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Anfang des 20. Jahrhunderts ist mit dem Stadtpark in Hamburg eine der bedeutendsten Volksparkanlagen Europas entstanden.
Das 149 ha große Parkareal, das Freiflächen, architektonisch konzipierte Gartenareale, verstreute Kunstwerke, Parklandschaften, Sportanlagen, Gebäude, Waldareale, Einkehrmöglichkeiten und Weiteres vereint, ist ein Gartenkunstwerk und Naherholungsareal Hamburgs, das über ein weites Wegenetz erwandert und erkundet werden kann.
Hamburgs rasante industrielle und städtische Entwicklung zur vorletzten Jahrhundertwende veranlasste den damaligen Leiter der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, bereits 1897 zu der viel zitierten Aussage: „Der Hamburger fragt sich, ob seine Vaterstadt, wenn nicht ein großer Stadtpark geschaffen wird, auf die Dauer bewohnbar bleibt.“ Er gilt damit als einer der wichtigen Vordenker und Visionäre zur Entwicklung eines Stadtparks in Hamburg.
Musterbeispiel eines reformierten Volksparks
Nach dem Erwerb des Sierich‘schen Gehölzes ergab sich für die Stadt die Möglichkeit, einen Park zu entwickeln, dessen Planungen nach einigem Hin und Her und mehrjährigen Aufbau- und Entwicklungsarbeiten 1914 in der Eröffnung der ersten Parkareale mündeten. Verbunden ist die Entwicklung vor allem mit den Namen Fritz Schumacher, der als genialer Baumeister von 1908 bis 1933 Baudirektor in Hamburg war, Fritz Sperber, dem Leiter des Ingenieurwesens, und dem ersten Gartenbaudirektor Hamburgs (bis 1933), Otto Armand Linne. Der Hamburger Stadtpark galt bereits seit seiner Eröffnung als Musterbeispiel des reformierten Volksparks, als Kunst- und Kulturwerk von nationaler Bedeutung und als europäische Sehenswürdigkeit.
Der 64 m hohe Wasserturm, 1913 bis 1915 nach Entwürfen des Architekten Oskar Menzel errichtet, ergab in der Sichtachse zusammen mit dem angelegten Stadtparksee und der dazwischen liegenden Freifläche, der Spielwiese, bereits zur Eröffnung das heutige Grundgerüst des Parks. Viele der damals und in den nachfolgenden Jahren errichteten Gebäude, Anlagen und Parkeinrichtungen sind heute noch im Parkgelände zu entdecken. Andere der in ortsüblichem Klinker errichteten Parkbauten, wie die repräsentative Stadthalle, die Kaskaden am Stadtparksee oder die Milchwirtschaft wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. 2014 wurde das 100-jährige Bestehen des Parks gebührend gefeiert.
Sichtachsen wie der Blick über den Stadtparksee bilden das Gerüst des Parks. Foto: Hans-Dieter Reinke
Eine Tour durch den Stadtpark in westöstlicher Richtung kann man gut vom Wasserturm aus beginnen, in dem sich seit 1930 das Hamburger Planetarium befindet. Von der in 42 m Höhe gelegenen Aussichtsplattform hat man einen schönen Überblick über das Gesamtgelände mit Sichtachse über die Spielwiese, den Stadtparksee und das Freibad. Vom Planetarium aus erreicht man das Freiareal, das bei Besuchern für Freizeitaktivitäten, zum Ausruhen und als Treffpunkt äußerst beliebt ist. Der anschließende Stadtparksee mit dem Naturbad bietet sich nicht nur zum Baden, sondern auch zum Umwandern, zum Bootsfahren oder Touren mit den dort ausleihbaren Stand-up-Paddling (SUP)-Boards an. Besonderer und romantischer Anziehungspunkt ist die etwas abseits gelegene Liebesinsel, und das nicht nur im Frühling zur Blüte der Japanischen Zierkirschen.
Auf Erkundungstour durch die Sondergärten
Nördlich des Stadtparksees lassen sich einige Sondergärten des Stadtparks erkunden, wie beispielsweise der Diana-Garten, der durch die Bronzeskulptur „Diana auf der Hirschkuh“ von Georg Wrba geprägt ist, oder der Heckengarten, in dem man wie durch Fenster eines Raumes in benachbarte Gärten blicken kann.
Der durch Pergolen begrenzte Rosengarten ist geometrisch angelegt und besteht aus vier Arealen, in deren Mitte sich jeweils ein runder oder quadratischer kleiner Teich mit Springbrunnen befindet, die farbenfroh von mit Rosen bewachsenen Beeten umgeben sind. Neben der Königin der Blumen sind auch andere Sommerblumen wie Lavendel oder Lilien in den Beeten vertreten. Eine Platanenallee führt vorbei am Lesecafé und verschiedenen Sportplätzen zur Freilichtbühne, wo Veranstaltungen unterschiedlichster Art stattfinden.
Die Skulptur „Diana auf der Hirschkuh“ steht am Diana-Garten, einem der Sondergärten im Park. Foto: Hans-Dieter Reinke
Der 1925 von August Gaul gefertigte Pinguinbrunnen ist eines der Wahrzeichen des Parks und liegt etwas versteckt abseits vom Rosengarten. Er ist umgeben von einem mächtigen Rondell von Blutbuchen. Die sechs Pinguine am Beckenrand waren ursprünglich in Bronze gefertigt, heute sind sie wegen mehrfacher Diebstähle durch Nachbildungen aus Galvanoplastik ersetzt. Weitere Sondergärten befinden sich im südlichen Teil des Parks nahe dem Landhaus Walter. Daneben liegt bis zum roten O‘Swald‘schen Pavillon der Steingarten, der, 1928 als botanischer Sondergarten angelegt, um die 500 Pflanzenarten der Heide- und Steingärten beherbergte. Zum Jubiläum im Jahr 2014 wurde der Garten teilweise in seiner alten Pracht wiederhergestellt. Auf der anderen Seite der Otto-Wels-Straße ist noch der Kurgarten zu finden.
Baumlehrpfad und Parkökologie
Der Stadtpark lässt sich auch auf ausgearbeiteten Pilgerwegen erkunden oder man folgt dem angelegten Baumlehrpfad, der verschiedene Baumgattungen mit wichtigen vorhandenen Baumgestalten und Neupflanzungen vorstellt. So sind im Stadtpark beispielsweise Stein-, Zerr- und Sumpfeichen sowie Kastanienblättrige, Algerische, Wintergrüne und Schindeleiche zu finden; insgesamt 14 unterschiedliche Eichenarten wurden angepflanzt. Hinzu kommen verschiedene Zypressengewächse. Auch Ziergehölze aus anderen Pflanzenfamilien, wie Tulpenbaum, Taschentuchbaum, Trompetenbaum, Blauglockenbaum, Ginkgo, Himalajabirke, Robinie, Zaubernuss, Magnolien, Rhododendren, Pfaffenhüttchen und viele andere sind im Stadtpark zu entdecken.Ebenso kann man auf ökologischen Pfaden den Stadtpark erkunden, der sich als ein Refugium für Tiere und Pflanzen erweist. Das Projekt „Ökologie im Stadtpark“ sorgt dafür, dass Blumenwiesen für Insekten geschaffen werden, Artenvielfalt sich in den Waldarealen wie dem 37 ha großen Sierich‘schen Gehölz entwickeln kann, Biotope angelegt, Flächen gepflegt und invasive Neophyten in Schach gehalten werden.
Der 1925 gestiftete Pinguinbrunnen gehört zu den Wahrzeichen des Stadtparks. Foto: Hans-Dieter Reinke
Der Stadtpark ist ein wichtiges Erholungs-, Natur-, Kultur- und Freizeitareal der Hamburger und der Gäste ihrer Stadt. So schreibt der 2014 verstorbene, dem Stadtpark verbundene Journalist, Schriftsteller und Publizist Ralph Giordano in einer Würdigung in der Jubiläumsschrift des Stadtparks: „Wer den Stadtpark kartografisch vor sich sieht, entdeckt einen in hundert Jahren gewachsenen Topos von Natur und Kultur, der immer höchst volksverbunden war. Eine Erholungsstätte, die mit Fug und Recht klassisch genannt werden kann.“
Markt und Meinung standen bei der Milchwirtschaftlichen Kundgebung am Mittwoch in Rendsburg auf dem Programm. Neugierig waren die Besucher vor allem auf die Aktivitäten der Initiative Milch (IM), die vergangenes Jahr an den Start gegangen ist.
„Wir wollen alle wissen, was passiert ist und wie sich die Initiative weiterentwickelt hat“, betonte Klaus-Peter Lucht, Vorsitzender der Milcherzeugervereinigung Schleswig-Holstein (MEV).
Aha-Effekte
Mareike Jens, Projektkoordinatorin der Initiative Milch, erinnerte an das Hauptziel: höhere Wertschätzung für die Milch. Die Milchbäuerin erklärte: „Wir kriegen auf dem Land nicht viel mit, zum Beispiel wie stark Hafer- oder Mandeldrinks in Städten als klimaschonend beworben werden.“ Die Stimme der Kuhmilch sei im urbanen Bereich bisher sehr leise gewesen. Das ändere sich gerade.
Die IM will die Milch digitaler machen und Fakten sprechen lassen, aber auch Empathie erzeugen. „Wir gucken uns an, was vor allem junge Menschen begeistert, und klinken uns da ein“, beschrieb Jens. Zielgruppe sei vor allem die Generation Z (Jahrgänge 1995 bis 2010). Diese Gruppe halte Milch nicht mehr für ein besonders wichtiges Lebensmittel. Dabei besitze Milch ein hohes Potenzial in Sachen Gesundheit, Vielfalt und Genuss. Um dieses Potenzial bei der jungen Stadtbevölkerung zu heben, nutzt die IM die Social-Media-Kanäle Instagram, TikTok und YouTube. Dort würden positive Botschaften zur Milch verbreitet. Jens schilderte, dass die IM zusätzlich ein Netzwerk von Influencern bilde.
Für Schmunzeln sorgte ihr Bericht vom begehbaren Kühlschrank der Initiative. Um Selfie-Fotos in diesem Kühlschrank zu machen, würden Menschen sogar Geld bezahlen. Die IM richte außerdem Livetalk-Veranstaltungen aus und produziere Podcasts. „Der Kreislauf in der Milchwirtschaft ist zwar trivial, aber er führt immer wieder zu Aha-Effekten bei der Zielgruppe“, so Jens. Kritische Beiträge zur Milch ignoriert die IM, um diesen nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Jens und IM-Geschäftsführerin Kerstin Wriedt verwenden ihre Ressourcen lieber dafür, die positiven Botschaften rund um die Milch hervorzuholen und immer wieder neu zu platzieren.
Jürgen Rühmann, zweiter MEV-Vorsitzender, erklärte: „Ich kann mich gut an die Diskussionen erinnern, bevor wir die Initiative Milch ins Leben riefen. Heute bin froh, dass wir das Projekt auf den Weg bringen konnten und dass viele aus Schleswig-Holstein mitmachen.“
Prof. Holger D. Thiele von der Fachhochschule Kiel berichtete, dass Schleswig-Holstein beim Auszahlungspreis für Milch im Bundesländervergleich aktuell die Nase vorn habe. Das sei eher untypisch und auf die Kaufzurückhaltung bei hochpreisigen Milchen – unter anderem der Markenhersteller – zurückzuführen, die vor allem im Süden der Republik stark seien. Das grundsätzlich hohe Milchpreisniveau basiere auf den ebenfalls hochpreisigen Alternativen. Zudem hänge die Milchanlieferung mengenmäßig noch hinter dem Vorjahr zurück. Das liege wiederum an schlechten Grundfutterqualitäten und hohen Kraftfutterpreisen.
Thiehle berichtete, dass sich konventionelle und Biomilchpreise stark angenähert hätten. Der Unterschied betrage nur noch rund 4 ct/kg. In den Jahren 2018 bis 2021 habe der Unterschied hingegen noch durchschnittlich 14 ct/kg betragen. „Anscheinend sind unsere Verbraucher ab einem gewissen Niveau preissensibel und zeigen, dass sie nicht jeden Preis mitgehen“, schlussfolgerte Thiele. Die Biokonsummilchabsatzmenge sei im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zu 2021 entsprechend um 2,7 % gesunken. Daraus lasse sich aber noch nicht eine generelle Trendumkehr weg von Biomilch ableiten Die Absatzflaute betreffe allerdings auch Milch mit anderen Sonderqualitäten wie Tierwohlmilch.
Der Hochschullehrer geht davon aus, dass hohe Energiekosten und Kaufkraftverluste der Verbraucher wieder zu sinkenden Milchpreisen führen werden. Der Kieler Rohstoffwert sei ein guter Anzeiger für die Milchpreisentwicklung. Dieser zeige nach einem Höchststand im April eine moderat sinkende Tendenz, aber auf einem weiterhin hohen Niveau.
Antibiotika, GAP und Kennzeichnung
Klaus-Peter Lucht erklärte zum Einsatz von Antibiotika: „Wir sollten darauf achten, dass es uns um Tierwohl und Tiergesundheit geht. Stumpfe Reduktionsziele lehne ich aber ab.“ Verständnis zeigte er für die Forderung, keine Reserveantibiotika in der Tierhaltung einzusetzen. Das unterstütze er.
Wenig erfreut zeigte er sich von der Ausgestaltung der Eco-Schemes in der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik. Da sei nichts Attraktives für intensiv wirtschaftende Milchviehbetriebe dabei. Aus dem System der Prämienzahlungen auszusteigen, könnte allerdings zu schärferem Ordnungsrecht führen, mahnte Lucht. Sein Urteil: „Wir müssen in ein anderes System kommen.“ Er sieht Potenzial im Punktesystem des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege.
Kritisch beurteilt der MEV-Vorsitzende die Pläne zur staatlichen Haltungskennzeichnung des Berliner Agrarressorts. Aus seiner Sicht sind die bestehenden Systeme in das staatliche zu integrieren.
78 kg Lebensmittelabfälle landen pro Kopf und Jahr in Deutschland im Müll. Weggeworfen werden vor allem Obst und Gemüse, gefolgt von Brot und Backwaren sowie zubereiteten Speisen. Alarmierende Fakten. 2019 verabschiedete das Bundeskabinett eine „Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“. Um die Verbraucher weiter für das Thema zu sensibilisieren, startet Ende September auf Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie der Ministerien der Länder eine bundesweite Aktionswoche unter dem Motto „Deutschland rettet Lebensmittel!“. Auch in Schleswig-Holstein sind vom 29. September bis 6. Oktober verschiedene Aktivitäten geplant.
Das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein (Mekun) hat dafür Kooperationspartner gewonnen. Dazu zählen der Bauernverband Schleswig-Holstein, der LandFrauenverband Schleswig-Holstein, der Landjugendverband Schleswig-Holstein und das Bauernblatt. Im aktuellen Bauernblatt gehen die Kooperationspartner der Aktionswoche auf wichtige und auch ganz unterschiedliche Aspekte des verantwortungsvollen Umgangs mit Lebensmitteln ein.
In der Aktionswoche wird es unter anderem um die Frage gehen: Was tun mit Lebensmittelresten? Mitmachen kann jede und jeder und es gibt tolle Preise zu gewinnen. https://www.landfrauen-sh.de
Im Rahmen des Arbeitskreises „Jugend macht Politik“ des Bundes der deutschen Landjugend trafen sich kürzlich Vertreter aus mehreren Landesverbänden zu einem aktiven Austausch über aktuelle Themen in Hannover. Für den Landjugendverband Schleswig-Holstein machten sich Lena Hagge, Tajo Lass, Christoph Stange und Hannes Bumann auf die Reise Richtung Süden.
Die erlebnisreiche Tour startete bereits mit der Anreise. Um auch als Landjugendliche einmal in den Genuss des 9-€-Tickets zu kommen, entschieden sich die vier, für die Anreise ausschließlich den Regionalverkehr zu nutzen. Die Reise startete in einem völlig überfüllten Zug nach Hamburg. Von dort erreichte das Quartett ohne Verspätung den Anschlusszug und – nun ohne Konservendosenfeeling – Hannover. Angekommen in der Jugendherberge startete der Arbeitskreis mit einem lockeren Austausch beim Abendessen. Im Anschluss daran wurde entschieden, aufgrund der vielen neuen Gesichter eine ausführliche Vorstellungsrunde zu machen. Der restliche Abend klang in gemütlicher Runde aus.
Nach dem Frühstück stiegen die Teilnehmenden zum Beginn des Wochenendes dann direkt in die inhaltliche Arbeit ein. Da in den vergangenen zwei Jahren pandemiebedingt alle Arbeitskreise lediglich online stattgefunden hatten, berichteten alle Landesverbände zunächst über die Themen, die sie aktuell beschäftigen. Dabei wurde vor allem klar, dass die Corona-Pandemie in allen Jugendverbänden deutliche Spuren hinterlassen hat. In der Diskussion machten die jungen Ehrenamtler deutlich, dass die Landjugendarbeit eine unbürokratische Förderung brauche und die Wertschätzung des Engagements ein wichtiger Teil der erfolgreichen Jugendarbeit sei. Auch die aktuell stark steigenden Kosten und deren Auswirkung auf das Leben junger Menschen wurden kurz diskutiert. Alle waren sich einig, dass das Thema Jugendarmut angesichts der derzeitigen Situation beim nächsten Arbeitskreis tiefergehend erörtert werden solle.
Nach dem sehr intensiven Austausch und einem gemeinsamen Mittagessen machten sich die Vertreter aus den Landjugendverbänden wieder auf die Heimreise. Trotz kleinerer Verspätungen verlief die Tour mit dem 9-€-Ticket überraschenderweise ohne größere Probleme. Im Zug blieb Zeit, die Themen des Wochenendes noch einmal Revue passieren zu lassen. Das Fazit: „Es macht auf jeden Fall Spaß, sich mit Gleichgesinnten zu treffen und auszutauschen.“ Wer auch Lust auf solche Treffen mit spannenden Diskussionen und Lust auf Jugendpolitik hat, kann sich gern in der Geschäftsstelle oder beim Landesvorstand melden. Kontaktadressen unter landjugend-sh.ddns.net
Noch einfacher ist es an diesem Wochenende, denn die Laju ist auf der Norla mit vielen Aktionen vertreten. Siehe auch Seite 75.
Der Kreis Herzogtum Lauenburg ist auf ganzer Länge von Lübeck bis Lauenburg vom Elbe-Lübeck-Kanal durchzogen. Die gut gepflegten, ausgebauten Wirtschaftswege des Wasser- und Schifffahrtsverbandes bieten eine Möglichkeit, den Kreis fernab vom Straßenverkehr zu erwandern. Genau das machten LandFrauen aus allen neun Ortsvereinen und die Jungen LandFrauen beim Staffellauf im Rahmen der Aktionstage zum 75-jährigen Bestehen des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein.
Die Idee war begeistert aufgenommen worden und so startete am vergangenen Sonnabend an einem erfrischend kühlen Morgen je eine Gruppe ganz im Norden und eine Gruppe ganz im Süden mit dem Staffelholz. Vor ihnen lagen ingesamt zirka 60 km malerischer Weg direkt am Wasser zwischen Lübeck und Lauenburg.
Zum Staffelholz gehörte für jeden der neun Ortsvereine und die Jungen LandFrauen jeweils ein Bollerwagen mit Proviant, der an jeder Etappe von der nächsten Gruppe wieder aufgefüllt und bei den Übergaben gern zum gemeinsamen Picknick genutzt wurde. Während die eine Gruppe walkte, entschieden sich andere für einen Spaziergang mit mehreren Stopps und wieder andere radelten und befestigten den Bollerwagen mit Tüddelband am Rad. Die Teilnehmerinnen hielten über eine eigens eingerichtete WhatsApp-Gruppe Kontakt und konnten sich so sehr gut zeitlich abstimmen. Vor allem aber wurden schon unterwegs motivierende Fotos von der Aktion geteilt. Die Jungen LandFrauen würzten ihre Etappe mit Spielen wie Sackhüpfen und Eierlaufen, was den Spaßfaktor enorm erhöhte. Nach zirka fünf Stunden erreichten die ersten LandFrauenvereine am Nachmittag fröhlich das Ziel, die geografische Mitte in Mölln. Dort wurden die Staffelhölzer an die Organisatorin aus dem Kreisvorstand, Ilona Schütt, übergeben. Die tolle gemeinsame Outdooraktion ließen die LandFrauen mit einem Picknick direkt am Kanal gut gelaunt ausklingen.
Mitunter wurde die Strecke anstrengend, denn bei den Jungen LandFrauen war auch Sackhüpfen angesagt.Frische Blumen im Staffelstab der Jungen LandFrauen
Am 25. August wurden bei der Landeserntepressekonferenz auf Gut Rosenkrantz, Schinkel, Kreis Rendsburg-Eckernförde, vom Landwirtschaftsministerium, dem Bauernverband und der Landwirtschaftskammer die vorläufigen Ergebnisse der diesjährigen Getreide- und Rapsernte vorgestellt. Sie basieren auf den Schätzungen des Statistikamtes Nord.
Die Marktschwankungen, die guten Erträge und hohen Preise standen diesmal im Fokus. Sie ließen die Wetterextremlagen, von denen Schleswig-Holstein im Vergleich zu anderen Bundesländern weitgehend verschont blieb, aber die es auch gab, in den Hintergrund rücken. Sowohl die Getreideernte als auch die Rapsernte konnten trocken eingefahren werden. Die Qualitäten sind überwiegend gut. Die Erzeugerpreise sind deutlich höher als im Vorjahr, das gilt auch für Ökogetreide.
Die Preise sind aber nicht mehr auf dem Rekordniveau wie noch vor einigen Monaten, auch sind die Kosten für Diesel und Dünger sowie andere Betriebsmittel stark gestiegen. Für Vieh haltende Betriebe bedeuten die hohen Getreide- und Rapspreise höhere Futterkosten, insbesondere Schweinebetriebe können schon seit Längerem nicht mehr kostendeckend wirtschaften. Die Aussichten für die Maisernte sind maßgeblich abhängig davon, ob in den nächsten Tagen weiterer Regel fällt, und von der Güte des Standortes. Sowohl Mais als auch Grünland benötigen dringend weiteren Regen. Noch sind aber ausreichend Futtervorräte in Schleswig-Holstein vorhanden. Insgesamt zeichnet sich für die Landwirtinnen und Landwirte, was die Erträge von Getreide und Raps betrifft, ein überdurchschnittliches Anbaujahr ab.
Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) sagte: „Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und möglicher Nahrungsmittelknappheit bin ich froh, dass wir in Schleswig-Holstein auf eine gute Erntebilanz in diesem Jahr blicken können. Auch wenn sich Schleswig-Holstein aktuell klimatisch als Gunstregion erweist, machen auch unseren Landwirtinnen und Landwirten Wetterextreme wie Starkregen, Hagel und Hitze zu schaffen. Der Klimawandel kommt auf unseren Äckern an. Als Landesregierung wollen wir unsere Landwirtschaft dabei unterstützen, sie fit für die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels zu machen. Aus diesem Grund wollen wir ein Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft aufbauen. Dieses soll unter anderem die Landwirtschaft dabei unterstützen, langfristig Treibhausgasemissionen zu reduzieren.“
Schwarz kündigte an, den Dialogprozess in seinem Ministerium weiter vorantreiben zu wollen: „Wir brauchen intelligente Lösungen im Moorschutz, bei den Düngemitteln, bezüglich der hohen Kosten und im Bereich des Pflanzenschutzes.“
Die Erntebilanz fällt positiv aus, sowohl im konventionellen als auch im Ökolandbau. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Ute Volquardsen, Tilman von Münchhausen und Ernst-Friedemann von Münchhausen, Gut Rosenkrantz, sowie Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes SH (v. r.). Foto: Daniela Rixen
Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, ließ wissen, dass man bei diesem Kompetenzzentrum gern mitmache. „Die Ernte 2022 ist gut ausgefallen“, sagte sie. „Der Regen kam in der Wachstumsphase immer noch rechtzeitig, und auch die Sonne war in der richtigen Dosierung vorhanden. Kombiniert mit unseren fruchtbaren Böden konnten vielerorts gute Erträge und Qualitäten eingefahren werden. Die Preise sind nach einer turbulenten Marktentwicklung im Frühjahr erfreulich, die Betriebsmittelkostensteigerungen weniger. Größter Unsicherheitsfaktor an den Märkten sind im Moment der Ukraine-Krieg und seine Folgen, Lieferschwierigkeiten, Inflation – angetrieben durch hohe Energiepreise und Lebensmittelpreise – nicht zu vergessen.
Ein weiterer Risikofaktor ist das Wetter. Anbau- und Marktrisiken gilt auf unseren Betrieben daher große Aufmerksamkeit. Die Devise ist hier, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern das Risiko zu streuen. Dort setzt auch die Beratung der Landwirtschaftskammer an, sowohl im Pflanzenbau als auch betriebswirtschaftlich und in der Vermarktung“, so die Kammerpräsidentin.
Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, sagte: „Die Dünger- und Dieselkosten sind explodiert, die Unsicherheit ist groß, sodass wir schlecht abschätzen können, wie es nun weitergeht. Bei einer Gasknappheit brauchen wir einen Vorrang der Düngemittelproduktion. Wirtschaftsdünger wird noch wertvoller. Über allem aber steht die moralische Verpflichtung, unseren Beitrag zur Welternährung zu leisten. Diese Erkenntnis muss Einfluss haben auf die Agrarpolitik aller Ebenen. Pauschale Reduktionen der Farm-to-Fork-Strategie müssen an die Notsituation angepasst werden. Wir können die Krise bewältigen und setzen dafür auf die Unterstützung der Politik.“
Rotklee: N-Dünger im Bioanbau. Foto: Daniela Rixen
Ernst-Friedemann und Tilman von Münchhausen stellten ihr Unternehmen vor, den Ackerbau und auch den Handels- und Vermarktungsbetrieb mit eigener Mühle und Futtermischwerk bis hin zu einem weiteren Ackerbaubetrieb in Sachsen-Anhalt. Insgesamt zeigten auch sie sich mit der Ernte im ökologischen Landbau zufrieden, allerdings wurde betont, dass Schleswig-Holstein zwar ein Gunststandort sei, es aber dennoch Wetterextreme gegeben habe. Die Sommer würden trockener und heißer, die Winter eher nasser.
Die geernteten Ackerbohnen von Gut Rosenkrantz. Foto: Daniela Rixen
Mit der Ernte der Ackerbohnen zeigte sich Tilman von Münchhausen nicht so zufrieden: „Wenn es im Juli nicht so lange so heiß gewesen wäre, hätten wir mehr geerntet.“ So seien die Bohnen notreif geworden. In anderen Bereichen habe man dagegen auch im Ökolandbau so viel gedroschen wie noch nie und durchweg Speisequalität.
Ernst-Friedemann von Münchhausen erklärte die Besonderheiten seiner ökologischen Fruchtfolge mit Kleegras für die Stickstoffanreicherung im Boden, gefolgt von Dinkel, Hafer, Braugerste/Roggen, Ackerbohnen und Dinkel. Der Betrieb ist bestrebt, nach Getreide wieder eine Kleeuntersaat zu etablieren. „Auf dem Gut Rosenkrantz haben wir uns auf die Produktion von Qualitätsgetreide wie Dinkel, Speisehafer, Brotroggen, Braugerste und Ackerbohnen nach Bioland-Kriterien spezialisiert. Es wird mit Getreidehacke und Striegel eine intensive mechanische Beikrautunterdrückung durchgeführt. Zudem betreiben wir eine Dinkelschälung von eigener, aber auch von Fremdware für die Mühle der Handelsgesellschaft Gut Rosenkrantz in Neumünster.“
Erntestatistik der Kulturen
Nach Angaben des Statistikamtes Nord stand in Schleswig-Holstein Getreide insgesamt in diesem Jahr mit 303.100 ha (ohne Körnermais und CCM) auf einer ähnlich großen Flächewie im vergangenen Jahr, das sind rund 46 % der Ackerfläche. Es wird voraussichtlich eine Erntemenge von rund 2,6 Mio. t Getreide (ohne Körnermais) erwartet, 5 % mehr als im Vorjahr, darunter 1,4 Mio. t Weizen, das sind rund 2 % mehr als im Vorjahr.
Vor dem Herrenhaus Gut Rosenkrantz wartete das Ackertaxi. Damit ging es dann aufs Feld …… vorbei an der für den Ökolandbau typischen Kultur Rotklee, die den so wichtigen Stickstoff für die nachfolgende Kultur wie zum Beispiel Dinkel liefert weiter bis zum Ackerbohnenfeld, wo schon der Mähdrescher dabei war, die letzten Hektare Ackerbohnen zu ernten. Fotos: Daniela Rixen
Winterweizen: Erntemenge konstant
Die Winterweizenerträge liegen mit geschätzt rund 92,2 dt/ha rund 4 % über dem Vorjahresniveau und sogar 5 % über dem langjährigen Durchschnitt (87,7 dt/ ha). Die Anbaufläche ist mit 150.900 ha um 4 % eingeschränkt worden gegenüber dem Vorjahr, hier wurde stattdessen mehr Raps gesät. Winterweizen ist nach wie vor die wichtigste Marktfrucht im Ackerbau hierzulande. Die Erntemenge fiel mit rund 1,39 Mio. t annähernd konstant zum Vorjahr aus. Gegenüber dem langjährigen Durchschnitt war sie 1 % geringer. Die trocken geernteten Qualitäten waren meist überzeugend, teils wurden etwas niedrigere Proteinwerte gemessen. Trocknungskosten fielen meist nicht an. Die aktuellen Preise finden sich auf den Marktseiten. Bei Redaktionsschluss lagen sie zuletzt rund 50 % über dem Vorjahr, wobei gilt, dass mindestens ein Drittel des geernteten Getreides schon zu im Vorwege verhandelten Preisen aus der Ernte heraus verkauft wurde.
Raps: Endlich höhere Erträge
Die Rapsernte in Schleswig-Holstein fällt nach Angaben des Statistikamtes Nord mit 324.500 t deutlich höher aus als im Vorjahr (+43 %). Der langjährige Durchschnitt wird um 21 % überschritten. Grund dafür ist die gestiegene Anbaufläche. Sie ist gegenüber dem rekordniedrigen Vorjahr (62.000 ha) um 20 % auf 74.700 ha gestiegen. Zudem sind diesmal im Schnitt erfreulich gute Erträge beim Raps geerntet worden, im Schnitt 43,4 dt/ ha, das sind 18 % mehr als im Vorjahr und sogar 23 % mehr als der langjährige Durchschnitt. Auch die Ölgehalte sind sehr gut. Die Gründe dafür liegen vermutlich in sehr guten Wachstumsbedingungen, kaum Stress für die Pflanzen vor allem in der Schotenbildungs- und Füllphase.
Nach vielen schwächeren Rapsjahren macht dieses Ertragsergebnis auch betriebswirtschaftlich wieder Spaß. Raps ist mittlerweile wieder die zweitwichtigste Marktfrucht im Ackerbau nach Winterweizen in Schleswig-Holstein. Aktuell läuft die Rapsaussaat. Es ist zu erwarten, dass auch aufgrund der hohen Preise der Rapsanbau 2022/23 weiter ausgedehnt werden könnte. Die Erzeugerpreise lagen zuletzt deutlich unter dem Preishoch vom Mai ungefähr auf Vorjahresniveau, was immer noch 75 % höher als 2020 liegt.
Gerste brachte mehr als im Vorjahr
Wintergerste konnte in diesem Jahr die Winterweizenerträge sogar noch toppen. Die Qualität der Körner war gut. Mit 93,1 dt/ ha im Durchschnitt (Winterweizen 92,2 dt/ ha) brachte sie 10 % mehr Ertrag als im Vorjahr und 12 % mehr als der langjährige Durchschnitt, so die Schätzung des Statistikamtes Nord.
Die Erntemenge liegt im Zusammenhang mit der Anbaufläche, die sich auf 68.200 ha um 1 % verringert hat, bei rund 634.400 t, das sind rund 10 % mehr als im Vorjahr. Gerste kostete zuletzt 24 bis 26 €/ dt (Vorjahr 20 €/dt).
Weniger Roggen, mehr Triticale
Roggen verzeichnet laut Schätzung Erträge von 75,5 dt/ha, das sind 3 % mehr als im Vorjahr in Schleswig-Holstein. Triticale legte mit 81,3 dt/ha ertraglich ebenfalls im Mittel zu, und zwar um 2 %. Roggen stand dieses Jahr auf rund 34.300 ha (–8 %) und Triticale auf 9.300 ha (+14 %). Das Statistikamt Nord schätzt eine Erntemenge bei Roggen von rund 259.000 t (–4 % wegen Flächenrückgang) und bei Triticale von 75.500 t (+16 %). Die Brotroggenpreise liegen ebenfalls über dem Vorjahresniveau. Triticale und Roggen kosten rund 25 €/dt.
Mehr Hafer geerntet, weniger angebaut
Gegenüber dem Vorjahr wurden rund 2 % weniger Hafer angebaut (18.600 ha). Als Gesundungsfrucht in der Fruchtfolge und ökonomisch ist er für die Betriebe interessant. Im Ökolandbau spielt er sogar noch eine bedeutendere Rolle.
Der Haferertrag wird landesweit im Schnitt auf 67 dt/ha geschätzt (5 % mehr als 2021). Die Hafererntemenge liegt schätzungsweise bei 124.800 t, das sind 3 % mehr als im Vorjahr.
Sommerungen im Überblick
Sommergerste wurde auf einer Fläche von 13.700 ha angebaut, der Anbauumfang ist damit rund 6 % höher als der langjährige Durchschnitt. Sommerweizen stand auf rund 7.600 ha. Die Sommergerstenerträge werden mit 65 dt/ha rund 29 % beziehungsweise mit 72,1 dt/ha bei Sommerweizen 12 % höher geschätzt als im Vorjahr. Die Preise für Sommerweizen und insbesondere Braugerste waren vielfach sehr interessant für die Erzeuger.
Ackerbohnen halten ihren Platz in der Fruchtfolge
Die Ackerbohne konnte 2022 mit rund 11.400 ha gegenüber 9.800 ha 2021 deutlich zulegen. Sie hat ihren festen Platz in den schleswig-holsteinischen Fruchtfolgen behauptet. Auch im Ökolandbau ist sie eine wichtige Eiweißfrucht in der Fruchtfolge beziehungsweise als Tierfutter in der eigenen betrieblichen Verwendung.
Genügend Futter verfügbar?
Futterreserven sind auf vielen Betrieben durch das gute vorige Erntejahr in Schleswig-Holstein, anders als in anderen Bundesländern, noch vorhanden. Zudem waren die ersten beiden Grasschnitte gut, aber vielfach ist der dritte Schnitt aufgrund mangelnden Aufwuchses nicht eingefahren worden. Schnitt drei bis fünf werden je nach Niederschlägen entscheiden, ob genug Futter für den Winter bereitstehen wird oder teuer zugekauft werden muss. Dies hängt jetzt regional von den kommenden Niederschlägen und dem Standort ab.
Stroh zu Futterzwecken und als Einstreu ist in guter Qualität in diesem Jahr vorhanden. Die Forderungen für Stroh sind deutlich gestiegen. Dies ist auf die aktuelle Trockenheit und auf die hohen Preise für Düngemittel zurückzuführen, denn auf dem Acker verbleibendes Stroh besitzt auch einen gewissen Düngewert.
Wie wird die Maisernte?
Es wird nach jetzigem Stand – es hat mittlerweile vielerorts geregnet, muss aber noch mehr regnen – eine durchschnittliche Maisernte erwartet. Die Anbaufläche beläuft sich auf rund 163.800 ha, das sind 8 % weniger Mais als im Vorjahr.
In der Bauernblatt-Ausgabe 36 startet die Reifeprüfung Mais der Landwirtschaftskammer in der Rubrik Kammer kompakt.
Wie war der Vegetationsverlauf?
Die Bestellung der Getreidekulturen erfolgte im vergangenen Herbst unter guten Bedingungen. Früh gesäte Rapsbestände konnten mit ausreichend Blattmasse in den Winter gehen, späte Bestände dagegen schlecht, auch konnten zum Teil große Schäden durch den Rapserdfloh nicht kompensiert werden. Größere Auswinterungsschäden durch Kahlfröste über den Winter gab es nicht. Das Frühjahr war bis Mitte Februar für alle Kulturen sehr förderlich. Kräftige Niederschläge in der zweiten Februarhälfte führten teils zu starken Nässeschäden, und Flächen konnten wochenlang nicht befahren werden. Dennoch gut, dass es so viel geregnet hat in dieser Zeit – so wurden die Grundwasserbestände zunächst wieder aufgefüllt.
Der März war gekennzeichnet durch kalte Nächte und trockene, strahlungsintensive Tage. Für Sommergetreide waren die Aussaatbedingungen ab Mitte März optimal mit ausreichender Bodenfeuchte sowie ebenfalls Mitte April für die Ackerbohnen. Die Trockenheit bis Mitte Mai sorgte auf leichten Standorten für erste Trockenschäden, jedoch glichen die Niederschläge in der zweiten Maihälfte dies aus. Vor allem Mais konnte sich dann etablieren. Im Weizen wurde durch den Regen die Bildung der Nebentriebe gefördert, sodass die Bestände kompensieren konnten. Schleswig-Holstein war im Juni bis auf den südöstlichen Teil des Landes ausreichend mit Niederschlag versorgt. Erst im Juli traten trockene Wetterlagen ein, unterbrochen nur durch lokale Gewitterschauer. Die Ernte verlief reibungslos zu optimalen Bedingungen.
Ebenfalls gute Ernte im Ökolandbau
Die Ergebnisse der Landessortenversuche im Ökolandbau, ausgewertet von der Landwirtschaftskammer, verzeichnen ebenso gute Erträge bei Winterweizen, Wintergerste, Roggen und Triticale – daraus lässt sich schließen, dass auch in der Praxis im Ökobereich eine gute Getreideernte eingefahren werden konnte. Amtliche Zahlen liegen hier nicht vor. Einzelmeldungen wie auf Gut Rosenkrantz sprechen für eine ebenso überdurchschnittliche Getreideernte im Ökolandbau wie im konventionellen Anbau.
Im Ökolandbau sind die Preise stabiler und Kostensteigerungen geringer ausgefallen – Grund dafür ist die geringere Abhängigkeit von den globalen Märkten. Während sich die Preise für konventionelles Getreide am Weltmarkt orientieren, geht es bei Biogetreide mehr um den innerdeutschen Handel. Zuletzt war die Vorzüglichkeit vom Ökoackerbau wegen der leicht gesunkenen konventionellen Preise wieder etwas gestiegen. Einige Ökobetriebe und Verarbeiter spüren allerdings momentan, dass ihre Produkte von den Verbrauchern weniger nachgefragt werden, genauso wie auch bei regionalen Lebensmitteln, da durch die Preissteigerungen viele Verbraucher mehr aufs Geld achten (müssen) – und sich Prioritäten mitunter auch verschoben haben (so wird zum Beispiel am Essen gespart, weniger dagegen beim Urlaub).
Ökoanteil in Schleswig-Holstein
In den vergangenen fünf Jahren (2016 bis 2021) hat sich die ökologisch bewirtschaftete landwirtschaftliche Fläche nach Angaben des damaligen Melund in Schleswig-Holstein im Durchschnitt um rund 4.800 ha jährlich erhöht und ist von 49.641 ha auf 73.771 ha angewachsen. Der Anteil an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche stieg von 5,0 % auf 7,5 %. Der bundesweite Wert lag Ende 2021 bei 10,9 %. Die Entwicklung in Schleswig-Holstein liegt im bundesweiten Trend, aber auf niedrigerem Niveau. Von 2016 bis 2021 hat sich die Anzahl der ökologischen landwirtschaftlichen Betriebe im Durchschnitt um 57 pro Jahr erhöht, von 594 auf 880. Der Anteil an der Gesamtzahl der Betriebe stieg von 5,0 % auf 7,3 %. Der bundesweite Wert lag Ende 2021 bei 14,0 %.
Ökowinterweizen ist die wichtigste Getreideart im ökologischen Landbau überhaupt. Der folgende Artikel beschreibt, wie die Ökoweizensorten im Einzelnen im Versuch abgeschnitten haben.
Der Anbau von Ökowinterweizen erfolgt zum überwiegenden Teil auf den besseren Standorten. Hauptsächlich wird Ökowinterweizen als Backgetreide vermarktet. Von großer Bedeutung sind neben dem Ertrag daher auch die Qualitätsparameter wie Proteingehalt, Feuchtklebergehalt, Sedimentationswert und die Fallzahl. Ein zweiter Vermarktungsbereich für Ökowinterweizen ist die Verwendung in der tierischen Produktion als Futtermittel. Dieser Vermarktungsbereich hat gerade durch die Umstellungswelle im Bereich der ökologischen Milchproduktion zugenommen, da die Nachfrage nach Ökokraftfutter gestiegen ist.
Das Sortenspektrum bietet ein umfangreiches Angebot an Weizen der Qualitätsgruppen E, A, B und C, um die unterschiedlichen Vermarktungsbereiche bedienen zu können. Dabei stellt Ökowinterweizen von allen im ökologischen Landbau kultivierten Getreidearten die höchsten Ansprüche an die Nährstoffversorgung. Er sollte darum niemals nach stark zehrenden Kulturen angebaut werden, sondern bevorzugt nach Kleegras oder einer Leguminose stehen.
Sind auf dem Betrieb organische Dünger verfügbar, wirkt sich ihr Einsatz zum Ökowinterweizen positiv auf Ertrag und Qualität aus. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Wasserversorgung. Eine ausreichende und gleichmäßige Niederschlagsverteilung ist von Vorteil. In diesem Jahr war dieses leider nicht immer gegeben. Nicht nur, dass es nicht ausreichend geregnet hat, die Niederschläge waren im Land auch noch unterschiedlich verteilt. Überraschend waren dementsprechend die guten Erträge in Futterkamp und auch die guten Qualitäten in Lundsgaard. Am Standort Futterkamp wurden das Wasser und der mineralisierte Stickstoff zur Bildung von Ertrag genutzt. In Lundsgaard sorgten der im April 2022 gefallene Niederschlag und die daraus resultierende Stickstoffmobilisierung für die Bildung von Protein und Fechtkleber und weniger für die Bildung von Ertrag.
Die geprüften Ökowinterweizensorten
Auf den beiden Versuchsstandorten der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein wurden Sorten des Qualitätssortimentes E, A, B und C geprüft. In der Prüfung in Futterkamp standen 21 zugelassene Sorten und am Standort in Lundsgaard wurden 22 zugelassene Sorten geprüft. In den Ökowinterweizenversuchen ist, wie in den Vorjahren auch, eine Wertprüfung des Bundessortenamtes (BSA) integriert gewesen. Es wurden zusätzlich zu den zugelassenen Sorten auch noch 13 Stämme des BSA an den jeweiligen Versuchsstandorten einer Prüfung unterzogen.
Die Grundbodenbearbeitung und die Aussaat an den beiden Versuchsstandorten der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein erfolgten unter sehr guten Bedingungen. Der Aufgang des Ökowinterweizens war gut und verlief ohne Komplikationen. Der Entwicklungsverlauf der Bestände ließ deshalb auch ein Striegeln im November 2021 zu. Abgesehen von einem erhöhten Befall mit Braunrost in Futterkamp war der Krankheitsdruck gering. Ährenkrankheiten wurden nicht festgestellt. Wie auch schon in den Vorjahren erfolgte die Verrechnung der Ökowinterweizenversuchsergebnisse mit der Hohenheim-Gülzower Serienauswertungsmethode (HGS). Es werden in diesem Artikel die Ökowinterweizenergebnisse des Jahres 2022 im Mittel (SH) und die langjährigen Ergebnisse der HGS-Auswertung im Mittel (HGS) ausgewiesen.
Sorten des E-Sortimentes
Die Sorte ,Adamus‘ lag ertraglich mit relativ 94 (SH) und relativ 88 (HGS) im Ergebnis unter dem Durchschnitt. Deutlich über dem Durchschnitt lagen die Qualitäten wie der Protein- (RP-Gehalt) und Feuchtklebergehalt (F.-Gehalt). Ebenfalls lag der Sedimentationswert (Sedi-Wert) über dem Durchschnitt. Unterdurchschnittlich war die Anzahl der Ähren pro Quadratmeter (Ä./ m2). Die Anzahl der Körner pro Ähre (K./Ähre) lag über dem Mittel. Die mittellange Sorte ,Adamus‘ war im Wachstumsverlauf durchschnittlich, brachte es trotzdem aber zu einem überdurchschnittlichen Bodendeckungsgrad. Der Befall mit pilzlichen Erkrankungen war unauffällig und lag im Mittel.
,Aristaro’ ist eine begrannte Sorte. Der Ertrag von relativ 90 im Mittel (SH) und relativ 91 im Mittel (HGS) lag unter dem Durchschnitt. Die Qualitäten bewegen sich im oberen Mittelfeld, wobei ein über dem Mittel liegender Sedi-Wert zu verzeichnen war. Die Anzahl Ä./m2 und K./Ähre lagen im Mittel. ,Aristaro‘ ist eine recht wüchsige Sorte mit einem guten Bodendeckungsgrad im Versuch. Die recht lange Sorte hatte keinen beziehungsweise nur leicht über dem Durchschnitt liegenden Befall mit pilzlichen Erkrankungen.
Erstmalig geprüft wurde die Sorte ,Castado‘. Der Ertrag war im ersten Jahr der Prüfung mit relativ 92 (SH) und relativ 94 (HGS) unterdurchschnittlich. Über dem Mittel lagen bei der Sorte ,Castado‘ aber die Ergebnisse der Qualitätsanalysen (RP-Gehalt, F.-Gehalt und Sedi-Wert). Lag die Anzahl K./Ähre im Mittel, konnte ,Castado‘ nur eine unterdurchschnittliche Anzahl Ä./m2 realisieren. Die längere Sorte hatte einen etwas schwächeren Entwicklungsverlauf mit einem mittleren Bodendeckungsgrad. Es wurde ein erhöhter Befall mit Braunrost festgestellt.
,Effendi‘ schaffte mit relativ 89 (SH) und relativ 91 (HGS) einen unterdurchschnittlichen Ertrag. Die Anzahl Ä./m2 und K./Ähre konnten das Mittel nicht ganz erreichen Die Qualitäten (RP-Gehalt und F.-Gehalt) der mittellangen Sorte lagen leicht über dem Durchschnitt. Der Sedi-Wert konnte den Durchschnitt übertreffen. Der Wachstumsverlauf war gleichmäßig, wobei der Bodendeckungsgrad etwas unter dem Durchschnitt lag. Der Gelbrost bereitete der Sorte leichte Probleme. Der Befall mit weiteren Krankheiten war unerheblich.
Die begrannte Sorte ,Grannosos‘ lag bei einem Ertrag von relativ 86 im Mittel (SH) und relativ 90 im Mittel (HGS). Die Qualitäten bewegten sich im gehobenen oberen Bereich des Durchschnitts. Mit ihrer Anzahl K./Ähre lag die Sorte über dem Mittel, die Anzahl Ä./m2 war unterdurchschnittlich. ,Grannosos‘ hatte einen durchschnittlichen Entwicklungsverlauf mit einem schwächeren Bodendeckungsgrad als der Durchschnitt. Der 121 cm langen Sorte bereitete der Braunrost leichte Probleme.
Die Sorte ,Montalbano‘ startete mit relativ 91 (SH) und relativ 89 (HGS) im Ertrag unterdurchschnittlich im Versuch. Das Qualitätsniveau war durchschnittlich. Die kurze Sorte hatte leicht unter dem Mittel liegende Anzahlen K./ Ähre und Ä./m2. Der Wachstumsverlauf war zufriedenstellend, wobei der Bodendeckungsgrad unter dem Mittel blieb. ,Montalbano‘ zeigte sich im Versuch als recht gesunde Sorte.
Bei der Sorte ,Moschus‘ reichte es 2022 mit relativ 103 (SH) und relativ 102 (HGS) zu einem leicht über dem Mittel liegenden Ertrag. Die Qualitäten (RP-Gehalt und F.-Gehalt) lagen über dem Mittel. Der Sedi-Wert lag allerdings deutlich über dem Mittel. ,Moschus‘ hatte eine überdurchschnittliche Anzahl Ä./m2, wobei die Ähren mit weniger K./Ähre besetzt waren als das Mittel. Im Wuchs und Entwicklungsverlauf schnitt die kürzere Sorte zufriedenstellend ab. ,Moschus‘ hatte keine Probleme mit Krankheiten.
Der Ertrag der Sorte ,Thomaro‘ lag mit relativ 101 (SH) und relativ 89 (HGS) im Durchschnitt. Bei der Auswertung der Jahre 2017 bis 2022 (HGS) lag die Sorte mit ihren Erträgen unterdurchschnittlich. Die Qualitäten waren etwas besser als das Mittel. Die mittellange Sorte hatte eine durchschnittliche Anzahl Ä./m2 und eine durchschnittliche Anzahl K./Ähre. Etwas zurückhaltend war der Wachstumsverlauf. Der Bodendeckungsgrad war unterdurchschnittlich. Der Befall mit Gelbrost war höher als das Mittel. Alle weiteren Krankheiten waren unauffällig.
Die Erträge der Sorte ,Wendelin‘ waren mit relativ 87 (SH) und relativ 92 (HGS) unter dem Durchschnitt. Die Qualitäten dagegen lagen über den Durchschnittswerten der entsprechenden Qualitätsparameter. Die mittellange Sorte war in der Bestandesdichte (Ä./m2) etwas schwächer als das Mittel. Unter dem Mittel lag auch die Anzahl K./Ähre. Im Wuchs war die Sorte ausgeglichen, wobei der Bodendeckungsgrad etwas schwächer war als das Mittel. ,Wendelin‘ hatte keine über dem Mittel liegenden Befallsnoten bei Pilzerkrankungen.
Der Ökowinterweizen in Futterkamp zum Ährenschieben
Sorten des A-Sortimentes
,Asory‘ hatte mit relativ 119 (SH) und relativ 116 (HGS) einen überdurchschnittlichen Ertrag in den Versuchen. Qualitativ sah es für die Sorte nicht ganz so gut aus. Die Ergebnisse der Qualitäten lagen unter dem Durchschnitt. ,Asory‘ hatte eine mittlere Anzahl K./Ähre in Verbindung mit einer deutlich über dem Mittel liegenden Anzahl Ä./m2. Im Wachstumsverlauf war die kürzere ,Asory‘ gleichmäßig und zufriedenstellend. Der Bodendeckungsgrad lag deutlich über dem Mittel. Unter den Blatt- und Ährenkrankheiten war nur der erhöhte Befall mit Gelb- und Braunrost bei der kurzen Sorte auffällig.
,Blickfang‘ wurde 2022 erstmalig geprüft. Die A-Sorte erreichte einen Ertrag von relativ 98 (SH) und relativ 95 (HGS) und lag ertraglich im unteren Mittel. ,Blickfang‘ hat über dem Mittel liegende Qualitäten erreicht. Die Anzahlen K./Ähre und Ä./m2 lagen im Mittelfeld. Der Vegetationsverlauf der kurzen Sorte war ausgewogen, wobei der Bodendeckungsgrad das Mittel knapp verfehlte. ,Blickfang‘ zeigte sich anfällig für den Befall mit Gelb- und Braunrost. Es war ein ganz leicht erhöhter Befall mit Blattseptoria festzustellen.
Ebenfalls erstmalig geprüft wurde die Sorte ,Illusion‘. Mit dem Ertrag von relativ 105 (SH) und relativ 105 (HGS) ist ihr ein guter Start gelungen. Die Ergebnisse der Qualitätsuntersuchungen (RP-Gehalt, F.-Gehalt und Sedi-Wert) liegen im Mittel. Etwas unter dem Mittel liegt die Bestandesdichte mit 336 Ä./m2. Die Anzahl K./Ähre lag über dem Mittel. Der Wachstums- und Entwicklungsverlauf von ,Illusion‘ verlief gut und gleichmäßig. Gegenüber dem Befall mit Krankheiten zeigte sie sich recht tolerant.
,Roderik‘ ist eine begrannte Sorte aus biologisch-dynamischer Züchtung. Sie lag mit relativ 101 (SH) und relativ 94 (HGS) im mittleren (Mittel SH) beziehungsweise im unteren (Mittel HGS) Ertragsbereich. Die Qualitäten von ,Roderik‘ lagen über dem Mittel. Die Anzahl Ä./m2 lag mit 399 überdurchschnittlich hoch. Leider waren die Ähren nur mit einer unter dem Mittel liegenden Anzahl K./Ähre gefüllt. ,Roderik‘ ist eine wüchsige Sorte. Sie zeichnet sich besonders durch einen hohen Bodendeckungsgrad aus. Die lange Sorte hatte einen erhöhten Befall mit Gelbrost. Gegenüber allen weiteren Pilzerkrankungen, die im Versuch aufgetreten sind, ist ,Roderik‘ recht tolerant.
Mit ,Sarastro‘ stand eine weitere A-Sorte aus der biologisch-dynamischen Züchtung im Versuch. Sie brachte es mit relativ 100 (SH) und relativ 92 (HGS) auf einen mittleren (Mittel SH) beziehungsweise unterdurchschnittlichen (Mittel HGS) Ertrag. Die Qualitätsparameter lagen im Versuchsjahr 2022 im gehobenen Mittelfeld. Im Mittel lag die Anzahl K./Ähre. Die Anzahl Ä./m2 lag deutlich über dem Mittel. Die lange ,Sarastro‘ war zum Start etwas zögernd, zeigte sich im weiteren Verlauf der Vegetation aber wüchsig. Kennzeichen dafür sind die über dem Durchschnitt liegenden Noten für die Massenbildung und den Bodendeckungsgrad. Ein weiteres positives Kennzeichen von ,Sarastro‘ ist die recht gute Toleranz gegenüber dem Befall mit Blattkrankheiten.
Sorten des B-Sortimentes
Der Ertrag von ,Argument‘ lag mit relativ 112 (SH) und relativ 111 (HGS) über dem Durchschnitt, die Qualitäten im unteren Bereich. Die mittellange Sorte hatte eine Anzahl K./Ähre, die leicht über dem Mittel lag. Gleichzeitig überschritt die Bestandesdichte deutlich das Mittel. Nachdem die Startschwierigkeiten überwunden waren, traten im weiteren Wachstumsverlauf keine Probleme mehr auf. Der Bodendeckungsgrad war überdurchschnittlich. ,Argument‘ hatte einen erhöhten Befall mit Gelbrost. Weitere Probleme mit einem Befall durch Blattkrankheiten traten jedoch nicht auf.
,Chevignon‘ erzielte mit relativ 112 (SH) und relativ 109 (HGS) ein durchweg gutes Ertragsergebnis. Qualitativ schnitt die Sorte unterdurchschnittlich ab. Die kurze Sorte ,Chevignon‘ hatte auf den Versuchsflächen eine mittlere Anzahl K./Ähre und Ä./m2. Der Entwicklungsverlauf in der Vegetation war befriedigend. Der Bodendeckungsgrad lag unter dem Mittel. Der Befall mit Braunrost war erhöht, der Befall mit weiteren Blatterkrankungen dagegen zu vernachlässigen.
,Informer‘ lag mit einem Ertrag von relativ 114 (SH) und relativ 117 (HGS) deutlich über dem Durchschnitt. Die untersuchten Qualitätsparameter (RP-Gehalt, F.-Gehalt und Sedi-Wert) lagen alle unter dem Durchschnitt. ‚Informer’ hatte eine leicht unterdurchschnittliche Anzahl K./Ähre und eine unterdurchschnittliche Anzahl Ä./m2. Die kurze Sorte verzeichnete ein unauffälliges Wachstum. Einen auffälligen Befall mit Blatterkrankungen gab es nicht.
Als B-Sorte wurde ,Knut‘ 2022 zum ersten Mal geprüft. Ertraglich war der Start mit relativ 121 (SH) und relativ 123 (HGS) gelungen. Schwächen hatte die Sorte bei den Qualitäten. Sie lagen unter dem Mittel. ,Knut‘ hatte eine über dem Mittel liegende Anzahl K./Ähre und Ä./m2. Die Sorte hatte einen gleichmäßigen Entwicklungsverlauf, wobei der Bodendeckungsgrad allerding etwas schwächer ausfiel als das Mittel. Der Befall mit Krankheiten war unterdurchschnittlich.
Die Sorte ,Poesie‘ wurde erstmalig geprüft, und zwar ausschließlich am Standort Lundsgaard. Der Ertrag lag mit relativ 82 (SH) unter dem Durchschnitt. Das Mittel HGS entfällt für sie, da die Datengrundlage zu gering war. Die Stärke der Sorte ,Poesie‘ liegt im Bereich der Qualitäten. Die Analyseergebnisse lagen alle über den entsprechenden Mittelwerten. Die Anzahl K./Ähre und Ä./m2 verfehlten jedoch das Mittel. Die mittellange Sorte ,Poesie‘ hatte einen mängelfreien Entwicklungsverlauf. Ein Befall mit Braunrost wurde nicht festgestellt. Gegenüber dem Befall mit Gelbrost und Blattseptoria zeigte sie sich recht tolerant.
Neu in den Versuchen war die B-Sorte ,SU Fiete‘. Mit einem Ertrag von relativ 104 (SH) und relativ 103 (HGS) lag sie im gehobenen Mittelfeld. Im Mittelfeld bewegten sich auch die Analysenergebnisse der Qualitäten. Bei der Anzahl K./Ähre und Ä./m2 war das Mittel ebenso das Maß der Dinge. Die Entwicklung verlief ohne Störungen von der Saat bis zur Ernte. Die mittellange Sorte hatte einen leicht erhöhten Befall mit Braunrost und mit Blattseptoria.
Sorten des C-Sortimentes
Als C-Sorte wurde ,Fritop‘ erstmalig geprüft. Sie war mit einem Ertrag von relativ 103 (SH) und relativ 100 (HGS) die ertraglich schwächere der beiden geprüften C-Sorten. Die Qualitätsergebnisse lagen zwar besser als bei der KWS-Sorte, sie konnten das Mittel aber nicht erreichen. Die Bestandesdichte (Anzahl Ä./ m2) war überdurchschnittlich, leider war die Anzahl K./Ähre nur unterdurchschnittlich. Die lange Sorte ,Fritop‘ hatte einen schleppenden Wachstumsstart, konnte den Entwicklungsverzug allerdings im Laufe der Vegetation einholen. ,Fritop‘ hatte einen sehr guten Bodendeckungsgrad. In den Versuchen zeigte sie sich anfällig für die Infektion mit Braunrost und Blattseptoria.
,KWS Keitum‘ ist eine weitere C-Sorte, die im Versuch stand. Mit einem Ertrag von relativ 130 (SH) und relativ 134 (HGS) war sie von den beiden C-Sorten die leistungsstärkere. Da es sich bei ,KWS Keitum‘ um eine Massenweizensorte (C-Sorte) handelt, verwundern die deutlich unter dem Durchschnitt liegenden Qualitätsergebnisse nicht. Während die Anzahl K./Ähre über dem Mittel lag, lag die Anzahl Ä./m2 leicht unter dem Mittel. Der kürzere ,KWS Keitum‘ hatte in den Versuchen einen gleichmäßigen Wachstumsverlauf mit einem leicht über dem Durchschnitt liegenden Bodendeckungsgrad. ,KWS Keitum‘ hatte keine Probleme mit Blattkrankheiten.
Fazit und Sortenempfehlung
Der Einfluss der Witterung auf den Entwicklungsverlauf des Ökowinterweizens war in diesem Jahr doch nicht so groß wie zunächst befürchtet – im Gegenteil, die befürchteten Ertrags- und Qualitätseinbußen sind ausgeblieben. Es überraschten die guten Erträge in Futterkamp und die sehr guten Qualitäten in Lundsgaard. Unter den Wachstumsbedingungen haben sich also folgende Ökowinterweizen bewährt:
Für die Sorten des E- und A-Sortimentes kommt es bei den Sorteneigenschaften auf die Kombination von Ertrag und Qualität an. Unter diesem Gesichtspunkt sollten die folgenden Sorten in die engere Auswahl mit einbezogen werden. Sorten des E-Sortimentes: ,Moschus‘, ,Wendelin’, ,Adamus‘; Sorten des A-Sortimentes: ,Asory‘, ,Roderik‘ (Qualität!).
Soll Aufmisch- oder Futterweizen vermarktet werden, kommen Sorten des B-Sortimentes infrage. Ertraglich bewährte B-Sorten: ,Informer‘, ,Argument‘, Chevignon‘.
Soll ausschließlich Futterweizen produziert werden, sind es die Sorten des C-Sortimentes, die angebaut werden sollten. Empfehlenswerte Massenweizensorte des C-Sortimentes ist die Sorte ,KWS Keitum‘.
Die in diesem Artikel veröffentlichten Tabellen sind auch auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Bereich ökologischer Landbau zu finden.
In vielen Milchviehbetrieben verlässt ein großer Teil der Kälber im Alter von rund 14 Tagen den Erzeugerbetrieb. Die Änderung der Tierschutztransport-Verordnung § 10 (4) zum 1. Januar 2023 sieht vor, dass Kälber zukünftig erst mit 28 Tagen den Betrieb verlassen dürfen, auf dem sie geboren wurden. Damit kommt auf die Milchviehhalter ein Mehrbedarf an Kälberplätzen zu. Auf den ersten Blick scheint bei einer Verdopplung der Haltungsdauer die Verdopplung der Kälberplätze die zwingende Konsequenz. Um den eigenen betrieblichen Mehrbedarf an Kälberplätzen richtig zu kalkulieren und rechtzeitig die notwendigen Vorkehrungen treffen zu können, lohnt sich ein detaillierterer Blick.
Als Grundlage für die Berechnung sollte zunächst festgestellt werden, welche und wie viele Kälber im Betrieb über das Jahr geboren werden. Wie ist die Geschlechterverteilung und wie viel Prozent der Kälber verlassen aktuell den Betrieb mit 14 Tagen? Bereits bei dieser ersten Überlegung wird deutlich, dass der zusätzliche Platzbedarf nur für die Kälber entsteht, welche bisher den Betrieb mit 14 Tagen verlassen haben, die Abbildung verdeutlicht dies. Für alle anderen Kälber müssen auch jetzt bereits ausreichend Plätze vorgehalten werden.
Bei einer gleichmäßigen Geschlechterverteilung und in der Annahme, dass alle weiblichen Tiere zur Remontierung behalten werden, verursacht dann die Hälfte der Kälber den Mehrbedarf. Betriebe, die bisher auch weibliche Kälber oder Kreuzungskälber mit 14 Tagen verkaufen, sind daher von der Regelung mehr betroffen als Betriebe, die unter den derzeitigen Bedingungen bereits viele ihrer Kälber behalten (zur Mast oder zur Zucht).
Mehrbedarf richtig kalkulieren
Als Faustregel lässt sich festhalten: Für einen Betrieb mit 100 Kühen werden ab dem 1. Januar vier zusätzliche Kälberplätze notwendig sein. Dieser Mehrbedarf verhält sich linear zur Herdengröße und ist in der Tabelle gut ersichtlich. So muss der Betrieb mit 300 Kühen zukünftig rund 13 zusätzliche Plätze vorhalten, hat damit aber genauso wie der Betrieb mit 100 Kühen einen Mehrbedarf von etwa 50 %. Diese Berechnung beruht auf der Annahme einer ausgeglichenen Geschlechterverteilung sowie einer Remontierung (32 %) und Zwischenkalbezeit (410 Tage), welche dem Durchschnitt der Betriebe in Schleswig-Holstein entsprechen. In alle Berechnungen ist bereits ein Sicherheitszuschlag einkalkuliert.
Die Berechnung der bereits vorhandenen Kälberplätze basiert auf den gleichen Grundannahmen und stellt den rechnerischen Bedarf an Kälberplätzen dar. Die eigene Betriebssituation kann davon abweichen. Sind auf dem Betrieb bereits deutlich mehr als die angenommenen Plätze vorhanden, muss vielleicht gar nicht oder in weniger neue Plätze investiert werden. Bei einer deutlichen geringeren Ausstattung mit Kälberplätzen wird die verlängerte Haltungsdauer diese Situation in besonderem Maße verschärfen.
Eine zu geringe Ausstattung mit Kälberplätzen geht häufig zulasten der Zeiten für Reinigung und Leerstand der Plätze und wirkt sich langfristig negativ auf die Kälbergesundheit, die Arbeitsbelastung und letztendlich die Wirtschaftlichkeit der Kälberaufzucht aus. Die Beurteilung der eigenen Ausstattung und die Schaffung ausreichender Haltungsplätze ist langfristig die kosteneffizientere Investition.
Einflussfaktoren Herdenmanagement
Auf die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen werden sich die Milchviehhalter einstellen müssen. Gleichzeitig gibt es einzelbetrieblich Ansatzpunkte, die mehr oder weniger großen Einfluss auf den Platzbedarf nehmen. Aus Sicht des Herdenmanagements ließe sich über eine Senkung der Remontierungsrate oder eine Verlängerung der Zwischenkalbezeit (ZKZ) die Gesamtzahl der Kälber über das Jahr gesehen reduzieren.
Während die absolute Zahl der Kälber durch diese beiden Kennzahlen gesenkt wird und sich aus ökonomischer Sicht positiv auswirken kann, ist der Einfluss auf die Anzahl der Kälberplätze vergleichsweise gering. Selbst bei einer Reduktion der Remontierungsrate um 10 % oder einer Verlängerung der ZKZ um durchschnittlich 50 Tage lassen sich nur 0,3 bis 0,8 Plätze einsparen. Für die Frage nach dem Investitionsbedarf zum 1. Januar 2023 ist dieser Effekt zu vernachlässigen und steht in keinem Verhältnis zu den Auswirkungen auf das Herdenmanagement.
Größere Bedeutung kommt hingegen der Vermeidung von Abkalbespitzen zu. Während Betriebe mit saisonaler Abkalbung zwangsläufig stärker betroffen sind, sollten Betriebe mit einer kontinuierlichen Abkalbung darauf achten, dass alle theoretischen Berechnungen immer eine Kontinuität unterstellen. Diese rechnerisch optimale Verteilung wird sich in der Praxis so kaum umsetzen lassen. Betriebe sollten daher auch einen angemessenen Puffer einrechnen. Wie groß die Abweichung zwischen Theorie und Praxis im Betrieb ist, lässt sich schätzen, wenn man die theoretische Verteilung der Kalbungen im Jahr vergleicht mit den Tagen oder Wochen, an denen wirklich Kalbungen stattgefunden haben. Die Differenz kann als Puffer einkalkuliert werden, ein zusätzlicher Puffer von 20 % sollte dann mit einem zusätzlichen Platz ausgeglichen werden.
Reinigungs- und Leerstandzeiten sind die Grundlage für eine hygienische und gesunde Kälberaufzucht. Mit einem Reinigungsmanagement und dem Einhalten von Arbeitsroutinen lassen sich unnötige Standzeiten vermeiden, und es muss kein teurer Puffer eingeplant werden.
Kreuzungskälber als Lösung?
Als zusätzliche Möglichkeit zur Reduktion der Zahl geborener Kälber bietet sich an, die Qualität der Verkaufskälber zu verbessern, und auf diese Weise nicht die Kosten, sondern die Erlösseite zu optimieren. Eine bereits gut etablierte Möglichkeit in diesem Zusammenhang bietet die vermehrte Erzeugung von Kreuzungskälbern. Auf diesem Wege können einerseits Kälber zu einem höheren Verkaufspreis vermarktet werden, gleichzeitig müssen weniger Kälber über die vier Wochen hinaus gehalten werden, wenn weniger weibliche Kälber für die eigene Nachzucht produziert und behalten werden. Zwar ist hier ein gewisses Einsparpotenzial in Quadratmetern gegeben, allerdings ist dieses ähnlich gering wie bei den zuvor genannten Faktoren. Dem positiven Einfluss auf die Erlösseite kann hingegen eine deutlich größere Bedeutung zugemessen werden.
Einflussfaktoren Betriebsablauf
Vergleichsweise kostengünstig, und damit nachhaltiger zu beeinflussen, sind hingegen Optimierungsmöglichkeiten im Betriebsablauf. Die Optimierung von Reinigungs- und Leerstandszeiten ist dabei eine Möglichkeit, die Auslastung der vorhandenen Kälberplätze zu verbessern und gleichzeitig die Hygiene in der Kälberhaltung zu steigern. Sinnvoll ist es, dafür Arbeitspläne zu erstellen, an welchen Tagen und in welchen Abständen Arbeiten zur Reinigung und Desinfektion der Kälberplätze durchgeführt werden können. Dies bewahrt davor, erst mal eine gewisse Anzahl „zu sammeln“, um dann bei kurzfristigen Ereignissen vielleicht nicht ausreichend Plätze zur Verfügung zu haben.
Auch eine technische Verbesserung der Kälberhaltung kann die Auslastung der vorhandenen Plätze optimieren. Moderne Kälberhaltungssysteme sind leichter zu reinigen und ermöglichen eher eine maschinelle Entmistung als ältere Provisorien in Form von Kunststoffcontainern. Dabei spielt auch die Verfügbarkeit der notwendigen Arbeitsgeräte eine wichtige Rolle. Ein ordentlich eingerichteter Waschplatz mit Hochdruckreiniger erleichtert maßgeblich die Arbeit und es können Kälberplätze in kleineren Einheiten gereinigt werden, als wenn man für jede Reinigung erst alle Gerätschaften auf dem ganzen Betrieb zusammentragen muss. Je leichter die Durchführung, desto eher wird sie auch gemacht.
Fazit
Die betriebliche Ausgangslage hat großen Einfluss auf die Berechnung der zusätzlichen Kälberplätze. Im Durchschnitt der Betriebe kann von einem Mehrbedarf von vier Kälberplätzen pro 100 Kühen ausgegangen werden. Dabei hilft eine vorausschauende Planung der zukünftig benötigten Plätze, das Niveau der derzeitigen Kälberhaltung zu halten oder auch die Chance zu nutzen und aktuelle Schwachstellen zu überdenken, um die Kälberhaltung zu verbessern. Einflussfaktoren aus dem Herdenmanagement haben dabei zwar einen positiven ökonomischen Einfluss, aber nur einen vergleichsweise geringen Einfluss auf den Bedarf an Kälberplätzen. Erfolgversprechender scheinen hier eine Reduktion unnötiger Leerzeiten der vorhandenen Kapazitäten, eine Verbesserung der technischen Ausstattung und die Optimierung von Arbeitsabläufen zu sein.
Nach wie vor ist Ackerfuchsschwanz auf vielen Flächen ein Problem. Besonders im Winterraps müssen die vorhandenen Mittel zur konsequenten Bekämpfung dieses Ungrases genutzt werden.
Speziell gegen den zunehmend schwer bekämpfbaren Ackerfuchsschwanz (Resistenzen) muss der Wirkstoff Propyzamid (beispielsweise Kerb Flo, Groove, Setanta Flo und Milestone) in der Vegetationsruhe eingesetzt werden. Da der Wirkstoff Propyzamid aus einer anderen Wirkstoffklasse kommt und somit einen anderen Wirkort im Vergleich zu den DIM und FOP besitzt, ist er ein unersetzlicher Baustein in der Ackerfuchsschwanzbekämpfung.
Hier macht die Ausfallgerste schon sehr früh dem kleinen Raps Konkurrenz. Die Behandlung sollte schnellstmöglich durchgeführt werden.Erfolgt auf Ackerfuchsschwanzstandorten kein Metazachloreinsatz, entwickeln sich schon sehr zeitig Ackerfuchsschwanzpflanzen. In so einer Situation müssen die DIM zum Einsatz kommen, bis zum Kerb-Flo-Termin wären die Pflanzen sonst zu groß.Der Ackerfuchsschwanz beginnt den Raps zu verdrängen. Für Kerb Flo sind die Pflanzen inzwischen viel zu groß.
FOP wie zum Beispiel Agil-S, Targa Super oder Fusilade Max haben flächig keine Wirkung mehr auf Ackerfuchsschwanz. Grund hierfür sind Resistenzen gegen diese Wirkstoffgruppe. Ihre Einsatzberechtigung haben diese Produkte aber nach wie vor zur Bekämpfung des Ausfallgetreides beziehungsweise speziell Targa Super zur Bekämpfung der Quecke. Folglich kommen gegen Ackerfuchsschwanz ab dem Zwei- bis Dreiblattstadium vermehrt DIM wie Focus Ultra (Cycloxidim) oder Select 240 EC beziehunsgweise VextaDim 240 EC (beide Clethiodim) zum Einsatz.
Zeigen auch diese Produkte keine ausreichende Wirkung auf Ackerfuchsschwanz mehr, liegt eine Wirkortresistenz (Ile1781-Leu-Target-Site-Resistenz gegen ACCase-Inhibitoren) vor. Aber es gibt Unterschiede zwischen beiden Wirkstoffen. So erwies sich in genetischen Untersuchungen Clethiodim (Select 240 EC, VextaDim 240 EC) als robuster gegenüber Cycloxidim (Focus Ultra). Man spricht hier von einer quantitativen Wirkortresistenz der DIM. Vereinfacht ausgedrückt werden von Select 240 EC noch Ackerfuchsschwanzpflanzen erfasst, die von Focus Ultra nicht mehr bekämpft werden.
Dieser Prozess funktioniert aber nicht unbegrenzt. Auch hier schreitet die Resistenzentwicklung voran. In der Folge nimmt auch der Anteil resistenter Individuen gegenüber Select 240 EC zu, bis hin zum völligen Wirkungsverlust der gesamten DIM. Somit muss das Ziel sein, die Anwendungshäufigkeit der DIM zu minimieren. Diese Anwendung einzusparen setzt aber voraus, dass für die gesetzte Propyzamidbehandlung (Kerb Flo und Co.) die Ackerfuchsschwanzpflanzen nicht zu groß werden.
Kerb Flo und alle Propyzamidprodukte müssen mit voller Aufwandmenge eingesetzt werden. Der Kostenfaktor darf bei dieser Maßnahme keine vordergründige Rolle spielen. Bodenfeuchtigkeit und/oder nachfolgender Regen sind zwingend notwendig, da gerade bei frohwüchsigen Rapsbeständen der Bodenwirkstoff von den Blättern abgefangen wird.
Der Einsatzzeitpunkt ist temperaturabhängig. Für eine gute Wirkung sind niedrige Temperaturen (Bodentemperaturen unter 10 °C) erforderlich. Das gilt auch für das Produkt Milestone. Denn trotz der zusätzlichen Unkrautwirkung durch den Wirkstoff Aminopyralid steht die Ackerfuchsschwanzbekämpfung im Vordergrund. Bei höheren Temperaturen wird der Wirkstoff zu schnell abgebaut, und die Wirkung ist nicht zufriedenstellend. Warmes Herbstwetter ist somit kontraproduktiv. Gut entwickelte Pflanzen treffen dann auf ungünstige Anwendungsbedingungen.
Da die Wirkung von Propyzamid im Boden in den obersten 3 bis 5 cm am stärksten ist, können bei großen, zum Teil schon bestockten Ackerfuchsschwanzpflanzen mit tieferen Wurzeln Probleme in der Bekämpfung auftreten. Das hat in dem Moment nichts mit eventuell beginnenden Resistenzen gegen Kerb Flo und Co. zu tun, sondern ist der Wirkungsweise von Propyzamid geschuldet. In diesen Ausnahmefällen kann dann Focus Ultra blattaktiv unterstützen. Aber auch für diese Situation muss der Anwendungstermin am Wirkstoff Propyzamid ausgerichtet sein.
Fazit
Die Ackerfuchsschwanzbekämpfung mit Kerb Flo ist ein extra Termin, ausgerichtet an der Witterung. Ausfallgetreide muss vorher bekämpft werden. Über die Gesamtfruchtfolge gesehen, besteht im Winterraps noch die Möglichkeit, durch den Einsatz von Propyzamid den Eintrag von weiteren Ackerfuchsschwanzsamen in den Boden zu verhindern.
Eine aufregende Woche liegt hinter der 15-jährigen Schülerin Meggy Hussong aus Gettorf. Die Hauptdarstellerin von „Mein Lotta-Leben 2 – Alles Tschaka mit Alpaka“ eilte von Höhepunkt zu Höhepunkt. 13. August: Deutschlandpremiere in Köln, 14. August: Premiere in Hamburg, 17. August: Vorpremiere in Kiel, 18. August: offizieller bundesweiter Kinostart, 19. August: Open-Air-Inselpremiere auf Amrum. Dabei war es lange unsicher, ob der Teil 2 von „Mein Lotta-Leben“ überhaupt produziert werden kann.
2019 war der Kinostart von „Mein Lotta-Leben 1 – Alles Bingo mit Flamingo“, indem die damals elfjährige Meggy bereits die Hauptrolle der Lotta spielte. Im Frühjahr 2020 sollten eigentlich die Dreharbeiten für den zweiten Teil beginnen. Dann kam Corona und die Dreharbeiten waren nicht möglich. Aber Kinderdarsteller werden nicht nur älter. Sie verändern sich schnell. Irgendwann ist es dann einfach zu spät für eine Fortsetzungsgeschichte. Das hat jetzt gerade noch geklappt. Meggy bekam dafür wieder einen Pony geschnitten, sodass die Teenagerin noch wie ein Kind aussieht. In den 2021er Sommerferien wurden die Dreharbeiten abgeschlossen. Doch die Sommerferien reichten dafür nicht. So wurde unter anderem der Teil des Films, der auf Amrum spielt, während der Schulzeit gedreht. Hier war Lotta auf Klassenfahrt und erlebte dort jede Menge spannende Abenteuer. Insgesamt schlug der Film mit dreieinhalb Wochen Schulbefreiung zu Buche. Den Stoff musste sie nachholen, da gab es keine Abstriche.
„Mein Lotta-Leben – Alles Tschaka mit Alpaka!“ mit Levi Kazmaier (r.), Yola Streese (li.) und Meggy Hussong
Die Szenen, die im Watt vor Amrum gedreht wurden, und alle Szenen mit Tieren haben Meggy am meisten Spaß gemacht. Die Tiere sind ebenso wie die jungen Schauspieler größer geworden. Waren es im ersten Lotta-Film noch kleine weiße Kaninchen der Rasse Belgische Riesen, spielten auf Amrum zwei Alpakas und mehrere Pferde mit. „Eigentlich sollte nur eine Alpakastute mitspielen – Ilsebilse –, aber sie und ihre beste Freundin waren so unzertrennlich, dass dann beide mitspielen durften.
In Gettorf mit seinen 7.500 Einwohnern hat sich nicht sehr viel für Meggy verändert, „denn hier kennt man sich ja ohnehin“. Hier lebt die 15-jährige Hauptdarstellerin von inzwischen zwei Kinofilmen relativ normal das Leben einer Teenagerin, abgesehen davon, dass es vorkommt, dass Lehrer die Lotta-Bücher ihrer Kinder von ihr signieren lassen. Ansonsten wird sie von den Lehrern behandelt wie die anderen auch. „Ich bekomme deswegen keine besseren, aber auch keine schlechteren Noten. Auf Amrum sei sie aber schon auf der Straße angesprochen worden. „Auf der kleinen Insel hatte sich sehr schnell herum gesprochen, dass wir drehen.“
Meggy hat längst das nächste Projekt am Laufen. „Wir haben bereits zwei Wochen in München gedreht.“ Um welchen Film es sich handele, sei noch nicht spruchreif. Nur so viel verrät sie: „Es handelt sich nicht um ,Mein Lotta-Leben 3‘.“
Für die Fortsetzungsgeschichte bekam Meggy wieder einen Pony geschnitten, damit die Teenagerin der Rolle entsprechend aussieht wie ein Kind.
Mir ihren gleichaltrigen Schauspielerkollegen ist sie längst sehr gut befreundet. „Wir verstehen uns sehr gut. Wir haben einfach sehr viele schöne Momente gemeinsam erlebt. Das hat uns zusammengeschweißt. Die letzten Osterferien haben wir gemeinsam in Bayern verbracht.“
Die Drehzeiten waren für Meggy die schönsten Zeiten ihres Lebens. Klar sei die Doppelbelastung von Film und Schule auch manchmal anstrengend gewesen, „aber es hat einfach unheimlich viel Spaß gemacht.“
Nach dem Abitur will Meggy Schauspielerin werden beim Film oder Theater oder einen anderen kreativen Beruf ergreifen. „Ich habe ein Praktikum in einem Tonstudio gemacht. Das hat mir auch sehr viel Spaß gemacht.“ Auch wenn Meggy noch nicht genau weiß, welchen beruflichen Weg sie einmal einschlagen wird, oder sie es einfach noch nicht verraten will – eines ist ziemlich sicher: Man wird noch öfter von Meggy sehen und hören.