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Gutes vom Hof.SH auf dem Norden-Festival

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Auf den Schleswiger Königswiesen kommen jedes Jahr im Spätsommer zahlreiche Künstler, Designer und Kreative aus dem nordischen Raum zusammen.

Von Stand-up-Paddling am Strand und Bogenschießen bis Kunstmarkt, Live-Siebdruck oder Open-Air-Ausstellungen bietet das Norden-Festival vom 25. August bis 11. September, jeweils von Donnerstag bis Sonntag, ein vielseitiges kulturelles Angebot für die ganze Familie.

Über 40.000 Besucher werden in diesem Jahr an der malerischen Atmosphäre an der Schlei erwartet. Am ersten Wochenende war erstmalig das Direktvermarkterportal der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Gutes vom Hof.SH, mit dabei und sorgte mit Käse- und Kabanossispießen für die kulinarische Abwechslung auf dem Festival. Beim Gewinnspiel wurde ein Käsepaket verlost und die Besucher konnten sich über das Portal, die heimische Landwirtschaft und regionale Lebensmittelherstellung informieren. Das traf nicht nur bei den Besuchern auf große Zustimmung. Auch Veranstalter Manfred Pakusius stellt fest: „Das Norden-Festival wurde in den vergangenen Jahren erfolgreich aufgebaut, jetzt wollen wir die Präsenz regionaler Produkte ausweiten.“ Dies könnte zukünftig auch für die Gutes-vom-Hof.SH-Betriebe interessant werden. Im kommenden Jahr besteht für sie die Möglichkeit, eine der Hütten zu bespielen. Interessierte Betriebe können sich direkt im Fachbereich Gütezeichen der Landwirtschaftskammer melden.

Andrea Arns und Anke Mehrens, Botschafterinnen für heimische Produkte, freuten sich über das große Interesse der Besucher an der Direktvermarkterplattform Gutes vom Hof.SH. Veranstalter Manfred Pakusius will regionale Produkte aus Schleswig-Holstein zukünftig noch stärker in das Festival-Konzept integrieren (v. li.). Foto: Sandra van Hoorn

Saugferkelbeifütterung mit der Lax Milk Bar

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Durch die Entwicklung der Fruchtbarkeitsleistung bei den Sauen ist die Anzahl der lebend geborenen Ferkel je Sau immer weiter gestiegen und liegt momentan im Mittel bei 14 bis 16 Ferkeln, auf einzelnen Betrieben sogar bei 18 Ferkeln und mehr. Allerdings führt diese hohe Reproduktionsleistung auch zu Problemen, denn je größer der Wurf ist, desto geringer sind die Geburtsgewichte der Ferkel, und die ausreichende Versorgung mit Milch ist nicht mehr gewährleistet, da nicht mehr genügend Zitzen für die Ferkel zur Verfügung stehen. Auch die Milchleistung der Muttersauen ist begrenzt. Wie das zu managen ist, schildert der folgende Beitrag.

Kompensiert werden kann dies durch Ammensauen. Stehen Schlachtsauen zur Verfügung, können diese dazu genutzt werden – ist dies nicht der Fall, müssen Sauen aus dem Bestand dazugenommen werden, welche dann aus der bestehenden Sauengruppe ausscheiden und in die nachfolgende Gruppe integriert werden müssen. Ein weiteres Problem dabei ist die Blockierung der Abferkelplätze, wenn keine zusätzlichen Abferkelbuchten dafür zur Verfügung stehen.

Aufgrund dieser Problematik kommt dem Verfahren einer zusätzlichen Beifütterung der Saugferkel eine immer größere Bedeutung zu. Ziel ist es, dadurch Ferkelverluste zu vermindern, die Gewichtszunahme zu steigern und zur gleichen Zeit die Sau zu entlasten.

Aktuell bestehen die folgenden Möglichkeiten einer Beifütterung der Saugferkel (Auszüge aus dem DLG-Merkblatt zur Saugferkelbeifütterung; im Druck):

stationäre Systeme zur Beifütterung von Ferkeln auf Ventilbasis
stationäre Systeme zur Beifütterung von Ferkeln auf Cup-Basis
separate stationäre Beifütterungssysteme ohne Sau
mobile Beifütterungssysteme mit Sau
mobile Transportbehälter zur manuellen Beifütterung

Im Rahmen der Untersuchungen wurde das Konzept der Lax Milk Bar analysiert. Fragestellungen:

mögliche Ferkelanzahl bei Sau plus Lax Milk Bar
Gewichtsentwicklung der Ferkel (einzeltierbezogen und wurfbezogen)
Milch- beziehungsweise Milchaustauscherverbrauch
Prestarterverbauch

Idee der Lax Milk Bar

Die Idee der Lax Milk Bar ist es, in einer Abferkelbucht mehr Ferkel aufzustallen, als die Sau Zitzen hat. Durch die zusätzliche Fütterung soll es gelingen, diese Ferkel alle ausreichend zu versorgen. Die Zusammenstellung der Tiere sollte erst am dritten Lebenstag erfolgen, da mit zu jungen Ferkeln ansonsten die Erdrückungsgefahr zu groß wäre. Zur Auswahl kommen nur möglichst große Ferkel infrage.

Bei der Lax Milk Bar wird das Milchpulver täglich frisch mit warmem Wasser (50 °C) von Hand angerührt. Eingesetzt wurde dabei das vom Hersteller der Lax Milk Bar empfohlene Milchpulver Lax Piggy Gold Ferkelmilch. Dieses Milchpulver ist extra für die Anlage konzipiert worden und zeichnet sich dadurch aus, dass es sich auch nach längerer Standzeit nicht absetzt. Das Anmischverhältnis lag bei 1 l Wasser und 150 g Milchpulver. Über Schläuche wird die Milch in Ferkelschalen gepumpt, die in der Abferkelbucht außerhalb der Reichweite der Sau befestigt ­wurden.

Im Rahmen der Untersuchungen wurde eine Lax Milk Bar auf der Buchtentrennwand zwischen zwei Abferkelbuchten montiert und mit 220 V angeschlossen.

Insgesamt verfügte die Anlage zur Dosierung der Milch über zwei einstellbare Timer. Der erste Timer steuerte das Dosierintervall der Milch beziehungsweise die Menge der zu dosierenden Milch und der zweite Timer steuerte den Zeitpunkt des Ausdosierens.

Das Dosierintervall wurde auf stündlich einmaliges Ausdosieren eingestellt. Eine Ausdosierphase von bis zu 10 s war hierbei möglich. Diese Einstellung wird mit zunehmendem Alter der Ferkel täglich angepasst. Der voreingestellte Milchtimer stand auf 2 s.

Die Anlage besaß einen Schalter für zwei verschiedene Modi. Der erste Modus war der Dauerbetrieb. Hierbei pumpte die Pumpe durchgehend Milch aus dem Vorratseimer in die Schalen. Beim zweiten Modus war der Automatikmodus eingeschaltet. Dieser ist der Standardmodus, welcher im Versuchszeitraum über den ganzen Tag lief.

Die Milchmenge wurde in den Versuchen kontinuierlich gesteigert und ab Tag acht ein trockener Prestarter angeboten. Für eine zusätzliche Einstellung zur Regulierung der Milchmenge war die Anlage mit zwei Kugelhähnen ausgestattet. Durch diese ist es möglich, bei unterschiedlich starkem Milchbedarf der beiden Würfe einem Wurf weniger Milch zukommen zu lassen.

Im Rahmen der zu untersuchenden Thematik der Praxistauglichkeit der Lax Milk Bar als Ferkelbeifütterungssystem wurden Feldversuche auf drei konventionellen Ferkelerzeugerbetrieben durchgeführt. Insgesamt wurden auf jedem Betrieb zwei Durchgänge untersucht. Das heißt, es wurden zwei Lax Milk Bars auf den jeweiligen Betrieben aufgesetzt, sodass auf jedem Betrieb vier Würfe untersucht werden konnten. Die Größe der Stichprobe liegt somit bei insgesamt zwölf Würfen.

Grundvoraussetzung bei der Auswahl der Betriebe war, dass die Landwirte selbst die Lax Milk Bar nutzten, da ihnen so die Anwendung des Gerätes schon vertraut war und die Milchbar für den Versuch auf den jeweiligen Betrieben vorhanden war. Letzteres ist vor allem aus hygienischen Gründen sehr wichtig.

Gewichtsbestimmung

Im Verlauf des Versuchs wurden die Saugferkel der jeweiligen Würfe zweimal gewogen – einmal am dritten Lebenstag und einmal am 23. Lebenstag und somit am Tag des Absetzens. Dementsprechend wurden die Gewichtszunahme und die Tageszunahme insgesamt von 20 Tagen ermittelt.

Vor der Gewichtsbestimmung wurden die Würfe, die für den Versuch verwendet wurden, neu sortiert. Das heißt, dass die größten Ferkel aus der abgeferkelten Gruppe zu den Sauen mit der Lax Milk Bar gesetzt wurden.

Insgesamt wurden 25 ­vitale, schwere Ferkel zusammengestellt und an eine Sau mit Beifütterungssystem gesetzt. Im Mittel konnten 23,08 Ferkel an der Lax Milk Bar abgesetzt werden. Zudem konnte die Hälfte der untersuchten Würfe alle 25 Ferkel absetzen, sodass die Saugverluste bei knapp 8 % lagen. Hiervon waren 4 % Abgänge (in erster Linie Erdrückungsverluste), und 4 % waren sehr schwache Ferkel, die aus Tierschutzgründen frühzeitig versetzt werden mussten.

Die biologischen Leistungen der Ferkel mit durchschnittlich 190 g Tageszunahmen lagen auf dem unteren Niveau, das in der Literatur beschrieben wird. Dies ist auf die große Ferkelanzahl je Wurf zurückzuführen. Dennoch haben die Ferkel im Durchschnitt ein Absetzgewicht von 5,68 kg erreicht.

Aufgrund der Auswertungen der Ergebnisse ist der Einsatz der Lax Milk Bar eine gute Alternative zu anderen Ammensystemen. Sie zeichnet sich durch ihre geringen Investitionskosten und die Möglichkeit aus, bis zu 25 Ferkel in einer Abferkelbucht aufzuziehen.

Fazit

Es konnten durchschnittlich 23 Ferkel abgesetzt werden, bei insgesamt 25 Ferkeln zu Beginn. Die Verluste waren sehr gering, Vorversuch 8 % (vom dritten Lebenstag bis zum Absetzen), im Hauptversuch 4 % Verluste und 4 % „schwache Ferkel“ wurden versetzt. Die Tageszunahmen lagen bei den Gruppen zwischen 160 und 230 g (ab dem dritten Lebenstag bis zum Absetzen). Der Milchaustauscherverbrauch lag zwischen 0,7 und 1,3 kg je abgesetztem Ferkel. Die Auswahl der Sau ist entscheidend. Ideal sind „gute“ Sauen mit dem zweiten oder dritten Wurf.

Gesichertes Einkommen mit Bioschweinen

Mit Bioschweinen lässt sich auch derzeit noch Geld verdienen. Im folgenden Bericht geht es um zwei Betriebe, die von ihren ­Erfahrungen berichten.

Den heutigen Bioschweinmast­stall in der Nähe von Würzburg hat Heiko Reinhardt 2003 für 1.200 Tiere neu gebaut. Damals war pro Tier 1 m2 vorgesehen, und die Schweine wurden auch damals schon auf Stroh gehalten. „Daher haben wir bei der Umstellung im Jahr 2016 innen nur wenig ändern und nur die Tierzahl an die neuen Vorgaben anpassen müssen“, betonte Reinhardt, sodass aktuell etwa 800 Schweine gehalten werden können.

Bei der Überdachung des Auslaufs hat sich Reinhardt bewusst für eine freitragende und damit gut durchlüftete Konstruktion entschieden. Sonnenbrand im Auslauf beobachtet er nur selten. „Die Tiere meiden die starke Sonneneinstrahlung und gehen mit der Sonne mit, sodass sie bei großer Wärme meistens im Schatten liegen“, berichtete der Landwirt. Mit 3 m2 insgesamt bietet er den Schweinen mehr Platz als die EU-Bio-Verordnung und die Bioland-Richtlinien es vorschreiben.

Obgleich die Gruppengröße mit 200 Mastschweinen groß ist, koten die Tiere zu 99 % draußen. Nur zu Beginn der Vormast, wenn den Schweinen innen sehr viel Platz zur Verfügung steht, kommt es auch schon mal drinnen zu Verschmutzungen. Da die Luft im Stall gut ist, kann auf mechanische Be- und Entlüftung verzichtet werden und die klassische Trauf-First-Lüftung erweist sich als ausreichend. Nebenbei werden so 7.000 € Stromkosten gespart.

Höhere Kosten sind herausfordernd

Die Fütterung löst alle drei Stunden aus. Durch die Breifütterung werden die Tiere zusätzlich zum Fressen angeregt. Aktuell kostet Vormastfutter etwa 70 €/dt und besteht aus zahlreichen Komponenten, um den Bedarf der Tiere zu decken. Neben Erbsen und getoasteten Sojabohnen dienen auch Luzernecobs und Bierhefe als Eiweißträger. Die Anpassung an die wachstumsbedingt veränderten Bedürfnisse der Schweine erfolgt wöchentlich.

Heiko Reinhardt erzielt gute Preise, wenngleich die Futterkosten die Marge schmälern. Dabei kommt es ihm zugute, dass er im vergangenen Jahr einen Teil der Sojabohnen noch zu deutlich günstigeren Preisen bekommen konnte. Auf die 4,23 €/kg Schlachtgewicht bei 55 % Muskelfleischanteil gibt es momentan über den Erzeugerzusammenschluss noch einen befristeten Aufschlag. Trotz der guten Ausgangslage ist sich aber auch Reinhardt bewusst: „Wir werden unsere Vollkosten neu kalkulieren müssen, um damit die Preise für das zweite Halbjahr zu verhandeln.“

Da die Schweine schon vor der Umstellung auf Stroh gehalten wurden, musste für die ökologische Haltung im Innenbereich nur die Tierzahl reduziert werden. Foto: Christian Wucherpfennig

Erfolgreich mit 70 Sauen nach Demeter

Der Umstellung des im baden-württembergischen Rückertsbronn gelegenen Betriebes der Familie Lober im Jahr 2015 ging eine längere Phase des Herantastens voraus. 1988 überredete der heutige Betriebsleiter Dietmar Lober seinen Vater, einen Unkrautstriegel zu kaufen. Seit 2002 werden auf dem Acker keine Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger mehr eingesetzt. Nach der Umstellung wurden die Ställe über mehrere Jahre weitestgehend in Eigenleistung umgebaut.

„Parallel wurden weiter 35 Sauen gehalten, um sich nicht daran zu gewöhnen, keine Sauen mehr zu haben“, erklärte Dietmar Lober seine Vorgehensweise. Zuvor waren 110 Sauen im Bestand. Da vielfach auf gebrauchtes oder vorhandenes Baumaterial zurückgegriffen wurde, konnte und wollte Lober schließlich keine Investitionsförderung mehr in Anspruch nehmen.

Mit heute gerade einmal 70 Sauen ist der Betrieb der größte Demeter-Sauenbetrieb in Deutschland. Etwa 70 % der erzeugten Ferkel gehen an einen etwas größeren Mäster in der Region, der Rest wird an viele kleinere Betriebe verkauft, denn bei Demeter halten viele Betriebe eine kleine Anzahl von Schweinen für die Direktvermarktung und Hofmolkereien finden so einen guten Absatz für die bei der Käseherstellung anfallende Molke.

Die Durchstiege in den Auslaufgittern erleichtern es dem Betreuungspersonal, von einer Bucht zur anderen zu gelangen.

„Man darf den Sauen etwas zutrauen“

Die vorhandenen Gebäude ließen sich gut nutzen, weil durch Auflagen des Brandschutzes bei den in den 1970er Jahren errichteten Stallungen ausreichend Abstand zwischen den Gebäuden bestand, sodass die in der ökologischen Schweinehaltung obligatorischen Ausläufe gut eingerichtet werden konnten. Dabei wird der Auslauf von den Ferkel führenden Sauen insbesondere bei wärmerer Witterung gerne auch zum Säugen genutzt.

Nach dreieinhalb Wochen werden drei bis vier Sauen gemeinsam mit ihren Ferkeln ins Gruppensäugen umgestallt, was es auch ermöglichte, mit einer größeren Buchtentiefe das gesamte vorhandene Gebäude zu nutzen. Das Gruppensäugen funktioniert gut, denn „man darf seinen Sauen auch mal etwas zutrauen“. Die tragenden Sauen werden in mehreren nicht fest zusammengesetzten Gruppen gehalten und kurz vor dem Abferkeln in die Abferkelbuchten umgestallt. Das Ferkelnest in der Abferkelbucht ist bewusst klein gehalten, hat eine Fußbodenheizung und wird daher von den Ferkeln sehr gut angenommen, was unter anderem sehr geringe Erdrückungsverluste zur Folge hat. Nach dem Umstallen ins Gruppensäugen steht den Ferkeln dann ein deutlich größeres Ferkelnest zur Verfügung.

Vor allem im Sommerhalbjahr säugen die Sauen ihren Nachwuchs gern im Auslauf. Fotos (3): Dietmar Lober

Fütterung in einem Demeter-Betrieb

Als Demeter-Betrieb verzichtet Lober auf die sonst noch bei ökologischer Bewirtschaftung zulässigen kleinen Mengen von konventionellem Kartoffeleiweiß. „Mit Kartoffeleiweiß wären die Leistungen vermutlich etwas besser“, merkte Lober aber auch an. Eine Besonderheit im Betrieb ist das großzügige Angebot an Raufutter. Etwa 3 bis 4 ha Klee fressen die Sauen und die Ferkel jährlich. Zwei Drittel des Jahres wird es frisch angeboten, im Winterhalbjahr in Form von Silage oder Heu.

„Durch das viele Raufutter mögen die Ferkel etwas langsamer wachsen, aber sie bleiben dafür während der Aufzucht gesund“, erklärte Lober seine Strategie. Dabei muss das Futter aber früh geschnitten werden, denn überständiger Klee wird von den Schweinen nicht so gut angenommen und hat dann auch nur noch einen geringen Futterwert. Das übrige Kleegras und auch einen Teil des Strohs bekommen ein Schaf- und ein Milchviehbetrieb, Gülle und Festmist gehen im Gegenzug zurück. Somit ist die bei Demeter vorgeschriebene Haltung von mindestens 0,2 Großvieheinheiten Raufutterfresser über die Kooperation erfüllt. Mit Weizen, Triticale, Winter- und Sommergerste, Hafer und Körnermais sowie Soja, Erbsen und Ackerbohnen baut Lober möglichst alles Futter auf seinen 45 ha Flächen selbst an.

Die Altgebäude ließen sich für die Ferkelaufzucht gut nutzen.

Fazit

Sechs Jahre nach der Umstellung sieht sich Heiko Reinhardt in seiner betrieblichen Entscheidung bestätigt. „Außerdem ist ökologische Landwirtschaft viel spannender. Nicht nur die Schweinehaltung, sondern auch der Ackerbau machen Freude“, erklärt er abschließend. Während vor der Umstellung nur fünf unterschiedliche Kulturen angebaut wurden, sind es aktuell 17. Dem zweiten Betriebsleiter Dietmar Lober ist es wichtig zu zeigen, dass ein neues Haltungskonzept auch dann umgesetzt werden kann, wenn nicht alles Alte gleich weggeworfen wird, man sich Zeit lässt beim (Um-)Bauen und der Betrieb nicht unbedingt vergrößert werden soll.

Von der Polizeiarbeit zum Freizeitvergnügen

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Nahe Bad Schwartau startete im August die Schleppjagdsaison in Schleswig-Holstein. Hinter der Meute des Masters Joachim Martens aus Lübeck sammelten sich die Reiter, die teilweise auch aus Mecklenburg-Vorpommern gekommen waren, zum Stelldichein in Groß Parin.

Zwei Stunden lang ging es bei sommerlich warmem Wetter über die Stoppelfelder zwischen Bad Schwartau und Lübeck. Ein herrliches Bild für die zahlreichen Zuschauer, die zu den Sammelpunkten kamen, um das Jagdfeld zu beobachten. Nachdem der Halalisprung geritten, die Hunde mit ihrer Belohnung, dem Curée, versorgt und das Halali geblasen war, endete die Jagd mit einem leckeren Essen in der großen Scheune des Gutshofs in Groß Parin.

Veranstaltet wird diese Jagd seit mehr als 20 Jahren von dem pensionierten Polizeibeamten Jörg Wischnewski. Die Idee kam dem ehemaligen Mitglied der inzwischen aufgelösten Reiterstaffel Schleswig-Holstein bei einer Verfolgungsjagd. Der Autobahnpolizei war ein Pkw-Fahrer zu Fuß durch die Felder entkommen. Wischnewski war mit einem Kollegen im Auto unterwegs, als sie zwei Reiterinnen trafen, die den Flüchtenden gesehen hatten. Kurzerhand lieh sich Wischnewski ein Pferd und stellte den Übeltäter.

Jörg Wischnewski organisiert die Jagd, auch mit der Hilfe seiner Nichte. Mit ihren Trakehnern reiten die beiden auch mit. Foto: Sigrun Wiecha

Danach setzte er seine Idee in die Tat um und zusammen mit seiner Familie, Freunden und unter Mithilfe des ganzen Dorfes richtet er nun jedes Jahr die erste Jagd mit der Beaglemeute von Joachim Martens aus. „Wer einmal mitgeritten ist, kommt immer wieder“, sagt Wischnewski.

Bedingt durch die Arbeit der Landwirte und die immer kürzere Zeit, die den Jagdreitern auf den Feldern zur Verfügung steht, fand die Jagd in den vergangenen Jahren immer am dritten Wochenende im August statt. Wer Lust hat, mitzureiten oder Reiter und Hunde zu beobachten, kann sich bei Jörg Wischnewski unter wischimobil@aol.com anmelden

Alleskönner Holunder

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Die Holunderfamilie zeigt sich erstaunlich vielseitig. Einige Mitglieder zieren mit auffälligem Laub, rosafarbener Blüte und schwarzen Fruchtdolden, andere hingegen haben sich auf die ertragreiche Blüten- und Beerenproduktion spezialisiert. Und die Exoten der Familie punkten mit auffällig roten Früchten oder heilkräftigen Inhaltsstoffen.

Für unsere Gärten sind drei Holunderarten interessant: Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Traubenholunder (Sambucus racemosa) und Zwergholunder (Sambucus ebulus). Der Schwarze Holunder, manchmal auch als Holler- oder Fliederbusch bezeichnet, tritt als Wildform in freier Natur bei uns sehr häufig auf. Die weiße Blüte erscheint von Mai bis Juli als große, flache Schirmrispe mit vielen Einzelblüten. Deren frischer, fruchtiger Duft lässt sich in Sirup, Limonade, Gelee oder Sekt konservieren. Beliebt ist außerdem auch das Ausbacken der Blüten in Pfannkuchenteig.

Die bunten und geschlitzten Blätter der verschiedenen Holunderselektionen sorgen mit den Beeren für einen hohen Nutz- und Zierwert.
Foto: Karin Stern

Von Mitte August bis Mitte September reifen die schwarzen Beeren. Botanisch handelt es sich um Steinfrüchte. Sie enthalten viel Vitamin C und Kalium. Für Menschen sind sie jedoch nur nach dem Erhitzen genießbar. Dieser Vorgang zerstört den Inhaltsstoff Sambunigrin, der Erbrechen, Magenkrämpfe und Durchfall verursachen kann. Holunder ist sehr frosthart. Nur sein früher Austrieb kann durch Spätfröste Schaden nehmen. Besonders wohl fühlt sich der Strauch im Halbschatten auf stickstoffreichem, feuchtem Lehmboden. Neben der Wildform bieten Baumschulen interessante Selektionen an, die gern als Ziergehölze gepflanzt werden. So überzeugt die Sorte ‚Aurea‘ mit auffallend gelbem Laub und ‚Black Beauty‘ mit purpurrotem Laub und rosafarbenen Blüten. Fehlt der Platz für die gewöhnliche Strauchform, fügen sich die säulenförmig wachsenden Sorten ‚Black Tower‘ und ‚Yellow Tower‘ in schmale Lücken ein.

,Black Lace‘ überzeugt mit einer wunderschönen Blüte. Foto: Karin Stern

Wer Holunderbeeren ernten möchte, pflanzt die sehr empfehlenswerte selbstfruchtbare Kultursorte ‚Haschberg‘. Ihre Beeren sind deutlich größer und saftiger als die von Wildsträuchern. ‚Riese aus Voßloch‘ wird gern für die Ernte der Blüten angebaut, da sich diese Sorte durch besonders große Dolden auszeichnet. Ihr Beerenertrag bleibt jedoch meist hinter den Erwartungen zurück, da bei kühler Witterung die Blüten häufig verrieseln. Die manchmal während der Blüte auftretende Schwarze Holunderblattlaus lässt sich gut mit Hausmitteln wie Seifenlauge oder Brenn­nesselbrühe bekämpfen. Der Saft aus den Beeren und der Tee aus den getrockneten Blüten lindern Erkältungskrankheiten. Insbesondere der Tee wirkt schweißtreibend, fiebersenkend und schleimlösend.

Sambucus racemosa, der Traubenholunder, schmückt sich im Herbst mit auffallend roten Beeren. Foto: Karin Stern

Der Traubenholunder, auch als Roter Holunder bekannt, wird wegen seiner schmückenden roten Beeren gerne in naturnahen Hecken verwendet. Das hübsche Wildgehölz ist in Mitteleuropa verbreitet, wenn auch nicht so häufig anzutreffen wie der Schwarze Holunder. Die nektarreichen Blüten locken Bienen und Insekten an. Die Beeren hingegen sind bei Gartenvögeln sehr beliebt. Traubenholunder mag einen frischen, humosen Boden an einem sonnigen bis halbschattigen Standort. Der Strauch erreicht eine Höhe von 2 bis 4 m. Die Zweige hängen malerisch über. Die gelblichweißen Blütendolden erscheinen von April bis Ende Mai, die Beeren reifen von Juli bis September. Einige der für den Garten interessanten Zierformen sind in der Tabelle zu finden.

Die rosa-weiße Blütendolde des Zwergholunders. Foto: Karin Stern

Der Zwergholunder (Sambucus ebulus), manchmal auch als Attich bezeichnet, ist botanisch gesehen kein Strauch, sondern eine Staude. Die Pflanze wächst etwa 1,5 m hoch und bringt aufrecht stehende Blütendolden hervor. Dies sind wichtige Merkmale zur Unterscheidung vom Schwarzen Holunder. Die Beeren sehen sich sehr ähnlich. Da sie jedoch als giftig gelten, sollten sie nicht verwendet werden, auch nicht nach dem Erhitzen. Trotz oder gerade wegen der giftigen Inhaltsstoffe findet die Wurzel des Zwergholunders teilweise noch medizinische Verwendung.

Quelle: Karin Stern

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 3422

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Die Getreideernte ist wie immer: plötzlich schon vorbei. Die allermeisten Landwirte erleben die fünfte Jahreszeit als schönste des Jahres und konnten sich in diesem Jahr über gute Erträge freuen. Auch im Handel freut man sich mit den Erzeugern und staunte über die zeitweise unendlichen Anlieferungen in der Getreideannahme. Die Erntelogistik ist in diesem Jahr besonders herausfordernd. Zu Beginn der Ernte wurden Gerste und Raps aus Ungeduld eher zu feucht geerntet und verursachten hohen Trocknungsaufwand. Angesichts guter Ernteergebnisse in der Gerste und dann auch im Raps und im Weizen galt es schließlich, Massen zu bewältigen. Der Abtransport der neuen Ernte vom Ort der Erfassung in Richtung der Käufer und Verarbeiter gestaltet sich allerdings nicht so einfach, es gibt einige Hürden.

Transportprobleme

Im Güterkraftverkehr mangelte es laut Bundesverband BGL schon vor dem Ukraine-Krieg an 60.000 bis 80.000 Fahrern in Deutschland. Strukturell würde nur die Hälfte der in Rente gehenden Berufskraftfahrer durch Berufseinsteiger ersetzt. Das Fehlen ukrainischer Fahrer verschärft die Situation im europäischen Raum, im Schwerpunkt bei polnischen und litauischen Unternehmen. Der Dieselpreis ist im März explodiert und seither zwar etwas zurückgegangen, liegt aber noch immer 56 % über dem Schnitt der vergangenen drei Jahre. Zusammen mit erhöhten Kosten für AdBlue, Fahrpersonal und Technik ist die Lage für Transportunternehmer oftmals existenzbedrohend. In der Binnenschifffahrt klagt man ebenso wie in der Landwirtschaft über die Dürre. Auf dem Rhein können viele Schiffe wegen Niedrigwasser weniger als ein Drittel ihrer Kapazität auslasten, auf der Donau können bei rekordtiefem Pegel abschnittsweise keine Güterschiffe mehr verkehren. Die Niederschläge der vorigen Woche heben den Pegel in beiden Flüssen nur vorübergehend an. Zudem konkurriert der Getreidetransport mit dem von Kohle. 2018 waren die Pegelstände im Rhein ähnlich niedrig, da gab es jedoch weniger Transportbedarf für Kohle und es waren insgesamt mehr Schiffe vorhanden. Die Ausweichmöglichkeiten für den Transport von Agrargütern sind begrenzt, im Exporthafen Hamburg kommt Getreide vermehrt per Schiene an. Die Lösungsansätze der Branchenverbände für mehr Warenbewegung per Lkw reichen von einer Aussetzung des Wochenendfahrverbots bis zu einer Erhöhung der Lkw-Nutzlast.

Marktlage

Neben den logistischen Schwierigkeiten beim Umschlag der neuen Ernte gibt es auch marktseitig Unklarheiten. Das turbulente Frühjahr hat zu Preiskapriolen geführt, die auf Erzeugerebene den Verkaufswillen förderten. Auf der Abnehmerseite sorgte die Rekord-Hausse für Zurückhaltung, doch mit der Erfahrung aus dem Vorjahr im Nacken entschieden sich vor allem Käufer aus dem Ausland zu Vorkäufen. Jetzt, wo die Ernte eingefahren ist und die Preise weit von den Höchstständen entfernt sind, steht das Geschäft still. Bei immer niedrigeren Terminkursen versuchen Marktteilnehmer, eine Position zu finden. Am internationalen Markt werden sinkende Preise immer wieder mit den Ausfuhren aus der Ukraine begründet, doch 25 bisher beladene Schiffe stehen nicht in Relation mit der scheinbaren Entspannung. Die Ernte ist hierzulande gut ausgefallen, beim Weizen ist die Frage nach den Qualitäten in Klärung. Brauchbare Zahlen werden auch auf globaler Ebene gesucht. Der sonst aussagekräftige USDA-Bericht hatte zuletzt zu Unverständnis geführt. Die Ernteprognose Russlands wurde mit 88 Mio. t Weizen so hoch angesetzt, dass man sie infrage stellt. Das Land selbst gibt noch größere Mengen an und will mit Abstand Spitzenreiter im Weizenexport werden. Die Glaubwürdigkeit Russlands ist seit dem Einmarsch in die Ukraine auf dem Tiefstand und trotzdem hängt der Weltmarktpreis maßgeblich vom russischen Getreideangebot ab. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Markteinschätzung ist die unter Trockenheit leidende Maisernte in Europa. Wie sagt man so schön – bald wissen wir mehr.

Marktlage für die Woche vom 22. bis 28.8.2022

Getreide: Weizenexporte aus Russland und der Ukraine haben zuletzt die Terminkurse für Weizen unter Druck gebracht.

Raps: Die Matif-Rapskurse haben weiter nachgegeben und liegen jetzt wieder auf Vorjahresniveau.

Futtermittel: Die US-Sojakurse gaben zuletzt nach, da ausreichende Niederschläge fallen. Futtergetreide wird günstiger.

Kartoffeln: Die Haupternte hat begonnen. Der Markt ist ausreichend versorgt. Die Preise stehen unter Druck.

Schlachtrinder: Jungbullen- und Färsenpreise blieben stabil, die Preise für Schlachtkühe haben nachgegeben.

Schlachtschweine/-sauen: Der Preisanstieg hat sich in der Vorwoche fortgesetzt. Die Mäster liefern nur zögernd ab.

Ferkel: Die erhöhten Schlachtschweinekurse beleben die Ferkelnachfrage. Die Kurse steigen wöchentlich an.

Milch: Die Anlieferungsmengen bleiben weiter auf dem Vorjahresniveau. Die Kurse für Spotmilch bleiben vorerst recht hoch.

Schlachtlämmer/-schafe: Die zuletzt erhöhten Kurse können sich behaupten. Die Nachfrage bleibt rege.

Markttendenz für die Woche vom 29.8. bis 4.9.2022

Getreide: Weiterhin wird mit einer nervösen Marktlage gerechnet. Die Kurse reagieren auf jede Nachricht mit Ausschlägen.

Raps: Die gute EU-Ernte sorgt für Angebotsdruck, auch die schwachen Sojakurse drücken auf die Rapsnotierungen.

Futtermittel: Aus Nord- und Südamerika wird mit einem ausreichenden Sojaschrotangebot gerechnet.

Kartoffeln: In vielen Regionen erschwert die Trockenheit die Erntearbeiten. Die Qualitäten leiden.

Schlachtrinder: Trockenheit und Futtermangel sorgen vor allem bei Schlachtkühen für ein erhöhtes Angebot und Preisdruck.

Schlachtschweine/-sauen: Die hohen Temperaturen sorgen für eine belebte Grillfleischnachfrage und reduzierte Zunahmen in der Schweinemast.

Ferkel: Die reduzierten Sauenbestände können die belebte Ferkelnachfrage kaum bedienen.

Milch: Die Kurse für MMP stehen weiter unter Druck. Die Käse- und Butternachfrage bleibt stabil, die Kurse fest.

Schlachtlämmer/-schafe: Die überregionale Nachfrage sorgt für einen stetigen Absatz zu stabilen Kursen.

Hohe Verluste beim Körnermais erwartet

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Nachdem die Getreideernte eingebracht ist, richten sich jetzt die Blicke auf den Körnermais und die zu erwartenden Erträge. Die anhaltende Dürre hat nach Einschätzung des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) beim Körnermais massive Ertragsausfälle zur Folge. Gegenwärtig rechnet der Verband mit 600.000 t, die aufgrund von Hitze und Trockenheit verloren gehen dürften.

„Wir verlieren rund 15 Prozent der ursprünglich prognostizierten Erntemenge“, erklärte DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler in Berlin. Die Ertragserwartungen wurden in den vergangenen Monaten kontinuierlich zurückgenommen durch die anhaltende Trockenheit in den meisten Anbauregionen. Der Verband veranschlagt das Körnermaisaufkommen jetzt auf nur noch 3,61 Mio. t, nach 4,07 Mio. t im Juni und noch gut 4,3 Mio. t im Mai. Im vergangenen Jahr waren 4,44 Mio. t Körnermais eingebracht worden. Um die durch die Trockenheit entstehenden Lücken in der Futterversorgung zu schließen, dürften die Vieh haltenden Betriebe laut Raiffeisenverband zusätzliche Flächen als Silomais abernten, die ursprünglich für die Körnermaisernte vorgesehen waren.

Europaweit leidet der Mais ebenfalls unter der Trockenheit; lediglich in der Ukraine wurde die Ernteprognose angehoben. „Wir müssen uns beim Mais auf eine sehr enge Marktversorgung einstellen“, resümierte Seedler für diese Saison. age

Russland baut seine Position als Exporteur aus

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In diesem Jahr könnte Russland weitere Marktanteile gewinnen und seinen Vorsprung bei den Weizenexporten 2022/23 gegenüber den Wettbewerbern am Weltmarkt deutlich vergrößern, erwartet das US-Landwirtschaftsministerium (USDA). Die Ausfuhren werden jetzt bei 42 Mio. t Weizen gesehen; das wären 9 Mio. t oder 27,3 % mehr als im Vorjahr.

Im Juli hatten die Washingtoner Analysten die russischen Weizenexporte noch auf lediglich 40 Mio. t veranschlagt. Nach der USDA-Prognose dürfte die Europäische Union ihren zweiten Platz auf der Weltrangliste der Weizenexporteure in der laufenden Vermarktungssaison mit 33,5 Mio. t Weizen behaupten; im Vergleich zur Vorsaison wären dies 1,8 Mio. t oder 5,5 % mehr. Den dritten Rang werden sich nach Einschätzung der Washingtoner Beamten Australien und Kanada mit Ausfuhren von jeweils rund 26 Mio. t Weizen teilen; gegenüber 2021/22 wäre dies für die beiden Länder ein Minus von 100.000 t beziehungsweise ein Plus von 11 Mio. t. Für das eigene Land taxieren die US-Beamten die Weizenausfuhr in der laufenden Vermarktungssaison jetzt auf 23 Mio. t, was im Vorjahresvergleich einem Zuwachs um 1,5 Mio. t oder 7 % entsprechen würde. Die Plätze fünf und sechs dürften indes Argentinien mit 13,5 Mio. t und die Ukraine mit 11 Mio. t belegen; das wären 4,2 Mio. t beziehungsweise 7,8 Mio. t weniger als im Vorjahr.

Unterdessen kommen die EU-Weichweizenexporte recht flott voran. Nach Angaben der EU-Kommission exportierte die Gemeinschaft in den ersten beiden Augustwochen vom 1. Juli bis zum 14. August 2022 insgesamt schätzungsweise 3,58 Mio. t Weichweizen; damit würde der Vorjahresstand um etwa 440.000 t oder 14  % übertroffen. Die EU-Beamten wiesen allerdings darauf hin, dass die Daten noch nicht komplett seien. age

Vorsprung durch Wissen

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Gut informiert sein – das ist in Krisenzeiten noch viel wichtiger als ohnehin. Und obwohl die Erzeugerpreise hoch sind oder zumindest nach oben tendieren, befindet sich die gesamte Branche mitten im Transformationsprozess. Die Megatrends Tierwohl, Artenvielfalt und Klimaschutz bieten viele Chancen, aber auch große Unsicherheiten. 

Ein Besuch der Norla, die vom 1. bis 4. September in Rendsburg stattfindet, ist die Gelegenheit, sich auf den aktuellen Stand der Diskussionen zu bringen. Um den Norla-Besuch optimal zu planen, hilft ein Blick in die Messezeitung. Dort sind neben vielen nützlichen Tipps auch die Zeitpunkte und Orte aller Fachveranstaltungen aufgeführt.

Im Forum Schweinehaltung werden Experten beispielsweise die Nahrungskonkurrenz zwischen Mensch und Schwein diskutieren, die mit Blick auf die allgemeine Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln an Bedeutung gewonnen hat. Ein weiterer Fokus liegt auf der Afrikanischen Schweinepest (ASP), die aktuell den Tierhaltern in der Überwachungszone um den Ausbruchsbetrieb in Niedersachsen zu schaffen macht. 

Es brennt derzeit an vielen Ecken in der Veredlungsbranche. Anlässlich des Gesetzentwurfs zur Haltungskennzeichnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums warnt der Bundesverband Rind und Schwein (BRS), dass die Zukunft der tierhaltenden Betriebe in Deutschland gefährdet sei. Eine Haltungskennzeichnung bringe nichts, wenn nicht Anpassungen im Bau- und Immissionsschutzrecht vorgenommen würden, so der BRS. Hier schwingt der Vorwurf mit, dass es dem Berliner Agrarressort nicht wirklich um mehr Tierschutz in den Ställen gehe, sondern um eine deutliche Reduzierung der Betriebe.

Acker- und Futterbauern müssen sich derzeit mit dem Verordnungsvorschlag der EU-Kommission zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in Schutzgebieten auseinandersetzen. Brüssel fordert ein Komplettverbot, was bei Praktikern und einigen Agrarpolitikern zu Recht Kopfschütteln auslöst, weil man den Weg der guten fachlichen Praxis und kooperativer Ansätze verlasse. 

Wie sich hingegen Gewässerschutz konstruktiv und miteinander entwickeln lässt, zeigt auf der Norla das Gewässerschutzforum. Dort werden zudem Neuigkeiten zur Landesdüngeverordnung und zur neuen Nitratkulisse vorgestellt.

Kurzum: Die Norla ist und bleibt der wichtigste Knotenpunkt für den fachlichen Austausch und den Ausbau des persönlichen Netzwerks im Norden. Darüber hinaus ist sie das Schaufenster der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein. Neben dem Fachpublikum nutzen viele Verbraucher die Gelegenheit, sich über die Nahrungsmittelproduktion zu informieren und mit Landwirten ins Gespräch zu kommen. 

Die angestoßenen Dialogprozesse, die der Transformation der Branche Leitplanken geben, funktionieren schließlich nur mit einem offenen Austausch zwischen Erzeugern und Verbrauchern. Nur so kann zusätzlich zu dem hohen Vertrauen in die Qualität heimischer Produkte gegenseitiges Verständnis und damit Wertschätzung entstehen.

Dr. Robert Quakernack. Foto: bb

Würzige, heilkräftige Blattschmuckstauden

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Artemisien beeindrucken weniger durch ihre meist unscheinbaren Blüten als vor allem durch ihr oft fiedrig geschnittenes Laub, das bei vielen Arten blaugrau bis silbrig schimmert. Sowohl im Beet als auch in der Vase setzen Artemisien einen schönen farblichen Kontrast zu Blütenpflanzen. Aufgrund ihrer kräftigen Blatt­aromen sind viele Arten auch seit alters her als Heil- und Würzpflanzen in Gebrauch.

Weltweit gibt es etwa 200 bis 300 Artemisiaarten, die meisten stammen ursprünglich aus Osteuropa und Westasien; überwiegend handelt es sich um Stauden oder Halbsträucher. Typisch für die Gattung sind neben den meist gefiederten Blättern von oft bläulicher bis silbriger Farbe die sehr kleinen, in Rispen oder Trauben angeordneten Korbblüten. Häufig duften die Blätter, manchmal auch die Blüten, intensiv. Der Pflanze dienen die stark konzentrierten Inhaltsstoffe zur Abwehr von Fressfeinden. Im Garten wehren Artemisien Schnecken, Ameisen und Läuse auch von Nachbarpflanzen ab.

Das starke Wermutaroma gefällt nicht allen Nachbarpflanzen. Foto: Anke Brosius

In der Regel gedeihen Artemisien am besten an vollsonnigen Plätzen und auf durchlässigen, auch sandigen bis steinigen, eher trockenen Böden. Aufgrund dieser Ansprüche eignen sich viele Arten für Steppen- und Steingärten, niedrige und kriechende Arten auch zur Trockenmauerbepflanzung. Halbsträucher wie Wermut und Eberraute gedeihen auch gut vor einer sonnigen Hauswand oder Mauer. Beim Düngen sollte man zurückhaltend sein; ideal ist kalkhaltiges Steinmehl. Gegossen werden müssen die meisten Arten nur bei anhaltender Trockenheit. Ein Rückschnitt im Frühjahr sorgt für ein langes Pflanzenleben.

Die Herkunft des Gattungsnamens Artemisia ist umstritten, wahrscheinlich geht er aber auf die griechische Göttin Artemis zurück, die in frühester Zeit als Heilgöttin verehrt wurde. Tatsächlich wurden und werden Artemisien zwar schon früh auch als Gewürzpflanzen, zuvorderst aber als Heilpflanzen gebraucht.

Starke Würz- und Heilkraft

Die Verwendung als Küchenkraut vereint beide Aspekte, denn die in Beifuß, Estragon, Eberraute und Wermut enthaltenen ätherischen Öle und Bitterstoffe fördern die Verdauung und bringen bei Völlegefühl im Magen Erleichterung. Darüber hinaus wirken sie entzündungshemmend und anti­oxidativ.

Der gewöhnliche Beifuß, Artemisia vulgaris, war bis ins 18. Jahrhundert das häufigste in Europa genutzte Küchenkraut, vergleichbar der heutigen Petersilie. Seine Zugabe macht fette Speisen leichter verdaulich, weshalb er traditionell gerne als Gewürz für Schweine­braten verwendet wird. Eine Teezubereitung aus Beifuß wirkt entkrampfend bei Bauchschmerzen und Menstruationsbeschwerden.

Beifuß fühlt sich an der Grenze zwischen drinnen und draußen wohl. Foto: Anke Brosius

Die 1,5 m hohe Staude mit kräftigem Wurzelstock stammt ursprünglich aus der russischen Steppe. Alle Pflanzenteile, Wurzeln, Triebe und Blüten, duften. Für die Verwendung in der Küche werden die Blütenknospen kurz vor dem Öffnen geerntet und getrocknet. Der anspruchslose Beifuß wächst an vielen Stellen wild und braucht daher nicht unbedingt einen Platz im Garten. Wo er fehlt, kann man ihm seinem Charakter als Gartenflüchter entsprechend etwa einen trockenen, sonnigen Platz am Zaun geben.

Der Halbstrauch Wermut, Artemisia absinthium, wird etwa 50 bis 100 cm hoch. Seine gefiederten Laubblätter sind silbergrau und fein behaart. Bei Berührung verströmen sie das typisch herbe Wermutaroma. Wermut wird vor allem zu Wein, Schnaps und Likör verarbeitet, aber auch in der Küche in kleinen Mengen zu fetten Fleischgerichten verwendet. Den Wurzelausscheidungen des Wermuts wird eine wachstumshemmende Wirkung nachgesagt. Johannisbeeren allerdings profitieren von einer Nachbarschaft, weil Wermut auch Rostpilze abwehrt. Sofern sie kalkhaltig und nicht zu feucht sind, gedeiht Wermut auch auf stickstoffhaltigen Böden.

Wermut enthält Thujon, das in kleinen Mengen antibakteriell, krampflösend und anregend wirkt, bei Überdosierung als Nervengift aber auch zu Schäden führen kann. Wermutschnaps, Absinth, war im 19. und Anfang des 20. Jahrhundert sehr beliebt, wurde dann aber in mehreren europäischen Ländern verboten, wohl nicht nur aufgrund seiner anregenden und berauschenden Wirkung, sondern auch deshalb, weil die abortive Wirkung des Wermuts auch für illegale Abtreibungen genutzt wurde.

Artemisia pontica, der Römische Wermut, ist im Aroma milder als der echte Wermut. Außer in der Küche und für Alkoholika findet das Kraut auch als Badezusatz Verwendung. Das graugrüne, filzige Laub der aufrecht wachsenden Triebe ist fein gefiedert; die Staude wird etwa 40 cm hoch und eignet sich gut als Bodendecker zwischen Strauchrosen und anderen blühenden Gehölzen. Auf ihr besonders zusagenden sandigen, durchlässigen Böden bilden sich durch Ausläuferbildung leicht größere Flächen, die schwächere Nachbarpflanzen bedrängen können. Wo wenig Platz vorhanden ist, bietet es sich deshalb an, die Pflanze im Kübel zu ziehen. Artemisia pontica wurde bereits im europäischen Mittelalter auf Burgen kultiviert und wilderte von dort in die Umgebung aus (Burggartenflüchtling).

Die Eberraute, Artemisia abrotanum, ein aufrecht wachsender, wenig verzweigter Halbstrauch, zeichnet sich durch den zitrusartigen Duft der fein gefiederten, graugrünen Blätter aus. Die Unterart Artemisia abrotanum var. maritima ist ihres Duftes wegen auch als „Colastrauch“ bekannt. Die Blätter der Eberraute werden zum Würzen von Fleischgerichten und Soßen genutzt. Zwischen die Wäsche gelegt, sollen sie Motten fernhalten. Eberraute gehörte zum Inventar mittelalterlicher Klostergärten, wo sie als Würz- und Heilpflanze gezogen wurde.

Im Garten eignet sich Eberraute zur Anlage von Dufthecken und als Schnecken abwehrende Einfassung um den Gemüsegarten, aber man sollte sie dabei nicht mit der Baum­eberraute verwechseln. Während die gewöhnliche Eberraute etwa 80 bis 100 cm hoch wächst, kann die Baumeberraute, Artemisia abrotanum var. arborescens, bis zu 2,50 m hoch werden.

Estragon, Artemisia dracunculus, ist ein eher untypischer Vertreter seiner Gattung: Seine schmalen, länglichen Blätter sind grün und glattrandig; außerdem ist Estragon weniger trockenheitsverträglich als andere Artemisien und gedeiht am besten auf normal bis gut feuchtem, mäßig nährstoffreichem Gartenboden. Im Kräuterbeet passt er zu Zitronenmelisse, Schnittlauch und Sauerampfer.

Im Handel sind russischer und französischer Estragon. Die ursprüngliche russische Form ist robuster und winterhärter, aber weniger aromatisch und reagiert auf Hitze und Trockenheit mit der Bildung von Bitterstoffen. Französischer Estragon (Artemisia dracunculus var. sativus) wächst zierlicher und ist frostempfindlicher, besitzt dafür aber ein intensives, anisartiges Aroma und wird auch bei Hitze nicht bitter.

Als Heilpflanze spielt heute vor allem Artemisia annua, der Einjährige Beifuß, eine herausragende Rolle. Die Art wurde in China schon vor 2.000 Jahren als Heilmittel gegen Fieber und Malaria genutzt. Heute reicht das vielseitige Anwendungsspektrum von Verdauungsproblemen, Erkältungen, Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden bis hin zu Krebs, Borreliose, Diabetes und neuerdings auch Covid 19. Wissenschaftlich erforscht ist vor allem das antiviral wirkende Artemisinin, dessen Anteil in der Artemisia annua sehr hoch ist. Tee aus den Blättern stärkt das Immunsystem, die Pflanzen lassen sich leicht selbst ziehen.

Ihrem Namen entsprechend wächst Artemisia annua einjährig. Die Pflanzen mit gefiederten, grünen Blättern werden bis zu 2 m hoch und brauchen einen sonnigen, warmen Standort sowie mäßig trockenen bis frischen Boden. Der Lichtkeimer kann ab März vorgezogen und im Mai im Garten ausgepflanzt werden. Es ist aber auch möglich, die Pflanzen den Sommer über im Kübel auf Terrasse oder Balkon zu ziehen. Im Garten kommt Artemisia annua durch Selbstaussaat wieder, wenn die Winter nicht zu kalt sind.

Silberne Flächen mit Artemisien

In der gärtnerischen Gestaltung wirken Artemisien vor allem durch ihr Laub. Zwischen blühenden Stauden und Gehölzen bilden sie ein ausgleichendes und beruhigendes Element. In ihren Ansprüchen an eher trockenen, durchlässigen Boden und Sonnen­einstrahlung lassen sich Artemisien gut mit Lavendel und verschiedenen Salbeiarten kombinieren, aber auch mit Sonnenröschen und Nelken, mit Ginster, Königskerzen und hohen Gräsern. Trockenheitsverträgliche Zwiebelblüher wie botanische Tulpen oder Zierlauch setzen in Artemisiaflächen eingestreut im Frühjahr farbige Akzente. Silberlaubige Artemisiaarten kontrastieren mit dunkellaubigen Pflanzen, höhere passen besonders gut zu Rosen und Pfingstrosen.

Artemisia stelleriana braucht sehr durchlässigen Boden; im Hintergrund Silberraute. Foto: Anke Brosius

Artemisia ludoviciana wird nach der Farbe ihrer aromatisch duftenden, filzigen Blätter als Weißer Beifuß oder Silberbeifuß bezeichnet. Verbreitet ist die Sorte ‚Silver Queen‘. Die sonnenliebende Staude braucht sandhaltigen, durchlässigen Boden. Sie wird etwa 0,5 m hoch und breitet sich durch Wurzelausläufer flächig aus. Auch in getrocknetem Zustand behalten die Blätter ihre weißsilbrige Farbe und eignen sich deshalb gut für Trockensträuße und Gestecke. Artemisia ludoviciana war und ist bei den nordamerikanischen Cheyenne eine wichtige Heil- und Räucherpflanze.

Eine eher unbekannte, aber ebenfalls schöne Artemisie für Beeteinfassungen oder flächigen Bewuchs ist Artemisia stelleriana, der Gabelblatt-Silberwermut. Die silberblättrige Staude mit handförmig geteilten Blättern wird nur etwa 20 bis 30 cm hoch und bildet dichte, hell schimmernde Flächen. Sie bevorzugt mäßig trockenen, lehmhaltigen Boden, der unbedingt sehr durchlässig sein muss, und fühlt sich in Steingärten wohl. Auch die Silberraute, Artemisia schmidtiana ‚Nana‘ bleibt mit 25 bis 30 cm niedrig und bildet mit ihren filigranen, tief eingeschnittenen Blättern silbrigweiße Polster in Steingärten und auf Trockenmauern. Die Silberraute bevorzugt kalkhaltige Böden und darf vor allem im Winter nicht zu nass stehen.