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Zweiter Platz fürs Grüne Sofa

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Die Bürger- und Demokratiepreise 2022 des Landtages Schleswig-Holstein und der Sparkassen in Schleswig-Holstein sind vergeben. Das diesjährige Thema des Preises lautete „Unser Klima, unsere Umwelt, unsere Zukunft“. Das Grüne Sofa des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein war eines von zwei nominierten Projekten der Kategorie U27.

Der mit 3.000 € dotierte Preis in dieser Kategorie ging an die Waldjugend Nord für ihr Projekt „Klimawald Ostenfeld“. Das Grüne Sofa belegte Platz zwei. Der Landesvorsitzende der Landjugend, Hannes Bumann, konnte eine Urkunde und eine Prämie in Höhe von 500 € mit nach Hause nehmen. Obwohl es für das Grüne Sofa nicht zu Platz eins gereicht hat, zeigte sich Bumann zufrieden. „Das Projekt der Waldjugend ist auch ein sehr gutes. Uns hilft der Wettbewerb, dass das ‚Grüne Sofa’ bekannter wird“, sagte er gegenüber dem Bauernblatt. 

Wein im Stahlfass und Schwein aus Schwäbisch Hall

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Nach Süddeutschland in den Raum Stuttgart führte die diesjährige Agrarexkursion des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein. Es ging unter anderem um Weinbau, Kartoffeln, Direktvermarktung und den Zusammenschluss von landwirtschaftlichen Betrieben zu Erzeugergemeinschaften.

Gleich zum Auftakt gab es einen besonderen Zwischenstopp bei Claas in Harsewinkel. Bei der Betriebsbesichtigung konnten alle hautnah miterleben, wie jeder Arbeitsschritt in den nächsten greift, wie bei einem Zahnrad. Alle 20 min wird ein Mähdrescher fertiggestellt. Das war beeindruckend. In Harsewinkel werden aber nicht nur Mähdrescher, sondern auch Häcksler und der Xerion gefertigt. Der nächste Tag startete mit der Besichtigung eines Kartoffelhofes. In der Region Lauffen gibt es etwa 70 Bauern. Die Böden sind sehr gut und eignen sich daher für den Kartoffel- und Weinanbau. Wobei früher gesagt wurde, Ackerland sei zu schade für den Weinanbau. Daher gab es Weinreben nur an den Hängen. Grünland gibt es in dieser Region kaum, daher sind auch keine Rinderbetriebe zu finden. Die Flächen sind im Gegensatz zu Schleswig-Holstein eher klein strukturiert, weil früher wegen der fehlenden Höfeordnung die Betriebe unter den Geschwistern aufgeteilt wurden.

Danach besuchte die Gruppe die Winzergenossenschaft Lauffener Weingärtner. Alle Trauben von Winzern aus der Region werden zusammen verarbeitet und der Wein anschließend in riesigen Edelstahlfässern gelagert. Später wird der Wein in Flaschen abgefüllt und deutschlandweit vermarktet. Um die Tradition zu erhalten, wird ein kleiner Teil des Weines nach wie vor in Holzfässer gefüllt. Im Weinbau wird noch viel mit der Hand gearbeitet, zum Beispiel beim Zurückschneiden der Reben im Winter und bei der Ernte am Hang. Auf flacheren Flächen kann die Ernte allerdings von einem Vollernter übernommen werden. Zum Abschluss des Tages ging es zum Hof Treiber. Der familiengeführte Betrieb hat sich auf Legehennen und die Vermarktung von Spanferkeln spezialisiert. Die Spanferkel werden zugekauft und das Fleisch in der eigenen Backstube zubereitet.

Am zweiten Tag besuchten die Lajus die bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH). Diese wurde 1988 von acht Landwirten gegründet, um die heimische Schweinerasse zu erhalten. Das Schwäbisch-Hällische Schwein zeichnet sich durch einen hohen Fettgehalt aus, wurde aber aufgrund fehlender Nachfrage vom Markt verdrängt. Die Gemeinschaft wuchs mit den Jahren und hat nun 1.800 Mitglieder. Damals wurden die Tiere noch bei Partnerschlachthöfen geschlachtet, heute hat die BESH einen eigenen Schlachthof. Jeder Landwirt bringt seine Tiere dort selbst hin. Somit wird ihnen ein langer Transportweg erspart. Der gesamte Betrieb der BESH wird von allen Landwirten gemeinsam bewirtschaftet. Heute werden nicht nur die Schwäbisch-Hällischen Schweine vermarktet, sondern auch Rinder, Schafe und Geflügel. Die Erzeugergemeinschaft hat eigene Richtlinien und kontrolliert ihre Landwirte regelmäßig, um eine hohe Qualität zu sichern. Die Fleisch- und Wurstwaren werden mittlerweile deutschlandweit vermarktet. Interessant war auch, dass die BESH Gewürze direkt aus den Anbaugebieten bezieht und dort auch Erzeugergemeinschaften gegründet hat. So werden beispielsweise die Bauern in Sansibar unterstützt und ihnen wurde es sogar ermöglicht, den Biostatus zu bekommen. Außerdem hat die Erzeugergemeinschaft einen eigenen Regionalmarkt und ein Restaurant. Bei einer Einkehr ins Restaurant konnten die Gäste aus Norddeutschland den Mittagstisch testen und befanden ihn für sehr gut.

Zum Abschluss der Tour besichtigten die Exkursionsteilnehmer noch einen Milchviehbetrieb vor den Toren Schwäbisch Halls. Der Gliemenhof ist eine GbR mit zwei Landwirten, zusammen bewirtschaften sie 400 ha und melken 300 Kühe. Abends wurde die Innenstadt von Stuttgart unsicher gemacht, bevor es mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck wieder auf die Heimreise ging.

Im nächsten Jahr ist eine Agrarexkursion ins nahe gelegene Ausland geplant. Schon am nächsten Dienstag, 22. November, findet das nächste Agrarausschusstreffen auf dem Gut Rosenkrantz statt. Anmeldung unter landjugend-sh.ddns.net

300 Kühe werden auf dem Gliemenhof gemolken. Die GbR wir von zwei Landwirten bewirtschaftet.
Gute Böden für den Kartoffelanbau.
Nur aus Tradition werden noch Holzfässer mit Wein gefüllt. Die größte Menge kommt in Edelstahltanks.

Auf Segeltörn in der Dänischen Südsee

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Diese LandFrauen gehörten für drei Tage zur Crew auf der „Albin Köbis“. Fotos: LFV Bordesholm

Auf Segeltörn in der Dänischen Südsee waren zehn LandFrauen des OV Bordesholm und Umgebung. Schon auf dem Weg zum Museumshafen Flensburg, von wo es auf große Fahrt gehen sollte, war die Aufregung zu spüren, denn keine aus der Gruppe hatte jemals so eine Segelreise unternommen. Aber Segelkenntnisse waren nicht Bedingung für den Törn, also hieß es: „Auf ins Abenteuer!“

Mit ihren Seesäcken wurden die neuen Mitseglerinnen an Bord des Traditionsseglers „Albin Köbis“, eines 18 m langen Zweimasters, vom Eignerpaar Christian und Ela herzlich aufgenommen. Zur Stärkung gab es erst einmal einen Kaffee und ein Fischbrötchen an Bord. Nachdem das Gepäck verstaut und die Kojen bezogen waren, gab Christian erste Informationen zum Verhalten an Bord und zum Ablauf der Reise. Die „Albin Köbis“ wurde 1948 im Ostseehafen Barth als Fischkutter gebaut und hieß damals „Karl Krull“. Mitte der 1970er segelte die „Karl Krull“ von Kiel aus als Friedenskutter. Mitte der 1980er wurde das Schiff in den heutigen Zustand umgebaut – als Gaffelketsch – und seitdem heißt das Schiff „Albin Köbis“; benannt nach dem Anführer des Matrosenaufstandes, der am Ende des Ersten Weltkrieges hingerichtet wurde.

Alle Mitreisenden an Bord waren die Crew, die für Verpflegung sorgte, die Segel setzte und reffte, Seile zog und das Deck schrubbte. Aber die Kommandos gab Kapitän Christian. Und dann rief er endlich: „Leinen los!“

Die erste Nacht ankerte das Schiff noch in der Flensburger Förde, aber am zweiten Tag segelte das Schiff bei Sonnenschein und leichter Brise in die Dänische Südsee bis zum Hafen in Augustenburg. Auf der Fahrt gab es neben den wichtigen Segelmanövern, bei denen die Crew gefragt war, auch Zeit, sich ins Bugnetz zu legen und die See unter sich zu spüren oder einfach nur an Deck zu sitzen, zu klönen oder zu träumen.

An Land wurde abends noch ein Spaziergang durch den Schlosspark Augustenburg gemacht.

Am dritten Tag ging es auf einem kurzen Törn nach Sonderburg. Dort gab es im Hafen viel zu sehen wie die königliche Jacht „Dannebrog“, das Schiff der dänischen Königsfamilie oder die Skulptur „Butt im Griff“ von Günter Grass. Ganz besonders lecker schmeckte das „Anleger-Eis“.

Nach einem schönen Abend an Bord, bei dem die Mannschaft bei Liedern zu Gitarre in geselliger Runde saß, bis die Sonne im Meer versank, wurde es am Tag der Rückkehr ungemütlich. Bei stürmischer See lernte die Mannschaft die Arbeit an Bord bei Windstärken von 7 bis 8 auch von ihrer rauen Seite kennen und hatte großen Respekt vor dem Können und Wissen des Kapitäns, der dieses Schiff schon seit 20 Jahren kennt.

Froh und glücklich und um eine Erfahrung reicher erreichten die LandFrauen den Heimathafen des Schiffes. Ein letztes gemeinsames Essen an Bord als Stärkung vor dem Heimweg nach Bordesholm war ein schöner Abschluss für diese besondere Reise. Für das eine oder andere Crewmitglied war es vielleicht der Beginn eines Seglerinnenlebens, für eine 80-jährige Mitseglerin auf jeden Fall die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches



Abendessen – für die Verpflegung waren die Crewmitglieder an Bord selbst zuständig.
Frisch aus der Koje gab es an Bord zunächst eine Yogaeinheit mit Nele, bevor wieder die Segel gesetzt wurden.
Segelsetzen und -reffen, Seileziehen und Deckschrubben gehörten zu den Aufgaben der Crew.

Match für Salz und Pfeffer

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Auf 50 bis 100 Anmeldungen für ihre erste Singleparty hatten die Jungen LandFrauen Dithmarschen gehofft. 120 gingen ein. Schließlich kamen gut 90 junge Frauen und Männer in einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis in die romantisch geschmückte Festscheune von Thomas Schmidt-Wiborg in Karolinenkoog. Die Jungen LandFrauen waren nicht nur begeistert vom großen Zuspruch, sondern auch von der guten Partylaune der Gäste, die bis in die Nacht feierten.

Die Veranstalterinnen hatten verschiedene Sitzecken, Stehtische, eine Sofortbildkamera, eine Candy-Bar, einen Beerpong-Tisch sowie einen Tresen vorbereitet. Nach einem Begrüßungsgetränk starteten die Organisatorinnen ein Entweder-oder-Spiel, um für das erste „Beschnuppern“ Gruppen zu bilden. Dazu wurden jeweils zwei Begriffe hochgehalten wie „Landwirtschaft“ oder „keine Landwirtschaft“, „extrovertiert“ oder „introvertiert“, „Tanzbär“ oder „Tanzmuffel“. Jeder musste sich dann jeweils für eine Seite entscheiden. Spannend war, dass rund die Hälfte etwas mit Landwirtschaft zu tun hatte, fast alle Tanzbären waren und die Hälfte aus Dithmarschen kam. Das zeigte, dass die Singleparty auch außerhalb von Dithmarschen viele Interessenten gefunden hat und so viele neue Gesichter dabei waren. Sogar von der dänischen Grenze und aus Lübeck waren einige, auch dank der Ankündigung im Bauernblatt, gekommen. Am Ende der Runde wurde die Tanzfläche eröffnet. Die Gruppe der Extrovertierten hatte die Aufgabe, die introvertierten Tanzbären aufzufordern, und schon wurde fleißig Discofox getanzt und die Tanzfläche war gut gefüllt.

Zu Beginn hatten alle Personen neben einem Aufkleber mit ihrem Namen auch einen mit einem Begriff bekommen. Ziel war es, durch ein Wortpaar wie „Mann“ und „Frau“ oder „Salz“ und „Pfeffer“ ein Match zu finden. Durch die Matches ergaben sich viele Gespräche und die Möglichkeit, eine andere Person anzusprechen. Am Beerpong-Tisch bildeten sich ebenfalls Gruppen, die ein paar Runden spielten, und auch die Candy-Bar war am Ende des Abends leer. Als Erinnerung wurden knapp 50 Bilder gemacht, die die Teilnehmenden mit nach Hause nehmen durften.

Für die Gastgeberinnen war der Abend ein voller Erfolg. Es wurde viel getanzt, neue Bekanntschaften geschlossen, viele Nummern ausgetauscht, Händchen gehalten oder sogar ein wenig geknutscht. Im Nachgang hörten die Veranstalterinnen, dass sich geschrieben oder sogar getroffen wurde. Sie sind gespannt, ob sie am Ende einem Paar zum Glück verhelfen konnten.

Aufgrund des positiven Feedbacks werden die Jungen LandFrauen Dithmarschen voraussichtlich im November 2023 wieder eine Singleparty schmeißen. Sollte die Idee bei den Jungen LandFrauen aus anderen Kreisen auf Zuspruch stoßen, und sie Lust haben, eine ähnliche Party an anderen Orten zu geben, finden sie die Jungen LandFrauen Dithmarschen auf Instagram und Facebook.

Ernährungssicherheit trotz Energiewende gegeben

Der im Rahmen der Energiewende prognostizierte Bedarf an Solarstrom in Deutschland kann nach Einschätzung des Präsidenten des Thünen-Instituts, Prof. Folkhard Isermeyer, auf weniger Fläche erzeugt werden als derzeit für die Bioenergie aufgewendet wird. Die Energiewende stehe damit nicht in Konkurrenz zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit in Deutschland, führte Isermeyer am Dienstag voriger Woche beim Strategischen Forum der Deutschen Agrarforschungsallianz zum Thema „Landnutzung im Wandel“ in Berlin aus.

Der ebenfalls als Redner eingeladene Abteilungsleiter für Klimaresilienz am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Prof. Hermann Lotze-Campen, mahnte indes an, dass die Einhaltung des Zwei-Grad-Zieles des Pariser Klimaabkommens nur bei einer Halbierung der Tierzahlen möglich sei. Ihm zufolge zeigten sämtliche langfristigen wissenschaftlichen Modellierungen, dass eine Reduzierung der Methanemissionen um 50 % und der Lachgasemissionen um 25 % notwendig sei, um die bereits beschlossenen Klimaziele bis 2050 zu erreichen.

Vervierfachung des Strombedarfs?

Die zunehmende Elektrifizierung der Wirtschaft und des Verkehrs werden laut Isermeyer eine Vervierfachung der aktuell erzeugten Strommenge in Deutschland auf bis zu 2.000 TWh im Jahr erfordern. Im vergangenen Kalenderjahr wurden in Deutschland laut amtlicher Statistik 518 TWh Stromenergie eingespeist, wobei 42,4 % davon aus Erneuerbaren Quellen stammten. Unter der Annahme, dass der zukünftige Strombedarf zu jeweils der Hälfte aus Wind- und aus Solarenergie gespeist würde, sei eine Gesamtleistung von 1.000 TWh Solarenergie pro Jahr notwendig, rechnete der Thünen-Präsident vor. Diese „Selbstversorgung mit Solarstrom“ könnte durch die Errichtung von Freiflächen-Photovoltaik (PV)-Anlagen auf etwa 1 Mio. ha erfüllt werden. Vor dem Hintergrund, dass derzeit rund 2,3 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche für die Bioenergie genutzt würden, sei dies ein relativ geringer Flächenverbrauch, betonte der Thünen-Präsident. Sofern Bioenergie in Zukunft nicht mehr in großen Mengen als Energieträger gebraucht werde, würden damit nach der Umstellung auf Wind- und Solarstrom sogar weniger Agrarflächen für die Energieerzeugung genutzt als heute.

Zwei Windräder pro Dorf

Die verbleibende Stromnachfrage könnte nach Ansicht von Isermeyer durch Windenergie gedeckt werden. Vorausgesetzt, dass 70 % des Windstroms onshore erzeugt würden, seien 70.000 Windenergieanlagen an Land mit jeweils 10 MWh Leistung im Jahr erforderlich. Diese Anzahl entspreche in etwa dem Bau von zwei Windrädern pro Dorf in Deutschland. Der Thünen-Präsident hält auf der Grundlage dieses Szenarios Landnutzungskonflikte im Landwirtschaftsbereich zwischen „Tank, Teller und Trog“ für lösbar. Von den heute 16,6 Mio. ha Agrarfläche seien großzügig gerechnet lediglich 10 Mio. ha notwendig, um die Bevölkerung in Deutschland zu ernähren, so der Agrarökonom.

Prof. Folkhard Isermeyer Foto: Imago

Lotze-Campen zufolge gehen zwei Drittel der Emissionen des Agrarsektors auf das Konto der Tierhaltung. Für den Abbau der Tierbestände seien daher die nächsten 30 Jahre entscheidend. Lotze-Campen verwies dabei auf mögliche Synergien zwischen Klima- und Gesundheitsschutz. So sei der derzeitige Fleischkonsum von durchschnittlich 1,2 kg pro Person und Woche angesichts der Ernährungsempfehlungen der EAT-Lancet-Kommission von lediglich 0,3 kg pro Woche viel zu hoch. Eine Reduzierung des Fleischkonsums hält Lotze-Campen für steuerbar, und zwar mittels wirtschaftlicher Anreize, Regulierungen oder einer Emissionsbepreisung. Alternativ dazu könnten auch technologische Lösungen, wie die Präzisionsfermentation, bei der Sub­stitution von tierischen Produkten eine Rolle spielen.

Bei der Präzisionsfermentation werden laut Lotze-Campen Organismen wie Hefe verwendet, um echte Ei- oder Milchproteine herzustellen. Dies könnte helfen, die tropische Entwaldung zu reduzieren. Der Klimaforscher betonte zugleich, dass neben den Klimazielen auch die Umkehr des Biodiversitätsverlustes und der Abbau von Stickstoffüberschüssen zentrale Herausforderungen für die Transformation des Agrarsektors seien. Sämtliche Maßnahmen müssten vor dem Hintergrund erfolgen, dass auch für den Schutz der Artenvielfalt Flächen bereitzustellen seien.

15 Jahre Engagement für Regionalität in der Gastronomie

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In Kiel waren jetzt zahlreiche Vereinsmitglieder im Gastraum der Lille-Brauerei zusammengekommen, um den Geburtstag des Zusammenschlusses zu feiern.

Der Verein wurde im Jahr 2007 mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums gegründet, um eine genussvolle, nachhaltige und regional geprägte Esskultur zu fördern.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) lobte die hohe Motivation der Vereinsmitglieder: „Der Megatrend Regionalität wurde von dem Verein Feinheimisch frühzeitig erkannt. Regionale Wertschöpfung und kurze Lieferwege spielen gerade in aktuellen Zeiten eine immer größere Rolle. Umso mehr möchte ich den Vereinsmitgliedern, also Gastronominnen und Gastronomen, Produzentinnen und Produzenten sowie Förderinnen und Förderern, für ihr ehrenamtliches Engagement danken, das über die Landesgrenzen hinausstrahlt.“ Durch solche Initiativen rückten regionale Produkte, traditionelles Handwerk und lokale Kochkultur wieder stärker in das Bewusstsein. Auch die Aktionen des Vereins zur kulinarischen Bildung würdigte der Minister und kündigte an, zusammen mit dem Bildungsministerium eine Bildungsinitiative Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz für die Sekundarstufe I und II zeitnah auf den Weg zu bringen.

Vorsitzender Oliver Firla freute sich über das Netzwerk von Gastronomen, Produzenten, Fördermitgliedern und privaten Mitgliedern. Er betonte die Notwendigkeit zur weiteren Vernetzung mit anderen Vereinen und Organisationen. Auch auf der Direktvermarkterplattform „Gutes vom Hof.SH“ in Kooperation mit dem Fachbereich Gütezeichen der Landwirtschaftskammer präsentiert sich der Verein Feinheimisch mit zahlreichen Gastronomen und Produzenten.

Käse, Kälber, Kommunikation

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Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in loser Reihenfolge vor.

Lina Butenschön ist 20 Jahre alt und kommt vom Milchviehbetrieb Henrik Butenschön in der Feldmark von Bargstedt bei Nortorf. Neben ihrem Agrarstudium im vierten Semester an der Fachhochschule (FH) in Osterrönfeld hat sie sich Ende Juni mit der Vermarktung regionaler Produkte des Familienbetriebes selbstständig gemacht. Im Bauernverband wurde sie jetzt als erste stellvertretende Vorsitzende im Bezirksvorstand Nortorf sowie in den Kreishauptausschuss Rendsburg-Eckernförde gewählt.

Frau Butenschön, wie läuft Ihre selbstständige Tätigkeit ab?

Ich kaufe Milch von unserem Betrieb und lasse sie von einer mobilen Käserei aus Nordfriesland verarbeiten. Heute Vormittag waren deren Mitarbeiter bei mir auf dem Hof und haben in fünf Stunden 1.200 l Milch zu 120 kg Käse verarbeitet. Den nehmen sie mit und pflegen ihn, er wird dort täglich gewendet, geputzt und mit Lauge eingerieben.

Nach sechs Wochen hole ich die erste Charge ab, schneide die Laibe zu in Stücke von 100 bis 500 g und verpacke sie. Zwei Wochen später hole ich die zweite Charge ab, die ist dann länger gereift und würziger, mehr in Richtung Gouda. Bei uns heißt er Hofkäse. Der jüngere Käse ist milder, eher wie Tilsiter, ihn gibt es auch mit Bockshornklee, ich habe also drei Sorten. Außerdem verkaufe ich Rindersalami und gefrorene Fleischprodukte wie Hackfleisch, Steaks oder Gulasch von unseren Tieren, die verarbeitet für uns eine Fleischerei in Negenharrie.

Wie läuft Ihr junger Betrieb bis jetzt?

Recht gut! Die Käserei war nun schon zum dritten Mal da, das vorige Mal vor zwei Monaten. Die letzte Charge habe ich schon bis auf sieben, acht Stück verkauft. Ich habe Flyer in der Region ausgelegt und werbe über unsere Instagram- und Facebook-Seiten, die ich auch für unseren Familienbetrieb pflege. Die Kunden rufen an, kommen nach Absprache und holen die Ware ab. Einen Laden dafür habe ich nicht.

Wie viel Zeit beansprucht das?

Das ist schwer zu sagen, weil es wechselt. Ich würde sagen, im Schnitt acht bis zehn Stunden die Woche, in Spitzenzeiten können es schon mal 20 Stunden sein.

Was haben Sie außerdem für Aufgaben auf dem elterlichen Hof

Ich helfe natürlich mit bei allem, was jeweils anfällt. Hauptsächlich bin ich für die Kälber zuständig und mache die Klauenpflege und wie gesagt die Öffentlichkeitsarbeit. Mein Bruder Tjark (22) wird den Hof übernehmen. Da habe ich mir vorgenommen, etwas Eigenständiges aufzubauen.

Studium, Selbstständigkeit, Mithilfe auf dem Hof und jetzt noch Ehrenamt: Wie kriegen Sie das auf die Reihe?

Ja, man muss es gut organisieren! (lacht dabei) Dann muss mal eine Abendveranstaltung ausfallen, oder ich fange morgens früher an. Ich habe gute Unterstützung von meiner Familie und von meinem Freund, wir arbeiten alle gut zusammen.

Haben Sie überhaupt noch Freizeit?

Ja, tatsächlich spiele ich Fußball, schon seit ich drei Jahre alt bin. Und ich habe drei Pferde stehen, von denen ich eines reite, aber nicht mehr auf Turnieren. Fußball und Reiten als Schwerpunkt haben sich bei mir immer abgewechselt.

Nun sind Sie im Bauernverband in den Bezirksvorstand und den Kreishauptausschuss gewählt worden. Haben Sie in der Verbandsarbeit schon Erfahrungen?

Im Ehrenamt des Bauernverbandes bisher noch nicht. Ich war vier Jahre im Vorstand des Ortsverbandes der Landjugend, das war eine gute Zeit, und bin in der FH in der Fachschaft aktiv. Im Bauernverband wurde ich angesprochen, ob ich für ein Amt kandidieren würde. Ich finde das wichtig, dafür nehme ich mir die Zeit.

Was ist Ihnen bei der berufsständigen Vertretung wichtig?

Die Kommunikation mit anderen Menschen. Viele, gerade aus dem städtischen Bereich verstehen die Landwirtschaft nicht mehr. Ich möchte ihnen das ländliche Leben und die aktuellen Probleme der Bauern näherbringen. Ich möchte mich im Verband in der Öffentlichkeitsarbeit engagieren und in Initiativen, noch mehr Schulklassen auf die Höfe zu bekommen.

Durch den Verkauf meiner Produkte bekomme ich mit, dass das viele Leute interessiert. Sie fragen nach und kommen auch gern einmal auf den Hof, um sich zu informieren. Auch in der Ausbildung merke ich, dass landwirtschaftliche Berufe gerade stark gefragt sind. Manche unterschätzen es, wie umfangreich der Beruf ist, was er alles beinhaltet. Hier ist Aufklärung angesagt.

Mit schlechtem Gerede über die Landwirtschaft war ich persönlich noch nicht konfrontiert, aber das bekommt man ja über die Medien und Social Media mit. Einmal war ich mit dem Bauernverband auf einem Stand im City Park in Kiel. Da konnten wir mit Leuten, die negativ gestimmt waren, einiges klären, indem wir mit ihnen ins Gespräch gekommen sind.

Im Bauernverband müssen Sie natürlich niemanden überzeugen …

Nein, das nicht, aber ich treffe Leute, die viel Erfahrung haben. Ich finde es immer interessant, andere Meinungen mitzubekommen und sich auszutauschen.

Und das kriegen Sie alles hin?

Ja, das kriege ich hin. (lacht) Ich freue mich darauf!

Wenn Stadt und Land zueinanderfinden

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Was zeichnet das Leben auf dem Land aus, und wie lebt es sich in der Stadt? Sind die Unterschiede und Gegensätze wirklich so groß? Gibt es Gemeinsamkeiten, oder verschwimmen die Grenzen beider Lebensformen immer mehr durch fortschreitende Digitalisierung und technologische Entwicklungen? Fragen, mit denen sich auch die Ausstellung „Stadt-Land-Vernetzung“ auf dem Wittkielhof in der Gemeinde Stoltebüll in Angeln noch bis zum 30. November beschäftigt.

Das Besondere: Die leidenschaftliche Kunstsammlerin und Gründerin des Vereins Kunst für Angeln, Ingrid Roosen-Trinks, hat für diese Ausstellung Exponate ihrer umfangreichen Sammlung mit Leihgaben junger Künstler vereint und lädt auch die ansonsten nicht so an Kunst Interessierten aus der Region auf eine individuelle Entdeckungsreise und zum Dialog ein.

Dabei gehe es nicht nur um die Gegensätze Stadt-Land, sondern ebenso um Chancen, Optionen, Ideen, Wünsche, die eigene Sichtweise und das Lebensgefühl sowie das Nachdenken über die unterschiedlichen Lebensmodelle. „Die ausgestellten Arbeiten schärfen die Wahrnehmung, zeigen unterschiedliche Perspektiven und erzählen Geschichten – vom Leben in den Städten und auf dem Land sowie in der Natur, aber auch davon, wie Eingriffe des Menschen die Umwelt verändern“, heißt es in der Ausstellungsbeschreibung. „Die Grenzen zwischen Stadt und Land verschwimmen immer mehr. Stadtränder versuchen, ländliches Ambiente zu pflegen, während Dörfer immer städtischer werden“, so die Erfahrung von Ingrid Roosen-Trinks. Warum also nicht die Fortschritte und Entwicklungen in beiden Segmenten nutzen und Stadt und Land zusammendenken?

Ingrid Roosen-Trinks

Die gebürtige Hamburgerin und bis vor Kurzem Wahlberlinerin kennt sowohl das Stadt- als auch das Landleben. Seit mehr als 31 Jahren haben sie und ihr Mann eine kleine Kate in Angeln, nahe der dänischen Grenze, in der sie Wochenenden, Ferien und Feiertage verbrachten und die nun ihr neues Zuhause ist. Die Liebe zur Kunst begleitet Ingrid Roosen-Trinks dabei fast schon ein Leben lang. 1973 erstand sie ihr erstes Bild und ist seitdem leidenschaftliche Kunstsammlerin, „man könnte auch sagen, dass ich süchtig nach Kunst bin“. Ihre Sammlung wuchs seitdem beständig an und feiert im kommenden Jahr 50-jähriges Bestehen. Sie umfasst mehr als 500 zeitgenössische Kunstwerke nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler.

An ihrer Kunstleidenschaft ließ sie bereits in Berlin Interessierte teilhaben, indem sie ihre Sammlung in ihren Privaträumen zugänglich machte. Sie arbeitete unter anderem als Radiomoderatorin und gründete 1990 in Berlin das Klassik Radio mit dem Anspruch, niedrigschwellig, unverkrampft und unkompliziert Hörer anderer Sender und Musikstile an die Klassik heranzuführen. „Genauso möchte ich es mit meiner Kunst machen“, betont Roosen-Trinks. 1996 wechselte sie zu dem Schreibwarenhersteller Montblanc und leitete dort die Kulturstiftung. Mittlerweile im Ruhestand, hat sie dem Großstadtleben endgültig den Rücken gekehrt. „Corona kam und in Berlin ging nichts mehr“, erzählt die Kunstliebhaberin. „Wir hatten keinen Garten oder Balkon. Wir haben dann alles da eingelagert, inklusive der Sammlung, und sind hierhergekommen. Ich liebe diese Gegend hier sehr, insgesamt hat die Lebensqualität auf dem Land durch Corona erheblich gewonnen“, erzählt sie. In Angeln angekommen, überlegte sie, wie es weitergehen und was mit ihrer eingelagerten Kunst in Berlin werden sollte. Gleichzeitig stellte sie fest, dass es so hoch im Norden Schleswig-Holsteins nicht eine private Sammlung zeitgenössischer Kunst gab, die der Öffentlichkeit zugänglich war.

Die Idee von der Kunst im Grünen war geboren. So wie in Berlin sollen nun auch die Menschen in der Region Freude und Spaß an zeitgenössischer Kunst finden, in Projekte mit eingebunden werden, und das, wie schon beim Klassik Radio, unkompliziert, niedrigschwellig und in lockerer Umgebung. Für ihr Vorhaben schaute sie sich in Angeln nach einem passenden Gebäude um und fand es in Form einer Scheune auf dem Wittkielhof. „Dort miete ich mich jetzt zwei Mal im Jahr ein und präsentiere dort im Frühjahr und im Herbst meine Kunst“, erzählt Ingrid Roosen-Trinks. Viele der von ihr gesammelten Bilder, Skulpturen, Fotografien oder Installationen sind mehr als 25 Jahre alt. Was in ihre Sammlung kommt, entscheiden ihr Bauchgefühl und ihr Herz. „Es ist meist Liebe auf den ersten Blick. Es macht ,klick‘ und ich muss es dann unbedingt haben, wenn es denn bezahlbar ist“, erklärt sie. Für den Hofeigentümer und IT-Unternehmer Heiner Nissen sind die Kunstausstellungen eine Bereicherung der bereits vorhandenen Event-Angebote auf dem Wittkielhof. „Dadurch haben wir eine Nutzung für unsere alten Gebäude. Viele dieser Dreiseitenhöfe in Angeln haben ihren Charakter verloren, weil sie nicht mehr genutzt werden“, sagt er.

Eines der Bilder des noch jungen Künstlers Henrik Becker, in das sich Ingrid Roosen-Trinks auf Anhieb verliebte.

Getreu ihrem Anspruch möchte Ingrid Roosen-Trinks vor allem diejenigen mit ihren Ausstellungen ansprechen, die bislang kein oder wenig Interesse an Kunst haben. „Das hier ist keine Galerie, die Bilder kann man nicht kaufen und es hängen ja auch keine großen Werte hier“, erzählt sie. Deshalb nimmt sie auch keinen Eintritt und führt die Besucher nach Anmeldung persönlich durch die Ausstellung, um ihnen die Geschichten hinter ihren Bildern zu erklären. Und um einen Eindruck zu vermitteln, was Kunst alles sein kann: „Genuss, Entspannung, neue Eindrücke sammeln, für eine Weile den Kopf freibekommen, sich auf Neues einlassen. Dafür muss man keine Kunstkenntnisse haben oder wissen, wie der Künstler heißt. Wenn man sich neugierig darauf einlässt und eine Arbeit länger als drei Sekunden anschaut, dann macht es schon etwas mit einem, es löst Gefühle aus“, erläutert sie ihr Konzept. Passend dazu ist in der Ausstellung ein Zitat von Pablo Picasso zu finden: „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“

Und auch mit dem von ihr gegründeten Verein Kunst für Angeln möchte sie die Menschen in der Region für Kunst, Musik und Kultur begeistern, indem sie unter anderem für Kinder, Schüler und Senioren Workshops anbietet, an denen auch Schöpfer der von ihr gesammelten Werke teilnehmen. „Es geht um Begegnungen, Austausch, Inspiration und das Teilen von Gedanken“, lautet die Vereinsbeschreibung. Gleichzeitig ist es der Kunstsammlerin wichtig, mit ihren Ausstellungen und Projekten jungen Künstlern eine Plattform zu bieten, wie auch in der aktuellen Ausstellung. Die jungen Talente finde sie durch Zufall, durch Freunde, durch Kontakte zu Kunsthochschulen und Galerien oder über ihre Netzwerke. „Auch wenn Angeln nicht so dicht besiedelt ist, ist man hier toll vernetzt. Irgendjemand kennt immer irgendeinen, das funktioniert“, erklärt sie. Auch die Nähe zu Dänemark finde sie super. „Die Dänen haben eine tolle Einstellung und sind sehr locker, das gefällt mir.“ Sie plant bereits für das nächste Frühjahr eine grenzüberschreitende Ausstellung ausschließlich mit Werken dänischer und schleswig-holsteinischer Künstler. Für die aktuelle Ausstellung sollten sich Besucher per Mail an ­visit@kunstfuerangeln.de anmelden. Weitere Informationen gibt es unter kunstfuerangeln.de

Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger


„Das Sahnehäubchen“

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In Bayern wurde der dies­jährige Deutsche Voltigierpokal aus­getragen. Der Wettkampf ist ­vergleichbar mit einer Deutschen Meisterschaft für M-Gruppen. Aus dem hohen Norden reisten gleich zwei Teams an und zeigten im Bundesvergleich hervorragende Leistungen. Das Team Breitenburg I holte den Gesamtsieg und gewann auch den Juniorenpreis. Das Team Hoisbüttel III kam auf den vierten Platz.

Anke Granow leitet die Voltigiersparte des Reitvereins Breitenburg und trainiert auf dem Hof Magens in Ottenbüttel, Kreis Steinburg, auch die acht Gruppen. „Dort haben wir beste Bedingungen“, freut sie sich, denn das sei nicht selbstverständlich. Viele Voltigiergruppen hätten es schwer, Hallen zu finden. Seit 19 Jahren ist die Hohenasperin, Kreis Steinburg, schon dabei und genießt es nach wie vor, die Kinder auf ihrem Weg ein Stück zu begleiten. Einige der Voltigierer kennt sie schon seit 15 Jahren.

Neben den Leistungsgruppen trainiert Granow auch die drei- bis vierjährigen Anfänger, und das mit Leidenschaft. „Bei mir ist jeder wichtig. Und jeder darf hier so sein, wie er mag. Keiner muss leistungsmäßig voltigieren“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich denke, in diesem Sport kann man etwas fürs Leben lernen. Die Großen müssen sich um die Kleinen kümmern und die Kleinen sich auch mal an den Großen orientieren. Wenn die alle nicht zusammenarbeiten, wird das nichts.“

Das Team aus Breitenburg konnte voll überzeugen und gewann den Deutschen Voltigierpokal. Foto: Daniel Ellwanger, Vaulting World

Auch ein Besuch bei einem kleinen Turnier biete viel Lernpotenzial. „Oft reicht es zu merken, dass man trotz Aufregung oder Angst alles überlebt. Bei der nächsten Prüfung ist es dann vielleicht schon nicht mehr so schlimm“, erklärt sie ihren Ansatz. Dass sie mit ihrer Leistungsgruppe beim Deutschen Voltigierpokal so erfolgreich war, macht sie stolz und glücklich: „Der Pokal ist jetzt das Sahnehäubchen, auch wenn der Weg dahin genauso wichtig ist.“

Die Mannschaft wurde vom Landesverband für den Wettkampf nominiert. „Wir waren schon stolz über die Ehre, für Schleswig-Holstein an den Start gehen zu dürfen“, berichtet Granow. Die Umsetzung der Reise war dann aber gar nicht so einfach. Nach Bayern ist es weit und dort mussten auch alle unterkommen. „Zum Glück hatten wir schon Anfang des Jahres das Ziel ausgegeben und alle hatten lange genug Zeit, sich darauf vorzubereiten“, berichtet die Trainerin.

Das Landgestüt in Schwaiganger bot eine tolle Kulisse und alle waren sehr motiviert. „Die 26 besten Teams aus Deutschland waren da“, erklärt Granow. Eigentlich wollten die Breitenburger vor allem eine Runde weiterkommen. Doch Pflicht und Kür liefen mehr als gut und die Mannschaft holte sich den Sieg. Damit stieg Breitenburg I auch gleich in die Klasse S auf.

Stolz ist Anke Granow nicht nur auf das Team, sondern auch auf ihren achtjährigen Oldenburger Wallach. Southern Comfort hat sie selbst ausgebildet und er wurde in Bayern als bestes Pferd ausgezeichnet. Doch damit nicht genug: Ihr Juniordoppelteam schaffte es außerdem noch auf den sechsten Platz. „Die beiden haben sich super präsentiert, und das, obwohl sie erst in diesem Jahr zusammengekommen sind.“

Am Ende fiel das Resümee sehr positiv aus. „Das war ein Wochenende, da weiß man, warum man das alles macht“, sagt sie lachend. Es sei so schön, mit den Kindern zu arbeiten: „Was sind das für einzigartige Momente, wenn die Anspannung abfällt und reine Freude da ist.“

Neuer Wind in der Ausbildung der Landwirte

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In der landwirtschaftlichen Ausbildung können viele praktische Arbeiten und Maßnahmen oftmals nur direkt am Tier vermittelt werden. Auch in der überbetrieblichen Ausbildung liegt der Schwerpunkt auf einer praxisnahen Vermittlung von Tierwohl und Tiergesundheit. Dennoch gibt es Maßnahmen, wie zum Beispiel das Enthornen von Kälbern, die den Auszubildenden in Schulungssituationen nur in Einzelfällen oder theoretisch demonstriert werden. Hier setzt das Projekt „SilA“ an. Beteiligt ist auch das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp.

Das Projektteam von „SilA“ entwickelt multimediale Lehreinheiten, in denen das Enthornen von Kälbern und das Nottöten von Schweinen an verschiedenen Stationen für die Auszubildenden ansprechend und vielfältig erläutert werden. Dabei kommen VR-Brillen mit interaktiven Lernmodulen aus 360°-Panoramen, ein Multifunktionstisch mit verschiedenen digitalen Modulen sowie sensorgestützte Demonstratoren zum Einsatz. Diesen realitätsnahen Modellen kommt eine besondere Bedeutung zu, da die Maßnahmen hier beliebig oft und ohne Einschränkungen durch Tier- und Arbeitsschutz durchgeführt werden können. So kann den Auszubildenden der richtige Umgang mit den Tieren und den Arbeitsmaterialien praktisch aufgezeigt werden.

Von Futterkamp bis nach Triesdorf

Die Projektbearbeitung erfolgt durch die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfahlen am Standort des Versuchs- und Bildungszentrums Haus Düsse. Um das Projekt auch anderen überbetrieblichen Ausbildungszentren zur Verfügung zu stellen, wurden drei Lern­ort-Kooperationen am Projekt beteiligt. Hierzu zählen das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp in Schleswig-Holstein, das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch in Sachsen sowie die landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf in Bayern.

Durch einen regelmäßigen fachlichen Austausch kann das Projektteam strukturelle Besonderheiten und unterschiedliche Anforderungen berücksichtigen. Alle beteiligten Lernort-Kooperationen haben das Ziel, diese multimedialen Lehreinheiten in Zukunft auch in ihrer überbetrieblichen Ausbildung einzusetzen. Um einen hohen Praxisbezug bei der Entwicklung der Demonstratoren und der Lehreinheiten sicherzustellen, hat das Projektteam zwei Praxisbeiräte ins Leben gerufen, einen für die Schweine- und einen für die Rinderhaltung. Die Beiräte setzen sich aus engagierten Betriebsleiterinnen und -leitern und Ausbilderinnen und Ausbildern zusammen.

Die Zusammenarbeit mit den Praktikern macht deutlich, dass in den Betrieben gute Standardroutinen zur Vermittlung der im Projekt adressierten tierschutzsensiblen Maßnahmen umgesetzt werden und eine umfangreiche theoretische und praktische Anleitung der Auszubildenden erfolgt. Um das Fachwissen und die Fertigkeiten der tierschutzsensiblen Arbeiten noch praxisnäher vermitteln zu können, sollen für die geplanten Lehreinheiten vor allem praktische Anschauungsmodelle und wie bisher eine angeleitete Demonstration in den Ställen der überbetrieblichen Ausbildungszentren zur Anwendung kommen.

Blick durch die Brille: Die Aufnahmen für die VR-Brillen wurden im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Düsse aufgenommen. Foto: Stefan Johnigk

Virtuelle Realität im Klassenzimmer

Die Lehreinheiten im Projekt setzen sich aus drei Stationen zusammen. Zu Beginn werden die theoretischen Inhalte mithilfe eines interaktiven Displays vermittelt. Hier finden die Auszubildenden die Inhalte sortiert und thematisch aufbereitet, um sich in Gruppenarbeit oder selbstständig über das Thema zu informieren. Anschließend wird das Wissen mithilfe der VR-Brillen überprüft und gefestigt. Mit den VR-Brillen finden die Auszubildenden sich in einer virtuellen Realität (VR) wieder, die aus 360°-Panoramen besteht. Hier lernen sie interaktiv auf ganz unterschiedlichen Wegen. Sie bekommen Lerninhalte unter anderem über 360°-Videos vermittelt, müssen Fragen beantworten oder bewegen sich per „Point & Click“ durch den Raum. Durch diese unterschiedlichen Zugänge können die Lernenden selbstgesteuert und an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst die Inhalte erarbeiten.

Lernen an lebensnahen Modellen

Nach dem Erlernen der theoretischen Inhalte probieren die Auszubildenden das Gelernte am Demonstrator aus. Dieser besteht aus drei Einheiten: dem Modellkopf, dem Demonstratorstab und einer App. Die Bewegungsabläufe der Enthornung oder des Nottötens können mit dem Demonstratorstab am Modellkopf trainiert werden. Für die Entwicklung des Stabes wurden die Eigenschaften verschiedener Enthornungs- und Bolzenschussgeräte untersucht und einbezogen. Eine Rückmeldung und Korrekturanweisungen der Bewegungen erfolgen über eine App. Dabei werden die erforderlichen Bewegungen grafisch dargestellt und Ampelsysteme genutzt. So lernen die Auszubildenden im Beisein des Ausbilders die richtigen Handgriffe und Bewegungsabläufe. Diese können wiederholt werden, bis der Auszubildende sie sicher beherrscht. Eventuell vorhandene Ängste der Auszubildenden können so abgebaut werden, da sie die Handgriffe am Modelltier richtig lernen können, bevor sie den Prozess der Enthornung am lebenden Tier durchführen.

Fazit

Durch den Demonstrator sowie die Unterrichtseinheit können die Auszubildenden eigenständig Fakten- und Sachwissen erwerben und die erworbenen Fähigkeiten in spezielle Praxissituationen übertragen. Anhand der neuen digitalen Technologien können sie noch besser auf ihren Berufsalltag vorbereitet werden.

Durch den Einsatz von Demonstratoren werden Eingriffe am Tier effetkiv erlernt und ihre Durchführung geübt. Die gewonnene Erfahrung kommt den Tieren in der landwirtschaftlichen Praxis zugute und verbessert den tierwohlgerechten Umgang mit ihnen. Trotzdem bleiben eine Anbindung an die praktische Umsetzung im Stall und eine gute Anleitung der Auszubildenden unerlässlich.

Demonstratoren halten geduldig still, verzeihen Fehler und stehen zeitunabhängig immer wieder zur Verfügung. Auf diese Weise lernen die Auszubildenen die Handhabung des Enthornungsgerätes sicher, bevor es das erste Mal unter Anleitung an das lebende Tier geht. Foto: Kathrin Asseburg