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Die schönste Kuh Schleswig-Holsteins kommt aus Ruhwinkel

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Alle zwei Jahre veranstaltet die Rinderzucht Schleswig-Holstein eG (RSH) die Schau Neumünster am Abend unter dem Motto „Sterne stehen nicht nur am Himmel, sondern auch im Stall“. Infolge der durch die Pandemie bedingten Terminverschiebung fand sie erstmals im Oktober statt. Der Besucherzuspruch dieser auch überregional stark beachteten Rinderzucht-Gala ist ungebrochen.

In seinem Grußwort brachte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) die hohe Wertschätzung der Rinderhaltung durch die Landesregierung zum Ausdruck und dankte den Milcherzeugern für ihre Arbeit. Die an diesem Abend präsentierte, in Deutschland einmalige Rassevielfalt auf einer Verbandsschau wurde durch die erstmalige Beteiligung von zwei Gruppen Jersey-Kühen nochmals erweitert. Ein international besetztes Preisrichterkollegium, bestehend aus Armand Braun (Luxemburg), Stefan Widmer (Schweiz) für die Abteilung Schwarzbunt, Henk Lutke Willink (Niederlande) für die Abteilung Rotbunt Doppelnutzung (DN), Thomas Hannen (Tönisvorst) für die Abteilung Rotbunt Red Holstein (RH) und Lambert Weinberg (Isterberg) für die Abteilung Angler und Jersey, traf souveräne Entscheidungen. Als Hauptsponsoren unterstützen die Firmen Schaumann, Pinneberg, und das Lely Center Böklund dankenswerterweise dieses Event großzügig, dadurch war es wieder möglich, alle erfolgreichen Züchter mit Siegerschecks auszuzeichnen.

Den Auftakt bildeten vier Klassen des Jungzüchterwettbewerbes. Anschließend präsentierte die RSH sechs Nachzuchtgruppen. Auch wenn im Zeitalter der genomischen Selektion auf vergleichbaren Veranstaltungen eher weniger Nachzuchtgruppen vorgestellt werden, legt die RSH Wert auf die Präsentation von Nachzuchten von töchtergeprüften Vererbern, um ausreichende züchterische Breite zu erhalten. Ingo Schnoor, Koordinator der Zuchtprogramme der RSH, kommentierte die schwarzbunten Nachzuchten von „Senator“ und „Freezer“ sowie die Nachzuchtgruppe von „Systole“, einem Vererber der Rinderallianz. Claus Peter Tordsen, verantwortlich für das Angler-Zuchtprogramm der RSH, stellte die Töchter des aktuellen Spitzenvererbers „Vojens“ vor. Bei den rotbunten Nachzuchten wurden Töchter von zwei heterozygot hornlosen Vererbern vorgestellt, „Aperol P“ bei RH und „Rover P“ bei DN, die von Günter Koch als Verantwortlichem kommentiert wurden. Bei der anschließenden Siegerauswahl der Nachzuchten setzte sich die „Systole“-Tochter Sydney aus der LWB Gropp GbR, Klockow, durch, welche die Glanzpunkte ihres Vaters, glasklare Fundamente und beste Euter, zum Ausdruck brachte.

Im folgenden Einzelkuhwettbewerb waren bei den schwarzbunten Kühen die Siegertitel gegenüber 2020 breiter verteilt. Das Siegerjungrind „Bisa“ (von „Crushtime“) und die Siegerfärse „Ayla“ (von „Denver“) stellte Dirk Huhne, Kasseedorf. Andreas Bewersdorff, Ruhwinkel, setzte sich klar mit seiner „Sidekick Lucy“ (von „Sidekick“) bei der Siegerauswahl in den jungen Kuhklassen durch. In den mittleren Kuhklassen sicherte sich Frank Thomsen mit „Vespa“, einer „Lottery“-Tochter, den Siegertitel. Die Wendell GbR, Beringstedt, errang mit der „Ladd P“- Tochter „Viktoria“ den Siegertitel in den alten schwarzbunten Kuhklassen.

Bei den rotbunten DN-Kühen stellte Thies Karstens, Tensbüttel-Röst, mit „Ulla“ von „Opex DN“ die Siegerin.

Bei den Red Holsteins war Kai Schramm, Wanderup, mit der „Doral“-Tochter „Fantastic“ erfolgreich, die den Jungrinderwettbewerb für sich entschied. Sieger der jungen Kuhklassen wurde „Supergirl“, eine „Jordy“-Tochter aus der Zucht von Dirk Huhne. Die „Brekan“-Tochter „Electra“ von der Gonnsen GbR, Struckum, sicherte sich den Siegertitel der mittleren Kuhklassen. In den alten Kuhklassen hatte die „Edway“-Tochter „Rakete“ als Siegerin die Nase vorn, sie kommt aus der Zucht von Frank Sievers, Beidenfleth.

Bei den Anglern konnte „Atlantis“, einer Tochter von „VR Heroo P“ von Claus-Heinrich Jacobsen, Holtsee, den Jungrinderwettbewerb als Siegerin für sich entscheiden. Die Siegerin der jungen Kuhklassen, „Waltraut“, eine „VR-Crone“-Tochter, kommt aus dem gleichen Stall. Mit „ZDF“ stellte Markus Fuschera-Petersen, Fahrdorf, die Siegerin der „Vojens“-Nachzucht. Siegerin der alten Kuhklassen bei den Anglern wurde „Vinchen“, eine „Odin“-Tochter aus der Zucht von Michael Petersen, Taarstedt.

Bei den Jersey-Kühen wurde „Vicky“ von Christopher Kiehne, Schwedeneck, eine Tochter von „VJ Juris“, mit dem Siegertitel ausgezeichnet.

Erstmals wurde im Richtwettbewerb ein Junior Champion gekürt, dazu traten die jeweils erstplatzierten Färsen aller Rassen in den Wettbewerb. Das Richtergremium entschied sich schließlich für die „Twix“-Tochter „Zenzi“ von der Andersen GbR, Rosgaard, die sich als nahezu idealtypische Rassevertreterin präsentierte. Sie wurde außerdem mit einem Milchtaxi der Firma Holm & Laue belohnt.

Zum abschließenden Höhepunkt der Richtentscheidungen, der Auswahl des Grand Champion, zeigten in der stimmungsvoll abgedunkelten Halle alle Siegerkühe eine eindrucksvolle Parade. „HaH Sidekick Lucy“ von Andreas Bewersdorff war an diesem Abend nicht zu schlagen. „Lucy in the Sky with Diamonds“ lautet ein Pop-Klassiker und in Verbindung mit dieser Ausnahmekuh wird damit dem Motto der Schau entsprochen.

Minister Schwarz ehrt die Siegerin der rotbunten RH-Nachzucht, die „Aperol“-Tochter „Windlicht“ der Familie Stahl, Neuendeich. In der Mitte Thorge Jensen vom Lely Center Böklund mit dem Siegerscheck.

Berufe-Film zur Hauswirtschaft ist online

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Gelungene Filmpremiere auf dem Ferienhof Radlandsichten in Malente. Der Videoclip zum Beruf Hauswirtschafter/-in ist online auf dem YouTube-Kanal der Landwirtschaftskammer. Kammerpräsidentin Ute Volquardsen bedankte sich bei Lydia und Hermann Früchtenicht, die mit ihrer gleichnamigen Stiftung die Produktion des Filmes ermöglicht haben. 

Tanz der Lipizzaner

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Die weltberühmten weißen Hengste der Spanischen Hofreitschule zu Wien sind am zweiten Adventswochenende anlässlich des Trakehner Hengstmarktes in den Holstenhallen in Neumünster zu Gast. Die Chance, diese Hochkultur der klassischen Reitkunst live aus nächster Nähe zu erleben, ist nicht nur für eingeschworene Pferdefreunde eine einmalige Gelegenheit.

Am 19. Mai 1580 legte Erzherzog Karl II. von Innerösterreich fest, dass Lipitza zu „Ihro Durchlaucht Gestüt“ ernannt werde, „allda die besten Pferde gezüchtet und dem kaiserlichen Hofe zugeführt werden“. Ähnlich wie die Trakehner mussten auch die Lipizzaner aufgrund von Kriegen mehrfach fliehen, zum letzten Mal im Zweiten Weltkrieg. Zwischen 1941 und 1942 wurden sämtliche Lipizzaner im tschechischen Staatsgestüt Hostau in Böhmen zusammengezogen. Deutsche Gestütsoffiziere spielten dann im April 1945 alle Pferde der heranrückenden amerikanischen Armee in die Hände. Diese brachte die Pferde in der „Operation Cowboy“ in den für sie sicheren Westen.

Geschichtsträchtige Rasse

Doch nicht nur die Lipizzaner selbst haben eine lange Geschichte. Die Spanische Hofreitschule zu Wien ist eine Institution der Superlative. Mehr als 450 Jahre wechselvoller Geschichte haben sie zu einem Hort der Hohen Schule der Reitkunst geformt, die in der ganzen Welt ihresgleichen sucht. Die Ausbildung der Hengste und der Bereiter hat eine jahrhundertelange Tradition.

Ein junger Lipizzaner beginnt seine Ausbildung im Alter von ungefähr vier Jahren. Etwa sechs Jahre dauert die Ausbildung zum Schulhengst und erst mit Beherrschen der Lektionen der Hohen Schule darf er in der berühmten Großen Schulquadrille auftreten. Zehn bis 15 Jahre sind die weltberühmten Schimmel nach dieser sorgfältigen Lehrzeit im Dienst. Bei jedem Schulhengst werden besondere Begabungen für die schwersten Lektionen der Hohen Schule gefördert und gleichzeitig sind sie „Professoren“ für den Reiternachwuchs. Denn die Bereiter und seit 2008 auch Bereiterinnen durchlaufen ebenfalls eine mindestens acht- bis zehnjährige Lehrzeit, vom Eleven über den Bereiteranwärter zum Bereiter und in einigen Fällen zum Oberbereiter.

Kulturelle Tradition steht in der Welt der Lipizzaner Seite an Seite mit modernen Zeiten: Seit gut 100 Jahren gehen die weißen Hengste mit ihren Bereitern als „Kulturbotschafter“ auf internationale Tourneen. Nach einer pandemiebedingten Reisepause von mehreren Jahren geht es in diesem Herbst auf die bisher größte Europatournee – und die beginnt in den Holstenhallen in Neumünster.

Die Courbette zählt zu den Schulsprüngen der Hohen Schule. Auf den Hinterbeinen stehend macht das Pferd mehrere Sprünge hintereinander. Foto: SRS Rene Van Bakel

Logistisches Meisterwerk

26 Hengste reisen mit einem Transportunternehmen zunächst nach Norden – Neumünster, Kopenhagen und Oslo – und anschließend nach Paris und Basel. Acht Bereiterinnen und Bereiter, darunter zwei Oberbereiter, sowie der Stallmeister und die vertrauten Pfleger begleiten die schneeweißen Stars – und die Reiseplanung ist ein logistisches Meisterwerk.

Das beginnt mit der Platzverteilung in den Transportern, wo sich die Hengste auf der Fahrt vertragen müssen, geht weiter mit der Aufstallung und dem Training am Zielort, der Organisation des gewohnten Futters und der umfangreichen Ausrüstung. Auf die Reise gehen 36 Transportkisten mit rund 4 t Equipment, darunter weiße Hirschledersättel, Goldzäume, Samtschabracken, die berühmten Birkengerten und die Uniformen der Bereiter.

In den Holstenhallen erwarten drei 90-minütige Vorführungen mit Höhepunkten der klassischen Reitkunst die Besucher. Dazu zählen die Darbietung „Am Langen Zügel“, die berühmten Schulsprünge Levade, Courbette und Kapriole sowie die „Große Schulquadrille“ mit acht Hengsten. Die Vorführungen am Mittwoch, 30. November, Donnerstag, 1. Dezember, und Sonntag, 4. Dezember, rahmen den 60. Trakehner Hengstmarkt ein, der mit Hengstkörung, Auktionen und großem Rahmenprogramm gefeiert wird.

Kartenverlosung

Das Bauernblatt verlost fünfmal zwei Tickets für die Aufführung der Spanischen Hofreitschule zu Wien am Mittwoch, 30. November. Die Preisfrage lautet: Wie alt sind die Lipizzaner, wenn die Ausbildung beginnt?

Die richtige Antwort mit Absenderadresse und Telefonnummer entweder an: ­redaktion@bauernblatt.com oder per Post an: Bauernblatt GmbH, Stichwort „Pferdeseiten“, Grüner Kamp 19-21, 24768 Rendsburg. Einsendeschluss ist Freitag, 18. ­November.

pm

Saison für Spätgemüse

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Wer beizeiten Herbst- und Wintergemüse gepflanzt oder gesät hat, kann sich jetzt mit frischem Grünzeug versorgen. Die kältefesten Züchtungen wachsen bei mildem Wetter noch weiter und legen vor allem geschmacklich zu. Sie können während der gesamten kalten Jahreszeit frisch geerntet oder durch geeignete Lagerung bis zum Frühjahr verzehrt werden.

Schon beim Kauf der Samen oder Jungpflanzen sollte man auf entsprechende Sorten des jeweiligen Gemüses achten. Einige Sorten von Porree und Rosenkohl kommen mit Minusgraden nicht zurecht, andere hingegen schon. Absolut frosthart mit einem Erntetermin von November bis Februar sind Rosenkohl ‚Thor‘, ‚Igor‘ und ‚Hilds Ideal‘. Porree ‚Blaugrüner Winter‘ und ‚De Carentan 2‘ gelten ebenfalls als sehr frostfest.

Feldsalat ,Verte de Cambrai‘ ist eine wüchsige, ertragreiche und sehr winterharte Sorte. Foto: Karin Stern

Wer Spätgemüse möglichst lange auf dem Beet stehen lassen möchte, sollte sich daher die Sortenbeschreibung auf der Rückseite der Samentüte genau anschauen.
Ein weiterer Aspekt ist die Witterung. In feuchten Wintern kann auch winterharter Feldsalat von Pilzen befallen und damit ungenießbar werden. Kälte schadet ihm weniger als Nässe. Tipp: Bereits Ende Juli mit der satzweisen Aussaat von Feldsalat beginnen und die Sorten entsprechend der Aussaatzeit wählen. Die fortlaufende Ernte ist ab Mitte September möglich. Wenn die Blätter oberhalb des Herzens abgeschnitten werden, treibt Feldsalat neu aus. Der zweite Schnitt ist ebenso ertragreich wie der erste. Allerdings verzichtet man bei dieser Form der Ernte auf die beliebten Rosetten.

Bei gefrorenem Boden lässt sich Wurzelgemüse oder Porree nicht ausgraben. Erfahrungsgemäß ist es daher meist besser, lagerfähiges Gemüse so lange wie möglich auf dem Beet zu lassen und vor einer längeren Frostperiode einzulagern. Wurzelgemüse legt man dafür schichtweise mit Erde in Wannen oder Kisten. Frostfrei in Schuppen oder Keller untergebracht, bleibt das Gemüse über Wochen frisch und kann fortlaufend in der Küche verwendet werden.

Bei gefrorenem Boden lässt sich Wurzelgemüse nicht ausgraben, daher sollte rechtzeitig geerntet werden. Foto: Karin Stern

Des Gärtners Tugend, die Geduld, ist auch bei spätem Gemüse gefragt. Möhren, Pastinaken, Sellerie, Endivien, Zuckerhut & Co lassen sich Zeit mit dem Wachsen. Je länger sie auf dem Beet stehen, desto besser fällt das Aroma aus. Frost ist für den guten Geschmack nicht unbedingt notwendig, denn auch länger andauernde Kältephasen verlangsamen den Stoffwechsel der Pflanzen. Die Folge: Zucker und andere Aromastoffe werden nicht mehr umgewandelt, sondern sammeln sich in Knollen, Rüben und Blättern.

Dies gilt auch für Grünkohl. Er bleibt auf dem Beet stehen und wird fortlaufend geerntet. Rot- und Weißkohl vertragen kurzzeitig ein paar Minusgrade, auf Dauer leidet jedoch die Qualität der Köpfe. Die traditionelle Rotkohlsorte ‚Marner Lagerrot‘ reift sehr langsam und legt sogar im November noch an Gewicht zu. Bei angekündigtem Dauerfrost sollte Kohl jedoch rechtzeitig geerntet und eingelagert werden. Dies gilt auch für die Steckrüben, die in Erde eingeschlagen bis zum Frühjahr frisch bleiben. Knollensellerie verleiht Suppen und anderen Speisen eine herzhafte Note. Wie Pastinaken belegt dieses Gemüse vom Frühjahr bis zum Frost das Beet. Damit sich große, runde Knollen ausbilden, sollten die Jungpflanzen möglichst hoch gesetzt werden. Im Verlauf der Kultur nur oberflächlich hacken, sonst bildet Sellerie viele grobe Wurzeln. Bei der Ernte vor dem Frost schlägt man die Knollen so in Erde oder feuchten Sand ein, dass die Herzblätter und der Knollenkopf noch sichtbar sind.

Leicht Fröste machen Zuckerhut nichts aus. Foto: Karin Stern

Zuckerhutsalat zählt wie Radicchio und Chicorée zu den sogenannten Zichoriensalaten. Im Gegensatz zu den anderen Varianten schmeckt Zuckerhutsalat weniger bitter und zeichnet sich durch relativ zarte Blätter aus. Im Allgemeinen kommen Zichoriensalate mit geringen Minusgraden gut zurecht. Zuckerhut verträgt sogar Temperaturen bis –8 °C. Dennoch verlieren die Blätter ihren knackigen Biss, wenn sie ein paar Mal durchfrieren und wieder auftauen. Daher empfiehlt es sich, flexibel auf die Wettervorhersage zu reagieren. Direkt über dem Boden abgeschnitten, in Zeitungspapier eingeschlagen und in Kisten gestellt, lassen sich Zichoriensalate eine Zeitlang lagern. Wer noch größere Mengen an Endivien auf dem Beet zu stehen hat, kann sie bei regnerischem Wetter mit einem Folientunnel überbauen. Vorteilhaft ist auch der Anbau im Frühbeet, da die Überdachung das Nässeproblem von vornherein vermeidet. Tipp: Frühbeete können auch noch nachträglich bei Bedarf über nässeempfindlichen Kulturen aufgebaut werden.

Schwarzwurzeln werden ab Anfang November geerntet und frisch in der Küche verarbeitet. Der optimale Erntetermin ist erreicht, wenn das Laub vergilbt und einzieht. Bei der Ernte beschädigte Wurzeln sollten sofort zubereitet werden. Unverletzte, gesunde Stangen lassen sich wie Pastinaken oder Möhren lagern. Tipp: Die schwarze Schale der Schwarzwurzeln mit dem Sparschäler entfernen und die Stangen sofort in Zitronenwasser legen. So bleiben sie weiß. Mit Zitronensaft lassen sich auch die durch den Milchsaft an den Händen verursachten braunen Flecken entfernen.

Bis in den November hinein bleiben die Blätter der Schwarzwurzeln grün. Die Wurzeln erntet man, bevor der Boden friert. Foto: Karin Stern

Neue Ideen für alte Hausformen

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Haubarg, Geesthardenhaus, Hallenhaus, Katen – jede Region ist geprägt von dem für sie typischen Baustil vergangener Zeiten, basierend auf damaligen, meist landwirtschaftlichen Arbeits- und Wohnzwecken. Für heutige Verhältnisse spielen sie kaum mehr ein Rolle und werden zunehmend durch moderne, oft auch ausländische Bauweisen verdrängt. Wie lässt sich regionale Baukultur für zeitgemäße Wohn- und Nutzungsarten weiterentwickeln, um sie zu erhalten? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Projekt „Bordesholmer Haus“, in dem Fachhochschulstudenten drei verschiedene Nutzungskonzepte entwickelten.

Regionale Baukultur neu denken, alte Werte neu entdecken – das sind die Ansätze des Projektes. „Dabei geht es nicht darum, Vorhandenes zu kopieren, sondern mit Blick auf Funktion und Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln“, erklärt der Bürgermeister der Gemeinde Sören und stellvertretender Landrat des Kreises Rendsburg-Eckernförde, Manfred Christiansen, als Initiator und Leiter des Projektes.

Die Idee dazu entwickelte sich bei ihm unter anderem aus einer China-Reise vor einigen Jahren. „Ich besuchte den Drei-Schluchten-Staudamm im Jangtsekiang und erfuhr vor Ort von der Problematik der Einwohner, die durch Zwangsumsiedlung in höhere Bergregionen unter anderem ihre ursprüngliche Behausungen und somit ihre Heimat verloren, da die neuen Zweckbauten nicht denen ihrer heimatlichen Umgebung entsprachen. Gleichzeitig reiste mein Sohn mit einer Wirtschaftsdelegation durch Japan und lernte die Weiterentwicklung japanischer Baukultur mit neuen Baustoffen kennen“, erinnert sich Christansen. Nach einem Erfahrungsaustausch stellte sich ihm die Frage: „Warum nicht auch über die Weiterentwicklung des Bordesholmer Hauses nachdenken?“ Dabei soll es beim Um- oder Neubau in erster Linie darum gehen, regionaltypische Bau- und Stilelemente des Hauses aufzugreifen und diese mit neuen Techniken und Materialien zu einem den heutigen Ansprüchen angepassten Bau- und Nutzungskonzept weiterzuentwickeln, also Altes mit Neuem zu verbinden. Niemand wolle mehr in eine Kopie eines alten Bauernhauses ziehen, „aber wenn wir es schaffen, die regionaltypische Architektur mit neu geschaffenen Werten zu verbinden, tragen wir damit zum Erhalt ­wertvoller Baukultur bei“, so Christiansen.

Ihm falle immer öfter negativ auf, wie Menschen beim Hausbau im ländlichen Raum unter anderem versuchten, ihre Urlaubserinnerungen an Schweden, die Toskana oder andere Länder zu verwirklichen, oder immer mehr Stadthäuser auf dem Dorf Einzug hielten. „Dadurch schwindet die Identität. Doch birgt das Streben nach einem Leben auf dem Land auch die Chance, zum Beispiel durch die kommunale Bauleitplanung, das regionale Bauen wieder in den Vordergrund zu stellen“, schlägt Christiansen vor.

Das Projekt „Bordesholmer Haus“ sei dafür als Start- und Beispielprojekt angelegt und diene als Denkanstoß und Impuls für ähnliche identitätsstiftende Vorhaben im Land. „Eventuell lässt sich daraus sogar ein Schleswig-Holstein-Design entwickeln“, so Christiansen. Gefördert wird es durch den Kreis Rendsburg-Eckernförde und private Sponsoren. Projektträger und -begleiter ist das Amt Bordesholm.

Blick von der Grootdör über die Diele mit den seitlichen Stallungen bis hin zur Feuerstelle

Hervorgegangen aus dem Niedersachsen- oder auch Hallenhaus, entwickelte sich im alten Amt Bordesholm eine eigene Form, die sich seit dem 18. Jahrhundert als Bordesholmer Haus in der Region verbreitete. Kennzeichen des Hauses sind unter anderem die klar gegliederte, einfache Bauweise in Fachwerk mit einem hohen Reetdach, unter dem auf der ganzen Länge des Hauses die Ernte- und Futtervorräte lagerten, mit einem großen Eingangstor (Grootdör) und dem vorspringenden, meist dreigeteilten Brettergiebel. Unter dem Dach waren Wohnen und Viehhaltung, wie damals üblich, vereint. Durch die Grootdör betrat man die große Diele oder auch Tenne, an deren Seiten die Tiere in den Kübbungen (Mistgängen) standen, am Ende der Diele befand sich die Feuerstelle. Als Rauchhaus hatte das Gebäude zunächst keinen Schornstein. Dadurch war das Gebäudeinnere ständig vom Rauch des offenen Herdfeuers (Flett) erfüllt. Der Rauch zog über die Grootdör, kleine Windaugen im Giebel sowie durch Undichtigkeiten im Reetdach ab. Der Rauch konservierte das Gebälk, machte darin aufgehängte Schinken und Wurst haltbar, trocknete das auf dem Dachboden gelagerte Futter und Heu und hielt Schädlinge fern, war aber auf Dauer der Gesundheit der Bewohner nicht zuträglich, deren Wohnräume sich hinter der Feuerstelle befanden. Schlafkojen für Bedienstete befanden sich in der Tenne hinter den Boxengängen der Tiere. Ein Schwippbogen (zentrale Feuerstelle mit Bilegger) sorgte später für Rauchabzug und ein rauchfreies Heizen der Wohnräume. Aus dieser baulichen Grundform des Gebäudes entwickelte eine studentische Arbeitsgruppe der Fachhochschule Kiel Vorschläge für Kommunalbauten, die neben den eben genannten Aspekten in einer Broschüre anschaulich dargestellt werden. Eine Idee ist es, den Bautyp „Bordesholmer Haus“ zu einer erlebnisorientierten Markthalle zu entwickeln. Ein weiteres Konzept schlägt die Umwandlung in ein Begnungshaus mit multifunktionaler Nutzung vor, in einer dritten Idee wird das Haus als nachhaltiges Tagungs- und Veranstaltungszentrum für individuelle Weiterbildungen dargestellt mit weiteren Nebengebäuden, Garten und einer Tiny-House-Siedlung. Für die Umsetzung der Konzepte könnten EU- und nationale Förderprogramme genutzt werden.

„Diese Ideen können in aktuelle Planungen von kommunalen und privaten Bauvorhaben einfließen“, so der Projektleiter. Auch Mischformen wären denkbar. „Ebenso sollten die Gemeinden beim Aufstellen von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen prüfen, ob sie regionale Stilelemente zur begrenzten Übernahme mit vorschlagen wollen“, erklärt Christiansen.

Einfache Unterkunft für die Bediensteten
Fotos: Iris Jaeger
Die Milchkammer war tiefer gelegt
Zentrale Feuerstelle
Eines der Zimmer im Wohnbereich des Bordesholmer Hauses
Die gute Stube, rauchfrei beheizt durch einen Bilegger 
In den Abseiten des Hauses standen die Tiere 


Krisenmut beweisen

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Unser Agrarsystem befindet sich seit vielen Jahren in einer politischen Krise – das ist ein Zeichen des Wohlstandes, das muss man sich leisten können. Diese Krise hat inzwischen dazu geführt, dass unsere Tierhaltung nicht mehr konkurrenzfähig ist. Und wir sehen, wie der Ackerbau in dieselbe Situation gerät. Die Landwirtschaft hat darauf eine doppelte Antwort gefunden: investives Abwarten und gezielter Dialog mit Schützerverbänden, der Politik und der Gesellschaft.

Entscheidend ist nun, wie die Bundesregierung die Ergebnisse der Dialoge umsetzt. Und genau da liegt das Risiko. Denn leider wähnt sich die Berliner Agrarpolitik immer noch in einer Zeit des günstigen Überflusses – nicht nur an Lebensmitteln, sondern auch an Bauern. Nicht Boden, Wasser oder Kapital, sondern Landwirte sind die aktuell knappste Ressource, wenn es darum geht, Ergebnisse der Dialogprozesse mit Leben zu füllen – und die Menschen satt zu machen.

Politisches Zögern ist als Instrument der Zeitenwende groß in Mode. Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), der sich bei anderen gesellschaftlichen Themen sehr geradlinig und klar zeigt, knüpft hier leider nahtlos an die Politik seiner Vorgängerin an: Das Einzige, was bewegt wird, sind Papiere, aus denen Papiertiger entstehen. Das können wir uns nicht leisten. Denn diejenigen, die investiv abwarten, werden weniger. Immer mehr devestieren und nehmen sich dauerhaft aus dem Spiel.

Was tun? Auf vielfältige Krisen braucht es eine vielfältige Antwort. Diese kann nicht dauerhaft darin bestehen, Krisen wegzufinanzieren. Vielmehr muss die Fähigkeit zur Krisenbewältigung gestärkt werden. Dazu brauchen wir ein System, das uns erlaubt, mit den ständigen Schwankungen gesellschaftlicher, politischer und medialer Art umzugehen. Statt daran zu ermüden, sollte ein solches System unsere Kräfte stärken, so wie ein Immunsystem durch den Kontakt mit Bakterien und Viren „trainiert“ wird.

Noch sind Bauern bereit. Doch die Politik muss jetzt Mut und Mittel investieren:

1. Wir brauchen eine faktenbasierte Rechtsetzung, die Natur- und Marktgesetze nicht außer Acht lässt.

2. Wir brauchen einen Ansatz, der gesellschaftlich trägt. Diesen Ansatz gibt es. Ihn zu ignorieren, wäre schädlich.

3. Die Politik muss ihre Zielkonflikte lösen und strategisch statt tagespolitisch denken und handeln.

Die Hoffnung, dass ein grüner Agrarminister und eine grüne Umweltministerin gemeinsam etwas bewegen, trügt bisher. Doch darf die Schadensminimierung nicht die beste aller Optionen sein. Wenn die Not am größten ist, schlägt die Stunde der Mutigen. Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) hat es gezeigt. Cem Özdemir muss seinen Mut nun beweisen, gegenüber einer kleinmütigen Koalition – und einem Ministerium, dessen Vorschläge immer mutloser werden, siehe den „Rohrkrepierer“ Haltungsformkennzeichnung als aktuelles Beispiel. „Zukunft wird aus Mut gemacht“, meinten die Grünen schon zur Bundestagswahl 2017. Es wird Zeit.

Sönke Hauschild Foto: bb

Biokraftstoffe vom Acker bleiben Streitobjekt

Innerhalb der Bundesregierung gibt es weiterhin keine einvernehmliche Position zur Zukunft der Biokraftstoffe vom Acker. Das Bundesverkehrsministerium lehnt die Initiative von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) nach wie vor ab, aus der Förderung der Biokraftstoffe auszusteigen und die Biokraftstoffquote schrittweise auf null zu senken. Demgegenüber hält das Umweltressort an seiner kritischen Haltung zu Biokraftstoffen fest.

Eine Annäherung beider Seiten hat es in den bisherigen Gesprächen dem Vernehmen nach nicht gegeben. Eine ursprünglich für den 2. November geplante Kabinettsbefassung mit einer Änderung des Biokraftstoffquotengesetzes ist offenbar bereits vom Tisch. Ob es noch zu einer Einigung kommen kann oder der Vorstoß der Umweltministerin trotz der Unterstützung durch ihre Kabinettskollegen Dr. Robert Habeck und Cem Özdemir (beide Grüne) im Sande verläuft, vermag derzeit niemand in Berlin zu sagen. Zumindest deuten die Zeichen derzeit nicht auf einen Kompromiss.

Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen

Das Bundesverkehrsministerium und sein Chef Dr. Volker Wis­sing (FDP) machen kein Geheimnis daraus, dass sie an den Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse festhalten möchten. Sie verweisen auf deren spürbaren Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen. Eine Absenkung oder gar ein Auslaufen der Biokraftstoffquote würde die ambitionierten Klimaziele unterlaufen, die jedes Ressort in seinem Bereich erbringen muss, so die Befürchtung im Ministerium für Digitales und Verkehr. Dabei spielt auch eine Rolle, dass der Klimaschutzbeitrag der Biokraftstoffe mittelfristig kaum durch E-Fahrzeuge kompensiert werden könnte.

Den Stand der regierungsinternen Abstimmung wollte das Bundesverkehrsministerium auf Nachfrage nicht kommentieren. Ein Sprecher wies jedoch darauf hin, dass bislang kein Referentenentwurf des Umweltministeriums vorliege. Eine Ressortabstimmung scheint damit allein aufgrund der knappen Zeit bis Anfang November unrealistisch.

„In Zeiten einer sich weltweit verschärfenden Ernährungssituation ist es aus unserer Sicht nicht vertretbar, weiter große Mengen an Agrokraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermitteln im Verkehrsbereich zu fördern“, erklärte hingegen ein Sprecher des Umweltressorts. Seinen Angaben zufolge sind die Beratungen darüber, inwieweit die Förderung dieser Agrokraftstoffe weiter begrenzt und heruntergefahren wird, innerhalb der Bundesregierung noch nicht abgeschlossen. „Deutschlands Klimaziele und die Verkehrswende erreichen wir besser mit dem Ausbau der Elektromobilität“, betonte der Sprecher.

Außerdem stünden in den kommenden Jahren immer mehr fortschrittliche und abfallbasierte Agrokraftstoffe – unter anderem aus Gülle, Stroh oder auch Altspeise­ölen sowie Grüner Wasserstoff – als nachhaltigere Optionen zur Verfügung. Der Sprecher verwies auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, der die Verletzlichkeit und Abhängigkeit der fossilen Energieversorgung, aber auch der weltweiten Lebensmittelversorgung schmerzhaft vor Augen führe.

Effekte durch indirekte Landnutzungsänderung

Die hohe und steigende Nachfrage nach Agrargütern zur Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung müsse gedeckt werden, so der Sprecher. Die sich daraus ergebenden Preissteigerungen bei Lebensmitteln spürten vor allem die Menschen in ärmeren Ländern, aber auch die Menschen in Deutschland. Die Förderung von Biokraftstoffen aus diesen Rohstoffen verstärke die Nachfrage. „Agrarflächen sind weltweit begrenzt, und wir brauchen die Flächen dringend für die Ernährung“, betonte der Ministeriumssprecher. Ihm zufolge ist der Anbau von Energiepflanzen indirekt mit zusätzlichen Emissionen verbunden: „Wenn Energiepflanzen auf bestehenden Agrarflächen angebaut werden, muss die Nahrungsmittelproduktion ausweichen, meist in Wald- und Moorgebiete.“ Im Zuge dieser „indirekten Landnutzungsänderung“, gingen wichtige CO2-Senken verloren. Diese Effekte seien weltweit feststellbar und würden in der Ökobilanz der Kraftstoffe nicht berücksichtigt. Die Klimaschutzwirkung von Agrokraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermitteln werde daher zu Recht seit vielen Jahren angezweifelt.

Klimawandel macht Waldumbau notwendig

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Im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Schleswig-Holsteinischen Waldbesitzerverbandes in der Kammerhalle in Rendsburg standen vor dem Hintergrund des Klimawandels und damit zunehmender Extremwet­tereignisse Fragen der zukünftigen Baumartenwahl und der waldbaulichen Strategien.

MdL Heiner Rickers (CDU), der Vorsitzende des Umwelt- und Agrarausschusses des Schleswig-Holsteinischen Landtages, betonte in seinem Grußwort die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Nutzung des Waldes als wesentliche Säule der Nachhaltigkeit.

Die forstpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Sandra Redmann, erklärte, in der laufenden Legislaturperiode würden die Weichen dafür gestellt, welche Mittel zukünftig im Wald zur Verfügung stehen. Sie kündigte an, zum Jahresende ihren Platz im Verwaltungsrat der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten zu verlassen; sie bleibe aber forstpolitische Sprecherin ihrer Fraktion.

Der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, MdL Lasse Petersdotter, betonte die besondere Bedeutung des Waldes für den Klimaschutz. 60 % des Waldes in Schleswig-Holstein, nämlich sowohl der Anteil an Fichte als auch der Buchenanteil, seien stark gefährdet.

Der forstpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Oliver Kumbartzky, übte Kritik an der neuen Regierungskoalition. Diese setze zu stark auf „Naturwald“ und zu wenig auf die aktive Holznutzung. Gerade diese verhindere nicht nur Importe aus Regionen, in denen nicht nachhaltig gewirtschaftet werde. Auch liege die wesentliche Klimaschutzleistung des Waldes in der Substitution klimaschädlicher, weil CO2-intensiver Bau- und Rohstoffe durch heimisches Holz.

Als neugewählter Präsident des Schleswig-Holsteinischen Bauernverbandes betonte Klaus-Peter Lucht die besondere Lage Schleswig-Holsteins als Gunststandort sowohl für die Land- als auch für die Forstwirtschaft. Die Vorgabe einer Nullnutzung laufe dem aber ebenso zuwider wie widersinnige europarechtliche Vorgaben. Wer Nutzungseinschränkungen fordere, so Lucht, müsse die Frage beantworten, wo die benötigten Ressourcen an anderer Stelle ebenso nachhaltig erzeugt werden könnten.

Vorstand und Geschäftsführer des Schleswig-Holsteinischen Waldbesitzerverbandes (v. li.): Dietrich Ebeling (2. Vorsitzender), Klaus Rühmann, Hans-Caspar Graf zu Rantzau (Vorsitzender), Christian Magnus Petersen, Conrad Hinrich von Donner, Hans-Joachim Harder und Jens Fickendey-Engels (Geschäftsführer)

„Wohlleben-Ideen sind wenig hilfreich“

Das neu gebildete Landwirtschafts- und Forstministerium (MLLEV) sehe sich auch als Ministerium der Urproduktion, erklärte dessen neue Staatssekretärin Anne Benett-Sturies. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, müsse man sich von romantisierenden Bildern lösen. Ein „Bullerbü-Bild“ der Landwirtschaft sei ebenso wenig hilfreich wie die „Wohlleben-Ideen“ für die Forstwirtschaft. Es sei die Verantwortung der Waldpolitik, dies zu kommunizieren.

Die Staatssekretärin formulierte das Ziel, die Wälder in Schleswig-Holstein für die Zukunft widerstandsfähig und klimaresilient aufzustellen. Mit einem Privatwaldanteil von über 51 % sei die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) dafür das wesentliche Instrument der Förderung. Weiter solle auch das Instrument der Waldpflegeverträge in Schleswig-Holstein etabliert werden.

Konstruktiver Dialog statt Ideologie

Hans-Caspar Graf zu Rantzau, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes

Der Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes, Hans-Caspar Graf zu Rantzau, äußerte die Sorge vor einem zunehmenden Demokratieproblem in Deutschland. Die Freiheit jedes Einzelnen sei ein wertvolles Gut und nicht selbstverständlich. Es brauche Mut, sich für die Freiheit einzusetzen. Freiheit lebe auch von konstruktiver Kritik und Kontroverse. Ideologische Vorbehalte stünden aber vielfach einem konstruktiven Dialog entgegen. Weil zunehmend Ideologie und Wunschvorstellungen die öffentliche Meinung und Diskussion bestimmten, habe der Waldbesitzerverband mit der Publikation „Waldblatt“ ein Gegenwicht gesetzt. In diesem Jahr sind bereits drei Ausgaben erschienen.

Graf Rantzau sprach ausdrücklich die Entscheidung des Europaparlaments zur Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) III zur Definition von forstlicher Biomasse, ihrer Förderfähigkeit und der Anrechenbarkeit als Erneuerbare Energiequelle an. Ideologie wolle verhindern, dass Holz den Wald verlässt. Stattdessen werde sogenannten Naturwaldmodellen das Wort geredet, obwohl wissenschaftlich nachgewiesen sei, dass nachhaltig bewirtschaftete Wälder in der Biodiversität überlegen seien. Großflächige Nutzungseinschränkungen im Wald widersprächen auch dem Generationenvertrag. Der Wald könne mit seinen vielfältigen Leistungen dauerhaft nur bestehen, wenn er wirtschaftlich auf soliden Füßen stehe.

Brennholz zur Verfügung stellen

Dabei betonte Graf Rantzau auch die besonderen Klimaleistungen des Waldes, die vor allem auf dem Substitutionseffekt der Holzverwendung beruhten. Die Verwendung heimischen Holzes als Baustoff diene auch der Sicherung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit und müsse daher in jeder Hinsicht intensiviert und gefördert werden. Zum Thema Brennholz äußerte der Vorsitzende deutliche Kritik an Forstbetrieben wie dem Stadtwald Lübeck, die ihrer Verpflichtung zur Versorgung ihrer Bürgerinnen und Bürger mit dem Rohstoff Holz als Brennholz nicht nachkämen. Die Brennholzversorgung sei auch eine soziale Leistung des Waldes. In diesem Sinne appellierte Graf Rantzau an alle Waldbesitzer, gerade in diesen Zeiten das in schleswig-holsteinischen Wäldern ökologisch und nachhaltig erzeuge Holz auch als Brennholz zur Verfügung zu stellen.

Die aktuell größte Herausforderung, so Graf Rantzau, zeige sich in den enormen Waldschäden der vergangenen Jahre mit bundesweiten Waldverlusten von inzwischen rund 500.000 ha. Gerade die für Schleswig-Holstein bestimmende Buche sei in zunehmender Gefahr. Bei der Suche nach geeigneten weiteren Baumarten für die zukünftige Stabilisierung unserer Wälder dürfe es keine ideologischen Vorbehalte geben. Die willkürliche Einengung des Begriffs der standortheimischen Baumarten auf die nacheiszeitlich in Schleswig-Holstein vorkommenden Spezies sei angesichts der Natur- und Klimageschichte des Landes wissenschaftlich nicht haltbar und überholt.

Waldumbau und Baumartenwahl

Dr. Thomas Böckmann, Leiter der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt

Im Mittelpunkt der folgenden Fachvorträge standen Fragen des weiteren Waldumbaus und der Baumartenwahl. Der Leiter der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen, Dr. Thomas Böckmann, verwies auf die durch die Dürreextreme der vergangenen Jahre entstandenen Freiflächen. Bei dem zu erwartenden Anstieg der Durchschnittstemperaturen für Schleswig-Holstein von mindestens 2 bis möglicherweise bis zu 4 oder 6 K bis zum Jahr 2100 bestehe die größte Herausforderung in der veränderten Niederschlagsverteilung und der Verfügbarkeit von Wasser während der Vegetationsperiode.

Der Klimawandel, so Böckmann, werde zu veränderten Produktionsgrundlagen, Produktionsrisiken und Ertragsaussichten führen und die Anpassungsfähigkeit der Baumarten vielerorts überfordern. Angesichts der Langfristigkeit der forstlichen Produktion und der Unsicherheiten der Klimaprojektionen verbiete sich allerdings jegliche Form von Aktionismus und Panikmache. Allerdings werde ein „Weiter-wie-bisher“ vielerorts nicht funktionieren. Den Schlüssel sieht die Versuchsanstalt in einer aktiven Anpassung des standortgemäßen Waldumbaus an den Klimawandel durch die Stabilisierung der vorhandenen Waldbestände, die Senkung und Verteilung der Risiken sowie den weiteren standortgerechten Waldumbau.

Holz als Rohstoff, so Böckmann, werde durch CO2-Wende, Energiekrise, Holz als Baustoff et cetera weiterhin an Bedeutung gewinnen und müsse auch zukünftig in ausreichender Menge national bereitgestellt werden. Dabei stehen mit Douglasie, Küstentanne und Roteiche schon jetzt Baumarten zur Verfügung, die die Fichte zukünftig ersetzen können, weil sie auf gleichen Standorten trockenheitsunempfindlicher sind und trotzdem gutes Wachstum versprechen. Vertiefende Forschungen im Bereich der Herkünfte und der Genetik bei alternativen Baumarten, die für den Klimawandel geeignet sein könnten, seien dabei dringend erforderlich.

Bei der Walderneuerung auf Freiflächen müsse „Qualität vor Quantität“ gelten. Dafür, so Böckmann, stünden außer Buche und Tanne viele heimische, eingeführte und auch bewährte alternative Baumarten zur Verfügung. Der Wald substituiert auch rund 15 % der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Wichtiger als die Anpassung des Waldes an den Klimawandel sei daher eine weiterhin konsequente Reduktion der Treibhausgasemissionen. Dies sei aber eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft und nicht nur für die Waldbesitzer. Dabei spricht sich die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt auch für einen Ausgleich von Ökosystemleistungen aus. Diese seien keine Almosen oder Spenden zur Krisenbewältigung, sondern eine längst überfällige Honorierung von Leistungen der Waldbesitzenden.

Bedeutung der Forstbaumschulen

Armin Vogt, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Forstbaumschulen

Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Forstbaumschulen, Armin Vogt, verwies auf die besondere Bedeutung der Forstbaumschulen. Diese seien der Garant für die Versorgung aller Forstbetriebe mit qualitativ hochwertigem Pflanzmaterial. Ohne dieses seien der notwendige Waldumbau und der Wiederaufbau nicht zu schaffen. Dabei, so Vogt, hätten die Forstbaumschulen ausreichende Produktionskapazität, um den Waldumbau und die Wiederbewaldung zu unterstützen. Probleme ergäben sich aber aus der Unberechenbarkeit der Planung für die Zukunft. Weiter forderte Vogt eine ausreichende Verfügbarkeit von sicherem forstlichen Saatgut für die Zukunft. Dies gelte sowohl für die heimischen Baumarten wie auch für die bewährten Gastbaumarten. Es bestehe, so Vogt abschließend, eine verstärkte Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass das gewünschte und passende sowie gleichfalls ökologische, wirtschaftliche und legale Vermehrungsgut in den Wald gelange.

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 4322

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Auch acht Monate nach Beginn des Krieges in der Ukraine beherrscht das Thema die Märkte, insbesondere den Getreidemarkt. Die Ukraine als einer der global wichtigsten Lieferanten für Mais und Weizen wie auch Ölsaaten konnte zwar Monat für Monat mehr Waren ausführen, dennoch könnte damit jederzeit Schluss sein. Das Ausfuhrabkommen, das im Juli unter Mithilfe der Vereinten Nationen und der Türkei geschlossen wurde, läuft in wenigen Wochen aus. Ob es eine Verlängerung gibt, das ist die große Frage. Jede Nachricht, die eine Zuspitzung des Kriegsgeschehens und damit eine Entfernung von dieser Möglichkeit bedeutet, führt zu steigenden Terminmarktkursen. Darauf reagiert der Markt besonders sensibel, denn ein erneuter Ausfall ukrainischer Lieferungen würde das Angebot am internationalen Markt merklich verknappen und den Bedarf an russischer Ware erhöhen. Die Sorge davor hat an der Matif die 350-€-Marke beim Weizen und fast auch beim Mais wieder in greifbare Nähe rücken lassen. Die Vereinten Nationen meldeten in der vorigen Woche eine Wiederaufnahme der Verhandlungen rund um das Getreideabkommen. Zunächst reagierten die Börsenhandelspreise mit einem optimistischen Abschwung. Doch schon mit der ersten Meldung über das Stocken der Verhandlungen ging es preislich wieder aufwärts.

Stand der Abwicklung

Die Umsetzung des Getreideabkommens wird von den Vereinten Nationen (UN) begleitet und dokumentiert. Eine Liste über alle Verladungen zeigt, dass über 370 Bestellungen in den Häfen von Chornomorsk, Odessa und Pivdennyi bearbeitet wurden. Etwa am 21. Oktober gingen Mais nach China und Italien, Weizen nach Bangladesch und in die Türkei sowie Sonnenblumenöl in die Türkei. Insgesamt wurden mehr als 10 Mio. t Waren verschifft, fast die Hälfte Mais, dann Weizen, dann Raps und auch gut 1 Mio. t Sonnenblumenöl und -schrot. Das ist viel, wenn man die Kulisse und die fehlenden Häfen bedenkt. Aber es ist lange nicht das, was die Ukraine in den letzten Jahren exportiert hat, nämlich bis zu 6 Mio. t Waren pro Monat. Und es ist offenbar auch weniger, als es sein könnte. Die Schiffe passieren einen besonderen Kontrollpunkt in Istanbul, wo die Ladung von Vertretern der am Abkommen beteiligten Länder geprüft wird. Den russischen Inspekteuren wird dabei ein bewusst langsames Arbeiten vorgeworfen und eine Behinderung der gesamten Abwicklung. Immerhin würden nach ukrainischen Angaben rund 165 Frachtschiffe am Bosporus in der Warteschlange liegen und auf Kontrolle warten. In den drei aktiven ukrainischen Häfen sei zuletzt nur ein Drittel der Kapazität ausgenutzt worden.

Verlängerung oder nicht?

Für Russland bedeuten die ukrainischen Exporte Marktkonkurrenz, beide Länder können die Importeure von Thailand bis Jemen beliefern. Jede Schiffsladung nimmt außerdem Druck aus dem internationalen Markt. Das kann auf globaler Ebene die Preise schmälern – zum Nachteil der großen Exporteure. Auch der europäische Marktfruchtanbau profitiert von hohen Preisen, solange diese die Kostenanstiege überkompensieren. Manche kritische Stimme sieht hier eine Verbindung zu den sehr schleppend laufenden Landexporten aus der Ukraine in die EU; es gäbe Hebel zur Beschleunigung. Andererseits ist man nach der ernüchternden Maisernte in der EU (–28 % zum Vorjahr) auf Importe angewiesen und auch auf jeden Impuls zur Abbremsung der Inflation, etwa geringere Rohstoffpreise. Die ukrainischen Behörden und einige Marktteilnehmer halten eine Verlängerung des Abkommens für unwahrscheinlich. Das Stocken der wiederaufgenommenen Verhandlungen geht auf dasselbe Argument wie seit Wochen zurück: Von russischer Seite wird eine Lockerung der Sanktionen gefordert, welche sich auf den russischen Agrarsektor auswirken. Dieses russische Druckmittel ist relativ, weil die Zurückhaltung von Handelspartnern gegenüber Russland viel eher auf die komplexe Gesamtlage zurückgeht als auf einzelne Sanktionen. Es kann jedoch zu einer moralischen Zwickmühle werden. Andere Marktteilnehmer hingegen sehen einen offenen, sicheren Fahrkorridor auf dem Schwarzen Meer auch für Russlands Zwecke als unverzichtbar an und können sich deswegen nur eine Verlängerung vorstellen.

Marktlage für die Woche vom 24. bis 30.10.2022

Getreide: Die laufenden Exporte aus dem Schwarzmeerraum haben die Weizenkurse unter Druck gebracht.

Raps: Die Matif-Rapskurse konnten sich zuletzt schwach behaupten. Importe aus der Ukraine drücken hierzulande die Kurse.

Futtermittel: Durch die US-Sojaernte haben die Terminkurse und die Sojaschrotnotierungen hierzulande nachgegeben.

Kartoffeln: Für die ersten ausgelagerten Partien werden erhöhte Kurse verlangt. Das Angebot an frischer Ware geht zurück.

Schlachtrinder: Hierzulande blieben die Kurse in der Vorwoche unverändert. Überregional wurden die Bullenpreise erhöht.

Schlachtschweine/-sauen: Der Basispreis wurde in der Vorwoche deutlich reduziert. Die Schlachtungen wurden reduziert.

Ferkel: Auch die Ferkelkurse wurden zum Wochenbeginn deutlich herabgesetzt, um die Nachfrage zu beleben.

Milch: Während viele Meiereien die Auszahlungspreise nochmals erhöht haben, gibt es auch die ersten Preisabschläge.

Schlachtlämmer/-schafe: Das Angebot übersteigt die aktuell ruhige Nachfrage. Die Kurse wurden nochmals reduziert.

Markttendenz für die Woche vom 31.10. bis 6.11.2022

Getreide: Trotz des schwachen Eurokurses ist die Exportnachfrage vorerst gering. Futtergetreide ist hierzulande gesucht.

Raps: Man rechnet mit einem weltweit knapp ausreichenden Pflanzenölangebot. Auch die Rohölpreise tendieren fest.

Futtermittel: Nach dem jüngsten Preisanstieg geben die Rapsschrotkurse wieder etwas nach. Das Angebot bleibt knapp.

Kartoffeln: Man rechnet weiterhin mit einem ausreichenden Angebot. Die Sonderangebotsaktionen im LEH laufen aus.

Schlachtrinder: Weiterhin prägen die geringen Stückzahlen den Handel. Die Schlachter wehren sich gegen höhere Preisforderungen.

Schlachtschweine/-sauen: Auch weiterhin übersteigt das Angebot die Nachfrage. Die Ablieferungen haben sich erhöht.

Ferkel: Die saisonüblich ruhige Nachfrage hat sich durch die Lage am Schweinemarkt zusätzlich reduziert.

Milch: Die Preise tendieren stabil bis leicht schwächer. Die Anlieferung liegt über der Vorjahreslinie.

Schlachtlämmer/-schafe: Aus GB kommt günstiges Lammfleisch ins Land. Weitere Preisabschläge sind hierzulande möglich.

Save the date: Fahrt zur IGW

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Nach zwei Jahren geht es vom 21. bis 24. Januar wieder nach Berlin zur Internationalen Grünen Woche (IGW). Der Landjungendverband bietet erneut 50 Plätzen an, damit Lajus aus Schleswig-Holstein an einem umfangreichen Programm teilnehmen können. Es warten interessante Themen und Veranstaltungen mit Landjugendgefühl auf euch. Ob in Schapptüch zum Landjugendball, mit offenem Ohr zum Junglandwirtekongress mit dem Titel „Laborfleisch? – Konkurrenz, Chance oder Tod der Tierhaltung?“ oder mit ordentlich Tanzlaune zur Landjugendfete der Niedersächsischen Landjugend – all das und vieles mehr steht im Januar auf dem Programm. Die Anmeldung startet am Mittwoch, 3. November, um 12 Uhr. Die Anmeldung erfolgt ausschließlich über die Homepage unter https://landjugend-sh.ddns.net/aktivitaeten Anmeldeschluss ist der 1. Dezember, es gilt das Windhundverfahren.pm