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Mit Gülledüngung gute Siloqualitäten erreichen

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Ab dem 1. Februar 2025 muss auch auf dem Grünland Gülle mit boden­nahen, streifenförmigen Verteiltechniken ausgebracht werden. Einerseits gilt es, Ammoniakemissionen zu reduzieren, andererseits muss auf eine gute Futterhygiene geachtet werden. Was hierbei zu beachten ist, beschreibt der folgende Beitrag.

Bei der Gülleausbringung können Partikel- und Faserreste am Grasbestand haften bleiben und das Futter verunreinigen. Aus der Praxis kommen besonders in Jahren, in denen Sommertrockenheit auftritt, vermehrt Vorbehalte und Verunsicherungen im Hinblick auf die sichtbaren, eingetrockneten Güllebänder beim Einsatz von Schleppschuh- und Schleppschlauchverteilern.

Weniger Futterverschmutzung

Die in der Gülle enthaltenen Feststoffe werden bei der streifenförmigen Ablage in vier- bis fünffacher Konzentration im Band abgelegt und sind somit gegenüber der Breitverteilung deutlich länger sichtbar. Daher verbleibt dem optischen Eindruck nach zur Grasmahd mehr Gülle am Pflanzenbestand als bei der Breitverteilung. Doch auch bei der Breitverteilung bleiben die Güllepartikel am Gras haften. Sie sind nur aufgrund der flächigen Verteilung nicht sofort sichtbar. Diese anhaftenden Güllereste können mit dem Gras nach oben wachsen und bei der Ernte ins Siliergut gelangen. Insbesondere Gülle oder Gärreste mit höheren Stroh- und Faseranteilen sind hiervon betroffen. Hier verkleben und verketten sich die Faserpartikel in Trockenperioden eher im eintrocknenden Gülleband und werden auch bei später auftretendem Regen nur schwer wieder aufgelöst. Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass emissionsarme, streifenförmige Ausbringverfahren zu einer höheren Futterverschmutzung führen als breit verteilte Gülle oder Gärreste.

Silagequalität fördern

Nach der Gülleausbringung steigen die Gehalte von Clostridiensporen und Keimen auf dem Grasbestand zunächst an. Sie reduzieren sich in den darauffolgenden Wochen aber wieder erheblich, sodass die Pflanzen zum Zeitpunkt der Ernte nur noch in geringem Maße belastet sind. Daher sollten zwischen Gülleausbringung und nächster Schnittnutzung mindestens drei bis vier Wochen liegen. Dies ist insbesondere beim zweiten und dritten Schnitt im Sommer von Bedeutung. Probleme gehen nach bisherigen Erkenntnissen eher von bodenbürtigen Clostridien durch Erdanhaftungen aus. Generell sollten alle Maßnahmen zur Erzielung einer hohen Qualität der Anwelksilage umgesetzt werden, um eventuelle Probleme durch Clostridien und Keime abzupuffern. Ziel im Gärverlauf ist eine optimale Förderung der Milchsäurebakterienvergärung. Die zügige Schaffung von anaeroben Verhältnissen und eine rasche pH-Wert-Absenkung sind zur Unterdrückung von Schadkeimen und Buttersäurebildnern dafür zwingend erforderlich. Ist ein sicherer Silierprozess nicht gewährleistet, sollten gezielt Silierhilfsmittel zur Unterstützung der Milchsäurevergärung eingesetzt werden. In Forschungs- und Praxisuntersuchungen zeigten sich nur geringe bis keine Unterschiede in den Keimzahlen und Clostridiengehalten zwischen den Ausbringtechniken Breitverteilung, Schleppschuh- und Schlitzscheibenverfahren. Tendenziell waren die Werte der Breitverteilung etwas höher und die der Schlitztechnik etwas geringer im Vergleich zum Schleppschuhverfahren. Von entscheidender Bedeutung für die Silagequalität waren dagegen die Witterungsbedingungen während des Graswachstums im Erntejahr. Lange Trockenperioden und stark wechselnde Wetterverhältnisse mit hohen Temperaturen und zahlreichen Niederschlägen verringerten den natürlichen Besatz an Milchsäurebakterien auf dem Anwelkgut. Durch Zusatz eines entsprechenden Siliermittels konnten die Silagequalitäten deutlich verbessert werden.

Auch der Schnittzeitpunkt, die Schnitthöhe und die Erntetechnik haben einen Einfluss auf die Clostridienanzahl. Herbstschnitte, zu geringe Schnitthöhen und zu tief eingestellte Aufnahmeeinrichtungen der Erntegeräte bergen die Gefahr von Erdanhaftungen. Diese können zu einem erhöhten Clostridienbesatz im Erntegut führen.

Schleppschlauchablage in zu hohem Grasbestand. Die Güllebänder bleiben am Gras haften und können in die Anwelksilage gelangen.

Gülle muss auf den Boden

Flüssige Wirtschaftsdünger sollten so rasch wie möglich von den Pflanzen abfließen und in den Boden eindringen. Dadurch werden nicht nur die Ammoniakemissionen reduziert, sondern auch die Gefahr der Futterverschmutzung vermindert. Dies hängt maßgeblich von der Ausbringtechnik und der Fließfähigkeit der ausgebrachten Gülle ab. Aber auch die Höhe und Dichte des Pflanzenbestands sind von Bedeutung.

Schleppschläuche gleiten über die Grasstoppeln, wodurch die Gülle auf dem Pflanzenbestand abgelegt wird. Um die Futterverschmutzung möglichst gering zu halten, sollten Schleppschläuche direkt nach der Mahd auf dem noch nicht angewachsenen Grasbestand eingesetzt werden. Damit ist das Ausbringzeitfenster für einen optimalen Einsatz sehr klein. Das aufliegende Gülleband kann bei trockensub­stanzreicher Gülle zudem leicht nach oben wachsen. Schleppschläuche sollten daher im Grünland nur für fließfähige, trockensubstanzarme beziehungsweise separierte Gülle eingesetzt werden.

Separierte Dünngülle vermindert die Futterverschmutzung, fördert die Bodeninfiltration und erhöht die Stickstoffwirkung.

Schleppschuhe legen, je nach Bauart, die Gülle näher am Boden ab. Kann auf die Schleppschuhe ein entsprechender Bodendruck von mindestens 5 bis 8 kg je Kufe gegeben werden, teilen sich die Halme besser und die Gülle wird emissionsärmer am Boden platziert. Dies funktioniert am besten in Beständen, die nach der Mahd schon wieder etwas nachwachsen konnten. Ideal sind Kufen mit einem keilförmigen Querschnitt und einer länglichen Öffnung der Auslasstülle. Das fördert die Halmteilung und die bodennahe Gülleablage in einem schmalen Band. Das Ganze funktioniert jedoch nur bei nicht zu hohen Güllemengen bis maximal 20 m³/ha. Die in letzter Zeit aufkommenden Doppelschuhe sollten ebenfalls mit den entsprechenden Kufen ausgestattet sein und den entsprechenden Bodendruck aufbringen. Hierfür ist aber je Meter Arbeitsbreite eine Verdoppelung des Auflagedrucks erforderlich.

Bei höheren TS-Gehalten in der Rindergülle kommt auch der Schleppschuh an seine Einsatzgrenzen. Hier sollte die Schlitztechnik zum Einsatz kommen. Hinsichtlich der Futterverschmutzung und der Emissionsminderung weist dieses Verfahren bei einer Ausbringung vom späten Frühjahr bis zum Sommer Vorteile gegenüber dem Schleppschuh auf. Die Gülleablage in den Bodenschlitz fördert die Bodeninfiltration und verringert die Futterverschmutzung. Das Ausbringfenster nach der Schnittnutzung ist größer als beim Schleppschuh. Die Grenzen der Schlitztechnik liegen im Einsatz im zeitigen Frühjahr auf sehr feuchten und wenig tragfähigen Grünlandstandorten. Bodenbeschaffenheit, Schlitztiefe und die auszubringende Güllemenge sind für einen optimalen Einsatz zu berücksichtigen.

Separierte Dünngülle

Durch die Separierung entsteht eine fließfähigere Dünngülle. Sie vermindert die Pflanzenbenetzung beziehungsweise Futterverschmutzung, fördert die Bodeninfiltration und erhöht die Stickstoffwirkung. Dieser Vorteil kehrt sich aber bei den Feststoffen ins Gegenteil um. Der Ammoniumgehalt ist nur unwesentlich gegenüber der Ausgangsgülle reduziert. Aufgrund der größeren spezifischen Oberfläche, der fehlenden Bodeninfiltration und des höheren pH-Wertes haben sie ein deutlich höheres Emissionspotenzial. Schon während der Lagerung und der Ausbringung kann ein Großteil des Ammoniums verloren gehen. Kurze Lagerzeiten und eine sofortige Einarbeitung der Feststoffe oder die Abgabe an eine Biogasanlage sind daher zwingend erforderlich.

Bevor über die Gülleseparation nachgedacht wird, sollten erst alle Möglichkeiten in der Grünlandbewirtschaftung und der Gülleausbringung für eine optimale Futterhygiene ausgeschöpft werden. Denn die Separation ist teuer. So ist, je nach separierter Güllemenge, mit Kosten zwischen 2 und 3,60 €/ m³ Gülle zu rechnen.

Weiterer Forschungsbedarf

Die bisherigen Ergebnisse zum Einfluss der Gülleausbringtechnik auf die Silagequalität weisen nur geringe Unterschiede auf. Die Erhebungen fanden bevorzugt im Süden Deutschlands, in Österreich und der Schweiz statt. Die Frage ist, ob diese Erkenntnisse auf norddeutsche Verhältnisse mit teilweise anderen Witterungsbedingungen und höheren Trockensubstanzgehalten in der Gülle übertragbar sind. Vor diesem Hintergrund ist auch ungeklärt, ob der zusätzliche technische Aufwand durch Doppelschleppschuhe hinsichtlich der Futterhygiene gerechtfertigt ist.

Fazit

Ab dem 1. Februar 2025 muss Gülle auf dem Grünland mit bodennahen, streifenförmigen Verteiltechniken ausgebracht werden.

Einerseits gilt es, Ammoniakemissionen zu reduzieren, andererseits muss auf eine gute Futterhygiene geachtet werden.

Befürchtungen, dass anhaftende Güllepartikel die Silagequalität negativ beeinflussen, haben sich bisher nicht bestätigt.

Generell sollten alle Maßnahmen zur Herstellung einer guten Silagequalität berücksichtigt werden.

Ziel ist die Förderung der Milchsäurevergärung durch rasche Schaffung anaerober Verhältnisse und eine zügige pH-Wert Absenkung.

So können Fehlgärungen durch eventuelle Verschmutzungen verhindert werden.

Zuschüsse für mehr Sicherheit im Betrieb

Wer die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz in seinem Unternehmen verbessern möchte, den unterstützt die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) mit Zuschüssen aus einem Gesamtbudget von 1,2 Mio. €.

Berechtigt sind alle Mitgliedsunternehmen der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft, die für das Jahr 2024 keine solche Förderung erhalten haben. Kühlkleidung und Sonnenschutzprodukte sind sogar jährlich förderfähig. Die Fördersumme ist begrenzt auf maximal 50 % des zuletzt gezahlten Jahresbeitrags und gilt nur für Produkte, die nach der Förderzusage gekauft werden. Darüber hinaus gelten für die jeweiligen Produkte Maximalförderungen. Die Aktion endet, wenn die Fördersumme aufgebraucht ist, spätestens am 30. November 2025.

Anträge und später die Rechnungen können ausschließlich über das Versichertenportal „Meine SVLFG“ eingereicht werden. Die SVLFG empfiehlt daher – sofern noch nicht geschehen –, sich rechtzeitig im Versichertenportal zu registrieren unter: https://portal.svlfg.de

Die Antragsformulare stehen ab Beginn der Förderaktionen, also zum 1. Februar und 1. März jeweils ab 12 Uhr, zur Verfügung.

Alle Infos zu den förderfähigen Produkten gibt es unter: www.svlfg.de/arbeitssicherheit-verbessern

Datensäule gegen Dokumentationsdickicht

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Erntemengen und Preise schwanken, und die Bürokratielast ist für Landwirtinnen und Landwirte kaum noch zu bewältigen. Das stellte Stefan Lohmeier, Sprecher der Volksbanken Raiffeisenbanken in Schleswig-Holstein, zu Beginn des VR-Landwirtschaftstages am Montag (3. Februar) in Neumünster heraus. „Wir unterstützen die Forderungen der mehr als 1.000 Landwirte im Saal nach Bürokratieabbau und schnelleren Genehmigungen“, so Lohmeier.

Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) erklärte: „Wir können eine Menge machen in Sachen Bürokratieabbau, aber nicht alles und nicht sofort.“ Wenn jemand einen Stall baue, mit öffentlicher Förderung, müsse es jedoch für Abschreibefristen einen Bestandsschutz geben.

Produktion in der EU halten

Schwarz zeigte sich überzeugt, dass Digitalisierung zum Bürokratieabbau beitragen werde. „Wir arbeiten daran, eine Datensäule zu erstellen“, schilderte der Minister. Dort könnten Landwirte ihre Daten einstellen, und die jeweilige Behörde ziehe sich dann die Daten, die sie brauche. Eine schon bestehende Vereinfachung sei die Möglichkeit, den Nachweis über die Ökoregelung 5 (Kennarten) per App hochzuladen. Schwarz beschrieb: „Es muss dadurch niemand mehr zur Kontrolle kommen.“

Der Minister berichtete von Gesprächen mit dem neuen EU-Agrarkommissar Christophe Hansen. Dieser halte Kappung und Degression im Rahmen der EU-Agrarförderung (GAP) für richtig. Er selbst sei da skeptisch. Ein Kompromiss für die nächste GAP-Periode von 2028 bis 2034 könne sein, die ersten Hekt­are stärker zu fördern. Wichtig für die Reform sei vor allem eine klare Linie. Außerdem gehe es grundsätzlich darum, die Höhe des Agrarbudgets zu sichern, vielleicht um einen Inflationsausgleich erhöht. Es gebe jedoch mittlerweile Herausforderungen in Europa, die vor sieben Jahren noch nicht da gewesen seien, verdeutlichte er.

Norbert Lins ist stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschafts-Ausschusses im EU-Parlament. Er stellte klar, dass in Brüssel am Green Deal nicht gerüttelt werde. Er habe aber die Hoffnung auf eine realitätsnähere Ausgestaltung und nannte das Scheitern der sogenannten SUR-Verordnung zur pauschalen Begrenzung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes als positives Beispiel. „In Brüssel ist verstanden worden, dass die Nahrungsmittelproduktion nicht flächendeckend aus der EU verlagert werden darf“, so Lins. Man sei in der Zeit einer gewissen Knappheit angekommen.

Er zeigte sich überzeugt, dass es ab 2028 einen „ordentlichen Agrarhaushalt“ gebe. Eine grundsätzliche GAP-Strukturreform erwartet er nicht. „Die Flächenprämie bleibt“, stellte Lins klar. Es brauche aber insgesamt weniger Auflagen und mehr Anreize. Das neue Personal um Agrarkommissar Hansen und den polnischen Haushaltskommissar Piotr Serafin sieht er diesbezüglich positiv.

Botschaften angekommen

Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), Klaus-Peter Lucht, begrüßt, dass Kommissar Hansen auf Anreize setze und nicht auf Verbote. Er verdeutlichte: „In Brüssel sind die Botschaften der Landwirte angekommen, in Berlin nicht. Deswegen ist die Ampel-Regierung ja auch weg.“ Lucht sieht die Politik gefordert, gesellschaftliche Leistungen besser zu fördern. „Wir wollen Unternehmer sein und das Risiko tragen“, so der BVSH-Präsident. Brüssel und die Länder müssten das ohne eine Mikrosteuerung begleiten. Ordnungsrecht wie die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur hält Lucht nicht für zielführend. Dass es auch anders gehe, belegten die erfolgreiche Allianz für den Gewässerschutz und die Zielvereinbarung zum Ostseeschutz, die auch erfolgreich sein werde.

Eine CO2-Abgabe für Betriebe – wie in Dänemark – sieht er kritisch. Trotzdem müsse sich der Berufsstand mit Klimaschutzmaßnahmen beschäftigen. Lucht pocht beim Moorschutz auf freiwillige Lösungen wie Landtausch. Der BVSH-Präsident wünscht sich grundsätzlich mehr Vertrauen in die Landwirtschaft und warb für die Betriebe in Schleswig-Holstein: „Wir können super Qualitäten liefern, nachhaltig und mit viel Tierwohl.“

Gerald Dohme, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), betonte die Vorteile einer starken Berufsvertretung. Er beschrieb: „Wir schaffen es, dass wir in Brüssel mit einer deutschen Stimme für die Landwirtschaft antreten.“ Das sei ein Riesenvorteil gegenüber anderen Ländern wie Italien. Auch Dohme fordert eine Stärkung des Unternehmertums. Dem Naturwiederherstellungsgesetz kann Dohme nichts Positives abgewinnen. Er halte es für unangemessen und fahrlässig, wenn fruchtbarste Böden in der Art renaturiert würden, dass Lebensmittelproduktion ausgeschlossen sei. Der DBV-Vertreter betonte: „Wir leben in einer Welt, in der 800 Millionen Menschen zu wenig Nahrungsmittel haben. Wir könne doch nicht Sonderorganisationen mit besten Ackerböden ausstatten, die diese dann verwildern und verwuchern lassen.“

Dohme warnte auch vor den Folgen eines steigenden Mindestlohns. Einige Produktionszweige lohnten sich dann nicht mehr. Schon heute würden viele Erdbeerflächen umgebrochen. Er forderte, dass die Politik die Lohngestaltung den Sozialpartnern überlasse.

Mehr Marktwirtschaft

Arne Stecher vom Lohnunternehmen Blunk in Rendswühren, Kreis Plön, hob die Bedeutung von Kohlenstoff hervor, der die Basis vieler Produkte in unserem Alltag sei. „Zukünftig muss Kohlenstoff aus Biomasse kommen, wenn wir kein Erdöl und Erdgas mehr nutzen wollen“, erläuterte Stecher. Neben Nahrungsmitteln und Energie werde das nachhaltige Kohlenstoffmanagement in der Landwirtschaft immer wichtiger.

Die „beispiellose Deindustrialisierung“ der vergangenen Jahre sieht er klar im „ideologiegetriebenen Staatsdirigismus“ begründet. „Wir müssen den Regler wieder mehr Richtung soziale Marktwirtschaft schieben“, stellte Stecher klar. Zu viele Regeln erstickten Innovation und Tatkraft. Der Lohnunternehmer forderte nicht nur einen Politikwechsel, sondern auch einen Organisationswechsel, zum Beispiel mit einem Ministerium für den gesamten ländlichen Raum. „Dann schaffen wir auch wieder Wohlstandsaufbau“, so Stecher.

Positive Marktaussichten

Steffen Bach, Marktanalyst der Kaack Terminhandel GmbH, gab einen optimistischen Ausblick auf die Preisentwicklung. „Wir haben einen höheren Weizenverbrauch als produziert wird“, stellte er fest. Die mittleren Ernten reichten nicht mehr aus, um die gesamte Welt zu versorgen. Er gehe daher von steigenden Weizenpreisen aus, wobei die Marke von 300 €/t zumindest vorläufig noch im Reich der Träume zu verorten sei. Den Rapsmarkt bezeichnete Bach als sehr politisiert. Bei Kaack gehe man aber davon aus, dass die Palmölpreise hoch blieben und damit auch die gesamten Preise für Öle und Fette. Aber es gebe auch Unsicherheiten mit Blick auf drohende Handelskriege. „Wenn die Vereinigten Staaten Zölle auf Produkte aus Kanada weiter erhöhen, könnte von dort mehr Rapsöl kommen“, schilderte Bach.

Die Schweinepreise seien historisch betrachtet relativ hoch. Aber auch die Produktion sei wegen der Auflagen teuer. Man müsse sich am deutschen Markt orientieren. „Daher gehe ich von leicht sinkenden Bestandszahlen aus, was den Ferkelmarkt langfristig stabilisieren wird“, prognostizierte der Analyst.

Den Milchmarkt kennzeichne ein hohes Preisniveau, das tendenziell noch steige. Bach glaubt nämlich, dass die Tierzahlen in Deutschland weiter zurückgehen werden, unter anderem wegen des Verbots der Anbindehaltung, also vor allem in Süddeutschland. Für Schleswig-Holstein als Gunststandort für die Rinderhaltung biete dies hingegen gute Chancen.

Grundsätzlich sieht Bach gute Perspektiven für die Landwirtschaft, zumindest aus Marktsicht. Insbesondere bei Ölsaaten sei man auch auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig. Das sei bei Milch teilweise und bei Fleisch eher nicht so.

Prof. Torben Tiedemann vom Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel erklärte: „Landwirte beschäftigen sich heute viel intensiver mit Märkten als noch vor zehn Jahren.“ Vor dem Mercosur-Handelsabkommen mit Südamerika müsse niemand in Schleswig-Holstein Angst haben. Die hiesige Landwirtschaft sei grundsätzlich sehr wettbewerbsfähig. Allerdings gelte es, immer die ganze Kette anzugucken. Bei Grundstoffen sehe es mitunter anders aus als bei veredelten Produkten. Der Ökonom nannte als Herausforderung den Fachkräftemangel. Damit sich ein Betriebsleiter ausreichend mit den Märkten beschäftigen könne, brauche es gutes Personal für die sonstigen Arbeiten. 

Mehr als 1.000 Gäste folgten der Einladung der Volksbanken Raiffeisenbanken nach Neumünster. Fotos: rq

Sager und Hoff fordern Planungssicherheit

Junglandwirtin Anna-Lena Sager aus Ottendorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, und Junglandwirt Christopher Hoff aus Bad Oldesloe, Kreis Stormarn, betonten die Bedeutung von Planungssicherheit für die Betriebsentwicklung. „Wir sind jung, motiviert und wollen weitermachen, brauchen aber passende Rahmenbedingungen“, betonte Sager. Investitionen würden immer teurer. Die Ackerbäuerin unterstrich: „Wenn wir Investitionen tätigen, müssen wir lange gut wirtschaften können.“ Sie kritisierte zu komplizierte Regelungen, etwa zum Knickschutz: „Wir haben zum Glück eine Juristin in der Familie, die uns hilft, Verordnungen überhaupt zu verstehen.“ Sie wünsche sich insgesamt mehr Konstanz bei behördlichen Vorgaben. Um Informationen zur modernen Landwirtschaft in die Öffentlichkeit zu tragen, engagiert sich der Betrieb Sager bei „Schulklassen auf dem Bauernhof“ und in der Bildungsoffensive für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz des Kieler Landwirtschaftsministeriums. Es sei ihr wichtig zu zeigen, wie Landwirtschaft unter anderem zum Umwelt- und Naturschutz beitrage, indem beispielsweise ressourcenschonende Technik eingesetzt werde.

Christopher Hoff erwirtschaftet sein Betriebseinkommen neben Ackerbau und Erneuerbaren Energien vor allem durch Schweinehaltung im geschlossenen System. Erst vor zwei Jahren hat der Betrieb einen neuen Abferkelstall gebaut. Die Investitionssumme habe jenseits der 1-Mio.-€-Marke gelegen. Bei einem Abschreibezeitraum von rund 20 Jahren könne es nicht sein, dass die Politik etwa Vorgaben für Abferkelbuchten verändere, sodass sogar neue Ställe plötzlich nicht mehr regelkonform seien. „Es geht nicht nur ums Abzahlen, sondern wir müssen auch Geld für weitere Investitionen verdienen“, stellte Hoff klar. Gefühlt verbringe er mittlerweile mehr Zeit im Büro als im Stall bei den Tieren. Er forderte die Verschlankung der umfangreichen Meldepflichten wie in der HIT-Datenbank, dem Tierseuchenfonds, dem Antibiotika-Monitoring oder im Düngemeldeportal.

Info

Mit einem Agrarkreditvolumen von 2,7 Mrd. € sind die Volksbanken Raiffeisenbanken in Schleswig-Holstein nach eigenen Angaben Marktführer in der Finanzierung landwirtschaftlicher Betriebe. Aktuell gibt es in Schleswig-Holstein 21 eigenständige Volksbanken und Raiffeisenbanken, die insgesamt 360.000 Mitglieder und mehr als 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben.

Auszeichnung für qualitätsvolle Museumsarbeit

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Qualitätsvolle Museumsarbeit – das ist weit mehr, als nur eine Ausstellung in Vitrinen zu präsentieren. Was die heutige Museumsarbeit ausmacht und wie vielfältig die Museumslandschaft in Schleswig-Holstein ist, bewies erneut die Übergabe von Zertifikaten an acht Museen aus dem ganzen Land in der vergangenen Woche im Betsaal des Jüdischen Museums in Rendsburg, das ebenfalls rezertifiziert wurde.

Neben dem Jüdischen Museum mit Leiter Jonas Kuhn erhielten das Industriemuseum Kupfermühle in Harrislee mit Leiterin Susanne Rudloff, das Sylt Museum in Keitum mit Leiter Alexander Römer, das Künstlermusem Heikendorf mit Leiterin Dr. Sabine Behrens, das Stadtmuseum Schleswig mit Leiterin Dr. Dörte Beier, das Schloss Eutin mit der Geschäftsführenden Vorständin der Stiftung Schloss Eutin, Brigitta Herrmann, das Dr.-Carl-Häberlin-Friesenmuseum auf Föhr mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Jördis Wieck und das Museum Landschaft Eiderstedt in St. Peter-Ording mit Leiterin Katja Sinn das Gütesiegel „Zertifiziertes Museum“. „Dieses Zertifikat ist hart erarbeitet und belohnt eine Museumsarbeit, die alle geforderten Standards erfüllt“, lobte der Staatssekretär im Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Guido Wendt, die Arbeit der Einrichtungen. „Die heute ausgezeichneten Museen spiegeln die Vielfalt und Qualität der schleswig-holsteinischen Museumslandschaft wirklich eindrucksvoll wider. Sie alle eint ein hoher Qualitätsanspruch, sie besitzen einen besonderen Stellenwert als tragende Säulen für den Erhalt des kulturellen Erbes. Museen zeigen uns, wo wir herkommen, warum wir so leben wie wir leben, und sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität aller Menschen in Schleswig-Holstein. Sie ermöglichen Begegnungen, Austausch, sie ermöglichen Bildung und Teilhabe und sie ermöglichen die Förderung des kreativen Potenzials für die eigene Persönlichkeit und für die Gesellschaft“, so der Kulturstaatssekretär weiter. Für die Landesregierung habe die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Museumslandschaft eine hohe Priorität. „Das ist auch der Grund, warum wir auch in Zeiten knapper Kassen die Museumszertifizierung weiterhin unterstützen. Was für dafür tun können, werden wir tun“, versprach er.

Und auch Dr. Peter Thurmann, Beiratsvorsitzender der Museumszertifizierung in Schleswig-Holstein, würdigte die Museen in seinem Festvortrag: „Sie alle sorgen dafür, dass wertvolle Objekte unserer Kulturgeschichte und Identität gesammelt, bewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Sie verstehen sich als Orte der Bildung und Vermittlung im Dienst der gesamten Gesellschaft und legen ihren Fokus in den vergangenen Jahren verstärkt auf die Frage, was Besucherinnen und Besucher in den Häusern erwarten und wie sie ihre Inhalte angemessen und zeitgemäß transportieren können. So verknüpfen die Museen heute zunehmend analoge, digitale und partizipative Vermittlungsformate miteinander, um möglichst viele Zielgruppen differenziert anzusprechen.“

Das Verfahren der Museumszertifizierung wird von der Museumsberatung und -zertifizierung in Schleswig-Holstein mit Sitz im Nordkolleg Rendsburg durchgeführt und vom Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein finanziert.

Für ihre Zertifizierung haben sich die ausgezeichneten Museen im vergangenen Jahr einem intensiven Qualitätsmanagement gestellt: Fortbildungen vom Sammlungsmanagement über Klimaschutz und Nachhaltigkeit bis hin zur Notfallplanung wurden absolviert und das Leitbild, Museums- und Sammlungskonzept überarbeitet. Im Beratungsgespräch vor Ort, dem Herzstück der Museumszertifizierung, erhielten die Museumsleiterinnen und -leiter wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung ihrer Museen. Am Ende stand das Urteil der mit unabhängigen Expertinnen und Experten aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Dänemark besetzten Fachjury, die in die Übergabe der Zertifikate am Freitag vergangener Woche gipfelte.

Die Auszeichnung sei auch eine Anerkennung der Arbeit der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den schleswig-holsteinischen Museen, ohne die eine Museumsarbeit nicht möglich wäre, betonte Dr. Sabine Behrens vom Künstlermuseum Heikendorf bei Entgegennahme der Auszeichnung im Beisein von Dagmar Linden, Leiterin Museumsberatung und -zertifizierung Schleswig-Holstein, sowie Guido Froese, Geschäftsführer Nordkolleg Rendsburg, die die Veranstaltung moderierten. Hocherfreut über die erneute Auszeichnung zeigte sich auch Dr. Dörte Beier vom Stadtmuseum Schleswig: „Diese Zertifizierung ist eine wunderbare Bestätigung für die engagierte Arbeit unseres Teams. Sie zeigt, dass unser Museum nicht nur die Vergangenheit bewahrt, sondern auch innovative Wege findet, Geschichte lebendig zu vermitteln. Wir freuen uns darauf, diesen erfolgreichen Weg weiterzugehen.“

Die Wahl als Richtungsentscheid zur Energiewende

Mit der vorgezogenen Bundestagswahl steht der weitere Weg des Ausbaus Erneuerbarer Energien vor einem Richtungsentscheid. Beim Neujahrsempfang der Erneuerbaren Energien betonte die Branche in der vorigen Woche im Kieler Landeshaus, dass auch unter einer neuen Bundesregierung die Energietransformation im Land konsequent fortzuführen sei. Ob mentale Depression, Regulatorik oder Fachkräftemangel: Ökonom Prof. Marcel Fratzscher identifizierte bestehende Hemmnisse und zeigte Wege, die zu einem Gelingen der Energiewende auch in Zukunft beitragen können.

„Wir leiden heute unter etwas, das man mentale Depression nennen kann“, erklärte Fratzscher vor den mehr als 200 Gästen und verwies auf die sogenannte Ruck-Rede von Bundespräsident Dr. Roman Herzog (CDU) aus dem Jahr 1997, zu der sich auch heute Parallelen ziehen ließen. Dabei sei die wirtschaftliche Transformation eine „gigantische Chance“ in vielerlei Hinsicht. Das Thema Deindustrialisierung sei als Schreckgespenst da, doch wolle man Industrie langfristig in Deutschland erhalten, brauche es günstige Energie: „Der einzige Weg dorthin ist der viel schnellere Ausbau Erneuerbarer Energien.“ Dabei gehe es nicht nur um Autonomie, Souveränität im Bereich Energie und Energieversorgung, sondern auch um den Aufbau von Wertschöpfungsketten.

Kein Zurück in alte Muster

Die Branche der Erneuerbaren sei ein Beschäftigungstreiber: „Wir haben heute mehr Beschäftigung im Bereich der Grünen Technologien der Erneuerbaren als wir sie jemals im Bereich fossiler Energieträger hatten“, verdeutlichte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin. Regulierung, Bürokratie und das Thema Fachkräfte seien Aspekte, die eine neue Bundesregierung angehen müsse. Der Ökonom verwies auch auf die soziale Akzeptanz: „Uns wird die Transformation nur gelingen, wenn die Menschen mitgenommen werden und die Vorteile erkennen.“ Das Narrativ, zurückzukehren zu russischem Gas oder zur Atomkraft, sei der falsche Weg. Die Studienlage der vergangenen Jahre zeige, dass diese Energieträger viel teurer seien als Erneuerbare. „Der einzige Weg, um den industriellen Kern Deutschlands zu schützen, ist ein viel schnellerer Ausbau der Erneuerbaren Energien“, hielt Frat­zscher fest, in die Vergangenheit zurückzugehen sei dagegen keine Option. Die Frage der sozialen Transformation, also was es brauche, damit Menschen Veränderung akzeptierten und als Chance verstünden, sei zuletzt nicht ausreichend gestellt worden. „Dass die Menschen nicht genügend mitgenommen werden, ist der blinde Fleck über Parteigrenzen hinweg“, kritisierte er.

Deutliche Worte fand auch Ministerpräsident Daniel Günther (CDU): Wenn in Sonntagsreden darüber gesprochen werde, dass Lieferketten beachtet und keine Abhängigkeiten geschaffen werden dürften, es dann in einem europäischen Kraftakt aber nicht gelinge, Techniken wie die Batterieproduktion anzusiedeln, „dann müssen wir uns nicht wundern, wenn sich die Dinge anderweitig entwickeln und wir bei solchen Technologien nicht mehr dabei sind.“ Im Bereich Solar und zum Teil in der Windkraft habe man Ähnliches erlebt. „Wenn wir bei all dem nicht mehr dabei sind, werden wir in der Tat in Zukunft Wohlstandsverluste erleiden“, so der Ministerpräsident. Dass Klimaneutralität und wirtschaftliche Prosperität zusammenpassten, könne besonders Schleswig-Holstein beweisen.

Für Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbandes Windenergie (BWE), müssen und werden die Erneuerbaren auch in einer neuen Bundesregierung eine bedeutende Rolle spielen. „Sie sind alternativlos“, sagte die Landwirtin aus Niedersachsen. Dazu brauche es günstige Energie für Industrie und Haushalte, einen beschleunigten Netzausbau und intelligentere Netze. Zu den Aufgaben einer neuen Bundesregierung zähle auch, dass die Red-III-Verordnung endlich umgesetzt werde, um ab dem Sommer nicht in eine rechtliche Lücke zu fallen. Unter Verweis auf die jüngst beschädigten Kabel in der Ostsee bekräftigte Heidebroek das Thema Cybersicherheit: „Energieversorgung ist sicherheitsrelevant.“ So müssten etwa Daten von Windenergieanlagen und der Zugriff darauf in Europa bleiben.

Systembruch verhindern

Ein kontinuierliches Weiterarbeiten am Thema Energietransformation befürwortete auch Stephan Frense, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Arge-Netz: „Ich wünsche mir vor allem, dass es keinen Systembruch gibt. Für den Erneuerbaren Mittelstand ist dies so wichtig, da wir gerade Systemverantwortung übernehmen wollen.“ Um Themen wie Netzstabilität und Versorgungssicherheit auch als Mittelstand zu tragen, werde die Gruppe weiter Batteriespeicher im Land bauen. Ein entscheidender Punkt ist für Frense die Thematik Netzverantwortung: „Das überlassen wir eben nicht anderen, also den großen Energieversorgern, das wollen wir selbst machen.“ Frense verwies auch auf die hohen Gewerbesteuereinnahmen aus den Erneuerbaren in Schleswig-Holstein für die Gesellschaft und für mehr Akzeptanz.

Der fortgeschrittene Ausbau der Erneuerbaren im Land führe dazu, jetzt dringend weiterdenken zu müssen, hielt Marcus Hrach fest, Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE SH). Der erzeugte Strom müsse in die Netze, in die Wärme und den Verkehr gebracht werden. Hrach sprach dabei von einer „besonderen Drucksituation“ in Schleswig-Holstein. Die Bundesregierung müsse bei allen Änderungen, ob am Strommarktdesign oder am regulatorischen Rahmen, im Hinterkopf haben, dass am Ende kleine und mittlere Unternehmen (KMU) noch in der Lage sein müssten, unter den gegebenen Bedingungen weiterzumachen. Der Rahmen dürfe nicht nur „ganz großen wenigen“ das Stemmen einer Finanzierung ermöglichen, da sie für KMU sonst zu risikoreich wäre. Eine Verunsicherung von Investoren könne die Branche jetzt am allerwenigsten gebrauchen.

Diskussionen, Kultur und Gemeinschaft

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Die Grüne Woche in Berlin ist für Landjugendliche aus ganz Deutschland jedes Jahr ein Highlight. Vom 18. bis 21. Januar trafen sich rund 5.000 junge Menschen, um vier Tage voll politischer Diskussionen, kultureller Höhepunkte und Spaß zu erleben. In diesem Jahr gab es jedoch eine besondere Herausforderung: Wegen eines Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche mussten alle Rinder, Schweine und Schafe von der Messe ferngehalten werden. Trotz dieser Einschränkung blieb das Event ein voller Erfolg.

Die Reise für die Landjugendlichen mit fünf Busgruppen, darunter auch der Bus des Landesverbandes Schleswig-Holstein, begann am Sonnabendmorgen. Für einige war es das erste Mal, für andere eine jährliche Tradition. Die Fahrt war von Vorfreude und lebhaftem Austausch geprägt. Nach der Ankunft in Berlin ging es direkt ins Hotel, wo die Teilnehmer untergebracht waren. Bald trafen immer mehr vertraute Gesichter ein und die Stimmung stieg. Während Trubel im Hotel herrschte, begann der Junglandwirtekongress auf dem Messegelände. Dieses Jahr diskutierten die Teilnehmer unter dem Titel „Auf die EU setzen? Chancen und Herausforderungen für Junglandwirt:innen“ über die Zukunft der Landwirtschaft und die Rolle der Gemeinsamen Agrarpolitik.

Politische Diskussionen zur ländlichen Entwicklung und zur Zukunft der Landjugend gehörten zum Programm. Foto: Jasmin Untiedt

Der erste große Höhepunkt war die Fete des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) am Abend in der Columbiahalle. Bei bester Stimmung und mitreißender Musik der Liveband Krachleder wurde ausgelassen Discofox getanzt, gesungen und gefeiert – der perfekte Einstieg in ein aufregendes Wochenende in Berlin. Mit der traditionellen Jugendveranstaltung des BDL ging es am Sonntag weiter. Nach einer politischen Diskussion über ländliche Entwicklung und die Zukunft der Landjugend stand das Theaterstück des Bundes Badischer Landjugend auf dem Programm. Das Stück thematisierte humorvoll die Suche nach der großen Liebe auf dem Land und brachte die Herausforderungen junger Menschen in ländlichen Regionen auf unterhaltsame Weise auf die Bühne. Anschließend hatten die Teilnehmer Zeit, über das Messegelände zu schlendern. Auch in diesem Jahr gab es zahlreiche kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt und aus den verschiedenen deutschen Bundesländern zu entdecken. Besonders beliebt war der Landjugendstand, der in diesem Jahr von der Landjugend Württemberg-Baden organisiert wurde. Hier wurden politische Themen auf kreative Weise präsentiert, was zu vielen interessanten Gesprächen und Diskussionen führte. Die Niedersachsenfete fand am Abend statt, ein weiteres Highlight des Wochenendes. Bei Livemusik der Band Deep Passion wurde bis spät in die Nacht getanzt und gefeiert.

Mit einem Besuch im Stasi-Museum begann der Montagmorgen. In den ehemaligen Räumen der Berliner Stasi-Zentrale tauchten die Teilnehmer in die Geschichte der Staatssicherheit der DDR ein. Besonders eindrucksvoll war die Vorstellung von Abhörtechniken und Überwachungsmechanismen der DDR. Dies war ein lehrreicher und eindrucksvoller Besuch, der den Teilnehmern die Bedeutung von Freiheit und Privatsphäre näherbrachte.

Über die Staatssicherheit der DDR informierten sich die Landjugendlichen im Stasi-Museum. Foto: Jasmin Untiedt

Am Nachmittag standen den Teilnehmern freie Stunden zur Verfügung. Einige nutzten die Zeit, um erneut über das Messegelände zu gehen oder an Veranstaltungen wie dem BDL-Jugendforum teilzunehmen. Unter dem Thema „Im Gespräch mit künftigen Spitzenpolitikern“ diskutierten junge politische Vertreter wie Tim Roschig (Bundessprecher der Linksjugend) und Lasse Rebbin (Jusos) über die Perspektiven der kommenden politischen Generationen. Es gab anregende Gespräche und einen intensiven Austausch über die politischen Herausforderungen der Zukunft. Der Abschluss des Wochenendes war wie immer der BDL-Landjugendball. Der Abend begann mit dem traditionellen Eröffnungswalzer der Landesvorsitzenden. Danach wurde zu Discofox und anderen Klassikern bis in die Nacht getanzt.

Leider hieß es am Dienstagmorgen dann schon wieder Abschiednehmen und Kofferpacken. Die Erinnerungen an das spannende und lehrreiche Wochenende bleiben jedoch noch lange im Gedächtnis. Auch wenn die Maul- und Klauenseuche in diesem Jahr eine besondere Herausforderung darstellte und daher einige gewohnte Elemente der Messe ausblieben, zeigte die Grüne Woche 2025 einmal mehr, wie wichtig der Austausch zwischen den Landjugendlichen aus ganz Deutschland ist.

Die Grüne Woche bleibt ein Symbol für das Gemeinschaftsgefühl der Landjugend und die Möglichkeit, sich über Themen der Landwirtschaft und des ländlichen Lebens auszutauschen. Die Landjugendlichen freuen sich bereits auf das nächste Jahr – wenn es wieder heißt: Berlin, wir kommen!

Biomassepaket: Perspektive mit Nachbesserungsbedarf

Der Bundestag hat das sogenannte Biomassepaket beschlossen. Durch das von SPD, Grünen und Union am Freitag vergangener Woche eingebrachte Gesetz zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird unter anderem das Ausschreibevolumen für die Jahre 2025 und 2026 deutlich erhöht. Ziel ist es, Biogasanlagen, die ansonsten aus der Förderung fallen würden, eine Anschlussperspektive zu bieten. Zudem wird der Anreiz verstärkt, die Anlagen flexibel zu betreiben – das heißt, gezielt in Zeiten mit wenig Wind und Sonne Strom zu erzeugen.

Konkret wird das Ausschreibevolumen in diesem Jahr auf 1.300 MW und 2026 auf 1.126 MW steigen (siehe Ausgabe 5). Dazu sollen nicht genutzte Volumen aus der Biomethan-Ausschreibung des Vorjahrs in das Segment für Biogas übertragen werden. Auch in den darauffolgenden Jahren ist ein moderater Anstieg der Ausschreibemengen vorgesehen. Anlagen, die an eine Wärmeversorgung angeschlossen sind, sollen bevorzugt gefördert werden. Die Anschlussförderung für die Anlagen wird von bisher zehn auf zwölf Jahre verlängert. Endgültig aufgehoben wird durch das Gesetz die sogenannte Südquote.

Verschärft wird die Regelung zum Maisdeckel. Die Substratobergrenze für Mais wird demnach in diesem Jahr nur noch 30 Masse-%, ab 2026 dann 25 Masse-% betragen. Dies entspricht einer Absenkung von jeweils 5 %. Laut Gesetzentwurf sollen dadurch für die Verstromung weniger Anbaubiomasse und dafür mehr Gülle-, Abfall- und Reststoffe eingesetzt werden.

EEG-Förderkosten steigen

Um Biogasanlagen zu flexibilisieren, wird künftig ein neues Fördermodell angewandt. Statt wie bislang die Vergütung an die Bemessungsleistung der Anlagen zu knüpfen, wird die Förderung für eine bestimmte Anzahl an Betriebsstunden gezahlt. Der Flexibilitätszuschlag wird zudem von bislang 65 €/kWh auf 100 € angehoben. Bei niedrigen Strompreisen entfällt die Förderung.

Vorgesehen ist zudem, dass Betreiber nach Erhalt des Zuschlages ihre Anlagen dreifach überbauen müssen. Im ursprünglichen Kabinettsentwurf war noch von einer vierfachen Überbauung die Rede. Für kleine Anlagen mit unter 350 kW Leistung gilt dagegen weiterhin die doppelte Überbauung. Auch haben Anlagenbetreiber nun dreieinhalb Jahre Zeit, statt wie zunächst vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) vorgesehen zwei Jahre, um die für die Flexibilisierung notwendigen Anpassungen an ihren Anlagen vorzunehmen.

Wie aus dem Gesetzentwurf hervorgeht, führen die Änderungen zu höheren Kosten für die EEG-Förderung im Vergleich zum Status quo. Zwar ermöglichen die Maßnahmen zur Flexibilisierung Einsparungen, doch die erhöhten Ausschreibemengen lassen die Förderkosten insgesamt steigen. Die Gesamtkosten des Pakets belaufen sich bis zum Förderende auf 11,47 Mrd. € – ein Anstieg von 1,52 Mrd. € gegenüber den aktuellen Regelungen im EEG.

DBV kritisiert Maisdeckel

Nachbesserungsbedarf hat bereits der Deutsche Bauernverband (DBV) angemeldet. „Die Zusammenarbeit der Fraktionen hat zwar zu einigen Verbesserungen am ursprünglichen BMWK-Entwurf geführt, allerdings konnten in der knappen Beratungszeit zentrale Schwachstellen nicht behoben werden“, erklärte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Hauptkritikpunkt des Verbandes ist die Absenkung des Maisdeckels. Diese „ideologisch motivierte Entscheidung“ schwäche einen wichtigen Baustein der Energiewende, so Krüsken. Denn ohne ausreichende energiereiche Substratmengen könnten Biogasanlagen laut Krüsken das Stromnetz nicht stabilisieren. Vor allem in den Wintermonaten sei dies allerdings erforderlich. Eine künftige Bundesregierung müsse dies zeitnah korrigieren. Für den Deutschen Raiffeisenverband greift die EEG-Novelle zu kurz. Die Änderungen seien zwar zu begrüßen, langfristig müssten die Ausschreibevolumina allerdings noch weiter erhöht werden.

Unternehmensberatung im Ackerbau

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Wienke Köhler arbeitet seit dem 1. Juli 2023 bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Bereich der Unternehmensberatung.

Sie hat eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht, dann ein Bachelorstudium an der Fachhochschule Osnabrück und ihren Master an der CAU in Kiel. Aufgewachsen ist sie auf einem landwirtschaftlichen Ackerbaubetrieb mit Direktvermarktung, auf dem sie neben der Arbeit bei der Landwirtschaftskammer weiterhin mitarbeitet.

Bei der Landwirtschaftskammer betreut Wienke Köhler die Mitglieder des Marktfruchtberatungsringes Landwirtschaftliche Wirtschaftsberatung Plön Nord e. V. zu betriebswirtschaftlichen Fragestellungen. Einmal jährlich wird eine Betriebszweigauswertung mit einem horizontalen Vergleich innerhalb des Beratungsringes erstellt. Außerdem gehören Liquiditäts- und Betriebsplanungen zu ihren Aufgaben, aber auch bei bürokratischen Themen wie Sammelantragsfragen gibt es für Landwirte Unterstützung. „Für mich ist es besonders spannend, dass ich die Betriebe durch den regelmäßigen Austausch und die detaillierte Erstellung der Betriebszweigauswertungen (BZA) sehr genau kennenlernen darf.“

Wienke Köhler ist erreichbar von Montag bis Donnerstag unter Tel.: 0 45 51-95 98 42 sowie per E-Mail unter: wkoehler@lksh.de

Züchter im Porträt: Hanno Köhncke aus Badendorf

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Auf Hof Köhncke im Kreis Stormarn werden seit drei Generationen Holsteiner Pferde gezüchtet. Alles begann mit der braunen Stute Aera, die den hauseigenen Stutenstamm 4539 begründete. Heute betreiben der Diplom-Agraringenieur Hanno Köhncke und seine Ehefrau, Pferdewirtschaftsmeisterin Marina Köhncke, den Hof mit dem Ziel, moderne Holsteiner Sportpferde zu züchten.

„Zu Zeiten meines Großvaters wurden Pferde im Rahmen der normalen Landwirtschaft gehalten und als Arbeitspferde eingesetzt“, berichtet Hanno Köhncke. Auch die Stute Aera, die sein Großvater im Jahr 1933 kaufte, wurde als Arbeitspferd und Zuchtstute eingesetzt. „In den 1950er Jahren wurden überall ganze Pferdebestände abgebaut und ihre Arbeitskraft durch den Trecker ersetzt. Auf unserem Hof durften einige Pferde bleiben, da mein Großvater weiterhin Interesse an der Zucht hatte“, ergänzt er. Besonders Aeras Urenkeltochter Gangsterin von Markgraf sorgte für die Verbreitung des Stamms. Sie stellte ihre Begabung im Springsport bis zur Klasse M unter Beweis. Unter ihren Nachkommen waren viele bis zur schweren Klasse erfolgreiche Spring- und Dressurpferde.

In der nächsten Generation stellte Hans Jürgen Köhncke 1970 die Milchviehhaltung ein und eröffnete einige Jahre später eine Hengststation des Holsteiner Verbandes. Schritt für Schritt verwandelte sich der ehemalige landwirtschaftliche Gemischtbetrieb in einen reinen Pferdebetrieb. „Natürlich veränderten sich mit der Zeit auch die Zuchtziele. Da Arbeitspferde nicht mehr gefragt waren, begann mein Vater, auf Sportpferde zu selektieren“, erklärt Hanno Köhncke.

Später wurde der Hof zu einem Treffpunkt für die Vielseitigkeitsreiter der Region, sodass Hans Jürgen Köhncke 1984 zusammen mit einigen Kollegen den Reitverein Badendorf gründete, um den Turnierreitern eine Heimat zu geben. Wie schon sein Vater hat Hanno Köhncke heute ehrenamtlich den Vorsitz des Reitvereins inne.

Alles inklusive

Marina Köhncke war hocherfolgreich in der Vielseitigkeit. Unter anderem mit dem selbstgezüchteten Let‘s Dance. Foto: Imago

„Nach meinem Landwirtschaftsstudium habe ich einige andere Dinge ausprobiert. Zeitweise arbeitete ich sogar in einem Büro, aber das war nichts für mich. Vor 25 Jahren kehrte ich dann auf den Hof zurück und habe ihn später übernommen“, erzählt der Züchter. Heute leben dort etwa 80 bis 100 Pferde. Der Hof umfasst 40 ha Grünland. „Wir haben immer zehn bis 15 eigene Zuchtstuten. Zusätzlich betreuen wir aber auch noch fremde Stuten. Für die Einsteller übernehmen wir den gesamten Service vom Abfohlen bis zur erneuten Trächtigkeit. Pro Jahr werden etwa 20 Fohlen auf unserem Hof geboren. Die Nachzucht kann bei uns aufwachsen und auch angeritten werden“, berichtet er.

Für die Ausbildung der Pferde ist Pferdewirtschaftsmeisterin Marina Köhncke zuständig. Unterstützung erhält sie von einer angehenden Pferdewirtin, die auf dem Hof ihre Ausbildung absolviert. Marina Köhncke errang als Vielseitigkeitsreiterin viele, auch internationale Erfolge. So erreichte sie bei den Weltreiterspielen 1990 in Stockholm den siebten Platz in der Einzelwertung. Mit der Mannschaft wurde sie bei den Olympischen Sommerspielen 2000 Vierte.

„Natürlich haben wir immer ein ganz besonderes Verhältnis zu den Pferden, die wir selbst gezüchtet und angeritten haben und die von meiner Frau erfolgreich in den Sport gebracht wurden“, erzählt Hanno Köhncke. Mit dem selbst gezüchteten Let‘s Dance wurde Marina Köhncke zwei Jahre in Folge Landesmeisterin von Schleswig-Holstein/Hamburg. Später übernahm Vielseitigkeitsreiterin Sandra Auffarth den Wallach und stellte ihn in CCI4*-Prüfungen vor.

Stamm, Wissen und Glück

„Zurzeit ist Zuccero das erfolgreichste Pferd im Sport aus unserer Zucht. Er wurde aber bereits als Fohlen an den Holsteiner Verband abgegeben“, sagt Hanno Köhncke. Der zwölfjährige Schimmel wird zurzeit von dem in Itzehoe ansässigen Schweden Rolf-Göran Bengtsson auf internationalen Springturnieren vorgestellt. Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris errangen Zuccero und Bengtsson mit dem schwedischen Team Rang sechs in der Mannschaftswertung.

Hengst Zuccero von Zirocco Blue stammt aus der Zucht von Hanno Köhncke. Bei Olympia in Paris errang er mit Rolf-Göran Bengtsson und dem schwedischen Team Rang sechs in der Mannschaftswertung. Foto: Imago

„Dieses Ausnahmepferd rückt unsere Zucht in den Vordergrund. Es ist eine tolle Erfahrung. Jeder gratuliert uns zu Zucceros Erfolgen“, freut sich Hanno Köhncke. „Trotzdem vergessen wir nie, dass diese Erfolge vor allem durch die gute Stutengrundlage möglich sind, die mir mein Vater hinterließ. Natürlich müssen auch das Wissen über die richtige Anpaarung und ein Quäntchen Glück hinzukommen, um so ein Ausnahmepferd zu züchten.“

Inzwischen hat sich die Hengststation in eine Besamungsstation verwandelt. „Wie in anderen Stationen auch erhalten wir Frischsamen von allen Verbandshengsten, darunter auch von Zuccero“, erklärt der Züchter. Unter Zucceros Nachkommen sind bereits drei gekörte Söhne und 14 prämierte Töchter.

Für Hanno Köhncke ist es selbstverständlich, sich auch ehrenamtlich in der Zucht zu engagieren. 15 Jahre lang war er Körbezirksvorsitzender in Stormarn-Lauenburg. Vor acht Wochen wurde er zum zweiten Vorsitzenden des Holsteiner Verbandes gewählt.

Fünf Jahre nach Corona – was ist geblieben von der Systemrelevanz?

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Vor fünf Jahren, am 28. Januar 2020, wurde der erste Fall mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutschland von einem Labor bestätigt. Zwei Tage später rief die Weltgesundheitsorganisation eine internationale Gesundheitsnotlage aus. Plötzlich stand die Welt im wahrsten Sinne des Wortes still. Das öffentliche Leben war verwaist. Überfüllte Krankenhäuser, Pflegepersonal, das bis an den Anschlag und darüber hinaus gearbeitet hat, schreckliche Krankheitsverläufe und viel zu viele Opfer mussten hingenommen werden. Quarantäne, Kontaktbeschränkung, Homeoffice waren dagegen die leichteren Folgen. Aber auch das hat am Ende schwer zu beurteilende Langzeiteinschränkungen bei vielen hinterlassen.

Zu Beginn der Pandemie gab es eine enorme Nachfrage nach Lebensmitteln. Viele Menschen legten Vorräte an, es kam regelrecht zu Hamsterkäufen. Die Landwirtschaft stellte sicher, dass genügend Produkte wie Obst, Gemüse, Fleisch und Milch produziert wurden, um den Bedarf zu decken. Die Versorgungsketten waren schnell angespannt, insbesondere wegen internationaler Handelshemmnisse und Logistikproblemen. Ein großes Problem der Landwirtschaft war der Arbeitskräftemangel. Besonders in der Erntezeit mussten viele Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland zu Hause bleiben, insbesondere aus Osteuropa, aufgrund von Reisebeschränkungen und Quarantäneregelungen.

Die Corona-Pandemie führte zu Veränderungen im Konsumverhalten der Bevölkerung. Besonders am Anfang wurden regional produzierte Lebensmittel sehr geschätzt. Die Nachfrage nach frischen Lebensmitteln, die direkt von lokalen Bauernhöfen stammten, stieg. Die Fleischindustrie, vornehmlich in großen Schlachtunternehmen, standen massiv unter Druck. Ausbrüche von Covid-19 in der Belegschaft führten zu Betriebsschließungen und zu massiven Verwerfungen in der Lieferkette. Dies führte zu Engpässen und zeitweise zu Preiserhöhungen. Einige Unternehmen mussten ihre Produktion einschränken.

Die Regierung ergriff während der Pandemie verschiedene Maßnahmen, um die Landwirtschaft zu unterstützen. Dazu gehörten Finanzhilfen, die Sicherstellung von Krediten und eine Erleichterung der Arbeitsbedingungen für Saisonarbeiter. Der Agrar- und Lebensmittelsektor in der gesamten EU stellte seine Krisenfestigkeit unter Beweis und versorgte Bürgerinnen und Bürger weiter mit hochwertigen und sicheren Nahrungsmitteln. Die Landwirtschaft spielte eine zentrale Rolle in der Krisenbewältigung der Corona-Pandemie. Sie war systemrelevant.

Gleichzeitig stehen Ernährungssicherung und Energieversorgung durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wieder auf der politischen Agenda ganz oben. Das Bewusstsein ist gereift: Landwirtschaft ist systemrelevant. Dazu brauche es eine entscheidungsfreudige Politik, die praktikable Rahmenbedingungen anbietet, die Wertschöpfung unterstützen und auf Wertschätzung beruhen.

Welche Folgen die Covid-19-Pandemie und die aktuelle geopolitische Entwicklung noch haben werden, lässt sich nicht vorhersagen. Der politische Lerneffekt steht aber fest, dass das Ernährungssystem robuster werden muss, um die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft zu verbessern und die Lieferketten fit für künftige Krisen zu machen. Die gute Nachricht ist: Die Landwirtschaft ist dieser Aufgabe gewachsen. mbw