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Ukraine: Landwirtschaft im Krieg

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Aktuell mehren sich Berichte über verstärkte russische Aktivitäten am Frontabschnitt bei Cherson. Einen Eindruck vom Zustand der Landwirtschaft im Oblast gab Dmytro Yunusov, Direktor des Amtes für Landwirtschaftliche Entwicklung und Bewässerung in Cherson, bei seinem in Besuch in Kiel als Mitglied der Delegation, die am 28. November 2024 zu Gast zu Gesprächen bei Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) war.

Die Situation der Bevölkerung und der Zustand der Landwirtschaft in den ehemals und noch besetzten Regionen der Ukraine sei besorgniserregend, schilderte Dmytro Yunusov aus eigener Erfahrung: „Cherson ist Hauptkampfgebiet. Die Stadt wird täglich von Drohnen angegriffen, jeden Tag sterben Kinder, Frauen und Männer.“ Die Delegation besuchte Kiel an dem Tag, als die gesamte Ukraine und die Stadt Cherson unter besonders starkem Beschuss durch Drohen standen.

Fruchtbare Getreide- und Gemüseanbauregion

Die Region Cherson im Mündungsdelta des Dnipro ins Schwarze Meer ist traditionell ein agrarisch starkes Anbaugebiet für Gemüse und Getreide und zählt zu den drei Regionen mit dem größten Anbau von Weintrauben, Sonnenblumen, Melonen und Weizen. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wurde die südukrainische Stadt Anfang März 2022 von den russischen Streitkräften eingenommen und stand fortan unter russischer Besatzung. Angesichts einer ukrainischen Gegenoffensive ab Sommer 2022 zogen sich die Russen Anfang November 2022 aus der Gegend um Cherson zurück, zerstörten dabei einen Großteil der kritischen Infrastruktur.

howka-Staudamms im Juni 2023 wurden 7.000 ha Land überflutet und 25.000 ha Agrarland waren nicht mehr nutzbar. In den nächsten Jahren wird die fehlende Bewässerung den Obst- und Gemüseanbau deutlich erschweren und stellenweise unmöglich machen.

Nach der Besetzung durch die russischen Angreifer hätten 50 % der Landwirte ihre Betriebe verlassen und seien geflohen, berichtete Yunusov. Die Betriebe seien von Vertretern der Besatzungsmacht oder von Kollaborateuren übernommen worden, die auf die Seite des Feindes gewechselt hätten. Viele Landwirte, die das Land verließen oder eine Kooperation mit den Besatzern ablehnten, hätten ihr gesamtes Vermögen verloren. Die Betriebe und Vermögen wurden von den Russen nationalisiert, also verstaatlicht, oder Kollaborateuren übergeben.

Getreide und Maschinen wurden geklaut

Ende 2024 war nach Einschätzung von Yunusov ein Drittel der Landfläche wieder befreit, das waren schätzungsweise 520.000 ha. 1,2 Mio. ha sind weiter besetzt. Das erste Problem, das sich beim Abzug der Russen ergab, war die Verminung der Felder, das betraf die gesamte Fläche. Von den 520.000 ha, die zurückgewonnen werden konnten, wurden 376.000 ha von Minen geräumt.

Was fehlt, ist Technik. Die Russen haben die Betriebe gestürmt, das Getreide aus den Silos abgefahren, die Technik gestohlen und alles auf das gegenüberliegende Dnipro-Ufer geschafft, viele Maschinen wurden dabei vernichtet. Durch den Getreidediebstahl fehlt Geld und vielen Betrieben Saatgut. Die ukrainische Verwaltung hilft, so gut es geht, doch kann die Unterstützung nicht ausreichen, um in Kriegszeiten fehlende Maschinen zu ersetzen.

Business-Modell für Techniküberlassung gesucht

Durch ein Unterstützungsprogramm privater Geber, den Victory Harvest Found, konnten 2024 in der Region 50 Mähdrescher und 15 Traktoren der Firmen John Deere und New Holland zur Verfügung gestellt werden. Victory Harvest wird ausschließlich durch die US-amerikanische Familienstiftung Howard G. Buffett Foundation finanziert.

Die staatliche Unterstützung liegt nach Aussagen des Direktors für Landwirtschaftliche Entwicklung bei 15 bis 25 % der Anschaffungskosten, wenn ukrainische Technik übernommen und im Inland gekauft wird.

„Aber das Maschinenangebot reicht bei Weitem nicht aus“, konstatiert Yunusov. „Wir bräuchten ein Business-Modell für die Überlassung gebrauchter Technik aus dem Ausland, damit es mit der Landwirtschaft hier weitergehen kann. Damit Familienbetriebe mit 50 bis 100 Hektar weiterarbeiten und zur Versorgung beitragen können.“ mbw

Litauen geht gegen Raubgetreide vor

Litauen, die Ukraine und Großbritannien wollen Russlands Handel mit Getreide aus den besetzten Gebieten der Ukraine unterbinden. Um die illegale Ausfuhr über den Transit durch den litauischen Seehafen in Klaipėda zu bekämpfen, soll dort die Herkunft des Getreides festgestellt werden. Der litauische und der ukrainische Landwirtschaftsminister sowie der britische Agrarstaatssekretär unterzeichneten am Rande des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) in Berlin eine Absichtserklärung.

Britische Technik soll dabei unterstützen, den Anbauort des Getreides zu bestimmen. Russland und „andere Länder mit erhöhtem Risiko“ sollen außerdem gesetzlich zum Nachweis der Herkunft von Getreidelieferungen verpflichtet werden.

Das litauische Klaipėda ist ein zunehmend wichtiger Umschlagplatz für ukrainische Güter. Im Herbst 2023 wurde eine Transitroute für ukrainische Agrarexporte durch die westlichen Grenzländer über den Hafen eingerichtet. Ende 2024 warb der litauische Verkehrsminister für den Ausbau des Schienentransportkorridors zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und der Ägäis. age

Zucht und Sport in den Holstenhallen

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Es war das dritte Turnier des neuen Vorstands des Clubs der Springreiter (CdS) in den Holstenhallen und ein voller Erfolg. Auch die neu initiierte Norddeutsche Hengstschau lockte viele Zuschauer nach Neumünster.

„Wir sind superzufrieden“, sagte Jesse Luther, zweiter Vorsitzender des CdS, am Sonntag. Der Wittmoldter, Kreis Plön, konnte am dritten Turniertag durchatmen. Aufgrund der 1.800 Nennungen hatten er und die anderen Organisatoren entschieden, den Sonntag zum Amateurtag zu machen und die Jungpferdeprüfungen erst am Montag durchzuführen. „So können alle Profis zu Hause noch einmal ihre Youngsters vorbereiten“, erklärte er.

Auch Luther und sein Vorstandskollege Philipp Battermann-Voß aus Schülp, Kreis Rendsburg-Eckernförde, zogen dies in Erwägung. So guckten die Organisatoren nur in den Holstenhallen vorbei, um sicherzustellen, dass alles gut lief, und kümmerten sich dann um ihre Betriebe und ihre jungen Pferde.

Das erste S*-Springen hatte am Freitag die erst 16-jährige Vieca Sofie Bade mit Chades of Grey gewonnen. Ihre Erfolgsstute hatte die Reiterin aus Braderup, Kreis Nordfriesland, 2022 bereits in der Altersklasse der Children zur Teamgoldmedaille bei den Europameisterschaften geführt. Nun gehört das Paar zum Nachwuchskader der Junioren und macht regelmäßig auf sich aufmerksam. In Neumünster waren sie fehlerfrei und vor allem schnell: Ihre 51,52 s waren nicht zu schlagen. Lennert Hauschild und Cornochina holten in 52,34 s den Sieg in der zweiten Abteilung.

Die drittschnellste Zeit (52,38 s) lieferte Hannes Ahlmann mit dem Holsteiner Wallach Cayadino. Damit hatte sich Ahlmann anscheinend nur warm gelaufen, denn am Sonnabend gewann er das Springen der Klasse S* mit Stechen, das zugleich als Qualifikation für die nationale Tour bei den VR Classics fungierte. Die 30 Besten dürfen zwei Wochen später also wieder in den Holstenhallen reiten – darunter auch Jesse Luther und Philipp Battermann-Voß sowie die Vortagessiegerin Vieca Sofie Bade. „Das Wochenende mit einem Sieg abzuschließen, war natürlich besonders schön“, freute sich Ahlmann, der sich nun sehr motiviert fühlt und bei den VR Classics „vorn angreifen“ will.

Doch Hannes Ahlmann war nicht nur von seinem Sieg begeistert. „Das war eine sehr gelungene Veranstaltung. Ein tolles Turnier und eine super Hengstschau mit viel Potenzial“, sagte der 23-Jährige. Mit der Hengstschau hätten die Initiatoren etwas Großes ins Leben gerufen. „Das wird sich etablieren“, war er sich sicher.

Der kurzfristigen Einladung zur Hengstschau am Freitag waren mehrere Stationen gefolgt, und so wurden 27 Vererber unterschiedlichster Altersklassen präsentiert. Los ging es mit dem jüngsten Hengst, dem vierjährigen Explosion unter dem Sattel von Rasmus Lüneburg aus Hetlingen, Kreis Pinneberg. Der Sohn des Eldorado van de Zeshoek aus der Lüneburg‘schen Familienzucht beeindruckte durch seine Rittigkeit, seine große Galoppade und einen Sprung mit viel Kraft. Es war schön zu sehen, wie viel Ruhe und Vertrauen Lüneburg dem Hengst vermitteln konnte. Explosion ist auf dem Gestüt Hof Osterrade in Bovenau, Kreis Rendsburg-Eckernförde, stationiert.

Weitere Hengste kamen von der Station Ahlmann, dem Holsteiner Verband, dem Stall Witt in Wellinghusen, Kreis Nordfriesland, dem Gestüt Settmarshausen sowie dem Ausbildungsstall Gerdes, beide aus Niedersachsen. Sogar die Deckstation Schockemöhle hatte Hengste entsandt.

Die liebevoll inszenierte Vorführung der Vererber gipfelte in einem Barrierewettspringen von Ahlmann im Sattel von Armisson und Battermann-Voß mit Lyotard. Beide Reiter präsentierten ihre Sportpartner fehlerfrei und entspannt über 1,60 m.

Vor der Hengstschau hatten die Veranstalter zu einem Klönschnack in der Stallgasse geladen. „Es war rappelvoll“, freute sich Luther, und auch Ahlmann resümierte: „Der Talk war sehr spannend.“ Unter den rund 1.500 Zuschauern seien auch viele Züchter gewesen. Darauf will der CdS nun aufbauen. „Eigentlich soll das Herbstturnier die Leuchtturmveranstaltung sein“, erklärte Luther. Ob das bei dem Zuspruch so bleiben kann, muss abgewartet werden. „Es wird wohl noch mehr werden“, vermutete der Reiter. Erst einmal sind die Organisatoren sehr froh, dass die Sponsoren die Veranstaltung möglich gemacht haben und nun nicht nur sie selbst, sondern vor allem Reiter, Züchter und Zuschauer zufrieden sind.

Keine Langeweile unterm Blätterdach

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Wenn Bäume älter werden, beschatten sie mit ihren umfangreichen Kronen größere Teile des Gartens. Man kann daraus das Beste machen, denn eine ganze Reihe Stauden und Zwiebelblumen liebt lichten Baumschatten. Mit richtiger Pflanzenauswahl und passender Bodenvorbereitung steht der Unterpflanzung nichts im Weg.

Eines gleich vorweg: Flach wurzelnde Bäume wie Fichte, Birke oder Spitzahorn nachträglich zu unterpflanzen, ist eine heikle Angelegenheit. Ihre Wurzeln durchdringen den Oberboden intensiv und machen es der Unterpflanzung schwer. Anders sieht es dagegen bei Tief- und Herzwurzlern wie Eiche, Kiefer, Apfelbaum und Vogelbeere aus. Sie lassen sich mit geeigneten Arten gut unter­pflanzen.

Die Frühjahrsblüher dieser Rabatte erhalten während der Blütezeit ausreichend Sonne. Ab Mai schließt sich das Blätterdach. Foto: Karin Stern

Im Frühjahr dringt die Sonne durch die noch unbelaubten Baumkronen bis zum Boden. Dem natürlichen Vorbild entsprechend sind hier Zwiebelblumen und bodendeckende Stauden bestens aufgehoben. Sie blühen beizeiten, bevor sich das Blätterdach ab Mai über ihnen schließt. Besonders hübsch wirken hier die dichten Blütenteppiche des Blausternchens (Scilla). Die zart erscheinende, aber sehr robuste Zwiebelblume blüht weiß oder blau in der Zeit von Februar bis April. Schnell verwildert das Blausternchen über Tochterzwiebeln und Selbstaussaat, ohne dabei lästig zu werden. In der Nachbarschaft machen sich Schneeglöckchen (Galanthus) und Elfenkrokus (Crocus tommasianus) gut. Tipp: Nach dem Kauf zur herbstlichen Pflanzzeit die Zwiebeln schnell in den Boden bringen, sie trocknen leicht aus.

So üppig kann es Ende April unter Baumkronen zugehen. Foto: Karin Stern

Auch das Balkan-Windröschen (Anemone blanda) mag einen Platz unter Laugehölzen. Dieser hübsche Frühjahrsblüher sollte wirklich in keinem Garten fehlen. Als Faustregel für die Pflanzung gilt: zweimal so tief wie die Knolle hoch ist. Vor der Pflanzung werden die Knollen einige Stunden in zimmerwarmem Wasser eingeweicht. Anemone blanda liebt einen humosen, frischen Boden. Nach der Blüte von März bis April zieht der Frühlingsblüher vollständig ein. Die blau blühende Sorte ‚Blue Shades‘ passt toll zu gelben Nachbarn. Die weiß blühende ‚White Splendour‘ blüht sogar länger als die blauen Sorten.

Ergänzen lassen sich die Zwiebelblüher mit Stauden wie der Golderdbeere (Waldsteinia ternata) oder dem Lungenkraut (Pulmonaria). Die Golderdbeere verträgt klaglos Trockenheit und bildet mit oberirischen Ausläufern dichte Teppiche. Sie schmücken sich von April bis Mai mit gelben Blüten. Das Lungenkraut öffnet je nach Witterung bereits im März seine Blüten. Die bienenfreundliche Staude ist im Aufblühen rosa, später blauviolett. Bevorzugt wird ein frischer, feuchter und kalkhaltiger Boden.

Selbst im Sommer erreicht die Sonne den Bereich unter hohen Baumkronen oft für ein paar Stunden am Tag. Dies ist für viele pflegeleichte Bodendecker schon ausreichend. Zu nennen sind hier Elfenblume (Epimedium), Kleinblättriges Immergrün (Vinca minor) oder der Teppich-Hartriegel (Cornus canadensis). Er wächst nur 20 cm hoch und verbreitet sich über unterirdische Wurzelausläufer. Für ein gutes Gedeihen ist jedoch ein feuchter, schwach saurer Boden mit hohem Humusgehalt vorteilhaft. Unter diesen Voraussetzungen erfreut man sich im Juni an den cremeweißen Blüten, aus denen sich zahlreiche rote Früchte entwickeln.

Balkanstorchschnabel bildet einen dichten Teppich, der Unkraut keine Chance lässt. Foto: Karin Stern

Unbedingt empfehlenswert ist auch der Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum), der bestens auf durchlässigem, trockenem und nicht zu nährstoffreichem Boden zurechtkommt. Der lichte Schatten unter Baumkronen reicht meist auch Hortensien und Clematis aus. Es lohnt sich, ein wenig zu experimentieren. Tipp: Clematis ‚Nelly Moser‘ klettert bis zu 3 m am Baumstamm hoch.

Der Bereich unter Gehölzkronen lässt sich abwechslungsreich gestalten. Purpurglöckchen, Kaukasus-Vergissmeinnicht, Elfenblume und Bergenie bilden eine attraktive Gemeinschaft. Foto: Karin Stern
Rhododendron, Purpurglöckchen, Lenzrose und Funkie harmonieren perfekt miteinander. Foto: Karin Stern

Am Rand der Baumscheibe wird der Boden meist mit Regenwasser etwas besser versorgt. Hier fühlen sich Funkie (Hosta), Purpurglöckchen (Heuchera), Große Sterndolde (Astrantia major), Fingerhut (Digitalis purpurea) und Nelkenwurz (Geum coccineum) wohl. Wunderbar lässt sich auch mit verschiedenen Blattformen spielen. Gefiederte Farnwedel stehen im spannenden Kontrast zu Stauden mit großflächigem Laub. Man kann sich zudem die gestalterischen Vorteile zunutze machen, die sich durch Verwendung unterschiedlicher Wuchshöhen ergeben. Besonders ansprechend wirkt eine ausgewogene Gemeinschaft aus Blüten- und Blattschmuckstauden in Begleitung von Ziergräsern und Farnen. Der langlebige Regenbogenfarn ‚Metallicum‘ (Athyrium niponicum) bringt mit seinen effektvoll gefärbten Wedeln Abwechslung ins Grün. Aufhellend wirken auch die cremeweißen Blattränder der Japan-Segge ‚Variegata‘ (Carex morrowii).

Regenbogenfarn ,Metallicum‘ fällt mit seinen ausdrucksstarken Wedeln aus dem Rahmen. Foto: Karin Stern

Bei der nachträglichen Unterpflanzung kommt es vor allem auf gute Startbedingungen für die Setzlinge an. Nach dem Entfernen von Unkraut wird die Pflanzstelle mit der Grabgabel gelockert. Tipp: Nicht umgraben, das ist sehr schwierig und verletzt Baumwurzeln. Auch das Aufschütten von Mutterboden sollte unterbleiben, da die Baumwurzeln in der Folge unter Sauerstoffmangel leiden können. Man wässert die Wurzelballen der Setzlinge gut, gießt die Fläche nach der Pflanzung an und bedeckt den Boden mit Rindenmulch. Dieser hält die Feuchtigkeit im Boden und liefert beim Verrotten wertvollen Humus. In den ersten beiden Jahren nach der Pflanzung achtet man bis Ende Juni auf eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit und entfernt regelmäßig das Unkraut. Im Frühjahr wird etwas reifer Kompost auf der Baumscheibe verteilt.

Efeu, Kleines Immergrün und Narzissen verschönern den Bereich unter den Birken. Foto: Karin Stern
Waldmeister, Fingerhut und Elfenblume sind hier miteinander kombiniert. Foto: Karin Stern


Ertragsbildung durch optimale Nährstoffversorgung

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Die optimale Frühjahrsdüngung im Winterraps ist ein zentraler Baustein für die Ertragsbildung und die Qualität der Ernte. Dabei sind sowohl der richtige Zeitpunkt als auch die Menge und Art der Düngemittel entscheidend. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Aspekte der Frühjahrsdüngung im Winterraps unter Berücksichtigung fachlicher Kenntnisse und gesetzlicher Rahmenbedingungen. Vor dem Aufbringen von wesentlichen Nährstoffmengen an Stickstoff (50 kg N/ha) oder Phosphat (30 kg P2O5/ha) mit Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultur­­substraten und Pflanzenhilfsmitteln muss eine Düngebedarfsermittlung (DBE) vorgenommen werden.

Winterraps gehört zu den Kulturen mit einem hohen Nährstoffbedarf. Insbesondere Stickstoff (N) und Schwefel (S) sind essenziell für das Wachstum, die Ausbildung von Schoten und die Entwicklung der Samen. Ein Rapskorn enthält zirka 43 % Öl und rund 17 % Eiweiß, das einen hohen Anteil der essenziellen schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein enthält. Daher ist für die Umsetzung von gedüngtem Stickstoff in diese Eiweißverbindungen eine adäquate Schwefelmenge notwendig. Der Schwefelbedarf liegt bei einem Ertrag von 40 dt/ha bei 40 kg S, wobei der im Boden mineralisierte Schwefel bei der Frühjahrsdüngung berücksichtigt werden sollte. Die Smin-Gehalte ausgewählter Standorte werden traditionell im Rahmen des Nitratmessdienstes, Teil 1 im Bauernblatt sowie auch auf der Homepage der Landwirtschaftskammer unter https://t1p.de/e69h2 veröffentlicht. Der Nitratmessdienst erscheint in Ausgabe 6.

Eine unzureichende Versorgung mit allen Nährstoffen kann zu Ertrags- und Qualitätseinbußen führen. Die Frühjahrsdüngung sollte so ausgerichtet sein, dass die über den Winter entstandene Nährstofflücke geschlossen und die Pflanze frühzeitig in ihrer Entwicklung unterstützt wird. Seitens des Handels stehen für die Frühjahrsdüngung im Raps die schwefelhaltigen N-Dünger, ASS oder SSA und weitere N-S-Düngemittel zur Verfügung. Es gibt auch Rapsdünger mit dem an typische Situationen angepassten optimalen N-S-Verhältnis von 5 zu 1.

Grundnährstoffe nicht vernachlässigen

Grundnährstoffe wie Phosphor (P), Kalium (K), Schwefel (S) und Magnesium (Mg) bilden die Grundlage für ein gesundes Wachstum und stabile Erträge. Die Höhe der Düngergabe richtet sich hier nach der Gehaltsklasse im Boden und ist in der Broschüre „Richtwerte für die Düngung“ aufgeführt. Die Nährstoffversorgung mit Kalium ist essenziell für zahlreiche Stoffwechselprozesse, einschließlich der Regulation des Wasserhaushalts. Zusätzlich trägt eine optimale Versorgung zu einer Verbesserung der Standfestigkeit und der Krankheitsresistenz bei. Der Kaliumentzug bei einem Ertrag von 40 dt/ha beträgt etwa 250 kg K2O/ha. In der Praxis wird ein Teil der Kaliumgabe häufig ins Frühjahr verschoben und kann in Kombination mit Magnesium ausgebracht werden. Im Handel sind kombinierte K2O-MgO-Düngemittel erhältlich. Die Magnesiumgabe kann auch in Kombination mit kohlensaurem Kalk verabreicht werden. Die Werte für die Grunddüngung und weitere notwendige Werte können den Tabellen im Kapitel 5 der „Richtwerte für die Düngung“ entnommen werden.

Auf richtigen Zeitpunkt der Düngung achten

Der Zeitpunkt der Düngung spielt eine entscheidende Rolle für die Effizienz der Nährstoffaufnahme und den Ertrag. Mit dem Vegetationsbeginn steigt der N-Bedarf des Rapses schlagartig an und ist mit Blühbeginn ab Mitte April bereits zu mehr als 90 % abgeschlossen. Zwischen Mitte März und Ende April nimmt der Raps in Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen täglich zirka 3 bis 5 kg N/ha auf. Dementsprechend sollte die Düngung bis zum Schossbeginn Anfang April abgeschlossen sein. Insgesamt kann Raps bis zum Blühbeginn potenziell 250 bis 280 kg N/ha aufnehmen.

Stickstoffbedarf und Düngebedarfsermittlung

Der N-Bedarf des Winterrapses variiert je nach Standort, Witterung und Ertrag. Eine präzise Düngebedarfsermittlung ist dabei unerlässlich und durch die Düngeverordnung gefordert. Diese berücksichtigt die im Herbst bereits gedüngte N-Menge. Zwei Beispielrechnungen für unterschiedlich entwickelte Rapsbestände sind in Tabelle 1 zu sehen. Die tatsächliche N-Aufnahme steht in Abhängigkeit von der Bestandesentwicklung und der Bodenbeschaffenheit. Stark entwickelte Bestände, die bereits große Mengen N im Herbst aufgenommen haben, sollten im Frühjahr reduziert gedüngt werden. Im Rahmen der DBE muss das fünfjährige Ertragsmittel als Berechnungsgrundlage zugrunde gelegt werden. Bei einem Ertragsdurchschnitt von 40 dt/ha beträgt der Stickstoffbedarfswert 200 kg N/ha. Die Nmin-Werte, die durch Bodenuntersuchungen im Frühjahr ermittelt werden, geben Aufschluss über die mineralischen N-Vorräte im Boden und müssen durch Abschläge in der DBE berücksichtigt werden. Beispiele für die Bedarfswertermittlung zeigt Tabelle 2. Weitere Fragen zur Berechnung der Düngung werden in den FAQ auf der Homepage der Landwirtschaftskammer beantwortet und sind unter folgendem Link zu finden: https://t1p.de/ex7mx

Erste Gabe: Vegetationsbeginn

Abhängig von der Witterung und der Befahrbarkeit der Böden sollte die erste N-Gabe nach Ende der Sperrfrist und pünktlich zu Vegetationsbeginn erfolgen. In dieser Phase hat die Pflanze einen hohen N-Bedarf und benötigt leicht verfügbare Nährstoffe und Energie, um die Blattmasse aufzubauen. Ziel ist es, die Grundversorgung sicherzustellen und das Wachstum frühzeitig optimal zu unterstützen. Abhängig von der Bestandesentwicklung können bereits 60 bis 70 % der Gesamtmenge an N in der ersten Gabe verabreicht werden. Hier sollte auch die Schwefelgabe erfolgen. Praxisüblich sind bis zu 2 dt/ha SSA, womit bereits 48 kg S und 42 kg N gedüngt werden. Die zweite Hälfte der ersten Gabe kann dann als N-Dünger mit reduzierter Wirkgeschwindigkeit erfolgen. Weitere Alternativen und Empfehlungen zur Gabenverteilung sind der Tabelle 3 zu entnehmen.

Zweite Gabe: Vor Schossbeginn

Die zweite Gabe sollte bestenfalls kurz vor Schossbeginn (BBCH 19/30) erfolgen. Auch hier sollte die Wahl des Düngemittels von der Witterung abhängig gemacht werden. Generell konnten für die verschiedenen N-Düngemittel in den Versuchen der Landwirtschaftskammer in der Vergangenheit keine großen Unterschiede in der Ertragsleistung festgestellt werden. Tendenziell ist Kalkammonsalpeter (KAS) etwas im Vorteil gegenüber Harnstoff, wobei sich die Effekte nicht systematisieren lassen. Diese hängen stark von der Jahreswitterung und den im Frühjahr vorliegenden Beständen ab.

Hat der Raps bereits seine oberirdische Pflanzenmasse reduziert, sollte die Gesamt-N-Menge angepasst werden. Tabelle 4 zeigt Rechenbeispiele für die gängigsten Stickstoff- und Schwefeldünger nach dem Verteilungsschema aus Tabelle 3. Sie sind beispielhaft für einen N-Bedarf von 165 kg N/ha im Frühjahr und geben in etwa die Empfehlung für die Düngung der Raps-Wertprüfungen wieder. Zudem liegt dieser Wert im Mittel der in den LSV gedüngten N-Mengen.

Düngerwahl und Applikationstechnik

Witterung und Standortbedingungen entscheiden über die Wahl der N-Zusammensetzung in den Düngemitteln. Nitratbetonte Dünger sind eher bei niedrigen Bodentemperaturen vorteilhaft, da der Stickstoff den Pflanzen sofort zur Verfügung steht. Ammoniumbetonte Dünger wirken hingegen langsamer. Die Aufnahme von Ammonium ist von der Nährstoffsituation im Boden abhängig, zudem wird es im Boden langsamer in den Wurzelraum verlagert. Dieser Prozess hängt von Umweltfaktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit und pH-Wert ab. Im Gegensatz dazu ist Nitrat sofort pflanzenverfügbar und deutlich mobiler im Boden. In Tabelle 5 sind Düngemittel und ihren Wirkungsgeschwindigkeiten aufgelistet. Die Applikation sollte so präzise wie möglich erfolgen, um Nährstoffverluste zu minimieren. Moderne Düngerstreuer mit GPS-gesteuerter Applikationstechnik können dabei helfen, die Düngung quadratmetergenau an den Bedarf des Bestandes anzupassen.

Einsatz von Wirtschaftsdüngern

Zusätzlich ist darauf zu achten, dass die Aufbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern (zum Beispiel Gülle) auf bestelltem Ackerland ausschließlich streifenförmig oder direkt in den Boden erfolgen muss. Der berechnete N-Düngebedarf kann sowohl über Mineraldünger als auch über organische Düngemittel gedeckt werden. Eine Standard-Schweinegülle weist gemäß Richtwerten folgende Nährstoffgehalte je Kubikmeter auf: 3,6 kg Gesamt-N; 2,9 kg NH4-N; 1,6 kg P2O5; 2,3 kg K2O; 0,7 kg MgO und 1,5 kg CaO. Der in der Gülle enthaltene Phosphor ist zu 100 % anzurechnen. Somit werden über eine Güllegabe von 20 m³ bereits 32 kg P2O5 und 46 kg K2O geliefert. Grundsätzlich ist nach Düngeverordnung auch der Bedarf schriftlich zu ermitteln. Dieser orientiert sich an der P-Bodenversorgung sowie den zu erwartenden Erträgen und Qualitäten. Es ist darauf zu achten, dass ab einer P-Bodenversorgung von mehr als 25 mg P2O5 (DL-Methode) die Güllemenge auf die P-Menge begrenzt werden muss, die durch die Ernteprodukte abgefahren wird. Infolgedessen kann die nötige Stickstoffmenge für Raps häufig nicht durch organische Düngung erreicht werden, sodass mineralisch nachgedüngt werden muss. Im Rahmen einer Fruchtfolgedüngung mit P kann die voraussichtliche Phosphatabfuhr für einen Zeitraum von höchstens drei Jahren zugrunde gelegt werden. Die P-Abfuhr liegt hier im gewählten Beispiel mit 40 dt/ha Rapsertrag bei 70 kg P2O5. Im Jahr der Aufbringung ist jedoch der anrechenbare Stickstoffanteil der Gülledüngung entsprechend der Tabelle in den „Richtwerten für die Düngung“ in der Bedarfsermittlung anzusetzen. Zudem ist beim Einsatz von Wirtschaftsdüngern zu beachten, dass die Obergrenze von 170 kg N/ha in der Nitrat-Gebietskulisse flächenscharf einzuhalten ist. Außerhalb der N-Kulisse gelten die 170 kg für den Betriebsdurchschnitt.

Einfluss der Herbstentwicklung

Die Bestandesentwicklung im Herbst hat einen großen Einfluss auf die Düngeplanung im Frühjahr. Stark entwickelte Bestände, die bereits eine hohe Stickstoffaufnahme im Herbst aufweisen, sollten im Frühjahr nicht zu stark angedüngt werden, da dies das Risiko für Lagerbildung und Krankheiten erhöht. Schwache Bestände hingegen profitieren von einer startbetonten N-Düngung, um die Pflanze in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Mithilfe der Frischmassemethode lässt sich der im Herbst aufgenommene Stickstoff ableiten, wodurch sich mögliche Konsequenzen für die Frühjahresdüngung ergeben können. Anhand des oberirdischen Rapsbestandes werden Zu- beziehungsweise Abschläge zum N-Düngebedarf ermittelt, die auf maximal 15 kg N/ha beziehungsweise 10 % des Düngebedarfs begrenzt sind. N-Düngezuschläge für Flächen innerhalb der N-Kulisse können gemäß § 13a Absatz 2 Satz 1 Nummer 1 nur bis in Höhe der verringerten jährlichen betrieblichen Gesamtsumme des N-Düngebedarfs zur Geltung gebracht werden. Tabelle 1 zeigt dazu einige Beispiele. Das Nachweisprotokoll zur Ermittlung der Zu- und Abschläge nach Frischmasse ist auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer bereitgestellt unter https://t1p.de/njmyw

Mikronährstoffe nicht vergessen

Der hohe Bedarf an Mangan (Mn), Bor (B), Zink (Zn) und Molybdän (Mo) spielt im Raps eine große Rolle. Die Entzüge belaufen sich pro Hektar auf 298 g B, 58 g Cu, 1.251 g Mn, 410 g Zn und 13 g Mo bei einem Kornertrag von 45 dt/ha und einem Strohertrag von 77 dt/ ha und sind den Tabellen aus den „Richtwerten für die Düngung“ zu entnehmen. Mikronährstoffe sollten daher am besten als Blattdünger mit dem Einsetzen des Schossens und dem Sichtbarwerden der ersten Knospen zum BBCH-Stadium 39/51 gegeben werden. Insgesamt sind die Hinweise der Hersteller bei der Mikronährstoffdüngung unbedingt zu beachten, insbesondere in Bezug auf die Mischbarkeit der Produkte mit Pflanzenschutzmitteln.

Fazit

Die Frühjahrsdüngung im Winterraps ist ein komplexer Prozess, der eine sorgfältige Planung erfordert. Der richtige Zeitpunkt, die optimale Nährstoffzusammensetzung und der Einsatz moderner Technologien sind entscheidend für eine erfolgreiche Ernte. Es sollte auf eine standortspezifische und witterungsabhängige Düngeplanung gesetzt werden, um den Einsatz von Düngemitteln effizient und umweltfreundlich zu gestalten. Nur durch eine präzise und bedarfsgerechte Düngung kann das volle Potenzial des Winterrapses ausgeschöpft werden.

Genossenschaftliche Agrar-Cloud-Lösungen im Fokus

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Neue gesetzliche Anforderungen, wachsende Ansprüche an Tierwohl und Nachhaltigkeit sowie steigender Dokumentationsaufwand belasten insbesondere Schweine haltende Betriebe. Viele Landwirte wünschen sich daher praktikable digitale Lösungen, die Bürokratie reduzieren, Zeit sparen und die Transparenz innerhalb der Wertschöpfungskette verbessern. Genau hier setzte das EIP-Projekt „Smart Service Zukunft“ an, das im Dezember 2024 abgeschlossen wurde.

Das Hauptziel des Projekts war es, gemeinsam mit sieben Schweine haltenden Pilotbetrieben digitale Werkzeuge zu entwickeln und in der Praxis zu testen, die den Alltag der Betriebe erleichtern und gleichzeitig den Anforderungen der Branchenstandards QS, Initiative Tierwohl (ITW) und dem Tierhaltungskennzeichnungsgesetz entsprechen. Federführend war die Vermarktungsgemeinschaft für Zucht- und Nutzvieh ZNVG eG, unterstützt durch die Fachhochschule Kiel sowie die Education and Qualification Alliance SCE mbH (EQAsce).

Umfrage zu Wünschen der Schweinehalter

Die Ausgangsbasis bildete eine bundesweite Umfrage unter Schweine haltenden Betrieben. Sie identifizierte sechs zentrale Wünsche der Landwirte an die Digitalisierung: weniger Bürokratie, weniger Papier, weniger Doppelarbeit, mehr Zeit für die Arbeit im Stall und auf dem Feld, mehr Transparenz in der Wertschöpfungskette sowie mehr Datensouveränität und Sicherheit.

Im Rahmen des Projekts wurden digitale Lösungen entwickelt, die diese Bedürfnisse aufgreifen. Die schleswig-holsteinischen Schweinehalter leisteten im Projekt durch die Konzeption und praktische Umsetzung des ersten digitalen Lieferscheins Pionierarbeit. Ein solcher wurde erstmals für ihre Bedürfnisse maßgeschneidert. Über die digitale Plattform Q-Farm HUB können Landwirte zu jeder Zeit nachverfolgen, wann Tiere transportiert werden, wann sie am Schlachthof angekommen sind und wie sie klassifiziert und bewertet wurden. Papierbasierte Lieferscheine entfallen komplett. Die relevanten Daten werden in Echtzeit an alle beteiligten Partner übermittelt. Neben Zeitersparnis und verbesserter Planbarkeit schätzen die Betriebe die einfache Handhabung des Systems.

Es konnten außerdem ein Online-Quick-Check zur Selbsteinschätzung der Wirksamkeit von Biosicherheitsmaßnahmen im Betrieb, neue digitale Weiterbildungsangebote sowie die Möglichkeit der strukturierten Datenaufnahme durch Sprachverarbeitung praktisch erprobt und bewertet werden.

Die webbasierte Cloud-Plattform Q-Farm-HUB dient dabei als Datendrehscheibe und Organisationsstruktur für den ungehinderten Datenaustausch. Der Q-Farm-HUB gibt eine Struktur zwischen EQA als Broker und Bündler-Organisationen wie die ZNVG vor. Gemeinsam stimmen sie im genossenschaftlichen Verbund innerhalb der Wertschöpfungskette ab, wie zukünftig gesetzlich geforderte Erklärungen, Nachweise und Zertifikate an öffentliche Stellen weitergeleitet werden. Ein weiterer Vorteil: Die Plattform ermöglicht die Digitalisierung von Prozessen, die bisher analog abgewickelt wurden, und erfüllt so die Anforderungen des Online-Zugangsgesetzes (OZG).

Win-win-Situation durch Digitalisierung

Das Projekt „Smart Service Zukunft“ hat gezeigt, wie Digitalisierung zu einer Win-win-Situation für alle Beteiligten werden kann. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Betrieben, Forschungseinrichtungen und Dienstleistern konnte ein praktisches und bedarfsgerechtes Angebot entwickelt werden, das weit über Schleswig-Holstein hinaus Strahlkraft besitzt. Das Projekt „Smart Service Zukunft“ wurde im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP Agri) Schleswig-Holstein durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (Eler) gefördert.

Politische Nachlese der Grünen Woche

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Eine abschließende Bilanz der gerade zu Ende gegangenen Grünen Woche und die Situation vor der Bundestagwahl standen auf der Agenda des Landesvorstandes des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), der sich am Freitag voriger Woche im DetlefStruve-Haus getroffen hat.

Die politische Bedeutung der Grünen Woche sei in den vergangen Jahren deutlich gewachsen, stellte Verbandspräsident Klaus-Peter Lucht vor den Mitgliedern des BVSH-Landesvorstandes fest. Das zeige bereits die Anzahl der Gesprächstermine, die ständig zunehme und auf einem hohen Niveau, auf Entscheiderebene stattfinde. Die Präsidenten der Landesbauernverbände hatten die exklusive Möglichkeit, mit dem neuen EU-Agrarkommissar Christophe Hansen zu sprechen. „Hansen ist sympathisch, er macht einen pragmatischen Eindruck und begreift schnell“, schilderte Lucht seinen ersten Eindruck von der Begegnung.

Die Bedeutung der Wettbewerbsbedingungen für die Landwirtschaft sei dem Agrarkommissar bewusst, ebenso dass die EU-Landwirtschaft unter Überregulierung leide. Er habe im Gespräch deutlich gemacht, dass er die Höfe in Deutschland und den anderen EU-Staaten in die nächste Generation bringen wolle. Eher skeptisch sah Lucht, dass Hansen offenbar über eine Änderung der EU-Marktordnungen nachdenke. Aus der Sicht Schleswig-Holsteins wünsche er sich in diesem Punkt eine stärkere Differenzierung, da die Marktherausforderungen in den 27 Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich seien. Lucht äußerte die Hoffnung, dass die neue EUKommission stärker auf Anreizprogramme setze. Dass der Agrar-Kommissar Kappung und Degression bei EU-Mitteln nicht grundsätzlich ablehne, könnte im Verlauf der EU-Legislatur konzentriertes Arbeiten für den Bauernverband bedeuten.

Lucht brachte die Aussage aus Berlin mit, das der besonnene Umgang mit der Maul- und Klauenseuche (MKS) gelobt worden sei. Der Milchsektor sei in der Folge nicht so stark betroffen wie der Markt für Schweinefleisch, nachdem Südkorea als erstes Land seine Importe eingestellt hatte.

In den Gesprächen auf Verbandsund Unternehmensebene in Berlin sei die Bedeutung der Bundestagswahl gerade auch für die Landwirtschaft überall betont worden. Von den demokratischen Parteien werde mehr verlangt, als nur über den rechten oder linken Rand herzuziehen. Vordringliches Ziel müsse es sein, die Wirtschaft zu stabilisieren und voranzubringen. mbw

Polen will den Verwaltungsaufwand in der EU minimieren

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Am 1. Januar hat Polen den EURatsvorsitz für die nächsten sechs Monate übernommen. Damit startet auch ein neuer Dreiervorsitz, bestehend aus Polen, Dänemark und Zypern. Die drei Länder haben sich darauf verständigt, während ihrer Ratspräsidentschaften an der Sicherheit, der Wettbewerbsfähigkeit und den demokratischen Werten Europas zu arbeiten. Für die nächsten sechs Monate stehen Verteidigung und Sicherheit, Schutz von Menschen und Grenzen, Resistenz gegen ausländische Einmischung und Desinformation, Gewährleistung von Sicherheit und unternehmerischer Freiheit, Energiewende, wettbewerbsfähige und widerstandsfähige Landwirtschaft sowie Gesundheitssicherheit auf der Agenda. Der polnische Vorsitzende wolle sich bei Agrarthemen auch auf mehr Resilienz gegenüber Krisen, die Stabilisierung des Einkommens von Landwirten und die Stärkung der Position der Landwirte in der Lebensmittelversorgungskette konzentrieren, so Czesław Siekierski, polnischer Minister für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, am Montag. Grundsätzlich sollen die Vereinfachung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und die Verringerung des Verwaltungsaufwands Priorität haben. Polen übernimmt zum zweiten Mal seit seinem EU-Beitritt im Jahr 2004 die Ratspräsidentschaft, dreizehn Jahre nach dem ersten Vorsitz. Am 1. Juli 2025 wird es die Präsidentschaft dann turnusgemäß an das EU-Mitgliedsland Dänemark übergeben. pm, mbw

EU-Agrarrat: Mehr Sicherheit und Vereinfachung der GAP

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EU-Agrarkommissar Christophe Hansen hat beim jüngsten Agrarrat unter Leitung des neuen Ratsvorsitzenden, des polnischen Landwirtschaftsministers Czesław Siekierski, zugesagt, die jährlichen Leistungsberichte zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) über das bereits angekündigte Vereinfachungspaket abschaffen zu wollen. Vorsichtiger äußerte er sich hingegen in Bezug auf die Grüne Architektur und die Standards für den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Flächen (Glöz).

Agrarkommissar Hansen hat erste Ansätze zur Vereinfachung der aktuellen GAP angedeutet. In den Beratungen mit den EU-Agrarministern am Montag kündigte der Luxemburger unter anderem an, im Rahmen des bis zur Jahresmitte vorzulegenden Vereinfachungspakets die jährlichen Leistungsabschlüsse streichen zu wollen. Diese Forderung habe so gut wie jeder EU-Landwirtschaftsminister an ihn herangetragen. Wie und in welchem Rhythmus die Mitgliedsländer stattdessen die Erfüllung ihrer Zielvorgaben nachweisen sollen, erklärte Hansen allerdings noch nicht. Von einigen Ministern nach einem weiteren Abschwächen der GAP-Konditionalität über die Glöz-Standards gefragt, konstatierte er, dies werde aktuell geprüft. Allerdings erinnerte er an die umfangreichen Vereinfachungen der sogenannten Mini-Reform vom Frühjahr 2024. Im Sinne der Planungssicherheit will Hansen die aktuelle GAP auch nicht grundsätzlich über den Haufen werfen. Die nächste Reform stehe bereits vor der Tür.

Tiefer gehende Änderungen der Grünen Architektur lehnt der Brüsseler Agrarchef zum aktuellen Zeitpunkt ab. Bei aller Notwendigkeit zur Vereinfachung dürften die ökologischen Leistungen nicht nachlassen. Zugleich betonte Hansen, dass viele Bürokratielasten hausgemacht seien, etwa die konkrete Anwendung der Agrarumweltmaßnahmen der Zweiten Säule oder die Eco-Schemes in der Ersten Säule. Das werde national entschieden.

Zuvor hatte der Agrarratsvorsitzende Siekierski unter anderem gefordert, die GAP-Mini-Reform fortzusetzen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) unterstrich die riesigen Verwaltungsbelastungen im aktuellen Umsetzungsmodell. Zugleich stellte er klar, dass die Bundesrepublik weitere Abschwächungen der Glöz-Standards kritisch sehe.

Viele Landwirtschaftsminister pochten zudem darauf, ökologische Maßnahmen stärker über Anreize und weniger über Ordnungsrecht voranzutreiben. Entsprechende Vorschläge brachten unter anderem die Niederlande und die Slowakei vor. Rumänien forderte Pauschalbeträge für Eco-Schemes, um so die Kontrolllast zu reduzieren. Auf mehr Subsidiarität in der Gestaltung der Strategiepläne drängte Luxemburgs Ressortchefin Martine Hansen.

Deutschland wurde im Agrarrat gelobt für seinen Umgang mit der Maul- und Klauenseuche (MKS). Doch wünschen sich die Minister, dass die Quelle des Ausbruchs zeitnah gefunden werde. Dem konsequenten Handeln der deutschen Behörden sei es zu verdanken, dass bisher keine weiteren Fälle von MKS aufgetreten seien, so Siekierski. Kritik übte er an von Drittstaaten verhängten Einfuhrstopps für Schweinefleisch. Zugleich betonte er, dass die Quelle des Virus möglichst zeitnah gefunden werden müsse. Bundesagrarminister Cem Özdemir begrüßte die Bemühungen der EUKommission und anderer Mitgliedstaaten, solidarisch vorzugehen und das Regionalisierungsprinzip einzuhalten. age

CDU/CSU: Bekenntnis zu Landwirtschaft und ländlichem Raum

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In einem Zehn-Punkte-Plan fordern die Agrarsprecherinnen und -sprecher der Fraktionen von CDU und CSU in Bund und Ländern Änderungen im Bau- und Immissionsschutzrecht sowie in der Förderung. Mit Änderungen im Bauund Immissionsschutzrecht sowie einer Überarbeitung des Bundesprogramms Tierhaltung sollen Investitionen in die Tierhaltung erleichtert werden.

Mit ihrem jetzt vorgestellten Plan wollen CDU und CSU an der Einkommenswirksamkeit der Ersten Säule festhalten. Umwelt- und Klimaschutzleistungen sollen sich rechnen. Die Agrarsprecher der Fraktionen sind für eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage sowie die Einführung einer staatlich unterstützten Mehrgefahrenversicherung. Investitionen in die Tierhaltung will die Union erleichtern. Konkret wird gefordert, dass die Tierbestandsvorgabe im Baugesetz gestrichen werden solle, um Investitionen in die Sauen- und Ferkelhaltung zu ermöglichen. Aufgehoben werden soll die Vorgabe in der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft), Abluftreinigungsanlagen bei Nichterhöhung der Tierzahlen nachzurüsten.

Grundlegend überarbeitet werden soll das Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung. Insgesamt gehe es darum, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, „dass landwirtschaftliche Betriebe zukunftsfähig bleiben“, erklärte der Koordinator der Runde, Marco Mohrmann. Neben der Tierhaltung befasst sich der Zehn-Punkte-Plan mit dem Themen Wolf, Düngeverordnung, Bürokratieabbau, Arbeitszeiten, Steuern, Mehrgefahrenversicherung, Bioenergie, Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) sowie Pflanzenschutz. Festhalten wollen die Agrarsprecher an der Einkommensgrundstützung der Ersten Säule der GAP. Über die Zweite Säule sollen Umweltleistungen honoriert werden. Hier sollten künftig auch die Ökoregelungen angesiedelt werden. Produktion sowie Umwelt- und Klimaschutzziele sollten sich als Betriebszweige „in ökonomisch attraktiver Weise addieren“. Die Unionsagrarier sprechen sich erneut dafür aus, die bisherige Agrardieselvergünstigung wieder einzuführen und Biokraftstoffe steuerfrei zu stellen. Sie plädieren für eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage sowie die Einführung einer staatlich unterstützten Mehrgefahrenversicherung gegen Extremwetterereignisse.

Die Arbeitszeitregelungen sollen flexibilisiert und für Saisonarbeitskräfte vereinfacht werden. Biogasanlagen sollen dem Unionspapier zufolge fest in die Kraftwerksstrategie eingebunden werden. Die Ausschreibungsmengen sollen auf 1.800 MW installierte Leistung bei einem Flexibilitätszuschlag von 120 €/kW erhöht werden. In der Lagerung soll die Unterscheidung zwischen Gärsubstrat und Gülle aufgehoben werden. Für Anlagen, die aus der EEG-Förderung laufen, soll die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Nachfolgelösung geschaffen werden. age

Holländische Regierung muss N-Belastung senken

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Nach dem Urteil des Bezirksgerichts Den Haag muss der niederländische Staat bis zum 31. Dezember 2030 dafür sorgen, dass auf 50 % der stickstoffempfindlichen Flächen nicht mehr Stickstoff abgelagert wird, als die Natur verkraften kann. Damit gab das Gericht der Umweltschutzorganisation Greenpeace als Klägerin recht.

Die am meisten gefährdeten Gebiete haben Vorrang bei der Umsetzung. Wenn das Ziel verfehlt wird, droht eine Strafe von 10  Mio.  €. Der Richter kritisierte, dass das aktuelle Kabinett das Nationale Programm für den Ländlichen Raum (NPLG) der Vorgängerregierung und den von ihr eingerichteten Übergangsfonds von über 20 Mrd. € gestrichen habe. Gemäß dem Stickstoffziel muss die Hälfte der stickstoffempfindlichen Fläche in den niederländischen Natura2000-Gebieten bis 2030 unter den sogenannten Kritischen Depositionswert (KDW) gebracht werden.

Das Gericht stützt seine Entscheidung auf wissenschaftliche Berichte, wonach sich der Zustand der stickstoffempfindlichen Natur in fast allen Natura-2000-Gebieten in den zurückliegenden Jahren verschlechtert hat, vor allem wegen Stickstoffablagerungen. Diese stammten zu großen Teilen aus der Landwirtschaft. Die Entwicklung schreibt das Gericht den politisch Verantwortlichen in Den Haag zu. Als Beispiel nennt es den 2015 von der damaligen niederländischen Regierung eingeführten sogenannten Programmansatz für Stickstoff (PAS).

Die niederländische Regierung kündigte am Freitag an, einen Ministerausschuss „Wirtschaft und Naturschutz“ unter der Leitung von Ministerpräsident Dick Schoof ins Leben zu rufen, um konkrete Lösungen des Problems zu entwickeln. Landwirtschaftsministerin Femke Wiersma zeigte sich über den Ausgang des von Greenpeace gegen den Staat angestrengten Verfahrens enttäuscht. Sie schloss nicht aus, gegen das Urteil Berufung einzulegen, und würde damit der Forderung des niederländischen Bauernverbandes (LTO) entsprechen. Wiersmas Parteikollegin Caroline van der Plas, die die Bauern-Bürger-Bewegung (BBB) anführt, will das dem Urteil zugrunde liegende Gesetz rasch ändern, um die Niederlande aus der „Stickstoffsperre“ zu holen. age