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Oben Solar, unten Agrar

Wie das Zusammenwirken von Regenerativer Stromerzeugung und landwirtschaftlicher Produktion heute und in Zukunft aussehen kann, lässt sich auf dem Green-Tec-Campus in Enge-Sande im Kreis Nordfriesland in der Praxis erfahren. Eine Vorführanlage mit drei unterschiedlich hohen, zum Teil unterfahrbaren Photovoltaik (PV)-Aufständerungen gibt einen Eindruck davon, wie eine Doppelnutzung landwirtschaftlicher Flächen aussehen kann – und welche Vorteile sich für Flächeneigentümer und Landwirte ergeben.

Auf dem Gelände eines ehemaligen Bundeswehrdepots unweit der B 5 befindet sich die Demoanlage des Unternehmens Sunfarming. Projektmanager Stephan Franke bezeichnet sie als Auszug dessen, was auf einer großen Anlage des Unternehmens im brandenburgischen Rathenow zu sehen sei, auf der der Anbau von Kräutern und Sonderkulturen, der Futter- und Weinbau und verschiedene Formen der Tierhaltung unter PV-Anlagen erforscht werden. „Hier in Enge-Sande sind alle drei Bauformen zu sehen. Wir wollen, dass sich die Leute erstmalig mit dem System vertraut machen können“, erläutert der Agrarökonom. „Es geht nicht darum, Landwirtschaft ohne PV und Landwirtschaft mit PV zu vergleichen. Hier geht es darum, Freiflächenphotovoltaik zu vergleichen mit Freiflächenphotovoltaik mit einer Doppelnutzung“, betont Franke. Das Konzept biete unterschiedliche Möglichkeiten einer agrarischen Nutzung bei genehmigungsfähigen Konstruktionsmaßen.

Einfache Technik mit Besonderheiten

Eines der drei Modelle beginnt auf einer Höhe von 1 m und endet auf 2,40 m, womit es sich kaum von Standard-Freiflächenanlagen (FFA) unterscheidet und im Gegensatz zu den weiteren Bauformen nicht unterfahrbar ist. Die beiden anderen, für Landwirte interessanteren Höhen reichen von 1,50 m auf 3 m sowie von 2,10  auf 3,50 m und sind so mit kompakten (Kommunal-)Traktoren mit umgeklapptem Überrollbügel oder auch Kabine unterfahrbar.

Durch Langlöcher in den C-Profilen wird das Regenwasser querverteilt. Die Module lassen etwa 15 % Licht durch. Foto: Julian Haase

Allen drei Versionen gemein ist die Teillichtdurchlässigkeit von etwa 15 % durch bifaciale Glas-Glas-Module und eine Wasserdurchlässigkeit: „Wir bringen das Wasser in eine Querverteilung unterhalb der Module“, erläutert Franke, „indem wir C-Profile, die darunter montiert sind, in Längsrichtung mit Langlöchern versehen.“ Der Regen läuft die auf Lücke gesetzten Module herunter und wird von den C-Profilen aufgenommen. „Das Wasser tänzelt entlang der Langlöcher, bis der Tropfen durch die Adhäsionskraft zu schwer wird und hinunterfällt“, erklärt Franke während eines wie bestellt einsetzenden Regenschauers.

Die Tänzelbewegung, wie er sagt, bewirke, dass das Wasser nicht an derselben Stelle hinuntertropfe, sondern sich eine Art Tröpfchenbewässerung in Reihenform ergebe. Der Schatten unter den Modulen sorgt zudem dafür, dass sich Feuchtigkeit an den Pflanzen und im Boden länger hält. Die in den Untergrund gerammten Aufständerungen kommen dabei ohne Fundament aus. Diagonale Streben sorgen für zusätzliche Stabilität. Probleme mit Windlasten oder großen Tieren habe es bislang keine gegeben. In Brandenburg teste das Unternehmen erfolgreich unter anderem die Haltung von Mutterkühen unter den PV-Elementen, die den Tieren nicht nur Schatten spenden, sondern etwa auch Heuballen als Wetterschutz dienen. Für verschiedene Kulturpflanzen bieten die Module ebenso einen Hagel- und Starkregenschutz sowie eine Teilbeschattung.

Die ganzjährige Außenhaltung von Mutterkühen und Kälbern ist ebenfalls möglich. Foto: Sabine Rübensaat/Bauernzeitung

Kompromisse, die es wert sein können

Auch wenn es bei dieser Form der Landwirtschaft Kompromisse in der Produktion pflanzlicher oder tierischer Erzeugnisse gebe, bleibe durch die Doppelnutzung aber weiterhin die größtmögliche Energieausbeute durch die PV-Module erhalten. Zwar reichten die 15 % Lichtdurchlässigkeit nicht für die Photosynthese, aber die Pflanzen erhalten ihren Lichtreiz für das Höhenwachstum und bekommen den Rest durch Strahlung von der Seite. Auch dies sei durch die Hochaufständerung lösbar: „Wir haben erhöhte Kosten im Bau, aber in unseren Augen ist es das wert, allein aus der Lebensmittelerhaltungsperspektive“, hebt Franke hervor. Dies habe auch mit der Frage der Bürgerakzeptanz zu tun.

Je nach Aufständerung bieten die Module Arbeitsbreiten von 3 oder 4 m.

Der Ansatz Agri-PV werde schnell als „nette Idee“ abgestempelt, der die Praxisreife abgesprochen werde. Während einer der nach Anmeldung möglichen Führungen über die Anlage werde jedoch schnell deutlich, welche Potenziale Agri-PV biete. Mit Blick auf diese Möglichkeit einer Doppelnutzung würde auch manche Diskussion um die guten Böden im Land vermutlich anders geführt als bei Standard-PV-FFA-Projekten. Aktuell würden viele Flächeneigentümer im Land durch Pachtangebote für Standard-FFA aufgescheucht und zu manchmal überhasteten Unterschriften gebracht. Werde dann die Standardanlage nach 30 Jahren abgebaut, sei der Ackerstatus verloren – die Fläche hat massiv an Wert eingebüßt.

Das Regenwasser wird in Reihenform querverteilt, kann aber zum Beispiel auch zentral aufgefangen werden.

Für Franke lautet das schlagkräftigste Argument daher: „Je höher der Bodenwert, desto notwendiger die landwirtschaftliche Produktion.“ Denn: Der Status der Fläche als Ackerland bleibe erhalten, die wendende Bodenbearbeitung sei bei den unterfahrbaren Aufständerungen mit 3 oder 4 m Arbeitsbreite möglich. Diese lasse sich zudem in ein landwirtschaftliches Konzept, etwa durch den Anbau spezieller Kulturen oder eben der Tierhaltung, integrieren.

Kommunalschlepper können sich mit Kabine unter den unterfahrbaren Modulen bewegen. 

Die Landwirte hätten allgemein den Wunsch, maximale Höhe zu fahren. Mit Blick auf die Zukunft sagt Franke: „Wir sind an dem Punkt, an dem wir ein unterfahrbares System in den Markt bringen. Für viele Verbraucher mag es heute noch nicht vorstellbar sein, aber wir werden in den kommenden zehn Jahren marktfreife Agrarroboter haben. Die erhalten dadurch sogar noch einmal Auftrieb, da sie einen echten Markt bekommen.“ Landwirte und Bürger seien zudem häufig der Ansicht, dass niemand Lust habe, unter einer solchen Anlage zu fahren.

Langfristige Entscheidung von großer Tragweite

Franke gibt dabei zu bedenken, dass die Anlage 30 bis 50 Jahre auf der Fläche stehe. Vielleicht sei in den nächsten Jahren nicht die optimale Produktion möglich, aber spätestens wenn die Robotik da sei, ärgerten sich die Flächeneigentümer über ihre Standardanlagen, unter denen keinerlei Bewirtschaftung möglich sei. Das Unternehmen Sunfarming könne am Markt nur bestehen, so Franke, weil es die gleichen Pachten zahle wie bei einer Standardanlage. In beinah jedem Projekt finde das Unternehmen bereits heute Landwirte, die Lust auf diese Form der Bewirtschaftung hätten – meist Bio- oder kleinere Betriebe. Dabei müsse es sich nicht um den Flächeneigentümer selbst handeln. Das Unternehmen bietet hier unterschiedliche Beteiligungsmöglichkeiten an.

Die Nutzung kann etwa durch den Anbau von Obst, Gemüse, Kräutern, Blumen oder Sonderkulturen und Beerenfrüchten erfolgen.

„Selbst wenn man sich heute nicht vorstellen kann, darunter zu wirtschaften, muss man sich die Option offenhalten“, blickt Franke nach vorn. Denn sei die Anlage erst einmal gebaut – niedrig –, stehe und bleibe sie. „Dann ist überhaupt nichts mehr mit Produktion.“ Seine Botschaft lautet: „Jeder Landwirt, der über Photovoltaik nachdenkt, sollte sich einmal Agri-PV angesehen haben, bevor er sich entscheidet. Denn was steht, das steht.“

Heimische Eiweißproduktion

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Heimische Eiweißpflanzen gewinnen zunehmend an Bedeutung, denn die Marktpreise für Proteinträger sind hoch und stark volatil, und zusätzlich ist gentechnikfreies Soja nicht immer verfügbar. Auch die Eiweißplanzenstrategie der Bundesregierung sieht vor, in der Zukunft den Proteinbedarf zu höheren Anteilen aus der heimischen Produktion zu decken. Aus diesen Gründen wird der Anbau von proteinreichen Kulturen fortlaufend interessanter. Dabei eigenen sich nicht nur Ackerbohnen, Erbsen, Raps oder Soja als Proteinträger, sondern auch Süßlupinen.

Die Lupine bildet eine starke Pfahlwurzel, weshalb sie auch Wasser aus tiefen Bodenschichten aufnehmen kann – so kann sie Trockenperioden gut überstehen. Zudem lockert sie den Boden auf, und nach der Ernte hinterlässt sie somit einen aufgelockerten, stickstoffreichen Boden und hat dadurch eine hervorragende Vorfruchtwirkung. Durch die Aussaat im Frühjahr bringt sie als Sommerung den Vorteil mit sich, dass herbstkeimende Unkräuter wie beispielsweise Ackerfuchsschwanz besser bekämpft werden können.

Im Vergleich zu Soja benötigt die Lupine weniger Wärme, und im Vergleich zu Erbse ist ihr Wasserbedarf geringer, wenngleich sie während der Keimung und während der Blüte ausreichend Wasser benötigt. Die Lupine hat den höchsten Eiweißgehalt von allen heimischen Eiweißträgern (28,9 % Rohprotein; 5,6 % Rohfett; 7,8 MJ NEL bei 88 % TS in Blauer Lupine). Ein weiterer Vorteil der Lupine ist, dass sie als Leguminose Luftstickstoff in einer Größenordnung von 140 bis 200 kg N/ha fixieren kann und folglich keinen bis wenig Stickstoffdünger benötigt. So kann sich ein Betrieb von den schwankenden und aktuell hohen Düngerpreisen unabhängiger machen. Damit die Fixierung möglich ist, muss die Pflanze eine Symbiose mit Knöllchenbakterien eingehen. Sofern in den vergangenen zehn Jahren keine Leguminosen auf der entsprechenden Fläche angebaut wurden, sollte entweder der Boden oder das Saatgut einmalig geimpft werden.

Arten der Lupine

Es gibt zwei Arten von Lupinen: den Wildtyp Bitterlupine, welcher aufgrund seiner Bitterstoffe (Alkaloide) nicht für die Tierernährung geeignet ist, und die bitterstoffarme Süßlupine (weniger als 0,05 % Alkaloide im Korn). Der Wildtyp eignet sich ausschließlich zur Gründüngung. Die Süßlupine hingegen kann sowohl zur Human- als auch zur Tierernährung eingesetzt werden. Es gibt drei verschiedene Arten der Süßlupine: die Weiße Lupine (Lupinus albus), die Gelbe Lupine (Lupinus leteus) und die Blaue Lupine (Lupinus angustifolius), die auch als Schmalblättrige Lupine bekannt ist.

Aktuell sind rund 40 % der Lupinenanbauflächen ökologisch bewirtschaftet, wobei hauptsächlich die Blaue Lupine angebaut wird. Denn von dieser Art gibt es Sorten, die wenig anfällig für die Pilzkrankheit Anthraknose (Colletotrichum lupini) sind, die große Ertragsausfälle verursachen kann. Die Gelbe Lupine ist sehr anfällig und hat das geringste Ertragsniveau, weshalb diese Art im Anbau keine Rolle spielt. Auch die Weiße Lupine galt bisher als sehr anthraknoseanfällig, doch gibt es seit 2019 auch hier Sorten, die als anthraknosetolerant gelten. Vor diesem Hintergrund und aufgrund ihres hohen Ertragsniveaus gewinnt die Weiße Lupine zunehmend an Bedeutung.

Im Vergleich zur herkömmlichen Ackergras-Schnittnutzung (li.) ist die Nutzungshäufigkeit in Lupine-Gras-Gemengen geringer (r.). 

Der Versuchsaufbau

Im Rahmen einer Meisterarbeit wurde auf einem leichten Standort (sandiger Lehm) im Bereich der holsteinischen Vorgeest 2021 ein Versuch durchgeführt, in dem eine reine Deutsch-Weidelgras-Mischung mit einer Saatmischung aus Weißer Lupine (Sorte ‚Celina’) und Deutschem Weidelgras angebaut wurde. Bei dem Gras-Lupinen-Gemenge war ein zweimaliger Schnitt möglich. Der erste Schnitt, der sich nach dem optimalen Reifezeitpunkt der Lupine für die Ganzpflanzensilage (GPS)-Produktion richtete (Teigreife), wurde am 24. Juli durchgeführt. Im zweiten Schnitt wurde das Ackergras als Untersaat beerntet. Die Weidelgras-Vergleichsvariante wurde auf herkömmliche Weise vier Mal geerntet. Sowohl von dem Ackergras als auch von dem Gemenge wurden Frischmasseproben direkt nach dem Abladen auf dem Silo genommen und nach Trocknung auf ihre Inhaltsstoffe untersucht.

Die Versuchsergebnisse

In der Tabelle sind Kosten, Inhaltsstoffe und Gesamterträge dargestellt, anhand derer der Deckungsbeitrag berechnet wurde. Hierbei wurden die Kosten für Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, Ausaat und Ernte berücksichtigt. Die Saatkosten waren bei dem Lupine-Ackergras-Gemenge höher, doch aufgrund der höheren Nutzungsfrequenz und des deutlich höheren Düngebedarfs sind die Gesamtkosten beim Ackergras höher. Der Energiegehalt je Kilogramm Trockenmasse als auch der Jahresenergieertrag sind beim Ackergras höher, sodass sich die Kosten je Energieeinheit zwischen den Varianten kaum unterscheiden.

Bei Betrachtung des Proteinertrages weist das Gras-Lupine-Gemenge mit 16, 5 % in der Trockenmasse einen um 0,8 % höheren Rohproteingehalt auf, doch aufgrund des geringeren Trockenmasseertrages ist auch der Jahresproteinertrag pro Hektar geringer als beim Ackergras. Aufgrund der geringeren Kosten für Anbau und Ernte sind die Gesamtkosten je erzeugtem Kilogramm Rohprotein bei dem Lupinen-Gras-Gemenge geringer, folglich kann hier günstiger Protein erzeugt werden.

Was in diesem Versuch nicht berücksichtigt und nicht monetär bewertet wurde, jedoch weiterer Berücksichtigung bedarf, sind der hervorragende Vorfruchtwert der Lupine, die Siliereignung sowie tierartspezifische Fütterungsaspekte. Auch wurde in diesem Versuch allein die Ernte als GPS untersucht. Jedoch kann durch den Anbau als Reinsaat und den Drusch der Schoten (bis zu 37 % XP in der TM) mit anschließendem Toasten der Körner die Verdaulichkeit des Proteins weiter gesteigert werden.

Fazit

Aus ackerbaulicher und zunehmend aus futterbaulicher Sicht ist die Lupine eine interessante Kultur, die mit dem fortlaufenden Zuchtfortschritt an Bedeutung gewinnt. Ein Gemengeanbau mit Ackergras ist möglich und liefert einen hochwertigen, proteinreichen Aufwuchs. Beim Vergleich des gesamten Protein- und Energieertrages ist das Lupine-Ackergras-Gemenge dem Ackergras unterlegen, jedoch sind die Kosten je Rohproteineinheit aufgrund der geringeren Erntekosten geringer. Allerdings wird bei dem Lupinen-Ackergras-Anbau eine größere Fläche benötigt, um den gleichen Gesamtproteinertrag zu erzeugen, wie bei herkömmlicher Ackergrasnutzung. Wenn dem Betrieb ausreichend Fläche zur Verfügung steht, ist der Lupinenanbau ein geeigneter Weg, um sich unabhängiger von hohen Mineraldüngerpreisen zu machen, den Boden aufzulockern, Fruchtfolgen mit einer Sommerung zu erweitern und Erträge in Trockenperioden zu steigern beziehungsweise zu sichern.

Weitere Informationen zum Anbau, Inhaltsstoffen und zur Verwertung der Lupine können unter www.lupinenverein.de/­anbau/ abgerufen werden.

Projekt geplant und in der Praxis erprobt

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Das RudL ist nach einer Sommerpause wieder zurück und damit auch ein neues Praxisprojekt. Zwischen Warm-up-Spielen und landjugendrelevanten Themen hatten neun Teilnehmende beim dritten Seminarblock der Reihe Rund um die Landjugend (RudL) ein buntes und fröhliches Wochenende.

Dieses Mal trafen sich alle in der Jugendherberge in Bad Segeberg. Am Freitag begann der Tag zunächst mit einem großen Wiedersehen, denn die Teilnehmer hatten sich das letzte Mal im März gesehen. Bevor es um fachliche Inhalte ging, tauschten sich in einer kurzen Begrüßungsrunde alle darüber aus, was sich bei ihnen in den vergangenen Monaten verändert hat. Dann startete das RudL mit dem Thema Projektplanung. Dabei konnten die Landjugendlichen ihre eigenen Ideen und Erfahrungen zu den einzelnen Schritten einer Planung ergänzen. Am Ende der Einheit stand fest, dass eigentlich alle schon Projekte geplant haben, ohne dass es ihnen wirklich bewusst war.

Klar wurde auch, dass Projektplanung oft ein Kreislauf ist, denn nachdem ein Projekt beendet ist, steht das nächste schon in den Startlöchern. Nach dem theoretischen Teil konnte dann das Praxisprojekt beginnen. Dieses Jahr sollte der Erlebniswald Trappenkamp der Veranstaltungsort werden. Vor dem Treffen zum dritten Seminarblock wussten die Teilnehmenden lediglich, dass die Landjugend am 17. September von 11 bis 15 Uhr dort etwas für die Besucher anbietet, der Rest stand der Gruppe frei. Nachdem die letzten organisatorischen Fragen geklärt wurden, ging es mit vielen Ideen in die Planung für den nächsten Tag. Mit Aufregung und Vorfreude klang der erste Abend aus.

Am Sonnabend wurden die letzten Vorbereitungen getroffen, Material gekauft, Plakate bemalt und die Autos beladen. Dann ging es auch schon auf nach Trappenkamp. In und um eine Grillhütte in der Nähe des großen Rutschenturms konnten sich die Teilnehmer voll entfalten. Sie hatten ein buntes Angebot unter anderem mit Kinderschminken, Wikingerschach und Maltisch vorbereitet. Damit konnten sie Groß und Klein begeistern und mit den Landjugendmaskottchen einige Kindergeburtstage vor Ort auf besondere Weise verschönern. Leider hat das Wetter nicht ganz mitgespielt, doch auch das konnte das gute Gefühl nach einem erfolgreichen Praxisprojekt nicht mindern.

Zurück in der Jugendherberge waren die Lajus gleichermaßen von Müdigkeit und Freude übermannt. Doch beim nächsten Thema konnten alle wieder Motivation finden. Die Fetenplanung war an der Reihe. Obwohl diese einer normalen Projektplanung ähnelt, gibt es doch noch einige Punkte zu Organisation, Absicherung und Zeitmanagement, die zusätzlich zu beachten sind. Passend zum Thema gab es noch einen Einblick in die Laju Service GmbH. Den Abschluss der Einheit machte das Fetenspiel, bei dem das erlangte Wissen in praktischen Beispielen abgefragt wurde. Schließlich konnten sich die Teilnehmenden zum Abschluss in einem Spiel zur Gewaltprävention mit kleinen Wettkämpfen noch einmal richtig austoben. Dabei ging es weniger um das Gewinnen als um den Spaß.

Schon war es Sonntag und es hieß zunächst, zu packen und die Zimmer aufzuräumen. Natürlich war das noch nicht das Ende des Tages. Zu jedem gute Projekt gehört auch eine passende Präsentation. In Kleingruppen trugen die Lajus zusammen, was alles zur Öffentlichkeitsarbeit gehört. Dabei stellten sie fest, dass dafür zunehmend die Sozialen Medien genutzt werden. Dennoch hätten Berichte über die Landjugend nach wie vor in regionalen Zeitungen oder dem Bauernblatt ihren Platz. Damit diese weiterhin gelingen, wurden gleich ein paar Tipps und Tricks für einen guten Pressetext gesammelt.

Zum Abschluss wurde gemeinsam auf das zurückliegende Wochenende und vor allem auf das Praxisprojekt geschaut. Das Fazit war eindeutig: Alle können stolz auf sich sein, nehmen viel neues Wissen mit und hatten eine gute Zeit mit viel Spaß. 

Wikingerschach im Erlebniswald
Vor dem Praxisprojekt ging‘s um die Theorie
Der Maltisch kam gut an. 

Green Care – wo die Hühner zuhören

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Mit dem Fokus auf dem Thema „Green Care (Grüne Pflege) in der Landwirtschaft” trafen sich LandFrauen aus ganz Schleswig-Holstein auf dem Hof von Urte Meves in Eddelak/Dithmarschen. Zum neunten Mal hatte der LandFrauenverband Schleswig-Holstein zu einem Tagesseminar eingeladen. Nach der Hofführung informierte Maria Nielsen von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein über die Bedeutung von Bauernhöfen mit dem Angebot für Menschen mit Betreuungsbedarf.

Green Care sei die Zukunft für kleine Höfe und stärke den ländlichen Raum, betonte LandFrauenvizepräsidentin Claudia Jürgensen in ihrer Begrüßung. Was es genau damit auf sich hat und dass es dabei nicht nur um Angebote für Kinder handelt, erfuhren die Teilnehmerinnen von Urte Meves, die sich an diesem Vormittag die Zeit nahm, ausführlich von ihrem Weg zum Green-Care-Hof zu berichten.

2004 übernahm sie den elterlichen Hof und stellte ihn auf Mutterkuhhaltung um. Die Hauswirtschafterin arbeitete zudem 17 Jahre in einer psychiatrischen Einrichtung und erwarb in dieser Zeit bei der Landwirtschaftskammer das zertifikat für Bauernhofpädagogik. „Das hat sehr viel Spaß gemacht und ich habe den Mut gefasst zu machen, was ich möchte“, schilderte sie ihre Beweggründe. Während ihrer Qualifizierung hatte sie einen Projekttag durchzuführen, an dem sie mit den Bewohnern aus dem Kooghaus in Brunsbüttel, einem sozialpsychiatrischen Zentrum, Obstbäume pflanzte. Daraus entwickelte sich ein monatlicher Aktionstag, der erst als Hobby nebenbei lief. Immer wieder kamen Angehörige auf Urte Meves zu, die sie bestärkten, diese und ähnliche Angebote zu unterbreiten. Meves richtete die „Stallweihnacht“ ein und las Geschichten vor. Mit acht Kindern startete sie die Jahreskurse, die es den Kindern ermöglichen, im Rhythmus der Jahreszeiten immer neue Abenteuer in der Natur zu erleben. Mittlerweile besuchen zirka 100 Kids diese Kurse.

Die Veranstaltung „Bauernhof als Ort für Menschen mit Demenz“ zeigte ihr 2015 neue Wege auf und der Meves-Hof wurde mit seinem Entlastungsangebot anerkannt. Seitdem kann die LandFrau ihr Angebot direkt mit den Krankenkassen abrechnen, was nicht nur für die Angehörigen eine große Entlastung ist. Vor drei Jahren wagte Urte Meves den Schritt in die Selbstständigkeit und besuchte ein Jahr später den ersten Green-Care-Lehrgang.

Mit ihrem Konzept hat Urte Meves schon verschiedene Preise gewonnen und hält inzwischen auch Vorträge. Die großen Themen in ihrer „Vier-Jahreszeiten-Scheune“ und der „Klüterwerkstatt“ sind Musik, Handwerk und Tiere. Auf dem Hof finden sich Ziegen, Kaninchen, Hühner, Enten und Katzen, wobei die Hühner besonders gute „Zuhörer“ seien. Ob Kinder oder Senioren, in jedem Alter wird die Wolle der hauseigenen Schafe kardiert (gekämmt) und beim Filzen verarbeitet. Bänder werden gekundelt (geflochten) und Seifenstücke rutschfest gemacht. „Leider wissen viele pflegende Angehörige von Demenzkranken wenig oder nichts von den Angeboten, die sie nutzen können. Da müssen mehr Informationen fließen und ein Netzwerk entstehen“, ist Meves überzeugt. „Bei uns sind alle willkommen, die sich ein bisschen Glück wünschen – das gilt für die Pflegebedürftigen wie für die Pflegenden gleichermaßen.“

Nach der Betriebsführung und einem Mittagessen mit Austausch erklärte Maria Nielsen die Bedeutung der Hofbetreuungen für die Menschen und den ländlichen Raum. In Deutschland leben zirka 1,5 Millionen Menschen mit Demenz, davon über 53.000 in Schleswig-Holstein. „Green Care will die auf die Gesundheit und das Wohlbefinden wirkende Kraft des Bauernhofes nutzbar machen“, definierte Nielsen. Sie zeigte, welche Möglichkeiten Höfe haben, Tagespflegeangebote, Urlaub auf dem Bauernhof für Menschen mit Beeinträchtigungen oder auch Arbeitsplätze für junge Menschen mit Behinderungen zu schaffen. Wo können Gelder generiert werden? Und was bedeutet der GAP (Gemeinsame Agrarpolitik)-Strategieplan? Das waren Fragen, die an diesem Nachmittag besprochen wurden. Maria Nielsen betonte zudem, dass die Landwirtschaftskammer mit Beratungen, Lehrgängen, Arbeitskreisen und einem bundesweiten Netzwerk auf dem Weg zu Green Care auf dem Hof unterstütze.

Wegweiser zu den Green-Care-Angeboten auf dem Hof

Fotos: Sabine Kolz

Tagebuch über Lebensmittelverschwendung

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An diesem Donnerstag startet die bundesweite Aktion „Deutschland rettet Lebensmittel“. Bis zum 10. Oktober gibt es dazu verschiedene Veranstaltungen, unter anderem eine Mitmachaktion des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, bei der attraktive Preise zu gewinnen sind. Die LandFrauen sind, wie auch der Bauernverband, die Landjugend und das Bauernblatt, Partner der schleswig-holsteinischen Aktionswoche des Umweltministeriums.

Noch immer wandern in Deutschland jährlich 12 Mio. t Lebensmittel in den Müll. Mit knapp 60 % fällt ein Großteil davon in den privaten Haushalten an. Deshalb liegt der Fokus der Umfrage, die der LandFrauenverband Schleswig-Holstein startet, darauf, was jede und jeder Einzelne in den eigenen vier Wänden konkret umsetzen kann, um diese Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Die Aufgabe besteht darin, im Zeitraum vom 29. September bis zum 6. Oktober ein Wochentagebuch zu den folgenden Fragen zu führen:

Welche gekauften Lebensmittel wurden in Ihrem Haushalt nicht verwendet und zu Abfall?

Warum wurden die Lebensmittel weggeworfen? War keine Zeit zum Kochen, hatten Sie zu viel eingekauft oder hatte sich der Speiseplan geändert?

Was machen Sie mit überflüssigen Lebensmitteln, um sie nicht wegzuwerfen?

Unter den Einsendungen werden folgende Preise ausgelobt: 1. Preis: ein hochwertiger Standmixer, 2. Preis: ein Stabmixer und 3. ​Preis: dreimal je ein Buch. Bis zum 10. Oktober können die Antworten an den LandFrauenverband gesendet werden unter presse@landfrauen-sh.de Weitere Infos zum Gewinnspiel unter landfrauen-sh.de

Welche weiteren Mitmachaktionen in Schleswig-Holstein laufen, ist unter schleswig-holstein.de – Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur – Weniger Lebensmittel in die Tonne zusammengefasst.

Es besteht akute Lebensgefahr!

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Von der Güllelagerung gehen für Mensch und Tier unsichtbare Gefahren aus. Selbst in offenen Ställen besteht die Gefahr von Vergiftungen durch Güllegase. Immer wieder ereignen sich tödliche Unfälle aufgrund von Güllegasen. Diese sind nicht nur unsichtbar, sondern können oft auch vom Geruch her nicht wahrgenommen werden. Besonders gefährlich für Mensch und Tier ist Schwefel­wasserstoff (H2S). Bei hoher Konzentration kann allein schon ein Atemzug für Mensch und Tier tödlich sein. Die Prävention solcher Unfälle war jetzt Thema eines Weiterbildungskurses für Baufachleute.

„Die maximal zulässigen Gaskonzentrationen über längere Zeit hängen stark von der Art des Gases ab. Sie dürfen nicht dauerhaft überschritten werden“, sagte Beat Burkhalter, Sicherheitsfachmann bei der schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL). Er unterscheidet zwischen der maximalen Arbeitsplatzkonzentration für den Menschen (MAK) und den Stallklimagrenzwerten gemäß Fachinformation Tierschutz des Schweizerischen Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Für das Tier sind die Grenzwerte niedriger angesetzt, da es sich die ganze Zeit über im Stall aufhält. Akut gefährlich werden jedoch erst deutlich höhere Gaskonzentrationen.

Die Gefahren sind je nach Gas verschieden. Während eine hohe Methangaskonzentration vor allem die Gefahr einer Explosion beinhaltet, führen hohe Konzentrationen von Ammoniak (NH3) und Kohlendioxid (CO2) zu Reizungen oder Schädigungen der Atemwege. Bei Schwefelwasserstoff kommt hinzu, dass er die Geruchsrezeptoren betäubt und auf das Nervensystem einwirkt. Er hemmt die Zellatmung, führt in hohen Konzentrationen in wenigen Sekunden zur Bewusstlosigkeit und schließlich zu Atemstillstand und Tod. „Schwefelwasserstoff ist sehr heimtückisch“, betont Burkhalter. Denn beim Bewegen von Gülle – sei es beim Rühren, Spülen oder Umpumpen – wird er oft schwallartig freigesetzt. Doch auch hohe Konzentrationen an CO2 können zum Ersticken führen. Beim Bewegen von Gülle entstehen keine so großen CO2-Konzentrationen, jedoch in Gärsilos, wo sie eine akute Lebensgefahr darstellen.

Keine Güllelagerung unter Spaltenböden

Da Schwefelwasserstoff und Methangas vor allem bei hohen Temperaturen und dem Aufrühren von Gülle entstehen, ist dafür zu sorgen, dass sie nicht in den Stall gelangen. Problematisch wird es dort, wo Gülle unter Spaltenböden lagert oder wo es undichte Verbindungen des Stalles mit der Güllegrube gibt. In bestehende Ställe, in denen Gülle unter dem Spaltenboden gelagert wird, ist jederzeit möglichst viel Frischluft hineinzubringen – sei es durch eine künstliche Lüftung und/oder durch offene Wände.

Bevor man das Rührgerät einschaltet, sind die Tiere ins Freie zu bringen, und die Lüftung muss auf Hochtouren laufen. Es dürfen sich keine Personen im Stall aufhalten. Besonders gefährlich sind warme, schwüle Tage mit wenig Wind, an denen die natürliche Lüftung fehlt und Gase nicht verwirbelt werden. Bei Neubauten ist auf eine Güllelagerung unter Spaltenböden zu verzichten. Vor allem warnt Burkhalter vor Systemen, in denen Gülle im Stall aufgerührt wird, sei dies in Gruben oder in Kanälen wie zum Beispiel im Slalomsystem. Gefährlich ist das nicht nur in geschlossenen, sondern auch in offenen Ställen, denn beim Rühren gelangen die Gase direkt in den Tierbereich. Da Schwefelwasserstoff nur geringfügig schwerer ist als Luft, sammelt er sich nicht nur in Bodennähe an.

Gasverschluss zwischen Stall und Güllelager

In Ställen mit Güllekanälen ist eine Trennung von Stall und Güllegrube unbedingt notwendig. Entweder verwendet man einen Gasverschluss mittels eines Siphons, einen außen liegenden, offenen Sammelkanal oder eine Vorgrube. Ein Siphon verhindert, dass Gase direkt aus der Güllegrube in den Stall gelangen. Bei stark verdünnter, gut fließfähiger Gülle eignen sich ein Pfeifensiphon oder eine Siphonplatte.

Öffnung der Güllegrube für das Rührwerk. Sie muss gesichert sein und sich außerhalb der Grube befinden. Foto: BUL

Da heute meistens viel Stroh oder dergleichen eingestreut wird, bringt man am Ende des Kanals einen gasdichten Kanalabschluss an, der zum Entleeren nach oben gezogen wird, oder man verwendet eine mechanische Schieberentmistung, sei es über- oder unterflur. Ein offener Sammelkanal oder eine Vorgrube sind dann angebracht, wenn Gülle aus mehreren Kanälen oder Entmistungsbahnen gesammelt werden muss. Damit die Gülle auch bei unterschiedlicher Zusammensetzung zuverlässig aus Kanälen abfließt, müssen diese ohne Gefälle ausgeführt und mit einer Staunase von mindestens 15 cm Höhe versehen sein. Diese sorgt dafür, dass sich immer Flüssigkeit auf der Kanalsohle befindet und kein Mist antrocknet. Die Kanaltiefe hängt von der Kanallänge ab.

Entlüften der Güllegruben

Die Güllelagerung unter dem Stall ist je nach Geländesituation kostengünstig, da die Wände der Grube gleichzeitig als Fundament für den Stall dienen. Sie ist dann unbedenklich, wenn es keine offenen Verbindungen zwischen Stall und Güllegrube gibt. „Auch bei Umbauten müssen alle Öffnungen zwischen Stall und Güllegrube definitiv verschlossen sein“, betont Burkhalter. Güllegruben müssen Lüftungsöffnungen aufweisen, die ein sicheres Entlüften ins Freie gewährleisten. Damit wird verhindert, dass sich Methan anreichert, was zu Explosionen führen kann. Für die Entlüftung eignen sich diagonal angebrachte, mit Rosten abgedeckte Öffnungen sowie Abluftkamine über Dach. Die Öffnungen müssen sich im Freien befinden und lassen sich auch für mobile Rührwerke und Pumpen nutzen. Um einen aufwendigen Kamineinbau zu vermeiden, zieht man die Güllegrube am besten etwas über die Stallgrundfläche hinaus.

Offene Fassaden schützen nicht

Immer wieder werden neue Ställe mit Güllelagerung unter dem Stall gebaut. Darüber befinden sich oft Spaltenböden, und sogar Öffnungen mit Rührwerken sind im Stall integriert, weiß Beat Steiner, Geschäftsführer der ALB-Schweiz. In den 1980er Jahren habe man oft den Gasverschluss zwischen Kanälen und Güllegrube vernachlässigt und zudem auch geschlossene Güllegruben gebaut, aus denen das Gas nicht entweichen konnte. Hier besteht Explosionsgefahr wegen der Bildung von Methangas. Es habe viele Unfälle gegeben, so Steiner. Lange habe man geglaubt, dass in Ställen mit offenen Fassaden Güllegase kaum eine Gefahr darstellten, doch auch da ereignen sich beim Aufrühren Unfälle. Meistens werde nur darüber berichtet, wenn Menschen betroffen seien. „Doch das ist lediglich die Spitze des Eisbergs“, mahnt Steiner. Ein anschauliches Beispiel, wie gefährlich Güllegase sein können, bot ein kürzlich veröffentlichtes Bild von toten Vögeln neben einem Gitterrost über einem Rührwerk. Kinder sollte man grundsätzlich nicht in der Nähe von Entlüftungsöffnungen spielen lassen.

Auf Umspülkanäle verzichten

Steiner rät von Umspülkanälen unter Spaltenböden ab und empfiehlt Staukanäle, die durch Ziehen eines Schiebers entleert werden. Um die Kanäle auch bei Gülle mit schlechter Fließfähigkeit ganz entleeren zu können, ist ein Spülstutzen am Kanalanfang hilfreich. Bevor man den Schieber zieht, hebt man das Gülleniveau mithilfe des Spülstutzens leicht an. Dies erleichtere das Abfließen der Gülle, ohne aufrühren oder intensiv nachspülen zu müssen. Aus wirtschaftlicher Sicht komme die Ausführung mit planbefestigten Laufflächen und Schiebertechnik ab rund 40 bis 50 Kuhplätzen kostengünstiger als jene mit Kanalsystemen und Spaltenböden.

Querkanäle im Freien, die nicht gerührt werden, stellen kaum eine Gefahr dar. Foto: BUL

Spaltenböden mit Verschlussklappen

Spaltenböden mit Verschlussklappen sollen das Ausströmen der Gase aus Güllekanälen verhindern. Schon bei geringer Belastung des Bodens durch Kot oder Harn öffnet sich eine Kunststofflippe oder eine Klappe und lässt die Gülle abfließen. Danach schließt die Lippe wieder. Solche Spaltenböden mit Verschlussklappen wurden in den Niederlanden und Dänemark zur Emissionsminderung von Ammoniak entwickelt. Sie dürften aber weniger gut geeignet sein, wenn viel strukturierte Einstreu verwendet wird. Diese beeinträchtigt die Funktion der bisher entwickelten Verschlussklappen. 

Fazit

Die bekannten Unfälle mit Güllegasen sind nur die Spitze des Eisbergs. Sind Stall und Güllegrube über Kanäle oder Rohre miteinander verbunden, sind Siphons notwendig. Offene Güllelagerung unter dem Stall ist bei Neu- und Umbauten zu vermeiden. In bestehenden Ställen mit offenen Verbindungen zur Güllegrube sind die Tiere vor dem Rühren der Gülle ins Freie zu bringen. Auf offene Umspülkanäle sollte man verzichten und stattdessen Staukanäle oder Unterflurentmistungen einbauen. Güllegruben benötigen Lüftungsöffnungen ins Freie.

Neue Proteinlieferanten für den Trog

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Proteine sind in der Fütterung von Schweinen und Geflügel unverzichtbar. Bisher kommen sie selbstverständlich aus proteinreichen Eiweißpflanzen, aber bei steigenden Futtermittelpreisen und immer höheren Auflagen im Anbau sind Alternativen gefragt. Werden die Futterrationen bald durch Insekten ergänzt? Wie funktioniert die Produktion von Insekten für die Tierfütterung? Antworten auf diese Fragen gab es bei der Onlineveranstaltung „Tierwohlgerechte, nachhaltige und umweltschonende Fütterung mit Insekten“ des Netzwerks Fokus Tierwohl der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Nach jahrelangem Verbot vor dem Hintergrund der BSE-Problematik ist seit September 2021 die Fütterung verarbeiteter tierischer Proteine wieder erlaubt sowie auch die Fütterung von Nutzinsekten. Ohnehin seien Schweine und Geflügel evolutionsbiologisch an die Aufnahme von Insekten angepasst, so Dr. Jochen Krieg. Er ist Referent für Schweine-, Geflügel- und Pferdefütterung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Laut EU-Liste dürfen folgende Insekten oder deren Mehl verfüttert werden: Schwarze Soldatenfliege, Stubenfliege, Mehlkäfer, Getreideschimmelkäfer, Heimchen, Kurzflügelgrille und Steppengrille. Bei den Käfern und den Fliegen werden die Larven verfüttert, bei den Grillen die adulten Tiere. Die Herstellung und das Inverkehrbringen von tierischem Protein aus Nutzinsekten sowie von Mischfuttermitteln, die solches enthalten, sind in verschiedenen EU-Verordnungen geregelt. Diese sind natürlich zu beachten, wenn man selbst auf dem eigenen Betrieb die Insekten als Futtermittel heranzüchten möchte.

Welche Nährstoffe sind enthalten?

Selbstverständlich muss dem Tierhalter bekannt sein, welche Nährstoffe das Futtermittel aus Insekten enthält. Diese sind über die Ernährung der Insekten steuerbar und sollten natürlich möglichst konstant sein. Vor allem der Protein- und der Fettgehalt können starke Schwankungsbreiten aufweisen.

Bei der Schwarzen Soldatenfliege gibt es Unterschiede in den Nährstoffgehalten, je nachdem ob es sich um Larven oder um Präpuppen handelt. Allgemein sind die Aminosäuremuster in Futtermitteln aus Schwarzer Soldatenfliege vergleichbar mit denen von Sojaextraktionsschrot, wobei der Anteil an Valin etwas höher ist. Auch die Verdaulichkeit für Mastschweine ist vergleichbar mit der von Sojaextraktionsschrot. Bei der Geflügelfütterung wurde in einer Studie festgestellt, dass die schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein, auf die beim Geflügel besonderer Wert gelegt wird, geringer verdaulich sind als die aus Sojaextraktionsschrot. Hier gebe es noch Klärungsbedarf, so Krieg. Zur Verfügbarkeit von Phosphor aus der Schwarzen Soldatenfliege gibt es offenbar kaum Untersuchungen.

Auch beim Gelben Mehlwurm sind die Aminosäuremuster „vergleichbar günstig“ wie bei Sojaextraktionsschrot. Für das Schwein sind diese Aminosäuren laut einer Studie alle über 90 % verdaulich. Für das Geflügel sind sie mit mindestens 73 % auch gut verdaulich. Die Phosphorgehalte könnten stark schwanken, zu ihrer Verfügbarkeit gebe es auch beim Mehlwurm kaum Untersuchungen, so der Experte.

Beim Heimchen sind die Aminosäurenmuster ebenfalls mit denen von Sojaextraktionsschrot vergleichbar. Zur Verdaulichkeit von Aminosäuren und Phosphor aus Heimchen für Schweine oder Geflügel liegen noch keine Angaben vor. Was hingegen bekannt ist, ist der relativ hohe Gehalt an Natrium in Heimchen.

Die Verfütterung von Larven der Schwarzen Soldatenfliege kann bei Ferkeln für Beschäftigung sorgen und somit deren Verhalten positiv beeinflussen.

Lässt sich der Futterwert beeinflussen?

Der Futterwert der Insekten werde beeinflusst durch das Futter, das sie aufnehmen, durch ihr Entwicklungsstadium (Schwarze Soldatenfliege) und durch ihre Haltung, erläuterte der Referent. Je nach Futtermittel lagern sie mehr oder weniger Fett, Vitamine, Carotinoide oder Mineralstoffe ein. Allerdings ist das von Insektenart zu Insektenart unterschiedlich. Das Aminosäurenmuster ist unabhängig von der Fütterung recht stabil, kann aber durch hohe Fettgehalte „verdünnt“ werden. Bei der Haltung spielt es beispielsweise für den Vitamin-D3-Gehalt eine Rolle, ob die Insekten belichtet werden oder nicht. Es gibt also ein paar Stellschrauben für den Futterwert von Insekten für Schweine und Geflügel.

Darüber hinaus ist die Art der Verarbeitung für den Futterwert der Insekten entscheidend. Da geht es beispielsweise darum, ob und wie vollständig das Fett abgepresst wird oder ob das Chitin (aus Häutungen) noch enthalten ist oder extrahiert wird. Auch gebe es Diskussionen darüber, ob die Aminosäuren im Verarbeitungsprozess durch Erhitzen geschädigt würden.

Mögliche Rationen

Welche Mengen an Insekten können denn nun in der Tierfütterung eingesetzt werden? Hier nannte Krieg Ergebnisse verschiedener Studien als Anhaltspunkte. Bei Masthähnchen können bis zu 10 % Schwarze Soldatenfliege dem Futter beigemischt werden. Dies habe positive Effekte auf die Futteraufnahme und das Wachstum, sprich höhere Schlachtgewichte. Die Fütterung mit Mehlwürmern zeigte in zwei Studien einen negativen Einfluss auf die Futterverwertung der Broiler; dies sei erneut zu überprüfen. Bei Legehennen habe eine Gabe von 50 g/kg Schwarze Soldatenfliege positive Effekte auf Legeleistung, Eierqualität und möglicherweise auch auf das Immunsystem. Eine andere Studie hält hier sogar den Ersatz von 50 % des Proteins durch Schwarze Soldatenfliege für möglich.

Noch dünner ist die Erkenntnislage bei der Fütterung von Schweinen. Offenbar können bis zu 20 % Insektenprotein ohne Probleme an Ferkel gegeben werden. Laut einer Studie führt der Einsatz von 5 % Mehlwürmern bei Ferkeln zu einem Rückgang der Durchfallerkrankungen. Auch kann die Fütterung lebender Larven der Schwarzen Soldatenfliege bei Ferkeln für Beschäftigung und somit zu einem positiven Einfluss auf ihr Verhalten sorgen. Für Mastschweine und Sauen gibt es nur relativ wenige, uneinheitliche Studien, aus denen sich kaum empfehlenswerte Rationen ableiten lassen.

Hinter den Kulissen

Wie die Produktion von Insekten erfolgt und welche Produkte daraus hergestellt werden können, darüber berichtete Dr. Jonas Finck, Geschäftsführer der madebymade GmbH, Pegau. Gemeinsam mit Betriebswirt Kai Hempel hat der Biologe Ende 2017 die Firma gegründet und nach diversen Testläufen in einer Pilotanlage Ende 2020 die erste Industrieanlage für die Produktion der Schwarzen Soldatenfliege gebaut. Heute wird auf 2.500 m² produziert mit dem Ziel von 3 t lebender Maden pro Tag bei einem Input von 18 t Reststoffen pro Tag. 15 Mitarbeiter sind mit Produktion und weiteren Entwicklungen beschäftigt. Der Absatz erfolgt an den Heimtiermarkt.

Warum Insekten? Weltweit fallen viele organische Reststoffe (Lebensmittelabfälle) an, die Insekten sehr effizient und schnell verwerten können. Weltweit steigt die Nachfrage nach tierischen Proteinen, und weltweit herrscht Ackerflächenknappheit. Die Produktion tierischer Proteine aus Insekten ist wesentlich platzsparender als aus herkömmlichen Nutztieren. Die Firma madebymade habe es sich daher auf die Fahnen geschrieben, einen Beitrag zum Upcycling organischer Reststoffe zu hochwertigen Zutaten für die Tier- und Pflanzenernährung zu leisten, wie Finck erläuterte.

Genutzt wird in Pegau vorerst ausschließlich die Schwarze Soldatenfliege. Die adulten Tiere brauchen keine Nahrung und werden zehn bis 14 Tage in Reproduktionscontainern gehalten, bis alle Weibchen ihre 400 bis 800 Eier abgelegt haben, danach sterben sie. Nach fünf Tagen schlüpfen die Larven in von der Firma eigens entwickelten Eiablagen. Danach kommen sie in die Vormast, anschließend in die Mast auf ein Futtersubstrat, das sie in etwa zwei Wochen komplett zersetzen. Die „erntereifen“ Maden werden mit einem Sieb von ihren Ausscheidungen, Chitinhüllen (aus den Häutungen) und eventuellen Futterresten getrennt. 5 % der Maden gehen wieder in die Reproduktion, der Rest wird verarbeitet.

Ein Teil der Tiere wird lebend verkauft. Alle anderen werden getrocknet. Wiederum ein Teil wird als getrocknete, ganze Maden verkauft. Der Rest wird entfettet und zu Pulver/Mehl mit 45 bis 55 % Proteingehalt verarbeitet, welches als nachhaltiger Ersatz für Soja- und Fischmehl gilt. Als Nebenprodukte werden unter anderem extrahierte Fette (Ersatz für Palmöl und Kokosfett), Chitin und die Ausscheidungen als Bodenverbesserer/Dünger vertrieben. Mit dem Dünger wurden bereits einige pflanzenbauliche Versuche erfolgreich gefahren. Da er auch Chitin enthält, stärkt er die Pflanzenabwehr. Mit seinem hohen Anteil organischer Substanz wirkt er humusanreichernd und stimuliert das Bodenleben. Der „Naturdünger“ ist als 100 % organisch auch bei FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) und Gäa (Bioverband, der ökologisch hergestellte Rohstoffe und Lebensmittel zertifiziert) gelistet.

Ausblick

Insekten können bei Anpassung der Ration in der Fütterung von Schweinen und Geflügel eingesetzt werden. Über die Mengen besteht noch Uneinigkeit. Mit 10 % könne man zunächst nicht viel falsch machen. Noch herrsche eine hohe Variation in den Nährstoffkonzentrationen, was die Rationsplanung erschwere. Die Weiterentwicklung der Insektenhaltung in Deutschland werde aber voraussichtlich eine gewisse Konstanz hineinbringen. „Doppelte Veredelungsverluste“ sind zu vermeiden: Futter, das direkt an die Nutztiere gefüttert werden kann, sollte also nicht zur Aufzucht der Insekten verwendet werden. Diese sollten mit ansonsten nicht nutzbaren Koppelprodukten gemästet werden.

Künftig werde die Einsatzmöglichkeit von Insekten als Futtermittel für Nutztiere vor allem von den (aktuell noch recht hohen) Kosten, aber auch von ihrer Verfügbarkeit und Verarbeitung in konstanter Qualität und konstanten Mengen abhängen, prophezeite Dr. Krieg. Er geht aber davon aus, dass die Entwicklung rasch voranschreiten wird. Der Vorteil von Insekten als Futtermittel ist, dass sie in der Produktion wenig Platz brauchen bei weltweit knapper werdenden Agrarflächen pro Kopf. Die Fütterung mit Insekten trägt also zur Nachhaltigkeit bei.

Es lohnt sich zu sprechen

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Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie vor.

Peter Kreimer (34) ist Sauenhalter, Schweinemäster und Ackerbauer. Auf dem Betrieb in Rondeshagen, Kreis Herzogtum Lauenburg, den er gemeinsam mit seinen Eltern bewirtschaftet, werden Raps, Weizen, Gerste, Triticale, Roggen, Ackerbohnen und Mais angebaut. Ehrenamtlich engagiert er sich als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Schweinehaltung im Bauernverband Schleswig-Holstein und als Sprecher der Junglandwirte im Kreis Herzogtum Lauenburg. Über deren Aktionen berichtet Kreimer im Interview:

Wer oder was sind die Junglandwirte?

Peter Kreimer: Wir sind ein relativ lockerer Zusammenschluss der jungen Landwirte und landwirtschaftlich interessierten Leute. Wir versuchen, interessante Veranstalten für Landwirte sowie für Nichtlandwirte zu organisieren. Teilweise sind das Vortragsveranstaltungen, wo es in erster Linie um Fachliches geht, aber wir besichtigen auch Einrichtungen, die Nichtlandwirte ansprechen. Grundsätzlich sind wir offen dafür, dass Leute, die keinen landwirtschaftlichen Betrieb haben, auch an diesem Programm teilnehmen. Vor Beginn der Corona-Pandemie haben wir zum Beispiel das Atomkraftwerk Krümmel besichtigt. Das war mal ganz was anderes.

Wie viele Personen sind im Sprecherteam, und was sind die Aufgaben? 

Wir sind aktuell zu fünft. Wir organisieren Veranstaltungen. Ein weiteres Beispiel war eine Exkursion nach Dänemark, bei der ein Futtermittelhersteller und verschiedene landwirtschaftliche Betriebe besichtigt wurden. Wir nehmen als Sprecherteam an den Vorstandssitzungen des Kreisbauernverbandes teil und treffen uns auch gerne mal mit Lokalpolitikern, um über die Landwirtschaft zu diskutieren.

Seit wann gibt es die Junglandwirte?

Die Junglandwirte hier im Kreis wurden vor gut zehn Jahren gegründet. Immerhin zwei aus dem ursprünglichen Sprecherteam sind nach wie vor dabei. Wer Interesse hat, bei der Organisation oder der Planung von Veranstaltungen mitzuhelfen, der kann gerne ins Sprecherteam dazukommen. Falls man entscheidet, dass das nichts für sie oder ihn ist, ist das auch kein Problem. Wir sind da locker eingestellt.

Was ist in den nächsten Wochen und Monaten geplant?

Wir haben für diesen Winter eine Veranstaltung zusammen mit den Junglandwirten im Kreis Stormarn geplant. Es geht dabei um ein Seminar zur Mitarbeiterführung beziehungsweise wie man den Umgang mit Mitarbeitern möglichst gut gestaltet, sodass sie sich auch wohlfühlen.

Woher nehmen Sie die Motivation, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Ich bin im Alter von 18 Jahren in die Ortsgruppe bei der Landjugend eingetreten, weil ich mich einbringen und ein interessantes Programm gestalten wollte. Kurz darauf bin ich in den Kreisvorstand der Landjugend gewählt worden. In dieser Funktion hat man regelmäßig Treffen in Rendsburg, bei denen sich die gesamten Kreisvorstände treffen. Man lernt interessante Leute kennen und schafft sich ein Riesennetzwerk. Davon profitiert man, das macht Spaß, und man kann ja selbst mitsteuern, wo es hingeht.

Ist für Sie ein weiteres ehrenamtliches Engagement im Bauernverband vorstellbar?

Ja, vorstellbar ist es. Momentan ist es aufgrund der eigenen Familienplanung zwar schwierig, aber auf Dauer, wenn sich alles eingespielt hat, dann kann ich mir das grundsätzlich gut vorstellen.

Können digitale Medien beim Austausch und Netzwerken im Rahmen eines Ehrenamtes helfen?

Ja, mit der Arbeitsgemeinschaft Schweinehaltung im Landesbauernverband haben wir in Zeiten von Corona per Videokonferenz getagt. Das war ein guter Weg, um auch Zeit zu sparen. Aber die Diskussionskultur ist im Videoformat schon schwieriger, als wenn wir uns in Rendsburg treffen. Sicherlich kann man also einen Teil der Treffen über digitale Medien gestalten, aber ab und zu ist es schon sinnvoll, wenn man sich direkt gegenübersitzt.

Was wollen Sie mit Ihrem ehrenamtlichen Engagement erreichen?

Wenn ich mich selbst nicht engagiere und einbringe, habe ich keine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Man kann nie sagen, wie sich das Gesamte entwickelt.

Sehen Sie einen gesellschaftlichen Druck, die Interessen der Landwirte durchzusetzen, weil sonst andere landwirtschaftskritische Stimmen das Sagen hätten?

Die Landwirtschaft steht zunehmend in der Kritik, und man merkt es auch hier im ländlichen Bereich, dass immer weniger Leute eine Ahnung haben, warum die Landwirtschaft so wirtschaftet, wie sie es heute tut. Bei uns in der Feuerwehr diskutieren wir regelmäßig auch über landwirtschaftliche Themen. Die Menschen, die mit sich reden lassen, sind durch den Austausch und das größere Verständnis weniger kritisch. Man bekommt zwar garantiert nicht alle überzeugt. Aber es lohnt sich, mit denjenigen zu sprechen, die der Landwirtschaft offen gegenübertreten und Argumente objektiv aufnehmen. 

Inflationäre Entwicklung bei Butter und Käse

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Im Monat August wurden um 3 % höhere Milchgelder ausgezahlt. Die Meiereien erhöhten den Auszahlungspreis gegenüber Juli im Schnitt um 1,5 ct und meldeten überwiegend 60 ct/kg ECM und mehr. Der Durchschnitt der Milchauszahlungspreise beläuft sich auf 59,3 ct/kg ECM. Das entspricht einer Steigerung um 64 % gegenüber August 2021.

Die Milchanlieferung im Bundesgebiet geht jahreszeitengemäß zurück. In KW 35 wurden im Wochenvergleich 0,8 % weniger Milch erfasst. Das Milchaufkommen liegt knapp unter dem Vorjahr mit –0,4 %. Im Nachbarland Frankreich ist das Defizit anhaltend bei über 2 %. In wichtigen Produktionsregionen der Welt fehlt es ebenso an Rohstoffmenge. Australien meldet für den neuesten verfügbaren Monat Juli –7,9 % zum Vorjahr, Neuseeland meldet im Juni und Juli –3,2 % zum Vorjahr und die USA –0,6 % für das erste Halbjahr 2022. Hierzulande lässt die dürregeplagte Grundfutterernte weitere Produktionsrückgänge erwarten.

Die finanzielle Verwertung der Milch ist weiterhin historisch hoch, auch wenn es immer wieder rückläufige Preisschritte, etwa bei Milchdauerwaren, gibt. Die Auktion der neuseeländischen Global Dairy Trade erzeugte seit Mitte Juni negative Ergebnisse, sprich niedrigere Preisindizes. Anfang September ging es erstmals wieder aufwärts mit +4,9 %, angetrieben durch Milchfettkonzentrat. Auch das Institut für Ernährungswirtschaft in Kiel sieht den Rohstoffwert für Milch etwas schwächer, für August werden ab Hof 59,4 ct/ kg notiert. Das deutliche Minus kommt einerseits zustande durch die Korrektur beim Fettwert um 0,2 ct auf 32,4 ct/kg und beim Nichtfettwert um 1,7 ct auf 63,5 ct/ kg. Andererseits wurde zusätzlich eine flexible Energiekomponente eingeführt, die die Mehrkosten für Strom und Gas in der Verarbeitung je Kilogramm Rohmilch im Vergleich mit dem Vorjahr darstellt und für August bei 2,5 ct liegt. In Summe kommt ein Minus von 4,4 ct zum Vormonat Juli (Rohstoffwert 63,8 ct/kg) zustande.

Butter 92 Prozent über Vorjahr

Nach Ende der Ferienzeit belebte sich der Absatz von Milchprodukten im Einzelhandel. Laut Kemptener Börse gehen Käse und Butter trotz gesteigerter Preise weiter gut in den Markt. Päckchenbutter wird mit 7,44 bis 7,62 €/kg angesetzt und lose Butter rangiert um 7 €/ kg. Im Vergleich mit den Augustwerten der vergangenen drei Jahre liegen diese Preise um 92 beziehungsweise 80 % erhöht. Das Preisniveau wird mehr noch von einem knappen Käsemarkt angetrieben. Emmentaler und Vierkanthartkäse werden teilweise mehr nachgefragt als das Angebot hergibt, der Preis liegt mit 5,50 bis 6,70 €/kg etwa ein Drittel über den Vorjahren. Und auch Rohmilchkäse wird gut nachgefragt. Zum selben Ergebnis kommt die amtliche Notierung in Hannover, auch hier bleibt der Markt fest gestimmt. Die Preise für kurzfristige Abschlüsse wurden gehalten und für langfristige ging es um 0,10 €/ kg aufwärts. Hier spiegelt sich die Unsicherheit über die künftige Versorgungslage wider. Trotz bestehenden Kaufbedarfs für das vierte Quartal kommt es nur selten zu Geschäften, da die Entscheidungsgrundlage lückig ist. Für die Meiereien gibt es noch immer keine Sicherheit im Fall einer ausbleibenden Gasversorgung. Auf Verbraucherebene ist mit zunehmender Zurückhaltung zu rechnen, sofern sich kein Ende der Preissteigerungen für die Lebenshaltung abzeichnet.

Pulvermarkt schleppend

Die Pulverpreise zeigen im wenig umkämpften Markt weiter eine schwache Grundtendenz. Die Nachfrage nach Magermilchpulver wird als ungewöhnlich ruhig bezeichnet. Zwar gibt es Kaufpositionen am Markt, in der Preisfrage wird jedoch häufig keine Einigkeit erzielt. Aus Drittländern im asiatischen Raum wie auch China kommen kaum Impulse. Zudem ist EU-Ware trotz des schwachen Eurokurses nur begrenzt wettbewerbsfähig.

Landesvorführung „Flache Bodenbearbeitung“ ein voller Erfolg

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Die Landwirtschaftskammer (LKSH) Schleswig-Holstein und 14 Landmaschinenhersteller konnten rund 650 Besucher auf dem Gut Schönhagen bei Schillsdorf begrüßen. Den Herstellern wurde bei dieser Landesvorführung eine Plattform gegeben, um ihre Gerätschaften zur flachen Bodenbearbeitung zum Stoppelsturz zu präsentieren. Die Besucher konnten sich so im direkten Vergleich unterschiedliche Hersteller und Techniken im Feld anschauen und die Arbeitsbilder ungeschönt miteinander vergleichen.

Von der Kurzscheibenegge über den Flachgrubber bis hin zur Rollhacke gab es für die Besucher eine große Bandbreite verschiedener Technikausführungen zur flachen Bodenbearbeitung. Nach der Vorführung bot sich Interessierten und Herstellern die Möglichkeit zum fachlichen Austausch direkt im Feld und an den verschiedenen Maschinen. Arbeitsbilder unterschiedlicher Techniken konnten im Nachgang noch mal ausgiebig diskutiert werden. Rechtzeitige Niederschläge kurz vor der Veranstaltung ermöglichten eine gute Bearbeitung des Bodens. Allerdings sorgte die lange Trockenperiode im Vorfeld dafür, dass wenig Ausfallgetreide, Unkräuter und Ungräser auflaufen konnten. Der Fokus der Bodenbearbeitung verschob sich somit von der Bekämpfung obengenannter Aufwüchse auf den flachen Stoppelsturz. Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer und der Fachhochschule Kiel (Prof. Dr. Yves Reckleben) begleiteten die Veranstaltung fachlich. Es wurden Bonituren im Vorfeld durchgeführt, am Veranstaltungstag und zusätzlich in der Nachbereitung erfasst, um die Wirkungsweise der unterschiedlichen Gerätschaften neutral miteinander vergleichen zu können. Ein ausführlicher Ergebnisbericht folgt im Bauernblatt in Kalenderwoche 47.