Die optimale Frühjahrsdüngung im Winterraps ist ein zentraler Baustein für die Ertragsbildung und die Qualität der Ernte. Dabei sind sowohl der richtige Zeitpunkt als auch die Menge und Art der Düngemittel entscheidend. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Aspekte der Frühjahrsdüngung im Winterraps unter Berücksichtigung fachlicher Kenntnisse und gesetzlicher Rahmenbedingungen. Vor dem Aufbringen von wesentlichen Nährstoffmengen an Stickstoff (50 kg N/ha) oder Phosphat (30 kg P2O5/ha) mit Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln muss eine Düngebedarfsermittlung (DBE) vorgenommen werden.
Winterraps gehört zu den Kulturen mit einem hohen Nährstoffbedarf. Insbesondere Stickstoff (N) und Schwefel (S) sind essenziell für das Wachstum, die Ausbildung von Schoten und die Entwicklung der Samen. Ein Rapskorn enthält zirka 43 % Öl und rund 17 % Eiweiß, das einen hohen Anteil der essenziellen schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein enthält. Daher ist für die Umsetzung von gedüngtem Stickstoff in diese Eiweißverbindungen eine adäquate Schwefelmenge notwendig. Der Schwefelbedarf liegt bei einem Ertrag von 40 dt/ha bei 40 kg S, wobei der im Boden mineralisierte Schwefel bei der Frühjahrsdüngung berücksichtigt werden sollte. Die Smin-Gehalte ausgewählter Standorte werden traditionell im Rahmen des Nitratmessdienstes, Teil 1 im Bauernblatt sowie auch auf der Homepage der Landwirtschaftskammer unter https://t1p.de/e69h2 veröffentlicht. Der Nitratmessdienst erscheint in Ausgabe 6.
Eine unzureichende Versorgung mit allen Nährstoffen kann zu Ertrags- und Qualitätseinbußen führen. Die Frühjahrsdüngung sollte so ausgerichtet sein, dass die über den Winter entstandene Nährstofflücke geschlossen und die Pflanze frühzeitig in ihrer Entwicklung unterstützt wird. Seitens des Handels stehen für die Frühjahrsdüngung im Raps die schwefelhaltigen N-Dünger, ASS oder SSA und weitere N-S-Düngemittel zur Verfügung. Es gibt auch Rapsdünger mit dem an typische Situationen angepassten optimalen N-S-Verhältnis von 5 zu 1.
Grundnährstoffe nicht vernachlässigen
Grundnährstoffe wie Phosphor (P), Kalium (K), Schwefel (S) und Magnesium (Mg) bilden die Grundlage für ein gesundes Wachstum und stabile Erträge. Die Höhe der Düngergabe richtet sich hier nach der Gehaltsklasse im Boden und ist in der Broschüre „Richtwerte für die Düngung“ aufgeführt. Die Nährstoffversorgung mit Kalium ist essenziell für zahlreiche Stoffwechselprozesse, einschließlich der Regulation des Wasserhaushalts. Zusätzlich trägt eine optimale Versorgung zu einer Verbesserung der Standfestigkeit und der Krankheitsresistenz bei. Der Kaliumentzug bei einem Ertrag von 40 dt/ha beträgt etwa 250 kg K2O/ha. In der Praxis wird ein Teil der Kaliumgabe häufig ins Frühjahr verschoben und kann in Kombination mit Magnesium ausgebracht werden. Im Handel sind kombinierte K2O-MgO-Düngemittel erhältlich. Die Magnesiumgabe kann auch in Kombination mit kohlensaurem Kalk verabreicht werden. Die Werte für die Grunddüngung und weitere notwendige Werte können den Tabellen im Kapitel 5 der „Richtwerte für die Düngung“ entnommen werden.
Auf richtigen Zeitpunkt der Düngung achten
Der Zeitpunkt der Düngung spielt eine entscheidende Rolle für die Effizienz der Nährstoffaufnahme und den Ertrag. Mit dem Vegetationsbeginn steigt der N-Bedarf des Rapses schlagartig an und ist mit Blühbeginn ab Mitte April bereits zu mehr als 90 % abgeschlossen. Zwischen Mitte März und Ende April nimmt der Raps in Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen täglich zirka 3 bis 5 kg N/ha auf. Dementsprechend sollte die Düngung bis zum Schossbeginn Anfang April abgeschlossen sein. Insgesamt kann Raps bis zum Blühbeginn potenziell 250 bis 280 kg N/ha aufnehmen.
Stickstoffbedarf und Düngebedarfsermittlung
Der N-Bedarf des Winterrapses variiert je nach Standort, Witterung und Ertrag. Eine präzise Düngebedarfsermittlung ist dabei unerlässlich und durch die Düngeverordnung gefordert. Diese berücksichtigt die im Herbst bereits gedüngte N-Menge. Zwei Beispielrechnungen für unterschiedlich entwickelte Rapsbestände sind in Tabelle 1 zu sehen. Die tatsächliche N-Aufnahme steht in Abhängigkeit von der Bestandesentwicklung und der Bodenbeschaffenheit. Stark entwickelte Bestände, die bereits große Mengen N im Herbst aufgenommen haben, sollten im Frühjahr reduziert gedüngt werden. Im Rahmen der DBE muss das fünfjährige Ertragsmittel als Berechnungsgrundlage zugrunde gelegt werden. Bei einem Ertragsdurchschnitt von 40 dt/ha beträgt der Stickstoffbedarfswert 200 kg N/ha. Die Nmin-Werte, die durch Bodenuntersuchungen im Frühjahr ermittelt werden, geben Aufschluss über die mineralischen N-Vorräte im Boden und müssen durch Abschläge in der DBE berücksichtigt werden. Beispiele für die Bedarfswertermittlung zeigt Tabelle 2. Weitere Fragen zur Berechnung der Düngung werden in den FAQ auf der Homepage der Landwirtschaftskammer beantwortet und sind unter folgendem Link zu finden: https://t1p.de/ex7mx
Erste Gabe: Vegetationsbeginn
Abhängig von der Witterung und der Befahrbarkeit der Böden sollte die erste N-Gabe nach Ende der Sperrfrist und pünktlich zu Vegetationsbeginn erfolgen. In dieser Phase hat die Pflanze einen hohen N-Bedarf und benötigt leicht verfügbare Nährstoffe und Energie, um die Blattmasse aufzubauen. Ziel ist es, die Grundversorgung sicherzustellen und das Wachstum frühzeitig optimal zu unterstützen. Abhängig von der Bestandesentwicklung können bereits 60 bis 70 % der Gesamtmenge an N in der ersten Gabe verabreicht werden. Hier sollte auch die Schwefelgabe erfolgen. Praxisüblich sind bis zu 2 dt/ha SSA, womit bereits 48 kg S und 42 kg N gedüngt werden. Die zweite Hälfte der ersten Gabe kann dann als N-Dünger mit reduzierter Wirkgeschwindigkeit erfolgen. Weitere Alternativen und Empfehlungen zur Gabenverteilung sind der Tabelle 3 zu entnehmen.
Zweite Gabe: Vor Schossbeginn
Die zweite Gabe sollte bestenfalls kurz vor Schossbeginn (BBCH 19/30) erfolgen. Auch hier sollte die Wahl des Düngemittels von der Witterung abhängig gemacht werden. Generell konnten für die verschiedenen N-Düngemittel in den Versuchen der Landwirtschaftskammer in der Vergangenheit keine großen Unterschiede in der Ertragsleistung festgestellt werden. Tendenziell ist Kalkammonsalpeter (KAS) etwas im Vorteil gegenüber Harnstoff, wobei sich die Effekte nicht systematisieren lassen. Diese hängen stark von der Jahreswitterung und den im Frühjahr vorliegenden Beständen ab.
Hat der Raps bereits seine oberirdische Pflanzenmasse reduziert, sollte die Gesamt-N-Menge angepasst werden. Tabelle 4 zeigt Rechenbeispiele für die gängigsten Stickstoff- und Schwefeldünger nach dem Verteilungsschema aus Tabelle 3. Sie sind beispielhaft für einen N-Bedarf von 165 kg N/ha im Frühjahr und geben in etwa die Empfehlung für die Düngung der Raps-Wertprüfungen wieder. Zudem liegt dieser Wert im Mittel der in den LSV gedüngten N-Mengen.
Düngerwahl und Applikationstechnik
Witterung und Standortbedingungen entscheiden über die Wahl der N-Zusammensetzung in den Düngemitteln. Nitratbetonte Dünger sind eher bei niedrigen Bodentemperaturen vorteilhaft, da der Stickstoff den Pflanzen sofort zur Verfügung steht. Ammoniumbetonte Dünger wirken hingegen langsamer. Die Aufnahme von Ammonium ist von der Nährstoffsituation im Boden abhängig, zudem wird es im Boden langsamer in den Wurzelraum verlagert. Dieser Prozess hängt von Umweltfaktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit und pH-Wert ab. Im Gegensatz dazu ist Nitrat sofort pflanzenverfügbar und deutlich mobiler im Boden. In Tabelle 5 sind Düngemittel und ihren Wirkungsgeschwindigkeiten aufgelistet. Die Applikation sollte so präzise wie möglich erfolgen, um Nährstoffverluste zu minimieren. Moderne Düngerstreuer mit GPS-gesteuerter Applikationstechnik können dabei helfen, die Düngung quadratmetergenau an den Bedarf des Bestandes anzupassen.
Einsatz von Wirtschaftsdüngern
Zusätzlich ist darauf zu achten, dass die Aufbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern (zum Beispiel Gülle) auf bestelltem Ackerland ausschließlich streifenförmig oder direkt in den Boden erfolgen muss. Der berechnete N-Düngebedarf kann sowohl über Mineraldünger als auch über organische Düngemittel gedeckt werden. Eine Standard-Schweinegülle weist gemäß Richtwerten folgende Nährstoffgehalte je Kubikmeter auf: 3,6 kg Gesamt-N; 2,9 kg NH4-N; 1,6 kg P2O5; 2,3 kg K2O; 0,7 kg MgO und 1,5 kg CaO. Der in der Gülle enthaltene Phosphor ist zu 100 % anzurechnen. Somit werden über eine Güllegabe von 20 m³ bereits 32 kg P2O5 und 46 kg K2O geliefert. Grundsätzlich ist nach Düngeverordnung auch der Bedarf schriftlich zu ermitteln. Dieser orientiert sich an der P-Bodenversorgung sowie den zu erwartenden Erträgen und Qualitäten. Es ist darauf zu achten, dass ab einer P-Bodenversorgung von mehr als 25 mg P2O5 (DL-Methode) die Güllemenge auf die P-Menge begrenzt werden muss, die durch die Ernteprodukte abgefahren wird. Infolgedessen kann die nötige Stickstoffmenge für Raps häufig nicht durch organische Düngung erreicht werden, sodass mineralisch nachgedüngt werden muss. Im Rahmen einer Fruchtfolgedüngung mit P kann die voraussichtliche Phosphatabfuhr für einen Zeitraum von höchstens drei Jahren zugrunde gelegt werden. Die P-Abfuhr liegt hier im gewählten Beispiel mit 40 dt/ha Rapsertrag bei 70 kg P2O5. Im Jahr der Aufbringung ist jedoch der anrechenbare Stickstoffanteil der Gülledüngung entsprechend der Tabelle in den „Richtwerten für die Düngung“ in der Bedarfsermittlung anzusetzen. Zudem ist beim Einsatz von Wirtschaftsdüngern zu beachten, dass die Obergrenze von 170 kg N/ha in der Nitrat-Gebietskulisse flächenscharf einzuhalten ist. Außerhalb der N-Kulisse gelten die 170 kg für den Betriebsdurchschnitt.
Einfluss der Herbstentwicklung
Die Bestandesentwicklung im Herbst hat einen großen Einfluss auf die Düngeplanung im Frühjahr. Stark entwickelte Bestände, die bereits eine hohe Stickstoffaufnahme im Herbst aufweisen, sollten im Frühjahr nicht zu stark angedüngt werden, da dies das Risiko für Lagerbildung und Krankheiten erhöht. Schwache Bestände hingegen profitieren von einer startbetonten N-Düngung, um die Pflanze in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Mithilfe der Frischmassemethode lässt sich der im Herbst aufgenommene Stickstoff ableiten, wodurch sich mögliche Konsequenzen für die Frühjahresdüngung ergeben können. Anhand des oberirdischen Rapsbestandes werden Zu- beziehungsweise Abschläge zum N-Düngebedarf ermittelt, die auf maximal 15 kg N/ha beziehungsweise 10 % des Düngebedarfs begrenzt sind. N-Düngezuschläge für Flächen innerhalb der N-Kulisse können gemäß § 13a Absatz 2 Satz 1 Nummer 1 nur bis in Höhe der verringerten jährlichen betrieblichen Gesamtsumme des N-Düngebedarfs zur Geltung gebracht werden. Tabelle 1 zeigt dazu einige Beispiele. Das Nachweisprotokoll zur Ermittlung der Zu- und Abschläge nach Frischmasse ist auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer bereitgestellt unter https://t1p.de/njmyw
Mikronährstoffe nicht vergessen
Der hohe Bedarf an Mangan (Mn), Bor (B), Zink (Zn) und Molybdän (Mo) spielt im Raps eine große Rolle. Die Entzüge belaufen sich pro Hektar auf 298 g B, 58 g Cu, 1.251 g Mn, 410 g Zn und 13 g Mo bei einem Kornertrag von 45 dt/ha und einem Strohertrag von 77 dt/ ha und sind den Tabellen aus den „Richtwerten für die Düngung“ zu entnehmen. Mikronährstoffe sollten daher am besten als Blattdünger mit dem Einsetzen des Schossens und dem Sichtbarwerden der ersten Knospen zum BBCH-Stadium 39/51 gegeben werden. Insgesamt sind die Hinweise der Hersteller bei der Mikronährstoffdüngung unbedingt zu beachten, insbesondere in Bezug auf die Mischbarkeit der Produkte mit Pflanzenschutzmitteln.
Fazit
Die Frühjahrsdüngung im Winterraps ist ein komplexer Prozess, der eine sorgfältige Planung erfordert. Der richtige Zeitpunkt, die optimale Nährstoffzusammensetzung und der Einsatz moderner Technologien sind entscheidend für eine erfolgreiche Ernte. Es sollte auf eine standortspezifische und witterungsabhängige Düngeplanung gesetzt werden, um den Einsatz von Düngemitteln effizient und umweltfreundlich zu gestalten. Nur durch eine präzise und bedarfsgerechte Düngung kann das volle Potenzial des Winterrapses ausgeschöpft werden.