Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in loser Reihenfolge vor.
Lina Butenschön ist 20 Jahre alt und kommt vom Milchviehbetrieb Henrik Butenschön in der Feldmark von Bargstedt bei Nortorf. Neben ihrem Agrarstudium im vierten Semester an der Fachhochschule (FH) in Osterrönfeld hat sie sich Ende Juni mit der Vermarktung regionaler Produkte des Familienbetriebes selbstständig gemacht. Im Bauernverband wurde sie jetzt als erste stellvertretende Vorsitzende im Bezirksvorstand Nortorf sowie in den Kreishauptausschuss Rendsburg-Eckernförde gewählt.
Frau Butenschön, wie läuft Ihre selbstständige Tätigkeit ab?
Ich kaufe Milch von unserem Betrieb und lasse sie von einer mobilen Käserei aus Nordfriesland verarbeiten. Heute Vormittag waren deren Mitarbeiter bei mir auf dem Hof und haben in fünf Stunden 1.200 l Milch zu 120 kg Käse verarbeitet. Den nehmen sie mit und pflegen ihn, er wird dort täglich gewendet, geputzt und mit Lauge eingerieben.
Nach sechs Wochen hole ich die erste Charge ab, schneide die Laibe zu in Stücke von 100 bis 500 g und verpacke sie. Zwei Wochen später hole ich die zweite Charge ab, die ist dann länger gereift und würziger, mehr in Richtung Gouda. Bei uns heißt er Hofkäse. Der jüngere Käse ist milder, eher wie Tilsiter, ihn gibt es auch mit Bockshornklee, ich habe also drei Sorten. Außerdem verkaufe ich Rindersalami und gefrorene Fleischprodukte wie Hackfleisch, Steaks oder Gulasch von unseren Tieren, die verarbeitet für uns eine Fleischerei in Negenharrie.
Wie läuft Ihr junger Betrieb bis jetzt?
Recht gut! Die Käserei war nun schon zum dritten Mal da, das vorige Mal vor zwei Monaten. Die letzte Charge habe ich schon bis auf sieben, acht Stück verkauft. Ich habe Flyer in der Region ausgelegt und werbe über unsere Instagram- und Facebook-Seiten, die ich auch für unseren Familienbetrieb pflege. Die Kunden rufen an, kommen nach Absprache und holen die Ware ab. Einen Laden dafür habe ich nicht.
Wie viel Zeit beansprucht das?
Das ist schwer zu sagen, weil es wechselt. Ich würde sagen, im Schnitt acht bis zehn Stunden die Woche, in Spitzenzeiten können es schon mal 20 Stunden sein.
Was haben Sie außerdem für Aufgaben auf dem elterlichen Hof
Ich helfe natürlich mit bei allem, was jeweils anfällt. Hauptsächlich bin ich für die Kälber zuständig und mache die Klauenpflege und wie gesagt die Öffentlichkeitsarbeit. Mein Bruder Tjark (22) wird den Hof übernehmen. Da habe ich mir vorgenommen, etwas Eigenständiges aufzubauen.
Studium, Selbstständigkeit, Mithilfe auf dem Hof und jetzt noch Ehrenamt: Wie kriegen Sie das auf die Reihe?
Ja, man muss es gut organisieren! (lacht dabei) Dann muss mal eine Abendveranstaltung ausfallen, oder ich fange morgens früher an. Ich habe gute Unterstützung von meiner Familie und von meinem Freund, wir arbeiten alle gut zusammen.
Haben Sie überhaupt noch Freizeit?
Ja, tatsächlich spiele ich Fußball, schon seit ich drei Jahre alt bin. Und ich habe drei Pferde stehen, von denen ich eines reite, aber nicht mehr auf Turnieren. Fußball und Reiten als Schwerpunkt haben sich bei mir immer abgewechselt.
Nun sind Sie im Bauernverband in den Bezirksvorstand und den Kreishauptausschuss gewählt worden. Haben Sie in der Verbandsarbeit schon Erfahrungen?
Im Ehrenamt des Bauernverbandes bisher noch nicht. Ich war vier Jahre im Vorstand des Ortsverbandes der Landjugend, das war eine gute Zeit, und bin in der FH in der Fachschaft aktiv. Im Bauernverband wurde ich angesprochen, ob ich für ein Amt kandidieren würde. Ich finde das wichtig, dafür nehme ich mir die Zeit.
Was ist Ihnen bei der berufsständigen Vertretung wichtig?
Die Kommunikation mit anderen Menschen. Viele, gerade aus dem städtischen Bereich verstehen die Landwirtschaft nicht mehr. Ich möchte ihnen das ländliche Leben und die aktuellen Probleme der Bauern näherbringen. Ich möchte mich im Verband in der Öffentlichkeitsarbeit engagieren und in Initiativen, noch mehr Schulklassen auf die Höfe zu bekommen.
Durch den Verkauf meiner Produkte bekomme ich mit, dass das viele Leute interessiert. Sie fragen nach und kommen auch gern einmal auf den Hof, um sich zu informieren. Auch in der Ausbildung merke ich, dass landwirtschaftliche Berufe gerade stark gefragt sind. Manche unterschätzen es, wie umfangreich der Beruf ist, was er alles beinhaltet. Hier ist Aufklärung angesagt.
Mit schlechtem Gerede über die Landwirtschaft war ich persönlich noch nicht konfrontiert, aber das bekommt man ja über die Medien und Social Media mit. Einmal war ich mit dem Bauernverband auf einem Stand im City Park in Kiel. Da konnten wir mit Leuten, die negativ gestimmt waren, einiges klären, indem wir mit ihnen ins Gespräch gekommen sind.
Im Bauernverband müssen Sie natürlich niemanden überzeugen …
Nein, das nicht, aber ich treffe Leute, die viel Erfahrung haben. Ich finde es immer interessant, andere Meinungen mitzubekommen und sich auszutauschen.
Und das kriegen Sie alles hin?
Ja, das kriege ich hin. (lacht) Ich freue mich darauf!