Die tiefblauen Blüten des Enzians begeistern in Beet und Kübel. Je nach Art blühen die robusten Stauden im Frühjahr, Sommer oder Herbst. Auch in der Blütenfarbe zeigt sich die Art variabel, denn manche Züchtungen blühen in zartem Hellblau oder reinem Weiß. Sind die Ansprüche an Boden und Standort erfüllt, bereiten die robusten Stauden viel Freude.
Wir unterschieden bei Enzian zwei Gruppen. Die aus Asien stammenden Herbstenziane (Gentiana triflora, Gentiana sino-ornata oder Gentiana scabra) meiden Kalk und benötigen einen sauren Boden. Wo Rhododendron und Heide gedeihen, fühlen sie sich wohl. Wer diese Bedingungen nicht erfüllen kann, tauscht an der Pflanzstelle den Boden gegen Rhododendronerde aus oder kultiviert diese Arten gleich im Kübel. Eine Drainageschicht am Topfboden ist dabei unerlässlich, damit überschüssiges Gießwasser abziehen kann. Die andere Gruppe der Enziane stammt aus den Gebirgsregionen der nördlichen Halbkugel. Sie bevorzugen kalkhaltiges Substrat. Gemeinsam ist beiden Gruppen, dass sie feuchten, nährstoff- sowie humusreichen und durchlässigen Boden bevorzugen. Auch wenn Enzian landläufig als Gebirgs- und Steingartenpflanze gilt, verträgt er weder Hitze noch Trockenheit. An sonnig-trockenen Standorten im Garten gedeihen die Stauden nicht. Bewährt haben sich dagegen halbschattige Pflanzstellen. Vor dem Kauf sollte man sich nach den Ansprüchen der jeweiligen Art erkundigen. Tipp: Üppige Blüten zeigen sich bei einer ausgewogenen Nährstoffversorgung mit einem mineralischen Dünger, der am besten im Frühjahr verabreicht wird. Herbstblühende Arten freuen sich über eine flüssige Nachdüngung ab August entsprechend der Dosierungsanleitung. Für die Neupflanzung eignen sich die klassischen Frühjahrs- und Herbsttermine gleichermaßen. Wer den eigenen Bestand durch Teilung vermehren möchte, erledigt dies im Frühjahr.
Kalkfliehende Arten
Einen eindrucksvollen Auftritt legt derzeit der Chinesische Herbstenzian (Gentiana sino-ornata) hin. Er bildet dichte, 10 bis 15 cm hohe Polster und zeigt seine leuchtend blauen Blüten von September bis Oktober. Die Blütenfarbe variiert je nach Sorte innerhalb eines beeindruckenden Spektrums: ‚Eugen‘s Allerbester‘ in kräftigem Mittelblau, ‚Downfield‘ in Hellblau, ‚Violette‘ in dunklem Blauviolett und ‚Weißer Traum‘ zeigt die weiß blühende Form. Der Chinesische Herbstenzian zeichnet sich durch eine besondere Blühwilligkeit aus, einen halbschattigen Standort mit kalkarmem, humosem sowie feuchtem Boden vorausgesetzt. Hier harmonieren die blauen Blüten schön mit spät blühender Erika.
Auch der heimische Schwalbenwurzenzian (Gentiana asclepiadea) bevorzugt diese Verhältnisse. Er bildet 40 bis 60 cm lange Stiele, in deren oberen Blattachseln von Juli bis September schmale, dunkelblaue Blütenkelche erscheinen. Der Handel bietet auch die weiß blühende Sorte ‚Alba‘ an. Als Pflanzpartner eignen sich die aus den Ostalpen stammende Kärtner Sterndolde (Astrantia carniolica) und der Waldstorchschnabel ‚Mayflower‘ (Geranium sylvaticum).
Auf den Pflanztischen sind derzeit häufig Japanischer Enzian (Gentiana makinoi) und Rauer Enzian (Gentiana scabra) zu finden. Beide Stauden werden leider oft nur als Saisonpflanzen in Töpfen, Kübeln und auf Gräbern kultiviert, obwohl sie winterhart sind. Von Juli/August bis Oktober zeigen beide Arten ihren Blütenflor. Die reich besetzten Blütenstängel des Japanischen Enzians wachsen etwa 120 cm hoch und eignen sich ausgezeichnet für den Vasenschnitt. Der Raue Enzian bildet dichte, etwa 20 cm hohe Matten. Tipp: beide Arten in Rhododendronerde pflanzen.
Kalkliebende Arten
Die nachfolgenden Enzianarten brauchen für gutes Gedeihen kalkhaltigen Boden. Bei Bedarf mischen manche Gärtner vor der Pflanzung Gesteinsmehl unter, um den pH-Wert zu erhöhen. Andere hingegen schwören auf das Untermischen zerbröselter Kalksteine, Eier- oder Muschelschalen. Von besonderer Bedeutung für den Garten ist der Frühlingsenzian, manchmal auch Stängelloser Enzian (Gentiana acaulis) genannt. Die leuchtend blauen Blüten erscheinen von Mai bis Juni über flachen Blattpolstern im Steingarten. Hier passt diese Enzianart schön in die Nachbarschaft von Alpenedelweiß (Leontopodium alpinum) und der Alpenlichtnelke (Lychnis alpina), die beide ebenfalls nur 10 bis 15 cm Höhe erreichen.
Der Gelbe Enzian (Gentiana lutea) bringt es als imposante Wildstaude auf eine Höhe von bis zu 150 cm. Auch die knallgelbe Blüte von Juni bis Juli fällt aus dem blauen Enzianschema heraus. Die dekorative Staude passt gut mit Alpenaster (Aster alpinus) und Silberdistel (Carlina acaulis ssp. simplex) in naturnah gestaltete Gärten. Aus den dicken, fleischigen Wurzeln des Gelben Enzians wird der bekannte Enzianschnaps gebrannt.
Der Sommerenzian (Gentiana septemfida var. lagodechiana) ist ein leicht zu kultivierender, aparter Sommerblüher für den Steingarten. Die etwa 30 cm langen, niederliegenden Triebe zeigen von Juli bis August leuchtend blaue Blüten. Sie wirken ausgesprochen hübsch neben dem Polsterschleierkraut (Gypsophila repens) und dem Sonnenröschen ‚Sterntaler‘ (Helianthemum Hybride). Ein Platz mit Morgen- und Abendsonne in humushaltigem, feuchtem Boden ist optimal.