Sie werden bei Login in den Shop auch automatisch auf der Bauernblatt-Website eingeloggt und können sich dann zukünftig mit dem gleichen Passwort auf beiden Websites anmelden.
Knicks prägen in Schleswig-Holstein weite Teile des Landes und erfüllen ihren Zweck in vielerlei Hinsicht. Bereits im 18. Jahrhundert angelegt, dienten sie damals vorwiegend der Rohstoffnutzung und der Abgrenzung der Flächen untereinander. Ihr Nutzen ist jedoch weitaus größer. Sie dienen dem Erosionsschutz und bieten einen wichtigen Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Mit einer Länge von zirka 55.000 km in Schleswig-Holstein bilden sie grüne Brücken zwischen den landwirtschaftlichen Flächen und leisten ihren Beitrag zur Biodiversität.
Um die vielfältigen Funktionen eines Knicks aufrechtzuerhalten, gelten bestimmte Vorschriften. Diese sind sowohl über das Bundes- und Landesrecht als auch über die Glöz-Standards (CC und künftig Konditionalität) definiert. Erfolgt eine nicht fachgerechte Knickpflege, kann der Verstoß über eine Kürzung der flächengebundenen Direktzahlungen sanktioniert werden.
Maschinell geknickte Gehölze sollten unbedingt von Hand auf die richtige Länge „eine Handbreit über dem Stubben“ nachgesägt werden, um durch eine glatte Schnittkante einen gesunden Wiederaustrieb der Gehölze zu fördern. Foto: Dr. Lars Biernat
Knickpflege und -bewirtschaftung
Das traditionelle Knicken darf im Zeitraum vom 1. Oktober bis einschließlich des letzten Tages im Februar erfolgen. Der Knick darf frühestens alle zehn Jahre auf den Stock gesetzt werden. Dabei muss alle 40 bis 60 m ein Überhälter stehen gelassen und das Schnittgut vom Knickwall entfernt werden. Ein Überhälter, gemäß Biotopverordnung, ist ein Baum ab 1 m Stammumfang, gemessen in 1 m Höhe über dem Erdboden. Er darf im Zuge des Auf-den-Stock-Setzens gefällt werden, wenn mindestens ein weiterer Überhälter (größer als 1 m Stammumfang) in dem 40-bis-60-m-Abschnitt des Knicks erhalten bleibt. Hat der Baum einen Stammumfang von mehr als 2 m in 1 m Höhe über dem Erdboden, so ist dieser dauerhaft geschützt und darf nicht gefällt werden. Das gilt auch, wenn diese Überhälter in einem engeren Abstand als 40 bis 60 m zueinander stehen.
Das seitliche Zurückschneiden des Knicks darf höchstens alle drei Jahre nach erfolgtem Rückschnitt durchgeführt werden und ist, wie das Knicken, im Zeitraum 1. Oktober bis einschließlich des letzten Tages im Februar zulässig. Es müssen ebenfalls drei Jahre zwischen dem Auf-den-Stock-Setzen und dem ersten seitlichen Rückschnitt liegen. Beim seitlichen Rückschnitt gilt es, einen Abstand zum Knickwallfuß von 1 m zur Seite einzuhalten. Ist kein Knickwall, sondern ein ebenerdiger Knick vorhanden, gilt der Abstand von 1 m ausgehend vom äußeren Wurzelhals der Gehölze. Der Rückschnitt ist auf maximal 4 m Höhe begrenzt.
Außerhalb des Erlaubniszeitraums, also zum Beispiel nach der Ernte, ist lediglich die Rücknahme des diesjährigen Zuwachses erlaubt („schonender Form- und Pflegeschnitt“). Da damit jedoch der dreijährige Ruhezyklus von Neuem startet, ist letztlich über die Jahre mehr Breitenzuwachs am Knick vorhanden, als wenn im dreijährigen Turnus bis auf 1 m vom Wallfuß entfernt im Winterzeitraum zurückgeschnitten wird.
Zusätzlich im Sommer erlaubt sind die Herausnahme einzelner Zweige sowie das Freihalten von Einfahrten oder Weidezäunen.
Knickwall und Schutzstreifen
Steht ein Knick an einer Ackerfläche, so muss ein 50 cm breiter Schutzstreifen vom Knickwallfuß eingehalten werden. Auf diesem Schutzstreifen gilt ein ackerbauliches Nutzungsverbot. Bodenbearbeitung, Aussaat von Kulturpflanzen, Düngung und Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sind innerhalb des Schutzstreifens nicht erlaubt.
Knickwallflanken (seitliche Böschungsflächen) können im Zeitraum zwischen dem 15. November bis einschließlich des letzten Tags des Monats Februar fachgerecht gepflegt werden.
Empfehlungen zur guten fachlichen Praxis
Um den Austrieb der Bäume zu erleichtern, sollten die Schnitte etwa eine Handbreit über dem Erdboden erfolgen. Die Schnittflächen sollten glatt und nicht aufgefasert sein, gegebenenfalls kann händisch nachgesägt werden. Großräumige Kahlschläge innerhalb einer Gemarkung sollten vermieden werden. Sind Gehölzarten mit geringem Stockausschlagvermögen, beispielsweise Ilex und alte Buchen, in einem Knick vertreten, sollten diese beim Knicken stehen bleiben.
Fazit
Knicks sind traditionelle Landschaftselemente und in Schleswig-Holstein prägend für die Kulturlandschaft. Sie dienen nicht nur dem Erosionsschutz und als Rohstofflieferanten, sondern tragen einen erheblichen Teil zur Biodiversität bei. Sie dienen vielen Pflanzen- und Tierarten als wichtiger Lebensraum. Um diese Strukturen zu erhalten und zu schützen, gibt es klare Vorschriften für fachgerechte Pflegemaßnahmen der Knicks. Für eine Beratung steht der Fachbereich Umwelt zur Verfügung. Über die Adresse knick@lksh.de kann Kontakt aufgenommen werden.
Die Ernte von Feldfrüchten wie Mais und Nachwachsenden Rohstoffen muss sehr effizient erfolgen, um Verluste so gering wie möglich zu halten und die nachfolgenden Kulturen in ihrer Etablierung nicht zu beeinträchtigen. Der selbstfahrende Feldhäcksler hat hier in der Vergangenheit eine große Akzeptanz bei den landwirtschaftlichen Unternehmern erlangt.
Jährlich werden nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) etwa 2.000 Feldhäcksler weltweit verkauft, wovon gut ein Viertel in Deutschland seine Abnehmer findet. Der Wettbewerb zwischen den Herstellern ist in vollem Gange, und die technischen Entwicklungen versprechen im Detail zusätzliche Arbeitserleichterung. Der Feldhäcksler ist aufgrund seiner Bauweise und der installierten Technik ein leistungsfähiger Partner in der Ernte.
Der Häcksler als zentrale Maschine bei der Ernte soll die Früchte ernten und auf die gewünschte Länge zerkleinern, sodass die Einlagerung und Silierung so verlustarm wie möglich erfolgen können. Je kürzer die Häcksel sind, desto besser kann die Masse im Silo verdichtet werden. Diese Anforderung erfordert einen sauberen, energiesparenden Schnitt. Dieser wird vor allem durch das Erntegut, den Durchsatz und die Vorpresswalzen beeinflusst. Je besser das Material vorgepresst ist, desto kraftsparender und sauberer erfolgt der Schnitt.
Häckseltrommel mit v-förmiger Messeranordnung. Foto: Prof. Yves Reckleben
Die Häckseltrommel sollte einen großen Durchmesser aufweisen und mit einer Vielzahl scharfer Messer bestückt sein, um besagten sauberen, energiesparenden Schnitt zu gewährleisten. Die Hersteller bieten hier unterschiedliche Messeranordnungen an. Die Firmen Claas, Krone und New Holland bieten die v-förmige Anordnung der Messer auf der Häckseltrommel an, die Firma John Deere nutzt die Segmentmesseranordnung, um das Häckselgut zu schneiden. Die Vorteile der v-förmigen Messeranordnung liegen im kraftsparenden, ziehenden Schnitt, die Vorteile der Segmentanordnung sind vor allem die große Anzahl von Schnitten je Trommelumdrehung und das leichte Wechseln beschädigter Messer.
Die Praxis fordert unterschiedliche Häcksellängen. Je trockener das Material ist, desto kürzer (unter 6 mm) sollte gehäckselt werden (also bei den aktuellen Reifegraden zunehmend kürzer), um eine gute Verdichtung im Silo zu erreichen. Bei frischerem Material sollten größere Häcksellängen (über 12 mm) angestrebt werden, um Sickerwasserverluste zu reduzieren. Für eine Verwendung als Futter sind eher längere Häcksel zu bevorzugen, während eine Verwendung als Biogassubstrat auch mit geringeren Längen gut funktioniert.
Ernteermittlung direkt vor Ort
Ein weiterer wichtiger Punkt bei modernen Feldhäckslern ist die Erntemengenermittlung. Hierzu wird an den Vorpresswalzen die Auslenkung erfasst, sodass auf das Volumen geschlossen werden kann. So kann der aktuell geerntete Frischmasseertrag bestimmt werden. Eine zusätzliche Trockensubstanzbestimmung mithilfe der Nah-Infrarot-Reflexionspektroskopie (NIRS) kann hier helfen, einen exakten Trockenmasseertrag zu bestimmen und/oder eine in Abhängigkeit vom TS-Gehalt variierende Siliermittelapplikation zu ermöglichen.
NIRS-Sensor im Auswurfkrümmer. Foto: Werkbild
Gras und Mais haben sich als Handelsgut für Viehbetriebe und Biogasanlagen etabliert. Die bisherigen Abrechnungskriterien nach Ertrag und Trockenmasse reichen für eine qualitätsorientierte Bezahlung meist nicht aus. Mit der NIRS-Technologie, die seit 2007 für die TS-Bestimmung eingesetzt wird, und den genau ermittelten Kalibrierkurven für wertbestimmende Inhaltsstoffe besteht jetzt die Möglichkeit, während der Ernte online neben der Feuchte auch die Inhaltsstoffe Zucker, Stärke, Protein, ADF, NDF und Rohasche zu ermitteln. Daraus ergeben sich Informationen für einen qualitätsgerechten Handel und Hinweise für die Produktionstechnik.
Sensoren zur Qualitätsbestimmung
Alle namhaften Hersteller setzen die NIRS-Technik im Auswurfkrümmer zur TS- und Qualitätsbestimmung ein.
Mit der beschriebenen Durchfluss- und Ertragsmessung kann auch eine gleichbleibende Motorauslastung bei unterschiedlichem Bestand sichergestellt werden, was den Kraftstoffverbrauch je Tonne Erntegut verbessert.
Überladung und Abtransport
Das anschließende Überladen auf den Transportanhänger wird über den Auswurfkrümmer und die Klappe gesteuert. Besonders das Anhäckseln und schlechte Sichtbedingungen, zum Beispiel bei Nacht, stellen hier besondere Anforderungen an den Häckslerfahrer. Die Firmen Claas und New Holland haben hier eine automatische Steuerung für den Auswurfkrümmer und die Klappe im Programm, bei der mit Kameras und Radarscannern die Kontur des Anhängers erfasst und der Anhänger automatisch gleichmäßig beladen wird. Der Vorteil dieser Fahrerentlastung ist neben der verlustarmen Überladung auch die gleichmäßige Beladung des Anhängers. Besonders die zunehmende Arbeitsbreite der Häcksler erfordert noch mehr Umsicht beim Häckseln. Heute sind Maisgebisse mit einer Breite von 6 bis 10,5 m am Markt verfügbar. Die Motorleistung beträgt 450 kW und mehr. Mit diesen Maschinen können bei guter Flächenstruktur im Silomais mehr als 4 ha die Stunde gehäckselt werden.
Aktion „Freiwillig 30 km/h“ des Landesverbandes der Lohnunternehmer und des Bauernverbandes Schleswig-Holstein. Foto: Prof. Yves Reckleben
Entscheidend für eine schlagkräftige Ernte sind ebenfalls die Transportentfernungen vom Feld zum Silo. Zunehmende Entfernungen bedeuten einen deutlichen Mehraufwand an Abfuhrfahrzeugen. Die Organisation der Abfuhrlogistik bei der Ernte erfordert viel Fingerspitzengefühl. Betrachtet man die Kosten in der Erntekette etwas genauer, so zeigt sich Folgendes: Der Häcksler mit 450 kW Motorleistung und einem achtreihigen Maisgebiss verursacht 237 €/h Gesamtkosten laut Bundesverband Lohnunternehmen (BLU). Der Walzschlepper (120 kW, mit Planierschild) würde zusätzlich 55 €/h kosten. Die Abfuhrgespanne kosten insgesamt je nach Häckselwagengröße und Schlepperleistung zwischen 70 und 92 €/h.
Der Trend, bei steigenden Kosten effizienter zu werden, ist nachvollziehbar. Trotzdem haben die Auftraggeber für die Häckseldienstleistung darauf zu achten, dass auch die Anwohner sowie Straßen und Wege geschont werden. Die Aktion „freiwillig 30 km/h“ in Ortschaften und auf schmalen Feldwegen kann mit dazu beitragen, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Diese zusätzliche Reduktion in der Transporteffizienz gilt es mit zu beauftragen, um auch für die Zukunft nachhaltig zu wirtschaften.
Fazit
Die Technik und die richtige Organisation der Ernte von Silomais beginnen mit der Planung der Flächen und der Nutzung aller Möglichkeiten zur Reduktion der Transportentfernung zum Silo (Flächentausch und so weiter). Es gilt immer, die Erntetechnik auszulasten, da sie den größten Block in den Verfahrenskosten der Ernte ausmacht. Die Wahl der Technik und die sorgsame Wartung sind wesentliche Vorbereitungsschritte für die bevorstehende Maisernte. Besonders wichtig sind die Häckselaggregate, die mit scharfen Messern ausgestattet sein sollten. Zusätzliche technische Möglichkeiten sollten aus Sicht der Fahrer in jedem Häcksler verfügbar sein, um die Arbeitsbelastung an langen Erntetagen auf ein Minimum zu reduzieren und die Arbeitsqualität auf hohem Niveau zu halten.
Leistungsfähige Technik und motivierte Mitarbeiter sind ein wichtiger Schlüssel zu einer erfolgreichen Ernte.
Schmale Beete an der Hauswand zu bepflanzen, ist häufig eine Herausforderung. Oft ist der Boden trocken und von Schutt oder Steinen durchsetzt. Hinzu kommt, dass der Dachüberstand Regen abhält. Auf der Südseite ist die Sonneneinstrahlung sehr hoch, auf der Nordseite hingegen kommt zur Trockenheit noch tiefer Schatten hinzu. Dennoch finden sich für beide Standorte Pflanzen, die die Hausseite verschönern.
Fetthenne ‚Purple Emperor‘ entwickelt ab Juli ihre Blütenstände.Nicht sehr konkurrenzstark, dafür aber umso ausdrucksstärker: die Kuhschelle
Die starke Sonneneinstrahlung auf der Südseite des Hauses kann auch ein Plus für mediterrane Kübelpflanzen sein. Die Hauswand speichert die Wärme und gibt sie am Abend wieder ab. Auch Wärme liebende Obstarten wie Birne, Wein, Pfirsich und Aprikose wissen diesen Standort am Spalier zu schätzen. Für Apfel, Kirsche und Pflaume hingegen ist es an der Südwand eher zu heiß. Ansonsten eignen sich für diesen Standort Pflanzen, die auf Schotterfluren und im Gebirge beheimatet sind. Die Palmlilie (Yucca filamentosa) nimmt zur Blütezeit mit ihrer kandelaberartigen Rispe voller glockenförmiger Blüten eine beherrschende Stellung ein. Die Blüten öffnen sich von Juli bis August. Der Blütenstand kann bis zu 120 cm hoch werden. Allerdings blüht die Palmlilie erst einige Jahre nach der Pflanzung. Bis dahin zieht der blaugrüne Blattschopf den Blick auf sich.
Als Nachbar oder Einfassungspflanze für das schmale Beet eignet sich Lavendel ‚Hidcote Blue‘ (Lavandula angustifolia). Die sehr bewährte Sorte punktet mit einer intensiv dunkelblauvioletten Blüte, graugrünen Blättern und kompaktem Wuchs. Ein hübscher Begleiter ist auch die Spornblume ‚Coccineus‘ (Centranthus ruber), eine farblich äußerst wirkungsvolle Sorte mit leuchtend purpurroten Doldenrispen. Sie erscheinen von Juni bis September. Die anspruchslose Staude wächst horstartig und aufrecht bis in eine Höhe von 60 cm. Das graue Laub von Spornblume und Lavendel bildet einen schönen Kontrast zu den schwarzroten Blättern der Fetthenne ‚Purple Emperor‘ (Sedum spectabile). Damit ist dieser Trockenheitskünstler vom Austrieb bis zum Frost ein Hingucker. Die Blütendolden in dunklem Rot verschönern das Bild von August bis Oktober.
Im Frühjahr bringt die Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) Farbe ins Spiel. Die reine Art präsentiert violette Blütenglocken, ‚Alba‘ blüht in Weiß und ‚Rote Glocke‘ passend zur Bezeichnung in Rot von März bis April. Die Kuhschelle verträgt keine konkurrenzstarken Nachbarn. Besonders apart wirkt die zarte Staude angeschmiegt an größere, im Beet verteilte Steine. Als Bodendecker fürs schmale Sonnenbeet empfiehlt sich Rotmoos-Mauerpfeffer ‚Coral Carpet‘ (Sedum album). Das sommergrüne Laub färbt sich im Winter auffällig kupferrot. Von Mai bis Juni zeigt sich ein flächiger, weißer Blütenteppich in 5 bis 10 cm Höhe.
Das Salomonssiegel schätzt schattige Standorte. Nach der Blüte entwickeln sich giftige Beeren.
An der Nordwand des Hauses ist es vorteilhaft, ein vorhandenes steiniges Substrat mit humoser, nährstoffreicher Erde zu verbessern. Wer dann noch hin und wieder den Blühstreifen mit Wasser versorgt, erweitert die Pflanzenauswahl. Ein hübscher und beliebter Frühjahrsblüher für den Schatten ist das Maiglöckchen (Convallaria majalis). Die zarten weißen Blütenglöckchen der in allen Teilen giftigen Pflanze verströmen einen intensiven Duft. Die Sorte ‚Rosea‘ verzaubert mit zartrosafarbenen Glöckchen im Mai. Sie breitet sich wie die Art über Ausläufer aus und kann im Laufe der Zeit große Gruppen bilden. Die Blätter bleiben noch lange nach der Blüte stehen. Wichtig: Sie werden bei Trockenheit unansehnlich, daher regelmäßig gießen.
Die aufrechte Wuchsform des Fingerhuts empfiehlt die giftige Schönheit für schmale Beete.
Ebenfalls im Mai, nur eine Etage höher, zeigen sich die Blüten des Salomonssiegels (Polygonatum multiflorum) in 50 bis 60 cm Höhe. Die weißen Blüten der heimischen Waldstaude werden gerne von langrüsseligen Hummeln besucht. Nach der Blüte bilden sich giftige, dunkelblaue Beeren, die bis zum Herbst hängen bleiben. Fühlt sich die Pflanze wohl, ist keine besondere Pflege notwendig. Auch ohne Rückschnitt zieht das Salomonssiegel im Herbst einfach ein. Breitet sich die Staude zu sehr aus, sticht man die Rhizome einfach am Rand ab. Bis in eine Höhe von 1 m recken sich die Blütenrispen des Fingerhuts (Digitalis purpurea), die von Juni bis Juli aufblühen. Die zweijährige Pflanze erhält sich meist über Selbstaussaat. Die Blattrosetten bilden sich im ersten Jahr, die rosafarbene Blüte erscheint im zweiten Jahr. Dann stirbt die Pflanze ab und aus den Samen entstehen wieder neue Blattrosetten. Diese tauchen daher immer mal wieder an anderer Stelle im Pflanzstreifen auf. Auch Fingerhut ist in allen Teilen hochgiftig. Der charmante Blüher sollte gleichmäßig mit Wasser versorgt werden.
Die Blaublattfunkie strahlt schlichte Eleganz aus.
Mit ihren blau bereiften Blättern zählt die Blaublattfunkie (Hosta sieboldiana) zu den schönsten Blattschmuckpflanzen. Die herzförmigen Blätter sind von einem grafisch verlaufenden Muster an Blattadern überzogen. Als Zugabe gibt’s die weißlich-violette Blüte, die nur wenig über dem Laub sitzt. Verwelkte Blütenstände schneidet man besser heraus. Dank der fleischigen Wurzeln ist die Blaublattfunkie erstaunlich trockenheitsverträglich. Als Bodendecker für das schmale Schattenbeet eignet sich die Schattensegge (Carex umbrosa). Das heimische, trockenheitsverträgliche Waldgras bildet einen dichten, immergrünen Horst, der etwa 10 bis 20 cm hoch wird.
Mauerpfeffer punktet von Mai bis Juni mit einem attraktiven weißen Blütenteppich. Er bedeckt an sonnig-trockenen Stellen zuverlässig den Boden.
Es sind die Probleme mit Unkraut- und Ungrasarten, die den Herbizideinsatz im Herbst zur Herausforderung machen. Ackerfuchsschwanz, Weidelgräser oder Trespenarten erfordern nicht nur eine höhere Herbizidintensität, sondern bereits im Vorwege intensive flankierende ackerbauliche Maßnahmen, wie Ausfallsamenmanagement und angepasste Bodenbearbeitung, Saatzeit und Sortenwahl sowie die Erweiterung der Fruchtfolge mit Sommerkulturen. Der folgende Artikel beschreibt, worauf zu achten ist.
Empfehlungen zur Saatzeit sind undankbar, da Jahre, in denen es ohne Probleme möglich war, später zu säen, und die Effekte auf die Ackerfuchsschwanzreduzierung deutlich sichtbar waren, schnell vergessen werden, während Problemjahre, in denen die Bestellung wetterbedingt nicht wunschgemäß verlief, sich tief ins Gedächtnis eingeprägt haben.
Ziel ist keine explizite Spätsaat, sondern eine wetterangepasste spätere Saat. Dabei zählt jeder Tag. Höhere Wirkungsgrade der Bodenherbizide aufgrund geringerem Auflauf von Ackerfuchsschwanz sind die positiven Effekte. All das führte beispielsweise im vergangenen Jahr dazu, dass auf Sulfonylharnstoffe im Frühjahr zum Teil verzichtet werden konnte. Glücklicherweise ist nicht jede Fläche problembehaftet. Es gibt durchaus noch von Ackerfuchsschwanz freie Flächen. Diese zu erhalten, ist jedoch ebenfalls eine große Herausforderung.
Das Herbizidportfolio im Herbst ist, bezogen auf die Produkte, relativ breit. Schaut man sich die Wirkstoffe jedoch genauer an, schränkt sich die Auswahl stark ein. Gängige Unkräuter wie beispielsweise Kamillearten sind dabei gut zu regulieren. Spielen jedoch Gräser eine Rolle, so trägt jede gut funktionierende Herbstmaßnahme dazu bei, den Druck auf die im Frühjahr einzusetzenden speziellen Sulfonylharnstoffe zu reduzieren, denn eigentlich muss die Anwendungshäufigkeit reduziert werden, um die existierende Resistenzentwicklung zu verlangsamen.
Windhalm beispielsweise lässt sich gut mit Bodenherbiziden bekämpfen, sodass eine Frühjahrsbehandlung mit ALS-Hemmern (zum Beispiel Husar OD, Broadway oder Atlantis Flex) nur für sehr spät gedrillten Weizen (nach Mais oder Zuckerrüben) zu empfehlen ist, wenn Flufenacet bei zu viel Regen kritisch werden kann.
Neuigkeiten auf dem Markt
• Fantasia (800 g/l Prosulfocarb): keine NG405 und keine NW 800 mehr
• Mateno Flexi Set: neue Abpackungen im Verhältnis 0,35 Mateno Duo zu 0,5 Cadou SC (speziell für Gerste und Roggen)
• Mateno Forte Set: 0,7 Mateno Duo zu 0,5 Cadou SC (speziell für Winterweizen und Triticale)
• Picona wird nicht mehr vertrieben.
Ein großes Nest aus Ackerfuchsschwanz und Kornblume. Die Gefahr einer weiteren Ausbreitung besteht.
Windhalm, Jährige Rispe, Unkräuter
Für eine optimale Wirkung und Verträglichkeit der Bodenherbizide sollte der Einsatz gegen Windhalm, Einjährige Rispe und Unkräuter im frühen Nachauflauf angestrebt werden.
• 0,3 l/ha Herold SC haben eine gute Windhalmwirkung, bei humosen Böden oder starkem Kamilledruck sind aber 0,35 bis 0,4 l/ha sicherer. Vorsicht im Roggen!
• 0,3 l/ha Herold SC + 1,5 l/ha Trinity bieten sich bei starker Verunkrautung mit Kornblume, Klatschmohn, Kamille und Storchschnabel an. Für eine ausreichende Wirkung gegen Hundskerbel ist die Chlortoluronmenge in 1,5 l/ha Trinity allerdings zu gering oder
• ohne Diflufenican sind 0,2 l/ha Sunfire + 1,5 bis 2,0 l/ha Trinity möglich (bei stärkerem Unkrautdruck die höhere Trinitymenge wählen). Verträglichere Variante für den Roggen.
• Die Kombination von 0,24 l/ha Cadou SC + 1,5 l/ha Agolin enthält, ebenso wie 0,3 l/ha Herold SC, 60 g/ha DFF, zusätzlich aber noch Pendimethalin (Nachteil: erschwerte Auflagensituation).
• Einjährige Rispe wird von den Bodenherbiziden überwiegend gut erfasst.
• 0,24 l/ha Cadou SC + 60 g/ha Sumimax dürfen nur im Winterweizen eingesetzt werden, diese Kombination hat weder Gewässerabstands- noch Hangauflagen.
• Wenn eine Nachbehandlung gegen Unkräuter im Drei- bis Fünfblattstadium notwendig ist, kann mit 15 g/ha Pointer SX oder Trimmer WG gegen Kamille, Ausfallraps, Klatschmohn, Kornblume und Storchschnabel oder 50 ml/ha Saracen gegen Kamille, Ausfallraps, Klatschmohn und Klettenlabkraut gearbeitet werden.
• Pointer SX/Trimmer WG möglichst nicht mit dem Wirkstoff Pinoxaden (Axial 50) mischen. Minderungen in der Gräserwirkung sind möglich. Besser 75 ml/ha Saracen oder Troller wählen (Blattwirkung!).
• Carmina Komplett (Carmina 640 + Alliance) eignet sich bei leichtem Windhalmbesatz und breiter Verunkrautung (Chlortoluronverträglichkeit der Weizensorten beachten! NG405 = keine Anwendung auf drainierten Flächen, NG414 = keine Anwendung auf Bodenarten: reiner Sand, schwach schluffiger Sand und schwach toniger Sand mit einem organischen Kohlenstoffgehalt unter 1,5 %).
Ackerfuchsschwanz effektiv bekämpfen
Nach wie vor ist der Hauptbodenwirkstoff im Herbst Flufenacet. Inzwischen sind diverse flufenacethaltige Produkte im Portfolio. Vorsicht, hier steckt der Teufel im Detail: Die Produkte unterscheiden sich zum Teil erheblich in der Zulassung und den Auflagen. (https://t1p.de/l3l6l)
Zur effektiven Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz sind 240 g/ha nötig. Der Zusatz von Diflufenican verbessert die Wirkung gegen die Gräser und bringt zusätzlich entscheidende Unkrautwirkung mit.
Neben den flufenacethaltigen Produkten erweitert Mateno Forte seit vergangenem Jahr die Produktpalette. Mateno Duo besteht aus 500 g/l Aclonifen + 100 g/l Diflufenican und wird zusammen mit Cadou SC (500 g/l Flufenacet) angeboten. Achtung: Die Ackerfuchsschwanz-Aufwandmenge von 0,7 l/ ha Mateno Duo + 0,5 l/ ha Cadou SC ist im Vorauflauf (VA) nur in Winterweizen und Triticale zugelassen! In Wintergerste und Winterroggen sind nur 0,35 l/ ha Mateno Duo zulässig. Die Wirkung von Mateno Forte auf Ackerfuchsschwanz schwankte in den Versuchen der Landwirtschaftskammer in den vergangenen Jahren. Kammereigene und die Ergebnisse der Landwirtschaftskammern in anderen Bundesländern wiesen vergleichbare Wirkungen wie 0,6 l/ ha Herold SC oder auch die Kombination 0,6 l/ha Herold SC + 3,0 l/ ha Boxer auf.
Stärkere Niederschläge sorgten dafür, dass das eingesetzte Herbizid in der Wirkung „nachgezogen“ hat.
Bodenherbizide im Vorauflauf
Der optimale Termin für den Einsatz der Bodenherbizide ist der Vorauflauf. Feuchter Boden mit nachfolgenden Niederschlägen ist ein Garant für eine gute Wirkung. Basis sind 240 g/ha Flufenacet, die Zugabe von 2,5 bis 3,0 l/ha Boxer oder 3,5 bis 4,0 l/ha Jura verbessert die Wirkung. Die Ergebnisse der Zusatzleistung schwanken über die Jahre je nach Bodenfeuchtigkeit zwischen 5 und 30 %. Über einen Zeitraum von zehn Jahren konnten in Versuchen der LandwirtschaftskammerWirkungssteigerungen von durchschnittlich 10 % erzielt werden.
In der Wintergerste gibt es auf Standorten mit FOP- und DEN-Resistenz keine Alternative zu Bodenherbiziden, da die einzige Nachbehandlungsmöglichkeit Axial 50 entfällt. Um die Wintergerste in der Fruchtfolge zu halten, kann als zweite Bodenherbizidmaßnahme (Spritzfolge) 2,0 l/ha Trinity im Stadium des Keimens (ES 10 AFU) zum Einsatz kommen. Die kurz aufeinanderfolgende Sequenz ist dabei entscheidend, zudem nachfolgende Niederschläge. Danach muss die Gerste durch ihr Wuchsverhalten helfen, den Ackerfuchsschwanz zu unterdrücken.
Im Winterweizen ist besonders auf Flächen mit beginnender metabolischer Resistenz gegen Atlantis sowie bei starkem Ackerfuchsschwanzdruck eine Bodenherbizid-Nachlage von 3,0 bis 4,0 l/ha Jura oder 3,0 bis 5,0 l/ha Boxer (zugelassene Gesamtmenge beachten!) empfehlenswert, ebenfalls im Stadium der Keimung (ES 10).
Der Einsatz von Trinity sollte auf die Wintergerste beschränkt bleiben, um den Einsatz von Chlortoluron nicht überzustrapazieren.
Standardempfehlung bei geringem bis mittlerem Ackerfuchsschwanzbesatz im VA (Beispiele):
• 0,6 l/ha Herold SC* (+ 2,5-3,0 l/ ha Boxer)
• 0,6 l/ha Herold SC (+ 2,0 l/ha Trinity): Diese Variante sollte schwerpunktmäßig in der Wintergerste zum Einsatz kommen.
• 0,5 l/ha Cadou + 0,7 l/ha Mateno Duo
*Herold SC in Triticale nur mit 0,5 l/ha im Nachauflauf
Gewässerabstandsfreie Varianten sind:
• 0,5 l/ha Cadou + 3,0 l/ha Boxer (Boxer Cadou Pack): Vorsicht mit 3,0 l/ha in der Wintergerste
• 0,48 l/ha Sunfire + 3,0 l/ha Boxer oder + 60 g/ha Sumimax (Sumimax nur im Winterweizen): Sumimax ist sehr gut geeignet bei späteren Aussaaten, da es im Boden kaum verlagert wird (selten Stress für die Kulturpflanze).
In den beiden DFF-freien Varianten muss man Abstriche in der Ackerfuchsschwanz- und Unkrautwirkung hinnehmen, da die Zusatzleistung des Wirkstoffs DFF fehlt. Die Zugabe von DFF in Form der Produkte Diflufenican, Lyskamm oder Sempra würde aber wieder zu einem Gewässerabstand von 10 m führen.
Empfehlung einer Spritzfolge bei starkem Ackerfuchsschwanzdruck sowie auf Flächen mit Resistenzproblemen der blattaktiven Produkte (Atlantis-Wirkstoff, Traxos und Axial):
• 0,6 l/ha Herold SC (+ 2,5-3,0 l/ha Boxer) im VA
• 2,0 l/ha Trinity in EC 10 (fünf bis zehn Tage später als VA): Variante für die Wintergerste
• 0,6 l/ha Herold SC im VA
• 3,0-4,0 l/ha Jura oder 3,0-5,0 l/ha Boxer (fünf bis zehn Tage später als VA, Aufwandmengen je nach Boden- und Niederschlagsverhältnissen)
Beim Einsatz der Bodenwirkstoffe Flufenacet, Diflufenican und Prosulfocarb stellt sich schnell die Frage nach der Verträglichkeit. Dabei gibt es Unterschiede in der Empfindlichkeit der Kulturen. Besonders Roggen und Gerste zählen zu den empfindlichsten Kulturen. Weizen ist etwas robuster, kann aber bei zu flacher Ablage ebenfalls kritisch reagieren.
Verträglichkeitsprobleme sind immer jahresbedingt. Fallen beispielsweise direkt nach einer Boxer-Applikation größere Mengen Niederschlag, so können zum Teil massive Aufhellungen auftreten. Auch der Wirkstoff Diflufenican führt dann zu Aufhellungen. Bei Flufenacet sind hauptsächlich Ausdünnungen zu beobachten. Auch hier spielen Menge und Heftigkeit nachfolgender Niederschläge eine entscheidende Rolle. Flufenacet zieht im Gegensatz zu Prosulfocarb in der Wirkung noch nach, sodass Pflanzenverluste auch später auftreten können. Der vergangene Herbst/Winter ist ein gutes Beispiel dafür. Nach den starken Regenfällen konnte man im Februar/März nicht nur eine sehr gute Ackerfuchsschwanzwirkung beobachten, es waren auch hier und da Pflanzenverluste zu beklagen.
Herbizide können unter Umständen auch zu Aufhellungen führen. Gerste und Roggen sind stärker gefährdet als Winterweizen oder Triticale.
Wichtige Kriterien bei der Saat
Aussaatmenge und Ablagetiefe sowie Bodenschluss (Rückverfestigung durch Walzen nach der Saat, um Kluten zu brechen und einen lückenlosen Herbizidfilm zu gewährleisten) sind wichtige Kriterien bei der Saat.
Bei ausreichenden Niederschlägen können durchaus Wirkungsgrade von 80 bis 95 % erzielt werden. Dieselben Varianten erzielen bei Trockenheit nur zwischen 30 und 40 % Wirkung. Aussaat (möglichst im Oktober), nachfolgende Spritzung, eventuell vorher Walzen, sollten unmittelbar vor einem Regenereignis erfolgen, um einen möglichst hohen Bekämpfungserfolg zu erzielen. Das ist nicht immer einfach zu terminieren, aber es sind auch nicht alle Flächen in einem Betrieb Ackerfuchsschwanzproblemflächen.
Als Blattherbizide kommen in der Gerste Axial 50, in Weizen und Triticale Traxos und im Roggen Sword (Sword mit 0,5 l/ha Hasten mischen) infrage. Liegen aber auf der zu behandelnden Fläche FOP- und DEN-Resistenzen vor, ist ein vager Ausgang vorprogrammiert.
Witterung und Spritzzeitpunkt
Niedrige Temperaturen sind für die Spritzung von Vorteil. Eingangs des Winters können dann auf sensitiven Standorten 1,2 l/ha Traxos oder in der Wintergerste 0,9 l/ha Axial 50 zum Einsatz kommen (sogenannte Nikolausspritzung). Temperaturen unter 5 °C, aber kein völliger Vegetationsstopp sind förderlich. Leichte Nachtfröste, leicht feuchte Bestände oder Raureif bei der Behandlung wirken sich nicht negativ aus. Der Termin ist letztendlich ein Kompromiss aus kleinen Ackerfuchsschwanzpflanzen (zwei bis drei Blätter) und kühler Witterung.
Wenn klar ist, dass resistenzbedingt Axial und Traxos auf der Fläche nicht mehr wirken, stellt sich im Winterweizen die Frage, ob dann der Atlantis-Wirkstoff im Herbst oder milden Winter eingesetzt werden kann. Besonders bei milder Witterung wächst der Ackerfuchsschwanz weiter, sodass bei dem Frühjahrseinsatz ab 16. März Atlantis Flex auf relativ große Pflanzen treffen kann. Ein früherer Einsatz ist mit diesem Produkt auf drainierten Flächen zulassungstechnisch nicht möglich.
Ein Herbsteinsatz kommt nur mit Niantic (entspricht Atlantis WG) mit nur 400 g/ha, auf drainierten Flächen bis zum 31. Oktober (NW 800) und Atlantis OD mit 1,2 l/ha infrage. Ein AHL-Zusatz ist nicht möglich. Wenn, dann muss dieser Einsatz bei Hochdruckwetterlage erfolgen. Allerdings dürfen diese Herbsteinsätze ebenfalls nur als Notlösung bei starkem Ackerfuchsschwanzbesatz und der nachfolgenden Verdrängung des Weizens gesehen werden. Der Vorteil liegt in der geringen Pflanzengröße, der Nachteil in der geringeren Aufwandmenge und eventuellen Nachläufern im Frühjahr. Ein Herbsteinsatz von Niantic und ein folgender Frühjahrseinsatz von Atlantis Flex wäre unter dem Aspekt der Resistenzentwicklung nicht vertretbar.
Fazit
Das Problem Ackerfuchsschwanz lässt sich nicht durch Herbizide lösen. Aber eingebunden in einen Gesamtkomplex mit ackerbaulichen Maßnahmen leisten besonders die Bodenherbizide einen wichtigen Beitrag. Für einen höchstmöglichen Wirkungsgrad müssen die Einsatzbedingungen stimmen. Eine wichtige Einflussgröße ist die Ackerfuchsschwanz-Besatzdichte, also letztendlich der Bodensamenvorrat. Ein Wirkungsgrad von 80 % der Bodenherbizide bedeutet bei einem Ausgangsbesatz von 200 Ähren 40 übrig gebliebene Ähren, bei einem Ausgangsbesatz von 1.000 Ähren dagegen 200 übrig gebliebene Ähren pro Quadratmeter. Was nur 10 % Wirkungsgradverlust aufgrund schlechter Einsatzbedingungen oder falscher Mittelwahl bedeuten, liegt auf der Hand.
Der Zusammenhang der einzelnen Faktoren, wie Entwicklungsstadium des Ackerfuchsschwanzes, Bodenfeuchtigkeit, Spritztermin der Bodenherbizide und nachfolgende Niederschläge, ist unbestritten. Die Bodenherbizidmaßnahme ist somit der Grundstock der chemischen Ackerfuchsschwanzbekämpfung. Je höher hier der Wirkungsgrad, desto geringer liegt die Last auf den stark resistenzgefährdeten Blattherbiziden.
RoggentrespeTaube Trespe
Trespenarten
• Es gibt verschiedene Trespenarten, die auch entscheidende Unterschiede in der Bekämpfung haben.
• Die Bekämpfung der Tauben Trespe ist sehr gut mit Flufenacet möglich. Den Restbesatz regelt Atlantis Flex im Frühjahr.
• Die Roggentrespe dagegen reagiert kaum auf Flufenacet und ist zwingend auf eine blattaktive Behandlung mit Atlantis Flex angewiesen.
• Trespen sind Flachkeimer. Der Pflug behebt das Problem relativ einfach. Aus diesem Grund sind Trespenprobleme fast immer auf pfluglos wirtschaftenden Betrieben anzutreffen.
• Die Kombination aus pflugloser Bearbeitung, Trespenvorkommen und Wintergerste funktioniert nicht. Es gibt keine Möglichkeit der blattaktiven Behandlung in der Wintergerste.
Trespenarten wandern sukzessive vom Feldrand her in die Flächen ein.
Weidelgras
• Weidelgras hat in den vergangenen Jahren in der Fläche zugenommen.
• Dieses Gras hat große Konkurrenzkraft.
• Die Bodenwirkstoffe Flufenacet und Prosulfocarb haben eine gute Wirkung gegen Weidelgras.
• Im Nachauflauf Herbst hat Axial 50 eine Wirkung, allerdings hat dieses Produkt keine Wirkung auf Einjährige Rispe. (Spritzfolge: VA 240 g/ha Flufenacet + eventuell Boxer oder Jura; NAH: 0,9 l/ha Axial 50)
• In den letzten Jahren bekam die Resistenzentwicklung deutlichen Vorschub. Hierbei sind die ALS-Hemmer (zum Beispiel Broadway), die DEN (Axial 50) und die DIM (Focus Ultra) gleichermaßen betroffen.
Deutsches Weidelgras kommt oft in Vergesellschaftung mit Ackerfuchsschwanz vor.
Hundskerbel
• Hundskerbelsamen haften aufgrund ihrer Struktur sehr leicht an Tieren, sodass die Vermehrung auch über weite Strecken problemlos möglich ist. Somit ist Hundskerbel mittlerweile auf vielen Flächen präsent.
• Chlortoluron hat als Bodenwirkstoff sehr gute Wirkung, kann aber in Form von Carmina und Lentipur nur auf nicht drainierten Flächen eingesetzt werden.
• 0,3 l/ha Herold SC + 1,25 l/ha Lentipur 700 oder 0,2 l/ha Sunfire + 1,5 l/ha Carmina 640 bieten eine gute Lösung gegen Windhalm, Einjährige Rispe und Hundskerbel.
• Bei Carmina ist auch eine Kombination mit Solo-Flufenacet möglich, da in 1,5 l/ha Carmina schon 60 g/ha DFF enthalten sind; CTU-Verträglichkeit der Winterweizensorten beachten.
• Auf drainierten Flächen sind Trinity und Zypar wirksame Produkte, Trinity mit 2,0 l/ha im NAK und Zypar mit 0,75 l/ha in ES 12-13. Beim Einsatz von Zypar muss der Hundskerbel einerseits aufgelaufen sein, andererseits sollte er das Zwei- bis Dreiblattstadium nicht überschritten haben, eine Gratwanderung in der Anwendung! Zypar im Frühjahr zeigt ganz schlechte Wirkungsgrade.
• Besonders bei starkem Aufkommen von Hundskerbel sollte das Problem im Herbst angegangen werden, um die Last im Frühjahr nicht auf die Sulfonylharnstoffe (zum Beispiel Concert SX) zu legen, da auch hier schon Resistenzen nachgewiesen wurden.
Hier hat der Hundskerbel im Zwei- , beginnenden Dreiblattstadium die optimale Voraussetzung für die Behandlung mit Zypar.
Windhalm
• Windhalm ist in den vergangenen Jahren in der Wahrnehmung etwas in den Hintergrund geraten.
• Dabei ist die Resistenzentwicklung bei den ALS-Hemmern und bei den DEN (Axial 50) in einigen Regionen Deutschlands schon sehr weit fortgeschritten.
• Bodenwirkstoffe, vor allem Flufenacet, haben eine sehr gute Wirkung gegen Windhalm und sollten konsequenterweise genutzt werden. Da bei Windhalm geringere Flufenacetmengen ausreichen, ist der Bodenherbizideinsatz auch in Winterweizen nach Mais oder Zuckerrüben bei guten Bodenbedingungen möglich. Eventuell auf reines Flufenacet setzen und auf Diflufenican verzichten. Die Gräserwirkung steht im Vordergrund, Unkräuter können problemloser nachbehandelt werden.
Um seiner Fürsorgepflicht gerecht zu werden, sucht der Tierhalter seine Herde mehrmals täglich auf. Er kontrolliert unter anderem Wasser- und Futterversorgung, Zäune und den Gesundheitszustand der Tiere. In den Tages- und Nachtabschnitten zwischen zwei Kontrollbesuchen ist die Herde üblicherweise unbeaufsichtigt. Die Zunahme der Wolfspopulation rückt die Weidetiere als leicht erlegbare Beutetiere in den Fokus. Ein Beispiel der Digitalisierung aus Sachsen könnte auch für Schleswig-Holsteins Tierhalter interessant sein.
Die bisherigen Betriebsabläufe der Weidehaltung in Sachsen wie auch anderswo sind nicht ausreichend auf die Existenz großer Beutegreifer ausgelegt. Zudem verschärft sich die seit Jahren finanziell angespannte Situation durch die Tierverluste aus Übergriffen und die Mehraufwendungen infolge des Wachstums der Populationen von großen Beutegreifern. Schutzzäune oder Herdenschutztiere sind teuer und aufwendige Mehrarbeit für den Tierhalter. Die Weidehaltung, welche eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz genießt, wird in ihrer Durchführung erschwert und in ihrer Wirtschaftlichkeit weiter infrage gestellt.
Tiere im Gelände lokalisieren
Die Outdoor-Tierlokalisation kann einen neuen Lösungsansatz im Bereich des Herdenschutzes darstellen. Verschiedene Hersteller bieten mittlerweile die Möglichkeit, den Standort der Tierherde unter Nutzung eines GPS-Signals zu kontrollieren. Gleichzeitig arbeitet das sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) im Experimentierfeld „Landnetz“ an einem Referenzsystem zur Bestimmung des Aufenthaltsortes der Herde und ihres allgemeinen Befindens. Ziel dieses Vorhabens ist die Beschreibung der technischen Möglichkeiten, aber auch der Herausforderungen der GPS-Ortung als potenzieller Herdenschutzmaßnahme.
Wie erfolgt die Umsetzung?
Die praktische Umsetzung der Nutzung eines GPS-Trackers soll am Beispiel des am sächsischen LfULG eingesetzten Referenzsystems „Heidi“ dargestellt werden.
Zunächst ist es erforderlich, an einem Tier der Herde, idealerweise einem Leittier, den GPS-Tracker zu befestigen. Als besonders geeignet hat sich die Nutzung eines handelsüblichen Bocksprunggeschirrs erwiesen. Im weiteren Verlauf der Anwendung ist unmittelbar am Tier keine Manipulation mehr notwendig. Ab dem Moment der Anbringung wird im 15-min-Takt stellvertretend durch den Tracker die Position der Herde bestimmt, im 60-min-Takt werden die Positionsdaten an eine Web-Datenbank übertragen. Die Übertragung erfolgt per Mobilfunk mittels einer GSM-Datenverbindung. Die Energieversorgung wird über Solarzellen in Kombination mit einem Litium-Ionen-Batteriepuffer gesichert und überdauert bei entsprechender Sonneneinstrahlung die komplette Weideperiode.
Zur Abfrage des Standorts wird am Smartphone, einem Tablet oder PC die dazugehörige Web-Oberfläche aufgerufen. Zum einen handelt es sich hierbei um eine Google-Karte, zum anderen um die oben bereits genannte Web-Datenbank. In der Google-Karte symbolisiert ein Schaf-Icon den zuletzt übermittelten Standort. In dieser Oberfläche ist es möglich, virtuelle Zäune zu setzen, um den Bereich einzugrenzen, der den Tieren als Aufenthaltsbereich „gestattet“ ist. Bei Übertreten dieser virtuellen Zäune durch den GPS-Tracker wird ein Alarm generiert und per SMS an die hinterlegte Mobilfunknummer gesendet. Im Alarmfall werden die Positionsdaten alle 5 min übertragen.
Der Tracker ist ferner mit einem LoRa (Long Range Wide Area)-Sender ausgestattet. Ein sogenannter Client-Tracker kann das bereits beschriebene Gerät (mit GSM-Modem) als Gateway nutzen und benötigt damit keine eigene GSM-Verbindung. Damit kann die Einzelüberwachung mehrerer Tiere innerhalb einer Herde durch kleinere Geräte kostengünstig realisiert werden.
Ein ebenfalls im Trackergehäuse verbauter Beschleunigungssensor dient dazu, das Aktivitätsniveau der Tiere zu bestimmen. Bei Überschreiten der hinterlegten Aktivitätsgrenzen wird ebenfalls eine Alarmmeldung an den Anwender abgesetzt.
Fazit
Die Anwendung versetzt den Tierhalter in die Lage, standortunabhängig Informationen über den Aufenthaltsort und (Bewegungs-)Zustand seiner Herde zu gewinnen. Insbesondere im Fall eines Ausbruchs der Herde oder beim Eindringen von Aggressoren in das definierte Areal kann diese automatische Datenübermittlung einen entscheidenden zeitlichen Vorteil verschaffen und das Ergreifen gezielter Maßnahmen ermöglichen. Ob und in welchem Umfang Tierverluste und Folgeschäden dadurch vermieden werden können, bleibt Gegenstand der weiteren Erprobung dieses und verwandter Systeme.
Die Ergebnisse der dritten und letzten Proberodung in diesem Jahr deuten trotz der Trockenheit auf etwa durchschnittliche Rübenerträge hin. Allerdings wird es je nach gefallenem Niederschlag regional sehr große Unterschiede geben. Ob die Erwartungen erfüllt werden, hängt im Wesentlichen von den zukünftigen Regenmengen ab.
Die extrem trockenen und harten Böden werden hohe Anforderungen an die Rodequalität stellen. Eine schonende und verlustarme Rodung ist besonders unter diesen Bedingungen eine große Herausforderung, denn die Rüben brechen sehr leicht, und sie sind aufgrund der harten Böden häufig sehr weit herausgewachsen. Es wird je nach Bodenzustand diesmal darauf ankommen, durch eine angepasste Fahrgeschwindigkeit Bruchverluste zu vermeiden und minimal zu köpfen beziehungsweise gut zu entblatten. Weiterhin ist eine schonende Rübenreinigung zur Vermeidung von Beschädigungen der Rüben und daraus resultierenden Zuckerverlusten von entscheidender Bedeutung.
Besonders in diesem sehr trockenen Jahr wird häufig hinterfragt, ob der Frühlieferausgleich der Nordzucker den bei einer sehr frühen Rodung entgangenen Ertragszuwachs ausgleicht. Diese Frage kann mit Ja beantwortet werden. Durch den Frühlieferausgleich wird ein Ertragszuwachs von etwa 0,5 t/ha und Tag kompensiert. Langjährige Versuche der Arge Nord ergaben dagegen nur einen durchschnittlichen Zuwachs von etwa 0,4 t/ha. Darüber hinaus wird der Frühlieferausgleich ab dieser Kampagne um zirka 35 % angehoben, um den höheren Rübenpreisen Rechnung zu tragen. Somit hat der Landwirt bei einer frühen Rodung keinen finanziellen Nachteil.
Seit dem 1. September werden in Schladen auch Ökorüben aus Schleswig-Holstein angenommen. Die ersten Rübenerträge lagen zwischen 50 und 60 t/ha bei einem Zuckergehalt von etwa 17 %. Ab dem 12. September werden dann auch die konventionell angebauten Rüben aus Schleswig-Holstein in die Zuckerfabrik nach Uelzen gefahren. Ebenfalls in der nächsten Woche werden die ersten Biogasanlagen mit Rüben beliefert.
Nach zwölf Jahren stand beim Landesbauerntag ein neuer erster Mann auf dem Podium, und Werner Schwarz (CDU) saß während der Hauptreden im Landtag als neuer Minister für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz. Denn in der Sitzungswoche herrscht Anwesenheitspflicht im Landesparlament. Tobias Goldschmidt (Grüne), der neuer Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur, fehlte aus gleichem Grund. Er hatte nach Auskunft seines Büros auch später keinen Besuch der Norla im Terminkalender.
Die Stimmung unter den Teilnehmern und Gästen war gut und die Neugierde auf den neuen Landesbauernpräsidenten Klaus-Peter Lucht groß. Es ist viel zu trocken, aber die Ernte war gut und die Preise stimmen bis auf den Schweinesektor, der schlimm im Argen liegt. Dabei ist traurigerweise der Preisanstieg mit dem Krieg in der Ukraine, Ernährungsengpässen und Versorgungsproblemen verbunden. Im Milchsektor sind die Preise derart gestiegen, dass die Biobranche beinahe abgehängt wird. Selbst der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) beschränkte sich beim Bauerntag auf eine gesungene Protestnote vor der Deula-Halle. Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Alt Duvenstedt versprühte frischen Wind, klang noch schmissiger als sonst und begleitete den Landesbauernpräsidenten mit rockigen Tönen auf der Bühne.
Die lange Begrüßung durch den neuen Präsidenten stellte manch einen auf die Probe. Denn Lucht ist hervorragend vernetzt, begrüßte die Gäste auf seine persönliche Art und zeigte Wertschätzung. Ansonsten hielt er sich nicht lange auf mit Floskeln oder bildhaften Darstellungen. Er kam direkt zur Sache, das ist eines seiner herausstehenden Markenzeichen. Er zog eine Bilanz der vergangenen Jahre, in denen der Bauernverband eine starke Kommunikationsbasis geschaffen hat als Grundlage für Austausch und Zusammenarbeit, die er fortführen und ausbauen will. „Ich will in den gut fünf Jahren etwas bewegen“, versprach Lucht den Landwirten. Er sprach den Dialogprozess „Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein“ mit seinen 24 Abschlussthesen an, das Positionspapier des Bauernverbandes bis hin zur Allianz für den Gewässerschutz als Kooperationsprojekt zwischen Verbänden und Ministerium.
Auch Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) betonte den Austausch auf Augenhöhe. Lucht reichte ihm als neuer Landesbauernpräsident die Hand. Das hat Tradition und wurde jetzt beim x-ten Bauerntag praktiziert. Die Bäuerinnen und Bauern im Land freuen sich sicher, wenn auf Augenhöhe gesprochen wird und eine Tür aufgeht, die Richtung klar ist und die ausgestreckten Hände dann auch handfeste Lösungen.
Mechthilde Becker-Weigel Foto: Archiv
Der Ministerpräsident hat erkannt, worum es geht, als er sagte, die Herausforderungen bei Ernährungssicherheit und Klimaschutz ließen sich nur gemeinsam meistern. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und möglicher Nahrungsmittelknappheit weltweit werde die überlebenswichtige Arbeit in der Landwirtschaft mehr als deutlich. Diese Erkenntnis und die direkte Art des neuen Landesbauernpräsidenten könnten eine gute Kombination sein. Lucht hat noch eine Wahl vor sich, Günther eine Legislaturperiode. An die Arbeit!
Mit einer vorsichtig geschätzten Verdoppelung der bisherigen Nitratkulisse in Schleswig-Holstein rechnet das Landesministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) bei der aktuellen Überarbeitung der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Gebietsausweisung (AVV GeA) mit Änderung der Landesdüngeverordnung (LDüV). „In jedem Fall wird die Kulisse größer, würde sie das nicht tun, hätten wir ein massives Problem gegenüber der Europäischen Kommission“, erklärte Dr. Anita Peter vom MEKUN beim Gewässerschutzforum auf der Norla.
Bereits 2020 hatte Deutschland die Düngeverordnung novelliert, die Ausweisung der Nitratgebiete mit der AVV GeA 2020 vereinheitlicht und ein Wirkungsmonitoring eingeführt, um zu zeigen, dass die Vorschriften und Maßnahmen der Düngevordnung greifen, Verbesserungen im Nährstoffmanagement und somit auch in den Gewässern ankommen. Diese Änderungen waren notwendig, da Deutschland 2018 vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) ein Vertragsverletzungsverfahren wegen unzureichender Umsetzung der Nitratrichtlinie verloren hatte und massive Strafzahlungen drohten.
Die EU-Kommission teilte Deutschland 2020 mit, das Verfahren ruhend zu stellen, sollten die von 2018 geforderten drei Bedingungen (schärfere DüV, einheitliche Gebietsausweisung und Einführung eines Wirkungsmonitorings) umgesetzt werden. 2021 schaute sich die Kommission das Ergebnis an und war nicht zufrieden. Sie fürchtete, dass der Gewässerschutz durch die Umsetzung der überarbeiteten AVV und DüV immer noch nicht ausreichend umgesetzt wird. Konkret kritisierte die Kommission, dass die Nitratgebiete zu klein geworden sind, „was vor allem Schleswig-Holstein betrifft“, so Anita Peter. Des Weiteren gefiel der Kommission nicht, dass Rote Messstellen, also Grundwassermessstellen, die eine Nitratüberschreitung aufweisen, außerhalb Roter Gebiete liegen. Nach EU-Verständnis müssten sie innerhalb der Gebiete liegen. Auch sei der endliche Nitratabbau (Denitrifikation) bei der Gebietsausweisung nicht berücksichtigt worden, lautete ein weiterer Kritikpunkt. „Man kann ja nicht so tun, als gibt es diese Einträge nicht, nur weil das Nitrat im Grundwasser abgebaut wird“, gab die Referentin die Sichtweise der EU-Kommission wieder. Künftig müsse der Abbau bei der Gebietsausweisung mit berücksichtigt werden, so eine Forderung der Kommission an Deutschland. Auch dürften landwirtschaftliche Emissionen (Nährstoffbilanzen) bei der Gebietsausweisung nicht berücksichtigt werden.
Dr. Anita Peter vom MEKUN Foto: Iris Jaeger
Mit diesen Vorgaben der EU-Kommission fand Anfang des Jahres ein intensiver Arbeitsprozess zwischen Bund und Ländern statt, um eine neue AVV in den Ländern zu erarbeiten und die Kritikpunkte auszuräumen. „Geschieht dies nicht, droht unmittelbar das Zweitverfahren und es werden hohe Strafzahlungen von knapp einer Million Euro pro Tag rückwirkend ab 2018 fällig“, erklärte Anita Peter den Forumszuhörern.
Was wird sich also mit der überarbeiteten AVV ändern? „Die Kulisse in Schleswig-Holstein wird auf jeden Fall größer werden“, so die Referentin. Ein Grund dafür sei der Wegfall der Emissionsmodellierung bei der Gebietsausweisung, Nährstoffbilanzen würden demnach nicht mehr berücksichtigt. Berücksichtigt werde hingegen künftig die Denitrifikation. „Wir haben in Schleswig-Holstein schon seit vielen Jahren Messungen vorgenommen, mit denen wir den Nitratgehalt vor dem Abbau bestimmen können.“ Neu sei verpflichtend aufgenommen worden, dass Einzugsgebiete von Trinkwasserentnahmestellen bei der Gebietsausweisung als nitratbelastetes Gebiet berücksichtigt werden müssen, sollten belastbare Datengrundlagen für eine Nitratüberschreitung vorliegen. „Auch das wird die Kulisse vergrößern“, ist sich Anita Peter sicher. Eine weitere Änderung betrifft eher das Land und weniger die Landwirtschaft. Die Messstellendichte muss bis 2024 auf eine Messstelle pro 50 km2, in geologisch heterogenen Bereichen auf eine Messstelle pro 20 km2 ausgebaut werden. Spätestens ab 2028 muss ein geostatistisches Verfahren zur Gebietsausweisung angewendet werden. Die überarbeitete AVV GeA, die die Kritikpunkte der Kommission ausräumen soll, ist am 17. August in Kraft getreten, bis zum 30. November müssen die Bundesländer entsprechend der neuen AVV die Nitratgebiete überarbeitet und die Landesdüngeverordnung angepasst haben. Der Zeitplan für Schleswig-Holstein sieht vor, bis nächste Woche Donnerstag (15. September) das Erstellen der Nitratkulisse zu finalisieren, ab dem 16. September startet die Verbändeanhörung zur neuen Landesdüngeverordnung (keine inhaltlichen Änderungen außer der neuen Nitratkulisse), im November soll die Veröffentlichung der LDüV im Amtsblatt sowie die Veröffentlichung der Nitratkulisse im Internet erfolgen.
Info
Für Tier haltende Betriebe, aber auch für Biogasanlagen, kann das Separationsverfahren eine interessante Alternative darstellen, um die Transportwürdigkeit des Wirtschaftsdüngers in Form der festen Phase zu erhöhen, dadurch den vorzuhaltenden Lagerraumbedarf zu verringern und zudem in der flüssigen Phase einen für den eigenen Betrieb sehr vorzüglichen Dünger für den Futter- beziehungsweise Ackerbau zu erhalten. Mit der Broschüre „Aufbereitung von flüssigen Wirtschaftsdüngern – Schwerpunkt Separation“ informiert die Allianz für Gewässerschutz über Technik und Verfahren, gibt Hinweise für Ackerbaubetriebe und Biogasanlagenbetreiber, stellt die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen dar und benennt Ansprechpartner in der Region. Somit kann sie als Grundlage zur Entscheidung über den Einsatz einer Separation von Wirtschaftsdüngern auf den Betrieben dienen. allianz-gewaesserschutz.de
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte zum Spitzengespräch Energie am Dienstag in das Kieler Hotel Maritim geladen. Neben Vertretern von zirka 30 Verbänden und Organisationen aus Wirtschaft, Kommunen, Sozialwesen, Wohnungs- und Landwirtschaft war das Kieler Kabinett vollständig anwesend. Mehr als dreieinhalb Stunden wurde beraten, wie eine Gasmangellage durch Einsparung von mindestens 20 % vermieden werden kann.
Der erste Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Ludwig Hirschberg, skizzierte dabei die Lage der Landwirtschaft, die daraus resultierenden Risiken und welche Beiträge zur Lösung die Landwirtschaft möglicherweise beisteuern könnte. Im Rahmen einer kurzen Situationsbeschreibung stellte er unter anderem die verheerende Situation der Veredelungsbetriebe und die Unsicherheiten im Ackerbau dar. So verwies er auf erhebliche Mengenprobleme und Preisexplosionen unter anderem bei mineralischem Dünger und die möglichen Konsequenzen daraus für die nächste Ernte.
Schon aus Tierschutzgründen seien Schweine und Geflügel haltende Betriebe auf Heizenergie angewiesen. Für den Bereich der Milchproduktion erläuterte Hirschberg die Sensibilität der Kühlketten und den Energiebedarf bei der Weiterverarbeitung. Mögliche Ansätze zur Milderung der Energiekrise müssten jedoch politisch flankiert werden, so Hirschberg. Denkbar seien beispielsweise eine Erhöhung der Restfeuchte von Getreide auf bis zu 15,5 %, die Substitution von Mineraldünger durch Wirtschaftsdünger, die Erhöhung des Lkw-Gesamtgewichts auf 44 t, der Verzicht auf das Pelletieren von Futtermitteln (soweit auf Landwirtsseite verarbeitbar) und keine Zugewinnbesteuerung bei Biogasanlagen, um Investitionen nicht auszubremsen. Hirschberg wies auch darauf hin, dass hohe Energiepreise in Verbindung mit Mindestlöhnen, Auflagen et cetera bereits jetzt in der Landwirtschaft zu Betriebsstilllegungen führten und die Versorgung insgesamt gefährdeten. Eine Entlastung über beispielsweise eine Aussetzung der CO2-Steuer oder Stromsteuer sei sinnvoll und geboten.
Die Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Ute Volquardsen, wies ergänzend auf die besonderen Probleme beim Anbau unter Glas und der Lagerung von Obst und Gemüse in Kühlhäusern hin. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) sagte in seinem Statement zu, sich für eine Sicherstellung der Gasversorgung im nachgelagerten Bereich einzusetzen.
Das Gespräch soll Startpunkt für einen weiteren intensiven Austausch sein.
Dieselfahrzeuge auf einen Mehrstoffbetrieb umzurüsten bietet laut Ingo Börner, Geschäftsführer der Firma Cleantec aus Westerhorn im Kreis Pinneberg, mehrere Vorteile. Verringerte Treibstoffkosten und Emissionen, günstigere Steuersätze oder etwa die Mautbefreiung ab 7,5 t zählten dazu. Auf der Norla stellte Börner den Mehrstoffbetrieb zum Nachrüsten bei einem John Deere 7250 R vor.
„Der Umrüstsatz ist geeignet, um aus jedem Diesel-Kolbenmotor, der in Schleppern, in Lkw, in Binnenschiffen oder auch in Eisenbahnen verbaut ist, einen Zweistoffmotor zu machen“, erklärt Börner. Der Motor starte zunächst allein mit Diesel. Nach der Aufwärmphase beziehungsweise dem Erreichen der Betriebstemperatur werden durch das Eindüsen im Verhältnis von 60 bis 70 % Biomethan (alternativ Bio-LNG oder auch LPG) zu 30 bis 40 % Diesel beide Kraftstoffe gleichzeitig verwendet. Ist der Gastank leer, erhält der Fahrer eine Information darüber und kann fortan allein mit Diesel weiterfahren. „Wir haben eine praktikable Lösung und eine schnelle Möglichkeit der Umrüstung und Akzeptanz bei den Nutzern angestrebt. Das System ist durch die Regelung ECE R 143, eine Homologation, zugelassen, also eine Zulassung, die fast weltweit akzeptiert ist.“
Steuerung regelt Mischbetrieb
Zur Reichweite rechnet Börner vor: „Es handelt sich um einen Mischbetrieb. Beim genannten 60- bis 70-prozentigen Gasanteil ist davon auszugehen, dass man mit Bio-LNG – bei gleicher Brennwertleistung wie Diesel – in dieser Größenordnung auch die Reichweite erhöht.” Die Drehmomente blieben gleich, die Temperaturen im Motor ähnlich. „Es wird zeitgleich eingedüst. Eine Steuerung regelt im Ansaugtrakt, dass eine bestimmte Menge Gas eingedüst wird, sodass der Motor nicht überfordert, die Temperaturen eingehalten und die Motortechnologie nicht zusätzlich belastet wird“, erläutert Börner. Es gehe nicht nur darum, die Praktikabilität zu gewährleisten, sondern auch um die Frage, wie ein Dieselmotor mit zwei Stoffen sinnvoll und kostenbewusst weiterbetrieben werden könne. „Letztlich lässt sich jeder Kolbenmotor mit alternativen Antrieben als Mehrstoffantrieb betreiben – egal ob 60 oder 6.000 PS“, schildert Börner.
Umbau mit externen Gastanks
Der Eingriff in die Technik fällt dabei weniger umfangreich aus, als man vermuten könnte: Verbaut wird ein Steuergerät mit entsprechenden Verknüpfungen zur bereits vorhandenen Zentralsteuerung. Zudem werden Gasleitungen verlegt, eine externe Tankanlage verbaut und der Zulassungsprozess für das gesamte Fahrzeug über die Eintragung in die Papiere mit einer entsprechenden Abnahme sowie Gasprüfung durchgeführt. Die Gasbehälter werden dabei in der Front- oder Heckhydraulik mitgeführt. Die Besonderheit: Bis zu einem Behältervolumen von 330 l dürfen sie fest mit dem Traktor verbunden sein. Beim vorgestellten 550 l fassenden Tank darf die Verbindung zwischen Tank und Fahrzeug aufgrund rechtlicher Vorgaben erst auf dem Acker hergestellt werden. Auf der Straße fährt die Maschine dann allein mit Diesel. Eingesetzt werden können Gastanks unterschiedlicher Größe. Dabei sei nicht nur ein einzelner Tank denkbar, sondern ein ganzes Logistikkonzept, wie Börner sagt, bei dem etwa zwei oder drei Tanksysteme vorgehalten werden, „um nicht mittags wieder vom Schlag fahren zu müssen“.
Die Umrüstung des gesamten Systems nehme etwa 2,5 bis maximal drei Tage in Anspruch und werde von Umrüstteams vor Ort oder in Werkstätten, die das Unternehmen derzeit autorisieren lässt, vorgenommen. Abhängig von der Größe der Maschine lägen die Investitionskosten zwischen 15.000 und 30.000 €. Allerdings führe die Umrüstung zu einem Garantieverlust der Hersteller. Als Alternative biete das Unternehmen eine Maschinenversicherung und in Zusammenarbeit mit einer großen Versicherungsgesellschaft die Möglichkeit, Rückruf und Garantie dort zu generieren, an.
Die Idee des Mischbetriebs aus Diesel und im Idealfall lokal erzeugtem Kraftstoff aus Biogasanlagen ist für Börner die richtige: „Dies wird ein realer, machbarer Weg sein, denn andere Technologien wie Elektro- und Wasserstoffbetrieb benötigen noch Jahre der Entwicklung. Die Infrastrukturen sind dort noch lange nicht so weit, dass man sie auch für Landmaschinen einsetzen kann.”