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Vergleich von Pflug-, Mulch- und Direktsaat

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Mit der Bodenbearbeitung sollen optimale Bodenbedingungen für die Bestandsetablierung und das weitere Pflanzenwachstum geschaffen werden. Gleichzeitig muss aber auch umweltrelevanten Forderungen nachgekommen werden, denn die Bodenbearbeitung wirkt sich massiv auf Bodengefüge, Stoffhaushalt, Bodenleben und unsere Gewässer aus. Durch konservierende Bodenbearbeitung wird lebendiger, fruchtbarer Boden erhalten und Stoffverluste aus Ackerböden werden vermieden.

Pflügen ist das dominierende Bodenbearbeitungsverfahren in Schleswig-Holstein. Etwa 77 % des Ackerlands wurden 2015/16 gepflügt und nur 16 % pfluglos bestellt. Direktsaat wurde wegen des schwierigeren Anbauverfahrens und der anfangs niedrigeren Erträge auf weniger als 1 % der Ackerfläche betrieben. Aufgrund des fehlenden Erosionsschutzes, des vermeintlich stärkeren Humusabbaus und der höheren Auswaschungsgefahr wird der Pflugeinsatz schon länger diskutiert.

Pfluglos ist nicht gleich konservierend

Die Bearbeitungsverfahren können nach dem Grad der Bodenbedeckung durch Pflanzen und Pflanzenreste unmittelbar vor und nach der Saat unterschieden werden:
konventionell (maximal 15 % Bodenbedeckung, siehe Foto oben)
• reduziert (mindestens 15 % bis maximal 30 % Bodenbedeckung)
• konservierend (mindestens 30 % Bodenbedeckung)

Die konservierende Bodenbearbeitung kann wiederum nach dem Anteil der bearbeiteten Fläche unterteilt werden:
• Mulchsaat (ganzflächige Bodenbearbeitung, siehe Foto Mitte)
• Streifensaat (streifenartige Bodenbearbeitung in der Saatreihe)
• Direktsaat (ohne Bodenbearbeitung, lediglich Saatgutablage in Schlitzen, siehe Foto unten)

Ein tiefer Grubbereinsatz, der nur wenig Mulch an der Oberfläche belässt, wird zur konventionellen Bodenbearbeitung gezählt. Entscheidend ist nicht die Wahl des Arbeitsgerätes, sondern dessen Mischungseffekt, der bei Grubbern vor allem durch Schare und Zinken bestimmt wird. Mit dem Pflug ist aufgrund des „reinen Tisches“ keine konservierende Bodenbearbeitung möglich. Jedes konservierende Verfahren ist pfluglos, aber nicht jedes pfluglose Verfahren konservierend.

Bodenfruchtbarkeit durch Mulch- und Direktsaat

Das wichtigste Argument für die Anwendung konservierender Bodenbearbeitung ist der Schutz gegen Wind- und Wassererosion. In Schleswig-Holstein sind die sandigen Geestböden durch Winderosion gefährdet, während die Hangneigung im Östlichen Hügelland eine höhere Erodierbarkeit durch Wasser bedingt (siehe Abbildung). In Abhängigkeit von Standort und Kultur kann durch konservierende Bodenbearbeitung der erosionsbedingte Bodenabtrag fast komplett verhindert werden (siehe Tabelle).

Neben der höheren Bodenbedeckung wird der Erosionsschutz über die Bodeneigenschaften, vor allem über die höhere Aggregatstabilität an der Oberfläche und die höhere Infiltrationsfähigkeit, wirksam. Der Anteil an vertikalen Grobporen ist bei konservierender Bodenbearbeitung aufgrund der erhöhten Regenwurmpopulation sowie der erhaltenen Wurzelgänge und Schrumpfungsrisse meist höher. Dadurch können bei Starkregenereignissen größere Wassermengen aufgenommen werden, statt oberflächlich abzufließen. So werden an Partikel gebundene und im Abfluss gelöste Einträge von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln in Oberflächengewässer effektiv reduziert. 

Vor dem Hintergrund der prognostizierten steigenden Häufigkeit von Starkregen durch den Klimawandel wird der Wasseraufnahmefähigkeit von Ackerböden, vor allem im wassererosionsgefährdeten Östlichen Hügelland, eine noch größere Bedeutung zu kommen.

Die Bodenbedeckung konservierender (Mulchsaat) Bodenbearbeitung.

Was gilt besonders für die Geest?

Ebenso sollen zukünftig Trockenperioden und Dürren vermehrt auftreten. Die Speicherung von Niederschlägen und die Vermeidung von Wasserverlusten durch offenen Boden sind daher – vor allem auf den klassischen Maisstandorten – ebenso wichtig wie eine ausreichende Wasseraufnahmefähigkeit. Da die Evaporation aufgrund der Mulchschicht reduziert wird und der Humusgehalt an der Oberfläche höher ist, sind die Wassergehalte und pflanzenverfügbare Wassermengen konservierend bearbeiteter Böden an der Oberfläche meist höher als in einem gepflügten Boden.

Der Schutz gegen Austrocknung der Bodenoberfläche ist auch zur Vermeidung von Winderosion wichtig. Die erhöhte Winderosionsgefahr der Geeststandorte wird durch den hohen Maisanteil verstärkt (weiter Reihenabstand, langsame Jugendentwicklung). Bei den ansässigen Futterbaubetrieben hat sich daher eine Mistgabe nach der Maisaussaat zum Erosionsschutz durchgesetzt. Die dadurch ausgebrachten Nährstoffe müssen jedoch als gedüngte Menge angerechnet werden, weshalb gerade hier Potenzial besteht, durch Mulch- oder Direktsaat wertvollen Dünger und Boden einzusparen.

Erosion spielt in den Marschen eine untergeordnete Rolle. Dennoch haben die schweren Böden im Winter mit Nässe und Verschlämmung und im Frühjahr mit einer verzögerten Befahrbarkeit zu kämpfen. Gleichzeitig ist ein hohes Strukturbildungspotenzial gegeben, bei dessen Ausnutzung Wasserführung und Tragfähigkeit verbessert werden. Persönlichen Auskünften aus dem Beratungsgebiet 10 (Nordfriesische Marschen und Eider-Treene-Niederung) zufolge sind die in langjähriger Direktsaat bestellten Böden bedeutend früher schadlos befahrbar als die gepflügten Flächen.

Es muss beachtet werden, dass es nach dem letzten Pflügen einige Jahre dauert, bis sich unter Mulch- oder Direktsaat das Bodenleben wieder angesiedelt und solch eine Bodenstruktur aufgebaut hat.

Reduzierung der Nitratverluste

Die Gefahr von Nitratauswaschungen ins Grundwasser ist über die Wintermonate, vor allem nach Raps und Leguminosen, am höchsten. Da Pflügen die N-Mineralisierung fördert, wird im Allgemeinen Mulch- oder Direktsaat empfohlen. Untersuchungen aus Schleswig-Holstein zeigen, dass im Vergleich zum Pflügen die flache Bodenbearbeitung mit Scheibenegge zum Winterweizen die N-Auswaschung um 10 % (19 kg N/ha) verringern kann. Als effektivere Maßnahme zur Reduzierung der Nitratauswaschung nach Raps oder Leguminosen haben sich jedoch der Anbau einer Frucht mit einer hohen N-Aufnahme im Herbst sowie eine bedarfsgerechte Düngung erwiesen.

Humusaufbau und Klimaschutz

Das Entscheidende für den Humusaufbau ist nicht allein die Wahl des Bodenbearbeitungsverfahrens. Vielmehr lässt sich mit erhöhten C-Einträgen durch Fruchtfolgeanpassung sowie durch Wurzel- und Ernterückstände wirksam Humus aufbauen. Die Rotation aus zweijährigem Ackergras und einjährigem Maisanbau unter Direktsaat erwies sich auf der Geest als wirksame Maßnahme, um den C-Gehalt im Bodenprofil zu steigern.

Aufgrund der Instabilität des angereicherten Humus, der durch einmaliges Pflügen vollständig wieder als CO2 verloren gehen kann, ist die dauerhafte Bindung konservierender Bodenbearbeitung an die Fläche in Verbindung mit den oben genannten Maßnahmen Voraussetzung für nachhaltigen Klimaschutz. Dies ist auch im Hinblick auf N2O-Emissionen notwendig, die bei Mulch- und Direktsaatböden standortabhängig zeitweilig erhöht sein können. Vor allem auf schweren Böden sind diese unter Direktsaat die ersten Jahre nach der Umstellung größer. Auf leichteren Standorten wie der Geest muss es jedoch keine wesentlichen Emissionssteigerungen geben. Sobald Mulch- und Direktsaatverfahren dauerhaft beibehalten werden, entfallen die höheren N2O-Emissionen durch die natürliche Strukturbildung.

Fazit

Konservierende Bodenbearbeitung bietet vor allem in erosionsgefährdeten Lagen Vorteile beim Boden- und Gewässerschutz.

Die dauerhafte Extensivierung der Bodenbearbeitung ermöglicht die Regeneration von Bodenleben und Bodengefüge.

Konservierende Bodenbearbeitung muss als Teil eines Gesamtkonzepts gesehen werden. In Verbindung mit einer angepassten Fruchtfolge können Nitratverluste reduziert und Humus kann aufgebaut werden. Für den positiven Klimaeffekt ist die Langfristigkeit der Maßnahme entscheidend.

Jeder Praktiker sollte über die Potenziale von Mulch- und Direktsaat nachdenken und auf Teilflächen eigene Erfahrungen sammeln. Durch ein Umdenken hin zu diversifiziertem, konservierendem Ackerbau können positive Wirkungen auf Gewässer und Klima erzielt werden.

Die Bodenbedeckung konservierender (Direktsaat) Bodenbearbeitung nach der Saat.

Stauden mit dienender Aufgabe

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Füllpflanzen sind Gewächse mit zurückhaltender Wirkung, deren Aufgabe darin besteht, auffälligere Arten besser zur Geltung zu bringen und Lücken zwischen den Akzentgebern zu schließen. In der Rabatte übernehmen sogenannte Füllstauden diese Funktion. In Gehölzgruppen empfehlen sich eher Farne, Gräser und Bodendecker.

Optimal komponierte Staudenbeete bestehen aus drei Elementen, die allesamt gleich wichtig für die Gesamtwirkung sind. Neben den dominierenden Leitstauden und den etwas dezenteren Begleitstauden unterstreichen Füllstauden die Wirkung ihrer Pflanzpartner und runden das Gesamtbild harmonisch ab. Füllstauden sind daher meist zurückhaltende Blüher, Blattschmuckpflanzen und niedrige, teppich- oder polsterartig wachsende Stauden. Aber auch Gräser wie Blauschwingel (Festuca cinerea) oder Schlangenbart ‚Niger‘ (Ophiopogon planiscapus) bilden mit ihren ungewöhnlichen Blattfarben interessante Kontraste.

Wenn es um klassische Lückenfüllerstauden geht, steht Frauenmantel (Alchemilla) ganz oben auf der Liste. Die wertvolle Blattschmuckstaude mit den grüngelben Blütenständen bevorzugt einen sonnigen bis schattigen, nicht zu trockenen Standort. Ein kompletter Rückschnitt nach der Blüte verhindert nicht nur das reichliche Versamen, sondern fördert einen attraktiven Neuaustrieb. Der Handel bietet verschiedene Arten an. Am höchsten wachsen der Gewöhnliche Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) sowie der Weiche Frauenmantel (Alchemilla mollis). Beide erreichen eine Höhe zwischen 30 und 50 cm. Wer sich daran stört, dass die Blütenstängel des Weichen Frauenmantels nach Dauerregen beleidigt liegen bleiben und sich nicht wieder aufrichten, pflanzt besser den Zierlichen Frauenmantel (Alchemilla epipsila). Die Staude ist überaus standfest, sät sich kaum aus und bleibt mit 20 bis 30 cm Höhe schön kompakt.

Mit ihren attraktiven Wedeln setzen Farne blühende Pflanzen perfekt in Szene, ohne dabei selbst die Hauptrolle zu beanspruchen. Hier ist beim Kauf die Beratung entscheidend, um die geeignete Art für den künftigen Standort auszuwählen. Dies gilt auch, wenn niedrige Ziergräser als Füllpflanzen verwendet werden sollen. Die unterschiedlichen Laubfarben und Wuchshöhen sind ebenso zu berücksichtigen wie die Frage, ob Blütenstände eine Rolle spielen sollen.

Verschiedene Storchschnabelarten und -sorten lassen sich auch gemeinsam im Beet einsetzen. 
Die gelb blühende Wolfsmilch ist das verbindende Element der Leit- und Begleitstauden.
Armenischer Storchschnabel bildet buschige Horste und schmückt sich von Juni bis Juli mit kleinen Blüten.
Die Mandelblättrige Purpurwolfsmilch bringt als wintergrüne Staude etwas Farbe in die kalte Jahreszeit.
Niedrige Arten der Glockenblume kommen im Beet mit nur wenig Pflege zurecht.
Niedrige Blattschmuckpflanzen wie das Kaukasusvergissmeinnicht eignen sich hervorragend als Füllstauden.
Gelungenes Arrangement aus Nelke, Steppensalbei, Wolfsmilch und Meerkohl
Zierlauch und Storchschnabel harmonieren in Blütezeit und Blütenfarbe.
Ziergras ‚Red Baron‘ dient hier als Akzentgeber und Füllstaude in einem.
Die bogig überhängenden Blütenrispen lenken den Blick zur Sonnenbraut.
Im Zusammenspiel mit den Farnwedeln beeindrucken die farbenprächtigen Blüten der Etagenprimel.
Wie ein Vermittler wirkt dieser Farn zwischen Rhododendron und Etagenprimel.
Hier verbindet der Storchschnabel wirkungsvoll die beiden Rabatten neben dem Weg miteinander.


Die verschiedenen Sorten des Wollziests (Stachys byzantina) ergänzen jede auf ihre Weise das Beet. Die reine Art mit ihren silbrigen Blättern blüht in Lilarosa von Juni bis Juli an etwa 40 bis 60 cm hohen Stängeln. Als Blattschmuck beliebt ist die Sorte ‚Big Ears‘ mit ganzen Teppichen aus großen, bis zu 25 cm langen, mittelgrünen, leicht filzigen Blättern. Sie bildet nur wenige Blütentriebe aus. ‚Cotton Ball‘, eine starkwüchsige und flächendeckende Sorte, verbindet flauschige Blütenbälle mit attraktiven Blättern. Mit 10 bis 20 cm Höhe bleiben ‚Silky Fleece‘ und ‚Silver Carpet‘ (bildet nur selten Blüten aus) deutlich niedriger. Wichtig für alle Sorten ist der sonnige Standort mit durchlässigem, magerem Boden.

Auch unter den zahlreichen Arten und Sorten des Storchschnabels (Geranium) finden sich attraktive Füllstauden. Sie bieten neben ansehnlichem, teils sogar wintergrünem Laub wunderschöne Blüten und dekorative Fruchtstände. Als Faustregel gilt, dass Storchschnabel mäßig feuchte Standorte mit nährstoffreichem, durchlässigem Boden bevorzugt. Sommerliche Trockenheit steckt er besser weg als Staunässe. Je nach Gartenbereich empfehlen sich unterschiedliche Arten. Für sonnige Standorte mit feuchtem Boden eignen sich Pyrenäenstorchschnabel (G. endressii) und Himalajastorchschnabel (G. himalayense), der auch noch gut an halbschattigen Gartenstellen zurechtkommt. Beide wachsen etwa 40 cm hoch. Blutstorchschnabel ‚Apfelblüte‘, ‚Elke‘, ‚Max Frei‘ und ‚Nanum‘ (G. sanguineum) erfüllen mit einer Höhe von 15 bis 25 cm hervorragend ihre Funktion als niedrige Füllpflanze für sonnig-trockene Beete. An schattig-trockenen Standorten ist der äußerst robuste Balkanstorchschnabel (G. macrorrhizum) die erste Wahl. ‚Czakor‘ eignet sich bestens für die flächige Verwendung. Neben der purpurrosafarbenen Blüte punktet die Sorte mit einer orangegelben Herbstfärbung. Der große Vorteil aller Arten liegt darin, dass sie, einmal eingewachsen, nur wenig Pflege benötigen. Lediglich die übers Beet hinauswachsenden Triebe sollten im Herbst oder Frühjahr zurückgenommen werden.

Unter den Glockenblumen empfehlen sich eher die niedrigen, Polster und Matten bildenden Arten wie Zwergglockenblume (Campanula cochleariifolia), Karpatenglockenblume (C. carpatica), Dalmatiner Glockenblume (C. portenschlagiana) und Hängepolsterglockenblume (C. poscharskyana). Sie bleiben mit 5 bis 20 cm Wuchshöhe niedrig. Von Juni bis Juli verschönern sie das Beet mit violettblauen oder weißen Blüten. Die Glockenblumen bevorzugen durchlässigen Boden an einem sonnigen bis halbschattigen Standort, zeigen sich generell aber standorttolerant. Einzig zu feuchter Boden ist ein Ausschlusskriterium. Als Alternative im niedrigen Bereich eignen sich Polsterphlox (Phlox subulata), Günsel (Ajuga reptans) und Immergrün (Vinca minor). 

Wenn der Boden verloren geht

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Der Verlust von Boden durch Erosion, ob durch Wasser oder Wind, ist ein häufig und intensiv diskutiertes Thema. Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten zum Klimawandel mit immer intensiveren Trockenheits- und Regenperioden, die zur Bodenerosion beitragen können, rückt das Problem weiter in den Vordergrund.

Die Folgen von Bodenerosion sind vielfältig. Im Frühjahr 2011 kam es zum Beispiel aufgrund von massiv auftretender Winderosion auf den angrenzenden Ackerflächen zu einem Massenunfall auf der A 19 bei Rostock. Um solchen Unfällen vorzubeugen, wird das Land spezielle Karten zu winderosionsgefährdeten Flächen an Verkehrswegen veröffentlichen.

In Schleswig-Holstein kann Bodenerosion durch Wasser kleinräumig eine Rolle spielen und zu Verlusten von Bodenmaterial und damit der Bodenfruchtbarkeit führen. Das Bodenmaterial selbst und auch die mit ihm abgetragenen wertvollen Nährstoffe, insbesondere Phosphat, werden in nahe liegende Gewässer eingetragen und haben negative Folgen für die Gewässerökologie.

Die Erosionsgefährdung durch Wind und Wasser kann mithilfe möglichst ganzjähriger Bodenbedeckung, der Kulturartenwahl, durch Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenstruktur und durch die Anbautechnik in der Landwirtschaft verringert werden. Insbesondere die konservierende Bodenbearbeitung hat neben der Reduzierung von Bodenerosion durch Wind und Wasser noch ackerbauliche und betriebswirtschaftliche Vorteile.

Im Rahmen der Gewässerschutzberatung wird unter anderem zur Bodenbearbeitung innerhalb des Modulsystems informiert. Das Ingenieurbüro Iglu, welches in der mit Mitteln des europäischen Eler-Fonds finanzierten Gewässerschutzberatung tätig ist, stellt im nachfolgenden Artikel die Vorteile und Herausforderungen der konservierenden Bodenbearbeitung dar.

Vor gut einem Jahr wurde die Gewässerschutzberatung für die Landwirtschaft landesweit auf ganz Schleswig-Holstein ausgedehnt. Die Maßnahme wird in den sechs Beratungsgebieten in der Gebietskulisse der gefährdeten Grundwasserkörper auf dem Geestrücken Schleswig-Holsteins aus dem europäischen Eler-Fonds gefördert, während die Beratungsleistungen in den Gebieten sieben bis vierzehn aus reinen Landesmitteln finanziert werden.

Alle Landwirtinnen und Landwirte haben fortan die Möglichkeit, eine betriebsindividuelle, kostenfreie, gewässerschutzorientierte Beratung in Anspruch zu nehmen.

Quelle: Frederike Marpe, Ministerium für ­Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN)

Erdgeschichtliche Zeitreise

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„Wenn ich einmal groß bin, will ich ein eigenes Museum haben“, beschloss Katrin Mohr-Rudolph im Alter von neun Jahren. Diesen Traum hat sie sich mit ihrem Urzeithof in Stolpe erfüllt. Dort findet sich Norddeutschlands größte Fossiliensammlung, die man sich im Rahmen des Tags des Geotops vergangenen Sonntag anschauen konnte.

Urzeitliche Ginkgoblätter verewigt im Gestein.  Fotos: Iris Jaeger

Mit fünf Jahren begann Katrin Mohr-Rudolph, mit ihrer Kinderschubkarre über die Äcker ihres damaligen Wohnortes Fehrenbötel zu streifen und Versteinerungen zu sammeln. Ihre Sammelleidenschaft für Fossilien und Mineralien führte irgendwann zu einem Platzproblem im Haus und sie begann, ihre Funde auf dem Heuboden der Hofscheune auszustellen. „Dann kamen die ersten Anfragen, ob man sich die Sammlung mal anschauen könnte“, erzählt sie von den Museumsanfängen. Es folgten Angebote, Sammlungen aus Nachlässen zu übernehmen.

2010 eröffnete sie ein Museum in Fehrenbötel, seit 2019 befindet sich der Urzeithof in Stolpe und umfasst mit 150 Sammlungen aus überwiegend privaten Nachlässen und Schenkungen die größte norddeutsche Fossiliensammlung mit Exponaten aus aller Welt. Was nicht im Museum ausgestellt ist, befindet sich nebenan im Archiv, das mit zur Dauerausstellung gehört. „Jedes Exponat bleibt mit seinem Finder und Geber in Verbindung.” Im Eingangsbereich befindet sich eine Ehrentafel mit deren Namen und auch die ausgestellten Exponate sind mit den Namen versehen. Wer das Museum betritt, begibt sich auf eine erdgeschichtliche Zeitreise über Millionen von Jahren. Die Sammlungen und Funde reichen von Knochen, Schädeln und in Steinen befindlichen Abdrücken von urzeitlichen Pflanzen, Tieren, Insekten und Fischen über Muscheln, Mineralien, Steine, Ammoniten, Seeigel, Krebse, Schneckengehäuse bis hin zu Saurierbeinen, -eiern, -zähnen und -knochenteilen sowie Feuer- und Bernsteinen. In ihrer Arbeit unterstützt wird Katrin Mohr-Rudolph von ihrem Mann und wissenschaftlichen Leiter Dr. Frank Rudolph sowie von einem Team aus Mitarbeitern und Ehrenamtlern und dem Verein Förderung der Naturkunde in Stolpe.

Beim Aufschneiden von Achat kommen schöne Musterungen zum Vorschein.

Neben einer Museumsführung bestand am Sonntag auch wieder die Gelegenheit, Faserkalk und Achat zu schleifen, um daraus zum Beispiel Schmuck herzustellen. Bei Achat handelt es sich um hartes Gestein, das Mitarbeiter Peter Parpart überwiegend in Marokko gesammelt hat. Das besondere an den Steinen ist, dass sie von außen unscheinbar wirken und erst beim Aufschneiden sich ihr bunt gefärbtes, gebändertes Innenleben präsentiert. „Jeder Schnitt ist immer wieder eine neue Überraschung“, so Parpart. Geschliffen und poliert entstehen individuelle Schmuckstücke. Ebenso wie beim Faserkalk, auch Ostseejade genannt, der auch an Schleswig-Holsteins Stränden zu finden ist. Dieses weiche Kalzit entfaltet eine glänzende, jadeartige Oberfläche durch Schleifen und Polieren von Hand. Wie das geht, zeigt Marco Meyer in seinen Kursen. Weitere Infos unter urzeithof.de

Junge Landwirte im Ehrenamt

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Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in dieser und den kommenden Ausgaben vor.

Johannes Scherrer bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb mit Schweinemast in Bad Oldesloe-Rethwischfeld, Kreis Stormarn. Vor knapp zehn Jahren hat er mit einigen Berufskollegen den Arbeitskreis Junge Landwirte im Kreis Stormarn wieder aufleben lassen. Seit fünf Jahren ist der 35-Jährige im Vorstand des Kreisbauernverbandes aktiv und bekleidet dort das Amt des stellvertretenden Kreisvorsitzenden.

„In diesem Amt ist man erster Ansprechpartner, wenn es darum geht, den Kreisvorsitzenden zu vertreten“, erklärt Scherrer. Die Spanne der Veranstaltungen sei breit. „Natürlich haben wir unsere eigenen Veranstaltungen wie Kreisbauerntage oder Tage des offenen Hofes, wo der Kreisvorsitzende in der Regel auch anwesend ist. Als Vertreter bin ich eher bei Gesprächen mit anderen Interessenvertretungen wie der Kreishandwerkerschaft gefragt.“ Andere Beispiele seien Parteiveranstaltungen, der Austausch mit Finanzinstituten oder mal ein Treffen mit dem Landrat. Laut Scherrer bringt das Ehrenamt schon einen gewissen Zeitaufwand mit sich. Es werde aber immer versucht, die Veranstaltungen oder die Treffen so zu legen, dass sie nicht in Arbeitsspitzen stattfänden.

Motivation für das Ehrenamt nimmt der Ackerbauer aus positiven Begegnungen. Er beschreibt: „Im Juni fand die Veranstaltung Dorf und Kirche bei uns auf dem Hof statt. Wir sind dabei in die Ställe gegangen und haben viele Probleme besprochen. Die Teilnehmer und auch die zwei Pastorinnen, die gegenüber der Landwirtschaft eher skeptisch eingestellt waren, zeigten sich am Ende des Hofbesuches positiv überrascht.“ Die Besucher hätten gesehen, dass es seinen Tieren gut gehe und er sich um sie kümmere. Sein Fazit: „Das war für uns ein großer Erfolg.“

Der Kreisverband versuche, auf Kritiker zuzugehen, und lud vor einiger Zeit Vertreter von BUND und Stiftung Naturschutz zu einer Podiumsdiskussion ein. Mit den Teilnehmern befinde man sich nun in regem Austausch, was dabei helfe, Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen. „Der Austausch mit den Akteuren hier vor Ort, das ist absolut mein Antrieb. Wir wollen die Landwirtschaft darstellen, wie sie wirklich ist, und das sehe ich als unsere Aufgabe, sodass die Landwirtschaft auch den Stellenwert bekommt, den sie verdient“, betont Scherrer.

Er möchte weiter im Kreisvorstand tätig sein und stellt sich daher zur Wiederwahl. Auch den Posten des stellvertretenden Kreisvorsitzenden kann er sich weiterhin gut vorstellen. Perspektivisch sei auch der Kreisvorsitz ein Thema. „In nächster Zukunft haben aber Familie und Betriebsentwicklung Priorität“, so der Jungbauer. 

„Ich bin gerne konservativ“

Malte Piening, Hemdingen, Kreis Pinneberg

Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in dieser und den kommenden Ausgaben vor.

„Ich hatte schon immer Lust auf Landwirtschaft“, sagt Malte Piening. „Das ist Familientradition. Ich sehe nicht ein, etwas aufzugeben, was 200 Jahre Bestand hatte, nur weil die Politik uns Steine in den Weg legt.“ Der 28-jährige Jungbauer hat am 1. Juli dieses Jahres den Betrieb in Hemdingen im nördlichen Kreis Pinneberg übernommen. Der Hauptbetriebszweig ist Schweinehaltung, dazu gehören 135 ha Acker – Raps, Weizen, Roggen, Gerste, Silomais – und Dienstleistungen für andere Landwirte. Seit 1816 ist der Betrieb an diesem Standort in Familienbesitz. Malte Piening hat keine Scheu, sich in diesem Sinn als konservativ zu bezeichnen, denn konservativ heiße „erhaltend“.

Der Jungbauer hat nicht nur Lust auf Landwirtschaft, sondern auch auf ehrenamtliches Engagement. Diesen Herbst stellt er sich zur Wahl für den Vorstand im Kreisbauernverband Pinneberg. Doch schon länger ist er im Ausschuss für Schweinehaltung im Bauernverband auf Kreisebene tätig – da trifft man sich immer wieder auch auf Landesebene. „Wir Schweinehalter haben es derzeit nicht einfach, und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist schwierig“, sagt er, „aber ich möchte nicht nur meckern, sondern auch was machen, was bewegen.“ Dazu sieht er im Bauernverband das richtige Medium. „Durch den Verband kommt man viel dichter an entscheidende Personen heran, hat viel mehr Möglichkeiten, Druck auszuüben.“ Druck ausüben? „Ja, die Rahmenbedingungen stimmen nicht. Die Politik bewegt sich immer weiter weg von der Realität“. ist seine Überzeugung.

Der Zukunft sieht der Jungbauer trotz allem positiv entgegen. „Ich bin überzeugt, dass es auch mit den Schweinen wieder aufwärtsgehen wird, weil wir in Deutschland eine funktionierende Lebensmittelerzeugung brauchen“, sagt er. „Ohne uns junge Leute geht es nicht. Es sind ja wir, die künftig davon leben wollen. Und der Verband ist nur so stark wie seine Leute.“

Für seine Arbeit und seine Einstellung bekomme er viel positive Rückkopplung, auch von Älteren. „Da kann das ja nicht ganz verkehrt sein!“ 

Malte Piening auf dem Hof in Hemdingen, der seit 1816 in Familienbesitz ist. Die Keramikschweine bekam er zum Geburtstag geschenkt. Foto: kel

Zum Anschnitt waren die Köpfe noch klein

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Mit großem Publikum wurden die 36. Dithmarscher Kohltage auf dem Hof von Florian Jochims in Eesch-Elpersbüttel eröffnet. Noch bis zum Sonntag, 25. September, locken viele Veranstaltungen rund um das gesunde Gemüse aus dem größten zusammenhängenden Kohlanbaugebiet Europas.

Ein großes Anschnittfest, das es pandemiebedingt vor drei Jahren letztmalig gab, lockte viele Besucher in die kleine Gemeinde. Alte Schlepper der Traktorenfreunde Westküste, Kohl in allen Formen und Farben, Kunsthandwerk und ein buntes Programm auf der Bühne sorgten für eine ausgelassene Stimmung. Bevor Volker Mittmann vom Radiosender RSH die Moderation übernahm, wurde traditionell der erste Kohlkopf des Tages von Kreispräsidentin Ute Borwieck-Deth­lefs auf dem Feld von Landwirt Jark Heesch geschnitten. Sie hatte das dafür vorgesehene offizielle Kohlmesser dabei.

Die „edlen Schnitter“: Kreispräsidentin Ute Borwieck-Deth­lefs

Für jeden Bundesbürger ein Kohl

Zirka 160 Landwirte bauen in Dithmarschen die verschiedenen Kohlsorten an, etwa 90 Millionen Weißkohlköpfe werden geerntet, sodass jeder Bundesbürger einen Kohl kriegen könnte, wie Hanns Christoph Diener erklärte. Sein Betrieb züchtet die Pflanzen, aus denen die Kohlköpfe erwachsen. „Der Anbau war in diesem Jahr nicht einfach, wir hatten eine kühle Pflanzsaison im Mai, dann schönen Sonnenschein mit anschließend großer Trockenheit.“ Kohl benötigt aber viel Wasser, damit die Köpfe möglichst groß werden. Noch sind diese zu klein, sodass die Bauern mit der Ernte noch ein wenig abwarten.

Kreispräsidentin Borwieck-Dethlefs begrüßte Werner Schwarz zu seinem ersten Kohlanschnitt als Landwirtschaftsminister. „Wir setzen große Hoffnungen in Sie, Sie sind einer von uns, ich darf das sagen, ich komme auch vom Hof.“ Souverän schnitt auch Schwarz Kohlköpfe und reichte diese an die Kohlregentinnen und Politiker weiter.

und Landwirtschaftsminister Werner Schwarz

Musik, Melonen und Schwerter

Auf dem Hof Jochims ging es im Programm mit der Gruppe Godewind weiter. Sängerin Anja Bublitz erklärte, sie sei ein Dithmarscher Kind und freue sich, beim Kohlanschnitt auftreten zu können. „De Brotbüdels“ sorgten mit Musik und Comedy für Unterhaltung, und die Dithmarscher Schwerttänzer zeigten ihre alte Tradition.

Das Angebot von Kohlbrot, Gemüsekisten und Ditmarscher Wassermelonen nutzten viele Besucher zum Einkauf. In zwei großen Festzelten präsentierten sich die Ortsvereine des LandFrauenverbands, und im Vorraum der Kühlhalle wurden Kohlrouladen verspeist. Die Kohlregentinnen Fenja I. Reimers und Inken III. Sprick repräsentierten die Region und warben für Kohl und Dithmarschen.

Während der Kohltage bieten neben zahlreichen weiteren Veranstaltungen (siehe Bauernblatt-Ausgabe 36) viele Restaurants im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband besondere Kohlgerichte an. Genaue Informationen in der Kohltage-Broschüre und unter www.dithmarscher-kohltage.de

Horst Janssen und seine Muse Gesche

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In der Nordsee-Akademie in Leck fand ein Tagesseminar für interessierte Frauen aus den Ortsvereinen des KreisLandFrauenverbandes Nordfriesland statt. Thema waren der Künstler Horst Janssen und die Künstlerin Gesche Tietjens, vermittelt durch die Janssen-Expertin Angelika Gerlach, die sich seit Jahrzehnten mit dem Leben und Wirken des Künstlers beschäftigt.

Geboren am 14. November 1929 in Wandsbek, heute Bezirk von Hamburg, in Oldenburg in Niedersachsen aufgewachsen, lebte, studierte und arbeitete Horst Janssen in Hamburg und starb am 31. August 1995 in Hamburg-Blankenese. Janssen, der Exzentriker, war ein begnadeter Zeichner, Grafiker, Plakatkünstler, Fotograf und Illustrator. Ganz bekannt hierzu das Buch über das Kasperle, mit Versen von Rolf Italiaander und den faszinierenden Zeichnungen von Janssen selbst. Mit seinen Aquarellen, Gouachen, Radierungen, Holzschnitten, Zeichnungen und Lithografien ist der Künstler nach wie vor weit über die europäischen Grenzen hinaus als einer der hervorragendsten und produktivsten Zeichner und Grafiker des 20. Jahrhunderts bekannt. 1968 wurde er mit dem Grafikpreis der Biennale in Venedig ausgezeichnet.

Dadurch und auch durch die unermüdliche Arbeit der Janssen-Expertin Angelika Gerlach gegen das Vergessen ist eine nach wie vor hochinteressierte Öffentlichkeit präsent. Gerlach ist unter anderem die Initiatorin des Freundeskreises Janssen-Bibliothek im Goßlerhaus in Hamburg-Blankenese. Darüber hinaus war sie jahrelang Leiterin des Janssen-Museums in Oldenburg, der Stadt, in der Janssen aufgewachsen ist. Außerdem führt sie in Nordfriesland ein offenes Haus für Besucher, die den Künstler Horst Janssen kennen oder sein künstlerisches Werk kennenlernen möchten.

Weniger bekannt ist allerdings seine Arbeit als Autor. Mit teilweise sarkastisch, aber auch humorvoll formulierten Gedanken, untermalt von seinen typischen Zeichnungen, zeigte er eine weitere Seite seiner außergewöhnlichen Begabung.

In dieser Phase lernte Janssen seine spätere Lebenspartnerin und Muse, die Hamburger Grafikerin Gesche Tietjens, kennen. Diese Zeit war wie ein Feuerwerk seiner Kreativität – auch nachzulesen in den Aufzeichnungen von der gemeinsamen Reise ins Tessin, den sogenannten Tessiner Litaneien. Hier ein Ausschnitt:

Selbstporträt von Gesche Tietjen

„Die Reise warst DU, mein Wolkenschatten, meine Wolkenbank, mein Wolkenleib, mein Wolkenfetzchen, mein niedliches Wölkchen, meine Niedliche, mein Sonnenfleck, mein Moos, mein Gitter, mein Straßengitter, meine Mauer, meine Tessiner Mauer, meine Capelle, mein Dachreiter, mein Glockenton, mein Ave.“ Arbeiten von Gesche Tietjens sind in der privaten Galerie von Angelika Gerlach zu bewundern.

Der LandFrauen-Kunsttag war für alle Teilnehmerinnen ein besonderes und nachhaltiges Erlebnis. Sie erfuhren vieles über den Künstler und den Menschen Horst Janssen aus persönlichen Eindrücken von Angelika Gerlach, die ihn einige Jahre begleitet hat.

Der Landfrauen-Kunsttag wird einmal im Jahr vom KreisLandFrauenverband Nordfriesland in Zusammenarbeit mit der Nordsee-Akademie angeboten. Er wurde gefördert durch den Kulturknotenpunkt Nordwest.

Im Land der Bisons und Elche

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Einmal im Jahr veranstaltet die Niedersächsische Landjugend eine Agrarexkursion ins europäische Ausland. Dieses Jahr ging es für zehn Tage nach Schweden, in das Land der Elche. Bente Ingwersen aus Enge-Sande in Nordfriesland war dabei.

Mit einer Kleingruppe von 18 Personen und zwei Kleinbussen startete das Abenteuer. Mit der Fähre ging es von Fehmarn nach Dänemark, um sich die größte zusammenhängende Tannenbaumplantage in Europa anzuschauen. Nach einem Zwischenstopp in Kopenhagen wurde die erste Station in Schweden angepeilt. Von dort aus ging es nur noch Richtung Norden, wobei Stockholm der nördlichste Punkt auf der Route blieb.

Auf dem Hinweg wurden ein Elch- und Bisonpark, eine Bonbonfabrik, eine Straußenfarm sowie ein Ausbildungszentrum für landwirtschaftliche Berufe besichtigt. Im Gegensatz zum deutschen System gehen die Auszubildenden drei Jahre auf eine Schule, in der sie sowohl den theoretischen als auch den praktischen Teil erlernen. Der hochmoderne Campus bietet Platz für alle Ausbildungsberufe der Landwirtschaft. Zusätzlich zum Schulabschluss kann dort auch das Abitur gemacht werden, wenn zusätzliche Prüfungen abgelegt werden.

In den umgebauten Obstkisten wurden die Gäste über die gesamte Obstplantage gefahren. Fotos: Anne Dörgeloh

Zwischendurch auf den doch sehr langen Fahrten wurden einige Badestellen angesteuert, wobei das Wasser noch sehr frisch war. Die verrückteste Unterkunft war das Gefängnishotel in Stockholm, welches seinen besonderen Charme nach der Renovierung nicht verloren hat und wo man auch heute noch in den Zellen schläft. Schloss Drottningholm durfte auf der Tour nicht fehlen, ebenso das Freilichtmuseum Skansen. Dort wird gezeigt, wie man früher ohne Strom lebte und welche Unterschiede es zwischen Nord- und Südschweden gab.

Auf dem Rückweg von Stockholm wurden ein Treckermuseum und ein Milchviehbetrieb angefahren, der aus der eigenen Milch Speiseeis herstellt. Der Obstanbau sowie die Weiterverarbeitung zu Cider wurden im Süden des Landes begutachtet. Mit umfunktionierten Obstwagen ging es durch die großen Apfel- und Birnenplantagen, wie wir sie hierzulande aus dem Alten Land kennen.

Der spannendste Teil der Fahrt waren jedoch die Bräuche zum traditionellen Mid­sommarfest, die wir miterleben durften. Neben den Blumenkränzen und dem Baumaufstellen werden noch traditionelle Tänze getanzt und Lieder gesungen. Gegessen wird viel Fisch, aber auch heimisches Gemüse wie Spargel, Kartoffeln, Radieschen und Salat. Da dies eines der wichtigsten Feste in Schweden ist, wird dazu etwas Schnaps getrunken. Ansonsten trinkt man in Schweden sehr wenig Alkohol, da man ihn auch nur schwer kaufen kann. Eine typische Landjugendfete, wie wir sie kennen, könnte dort gar nicht stattfinden, da sie den preislichen Rahmen sprengen würde.

Es lohnt sich also, über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinauszugucken. Auch andere Landesverbände bieten tolle Exkursionen an. Nur zu, denn aus Fremden werden schnell Freunde.

Im Stenhuvuds Nationalpark, in dem riesige Steine kreisförmig aufgestellt sind

Scheitern oder sinnvolle Neuausrichtung?

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Der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist in vollem Gange. Die Ursachen für eine Betriebsaufgabe können vielfältig sein. Die Einschnitte sind gravierend, nicht nur in finanzieller, sondern auch in sozialer und emotionaler Hinsicht. In diesem Artikel werden einige Anregungen zum Vorgehen bei einer anstehenden Betriebsaufgabe aufgezeigt.

Vielleicht gibt es in der Familie niemanden, der den Hof weiterführen will. Die Arbeit kann aber aufgrund des Alters oder einer Erkrankung nicht mehr geleistet werden. Vielleicht entspricht der Stall auch nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben und der Investitionsstau kann aufgrund der hohen Baukosten nicht mehr aufgeholt werden. Vielleicht ist der Markt in diesem Betriebszweig zudem mit zu hohen Risiken belegt. Vielleicht passen auch die Zahlen nicht mehr zusammen, die Kapitalverluste der vergangenen Jahre haben die Substanz so stark geschwächt, dass die Existenzfähigkeit zukünftig nicht mehr gegeben ist. Vielleicht gehen aber auch wichtige Betriebsgrundlagen verloren und werden an Investoren verkauft oder für regenerative Zwecke eingesetzt.

Ziele in der Familie entwickeln

Zunächst ist es empfehlenswert, sich in der Familie einen Überblick über die aktuelle Lage des Hofes zu verschaffen. Manchmal fehlen wichtige Informationen über die Vermögenslage und die derzeitigen Verbindlichkeiten des Unternehmens. Die Entwicklungen der Erträge und Aufwendungen sollten ebenso wie die eingegangenen Tilgungsverpflichtungen, die Privatentnahmen und die Investitionsbedarfe beleuchtet werden.

Wie steht es derzeit eigentlich um Rentabilität, Liquidität und Stabilität des Unternehmens? Wie hoch ist bisher die Entlohnung der familieneigenen Produktionsfaktoren gewesen? Wo gibt es Alternativen? Wenn Ehepartner, Kinder und Altenteiler Bescheid wissen, können zukünftige, vielleicht auch schwerwiegende Entscheidungen gemeinsam getroffen und von der Familie getragen werden.

Dabei sollten die Zielvorstellungen der einzelnen Familienmitglieder zur weiteren Entwicklung des Betriebes besprochen werden. Ein gemeinsames Ziel in der Familie zu entwickeln, ist eine anspruchsvolle, aber auch eine lohnende Aufgabe. Dafür braucht es Zeit. Bei diesem Klärungsprozess ist es sinnvoll, einen externen Moderator oder Mediator einzuschalten, insbesondere dann, wenn es sehr divergierende Interessen gibt und das Miteinander durch (verdeckte) Konflikte belastet ist. Im Idealfall kommt es dann zu einer gemeinsamen Entscheidung der Familie, vielleicht geht man auch mit mehreren priorisierten Alternativen in die anschließenden Prüfungsprozesse.

Einkommensbedarf analysieren

In dem Zusammenhang ist als Erstes der zukünftige Einkommensbedarf der Betriebsleiterfamilie nach der Betriebsaufgabe zu ermitteln. Dabei sind neben den Ausgaben für Nahrungsmittel und Kleidung, Wohnen und Energie, Mobilität und Freizeit, Gesundheit und Pflege auch die vorhandenen Altenteilsverpflichtungen zu beachten. Diese Positionen sind aufgrund von Inflation oder bei geändertem Konsumverhalten für die Zukunft anzupassen.

Zu berücksichtigen sind auch die zukünftigen Rentenansprüche, schließlich erfolgt die Betriebsaufgabe oft im Zusammenhang mit dem Eintritt in den Ruhestand. Vielleicht ist es aber auch geboten, über alternative, außerlandwirtschaftliche Beschäftigungsmöglichkeiten nachzudenken, besonders dann, wenn die Betriebsaufgabe weit vor Rentenbeginn erfolgt oder erfolgen muss und Arbeitskapazitäten eingesetzt werden müssen. Hier können Beratungsstellen etwa beim Jobcenter genutzt werden.

Abbau von Verbindlichkeiten

Die betrieblichen Vermögenswerte sind daraufhin zu überprüfen, ob und inwieweit sie für den Abbau vorhandener Verbindlichkeiten ausreichen. Dabei ist zunächst auf die Maschinen, das Vieh und das Umlaufvermögen abzustellen. In Abhängigkeit vom Verkaufszeitpunkt ist mit den bis dahin noch anfallenden Kosten und mit realistischen Verkaufserlösen zu kalkulieren. Daraus ist ein Entschuldungsplan mit zeitlich getakteter Rückführung der Verbindlichkeiten zu entwickeln und mit den Gläubigern abzustimmen.

Sofern darüber hinaus ein Eingriff in Grund und Boden oder Immobilien erforderlich ist, sind auch diese mit einem realistischen Verkehrswert einzubeziehen. Eine lückenlose Zusammenstellung der Verbindlichkeiten mit den jeweiligen Konditionen und Zinsbindungsfristen ist dabei unerlässlich. Auch mögliche Vorfälligkeitsentschädigungen sind zu beachten. Beim Entschuldungsplan sind natürlich auch steuerliche Effekte zu berücksichtigen. Diese sind mit dem Steuerberater zu besprechen, einige Punkte werden im Folgenden kurz skizziert.

Von besonderem Interesse ist dann die Verwertung der im Familienbesitz verbleibenden Vermögensgegenstände. Welche Flächen und Gebäude können zukünftig zu welchen Konditionen an wen verpachtet werden? Wo gibt es Möglichkeiten, vorhandene Gebäude gewerblich zu vermieten? Welche Wirtschaftsgebäude könnten vielleicht umgebaut und zum Beispiel als Wohnraum genutzt werden? Gibt es weitere alternative Einkommensquellen? Welche baurechtlichen Vorgaben sind zu beachten? Es gilt, hier sorgfältig die vielen Fragen zu klären.

Die Verwertungsmöglichkeiten im Bereich Regenerativer Energien haben in den vergangenen Jahren neue Perspektiven eröffnet. Einige Landwirte haben schon während ihrer aktiven Zeit diese Chancen genutzt. Vor dem Hintergrund zunehmend volatiler Märkte im Energiesektor gilt es auch hier, realistische Preise anzunehmen und diese rechtlich und steuerlich richtig zu ordnen.

Weitere zentrale Klärungsfelder

Rund um die Betriebsaufgabe sind steuerliche Fragen tatsächlich von sehr hoher Relevanz. Ein Steuerberater sollte deshalb unbedingt hinzugezogen werden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, inwieweit bei der Einstellung der aktiven Bewirtschaftung stille Reserven aufgedeckt werden und zu versteuern sind. Diese werden komplett aufgedeckt, wenn eine Betriebsveräußerung im Ganzen erfolgt – mit allen wesentlichen Betriebsgrundlagen. Das Gleiche ist der Fall, wenn der Betriebsleiter gegenüber dem Finanzamt die steuerliche Betriebsaufgabe erklärt.

Anders sieht es bei einer Betriebsverpachtung aus, dort kann eine Aufdeckung sämtlicher stiller Reserven vermieden werden. Ein Grund dafür ist, dass die sehr hohen Steuerzahlungen oft bei nicht zufließender Liquidität einfach nicht leistbar sind. Ob diese Strategie angesichts steigender Immobilienwerte für die Zukunft sinnvoll ist, muss von der Familie entschieden werden. Der Steuerberater sollte in jedem Fall befragt werden. Er wird die Beteiligten auch über mögliche Steuervergünstigungen informieren, zum Beispiel ob die in § 34 EStG bei Betriebsaufgabe mögliche einmalige Vergünstigung für über 55-Jährige oder für dauerhaft berufsunfähige Personen genutzt werden soll.

Erbrechtliche Fragen sind bei einer Betriebsaufgabe von besonderer Bedeutung. Auch hier ist eine rechtliche Beratung unbedingt zu empfehlen. Es ist zum Beispiel zu klären, ob von weichenden Erben Nachabfindungsansprüche nach § 13 Höfeordnung geltend gemacht werden können, wenn die Überlassung des Hofes weniger als 20 Jahre zurückliegt. Ebenfalls ist rechtlich zu prüfen, ob der Hof nach der Betriebsaufgabe immer noch ein Hof im Sinne der Höfeordnung ist. Dies hat bei der Vererbung an die nächste Generation Relevanz und wäre dann bei der Berechnung der Abfindungsansprüche zu berücksichtigen.

Zum Schluss ein Hinweis zum richtigen Zeitpunkt. Eine Betriebsaufgabe in einer Phase fallender Märkte vorzunehmen, kann viel, viel Geld kosten, und zwar sowohl bei der Veräußerung des Maschinen-, Vieh- und Umlaufvermögens als auch bei der anschließenden Verpachtung von Land und Gebäude. Antizyklisches Verhalten lohnt sich oft.

Fazit

Den eigenen Betrieb aufzugeben, ist für den Unternehmer eine komplexe und anspruchsvolle Angelegenheit. Fachliche Expertise in steuerlichen und rechtlichen Fragen ist unbedingt einzuholen. Die Betriebsaufgabe sollte der Einkommens- und Vermögenssicherung dienen, dabei kann die sozioökonomische Beratung helfen. Es empfiehlt sich, die ganze Familie an den Beratungen zu beteiligen. Dabei ist eine externe Moderation hilfreich. Die notwendigen Klärungen brauchen in jedem Fall Zeit und sollten frühzeitig eingeleitet werden.

Streit ums Tierwohl – bis die Ställe leer sind

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Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) forciert den Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung, um Betrieben eine verlässliche Perspektive zu geben. Ziel ist es, Landwirtinnen und Landwirten eine langfristige staatliche Unterstützung zuzusichern, die ihre Ställe zugunsten von mehr Tierwohl sowie Klima- und Umweltschutz umbauen. Mit diesen Aussagen hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) das Mandat für die Fortsetzung des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung in der vorigen Woche verlängert. Die sogenannte Borchert-Kommission, benannt nach ihrem Vorsitzenden, Bundeslandwirtschaftsminister a. D. Jochen Borchert (CDU), soll ihre Mission zur Transformation der Tierhaltung weiterführen. Laut dem neuen Mandat wird das Kompetenznetzwerk (KNW) Nutztierhaltung die notwendigen Transformationsprozesse der Tierhaltung hin zu klima-, umwelt- und tiergerechten sowie ökonomisch tragfähigen Haltungssystemen begleiten. 

Die Borchert-Kommission hat das erteilte Mandat zur weiteren Begleitung des Umbaus der Tierhaltung zwar höflich angenommen, lässt aber bis auf Weiteres ihre Arbeit ruhen (siehe Seite 12). Kern der Empfehlungen des KNW ist die Einführung langfristiger staatlicher Tierwohlprämien bei schrittweiser Erhöhung des Tierwohlniveaus. Gerade das liegt im Argen. Bislang steht kein Finanzierungungskonzept und die Ampelkoalition ist uneins. Ohne diese Instrumente wird sich das Ziel, den gesamten Sektor schrittweise auf ein hohes und deutlich über EU-Standard hinausgehendes Tierwohlniveau zu bringen, nicht erreichen lassen, heißt es deshalb auch in der Begründung der Borchert-Kommission für die vorläufige Pause. 

Das Kompetenznetzwerk hat geliefert. Am 11. Februar 2020 hatte Jochen Borchert die Vorschläge zum Umbau der Tierhaltung vorgestellt. Daran schloss sich eine Machbarkeitsstudie an, die gemeinsam mit der damaligen Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am 2. März 2021 präsentiert wurde. Borchert sowie die Ersteller der Studie, die Wissenschaftler des Thünen-Institutes, stimmten überein darin, dass die geplanten Maßnahmen zu einem Umbau der Nutztierhaltung machbar seien, natürlich mit einigem Aufwand. Doch gerade wird dieser Prozess gleich von zwei Seiten gestoppt. Durch die Borchert-Kommission, die jetzt eine Pause einlegt, durch ihr ruhendes Mandat und damit ein Zeichen setzt. Gleichzeitig stoppt der Ampelkoalitionspartner FDP, wenn es um die Finanzierung geht. Denn die Liberalen bleiben unkonkret in dem, was sie unter einer Tierwohlabgabe verstehen, und lehnen höhere Steuern ab. Die Blockadehaltung fühlt sich an wie eine Vollbremsung beim Umbau der Tierhaltung. Dazwischen kommen aus den verschiedensten Lagern der Koalition immer wieder Aufrufe und Ermahnungen, die Ernährung umzustellen und den Fleischkonsum einzuschränken.

Ist das alles Teil eines Konzeptes, könnte man sich fragen. Abbau statt Weiterentwicklung? In ein solches Muster würden die Entwürfe zum Tierhaltungskennzeichnungsgesetz genauso passen, wie die Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Werden inzwischen alle vorgeführt? Die Mitglieder des Kompetenznetzwerks und der ehemalige Landwirtschaftsminister Borchert, die Konzepte entwickelten, für deren Umsetzung keiner Mittel bereitstellen will, die Bäuerinnen und Bauern, die auf dringende Entscheidungen warten und bei Umbauplänen an Genehmigungshürden scheitern, und letztlich die Verbraucher, die verunsichert zurückgelassen werden. Es fällt schwer zu glauben, dass das Thema Tierwohl, das von so großer existenzieller Bedeutung für die Landwirtschaft ist und gleichzeitig von gesellschaftlicher Relevanz, unter die Räder einer unstimmigen und unentschlossenen Koalition kommen soll.