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Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 3822

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Wer schlachtreife Lämmer abliefern möchte, muss aktuell Geduld aufbringen. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist das Angebot derzeit sehr groß. Demgegenüber ist die Nachfrage klein. Zum anderen gelangte jüngst günstigeres Lammfleisch aus Exportländern auf den hiesigen Markt und setzte den Preis mit unter Druck. So hat sich hierzulande zu Wochenbeginn ein Preis von 3,40 €/kg Lebendgewicht inklusive Mehrwertsteuer eingependelt.

Futtervorräte knapper

Nach einer langen trockenen Periode fehlt es bei den Betrieben zum Teil an Futter auf den Weiden. Speziell wenn kein Klee in der Grünlandnarbe ist, muss mit Kraftfutter zugefüttert werden. Diese seit etwa August teurer gefütterten Tiere könnten nun abgeliefert werden. Zudem fehlen weiterhin Weiden mit ausreichendem Futtervorrat. Auch das Beweiden von Grünlandschlägen von Milchviehhaltern ist in diesem Jahr schwieriger. Diese sind ebenso auf ausreichend Grundfutter angewiesen und werden wohl einen weiteren Schnitt ernten.

Manch ein Schäfer hätte nicht nur wegen der Futterverfügbarkeit die schlachtreifen Tiere gerne innerhalb weniger Tage verkauft. Nach den regenreichen Tagen in der vergangenen Woche müssen bei einem späteren Abgabetermin die Lämmer noch einmal entwurmt werden, was wiederum Wartezeit bis zur Ablieferung mit sich bringt.

Die vorläufige Statistik zum Fleischverbrauch in Deutschland 2021 zeigt, dass der Selbstversorgungsgrad für Lamm- und Schafsfleisch gestiegen ist. Lag der Selbstversorgungsgrad 2020 bei 37,9 %, liegt er für 2021 bei 51,3 %. Ein maßgeblicher Faktor dabei ist die inländische Erzeugung, welche von 32.600 auf 37.200 t Schlachtgewicht gestiegen ist. Es wurde allerdings zudem ein geringerer Verbrauch berücksichtigt. So lag der Verbrach 2020 bei 86.000 t Schlachtgewicht gegenüber 72.600 t Schlachtgewicht im Jahr 2021. Aktuellere Zahlen liegen derzeit nicht vor, doch dem Vernehmen nach könnte der Verbrauch 2022 noch geringer ausfallen. Eine Prognose der EU-Kommission geht davon aus, dass der Fleischverzehr im Durchschnitt der Mitgliedstaaten 2022 um 0,2 % zurückgeht.

Preise geben nach

Seit Monatsbeginn hat der Preis um 30 ct/kg Lebendgewicht inklusive Mehrwertsteuer nachgegeben. Bei wöchentlichen Preisabschlägen steigt das Interesse der Verkäufer, die eigenen Tiere zügig zu vermarkten, was zusätzlichen Angebotsdruck auslöst. Derzeit muss ein Schäfer bis zu drei Wochen auf den Ablieferungstermin warten. Die Schlachtunternehmen fragen nur begrenzte Stückzahlen nach. Sowohl aus der Gastronomie als auch vom Verbraucher ist die Nachfrage nach Lammfleisch zurückgegangen. Auch wenn hierzulande Touristen Urlaub machen, konsumieren diese weniger Lammfleisch als in anderen Jahren. Jeder passt auf sein Geld auf und weiß, dass er es nur einmal ausgeben kann. Da stehen edlere Fleischteile oder auch Restaurantbesuche weiter hintan. Lammfleisch wurde in den vergangenen Wochen vermehrt aus dem Vereinigten Königreich importiert. Vom Hamburger Großmarkt wird in dieser Woche jedoch berichtet, dass der Angebotsdruck nachlässt. So kam es zu einer Stabilisierung der zuvor gefallenen dortigen Preise für Lammfleisch. Dies könnte ein Impuls sein, der auch eine Festigung der Kurse im Lebendhandel mit sich bringt. Preisaufschläge werden vorerst nicht erwartet. Das Angebot ist im Herbst saisontypisch groß. Außerdem werden im Oktober wieder die außer in den Monaten Januar und Februar geringsten Schlachtzahlen erwartet. Lamm ist auch kein Weihnachtsartikel, und bei der aktuellen Inflationsrate und den derzeit versendeten Briefen zur Anpassung der Gaspreise schrumpfen die Hoffnungen, dass eines der teureren Fleischprodukte demnächst wieder mehr konsumiert wird. Man darf jedoch nicht vergessen: Die Kurse für Lämmer von 3,40 €/kg Lebendgewicht inklusive Mehrwertsteuer bewegen sich immer noch 20 ct/kg über dem Vorjahrespreis beziehungsweise 75 ct über dem Wochenpreis von 2020 und 1,35 € über 2019 – der Zeit vor Corona. 

Marktlage für die Woche vom 19. bis 25.9.2022

Getreide: Die Terminkurse bleiben auf Höhe, die unsichere Marktbeschickung aus dem Schwarzmeerraum stützt sie.

Raps: Der Rapsmarkt ist zunächst gut versorgt und die Kurse befinden sich im Rückwärtsgang.

Futtermittel: Trotz guter Rapsernte bleibt Rapsschrot relativ teuer, am Markt besteht kaum Kaufinteresse.

Kartoffeln: Aufgrund der verbesserten Rodebedingungen steigt das Angebot. Die Preise zeigen sich stabil. Die Nachfrage ist stetig.

Schlachtrinder: Weitestgehend unveränderte Kurse dominieren den Schlachtrindermarkt.

Schlachtschweine/-sauen: Die ISN-Börse handelte vergangenen Freitag weniger als die Hälfte der angebotenen Partien – zu einem schwächeren Kurs.

Ferkel: Bundesweit zeigt sich ein ausgeglichenes Angebots-Nachfrage-Verhältnis. Die Preise steigen höchstens leicht an.

Milch: Das Niveau der Auszahlungspreise hat die 60-ct-Marke erreicht. Butter und Käse gehen bei erhöhten Preisen weiter gut in den Markt.

Schlachtlämmer/-schafe: Das Angebot an schlachtreifen Lämmern übersteigt die Nachfrage deutlich. Das Preisniveau sinkt erneut.

Markttendenz für die Woche vom 26.9. bis 2.10.2022

Getreide: Der kurzfristige Bedarf an Futtergetreide ist gering, für Brotweizen mit 12 % Protein werden steigende Aufschläge gezahlt.

Raps: Im Terminhandel mit Rohöl wie auch Sojaöl ist viel Bewegung, der Rapskurs lässt sich davon nicht beeindrucken.

Futtermittel: Die steigenden Energiekosten verhindern eine Absenkung des Preisniveaus.

Kartoffeln: Innerhalb Deutschlands wird von einem starken Versandgeschäft berichtet, da in einigen Regionen die Ernte zu klein ausfällt.

Schlachtrinder: Schlachtreife Jungbullen sind nur im geringeren Umfang verfügbar. Es wird eine ruhige Nachfrage erwartet.

Schlachtschweine/-sauen: Es wird kaum eine Chance für erneute Preisaufschläge gesehen. So kommt es zu zügigen Anmeldungen zur Schlachtung.

Ferkel: Stabile Preise dürften die Folge eines impulsloseren Marktes sein.

Milch: Das Milchaufkommen ist saisonal rückläufig und geringer als im Vorjahr, in anderen Ländern ist das Defizit noch größer.

Schlachtlämmer/-schafe: Große Partien können vom Markt derzeit nur bedingt aufgenommen werden. Importfleisch ist günstig verfügbar.

„Die Natur entscheidet, was wir kochen“

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Das war eine mehr als gelungene Premiere für das Restaurant Hofküche Backensholz in Oster-Ohrstedt – als Neuzugang beim Schleswig-Holstein-Gourmetfestival wusste Gastgeber und Restaurantinhaber Thilo Metzger-Petersen mit seiner Crew in einem „Nose to Tail“-Siebengängemenü zu überzeugen.

Aufgeregt sei er nicht, aber fokussiert, verriet Thilo Metzger-Petersen bei den Menüvorbereitungen am Nachmittag vor der abendlichen Auftaktveranstaltung, zu der sich 40 Gäste angemeldet hatten. Geplant war, das Menü gemeinsam mit dem Zweisternekoch Thomas Imbusch aus Hamburg zu kreieren, der aber aus privaten Gründen kurzfristig absagen musste. „Das hat uns aber nur kurz aus der Bahn geworfen, denn wir waren uns alle einig, dass wir das auch ohne Gastkoch stemmen können, das trauen wir uns zu“, so Metzger-Petersen.

Abzusagen sei keine Option gewesen, zumal das Kalb für das „Nose to Tail“-Menü bereits geschlachtet war. Man habe kurzerhand das Menü umgestellt und auf den eigenen Hofküchestil ausgerichtet. „Normalerweise umfassen unsere Gerichte drei, maximal vier Gänge. Ein Menü mit sieben Gängen ist für uns heute auch das erste Mal, aber unser Ehrgeiz ist geweckt“, so Thilo Metzger-Petersen, „uns ist bewusst, dass wir uns auf Publikum einlassen, das gerne auf die Feinheiten auch beim Servieren achtet, aber wir haben richtig Lust und Spaß und werden das gut hinbekommen.“

Zum Grundprinzip des Biorestaurants gehört der „Vom Hof auf den Teller“-Gedanke. „Die Hauptzutaten des Menüs sind nicht weiter gereist als zehn Kilometer. Wir verstehen unser Grundprinzip auch so, dass wir andere Biohöfe im näheren Umkreis mit einbeziehen“, erklärt der ­Restaurantinhaber. Das erfordere mehr Aufwand, Handwerk und Kreativität, „aber wir wollen unseren Gästen zeigen, dass das geht“. Das Erlebnis stehe an diesem Abend im Vordergrund, aber ebenso die Transparenz, woher das Essen komme, nämlich vom Bauernhof.

Christian Andres und Anna-Marie Kock bereiten das Amuse-Gueule (Gruß aus der Küche) zu.

„Unser Küchenstil ist ein anderer als bei anderen Restaurants. Nahbar, aber über dem Standard, nicht abgehoben, aber raffiniert. Wir müssen täglich neu kreativ sein und schauen, was der Acker uns gerade zur Verfügung stellt. Die Natur entscheidet, was wir kochen“, so Metzger-Petersen. Das gelte auch für das Abendmenü. Das Bioweidekalb stamme vom eigenen Hof, ebenso der Käse und die Milchprodukte. „Die Tomaten für den ­Champagnerempfang mit einem Gruß aus der Küche kommen aus dem küchennahen Gewächshaus, weiteres Gemüse, Salate und Kräuter kommen vom Biohof Heinrich Thees aus Mildstedt.“

Neu in der 36-jährigen Geschichte des Schleswig-Holstein-Gourmet­festivals war der Ansatz, ein Kalb in seiner Gesamtheit von vorn bis hinten in einem Menü zu verarbeiten. Und so standen neben dem Amuse-Gueule mit confierter Backensholzer Gewächshaustomate auf Deichkäse-Sablé, Kalbsleber-Parfait, Tatar, Calf-Tea auch „Innere Werte“ und Kalbsrücken auf der Karte, ergänzt um die dazu korrespondierenden Weine und Getränke.

Moderne Pferdehaltung mit frischer Luft und Bewegung

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Auch in diesem Jahr veranstalteten die Persönlichen Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) gemeinsam mit der „Reiter Revue” ihren Wettbewerb „Unser Stall soll besser werden“. Der Reitstall am Himmelmoor in Quickborn, Kreis Pinneberg, gewann den Preis für gute Pferdehaltung.

Bewerben konnten sich alle Betriebe, die mindestens seit einem Jahr einen Stall mit mehr als zehn Pferden betreiben und diesen neu gebaut oder renoviert haben. Stallbesitzer oder Vereine, die nur einen Teil ihrer Ställe saniert haben, konnten ebenfalls am Wettbewerb teilnehmen. Beurteilt wurde dann nur das Teilkonzept und nicht die Gesamtanlage.

Den Sieg in der ersten Kategorie holte sich die Familie Urbach mit ihrem Reitstall am Himmelmoor. Die Anlage hatte das Ehepaar Anika und Thomas Urbach mit seinen drei Töchtern 2019 gekauft und dann umgebaut. „Unsere ganze Familie ist pferdebegeistert und wir wollten vor allem für unsere fünf Pferde endlich die perfekte Anlage haben“, berichtet Anika Urbach, die vorher Immobilien verwaltete und nun die Betriebsleitung übernommen hat.

Perfekte Anlage

Im April 2021 wurde der Stall eröffnet. „Ganz wichtig ist uns eine moderne Pferdehaltung mit viel frischer Luft und Bewegung“, betont Urbach. So stehen nicht nur Sommerweiden zur Verfügung, die im Herdenverband genutzt werden, sondern im Winter auch matschfreie Sandpaddocks. „Sehr wichtig ist uns auch gutes Futter. Wir füttern zweimal täglich hochwertiges Raufutter und dreimal täglich Kraftfutter“, erklärt die Betriebsleiterin und fügt hinzu: „Alles natürlich je nach Bedarf.“

Gute Trainingsmöglichkeiten standen ebenfalls sehr weit oben auf der Prioritätenliste der Pferdefamilie. So engagierte Familie Urbach gute Trainer für Springen und Dressur und schaffte unterschiedlichste Orte, an denen die Pferde bewegt werden können: drei Reithallen, eine zum Longieren, eine für Bodenarbeit oder freie Bewegung und eine zum Reiten, sowie drei Reitplätze und eine Galoppbahn.

Urbachs Reitstall überzeugte die Jury aus namhaften Pferdehaltungsexperten und Veterinärmedizinern aufgrund seines sehr durchdachten Haltungskonzeptes, bei dem alle Pferde vom Youngster bis zum S-Sportpferd parallel zur Unterbringung in Paddockboxen und Boxen das gesamte Jahr über in Gruppen Freilauf auf Weiden und im Winter auf Sandpaddocks genießen.

Nach dem Kauf wurde die Anlage im Kreis Pinneberg aufwendig und liebevoll umgebaut. 

Überzeugte Jury

„Der Reitstall am Himmelmoor setzt seine Philosophie vom Freilauf in der Gruppe mit umfassender Möglichkeit zum Sozialkontakt auf einer tollen Anlage bedingungslos im Sinne der Pferde durch und macht die Unterstützung dessen auch für seine Einstaller zur Voraussetzung, egal auf welchem Niveau das Pferd sportlich unterwegs ist“, begründet die Jury ihre Wahl.

Die Urbachs waren von ihrem Sieg dann doch ein bisschen überrascht. „Wir finden unsere Anlage natürlich schön, aber von einer Fachjury prämiert zu werden, ist dann doch noch einmal etwas anderes“, findet Anika Urbach und fügt hinzu: „Die Jury war bei uns auf dem Hof und da hatten wir schon ein gutes Gefühl, aber oft wird ja auch Gruppenhaltung prämiert.“

Bei Urbachs war es das Gesamtpaket, das überzeugte. „Ein Pferdehalter, der meint, sein Pferd solle im Winter nicht raus, ist bei uns fehl am Platz“, macht die Betriebsleiterin klar und fügt hinzu: „Wir ziehen unser Konzept durch.“ Doch jetzt wird erst einmal gefeiert: Eine Grillparty für die Einsteller und die Angestellten steht an.


Neue Runde geplant

Der Wettbewerb „Unser Stall soll besser werden“ geht auch 2023 in eine neue Runde und feiert dann sein 30-jähriges Bestehen. Bewerben können sich alle Pferdesportvereine und -betriebe, die seit mindestens einem Jahr einen Stall mit mehr als zehn Pferden betreiben und diesen mit Blick auf artgerechte Pferdehaltung neu gebaut, modernisiert oder renoviert haben. fn

Informationen unter: www.pferd-aktuell.de/unserstall

Viele Medaillen für Schleswig-Holstein

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Fünf Tage lang gingen die Wettkämpfe um die 21 Titel der Bundes­championate im nordrhein-westfälischen Warendorf. Die 29. Auflage des Schaufensters der deutschen Pferdezucht besuchten 40.000 pferdebegeisterte Zuschauer. Auch die Pferde aus dem Land zwischen den Meeren holten Medaillen nach Hause, allen voran die Holsteiner.

„Voller Stolz schauen Züchter, Reiter, Besitzer und Freunde des Holsteiner Pferdes in diesen Tagen auf die Ergebnisse aus Warendorf“, postete der Holsteiner Verband in den Sozialen Medien. Zehn Medaillen, davon viermal Gold, zweimal Silber und viermal Bronze, brachten die Vertreter des Holsteiner Verbandes mit in die heimischen Ställe. Mit diesem Resultat stellte Holstein das zweitbeste Ergebnis bei den Warmblütern insgesamt. Im Springen und in der Vielseitigkeit sicherten sich die Holsteiner jeweils die meisten Medaillen für den Verband.

Die fünfjährige Kalifa von Million Dollar-Caretino absolvierte unter Sophie Hinners vier Parcours, alle mit Bewertungen, die besser als „sehr gut“ waren. Ins Finale zog sie als Favoritin ein und bekam auch dort in beiden Umläufen die höchsten Noten. Für ihren Sieg standen 9,5 und 9,7 im Protokoll (Endnote: 19,2). „Ein fast ideales Pferd, das vor allem durch Übersicht und Rittigkeit überzeugt“, begründeten die Richter ihr Urteil und lobten „das schöne Seitenbild, das die Stute auszeichnet“.

Kalifas Reiterin Sophie Hinners schwärmte: „Kalifa ist ein ganz tolles Pferd. Besonders liebe ich sie, weil sie so viel Ähnlichkeit mit Million Dollar hat.“ Die Züchterin Natalie Kock ist auch Kalifas Besitzerin. Voller Stolz nahm sie Glückwünsche und den Ehrenpreis für ihre Bundeschampionesse entgegen.

Am schnellsten absolvierten der Holsteiner Hengst Dax von Dinken-Corrado und Richard Vogel das Finale der sechsjährigen Springpferde. Foto: Stefan Lafrentz

Cascoblanco siegt im Busch

Doch Sophie Hinners war damit noch nicht fertig. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Richard Vogel dominierte sie auch im Finale der sechsjährigen Springpferde. Am schnellsten absolvierte der Holsteiner Hengst Dax mit Vogel im Sattel den Stechparcours. Der Sohn des Dinken-Corrado (Züchter (Z.): Dirk Jessen, Besitzer (B.): Robin Will) wurde in 39,3 s der neue Bundeschampion.

Vogel holte sich mit dem Hannoveraner Cornet XL auch die Silbermedaille. Sophie Hinners sorgte dann dafür, dass auch die Bronzemedaille auf der Rückfahrt mit im Gepäck war. Mit Viva Las Vegas belegte die 24-Jährige, die in diesem Jahr die erfolgreichste Championatsreiterin auf dem Springplatz war, Platz drei. Auch sie war mit der Holsteiner Tochter des Vagabond de la Pomme-Cancare (Z. und B.: Matthias Wittke) in 39,98 s sehr schnell unterwegs. Keiner der anderen Bewerber schaffte es, unter 40 s zu bleiben.

Bei den fünfjährigen Vielseitigkeitspferden starteten Cascoblanco und Pia Münker nach Dressur und Springen von Rang drei in den abschließenden Cross. Dort sicherte sich der holsteinisch gebrannte Schimmelhengst dank einer fulminanten Runde, für die es die Tageshöchstnote 9,7 gab, den Titel bei den Buschtalenten. Letztlich war es das Springvermögen, von den Richtern mit der 10 bewertet, das den Cascadello I-Sohn aus einer Sir Shostakovich xx-Mutter (Z.: Manfred Johannsen, B.: Gestüt Fohlenhof) ganz an die Spitze des Feldes hievte. „Das war außergewöhnlich“, schwärmte Juror Hans Melzer und lobte die elastische Bergaufgaloppade und den stets positiven Zug nach vorne.

Bekannte Gesichter im Gelände

Eine Art Titelverteidigung gab es bei den sechsjährigen Geländepferden. Lillet, Bundeschampionesse der fünfjährigen Geländepferde des vergangenen Jahres, ging dieses Jahr unter dem Sattel von Andreas Dibowski an den Start. Die braune Holsteiner Stute von Livello-Calido I (Z.: Morena Petersen, B.: Besitzergemeinschaft Gestüt Irenenhof) überzeugte mit ebenso raumgreifender wie rationeller Galoppade und sehr großzügigem Springvermögen. Lediglich in der Rittigkeit musste sie geringe Abstriche in Kauf nehmen. Mit 9,1 erreichte sie im Cross dasselbe Endergebnis wie die Siegerin, die Hannoveraner Stute Dinathia, musste dieser aber aufgrund der etwas schwächeren Vorleistung in Dressur und Springen den Vortritt lassen.

Bei den siebenjährigen Springpferden siegte Rolf-Göran Bengtsson mit Caillan von Casall-Carry aus der Zucht von Gerd Ohlsen von der Insel Föhr. Foto: Stefan Lafrentz

Fast schon ein Déjà-vu gab es beim letztlich drittplatzierten Duplexx unter seinem Reiter Jan Matthias. Der Holsteiner Hengst war nach tollen Leistungen in Dressur (8,6) und Springen (8,8) als klar Führender in den abschließenden Geländeparcours gestartet und hatte eigentlich einen kleinen Vorsprung vor seinen Verfolgern. Doch wie schon im Vorjahr konnte der Sohn des Diarado-Heraldik xx (Z.: Hans-Peter Petersen, B.: Michael Christiansen) die hohen Erwartungen dort nicht ganz erfüllen: Er war konditionell am Limit und musste sich nach Zeitfehlern mit einer 7,5 im Gelände zufriedengeben.

Von den neun Stechteilnehmern im Finale der siebenjährigen Springpferde trugen gleich fünf Pferde den Holsteiner Brand. Am Ende gab es im Springen der Klasse S** kein Vorbeikommen an Caillan von Casall-Carry (Z.: Gerd Ohlsen, Föhr). Mit Rolf-Göran Bengtsson im Sattel sicherte sich der amtierende Holsteiner Landeschampion den Titel. Nur knapp geschlagen geben musste sich Munin von Mylord Carthago-Chin Chin (Z.: Michael Eitel), der unter Richard Vogel nur wenig später über die Ziellinie galoppierte.

Sophie Hinners sicherte sich mit der Livello-Cento-Tochter Honey Bunny (Z.: Otto-Boje Schoof, Hedwigenkoog) die Bronzemedaille. Die Plätze fünf und sechs gingen ebenfalls nach Holstein, nämlich an Forino von For Pleasure-Caretino (Z.: Manfred von Allwörden, Grönwohld) unter Diarmuid Howley und Tokyo von Toulon-Cassini I (Z.: Peter Böge, Bunsoh) mit Hannes Ahlmann.

Premiere für den Großen Preis

Bei den vierjährigen Reitpferden gab es ebenfalls Edelmetall für ein Holsteiner Zuchtprodukt. Über die Bronzemedaille freute sich Züchterin und Besitzerin Sonja Ellerbrock zusammen mit Reiterin Christina Ellendt. „Wahnsinn“, titelte Sonja auf Facebook, nachdem ihr großrahmiger brauner Wallach Robby Brown an der Spitze seiner Abteilung seine sehr guten Grundgangarten (Trab und Galopp: 8,5; Schritt: 9,0) ausspielen konnte. Hinzu kamen eine sehr gute Rittigkeit und ein gutes Exterieur. Insgesamt errechnete sich eine 8,6.

Robby Brown war der einzige Holsteiner im Reitpferdelot. Der Sohn des Rock Forever I stammt aus einer Mutter von Aljetto, der ebenfalls von der Zuchtgemeinschaft Ellerbrock gezogen wurde, Bundesteilnehmer war und im eigenen Gestüt Barkholz in Kayhude, Kreis Segeberg, im Natursprung deckte.

Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr der Große Preis von Warendorf ausgetragen, eine Springprüfung der Klasse S** mit Stechen. Startberechtigt waren ehemalige Championatspferde, jeder Reiter durfte bis zu drei Pferde an den Start bringen. „Die neue Springprüfung soll Reitern und Besitzern neben den in allen Finals deutlich erhöhten Preisgeldern einen neuen Anreiz bieten, nach Warendorf zu kommen. Wer etwa aus dem hohen Norden oder dem tiefen Süden lediglich ein Pferd für das Bundeschampionat qualifiziert hat, fährt wohl eher, wenn er noch einen ehemaligen Championatsteilnehmer an den Start bringen kann“, erklärte Turnierleiter Markus Scharmann.

Zwölf der 41 Starter beendeten den Parcours strafpunktfrei und erreichten somit das Stechen. Rolf-Göran Bengtsson führte mit dem Holsteiner Schimmelhengst Catch lange das Feld an, schlussendlich stand das Paar aber auf Platz zwei. Richard Vogel und sein zehnjähriger United Touch waren nur 0,11 s schneller.

Auch das Pferdestammbuch Schleswig-Holstein/Hamburg hatte einige Erfolge zu verzeichnen. Steendieks Daddys Sunny Boy von FS Daddy Cool-The Braes My Mobility (Z.: Peter Böge) gewann mit seiner Reiterin Mareike Peckholz die Bronzemedaille bei den vierjährigen Reitponyhengsten. Notenmäßig holte der Falbhengst mit dem Schuss Welshblut im Pedigree ordentlich auf und steigerte sich von 8,3 auf eine 8,6 im Finale. Er punktete vor allem mit seinem Galopp (9,5): „Das war sehr sicher und geschlossen springend, erhaben und fleißig.“ Für den Trab und das Gebäude gab es jeweils die 9,0. „Ein herrlich formatiertes Pony mit viel Reitqualität aus dem Körper“, so der Kommentar.

Auch bei den fünfjährigen Springponys ging Bronze in den Norden, an den Wallach Del Toro K mit seiner Besitzerin und Reiterin Antonia Ercken. Dem Holsteiner Wallach von Del Piero-Aljano (Z.: Malte Kuhnert) bescheinigte die Jury, ein Pony mit hoher Grundqualität zu sein, das am Sprung energisch abfußt und den Körper zu benutzen weiß. Das Paar bekam die Endnote 8,3.

Das schleswig-holsteinische Paar Speedy von Del Piero-Calido und Madita Bruhn bekam die höchsten Noten und siegte somit bei den sechsjährigen Springponys. Foto: Dr. Tanja Becker/Equitaris

Tierschutzpreis für Madita Bruhn

Unschlagbar waren die sechsjährigen Springponys aus dem Land zwischen den Meeren. Das Finale wurde unter 15 Startern in einer Spezialspringponyprüfung der Klasse L mit zwei Umläufen entschieden. Der Holsteiner Wallach Speedy wurde als Sieger der Finalqualifikation seiner Favoritenrolle gerecht und erntete viel Applaus: Er bekam mit 9,0 und 9,0 (Gesamt: 18,0) die höchsten Noten in beiden Umläufen und gewann damit überlegen. Unter Madita Bruhn zeigte der Nachkomme des Del Piero-Calido I (Z. u. B.: Avora Pferde GmbH & Co. KG) zwei sehr schöne, gleichmäßige Vorstellungen. Entsprechend lautete das Urteil der Richtergruppe: „Das Pony war von Anfang bis Ende locker, absolvierte jeden Sprung durch den Körper, war sicher an den Hilfen der Reiterin und zeigte kraftvolles Abfußen.“

Die 18-jährige Madita Bruhn reitet Speedy seit eineinhalb Jahren. Im vergangenen Jahr waren sie bereits Vierte im Finale der fünfjährigen Springponys. „Er ist ein richtiges Traumpony“, schwärmte sie. „Im Stall ist er total verschmust, aber er weiß auch, wann es darauf ankommt.“ Für ihr vorbildliches Vor- und Nachbereiten des Ponys, das in jeder Situation Gelassenheit und Zufriedenheit ausstrahlte, wurde Madita Bruhn der Tierschutzpreis des Bundeslandwirtschaftsministeriums verliehen.

Rang zwei ging an Makadamia von Machno Carwyn-Windsor N (Z.: Angelika Jahr, B.: Sabrina Krempien). Unter Alexandra Langer zeigte der Holsteiner Hengst zwei sehr ansprechende Runden, die jeweils mit 8,7 benotet wurden (Notensumme: 17,4). Laut Peter Teeuwen ist das Pony mit einer guten Grundgaloppade ausgestattet und sicher auf den Linien zum Sprung. Es wisse seinen Körper zu benutzen und fuße kraftvoll ab.

Ready to fly sicherte sich mit seiner Reiterin Britta Wittenbrink den dritten Platz. Die Holsteiner Stute von Rex the Robber aus einer Dexter Leam Pondi-Mutter (Z.: Lina Söderholm, B.: Karl Brocks senior) zeigte im ersten Umlauf eine blitzsaubere Runde, die mit 8,8 benotet wurde: „Das Pony war immer fokussiert auf den Sprung, immer bei der Reiterin und weiß seinen Körper zu benutzen.“ Leider minderten zwei Wendungen im Kreuzgalopp im zweiten Umlauf die Note (8,5), sodass die Notensumme von 17,3 die Bronzemedaille bedeutete.

Vergleich von Pflug-, Mulch- und Direktsaat

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Mit der Bodenbearbeitung sollen optimale Bodenbedingungen für die Bestandsetablierung und das weitere Pflanzenwachstum geschaffen werden. Gleichzeitig muss aber auch umweltrelevanten Forderungen nachgekommen werden, denn die Bodenbearbeitung wirkt sich massiv auf Bodengefüge, Stoffhaushalt, Bodenleben und unsere Gewässer aus. Durch konservierende Bodenbearbeitung wird lebendiger, fruchtbarer Boden erhalten und Stoffverluste aus Ackerböden werden vermieden.

Pflügen ist das dominierende Bodenbearbeitungsverfahren in Schleswig-Holstein. Etwa 77 % des Ackerlands wurden 2015/16 gepflügt und nur 16 % pfluglos bestellt. Direktsaat wurde wegen des schwierigeren Anbauverfahrens und der anfangs niedrigeren Erträge auf weniger als 1 % der Ackerfläche betrieben. Aufgrund des fehlenden Erosionsschutzes, des vermeintlich stärkeren Humusabbaus und der höheren Auswaschungsgefahr wird der Pflugeinsatz schon länger diskutiert.

Pfluglos ist nicht gleich konservierend

Die Bearbeitungsverfahren können nach dem Grad der Bodenbedeckung durch Pflanzen und Pflanzenreste unmittelbar vor und nach der Saat unterschieden werden:
konventionell (maximal 15 % Bodenbedeckung, siehe Foto oben)
• reduziert (mindestens 15 % bis maximal 30 % Bodenbedeckung)
• konservierend (mindestens 30 % Bodenbedeckung)

Die konservierende Bodenbearbeitung kann wiederum nach dem Anteil der bearbeiteten Fläche unterteilt werden:
• Mulchsaat (ganzflächige Bodenbearbeitung, siehe Foto Mitte)
• Streifensaat (streifenartige Bodenbearbeitung in der Saatreihe)
• Direktsaat (ohne Bodenbearbeitung, lediglich Saatgutablage in Schlitzen, siehe Foto unten)

Ein tiefer Grubbereinsatz, der nur wenig Mulch an der Oberfläche belässt, wird zur konventionellen Bodenbearbeitung gezählt. Entscheidend ist nicht die Wahl des Arbeitsgerätes, sondern dessen Mischungseffekt, der bei Grubbern vor allem durch Schare und Zinken bestimmt wird. Mit dem Pflug ist aufgrund des „reinen Tisches“ keine konservierende Bodenbearbeitung möglich. Jedes konservierende Verfahren ist pfluglos, aber nicht jedes pfluglose Verfahren konservierend.

Bodenfruchtbarkeit durch Mulch- und Direktsaat

Das wichtigste Argument für die Anwendung konservierender Bodenbearbeitung ist der Schutz gegen Wind- und Wassererosion. In Schleswig-Holstein sind die sandigen Geestböden durch Winderosion gefährdet, während die Hangneigung im Östlichen Hügelland eine höhere Erodierbarkeit durch Wasser bedingt (siehe Abbildung). In Abhängigkeit von Standort und Kultur kann durch konservierende Bodenbearbeitung der erosionsbedingte Bodenabtrag fast komplett verhindert werden (siehe Tabelle).

Neben der höheren Bodenbedeckung wird der Erosionsschutz über die Bodeneigenschaften, vor allem über die höhere Aggregatstabilität an der Oberfläche und die höhere Infiltrationsfähigkeit, wirksam. Der Anteil an vertikalen Grobporen ist bei konservierender Bodenbearbeitung aufgrund der erhöhten Regenwurmpopulation sowie der erhaltenen Wurzelgänge und Schrumpfungsrisse meist höher. Dadurch können bei Starkregenereignissen größere Wassermengen aufgenommen werden, statt oberflächlich abzufließen. So werden an Partikel gebundene und im Abfluss gelöste Einträge von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln in Oberflächengewässer effektiv reduziert. 

Vor dem Hintergrund der prognostizierten steigenden Häufigkeit von Starkregen durch den Klimawandel wird der Wasseraufnahmefähigkeit von Ackerböden, vor allem im wassererosionsgefährdeten Östlichen Hügelland, eine noch größere Bedeutung zu kommen.

Die Bodenbedeckung konservierender (Mulchsaat) Bodenbearbeitung.

Was gilt besonders für die Geest?

Ebenso sollen zukünftig Trockenperioden und Dürren vermehrt auftreten. Die Speicherung von Niederschlägen und die Vermeidung von Wasserverlusten durch offenen Boden sind daher – vor allem auf den klassischen Maisstandorten – ebenso wichtig wie eine ausreichende Wasseraufnahmefähigkeit. Da die Evaporation aufgrund der Mulchschicht reduziert wird und der Humusgehalt an der Oberfläche höher ist, sind die Wassergehalte und pflanzenverfügbare Wassermengen konservierend bearbeiteter Böden an der Oberfläche meist höher als in einem gepflügten Boden.

Der Schutz gegen Austrocknung der Bodenoberfläche ist auch zur Vermeidung von Winderosion wichtig. Die erhöhte Winderosionsgefahr der Geeststandorte wird durch den hohen Maisanteil verstärkt (weiter Reihenabstand, langsame Jugendentwicklung). Bei den ansässigen Futterbaubetrieben hat sich daher eine Mistgabe nach der Maisaussaat zum Erosionsschutz durchgesetzt. Die dadurch ausgebrachten Nährstoffe müssen jedoch als gedüngte Menge angerechnet werden, weshalb gerade hier Potenzial besteht, durch Mulch- oder Direktsaat wertvollen Dünger und Boden einzusparen.

Erosion spielt in den Marschen eine untergeordnete Rolle. Dennoch haben die schweren Böden im Winter mit Nässe und Verschlämmung und im Frühjahr mit einer verzögerten Befahrbarkeit zu kämpfen. Gleichzeitig ist ein hohes Strukturbildungspotenzial gegeben, bei dessen Ausnutzung Wasserführung und Tragfähigkeit verbessert werden. Persönlichen Auskünften aus dem Beratungsgebiet 10 (Nordfriesische Marschen und Eider-Treene-Niederung) zufolge sind die in langjähriger Direktsaat bestellten Böden bedeutend früher schadlos befahrbar als die gepflügten Flächen.

Es muss beachtet werden, dass es nach dem letzten Pflügen einige Jahre dauert, bis sich unter Mulch- oder Direktsaat das Bodenleben wieder angesiedelt und solch eine Bodenstruktur aufgebaut hat.

Reduzierung der Nitratverluste

Die Gefahr von Nitratauswaschungen ins Grundwasser ist über die Wintermonate, vor allem nach Raps und Leguminosen, am höchsten. Da Pflügen die N-Mineralisierung fördert, wird im Allgemeinen Mulch- oder Direktsaat empfohlen. Untersuchungen aus Schleswig-Holstein zeigen, dass im Vergleich zum Pflügen die flache Bodenbearbeitung mit Scheibenegge zum Winterweizen die N-Auswaschung um 10 % (19 kg N/ha) verringern kann. Als effektivere Maßnahme zur Reduzierung der Nitratauswaschung nach Raps oder Leguminosen haben sich jedoch der Anbau einer Frucht mit einer hohen N-Aufnahme im Herbst sowie eine bedarfsgerechte Düngung erwiesen.

Humusaufbau und Klimaschutz

Das Entscheidende für den Humusaufbau ist nicht allein die Wahl des Bodenbearbeitungsverfahrens. Vielmehr lässt sich mit erhöhten C-Einträgen durch Fruchtfolgeanpassung sowie durch Wurzel- und Ernterückstände wirksam Humus aufbauen. Die Rotation aus zweijährigem Ackergras und einjährigem Maisanbau unter Direktsaat erwies sich auf der Geest als wirksame Maßnahme, um den C-Gehalt im Bodenprofil zu steigern.

Aufgrund der Instabilität des angereicherten Humus, der durch einmaliges Pflügen vollständig wieder als CO2 verloren gehen kann, ist die dauerhafte Bindung konservierender Bodenbearbeitung an die Fläche in Verbindung mit den oben genannten Maßnahmen Voraussetzung für nachhaltigen Klimaschutz. Dies ist auch im Hinblick auf N2O-Emissionen notwendig, die bei Mulch- und Direktsaatböden standortabhängig zeitweilig erhöht sein können. Vor allem auf schweren Böden sind diese unter Direktsaat die ersten Jahre nach der Umstellung größer. Auf leichteren Standorten wie der Geest muss es jedoch keine wesentlichen Emissionssteigerungen geben. Sobald Mulch- und Direktsaatverfahren dauerhaft beibehalten werden, entfallen die höheren N2O-Emissionen durch die natürliche Strukturbildung.

Fazit

Konservierende Bodenbearbeitung bietet vor allem in erosionsgefährdeten Lagen Vorteile beim Boden- und Gewässerschutz.

Die dauerhafte Extensivierung der Bodenbearbeitung ermöglicht die Regeneration von Bodenleben und Bodengefüge.

Konservierende Bodenbearbeitung muss als Teil eines Gesamtkonzepts gesehen werden. In Verbindung mit einer angepassten Fruchtfolge können Nitratverluste reduziert und Humus kann aufgebaut werden. Für den positiven Klimaeffekt ist die Langfristigkeit der Maßnahme entscheidend.

Jeder Praktiker sollte über die Potenziale von Mulch- und Direktsaat nachdenken und auf Teilflächen eigene Erfahrungen sammeln. Durch ein Umdenken hin zu diversifiziertem, konservierendem Ackerbau können positive Wirkungen auf Gewässer und Klima erzielt werden.

Die Bodenbedeckung konservierender (Direktsaat) Bodenbearbeitung nach der Saat.

Stauden mit dienender Aufgabe

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Füllpflanzen sind Gewächse mit zurückhaltender Wirkung, deren Aufgabe darin besteht, auffälligere Arten besser zur Geltung zu bringen und Lücken zwischen den Akzentgebern zu schließen. In der Rabatte übernehmen sogenannte Füllstauden diese Funktion. In Gehölzgruppen empfehlen sich eher Farne, Gräser und Bodendecker.

Optimal komponierte Staudenbeete bestehen aus drei Elementen, die allesamt gleich wichtig für die Gesamtwirkung sind. Neben den dominierenden Leitstauden und den etwas dezenteren Begleitstauden unterstreichen Füllstauden die Wirkung ihrer Pflanzpartner und runden das Gesamtbild harmonisch ab. Füllstauden sind daher meist zurückhaltende Blüher, Blattschmuckpflanzen und niedrige, teppich- oder polsterartig wachsende Stauden. Aber auch Gräser wie Blauschwingel (Festuca cinerea) oder Schlangenbart ‚Niger‘ (Ophiopogon planiscapus) bilden mit ihren ungewöhnlichen Blattfarben interessante Kontraste.

Wenn es um klassische Lückenfüllerstauden geht, steht Frauenmantel (Alchemilla) ganz oben auf der Liste. Die wertvolle Blattschmuckstaude mit den grüngelben Blütenständen bevorzugt einen sonnigen bis schattigen, nicht zu trockenen Standort. Ein kompletter Rückschnitt nach der Blüte verhindert nicht nur das reichliche Versamen, sondern fördert einen attraktiven Neuaustrieb. Der Handel bietet verschiedene Arten an. Am höchsten wachsen der Gewöhnliche Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) sowie der Weiche Frauenmantel (Alchemilla mollis). Beide erreichen eine Höhe zwischen 30 und 50 cm. Wer sich daran stört, dass die Blütenstängel des Weichen Frauenmantels nach Dauerregen beleidigt liegen bleiben und sich nicht wieder aufrichten, pflanzt besser den Zierlichen Frauenmantel (Alchemilla epipsila). Die Staude ist überaus standfest, sät sich kaum aus und bleibt mit 20 bis 30 cm Höhe schön kompakt.

Mit ihren attraktiven Wedeln setzen Farne blühende Pflanzen perfekt in Szene, ohne dabei selbst die Hauptrolle zu beanspruchen. Hier ist beim Kauf die Beratung entscheidend, um die geeignete Art für den künftigen Standort auszuwählen. Dies gilt auch, wenn niedrige Ziergräser als Füllpflanzen verwendet werden sollen. Die unterschiedlichen Laubfarben und Wuchshöhen sind ebenso zu berücksichtigen wie die Frage, ob Blütenstände eine Rolle spielen sollen.

Verschiedene Storchschnabelarten und -sorten lassen sich auch gemeinsam im Beet einsetzen. 
Die gelb blühende Wolfsmilch ist das verbindende Element der Leit- und Begleitstauden.
Armenischer Storchschnabel bildet buschige Horste und schmückt sich von Juni bis Juli mit kleinen Blüten.
Die Mandelblättrige Purpurwolfsmilch bringt als wintergrüne Staude etwas Farbe in die kalte Jahreszeit.
Niedrige Arten der Glockenblume kommen im Beet mit nur wenig Pflege zurecht.
Niedrige Blattschmuckpflanzen wie das Kaukasusvergissmeinnicht eignen sich hervorragend als Füllstauden.
Gelungenes Arrangement aus Nelke, Steppensalbei, Wolfsmilch und Meerkohl
Zierlauch und Storchschnabel harmonieren in Blütezeit und Blütenfarbe.
Ziergras ‚Red Baron‘ dient hier als Akzentgeber und Füllstaude in einem.
Die bogig überhängenden Blütenrispen lenken den Blick zur Sonnenbraut.
Im Zusammenspiel mit den Farnwedeln beeindrucken die farbenprächtigen Blüten der Etagenprimel.
Wie ein Vermittler wirkt dieser Farn zwischen Rhododendron und Etagenprimel.
Hier verbindet der Storchschnabel wirkungsvoll die beiden Rabatten neben dem Weg miteinander.


Die verschiedenen Sorten des Wollziests (Stachys byzantina) ergänzen jede auf ihre Weise das Beet. Die reine Art mit ihren silbrigen Blättern blüht in Lilarosa von Juni bis Juli an etwa 40 bis 60 cm hohen Stängeln. Als Blattschmuck beliebt ist die Sorte ‚Big Ears‘ mit ganzen Teppichen aus großen, bis zu 25 cm langen, mittelgrünen, leicht filzigen Blättern. Sie bildet nur wenige Blütentriebe aus. ‚Cotton Ball‘, eine starkwüchsige und flächendeckende Sorte, verbindet flauschige Blütenbälle mit attraktiven Blättern. Mit 10 bis 20 cm Höhe bleiben ‚Silky Fleece‘ und ‚Silver Carpet‘ (bildet nur selten Blüten aus) deutlich niedriger. Wichtig für alle Sorten ist der sonnige Standort mit durchlässigem, magerem Boden.

Auch unter den zahlreichen Arten und Sorten des Storchschnabels (Geranium) finden sich attraktive Füllstauden. Sie bieten neben ansehnlichem, teils sogar wintergrünem Laub wunderschöne Blüten und dekorative Fruchtstände. Als Faustregel gilt, dass Storchschnabel mäßig feuchte Standorte mit nährstoffreichem, durchlässigem Boden bevorzugt. Sommerliche Trockenheit steckt er besser weg als Staunässe. Je nach Gartenbereich empfehlen sich unterschiedliche Arten. Für sonnige Standorte mit feuchtem Boden eignen sich Pyrenäenstorchschnabel (G. endressii) und Himalajastorchschnabel (G. himalayense), der auch noch gut an halbschattigen Gartenstellen zurechtkommt. Beide wachsen etwa 40 cm hoch. Blutstorchschnabel ‚Apfelblüte‘, ‚Elke‘, ‚Max Frei‘ und ‚Nanum‘ (G. sanguineum) erfüllen mit einer Höhe von 15 bis 25 cm hervorragend ihre Funktion als niedrige Füllpflanze für sonnig-trockene Beete. An schattig-trockenen Standorten ist der äußerst robuste Balkanstorchschnabel (G. macrorrhizum) die erste Wahl. ‚Czakor‘ eignet sich bestens für die flächige Verwendung. Neben der purpurrosafarbenen Blüte punktet die Sorte mit einer orangegelben Herbstfärbung. Der große Vorteil aller Arten liegt darin, dass sie, einmal eingewachsen, nur wenig Pflege benötigen. Lediglich die übers Beet hinauswachsenden Triebe sollten im Herbst oder Frühjahr zurückgenommen werden.

Unter den Glockenblumen empfehlen sich eher die niedrigen, Polster und Matten bildenden Arten wie Zwergglockenblume (Campanula cochleariifolia), Karpatenglockenblume (C. carpatica), Dalmatiner Glockenblume (C. portenschlagiana) und Hängepolsterglockenblume (C. poscharskyana). Sie bleiben mit 5 bis 20 cm Wuchshöhe niedrig. Von Juni bis Juli verschönern sie das Beet mit violettblauen oder weißen Blüten. Die Glockenblumen bevorzugen durchlässigen Boden an einem sonnigen bis halbschattigen Standort, zeigen sich generell aber standorttolerant. Einzig zu feuchter Boden ist ein Ausschlusskriterium. Als Alternative im niedrigen Bereich eignen sich Polsterphlox (Phlox subulata), Günsel (Ajuga reptans) und Immergrün (Vinca minor). 

Wenn der Boden verloren geht

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Der Verlust von Boden durch Erosion, ob durch Wasser oder Wind, ist ein häufig und intensiv diskutiertes Thema. Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten zum Klimawandel mit immer intensiveren Trockenheits- und Regenperioden, die zur Bodenerosion beitragen können, rückt das Problem weiter in den Vordergrund.

Die Folgen von Bodenerosion sind vielfältig. Im Frühjahr 2011 kam es zum Beispiel aufgrund von massiv auftretender Winderosion auf den angrenzenden Ackerflächen zu einem Massenunfall auf der A 19 bei Rostock. Um solchen Unfällen vorzubeugen, wird das Land spezielle Karten zu winderosionsgefährdeten Flächen an Verkehrswegen veröffentlichen.

In Schleswig-Holstein kann Bodenerosion durch Wasser kleinräumig eine Rolle spielen und zu Verlusten von Bodenmaterial und damit der Bodenfruchtbarkeit führen. Das Bodenmaterial selbst und auch die mit ihm abgetragenen wertvollen Nährstoffe, insbesondere Phosphat, werden in nahe liegende Gewässer eingetragen und haben negative Folgen für die Gewässerökologie.

Die Erosionsgefährdung durch Wind und Wasser kann mithilfe möglichst ganzjähriger Bodenbedeckung, der Kulturartenwahl, durch Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenstruktur und durch die Anbautechnik in der Landwirtschaft verringert werden. Insbesondere die konservierende Bodenbearbeitung hat neben der Reduzierung von Bodenerosion durch Wind und Wasser noch ackerbauliche und betriebswirtschaftliche Vorteile.

Im Rahmen der Gewässerschutzberatung wird unter anderem zur Bodenbearbeitung innerhalb des Modulsystems informiert. Das Ingenieurbüro Iglu, welches in der mit Mitteln des europäischen Eler-Fonds finanzierten Gewässerschutzberatung tätig ist, stellt im nachfolgenden Artikel die Vorteile und Herausforderungen der konservierenden Bodenbearbeitung dar.

Vor gut einem Jahr wurde die Gewässerschutzberatung für die Landwirtschaft landesweit auf ganz Schleswig-Holstein ausgedehnt. Die Maßnahme wird in den sechs Beratungsgebieten in der Gebietskulisse der gefährdeten Grundwasserkörper auf dem Geestrücken Schleswig-Holsteins aus dem europäischen Eler-Fonds gefördert, während die Beratungsleistungen in den Gebieten sieben bis vierzehn aus reinen Landesmitteln finanziert werden.

Alle Landwirtinnen und Landwirte haben fortan die Möglichkeit, eine betriebsindividuelle, kostenfreie, gewässerschutzorientierte Beratung in Anspruch zu nehmen.

Quelle: Frederike Marpe, Ministerium für ­Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN)

Erdgeschichtliche Zeitreise

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„Wenn ich einmal groß bin, will ich ein eigenes Museum haben“, beschloss Katrin Mohr-Rudolph im Alter von neun Jahren. Diesen Traum hat sie sich mit ihrem Urzeithof in Stolpe erfüllt. Dort findet sich Norddeutschlands größte Fossiliensammlung, die man sich im Rahmen des Tags des Geotops vergangenen Sonntag anschauen konnte.

Urzeitliche Ginkgoblätter verewigt im Gestein.  Fotos: Iris Jaeger

Mit fünf Jahren begann Katrin Mohr-Rudolph, mit ihrer Kinderschubkarre über die Äcker ihres damaligen Wohnortes Fehrenbötel zu streifen und Versteinerungen zu sammeln. Ihre Sammelleidenschaft für Fossilien und Mineralien führte irgendwann zu einem Platzproblem im Haus und sie begann, ihre Funde auf dem Heuboden der Hofscheune auszustellen. „Dann kamen die ersten Anfragen, ob man sich die Sammlung mal anschauen könnte“, erzählt sie von den Museumsanfängen. Es folgten Angebote, Sammlungen aus Nachlässen zu übernehmen.

2010 eröffnete sie ein Museum in Fehrenbötel, seit 2019 befindet sich der Urzeithof in Stolpe und umfasst mit 150 Sammlungen aus überwiegend privaten Nachlässen und Schenkungen die größte norddeutsche Fossiliensammlung mit Exponaten aus aller Welt. Was nicht im Museum ausgestellt ist, befindet sich nebenan im Archiv, das mit zur Dauerausstellung gehört. „Jedes Exponat bleibt mit seinem Finder und Geber in Verbindung.” Im Eingangsbereich befindet sich eine Ehrentafel mit deren Namen und auch die ausgestellten Exponate sind mit den Namen versehen. Wer das Museum betritt, begibt sich auf eine erdgeschichtliche Zeitreise über Millionen von Jahren. Die Sammlungen und Funde reichen von Knochen, Schädeln und in Steinen befindlichen Abdrücken von urzeitlichen Pflanzen, Tieren, Insekten und Fischen über Muscheln, Mineralien, Steine, Ammoniten, Seeigel, Krebse, Schneckengehäuse bis hin zu Saurierbeinen, -eiern, -zähnen und -knochenteilen sowie Feuer- und Bernsteinen. In ihrer Arbeit unterstützt wird Katrin Mohr-Rudolph von ihrem Mann und wissenschaftlichen Leiter Dr. Frank Rudolph sowie von einem Team aus Mitarbeitern und Ehrenamtlern und dem Verein Förderung der Naturkunde in Stolpe.

Beim Aufschneiden von Achat kommen schöne Musterungen zum Vorschein.

Neben einer Museumsführung bestand am Sonntag auch wieder die Gelegenheit, Faserkalk und Achat zu schleifen, um daraus zum Beispiel Schmuck herzustellen. Bei Achat handelt es sich um hartes Gestein, das Mitarbeiter Peter Parpart überwiegend in Marokko gesammelt hat. Das besondere an den Steinen ist, dass sie von außen unscheinbar wirken und erst beim Aufschneiden sich ihr bunt gefärbtes, gebändertes Innenleben präsentiert. „Jeder Schnitt ist immer wieder eine neue Überraschung“, so Parpart. Geschliffen und poliert entstehen individuelle Schmuckstücke. Ebenso wie beim Faserkalk, auch Ostseejade genannt, der auch an Schleswig-Holsteins Stränden zu finden ist. Dieses weiche Kalzit entfaltet eine glänzende, jadeartige Oberfläche durch Schleifen und Polieren von Hand. Wie das geht, zeigt Marco Meyer in seinen Kursen. Weitere Infos unter urzeithof.de

Junge Landwirte im Ehrenamt

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Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in dieser und den kommenden Ausgaben vor.

Johannes Scherrer bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb mit Schweinemast in Bad Oldesloe-Rethwischfeld, Kreis Stormarn. Vor knapp zehn Jahren hat er mit einigen Berufskollegen den Arbeitskreis Junge Landwirte im Kreis Stormarn wieder aufleben lassen. Seit fünf Jahren ist der 35-Jährige im Vorstand des Kreisbauernverbandes aktiv und bekleidet dort das Amt des stellvertretenden Kreisvorsitzenden.

„In diesem Amt ist man erster Ansprechpartner, wenn es darum geht, den Kreisvorsitzenden zu vertreten“, erklärt Scherrer. Die Spanne der Veranstaltungen sei breit. „Natürlich haben wir unsere eigenen Veranstaltungen wie Kreisbauerntage oder Tage des offenen Hofes, wo der Kreisvorsitzende in der Regel auch anwesend ist. Als Vertreter bin ich eher bei Gesprächen mit anderen Interessenvertretungen wie der Kreishandwerkerschaft gefragt.“ Andere Beispiele seien Parteiveranstaltungen, der Austausch mit Finanzinstituten oder mal ein Treffen mit dem Landrat. Laut Scherrer bringt das Ehrenamt schon einen gewissen Zeitaufwand mit sich. Es werde aber immer versucht, die Veranstaltungen oder die Treffen so zu legen, dass sie nicht in Arbeitsspitzen stattfänden.

Motivation für das Ehrenamt nimmt der Ackerbauer aus positiven Begegnungen. Er beschreibt: „Im Juni fand die Veranstaltung Dorf und Kirche bei uns auf dem Hof statt. Wir sind dabei in die Ställe gegangen und haben viele Probleme besprochen. Die Teilnehmer und auch die zwei Pastorinnen, die gegenüber der Landwirtschaft eher skeptisch eingestellt waren, zeigten sich am Ende des Hofbesuches positiv überrascht.“ Die Besucher hätten gesehen, dass es seinen Tieren gut gehe und er sich um sie kümmere. Sein Fazit: „Das war für uns ein großer Erfolg.“

Der Kreisverband versuche, auf Kritiker zuzugehen, und lud vor einiger Zeit Vertreter von BUND und Stiftung Naturschutz zu einer Podiumsdiskussion ein. Mit den Teilnehmern befinde man sich nun in regem Austausch, was dabei helfe, Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen. „Der Austausch mit den Akteuren hier vor Ort, das ist absolut mein Antrieb. Wir wollen die Landwirtschaft darstellen, wie sie wirklich ist, und das sehe ich als unsere Aufgabe, sodass die Landwirtschaft auch den Stellenwert bekommt, den sie verdient“, betont Scherrer.

Er möchte weiter im Kreisvorstand tätig sein und stellt sich daher zur Wiederwahl. Auch den Posten des stellvertretenden Kreisvorsitzenden kann er sich weiterhin gut vorstellen. Perspektivisch sei auch der Kreisvorsitz ein Thema. „In nächster Zukunft haben aber Familie und Betriebsentwicklung Priorität“, so der Jungbauer. 

„Ich bin gerne konservativ“

Malte Piening, Hemdingen, Kreis Pinneberg

Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in dieser und den kommenden Ausgaben vor.

„Ich hatte schon immer Lust auf Landwirtschaft“, sagt Malte Piening. „Das ist Familientradition. Ich sehe nicht ein, etwas aufzugeben, was 200 Jahre Bestand hatte, nur weil die Politik uns Steine in den Weg legt.“ Der 28-jährige Jungbauer hat am 1. Juli dieses Jahres den Betrieb in Hemdingen im nördlichen Kreis Pinneberg übernommen. Der Hauptbetriebszweig ist Schweinehaltung, dazu gehören 135 ha Acker – Raps, Weizen, Roggen, Gerste, Silomais – und Dienstleistungen für andere Landwirte. Seit 1816 ist der Betrieb an diesem Standort in Familienbesitz. Malte Piening hat keine Scheu, sich in diesem Sinn als konservativ zu bezeichnen, denn konservativ heiße „erhaltend“.

Der Jungbauer hat nicht nur Lust auf Landwirtschaft, sondern auch auf ehrenamtliches Engagement. Diesen Herbst stellt er sich zur Wahl für den Vorstand im Kreisbauernverband Pinneberg. Doch schon länger ist er im Ausschuss für Schweinehaltung im Bauernverband auf Kreisebene tätig – da trifft man sich immer wieder auch auf Landesebene. „Wir Schweinehalter haben es derzeit nicht einfach, und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist schwierig“, sagt er, „aber ich möchte nicht nur meckern, sondern auch was machen, was bewegen.“ Dazu sieht er im Bauernverband das richtige Medium. „Durch den Verband kommt man viel dichter an entscheidende Personen heran, hat viel mehr Möglichkeiten, Druck auszuüben.“ Druck ausüben? „Ja, die Rahmenbedingungen stimmen nicht. Die Politik bewegt sich immer weiter weg von der Realität“. ist seine Überzeugung.

Der Zukunft sieht der Jungbauer trotz allem positiv entgegen. „Ich bin überzeugt, dass es auch mit den Schweinen wieder aufwärtsgehen wird, weil wir in Deutschland eine funktionierende Lebensmittelerzeugung brauchen“, sagt er. „Ohne uns junge Leute geht es nicht. Es sind ja wir, die künftig davon leben wollen. Und der Verband ist nur so stark wie seine Leute.“

Für seine Arbeit und seine Einstellung bekomme er viel positive Rückkopplung, auch von Älteren. „Da kann das ja nicht ganz verkehrt sein!“ 

Malte Piening auf dem Hof in Hemdingen, der seit 1816 in Familienbesitz ist. Die Keramikschweine bekam er zum Geburtstag geschenkt. Foto: kel

Zum Anschnitt waren die Köpfe noch klein

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Mit großem Publikum wurden die 36. Dithmarscher Kohltage auf dem Hof von Florian Jochims in Eesch-Elpersbüttel eröffnet. Noch bis zum Sonntag, 25. September, locken viele Veranstaltungen rund um das gesunde Gemüse aus dem größten zusammenhängenden Kohlanbaugebiet Europas.

Ein großes Anschnittfest, das es pandemiebedingt vor drei Jahren letztmalig gab, lockte viele Besucher in die kleine Gemeinde. Alte Schlepper der Traktorenfreunde Westküste, Kohl in allen Formen und Farben, Kunsthandwerk und ein buntes Programm auf der Bühne sorgten für eine ausgelassene Stimmung. Bevor Volker Mittmann vom Radiosender RSH die Moderation übernahm, wurde traditionell der erste Kohlkopf des Tages von Kreispräsidentin Ute Borwieck-Deth­lefs auf dem Feld von Landwirt Jark Heesch geschnitten. Sie hatte das dafür vorgesehene offizielle Kohlmesser dabei.

Die „edlen Schnitter“: Kreispräsidentin Ute Borwieck-Deth­lefs

Für jeden Bundesbürger ein Kohl

Zirka 160 Landwirte bauen in Dithmarschen die verschiedenen Kohlsorten an, etwa 90 Millionen Weißkohlköpfe werden geerntet, sodass jeder Bundesbürger einen Kohl kriegen könnte, wie Hanns Christoph Diener erklärte. Sein Betrieb züchtet die Pflanzen, aus denen die Kohlköpfe erwachsen. „Der Anbau war in diesem Jahr nicht einfach, wir hatten eine kühle Pflanzsaison im Mai, dann schönen Sonnenschein mit anschließend großer Trockenheit.“ Kohl benötigt aber viel Wasser, damit die Köpfe möglichst groß werden. Noch sind diese zu klein, sodass die Bauern mit der Ernte noch ein wenig abwarten.

Kreispräsidentin Borwieck-Dethlefs begrüßte Werner Schwarz zu seinem ersten Kohlanschnitt als Landwirtschaftsminister. „Wir setzen große Hoffnungen in Sie, Sie sind einer von uns, ich darf das sagen, ich komme auch vom Hof.“ Souverän schnitt auch Schwarz Kohlköpfe und reichte diese an die Kohlregentinnen und Politiker weiter.

und Landwirtschaftsminister Werner Schwarz

Musik, Melonen und Schwerter

Auf dem Hof Jochims ging es im Programm mit der Gruppe Godewind weiter. Sängerin Anja Bublitz erklärte, sie sei ein Dithmarscher Kind und freue sich, beim Kohlanschnitt auftreten zu können. „De Brotbüdels“ sorgten mit Musik und Comedy für Unterhaltung, und die Dithmarscher Schwerttänzer zeigten ihre alte Tradition.

Das Angebot von Kohlbrot, Gemüsekisten und Ditmarscher Wassermelonen nutzten viele Besucher zum Einkauf. In zwei großen Festzelten präsentierten sich die Ortsvereine des LandFrauenverbands, und im Vorraum der Kühlhalle wurden Kohlrouladen verspeist. Die Kohlregentinnen Fenja I. Reimers und Inken III. Sprick repräsentierten die Region und warben für Kohl und Dithmarschen.

Während der Kohltage bieten neben zahlreichen weiteren Veranstaltungen (siehe Bauernblatt-Ausgabe 36) viele Restaurants im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband besondere Kohlgerichte an. Genaue Informationen in der Kohltage-Broschüre und unter www.dithmarscher-kohltage.de