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Rabobank rechnet mit Preisschwäche bei Zucker

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Die Rabobank hat ihre Prognose der internationalen Rohzuckerkurse nach unten angepasst und rechnet vor allem für Mitte kommenden Jahres mit einer Preisschwäche. In Brasilien und Thailand werden bessere Zuckerrohrernten erwartet. Die Internationale Zuckerorganisation sieht sogar eine globale Rekorder­zeugung.

Die Analysten der niederländischen Rabobank erwarten, dass sich Rohzucker an der New Yorker Terminbörse im kommenden Jahr aufgrund der Produktionssteigerung verbilligen dürfte. Für das vierte Quartal 2022 prognostizieren sie dort einen durchschnittlichen Kurs für Rohzucker von nur 17,10 US-cts/lb (386 €/t); das wäre im Vergleich zur bisherigen Prognose ein Abschlag von 6,6 %. Im ersten Quartal 2023 dürfte der Rohzuckerpreis laut Rabobank auf 16,9 US-cts/lb (382 €/t) sinken und sich in den folgenden sechs Monaten auf dem noch geringeren Niveau von 16,50 US-cts/lb (373 € /t) stabilisieren. Die entsprechenden Anpassungsraten liegen in einer Bandbreite von –7,1 % bis –11,3 %. 

Größere Zuckerrohrernten in Brasilien und Thailand

Die Experten begründen ihre aus Sicht der Zuckerproduzenten pessimistischere Prognose unter anderem mit besseren Aussichten für die Zuckerrohrernten in Thailand und vor allem in Brasilien. Noch im August dieses Jahres hatte die dem Landwirtschaftsministerium in Brasília zugeordnete Versorgungsgesellschaft Conab ihre April-Prognose für die Zuckererzeugung im eigenen Land um 6,4 Mio. t auf nur noch 33,9 Mio. t herabgesetzt; damit würde das Vorjahresergebnis um 1 Mio. t oder 3 % verfehlt. Zur Begründung verwiesen die brasilianischen Experten auf eine eingeschränkte Anbaufläche und kleinere Erträge.

Wie die Analysten der Rabobank weiter ausführen, hat in Brasilien die Erzeugung von Ethanol aus Zuckerrohr zuletzt erheblich an wirtschaftlicher Attraktivität zugunsten der Produktion von Zucker verloren, weil die Preise für den Biokraftstoff kräftig gesunken sind. Als Auslöser werden neben den global rückläufigen Energiepreisen auch Steuersenkungen für Kraftstoff angeführt. Diese Vergünstigungen dürften noch mindestens bis Ende 2022 gelten, weil sich Brasilien mitten in einer „Lebenshaltungskostenkrise“ befinde. Außerdem werde die Erzeugung von Ethanol erst wieder interessanter, wenn die Weltmarktpreise für Benzin – ausgehend vom aktuellen Niveau – um etwa ein Viertel zulegen würden. Derweil sei in West­europa mit einer kleineren Zuckerrübenernte zu rechnen, schreiben die Experten. Obwohl es im vergangenen Monat ordentlich geregnet habe, seien die Erträge von der vorherigen Trockenheit beeinträchtigt worden. In der Folge dürfte die Zuckererzeugung in der EU 2022/23 um 1 Mio. t kleiner ausfallen als im Vorjahr. Für diesen Rückgang werde die eingeschränkte Verfügbarkeit von Energie allerdings weniger ausschlaggebend sein, so die Erwartung der Rabobank. 

Unterdessen bezifferte die EU-Kommission die Zuckererzeugung in der Gemeinschaft für 2022/23 zuletzt auf voraussichtlich 15,5 Mio. t; das wären 1,15 Mio. t Zucker weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig dürfte der Verbrauch um 220.000 t auf 14,75 Mio. t zurückgehen. Der EU-Import an Zucker und verarbeitetem Zucker werde in der laufenden Vermarktungssaison gegenüber dem Vorjahreszeitraum wohl um 200.000 t auf insgesamt 2,37 Mio. t anziehen. Dieser Zuwachs wird allein der Rohware zugerechnet, deren Einfuhr damit auf 1,6 Mio. t ausgeweitet würde. Den Export von Zucker und verarbeitetem Zucker sehen die Brüsseler Fachleute bei insgesamt 3,42 Mio. t. Davon dürften allerdings nur 840.000 t auf nicht verarbeitete Ware entfallen, was dem Vorjahresniveau entsprechen würde. Daraus ergäbe sich eine Ausweitung des Außenhandelsdefizits der Gemeinschaft um 200.000 t auf 760.000 t Rohware. Unter dem Strich dürften die EU-Zuckerlager bis Ende September 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 300.000 t auf 1,31 Mio. t abgestockt werden. 

Globaler Produktions-überschuss erwartet 

Indes erwartet die Internationale Zuckerorganisation (ISO) für das in diesem Monat gestartete Wirtschaftsjahr 2022/23 eine globale Zuckererzeugung von 181,91 Mio. t telquel (tq), also laut kaufmännischem Sprachgebrauch im offenen Qualitätsstandard. Das wäre ein neuer Rekord.

Das Vorjahresniveau würde damit um 7,8 Mio. t oder 4,5 % übertroffen. Gleichzeitig soll der weltweite Zuckerverbrauch nur um 890.000 t tq oder 0,5 % auf 176,34 Mio. t steigen. Damit würde sich ein Produktionsüberschuss von 5,57 Mio. t Zucker ergeben, nach einem Defizit von 1,34 Mio. t in der vergangenen Saison. Die internationalen Lagerbestände werden für Ende September 2023 bei 96,35 Mio. t Zucker gesehen; im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt wäre das ein Plus von 3,2 Mio. t oder 3,4 %. Unterdessen gaben die Kurse an den internationalen Terminbörsen für Zucker in den vergangenen Monaten nach.

An der New Yorker Börse kostete der Rohzuckerfuture mit Fälligkeit im März 2023 Anfang Oktober 17,80 US-cts/lb (402 €/t). Das waren 14 % weniger als das am 13. April 2022 erreichte Laufzeithoch. Gleichzeitig verbilligte sich der an der Agrarterminbörse in London gehandelte Weißzucker für denselben Liefermonat um rund 8 % auf 494,90 US-$/t (507 €/t). age

Wenig Zubau trotz großer Nachfrage

Der Fachverband Biogas (FvB) stellte in der vorigen Woche die Branchenzahlen für das Jahr 2021 inklusive Prognose für 2022 vor. Das Ergebnis: ein leichter ­Zubau in den vergangenen ­Monaten, weniger Stilllegungen als ­befürchtet und eine große Nachfrage nach Biogaswärme.

Die Zahl der Biogasanlagen in Deutschland ist im Jahr 2021 um 138 auf 9.770 gestiegen. 152 neuen Anlagen stehen 14 Stilllegungen gegenüber – und damit weniger als befürchtet. Die installierte Leistung erhöhte sich um 194 MW auf 5.860 MW, wovon 3.825 MW arbeitsrelevant sind, was einen Zubau von knapp 10 MW gegenüber 2020 bedeutet. Die Bruttostromproduktion beläuft sich auf etwa 33,47 TWh.

Wie schon in den vergangenen Jahren ist der Zubau an flexibler Leistung augenfällig: Den 10 MW arbeitsrelevanter Leistung, also der Leistung, die tatsächlich für zusätzlichen Strom im Netz sorgt, steht ein Zubau von 226 MW installierter Leistung gegenüber, die für eine flexible und bedarfsgerechte Fahrweise der Biogasanlage errichtet wurden. Auffällig ist die stark gestiegene Nachfrage nach Biogaswärme, die zu einem Anstieg der externen Wärmenutzung auf über 15 TWh geführt hat, was dem Bedarf von rund 1,3 Millionen Haushalten entspricht.

Die Bedeutung von Biogas werde in der aktuellen Krise besonders deutlich, betonte der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide. Das spiegele sich in den Zahlen zur Wärmenutzung anschaulich wider, lasse sich aber auch bei der Stromversorgung ablesen. Den größten Zubau verzeichnete Bayern mit 56 neuen Biogasanlagen – und bleibt mit 2.641 Biogasanlagen Spitzenreiter vor Niedersachsen und Baden-Württemberg. Bei der installierten Leistung führt Niedersachsen mit 1.451 MW vor Bayern mit 1.362 MW.

Seide bezeichnet die Entwicklung insgesamt als „nicht berauschend“: „Die aktuellen Zahlen zeigen die massive Verunsicherung in der Branche, da die komplett aus dem Ruder laufenden rechtlichen Vorgaben und die politischen Unsicherheiten die Investitionsbereitschaft in der Branche deutlich dämpfen.“ Eine Prognose der Entwicklung für die kommenden Jahre hängt maßgeblich von der Entwicklung des Energiepreises und den politischen Entscheidungen ab. Der Fachverband geht aktuell von gut 120 neuen Biogasanlagen aus, die in diesem Jahr ans Netz gehen werden, und rechnet darüber hinaus damit, dass einige der bereits stillgelegten Anlagen reaktiviert werden. Abzüglich neuer Stilllegungen würde sich der Zubau in diesem Jahr auf etwas mehr als 100 Anlagen mit insgesamt rund 65 MW Leistung belaufen. Damit läge die Stromerzeugung aus Biogasanlagen bei 33,56 TWh, die Wärmeauskopplung würde für 1,5 Millionen Haushalte reichen und die CO2-Einsparung auf 21,2 Mio. t steigen.

Laut Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein gingen von bundesweit rund 150 neuen Anlagen 16, also mehr als 10 %, 2021 in Schleswig-Holstein ans Netz. Dies seien ausschließlich Güllekleinanlagen. Erfreulicherweise habe es in Schleswig-Holstein keine Stilllegungen gegeben, sodass die Arbeitsleistung von 504 auf 511 MW und die Zahl der Anlagen somit auf 873 stieg.

Die Branchenzahlen sind im Internet abrufbar unter biogas.org

EIP-Agri: Gemeinsam für die Landwirtschaft der Zukunft

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Die Broschüre „Gemeinsam für die Landwirtschaft der Zukunft“ fasst die erste Förderperiode der Europäischen Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-Agri) in Deutschland zusammen.

Es kommen Beteiligte aus EIP-Projekten und Innovationsdienstleister der Bundesländer, die Projekten beratend zur Seite stehen, zu Wort. Weitere Beiträge beleuchten, wie der Wissenstransfer funktioniert und wie es gelingt, Ergebnisse zu verstetigen. Außerdem wird ein Blick auf die kommende Förderperiode und das landwirtschaftliche Wissens- und Innovationssystem (Akis) geworfen.

Seit dem Start von EIP-Agri im Jahr 2014 wurden über 320 EIP-Projekte in Deutschland umgesetzt. Diese entwickelten Lösungen zu aktuellen Fragestellungen für mehr Nachhaltigkeit, Tierwohl und Effizienz in weiteren Themenfeldern. Ziel ist es, praxisnahe Lösungen zu entwickeln und in die Breite zu tragen. Durch die Vernetzung, auch über Ländergrenzen hinweg, schulen die beteiligten Akteure den Blick über den Tellerrand und begegnen sich auf Augenhöhe. Das Land Schleswig-Holstein hat in der abgelaufenen Förderperiode 34 erfolgreiche Innovationsprojekte im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft mit insgesamt 12 Mio. € gefördert. EIP-Agri wird in Schleswig-Holstein auch in der neuen Förderperiode fortgesetzt.

Das Heft kann online unter heruntergeladen werden. Druckexemplare sind über die Internetseite https://www.ble-medienservice.de/7153/ge​meinsam-fuer-die-landwirt​schaft-der-zukunft-umsetzung-von-eip-agri-in-deutschland erhältlich.

Herausgeber der Broschüre sind das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) und die Deutsche Vernetzungsstelle ländliche Räume (DVS). Autorinnen und Autoren sind die Innovationsdienstleister der Bundesländer.

Mit EIP unterstützt die EU die Zusammenarbeit von landwirtschaftlicher Praxis, Beratung und Forschung. Mit diesem Multiakteursansatz sollen neue Lösungen für Fragestellungen aus der Praxis entstehen.

Innovative Ideen sind gefragt

Aktuell startet das MLLEV einen neuen Aufruf, sich mit innovativen Ideen an der Europäischen Innovationspartnerschaft zu beteiligen.

Das Innovationsbüro an der Landwirtschaftskammer in Rendsburg informiert und berät bei der Entwicklung von Antragsideen und Förderanträgen, es unterstützt beim Finden von Projektpartnern und bei allen Fragen zum Antragsverfahren 2022. Einsendeschluss ist der 19. Dezember. Informationen zu EIP-Agri finden sich auf der Webseite: www.eip-agrar-sh.de

Als Ehrenamtler ist man immer gut informiert

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Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in loser Reihenfolge vor.

Matthias Fries (35) bewirtschaftet gemeinsam mit seinen Eltern einen Milchvieh-Futterbau-Betrieb mit 170 Milchkühen in Sprakebüll, Kreis Nordfriesland. Auf rund 130 ha Fläche baut er Gras, Mais, Getreide und Lupinen an. Ehrenamtlich engagiert er sich in der Feuerwehr und im Hauptausschuss des Kreisbauernverbandes Südtondern. Über seine Erfahrungen sprach er mit dem Bauernblatt:

Wie sind Sie zum Ehrenamt gekommen? 

Ich war eigentlich schon immer ehrenamtlich aktiv, unter anderem in der Feuerwehr im Dorf. Auch bei landwirtschaftlichen Veranstaltungen des Bauernverbandes bin ich schon immer mitgewesen. 

Warum ist es sinnvoll, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Es ist wichtig, dass man den eigenen Berufsstand vertritt. Wir müssen uns nach außen offen darstellen. Wenn jeder ein bisschen was dazu beiträgt, dann ist da viel getan. Das ist viel einfacher, als wenn einer alles machen muss. Darüber hinaus bringt ein Ehrenamt auch viele Informationen mit sich. Und gut informiert zu sein, schadet nie.

Wie war Ihr Weg in den Kreishauptausschuss? 

Da ich schon immer auf den Veranstaltungen dabei und dadurch ein bisschen bekannt war, wurde ich angesprochen, als ein neues Mitglied gebraucht wurde. Ich stand gerne bereit und habe sofort zugesagt.

Was sind die positiven Dinge, die Sie aus fünf Jahren Arbeit im Kreishauptausschuss mitgenommen haben? 

Positiv zu bewerten sind auf jeden Fall die vielen Informationen, die man erhält. Die kann man dann an andere Berufskollegen weitergeben und ist auch viel besser darauf vorbereitet, wenn zum Beispiel kritische Fragen aus der Bevölkerung kommen. Zudem habe ich viele neue Kontakte gewonnen.

Wie kommen Sie mit der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung ins Gespräch? 

Wir haben bei uns im Kreis eine sehr interessante Veranstaltung in Leck. Das ist die „Bunte Meile“. Dort wird einmal im Jahr ein großes Straßenfest veranstaltet, und wir vom Bauernverband sind mit einem großen Stand vor Ort. Jedes Jahr überlegen wir uns ein anderes Schwerpunktthema und versuchen möglichst auch Sachen zu zeigen – Maschinen oder Tiere – und damit die Bevölkerung zu informieren. 

Wie kritisch sind die Menschen in der Region gegenüber der Landwirtschaft? 

Grundsätzlich sind wir in einem sehr konstruktiven Austausch. Ich nehme keine fundamentale Kritik an unserer Arbeit wahr. Aber trotzdem ist es sehr wichtig, weiterhin immer mit allen im Kontakt zu stehen, damit es gar nicht erst so weit kommt. Natürlich gibt es immer kleine Einzelheiten, von denen sich der eine oder andere gestört fühlt, hauptsächlich im Bereich Erneuerbare Energien. Aber im Gros spüren wir bei den Menschen im Kreis eine große Zufriedenheit mit der Arbeit der Landwirte. 

Wollen Sie Ihr Ehrenamt für den Bauernverband ausweiten? Welche Perspektiven sehen Sie?

Zurzeit will ich mich darauf beschränken, mein Ehrenamt in der jetzigen Form weiterzuführen, weil ich eine junge Familie habe, mit der ich natürlich möglichst viel Zeit verbringen will. Und auch der Betrieb selbst darf natürlich nicht zu kurz kommen. Wie die Situation allerdings zehn Jahren aussieht, das weiß ich noch nicht. Aber zurzeit habe ich keine Kapazität für noch mehr.

Wenn ein junger Kollege überlegen würde, ein Ehrenamt im Bauernverband anzunehmen, was würden Sie ihm raten?

Ich würde das auf jeden Fall empfehlen, weil man nur Positives daraus zieht. Der Aufwand, zumindest im Kreishauptausschuss, ist meines Erachtens noch relativ gering dafür, dass man doch relativ frühzeitig viele Neuigkeiten erfährt. Die Arbeit und der Austausch sind oft sehr spannend. Und wie schon gesagt: Wenn sich alle ein bisschen engagieren, kann man für den Berufsstand eine ganze Menge erreichen.

Vorfahrt für stoffliche Nutzung

Eckpunkte für eine Nationale Biomassestrategie haben das Bundeswirtschafts-, das Bundeslandwirtschaftsministerium und das Bundesumweltministerium in der vergangenen Woche vorgelegt. Ziel sei eine nachhaltige Biomasseerzeugung und -nutzung, die sich konsequent an den Klima-, Umwelt- und Biodiversitätszielen orientieren solle, heißt es in dem Papier. Die Strategie der drei grün geführten Ressorts soll die inhaltliche Grundlage für die künftige biomassebezogene Politik der Bundesregierung bilden.

Mit der Priorisierung der stofflichen Nutzung, einem Vorrang der Mehrfachnutzung sowie der Nutzung des Biomasseanteils an biogenen Abfallstoffen werden drei Leitprinzipien formuliert. Angestrebt wird die konsequente Kaskaden- und Mehrfachnutzung von Biomasse. Es gehe darum, stets der stofflichen Nutzung Vorrang zu geben, die eine möglichst langfristige Kohlenstoffbindung ermögliche, und erst am Ende der Kaskade energetische Nutzungen in den Blick zu nehmen. In der Agrar- und Forstbranche wurden die Eckpunkte zurückhaltend aufgenommen.

Zu defensiv im Hinblick auf die Bioenergie seien die Vorschläge, kritisierte der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Udo Hemmerling. Waldeigentümer-Präsident Prof. Andreas Bitter warnte davor, die energetische Nutzung von Holz zu verteufeln. Kritik kam auch aus den Reihen der Ampel. Nach Auffassung von FDP-Agrarsprecher Dr. Gero Hocker atmen die Eckpunkte in weiten Teilen „den Geist veralteter Denkmuster“. Hocker vermisst einen Hinweis auf die Chancen der Biotechnologie und insbesondere neuer Züchtungsmethoden. Diese seien jedoch für die Erzeugung moderner und effizienterer Bioenergiepflanzen wesentlich.

Laut Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Grüne) soll die Strategie sicherstellen, dass Biomasse zukünftig nur noch in nachhaltig verfügbaren Mengen gezielter für den Klimaschutz und die Transformation der Wirtschaft in Richtung Treibhausgasneutralität eingesetzt werde. Damit schaffe man langfristig verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen, auch in ländlichen Räumen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bezeichnete die Biomassestrategie als ein wichtiges Instrument, um nachhaltig erzeugte Biomasse gezielt und systemdienlich nutzbar zu machen und ihre Potenziale zu sichern.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sei eine sorgfältige Abwägung des zukünftigen Einsatzes begrenzt verfügbarer und nachhaltiger Biomassepotenziale erforderlich, die durch klare politische Leitprinzipien und konkrete Politikinstrumente unterstützt werden solle. Nach den Worten von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) muss genau abgewogen werden, wofür die knapp bemessene Ressource Biomasse verwendet werden solle. Dies sei die Voraussetzung, um einen messbaren und nachhaltigen Beitrag zu Klima- und Biodiversitätsschutz zu leisten.

Stoffliche und energetische Holznutzung wichtig

„Heimisches Holz spielt für den Klimaschutz und eine stabile Versorgung eine ganz wichtige Rolle“, erklärte Bitter. Dazu leiste jede Art der Holznutzung einen Beitrag, also nicht nur die stoffliche, sondern eben auch die energetische. „Schon aus Eigeninteresse priorisieren die Waldeigentümer die stoffliche Nutzung von Holz, da diese in der Regel höhere Erträge bringt“, stellte Bitter fest. Vor allem Holz, das nicht zur stofflichen Nutzung verkauft werden könne, werde als Brennholz genutzt. Es falle vorrangig beim Durchforsten oder als Kronenholz bei der Erntenutzung an, vor allem auch bei kleineren Flächen von Waldeigentümern. Das habe eine erhebliche Bedeutung für die Pflege von Kleinprivatwald.

Der Vorsitzende der Familienbetriebe Land und Forst, Max von Elverfeldt, bezeichnete Holzenergie als „einen wichtigen Baustein der Zeitenwende“. Dies gelte umso mehr, weil Holz nachwachse und erneuerbar sei. Außerdem sei ein Großteil des energetisch genutzten Holzes Rest- oder Schadholz, für das es keine stoffliche Verwendung mehr gebe. Dieses Potenzial müsse die Bundesregierung in der weiteren Ausgestaltung der Nationalen Biomassestrategie nutzen.

Für Johann Rathke vom World Wide Fund for Nature Deutschland wird hingegen nicht hinreichend beachtet, dass Biomasse ein elementarer Bestandteil der Ökosysteme sei. So werde der ökologische Wert des Waldes für den Arten-, Ressourcen- und Klimaschutz nicht ausreichend berücksichtigt.

Zwar seien die Eckpunkte relativ ergebnisoffen formuliert, räumte Hemmerling ein. Gleichzeitig komme in dem Papier jedoch eine „gewisse Angst vor zu viel Nachwachsenden Rohstoffen und zu viel Bioenergie in Deutschland“ zum Ausdruck. Er forderte die Bundesregierung dazu auf, sich von überkommenen „Teller-oder-Tank-Narrativen“ zu lösen und mehr Mut für die Zukunft einer nachhaltigen Bioökonomie zu fassen. Nach seiner Überzeugung wäre ein deutscher Sonderweg mit einer Einengung auf die Nutzung von biogenen Abfall- und Reststoffen falsch: „In einer künftigen klimaneutralen Wirtschaft ohne fossilen Kohlenstoff werden neben dem Recycling grundsätzlich alle biogenen Kohlenstoffe gebraucht.“ Dabei werde die Erzeugung von Lebensmitteln selbstverständlich Vorrang behalten vor Nachwachsenden Rohstoffen und Bioenergie. „In der Biomassestrategie muss stärker standortbezogen gedacht werden“, mahnte Hemmerling.

Potenziale der Bioenergie nicht gefährden

Die wichtige Rolle der Bioenergie bei der künftigen Verwendung von Biomasse unterstreicht das Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB). „Die Bioenergie ist unverzichtbar für die notwendige Transformation unseres Wirtschaftssystems, unsere langfristigen Klimaschutz- und Biodiversitätsziele sowie zur Erreichung der Energiewende im Ganzen“, so die im Hauptstadtbüro kooperierenden Verbände DBV, Bundesverband Bioenergie, Fachverband Biogas und Fachverband Holzenergie zu den vorgelegten Eckpunkten. Die Verbände kritisieren den Ansatz der Ressorts, einen Vorrang der stofflichen vor der energetischen Nutzung festzuschreiben. Sie weisen darauf hin, dass für qualitativ unterschiedliche Biomassesortimente auch unterschiedliche Verwertungspfade benötigt würden. 

Ein einwandfreier Geländetag

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Die Herbstvielseitigkeit mit den Landesmeisterschaften für Schleswig-Holstein und Hamburg findet alljährlich Anfang Oktober auf dem Landesturnierplatz und im Ihlwald in Bad Segeberg statt. In diesem Jahr bot sie mal wieder einen perfekten Saisonabschluss. Bei der Titelvergabe gab es wenige Überraschungen.

Für die Landesmeisterschaftswertungen der Senioren und der Junioren/Jungen Reiter wurde eine CCI2*S-Prüfung geritten. Als Start-Ziel-Sieger in der Abteilung der norddeutschen Reiter erwies sich der Europameister der Junioren, Mathies Rüder. Er war nach der Dressur in Führung gegangen und machte keine Anstalten, diese wieder abzugeben. Mit dem Oldenburger Qualvino gewann er mit seinem Dressurergebnis von 27,2 Punkten. Auch mit seinem polnischen Warmblut Bon Ton brachte er das Dressurergebnis nach Hause und kam auf Platz drei.

Dazwischen platzierte sich Malin Petersen (27,4) und sicherte sich damit den Titel bei den Senioren. Die in Schleswig-Holstein lebende schwedische Olympiareiterin hatte sich auch schon 2020 den Titel geholt und bedankte sich während der Siegerehrung für das schöne Turnier und den tollen Geländeparcours.

Nur 0,4 Punkte für Zeitüberschreitung im Springen gingen auf das Konto von Esteban Benitez Valle. Der Spanier reitet für den Pferdesport- und Förderverein Süseler Baum, Kreis Ostholstein, und wurde mit seinem Ergebnis Vizemeister bei den Senioren. Den Bronzerang sicherte sich Mathies‘ Vater, der Nationenpreisreiter Kai Rüder, im Sattel des Holsteiner Wallachs Ivelle.

Vizemeisterin bei den Junioren und Jungen Reitern wurde Anna-Lara Tauscher, die sich mit fehlerfreien Ritten im Parcours und im Gelände hinter Valle mit seinem zweiten Pferd, der Angloaraberstute Utrerea, platzierte. Tauscher war mit der Westfalenstute Rocafina in diesem Jahr auch schon im Silberteam beim Bundesnachwuchschampionat. Bronze ging an Henna Friederike Grüllich mit Elton. Auch sie zeigte starke, fehlerfreie Runden.

Malin Petersen und die Holsteiner Stute Hulda holten sich den Titel bei den Senioren. Foto: Tabea Henze

Neben der Wertung für die Reiter aus Schleswig-Holstein und Hamburg gab es noch eine zweite Abteilung für deutsche Teilnehmer. Hier siegte Nadine Marzahl aus Niedersachsen mit dem insgesamt besten Ergebnis des Tages: 26,7 Punkte. Ausgeschrieben war außerdem eine Vielseitigkeit der Klasse A**, die mit 134 Teilnehmern ebenfalls in mehreren Abteilungen geritten wurde.

„Es gab Klippen, aber alles war reitbar“, resümierte Matthias Karstens. Der Geschäftsführer des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein freute sich: „Es war ein einwandfreier Geländetag mit absolut versöhnlichem Wetter.“ Karstens und sein Team haben jetzt eine lange Turniersaison hinter sich und die letzten Veranstaltungen waren nicht mit schönem Wetter gesegnet. Auch der Sonnabend brachte für die Dressur und das Springen noch einiges an Regen. Aber der Sonntag im Gelände „war einfach nur großartig und hat allen einen tollen Saisonabschluss beschert“. So können die Teilnehmer mit gutem Gefühl in die Hallensaison starten.

Das Team vom Pferdesportverband kann nach dem Aufräumen endlich durchatmen. „Es bleibt im Büro doch immer einiges liegen“, verrät Karstens.

Wenn Digitalisierung in den Hofladen einzieht

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Die Pandemie hat nicht nur für mehr Kunden im Hofladen gesorgt, sondern auch bargeldlosen Zahlungsarten Akzeptanz verschafft. Worauf Direktvermarkter bei der Auswahl einer elektronischen Kasse achten sollten, schildert folgender Beitrag.

Seit 2020 müssen alle elektronischen Kassensysteme mit einer nicht manipulierbaren, vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifizierten technischen Sicherheitseinrichtung (TSE) versehen sein. Für elektronische Registrierkassen, die nach dem 25. November 2010 und vor dem 1. Januar 2020 angeschafft wurden, aber wegen ihrer Bauart nicht nachgerüstet werden konnten, gab beziehungsweise gibt es bis 31. Dezember eine Schonfrist. Wer also noch ein solches Kassensystem benutzt, muss sich nun umgehend nach Ersatz umsehen. Und wenn man dann schon dabei ist, kann man auch gleich überlegen, welche bargeldlosen Zahlungsmethoden die neue Kasse unterstützen soll oder muss.

Nach Angaben des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) besteht in Deutschland weiterhin ein Wahlrecht zwischen einer offenen Ladenkasse und einer elektronischen Kasse. Auch weist das BMF darauf hin, dass elektronische Aufzeichnungssysteme, die ausschließlich Debit- oder Kreditkarten akzeptieren, nicht durch eine TSE geschützt werden müssen. Daneben kann es auch Software geben, die die Funktion des Kassenbuchs übernimmt. Eine solche Software unterliegt ebenfalls nicht der TSE-Pflicht. Weitergehende Informationen hierzu sind in den FAQ des BMF enthalten.

Viele nützliche Funktionen

Wird die Kasse nur im Hofladen benötigt, dann passt ein stationäres Modell. Praktisch vor allem fürs Saisongeschäft sind Lösungen, die auf einem Android-Tablet oder einem iPad laufen und flexible Abolaufzeiten ermöglichen. Wenn man von zu Hause oder unterwegs aus auf die Warenwirtschaft zugreifen möchte, ist eine cloud- und webbasierte Kassenlösung ideal. Weitere hilfreiche Funktionen einer elektronischen Registrierkasse sind das digitale Kassenbuch, Schnittstellen wie Barcodeleser, Waagen oder Kundendisplays sowie die Möglichkeit zur Integration von Onlineshops – vorausgesetzt, ein solcher ist vorhanden oder in Planung.

Bargeldlose Zahlungsmethoden

Inzwischen ist bargeldloses Bezahlen nicht nur akzeptiert, sondern wird teilweise sogar erwartet. Daher sollte ein neues Kassensystem möglichst alle Zahlarten unterstützen – also bar, auf Rechnung, mit Karte und kontaktlos, zum Beispiel via Google oder Apple Pay. Vieles davon ermöglicht die appbasierte Kasse helloCash. Genauer gesagt werden damit folgende Zahlarten unterstützt: Überweisung (Zahlart unbar), Anbindung an SumUp als bargeldlosen Zahlungsanbieter, und es wird an einer Anbindung zum Anbieter VivaWallet gearbeitet.

Dank NFC-Technologie kann mittlerweile durch kurzes Vorhalten der Bankkarte schnell und bequem bezahlt werden. Foto: Werkbild

Ebenfalls alle Bezahlverfahren unterstützt das Kassensystem Speedy. Dabei werden standardmäßig zwar alle in der Kasse registrierten Einnahmen als Bareinnahmen verbucht, doch in den Grundeinstellungen können beliebig viele unbare Zahlungsarten eingetragen werden. Dafür lassen sich alle handelsüblichen Zahlterminals über die Standardschnittstelle für Zahlsysteme ZVT anbinden. Voraussetzung ist ein entsprechender Vertrag bei einem Zahlungsanbieter (zum Beispiel Concardis oder Telecash). Verbunden wird das Zahlterminal dann via WLan mit der Kasse Speedy. Direkt in der Software enthalten ist eine Schnittstelle zu SumUp. Um diesen bargeldlosen Zahlungsdienst nutzen zu können, ist vorher eine Registrierung erforderlich.

Speedy Pay A920 vereint alles in einem handlichen Gerät nämlich Kasse, Zahlterminal und Drucker. Foto: Werkbild

Recht neu ist die Kasse Speedy Pay A920. Weil sie in einem handlichen Gerät Kasse, Zahlsystem als auch Drucker ist, eignet sie sich gut für Marktstände. Diese All-in-one-Kasse akzeptiert Bargeld, die deutsche Girocard und alle Kredit- und Debitkarten. Auch die Vectron POS 7 unterstützt in Verbindung mit Kartenterminals (kontaktloses) bargeldloses Bezahlen. Bei p+w kann an jedem Kassensystem ein EC-Bezahlterminal genutzt werden. Für die Kommunikation zwischen der p+w und dem EC-Gerät gibt es zwei Möglichkeiten: Das EC-Gerät kann an einer Com-Schnittstelle am Kassensystem per Kabel angeschlossen werden. Oder das EC-Gerät ist IP-basiert und wird dann per Lan oder WLan an den hauseigenen Router angeschlossen.

Appbasierte Kassensysteme

App-, cloud- oder webbasierte Kassenlösungen haben den Charme, dass sie einen weltweiten Zugriff auf die Warenwirtschaft ermöglichen. Die Datenübertragung erfolgt in der Regel via Lan, WLan oder mittels einer SIM-Karte über Mobilfunk (LTE). Bei der Auswahl einer solchen Kasse ist es wichtig, darauf zu achten, dass das jeweilige System auch offline arbeiten kann. Zu den cloud- und browserbasierten Kassensystemen gehören unter anderem die modular aufgebaute aselloPOS, das Tillhub-POS-Kassensystem, Trademan Cloud und Possmanweb von poe sowie die flour.io-Kasse der bitbakers GmbH & Co. KG.

Noch interessanter aufgrund des hohen Praxisbezugs sind Lösungen, die aus der Branche selbst kommen. Um so etwas handelt es sich beim Softwareunternehmen wiberry, welches von einem Obstanbaubetrieb gegründet wurde. Die Firma wiberry hat vor ein paar Jahren das POS-Kassensystem wicash auf den Markt gebracht. Diese Tabletlösung stellt eine günstige Hardwarealternative zu gängigen Kassensystemen dar. Der Anwender braucht nur die Kassenapp wicash herunterzuladen und auf einem vorhandenen Tablet zu installieren. Die wicash-App unterstützt auch den digitalen Kassenbon und die Anbindung der Bezahldienstleister SumUp und VR-pay:Me.

Daneben gibt es noch weitere Beispiele für appbasierte Kassen, dazu gehören unter anderem helloCash und iZettleGo. Sie alle sind ideal für mobile Verkaufsstände. Wer ein iPad nutzt, für den ist die iOS-basierte Kassenlösung ShorePOS interessant, die sich ebenfalls für Markt- und Messestände eignet. Oft lässt sich per Funk (WLan oder Bluetooth) das Tablet oder iPad mit einem Handscanner und einem Drucker verbinden. Mitunter ist zudem eine Verwaltung von Artikeln, Kunden und Lieferanten auf dem mobilen Endgerät möglich. Auch eine Warenwirtschaft kann womöglich per Cloud hinzugebucht oder mithilfe cleverer Tools können Verkaufsberichte erstellt werden.

Große Auswahl für Hofläden

Für den stationären Einsatz im Hofladen gibt es eine große Auswahl an geeigneten Kassensystemen. Auf die Bedürfnisse von Direktvermarktern zugeschnitten hat p+w seine Hofladenkasse. Sie kann mit Waagen unterschiedlicher Hersteller kommunizieren. In Sachen Leistungsumfang orientiert sie sich an den klassischen Registrierkassen mit Waagesystemen. Das bedeutet, folgende Funktionen werden unterstützt: beliebige Layouts, Rabatt- und Gutscheinfunktion, Mehrbedienermodus, Ausgabenerfassung, Schwunderfassung, Bonparken, Lieferschein- und Rechnungserfassung. Der Nutzer braucht sich keine Sorgen bezüglich einer Unterbrechung der Internetverbindung zu machen, weil die p+w-Hofladenkasse auch offline funktioniert. Sobald die Internetverbindung wieder besteht, werden alle Verkaufsvorgänge automatisch in die Warenwirtschaft übertragen. Bei bestehender Internetverbindung erfolgt dies in Echtzeit.

Wer Abokisten vertreibt, für den ist die PCG-Kasse von PC Gärtner ideal. Sie lässt sich über eine Tastatur oder per Touchscreen steuern und ist kompatibel mit Checkout-Waagen der Firma Mettler-Toledo. In einem Selbstbedienungshofladen kann die Kassensoftware TiPos Pro Hofladen der österreichischen Redl GmbH zum Zuge kommen. Über ein Selbstbedienungsterminal können die Kundinnen und Kunden ihren Einkauf selbst einscannen oder über Bilder eingeben und danach auswählen, ob der Einkauf bar oder mit Karte bezahlt werden soll.

Die Kassensoftware TiPos Pro Hofladen der Firma Redl lässt sich als Selbstbedienungslösung in der Direktvermarktung einsetzen.  Fotos: Werkbilder

Verkauf ab Feld oder am Marktstand

Vor allem in der Saison ist der Verkaufsstand direkt am Feldrand bei vielen Direktvermarktern nicht mehr wegzudenken. Dafür sowie auch für den Verkauf am Wochenmarkt gibt es mobile und teils autark arbeitende Kassensysteme. Sie können mithilfe eines leistungsstarken Akkus betrieben werden und sind mitunter auch als Set zusammen mit preisberechnenden Waagen erhältlich. Beispiele hierfür wären etwa die über Concept erhältliche Kasse Sunmi S2 mit integrierter Präzisionswaage oder die über Syner.con vermarktete Apro.con in Verbindung mit einer Mettler-Toledo-­Waage.

Weitere Beispiele sind von p+w das mobile PAD-Kassensystem mit Waage sowie das mobile 12‘‘-Tablet-Kassensystem. Beide verfügen über eine autarke Stromversorgung. Dank Umrüstung auf 12 V und eines geeigneten Akku-Packs ist die mobile Tabletkasse von p+wb bis zu 15 Stunden einsetzbar. An diese mobile Kasse sind alle preisrechnenden Checkout-Waagen anschließbar, die das Checkout-Protokoll 06 unterstützen. p+w empfiehlt die Waagen von dibal. Softwareseitig ist die p+w-Tablet-Kasse über einen mobilen Internetzugang erweiterbar. Hardwareseitig sind Ergänzungen mit einem Bondrucker sowie einem optionalen Kundendisplay an der Rückseite der 12‘‘-Kasse möglich.

Frei belegbare Schnelltasten und ein individuell gestaltbares Touchlayout erlauben die mobilen Kassen Posman von poe. Sie unterstützen sowohl verschiedenste Zahlungsarten als auch praktische Funktionen wie Pfandabwicklung, Belegsteuerung, Rabatte, Nachlässe und Aktionen. Gut geeignet für Marktstände oder den Ab-Feld-Verkauf ist auch die Kasse Speedy. Dabei handelt es sich um eine App für Androidgeräte. Speedy lässt sich sowohl als Einzelkasse als auch im Verbund einsetzen.

Die App „Kasse Speedy" lässt sich auf jeder Android-Hardware installieren. Foto: Werkbild

Darüber hinaus zu beachten

Generell sollten alle Kassensysteme finanzamt- und datenschutzkonform sein. Viele bieten darüber hinaus noch praktische Werkzeuge für die Kundenbindung an. Vor allem bei reinen Softwarelösungen ist es durchaus sinnvoll, vor dem Kauf den Hersteller nach einem Demozugang oder einer individuellen Präsentation zu fragen. Nicht zuletzt sollte man sich grundsätzlich Gedanken über die IT-Sicherheit machen – ein Thema, welches leider oft vernachlässigt wird.

Die wichtigsten digitalen Begriffe

Unter Cloud oder Cloud-Computing versteht man Soft- und oder Hardware als Dienstleistung, die auf einem über das Internet angeschlossenen Netzwerk bereitgestellt wird. Das Programm oder die Festplatte wird also nicht auf einem lokalen Endgerät betrieben, sondern irgendwo im Internet. 

App ist die Abkürzung für Applikationen. Dabei handelt es sich um eigenständige kleine Programme, die auf verschiedenen Endgeräten installiert werden können. Der Vorteil von browserbasierten Apps (auch Web-Apps genannt) ist, dass sie unabhängig vom Betriebssystem genutzt werden können. 

Checkout-Waagen sind eine Kombination aus einer leistungsfähigen Waage für die Gewichtsermittlung und einem hochwertigen Scanner zum Erfassen von Barcodes.

Der QR-Code ist ein zweidimensionaler Code, dargestellt als quadratisches Schwarz-Weiß-Muster. Die Kameras von neuen Smartphones können diesen direkt einscannen, um so auf bestimmte Webseiten oder andere Onlineinhalte zu gelangen. 

Die ZVT-Kassenschnittstelle ist ein klassisches bytebasiertes Kommunikationsprotokoll und hat in Deutschland den Status eines Standards.

Kupierverzicht

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Seit 2017 bieten die Landwirtschaftskammer und die Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein eine Eler-geförderte Beratung zur Erreichung des Kupierverzichtes an.

In der Richtlinie 2008/120/EG des Rates vom 18. Dezember 2008 zur Festlegung von Mindestanforderungen zum Schutz von Schweinen (kodifizierte Fassung) steht Folgendes: „Weder das Kupieren der Schwänze noch das Kürzen der Eckzähne dürfen routinemäßig durchgeführt werden, sondern nur, wenn nachweislich Verletzungen an den Zitzen der Sau oder an den Ohren oder Schwänzen anderer Schweine aufgetreten sind. Vor der Durchführung dieser Verfahren sind unter Berücksichtigung der Umgebung und der Besatzdichte andere Maßnahmen zu ergreifen, um Schwanzbeißen und andere Laster zu verhindern. Aus diesem Grund müssen unzureichende Umweltbedingungen oder Managementsysteme geändert werden.“

Bisher überwiegt bei den Schweinehaltern die Sorge – vor allem in der seit zwei Jahren vorherrschenden wirtschaftlichen Notlage – vor Misserfolgen. Auf die Frage, warum noch häufig kupiert wird, wurden in einer nicht repräsentativen Umfrage folgende Gründe genannt:

• Hilflosigkeit bei Caudophagie in kupierten Beständen

• Misserfolge

• höhere Verluste

• psychische Belastung für Tierhalter und -betreuer

• Schwierigkeiten bei Kontrollen

• Tiergesundheit

• Ohrrandnekrosen

• Unplanbarkeit

• sinkende Wirtschaftlichkeit

• höherer Arbeitsaufwand

• Abhängigkeit vom Mäster oder Ferkelerzeuger

Warum ist Kupierverzicht so schwierig?

Quelle: Karin Müller

Die Ursachen für das Schwanzbeißen sind sehr vielfältig und kaum übertragbar, daher ist es so schwierig, auf das Kupieren zu verzichten.

Ähnlich dem Liebig’schen Fass (Abbildung 1) gestaltet sich auch der Kupierverzicht. Jede einzelne Fassdaube ist einer von vielen Einfluss- oder Stressfaktoren auf den Kupierverzicht. Dazu kommt, dass dieses Fass in jedem Betrieb unterschiedlich aussieht, und nur, wenn alle Fassdauben bis oben reichen, ist ein erfolgreicher Kupierverzicht möglich. Folglich muss das Ziel sein, die Toleranz gegenüber den Stressfaktoren bei den Tieren zu erhöhen (Stichwort Resilienz) und die Stressfaktoren in der Haltungsumgebung zu minimieren.

Das Abfressen von Schwänzen, auch Caudophagie genannt, gibt es in abgewandelter Form ebenfalls beim Menschen, die Onychophagie, das ist das Nägelkauen. Die Caudophagie wird in verschiedene Arten unterteilt (Abbildung 2).

Quelle: Karin Müller

Häufige Auslöser der akuten Caudophagie

Ursachen für das Ausbrechen von Schwanzbeißen werden hier vor allem in folgenden Punkten gesehen:

• fehlendes Wohlbefinden, Infektionen, Unterversorgung, Genetik

➔ Ziel: Erhöhung der Toleranz gegenüber Stressfaktoren

• Havarien, Tier-Fressplatz-Verhältnis, Funktionsfähigkeit der Tränken, Stress durch Sonne/ Überbelichtung, fehlender Platz (Überfüllung durch Lieferverzögerungen)

➔ Ziel: Stressfaktoren im Stall minimieren

• Tätertiere (krankhafter Beißzwang)

Die Auslöser zu erkennen, hilft bei einer effektiven Ursachenforschung und ist wichtig, um die „Fassdauben“ erhöhen zu können, also den erfolgreichen Kupierverzicht hinzubekommen. Denn leider ist die Ablenkung mit „Spielzeug“ nur eine Symptombehandlung und keine Ursachenbekämpfung.

Sofortmaßnahmen bei Caudophagie

1. intensive Tierbeobachtung

• Unruhe in der Bucht, Schwanzschlagen, hängende oder eingeklemmte Schwänze, Saugen oder Lutschen an den Schwänzen von Buchtengenossen (ohne erkennbare Blutung)

• Veränderungen am Schwanz (Nekrosen, Kratzer, Bissverletzungen (mit/ohne Blut)

2. Notfallkoffer einsetzen (ständig wechselnde Beschäftigungsmaterialien ohne Stallgeruch)

• Luzernesilage (oder andere Silage), Heu, Stroh, Müsli

➔ in hervorragender Qualität

• Jutesäcke, Taue (auf welchen Schweine massiv kauen können)

• gegebenenfalls ganze Maispflanzen, Zuckerrüben (Hygiene!)

• Beißsterne

• Urgesteinsmehl, Salzlecksteine, Viehsalz, Magnesiumoxid

3. gegebenenfalls Tätertiere schnell finden

• Separieren, Buchtenwechsel

4. gegebenenfalls medizinische Behandlung von Tieren mit angebissenen Schwänzen

5. Ursachenforschung!

• siehe häufige Auslöser

Grundlegende Maßnahmen bei Caudophagie

Die Magendarmgesundheit fängt schon bei der Muttersau an.
Foto: Karin Müller

Den größten Einfluss auf das Immunsystem hat der Magen-Darm-Trakt. Also muss vorrangig die Magen-Darm-Gesundheit optimiert werden, um die Toleranz gegenüber Stressfaktoren zu erhöhen. Und dies beginnt schon bei der Sau. Denn wenn der Magen-Darm-Trakt gesund ist, sind in der Darmflora genug „gute“ Bakterien als Gegengewicht zu den „bösen“ Bakterien, und er verhindert durch eine intakte Barriere, dass Schaderreger in den Blutkreislauf gelangen. Zudem verbessert eine gute Magen-Darm-Gesundheit die Futterverwertung und entlastet den Leberstoffwechsel.

Schritte zur besseren Magen-Darm-Gesundheit:

• hygienisch einwandfreies Wasser/Futter

➔ saubere Futter- und Wassertröge und -leitungen

➔ regelmäßige Futter- und Wasseranalysen (auf Schadstoffe und Toxine …)

➔ regelmäßige Kontrolle der Silos und gegebenenfalls Anmischbehälter (Kondenswasser, Schimmelbildung, Schaderregerbefall …)

• bedarfsgerechte Fütterung

➔ Bedarfsbestimmung (Erhaltungs- und Leistungsbedarf)

➔ geeignete Komponentenauswahl (Weizen, Gerste/Roggen/Triticale …)

➔ regelmäßige Futteranalyse auf Inhaltsstoffe

➔ Abgleich der Inhaltsstoffe mit Bedarfsempfehlung

• Erhöhung des Rohfasergehalts im Futter oder zusätzliches Raufutter

➔ verbesserte Darmperistaltik – unterstützt Darmgesundheit und Immunkompetenz

➔ Steuerung der Passagerate und Kotkonsistenz, verbesserte Kotabsetzung

➔ Bildung bakterieller Stoffwechselprodukte bei der Fermentation von Rohfaser (zum Beispiel flüchtige Fettsäuren)

➔ Erhöhung der Enzymsekretion durch mechanische Stimulierung der Darmmucosa

➔ Quellvermögen steuert die Futteraufnahme (Sättigungsgefühl), Tiere werden ruhiger.

➔ Volumen im Magen-Darm-Trakt wird durch Quellvermögen der Faser erhöht – kann Futteraufnahmekapazität zum Beispiel in der Laktation verbessern.

• antibiotische Einzeltierbehandlungen

➔ Fluch und Segen von Antibiotika: Kranke Tiere müssen immer behandelt werden! Jedoch ist es wissenschaftlich nachgewiesen, dass der frühe Einsatz von Antibiotika bei Ferkeln die Bakterienvielfalt reduziert und schädlich auf die gesunden Mikrobiotagemeinschaften wirkt. Dies führt zu einer schlechteren Leistung des Immunsystems. Im Gegenzug werden eine bessere Gesundheit und ein höheres Wohlbefinden beobachtet, wenn die Antibiotikagabe nach der Geburt weggelassen wurde. Die Wissenschaft empfiehlt die Verringerung des Einsatzes antimikrobieller Mittel, insbesondere bei der metaphylaktischen Behandlung von Ferkeln. Als vielversprechende Alternativen wurden die Verbesserung der Biosicherheit und der Futterqualität sowie der Einsatz von Impfstoffen identifiziert.

Optimierung der Haltungsbedingungen

Buchtenstrukturierung in der Ferkelaufzucht durch verschiedene Fußböden und Balkone. Foto: Karin Müller

Neben allem, was die gute fachliche Praxis empfiehlt, ist es vor allem die Buchtenstrukturierung, die hilft, Stressfaktoren zu minimieren. Ausreichendes Platzangebot vereinfacht die Einteilung in Fress-, Aktivitäts-, Ruhe- und Kotbereich (Hilfsmittel: Trennwände, Balkone …) sowie die Schaffung von Klimazonen und Mikroklimabereichen (Hilfsmittel: Deckel, Luftführung, Böden, Einstreu …). Die Wahlmöglichkeiten in gut strukturierten Buchten helfen den Tieren, instinktiv Stress aus dem Weg zu gehen, und verbessern somit das Wohlbefinden.

Fazit

Um den erfolgreichen Kupierverzicht zu erreichen, müssen die Toleranz gegenüber den Stressfaktoren erhöht und die Stressfaktoren in der Haltungsumgebung minimiert werden. Dazu sind genaue und zeitaufwendige Tierbeobachtung sowie Ursachenforschung und -behebung notwendig. 

Nach der Silomaisernte

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Auf den meisten Betrieben in Schleswig-Holstein ist die Silo­maisernte erfolgreich abgeschlossen. Aufgrund der langen Sommertrockenheit und lokal stark begrenzter Niederschläge variieren Erträge und Qualitäten, wobei der Norden im bundesweiten Vergleich noch relativ gut abschneidet. Jetzt gilt es, die Futtervorräte möglichst verlustarm über die gesamte Lagerungs- und Fütterungsperiode zu bringen.

Nach der Silomaisernte atmen vermutlich alle Mitarbeiter auf den Betrieben erst einmal auf. Das Häckseln hat je nach Betriebsgröße einen bis mehrere Tage gedauert, für das gasdichte Abdecken der Silostöcke wurde so viel Manpower wie möglich eingesetzt. Als Belohnung für die schwere Arbeit war dann hoffentlich eine gut gefüllte Gashaube zu beobachten, die ein sichtbares Zeichen für die Gasdichtigkeit und den einsetzenden Silierprozess ist. Von einem Ablassen der Gashaube ist dringend abzuraten, da diese neben Kohlendioxid auch die stark gesundheitsgefährdenden nitrosen Gase enthalten kann.

In der Regel sinkt die Gashaube nach zwei bis drei Wochen von selbst ab, danach sind bei Bedarf ein Nachspannen der Folie, Zurechtziehen der Vogelschutznetze und die Neupositionierung von Kiessäcken und Reifen/Reifenscheiben erforderlich. Gerade in den Überlappungsbereichen von zwei Folien, wenn das Silo beispielsweise quer abgedeckt wurde, ist dabei auf eine durchgängige Barriere aus Kiessäcken, die sich dachziegelartig überlappen, zu achten. Die Schaffung von durchgängigen Barrieren, die die Folie über die gesamte Silobreite auf das Erntegut drücken, ist das vordringliche Ziel.

Siloabdeckung und Beschwerungsmaterial

Bei Siloanlagen mit Wänden sind Spanngurtsysteme verbreitet, jedoch bieten diese eine eher trügerische Sicherheit. Bei überwölbt gefüllten Fahrsilos liegen sie nämlich nur im Bereich der Wölbung an, wohingegen sie gerade in den gefährdeten Flankenbereichen nicht aufliegen. Wenn das Silo in den ersten Lagerungswochen durch den Pflanzenzelltod nach unten sackt, müssen die Spanngurte regelmäßig nachgezogen werden, um Folie und Netze an Ort und Stelle zu halten. Das Anpressen der Folie an das Erntegut wird dadurch jedoch nicht im erforderlichen Maß erreicht.

Spanngurte bieten eine trügerische Sicherheit, da sie lediglich Folie und Netze an Ort und Stelle halten, aber nicht genügend Druck auf die Folie ausüben. Lückig verlegte Reifenscheiben führen bei Folienbeschädigung dazu, dass sich eintretende Luft zwischen Silostock und Folie über weite Bereiche verteilen kann. Foto: Dr. Susanne Ohl

Vollreifen und Reifenscheiben sind nach wie vor gängige Beschwerungsmaterialien für Silofolie und Schutzgewebe. Bei lückiger Verlegung oder wenn Teilbereiche wie die Siloflanken nicht beschwert werden, kann selbst bei kleinen Folienschäden Luft ins Silo gelangen, sich zwischen Folie und Erntegut über weite Bereiche verteilen und aeroben Verderb auslösen. Das Verlegen von Reifen an den Siloflanken bei hohen Freigärhaufen oder starkem Gefälle stellt dabei eine besondere Herausforderung dar, da sie leicht abrutschen. Ein Einhängen mithilfe von Gurten oder das Festbinden am Vogelschutznetz können hilfreich sein.

Als leichter handhabbar hat es sich bewährt, alle 5 m eine Querbarriere aus sich dachziegelartig überlappenden Kiessäcken zu legen. Um diese am Abrutschen an steilen Flanken zu hindern, bietet der Markt verschiedene Hilfsmittel wie Barriere-Schlauchsysteme oder Gurtsysteme wie die silo-safeline an, in die die Kiessäcke entweder eingeschoben oder eingehängt werden. Zur Installation wird der Schlauch/Gurt so geschnitten, dass er etwa eine Kiessacklänge über dem Boden/der Mauer endet, um Raum für das Sacken des Silos zu geben. Der Schlauch wird an den Enden mit Kabelbindern verschlossen, die Silosäcke werden in die Öffnungen eingeschoben. In das Gurtsystem werden in entsprechenden Abständen Metallplättchen eingesteckt, in die die Silosäcke mit den Griffschlaufen einfach eingehakt werden können. Bei beiden Systemen werden die Silosäcke im oberen Bereich und in der Verlängerung nach unten lediglich aufgelegt.

Das System Silage-safe besteht aus jeweils 2,5 m breiten Wandelementen aus Nicosilgewebe, die vor der Silobefüllung entlang der Wände eingehängt werden und nach dem Siloschluss über die Folienlagen geklappt und mittels Spanngurten miteinander verzurrt werden.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Abdecksysteme, die weitestgehend einen Verzicht auf Reifen und Kiessäcke ermöglichen. Allerdings müssen diese bereits vor oder bei der Silobefüllung installiert werden. So sind im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp (LVZ) seit mehreren Jahren das System Silage-safe (Firma Huesker) und seit diesem Frühjahr das System Rollmatics (Firma Agrocom) im Einsatz. Rollmatics besteht in der Grundausstattung aus zwei Vliesbahnen, die über die gesamte Silolänge verlegt werden. In der Mitte kommt es zu einer Überlappung, die mithilfe eines Klettstreifens fixiert wird. Hinzu kommen beim LVZ Wandelemente aus Vlies, die vor der Silobefüllung eingehängt werden und nach dem Folienschluss über der Abdeckung mittels Gurten verbunden und verspannt werden. Das System Silage-safe besteht aus jeweils 2,5 m breiten Wandelementen aus Nicosilgewebe, die vor der Silobefüllung ebenfalls entlang der Wände eingehängt werden und nach dem Siloschluss über die Folienlagen geklappt und mittels Spanngurten miteinander verzurrt werden.

Grundausstattung des Systems Rollmatics sind zwei Vliesbahnen, die über die gesamte Silolänge verlegt und im Überlappungsbereich mittels Klett­streifen fixiert werden. Zur Vermeidung weiteren Beschwerungsmaterials werden in Futterkamp Wandelemente aus Vlies verwendet, die vor der Silobefüllung eingehängt und nach dem Folienschluss über der Abdeckung mittels Gurten verbunden und verspannt werden.

Gute Silierbarkeit von Mais

Silomais gehört zu den leicht vergärbaren Futterpflanzen, da ausreichend leicht umsetzbare Kohlenhydrate enthalten sind. Je nach Art und Zusammensetzung des natürlichen Besatzes mit Milchsäurebakterien ist die Gärung eher milchsäurebetont, oder es liegen in der fertigen Silage auch gewisse Mengen Essigsäure vor. Durch den Einsatz biologischer Siliermittel der Wirkungsrichtung 2 während der Ernte lassen sich die Essigsäuregehalte in der Silage nach einer Lagerdauer von mindestens acht Wochen steigern (über 2 % in der Trockenmasse (TM)). Da Essigsäure die Aktivität von über das Erntegut eingebrachten Hefen hemmt, kann deren Stoffwechselaktivität sowohl im anaeroben Zustand (alkoholische Gärung) als auch nach Siloöffnung und Luftzutritt vermindert werden.

Die sehr verlustreiche alkoholische Gärung (TM-Verluste 48,9 %) führt zur Bildung von nennenswerten Anteilen von Ethanol und/oder Propanol (über 1 % in TM), darüber hinaus besteht das Risiko, dass es zu Esterbildung kommt.

Nach der Öffnung des Silos und erneuter Verfügbarkeit von Sauerstoff schalten die Hefen ihren Stoffwechsel auf Atmung um, neben Restzucker nutzen sie auch Milchsäure als Energiequelle, wodurch der pH-Wert der Silage ansteigt. Sichtbares Zeichen des aeroben Verderbs durch Hefen ist eine messbare Temperaturerhöhung. Silagepartien, deren Temperatur um mehr als 5 K über der Silokerntemperatur liegt, gelten als nacherwärmt. Bei niedrigen Außentemperaturen wird häufig ein Dampfen des Silos bei der Entnahme beobachtet.

Einhergehend mit der Nacherwärmung ist Schimmelbildung ein weiteres Anzeichen für den fortschreitenden Verderb. Nacherwärmte, verdorbene oder bedenkliche Futterpartien sollten nicht an Nutztiere verfüttert werden, zumal eine Belastung mit Mykotoxinen nicht auszuschließen ist. Mögliche Folgen einer Verfütterung sind Abnahme der täglichen TM-Aufnahme, Leistungsminderung, Gefährdung der Tiergesundheit und Beeinflussung der Fruchtbarkeit. Schließlich wird gerade von der weiblichen Nachzucht auf Milchviehbetrieben erwartet, dass die Tiere einmal hochleistende Milchkühe werden.

Tiere oder Schadkeime im Silo füttern?

Nach der Siloöffnung lassen sich Parameter wie Gärqualität und Verdichtung nicht mehr beeinflussen. Durch ein geeignetes Silomanagement ist es jedoch möglich, aeroben Verderb zumindest zu verringern. Während sich der Vorschub nur bedingt beeinflussen lässt, kann über eine nicht auflockernde Entnahmetechnik ein tiefes Eindringen von Luft in den Silostock vermieden werden. Trotz höherem Arbeitsaufwand empfiehlt es sich, alle zwei bis drei Tage einen schmaleren Streifen der Silooberfläche aufzudecken, um die Kontaktfläche mit der Luft zu verringern. Eine durchgängige Barriere aus Kiessäcken entlang der Folienkante an der Anschnittfläche verhindert, dass Luft zwischen Silage und Folie eindringen kann.

Denn je weiter die Luft in den Silostock eintreten kann, desto eher werden Atmungsprozesse von unerwünschten Mikroorganismen möglich, die zu hohen TM- und Energieverlusten führen. Nur weil diese Verluste für das menschliche Auge unsichtbar sind, bedeutet es nicht, dass sie nicht existent sind. Gerade in futterknappen Jahren muss jeder Betrieb selbst entscheiden, ob mit den vorhandenen Ressourcen eher Mikroorganismen im Silo oder doch lieber Tiere gefüttert werden sollen. Dasselbe gilt auch für Biogasanlagen.

Wirtschaftliche Folgen von TM-Verlusten

Verderb von Futter bedeutet immer einen finanziellen Schaden, da es in der Produktion Kosten verursacht hat und als Futtermittel nicht infrage kommt beziehungsweise durch teures Zukauffutter ersetzt werden muss, von möglicherweise erhöhten Tierarztkosten ganz zu schweigen. Insofern beeinflussen Verbesserungen des Ernte- und Silomanagements direkt die Wirtschaftlichkeit.

Fehlgärungen und Nacherwärmung führen nicht nur zu TM-Verlusten, sondern immer auch zu Energieverlusten. Anhand von drei Szenarien ist in Tabelle 1 aufgeführt, wie sich Nacherwärmungsprozesse bei einer Einlagerungsmenge von 1.000 t TM Silomais ins Silo auf die TM- und Energieverluste eines Milchviehbetriebs (Tabelle 1a) oder den Methanertrag einer Biogasanlage (Tabelle 1b) auswirken.

Quelle: Dr. Susanne Ohl
Quelle: Dr. Susanne Ohl

Als bei der Silierung unvermeidbar wird dabei ein TM-Verlust von 8 % zugrunde gelegt. Während Szenario 1 jeweils den Idealfall darstellt, wird in den Szenarien 2 und 3 für Teilbereiche des Silos (Rand, oberste Schichten) von höheren Verlusten ausgegangen. So stehen für die Milchviehfütterung erheblich weniger MJ NEL zur Verfügung (Tabelle 1a), die definitiv nicht zur Milchproduktion genutzt werden können. Davon ausgehend, dass eine Milchkuh (ohne den Anteil für den Erhaltungsbedarf) 3,3 MJ NEL für die Produktion von 1 kg Energie korrigierter Milch (ECM) benötigt (Kirchgeßner, 2014), hätte das zur Folge, dass im zweiten Szenario 63.741 kg ECM (Szenario 3: 131.879 kg ECM) nicht erzeugt werden könnten. Alternativ ließe sich das Energiedefizit ausgleichen, zum Beispiel durch den Zukauf von Körnermais. Im Fall der Biogasanlage ließen sich im zweiten Szenario 14.250 Nm³ Methan (Szenario 3: 22.357 Nm³) nicht erzeugen, weil das Substrat es nicht bis in den Fütterungscontainer geschafft hat.

Fazit

Nach der Grundfutterernte gilt es, die Qualität und Menge des knapp verfügbaren Futters bis zur nächsten Ernte zu sichern. Investitionen und Zeitaufwand für ein verbessertes Silomanagement rechnen sich, da Verluste reduziert und statt unerwünschter Mikroorganismen im Silo lieber Tiere gefüttert werden können.

Eine durchgängige Barriere aus sich überlappenden Kiessäcken entlang der aufgeschnittenen Folie an der Anschnittsfläche verhindert, dass Luft zwischen den Silostock und die Folie ziehen kann. Ein mehrmaliges Aufdecken pro Woche ist trotz des hohen Arbeitsaufwands vorzuziehen, um die Kontaktfläche zwischen Luft und Silage gering zu halten. Foto: Dr. Susanne Ohl

Herbstlicher Fruchtschmuck an Gehölzen

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An den meisten Ziersträuchern reifen seit dem Spätsommer Beeren und Früchte aus. Dabei stechen Arten wie Japanischer Losbaum oder Zierapfel mit überraschend spektakulären Kolorierungen besonders hervor. Doch auch die Mahonie muss sich nicht verstecken, ganz im Gegenteil. Mit ihrem niedrigen Wuchs lässt sie sich leicht in bestehende Pflanzungen integrieren. Für Vögel ist der Fruchtschmuck nicht nur Dekoration, sondern eine wichtige Nahrungsquelle.

Der Japanische Losbaum (Clerodendrum trichotomum) ist ein attraktives Solitärgehölz für Gärtner mit Sinn für das gewisse Extra. Der attraktiv aufrecht und mehrtriebig wachsende Strauch passt mit einer Höhe von 2 bis 3 m und einer Wuchsbreite von etwa 2 m in jeden Garten. Der besondere Vorteil: Der Losbaum lässt sich mit dem entsprechenden Schnitt im März ebenso als schmaler Baum wie auch als ausladender Strauch erziehen. Er zeigt sich anpassungsfähig hinsichtlich des Standortes. Optimal ist ein sonniger bis halbschattiger Platz auf durchlässigem, humosem Boden, der gerne leicht kalkhaltig sein darf.

Die auffälligen weiß-rosafarbenen Kelchblüten erscheinen von August bis September. Sie verströmen einen vanilleartigen Duft. Nach dem Verblühen bildet sich eine blaue Frucht, die von karminroten, sternförmigen Kelchblättern umgeben ist. So viel Schönheit erfordert allerdings Aufmerksamkeit und auch Geduld, denn bis zur ersten Blüte muss der Strauch zwei bis drei Jahre lang einwachsen. An sonnigen Standorten sollte immer auf ausreichende Bodenfeuchtigkeit geachtet werden. Junge Pflanzen brauchen einen Winterschutz rund um den Wurzelballen. Etablierte Exemplare sind bis –15 °C frosthart. Am schönsten wirkt der Losbaum in Einzelstellung. Auch die Kübelkultur in einem ausreichend großen Gefäß ist aufgrund des langsamen Wuchses problemlos möglich.

Mahonie ,Smaragd' bildet besonders große und dichte Blütenstände. Foto: Karin Stern
Die Früchte der Mahonie sind als Nahrungsquelle bei Vögeln sehr beliebt. Foto: Karin Stern

Die Mahonie (Mahonia aquifolium) stammt aus den Nadelwäldern Nordamerikas und kommt daher im Garten sehr gut an schattigen Stellen mit Wurzelkonkurrenz zurecht. Die pflegeleichten Gehölze werden wegen ihrer immergrünen, glänzenden Blätter und der auffälligen gelben Blüte im April geschätzt. Die dekorativen blauen Beeren reifen ab August. Sie können zusammen mit Äpfeln zu einem leckeren Gelee verarbeitet werden, das vorzüglich zu Wildgerichten passt. Roh sind sie ebenso wie Holunderbeeren schwach giftig und wirken abführend.

Die breit-buschig, eher langsam wachsende Mahonie erreicht eine Höhe von 0,5 bis 1,5 m. Am schönsten wirkt das Gehölz in Verbindung mit anderen Sträuchern in einer Hecke, als Unterpflanzung von Bäumen oder als Bodendecker in schattigen Bereichen des Gartens. Der Strauch gilt als sehr schnittverträglich und zeigt sich völlig anspruchslos. Als Standort ist ein durchlässiger, humoser, frischer bis feuchter Boden ideal. Einige Sorten wie ‚Jupiter‘ oder ‚Atropurpurea‘ zeichnen sich im Winter durch intensiv rot gefärbte Blätter aus, ein Effekt, der durch Frost noch verstärkt wird. Baumschulen bieten neben der Gewöhnlichen Mahonie zudem die Schmuckmahonie (Mahonia bealei) an, die etwas höher und sparriger wächst sowie etwas früher von Februar bis Mai blüht.

Die Zweige des Zierapfels (Malus-Hybriden) biegen sich derzeit unter der Last ihrer zahlreichen Früchte. Die tiefroten, goldgelben oder orangefarbenen Farbtupfer verbleiben sogar noch nach dem Blattfall eine Weile an den Ästen. Trotz der Bezeichnung Zierapfel sind die Früchte tatsächlich essbar, auch wenn sie frisch eher herb und sauer schmecken. In leckeren Gelees und Säften kommt das Apfelaroma jedoch bestens zur Geltung.

Zierapfel ,Professor Sprenger' überzeugt mit warmen Farben. Foto: Karin Stern

Neben dem attraktiven Fruchtschmuck punkten einige Sorten des Zierapfels mit einer geradezu überschäumenden Blütenfülle im Frühjahr und verabschieden sich im Herbst mit einem leuchtend goldgelben bis braunroten Laub. Baumschulen bieten den Zierapfel als Baum oder Strauch an, sodass mit Wuchshöhen zwischen 1 und 12 m jeder ein passendes Exemplar findet. Der Habitus variiert je nach Sorte von pyramidal über breit aufrecht oder ausladend bis hin zu säulen- oder trichterförmig. Kleinwüchsige Formen eignen sich für die Kübelkultur. Tipp: Floristen verwenden die Zweige gerne zum Treiben und die Früchte für herbstliche Dekorationen.

Die anspruchslosen Pflanzen erhalten einmal jährlich etwas Kompost, Wildtriebe an der Stammunterlage sind zu entfernen. Nur in der Jugendphase ist ein aufbauender Erziehungsschnitt notwendig, ansonsten genügt ein kontinuierliches, vorsichtiges Auslichten. Zieräpfel lieben einen sonnigen Standort mit nährstoffreichem Boden.

Empfehlenswerte Sorten (Auswahl)

Mahonie:

‚Apollo‘: Zwergform, kompakter Wuchs, für Gruppen oder flächige Pflanzungen
‚Atropurpurea‘: vieltriebig, zirka 1 m hoch, langsamer Wuchs, ­Blätter im Winter rot
‚Smaragd‘: 70 cm hoch, breitwüchsig, große und dichte Blüten­stände

Zierapfel:

‚Prof. Sprenger‘: einfache weiße Blüte, orangerote Früchte, kegelförmiger Wuchs, 4 bis 6 m hoch, goldgelbe Herbstfärbung
‚Profusion‘: blaurote Blüte, ­dunkelrote Früchte, kugeliger Wuchs, 4 bis 6 m hoch,
braunrote Herbstfärbung
‚Pom Pom‘: ideal für Kübel, 2 bis 3 m hoch, Blüte dunkelrosa, rote Früchte
‚Tina‘: weiße Blüte, kleine, rote Früchte, 1 bis 2 m hoch, für ­niedrige Blütenhecken
‚Golden Hornet‘: rosaweiße ­Blüte, gelbe Früchte, trichterförmiger Großstrauch, 4 bis 5 m hoch