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Kulturpilze wachsen auf Strohballen

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Die Kulturen lassen sich gut jetzt im Herbst von Mitte September bis Mitte Dezember anlegen; möglich ist auch ein Anbau von April bis Mai.

Braunkappen und Austernpilze wachsen am besten auf verrottetem Stroh von Roggen, Gerste oder Weizen. Die Strohballen werden in städtischen Regionen meist im Garten- oder Genossenschaftshandel angeboten, während es in ländlichen Gebieten kein Problem sein dürfte, einem Landwirt einen Ballen abzukaufen.

Der gepresste Strohballen wird zusätzlich mit Draht fest verschnürt, damit er bei der Kultur nicht aufplatzt und die Brut zerstört. Um eine Verrottung einzuleiten, ist ein Wässern von zwei Tagen notwendig; während dieser Zeit werden auch wachstumshindernde Stoffe ausgelaugt. Anschließend bekommt der Ballen einen wind- und sonnengeschützten Platz im Garten, am besten auf Gras oder auf der Erde. Zwecks Impfung mit der Pilzbrut sticht man mit dem Pflanzstock 15 cm tiefe Löcher in die Oberfläche des Ballens, am besten drei Reihen zu je fünf Löchern. Kastaniengroße Stücke des gekauften Pilzmyzels werden in die Löcher gefüllt, diese dann mit Stroh fest verschlossen. Außer einer gelegentlichen Bewässerung in trockenen Perioden ist keine Pflege notwendig, und mit Spannung kann auf das Erscheinen erster Pilze gewartet werden.

Alternativrouten schnell verbessern

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Russland unterstützt nun wieder den humanitären Korridor für den Export von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer. Dies hat das russische Verteidigungsministerium vergangene Woche Mittwoch in Moskau mitgeteilt.

Die Ukraine habe im Rahmen von Vermittlungen durch die Vereinten Nationen (UN) und die Türkei schriftlich zugesichert, dass der Seekorridor nur im Einklang mit den Bestimmungen der Schwarzmeerinitiative und der entsprechenden Verordnung des Koordinationszentrums in Istanbul genutzt wird, nicht aber für militärische Operationen gegen die Russische Föderation.

Verlängerung fraglich

Laut dem Präsidenten der Türkei, Recep Tayyip Erdogan, sollten die Getreideexporte über den Korridor im Schwarzen Meer ab sofort fortgesetzt werden. Vier Tage zuvor, am vorvergangenen Sonnabend, hatte Moskau seine Beteiligung am Getreideabkommen überraschend ausgesetzt und als Grund einen „terroristischen Angriff“ der Ukraine auf seine Schwarzmeerflotte und zivile Schiffe angeführt. Allerdings hatten während Russlands vorübergehendem Rückzug aus dem Abkommen mehrere Getreidefrachter die Route über das Schwarze Meer genommen.

Derweil ist weiterhin unsicher, ob das Abkommen, das am 19. November ausläuft, verlängert wird. Der Kreml betonte Ende vergangener Woche, er habe sich nicht verpflichtet, die Vereinbarung über das vereinbarte Auslaufdatum hinaus einzuhalten. Vor diesem Hintergrund dürften die betreffenden Verhandlungen mit den Vereinten Nationen fortgesetzt werden.

Das Leid der Ärmsten

Unterdessen warf der Geschäftsführer des Verbandes Der Agrarhandel (DAH), Martin Courbier, Russland wegen des vorübergehenden Ausstiegs aus dem Abkommen über den humanitären Exportkorridor für ukrainisches Getreide die „Instrumentalisierung von Nahrungsmitteln und Hungersnot als Druckmittel für Kriegsinteressen“ vor. „Dies ist nicht hinnehmbar“, betonte Courbier. Die Leidtragenden einer kalkulierten Destabilisierung der Getreidemärkte seien schließlich die ärmsten Menschen dieser Welt.

Der DAH-Geschäftsführer drängte zugleich darauf, die Lage schnell und unbürokratisch zu verbessern. Dazu seien dringend die vorhandenen Alternativrouten über den Landweg zu erhalten und deren Effizienz weiter zu steigern. Getreidetransporte per Schiene sollten in Deutschland und der Europäischen Union priorisiert werden, denn die Wartezeit der Schiffe – auf jeder Seite des Bosporus – betrage derzeit zwölf bis 15 Tage.

Zuladung für Lkw gefordert

Indes stellte DAH-Geschäftsführer Christof Buchholz fest, dass sich die Situation an der polnischen Grenze zwar etwas verbessert habe. Dort lägen die Wartezeiten für Lkw jetzt bei etwa zwei bis drei Tagen und nicht mehr bei mehr als einer Woche. „Aber insgesamt verläuft die Abwicklung zu schleppend“, stellte Buchholz klar. Der Verband bekräftigte seine Forderung an die Bundesregierung, alternative Transportwege zu stärken und effizienter zu gestalten. Angesichts der angespannten Lage sei es nicht verständlich, dass in Deutschland Lkw-Getreidetransporte weiterhin mit nur bis zu 40 t Gesamtgewicht erlaubt seien. Die Zuladung von 4 t Getreide würde in Kombination mit den Bahn- und Schiffstransporten einen Effizienzgewinn von unter dem Strich 15 % einbringen.

Begrüßt wurde vom DAH die Initiative der EU-Kommission, das Schienennetz in der EU und insbesondere den Transport per Zug aus der Ukraine auszubauen und zu restrukturieren. Gunststandorte für den Getreideanbau hätten eine Verantwortung gegenüber der Weltgemeinschaft und insbesondere gegenüber Ländern, die aufgrund von Standortnachteilen auf die Versorgung mit importierten Nahrungs- und Futtermitteln angewiesen seien. age

Deutsches Angebot knapp

Eierangebot zur Weihnachtszeit

Das Eierangebot aus deutscher Erzeugung in den Supermärkten wird zunehmend knapper. Für die nachfragestarke Weihnachtszeit sei die Versorgung mit Eiern deutscher Herkunft nicht mehr gewährleistet, warnte jüngst der Vorsitzende des Bundesverbandes Ei (BVEi), Henner Schönecke. Damit erfülle sich die Befürchtung, die der Verband bereits im März dieses Jahres mit einem „Weckruf“ formuliert habe. Drastisch gestiegene Warenbeschaffungskosten zwängen die Branche in die Knie und hätten massive Kurzarbeit in der Eiproduktion und Versorgungsengpässe im Lebensmitteleinzelhandel zur Folge, berichtete Schönecke.

Das bestätigte kürzlich auch die Eiervertriebsgesellschaft der Deutschen Eierunion (DEU). Nach ihren Angaben sind freie Eierpartien mittlerweile eine Rarität, für die teilweise horrende Summen aufgerufen werden. Eine dermaßen angespannte Lage beim Grundnahrungsmittel Ei habe es noch nicht gegeben, so die DEU.

Durch die Geflügelpest, die nun durch den Vogelzug an Fahrt aufnimmt, spitzt sich laut BVEi die bereits sehr enge Versorgungslage weiter zu. Das habe Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette, die durch die vorsorglichen und unabdingbaren Restriktionsmaßnahmen in den betroffenen Gebieten komplett aus den Fugen gerate. Der Verband erneuerte mit Blick auf die sich abzeichnende Krise die Forderung, Vertragslaufzeiten anzupassen, um flexibler auf Preisschwankungen reagieren zu können. Die Eierwirtschaft sprach sich zudem geschlossen dafür aus, unter anderem eine sogenannte Gleitklausel zwischen Eierpreis und Futterpreis einzuführen. age

Alleinfutter für Mastschweine aus Schleswig-Holstein

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Von Januar bis Juni wurden in Schleswig-Holstein im Rahmen des vergleichenden Mischfuttertests insgesamt sechs Alleinfuttermittel für Mastschweine von drei Futtermittelherstellern beprobt und untersucht.

Der Verein Futtermitteltest (VFT) führt regelmäßig Warentests bei Mischfuttermitteln durch. Damit sollen eine objektive Prüfung und Bewertung von neutraler Stelle erfolgen. Durch die regelmäßigen Tests werden die Tierhalter über die Qualität der Mischfutter informiert, die zwischen den Produkten und im Zeitverlauf schwanken kann. Hinweise zur Vorgehensweise des VFT bei der Bewertung der Futtermittel, zu Anforderungen und fachlichen Vorgaben sind im Internet unter futtermitteltest.de zu finden. Über diese Seite ist ebenfalls ein Zugriff auf die Ergebnisse verschiedener Futtertypen in den einzelnen Regionen möglich.

Kommentierung der Ergebnisse

Aus den Futterprüfungen der letzten Jahre ist erkennbar, dass Namensbestandteile der Futter (zum Beispiel Vormast, Mast, VM, MM et cetera) und die Angaben zum Einsatzbereich zwischen den Herstellern differieren können. Wichtig für den passenden Einsatz sind Angaben zum Einsatzbeginn (x kg Lebendmasse (LM)) beziehungsweise zum Einsatzbereich (von x bis y kg LM). Sofern bei den Fütterungshinweisen für ein Futter kein Ende des Einsatzbereiches angegeben wird, kann natürlich trotzdem auch zu einem späteren Zeitpunkt ein Futterwechsel zu einem entsprechend nährstoffangepassten Mittel- oder Endmastfutter erfolgen.

Im vorliegenden Test soll ein Futter der HaGe Nord als Vormastfutter (am Ende der Ferkelaufzucht, beziehungsweise ab 28 kg LM) eingesetzt werden, das Mittelmastfutter von BAT Agrar ab 35 kg LM, das Mittelmastfutter der HaGe Nord ab 45 kg LM. Für das Mastfutter von Trede und von Pein sind 50 kg LM als Startgewicht ausgewiesen. Die zwei Endmastfutter der HaGe Nord können ab 70 beziehungsweise 90 kg LM verfüttert werden, bei allen Futtermitteln der HaGe Nord werden zusätzliche Hinweise zur Spezifikation gegeben. Für alle Futter sind Fütterungshinweise beziehungsweise Einsatzbereiche angegeben.

Bei der Deklarationskontrolle der wichtigsten Nährstoffangaben nach futtermittelrechtlichen Vorgaben wurden bei allen hier geprüften Futtermitteln die Angaben unter Berücksichtigung der amtlichen Toleranzen durch die Laboranalyse bestätigt.

In der fachlichen Bewertung wird die Übereinstimmung der tatsächlichen Gehalte mit fachlich abgeleiteten Empfehlungen (Richtwerten) bezüglich der Gehalte an Energie, Aminosäuren (hier Lysin) und Mineralstoffen (Kalzium, Phosphor) unter Berücksichtigung des vorgesehenen Einsatzzweckes (laut Bezeichnung und Fütterungshinweis) beurteilt.

Die deklarierten Energiegehalte der Futtermittel lagen, je nach Einsatzbereich, zwischen 12,6 und 13,2 MJ ME/kg bei Rohproteingehalten von 13,5 bis 16,0 % beziehungsweise Lysingehalten zwischen 0,85 und 1,12 %.

Fachlich wurden alle sechs Alleinfuttermittel mit der Note 1 bewertet. Auch ist positiv hervorzuheben, dass alle Futter Phytase enthielten und so höhere Brutto-P-Gehalte vermieden werden konnten und dass bei zwei Futtermitteln auf die Vorgaben zur stark N- und P-reduzierten Fütterung hingewiesen wird und diese eingehalten werden. Die vorliegenden Testergebnisse beziehen sich nur auf die geprüften Futterchargen.

Klimaschutz reicht von Kohle bis Pasta

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Den erhobenen Zeigefinger in Bezug auf den fortschreitenden Klimawandel sieht man derzeit bei vielen Spitzenpolitikern. Bei der Weltklimakonferenz, die aktuell im ägyptischen Sharm El-Sheikh stattfindet, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): „Jedes Zehntelgrad Erderwärmung weniger bedeutet zugleich weniger Dürren und Überschwemmungen, weniger Ressourcenkonflikte, weniger Hunger und Missernten – und damit mehr Sicherheit und Wohlstand für alle.“ 

Ziel sei, den globalen Trend steigender Emissionen bis spätestens 2025 umzukehren und die CO2-Emissionen bis 2030 zu halbieren. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine führe in Deutschland zwar dazu, für kurze Zeit notgedrungen auch wieder Kohlekraftwerke ans Netz zu nehmen. Doch Scholz betonte: „Wir stehen fest zum Kohleausstieg.“ Die Zukunft der Energiegewinnung gehöre Windkraft, Solarenergie und Grünem Wasserstoff. Der Kanzler unterstrich zudem, wie wichtig es sei, die Klima- und die Biodiversitätskrise gemeinsam anzugehen.

Nicht von ungefähr beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch die Nationale Moorschutzstrategie. Kluge Moorbewirtschaftung ist ein Hebel in der Landnutzung, um Treibhausgasemissionen einzusparen. Wie vielschichtig dabei die Herausforderungen auf regionaler Ebene sind, zeigte eine Diskussionsrunde von Experten vergangene Woche in Rendsburg. Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene heben alle Beteiligten hervor, dass Landwirte in Niederungsgebieten wirtschaftliche Anreize brauchten, um klima- und biodiversitätsfördernde Maßnahmen umzusetzen. Gut so! Denn kooperative Ansätze sind alternativlos.

Mit innovativen Lösungen, die alle Aspekte der Nachhaltigkeit vereinen, kann Deutschland eine Strahlwirkung auf Staaten entwickeln, die Klimaschutz bislang nachrangig behandeln. Wer soll hier sonst vorangehen, wenn nicht die westlichen Industriestaaten, die ohnehin selbst die Folgen der Erderwärmung immer stärker spüren? 

Italien beispielsweise – insbesondere der Süden – leidet gewaltig unter Trockenheit, Wasserknappheit und den drastisch gestiegenen Energiekosten. Und während in Deutschland diskutiert wird, wie lange man duschen solle und ob es ein Waschlappen nicht auch tue, ist in der eher ärmlichen süditalienischen Region Basilikata jedoch von solcher Sparsamkeit nichts zu bemerken. Davon überzeugte sich kürzlich ein Redakteurskollege auf einer Reise. Im Hotel werde der Flur geheizt, die Toi­lettenspülung habe keine Spartaste, die Klimaanlage röhre Tag und Nacht und lasse sich nicht einmal vom Gast abschalten.

Der italienische Physiker und Nobelpreisträger Giorgio Parisi hat jüngst seine Landsleute aufgerufen, zum Energiesparen die Pasta bei geringer Temperatur zu kochen und den Deckel auf dem Topf zu lassen. Mit diesem passiven Kochen könne man 350 Mio. kWh im Jahr sparen, genug, um alle großen Fußballstadien 24 Saisons lang zu beleuchten. Doch es steht zu befürchten, dass die Gewohnheiten mehr zählen als die Umwelt. Für viele ist das passive Kochen immer noch ein Sakrileg. Ist der Leidensdruck durch Erderwärmung womöglich noch nicht hoch genug?

Dr. Robert Quakernack. Foto: bb

Die Sicherheit immer im Blick haben

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Das Sozialgesetzbuch VII (SGB VII) unterstellt in § 123 (1) Nummer 5 die Jagdausübung der landwirtschaftlichen Unfallversicherung und beauftragt die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft (LBG) in § 14 (1), „… mit allen geeigneten Mitteln für die Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren und für eine wirksame Erste Hilfe zu sorgen“.
Um diesem Auftrag gerecht zu werden, haben die Berufsgenossen­schaften Unfallverhütungsvorschriften erlassen, unter anderem die VSG 4.4 „Jagd“. Danach muss der Jagdausübungsberechtigte – also der Pächter oder Eigenjagdbesitzer – bei der Durchführung von Gesellschaftsjagden einen Jagdleiter bestimmen, wenn er nicht selbst die Aufgabe wahrnimmt.

Ein Verstoß des Jagdausübungsberechtigten gegen die Verpflichtung zur Stellung eines Jagdleiters ist eine Ordnungswidrigkeit nach § 8 VSG 4.4, die nach § 209 Absatz 3 SGB VII mit einer Geldbuße bis zu 10.000 € geahndet wird und auch die jagdrechtliche Zuverlässigkeit infrage stellen dürfte. Zudem ist ein Verstoß gegen Unfallverhütungsvorschriften bei einem Unfall auch immer ein starkes Indiz für Fahrlässigkeit im Rahmen zivil- oder gar strafrechtlicher Haftung. Wählt der Jagdausübungsberechtigte eine nicht ausreichend qualifizierte Person als Jagdleiter aus, muss er sich gegebenenfalls dieses Auswahlverschulden als Mithaftung anrechnen lassen.

Definition Gesellschaftsjagd

Das jeweilige Landesjagdgesetz definiert, ab welcher Personenzahl eine Gesellschaftsjagd vorliegt. Wenn eine landesrechtliche Regelung fehlt (so in Hamburg oder Schleswig-Holstein), wird man eine Gesellschaftsjagd dann annehmen, wenn zumindest vier Schützen gemeinsam und planmäßig in einem räumlichen und zeitlichen Zusammenwirken bei einer potenziell gefahrbringenden Dynamik jagen. Daher dürfte der gemeinsame Abendansitz auf im Revier verteilten Hochsitzen nicht als Gesellschaftsjagd zu qualifizieren sein, wohl aber das gemeinsame Durchstöbern einer Dickung mit vier oder mehr Jägern. Es kommt also bei der Abgrenzung auf das Gefahrpotenzial der Jagdausübung an. 

Wenn eine gemeinschaftliche Jagd aufgrund gemeinsamer Planung revierübergreifend stattfindet, das heißt das Treiben durch mehrere Reviere geht und die Schützen auch im Bereich der Reviergrenzen so abgestellt werden, dass die Jagd als einheitliche Veranstaltung wahrgenommen wird, muss es dafür einen Koordinator geben, auf den sich die Revierinhaber verständigen. Dies entbindet allerdings den Jagdausübungsberechtigten nicht davon, für sein Revier, einen Jagdleiter zu bestellen. 

Großes Haftungspotenzial für den Jagdleiter

Grundsätzlich muss sich jeder Jagdleiter bewusst sein, dass er für Schäden, die aufgrund mangelhafter Organisation oder gefahrbringender Anweisungen zivilrechtlich nach § 823 Bürgerliches Gesetzbuch – gegebenenfalls zusammen mit dem Jagdausübungsberechtigten – haftet, soweit diese nicht ausschließlich aufgrund individuellen Versagens eines Schützen entstanden sind. Ob die eigene Jagdhaftpflicht die Schäden abdeckt, die man als Jagdleiter in einem fremden Revier zu verantworten hat, sollte man vor der Übernahme einer solchen Funktion in Erfahrung bringen. Ein Jagdleiter muss bei allen Entscheidungen, die er trifft, und bei allen Maßnahmen, die er durchführt, immer die Sicherheit im Blickfeld haben. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Jagdunfälle zu vermeiden. 

Damit er die Sicherheit am Jagdtag gewährleisten kann, wird er mit Gruppenführern (Anstellern) zusammenarbeiten und kann sich auch weiterer Beauftragter bedienen. Zu ihren Aufgaben gehören beispielsweise das Einweisen der Schützen und das Führen der Treiberwehr. Bei der Vorbesprechung wird ein Jagdleiter immer die Gelegenheit nutzen, um die Gruppenführer für Gefahren, die bei einer gemeinschaftlichen Jagd allgegenwärtig sind, zu sensibilisieren. 

Der Jagdleiter muss solche Teilnehmer, die während der Jagd durch rücksichtloses Verhalten auffallen, von der weiteren Teilnahme an der Jagd ausschließen. Verlangt ein Jagdausübungsberechtigter, dass solche Personen aus gesellschaftlichen Gründen erneut eingeladen werden, obwohl sie charakterlich als bekannt unzuverlässig anzusehen sind, verstößt er gegen seine eigene Pflicht. In einem solchen Fall kann der designierte Jagdleiter die Übernahme dieser Funktion ablehnen. 

Aufgaben vor Beginn der Jagd

Vor Beginn der Jagd gehören die Belehrung der Jagdteilnehmer und die Kontrolle der Jagdscheine zwingend zu den Aufgaben des Jagdleiters. Der gültige Jagdschein ist die Bestätigung für den Jagdleiter, dass ein Versicherungsschutz besteht. Durch die Versicherung sind im Ernstfall die Kosten eines Jagdunfalls erst einmal abgesichert. Des Weiteren sind Anweisungen zur Sicherheitsbekleidung, zur korrekten Trageweise von Waffen, zu etwaigen Aufbrechpausenzeiten und zum Verhalten auf dem Stand zu erteilen. Bei Standtreiben muss der Jagdleiter die Schützen in ihre jeweiligen Stände einweisen und den jeweils einzuhaltenden Schussbereich genau bezeichnen. Bei fehlender Sichtverbindung zu den Nachbarschützen hat der Jagdleiter eine Verständigung zwischen diesen sicherzustellen (zum Beispiel durch die Gewährleistung von Rufweite oder den Austausch von Handynummern). Bei Kesseltreiben bestimmt der Jagdleiter, ab wann nicht mehr in den Kessel geschossen werden darf. Bei schlechten Sichtverhältnissen, etwa bei dichtem Nebel, einsetzender Dunkelheit oder Schneetreiben, hat der Jagdleiter die Jagd einzustellen. Erfolgen diese Einweisungen nicht, haftet der Jagdleiter gegebenenfalls für die Verletzung anderer Jagdteilnehmer.

Beförderung von Jagdteilnehmern

Die Beförderung von Jagdteilnehmern ist nur auf Anhängern erlaubt, die für land- oder forstwirtschaftliche Zwecke eingesetzt werden oder wie hier im Geländewagen mit geeigneten Sitzplätzen.

Die Beförderung von Jagdteilnehmern ist nur auf Anhängern erlaubt, die für land- oder forstwirtschaftliche Zwecke eingesetzt werden; geeignete Sitzplätze müssen vorhanden sein. Der Fahrer muss das 18. Lebensjahr vollendet haben und die für die Zugmaschine erforderliche Fahrerlaubnis besitzen. Ein Personenbeförderungsschein ist auch beim Transport von mehr als acht Personen auf dem Anhänger nicht erforderlich. Das zulässige Gesamtgewicht in der Betriebserlaubnis ist ebenso zu beachten wie die Betriebserlaubnis, der Einsatz einer Zugmaschine mit eigenem amtlichen Kennzeichen und Kfz-Haftpflichtversicherung. Die vertraglich vereinbarte Versicherungssumme bildet die Entschädigungsgrenze der Versicherung, für darüber hinausgehende Haftpflichtansprüche muss der Schädiger aufkommen. 

Überprüfung der jagdlichen Einrichtungen

Vor der Jagd hat der Jagdleiter oder ein Beauftragter die Standfestigkeit jagdlicher Einrichtungen zu überprüfen. Stürzt ein Schütze von einem maroden Sitz, dann stellt sich die Frage nach der Verantwortung von Jagdleiter und Jagdausübungsberechtigten. 

Des Weiteren muss ein Jagdleiter beim Begutachten der Schützenstände vor dem geistigen Auge die Jagd im Ablauf vor sich sehen. Er muss sich etwa die Schussabgabe auf ein Stück Wild unter Berücksichtigung der Reaktion des Geschosses außerhalb und innerhalb des Wildkörpers vorstellen, um danach zu entscheiden, ob Sicherheit besteht oder nicht. Weiß der Jagdleiter um die Wirkung von Geschosssplittern, wird er dies bei seinen Entscheidungen mit einfließen lassen. Eine Gefährdung der Jagdteilnehmer wird verringert, wenn die Schützen auf Ansitz- oder Drückjagdkanzeln sitzen. Das Abstellen von Schützen am Boden ist zu vermeiden. 

Sicherung des Straßenverkehrs

Werden durch die Gesellschaftsjagd Dritte, insbesondere Verkehrsteilnehmer, gefährdet, müssen Verkehrssicherungsmaßnahmen (zum Beispiel von der Straße wegführen, Warnposten oder Verkehrsschilder) ergriffen werden. Das Aufstellen von Schildern muss mit der zuständigen Straßenverkehrsbehörde abgestimmt werden.

Was gilt bei Treibjagden?

Die Waffe ist außerhalb des Treibens stets ungeladen, mit geöffnetem Verschluss und mit der Mündung nach oben oder abgeknickt zu tragen. Bei besonderen Witterungsverhältnissen kann der Jagdleiter zulassen, dass Waffen geschlossen und mit der Mündung nach unten getragen werden, wenn sie entladen sind. Ausnahmen gelten für Feldstreifen und Kesseltreiben. Als Feldstreife kann nach Entscheidung des Jagdleiters auch eine Streife mit flankierenden und vorgestellten Schützen in sonstigem übersichtlichen Gelände gelten. Das heißt, bei der Niederwildjagd zum Beispiel auf Hase oder Fasan darf der Durchgehschütze im übersichtlichen Gelände (Feld und Wald) seine Flinte geladen führen und schießen, sofern sich keine Personen in gefahrbringender Nähe befinden. 

Wird beispielsweise eine Brache, Grünland, Senf, Raps oder ein Altholzbestand bejagt, bei dem alle Jagdteilnehmer untereinander Sichtkontakt haben, so können die Durchgehschützen geladene Waffen mitführen. Sobald sie sich im unübersichtlichen Gelände befinden, muss die Waffe entladen werden. Der Jagdleiter gibt den Durchgehschützen bekannt, ab wann nicht mehr in Richtung der Vorstehschützen geschossen werden darf. Ist das Gelände so unübersichtlich, dass der direkte Nachbarschütze oder Treiber nicht erkannt werden kann, so muss die Waffe des Durchgehschützen grundsätzlich entladen sein (zum Beispiel Mais, mannshohe Senfflächen, Forstanpflanzungen, Naturverjüngungen). 

Noch ist die Wildtruhe leer, aber das wird sich im Zuge der Gesellschaftsjagden bald ändern, für die die Warnschilder schon bereitstehen.

Nachsuche und weitere Bestimmungen

Auf der Nachsuche wird der Hundeführer durch den Jagdherren oder seinen Beauftragten als Jagdleiter bestimmt; er hat damit Weisungsrecht gegenüber weiteren an der Nachsuche beteiligten Personen. Der Hundeführer muss die notwendige persönliche Schutzausrüstung benutzen. Der Lauf der Waffe ist vor eindringenden Fremdkörpern zu schützen. Kinder und Jugendliche dürfen nicht an der Nachsuche teilnehmen. Der Jagdherr hat bei der Nachsuche für die Bereitstellung von Erste-Hilfe-Material zu sorgen. 

Der Genuss von Alkohol und anderen berauschenden Mitteln erhöht das Unfallrisiko und ist während der Jagd zu unterlassen. 

Das Mitführen der Schusswaffe bei der Schalenwildjagd mit entladenen Läufen (Patronenlager) ist ausnahmsweise für den Durchgeh- und Treiberschützen für den Eigenschutz, für den Fangschuss und für den Schuss auf vom Hund gestelltes Wild zulässig.

Inhaber von Jugendjagdscheinen dürfen nach dem Bundesjagdgesetz (BJG) an Gesellschaftsjagden nicht mit der Waffe teilnehmen. 

Fazit

Beim Jagdleiter liegt die Verantwortung, Unfälle zu vermeiden. Dafür hat er in der Planung und Durchführung von Gesellschaftsjagden Vorkehrungen zu treffen und diese während der Jagdausübung durchzusetzen. Sein Ziel ist es, dass alle Jagdteilnehmer unverletzt bleiben. Wir sollten denen, die diese Verantwortung zu übernehmen bereit sind, den Auftrag so leicht wie möglich machen. Waidmannsheil. 

Freilandgänse werden exklusiver

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Aufwendige Gerichte mit Ente oder Gans gehören in die kalte Jahreszeit. Der Martinstag am 11. November sowie Weihnachten sind die zentralen Eckdaten der Saison. Davor und danach besteht vonseiten der Verbraucher eher weniger Interesse am Fleisch dieser Tiere. Die Aufzucht und Mast konzentrieren sich daher von Frühjahr bis Herbst und werden häufig im Freiland durchgeführt. Letzteres ist zum einen ein schlagendes Verkaufsargument und zum anderen ein großes Problem. Die Vogelgrippe bereitete vielen Erzeugern mit Freilandhaltung schon im vorigen Jahr Sorgen, die sich in diesem Jahr noch einmal steigerten. Die hochansteckende Krankheit beeinträchtigt die gesamte Lieferkette, von den Brütereien bis hin zu den schlachtreifen Tieren. Dazu kommen gestiegene Futter- und Energiekosten für die Aufzucht und zuletzt auch das schmale Portemonnaie der Kunden für dieses Produkt, das eher in die Kategorie „nice to have“ fällt. Durch die Kostensteigerungen müssen Erzeuger ihre Verkaufspreise anheben, was den Absatz in Zeiten von hoher Inflation und Sparmaßnahmen nicht gerade fördert. Einige Betriebe haben in diesem Jahr die Tierzahlen reduziert, teilweise aufgrund von Bezugsproblemen bei Küken. Andere und häufig kleinere Betriebe haben sich gänzlich gegen die Einstallung entschieden. In vielen Küchen wird in diesem Jahr wohl keine Gans goldgebacken.

Dauerrisiko Vogelgrippe

Hühner, Enten, Gänse und Puten sind die Hausgeflügelarten, die im Tierseucheninformationssystem für die Aviäre Influenza beziehungsweise Vogelgrippe gelistet werden. Parallel werden Tausende an der Infektion gestorbene Wildvögel gefunden. Im Oktober kamen etliche Einträge in den norddeutschen Bundesländern hinzu, das Infektionsgeschehen hat Hochsaison. Gerade in den für den Vogelzug wichtigen Gebieten ist das Risiko groß und eine Nervenprobe für die Geflügelbetriebe. In Niedersachsen gerät der Eiermarkt durch Serien an Infektionen in Legebetrieben zunehmend aus den Fugen, bei verknapptem Angebot steigen die Preise auf Rekordhöhen. Hierzulande gab es über den Sommer ruhige Monate, jedoch wurden aus EU-Nachbarländern ununterbrochen Neuinfektionen bei Haus- und Wildvögeln gemeldet. So wurden zwischen September 2021 und Juni 2022 europaweit 2.300 Fälle gemeldet und über 44 Millionen Stück Geflügel gekeult. Seither sind viele hinzugekommen. Oftmals beziehen Betriebe Küken aus Brütereien in Frankreich, den Niederlanden oder Polen, von denen seit letztem Jahr viele schließen mussten. Vor allem Infektionen in Elterntierbeständen sind der Grund. Teurere Küken, das energieintensive Beheizen der Jungtierställe und schließlich das verteuerte Futter machen diese Saison besonders kostspielig. Zu 20 bis 40 % höheren Preisen werden Gänse und Enten deshalb angeboten.

Freilandhaltung unter Risiken

Die Freilandhaltung kann mit Sicherheit zu den Formen der Tierhaltung gezählt werden, die aus Verbrauchersicht am ehesten tiergerecht erscheinen. Besonders am Eiermarkt hat sich die Nachfrage in den letzten Jahren weg von der Bodenhaltung verlagert und zu einer enormen Verbreitung von Freilandhaltung und Freiland-Mobilställen geführt. Gerade diese Haltungsform ist jedoch von der Infektion bedroht. Nach fast drei Jahren Corona kann man dieses Risiko gut fassen und den Stress für die Betriebsleiter nachvollziehen. Kaum verwunderlich, dass so mancher Betrieb in diesem Jahr keine Lust darauf hatte. Die Haltungsform mit Auslauf oder gänzlich auf der Weide ist auch bei anderen Tierarten auf dem Vormarsch, etwa Schweinen. Und auch hier gibt es ein infektiöses Damoklesschwert, die Afrikanische Schweinepest. Im Fall der Infektion kommen auf den Betrieb Belastungen zu, die finanzieller und psychischer Art sind – das kann das Fass im ohnehin schwer bestlasteten Schweinesektor zum Überlaufen bringen. Am Zwiespalt der Freilandhaltung zeigt sich die große Lücke zwischen der Vision einer umgebauten Nutztierhaltung in Deutschland und den vorherrschenden Bedingungen sowie Herausforderungen. 

Marktlage für die Woche vom 7. bis 13.11.2022

Getreide: Die Entwicklung im Ukraine-Krieg hat die Weizenkurse zwischenzeitlich ansteigen lassen.

Raps: Die Rapskurse haben sich in der Vorwoche spürbar erhöht, da auch die Pflanzen- und Rohölpreise gestiegen sind.

Futtermittel: Die Kurse für viele Komponenten haben sich wieder erhöht. Die Kurse für Mischfutter geben nicht nach.

Kartoffeln: Nach Abschluss der Ernte kommt nur noch vereinzelt frische Ware vom Feld auf den Markt.

Schlachtrinder: Die Jungbullenkurse zogen in der Vorwoche nochmals leicht an. Die Schlachtkuhpreise blieben unverändert.

Schlachtschweine/-sauen: Nach einer unveränderten Notierung in der Vorwoche haben die Schlachter die Nachfrage verringert.

Ferkel: Wie die Schweinekurse blieben auch die Ferkelkurse in der Vorwoche unverändert. Dies gilt auch für die Importferkel.

Milch: Die Milchpreise haben noch Luft nach oben. Der Anstieg der Auszahlungspreise setzt sich vorerst weiter fort.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Kurse bleiben vorerst unverändert. Das Angebot ist für die Jahreszeit ungewöhnlich hoch.

Markttendenz für die Woche vom 14. bis 20.11.2022

Getreide: Der schwache Eurokurs erleichtert die Exporte. Es gibt bereits viele Umsätze mit der kommenden Ernte.

Raps: Durch die hohen Schlaglöhne zeigen die hiesigen Ölmühlen eine rege Nachfrage.

Futtermittel: Der schwache Euro verteuert den Import von Sojaschrot. Die Nachfrage bleibt recht hoch.

Kartoffeln: Die Preisaufschläge für Lagerware konnten sich durchsetzen. Die Exportnachfrage bleibt ruhig.

Schlachtrinder: Entsprechend der Jahreszeit ziehen die Jungbullen- und Färsenpreise nochmals an.

Schlachtschweine/-sauen: Die Angebotsüberhänge nehmen wieder zu. Hauspreise sorgen für Preisdruck.

Ferkel: Die Erlöse bleiben auf einem nicht kostendeckenden Niveau. Man hofft auf eine stabile Entwicklung im Schweinehandel.

Milch: Erzeuger- und Verbraucherpreise bleiben vorerst auf Rekordniveau. In Süddeutschland gehen die Anlieferungen zurück.

Schlachtlämmer/-schafe: Günstige Importe sorgen für Preisdruck. Das kalte Frühjahr hat die Ablieferungen verschoben.

Unterstützung für Waldbesitzer im Land

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Forst- und Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) informierte sich am Freitag voriger Woche bei einem Besuch des Forstbetriebs Waldhütten im Naturpark Aukrug über die aktuelle Situation der Privatwälder in Schleswig-Holstein. „Ob Klimawandel, Schädlingsbefall oder die aktuelle geopolitische Lage: Wir wissen, dass die Wälder in Deutschland und auch in Schleswig-Holstein vor besonderen Herausforderungen stehen“, sagte Schwarz.

Dietrich Ebeling, Inhaber des Forstbetriebs Waldhütten

Wald ist in Schleswig-Holstein ein knappes Gut: Im waldärmsten Bundesland sind rund 173.000 ha der Landesfläche von Wald bedeckt. 51 % dieser Fläche sind in Privatbesitz. Diese überwiegend klein strukturierten Wälder sind mit ihren vielfältigen Gemeinwohlleistungen von großer Bedeutung für das Land: ökonomisch, ökologisch und sozial. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ist daher besonders wichtig. „Als schleswig-holsteinische Landesregierung schaffen wir hierfür die Voraussetzungen und ziehen mit den Waldbesitzern an einem Strang“, sagte der Minister. Hierfür werde das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) langfristige Konzepte erarbeiten. Dabei werde es erforderlich sein, das Baumartenspektrum zu sichern und zu erweitern. Ziel sei es, alle Waldbesitzarten zu unterstützen, die Waldbewirtschaftung in Schleswig-Holstein zukunftsfähig auszurichten. „Wir werden dafür in den engen Austausch mit den Akteuren in Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung treten“, so Schwarz.

Diplom-Forstwirtin und Staatssekretärin im MLLEV Anne Benett-Sturies

Ein wesentliches Instrument zur Förderung der Forstwirtschaft in Schleswig-Holstein ist die Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK). Im Rahmen der Agrarministerkonferenz haben sich die Länder deshalb für die Verstetigung der GAK-Mittel im Forstbereich ausgesprochen. Die Landesregierung sieht in der Förderung der Waldbesitzer ein wesentliches Element zum Bewältigen der Herausforderungen durch die Anpassung der Wälder an den Klimawandel.

Schwarz hob hervor, dass die Nachhaltigkeitsidee von der Forstwirtschaft vor mehr als 300 Jahren entwickelt und immer weiter ausgebaut worden sei. Dadurch seien der Wiederaufbau der damals zerstörten und übernutzten Wälder und die Beendigung der Holznot möglich geworden. Nachhaltigkeit ist seitdem das Leitprinzip des Waldmanagements. Die Waldgesetze des Bundes und des Landes, aber auch Vorgaben auf EU-Ebene, geben hierfür die Regeln vor. „Wald hat höchst unterschiedliche Funktionen, deren Gleichrangigkeit immer wieder neu ausbalanciert werden muss. Der Nutzfunktion des Waldes wird seit Beginn des Ukraine-Krieges und der damit verbundenen Energiekrise eine besondere Aufmerksamkeit zuteil. Holz erlebt derzeit eine außergewöhnliche Konjunktur auch als umweltfreundlicher Energieträger. Aus diesem Grund sehe ich es kritisch, dass die EU-Kommission unser Holz, den Nachwachsenden Rohstoff, der unter Erbringung aller Waldfunktionen gewonnen wird, zukünftig nicht mehr als Erneuerbaren Energieträger anerkennen will“, sagte Schwarz. Seit langer Zeit gebe es erstmals wieder Erträge aus der Waldpflege. Die Bewirtschaftung sei eine wichtige Voraussetzung für eine stabile Waldentwicklung und Weichenstellung für die nächsten 100 Jahre, so der Minister.

Schleswig-Holstein verfolgt weiterhin das Ziel, den Waldanteil im Land auf 12 % zu erhöhen. Gleichzeitig besteht die große Aufgabe, die vorhandenen Wälder an den Klimawandel anzupassen.

Wenn Stadt und Land zueinanderfinden

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Was zeichnet das Leben auf dem Land aus, und wie lebt es sich in der Stadt? Sind die Unterschiede und Gegensätze wirklich so groß? Gibt es Gemeinsamkeiten, oder verschwimmen die Grenzen beider Lebensformen immer mehr durch fortschreitende Digitalisierung und technologische Entwicklungen? Fragen, mit denen sich auch die Ausstellung „Stadt-Land-Vernetzung“ auf dem Wittkielhof in der Gemeinde Stoltebüll in Angeln noch bis zum 30. November beschäftigt.

Das Besondere: Die leidenschaftliche Kunstsammlerin und Gründerin des Vereins Kunst für Angeln, Ingrid Roosen-Trinks, hat für diese Ausstellung Exponate ihrer umfangreichen Sammlung mit Leihgaben junger Künstler vereint und lädt auch die ansonsten nicht so an Kunst Interessierten aus der Region auf eine individuelle Entdeckungsreise und zum Dialog ein.

Dabei gehe es nicht nur um die Gegensätze Stadt-Land, sondern ebenso um Chancen, Optionen, Ideen, Wünsche, die eigene Sichtweise und das Lebensgefühl sowie das Nachdenken über die unterschiedlichen Lebensmodelle. „Die ausgestellten Arbeiten schärfen die Wahrnehmung, zeigen unterschiedliche Perspektiven und erzählen Geschichten – vom Leben in den Städten und auf dem Land sowie in der Natur, aber auch davon, wie Eingriffe des Menschen die Umwelt verändern“, heißt es in der Ausstellungsbeschreibung. „Die Grenzen zwischen Stadt und Land verschwimmen immer mehr. Stadtränder versuchen, ländliches Ambiente zu pflegen, während Dörfer immer städtischer werden“, so die Erfahrung von Ingrid Roosen-Trinks. Warum also nicht die Fortschritte und Entwicklungen in beiden Segmenten nutzen und Stadt und Land zusammendenken?

Installationen wie diese bereichern die Ausstellung und regen zum Nachdenken an.

Die gebürtige Hamburgerin und bis vor Kurzem Wahlberlinerin kennt sowohl das Stadt- als auch das Landleben. Seit mehr als 31 Jahren haben sie und ihr Mann eine kleine Kate in Angeln, nahe der dänischen Grenze, in der sie Wochenenden, Ferien und Feiertage verbrachten und die nun ihr neues Zuhause ist. Die Liebe zur Kunst begleitet Ingrid Roosen-Trinks dabei fast schon ein Leben lang. 1973 erstand sie ihr erstes Bild und ist seitdem leidenschaftliche Kunstsammlerin, „man könnte auch sagen, dass ich süchtig nach Kunst bin“. Ihre Sammlung wuchs seitdem beständig an und feiert im kommenden Jahr 50-jähriges Bestehen. Sie umfasst mehr als 500 zeitgenössische Kunstwerke nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler.

An ihrer Kunstleidenschaft ließ sie bereits in Berlin Interessierte teilhaben, indem sie ihre Sammlung in ihren Privaträumen zugänglich machte. Sie arbeitete unter anderem als Radiomoderatorin und gründete 1990 in Berlin das Klassik Radio mit dem Anspruch, niedrigschwellig, unverkrampft und unkompliziert Hörer anderer Sender und Musikstile an die Klassik heranzuführen. „Genauso möchte ich es mit meiner Kunst machen“, betont Roosen-Trinks. 1996 wechselte sie zu dem Schreibwarenhersteller Montblanc und leitete dort die Kulturstiftung. Mittlerweile im Ruhestand, hat sie dem Großstadtleben endgültig den Rücken gekehrt. „Corona kam und in Berlin ging nichts mehr“, erzählt die Kunstliebhaberin. „Wir hatten keinen Garten oder Balkon. Wir haben dann alles da eingelagert, inklusive der Sammlung, und sind hierhergekommen. Ich liebe diese Gegend hier sehr, insgesamt hat die Lebensqualität auf dem Land durch Corona erheblich gewonnen“, erzählt sie. In Angeln angekommen, überlegte sie, wie es weitergehen und was mit ihrer eingelagerten Kunst in Berlin werden sollte. Gleichzeitig stellte sie fest, dass es so hoch im Norden Schleswig-Holsteins nicht eine private Sammlung zeitgenössischer Kunst gab, die der Öffentlichkeit zugänglich war.

Acrylskulpturen sowie Schriftzüge des Künstlers Rupprecht Matthies in der Scheune und draußen im Park setzen farbige Akzente.

Kunst im Grünen

Die Idee von der Kunst im Grünen war geboren. So wie in Berlin sollen nun auch die Menschen in der Region Freude und Spaß an zeitgenössischer Kunst finden, in Projekte mit eingebunden werden, und das, wie schon beim Klassik Radio, unkompliziert, niedrigschwellig und in lockerer Umgebung. Für ihr Vorhaben schaute sie sich in Angeln nach einem passenden Gebäude um und fand es in Form einer Scheune auf dem Wittkielhof. „Dort miete ich mich jetzt zwei Mal im Jahr ein und präsentiere dort im Frühjahr und im Herbst meine Kunst“, erzählt Ingrid Roosen-Trinks. Viele der von ihr gesammelten Bilder, Skulpturen, Fotografien oder Installationen sind mehr als 25 Jahre alt. Was in ihre Sammlung kommt, entscheiden ihr Bauchgefühl und ihr Herz. „Es ist meist Liebe auf den ersten Blick. Es macht ,klick‘ und ich muss es dann unbedingt haben, wenn es denn bezahlbar ist“, erklärt sie. Für den Hofeigentümer und IT-Unternehmer Heiner Nissen sind die Kunstausstellungen eine Bereicherung der bereits vorhandenen Event-Angebote auf dem Wittkielhof. „Dadurch haben wir eine Nutzung für unsere alten Gebäude. Viele dieser Dreiseitenhöfe in Angeln haben ihren Charakter verloren, weil sie nicht mehr genutzt werden“, sagt er.

Eines der Bilder des noch jungen Künstlers Henrik Becker, in das sich Ingrid Roosen-Trinks auf Anhieb verliebte. 

Getreu ihrem Anspruch möchte Ingrid Roosen-Trinks vor allem diejenigen mit ihren Ausstellungen ansprechen, die bislang kein oder wenig Interesse an Kunst haben. „Das hier ist keine Galerie, die Bilder kann man nicht kaufen und es hängen ja auch keine großen Werte hier“, erzählt sie. Deshalb nimmt sie auch keinen Eintritt und führt die Besucher nach Anmeldung persönlich durch die Ausstellung, um ihnen die Geschichten hinter ihren Bildern zu erklären. Und um einen Eindruck zu vermitteln, was Kunst alles sein kann: „Genuss, Entspannung, neue Eindrücke sammeln, für eine Weile den Kopf freibekommen, sich auf Neues einlassen. Dafür muss man keine Kunstkenntnisse haben oder wissen, wie der Künstler heißt. Wenn man sich neugierig darauf einlässt und eine Arbeit länger als drei Sekunden anschaut, dann macht es schon etwas mit einem, es löst Gefühle aus“, erläutert sie ihr Konzept. Passend dazu ist in der Ausstellung ein Zitat von Pablo Picasso zu finden: „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“

Die Künstlerin Verena Issel machte beim Aufbau genaue Vorgaben, wir ihr Werk präsentiert werden soll.

Plattform für junge Talente

Und auch mit dem von ihr gegründeten Verein Kunst für Angeln möchte sie die Menschen in der Region für Kunst, Musik und Kultur begeistern, indem sie unter anderem für Kinder, Schüler und Senioren Workshops anbietet, an denen auch Schöpfer der von ihr gesammelten Werke teilnehmen. „Es geht um Begegnungen, Austausch, Inspiration und das Teilen von Gedanken“, lautet die Vereinsbeschreibung. Gleichzeitig ist es der Kunstsammlerin wichtig, mit ihren Ausstellungen und Projekten jungen Künstlern eine Plattform zu bieten, wie auch in der aktuellen Ausstellung. Die jungen Talente finde sie durch Zufall, durch Freunde, durch Kontakte zu Kunsthochschulen und Galerien oder über ihre Netzwerke. „Auch wenn Angeln nicht so dicht besiedelt ist, ist man hier toll vernetzt. Irgendjemand kennt immer irgendeinen, das funktioniert“, erklärt sie. Auch die Nähe zu Dänemark finde sie super. „Die Dänen haben eine tolle Einstellung und sind sehr locker, das gefällt mir.“ Sie plant bereits für das nächste Frühjahr eine grenzüberschreitende Ausstellung ausschließlich mit Werken dänischer und schleswig-holsteinischer Künstler. Für die aktuelle Ausstellung sollten sich Besucher per Mail an ­visit@kunstfuerangeln.de anmelden. Weitere Informationen gibt es unter kunstfuerangeln.de

Mit ‚Winnetou’ dem Klimawandel trotzen

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Gerade liegt ein Oktober mit rekordverdächtigen Wärmewerten hinter den Bewohnern in Norddeutschland. Trotzdem ist der Grünkohl von Manfred Markmann in Ruhwinkel, Kreis Plön, gerade reif für die Ernte. Grund dafür ist der Umstieg auf ‚Winnetou’ – und damit auf eine der Sorten, die dem Klimawandel im übertragenen Sinne die Zunge rausstreckt.

Manfred Markmann blickt auf sein Grünkohlfeld und greift zu einem Messer, das es von der Größe her fast mit einer Machete aufnehmen kann. „Das ist das Kartoffelschälmesser meiner Frau Marianne“, erklärt der Obst- und Gemüsebauer aus dem Ruhwinkeler Ortsteil Schönböken mit einem Augenzwinkern. Er bückt sich kurz, umfasst mit einer Hand eine Kohlstaude und schlägt das Wintergemüse mit einem Messerhieb knapp über dem Boden ab. Es ist Erntezeit für den Grünkohl – trotz der zweistelligen Plusgrade in den vergangenen Tagen.

Der für Markmann entscheidende Zeitpunkt lag aber vor der Wärmeperiode im Oktober. Da bedeckte nach einigen kühlen Nächten der erste Raureif die Grünkohlpalmen, wie der Inhaber des Erdbeerhofs Markmann die einzelnen Kohlpflanzen nennt. „Knapp über dem Gefrierpunkt reicht schon für die Ernte, richtig kalt werden darf es für die Sorte nicht, sonst geht der Grünkohl kaputt“, betont der 61-Jährige.

Bis in die 1990er Jahre säte der Inhaber des 1958 gegründeten Familienbetriebs die Sorte ‚Lerchenzunge’ aus. Diese klassische Sorte wanderte erst dann in die Kochtöpfe, wenn der erste knackige Frost übers Land zog. Seit gut 20 Jahren kommen in den Schönbökener Boden aber Setzlinge der Sorte ‚Winnetou’, die keinen Frost zur Umwandlung der kohleigenen Bitterstoffe benötigt. Im Gegenteil: ,Winnetou’ mag überhaupt keine tiefen Minusgrade. „Wenn es ordentlich friert, kann ich den Grünkohl vergessen, dann wird er matschig und ich kann ihn nicht mehr verkaufen“, sagt Markmann.

In Massen baut der Bürgermeister der Gemeinde Ruhwinkel den Grünkohl nicht an. Die Palmen bedecken rund einen halben Hektar des lehmhaltigen Bodens. Abnehmer für das norddeutsche Nationalgemüse sind vor allem Gastronomiebetriebe in der Region. Auf dem Wochenmarkt in Bad Segeberg bietet Markmann den Kohl ebenfalls an, auch im Hofladen sind die krausen Blätter zu haben – abgerippelt oder im Ganzen als gut 2 kg schwere Palme.

Die Nachfrage von Hausfrauen oder Hausmännern hat in den vergangenen Jahren aber deutlich abgenommen. Früher hat Manfred Markmann die doppelte Fläche bepflanzt. „Den Leuten reicht es offenbar, wenn sie ein oder zwei Mal im Winter zum Grünkohlessen in die Gaststätte gehen.“ Zudem nehmen die Kunden weniger Kohl mit – auch wegen neuer Koch- und Verzehrtrends. So gilt der eiweißreiche Grünkohl wegen seiner vielen Vitamine und Ballaststoffe als Superfood und findet in Smoothies oder Salaten Verwendung.

So geht küchenfertig: Die krausen Blätter werden mit der Hand vom Blattstiel abgestreift.

„Ich habe auch Kunden, die Chips aus Grünkohl machen, das ist tatsächlich ziemlich lecker“, erzählt der Obst- und Gemüsebauer. Er selbst bevorzugt seinen Grünkohl in der klassischen Version – gekocht im großen Topf und zubereitet mit Kochwurst, Schweinebacke und Kasseler. Dann freut er sich schon auf eine Wiederholung am nächsten Tag: „Aufgewärmt schmeckt er für mich am besten.“ Ob Manfred Markmann der einzige Landwirt mit Grünkohlanbau im Kreis Plön ist, kann er nicht sagen. Den Anbau möglich macht der Boden mit einem Lehmgehalt von bis zu 60 Punkten.

Unterstützt wird der Schönbökener Grünkohl in seiner Entwicklung durch Kalkstickstoff – dieser Dünger ist aber richtig teuer geworden. „Innerhalb kurzer Zeit hat sich der Preis verdreifacht, von 600 auf 1.800 Euro pro Tonne“, berichtet Markmann. Große Auswirkungen auf den Verkaufspreis hat der enorme Preissprung aber bislang nicht: Das Kilo küchenfertig gerupfter Grünkohl kostet jetzt 3,50 € – 20 ct mehr als in der vergangenen Saison. Wer selbst abrippeln möchte, kann auch eine ganze Palme erwerben, der Kilopreis liegt dafür niedriger.

Wie bei den Markmanns wird der in Schleswig-Holstein angebaute Grünkohl zum größten Teil direkt vermarktet. Anders als beim Weißkohl gibt es für den Anbau jedoch keine Schwerpunktregion. Grünkohl ist eine Nischenkultur, im vergangenen Jahr wurde er lediglich auf 50,9 ha angebaut. Aber immerhin hat sich die Anbaufläche gegenüber 2020 verdoppelt. Die Erntemenge lag bei 804 t, die Erträge können aber von Jahr zu Jahr stark variieren. Dieses Jahr hat der Grünkohl nach Angaben der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein unter der trockenen Witterung gelitten. Der zu erwartende Ertrag wird nach Schätzungen der Kammer wohl unter dem Durchschnitt liegen. Die Qualitäten sind aber trotzdem gut. 

Hof Radlandsichten punktet mit „Ugly Farming“

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Mitten im Ostholsteinischen Hügelland, weitab jeden Verkehrslärms, liegt der Ferienhof Radlandsichten nordwestlich von Malente im Kreis Plön. Weitab kann man ruhig wörtlich nehmen, denn fast 1 km fährt man von der öffentlichen Straße über den privaten Spurplattenweg, bis man das idyllisch gelegene Haupthaus erreicht.

1549 wurde der Hof erstmals in den Kirchenbüchern erwähnt, seit neun Generationen wirtschaftet die Familie Schumacher hier. Derzeit wohnen drei Generationen auf dem Hof, Senior Gerd Schumacher auf dem Altenteil füttert noch regelmäßig Tiere im nahe gelegenen Wildpark und führt Jugendliche und Touristen auf Touren durchs Auenland.

Familienbetrieb im Wandel

Die landwirtschaftliche Tätigkeit teilen sich Vater Frank und Sohn Ralf Schumacher. Da es einen Bonus für Junglandwirte gibt, hat der Junior als Geschäftsführer 51 % des Betriebes übernommen. „Ich darf ab und an noch mal Trecker oder Mähdrescher fahren“, meint Frank Schumacher lächelnd dazu. 100 ha Eigenland hat der Hof, weitere 70 ha sind zugepachtet. Zusammen mit den Höfen Osterkamp und Papke sind es 300 ha, die in einer GbR und einem Maschinenring bewirtschaftet werden. „Wir müssen so keine Fremdarbeitskräfte beschäftigen“, erklärt Frank das Konzept. „Auch unsere Jungs sind alle schon groß und helfen mit. Außerdem können wir uns gegenseitig auf den Höfen vertreten, wenn mal einer krank wird oder Urlaub machen will.“ Und natürlich ist die erforderliche Technik zu dritt besser bezahlbar.

Angebaut werden die Feldfrüchte Raps, Weizen, Gerste und Ackerbohnen. Vor 15 Jahren hat Familie Schumacher die Milchwirtschaft eingestellt und aus den Ställen Ferienwohnungen gemacht. Lediglich im Sommer wird für die umliegenden Milchviehbetriebe Pensionsvieh auf den Wiesen und Weiden aufgenommen. Für die Nachbarn bauen Schumachers auch Mais an.

Der Ferienhofzweig auf dem Hof hat schon eine lange Geschichte. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg waren in Bad Malente viele Kriegsversehrte untergebracht und auch die Angehörigen mussten Platz finden. Seitdem gab es auf dem Hof immer mehr Urlaubsgäste, die sich in der ruhigen Landschaft erholen. „Um den Betriebszweig haben sich aber immer die Frauen gekümmert“, berichten die Schumachers aus der Familiengeschichte. „Oma hatte immer sehr viel Spaß daran, weil es hier doch oft sehr einsam war.“ Immerhin sind aus den ehemaligen „Zimmern mit fließendem Wasser am Ende des Flurs“ nun voll ausgestattete Ferienwohnungen mit zwei Bädern und Küche geworden. Fünf Familienwohnungen und vier Doppelzimmer bieten reichlich Platz.

30 Jahre lang, von 1989 bis 2019, gab es auch das Hofcafé „Bauernstübchen“, das seit 2020 allerdings nur noch für Gesellschaften ab 15 Personen zu Feiern öffnet. Und schließlich gibt es für die Kinder Ziegen, Schweine und Shetland- und Haflinger-Ponys sowie den großen Friesen Odin. Zusammen mit einem Hochseilgarten hat man sich also breit aufgestellt. Dazu kommt noch der Einsatz der Maschinen für andere Landwirte und im Winterdienst für Gemeinden und Kaufleute.

Nachhaltigkeit seit Jahrhunderten

„Wir sind konventionell orientiert“, sagt Frank Schumacher, „aber ich kann diesen ganzen medialen Druck über böse Landwirte nicht mehr hören.“ Wer wirtschafte denn nachhaltiger als eine Familie, die seit mehreren Hundert Jahren ihren Boden pflegt? Man müsse gemeinsam mit Bürgern und Landwirten nach Lösungen suchen. So haben die Schumachers schon 2014 den in Warschau verliehenen Ostseebauernpreis bekommen. Damals ging es um den überwiegend biologischen Abbau von Pflanzenschutzmitteln in Retentionsteichen. Immer wieder arbeitet man mit Universitäten zusammen, selbst Doktorarbeiten sind hier schon entstanden.

Erfreulich war eine Studienarbeit über die Bodenerosion: „Eigentlich haben wir keine Erosionsproblematik hier“, freut sich Schumacher über das Ergebnis. Aber auch negative Erfahrungen musste man beim Probieren und Umsetzen wissenschaftlicher Vorschläge machen: „Mit der Winterbegrünung haben wir einmal Tausendfüßler gezüchtet, die uns die Maiskeimlinge weggefressen haben.“

Die Unterschiede zwischen dem traditionellen „Clean Farming“ (vorn) und dem „Ugly Farming“ (hinten) zeigt Ralf Schumacher.

Ein neues Forschungsprojekt zusammen mit den Universitäten betreibt Ralf Schumacher. Der Agrarwissenschaftler mit dem Bachelor of Science ist vom System Direktsaat überzeugt: „Jede Bodenbearbeitung kostet Wasser und Energie“, erklärt er. „Außerdem unterdrückt eine gute Zwischenfrucht unerwünschte Beikräuter.“ Bei seinem System des „Ugly Farming“ wird die Folgesaat mit einer besonders schweren Drillmaschine direkt durch die Grünschicht der Zwischenfrucht gedrillt.

Dazu bedarf es scharfer Rollmesser, die die Drillreihen aufschneiden und, besonders im hügeligen Land, einer starken Zugmaschine, um die spezielle Drillkombi zu ziehen. „Das sieht zwar für einen Altbauern hässlich aus, daher der aus England stammende Begriff Ugly Farming, aber die Zwischenfrucht stirbt im Winter ab und hinterlässt dabei ihre Reste als Stickstoffdünger für das Getreide im nächsten Jahr“, erklärt Ralf Schumacher das System. Auch andere Erfahrungen hat er schon gemacht: „Bockshornklee als Untersaat stinkt den Erdflöhen und vertreibt sie“, berichtet er und ergänzt: „Linsen schmecken Schädlingen besser als Raps und dienen daher bei uns als Opferpflanze, um den Raps zu schützen.“

Preisverleihung im Kieler Landeshaus

Für all diese Bemühungen haben Schumachers am Dienstag den Umweltpreis der Wirtschaft im Kieler Landeshaus verliehen bekommen. Dazu begrüßte sie Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU), Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) sprach ein Grußwort. Die Laudatio hielt Dr. Philipp Murmann, Präsident der Studien- und Fördergesellschaft der schleswig-holsteinischen Wirtschaft: „Der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Schumacher in Bad Malente leistet durch kontinuierliche Weiterentwicklung einen wichtigen Beitrag als Bindeglied zwischen der gelebten Praxis und der wissenschaftlichen Forschung. Er zeigt praktikable Ansätze, wie sich umweltverträgliche Landbewirtschaftung durch konsequente Maßnahmen zur Reduzierung von Stickstoffdünger und Pflanzenschutzmitteln bei gleichzeitiger Erhöhung der Artenvielfalt mit einer konventionellen, zukunftsorientierten Landwirtschaft vereinbaren lässt.“ Das Beispiel der Familie Schumacher belege, dass auch konventionelle Landwirtschaft einen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz leisten könne.

Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), Klaus-Peter Lucht, gratulierte Familie Schumacher herzlich zur Verleihung des Umweltpreises. „Die Familie wird dem Anspruch, ihre Arbeit so zu gestalten, dass sich eine ökologisch nachhaltige Arbeitsweise und konventionelle Landwirtschaft nicht widersprechen, gerecht. Der Betrieb räumt so mit manchem Vorurteil auf und steht für viele andere landwirtschaftliche Betriebe“, hob Lucht hervor. Der BVSH-Präsident freute sich, dass Familie Schumacher in dieser Haltung auch als ambitionierter und innovativer Mittler zwischen Theorie und Praxis fungiert. So beteiligt sich die Familie seit vielen Jahren an Forschungsprojekten, beispielsweise mit der Fachabteilung Hydrologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Neben Familie Schumacher erhielt auch die Hansewerk Natur GmbH aus Schönberg den diesjährigen Umweltpreis der Wirtschaft. Das Unternehmen leistet mit dem Holzpelletsheiz­werk einen innovativen und wegweisenden Beitrag zur Erreichung des Unternehmenszieles, bis 2030 die Wärmeversorgung seiner Kunden vollständig klimaneutral zu gestalten.

Der Umweltpreis der Wirtschaft wird seit 1984 verliehen und zählt laut Veranstaltern zu den ältesten und renommiertesten seiner Art in Deutschland. Seit 1984 hat die Studien- und Fördergesellschaft die Auszeichnung 76-mal verleihen können. „Wir freuen uns über diese hohe Zahl an Preisträgern, die ein Beleg für die Bedeutung des Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutzes in unserer Wirtschaft ist“, so Murmann bei der Preisverleihung im Landeshaus. Ein Video über den Ferienhof Radlandsichten ist im Internet abrufbar unter t1p.de/nw90y

Auf dem Betrieb ist zudem ein Grüne-Berufe-Videoclip der Landwirtschaftskammer über die Hauswirtschaft entstanden, den es hier zu sehen gibt.