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Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 4122

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Innerhalb der vergangenen vier Wochen hat sich der Rapsschrotpreis wieder befestigt. In dieser Woche werden im Schnitt hierzulande über 400 €/t gefordert. Die Schwankungsbreite ist mit über 50 €/t groß. Hintergrund sind die stark schwankenden Terminmarktnotierungen. Aus der Region Weser-Ems wird berichtet, dass in Niedersachsen prompte Ware nicht immer verfügbar ist und auch weiterhin mit einer knappen Marktversorgung gerechnet wird. Auch die Forderungen für Sojaschrot legen im Vergleich zum Vormonat zu. Schaut man auf die zurückliegende Woche, ist Sojaschrot im Schnitt etwas günstiger, wenn auch auf einem relativ hohen Niveau. Für GVO-freies Sojaschrot werden die Preise beim Landhandel nur auf Nachfrage und damit in Einzelfällen genannt. Viele Tierhalter versuchen, mit Rapsschrot in Kombination mit anderen Rohstoffen die GVO-freie Fütterung zu realisieren.

Die Preise von Rindermast- und Legehennenfutter geben im Monatsvergleich leicht nach. Milch­leistungs- und Ferkel- sowie Schweine- und Sauenmischfutter sind im Vergleich zum Vormonat teurer. Speziell Ferkelfutter hat deutlich zugelegt. Ein Grund hierfür ist die Teuerung des Premix.

Bei der Nachfrage nach Mischfutter wird von wenig Veränderung berichtet. Rinder haltende Betriebe fragen kontinuierlich Mischfutterkontrakte nach. Oftmals erfolgen Abschlüsse bis April oder Mai 2023. Dem Landhandel zufolge wurde bereits deutlich mehr als die Hälfte der Handelsmengen in Kontrakten gesichert. Langfristige Laufzeiten werden durch den Handel angeboten, doch dem wird eher mit Zurückhaltung begegnet. Kontrakte über ein Jahr bis Oktober 2023 sind demnach nur wenige abgeschlossen.

Die Schweinehalter leben dagegen eher von der Hand in den Mund. Es wurden in den zurückliegenden Wochen wenige Kontrakte zwischen Landhandel und Schweinehaltern geschlossen.

Längere Vorlaufzeiten

Aus Sicht des Handels wird hierzulande von einer normalen, guten Versorgungslage mit Rohstoffen berichtet. Die hiesige Futtergetreideernte war auskömmlich. Bei der Verfügbarkeit von Mais könnte es hier und da mal knapper werden. Derzeit gehen Marktteilnehmer allerdings davon aus, dass es nicht zu Engpässen kommen wird. Bei Futtermittelzusatzstoffen ist die Situation gegebenenfalls kritisch. Allgemein lässt sich sagen, dass teilweise die Vorlaufzeiten länger sind als in anderen Jahren, beispielsweise müssten anstelle von drei Tagen Rohstoffe ein bis zwei Wochen im Vorlauf geordert werden.

Die Grundfutterausstattung und auch deren Qualität ist in Jahren mit hohen Kraftfutterpreisen besonders wichtig. Hierzulande konnte der erste Schnitt in vielen Regionen erfolgreich eingebracht werden. Spätestens nach dem zweiten Schnitt kam es allerdings zu einer längeren Trockenphase ohne viel Wachstum. Zum Ende der Vegetationsperiode ist eine weitere Nutzung möglich. Doch den meisten Grünlandbetrieben fehlt ein Schnitt. Ebenso fallen die Erntemengen an Silomais kleiner aus. Seitens der Händler für Grundfutter wird signalisiert, dass sowohl Mais- als auch Grassilage gesucht wird. Das Angebot fällt klein aus. Speziell Biogasbetriebe sind auf der Suche nach Futter. In diesem Jahr wurde wegen der hohen Getreidepreise wenig Getreide als GPS geerntet.

Kontrakte über Teilmengen

Verglichen mit dem hohen Preisniveau vom Mai 2022 haben die Mischfutterpreise deutlich nachgegeben.

Auch in der nächsten Zeit werden die Kriegsfolgen jedoch Einfluss auf die Preisentwicklung haben. Rund 40 Mio. t Mais und Weizen alter und neuer Ernte könnten aus der Ukraine noch exportiert werden. In anderen Jahren wurde ein sehr großer Teil vor Wintereinbruch verschifft. Kommt es zu Schwierigkeiten beim Export aus der Ukraine, sind Aufschläge bei den Terminmarktnotierungen die Folge. Die Mischfutterpreise könnten in den nächsten Wochen je nach Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenpreise weiter zulegen. Zudem ist davon auszugehen, dass die Steigerung der Energiekosten ebenso in der Produktion von Mischfutter zu Buche schlagen wird. Das Absichern von Teilmengen sollte speziell von Tierhaltern überdacht werden, die bisher keine Kontrakte abgeschlossen haben.

Marktlage für die Woche vom 10. bis 16.10.2022

Getreide: Die Erzeugerpreise sind wieder gestiegen und erreichen zum Teil das Vorernteniveau. Der Ukraine-Krieg sorgt für steigende Rohstoffpreise.

Raps: Die Kurse sind in der Vorwoche weitergestiegen, obwohl der US-Sojakurs nachgegeben hat. Rohöl wurde dagegen wieder teurer.

Futtermittel: Der schwache US-Sojakurs hat auch die Preise für Sojaschrot reduziert. Rapsschrot wurde wieder teurer.

Kartoffeln: Gute Wetterbedingungen begünstigen einen zeitigen Abschluss der Kartoffelernte.

Schlachtrinder: Trotz der vergleichsweise geringen Stückzahlen stehen die Kurse für Schlachtkühe weiter unter Druck.

Schlachtschweine/-sauen: Trotz Angebotsüberhängen konnte sich der Basispreis in der Vorwoche behaupten.

Ferkel: In der laufenden Woche konnten sich die Ferkelkurse behaupten. Die Nachfrage bleibt jedoch ruhig.

Milch: Der Anstieg der Auszahlungspreise sollte noch einige Zeit anhalten, obwohl viele Produktpreise nicht weitersteigen.

Schlachtlämmer/-schafe: Obwohl die Stückzahlen zurückgegangen sind, zeigt sich die Nachfrage überfordert. Die Kurse gehen zurück.

Markttendenz für die Woche vom 17. bis 23.10.2022

Getreide: Mit steigenden Kursen erhöht sich auch das Risiko in der Vermarktung. Der schwache Eurokurs sorgt für eine belebte Exportnachfrage.

Raps: Rapsimporte bleiben teuer. Die Grundtendenz im Ölsaatenhandel bleibt nervös. Viele Erzeuger nutzen das aktuelle Verkaufsfenster.

Futtermittel: Die Forderungen für Futtergetreide sind angestiegen. Trotz der Rübenernte sind Schnitzel knapp und teuer.

Kartoffeln: Durch die reduzierte Kartoffelernte ist weniger Lagerware vorhanden. Die Kurse können sich bislang gut behaupten.

Schlachtrinder: Das Jungbullenangebot passt weiter gut zum Angebot. In der gesamten Fleischbranche fehlt Personal.

Schlachtschweine/-sauen: Das Angebot übersteigt die aktuelle Nachfrage. Die Schlachtereien fordern Preisabschläge.

Ferkel: Die Ferkelkurse sollte sich auch weiterhin entsprechend den Vorgaben vom Schweinemarkt entwickeln.

Milch: Die Anlieferung geht saisongemäß zurück, liegt jedoch über den Vorjahresmengen.

Schlachtlämmer/-schafe: Das hiesige Angebot wird durch Importe ergänzt. Die Nachfrage lässt dagegen nach.

Spenden für Tafel und Tierheim

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Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte die Kultfete der Landjugend Lütt Bembek endlich wieder stattfinden. Mit Altbewährtem und Neuerungen wurden 30 Jahre „Friedrichswiese“ gefeiert und wie in allen Jahren zuvor wurden Vereine aus der Region mit einer Spende bedacht.

In diesem Jahr gingen je 1.000 € an die Tafel Kropp und an den Tierschutzverein Stadt Schleswig und Kreis Schleswig-Flensburg. Beide Vereine können das Geld gut gebrauchen. „Unser Tierheim ist voll – vor allem mit Hunden, die während der Corona-Zeit angeschafft wurden und deren Besitzer nun feststellen, dass die Vierbeiner doch nicht in die Familie passen. Mit dieser Spende können wir sie bis Weihnachten versorgen“, sagte Nicole Schmonsees.

Die Tafel Kropp benötigt das Geld für die steigenden Fahrtkosten und Verpackungsmaterial. „Wir holen die Spenden mit unserem Fahrzeug ab und müssen die Lebensmittel dann umpacken. Die Treibstoffpreise belasten unsere Kasse sehr“, erklärte Uli Fels.

„Uns ist wichtig, dass die Spenden in der Region bleiben. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wem wir das Geld in diesem Jahr zukommen lassen“, sagte Lucas Möller, erster Vorsitzender der Landjugend Lütt Bembek. Die Spenden wurden durch großzügige Preise für die Tombola möglich. Der Landjugendvorstand habe allerdings beschlossen, zum Wohle der Tiere künftig auf lebende Gewinne zu verzichten, so Möller.

Der Landjugendfete, die in diesem Jahr zum 30. Mal stattfand, wurde in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Hof von Jan Jansen in Sprillbek gefeiert.

Wenn aus Fremden Freunde werden

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Unter dem Motto „Shaping Future – Dialogue for Sustainability in Rural Areas” fand die diesjährige European Rally statt. Im niedersächsischen Nienburg trafen sich etwa 80 Jugendliche und junge Erwachsene aus Slowenien, Estland, Lettland, Finnland, Österreich, der Schweiz, Georgien, England, Wales, Nordirland, Irland, Schottland und Deutschland.

Neben spannenden Workshops über Nachhaltigkeit und dem Austausch über nachhaltige Maßnahmen und Projekte in den verschiedenen Ländern durfte der Spaß keineswegs zu kurz kommen. Eines der absoluten Highlights der Woche war das internationale Buffet. Hierfür brachten die Teilnehmenden viele kulinarische Spezialitäten aus ihrer Heimat mit, die verkostet werden konnten. Darunter waren spezielle Süßigkeiten, Liköre und auch herzhafte Leckereien. Das Probieren war insbesondere aufgrund der „Sprachbarriere“, aber auch der besonderen nationalen Geschmacksrichtungen oft mit einem kleinen Abenteuer verbunden, aber es waren tolle Spezialitäten dabei.

Beim Spiel ohne Grenzen konnte man zum Beispiel das in Norddeutschland traditionelle Boßeln ausprobieren und sich im Bubble Soccer oder Sackhüpfen messen. Das tänzerische oder schauspielerische Talent der Lajus war beim Lip-Sync-Battle gefragt. Dazu hatten die Länderteams jeweils einen Song zum Motto „Love is in the air“ vorbereitet und von grandios und seriös über romantisch bis lustig performt. Auch das deutsche Team konnte mit seiner Performance zum Song „Happy wife, happy life“ für gute Stimmung sorgen.

In der Mitte der Woche konnten die Teilnehmenden bei verschiedenen Exkursionen etwas von der Umgebung Nienburgs sehen. So bestand die Möglichkeit, beispielsweise eine Glasproduktion, landwirtschaftliche Betriebe oder eine Blaubeerfarm zu besuchen.

Um schließlich Deutschland noch besser kennenzulernen, durfte ein Tag in einer Gastfamilie natürlich nicht fehlen. Viele Gastfamilien hatten einen schönen Tag für die Landjugendlichen vorbereitet und boten auch typisch deutsches Essen an. Für unsere Gruppe ging es unter anderem zum Bauerngolf, einer Art XXL-Minigolf, und auf eine typisch deutsche Planwagenfahrt. Dabei konnten die Teilnehmenden auch die bei der 72-h-Aktion entstandene Draisinenstrecke ausprobieren.

Für mich war die European Rally eine unglaublich tolle Erfahrung und es war super, so viele großartige junge Menschen aus anderen Regionen Europas kennenzulernen und zu sehen, wie aus Fremden Freunde werden.

Bei Workshops, Ausflügen und Spielen tauschte man sich über Ländergrenzen hinweg aus und es entstanden viele Freundschaften.
Auch in den Workshops war Action angesagt.

„Man spürt, wie eine Gemeinde tickt“

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Kürzlich wurden die Gewinner des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ ausgezeichnet. Die LandFrauen Claudia Jürgensen und Sylke Messer-Radtke sind begeisterte Mitglieder der Jury. Im Gespräch mit dem Bauernblatt berichten sie, was sie bei der Bereisung der Gemeinden erleben, warum die Jurymitglieder beim Rundgang durchs Dorf schnell spüren, wie die Gemeinde tickt, was die Dörfer davon haben mitzumachen und auch darüber, was sie sofort in ihrer Heimatgemeinde übernehmen würden. Das Interview lesen Sie in der aktuellen Bauernblatt-Ausgabe

Sylke-Messer Radtke (r.) mit der Jury in Brokstedt
Claudia Jürgensen mit Städtebauer Prof. Achim Laleik in Pahlen 

Forschungsergebnisse zum Waldwachstum

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Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt – Sektion Ertragskunde – hatte ihre diesjährige Arbeitstagung in Schleswig-Holstein. Sie fand im September in Rendsburg im Tagungszentrum Martinshaus statt. Zu der Tagung waren auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Litauen, Polen, Tschechien, der Slowakei und der Schweiz eingeladen.

Im Rahmen der dreitägigen Veranstaltung erfolgte ein Austausch aktueller Forschungsergebnisse zum Thema „Waldwachstum“. Eine große Rolle spielten dabei auch die Probleme mit dem Klimawandel, der sich jetzt schon vielfach in unseren Wäldern zeigt. Zum Jahresende soll eine Empfehlung für eine klimaangepasste Baumartenwahl veröffentlicht werden, welche den Entscheidungsprozess der Waldbesitzer bei der Begründung von Neuanpflanzungen unterstützen soll.

Am zweiten Tag wurden bei einer Exkursion vier Waldbilder gezeigt: zunächst ein langfristig beobachteter Stieleichen-Durchforstungsversuch im Staatsforst bei Hamweddel, anschließend ein 64-jähriger, wertgeästeter Douglasienbestand sowie ein jüngerer Thujabestand in der Forstbetriebsgemeinschaft Hanerau-Hademarschen. Der Anbau der Douglasie auf trockeneren Standorten hat sich bewährt. Der Riesenlebensbaum (Thuja plicata) gilt vor dem Hintergrund sich verändernder Klimabedingungen als Hoffnungsträger gegenüber trockenwärmeren Verhältnissen.

Als vierter Exkursionspunkt schließlich wurden Ergebnisse einer weiteren Langfristversuchsfläche, eines Douglasien-Provenienzversuchs, in der staatlichen Försterei Drage vorgestellt. Hier waren nach 63-jähriger Beobachtung noch deutliche Unterschiede in Bezug auf die Produktionsleistung und auf die qualitative Entwicklung der untersuchten Provenienzen erkennbar.

„Abschlussfoto“ der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Arbeitstagung der DVFFA-Sektion Ertragskunde vor der Kulisse des Nord-Ostsee-Kanals Fotos (2): Dr. Hans Hamkens

Rabobank rechnet mit Preisschwäche bei Zucker

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Die Rabobank hat ihre Prognose der internationalen Rohzuckerkurse nach unten angepasst und rechnet vor allem für Mitte kommenden Jahres mit einer Preisschwäche. In Brasilien und Thailand werden bessere Zuckerrohrernten erwartet. Die Internationale Zuckerorganisation sieht sogar eine globale Rekorder­zeugung.

Die Analysten der niederländischen Rabobank erwarten, dass sich Rohzucker an der New Yorker Terminbörse im kommenden Jahr aufgrund der Produktionssteigerung verbilligen dürfte. Für das vierte Quartal 2022 prognostizieren sie dort einen durchschnittlichen Kurs für Rohzucker von nur 17,10 US-cts/lb (386 €/t); das wäre im Vergleich zur bisherigen Prognose ein Abschlag von 6,6 %. Im ersten Quartal 2023 dürfte der Rohzuckerpreis laut Rabobank auf 16,9 US-cts/lb (382 €/t) sinken und sich in den folgenden sechs Monaten auf dem noch geringeren Niveau von 16,50 US-cts/lb (373 € /t) stabilisieren. Die entsprechenden Anpassungsraten liegen in einer Bandbreite von –7,1 % bis –11,3 %. 

Größere Zuckerrohrernten in Brasilien und Thailand

Die Experten begründen ihre aus Sicht der Zuckerproduzenten pessimistischere Prognose unter anderem mit besseren Aussichten für die Zuckerrohrernten in Thailand und vor allem in Brasilien. Noch im August dieses Jahres hatte die dem Landwirtschaftsministerium in Brasília zugeordnete Versorgungsgesellschaft Conab ihre April-Prognose für die Zuckererzeugung im eigenen Land um 6,4 Mio. t auf nur noch 33,9 Mio. t herabgesetzt; damit würde das Vorjahresergebnis um 1 Mio. t oder 3 % verfehlt. Zur Begründung verwiesen die brasilianischen Experten auf eine eingeschränkte Anbaufläche und kleinere Erträge.

Wie die Analysten der Rabobank weiter ausführen, hat in Brasilien die Erzeugung von Ethanol aus Zuckerrohr zuletzt erheblich an wirtschaftlicher Attraktivität zugunsten der Produktion von Zucker verloren, weil die Preise für den Biokraftstoff kräftig gesunken sind. Als Auslöser werden neben den global rückläufigen Energiepreisen auch Steuersenkungen für Kraftstoff angeführt. Diese Vergünstigungen dürften noch mindestens bis Ende 2022 gelten, weil sich Brasilien mitten in einer „Lebenshaltungskostenkrise“ befinde. Außerdem werde die Erzeugung von Ethanol erst wieder interessanter, wenn die Weltmarktpreise für Benzin – ausgehend vom aktuellen Niveau – um etwa ein Viertel zulegen würden. Derweil sei in West­europa mit einer kleineren Zuckerrübenernte zu rechnen, schreiben die Experten. Obwohl es im vergangenen Monat ordentlich geregnet habe, seien die Erträge von der vorherigen Trockenheit beeinträchtigt worden. In der Folge dürfte die Zuckererzeugung in der EU 2022/23 um 1 Mio. t kleiner ausfallen als im Vorjahr. Für diesen Rückgang werde die eingeschränkte Verfügbarkeit von Energie allerdings weniger ausschlaggebend sein, so die Erwartung der Rabobank. 

Unterdessen bezifferte die EU-Kommission die Zuckererzeugung in der Gemeinschaft für 2022/23 zuletzt auf voraussichtlich 15,5 Mio. t; das wären 1,15 Mio. t Zucker weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig dürfte der Verbrauch um 220.000 t auf 14,75 Mio. t zurückgehen. Der EU-Import an Zucker und verarbeitetem Zucker werde in der laufenden Vermarktungssaison gegenüber dem Vorjahreszeitraum wohl um 200.000 t auf insgesamt 2,37 Mio. t anziehen. Dieser Zuwachs wird allein der Rohware zugerechnet, deren Einfuhr damit auf 1,6 Mio. t ausgeweitet würde. Den Export von Zucker und verarbeitetem Zucker sehen die Brüsseler Fachleute bei insgesamt 3,42 Mio. t. Davon dürften allerdings nur 840.000 t auf nicht verarbeitete Ware entfallen, was dem Vorjahresniveau entsprechen würde. Daraus ergäbe sich eine Ausweitung des Außenhandelsdefizits der Gemeinschaft um 200.000 t auf 760.000 t Rohware. Unter dem Strich dürften die EU-Zuckerlager bis Ende September 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 300.000 t auf 1,31 Mio. t abgestockt werden. 

Globaler Produktions-überschuss erwartet 

Indes erwartet die Internationale Zuckerorganisation (ISO) für das in diesem Monat gestartete Wirtschaftsjahr 2022/23 eine globale Zuckererzeugung von 181,91 Mio. t telquel (tq), also laut kaufmännischem Sprachgebrauch im offenen Qualitätsstandard. Das wäre ein neuer Rekord.

Das Vorjahresniveau würde damit um 7,8 Mio. t oder 4,5 % übertroffen. Gleichzeitig soll der weltweite Zuckerverbrauch nur um 890.000 t tq oder 0,5 % auf 176,34 Mio. t steigen. Damit würde sich ein Produktionsüberschuss von 5,57 Mio. t Zucker ergeben, nach einem Defizit von 1,34 Mio. t in der vergangenen Saison. Die internationalen Lagerbestände werden für Ende September 2023 bei 96,35 Mio. t Zucker gesehen; im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt wäre das ein Plus von 3,2 Mio. t oder 3,4 %. Unterdessen gaben die Kurse an den internationalen Terminbörsen für Zucker in den vergangenen Monaten nach.

An der New Yorker Börse kostete der Rohzuckerfuture mit Fälligkeit im März 2023 Anfang Oktober 17,80 US-cts/lb (402 €/t). Das waren 14 % weniger als das am 13. April 2022 erreichte Laufzeithoch. Gleichzeitig verbilligte sich der an der Agrarterminbörse in London gehandelte Weißzucker für denselben Liefermonat um rund 8 % auf 494,90 US-$/t (507 €/t). age

Wenig Zubau trotz großer Nachfrage

Der Fachverband Biogas (FvB) stellte in der vorigen Woche die Branchenzahlen für das Jahr 2021 inklusive Prognose für 2022 vor. Das Ergebnis: ein leichter ­Zubau in den vergangenen ­Monaten, weniger Stilllegungen als ­befürchtet und eine große Nachfrage nach Biogaswärme.

Die Zahl der Biogasanlagen in Deutschland ist im Jahr 2021 um 138 auf 9.770 gestiegen. 152 neuen Anlagen stehen 14 Stilllegungen gegenüber – und damit weniger als befürchtet. Die installierte Leistung erhöhte sich um 194 MW auf 5.860 MW, wovon 3.825 MW arbeitsrelevant sind, was einen Zubau von knapp 10 MW gegenüber 2020 bedeutet. Die Bruttostromproduktion beläuft sich auf etwa 33,47 TWh.

Wie schon in den vergangenen Jahren ist der Zubau an flexibler Leistung augenfällig: Den 10 MW arbeitsrelevanter Leistung, also der Leistung, die tatsächlich für zusätzlichen Strom im Netz sorgt, steht ein Zubau von 226 MW installierter Leistung gegenüber, die für eine flexible und bedarfsgerechte Fahrweise der Biogasanlage errichtet wurden. Auffällig ist die stark gestiegene Nachfrage nach Biogaswärme, die zu einem Anstieg der externen Wärmenutzung auf über 15 TWh geführt hat, was dem Bedarf von rund 1,3 Millionen Haushalten entspricht.

Die Bedeutung von Biogas werde in der aktuellen Krise besonders deutlich, betonte der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide. Das spiegele sich in den Zahlen zur Wärmenutzung anschaulich wider, lasse sich aber auch bei der Stromversorgung ablesen. Den größten Zubau verzeichnete Bayern mit 56 neuen Biogasanlagen – und bleibt mit 2.641 Biogasanlagen Spitzenreiter vor Niedersachsen und Baden-Württemberg. Bei der installierten Leistung führt Niedersachsen mit 1.451 MW vor Bayern mit 1.362 MW.

Seide bezeichnet die Entwicklung insgesamt als „nicht berauschend“: „Die aktuellen Zahlen zeigen die massive Verunsicherung in der Branche, da die komplett aus dem Ruder laufenden rechtlichen Vorgaben und die politischen Unsicherheiten die Investitionsbereitschaft in der Branche deutlich dämpfen.“ Eine Prognose der Entwicklung für die kommenden Jahre hängt maßgeblich von der Entwicklung des Energiepreises und den politischen Entscheidungen ab. Der Fachverband geht aktuell von gut 120 neuen Biogasanlagen aus, die in diesem Jahr ans Netz gehen werden, und rechnet darüber hinaus damit, dass einige der bereits stillgelegten Anlagen reaktiviert werden. Abzüglich neuer Stilllegungen würde sich der Zubau in diesem Jahr auf etwas mehr als 100 Anlagen mit insgesamt rund 65 MW Leistung belaufen. Damit läge die Stromerzeugung aus Biogasanlagen bei 33,56 TWh, die Wärmeauskopplung würde für 1,5 Millionen Haushalte reichen und die CO2-Einsparung auf 21,2 Mio. t steigen.

Laut Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein gingen von bundesweit rund 150 neuen Anlagen 16, also mehr als 10 %, 2021 in Schleswig-Holstein ans Netz. Dies seien ausschließlich Güllekleinanlagen. Erfreulicherweise habe es in Schleswig-Holstein keine Stilllegungen gegeben, sodass die Arbeitsleistung von 504 auf 511 MW und die Zahl der Anlagen somit auf 873 stieg.

Die Branchenzahlen sind im Internet abrufbar unter biogas.org

EIP-Agri: Gemeinsam für die Landwirtschaft der Zukunft

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Die Broschüre „Gemeinsam für die Landwirtschaft der Zukunft“ fasst die erste Förderperiode der Europäischen Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-Agri) in Deutschland zusammen.

Es kommen Beteiligte aus EIP-Projekten und Innovationsdienstleister der Bundesländer, die Projekten beratend zur Seite stehen, zu Wort. Weitere Beiträge beleuchten, wie der Wissenstransfer funktioniert und wie es gelingt, Ergebnisse zu verstetigen. Außerdem wird ein Blick auf die kommende Förderperiode und das landwirtschaftliche Wissens- und Innovationssystem (Akis) geworfen.

Seit dem Start von EIP-Agri im Jahr 2014 wurden über 320 EIP-Projekte in Deutschland umgesetzt. Diese entwickelten Lösungen zu aktuellen Fragestellungen für mehr Nachhaltigkeit, Tierwohl und Effizienz in weiteren Themenfeldern. Ziel ist es, praxisnahe Lösungen zu entwickeln und in die Breite zu tragen. Durch die Vernetzung, auch über Ländergrenzen hinweg, schulen die beteiligten Akteure den Blick über den Tellerrand und begegnen sich auf Augenhöhe. Das Land Schleswig-Holstein hat in der abgelaufenen Förderperiode 34 erfolgreiche Innovationsprojekte im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft mit insgesamt 12 Mio. € gefördert. EIP-Agri wird in Schleswig-Holstein auch in der neuen Förderperiode fortgesetzt.

Das Heft kann online unter heruntergeladen werden. Druckexemplare sind über die Internetseite https://www.ble-medienservice.de/7153/ge​meinsam-fuer-die-landwirt​schaft-der-zukunft-umsetzung-von-eip-agri-in-deutschland erhältlich.

Herausgeber der Broschüre sind das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) und die Deutsche Vernetzungsstelle ländliche Räume (DVS). Autorinnen und Autoren sind die Innovationsdienstleister der Bundesländer.

Mit EIP unterstützt die EU die Zusammenarbeit von landwirtschaftlicher Praxis, Beratung und Forschung. Mit diesem Multiakteursansatz sollen neue Lösungen für Fragestellungen aus der Praxis entstehen.

Innovative Ideen sind gefragt

Aktuell startet das MLLEV einen neuen Aufruf, sich mit innovativen Ideen an der Europäischen Innovationspartnerschaft zu beteiligen.

Das Innovationsbüro an der Landwirtschaftskammer in Rendsburg informiert und berät bei der Entwicklung von Antragsideen und Förderanträgen, es unterstützt beim Finden von Projektpartnern und bei allen Fragen zum Antragsverfahren 2022. Einsendeschluss ist der 19. Dezember. Informationen zu EIP-Agri finden sich auf der Webseite: www.eip-agrar-sh.de

Als Ehrenamtler ist man immer gut informiert

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Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in loser Reihenfolge vor.

Matthias Fries (35) bewirtschaftet gemeinsam mit seinen Eltern einen Milchvieh-Futterbau-Betrieb mit 170 Milchkühen in Sprakebüll, Kreis Nordfriesland. Auf rund 130 ha Fläche baut er Gras, Mais, Getreide und Lupinen an. Ehrenamtlich engagiert er sich in der Feuerwehr und im Hauptausschuss des Kreisbauernverbandes Südtondern. Über seine Erfahrungen sprach er mit dem Bauernblatt:

Wie sind Sie zum Ehrenamt gekommen? 

Ich war eigentlich schon immer ehrenamtlich aktiv, unter anderem in der Feuerwehr im Dorf. Auch bei landwirtschaftlichen Veranstaltungen des Bauernverbandes bin ich schon immer mitgewesen. 

Warum ist es sinnvoll, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Es ist wichtig, dass man den eigenen Berufsstand vertritt. Wir müssen uns nach außen offen darstellen. Wenn jeder ein bisschen was dazu beiträgt, dann ist da viel getan. Das ist viel einfacher, als wenn einer alles machen muss. Darüber hinaus bringt ein Ehrenamt auch viele Informationen mit sich. Und gut informiert zu sein, schadet nie.

Wie war Ihr Weg in den Kreishauptausschuss? 

Da ich schon immer auf den Veranstaltungen dabei und dadurch ein bisschen bekannt war, wurde ich angesprochen, als ein neues Mitglied gebraucht wurde. Ich stand gerne bereit und habe sofort zugesagt.

Was sind die positiven Dinge, die Sie aus fünf Jahren Arbeit im Kreishauptausschuss mitgenommen haben? 

Positiv zu bewerten sind auf jeden Fall die vielen Informationen, die man erhält. Die kann man dann an andere Berufskollegen weitergeben und ist auch viel besser darauf vorbereitet, wenn zum Beispiel kritische Fragen aus der Bevölkerung kommen. Zudem habe ich viele neue Kontakte gewonnen.

Wie kommen Sie mit der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung ins Gespräch? 

Wir haben bei uns im Kreis eine sehr interessante Veranstaltung in Leck. Das ist die „Bunte Meile“. Dort wird einmal im Jahr ein großes Straßenfest veranstaltet, und wir vom Bauernverband sind mit einem großen Stand vor Ort. Jedes Jahr überlegen wir uns ein anderes Schwerpunktthema und versuchen möglichst auch Sachen zu zeigen – Maschinen oder Tiere – und damit die Bevölkerung zu informieren. 

Wie kritisch sind die Menschen in der Region gegenüber der Landwirtschaft? 

Grundsätzlich sind wir in einem sehr konstruktiven Austausch. Ich nehme keine fundamentale Kritik an unserer Arbeit wahr. Aber trotzdem ist es sehr wichtig, weiterhin immer mit allen im Kontakt zu stehen, damit es gar nicht erst so weit kommt. Natürlich gibt es immer kleine Einzelheiten, von denen sich der eine oder andere gestört fühlt, hauptsächlich im Bereich Erneuerbare Energien. Aber im Gros spüren wir bei den Menschen im Kreis eine große Zufriedenheit mit der Arbeit der Landwirte. 

Wollen Sie Ihr Ehrenamt für den Bauernverband ausweiten? Welche Perspektiven sehen Sie?

Zurzeit will ich mich darauf beschränken, mein Ehrenamt in der jetzigen Form weiterzuführen, weil ich eine junge Familie habe, mit der ich natürlich möglichst viel Zeit verbringen will. Und auch der Betrieb selbst darf natürlich nicht zu kurz kommen. Wie die Situation allerdings zehn Jahren aussieht, das weiß ich noch nicht. Aber zurzeit habe ich keine Kapazität für noch mehr.

Wenn ein junger Kollege überlegen würde, ein Ehrenamt im Bauernverband anzunehmen, was würden Sie ihm raten?

Ich würde das auf jeden Fall empfehlen, weil man nur Positives daraus zieht. Der Aufwand, zumindest im Kreishauptausschuss, ist meines Erachtens noch relativ gering dafür, dass man doch relativ frühzeitig viele Neuigkeiten erfährt. Die Arbeit und der Austausch sind oft sehr spannend. Und wie schon gesagt: Wenn sich alle ein bisschen engagieren, kann man für den Berufsstand eine ganze Menge erreichen.

Vorfahrt für stoffliche Nutzung

Eckpunkte für eine Nationale Biomassestrategie haben das Bundeswirtschafts-, das Bundeslandwirtschaftsministerium und das Bundesumweltministerium in der vergangenen Woche vorgelegt. Ziel sei eine nachhaltige Biomasseerzeugung und -nutzung, die sich konsequent an den Klima-, Umwelt- und Biodiversitätszielen orientieren solle, heißt es in dem Papier. Die Strategie der drei grün geführten Ressorts soll die inhaltliche Grundlage für die künftige biomassebezogene Politik der Bundesregierung bilden.

Mit der Priorisierung der stofflichen Nutzung, einem Vorrang der Mehrfachnutzung sowie der Nutzung des Biomasseanteils an biogenen Abfallstoffen werden drei Leitprinzipien formuliert. Angestrebt wird die konsequente Kaskaden- und Mehrfachnutzung von Biomasse. Es gehe darum, stets der stofflichen Nutzung Vorrang zu geben, die eine möglichst langfristige Kohlenstoffbindung ermögliche, und erst am Ende der Kaskade energetische Nutzungen in den Blick zu nehmen. In der Agrar- und Forstbranche wurden die Eckpunkte zurückhaltend aufgenommen.

Zu defensiv im Hinblick auf die Bioenergie seien die Vorschläge, kritisierte der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Udo Hemmerling. Waldeigentümer-Präsident Prof. Andreas Bitter warnte davor, die energetische Nutzung von Holz zu verteufeln. Kritik kam auch aus den Reihen der Ampel. Nach Auffassung von FDP-Agrarsprecher Dr. Gero Hocker atmen die Eckpunkte in weiten Teilen „den Geist veralteter Denkmuster“. Hocker vermisst einen Hinweis auf die Chancen der Biotechnologie und insbesondere neuer Züchtungsmethoden. Diese seien jedoch für die Erzeugung moderner und effizienterer Bioenergiepflanzen wesentlich.

Laut Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Grüne) soll die Strategie sicherstellen, dass Biomasse zukünftig nur noch in nachhaltig verfügbaren Mengen gezielter für den Klimaschutz und die Transformation der Wirtschaft in Richtung Treibhausgasneutralität eingesetzt werde. Damit schaffe man langfristig verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen, auch in ländlichen Räumen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bezeichnete die Biomassestrategie als ein wichtiges Instrument, um nachhaltig erzeugte Biomasse gezielt und systemdienlich nutzbar zu machen und ihre Potenziale zu sichern.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sei eine sorgfältige Abwägung des zukünftigen Einsatzes begrenzt verfügbarer und nachhaltiger Biomassepotenziale erforderlich, die durch klare politische Leitprinzipien und konkrete Politikinstrumente unterstützt werden solle. Nach den Worten von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) muss genau abgewogen werden, wofür die knapp bemessene Ressource Biomasse verwendet werden solle. Dies sei die Voraussetzung, um einen messbaren und nachhaltigen Beitrag zu Klima- und Biodiversitätsschutz zu leisten.

Stoffliche und energetische Holznutzung wichtig

„Heimisches Holz spielt für den Klimaschutz und eine stabile Versorgung eine ganz wichtige Rolle“, erklärte Bitter. Dazu leiste jede Art der Holznutzung einen Beitrag, also nicht nur die stoffliche, sondern eben auch die energetische. „Schon aus Eigeninteresse priorisieren die Waldeigentümer die stoffliche Nutzung von Holz, da diese in der Regel höhere Erträge bringt“, stellte Bitter fest. Vor allem Holz, das nicht zur stofflichen Nutzung verkauft werden könne, werde als Brennholz genutzt. Es falle vorrangig beim Durchforsten oder als Kronenholz bei der Erntenutzung an, vor allem auch bei kleineren Flächen von Waldeigentümern. Das habe eine erhebliche Bedeutung für die Pflege von Kleinprivatwald.

Der Vorsitzende der Familienbetriebe Land und Forst, Max von Elverfeldt, bezeichnete Holzenergie als „einen wichtigen Baustein der Zeitenwende“. Dies gelte umso mehr, weil Holz nachwachse und erneuerbar sei. Außerdem sei ein Großteil des energetisch genutzten Holzes Rest- oder Schadholz, für das es keine stoffliche Verwendung mehr gebe. Dieses Potenzial müsse die Bundesregierung in der weiteren Ausgestaltung der Nationalen Biomassestrategie nutzen.

Für Johann Rathke vom World Wide Fund for Nature Deutschland wird hingegen nicht hinreichend beachtet, dass Biomasse ein elementarer Bestandteil der Ökosysteme sei. So werde der ökologische Wert des Waldes für den Arten-, Ressourcen- und Klimaschutz nicht ausreichend berücksichtigt.

Zwar seien die Eckpunkte relativ ergebnisoffen formuliert, räumte Hemmerling ein. Gleichzeitig komme in dem Papier jedoch eine „gewisse Angst vor zu viel Nachwachsenden Rohstoffen und zu viel Bioenergie in Deutschland“ zum Ausdruck. Er forderte die Bundesregierung dazu auf, sich von überkommenen „Teller-oder-Tank-Narrativen“ zu lösen und mehr Mut für die Zukunft einer nachhaltigen Bioökonomie zu fassen. Nach seiner Überzeugung wäre ein deutscher Sonderweg mit einer Einengung auf die Nutzung von biogenen Abfall- und Reststoffen falsch: „In einer künftigen klimaneutralen Wirtschaft ohne fossilen Kohlenstoff werden neben dem Recycling grundsätzlich alle biogenen Kohlenstoffe gebraucht.“ Dabei werde die Erzeugung von Lebensmitteln selbstverständlich Vorrang behalten vor Nachwachsenden Rohstoffen und Bioenergie. „In der Biomassestrategie muss stärker standortbezogen gedacht werden“, mahnte Hemmerling.

Potenziale der Bioenergie nicht gefährden

Die wichtige Rolle der Bioenergie bei der künftigen Verwendung von Biomasse unterstreicht das Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB). „Die Bioenergie ist unverzichtbar für die notwendige Transformation unseres Wirtschaftssystems, unsere langfristigen Klimaschutz- und Biodiversitätsziele sowie zur Erreichung der Energiewende im Ganzen“, so die im Hauptstadtbüro kooperierenden Verbände DBV, Bundesverband Bioenergie, Fachverband Biogas und Fachverband Holzenergie zu den vorgelegten Eckpunkten. Die Verbände kritisieren den Ansatz der Ressorts, einen Vorrang der stofflichen vor der energetischen Nutzung festzuschreiben. Sie weisen darauf hin, dass für qualitativ unterschiedliche Biomassesortimente auch unterschiedliche Verwertungspfade benötigt würden.