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Mit der vorgezogenen Bundestagswahl steht der weitere Weg des Ausbaus Erneuerbarer Energien vor einem Richtungsentscheid. Beim Neujahrsempfang der Erneuerbaren Energien betonte die Branche in der vorigen Woche im Kieler Landeshaus, dass auch unter einer neuen Bundesregierung die Energietransformation im Land konsequent fortzuführen sei. Ob mentale Depression, Regulatorik oder Fachkräftemangel: Ökonom Prof. Marcel Fratzscher identifizierte bestehende Hemmnisse und zeigte Wege, die zu einem Gelingen der Energiewende auch in Zukunft beitragen können.
„Wir leiden heute unter etwas, das man mentale Depression nennen kann“, erklärte Fratzscher vor den mehr als 200 Gästen und verwies auf die sogenannte Ruck-Rede von Bundespräsident Dr. Roman Herzog (CDU) aus dem Jahr 1997, zu der sich auch heute Parallelen ziehen ließen. Dabei sei die wirtschaftliche Transformation eine „gigantische Chance“ in vielerlei Hinsicht. Das Thema Deindustrialisierung sei als Schreckgespenst da, doch wolle man Industrie langfristig in Deutschland erhalten, brauche es günstige Energie: „Der einzige Weg dorthin ist der viel schnellere Ausbau Erneuerbarer Energien.“ Dabei gehe es nicht nur um Autonomie, Souveränität im Bereich Energie und Energieversorgung, sondern auch um den Aufbau von Wertschöpfungsketten.
Kein Zurück in alte Muster
Die Branche der Erneuerbaren sei ein Beschäftigungstreiber: „Wir haben heute mehr Beschäftigung im Bereich der Grünen Technologien der Erneuerbaren als wir sie jemals im Bereich fossiler Energieträger hatten“, verdeutlichte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin. Regulierung, Bürokratie und das Thema Fachkräfte seien Aspekte, die eine neue Bundesregierung angehen müsse. Der Ökonom verwies auch auf die soziale Akzeptanz: „Uns wird die Transformation nur gelingen, wenn die Menschen mitgenommen werden und die Vorteile erkennen.“ Das Narrativ, zurückzukehren zu russischem Gas oder zur Atomkraft, sei der falsche Weg. Die Studienlage der vergangenen Jahre zeige, dass diese Energieträger viel teurer seien als Erneuerbare. „Der einzige Weg, um den industriellen Kern Deutschlands zu schützen, ist ein viel schnellerer Ausbau der Erneuerbaren Energien“, hielt Fratzscher fest, in die Vergangenheit zurückzugehen sei dagegen keine Option. Die Frage der sozialen Transformation, also was es brauche, damit Menschen Veränderung akzeptierten und als Chance verstünden, sei zuletzt nicht ausreichend gestellt worden. „Dass die Menschen nicht genügend mitgenommen werden, ist der blinde Fleck über Parteigrenzen hinweg“, kritisierte er.
Deutliche Worte fand auch Ministerpräsident Daniel Günther (CDU): Wenn in Sonntagsreden darüber gesprochen werde, dass Lieferketten beachtet und keine Abhängigkeiten geschaffen werden dürften, es dann in einem europäischen Kraftakt aber nicht gelinge, Techniken wie die Batterieproduktion anzusiedeln, „dann müssen wir uns nicht wundern, wenn sich die Dinge anderweitig entwickeln und wir bei solchen Technologien nicht mehr dabei sind.“ Im Bereich Solar und zum Teil in der Windkraft habe man Ähnliches erlebt. „Wenn wir bei all dem nicht mehr dabei sind, werden wir in der Tat in Zukunft Wohlstandsverluste erleiden“, so der Ministerpräsident. Dass Klimaneutralität und wirtschaftliche Prosperität zusammenpassten, könne besonders Schleswig-Holstein beweisen.
Für Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbandes Windenergie (BWE), müssen und werden die Erneuerbaren auch in einer neuen Bundesregierung eine bedeutende Rolle spielen. „Sie sind alternativlos“, sagte die Landwirtin aus Niedersachsen. Dazu brauche es günstige Energie für Industrie und Haushalte, einen beschleunigten Netzausbau und intelligentere Netze. Zu den Aufgaben einer neuen Bundesregierung zähle auch, dass die Red-III-Verordnung endlich umgesetzt werde, um ab dem Sommer nicht in eine rechtliche Lücke zu fallen. Unter Verweis auf die jüngst beschädigten Kabel in der Ostsee bekräftigte Heidebroek das Thema Cybersicherheit: „Energieversorgung ist sicherheitsrelevant.“ So müssten etwa Daten von Windenergieanlagen und der Zugriff darauf in Europa bleiben.
Systembruch verhindern
Ein kontinuierliches Weiterarbeiten am Thema Energietransformation befürwortete auch Stephan Frense, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Arge-Netz: „Ich wünsche mir vor allem, dass es keinen Systembruch gibt. Für den Erneuerbaren Mittelstand ist dies so wichtig, da wir gerade Systemverantwortung übernehmen wollen.“ Um Themen wie Netzstabilität und Versorgungssicherheit auch als Mittelstand zu tragen, werde die Gruppe weiter Batteriespeicher im Land bauen. Ein entscheidender Punkt ist für Frense die Thematik Netzverantwortung: „Das überlassen wir eben nicht anderen, also den großen Energieversorgern, das wollen wir selbst machen.“ Frense verwies auch auf die hohen Gewerbesteuereinnahmen aus den Erneuerbaren in Schleswig-Holstein für die Gesellschaft und für mehr Akzeptanz.
Der fortgeschrittene Ausbau der Erneuerbaren im Land führe dazu, jetzt dringend weiterdenken zu müssen, hielt Marcus Hrach fest, Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE SH). Der erzeugte Strom müsse in die Netze, in die Wärme und den Verkehr gebracht werden. Hrach sprach dabei von einer „besonderen Drucksituation“ in Schleswig-Holstein. Die Bundesregierung müsse bei allen Änderungen, ob am Strommarktdesign oder am regulatorischen Rahmen, im Hinterkopf haben, dass am Ende kleine und mittlere Unternehmen (KMU) noch in der Lage sein müssten, unter den gegebenen Bedingungen weiterzumachen. Der Rahmen dürfe nicht nur „ganz großen wenigen“ das Stemmen einer Finanzierung ermöglichen, da sie für KMU sonst zu risikoreich wäre. Eine Verunsicherung von Investoren könne die Branche jetzt am allerwenigsten gebrauchen.
Die Grüne Woche in Berlin ist für Landjugendliche aus ganz Deutschland jedes Jahr ein Highlight. Vom 18. bis 21. Januar trafen sich rund 5.000 junge Menschen, um vier Tage voll politischer Diskussionen, kultureller Höhepunkte und Spaß zu erleben. In diesem Jahr gab es jedoch eine besondere Herausforderung: Wegen eines Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche mussten alle Rinder, Schweine und Schafe von der Messe ferngehalten werden. Trotz dieser Einschränkung blieb das Event ein voller Erfolg.
Die Reise für die Landjugendlichen mit fünf Busgruppen, darunter auch der Bus des Landesverbandes Schleswig-Holstein, begann am Sonnabendmorgen. Für einige war es das erste Mal, für andere eine jährliche Tradition. Die Fahrt war von Vorfreude und lebhaftem Austausch geprägt. Nach der Ankunft in Berlin ging es direkt ins Hotel, wo die Teilnehmer untergebracht waren. Bald trafen immer mehr vertraute Gesichter ein und die Stimmung stieg. Während Trubel im Hotel herrschte, begann der Junglandwirtekongress auf dem Messegelände. Dieses Jahr diskutierten die Teilnehmer unter dem Titel „Auf die EU setzen? Chancen und Herausforderungen für Junglandwirt:innen“ über die Zukunft der Landwirtschaft und die Rolle der Gemeinsamen Agrarpolitik.
Politische Diskussionen zur ländlichen Entwicklung und zur Zukunft der Landjugend gehörten zum Programm. Foto: Jasmin Untiedt
Der erste große Höhepunkt war die Fete des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) am Abend in der Columbiahalle. Bei bester Stimmung und mitreißender Musik der Liveband Krachleder wurde ausgelassen Discofox getanzt, gesungen und gefeiert – der perfekte Einstieg in ein aufregendes Wochenende in Berlin. Mit der traditionellen Jugendveranstaltung des BDL ging es am Sonntag weiter. Nach einer politischen Diskussion über ländliche Entwicklung und die Zukunft der Landjugend stand das Theaterstück des Bundes Badischer Landjugend auf dem Programm. Das Stück thematisierte humorvoll die Suche nach der großen Liebe auf dem Land und brachte die Herausforderungen junger Menschen in ländlichen Regionen auf unterhaltsame Weise auf die Bühne. Anschließend hatten die Teilnehmer Zeit, über das Messegelände zu schlendern. Auch in diesem Jahr gab es zahlreiche kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt und aus den verschiedenen deutschen Bundesländern zu entdecken. Besonders beliebt war der Landjugendstand, der in diesem Jahr von der Landjugend Württemberg-Baden organisiert wurde. Hier wurden politische Themen auf kreative Weise präsentiert, was zu vielen interessanten Gesprächen und Diskussionen führte. Die Niedersachsenfete fand am Abend statt, ein weiteres Highlight des Wochenendes. Bei Livemusik der Band Deep Passion wurde bis spät in die Nacht getanzt und gefeiert.
Mit einem Besuch im Stasi-Museum begann der Montagmorgen. In den ehemaligen Räumen der Berliner Stasi-Zentrale tauchten die Teilnehmer in die Geschichte der Staatssicherheit der DDR ein. Besonders eindrucksvoll war die Vorstellung von Abhörtechniken und Überwachungsmechanismen der DDR. Dies war ein lehrreicher und eindrucksvoller Besuch, der den Teilnehmern die Bedeutung von Freiheit und Privatsphäre näherbrachte.
Über die Staatssicherheit der DDR informierten sich die Landjugendlichen im Stasi-Museum. Foto: Jasmin Untiedt
Am Nachmittag standen den Teilnehmern freie Stunden zur Verfügung. Einige nutzten die Zeit, um erneut über das Messegelände zu gehen oder an Veranstaltungen wie dem BDL-Jugendforum teilzunehmen. Unter dem Thema „Im Gespräch mit künftigen Spitzenpolitikern“ diskutierten junge politische Vertreter wie Tim Roschig (Bundessprecher der Linksjugend) und Lasse Rebbin (Jusos) über die Perspektiven der kommenden politischen Generationen. Es gab anregende Gespräche und einen intensiven Austausch über die politischen Herausforderungen der Zukunft. Der Abschluss des Wochenendes war wie immer der BDL-Landjugendball. Der Abend begann mit dem traditionellen Eröffnungswalzer der Landesvorsitzenden. Danach wurde zu Discofox und anderen Klassikern bis in die Nacht getanzt.
Leider hieß es am Dienstagmorgen dann schon wieder Abschiednehmen und Kofferpacken. Die Erinnerungen an das spannende und lehrreiche Wochenende bleiben jedoch noch lange im Gedächtnis. Auch wenn die Maul- und Klauenseuche in diesem Jahr eine besondere Herausforderung darstellte und daher einige gewohnte Elemente der Messe ausblieben, zeigte die Grüne Woche 2025 einmal mehr, wie wichtig der Austausch zwischen den Landjugendlichen aus ganz Deutschland ist.
Die Grüne Woche bleibt ein Symbol für das Gemeinschaftsgefühl der Landjugend und die Möglichkeit, sich über Themen der Landwirtschaft und des ländlichen Lebens auszutauschen. Die Landjugendlichen freuen sich bereits auf das nächste Jahr – wenn es wieder heißt: Berlin, wir kommen!
Der Bundestag hat das sogenannte Biomassepaket beschlossen. Durch das von SPD, Grünen und Union am Freitag vergangener Woche eingebrachte Gesetz zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird unter anderem das Ausschreibevolumen für die Jahre 2025 und 2026 deutlich erhöht. Ziel ist es, Biogasanlagen, die ansonsten aus der Förderung fallen würden, eine Anschlussperspektive zu bieten. Zudem wird der Anreiz verstärkt, die Anlagen flexibel zu betreiben – das heißt, gezielt in Zeiten mit wenig Wind und Sonne Strom zu erzeugen.
Konkret wird das Ausschreibevolumen in diesem Jahr auf 1.300 MW und 2026 auf 1.126 MW steigen (siehe Ausgabe 5). Dazu sollen nicht genutzte Volumen aus der Biomethan-Ausschreibung des Vorjahrs in das Segment für Biogas übertragen werden. Auch in den darauffolgenden Jahren ist ein moderater Anstieg der Ausschreibemengen vorgesehen. Anlagen, die an eine Wärmeversorgung angeschlossen sind, sollen bevorzugt gefördert werden. Die Anschlussförderung für die Anlagen wird von bisher zehn auf zwölf Jahre verlängert. Endgültig aufgehoben wird durch das Gesetz die sogenannte Südquote.
Verschärft wird die Regelung zum Maisdeckel. Die Substratobergrenze für Mais wird demnach in diesem Jahr nur noch 30 Masse-%, ab 2026 dann 25 Masse-% betragen. Dies entspricht einer Absenkung von jeweils 5 %. Laut Gesetzentwurf sollen dadurch für die Verstromung weniger Anbaubiomasse und dafür mehr Gülle-, Abfall- und Reststoffe eingesetzt werden.
EEG-Förderkosten steigen
Um Biogasanlagen zu flexibilisieren, wird künftig ein neues Fördermodell angewandt. Statt wie bislang die Vergütung an die Bemessungsleistung der Anlagen zu knüpfen, wird die Förderung für eine bestimmte Anzahl an Betriebsstunden gezahlt. Der Flexibilitätszuschlag wird zudem von bislang 65 €/kWh auf 100 € angehoben. Bei niedrigen Strompreisen entfällt die Förderung.
Vorgesehen ist zudem, dass Betreiber nach Erhalt des Zuschlages ihre Anlagen dreifach überbauen müssen. Im ursprünglichen Kabinettsentwurf war noch von einer vierfachen Überbauung die Rede. Für kleine Anlagen mit unter 350 kW Leistung gilt dagegen weiterhin die doppelte Überbauung. Auch haben Anlagenbetreiber nun dreieinhalb Jahre Zeit, statt wie zunächst vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) vorgesehen zwei Jahre, um die für die Flexibilisierung notwendigen Anpassungen an ihren Anlagen vorzunehmen.
Wie aus dem Gesetzentwurf hervorgeht, führen die Änderungen zu höheren Kosten für die EEG-Förderung im Vergleich zum Status quo. Zwar ermöglichen die Maßnahmen zur Flexibilisierung Einsparungen, doch die erhöhten Ausschreibemengen lassen die Förderkosten insgesamt steigen. Die Gesamtkosten des Pakets belaufen sich bis zum Förderende auf 11,47 Mrd. € – ein Anstieg von 1,52 Mrd. € gegenüber den aktuellen Regelungen im EEG.
DBV kritisiert Maisdeckel
Nachbesserungsbedarf hat bereits der Deutsche Bauernverband (DBV) angemeldet. „Die Zusammenarbeit der Fraktionen hat zwar zu einigen Verbesserungen am ursprünglichen BMWK-Entwurf geführt, allerdings konnten in der knappen Beratungszeit zentrale Schwachstellen nicht behoben werden“, erklärte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Hauptkritikpunkt des Verbandes ist die Absenkung des Maisdeckels. Diese „ideologisch motivierte Entscheidung“ schwäche einen wichtigen Baustein der Energiewende, so Krüsken. Denn ohne ausreichende energiereiche Substratmengen könnten Biogasanlagen laut Krüsken das Stromnetz nicht stabilisieren. Vor allem in den Wintermonaten sei dies allerdings erforderlich. Eine künftige Bundesregierung müsse dies zeitnah korrigieren. Für den Deutschen Raiffeisenverband greift die EEG-Novelle zu kurz. Die Änderungen seien zwar zu begrüßen, langfristig müssten die Ausschreibevolumina allerdings noch weiter erhöht werden.
Wienke Köhler arbeitet seit dem 1. Juli 2023 bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Bereich der Unternehmensberatung.
Sie hat eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht, dann ein Bachelorstudium an der Fachhochschule Osnabrück und ihren Master an der CAU in Kiel. Aufgewachsen ist sie auf einem landwirtschaftlichen Ackerbaubetrieb mit Direktvermarktung, auf dem sie neben der Arbeit bei der Landwirtschaftskammer weiterhin mitarbeitet.
Bei der Landwirtschaftskammer betreut Wienke Köhler die Mitglieder des Marktfruchtberatungsringes Landwirtschaftliche Wirtschaftsberatung Plön Nord e. V. zu betriebswirtschaftlichen Fragestellungen. Einmal jährlich wird eine Betriebszweigauswertung mit einem horizontalen Vergleich innerhalb des Beratungsringes erstellt. Außerdem gehören Liquiditäts- und Betriebsplanungen zu ihren Aufgaben, aber auch bei bürokratischen Themen wie Sammelantragsfragen gibt es für Landwirte Unterstützung. „Für mich ist es besonders spannend, dass ich die Betriebe durch den regelmäßigen Austausch und die detaillierte Erstellung der Betriebszweigauswertungen (BZA) sehr genau kennenlernen darf.“
Wienke Köhler ist erreichbar von Montag bis Donnerstag unter Tel.: 0 45 51-95 98 42 sowie per E-Mail unter: wkoehler@lksh.de
Auf Hof Köhncke im Kreis Stormarn werden seit drei Generationen Holsteiner Pferde gezüchtet. Alles begann mit der braunen Stute Aera, die den hauseigenen Stutenstamm 4539 begründete. Heute betreiben der Diplom-Agraringenieur Hanno Köhncke und seine Ehefrau, Pferdewirtschaftsmeisterin Marina Köhncke, den Hof mit dem Ziel, moderne Holsteiner Sportpferde zu züchten.
„Zu Zeiten meines Großvaters wurden Pferde im Rahmen der normalen Landwirtschaft gehalten und als Arbeitspferde eingesetzt“, berichtet Hanno Köhncke. Auch die Stute Aera, die sein Großvater im Jahr 1933 kaufte, wurde als Arbeitspferd und Zuchtstute eingesetzt. „In den 1950er Jahren wurden überall ganze Pferdebestände abgebaut und ihre Arbeitskraft durch den Trecker ersetzt. Auf unserem Hof durften einige Pferde bleiben, da mein Großvater weiterhin Interesse an der Zucht hatte“, ergänzt er. Besonders Aeras Urenkeltochter Gangsterin von Markgraf sorgte für die Verbreitung des Stamms. Sie stellte ihre Begabung im Springsport bis zur Klasse M unter Beweis. Unter ihren Nachkommen waren viele bis zur schweren Klasse erfolgreiche Spring- und Dressurpferde.
In der nächsten Generation stellte Hans Jürgen Köhncke 1970 die Milchviehhaltung ein und eröffnete einige Jahre später eine Hengststation des Holsteiner Verbandes. Schritt für Schritt verwandelte sich der ehemalige landwirtschaftliche Gemischtbetrieb in einen reinen Pferdebetrieb. „Natürlich veränderten sich mit der Zeit auch die Zuchtziele. Da Arbeitspferde nicht mehr gefragt waren, begann mein Vater, auf Sportpferde zu selektieren“, erklärt Hanno Köhncke.
Später wurde der Hof zu einem Treffpunkt für die Vielseitigkeitsreiter der Region, sodass Hans Jürgen Köhncke 1984 zusammen mit einigen Kollegen den Reitverein Badendorf gründete, um den Turnierreitern eine Heimat zu geben. Wie schon sein Vater hat Hanno Köhncke heute ehrenamtlich den Vorsitz des Reitvereins inne.
Alles inklusive
Marina Köhncke war hocherfolgreich in der Vielseitigkeit. Unter anderem mit dem selbstgezüchteten Let‘s Dance. Foto: Imago
„Nach meinem Landwirtschaftsstudium habe ich einige andere Dinge ausprobiert. Zeitweise arbeitete ich sogar in einem Büro, aber das war nichts für mich. Vor 25 Jahren kehrte ich dann auf den Hof zurück und habe ihn später übernommen“, erzählt der Züchter. Heute leben dort etwa 80 bis 100 Pferde. Der Hof umfasst 40 ha Grünland. „Wir haben immer zehn bis 15 eigene Zuchtstuten. Zusätzlich betreuen wir aber auch noch fremde Stuten. Für die Einsteller übernehmen wir den gesamten Service vom Abfohlen bis zur erneuten Trächtigkeit. Pro Jahr werden etwa 20 Fohlen auf unserem Hof geboren. Die Nachzucht kann bei uns aufwachsen und auch angeritten werden“, berichtet er.
Für die Ausbildung der Pferde ist Pferdewirtschaftsmeisterin Marina Köhncke zuständig. Unterstützung erhält sie von einer angehenden Pferdewirtin, die auf dem Hof ihre Ausbildung absolviert. Marina Köhncke errang als Vielseitigkeitsreiterin viele, auch internationale Erfolge. So erreichte sie bei den Weltreiterspielen 1990 in Stockholm den siebten Platz in der Einzelwertung. Mit der Mannschaft wurde sie bei den Olympischen Sommerspielen 2000 Vierte.
„Natürlich haben wir immer ein ganz besonderes Verhältnis zu den Pferden, die wir selbst gezüchtet und angeritten haben und die von meiner Frau erfolgreich in den Sport gebracht wurden“, erzählt Hanno Köhncke. Mit dem selbst gezüchteten Let‘s Dance wurde Marina Köhncke zwei Jahre in Folge Landesmeisterin von Schleswig-Holstein/Hamburg. Später übernahm Vielseitigkeitsreiterin Sandra Auffarth den Wallach und stellte ihn in CCI4*-Prüfungen vor.
Stamm, Wissen und Glück
„Zurzeit ist Zuccero das erfolgreichste Pferd im Sport aus unserer Zucht. Er wurde aber bereits als Fohlen an den Holsteiner Verband abgegeben“, sagt Hanno Köhncke. Der zwölfjährige Schimmel wird zurzeit von dem in Itzehoe ansässigen Schweden Rolf-Göran Bengtsson auf internationalen Springturnieren vorgestellt. Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris errangen Zuccero und Bengtsson mit dem schwedischen Team Rang sechs in der Mannschaftswertung.
Hengst Zuccero von Zirocco Blue stammt aus der Zucht von Hanno Köhncke. Bei Olympia in Paris errang er mit Rolf-Göran Bengtsson und dem schwedischen Team Rang sechs in der Mannschaftswertung.Foto: Imago
„Dieses Ausnahmepferd rückt unsere Zucht in den Vordergrund. Es ist eine tolle Erfahrung. Jeder gratuliert uns zu Zucceros Erfolgen“, freut sich Hanno Köhncke. „Trotzdem vergessen wir nie, dass diese Erfolge vor allem durch die gute Stutengrundlage möglich sind, die mir mein Vater hinterließ. Natürlich müssen auch das Wissen über die richtige Anpaarung und ein Quäntchen Glück hinzukommen, um so ein Ausnahmepferd zu züchten.“
Inzwischen hat sich die Hengststation in eine Besamungsstation verwandelt. „Wie in anderen Stationen auch erhalten wir Frischsamen von allen Verbandshengsten, darunter auch von Zuccero“, erklärt der Züchter. Unter Zucceros Nachkommen sind bereits drei gekörte Söhne und 14 prämierte Töchter.
Für Hanno Köhncke ist es selbstverständlich, sich auch ehrenamtlich in der Zucht zu engagieren. 15 Jahre lang war er Körbezirksvorsitzender in Stormarn-Lauenburg. Vor acht Wochen wurde er zum zweiten Vorsitzenden des Holsteiner Verbandes gewählt.
Vor fünf Jahren, am 28. Januar 2020, wurde der erste Fall mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutschland von einem Labor bestätigt. Zwei Tage später rief die Weltgesundheitsorganisation eine internationale Gesundheitsnotlage aus. Plötzlich stand die Welt im wahrsten Sinne des Wortes still. Das öffentliche Leben war verwaist. Überfüllte Krankenhäuser, Pflegepersonal, das bis an den Anschlag und darüber hinaus gearbeitet hat, schreckliche Krankheitsverläufe und viel zu viele Opfer mussten hingenommen werden. Quarantäne, Kontaktbeschränkung, Homeoffice waren dagegen die leichteren Folgen. Aber auch das hat am Ende schwer zu beurteilende Langzeiteinschränkungen bei vielen hinterlassen.
Zu Beginn der Pandemie gab es eine enorme Nachfrage nach Lebensmitteln. Viele Menschen legten Vorräte an, es kam regelrecht zu Hamsterkäufen. Die Landwirtschaft stellte sicher, dass genügend Produkte wie Obst, Gemüse, Fleisch und Milch produziert wurden, um den Bedarf zu decken. Die Versorgungsketten waren schnell angespannt, insbesondere wegen internationaler Handelshemmnisse und Logistikproblemen. Ein großes Problem der Landwirtschaft war der Arbeitskräftemangel. Besonders in der Erntezeit mussten viele Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland zu Hause bleiben, insbesondere aus Osteuropa, aufgrund von Reisebeschränkungen und Quarantäneregelungen.
Die Corona-Pandemie führte zu Veränderungen im Konsumverhalten der Bevölkerung. Besonders am Anfang wurden regional produzierte Lebensmittel sehr geschätzt. Die Nachfrage nach frischen Lebensmitteln, die direkt von lokalen Bauernhöfen stammten, stieg. Die Fleischindustrie, vornehmlich in großen Schlachtunternehmen, standen massiv unter Druck. Ausbrüche von Covid-19 in der Belegschaft führten zu Betriebsschließungen und zu massiven Verwerfungen in der Lieferkette. Dies führte zu Engpässen und zeitweise zu Preiserhöhungen. Einige Unternehmen mussten ihre Produktion einschränken.
Die Regierung ergriff während der Pandemie verschiedene Maßnahmen, um die Landwirtschaft zu unterstützen. Dazu gehörten Finanzhilfen, die Sicherstellung von Krediten und eine Erleichterung der Arbeitsbedingungen für Saisonarbeiter. Der Agrar- und Lebensmittelsektor in der gesamten EU stellte seine Krisenfestigkeit unter Beweis und versorgte Bürgerinnen und Bürger weiter mit hochwertigen und sicheren Nahrungsmitteln. Die Landwirtschaft spielte eine zentrale Rolle in der Krisenbewältigung der Corona-Pandemie. Sie war systemrelevant.
Gleichzeitig stehen Ernährungssicherung und Energieversorgung durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wieder auf der politischen Agenda ganz oben. Das Bewusstsein ist gereift: Landwirtschaft ist systemrelevant. Dazu brauche es eine entscheidungsfreudige Politik, die praktikable Rahmenbedingungen anbietet, die Wertschöpfung unterstützen und auf Wertschätzung beruhen.
Welche Folgen die Covid-19-Pandemie und die aktuelle geopolitische Entwicklung noch haben werden, lässt sich nicht vorhersagen. Der politische Lerneffekt steht aber fest, dass das Ernährungssystem robuster werden muss, um die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft zu verbessern und die Lieferketten fit für künftige Krisen zu machen. Die gute Nachricht ist: Die Landwirtschaft ist dieser Aufgabe gewachsen.mbw
Aktuell mehren sich Berichte über verstärkte russische Aktivitäten am Frontabschnitt bei Cherson. Einen Eindruck vom Zustand der Landwirtschaft im Oblast gab Dmytro Yunusov, Direktor des Amtes für Landwirtschaftliche Entwicklung und Bewässerung in Cherson, bei seinem in Besuch in Kiel als Mitglied der Delegation, die am 28. November 2024 zu Gast zu Gesprächen bei Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) war.
Die Situation der Bevölkerung und der Zustand der Landwirtschaft in den ehemals und noch besetzten Regionen der Ukraine sei besorgniserregend, schilderte Dmytro Yunusov aus eigener Erfahrung: „Cherson ist Hauptkampfgebiet. Die Stadt wird täglich von Drohnen angegriffen, jeden Tag sterben Kinder, Frauen und Männer.“ Die Delegation besuchte Kiel an dem Tag, als die gesamte Ukraine und die Stadt Cherson unter besonders starkem Beschuss durch Drohen standen.
Fruchtbare Getreide- und Gemüseanbauregion
Die Region Cherson im Mündungsdelta des Dnipro ins Schwarze Meer ist traditionell ein agrarisch starkes Anbaugebiet für Gemüse und Getreide und zählt zu den drei Regionen mit dem größten Anbau von Weintrauben, Sonnenblumen, Melonen und Weizen. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wurde die südukrainische Stadt Anfang März 2022 von den russischen Streitkräften eingenommen und stand fortan unter russischer Besatzung. Angesichts einer ukrainischen Gegenoffensive ab Sommer 2022 zogen sich die Russen Anfang November 2022 aus der Gegend um Cherson zurück, zerstörten dabei einen Großteil der kritischen Infrastruktur.
howka-Staudamms im Juni 2023 wurden 7.000 ha Land überflutet und 25.000 ha Agrarland waren nicht mehr nutzbar. In den nächsten Jahren wird die fehlende Bewässerung den Obst- und Gemüseanbau deutlich erschweren und stellenweise unmöglich machen.
Nach der Besetzung durch die russischen Angreifer hätten 50 % der Landwirte ihre Betriebe verlassen und seien geflohen, berichtete Yunusov. Die Betriebe seien von Vertretern der Besatzungsmacht oder von Kollaborateuren übernommen worden, die auf die Seite des Feindes gewechselt hätten. Viele Landwirte, die das Land verließen oder eine Kooperation mit den Besatzern ablehnten, hätten ihr gesamtes Vermögen verloren. Die Betriebe und Vermögen wurden von den Russen nationalisiert, also verstaatlicht, oder Kollaborateuren übergeben.
Getreide und Maschinen wurden geklaut
Ende 2024 war nach Einschätzung von Yunusov ein Drittel der Landfläche wieder befreit, das waren schätzungsweise 520.000 ha. 1,2 Mio. ha sind weiter besetzt. Das erste Problem, das sich beim Abzug der Russen ergab, war die Verminung der Felder, das betraf die gesamte Fläche. Von den 520.000 ha, die zurückgewonnen werden konnten, wurden 376.000 ha von Minen geräumt.
Was fehlt, ist Technik. Die Russen haben die Betriebe gestürmt, das Getreide aus den Silos abgefahren, die Technik gestohlen und alles auf das gegenüberliegende Dnipro-Ufer geschafft, viele Maschinen wurden dabei vernichtet. Durch den Getreidediebstahl fehlt Geld und vielen Betrieben Saatgut. Die ukrainische Verwaltung hilft, so gut es geht, doch kann die Unterstützung nicht ausreichen, um in Kriegszeiten fehlende Maschinen zu ersetzen.
Business-Modell für Techniküberlassung gesucht
Durch ein Unterstützungsprogramm privater Geber, den Victory Harvest Found, konnten 2024 in der Region 50 Mähdrescher und 15 Traktoren der Firmen John Deere und New Holland zur Verfügung gestellt werden. Victory Harvest wird ausschließlich durch die US-amerikanische Familienstiftung Howard G. Buffett Foundation finanziert.
Die staatliche Unterstützung liegt nach Aussagen des Direktors für Landwirtschaftliche Entwicklung bei 15 bis 25 % der Anschaffungskosten, wenn ukrainische Technik übernommen und im Inland gekauft wird.
„Aber das Maschinenangebot reicht bei Weitem nicht aus“, konstatiert Yunusov. „Wir bräuchten ein Business-Modell für die Überlassung gebrauchter Technik aus dem Ausland, damit es mit der Landwirtschaft hier weitergehen kann. Damit Familienbetriebe mit 50 bis 100 Hektar weiterarbeiten und zur Versorgung beitragen können.“ mbw
Litauen geht gegen Raubgetreide vor
Litauen, die Ukraine und Großbritannien wollen Russlands Handel mit Getreide aus den besetzten Gebieten der Ukraine unterbinden. Um die illegale Ausfuhr über den Transit durch den litauischen Seehafen in Klaipėda zu bekämpfen, soll dort die Herkunft des Getreides festgestellt werden. Der litauische und der ukrainische Landwirtschaftsminister sowie der britische Agrarstaatssekretär unterzeichneten am Rande des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) in Berlin eine Absichtserklärung.
Britische Technik soll dabei unterstützen, den Anbauort des Getreides zu bestimmen. Russland und „andere Länder mit erhöhtem Risiko“ sollen außerdem gesetzlich zum Nachweis der Herkunft von Getreidelieferungen verpflichtet werden.
Das litauische Klaipėda ist ein zunehmend wichtiger Umschlagplatz für ukrainische Güter. Im Herbst 2023 wurde eine Transitroute für ukrainische Agrarexporte durch die westlichen Grenzländer über den Hafen eingerichtet. Ende 2024 warb der litauische Verkehrsminister für den Ausbau des Schienentransportkorridors zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und der Ägäis.age
Es war das dritte Turnier des neuen Vorstands des Clubs der Springreiter (CdS) in den Holstenhallen und ein voller Erfolg. Auch die neu initiierte Norddeutsche Hengstschau lockte viele Zuschauer nach Neumünster.
„Wir sind superzufrieden“, sagte Jesse Luther, zweiter Vorsitzender des CdS, am Sonntag. Der Wittmoldter, Kreis Plön, konnte am dritten Turniertag durchatmen. Aufgrund der 1.800 Nennungen hatten er und die anderen Organisatoren entschieden, den Sonntag zum Amateurtag zu machen und die Jungpferdeprüfungen erst am Montag durchzuführen. „So können alle Profis zu Hause noch einmal ihre Youngsters vorbereiten“, erklärte er.
Auch Luther und sein Vorstandskollege Philipp Battermann-Voß aus Schülp, Kreis Rendsburg-Eckernförde, zogen dies in Erwägung. So guckten die Organisatoren nur in den Holstenhallen vorbei, um sicherzustellen, dass alles gut lief, und kümmerten sich dann um ihre Betriebe und ihre jungen Pferde.
Das erste S*-Springen hatte am Freitag die erst 16-jährige Vieca Sofie Bade mit Chades of Grey gewonnen. Ihre Erfolgsstute hatte die Reiterin aus Braderup, Kreis Nordfriesland, 2022 bereits in der Altersklasse der Children zur Teamgoldmedaille bei den Europameisterschaften geführt. Nun gehört das Paar zum Nachwuchskader der Junioren und macht regelmäßig auf sich aufmerksam. In Neumünster waren sie fehlerfrei und vor allem schnell: Ihre 51,52 s waren nicht zu schlagen. Lennert Hauschild und Cornochina holten in 52,34 s den Sieg in der zweiten Abteilung.
Die drittschnellste Zeit (52,38 s) lieferte Hannes Ahlmann mit dem Holsteiner Wallach Cayadino. Damit hatte sich Ahlmann anscheinend nur warm gelaufen, denn am Sonnabend gewann er das Springen der Klasse S* mit Stechen, das zugleich als Qualifikation für die nationale Tour bei den VR Classics fungierte. Die 30 Besten dürfen zwei Wochen später also wieder in den Holstenhallen reiten – darunter auch Jesse Luther und Philipp Battermann-Voß sowie die Vortagessiegerin Vieca Sofie Bade. „Das Wochenende mit einem Sieg abzuschließen, war natürlich besonders schön“, freute sich Ahlmann, der sich nun sehr motiviert fühlt und bei den VR Classics „vorn angreifen“ will.
Doch Hannes Ahlmann war nicht nur von seinem Sieg begeistert. „Das war eine sehr gelungene Veranstaltung. Ein tolles Turnier und eine super Hengstschau mit viel Potenzial“, sagte der 23-Jährige. Mit der Hengstschau hätten die Initiatoren etwas Großes ins Leben gerufen. „Das wird sich etablieren“, war er sich sicher.
Der kurzfristigen Einladung zur Hengstschau am Freitag waren mehrere Stationen gefolgt, und so wurden 27 Vererber unterschiedlichster Altersklassen präsentiert. Los ging es mit dem jüngsten Hengst, dem vierjährigen Explosion unter dem Sattel von Rasmus Lüneburg aus Hetlingen, Kreis Pinneberg. Der Sohn des Eldorado van de Zeshoek aus der Lüneburg‘schen Familienzucht beeindruckte durch seine Rittigkeit, seine große Galoppade und einen Sprung mit viel Kraft. Es war schön zu sehen, wie viel Ruhe und Vertrauen Lüneburg dem Hengst vermitteln konnte. Explosion ist auf dem Gestüt Hof Osterrade in Bovenau, Kreis Rendsburg-Eckernförde, stationiert.
Weitere Hengste kamen von der Station Ahlmann, dem Holsteiner Verband, dem Stall Witt in Wellinghusen, Kreis Nordfriesland, dem Gestüt Settmarshausen sowie dem Ausbildungsstall Gerdes, beide aus Niedersachsen. Sogar die Deckstation Schockemöhle hatte Hengste entsandt.
Die liebevoll inszenierte Vorführung der Vererber gipfelte in einem Barrierewettspringen von Ahlmann im Sattel von Armisson und Battermann-Voß mit Lyotard. Beide Reiter präsentierten ihre Sportpartner fehlerfrei und entspannt über 1,60 m.
Vor der Hengstschau hatten die Veranstalter zu einem Klönschnack in der Stallgasse geladen. „Es war rappelvoll“, freute sich Luther, und auch Ahlmann resümierte: „Der Talk war sehr spannend.“ Unter den rund 1.500 Zuschauern seien auch viele Züchter gewesen. Darauf will der CdS nun aufbauen. „Eigentlich soll das Herbstturnier die Leuchtturmveranstaltung sein“, erklärte Luther. Ob das bei dem Zuspruch so bleiben kann, muss abgewartet werden. „Es wird wohl noch mehr werden“, vermutete der Reiter. Erst einmal sind die Organisatoren sehr froh, dass die Sponsoren die Veranstaltung möglich gemacht haben und nun nicht nur sie selbst, sondern vor allem Reiter, Züchter und Zuschauer zufrieden sind.
Wenn Bäume älter werden, beschatten sie mit ihren umfangreichen Kronen größere Teile des Gartens. Man kann daraus das Beste machen, denn eine ganze Reihe Stauden und Zwiebelblumen liebt lichten Baumschatten. Mit richtiger Pflanzenauswahl und passender Bodenvorbereitung steht der Unterpflanzung nichts im Weg.
Eines gleich vorweg: Flach wurzelnde Bäume wie Fichte, Birke oder Spitzahorn nachträglich zu unterpflanzen, ist eine heikle Angelegenheit. Ihre Wurzeln durchdringen den Oberboden intensiv und machen es der Unterpflanzung schwer. Anders sieht es dagegen bei Tief- und Herzwurzlern wie Eiche, Kiefer, Apfelbaum und Vogelbeere aus. Sie lassen sich mit geeigneten Arten gut unterpflanzen.
Die Frühjahrsblüher dieser Rabatte erhalten während der Blütezeit ausreichend Sonne. Ab Mai schließt sich das Blätterdach. Foto: Karin Stern
Im Frühjahr dringt die Sonne durch die noch unbelaubten Baumkronen bis zum Boden. Dem natürlichen Vorbild entsprechend sind hier Zwiebelblumen und bodendeckende Stauden bestens aufgehoben. Sie blühen beizeiten, bevor sich das Blätterdach ab Mai über ihnen schließt. Besonders hübsch wirken hier die dichten Blütenteppiche des Blausternchens (Scilla). Die zart erscheinende, aber sehr robuste Zwiebelblume blüht weiß oder blau in der Zeit von Februar bis April. Schnell verwildert das Blausternchen über Tochterzwiebeln und Selbstaussaat, ohne dabei lästig zu werden. In der Nachbarschaft machen sich Schneeglöckchen (Galanthus) und Elfenkrokus (Crocus tommasianus) gut. Tipp: Nach dem Kauf zur herbstlichen Pflanzzeit die Zwiebeln schnell in den Boden bringen, sie trocknen leicht aus.
So üppig kann es Ende April unter Baumkronen zugehen. Foto: Karin Stern
Auch das Balkan-Windröschen (Anemone blanda) mag einen Platz unter Laugehölzen. Dieser hübsche Frühjahrsblüher sollte wirklich in keinem Garten fehlen. Als Faustregel für die Pflanzung gilt: zweimal so tief wie die Knolle hoch ist. Vor der Pflanzung werden die Knollen einige Stunden in zimmerwarmem Wasser eingeweicht. Anemone blanda liebt einen humosen, frischen Boden. Nach der Blüte von März bis April zieht der Frühlingsblüher vollständig ein. Die blau blühende Sorte ‚Blue Shades‘ passt toll zu gelben Nachbarn. Die weiß blühende ‚White Splendour‘ blüht sogar länger als die blauen Sorten.
Ergänzen lassen sich die Zwiebelblüher mit Stauden wie der Golderdbeere (Waldsteinia ternata) oder dem Lungenkraut (Pulmonaria). Die Golderdbeere verträgt klaglos Trockenheit und bildet mit oberirischen Ausläufern dichte Teppiche. Sie schmücken sich von April bis Mai mit gelben Blüten. Das Lungenkraut öffnet je nach Witterung bereits im März seine Blüten. Die bienenfreundliche Staude ist im Aufblühen rosa, später blauviolett. Bevorzugt wird ein frischer, feuchter und kalkhaltiger Boden.
Selbst im Sommer erreicht die Sonne den Bereich unter hohen Baumkronen oft für ein paar Stunden am Tag. Dies ist für viele pflegeleichte Bodendecker schon ausreichend. Zu nennen sind hier Elfenblume (Epimedium), Kleinblättriges Immergrün (Vinca minor) oder der Teppich-Hartriegel (Cornus canadensis). Er wächst nur 20 cm hoch und verbreitet sich über unterirdische Wurzelausläufer. Für ein gutes Gedeihen ist jedoch ein feuchter, schwach saurer Boden mit hohem Humusgehalt vorteilhaft. Unter diesen Voraussetzungen erfreut man sich im Juni an den cremeweißen Blüten, aus denen sich zahlreiche rote Früchte entwickeln.
Balkanstorchschnabel bildet einen dichten Teppich, der Unkraut keine Chance lässt. Foto: Karin Stern
Unbedingt empfehlenswert ist auch der Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum), der bestens auf durchlässigem, trockenem und nicht zu nährstoffreichem Boden zurechtkommt. Der lichte Schatten unter Baumkronen reicht meist auch Hortensien und Clematis aus. Es lohnt sich, ein wenig zu experimentieren. Tipp: Clematis ‚Nelly Moser‘ klettert bis zu 3 m am Baumstamm hoch.
Der Bereich unter Gehölzkronen lässt sich abwechslungsreich gestalten. Purpurglöckchen, Kaukasus-Vergissmeinnicht, Elfenblume und Bergenie bilden eine attraktive Gemeinschaft. Foto: Karin SternRhododendron, Purpurglöckchen, Lenzrose und Funkie harmonieren perfekt miteinander. Foto: Karin Stern
Am Rand der Baumscheibe wird der Boden meist mit Regenwasser etwas besser versorgt. Hier fühlen sich Funkie (Hosta), Purpurglöckchen (Heuchera), Große Sterndolde (Astrantia major), Fingerhut (Digitalis purpurea) und Nelkenwurz (Geum coccineum) wohl. Wunderbar lässt sich auch mit verschiedenen Blattformen spielen. Gefiederte Farnwedel stehen im spannenden Kontrast zu Stauden mit großflächigem Laub. Man kann sich zudem die gestalterischen Vorteile zunutze machen, die sich durch Verwendung unterschiedlicher Wuchshöhen ergeben. Besonders ansprechend wirkt eine ausgewogene Gemeinschaft aus Blüten- und Blattschmuckstauden in Begleitung von Ziergräsern und Farnen. Der langlebige Regenbogenfarn ‚Metallicum‘ (Athyrium niponicum) bringt mit seinen effektvoll gefärbten Wedeln Abwechslung ins Grün. Aufhellend wirken auch die cremeweißen Blattränder der Japan-Segge ‚Variegata‘ (Carex morrowii).
Regenbogenfarn ,Metallicum‘ fällt mit seinen ausdrucksstarken Wedeln aus dem Rahmen. Foto: Karin Stern
Bei der nachträglichen Unterpflanzung kommt es vor allem auf gute Startbedingungen für die Setzlinge an. Nach dem Entfernen von Unkraut wird die Pflanzstelle mit der Grabgabel gelockert. Tipp: Nicht umgraben, das ist sehr schwierig und verletzt Baumwurzeln. Auch das Aufschütten von Mutterboden sollte unterbleiben, da die Baumwurzeln in der Folge unter Sauerstoffmangel leiden können. Man wässert die Wurzelballen der Setzlinge gut, gießt die Fläche nach der Pflanzung an und bedeckt den Boden mit Rindenmulch. Dieser hält die Feuchtigkeit im Boden und liefert beim Verrotten wertvollen Humus. In den ersten beiden Jahren nach der Pflanzung achtet man bis Ende Juni auf eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit und entfernt regelmäßig das Unkraut. Im Frühjahr wird etwas reifer Kompost auf der Baumscheibe verteilt.
Efeu, Kleines Immergrün und Narzissen verschönern den Bereich unter den Birken.Foto: Karin SternWaldmeister, Fingerhut und Elfenblume sind hier miteinander kombiniert. Foto: Karin Stern
Die optimale Frühjahrsdüngung im Winterraps ist ein zentraler Baustein für die Ertragsbildung und die Qualität der Ernte. Dabei sind sowohl der richtige Zeitpunkt als auch die Menge und Art der Düngemittel entscheidend. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Aspekte der Frühjahrsdüngung im Winterraps unter Berücksichtigung fachlicher Kenntnisse und gesetzlicher Rahmenbedingungen. Vor dem Aufbringen von wesentlichen Nährstoffmengen an Stickstoff (50 kg N/ha) oder Phosphat (30 kg P2O5/ha) mit Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln muss eine Düngebedarfsermittlung (DBE) vorgenommen werden.
Winterraps gehört zu den Kulturen mit einem hohen Nährstoffbedarf. Insbesondere Stickstoff (N) und Schwefel (S) sind essenziell für das Wachstum, die Ausbildung von Schoten und die Entwicklung der Samen. Ein Rapskorn enthält zirka 43 % Öl und rund 17 % Eiweiß, das einen hohen Anteil der essenziellen schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein enthält. Daher ist für die Umsetzung von gedüngtem Stickstoff in diese Eiweißverbindungen eine adäquate Schwefelmenge notwendig. Der Schwefelbedarf liegt bei einem Ertrag von 40 dt/ha bei 40 kg S, wobei der im Boden mineralisierte Schwefel bei der Frühjahrsdüngung berücksichtigt werden sollte. Die Smin-Gehalte ausgewählter Standorte werden traditionell im Rahmen des Nitratmessdienstes, Teil 1 im Bauernblatt sowie auch auf der Homepage der Landwirtschaftskammer unter https://t1p.de/e69h2 veröffentlicht. Der Nitratmessdienst erscheint in Ausgabe 6.
Eine unzureichende Versorgung mit allen Nährstoffen kann zu Ertrags- und Qualitätseinbußen führen. Die Frühjahrsdüngung sollte so ausgerichtet sein, dass die über den Winter entstandene Nährstofflücke geschlossen und die Pflanze frühzeitig in ihrer Entwicklung unterstützt wird. Seitens des Handels stehen für die Frühjahrsdüngung im Raps die schwefelhaltigen N-Dünger, ASS oder SSA und weitere N-S-Düngemittel zur Verfügung. Es gibt auch Rapsdünger mit dem an typische Situationen angepassten optimalen N-S-Verhältnis von 5 zu 1.
Grundnährstoffe nicht vernachlässigen
Grundnährstoffe wie Phosphor (P), Kalium (K), Schwefel (S) und Magnesium (Mg) bilden die Grundlage für ein gesundes Wachstum und stabile Erträge. Die Höhe der Düngergabe richtet sich hier nach der Gehaltsklasse im Boden und ist in der Broschüre „Richtwerte für die Düngung“ aufgeführt. Die Nährstoffversorgung mit Kalium ist essenziell für zahlreiche Stoffwechselprozesse, einschließlich der Regulation des Wasserhaushalts. Zusätzlich trägt eine optimale Versorgung zu einer Verbesserung der Standfestigkeit und der Krankheitsresistenz bei. Der Kaliumentzug bei einem Ertrag von 40 dt/ha beträgt etwa 250 kg K2O/ha. In der Praxis wird ein Teil der Kaliumgabe häufig ins Frühjahr verschoben und kann in Kombination mit Magnesium ausgebracht werden. Im Handel sind kombinierte K2O-MgO-Düngemittel erhältlich. Die Magnesiumgabe kann auch in Kombination mit kohlensaurem Kalk verabreicht werden. Die Werte für die Grunddüngung und weitere notwendige Werte können den Tabellen im Kapitel 5 der „Richtwerte für die Düngung“ entnommen werden.
Auf richtigen Zeitpunkt der Düngung achten
Der Zeitpunkt der Düngung spielt eine entscheidende Rolle für die Effizienz der Nährstoffaufnahme und den Ertrag. Mit dem Vegetationsbeginn steigt der N-Bedarf des Rapses schlagartig an und ist mit Blühbeginn ab Mitte April bereits zu mehr als 90 % abgeschlossen. Zwischen Mitte März und Ende April nimmt der Raps in Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen täglich zirka 3 bis 5 kg N/ha auf. Dementsprechend sollte die Düngung bis zum Schossbeginn Anfang April abgeschlossen sein. Insgesamt kann Raps bis zum Blühbeginn potenziell 250 bis 280 kg N/ha aufnehmen.
Stickstoffbedarf und Düngebedarfsermittlung
Der N-Bedarf des Winterrapses variiert je nach Standort, Witterung und Ertrag. Eine präzise Düngebedarfsermittlung ist dabei unerlässlich und durch die Düngeverordnung gefordert. Diese berücksichtigt die im Herbst bereits gedüngte N-Menge. Zwei Beispielrechnungen für unterschiedlich entwickelte Rapsbestände sind in Tabelle 1 zu sehen. Die tatsächliche N-Aufnahme steht in Abhängigkeit von der Bestandesentwicklung und der Bodenbeschaffenheit. Stark entwickelte Bestände, die bereits große Mengen N im Herbst aufgenommen haben, sollten im Frühjahr reduziert gedüngt werden. Im Rahmen der DBE muss das fünfjährige Ertragsmittel als Berechnungsgrundlage zugrunde gelegt werden. Bei einem Ertragsdurchschnitt von 40 dt/ha beträgt der Stickstoffbedarfswert 200 kg N/ha. Die Nmin-Werte, die durch Bodenuntersuchungen im Frühjahr ermittelt werden, geben Aufschluss über die mineralischen N-Vorräte im Boden und müssen durch Abschläge in der DBE berücksichtigt werden. Beispiele für die Bedarfswertermittlung zeigt Tabelle 2. Weitere Fragen zur Berechnung der Düngung werden in den FAQ auf der Homepage der Landwirtschaftskammer beantwortet und sind unter folgendem Link zu finden: https://t1p.de/ex7mx
Erste Gabe: Vegetationsbeginn
Abhängig von der Witterung und der Befahrbarkeit der Böden sollte die erste N-Gabe nach Ende der Sperrfrist und pünktlich zu Vegetationsbeginn erfolgen. In dieser Phase hat die Pflanze einen hohen N-Bedarf und benötigt leicht verfügbare Nährstoffe und Energie, um die Blattmasse aufzubauen. Ziel ist es, die Grundversorgung sicherzustellen und das Wachstum frühzeitig optimal zu unterstützen. Abhängig von der Bestandesentwicklung können bereits 60 bis 70 % der Gesamtmenge an N in der ersten Gabe verabreicht werden. Hier sollte auch die Schwefelgabe erfolgen. Praxisüblich sind bis zu 2 dt/ha SSA, womit bereits 48 kg S und 42 kg N gedüngt werden. Die zweite Hälfte der ersten Gabe kann dann als N-Dünger mit reduzierter Wirkgeschwindigkeit erfolgen. Weitere Alternativen und Empfehlungen zur Gabenverteilung sind der Tabelle 3 zu entnehmen.
Zweite Gabe: Vor Schossbeginn
Die zweite Gabe sollte bestenfalls kurz vor Schossbeginn (BBCH 19/30) erfolgen. Auch hier sollte die Wahl des Düngemittels von der Witterung abhängig gemacht werden. Generell konnten für die verschiedenen N-Düngemittel in den Versuchen der Landwirtschaftskammer in der Vergangenheit keine großen Unterschiede in der Ertragsleistung festgestellt werden. Tendenziell ist Kalkammonsalpeter (KAS) etwas im Vorteil gegenüber Harnstoff, wobei sich die Effekte nicht systematisieren lassen. Diese hängen stark von der Jahreswitterung und den im Frühjahr vorliegenden Beständen ab.
Hat der Raps bereits seine oberirdische Pflanzenmasse reduziert, sollte die Gesamt-N-Menge angepasst werden. Tabelle 4 zeigt Rechenbeispiele für die gängigsten Stickstoff- und Schwefeldünger nach dem Verteilungsschema aus Tabelle 3. Sie sind beispielhaft für einen N-Bedarf von 165 kg N/ha im Frühjahr und geben in etwa die Empfehlung für die Düngung der Raps-Wertprüfungen wieder. Zudem liegt dieser Wert im Mittel der in den LSV gedüngten N-Mengen.
Düngerwahl und Applikationstechnik
Witterung und Standortbedingungen entscheiden über die Wahl der N-Zusammensetzung in den Düngemitteln. Nitratbetonte Dünger sind eher bei niedrigen Bodentemperaturen vorteilhaft, da der Stickstoff den Pflanzen sofort zur Verfügung steht. Ammoniumbetonte Dünger wirken hingegen langsamer. Die Aufnahme von Ammonium ist von der Nährstoffsituation im Boden abhängig, zudem wird es im Boden langsamer in den Wurzelraum verlagert. Dieser Prozess hängt von Umweltfaktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit und pH-Wert ab. Im Gegensatz dazu ist Nitrat sofort pflanzenverfügbar und deutlich mobiler im Boden. In Tabelle 5 sind Düngemittel und ihren Wirkungsgeschwindigkeiten aufgelistet. Die Applikation sollte so präzise wie möglich erfolgen, um Nährstoffverluste zu minimieren. Moderne Düngerstreuer mit GPS-gesteuerter Applikationstechnik können dabei helfen, die Düngung quadratmetergenau an den Bedarf des Bestandes anzupassen.
Einsatz von Wirtschaftsdüngern
Zusätzlich ist darauf zu achten, dass die Aufbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern (zum Beispiel Gülle) auf bestelltem Ackerland ausschließlich streifenförmig oder direkt in den Boden erfolgen muss. Der berechnete N-Düngebedarf kann sowohl über Mineraldünger als auch über organische Düngemittel gedeckt werden. Eine Standard-Schweinegülle weist gemäß Richtwerten folgende Nährstoffgehalte je Kubikmeter auf: 3,6 kg Gesamt-N; 2,9 kg NH4-N; 1,6 kg P2O5; 2,3 kg K2O; 0,7 kg MgO und 1,5 kg CaO. Der in der Gülle enthaltene Phosphor ist zu 100 % anzurechnen. Somit werden über eine Güllegabe von 20 m³ bereits 32 kg P2O5 und 46 kg K2O geliefert. Grundsätzlich ist nach Düngeverordnung auch der Bedarf schriftlich zu ermitteln. Dieser orientiert sich an der P-Bodenversorgung sowie den zu erwartenden Erträgen und Qualitäten. Es ist darauf zu achten, dass ab einer P-Bodenversorgung von mehr als 25 mg P2O5 (DL-Methode) die Güllemenge auf die P-Menge begrenzt werden muss, die durch die Ernteprodukte abgefahren wird. Infolgedessen kann die nötige Stickstoffmenge für Raps häufig nicht durch organische Düngung erreicht werden, sodass mineralisch nachgedüngt werden muss. Im Rahmen einer Fruchtfolgedüngung mit P kann die voraussichtliche Phosphatabfuhr für einen Zeitraum von höchstens drei Jahren zugrunde gelegt werden. Die P-Abfuhr liegt hier im gewählten Beispiel mit 40 dt/ha Rapsertrag bei 70 kg P2O5. Im Jahr der Aufbringung ist jedoch der anrechenbare Stickstoffanteil der Gülledüngung entsprechend der Tabelle in den „Richtwerten für die Düngung“ in der Bedarfsermittlung anzusetzen. Zudem ist beim Einsatz von Wirtschaftsdüngern zu beachten, dass die Obergrenze von 170 kg N/ha in der Nitrat-Gebietskulisse flächenscharf einzuhalten ist. Außerhalb der N-Kulisse gelten die 170 kg für den Betriebsdurchschnitt.
Einfluss der Herbstentwicklung
Die Bestandesentwicklung im Herbst hat einen großen Einfluss auf die Düngeplanung im Frühjahr. Stark entwickelte Bestände, die bereits eine hohe Stickstoffaufnahme im Herbst aufweisen, sollten im Frühjahr nicht zu stark angedüngt werden, da dies das Risiko für Lagerbildung und Krankheiten erhöht. Schwache Bestände hingegen profitieren von einer startbetonten N-Düngung, um die Pflanze in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Mithilfe der Frischmassemethode lässt sich der im Herbst aufgenommene Stickstoff ableiten, wodurch sich mögliche Konsequenzen für die Frühjahresdüngung ergeben können. Anhand des oberirdischen Rapsbestandes werden Zu- beziehungsweise Abschläge zum N-Düngebedarf ermittelt, die auf maximal 15 kg N/ha beziehungsweise 10 % des Düngebedarfs begrenzt sind. N-Düngezuschläge für Flächen innerhalb der N-Kulisse können gemäß § 13a Absatz 2 Satz 1 Nummer 1 nur bis in Höhe der verringerten jährlichen betrieblichen Gesamtsumme des N-Düngebedarfs zur Geltung gebracht werden. Tabelle 1 zeigt dazu einige Beispiele. Das Nachweisprotokoll zur Ermittlung der Zu- und Abschläge nach Frischmasse ist auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer bereitgestellt unter https://t1p.de/njmyw
Mikronährstoffe nicht vergessen
Der hohe Bedarf an Mangan (Mn), Bor (B), Zink (Zn) und Molybdän (Mo) spielt im Raps eine große Rolle. Die Entzüge belaufen sich pro Hektar auf 298 g B, 58 g Cu, 1.251 g Mn, 410 g Zn und 13 g Mo bei einem Kornertrag von 45 dt/ha und einem Strohertrag von 77 dt/ ha und sind den Tabellen aus den „Richtwerten für die Düngung“ zu entnehmen. Mikronährstoffe sollten daher am besten als Blattdünger mit dem Einsetzen des Schossens und dem Sichtbarwerden der ersten Knospen zum BBCH-Stadium 39/51 gegeben werden. Insgesamt sind die Hinweise der Hersteller bei der Mikronährstoffdüngung unbedingt zu beachten, insbesondere in Bezug auf die Mischbarkeit der Produkte mit Pflanzenschutzmitteln.
Fazit
Die Frühjahrsdüngung im Winterraps ist ein komplexer Prozess, der eine sorgfältige Planung erfordert. Der richtige Zeitpunkt, die optimale Nährstoffzusammensetzung und der Einsatz moderner Technologien sind entscheidend für eine erfolgreiche Ernte. Es sollte auf eine standortspezifische und witterungsabhängige Düngeplanung gesetzt werden, um den Einsatz von Düngemitteln effizient und umweltfreundlich zu gestalten. Nur durch eine präzise und bedarfsgerechte Düngung kann das volle Potenzial des Winterrapses ausgeschöpft werden.