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Unterschiedliche Entwicklung der Rindfleischerzeugung

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Während Deutschland und Frankreich innerhalb der EU den stärksten Produktionseinbruch verzeichnen, ging die Rindfleischerzeugung im Ganzen nur moderat wegen geringerer Schlachtgewichte um 0,6 % zurück. Im ersten Halbjahr 2022 wurden insgesamt etwas mehr Rinder in der EU geschlachtet als im Vorjahreszeitraum.

Anders als bei Schweinen ist für Rindfleisch in der EU bisher noch kein stärkerer Produktionsrückgang zu verzeichnen. Laut dem Statistischen Amt der EU (Eurostat) nahm die Zahl der in meldepflichtigen Schlachtstätten zerlegten Rinder im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar leicht um 42.000 Tiere oder 0,4 % auf 11,18 Millionen Stück zu. Bei etwas rückläufigen Schlachtgewichten lag die in den 27 Mitgliedstaaten erzeugte Rindfleischmenge mit knapp 3,29 Mio. t nur um 0,6 % unter dem Niveau des ersten Halbjahres 2022.

Die EU-Kommission erwartet im weiteren Jahresverlauf keinen stärkeren Einbruch. In ihrer Sommerprognose gingen die Brüsseler Analysten davon aus, dass die EU-Rindfleischerzeugung 2022 bei 6,85 Mio. t liegen und damit den Vorjahreswert nur um 34.000 t oder 0,5 % unterschreiten werde. Die hohen Produktionskosten der Landwirte, insbesondere für Futter, würden vor dem Winter für ein zunehmendes Schlachtviehangebot bei sinkenden Schlachtgewichten sorgen, so die Kommission.

EU-Kommission erwartet stabile Nachfrage

Für den Rindfleischverbrauch erwarten die EU-Marktanalysten trotz gestiegener Verbraucherpreise und Inflation einen vergleichsweise geringen Rückgang. Die heimische Nachfrage soll im Vergleich mit 2021 lediglich um 0,2 % auf rund 6,59 Mio. t sinken; das wären bei einem Durchschnittsverbrauch von 10,2 kg je Kopf nur 100 g weniger als im Vorjahr. Vor Corona hatte der Rindfleischverbrauch in der EU-27 bei gut 6,8 Mio. t oder 10,7 kg pro Kopf gelegen. Ob die Prognose der Inflation standhält, bleibt abzuwarten.

Schwächer lief im ersten Halbjahr 2022 der EU-Export von Rindfleisch und lebenden Tieren, der ohne die Berücksichtigung von Rinderfett um 7,6 % auf 463.300 t sank. Die Rindfleischimporte nahmen um 25,1 % auf 179.700 t zu. Vor allen Brasilien, Argentinien und das Vereinigte Königreich lieferten mehr Ware auf den Binnenmarkt, Uruguay und Australien weniger.

Die Rindfleischerzeugung innerhalb der EU hat sich im ersten Halbjahr 2022 sehr unterschiedlich entwickelt. In den beiden großen Produktionsländern Frankreich und Deutschland ging die Zahl der Rinderschlachtungen deutlich zurück.Im Nachbarland Frankreich sank das Schlachtrinderaufkommen gegenüber den ersten sechs Monaten 2021 um 93.200 Tiere oder 4,2 % auf 2,13 Millionen Stück; die Rindfleischerzeugung ging daraufhin um 4,3 % auf 682.340 t zurück.

Noch deutlicher war der Einbruch in Deutschland mit einem Minus bei den Rinderschlachtungen um 130.000 Tiere oder 8,3 % auf 1,44 Millionen Stück, wobei die Rindfleischproduktion um 9,4 % auf 474.600 t abnahm. In beiden Ländern waren 2021 die Rinderbestände überdurchschnittlich stark abgebaut worden.

Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen, da bei der Viehzählung im Mai 2022 erneut weniger Rinder und vor allem Kühe in Deutschland und Frankreich gehalten wurden. Das Schlachtrinderangebot dürfte deshalb weitersinken, wenn dies nicht durch vermehrte Lebendimporte oder gedrosselte Ausfuhren von Lebendrindern ausgeglichen werden sollte. Ansonsten nahm im ersten Halbjahr 2022 auch die Rindfleischerzeugung in Belgien und Dänemark um jeweils mehr als 2 % ab; in den Niederlanden und Schweden ging sie um jeweils gut 1 % zurück.

Mehr Schlachtungen in Irland und Spanien

In anderen Mitgliedstaaten stiegen dagegen im ersten Halbjahr 2022 das Schlachtrinderaufkommen und die daraus erzeugte Fleischmenge an. Das traf insbesondere auf Irland zu, wo im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2021 laut Eurostat fast 90.000 Rinder oder 10,6 % mehr geschlachtet wurden und die Fleischproduktion um 8,3 % auf 301.420 t stieg. Mitverantwortlich hierfür waren die um ein Fünftel vermehrten Anlieferungen von Kühen ins Schlachthaus, darunter auch viele Mutterkühe. Neben Problemen mit der Trockenheit und gestiegenen Produktionskosten wurden offenbar auch wieder mehr ältere Milchkühe aus der Produktion genommen; in den Jahren zuvor war der Milchkuhbestand in Irland stetig erhöht worden. Auch die spanischen Rinderhalter haben ihre Bestände aufgestockt und insbesondere die Milchkuhherden vergrößert. Das Aufkommen an schlachtreifen Rindern insgesamt nahm gegenüber Januar bis Juni 2021 um 6,6 % auf 1,30 Millionen zu. Die spanische Rindfleischherstellung wuchs im gleichen Zeitraum um 7,3 % auf 367.450 t. Auch in Italien stieg die Rindfleischerzeugung um 5,3 % auf 375.100 t. Dazu trug auch bei, dass mehr Lebendrinder aus anderen EU-Staaten importiert wurden, die dann in Italien gemästet und geschlachtet wurden. age

Lalele löst RudL ab

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Ganz zentral fand im September die Landesausschusssitzung III (LAS) in Rendsburg in Räumen des Bauernverbands statt. Im Mittelpunkt der eintägigen Sitzung standen eine Einschätzung der nach der Corona-Pause wieder angelaufenen Liveveranstaltungen und der Ausblick auf künftige Projekte.

Gestartet wurde ganz locker mit einer Vorstellungsrunde, bei der die Teilnehmenden mit „Welcher Schokoriegel wärst du?“ auch eine süße Frage zu beantworten hatten. Die Antworten führten querbeet durchs Süßigkeitenregal.

Danach wurde es eher herzhaft, denn es gab einen kurzen Überblick zu den aktuellen Finanzen. In Gruppen konnten Vertreter aus Ortsgruppen und Kreislandjugenden berichten, wie die Arbeit vor Ort läuft, welche Themen die Lajus beschäftigen und wie die angebotenen Aktivitäten angenommen werden. Dabei wurde schnell klar, dass es in den Ortsgruppen gut läuft und alle froh sind, dass nach zwei Jahren Corona-Auszeit endlich wieder alle Veranstaltungen wie gewohnt stattfinden und Feten gefeiert werden können. Aktuell waren viele Kreisverbände im wahrsten Sinne des Wortes stark in Vorbereitung und Fertigstellen der Erntekronen eingebunden.

Nach dieser Runde in den Gruppen berichteten Laura Stolley und Wiebke Wendt aus dem Agrarausschuss, rückblickend von der Sommerexkursion und vorausschauend über das Herbsthighlight, die für November geplante Exkursion nach Süddeutschland (siehe Bauernblattausgabe 39).

Da Großveranstaltungen endlich wieder stattfinden können, ist für das Frühjahr 2023 der Berufswettbewerb geplant. Die Kreisverbände nehmen an der Vorbereitung teil, und so informierte der erste Vorsitzende Hannes Bumann darüber, was bei der Planung zu beachten ist und auf welche Partner man zurückgreifen kann und auch sollte, um Unterstützung bei der Organisation zu bekommen.

Der Vormittag verging schnell und alle Teilnehmer konnten sowohl eine Pause wie auch eine kleine Stärkung gebrauchen. Dafür hatten alle unterschiedliches Fingerfood mitgebracht, sodass ein tolles Buffet entstand. Gestärkt und mit neuer Energie starteten die Teilnehmenden in den Nachmittag, zu dem zwei Gäste, Mitarbeiter des CJD (Christliches Jugenddorfwerk Deutschland), eingeladen waren. Gemeinsam mit ihnen beschäftigten sich die Lajus mit dem Thema „Stammtischparolen“. Dabei ging es nach einer Begriffsklärung darum, wie diese Parolen entstehen. Auch hier wurde wieder ein aktiver Part eingebaut. Jeweils drei Landjugendliche setzen sich auf eine Pro- und auf eine Kontraseite, um konstruktiv über Stammtischparolen zu diskutieren. Schnell stellte sich dabei heraus, dass es gar nicht einfach ist, Argumente zu finden, um die eigenen Meinung überzeugend zu vertreten.

Nach diesem Workshop ging es um das neue Konzept für die RudL-Reihe (Rund um die Landjugend). Bisher konnte die Jugendleitercard (Juleica) in einer Seminarreihe erworben werden, die vier volle Wochenenden einnahm. Um die Teilnahme für die Mitglieder künftig einfacher zu gestalten, soll es wie im Studium zum Erwerb der Juleica so sein, dass eine bestimmte Anzahl an Punkten erreicht werden muss, die bei allen Laju-Veranstaltungen gesammelt werden können. So zählen zum Beispiel Landesausschusssitzungen, Agrarausschusstreffen und Treffen der Projektgruppen mit. Daneben wird es einige Pflichtmodule geben, die vermehrt als Abendveranstaltungen angeboten werden. Reduziert werden die Wochenendseminare von bisher vier auf zwei. Und die Seminarreihe hat einen neuen Namen: „Lalele“ (Landjugend leben lernen).

Nach dem interessanten, aber auch langen Tag wurde nach dem letzten Tagesordnungspunkt noch gemeinsam aufgeräumt, bevor alle pünktlich ihre zum Teil langen Heimtouren antreten konnten.

Gruppenarbeit, Workshop und viele Infos zu neuen Angeboten gab es für die Teilnehmenden der Landesausschusssitzung.Foto: Jennifer Müller

Hingucker beim Festumzug

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Mit einer Fürbitte im Gottesdienst und zwei Ständen vor der Kirche von Lütau beteiligten sich der KreisLandFrauenverband und Junge LandFrauen des Herzogtums Lauenburg am vergangenen Sonntag am Landeserntedankfest. Gemeinsam hatten sie auch den mit üppigen Erntegaben und einer Strohpuppe gestalteten Umzugswagen geschmückt. „Wir hatten dabei viel Freude und Spaß“, so die Kreisvorsitzende Anne Schmaljohann. „Es war ein schöner Festumzug und ein wunderbarer Gottesdienst.“ 

Ulrike Röhr (li.) und Anne Schmaljohann vor der Kirche von Lütau

Foto: Wanda Schmidt-Bohlens

„Die Jungen LandFrauen sind unsere Zukunft“

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Die vielfältige Arbeit der LandFrauen erfordert von Zeit zu Zeit einen Gedankenaustausch. Im zweijährigen Turnus lädt daher der KreisLandFrauenverband Nordfriesland zum KreisLandFrauentag ein. Dazu trafen sich Vereinsmitglieder aus 26 Ortsvereinen, die im Kreisverband integriert sind, sowie Ehrengäste in der Koogshalle der Gemeinde Reußenköge. Es war ein Nachmittag mit regem Austausch und zum ausgeglichenen, fröhlichen Beisammensein.

Magret Albrecht, Vorsitzende des Kreisverbandes, begrüßte die Gäste und dankte allen, die die Arbeit der LandFrauen und deren Ziele kooperativ unterstützen, und vor allem auch jenen, die sich für das Gelingen des LandFrauentages eingebracht hatten. Es sei rückblickend wie ein Geschenk, sich nicht mehr nur digital, sondern persönlich treffen zu können, so die Kreisvorsitzende. Das Ziel der künftigen LandFrauenarbeit sehe sie in der Bündelung der Kräfte, denn ohne orts- beziehungsweise vereinsübergreifende Zusammenarbeit sei ein Engagement, übergreifend auf alle Generationen, nur schwer zu realisieren. „Die Jungen LandFrauen, ihre Arbeit im Verein und junge, aktive Mitglieder sind unsere Zukunft“, betonte Albrecht und begrüßte besonders die beiden jungen Lammbotschafterinnen, ihre Majestät Hanna Dose aus Koldenbüttel und Prinzessin Mareike Brümmer, Langenhorn. Beide sind gelernte Landwirtinnen, die in ihrer Amtszeit „Nordfrieslamm“ repräsentieren, eine Aktion der Wirtschafsförderung Nordfriesland.

Ulrike Röhr, Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, hob in ihrem Grußwort das Alleinstellungsmerkmal der LandFrauenvereine hervor, nämlich füreinander einzustehen, da zu sein und Gemeinschaft zu leben. Die Gesellschaft stehe vor Veränderungen, so Röhr, doch Veränderungen seien wichtige Grundlage für Verbesserungen. Daran arbeite der LandFrauenverband.

Manfred Ückermann, Kreispräsident Nordfrieslands, legte in seinem Grußwort den Schwerpunkt auf die Gesundheitsförderung im Allgemeinen in der LandFrauenarbeit. Mit Vertreterinnen aller Berufsgruppen sei das außergewöhnliche ehrenamtliche Engagement der LandFrauen, zum Beispiel für Menschen in Not, eine nicht mehr wegzudenkende Einrichtung.

Christel Hintz, Vorstandsmitglied des Kreisverbandes, führte nun durch das Programm. Den Auftakt machte das Jugendorchester der Kreismusikschule Husum unter der Leitung von Henning Bock mit drei Musikstücken. Das letzte war der Triumphmarsch aus der Oper „Aida“ von Giuseppe Verdi – ein Highlight für die Schülerinnen und Schüler und für die Zuhörer ein Ohrenschmaus.

Eine LandFrauenveranstaltung und das leibliche Wohl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nicht zu trennen. So auch an diesem Abend: Die Köche der Koogshalle eröffneten das Buffet. Erst danach und nach einem Applaus der zufriedenen Gäste begann der zweite Teil des Abends. Mit Herrn Jensen, einem fast 100 Jahre alten schrägen Herrn, und seiner Partnerin, Olga. Ohne Jörg Jará, einen exzellenten Bauchredner, wären sie schlaff hängende Puppen. Jörg Jará hauchte ihnen Leben ein und spannte mit seinen Figuren den humoristischen Bogen zum Publikum. Comedy pur.

Nach dem Schlusswort von Susanne Lorenzen, Verein Ostenfeld, erklang das internationale LandFrauenlied nach der Melodie „Nehmt Abschied, Brüder“. So sang der ganze Saal: „Von Ort zu Ort, von Land zu Land, erklingt ein Lied darein, reicht eure Hände fest zum Bund, wir wollen Freunde sein.“

Die Lammbotschafterinnen Mareike Brümmer (li.) und Hanna Dose
Comedy pur lieferte Bauchredner Jörg Jará mit Herrn Jensen.

„Es braucht einen Generationsumbruch“

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Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in loser Reihenfolge vor.

Kathrin Rehders (31) bewirtschaftet einen Gemischtbetrieb mit Ackerbau, Gemüsegartenvermietung, Pferden, Eseln, Schafen und Bauernhofpädagogik in Norderstedt. Ehrenamtlich engagiert sie sich als Ortsvertrauensfrau im Bauernverband. Darüber hinaus ist sie im LandFrauenverband, im Förderverein der Landjugend und in der Jagdgenossenschaft aktiv. Im Interview erklärt die junge Mutter, warum sie gern Zeit in die Verbandsarbeit investiert.

Wie sind Sie zum Ehrenamt gekommen?

Ich bin mit 14 Jahren in der Landjugend gestartet und dann relativ schnell mit 16 oder 17 Jahren in den Ortsvorstand gekommen. Von der Ortsebene ging es dann weiter auf Kreis- und Landesebene. Fünf Jahre lang war ich im Team des Landesvorstands tätig. Durch das Umfeld gab es immer auch die Nähe zum Bauernverband und den LandFrauen.

Gab es ein Sprungbrett in den Landesvorstand der Landjugend?

Ich bin damals mitgeschnackt worden, um auf der Norla auszuhelfen. Dort haben ich Standdienst gemacht, unter anderem mit Waffel- und Getränkeverkauf und Kinderschminken. Und wenn man sich zeigt und auf der Geschäftsstelle bekannt ist, wird man angerufen und gefragt, wie es im Kreis mit einer Vorstandstätigkeit aussieht beziehungsweise später auch in Rendsburg. Ich hatte auch genug Zeit, weil ich noch in der Schule war beziehungsweise weil ich in Kiel studiert habe, und von Kiel nach Rendsburg pendelt es sich ganz gut.

Wie sind Sie Ortsvertrauensfrau geworden?

Indem der alte Ortsvertrauensmann anruft und fragt: „Du hast ja bei der Landjugend aufgehört und doch bestimmt ein bisschen Luft. Kannst du dir nicht vorstellen mitzumachen?“ Und ich sagte mir: Warum eigentlich nicht? Dann wurde mir erklärt, welche Aufgaben mit diesem Amt auf mich zukommen, und das konnte ich mir gut vorstellen.

Welche Aufgaben hat die Ortsvertrauensfrau?

In Norderstedt ist es so, dass ich das Sprachrohr zwischen Kreisgeschäftsstelle und den Leuten vor Ort bin. Ich versuche, ein bisschen die Stimmungen einzufangen. Außerdem haben wir in Norderstedt ein großes Erntedankfest, bei dem wir einen Erntedankumzug veranstalten. Ich kümmere mich mit um die Erntekrone und spreche am Rathaus ein paar Grußworte. Auch wenn Medien wie das „Hamburger Abendblatt“ anfragen und etwas über Landwirtschaft wissen wollen, ist die Ortsvertrauensfrau die erste Ansprechpartnerin.

Wohin wollen Sie Ihr ehrenamtliches Engagement weiterentwickeln? Bleibt als junge Betriebsleiterin und Mutter überhaupt Zeit?

Zeit hat man nie genug. Die muss man sich nehmen für das, was einem wichtig ist, und dazu zählen für mich beide Verbände. Ich finde die LandFrauen sehr wichtig, weil sie Frauenthemen im ländlichen Raum eine Stimme geben. Aber der Bauernverband als Interessenvertretung ist auch wichtig für meinen Berufsstand.

Woher nehmen Sie die Motivation?

Bei der Landjugend ging es darum, die eigene Freizeit mitzugestalten. Das ist jetzt bei den Jungen LandFrauen der gleiche Aspekt. Wir überlegen, welche Veranstaltungen und Themen uns ansprechen, und versuchen, ein attraktives Programm zu ­entwickeln. Beim Bauernverband ist es ganz klar der Berufshintergrund. Ich bin eben öffentlichkeitsaktiv, auch durch die Bauernhofpädagogik. Die Verbandstätigkeit ist für mich ein Art i-Tüpfelchen, das mit dazugehört, weil man mehr Hintergründe kennt.

Was würden Sie einer Person raten, die überlegt, ein Ehrenamt anzunehmen?

Ich würde es tatsächlich immer empfehlen, weil es einfach wichtig ist und schön ist, wenn man sich trifft und aus dem Hamsterrad herauskommt. Man kann dadurch gucken, was auf den anderen „Tellern“ so passiert. Sonst droht immer die Gefahr, auf dem Betrieb zu vereinsamen. Und wer nur von morgens bis abends durchrackert, verliert schnell den Weitblick und wird betriebsblind.

Der Bauernverband will jünger und weiblicher werden. Nehmen Sie das wahr?

Da passiert schon etwas. Der Verband versucht ja gerade händeringend die Frauen zu motivieren, was auch gut ist, aber es fehlt noch ein bisschen die Aufbauarbeit. Es gibt ganz viele Frauen, die gar nicht wissen, was im Detail in der Verbandsarbeit passiert. Und ehrlich gesagt hat keine junge Frau Lust, sich mit zehn alten Männern den Abend zu verderben, die alle besserwisserisch daherkommen und als Altenteiler teilweise gar nicht mehr wissen, was auf den Betrieben funktioniert. Ich will damit sagen: Ich glaube, es braucht noch ein bisschen mehr Zeit und vielleicht noch ein paar Runden Vorlauf. Viele Frauen verhalten sich abwartend. Wer beispielsweise eingeheiratet hat, hat noch ein anderes Standing und fühlt sich vielleicht nicht so wohl darin, den Berufsstand zu vertreten. Solche Erfahrungen und Gedanken wurden mir schon mehrfach berichtet. Dabei sind die Frauen unverzichtbare Stützen auf den Höfen.

Wie kann die Verbandsarbeit einladender werden?

Ich glaube, es braucht den Generationsumbruch, sodass wir wegkommen von dem Bild eines Betriebsleiters und seiner Frau, das aktuell noch dominiert. Das Betriebsteam muss mehr im Fokus stehen. Und wenn die Betriebsleitung als Team gesehen wird, dann ist es auch für die Frauen einfacher zu sagen: „Klar, ich bin Teil des Teams und ich weiß genau, was hier mit den Kühen, Schweinen oder dem Getreide passiert.“ Mit diesem Selbstverständnis können die Frauen den Berufsstand dann auch besser vertreten. 

Kathrin Rehders vermietet Gemüsegärten über das Portal „meine ernte“. 

Titelkämpfe und Teamwettbewerbe

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Mit seinem traditionellen Herbstturnier auf dem Catharinenhof beendete der Reit- und Fahrverein (RuFV) Wedel von 1923 seine Grüne Saison. Fast die Hälfte der 28 ausgeschriebenen Prüfungen zählte für die Ermittlung der diesjährigen Kreismeisterschaften des Kreisreiterbundes Pinneberg in Dressur und Springen.

Zwar machte die allgemeine Turniermüdigkeit auch vor dem seit vielen Jahren fest etablierten Herbstturnier des renommierten RuFV Wedel nicht halt, doch mit 450 Starts zeigte sich der Vorstand zufrieden. „Die Gründe für den landesweit rückläufigen Trend sind vielfältig“, so Pressesprecher und Turnierleiter Olaf Tonner. „Sie werden zukünftig zur weiteren Veränderung im Turniersport führen müssen.“ Erste Schritte in diese Richtung wurden in Wedel schon in diesem Jahr gemacht. Mit Reiterwettbewerben wie dem erstmals ausgeschriebenen Jump and Run und dem Mannschaftsspringen sollten auch Nichtturnierreiter angesprochen werden.

Cathérine Mariel Schiele und ihr Läufer Moritz Parow freuten sich über ihren Gewinn im Jump and Run. Foto: Assia Tschernookoff

Während am Sonnabend auf dem großen Viereck eine S*-Dressur ausgetragen wurde, feuerten auf dem großen Springplatz die Fans ihre Teams in Springwettbewerben tüchtig an. Zwei Durchläufe gab es im zu zweit gerittenen Teamspringwettbewerb. Der erste Ritt wurde nach Stil, der zweite nach Fehlern und Zeit gewertet. Strahlende Gewinner wurden hier Linda Gemsa auf Deleysa und Julia Prozies auf Quibera. Beide Reiterinnen kommen aus dem Stall Sternberg in Tornesch und sind zusammen meist im Gelände unterwegs. Speziell geübt hatten sie für die Prüfung nicht. Im Jump and Run musste ein Partner den Parcours zu Pferd springen, der andere zu Fuß. Schnellstes Paar waren Cathérine Mariel Schiele auf ihrer Caja und Moritz Parow zu Fuß, beide vom benachbarten Moorhof.

Die parallel laufende ­S*-Dressur gewann Vivien Köcher mit ihrer Dunkelfuchsstute Reine Freude, deren Vorstellung von den Richtern mit 70,73 % belohnt wurde. Damit wurde bestens demonstriert, dass die Kombination von Freizeit- und Turniersport gut funktionieren kann.

Malte Lauck ist Meister

Der Sonntag stand ganz im Zeichen der Finalentscheidungen für die Kreismeistertitel des Reiterbundes Pinneberg in Dressur und Springen. Unter den Junioren, Jungen Reitern und Senioren sowie den Dressurponys wurden die Sieger ermittelt.

Das Springen der großen Tour, in der Junge Reiter und Senioren gemeinsam antraten, gewann Malte Lauck vom Reitverein (RV) Bilsbek. „Ich hatte es ja schon mehrfach versucht“, berichtete er. Nachdem er 2016 „nur“ auf dem Bronzeplatz landete, freute sich der 26-Jährige umso mehr, dass er in diesem Jahr siegen konnte. Von 19 Startern im M*-Springen kam er mit sechs Konkurrenten ins Stechen. Mit seinem Holsteiner Hengst Lauck’s Locke, der seinen Namen seinem prächtigen Schopf verdankt, beendete er den Parcours fehlerlos in einer Zeit von 39,96 s. Dicht dahinter folgte in 40,32 s Sophie Schippmann vom RuFV Elmshorn auf Cassina, die mit diesem Ergebnis Vizemeisterin wurde.

In der kleinen Tour der springreitenden Junioren (U18) verteidigten sowohl die amtierende Kreismeisterin Antonia Glismann als auch Vizemeister Colin McConaghy (RV Seeth-Ekholt) mit Stella ihre Titel mit Erfolg. Antonia gewann die Siegerschärpe mit ihrem erst sechsjährigen Oldenburger Wallach Shiny Air. Somit gehen beide Kreismeisterschaftstitel im Springen in den Stall Lauck in Pinneberg, denn Antonia Glismann vertritt ebenfalls die Farben des RV Bilsbek und wird von Carsten Lauck trainiert.

Kruse und Zoe siegen

Auch bei den Dressurreitern wurde es spannend. Nach drei durchweg guten Runden in der großen Tour wurde Geraldine Kruse vom Elbdörfer und Schenefelder RV mit der lackschwarzen Oldenburgerin Zoe zur diesjährigen Meisterin der Senioren und Jungen Reiter gekürt. Silber ging an Fenja Essig vom gastgebenden Verein, die im vergangenen Jahr auf dem selbst gezogenen und ausgebildeten Holsteiner Caspagnolo den Titel gewonnen hatte.

Der Meistertitel der Junioren ging an Pia Schäfer, die wie Kruse für den Elbdörfer und Schenefelder RV reitet. Der Name ihres Pferdes Win for me war für das Paar Programm. Zweite wurde Charlotte Sophie Kriszio vom RuFV Elmshorn mit Redecker.

Bei den Dressurponys, die gesondert bewertet wurden, siegte Dida unter dem Sattel von Johanna Priedöhl vom RuFV Elmshorn. Silber ging an High Quality mit Reiterin Jolina Hahn vom RuFV von Zieten Bokel.

Wenn die Aufräumarbeiten beendet sind, steht für die Mitglieder des RuFV Wedel die nächste große Planung auf dem Programm: Für das 100-jährige Bestehen hat sich schon ein Festausschuss gebildet.

Die Macht der Bilder

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„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, so die Redensart. Doch sagt es auch das Richtige? Und wenn nicht, können wir ihm überhaupt widersprechen (eigentlich „widerbilden“)? Sind wir gefeit gegen die Suggestion, die es auf uns ausübt?

Es geht hier nicht um Kunstwerke, auch nicht um Reklame, bei der die Absicht des Kaufreizes klar sein dürfte, sondern um Illustrationen von sachlichen Inhalten. Keine Broschüre, keine Power-Point-Präsentation kommt heute ohne Verbildlichungen aus. Zumindest ein paar mit Begriffen beschriftete Kästen oder Kreise, die aufeinander mit Pfeilen verweisen, müssen an die Wand geworfen werden. Die Botschaft, die der Referent nicht mehr auszusprechen braucht: So wirken die Kräfte aufeinander, so funktioniert die Sache. Was dabei leicht unter den Tisch fällt: Man könnte die Pfeile, die Zuordnungen auch ganz anders definieren, ganz andere Kästen und Schlüsselbegriffe einbeziehen.

Die Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EKSH) hat jüngst in einer Arbeitsgruppe mit gesellschaftlich weit gestreuter Besetzung zwei Zukunftsszenarien erstellt, wie die Landwirtschaft im Jahr 2042 aussehen könnte (www.eksh.org). In dem einen Fall wird Fleisch durch Biotechnologie künstlich hergestellt, Nutztierhaltung hat sich weitgehend erübrigt. In dem anderen Szenario wurden viele landwirtschaftliche Flächen zugunsten von Mooren und anderen Biotopen stillgelegt, die Landwirte verdienen ihr Geld durch Paludikultur und Tourismus. In beiden Szenarien ist die Lebensmittelproduktion durch Hightech mindestens auf dem Stand von heute. Auch Vertreter des Bauernverbandes waren in dem Expertengremium vertreten. Aus ihrer Sicht versuchten sie, die Visionen auf den Boden zu holen, für manch andere Beteiligten mögen sie die Rolle der Spielverderber eingenommen haben. 

Auf den Schaubildern dazu sind fröhliche Menschen gemalt, die sich das Moor erklären lassen, E-Fahrräder werden an Säulen aufgetankt, Photovoltaikanlagen und fliegende Windräder sind zu sehen, der Weg des künstlichen Fleisches im Labor wird symbolisiert. Alle Elemente greifen glücklich ineinander – der Bild gewordene Synergieeffekt. So schön kann Zukunft sein! 

Für Projektleiter Dr. Klaus Wortmann sind diese Szenarien keine Zielvorstellungen, wie es sein soll, sondern zugespitzte Darstellungen, die zu Diskussion und Widerspruch anregen, Ideen, die auf in sich stimmigen und real möglichen Prämissen aufbauen, aber sich „frisch und frei“ von den Fesseln allzu engen Denkens lösen. Was also soll daran falsch sein, wenn statt dem Teufel mal der Engel an die Wand gemalt wird?

Vielleicht dies: Allen Beteuerungen zum Trotz, das Bild nicht wörtlich zu nehmen, prägt es sich als wünschenswerte Realität ein, die „die sturen Bauern“ wieder mal nicht wollen. Was im schönen Bilde untergeht, sind die Bruchstellen, die Widersprüche und Unwägbarkeiten. Dr. Lennart Schmitt vom BVSH, der in dem Gremium mitwirkte, zieht das Fazit: „Die Szenarien setzen in stark umstrittenen Bereichen an und spielen sich vor allem dort ab, wo unwirtschaftliche, unerprobte und mit der heutigen Landwirtschaft unvereinbare Ideen von Nichtlandwirten gegen die aktuelle gute landwirtschaftliche Praxis vorgebracht werden.“ Ein Landwirtschaftsschüler mag gegen solche Szenarien eine gesunde Skepsis hegen, doch das Material wird auch an allgemeinbildenden Schulen eingesetzt werden.

In seinem Buch „Weltmarkt der Bilder“ hat der Germanist Prof. Uwe Pörksen schon 1997 erkannt: „Das Bild eignet sich als Nasenring, an dem man leicht geführt werden kann.“

Duvensee punktet mit nachhaltiger Landwirtschaft

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Anne Benett-Sturies, Staatssekretärin im Kieler Landwirtschaftsministerium (MLLEV), hat vergangene Woche Freitag die Gewinner des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ ausgezeichnet. Der erste Platz ging an die Gemeinde Medelby, Kreis Schleswig-Flensburg. Den zweiten und dritten Rang sicherten sich die Gemeinden Brokstedt, Kreis Steinburg, und Duvensee, Kreis Herzogtum Lauenburg. Insgesamt hatten sich zehn schleswig-holsteinische Gemeinden für die Endrunde qualifiziert.

„Gerade auf der lokalen Ebene ist es wichtig, aktuelle Themen wie die Digitalisierung und die Einbindung aller Generationen strukturiert anzugehen. Das ehrenamtliche Engagement vor Ort hat eine enorm große Bedeutung und verdient unsere Wertschätzung. Der Landeswettbewerb trägt dazu bei und motiviert, neue Ideen zu entwickeln, beherzt umzusetzen und die Dorfgemeinschaft weiter zu stärken“, so Benett-Sturies.

Dorfgemeinschaft mit Wirtschaft verzahnt

Unter dem Vorsitz von Annette Blöcker, Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins (ALR), hatten sich die Juroren nach einer Rundreise durch die Top-10-Gemeinden Schleswig-Holsteins dazu entschieden, die 1.000-Einwohner-Gemeinde unweit der dänischen Grenze als Siegerin auszuzeichnen. „Medelby beeindruckte die Wettbewerbs-Jury durch enorme Impulse, die die Gemeinde immer wieder setzt – ob mit der Initialzündung für den MarktTreff, seinem Bildungshaus mit Mensa, Forum, Klangraum, Büros und Besprechungsraum zwischen Grundschule und Kindertagesstätte, seinem Mobilitätskonzept mit kostenlosem Bürgerbus oder seinem Kirchspiel-Park als Element der Ortskerngestaltung“, so Blöcker. Dabei seien die Gemeinde, Wirtschaft und Dorfgemeinschaft dynamisch miteinander verzahnt.

Auch der zum zweiten Mal ausgeschriebenen Sonderpreis „Wirtschaft“ der Handwerkskammer Schleswig-Holstein und der Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein ging an die Gemeinde Medelby. Der erstmals vergebene Sonderpreis „Jugend“ der ALR und des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetags ging an die Gemeinde Grundhof, Kreis Schleswig-Flensburg. Beide Sonderpreise sind jeweils mit 5.000 € dotiert.

Als Gewinner-Gemeinde erhält Medelby eine Landes-Projektförderung in Höhe von 10.000 €, die sie mit 2.500 € kofinanzieren muss. Das Geld soll für die Realisierung einer Multisport-Spielarena eingesetzt werden. Zudem hat sich die Gemeinde für den Bundeswettbewerb 2023 qualifiziert.

Landwirtschaft und Umweltschutz

Die zweitplatzierte Gemeinde Brokstedt (2.100 Einwohner) überzeugte die Jury mit ihren vielfältigen Ehrenämtern und guten Ideen, wie dem „PlietschHuus“ als Haus des Lebens und Lernens.

Den dritten Rang sicherte sich Duvensee, die mit 546 Einwohnern kleinste der teilnehmenden Gemeinden. Das abgestimmte Miteinander von klimabewusster Landwirtschaft und freiwilligem Naturschutz sowie die vielfältigen ehrenamtlich betreuten Angebote für alle Altersstufen sind dabei für die Jury besondere Pluspunkte des Dorfes. Duvensees Bürgermeister Hans-Peter Grell zeigte sich sehr erfreut, dass das Engagement in der Gemeinde mit dem Preis honoriert wurde. Grell ist auch Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Herzogtum Lauenburg. Er erklärte gegenüber dem Bauernblatt: „Umweltschutz und Landwirtschaft gemeinsamen leben und denken – das ist auch in Zukunft wichtig.“ 

Alle Preisträger des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“. Fotos: Gemeinde Duvensee
Vertreter aus Duvensee
Musikalische Begleitung aus Duvensee


„Heiße Liebe“ im Qualitätsausschuss

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Kürzlich traf sich der Qualitätsausschuss der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein zur 255. Sitzung in der Landesgeschäftsstelle der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein in Kiel. Diesmal wurden gleich zehn neue Produkte ausgezeichnet.

Das unabhängige Gremium verleiht bereits seit 1965 das Gütezeichen „Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein“ an Qualitätsprodukte aus dem nördlichsten Bundesland. Drei verschiedene Honigsorten, Raps-, Frühlingsblüten- und Sommertrachthonig, von Imker Simon Müller aus Bordesholm dürfen nun das Zeichen tragen. Auch die Meierei Nordweide aus Süderlügum darf erstmalig zwei ihrer Käsesorten auszeichnen. Die Frischkäsezubereitung mit Chili und Paprika, Heiße Liebe, kam bei der Verkostung besonders gut an. Die Firma Zur-Mühlen-Gruppe, bereits langjähriger Gütezeichenpartner, darf sich ebenfalls freuen. Die Produkte kleine Wiener Würstchen und Holsteiner Bockwurst der Marke Böklunder wurden jetzt Mitglieder der Gütezeichenfamilie. Die Schinken Köchli der Firma Woelke Holsteinische Wurstmacherei GmbH in Grossharrie sowie die Biojagdwurst und die Biocurrywurst des Betriebes Deichhof Knudsen auf Föhr tragen nun das auch Gütezeichen „Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein“.

Selvihan Benda (2. v. li.) stellte den Mitgliedern des Qualitätsausschusses, Heiner Rickers, MdL; Matthias Gaude, Rewe Markt GmbH; Lutz Rödiger, zur Mühlen Gruppe; Jörg Auras, Edeka Handelsgesellschaft Nord mbH; Ute Volquardsen, Präsidentin der LKSH, und Wilhelm Lumbeck, IHK Flensburg, die Landesgeschäftsstelle der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein in Kiel vor (v. li.). Foto: Sandra van Hoorn

Nach der anonymen Produktvorstellung und -verkostung stellte Selvihan Benda, Referatsleiterin des Bereichs Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein e. V., die Arbeit der Landesgeschäftsstelle vor. Ein wichtiger Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der objektiven Information und Beratung von Verbraucherinnen und Verbrauchern. „Es ist mir wichtig, dass die Menschen von uns so informiert werden, dass sie eigenständig Entscheidungen treffen können. Es geht darum, den Menschen eine gute Grundlage für die eigene Entscheidungsfindung zu liefern“, sagte sie. Themen, mit denen sich die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein im Bereich Lebensmittel und Ernährung immer wieder beschäftigt, sind zum Beispiel die Kennzeichnung von Lebensmitteln und die Angabe von Inhaltsstoffen auf der Verpackung. Das Wissen aus diesen Bereichen ist auch in den Sitzungen des Qualitätsausschusses immer wieder von großer Bedeutung. Auch Themen wie „Superfoods“ oder „Was ist eigentlich eine gesunde Ernährung?“ stehen dabei auf dem Plan. Neben den klassischen Beratungsgesprächen ist die Verbraucherzentrale auf den Social-Media-Kanälen und auf verschiedenen Verbraucherveranstaltungen aktiv, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

Neue Perspektiven für alte Sagen

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„Sagen knüpfen an Orten und Geschehnissen an, die mit mir zu tun haben“, erklärte Jan Graf vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund (SHHB), „und man vergisst sie sein Leben lang nicht.“ In den Räumen seines Kooperationspartners, des Nordfriisk Instituuts in Bredstedt, wurde darüber diskutiert, dass Schleswig-Holstein zwar spannende Geschichten habe, aber wie und wem solle man diese im 21. Jahrhundert noch erzählen?

Anhand eines Bildvortrages zeigte Legendenforscher Dr. Hartmut Schmied aus Rostock auf, wie im Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern eine Gemeinschaft von 75 Sagenerzählern antrat, um in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Deutschen Unesco-Kommission aufgenommen zu werden – dort inzwischen geführt im Register guter Praxisbeispiele. Drei Sagenerzähler führten eindrucksvoll die Kunst des Erzählens in verschiedenen Sprachen vor.

„Die meisten Sagen sind aus dem 19. Jahrhundert“, begann Dr. Hartmut Schmied von einem Bronzehirsch in Schwerin zu erzählen, der in der Silvesternacht pünktlich um 24 Uhr von seinem Sockel klettere, sich im Wald umschaue und nach einer Stunde wieder zurück sei. Hinsichtlich eines Beweises werde berichtet, dass man, wenn es geschneit habe, in der Silvesternacht und am Neujahrsmorgen seine Spuren sehen könne. Doch eines Tages verschwand dieser Hirsch mitten im Sommer vom Sockel, und es sah so aus, als hätte sich die Sage bewahrheitet. „Aber nein, die nüchterne Entdeckung war: Er wurde gestohlen“, so der Legendenforscher. Man fand den Hirsch aber zerlegt wieder, baute ihn zusammen, brachte ihn zurück und stellte ihn wieder auf seinen Sockel. „Würde er dort nicht mehr stehen, so würden sich niemand für seine Sage interessieren, aber so lebt die Geschichte weiter und ist für mindestens drei Generationen gesichert“, erläuterte Schmied das Prinzip des Erhaltens von Sagen und führte ein weiteres Beispiel an: die „tausendjährigen Eichen“ von Ivenack. Sie sollen tatsächlich 800 bis 1.300 Jahre alt sein. „Die Sagen erzählen, dass es sich um wandelnde Nonnen handle“, verriet er, „und zwar mindestens 22, aber von den alten Bäumen sieht man heute nur noch fünf.“ Die gute Nachricht sei aber, dass diese Geschichte noch Jahrhunderte lang erzählbar bleibe, weil es viele „Nachfolgenonnen“ gebe, die teilweise erst 200 oder 300 Jahre alt seien.

Sechs Hauptformen des Sagenerzählens führte Schmied an und zeigte damit auf, welche Arten des Weitertragens hilfreich sind: mündliches Sagenerzählen, Sagenerzählen als Theaterspiel, bildliches Erzählen (auch in Form von Bildhauerei), mit Objekten, in gemeinschaftlichen Projekten und das Sagenerzählen in Massenmedien.

In der anschließenden Publikumsdiskussion wurden viele Fragen geklärt, zum Beispiel, ob es ältere Quellen gebe. „Das hängt davon ab, ob es aufgeschrieben wurde“, antwortete Schmied, „das älteste bekannte Werk ist von 1819 und heute noch zugänglich.“ Bücher seien eine Konstante, wenn die eine oder andere Generation die Sage nicht weitererzählt habe. So könnten sie andere Menschen wiederbeleben. „Erzählt haben die Menschen schon immer, aber Sagen, die nicht gepflegt werden, sind eines Tages tot.“

Eine weitere Frage wurde diskutiert: Warum Sagen erzählen, und welchen Nutzen haben sie? „Na ja, für die einen ist der Bau eines Theaters wichtig, für die anderen der Bau von Wohnungen“, erläuterte der Legendenforscher. Es hänge natürlich vor allem von dem Interesse an Kultur ab, und dass es zum Beispiel viel lebhafter sei, eine Sage über die Natur zu erzählen, als trocken über biologische Zusammenhänge zu berichten. Jan Graf fügte hinzu: „Sagen sind ein Vehikel, die Menschen mit einer spannenden Geschichte hinein in ihren Lebensraum zu stoßen.“

Drei Künstler trugen regionale Sagen vor und zeigten, wie sehr man doch hinhorcht und welche Freude entsteht, eine spannende Geschichte erzählt zu bekommen. Jörg Siegfried snackte Platt mit „De Ol von Husum“, Franziska Böhmer in friesischer und deutscher Sprache „Die Sage von Marie Tongeberg“ und Ellin Nichelse „Aus der Erde hervor“. Graf fasste zusammen: „Sagen lassen niemanden wirklich kalt.“ 

Diskussion über das Weitertragen von Sagen (v. li.): Jan Graf (SHHB), Legendenforscher Dr. Hartmut Schmied, Instituut-Leiter Dr. Christoph Schmidt.  Foto: Doris Ambrosius