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Die Ernte hat begonnen

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Die diesjährige ungewöhnlich heiße und trockene Witterung der vergangenen Wochen führte zu einem enormen Reifefortschritt in der Gesamtpflanze. Bestände mit kolbenlosem Mais sowie notreifer Mais mit geringen Kolbenanteilen wurden mancherorts bereits gehäckselt.

Auch bereits verbräunte Maisbestände sollten jetzt zügig gehäckselt werden, da wie auch beim kolbenlosen Mais kaum noch Ertragszuwächse zu erwarten sind und die Pflanzen weiter altern und an Futterwert verlieren. Bei Kolben tragenden Maispflanzen mit Regenerationspotenzial sind Ertrags- und Qualitätszunahmen vielleicht noch möglich, sofern es ausreichend regnet und die Restpflanze Wasser aufnimmt.

Die Proben für die dargstellte Reifeprüfung wurden am 31. August geschnitten. Auffällig bei der Verarbeitung war, dass auf fast jedem Standort die Pflanzen in sich trocken waren. Sie zeigten zur Probenahme zwar überwiegend keinen Trockenstress, sprich zusammengerollte Blätter, doch im Stängel war oftmals nicht mehr viel Pflanzensaft vorhanden. Niederschläge am letzten Augustwochenende entspannten vielerorts kurzfristig die zügig voranschreitende Abreife der Maisbestände. Die Pflanzenproben aus Krumstedt zeigten zum Teil gelbe Lie­schen, herabhängende Kolben und die Blätter waren bereits oberhalb des Kolbenansatzes braun, der ersehnte Regen blieb dort aus. Bei anhaltendem Trockenstress ist mit einer weiteren Verholzung der Blätter und Stängel in diesen Beständen zu rechnen. Zunahmen in der Trockenmasse und Stärkeeinlagerungen sind kaum noch zu erwarten, der Futterwert wird geschmälert und die Verdichtbarkeit des Häckselgutes im Silohaufen wird zunehmend erschwert. Wenn es regnet, könnten sich vitale Maispflanzen wieder vollsaugen. Ob es dann doch noch zu einer normalen Pflanzenentwicklung und Abreife kommt, bleibt jedoch abzuwarten. Im Trockenjahr 2018 wurde die Erwartung nicht erfüllt. Doch sollte das Regenerationsvermögen der Maispflanzen nicht unterschätzt werden.

Quelle: Dr. Elke Grimme, Landwirtschaftskammer SH

Die hier aufgeführten Ergebnisse der Reifeprüfung können lediglich als Orientierung dienen. Gerade die zum Teil doch erheblichen Unterschiede innerhalb der Maisbestände erlauben es nicht, die hier aufgezeigten Abreifedaten als Richtwerte für die eigenen Maisflächen anzusehen. Es ist jetzt wichtig, die Bestände auf Kornansatz und das Abreifeverhalten von Blättern und Stängeln selbst zu kontrollieren. Auch in auf den ersten Blick noch sehr gut aussehenden Beständen kann der Kolben unregelmäßig oder kaum mit Körnern besetzt sein. Bei der Bestimmung der Trockensubstanz in eigenen Beständen sollte die Kolbenprobe mittels Fingernagel durchgeführt werden. Die optimale Silomaisreife wird mit TS-Gehalten im Korn von 58 bis 60 % (zirka 55 % im Kolben) erreicht. Zu diesem Zeitpunkt spritzt beim Drücken der Körner am durchgebrochenen Kolben an der Kolbeninnenseite der Korninhalt nicht mehr heraus. Zur Restpflanzenbestimmung wird die Maispflanze in angestrebter Schnitthöhe leicht übers Knie angebrochen und anschließend die beiden Bruchkanten gegeneinander verdreht. Tropft noch Pflanzensaft aus der Bruchkante, liegt der TS-Gehalt um 20 %, tritt Schaum aus, sind 24 % erreicht, kommt kein Saft mehr beim Wringen heraus, sind 27 % TS in der Restpflanze erreicht. Läuft die Restpflanzenabreife deutlich vor der Kornabreife ab, sollte dennoch zeitig gehäckselt werden, bevor die Körner ordentlich ausreifen, damit das Häckselgut im Silohaufen gut verdichtet werden kann. Es ist sinnvoll, den Silierprozess und die aerobe Stabilität der Silage durch ein Siliermittel zu unterstützen.

Für die Reifeprüfung wurden von elf Kammer-Versuchsstandorten in Schleswig-Holstein Maispflanzen der Reifegruppen früh und mittelfrüh geschnitten, gehäckselt, bei 100 °C für zirka 40 Stunden im Trockenschrank getrocknet und gewogen. Der Norden des Landes wird in diesem Jahr über die Standorte Husum (NF), Wallsbüll (SL), Schuby (SL), Dannewerk (SL) und Scholderup (SL) abgebildet, im Süden werden die Standorte Barkhorn (RD), Langwedel (RD), Krumstedt (HEI), Futterkamp (PLÖ), Hemdingen (PI) und Leezen (SE) beprobt (Grafik 2 ohne Krumstedt und Futterkamp). Für die Reifeprüfung werden die Maissorten ‚Keops’ (S 210), ‚RGT Exxon’ (S 220), ‚LG 31238’ (S 230) und ‚RGT Haruka’ (S 250) angebaut.

Quelle: Dr. Elke Grimme, Landwirtschaftskammer SH
Quelle: Dr. Elke Grimme, Landwirtschaftskammer SH

Schleswiger Kaltblüter, Shetlandponys und Fjordpferde

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Im Rahmen der Norla in Rendsburg fanden zwei Zuchtschauen statt, zum einen der ­Shetty-Cup-Nord und zum ­anderen die ­Bundesschau Schleswiger Kaltblut der Deutschen ­Reiterlichen Vereinigung (FN). Die ­ Interessengemeinschaft (IG) Fjordpferd führte ihre Pferde in einem Showprogramm vor.

„Es ist alles gut gelaufen. Bestes Wetter, super Location, es ist einfach toll hier“, resümierte Dr. Elisabeth Jensen am Sonntagabend. Die Zuchtleiterin und Geschäftsführerin des Pferdestammbuchs Schleswig-Holstein/Hamburg freute sich vor allem über die rege Beteiligung an der Bundesschau der Kaltblüter. Vor Ort waren 20 Stuten und drei Hengste.

„Sonst haben wir auf der Bundesschau immer nur neun Startplätze“, berichtete Jensen und fügte hinzu: „Für Rendsburg konnten die Züchter frei nennen und der Aufwand ist natürlich nicht so groß.“ Denn traditionell ist diese Veranstaltung Teil der Bundeskaltblutschau im Rahmen der Grünen Woche in Berlin, die mittlerweile allerdings zweimal abgesagt wurde. Nun präsentierten sich die „Dicken“ in ihrer Heimat einem großen Publikum. „Wir haben hier qualitätsvolle Schleswiger gesehen“, befand Jensen, die auch dem Auswahlgremium angehörte.

Nächstes Jahr wieder nach Berlin

Gemeinsam mit Hans-Heinrich Stien und einer Kollegin aus Niedersachsen setzte Jensen bei den Stuten Kreisbahn an die Spitze. Die Tochter des Elitehengstes Voldevraaer stammt aus der Zucht und dem Besitz von Bernd Hansen aus Silberstedt, Kreis Schleswig-Flensburg. Der erfolgsverwöhnte Züchter, der auch schon 2009 und 2013 die Siegerhengste sowie 2017 die Siegerstute stellte, war mit fünf Pferden nach Rendsburg ­gekommen.

Reservesiegerin wurde Elegance von Wachter. Die Stute stammt aus der Zucht von Thomas Isenberg aus Travenhorst, Kreis Segeberg, und wurde von der Züchtergemeinschaft Petersen aus Leck, Kreis Nordfriesland, ausgestellt.

Bakkely Janus heißt der Sieger bei den Hengsten. Der in Dänemark gezogene Dunkelfuchs ist im Besitz von Mechthild Bening aus Bebensee, Kreis Segeberg, die auch noch drei Stuten mitgebracht hatte. Ebenfalls aus Dänemark stammt der Reservesieger Comet, der von Sven Voigt aus Tasdorf, Kreis Plön, ausgestellt wurde.

Auch wenn es schön war, die Bundesschau in Rendsburg durchzuführen, möchte Jensen im nächsten Jahr lieber wieder nach Berlin: „Dort gibt es ja eine gemeinsame Schau und es ist auch politisch wichtig, dass man dabei ist.“ Auf der Norla könnten die Schleswiger Züchter ihre Tiere trotzdem präsentieren.

Ebenfalls am Sonntag waren die Fjordpferde in Rendsburg unterwegs. Sie zeigten ein abwechslungsreiches Schauprogramm. Die Ponys waren direkt am Vorführring in Paddocks untergebracht und die Besucher konnten ganz dicht heran, die Vorbereitungen beobachten oder auch mal die Nüstern streicheln.

Doppelerfolg für Familie Ehlers

Schon am Sonnabend waren die Kleinsten die Größten. Die Shetlandponyvereinigung hatte zum Shetty-Cup-Nord geladen. Die bundesoffene Zuchtschau lockte Züchter mit mehr als 70 Ponys nach Rendsburg. „Wir waren sehr zufrieden mit der Veranstaltung, auch wenn es an manchen Stellen etwas holperte“, befand Hans-Heinrich Ehlers. Der Bokhorster, Kreis Steinburg, erklärte: „So mussten wir leider die gerittenen Prüfungen kurzfristig absagen.“ Ehlers ist der erste Vorsitzende des gastgebenden Vereins, hatte alles organisiert und nannte die lange Corona-Pause und Personalwechsel als Gründe.

Die Ponys aus der Zucht von Hans-Heinrich Ehlers und Tochter Tanja Ehlers haben schon viele Preise gewonnen. In Rendsburg kamen zwei Titel dazu. Foto: privat

Doch die Schauen liefen gut und die Aussteller waren stolz, eine Zuchtrichterin aus England dabeizuhaben. „Sie kommt vom Mutterstutbuch der Shetlandponys und zeigte sich sehr erfreut über die Qualität der deutschen Zucht“, berichtete Ehlers. Auch die Veranstaltung beeindruckte sie sehr. Gemeinsam mit Claudia Clausnitzer kürte sie in verschiedenen Sparten und für verschiedene Altersklassen die Sieger. An der Auswahl der Champions über alle Klassen war sie ebenfalls beteiligt.

Der Sieg ging hier an Ehlers‘ Tochter Tanja und ihre Minishettystute Steinburgs Koryphäe. Reservesiegerin wurde Mulia van de Wilgenkamp. Die Shetlandponystute war im vergangenen Jahr auch schon Siegerin der Elitestutenschau und gehört Hans-Heinrich Ehlers selbst. Der freute sich über den doppelten Familienerfolg. Und dass die englische Richterin dabei war, zeige ihm, „dass wir was richtig machen mit der eigenen Zucht“. Ehlers resümierte: „Selbst nach den ganzen Jahren war das ein sehr besonderer Tag für uns.“

Kleine Verbesserung, große Wirkung

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Sommerzeit ist Gartenzeit. Beim häufigen Draußensein kommt dann oft der Wunsch nach kleinen Veränderungen auf, die die eine oder andere Gartenecke besser nutzbar und funktionaler machen oder schlichtweg aufpolieren. Wer die Dinge selbst anpackt, muss auch gar nicht tief in den Geldbeutel greifen.

Das Holzdeck grenzt den kleinen Sitzplatz auch optisch vom Garten ab. Foto: Karin Stern

So bietet eine zusätzliche kleine Holzterrasse Raum für vielleicht ohnehin schon vorhandene bequeme Sonnenliegen. Besonders auf großen Grundstücken findet sich meist für jede Tageszeit ein idealer Ort für einen solchen „Platz an der Sonne“. Sobald Größe, Form und Lage der Terrasse feststehen, geht es an die Erstellung des Unterbaus und die Verlegung der Holzdielen.

Neben Dielen aus Lärche und Douglasie bietet der Handel thermobehandeltes Holz. Bei diesem Verfahren werden Kiefer-, Eichen- und Eschenbretter durch hohe Erhitzung haltbarer gemacht. Bei den sogenannten WPC-Dielen handelt es sich um Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoffe, die oft auch andere zellulosehaltige Materialien wie Reisspelzen oder Wiesengras enthalten. Sie bieten eine breite Auswahl an Farben und Profilierungen.

An heißen Tagen stehen schattig-kühle Sitzplätze hoch im Kurs. Wer bereits über ein solches Plätzchen verfügt, gestaltet es mit großen Funkien im Kübel noch lauschiger. Die üppig-grüne Atmosphäre wird mit ein paar attraktiven Kugelhochstämmchen noch verlockender. Diese Kulturform blickt auf eine lange Gartentradition zurück. Japanische Harlekinweide (Salix integra ‚Hakuro Nishiki‘), Kugelakazie (Robinia pseudoacacia ‚Umbraculifera‘), Ölweide (Elaeagnus), Schlitzahorn (Acer palmatum) oder Schneeball (Viburnum) sind nur einige Arten, die sich für diesen Zweck anbieten.

In den Boden eingelassene Leuchten sorgen im Dunklen für Behaglichkeit. Foto: Karin Stern

Schöne Lichtspiele tragen ebenfalls zur Aufwertung bei. Tagsüber fallen die in Tritt- oder Terrassenplatten eingelassenen LED kaum auf. Abends sorgen sie für romantische Stimmung und führen sicher den Weg entlang. Voll im Trend liegen moderne Lampen fürs Freie, die als sogenannte Outdoorleuchten angeboten werden. Sie lassen sich an jedem beliebigen Platz aufstellen, da sie in der Regel mit Lithium-Ionen-Akkus betrieben werden. Manche Modelle sind per USB aufladbar, andere beziehen ihre Energie aus Solarzellen.

Bei der Anschaffung eines Whirlpools sollte man die laufenden Kosten bedenken. Foto: Karin Stern

In den beiden zurückliegenden Pandemiejahren sind Whirl- und Minipools beliebter geworden. Im angenehm temperierten Wasser des Whirlpools zu entspannen, klingt traumhaft. Dennoch sollte man neben den Anschaffungs- und Installationskosten auch die laufenden Betriebskosten einkalkulieren. Je größer die zu erwärmende Wassermenge und je größer die Nutzungsintensität, desto höher der Stromverbrauch. Eine kostengünstige Alternative zum erdverbauten Einbaupool sind robuste Aufstellpools. Sie sorgen an heißen Tagen für kühle Köpfe und sind besonders für Kinder ein Riesenspaß.

In der Arbeitsplatte der Outdoor-Küche befindet sich ganz praktisch das Kräuterbeet. Foto: Karin Stern

Ein Minikräutergarten bringt die passende Sommerwürze in den Alltag. Er kann in einem kleinen Hochbeet Platz finden oder wird kurzerhand in Topf, Kübel und Kiste angelegt. Wichtig: den ausgewählten Kräutern das passende Substrat geben, sie gemäß ihren Ansprüchen aufstellen und mit Wasser versorgen. Schnittlauch und Pfefferminze kommen noch gut im Halbschatten zurecht. Sie schätzen eine regelmäßige Wasserversorgung. Als Faustregel für sämtliche mediterranen Kräuter gilt: sonnig aufstellen, in Kräutererde pflanzen, nicht austrocknen lassen.

Wer noch einen sonnigen Pflanzplatz übrig hat, legt vielleicht eine insektenfreundliche Blütenkombination an. Unter den Stauden gelten Roter Scheinsonnenhut, Ochsenauge, Fetthenne, Schafgarbe, Rainfarn, Rote Taubnessel, Glockenblumen, Blutweiderich, Goldfelberich, Mannstreu, Wollziest und die Mazedonische Witwenblume als ausgesprochen bienenfreundlich. Wer keine dauerhafte Rabatte anlegen möchte, sät einjährige Bienen-, Hummel- und Schmetterlingsmischungen aus.

Gartenkamine werden in ganz unterschiedlichen Stilrichtungen und Preislagen angeboten. Foto: Karin Stern

Manchmal genügt etwas Farbe, um die Stimmung in einer Gartenecke zu verändern. Der Farbtupfer kann ein Stuhl, ein Tisch oder eine Bank im Lieblingston sein. Mut zur Farbe beweist man mit dem Anstrich von Mauern, Sichtschutzelementen oder Holzmöbeln in knalligen Tönen. Schneller kann man eine triste Ecke nicht zum Leuchten bringen. Sichtschutz­elemente weisen nicht nur Blicke von außen ab, sondern können als Raumteiler den Garten spannender machen. Gut geeignet für solche Zwecke sind Sichtschutz­elemente aus Cortenstahl, die als Holzlager genutzt werden. Tipp: runde, quadratische oder rechteckige „Fenster“, also passende Rahmen aus Cortenstahl einsetzen, die den Blick in den Garten ermöglichen.

Und wenn der Brennholzstapel sowieso aufgebaut ist, bleibt vielleicht Platz für einen eleganten Outdoorkamin oder eine Feuerstelle. Die wirkt etwas rustikaler und ist vor allem flexibel nutzbar. Entweder stellt man einfach den Schwenkgrill darüber und kann grillen, oder man platziert ein paar bequeme Stühle rundherum und genießt das flackernde Lager­feuer. 

„Aus einem Guss“ – Keramik trifft Eisen

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Was haben Keramik und Eisenguss gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Doch schaut man sich in beiden Fällen den Herstellungsprozess an, so ist zu erkennen, dass es sich jeweils um Gießprozesse mit Rohstoffen aus der Erde handelt. Das faszinierte auch die 42-jährige Keramikkünstlerin Danijela Pivašević-Tenner aus Berlin. Ihre künstlerische Auseinandersetzung mit den vorhandenen Objekten des Eiskunstgussmuseums in Büdelsdorf sind dort in einer Sonderausstellung unter dem Titel „Aus einem Guss“ zu sehen.

Keramik, die wie Eisen wirkt, ist dabei das Prinzip der Ausstellung, die nicht in einem extra Raum ausgestellt ist, sondern als künstlerische Intervention in die vorhandene Dauerausstellung integriert wurde. „Die Objekte von Danijela Pivašević-Tenner passen sich dabei so gut an die Museumsexponate an, dass man sie erst einmal entdecken muss“, erklärte Museumsleiterin Thekla-Christine Kock bei einer After-Work-Führung vergangenen Freitag. Die Berliner Konzeptkünstlerin ist bekannt dafür, dass sie sich in ihrer Arbeit oft von dem Ausstellungsort inspirieren lässt und ihre Kunstwerke speziell für die vor Ort vorhandene Situation erarbeitet. Dabei bezieht Danijela Pivašević-Tenner die Betrachter mit ein, möchte, dass die Menschen mitmachen, und vor allem, dass sich in den Köpfen der Menschen etwas bewegt.

Die im Musum befindlichen Eisenkunstgussobjekte stammen aus der privaten Sammlung von Käte Ahlmann, Unternehmerin und Leiterin der ehemaligen Carlshütte in Büdelsdorf. Anlässlich ihres 70. Geburtstages initiierte Käte Ahlmann im Dezember 1960 den Bau des Museums gegenüber der Carlshütte zur Aufbewahrung ihrer Sammlung von Gusseisen und Kunstguss, das überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammt und meist zum täglichen Gebrauch diente oder zumindest der Alltagskultur zuzuordnen ist. Dieses Thema greift Danijela Pivašević-Tenner in dieser Ausstellung auf und setzte es in Kontrast zu unserer Alltagskultur. Sinnbildlich dafür stehen für sie die Wegwerfmentalität unserer Gesellschaft und der verschwenderische Gebrauch von PET-Getränkeflaschen, Einweggetränkebechern und pandemiebedingt neu: das Tragen von Masken, mit entsprechenden Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Im Gegenzug dazu „waren im 19. Jahrhundert aus Eisen hergestellte Gegenstände des Alltags so verbreitet wie Objekte aus Kunststoff heute, quasi das PET des 19. Jahrhunderts“, lautet es in einer Erläuterung zur Sonderausstellung.

Als Grundformen für ihre Keramikwerke dienten der Künstlerin eine FFP2-Maske, eine Plastikflasche sowie Einwegkaffeebecher, die sie in Berlin gesammelt hat. Dinge, die man im Alltag nur kurz gebraucht, die aber aufgrund iher Beständigkeit über Jahrzehnte Natur und Umwelt belasten. Aus der jeweiligen Grundform goss sie aus Porzellan Flaschen, Becher und Masken, die sie im noch ungehärteten Zustand nachträglich verformte, bevor sie gebrannt, in Eisengussfarbe lasiert und noch einmal gebrannt wurden. So entstanden in mehrmonatiger Arbeit auf sehr aufwendige Weise viele verschiedene, mitunter seltsam anmutende Unikate, die dann zwischen den Eisenkunstgussobjekten aufgestellt wurden, mal auf oder in die Gegenstände selbst, mal auf Sockeln oder in Vitrinen, wo die Ursprungsexponate dann für eine Weile weichen müssen. Dadurch wirken die metallfarbenen Keramik­objekte auf den ersten Blick vertraut, wie von Besuchern hingestellt und vergessen, aber gleichzeitig auch befremdlich, wenn zum Beispiel Flaschen und Becher auf den gusseisernen Öfen des 19. Jahrhunderts scheinbar vor sich hin schmelzen. Danijela Pivašević-Tenner konfrontiert die Besucher auf subtile Weise ohne moralischen Zeigefinger mit ihren Gewohnheiten und Normen und regt zum Nachdenken an. Mehr unter das-eisen.de 

Keramik trifft Eisen – Ausstellung im Eisenkunstgussmuseum in Büdelsdorf
Fotos: Iris Jaeger
Metallfarbene Keramik-PET-Flaschen – so beständig wie die Eisenkunst
Keramik trifft Eisen – Ausstellung im Eisenkunstgussmuseum in Büdelsdorf
Fotos: Iris Jaeger
Keramik trifft Eisen – Ausstellung im Eisenkunstgussmuseum in Büdelsdorf
Fotos: Iris Jaeger
Keramik trifft Eisen – Ausstellung im Eisenkunstgussmuseum in Büdelsdorf
Fotos: Iris Jaeger
Keramik trifft Eisen – Ausstellung im Eisenkunstgussmuseum in Büdelsdorf
Fotos: Iris Jaeger
Keramik trifft Eisen – Ausstellung im Eisenkunstgussmuseum in Büdelsdorf
Fotos: Iris Jaeger
Keramik trifft Eisen – Ausstellung im Eisenkunstgussmuseum in Büdelsdorf
Fotos: Iris Jaeger
Keramik trifft Eisen – Ausstellung im Eisenkunstgussmuseum in Büdelsdorf
Fotos: Iris Jaeger
Museumsleiterin Thekla-Christine Kock (li.) mit der Künstlerin Danijela Pivašević-Tenner auf überdemensionierten Kaffeebechern. Foto: VG Bild-Kunst/Raphael Dieskau/hfr


Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 3522

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Die Schlachtzahlen gehen nach unten, der Erzeugerpreis steigt an. Auf diese Entwicklung haben die hiesigen Schweinemäster seit Monaten gewartet. Während sonst zu dieser Jahreszeit über 800.000 Schweine wöchentlich in Deutschland geschlachtet werden, sind zuletzt nur knapp über 700.000 angeliefert worden. Im laufenden Jahr wurden 7,7 % weniger Schweine in Deutschland vermarktet als im Vorjahreszeitraum. Dieser Trend sollte sich im weiteren Jahresverlauf verstärken, da sich jetzt die rückläufigen Sauenbestände bemerkbar machen. Die Fleischgeschäfte haben sich nach dem Ende der Sommerferien etwas belebt. Dies wird durch die weiterhin sommerliche Witterung unterstützt, die eine erhöhte Grillfleischnachfrage zur Folge hat. Der Vereinigungspreis erhöhte sich am 24. August um 5 ct auf 2,05 €/ IP. Auch die Notierung für Schlachtsauen stieg um 7 ct auf 1,18 €/kg SG. Dieser Preisanstieg wird jedoch hauptsächlich durch das knappe Lebendangebot gesteuert. Die Schlachtbetriebe haben Schwierigkeiten, die Kapazitäten auszunutzen, und liefern sich einen regen Wettbewerb um das Angebot. Die Kurse im Fleischverkauf lassen sich dagegen nur zögernd nach oben anpassen.

Zwei-Euro-Marke überschritten

Der Anstieg der Schweinekurse über die wichtige 2-€-Marke sorgt bei vielen Schweinehaltern für etwas Erleichterung. Zuletzt wurde dieses Preisniveau zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 erzielt. Da jedoch derzeit die Kurse für Mastferkel steigen und auch die Forderungen für Schweinemischfutter nur langsam nachgeben, sind eigentlich weitere Preisaufschläge bis zur Vollkostendeckung in der Schweinehaltung notwendig. Die reduzierten Sauenbestände können die mittlerweile wieder rege Ferkelnachfrage kaum bedienen. Die Ferkelkurse sind seit Anfang August bereits um 10 € pro Tier erhöht worden und werden wohl auch weiterhin steigen. Diese Preisaufschläge werden von den Sauenhaltern dringend benötigt. Auch die Kurse für Importferkel aus Dänemark und den Niederlanden steigen weiter an. Im Mischfutterbereich gibt es Preisabschläge durch die nach der Ernte gefallenen Preise für Futtergetreide. Die Forderungen für Komponenten wie Sojaschrot bleiben dagegen recht hoch. Aktuell liegen die Forderungen für Schweinemischfutter noch 40 % über dem Vorjahrespreis. Auch die hohen Energiepreise mindern die Wirtschaftlichkeit in der Schweinehaltung.

In der Schweinehaltung blickt man auf eine schwierige Zeit zurück. Die coronabedingt niedrigen Erlöse, hohe Futterkosten und die anhaltenden Probleme durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) haben die Einstallungsbereitschaft in den vergangenen Monaten deutlich verringert. Viele Betriebe haben die Schweinehaltung vollständig aufgegeben oder die Mastställe vorübergehend nicht wieder neu belegt. Damit wird auch weiterhin mit einem knapp ausreichenden Schlachtschweineangebot gerechnet. Dazu kommen die hohen Temperaturen der vergangenen Wochen, die die Zunahmen in der Schweinemast verringert haben. Problematisch bleibt dagegen die Lage in den von der ASP betroffenen Gebieten in Niedersachsen. Schlachtreife Schweine aus dem Kreis Emsland und der Grafschaft Bentheim finden nur zögernd Abnehmer. Auch Corona bleibt ein Thema. Immer wieder gibt es Meldungen von Schlacht- oder Zerlegebetrieben, die nur eingeschränkt arbeiten können, da durch Erkrankungen Teile der Belegschaft fehlen.

Weiterhin rege Nachfrage?

Auf der Nachfrageseite sorgt der Grillfleischbedarf für einen stetigen Absatz. Dazu kommt, dass der Außer-Haus-Verzehr derzeit nicht durch Corona-Auflagen behindert wird. Auf Stadtfesten und bei Sportveranstaltungen (Fußball-Bundesliga) werden wieder Bratwürste verkauft. Während der Export nach China weiterhin stockt, gibt es Chancen auf Lieferungen in andere Länder wie zum Beispiel nach Südkorea. Somit zeigt sich der Schweinefleischabsatz insgesamt belebt. Dies auch vor dem Hintergrund, dass hierzulande durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten preiswerte Fleischartikel gefragt sind. Mit Blick auf die kommenden Wochen rechnet man allgemein mit stabilen ansteigenden Preisentwicklungen im Handel mit Schweinefleisch, die auch den Lebendhandel positiv beeinflussen sollten.

Marktlage für die Woche vom 29.8. bis 4.9.2022

Getreide: Die jüngste Preisschwäche scheint überwunden, die Kurse tendieren wieder fester.

Raps: Gute Canola-Ernteergebnisse aus Kanada sorgen auch in Europa für schwächere Rapskurse.

Futtermittel: Die US-Sojakurse schwanken auf weiter relativ hohem Niveau. Sojaschrot bleibt vergleichsweise teuer. Der schwache Eurokurs sorgt für hohe Importpreise.

Kartoffeln: Regional erleichtern Regenfälle die Rodungen. Das Angebot hat zugenommen, die Preise geben nach.

Schlachtrinder: In der Vorwoche konnten sich die Kurse für Jungbullen und Färsen behaupten.

Schlachtschweine/-sauen: Hohe Temperaturen und reduzierte Anlieferungen haben den Schweinekurs nochmals erhöht.

Ferkel: Die Ferkelpreise steigen mit den Preisaufschlägen am Schweinemarkt. Das Angebot ist begrenzt.

Milch: Nach längerem Preisrückgang ziehen die EEX-Magermilchpulvekurse wieder an. Auch die Butterkurse steigen.

Schlachtlämmer/-schafe: Das Angebot nimmt laufend zu, da die abgesetzten Lämmer vermarktet werden. Der Preisdruck nimmt zu.

Markttendenz für die Woche vom 5. bis 11.9.2022

Getreide: Reduzierte Erntemengen in der Ukraine, Russland und China und die schwache EU-Maisernte sorgen für stabile Kurse.

Raps: Die hohen Erntemengen in Deutschland und Europa sowie der schwache Sojakurs sorgen für Preisdruck bei Raps.

Futtermittel: Zum Monatswechsel werden die Forderungen für Mischfutter etwas reduziert. Der Spielraum ist jedoch gering.

Kartoffeln: Auch wenn viele Partien erst eingelagert werden, wird mit einem zunehmenden Angebot und Preisdruck gerechnet.

Schlachtrinder: Das Angebot steigt an. Weitere Preisaufschläge bleiben aus. Bei den Schlachtkühen nimmt der Preisdruck zu.

Schlachtschweine/-sauen: Günstiges Schweinefleisch ist wieder gefragt. Im Fleischgeschäft steigen die Preise jedoch nur zögernd.

Ferkel: Viele Ställe werden wieder in Betrieb genommen. Auch die Kurse für Importferkel steigen an.

Milch: Es wird weiterhin mit einem knapp versorgten Milchmarkt gerechnet. Dies gilt auch weltweit.

Schlachtlämmer/-schafe: Das hiesige Angebot wird durch günstige Lammfleischimporte aus Irland ergänzt.

„Wir brauchen pragmatische Lösungen“

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Im Detlef-Struve-Haus traf sich am Mittwoch, 31. August, dem Tag vor Eröffnung der Norla, der Landeshauptausschuss des Bauernverbands Schleswig-Holstein zum traditonellen Schlagabtausch mit dem Landwirtschaftsminister. Der neue Präsident Klaus-Peter Lucht empfing Werner Schwarz (CDU), der zum ersten Mal in neuer Mission auftrat, in freundschaftlicher Runde.

Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, resümierte zur Eröffnung, dass vor etwa einem Jahr mehrere Entwicklungsstränge zu etwas endeten, das man tatsächlich neue Agrarpolitik nennen könne. Damit sprach er den Dialogprozess für die Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein an, der zu 24 Thesen führte, ebenso auf den Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) – beides Initiativen, an denen Werner Schwarz damals als Präsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein (BVSH) maßgeblich beteiligt war. Übereinstimmende Aussage beider Prozesse sei, dass die Landwirtschaft mehr Nachhaltigkeitsleistungen für Klimaschutz, Biodiversität, Gewässerschutz und Tierwohl erbringen solle und dass es dafür einen Ausgleich geben müsse. Dies wurde auch im schleswig-holsteinischen Koalitionsvertrag verankert, erinnerte Lucht.

„Niemand hätte gedacht, dass wir durch den Ukraine-Krieg und die dadurch ausgelöste Versorgungs- und Kostenkrise so schnell ins kurze Gras kommen“, so Lucht zur aktuellen Situation mit hohen Inflationsraten und der Ungewissheit, wie hoch die Energiekosten steigen werden. Die wirtschaftliche Situation der meisten Menschen habe sich verändert, es müsse gespart werden, das treffe auch den Lebensmittelbereich, vor allem Ökoprodukte seien weniger gefragt. Die Bedeutung der Ernährungssicherstellung sei wieder in den Fokus des gesellschaftlichen Interesses gerückt, so Lucht. Sein Fazit daraus ist: Mehrwertprogramme, einschließlich des ältesten Mehrwertprogramms ökologischer Landbau, haben es zurzeit beim Verbraucher äußerst schwer.

Klaus-Peter Lucht. Foto: mbw

Tierwohlumbau scheitert an der Politik

Der Tierwohlumbau scheitert in der Ampelkoalition zurzeit vor allem an der Weigerung der FDP, die benötigten Finanzmittel bereitzustellen. Die Versorgungskrise bei Getreide beschert hohe Preise, die Versorgungskrise bei Energie, vor allem Gas, verursacht hohe Kosten. Die Klimakrise verstärkt das Bewusstsein für die Bedeutung der Lebensmittelerzeugung, andererseits wird die Politik noch entschlossenere Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung ergreifen. Davon wird auch die Landwirtschaft betroffen sein.

Lucht rief dennoch dazu auf bei Mehrwertprogrammen nicht nachzulassen. Sie würden gebraucht, wenn die Märkte sich wieder normalisieren. Vielmehr sieht Lucht die Gefahr: „Wenn die Politik realisiert, dass einerseits die Probleme bei Klima, Biodiversität, Gewässerschutz und Tierwohl nicht entscheidend abnehmen und andererseits die geplanten Mehrwertprogramme, vor allem aber die Borchert-Vorschläge, nicht laufen, könnte dies einen Rückfall zum Ordnungsrecht bedeuten.“

An Landwirtschaftsminister Werner Schwarz gerichtet sagte Lucht, die Situationsbeschreibung sei nur der Ausgangspunkt. Entscheidend sei, was die neugewählte Landesregierung daraus mache. Er formulierte gegenüber dem Minister, der Verband erwarte, dass die für die Landwirtschaft erreichten Punkte aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt werden. Dies gelte insbesondere für ein erfolgreiches Wolfs- und Gänsemanagement und einen Änderungsantrag in Brüssel zur Herabstufung der europäischen Schutzkategorie der Nonnengans. Für die Niederungsgebiete sprach Lucht sich für ein einvernehmliches Vorgehen gemeinsam mit dem Umweltministerium aus. Das betrifft für ihn sowohl die Aufrechterhaltung der Entwässerung in den Niederungen als auch die Freiwilligkeit bei der Umsetzung von Klimaschutzplänen in Moorgebieten. Lucht fuhr fort, der Dialogprozess und seine 24 Thesen müssen in praktische Politik umgesetzt werden. Vorbild könne die Allianz für den Gewässerschutz sein. An der Allianz muss nach Sicht von Lucht das Landwirtschaftsministerium beteiligt werden.

Im Naturschutzrecht bereitet weiterhin das Vorkaufsrecht Sorge, ebenso die Beschränkungen des Sommerrückschnitts beim Knick. Die Ressortzuständigkeit sowohl für die Wasserwirtschaft als auch für den Naturschutz liegen jedoch beim Umweltministerium. Doch sind diese Themen für die Landwirtschaft von solchem Belang, dass Lucht den Landwirtschaftsminister bat, sich im Sinne der Landwirte und des Verbandes bei der Landesregierung einzusetzen.

Werner Schwarz spricht als Minister beim BVSH

Werner Schwarz.  Foto: mbw

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz bedankte sich für die Einladung zur Traditionsveranstaltung und bedauerte zugleich, aufgrund der Landtagssitzung nicht am Bauerntag teilnehmen zu können.

In seiner Rede machte er deutlich, dass die Landesregierung mit der Gründung des neuen Landwirtschaftsministeriums zeige, dass sie einen stärkeren Fokus auf die Landwirtschaft und den ländlichen Raum legen wird. Er trete als Minister dafür an, das Verständnis für die Landwirtschaft in Politik und Gesellschaft zu stärken und die Belange des ländlichen Raumes zu vertreten. Bei vielen Themen stehe er im engen Austausch mit dem Kabinettskollegen und Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne), so Schwarz.

Der Minister stimmte Lucht zu, der Dialogprozess „Zukunft der Landwirtschaft“, der in den vergangenen Jahren geführt wurde, brauche jetzt Perspektive und Handlungsoptionen, die über eine Legislaturperiode hinaus Bestand haben. Dafür will Schwarz zusammen mit der Steuerungsgruppe konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten. Die Steuerungsgruppe soll um Akteure aus Verbraucher- und Tierschutz sowie einen Vertreter der Landjugend erweitert werden. Erste Gespräche dazu werden im September geführt, so Schwarz. Beim Neuauftakt sollten bestehende Beteiligungsprozesse und Landesstrategien für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum mitgedacht werden. Er denke dabei an die Allianz für den Gewässerschutz, den Runden Tisch Tierschutz in der Nutztierhaltung, die Biodiversitätsstrategie oder die Niederungsstrategie.

Kritik an Minderungsplänen für Pflanzenschutz

Schwarz sprach auch das Naturschutzpaket der EU-Kommission an. Er machte keinen Hehl daraus, dass er die darin enthaltenen Vorschlägen zur Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes kritisch sieht. Die Bezugnahme auf die Wasserrahmenrichtlinie, die auch die Grundwasserkörper beinhaltet, ist für ihn problematisch. Das vorgesehene Pflanzenschutzmittelanwendungsverbot würde zu einem weiteren Rückgang der Produktivität und der Produktionsfläche beitragen, bei gleichzeitig steigenden Lebensmittelpreisen. Da der Verordnungsentwurf den Einsatz jeglicher Pflanzenschutzmittel verbietet, wäre zudem auch der Ökoanbau betroffen und biete insofern keine Alternative, so Schwarz. Dennoch müsse daran gearbeitet werden, den Pflanzenschutzmitteleinsatz weiter zu optimieren, dieses Ziel beinhalte auch der Koalitionsvertrag und sei im Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie verankert.

Schwarz betonte vor dem Landeshauptausschuss noch einmal, dass es ihm bei der möglichen Aussetzung der Konditionalitätsverpflichtungen für den Fruchtfolgewechsel (Glöz 7) und die Brache (Glöz 8) durch die EU-Kommission für das Jahr 2023 darum geht, schnellstmöglich Rechts- und Planungssicherheit für die Betriebe zu schaffen. Die aktuelle Fassung der Verordnung sieht vor, dass nicht alle Bracheflächen gleich behandelt werden. So dürfen ÖVF-Bracheflächen nicht umgebrochen werden, im Gegensatz zu Bracheflächen der Zweiten Säule. Diese Ungleichbehandlung hält er für ungerechtfertigt.

Im Bereich Verbraucherschutz überprüft das Ministerium, ob eine Bündelung der überregionalen Kontroll-, Fach- und Vollzugsaufgaben in der Lebensmittelüberwachung eine sinnvolle Maßnahme sind. Der gesellschaftliche Druck ist aufgrund jüngster Ereignisse in einem Schlachthof in Schleswig-Holstein spürbar. Beim Bund soll darauf hingewirkt werden, die Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) der Zweiten Säule zu verbessern. Insbesondere die Milchviehbetriebe mit Weidetierhaltung und Ökobetriebe sollen dabei in den Blick genommen werden. Allein die Agrar-, Umwelt- und Klimamaßnahmen der Zweiten Säule reichen nicht aus, um den zahlreichen Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, so der Minister.

Kompetenzzentrum soll Wissen bündeln

Schwarz stellte die Idee eines Kompetenzzentrums zur klimaeffizienten Landwirtschaft vor, das aufgebaut werden soll. Dadurch soll vor allem Wissenstransfer ermöglicht werden. Dabei gehe es um den Austausch von Erfahrungen und die Bündelung von Informationen sowie die Weitergabe des bestehenden Wissens an die wirtschaftenden Betriebe, damit sie ihre landwirtschaftliche Produktion rechtzeitig den zahlreichen veränderten klimatischen Bedingungen anpassen können. Es soll auch versucht werden, Wege zu finden, Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft zu reduzieren. Schwarz setzt bei diesem Thema auf eine Kooperation der Landwirtschaft mit den Verbänden.

Ein wichtiges Thema für den Landwirtschaftsminister war der Bundesratsbeschluss vom 8. Juli zur Novelle der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Ausweisung von mit Nitrat belasteten und eutrophierten Gebieten (AVV-Gebietsausweisung). Die Neufassung mache auch eine Neuausweisung der belasteten Gebiete erforderlich. Die Neubewertung für die Abgrenzung erfolge derzeit im LLUR.

Angesprochen auf die Wolf- und Gänseproblematik im Land konnte Schwarz berichten, dass die Prüfung einer Verordnung oder eines Gesetzentwurfes für die Entnahme von Wölfen gerade laufe und eine Gesetzesänderung ihm am wahrscheinlichsten erscheine. Zur Gänseproblematik sei ein Schreiben an die EU-Kommission auf den Weg gebracht, das er gerade unterschrieben habe. Er erwartet, dass es im Kabinett auch innerhalb der schwarz-grünen Koalition Meinungsverschiedenheiten gebe und noch harte Diskussionen bevorstünden. Er stellte klar, dass ein definitiver Antrag an an die EU-Kommission von der Bundesregierung kommen müsse.

Dietrich Pritschau, Friedrich Klose und Prof. Edgar Schallenberger (v. li.). Fotos: mbw

In der anschließenden Diskussion betonte Dietrich Pritschau, 2. Vizepräsident des BVSH, die Bedeutung der Tierhaltung für Schleswig-Holstein und dass die Wertschöpfung aus der Schweinehaltung gebraucht werde. Den Gedanken, die Veterinärwesen weiter zu zentralisieren, unterstich der Schweinehalter. Dieser Schritt sei schon aus Gründen der Seuchenbekämpfung wichtig. Werner Schwarz antwortete, der Strukturwandel in der Sauenhaltung sei ihm bewusst, und es sei gut, nach vorne zu gehen. Für den Umbau der Tierhaltung müssen Baurecht und Immissionsschutz auf Landesebene zusammen gedacht werden, dazu sei er im Gespräch. Friedrich Klose, Vorsitzender des KBV Stormarn, sprach den Handlungsbedarf bei der Berufsausbildung an. Die Bildung sei unter grüner Ressortleitung und von der Landesregierung oben angesiedelt worden, doch machten sich jetzt Missstände sichtbar, dass die Trennung in Öko- und konventionelle Klassen nicht den erwarteten Zulauf zeige und Ausbildung auf der Strecke bleibe.

Im Rahmen der Sitzung dankten die Vertreter des BVSH und Werner Schwarz Prof. Edgar Schallenberger, der seit 2014 Ansprechpartner für Belange des Tierschutzes in der Nutztierhaltung des Landes ist und in Pension geht. Am Mittwoch war sein letzter Arbeitstag. mbw

Die Reihen im großen Saal waren dicht besetzt für den ersten Auftritt des neuen Landwirtschaftsministers Werner Schwarz vor dem Landeshauptausschuss des BVSH.  Foto: mbw
Im Sitzungssaal des Detlef-Struve-Hauses am Grünen Kamp findet tradtionell die Landeshauptversammlung zum Auftakt der Landesbauernwoche und der Norla statt. Bei Hochdruckwetter konnten vergangene Woche die Ackerbohnen in Harzhof, Kreis Rendsburg-Eckernförde, geerntet werden..  Foto: mbw

Mit schwerer Technik feinfühlig unterwegs

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Was bei einer Vollbremsung mit und ohne ABS mit einem Schlepper bei 40 km/h auf nasser Fahrbahn passiert, konnten Landwirte und Lohnunternehmer auf dem Gelände des ADAC-Verkehrsübungsplatzes in Boksee, Kreis Plön, vergangene Woche buchstäblich selbst erfahren. Der britische Bau- und Landmaschinenhersteller JCB präsentierte im Zuge seiner bundesweiten Roadshow verschiedene Neuheiten rund um seine Rad- und Teleskoplader und natürlich den Fastrac.

40 Kilometer pro Stunde? Das Klingt erst einmal nach nicht viel. Dennoch dreht es den Schlepper des Mitbewerbers nach der Vollbremsung auf nassem Untergrund mitsamt blockierter Hinterachse um fast 180°. Unter fachkundiger Anleitung konnten die Gäste der JCB-Roadshow in der vergangenen Woche ausprobieren, was es bedeutet, mit oder ohne ABS, einer Vollfederung an Vorder- und Hinterachse und Scheibenbremsen unterwegs zu sein. Der Fastrac 4220 ließ sich dank der genannten Merkmale und trotz etwa 5 t Mehrgewicht bei der Vollbremsung in der Spur halten, behielt die Fahrtrichtung bei und blieb lenkbar.

Der Fastrac 8330 Icon verfügt bei 1.500 U/min über ein maximales Drehmoment von 1.450 Nm.

Neben den Vorzügen einer Vierradlenkung und der mittig angeordneten Kabinenposition soll der Fastrac Icon etwa mit einem LCD-Display, das das bisherige Armaturenbrett ersetzt, und einer neuen funktionalen Armlehne mit 12“-Touchscreen punkten. In der 4000er-Serie stehen Nennleistungen von etwa 160, 190 und 220 PS, in der 8000er-Serie von 290 und 330 PS zur Verfügung.

Die Scheibenbremsen bieten eine gute Wärmeableitung beim Fastrac.

Neuvorstellung bei Teleskopladern

Mit dem Teleskoplader 542-70 Agri Pro stellte JCB außerdem ein neues Spitzenmodell in dieser Sparte mit einer maximalen Nenntragfähigkeit von 4,2 t und einer Hubhöhe von 7 m vor: 4,8 l Hubraum, 174 PS und ein Drehmoment von 690 Nm bei sparsamen 1.500 U / min aus einem JCB-eigenen Stufe-V-Motor bringen den Lader auf eine mögliche Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Das Dual­tech-VT-Getriebe als Kombination aus Hydrostat und Power­shift-Antrieb soll für bestmöglichen Vortrieb und einen sparsamen Verbrauch sorgen. Im unteren Geschwindigkeitsbereich fährt der Lader mit dem Hydrostatantrieb und ist dabei sehr feinfühlig unterwegs, etwa beim Justieren von Paletten oder Big Bags. Bei schneller Fahrt oder Straßenfahrt übernimmt wiederum der Powershift-Antrieb.

Radlader 457S: Spitze der Agri-Baureihe

Biogas, Zuckerrüben, Gras- und Maissilage sowie der Festmistumschlag: Der Radlader 457S sei mit einem Betriebsgewicht von etwa 19,5 t als Allrounder für Arbeiten in der Landwirtschaft gebaut worden. Ein 282 PS starker Stufe-V-Cummins-Motor sorgt für ein Drehmoment von 1.200 Nm und bietet ein Leistungsgewicht von 14 PS/t – laut JCB der höchste Wert in seiner Klasse. Ein neuer Antriebsstrang, ein Powershift-Sechsganggetriebe mit Wandlerüberbrückung von ZF und 40 km/h Höchstgeschwindigkeit seien weitere Vorzüge des Radladers, der seine Stärken besonders im landwirtschaftlichen Materialumschlag oder beim Bau von Silobergen ausspielen soll. In der sogenannten High-Lift-Variante steht eine Bolzenhöhe von 4,8 m zur Verfügung. Die Kipplast, geknickt, beträgt beim Radlader 457S knapp 10,5 t. Inklusive Zusatztank fasst die Maschine 400 l Kraftstoff für lange Arbeitstage. Zudem stehen zwei wählbare Leistungsmodi zur Verfügung: Standard mit kraftstoffsparender Leistungsbegrenzung auf 224 PS und Dynamik für die volle Leistung von 282 PS.

Eine Hubhöhe von 7 m und eine Nenntragfähigkeit von bis zu 4,2 t hat der Teleskoplader 542-70 Agri Pro.

Landesregierung schreibt Wasserstoffstrategie fort

Bereits jetzt ist Schleswig-Holstein eine treibende Kraft beim Aufbau einer Grünen Wasserstoffwirtschaft in Deutschland. Die Landesregierung beschreitet diesen Weg nun weiter. In der vergangenen Woche stellte Energiewende- und Klimaschutzminister Tobias Goldschmidt (Grüne) bei der Landeskoordinierungsstelle Wasserstoffwirtschaft in Neumünster erste Eckpunkte der neuen Wasserstoffstrategie des Landes vor. Die Vorstellung der Eckpunkte ist Teil des 100-Tage-Programms der Landesregierung.

Goldschmidt suchte dabei den Austausch mit Akteuren aus Wirtschaft, Industrie, Verbänden und Wissenschaft. Die Veranstaltung markiert den Auftakt eines umfangreichen Konsultationsprozesses, an dessen Ende die Neufassung der Landeswasserstoffstrategie steht. „Hier macht sich eine ganze Region auf den Weg, Klimatechnologiestandort zu werden. Deshalb diskutieren wir die Strategie offen mit allen relevanten Akteuren“, so der Minister. Als eines der ersten Bundesländer überhaupt hatte die vorherige Landesregierung bereits 2020 eine Wasserstoffstrategie verabschiedet.

„Schleswig-Holstein soll ein Powerhouse für Grünen Wasserstoff werden. Dafür sind wir so gut positioniert wie kaum ein anderes Bundesland. Hier im Norden kommen günstige Standortfaktoren und eine hohe Akzeptanz für die Energiewende zusammen. Wir werden den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft aus heimischer Erzeugung mit Hochdruck vorantreiben und auch die Sichtbarkeit des Landes erhöhen. Denn unser festes Vorhaben lautet, uns frühzeitig als Marktführer dieser so wichtigen Zukunftstechnologie zu etablieren“, betonte Goldschmidt.

Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt Foto: Imago

Damit alle Sektoren und Verbrauchsstellen zügig klimaneutral werden können, benötigt es neben Strom aus Erneuerbaren Energien und Energieeinsparungen zukünftig auch Energieträger in gasförmiger und flüssiger Form. Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien und auch daraus synthetisierte Kohlenwasserstoffe sind daher ein Schlüsselinstrument für den Klimaschutz.

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine werde Wasserstoff ein zentraler Baustein dafür sein, dass das Land einen bedeutenden Beitrag zur Energiesicherheit Deutschlands leistet. Längerfristig geht es darum, sich komplett aus der fossilen Abhängigkeit autokratischer Staaten zu befreien.

„Grünem Wasserstoff gehört die Zukunft, denn er ist klimaneutral und demokratisch. Ich verstehe es als meine Aufgabe, alles dafür zu tun, dass in Schleswig-Holstein eine Grüne Wasserstoffwirtschaft entsteht und hier im Land für Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Wohlstand sorgt. Klimaschutztechnologien wie diese können zu einem Magneten für viele neue Ansiedlungen in unserem Land werden“, so Goldschmidt.

Ukraine exportierte vier Millionen Tonnen Getreide

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Die Getreideexporte der Ukraine dürften im August eine Gesamtmenge von rund 4 Mio. t erreichen. Davon geht der stellvertretende Vorsitzende des ukrainischen Agrarrats, Denys Martschuk, aus. Gegenüber der Nachrichtenagentur Ukrinform erklärte Martschuk, die Ukraine müsste ihre Getreideausfuhren auf 5 Mio. t bis 6 Mio. t pro Monat erhöhen, um wieder die Vorkriegsmenge zu erreichen. Dazu müssten allerdings monatlich 80 bis 100 Schiffe die Schwarzmeerhäfen des Landes anlaufen.

Im Juli hatte die Ukraine eine Gesamtmenge von 2,66 Mio. t an Getreide, Hülsenfrüchten sowie Ölfrüchten und deren Verarbeitungsprodukten exportiert; das waren 23 % mehr als im Monat davor. Im März kurz nach Kriegsbeginn waren nur 200.000 t Getreide ausgeführt worden. Anfang August waren mit der offiziellen Freigabe der ukrainischen Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Pivdennyj die Exportaktivitäten der Ukraine wieder in Gang gekommen. Von Regierungsseite wurde das Ziel ausgegeben, monatlich bis zu 3 Mio. t Getreide umzuschlagen. Der Vorsitzende des ukrainischen Agrarrats, Andriy Dykun, wies darauf hin, dass seit dem Ende der russischen Seeblockade bereits 33 Schiffe mit etwa 720.000 t an Agrarprodukten an Bord aus den Schwarzmeerhäfen ausgelaufen seien; weitere 18 Schiffe seien beladen und stünden zum Auslaufen bereit. Je länger die Getreideexporte ohne Zwischenfälle über den „grünen Korridor“ verliefen, desto mehr Reeder würden ukrainische Häfen anlaufen, erklärte Dykun. Mit den steigenden Ausfuhren kämen wieder Devisen ins Land, und die Landwirte könnten die neue Ernte und Altbestände verkaufen. Damit würden die Grundlagen für die Aussaat im kommenden Frühjahr gelegt.

Nach Angaben des Ukrainischen Getreideverbandes (UGA) liegen die Preise für Weizen in den Häfen von Odessa, Tschornomorsk und Pivdennyj derzeit bei etwa 190 US-$/t (190 €) bis 205 US-$/t (205 €). Das entspreche dem Preisniveau in den Donauhäfen, sei aber für die Landwirte angesichts der niedrigeren Transportkosten vorteilhafter.

Alternativrouten gesucht

Trotz der Öffnung der Schwarzmeerrouten für die Getreideexporte wird weiter an Alternativrouten über Land gearbeitet. Vorige Woche erreichte ein erster Zug mit rund 1.200 t Mais aus der Ukraine das Getreideterminal Rostock (GTR). Der Futtermais war an der ukrainisch-polnischen Grenze umgeladen und dann von der DB Cargo über Polen nach Rostock gebracht worden. Künftig soll vom Rostocker Hafen aus ukrainisches Getreide weltweit exportiert werden.

Unterdessen korrigierte der Getreideverband UGA seine Schätzung für die diesjährige Getreide- und Ölsaatenernte nach unten. Der Verband geht aktuell von einem Aufkommen in Höhe von insgesamt 64,5 Mio. t aus; das sind 4,9 Mio. t weniger als bei der Prognose Anfang Juli. Zur Begründung führt der Verband an, dass die Anbaufläche um 1 Mio. ha auf 18 Mio. ha verkleinert worden sei und die Ernte weiter durch Kriegshandlungen behindert werde. Für die ukrainischen Exporte an Getreide und Ölsaaten peilt der Verband für 2022/23 jetzt eine Gesamtmenge von 32,8 Mio. t an, nach 48,5 Mio. t im vergangenen Vermarktungsjahr. Dafür müssten allerdings der Seeweg für die Ausfuhr erhalten bleiben und die Kapazitäten der ukrainischen Grenzübergänge erweitert werden. Die Weizenernte wird vom Getreideverband jetzt bei 19 Mio. t gesehen, 14 Mio. t weniger als 2021. Wegen der noch großen Bestände aus der Vorjahresernte wird für das Wirtschaftsjahr 2022/23 mit Weizenausfuhren von etwa 10 Mio. t gerechnet.

Kleinere Körnermaisernte

Die zu erwartende Körnermaisernte beziffert der Verband auf 24 Mio. t; bei der vorherigen Schätzung waren es 27,3 Mio. t (Vorjahr 37,6 Mio. t). Das aktuelle Ausfuhrpotenzial für Körnermais beziffert der UGA ebenfalls auf etwa 10 Mio. t. Unverändert zur Juli-Prognose wird die Sonnenblumenernte bei 9 Mio. t gesehen. In den Export könnten rund 6 Mio. t Sonnenblumenkerne gehen, wovon allerdings 5,8 Mio. t aus Vorjahresbeständen stammen sollen. Die Verarbeitung der Sonnenblumensaat zu Öl dürfte sich auf 7 Mio. t belaufen (Vorjahr 10 Mio. t).

Die Rapsernte wird mit 3 Mio. t erwartet. Die Rapsausfuhren im Wirtschaftsjahr 2022/23 werden auf 2,8 Mio. t geschätzt. Für Sojabohnen rechnet der UGA mit einem Aufkommen von 2,2 Mio. t; rund 1,8 Mio. t könnten in den Export gehen. age

Knapp unterdurchschnittliche Kartoffelernte erwartet

Das diesjährige Kartoffelaufkommen in der Bundesrepublik wird nach Einschätzung der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika) wegen der lang anhaltenden Hitze und Trockenheit knapp unterdurchschnittlich ausfallen. Wie der Unika-Vorstandsvorsitzende Olaf Feuerborn vorige Woche in Berlin berichtete, wurden während der am 10. August beendeten Frühkartoffelsaison aber gute Qualitäten gerodet. Diese positive Tendenz setze sich in der laufenden Haupternte fort. „Auf vielen Flächen ist die Ernte gar nicht möglich, da die Knollen bei diesen heißen und trocknen Wetterbedingungen unter Stress leiden und sehr beschädigungsempfindlich sind“, erklärte Feuerborn. Deshalb müsse dort in den Morgen- und Abendstunden geerntet und, wo möglich, vorher beregnet werden.

Die Pflanzbedingungen im Frühjahr 2022 waren überwiegend gut. Regional gab es Frost und Schnee nach der Pflanzung sowie vereinzelt starke Niederschläge. Die Bestände seien meist gut aufgelaufen und hätten überwiegend ordentliche Knollen angesetzt. Der Sommer ist bislang zu trocken mit der Folge von Trockenschäden in nicht beregneten Kartoffelbeständen. Derweil macht sich auch in beregneten Beständen Hitzestress bemerkbar und die Pflanzen reifen auch dort früh ab. age

Wird Deutschland jetzt Waldbrandland?

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Am 19. Juli 2022 stand der Waldbrandgefahrenindex in Deutschland auf den Stufen vier bis fünf, also hoch bis sehr hoch. In folgendem Betrag, zuerst in der Zeitung „Die Welt“ veröffentlicht, hat der Autor die Situation in Schleswig-Holstein in Betracht gezogen.

Selbst in Schleswig-Holstein, von größeren Waldbränden bisher verschont, bestand erhöhte Waldbrandgefahr. Wobei ein erhöhtes Risiko nicht heißt, dass es mehr und intensiver brennt. Treten Waldbrände bei uns künftig so häufig und verheerend auf wie im Mittelmeergebiet?

Hitzeperioden sind weltweit häufiger geworden. 1976, 1982 und 1992 waren extrem trockene Jahre, 2003 und 2010 wurde der 500-jährige Sommertemperaturrekord gebrochen, die Sommer 2018, 2019 und 2020 waren extrem trocken. Offenbar wurden diese Hitzetrends in Westeuropa bisher eher unterschätzt. Und es geht weiter so. Mit 8,3 °C lag der Frühling 2022 auch in Schleswig-Holstein um 1,2 °K über dem Durchschnitt, es fielen 20 mm Niederschlag weniger, und die Sonne schien fast 200 Stunden länger als normal. Im Juli 2022 wurden auch im nördlichsten Bundesland Hitzerekorde gebrochen.

Das bedeutet nichts Gutes für unseren Wald. Hohe Verdunstungsraten bei riesigem Wasserdampfhunger der Luft und gleichzeitigem Mangel an Bodenfeuchtigkeit schränken die pflanzliche Produktion ein. Dürre, Hitze und hohe Strahlungsintensität lassen Oberboden und Waldvegetation verwelken, Bäume sterben an Wasser- und Hitzestress und nachfolgenden Sekundärerkrankungen.

Beste klimatische Voraussetzungen also für erhöhte Waldbrandrisiken. Tage hoher Feuergefahr werden häufiger, und die Feuersaison dauert länger. Deshalb wird in den nächsten Jahrzehnten ein weiter stark steigendes Waldbrandrisiko prognostiziert. Der Süden und Osten Deutschlands werden heftiger betroffen sein als Schleswig-Holstein, auch weil die hiesigen Waldböden meist viel Wasser speichern können. Jahrzehntelang schienen riesige Waldbrände eher ein Problem der Mittelmeerländer zu sein, doch inzwischen rückt die Bedrohung näher. Ergo gilt es, die vegetationsbürtigen Waldbrandrisiken zu reduzieren.

Kiefernwälder besonders gefährdet

Kiefern, die in Schleswig-Holstein nur etwa 8 % der Waldfläche ausmachen, sind besonders gefährdet, weil Holz und Nadeln reichlich ätherische Öle und Harz enthalten. Kiefernwälder sind zudem licht mit einem trockenen Waldinnenklima. Stehen sie auf trockenen Sandböden, bildet sich oft eine Schicht aus Nadeln über dem Boden, die zusammen mit ausgetrockneter Bodenvegetation eine zündanfällige Streuauflage darstellt, die unglaublich leicht entflammbar und meistens der Ort der Initialzündung ist. Einmal entfacht, breitet sich das Feuer rasend schnell aus. Vor allem in jungen Altersstadien springen die Flammen leicht vom Boden auf die Baumkronen und dann von Krone zu Krone. Geht es um Größe und Ausbreitung der Brände, kommt Wind als alles entscheidender Faktor hinzu.

Zu den am meisten waldbrandgefährdeten Gebieten Deutschlands zählen das Nordostdeutsche und das östliche Nordwestdeutsche Tiefland. Reinbestände aus Kiefern existieren aus historischen Gründen insbesondere im niederschlagsarmen Brandenburg, wo im Juni dieses Jahres bei Treuenbrietzen 200 ha abbrannten. Die Flammen kamen den Wohnhäusern so nahe, dass Evakuierungsmaßnahmen nötig waren. Noch im Boden vorhandene Kampfmittel kamen erschwerend hinzu. Die größte Waldbrandkatastrophe im Nachkriegsdeutschland ereignete sich im August 1975 in der Lüneburger Heide, wo nach dem Sturm vom 13. November 1972 große Mengen an harzreichem Totholz der Kiefern eine hohe Brandlast bildeten. Nach einer langen trockenheißen Witterungsphase verbrannten dort 8.000 ha Wald.

Strukturreiche Mischwälder, wie hier im Ostholsteinischen, mit hohem Anteil klimastabiler Laubbäume widerstehen der zunehmenden Trockenheit besser als reine Nadelwälder. Fotos: Isa-Maria Kuhn

Waldboden spielt eine Rolle

Solcherlei Vollbrände nehmen schnell große Dimensionen an, insbesondere wenn Totholz am Boden das Feuer im Kronenbereich dauerhaft nährt. Brandgefährdet sind auch Fichtenwälder; Buchen- und Laubmischwälder sind bisher weniger betroffen, da sie auch im Frühjahr und Sommer eher kühl und feucht sind. Der Unterschied liegt jedoch nicht nur in den Baumarten selbst, sondern ganz wesentlich auch an den Böden, auf denen sie wachsen. Weniger zündanfällige Laubwälder wachsen eher auf lehmigen Böden, die mehr Wasser speichern können und deshalb nicht so schnell austrocknen.

Für Waldbrände braucht es Biomasse, die unsere Wälder in unglaublich hoher Menge enthalten. Mit einem mittleren Vorrat von 358 m3/ha Derbholz – insgesamt sind dies 3,9 Mrd. m3 – liegt Deutschland an der Spitze der EU. Das Holz von Bäumen ab 7 cm Durchmesser in Brusthöhe mit Rinde sowie Äste dieser Dimension werden Derbholz genannt. Überließe man unseren Wald der Natur, könnten die im Wald akkumulierten Holzmengen kaum größer sein. Die Brandlast der deutschen Wälder ist insofern mehrfach höher als die der Wälder Südeuropas. Es ist noch nicht in unserem Bewusstsein angekommen, dass sich durch Trockenheit und Borkenkäfer ein Teil der Biomasse unserer Wälder mehr und mehr in Brennstoff verwandeln wird, der Feuer in einem Ausmaß ermöglicht, das unser Vorstellungsvermögen übersteigt und unsere Siedlungen gefährden kann.

Strukturreiche Mischwälder mit hohem Anteil klimastabiler Laubbäume widerstehen der zunehmenden Trockenheit eher und haben ein feuchteres Waldinnenklima, solange die Bodenfeuchtigkeit eine Transpiration erlaubt. Waldumbau heißt deshalb die Zauberformel zum präventiven Waldbrandschutz dort, wo noch Nadelreinbestände existieren. Buchen und Traubeneichen, die ursprünglich dort wuchsen, Linden, Ahorne, Hainbuchen oder Roteichen werden dabei in die Nadelbaumbestände gepflanzt. Gelingt dies, isoliert das grüne Laub der gepflanzten Bäume den Brennstoff am Boden von jenem im Kronenraum.

Die Zeit drängt zum Handeln

Eine genügende Portion Ausdauer und eine geringe Rehwildpopulation vorausgesetzt, wird Waldumbau mittelfristig gelingen. Aber Rehe sind Feinschmecker, und zu viele davon sorgen dafür, dass am Ende doch wieder nur Kiefern oder Fichten übrig bleiben. Nur eine intensive Bejagung macht den Waldumbau zum Erfolgsprogramm. Waldumbau muss aktiv erfolgen, denn wir befinden uns in einem Wettlauf mit der Zeit. Zwar könnte man diesen Prozess auch der Natur überlassen, aber das würde lange dauern mit weiterhin erhöhten Waldbrandrisiken für Jahrzehnte.

Allein auf die Selbstheilung der Waldökosysteme zu hoffen, können wir uns in einem dicht besiedelten Land mit vielfältigen Ansprüchen an die Ökosystemleistungen des Waldes wie Grundwasserschutz und Erholungsfunktion nicht erlauben. Wald in Deutschland ist Teil der Kulturlandschaft und braucht die Hand des Försters. Man sollte sich allerdings keine Illusion machen, denn bei anhaltender Trockenheit werden auch Laub- und Mischwälder brennen, hoffentlich eher nur am Boden, weil dicke Stämme kaum Feuer fangen.

Wälder haben eine vom Klima vorgegebene natürliche Dichte, was darüber hinausgeht, stirbt. Je trockener das Klima wird, desto lichter werden auch unbewirtschaftete Wälder. Bäume erst in höherem Alter als heute üblich zu ernten und Wälder dichter werden zu lassen, um das Waldinnenklima zu kühlen, hieße, Risikovorräte aufzubauen. Deshalb ist das ein denkbar schlechter Ratschlag. Denn mit zunehmendem Alter der Bäume steigt ihr Risiko, Dürreperioden nicht zu überleben. Naturnahe Waldwirtschaft sorgt dagegen für eine Reduktion der Brandlast, indem Bäume geerntet werden, bevor sie vertrocknen, und das Holz in Häusern verbaut wird, bevor es im Wald verbrennt.

In Deutschland wird auf 6 % der Waldfläche kein Holz geerntet, auf 10 % der nutzbaren Holzmenge wird überdies zugunsten einer Totholzanreicherung verzichtet, und das Nichtderbholz bleibt zusätzlich zurück im Wald. Die massiven Waldschäden der vergangenen Jahre haben die Brandlast darüber hinaus erhöht. Halb zersetztes Totholz kann zwar beachtliche Mengen an Wasser aufnehmen, in Zeiten der Dürre trocknet aber auch das Totholz aus. Je größer die Menge des verfügbaren Brennstoffs, umso höher sind Intensität und Schwere des Feuers und damit Hitzeentwicklung und die Folgen eines Brandes. So kommt es zum Beispiel im Mittelmeerraum in jüngster Zeit verstärkt zu großen Waldbränden, weil infolge von Landflucht und aus Naturschutzgründen viele Wälder nicht mehr genutzt werden. Was früher als Brennholz zum Kochen und Heizen diente, liegt jetzt im Wald und bietet Nahrung für die Feuer. Waldwildnisstrategien sind in diesen Zeiten keine wirklich gute Idee.

Der aktuelle Waldzustand in Mitteleuropa wird zum Ende des Jahrhunderts Geschichte sein. Es ist eine universell geltende Regel, dass mit zunehmender Hitze und Trockenheit die Biomassevorräte abnehmen, die hohen Holzvorräte in unseren Wäldern werden deshalb absehbar zu Risikovorräten. Wälder sind wegen ihrer Langlebigkeit und Ortsgebundenheit klimasensitiv, vor allem in höherem Alter. Der Abbau von Biomasse kann langsam vonstattengehen, indem Bäume nach und nach absterben, ihr Holz langsam verrottet und neue Baumarten an ihrer Stelle wachsen. Oder es greifen katastrophale Waldbrände um sich. Beides feuert den Klimawandel weiter an, weil in beiden Fällen riesige Mengen an Kohlen­dioxid in die Atmosphäre gelangen. Waldbrandschutz ist deshalb auch Klimaschutz.

Nachhaltige Bewirtschaftung auf akzeptablem Holzvorratsniveau kann diese Szenarien verhindern, fachgerechte Waldpflege ist in der Lage, katastrophale Brände weitgehend zu unterbinden. Offenbar ist das Wissen um diese Zusammenhänge aber noch nicht in der Politik angekommen, denn Berlin wie Brüssel setzen auf noch mehr Biomasseanreicherung im Wald als Strategie des Klimaschutzes. Dabei ist weitere Akkumulation von Biomasse im Wald alles andere als Klimaschutz. Das Versprechen, unsere Wälder als Kohlenstoffsenken auszubauen, täuscht die Bevölkerung, es hat lediglich eine Alibifunktion, weil eine biogene Senke wie eine vermiedene Emission behandelt und die Öffentlichkeit so über die tatsächliche Höhe der fossilen Emissionen im Ungewissen gelassen wird. Wälder sind dann eine Kohlenstoffsenke, wenn ihre Biomasse größer wird, ein Wald also mehr Kohlenstoff aufnimmt, als er abgibt, umgekehrt sind sie eine Kohlenstoffquelle.

Über die Ursachen von Waldbränden

Waldbrände sind in Deutschland wie im Mittelmeergebiet nur vereinzelt natürlichen Ursprungs, Blitzschlag als Ursache ist selten. Waldbrände werden meist vorsätzlich oder fahrlässig verursacht. Ein Großteil wird durch Lagerfeuer, Rauchen, weggeworfene Streichhölzer und vergleichbare Unachtsamkeit ausgelöst. Auch ein heißer Autokatalysator kann dürres Gras entflammen, entlang von Schienen kann es durch erhitzte Radsatzlager, sogenannte „Heißläufer“, zu einer Zündung kommen. Funkenflug und schnell drehende Maschinenteile von forst- oder landwirtschaftlichen Maschinen bergen ein weiteres Risikopotenzial.

Andererseits muss ein erhöhtes Waldbrandrisiko nicht notwendigerweise bedeuten, dass es mehr Brände und größere Brandflächen gibt. Ob die steigenden klimatischen Potenziale für Waldbrände tatsächlich zu mehr Waldbränden führen, hängt in erster Linie vom Umweltverhalten der Menschen ab und vom Management der Wälder zur Verringerung der Brandlasten. Durch Waldumbau ändert sich die Zusammensetzung der Wälder, allerdings werden wir damit mindestens bis zum Ende des Jahrhunderts beschäftigt sein.

Fazit

Im schlimmsten Fall führt der Klimawandel zum Totalverlust der akkumulierten Biomasse durch Waldbrand, aber auch ohne Feuer wird die zunehmende Trockenheit das Baumwachstum bremsen und einzelne Bäume und ganze Wälder absterben lassen. In beiden Fällen entstehen gewaltige „Kohlenstoffschulden“, denn der in der Biomasse akkumulierte Kohlenstoff geht als CO2 in die Luft. Es ist das krasse Gegenteil von Nachhaltigkeit, wenn unsere Enkel diese Schuldenhypothek wieder abtragen müssen.