht in die Routine integrieren lässt. Der Nabelschnurrest sollte ab dem fünften Tag trocken und nach zwei Wochen abgefallen sein.

In der weiteren Kälberaufzucht ist das gegenseitige Besaugen ein häufiger Auslöser für späte Nabelentzündungen oder -schwellungen. Durch die ständige Reizung des be­saugten Gewebes und die Keimbelastung des Speichels können sich sowohl nichtinfizierte Schwellungen als auch eitrige Entzündungen des Nabels entwickeln. Daher sollten Sauger frühzeitig erkannt und mit Saugstopp versehen sowie besaugte Tiere intensiv kontrolliert werden. Zudem müssen die Ursachen für das Besaugen als Zeichen eines nicht befriedigten Saug­reflexes gesucht und abgestellt werden.

Fazit

Die Nabelentzündung ist neben Durchfällen ein typisches Problem der ersten Lebenswochen. Außer der akuten Entzündung mit Schwellung, Schmerz, Fieber und vermindertem Appetit sind auch die Folgeschäden durch Aufsteigen der Bakterien gefährlich für das Kalb. So können über die Nabelgefäße Keime in Leber, Lungen oder Gelenke gelangen und zu unheilbaren Schäden führen. Gute Haltungshygiene und regelmäßige Nabelkontrollen können das Risiko aber gering halten. Der Nabelbruch ist zumeist eine Folge von erblicher Vorbelastung und kann auch langfristig zur Gefahr für das Kalb oder Jungrind werden. Kompliziertere Fälle sollten rechtzeitig operiert werden, um die Nutzbarkeit des Rindes zu erhalten und schweren Verläufen vorzubeugen.

Fünf Tage, fünf Berufe

In fast allen Regionen Schleswig-­Holsteins startet jetzt ein neues Format der Berufsorientierung. Die Praktikumswoche bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, fünf verschiedene Betriebe und Berufe durch Tagespraktika kennenzulernen.

Mit der digitalen Plattform „Praktikumswoche“ sollen Betriebe und interessierte Schülerinnen und Schüler zusammengebracht werden. Betriebe können sich seit Anfang Mai kostenlos unter www.praktikumswoche.sh registrieren und ihr Angebot veröffentlichen. In einem eintägigen Praktikum können die Betriebe ihr Berufsfeld vorstellen, und Schülerinnen und Schüler schnuppern über Tagespraktika in verschiedene Betriebe hinein – eine Woche lang jeden Tag in ein anderes Unternehmen. Viele junge Menschen, deren Schulzeit im Sommer endet, sind unentschlossen und ohne konkrete Anschlussperspektive. Und genau hier setzt die regionale Praktikumswoche an. Ziel ist zunächst die Berufsorientierung, aber auch das Knüpfen neuer Kontakte, ein längeres Praktikum oder Ausbildungsverträge können durch das Schnupperpraktikum entstehen.

Die Praktikumszeit startet am 23. Mai und geht bis zum Ende der Sommerferien. Betriebe können angeben, wann und für welche Berufsfelder Tagespraktika möglich sind. Die Vermittlungsplattform übernimmt dann die gesamte Kommunikation und bringt Betriebe und Praktikanten zusammen. Mehr Informationen und ein Erklärvideo können unter www.lksh.de – Bildung – Bildung aktuell – Praktikumswoche abgerufen werden oder bei der Autorin unter Tel.: 0 43 31-94 53-211.

Ökoregelungen genießen Vorrang

Das Kieler Landwirtschaftsministerium (Melund) informiert über Kombinationsmöglichkeiten der Zweite-Säule-Maßnahmen Vertragsnaturschutz (VNS), Natura-2000-Prämie, Erschwernis­ausgleich Verzicht auf Pflanzenschutz, Ökolandbauprämie und Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete, einerseits mit den Ökoregelungen der Ersten Säule und andererseits untereinander.

Die Ökoregelungen sind ein neues Instrument der Ersten Säule, das bundesweit angeboten wird. Mit den Ökoregelungen werden verschiedene einjährige Maßnahmen mit Umweltbezug gefördert. Die Teilnahme ist freiwillig. Insgesamt werden sieben verschiedene Ökoregelungen angeboten. Im Hinblick auf den Vertragsnaturschutz ist dabei Laut Melund Folgendes zu beachten:

Die Bewirtschaftungsauflagen der Ökoregelungen und des Vertragsnaturschutzes können sich überschneiden und damit eine EU-rechtlich nicht zulässige Doppelförderung auslösen. Da die Ökoregelungen immer Vorrang genießen, folgt daraus, dass bestimmte Vertragsnaturschutzmuster nicht auf der gleichen Fläche beantragt werden können. Die Teilnahme an einer Ökoregelung, die nicht mit einem laufenden Vertragsnaturschutzmuster kombinierbar ist, führt unweigerlich zur Auflösung des Vertragsnaturschutzvertrages und zur Anordnung der Rückzahlung aller bisher für diesen Vertrag erhaltenen Ausgleichszahlungen, unabhängig davon, ob es sich um neu abgeschlossene oder bereits laufende Verträge handelt.

Die Kombination von Ökoregelung 6 „Pflanzenschutzmittelverzicht“ mit dem Vertragsnaturschutzmuster „Ackerlebensräume“, welches den Pflanzenschutzmittelverzicht einschließt, ist beispielsweise ausgeschlossen. Die Kombination der Ökoregelung 5 „Kennarten“ mit den Grünland-Vertragsmustern ist hingegen beispielsweise möglich, da die Auflagen der Ökoregelung unterschiedlich zu denen des Vertragsnaturschutzes sind (siehe Tabelle 1).

Die Kombinationsmöglichkeiten beziehungsweise Ausschlüsse von Maßnahmen innerhalb der Zweiten Säule sind in Tabelle 2 dargestellt. Danach gilt allgemein: Eine Kombination der Ökolandbauförderung und des Vertragsnaturschutzes ist generell möglich. Bei Grünlandvertragsmustern mit Mineraldüngungsverbot werden die Ausgleichszahlungen des Vertragsnaturschutzes bei Kombination mit der Ökolandbauförderung reduziert. 


Info: In Ausgabe 12 des Bauernblattes hat das Melund die Grundzüge des Vertragsnaturschutz­angebotes ab 2023 erläutert. Dabei wurde besonders auf die zum Teil erhebliche Anhebung der Ausgleichszahlungen vor allem für Vertragsmuster mit einer hohen Wirkung für die Biodiversität hingewiesen. Die Kurzbeschreibungen der Vertragsmuster, in denen neben den Ausgleichszahlungen die wichtigsten Verpflichtungen erläutert werden, sind HIER zu finden.

Verbraucher sollten regional kaufen

Die Landwirtschaftskammer hat Anfang Mai auf dem Betrieb von Heinrich Mougin (im Kreis Ostholstein) in Lenste bei Grömitz die Erdbeersaison offiziell eröffnet. Nach einem nassen Februar gestalteten sich der März und April sonnig. Trotz der kalten Nächte im März und April konnte die Sonne die Erdbeeren in den begehbaren Folientunneln sehr gut erwärmen und die frühe Reife ermöglichen, sodass jetzt die ersten Früchte aus dem geschützten Anbau reif sind.

Kammerpräsidentin Ute Vol­quardsen sagte: „Wir rechnen in Schleswig-Holstein mit einem guten Ertrag. Aber natürlich bleibt immer noch ein Restrisiko, bezogen auf das Wetter. Wenn alles glattläuft, produzieren wir in Schleswig-Holstein rund 12.000 Tonnen Erdbeeren.“

Aufgrund der gestiegenen Energiekosten, Löhne und Logistikkosten ist mit rund 50 ct höheren Preisen pro Pfund Erdbeeren zu rechnen. Zum Beginn der Saison, wenn das Angebot noch klein ist, wird die 500-g-Schale mehr kosten als zur Hauptsaison im Juni.

Ab Ende Mai bieten viele Betriebe auch Erdbeeren zum Selbstpflücken an. Darüber hinaus lohnt es sich, den einen oder anderen Hofladen oder auch ein Bauernhofcafé anzusteuern, um die leckeren Köstlichkeiten aus den roten Beeren wie Marmeladen, Smoothies, Erdbeerwein und anderes mehr zu genießen.  Foto: Daniela Rixen

Erdbeeren wurden zuletzt von 82 Betrieben auf einer Freilandfläche von insgesamt 935 ha erzeugt. Die größten Flächen liegen in den Kreisen Herzogtum Lauenburg (200 ha), Plön und Ostholstein (200 ha).

Im Erhebungsjahr 2021 wurde aufgrund feuchtwarmer Witterung ein sehr niedriger Durchschnittsertrag erzielt. So konnten nur rund 5.950 t der beliebten Früchte geerntet werden.

Der Anbau von Erdbeeren unter Folientunneln nimmt beständig zu. So konnten bereits 75 ha ermittelt werden, auf denen diese ernteverlängernde Produktionsmethode zum Einsatz kam.

Kurze Wege durch Direktvermarktung

Der Vorteil der schleswig-holsteinischen Anbauer ist die Marktnähe: Kurze Transportwege ermöglichen besonders geschmacksstarke Sorten und vor allem ein spätes Pflücken reifer Früchte. Viele Erdbeererzeuger setzen auf die Direktvermarktung: In Hofläden oder Verkaufsständen an verbrauchernahen Standorten bieten sie die Früchte pflückfrisch an.

Die Empfehlung der Landwirtschaftskammer ist, Erdbeeren direkt vor der Haustür beim Erzeuger zu kaufen. Die Früchte schmecken, sind frisch und durch die kurzen Wege wird die Umwelt geschont.

Eine gängige Frühsorte für den Tunnel ist die Sorte ,Clery‘, die auch auf dem Betrieb Mougin angebaut wird. Sie ist ertragreich und früh reif, erklärt Heinrich Mougin den anwesenden Journalisten. Foto: Daniela Rixen

Dank der Folien und Folientunnel stehen Erdbeeren hierzulande nicht erst im Juni bereit. Und anders als beim Spargel hat die Erdbeersaison keinen Stichtag, wann sie endet. Eher im Gegenteil, mit sogenanntem Frigo-Anbau und mit tagneutralen Sorten, die den ganzen Sommer über blühen und fruchten, verlängern einige Betriebe die Erdbeersaison bis in den Herbst.

Süßes und gesundes Obst

Erdbeeren sind lecker und gesund: 100 g Erdbeeren haben lediglich 32 kcal. Sie haben einen hohen Gehalt an Fruchtsäuren, Mineralstoffen und Vitamin C. Fünf bis sechs Erdbeeren reichen, um den Tagesbedarf eines Erwachsenen an Vitamin C zu decken.
Unter www.lksh.de sowie bei Gutes vom Hof.SH findet sich ein Überblick über die Obstdirektvermarkter in Schleswig-Holstein. In allen Landesteilen lassen sich so Erdbeeren beziehen. 

Es lohnt sich überall im Land jetzt nach den regionalen Erdbeerbuden Ausschau zu halten. Regionale Produkte haben ihren Preis, schonen aber Umwelt und Klima und stärken die heimische Landwirtschaft. Foto: Daniela Rixen

Reiten aus der Ferne

An der Doppellonge kann man sowohl die Grundausbildung als auch Lektionen bis zur Versammlung erarbeiten. Reiterliche Hilfen werden verständlicher gemacht und die Zusammenarbeit sowie die Konzentration gefördert. Gezielt können Probleme bearbeitet oder bestimmte Muskelgruppen trainiert werden. Der FN-Ausbilder Karl-Friedrich von Holleuffer nennt die Arbeit an der Doppellonge auch „Reiten mit Fernbedienung“.

„Die Ausbildung an der Doppellonge benötigt ebenso viel Fachkenntnisse, Zeit und Geduld wie Reiten und Fahren“, sagt Karl-Friedrich von Holleuffer. Wer den Umgang mit der Doppellonge erlernen möchte, sollte das einfache Longieren sicher beherrschen. Dasselbe gilt auch für das Pferd, das schon an der einfachen Longe ausgebildet sein sollte. Das Pferd muss sich überall berühren lassen und an Trense, Gurt und Zügel gewöhnt sein. „Optimalerweise kennt entweder das Pferd die Arbeit an der Doppellonge oder der Longenführer“, erklärt der Fachmann.

Die fachgerechte Ausrüstung ist bei der Arbeit mit der Doppellonge ebenso wichtig wie beim Reiten und Fahren. Der Longiergurt sollte gut passen: Die Polster dürfen nicht auf die Wirbelkanäle drücken. „Der Longiergurt gehört mitten in die Sattellage. Er darf nicht von hinten gegen den Widerrist drücken, der Ellenbogen muss frei sein. Dafür sorgt beispielsweise ein Schweifriemen, der den Gurt in Position hält“, erklärt der Fachmann aus Neumünster. Außerdem müsse der Gurt auf jeder Seite mindestens drei große Ringe haben, einen im Schwerpunkt des Pferdes, einen oben und einen unten, damit die Doppellonge passend eingeschnallt werden kann. „Durch die Höhe der Ringe haben wir unterschiedliche Wirkungsweisen“, erklärt Holli, wie der Ausbilder meist genannt wird.

Das Pferd sollte außerdem mit Beinschutz, also mit Gamaschen oder Bandagen, ausgerüstet sein. Für junge Pferde empfiehlt der Ausbilder zu Beginn einen Kappzaum mit Nasenbügel, damit vorerst nur auf den Oberkiefer eingewirkt wird. Später könne auch eine Schenkeltrense oder ein Longiergebiss eingesetzt werden.

Die je nach Pferdegröße etwa 18 m lange Doppellonge sollte leicht und angenehm in der Hand liegen. Darüber hinaus wird eine sehr leichte, mindestens 3 m lange, Peitsche mit 2,5 m langem Schlag benötigt. Die Longierpeitsche muss so lang sein, dass man das Pferd an jeder beliebigen Stelle berühren könnte.

Ausstattung muss stimmen

Auch die Ausstattung des Menschen muss passen. „Ich empfehle festes Schuhwerk, eine anliegende Jacke, eine Kopfbedeckung und Handschuhe“, erklärt von Holleuffer. Natürlich muss auch die geeignete ungestörte Umgebung stimmen. Der Longierzirkel sollte einen Durchmesser von 16 bis 18 m sowie einen gut geeigneten, gepflegten Boden haben.

Wenn alles stimmt, kann es losgehen. Begonnen wird mit der korrekten Verschnallung. Es empfiehlt sich, die äußere Longe zu Beginn über den Pferderücken laufen zu lassen und erst später hinten um das Pferd herumzulegen. Die äußere Longe darf nicht unter der Schweifrübe klemmen. Sollte dies doch einmal passieren, muss sofort stark nachgegeben werden, damit die Longe zum Sprunggelenk herunterfällt. Die Außenlonge ist immer länger, daher schwerer und darf auch durchhängen.

An der Doppellonge wird der Longenführer beinahe zum Reiter. „Wir können stellen, biegen, parieren und treiben“, schwärmt ­Holli. „An der Doppellonge kann sich der Mensch gut in den Bewegungsrhythmus des Pferdes hineinsehen, -fühlen und -hören.“

Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf das Pferd einzuwirken. Die lautlose Peitsche wirkt auf die Haut des Pferdes, aber auch über die Augen. Die innere Longe wirkt im Pferdemaul, aber auch am Longiergurt wie eine Schenkelhilfe. Die Außenlonge wirkt im Pferdemaul und auf die Haut am äußeren Oberschenkel, das bewirkt als treibende Hilfe vermehrtes Untertreten. Die Stimmhilfe in verschiedenen Nuancen wirkt auf die Ohren. Eine deutliche Körpersprache des Longenführers wirkt über die Augen treibend, verwahrend oder bremsend auf das Pferd.

Holli sieht in der Arbeit an der Doppellonge „eine tolle Alternative, um unsere Pferde noch mehr zu bewegen und zu gymnastizieren“. So ließen sich mehr Durchlässigkeit, Verständigung und Harmonie mit dem Pferd erreichen. An der Longe laufen die Pferde in allen Gang­arten, je Stunde etwa 50 Runden. Das ergibt rund 2,8 km. Allerdings warnt von Holleuffer auch vor Fehlern, daher sollten jegliche Einwirkungen auf das Notwendigste beschränkt werden. Dazu gehöre auch, Pferde nicht in eine bestimmte Zwangshaltung zu binden. „Das führt nur zu Scheinerfolgen“, sagt er und bezieht sich damit auf die Arbeit mit zu harter Hand: „Unglücklich zusammengeschraubte Pferde können nicht tanzen. Genau das ist es aber, was wir wollen.“

Alles muss gelernt sein

Die äußere Longe ist, wie beim Reiten auch, der Schlüssel zum Erfolg. Sie begrenzt die Hinterhand und rahmt das Pferd ein. So kann das „Geraderichten“ gemäß der Skala der Ausbildung gefördert werden.

Ein weiterer Vorteil der Doppellonge sind die unkomplizierten Handwechsel, bei denen sich das Pferd über die Mitte vorsichtig muskelschonend stellen und biegen kann. Das nervige Umschnallen fällt weg. Doch auch ein korrekter Handwechsel muss geübt werden, anfangs nur im Schritt.

„Wir unterscheiden fachgerecht den Handwechsel innerhalb eines Zirkels und den Handwechsel in einen anderen Zirkel“, erklärt der Fachmann. Für den Wechsel innerhalb des Zirkels geht der Longenführer auf den Hufschlag, so kommt das Pferd in die Zirkelmitte. Dort wird durch Nachgeben der neuen äußeren Longe die Wendung eingeleitet. Auf diese Weise bekommt das Pferd eine nachgebende Hilfe und bleibt ungestört in seiner Vorwärtsbewegung mit Richtung auf den neuen Hufschlag.

An der Doppellonge muss wie beim Reiten oder Fahren die Zeit eingeteilt werden. Die ersten 20 min dienen als Lösungsphase, in der die Muskeln aufgewärmt werden. Es folgen 20 min konzentrierte Arbeit. Abschließend sollte sich das Pferd 20 min lang entspannen können.